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Autor Thema: [Si] Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi  (Gelesen 6038 mal)

Gnomi

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Prolog zur Charaktergeschichte
oder auch:
Verhandlungen ala Durmarth

Der Wind peitschte über die schneebedeckten Baumwipfel.  Heulend lies er die Bäume in einem unruhigen Tanz hin und her schwingen. Gleichzeitig brachte er immer mehr Schnee, als ob er versuchen würde alles unter einer undurchdringlichen Schicht aus Eis und Schnee zu begraben.
Doch viele Meter darunter war bisher nur die Kälte angekommen. Es schneite erst seit einem Tag, daher waren nur kleine Haufen Schnee zwischen den Bäumen zu sehen. Der Rest hing noch weit über dem Erdboden, aufgehalten von den weitverzweigten Ästen der uralten Bäume. Die Sonne war sowieso schon durch den Sturm kaum zu sehen, doch die schneebedeckten äste verschluckten endgültig auch den letzten Sonnenstrahl.
Auf den moosigen Boden fiel nur ein leichtes Dämmerlicht, dem jede Wärme fehlte.
Eine dünne Schicht Raureif überzog bereits den Boden, doch noch war es schneefrei. Dies würde sich jedoch in den nächsten Tagen ändern, wenn der eisige Winter Angmars endgültig angekommen wäre. Dann würde alles unter einer mehreren Fuß dicken Schneedecke begraben sein.

An diesem Ort sollte die Übergabe stattfinden.

Dûrmarth atmete langsam aus und beobachtete, wie sein Atem Gestalt annahm und die kleinen, weißen Wolken sich langsam auflösten.
Er hörte hinter sich seine Kameraden ebenfalls leise atmen. Seit dem späten Nachmittag waren sie bereits hier und warteten. Er hatte den Befehl über zwanzig der mächtigsten Soldaten Angmars erhalten. Sie waren die Auserkorenen, die Garde des Hexenkönigs, die Elite der Eisenkrone. Alle waren sie in dunklen Gewändern gekleidet, unsichtbar für jeden, außer wenn sie gesehen werden wollten.  Doch sie waren nicht allein. Sie hatten zwei weitere Personen bei sich, die sich deutlich von ihnen abhoben. Sie hatten braune Gewänder, trugen keine Rüstungen und es schien fast, als ob sie leicht über dem Boden schweben würden. Jedenfalls waren sie die einzigen, die auf dem Hinweg in keiner Schneewehe Probleme hatten. Sie schienen über Schnee zu gehen, wie normale Menschen über einen trockenen Erdboden. Doch es gab noch zwei weitere Unterschiede.
Zum einen hatten beide spitze Ohren, die jedoch unter der Kapuze kaum zu sehen waren.
Zum anderen trugen sie Fesseln - nicht solche, wie normale Plünderer sie bei ihren Gefangenen benutzen würden, denn solche Stricke waren leicht zu durchtrennen und unsicher. Diese Gefangenen trugen Fesseln aus kaltem Stahl. Sowohl ihre Hände, als auch ihre Füße waren durch je eine schwere Kette miteinander verkettet. Sie hatten gerade genügend Raum um zu laufen, jedoch war es so für sie unmöglich zu rennen. Jeder Fluchtversuch wäre hoffnungslos gewesen.
Doch sie waren nicht allein im Wald. Was die Elben wohl schon lange gehört hatten, hörte nun auch Dûrmarth. Schlurfende Geräusche und ein leises Klappern von Metall, das an Metall schlägt.
„Borlad, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, schallte plötzlich eine krächzende Stimme durch den Wald. „Ich habe noch nie einen solchen Schneesturm gesehen. Wir sollten verschwinden, bevor wir vollständig eingeschneit sind.“
Eine zweite, sehr volle, Stimme erhob sich. „Still. Wenn der Hexenkönig ein Treffen wünscht, dann sollte man es ihm nicht ausschlagen. Du weißt. Er ist der oberste Diener Saurons, unseres Meisters.“ Leises Murren blieb die einzige Antwort.
Ein Blitz erhellte für einen Augenblick den Wald. Doch dieser Augenblick genügte, dass Dûrmarth die andere Gruppe deutlich erkannte. Es waren mindestens 50, die gekommen waren. Sie waren allesamt deutlich kleiner als jeder Soldat unter seinem Befehl, doch waren sie bis an die Zähne bewaffnet. Dûrmarth wartete bis sie nur noch wenige Schritte entfernt waren, dann erhob er die Stimme, gerade laut genug, dass sie das Heulen des Windes übertönte.
„Wer seid ihr, dass ihr es wagt in das Reich des ewigen Winters einzudringen. Dies ist das Reich des Hexenkönigs von Angmar und ich werde es wenn nötig bis zu meinem Tod beschützen. Nennt mir euren Namen und euer Begehr!“
Natürlich wusste er bereits den Namen des Anführers und auch der Grund ihres Kommens war aus dem kurzen Gesprächsfetzen, die er gehört hatte, deutlich.
Mit einem Ruck blieb die Gruppe der Neuankömmlinge stehen.
Verwirrt blickten sie in die Schatten und versuchten etwas zu erkennen. Nach wenigen Augenblicken trat ein kräftiger Mann hervor. „Mein Name lautet Borlad, Gesandter des Ulfast. Er ist oberster Herrscher der Stämme von Rhûn. Bevor ich jedoch ein weiteres Wort mit euch rede verlange ich, dass ihr euch mir zeigt. Ich sehe einen Schatten vor mir, mehr nicht. Zeigt euch und nennt mir euren Namen, oder  ich werde euch töten lassen. Ihr habt die Wahl!“
Dûrmarth musste lächeln. Es schien ein schöner Abend zu werden.  Einer, wie er sie mochte.
Er trat langsam in einen dämmrigen Lichtstrahl, der seinen Weg durch die Schneedecke und das Geäst über ihnen gefunden hatte. Leise hörte er ein kurzes Kratzen, ein Ton, der ihm wohl bekannt war. So klang es, wenn viele Männer gleichzeitig ihre Klingen aus den Scheiden zogen.
Sehr schön., dachte er. Sie hatten Angst vor ihm. Es schien wirklich ein sehr schöner Abend zu werden.

Langsam hob er seine Hand und packte seine Kapuze. Mit einem Ruck zog er sie zurück. Er wusste, wie er wirkte. Er war über einen Kopf größer, als  die Leute, die ihm gegenüber standen. Sein vom Wind hin und her schwingendes schwarzes Gewand lies nur erahnen, dass sich überhaupt ein Körper darunter befand. Das Dämmerlicht machte den Rest. Der Mantel war nur noch ein schwarzes Etwas und sein ohnehin schon blasses Gesicht war fast so weiß wie der Schnee, mehr wie das Gesicht eines Geistes, als das eines Menschen.
Bedächtig hob er die Hand und ballte sie vor sich zu einer Faust.
„Borlad, Gesandter des Ulfast. Vor dir steht Dûrmarth, Krieger des Hexenkönigs, dem Herrscher  dieses Reiches. Sagt euren Männern, dass sie ihre Waffen sofort wieder verschwinden lassen sollen. Falls ihr mir nicht Folge leistet wird es bald keinen von euch mehr geben, der die Hand gegen mich erheben könnte.“
Dûrmarth wusste, dass seine Gefährten teilweise ausgeschwärmt waren, genau so wie sie es besprochen hatten. Er musste nur ein Zeichen geben und einer von ihnen würde zuschlagen.
Ein vorsichtiges Lachen ertönte von einigen Stellen. Einer aus den hinteren Reihen lachte besonders laut, jedoch klang es nicht echt. Eher wie das Lachen eines Mannes, der am liebsten wo anders wäre. „Ist das derjenige mit dem wir uns treffen sollen?“, brüllte er laut, um seine zittrige Stimme zu verbergen. Dennoch hörte Dûrmarth die Unruhe und auch ein bisschen Angst in seiner Stimme. „Wenn nicht würde ich sagen: Machen wir kurzen Prozess und suchen weiter, bevor ich mir hier den Hintern noch abfriere!“
Dûrmarth blickte ihn mit kalten Augen auf. Mit seiner nicht zur Faust geballten Hand machte er einen kurzen verächtlichen Wink.
„So sei es.“, sagte Dûrmarth. Im selben Moment schrie der gerade noch lachende Mann laut auf.  Lautlos schlug er auf den Boden und färbte ihn mit seinem Blut. Man sah noch wie eine blutbeschmierte Klinge wieder zurückgezogen wurde und danach war nichts mehr von dem Mörder zu sehen.

„Nun oh allmächtiger Gesandter.“, sprach Dûrmarth drohend weiter. „Wollt ihr mich noch immer töten? Einer eurer Männer hat bereits mit dem Leben für seine leichte Zunge bezahlt. Steckt eure Waffen weg. Ich würde den Abend gerne ohne weiteres Blutvergießen beenden.“
Gut..., dachte Dûrmarth. Das ist eine kleine Lüge. Er sah gerne wie andere litten. Und hätte sein Meister ihm nicht befohlen, dass er sich mit ihnen hier treffen sollte und ihnen ein Geschenk übergeben sollte hätte er diese Menschen auch nicht als lebenswürdig eingestuft.
„Was ist?“, begann Dûrmarth von Neuem. „Wie lange wollt ihr noch mit gezogenen Waffen gegen die unsichtbaren Schatten um euch herum kämpfen?“

Borlad hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst. „Ich bin ein Mann der Ehre. Euer feiger Mord hat euch keinen Ruhm eingebracht. Mit einem wie euch werde ich nicht verhandeln. Egal was euer Meister von meinem Herren will.“
Grinsend lies Dûrmarth seine Faust sinken und öffnete seinen Mantel und lies ihn zu Boden fallen. Darunter erstrahlte eine dunkle Rüstung mit der Eisenkrone, als Zeichen des Herrschers von Angmar.
„So lasst mich im Zweikampf gegen euren besten Mann antreten.“ Dûrmarth zog sein Schwert. Wie schon so oft spürte er die Macht, die ihm inne wohnte:
Es war alt, seine Vorfahren hatten damit bereits gekämpft. In der Zwischenzeit jedoch  war es um ein vielfaches mächtiger.  Die schimmernden Kristalle, die in der Klinge erstrahlten, dienten im Kampf keinem tieferen Sinn. Doch jeder Krieger Angmars wusste was sie bedeuteten. Dieser Soldat war ein Auserwählter des Obersten der Nazgul. Ihm war Folge zu leisten. Seine Befehle waren nicht zu hinterfragen. Seine Klinge war gesegnet durch den Hexenkönig und der Träger der Klinge würde sein Leben für ihn geben. Und sie kennzeichneten ihn als einen der besten Krieger Angmars. Doch all dies wussten  Borlad und seine Begleiter nicht. In Rhûn gab es nur Gerüchte über die Macht des Hexenkönigs. Doch keiner dort hatte ihn je gesehen.

Borlad nickte und wandte sich wieder seinen Soldaten zu. „Du da.“, er zeigte mit dem Finger auf einen Krieger nahe bei ihm. „Galros. Ich gebe dir die Möglichkeit  deine Ehre unter Beweis zu stellen. Besiege diesen Menschen, der sich Dûrmarth nennt.“
Ein stämmiger Mann trat hervor. Er hatte seinen Bart zu zwei dünnen Zöpfen geflochten und seine Haare auf dem Kopf waren glatt abrasiert. Er trug zwei kleine Äxte an seinem Gürtel und eine schwere Rüstung. Dûrmarth kannte diese Art von Krieger. Sie fühlten sich unverwundbar. Es würde ein kurzer Kampf werden.
Sie nahmen beide wenige Schritt voneinander Stellung auf. Die restlichen Gefährten Borlads bildeten einen Halbkreis. Dûrmarths Gefährten blieben weiterhin unsichtbar zwischen den Bäumen.

Galros verbeugte sich vor Dûrmarth, der jedoch mit seinem Kopf nur ein leichtes Nicken andeutete. Damit war der Kampf eröffnet.
Mit einem Schrei stürzte sich der Ostling auf seinen Gegner. Seine Äxte hagelten abwechselnd auf Dûrmarth ein, ständig auf der Suche nach einer Lücke ins einer Deckung. Dûrmarth war leicht überrascht. Dieser Kämpfer war wirklich ein Meister im Umgang mit zwei Äxten, dies hatte er nicht erwartet. Dennoch schaffte er es alle Schläge zu blocken. Er blieb defensiv und wartete auf ein Zeichen der Erschöpfung bei seinem Gegner. Doch das Licht wurde immer dunkler und noch immer zeigte der Ostling keine Erschöpfung. Plötzlich geschah etwas was Dûrmarth nicht erwartet hatte – Galros hatte kurz bevor sein Schlag, wie so häufig in diesem Kampf, abgewehrt wurde seine Waffe leicht gedreht und damit Dûrmarths Klinge eingeklemmt. Dieser versuchte noch kurz sein Schwert herauszuziehen, merkte jedoch, dass es sinnlos war. Galros hob seine zweite Axt und lies sie unter dem Johlen seiner Kameraden niederfahren.
Dûrmarths Klinge fiel leise auf das Moos unter seinen Füßen. Doch er selber blieb stehen. Mit seiner ehemaligen Schwerthand hielt er den Arm gepackt, der den tödlichen Hieb ausführen sollte. Mit der anderen hatte er sein Messer tief in den Hals seines Gegners gerammt.
Als er seine Klinge wieder herauszog fiel der leblose Körper in sich zusammen. Jeder Laut des Aufschlagens wurde durch das Moos am Boden geschluckt.
Starr vor Entsetzen blickten die anderen Ostlinge auf ihren Kameraden. Kein Laut war mehr zu hören, außer dem Wind, der immer lauter aufheulte, als würde er sich an dem Sieg des kalten Angmars gegen das wärmere Reich Rhûn erfreuen.
Dûrmarth bückte sich, hob sein Schwert auf und blickte Borlad an. „Der Kampf ist entschieden. Euer Krieger hat verloren. Ihr werdet mir nun zuhören.“
Borlad schluckte und nickte schließlich. „Ihr habt bewiesen, dass ihr auch siegen könnt, wenn man euch sehen kann. Es war ein guter Kampf. Weshalb hat der Hexenkönigs uns herbeigerufen?“
Endlich, dachte Dûrmarth.
„Wie ihr bestimmt gehört habt ist die letzte Bastion Arnors im letzten Jahr gefallen. Die ganzen Nordlande gehören nun dem Reich Angmar an. Der Hexenkönig ist der unumstrittene Herrscher in diesen Landen.“
„Wir haben davon gehört.“, entgegnete der Botschafter knapp.
„Auch ihr habt lange Krieg geführt. Die letzten Jahrhunderte habt ihr das südliche Königreich in ständige Kämpfe verwickelt. Doch noch ist es mächtig.
Dies ist der Vorschlag meines Meisters:
Beginnt eure Angriffe auf das mächtige Gondor von Neuem. Lenkt sie ab, sodass sie blind sind für alles, was im Norden passiert. Sobald auch die letzten Bastionen im Norden vernichtet wurden werden wir eurem Kampf gegen das Südreich beitreten. Und gemeinsam werden wir die Elben, Zwerge und ihre Menschenverbündeten endgültig besiegen. Dafür bietet euch der Hexenkönig von Angmar ein Bündnis an. Die Reiche im Süden werden euch gehören. Ihr werdet dort viele Menschen finden, die für euch brauchbare Sklaven sein werden. Ebenso werdet ihr dort mehr Anbauflächen finden, als es in ganz Rhûn gibt. Euer Reichtum wird grenzenlos sein. Zudem werdet ihr Geschenke erhalten. Wir wissen, dass ihr bereits in den letzten Jahrhunderten viele Menschen als Sklaven zu euch geholt habt. Ihr scheint also an solchen Sklaven keinen Mangel zu haben.
Doch was würdet ihr sagen... zu Elbensklaven?“
Dûrmarth hob seine Hand und machte ein kurzes Zeichen. Vier seiner Soldaten schlugen sich nun ebenfalls die Kapuze zurück und gaben ihr Gesicht frei. Ein Murmeln ging durch die Reihen der Ostlinge. Sie hatten keinen von den Angmarsoldaten bemerkt.
Die vier Soldaten kamen näher und brachten die zwei Gefangenen  mit. Direkt vor Borlad angekommen schlugen sie nun auch ihnen die Kapuzen zurück. Ein lautes Raunen ging durch die Reihen der Ostlinge.
Einer der beiden Gefangenen war ein großer Elb mit langem blonden Haar und einem strengen Gesicht. Er wirkte unnahbar, wie die Überlieferungen die stolzen Elben aus dem ersten Zeitalter beschrieben.
Die andere Person erzog jedoch noch mehr Aufmerksamkeit – es war eindeutig eine Elbin. Auch ohne ihren Körper zu sehen erkannte man an ihrem Gesicht genügend Hinweise darauf, dass sie kein Mann war. Ihr Gesicht war deutlich weicher als das des Elben, doch auch sie sah stolz und erhaben aus.
„Beides sind nicht irgendwelche Waldelben, sondern gehören den Hochelben an, die in Imladris wohnen. Nehmt diese beiden als Geschenk des Herrschers von Angmar und Arnor“, fuhr Dûrmarth fort. „Sobald ihr eure Angriffe wieder begonnen habt werdet ihr weitere Geschenke erhalten. Ihr werdet sehen: Der Hexenkönig ist gütig zu seinen Verbündeten.
Unsere Gespräche sind beendet. Wir werden erfahren, ob ihr eure Angriffe wieder aufgenommen habt, Borlad, Gesandter des Ulfast.“
„Ich werde euer Angebot überbringen, Diener des Hexenkönigs.“, antwortete Borlad lächelnd.


Dies geschah Anfang 1975 D.Z. Borlad hatte nie vor gehabt dem Hexenkönig zu helfen oder die Nachricht überhaupt so zu überbringen. Mit den beiden Sklaven kam er in Rhûn an und verkündete, dass er Geschenke des Hexenkönigs erhalten hätte und selbst Herrscher des Reiches werden sollte, da sich Ulfast als unwürdig erwiesen hätte. Einige Jahre herrschte Bürgerkrieg, doch schließlich gewannen Borlads Truppen die Oberhand und er wurde Herrscher über ganz Rhûn.

Es stellte sich heraus, dass die beiden Elbensklaven ein Liebespaar waren. Kurz nach der Übergabe wurde auch deutlich, dass sie ein Kind erwarteten. Noch im selben Jahr wird ihnen ein Kind geboren. Die Eltern taufen das Kind Mallos Harthadên.
Im selben Jahr landete Earnurs Flotte in Lindon. verbündet mit den Elben und den letzten Überresten von Arthedains einstiger Armee wurde Angmars Armee schließlich vollständig vernichtet. Und der Hexenkönig musste aus Angmar fliehen.


Gnomi

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Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #1 am: 8. Aug 2011, 00:03 »
Eiskalt brüllte der Aufseher uns an und trieb uns unbarmherzig immer weiter durch die glutheiße Hitze. Mehrere von uns waren bereits auf dem Weg zusammengebrochen. Meist waren es jene, die zu wenige oder zu viele Monde erlebt hatten. Unsere Wächter waren binnen eines Augenschlags bei jenen gewesen und haben den durstigen Sand unter unseren Füßen ihr Blut schmecken lassen. Ursprünglich waren wir 50 kräftige Sklaven gewesen. Als die Sonne blutrot unterging waren wir nur noch 22. Alle Sklaven waren Gefangene aus dem Westen, größtenteils durch die Wagenkriege hierher verschleppt. Nun wurden wir immer weiter nach Osten gebracht, in das Nichts, wo nur Felsen und Sand war, weg von den fruchtbaren Wiesen, die zu dem Zeitpunkt einen Tagesmarsch entfernt lagen und die bald von dem Blut unzähliger Ostlinge befleckt sein sollten. Niemand hatte uns etwas gesagt, doch wussten wir alle weshalb wir weggebracht wurden:
Ein Gerücht hatte die Runde gemacht, ursprünglich nur ein Flüstern ähnlich einer leisen Windböe; Borlad, der Tyrann und unrechtmäßige Herrscher über Rhûn hatte nur zwei Jahre nach seiner Machtübernahme mit dem Sohn seines Vorgängers zu kämpfen.
Mit der Zeit wurde dieses Flüstern immer lauter, immer mehr Sklaven hörten die Soldaten flüstern, sahen sie unruhig werden und rochen ihre Angst.
Schließlich war es so weit, es brach erneut Krieg aus und dieses Mal schien Borlad zu unterliegen. Die gesamten Armeen Rhûns standen sich gegenüber, die Masse der Soldaten war so gewaltig, dass die Schlacht so lang zu werden drohte, wie Borlads Herrschaft kurz war.
Doch wir Sklaven wurden weggebracht, keiner von uns sollte bei der Schlacht anwesend sein, keiner sollte sehen wie die Soldaten zu Berserkern werden, alle Ehre vergessend selbst Leichen zerstückeln, oder aber auch weinend, wie kleine Kinder rennen.
Wir Sklaven galten als Hindernis, wir hätten rebellieren können. Darum wurden wir weg gebracht, weit weg in die Wüste, wo Borlad uns sicher glaubte, wir nichts gegen ihn tun konnten und falls er unterlag keiner von seinen Gegnern wissen würde, wo wir waren, sodass wir kläglich verdursten würden.
Nachdem die Sonne untergegangen war wurde es kaum erträglicher für uns. Der sengenden Hitze folgte eine klirrend kalte Nacht. Doch wir rannten weiter.
Ich rannte und stütze mit letzter Kraft noch meine Frau, die noch immer unser Kind in den Armen hielt. Sie hasste es von mir gestützt zu werden, es verletzte ihren Stolz, doch unser Kind musste leben und nur gemeinsam waren wir stark genug es auch noch nach diesem langen Fußmarsch zu tragen. Sollten wir es nicht mehr schaffen gäbe es wieder eine neue Leiche, die unseren Weg mit beschrieb.
Das Gelände wurde langsam unebener, es ging immer steiler bergauf, große Felsen lagen um uns herum und Felswände zwangen unseren vorher geraden Kurs aufzugeben und in Kurven über verschlungene Pfade zu gehen. Unsere Aufseher waren unruhig geworden. Sie hatten länger gebraucht, als sie erhofft hatten und nach dem langen Ritt waren auch ihre Pferde am Rand der Erschöpfung und strauchelten immer häufiger.
Gerade als wir eine Kluft durchqueren wollten geschah es. Vor uns erschien ein einzelner Mann und der gesamte Zug erstarrte.
„Halt.“, sagte er trotzdem noch unnötigerweise. „Ihr habt das Reich der Bezuanen betreten. Die Uniformen von euch Soldaten zeigen deutlich, dass ihr Diener des Verräters seid.“
Einer von den Sklaventreibern trat vor.
„Die Bezuanen sind schon lange nicht mehr. Borlad hatte den Stamm ausgelöscht als er an die Macht kam. Die letzten Überbleibsel von euch waren in die Wüste gejagt worden. Ihr habt keine Macht mehr. Nun geht aus dem Weg und wir werden euer unwürdiges Erscheinen hier vergessen.“
„Ihr könnt nicht vorbei.“
„Was?“
„Ich sagte: Ihr könnt nicht vorbei. Dieser Pfad wurde freigelegt von jenen, die verbannt sind. Und die Verbannten halten ihn.“
Blitzschnell drehte der Sklaventreiber sich um und erkannte, dass sie in einer Falle saßen. Überall um sie herum waren Krieger in schwarzen Gewändern erschienen unter denen schimmernde Rüstungen zu erahnen waren.
„Wir kennen keine Gnade gegenüber den Dienern Borlads, des Verräters an unserem König und unserem Gott. Sauron selbst hat Ulfast in sein Amt gesetzt. Euer Herrscher hat ihn unrechtmäßig gestürzt und sich selbst auf den Thron gesetzt, der ihm nicht gehörte. Wir dienen nur Ulfasts Sohn Baugi und seinem, sowie unserem Gott. Ihr habt Glück – morgen ist der Tag des Gottes. Wir werden ihm wie jedes Jahr ein Opfer darbringen, ihr habt die Ehre daran teilzunehmen. Euer Blut wird Sauron gefallen. Nehmt sie fest.“
„Nein, wartet!“, schrie der Aufseher entsetzt, doch es war zu spät. Die vermummten Gestalten stürmten von allen Seiten auf sie zu, packten die Krieger, die verzweifelt versuchten sich zu wehren, fesselten sie und verschwanden mit ihnen wieder in der Dunkelheit.
Es waren nun nur noch die Sklaven und ein paar der schwarzen Krieger da.
„Ihr seid alles Sklaven des Verräters.“, fuhr der Redner fort. „Somit seid ihr seine Feinde gewesen. Ihr wart auch unsere Feinde, doch dies war einmal. Ihr dürft bei uns leben. Solange ihr keine Waffen benutzt und unsere Sitten und Bräuche achtet. Dieses Angebot gilt für alle Menschen unter euch.“
Erschöpft hob ich den Kopf und starrte ihn an. Seine Augen funkelten zurück. „Doch die Elben werden hier nicht wohnen können. Baugi verlangt das rechtmäßige Eigentum seines Vaters zurück. Für euch steht bereits ein Wagen und eine Eskorte bereit. Noch heute werdet ihr von hier verschwinden. Baugi wird uns für diesen Fang reich belohnen. Ihr Menschen aber, folgt mir, ich bringe euch zu eurer Unterkunft.“
Die Sklaven folgten zögernd dem Befehl. Während sie langsam verschwanden blieb ich mit meiner Gemahlin stehen. Wir schauten uns an und verstanden. Wir waren beide glücklich. Wir lebten noch und Baugi würde uns nicht töten wollen. Dessen waren wir sicher, ansonsten wären wir jetzt schon tot gewesen.
„Er ist gerade aufgewacht Araiôn“, flüsterte sie mir zu. Vorsichtig beugte ich mich über den Lumpenbeutel in ihren Armen. Große blaue Augen starrten mich an. Ein Lächeln umspielte den Mund des Babys. Ungewollt musste ich auch lächeln. „Er hat nichts davon mitbekommen.“, murmelte ich glücklich. „Nichts von dieser Flucht. Hoffen wir, dass er nie so etwas durchstehen muss. Nun komm Iriell. Dort vorne kommt der Wagen. Bald werden wir bei Baugi sein. Er wird uns nicht töten. Ich werde über euch wachen.“





Holpernd fuhr der Wagen über den steinigen Untergrund. Iriell lag mit geschlossenen Augen  auf dem harten Holz, erschöpft, aber trotzdem lächelte sie. Seit sie entführt worden waren, war ihr Leben immer schlimmer geworden. Sie waren gedemütigt, gepeinigt und misshandelt worden. Sie hatten keine Zeit der Ruhe gehabt. Ständig musste sie auf ihr Kind aufpassen und trotzdem noch alle Arbeiten erledigen, doch jetzt konnte sie zum ersten Mal still sitzen. Seit sie von Dûrmarth übergeben worden waren, war sie in keinem Wagen mehr gefahren, alle Wege hatten sie zu Fuß bewältigen müssen. Sie wusste nicht wie es weitergeht, doch war sie zuversichtlich. Sie wusste, Araiôn würde Baugi überreden können, dass sie lebendig nützlicher waren als tot. Schlimmer konnte es zumindest nicht kommen. Die Nacht war fast vorbei, doch hatten weder sie noch ihr Gemahl geschlafen gehabt. In der Ferne hatten sie bereits vor längerem schon kleine Lichtpunkte entdeckt. Dies schien ihr Ziel zu sein.
Als die Sonne rot den neuen Tag begrüßte kamen sie an. Sie waren mitten in einem riesigen Lager, welches aus unzähligen Zelten bestand. Überall rannten Leute umher und brüllten hektisch Befehle, als ob jederzeit etwas Entscheidendes passieren könnte. Einige blieben stehen, doch es war schwer ob sie versuchten zu erkennen wer die beiden Personen und das Baby in dem Wagen waren, oder ob sie von den Bewachern, die sie den ganzen Weg über begleitet hatten, überrascht waren. Jedenfalls wurden alle, die ihnen im Weg standen, gewaltsam zur Seite gedrückt, wenn sie nicht freiwillig Platz machten. Schließlich blieb der Wagen stehen. Iriell schaute auf und erkannte, dass sie auf einem kleinen Platz vor einem großen Zelt waren, auf dem die Symbole Rhûns und des Königs gestickt waren.

Ein Soldat kam begleitet von zwei weiteren aus dem Zelt heraus und redete kurz mit gedämpfter Stimme  mit einem der Krieger, die sie begleitet hatten. Nach einer kurzen Besprechung kehrte der Soldat wieder in das Zelt zurück. Doch sie mussten nicht lange warten, keine zehn Atemzüge später erschien wieder ein Mann, gefolgt von dem Soldat, der das erste Mal gekommen war und neun weiteren Soldaten. Es war unschwer zu erkennen wer er war – seine Haltung, seine Rüstung und sein Gesichtsausdruck ließen nur einen Schluss zu:
Dies war Baugi, rechtmäßiger Thronerbe Rhûns.

Auch er redete kurz mit dem einen Krieger, dann gab er einen Wink und ging zurück in das Zelt.
Ohne Worte befahlen die Soldaten um sie herum Iriell und Araiôn abzusteigen und ihnen zu folgen.
Auch sie betraten das Zelt.
Iriell ließ ihren Blick umherschweifen. Um sie herum waren prunkvolle Rüstungen, Waffen, Helme und Schilde. Zudem waren viele Rollen aus Pergament in Urnen und einige lagen ausgebreitet auf ein paar der Tischen, die vor ihnen i Raum standen. Baugi hatte sich auf einen großen Stuhl gesetzt und musterte sie mit einer unschwer zu erkennenden Neugier.
Doch zuerst wandte er sich an ihre Begleiter.
„Die Bezuanen standen immer treu hinter dem wahren König. Dafür wurdet ihr verbannt. Doch dies war ein Fehler des Thronräubers. Er hat sich mit euch einen Feind geschaffen, den er unterschätzt hatte. Ihr wart ein Stamm, der groß war und vieles geleistet hat. Am heutigen Tage habt ihr eurem wahren König und dem Gott, der über allem steht, einen großen Dienst erwiesen. Ihr seid wahrhaft würdig, die Sohne eurer Ahnen zu sein! Sobald der Verräter Borlad gestürzt ist werdet ihr fürstlicher belohnt werden, als jeder andere Stamm, der sich mir angeschlossen hat. Übergebt diese Nachricht eurem Fürsten.  Nun geht!“
Mit einer tiefen Verbeugung drehten sich ihre Begleiter um und verschwanden aus dem Zelt. Nun wandte sich der Königsohn den beiden Elben zu.
„Ihr seid also der Grund, weshalb Borlad überhaupt erst an die Macht kam. Ich habe Geschichten gehört... eine haarsträubender als die Andere. Es heißt ihr seid mächtige Zauberer, große elbische Magier aus dem Westen, die mit Borlad gemeinsame Sache gemacht hatten, um den König zu stürzen. Angeblich habt ihr Feuer auf die Feinde derjenigen regnen lassen, die sich euch widersetzten, die Familien derer verflucht, die sich euch nicht anschließen wollten.“
Unruhig wippte Iriell ihr Kind in den Armen.
„Ihr wurdet beschrieben, als Elben, die im Zorn ihre Größe verdreifachen und als Riesen über uns kommen, denen kein Mensch gewachsen ist und die jeden zermalmen, der nur nah genug zu ihnen kommt. Ihr sollt ganze Dörfer der Feinde Borlads mit einer Skorpionenplage belegt haben, sodass keiner der Anwohner die Nacht überlebt hat.“
Araiôn machte den Mund auf, doch Baugi gehieß ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. „All dies klingt für mich übertrieben. Ich kannte Borlad seit ich ein Kind war. Er hat immer schon nach dem Thron getrachtet und war gut dabei den Aberglauben der Bevölkerung auszunutzen. Ihr wirkt mehr wie einfache Sklaven, als fremde Zauberer, zudem seht ihr eher aus, als ob ihr in den letzten Jahren in Steinbrüchen oder Minen geschuftet habt.
Was ich von euch hören will ist die Wahrheit. Danach werde ich über euer Leben entscheiden. Diese Person hier,“ er machte kurz seine Pause und deutete auf eine Person in einem schwarzen Umhang, die bisher in den Schatten im hinteren Eck des Zeltes gestanden war. „ist ein Gesandter Saurons, unseres Gottes. Er wird erkennen, ob ihr die Wahrheit sagt.
Nun sprecht.“
Iriell musterte den Gesandten. Er war voll und ganz in einen schwarzen Umhang gehüllt und nur seine Augen funkelten böse hervor. Seine Arme waren vor seinem Körper verschränkt. Völlig reglos stand er da und wartete.
„Werter König“, begann nach einer kurzen Pause Araiôn zu erzählen. „Wenn ich die Macht hätte zu zaubern und ganze Dörfer auszulöschen... dann wären meine Gemahlin und ich erst garnicht hierher gekommen, sondern wären noch im Westen, bei unseren Verbündeten, den Feinden Angmars.
Doch der Kampf Angmars gegen Arnors war unser Untergang. Die Elite des Hexenkönigs, wir nannten sie die 'Schwarze Garde' hat uns eines Nachts überfallen und entführt. Wir sollten als Geschenk an euren Vater übergeben werden. Dies dürftet auch ihr noch wissen. Borlad war derjenige, dem wir übergeben wurden und der uns nach Rhûn bringen sollte. Wir waren in der gesamten Zeit nie mehr als Sklaven, gut genug um die niedersten Aufgaben zu machen. Borlad hat uns gerade genug gegeben, dass wir überlebten. Er wusste, dass sein gesamter Herrschaftsanspruch auf uns basierte. Doch bekamen wir deshalb keine bevorzugte Behandlung.Die wahre Geschichte ist so wahr, wie sie kurz ist. Als Sklaven konnten wir keine der uns zugeschrieben Taten vollbringen.“
Er verbeugte sich und trat zurück.
Erwartungsvoll schaute Iriell den Gesandten aus Mordor an. Er gab ein dunkles Krächzen von sich und sagte etwas in einer unbekannten Sprache zu Baugi.
Dieser nickte und sagte mit ernster Miene:
„Ihr habt Glück gehabt. Eure Geschichte scheint wahr zu sein. Das erleichtert vieles. Ich hatte nicht vor euch nicht töten. Ich werde Borlads eigene Waffe gegen ihn verwenden. Ihr wart Sklaven – und das werdet ihr auch weiterhin bleiben. Zuerst werdet ihr mir helfen die bevorstehende Schlacht zu gewinnen – anschließend werde ich für euch bestimmt andere passende Dienste für euch finden. Ich denke jedoch, dass ihr in anderen Orten nützlicher sein werdet, als in Steinbrüchen.“





Düster war noch die junge Nacht
doch überall waren Feuer entfacht.
Zwei große Armeen standen in den Dämpfen am Abend
bereit zum Kämpfen, an der Angst der andren labend.
Doch zuerst, so war es Brauch
die beiden Feinde in der Mitte der Armeen
Baugi und Borlad trafen sich auf der toten Erde
gefolgt von vielen Fürsten ritten sie zu Pferde
beide waren Herrscher über so manche Lehen,
ein paar Soldaten kamen auch.

„Nun höre Baugi“, sprach der Thronräuber.
„Du wirst zu Grabe tragen deiner Leute Leiber.
Außer du gibst nun auf und unterwirfst dich mir
Dem wahren König von Saurons Gnaden – jetzt und hier!
Meine Armee besteht aus mehr, als nur Truppen
Du wärest unter mir ein großer Anführer!
Nun, Baugi, bedenke meine Worte gut
und gebe auf. Das wäre wahrer Mut!
Ansonsten bleibst du nur ein Aufrührer
und deine Leute sterben als willenlose Puppen.

Nur kurz überlegte Baugi seine Worte
und wies mit der Hand auf seine Eskorte.
„Diese Soldaten.“, sagte er laut vernehmlich.
Halten, genau wie ich, das Aufgeben für erbärmlich.
Du bist ein Mann er großen Worte Borlad.
Deine Macht wird gebrochen sein, noch ehe der Tag zu Ende geht.
Denn nun habe ich Saurons Geschenk auf meiner Seite.
Darum sag ich dir: Borlad, renn! Such lieber das Weite!
Ich werde es sein, nicht du, der diese Schlacht heil übersteht!
Diese Schlacht gewinnst du nicht. Das wird ein Blutbad!“

Und weiter sprach der König:
„Nun Borlad werde hörig.
Zwei Geschenke bekamst du durch den obersten der schwarzen Reiter.
Du nahmst sie an, gewiss des Sieges durch sie. Fröhlich und Heiter.
Doch wie gewonnen, so zerronnen sage ich.
Du warst ihrer nicht würdig, so nahm Sauron sie dir wieder
Die Elben wurden mir von Sauron gegeben!
Mit ihnen schenkte er mir ein neues Leben.
Darum Borlad: Knie vor dem wahren König nieder!
Ich bin nun unser König. Darum akzeptiere mich!

Voll Zorn floh Borlad in die Mitte seiner Krieger.
Er wusste um die Wahrheit der Worte,
und wusste, Baugi war der Sieger.
Doch wollte er kämpfen, für Tod und Glorie
denn er war keiner von der aufgebenden Sorte.
An diesem Tag starb mehr, als nur eine Familie.

Sehr, sehr viele von Borlads Soldaten
verrieten den Verräter und seine Maden
Sie brachten Baugi am Schluss den Sieg
und so endete in Rhûn der Bruderkrieg.

Des Verräters Ende war vorherbestimmt,
der wahre König seinen Thron erklimmt.

Gedicht Iriells über die Schlacht auf dem goldenen Boden
über die Niederlage Borlads gegen Baugi.
Aufbewahrt in der Bibliothek von Gortharia





„Mama, erzähl mir wieder eins von deinen Märchen.“, verlangte Mallos mit erschöpfter, während er leicht die Augen öffnete. Seit Tagen lag er nun schon im Bett. Fast die gesamte Stadt war an einer Grippe erkrankt. Seine Eltern waren wundersamerweise nicht betroffen, aber er war ans Bett gefesselt. Er war in der Zwischenzeit zu einem kleinen Jungen herangewachsen. Knapp über 30 Jahre war er nun schon alt. Seine Augen waren blau wie das Meer und seine Haare waren in einem kräftigen braun.
„Eine Geschichte noch, dann muss ich gehen. Der König verlangt die Anwesenheit von deinem Papa und mir. Firiel wird wieder da sein und sich um dich kümmern.“, sagte Iriell lächelnd.
„Aber ich mag sie nicht.“, protestierte Mallos. „Früher sah sie genauso jung aus wie du, doch sie hat sich nun schon total verändert! Du siehst genauso aus, wie ich dich immer in Erinnerung habe. Doch sie ist nicht mehr die Gleiche wie früher!“
Traurig lächelte seine Mutter auf ihn herab. „Ja, sie hat sich verändert. Doch wir... Dein Vater, du und ich... Sind anders.“, sagte sie zögernd. „Du wirst wenn du älter bist mehr darüber erfahren. Doch jetzt nicht. Jetzt kommt meine letzte Geschichte für heute. Ich habe dir bereits von einigen unserer Vorfahren erzählt. Wie die Bäume das Sprechen lernten, wie sie ihre ersten Bewegungen machten, wie Ea erschaffen wurde und wie Sonne und Mond entstanden. Jetzt will ich dir eine sehr unbekannte Geschichte erzählen. Nur wenige kennen sie und die meisten denken, dass es ein Märchen ist, nicht mehr. Doch diese Legende ist wahr.
Vom Düsterwald weit im Westen hab ich dir bereits erzählt, oder? Dort stehen riesige Bäume, größer als jeder Baum, den du hier bisher gesehen hast. Jeder einzelne ist groß genug, dass sich zehn Leute drum herum stellen könnten und sie würden ihn nicht vollständig einschließen können, wenn sie sich an die Hände fassen. Das Blätterdach ist so dicht, dass es die meiste Zeit nur schwaches Dämmerlicht gibt. Das Ausmaß des Waldes ist so gigantisch, dass du mehrere Tage von brauchst, um von der Westgrenze nach Osten zu kommen und sogar Wochen, um vom Norden zum Süden zu gelangen. Die Bewohner dieses Waldes werden 'Waldelben' genannt. Die meisten von ihnen leben glücklich in den Wäldern und erfreuen sich der Dinge, die Illuvatar uns geschenkt hat.
Doch es gab auch einige unter ihnen, die selbst Dinge erschaffen wollten. Sie wollten selbst solch ein gewaltiges Werk erschaffen. So betraten sie die Höhlen unter dem Düsterwald, die durchdrungen sind von riesigen Ketten aus kleinen und großen Kristallen. Dort begannen sie wie die Zwerge zu graben. Sie legten gewaltige Bereiche frei und formten die Kristalle ganz nach ihrem Belieben. Sie bauten riesige Wälder auf, ließen Säulen gen Decke steigen und versuchten den Wald über ihren Köpfen zu übertreffen. Sie waren glücklich bei dem was sie machten, denn sie dachten, sie würden die Welt über sich übertreffen. Sie waren sich sicher, dass sie etwas Schöneres geschaffen hatten.
Doch eines Tages verirrte sich ein Kind der Waldelben, die noch im Wald und nicht unter Erde lebten zu ihnen.
Voll stolz zeigten sie dem Kind all ihre Werke. Doch als das Kind die Bäume sah schüttelte es nur den Kopf. 'Aber wo ist das Leben in ihnen? Bäume bewegen sich im Wind, du kannst zuhören, wie sie flüstern. Du hörst ihnen zu, wenn die Blätter im Wind rauschen. Das hier unten wäre nichts für mich, hier ist alles tot. Es sieht schön aus, aber mehr nicht. Den wahren Wald, die Schöpfung Illuvatars hat euer Werk noch nicht erlangt.'
Voll Schmach erkannten sie, dass das Kind Recht hatte. All ihren Werken fehlte es an Lebendigkeit, an ständiger Veränderung, die es nur in dem Wald über ihnen gab. Ihre Hallen jedoch veränderten sich nur, wenn sie selbst Hand anlegten. Sie konnten nie etwas Neues finden, außer sie erschafften es selbst, während es im Wald ständig neues zu entdecken gab. So verließen sie die Höhlen, zerstörten alle Eingänge, auf dass niemand mehr ihren Versuch, für den sie sich nun schämten, Illuvatars Werk zu übertreffen sehen solle.“
Lächelnd machte Iriell eine Pause und fuhr dann wieder fort.
„Dies war eine kurze Zusammenfassung einer alten Geschichte. Bisher hat fast niemand diese Höhlen gesucht und mir ist keiner bekannt, der sie gefunden hat. Doch weiß ich, dass sie existieren.

Nun muss ich aber wirklich gehen. Wir sehen uns heute Abend wieder Mallosschatz. Bleib ruhig und sei nicht zu böse zu Firiel. Sie ist ein gutes Mädchen.“
Kaum war seine Mutter draußen drehte sich Mallos um und dachte nach. Er hasste es allein mit welchen zu sein, die nicht aus seiner Familie waren.  Er hatte schon früh gemerkt, dass er anders war. Alle anderen in seinem Alter, die er kannte, waren schon viel schneller gewachsen... er war immer noch so klein, während die anderen schon so alt waren und viele seiner früheren Freunde begegneten ihm ständig mit Hochmut und Arroganz, als ob er auf einmal weniger Wert war. Was seine Mutter ihm heute gesagt hatte hat diese Ansicht nur noch bekräftigt. Vielleicht würde er es schaffen, dass Firiell ihm mehr erzählte...




„Mein Sohn...“, begann Araiôn und Mallos wusste bereits was er sagen wollte. Er hatte es schon lange geahnt und hatte genug Beweise gefunden, die alle dasselbe belegten. „Du bist nun schon 157 Jahre alt und genauso lange sind wir auch schon als Sklaven im Osten. Die ersten Jahre hast du nicht mit bekommen, sei froh darüber. Doch wir haben dir alles über diene Vergangenheit erzählt. Wir haben dir erzählt, welche Wurzeln du hast, warum du als Sklave dennoch Ansehen genießt, wieso wir versklavt wurden und wer uns von Angmar nach Rhûn gebracht hat. Doch nun... ist etwas passiert.“
Mallos bemerkte, dass die Stimme seines Vaters am Ende leicht zitterte. Glaubte sein Vater wirklich er hätte nichts davon gemerkt?
Seit Jahren hatten seine Eltern ihm beigebracht,wie er sich hier alleine zurecht fand. Sie hatten ihm beigebracht, wie er es sich bei hohen Leuten einschmeicheln kann und wie er teilweise ihre Gedanken auf einen bestimmten Weg lenken kann. Wenn seine Eltern weiter da sein würden, dann hätten seine Eltern ihm nichts davon beibringen müssen. „Wir müssen dich verlassen.“, fuhr nun seine Mutter leise fort. „Wir beide, dein Vater und ich wurden verkauft – das ist das Schicksal der Sklaven. Noch heute werden wir in den Osten aufbrechen und weit im Osten einem neuen König übergeben werden. Du wirst nun auf dich allein gestellt sei. Dies wird wohl ein Abschied für immer werden. Ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen werden.“
„Dunkel und traurig wird dieser Tag in meiner Erinnerung sein.“, fuhr sein Vater fort. „Durch dich haben wir so viel gewonnen. Mein Sohn, mein Ein und Alles. Ich will dich nicht verlieren, doch nichts kann ich dagegen tun. Vielleicht sehen wir uns eines schönen Tages wieder. Vielleicht schaffen wir es alle nach Westen zu segeln, dorthin wo alle Elben kommen, sobald ihre Zeit hier vorüber ist. Dort werden wir uns wiedersehen.“
Gemeinsam standen sie alle drei auf und traten aus dem Haus. Obwohl sie Sklaven waren, konnten sie sich zumindest in gewissen Bereichen frei bewegen. Sie hatten schon mehreren Generationen von Rhûns Königen gedient und sich im Laufe der Jahrzehnte ihr Vertrauen erworben. Sie waren bei öffentlichen Empfängen anwesend, sie halfen dabei Landkarten zu zeichnen, sie schrieben die Taten des Königs und die anderen großen Ereignisse auf, die im Königreich passierten und wurden für ihre Treue mit Freiheiten belohnt, die ansonsten kein anderer Sklave genoss.
Doch fliehen konnten sie trotz allem nicht. Egal wo sie waren, sie wurden immer beobachtet. Mallos hatte es früher nicht erkannt, doch in der Zwischenzeit sah er all jene Leute, die auf sie aufpassten. Egal wo sie waren, sie waren nie allein.

Als er am nächsten Morgen aufwachte blieb er erst noch einmal mit geschlossenen Augen liegen. Er wusste was passiert war, er wusste dass er nun allein war. Dennoch wollte er es nicht glauben. Allein als elbischer Sklave mitten unter den Menschen aus Rhûn, die seit Jahrhunderten sein Volk hassten.
Schließlich machte er dann doch die Augen auf. Er war in dem kleinen Zimmer in dem er schon immer gewohnt hatte. Neben der schweren Holztür an der einen Seite standen Schränke, die bis zur Decke ragten. Sie waren voll mit Pergamenten, Lederhäuten oder kleinen Steintafeln auf die er Notizen oder längere Texte geschrieben hatte. Teilweise waren es Texte oder Bilder, die er für den König zur Zeit erschuf, teilweise auch Dinge, die er für sich machte. Von Zweitem wusste jedoch niemand etwas.
Auf der rechten Seite stand sein Bett, in dem er gerade lag. Auch das Bett war aus Holz gebaut, gerade groß genug, dass er Platz darin hatte. An der Seite gegenüber hing ein Bild, welches einst seine Mutter gemalt hatte. Es zeigte einen Menschen, der von Schatten umhüllt zu Boden sank. Das Gesicht war nicht zu erkennen, auch dies war größtenteils schwarz, doch die beiden Augen funkelten böse hervor. In der Hand hatte er ein Schwert. Es war ein altes Schwert, aber auch ein sehr Mächtiges. Zudem waren verschiedenfarbige Kristalle in die Scheide eingelassen.
Obwohl der Mensch auf dem Bild nicht schön anzuschauen war und einem eigentlich Angst machen sollte, mochte Mallos das Bild. Er erkannte, dass der Mensch Angst hatte und der Mensch gerade in einem Kampf unterlegen war. Und kaum einem anderen Menschen, als diesem einen wünschte er den Tod so sehr, wie diesem einem, der seine Eltern an Rhûn übergeben hatte.
Auf der letzten Seite des viereckigen Raums, gegenüber der Tür stand ein großer Tisch und darüber war ein riesiges Fenster, durch das bereits die ersten Sonnenstrahlen den Raum erhellten.
Langsam stand der Elb auf und dachte an den letzten Tag. Sein Vater hatte ihm zum Abschied zu geraunt „Habe Geduld. Du wirst es schaffen... doch habe Geduld und nutze deine Begabungen.“ Dann hatte er sich umgedreht und war den Soldaten gefolgt, die ihn und Iriell wegbrachten. Noch lange war er stehen geblieben und hatte ihnen nachgeschaut. Er hatte gesehen, wie sie die Stadt verließen, wie sie auf die Wägen stiegen und losfuhren und schließlich wie sie am Horizont verblassten und aus seinem Blickfeld entschwanden. Erst danach hatte er sich wieder seinen Arbeiten zugewandt.
Noch immer lagen über den Tisch in seinem Zimmer verschiedene Blätter verstreut. Sie beinhalteten Gedichte und andere Werke über den derzeitigen König. Mallos fiel es schwer etwas Gutes an ihm zu finden, dass er für die Nachwelt festhalten könnte. Er hätte schrieben können, dass der König immerhin die Macht Rhûns nicht verkleinerte, aber er hatte das Gefühl, dass der König nicht wirklich davon begeistert wäre. Also raffte er sich auf. Vor dem Frühstück schaffte er es öfters noch Dinge zu schreiben, die ihm des Königs Wohlwollen sicherten.
Und so begann er zu schreiben.
Die Mittagszeit näherte sich bereits, als er die Feder weglegte. Irgendwie schaffte er es nicht etwas Gutes zu schreiben. Vielleicht würde er wann anders etwas Besseres zustande bringen.
Rasch stand er auf und zog sich an. Für das Frühstück hatte er keine Zeit mehr, denn es waren einige Fürsten des Königs angekündigt und er musste sie begrüßen. Seufzend begab er sich zu der nun lichtdurchfluteten Eingangshalle, die ihm so verhasst war. Schon immer war sie für ihn das Zeichen der Versklavung seiner Eltern gewesen. Er wusste nicht warum, aber jedes Mal lief es ihm kalt den Rücken herunter, wenn er diesen unnützen Prunk betrachten musste.





Den Kopf schüttelnd betrachtete Mallos die Nachricht, die er in der Hand hielt. Seit Jahrhunderten lebte er nun schon an dem Königshof und hatte viele Generationen überlebt. Sie alle hatten von seinem Wissen und seinem Ideenreichtum profitiert und schon lange hatte es keinen großen Krieg mehr gegeben, wodurch Rhûn immer mächtiger geworden war. Doch vor einigen Jahren war ein neuer König an die Macht gekommen. Mallos konnte sich noch gut an ihn erinnern. Schon als Kind war Wonred von Ruhm und Ehre begeistert gewesen und hatte alle Kämpfe nur mit einen rosaroten Schleier gesehen. Für ihn waren Kämpfe dafür da, um gewonnen zu werden und Ruhm und Ehre zu erlangen. Alles andere ignorierte er gekonnt. Mallos hatte ihm von dem Feldzug abgeraten, doch Wonred hörte lieber auf seine anderen Berater, die ihn alle zum Krieg ermunterten. Speziell sein Sohn Halfdan hat ihn immer wieder dazu ermuntert.
Seit Monaten waren nun schon die Armeen unterwegs und in einen endlosen Krieg mit Rohan verstrickt. Anfangs hatten sie rasch Land gewonnen, doch schon seit langem war es zu einem Stillstand gekommen. Nur noch wenige erfreuliche Nachrichten waren zu hören, doch Wonred wollte den Feldzug nicht abbrechen. Trotz der ständigen Verluste und der immer größer werdenden Unruhen in seiner Armee hielt er an seinen Plänen fest.

Voller Unmut stieg Mallos eine große Treppe hoch, die direkt zum Thronsaal führte. Genau überlegte er, wie er es dem König vorsichtig beibringen sollte und legte sich sorgsam die passenden Worte zurecht. Schließlich kam er bei der gewaltigen vergoldeten Tür an, die noch zwischen ihm und dem Saal lag. Sachte klopfte er an. Er hörte rasch Schritte näher kommen und ein Junge öffnete ihm. Mallos erkannte ihn, er hatte ihn bereits mehrfach hier gesehen, er war einer der Sklaven des Königs. Ordan... oder Irdan oder vielleicht auch Fuldrag. Der Menschen Leben war so kurz und sie starben so schnell, dass sich Mallos nur bei wenigen Wichtigen die Mühe gab die Namen zu merken.
„Sag deinem Herren, dass ich eine Nachricht für ihn habe.“
Die Tür wurde wieder geschlossen und wieder hörte Mallos die leisen Schritte. Kurze Zeit später wurde die Tür ganz aufgemacht und er trat ein.
Es war ein riesiger Raum, mit langgezogenen Wänden und großen, verzierten Säulen, die die Decke stützten. Von der bebilderten Decke hingen goldene Kronleuchter.
An den Wänden hingen Bilder von gewaltiger Größe, wie sie Mallos aus keinem anderen Raum kannte.  Überall waren ruhmreiche Krieger dargestellt. Die meisten waren erst vor kurzem entstanden, da die Künstler aus dem ganzen Land zusammengerufen waren, um diese Bilder zu malen. Doch die beiden Gemälde, die hinter dem König hingen kannte er besser als alle anderen. Beide zeigten einen Krieger in prunkvoller Rüstung, in der einen Hand eine Pike auf die er sich stützte und in der Anderen ein riesiges Schwert, welches die Krieger schräg gen Himmel empor hoben. Die Brustpanzer gaben den beiden Kriegern eine breite Statur, die jedoch immer noch dünn genug war, dass sie sich schnell bewegen konnten und nicht zu träge aussahen.  Die Helme verdeckten das Gesicht, sodass man nur die Augen erkannte, die jedoch so glänzten, wie die Augen der Krieger, die gerade siegreich aus einem Kampf kamen.
Mallos selbst hatte diese Bilder gemalt, daher kannte er sie so gut. Er wusste was für eine Verschwendung sie waren. Gold und Silber war in einer Menge in sie eingearbeitet, wie er es bisher bei keinem anderen Bild gesehen hatte. Doch einer der vielen Könige, denen er bereits gedient hatte, hatte es so gewollt. Und dort, genau zwischen den beiden Bildern saß auf einem überdimensional großen Thron Wonred, der Rhûn zur Zeit ins Verderben führte.
Während Mallos auf dem rotem Teppich mit reichhaltigen goldenen Verzierungen näher kam, wandte der König die Augen nicht von ihm ab.
Als Mallos vor ihm angekommen war und sich verbeugte erhob Wonred die Stimme.
„Nun Mallos, Sklave und Berater. Du hast eine Nachricht für mich, wie lautet sie? Gibt es Neuigkeiten von der Front?“
„Das gibt es. Gerade traf eine Nachricht ein. Der Winter, der sich gerade auch in Rhûn ausbreitet, ist anscheinend in Rohan deutlich schlimmer. Unsere Soldaten werden unruhig und sie scheinen immer mehr den Mut und die Lust am Krieg zu verlieren. Euer Heerführer schrieb zum Beispiel:
Kürzlich musste ich zwei unserer Krieger hängen, da sie versuchten die anderen gegen dich, oh ruhmreicher König aufzuhetzen. Sie glaubten, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen sei. Ich verhehle nicht, dass viele andere, auch einige Generäle, diese Ansicht insgeheim teilen. Der Krieg zieht sich länger hin, als wir dachten und wir können schon lange keine großen Siege mehr davon tragen, um die Moral aufrecht zu erhalten. Die Rohirrim haben ihre Taktik gewechselt und greifen nun nur noch aus dem Hinterhalt an. Diese Zermürbungstaktik zeigt bereits Erfolg und ist einer der Gründe, weshalb unsere Krieger die Lust am Krieg verlieren.
Stirnrunzelnd schwieg der König und befahl mit einem Winken fortzufahren.
„Mein Herr... ich bin mir durchaus gewusst, dass ihr einen großen Sieg erlangen wollt. Doch wenn ihr jetzt nicht aufhört, dann wird es euer Tod sein. Ihr könnt diesen Kampf nicht gewinnen.“
„Ich werde meine Soldaten nicht zurück holen. Ich will nicht als der schwache König in Erinnerung bleiben, der nach so langer Zeit der Vorbereitung den Krieg verlor. Warum werden nicht die letzten Festungen gestürmt? Wenn es keine Festungen mehr gibt, dann hat er Feind verloren. So einfach ist das. Muss ich denn alles selbst machen?“
„Die Hornburg ist uneinnehmbar, solange sie von den Rohirrim verteidigt wird. Schon seit geraumer Zeit wird sie belagert. Doch selbst wenn der Damm fallen würde... eine unvorstellbare Anzahl von Truppen wäre nötig, um sie zu stürmen.“
„Ich will, dass sie gestürmt wird.“
„Bei der Kälte und dem Schnee wäre das der Tod eurer Armee!“
„Ich lasse mir nichts von einem Sklaven sagen.“, donnerte der König und sprang auf. „Ich habe gesagt, dass sie gestürmt werden soll. Entweder wird sie fallen, oder meine Armee wird besiegt werden. Unsere Kriegsmaschinerie lief seit mehreren Jahren ununterbrochen! Dies soll nicht vergebens gewesen sein!“
„Eure Rammen sind gewiss besser, als die Baumstämme, die die Rohirrim benutzen würden....“, antwortete Mallos düster. „Aber einen Sieg könnt ihr nur mit solchen Geräten nicht erringen. Eure Leute sind erschöpft und werden nicht frohen Mutes in den Krieg ziehen. So wird es zu dem größten Massaker unter Rhûnmenschen kommen, dass -“
„Still! Du hast mich gehört. Richte meinen Befehl dem Boten aus und schick ihn wieder zurück.“
Steif antwortete der Sklave: „Jawohl... Mein Gebieter.“





Der Krieg ist vorbei. Der lange Winter hatte den Krieg beendet – wenigstens eine gute Sache. Leider sind die anderen Auswirkungen nicht so erfreulich. Hungersnöte im ganzen Land, zum einen durch die Zerstörung der Ackerflächen während des Winters, zum anderen aufgrund fehlender Bauern, da die meisten im Krieg gefallen waren, und Plünderer, überall wo man nur hinschauen kann. Ganz Rhûn droht im Chaos zu versinken. Einst viele geeinte Nationen sind sie nun wieder alle nur auf das eigene Überleben bedacht und fallen wie wilde Tiere übereinander her. Dunkle Tage stehen dem Reich bevor, wenn die Bewohner nun nicht zur Vernunft gebracht werden. Doch wer soll es tun? Der König hat keinen Einfluss mehr. Es ist ein offenes Geheimnis, das er wohl nicht mehr lange auf dem Thron sitzen wird. Der verlorene Krieg und die Unmut aufgrund der Hungersnöte werden ihn stürzen. König Wondred wollte als Held in die Geschichte eingehen, nun geht er als ein König in die Geschichte ein, der Rhûn beinahe vollständig ruiniert hat und alles zerstört hat, was in den letzten Jahrhunderten aufgebaut wurde.
Wahrscheinlich wird demnächst sein Sohn, Halfdan, die Führung übernehmen. Doch wie die Übernahme aussehen wird ist noch ungewiss.

Ich hoffe nur, dass ich mich täusche und wir einen anderen König bekommen. Halfdan mag eine starke Führungspersönlichkeit sein und das Land einen, doch ist er grausam und neigt zu Kurzschlusshandlungen und Überreaktionen.

Gedanken des Königssklaven
Mallos über das Ende des Krieges.
Aufbewahrt in der großen Bibliothek von Gortharia
« Letzte Änderung: 6. Okt 2011, 16:53 von The Chaosnight »

Gnomi

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Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #2 am: 12. Aug 2011, 00:28 »

Alles war geplant. Seit Jahren hatte er Vorbereitungen für diesen Augenblick getroffen. Die letzten Jahre waren die längsten in seinem Leben gewesen. Seit Halfdan vor zehn Jahren die Macht seinem Vater entrissen hatte, war es für Mallos immer unerträglicher geworden. Er arbeitete meist bis spät in die Nacht und war morgens der erste, der auf den Beinen war. Auch war der König mit all seinen Arbeiten unzufrieden, aber es ging nicht nur ihm so. Halfdan war machtgierig und brutal gewesen, das wussten alle schon immer. Doch dass er so unersättlich war und das Volk, nachdem er als glorreicher neuer König gefeiert worden war, tyrannisierte und alle bis sie zusammenbrachen arbeiten ließ, hatte niemand gewusst, bis er sein wahres Gesicht gezeigt hatte.
Nicht einmal seinen eigenen Sohn Uldor schien er zu lieben. Gerade neun Jahre alt geworden war er schon gezwungen die gleichen Arbeiten zu machen, wie alle anderen Erwachsenen. Auch in seinen früheren Kindheitstagen hatte er fast nie einen Moment der Ruhe. In diesen wenigen Momenten, daran erinnerte sich Mallos lächelnd, war der kleine Prinz immer zu ihm geeilt und hatte sich von ihm Geschichten erzählen lassen. Sowohl Legenden von den großen Königen und ruhmreichen Kriegern aus Rhûn, als auch die Legenden und Sagen der Elben, die seine Mutter ihm erzählt hatte. All diese hatte er Uldor erzählt. Schon immer hatte er den jungen Prinzen gemocht und versucht ihm Mut zu spenden, eine Art Vater für ihn zu sein. Jemand, der ihm zuhörte und ihn liebte, jemand der nicht nur die Fehler sah, wie sein wahrer Vater, sondern auch lobte, wenn er etwas richtig gemacht hatte.
Dies waren die einzigen Momente in denen er selbst auch kurz zur Ruhe kam. Ansonsten hatte er jeden Moment, an dem er nicht arbeitete, mit dem Planen seiner Flucht verbracht. Leider war dies nicht viel Zeit gewesen und man sah ihm die Erschöpfung an. Sine Augen waren schwarz unterrandet und rot gequollen. Er konnte sich nur schwer konzentrieren und manchmal fing er ohne weiteren Grund an zu zittern.
Er wusste, dass die Flucht schwer werden würde. Noch immer wurde er überwacht, seit Halfdan an die Macht kam, sogar wieder stärker, ungefähr so sehr, wie in seinen Anfangsjahren.
Doch er kannte die Stadt seit Jahrhunderten. Sie war gegen seinen Willen sein Zuhause geworden und er hatte sie erforscht. Vieles hatte sich verändert. Neue Gebäude waren entstanden, alte waren verschwunden, Kanäle waren angelegt, alte zugegraben worden, Mauern sind erweitert worden und Gärten verändert. Doch vieles war gleich geblieben. Zusätzlich hatte er einen Vorteil, der ihm schon immer gute Dienste geleistet hatte – schon früh hatte er gelernt nicht gesehen zu werden, wenn er es nicht wollte. Er selber konnte lautlos laufen und man übersah ihn, wenn man nicht nach ihm suchte. Sein gutes Gehör war der zweite Pluspunkt auf den er vertraute. Wenn er im Palast war hörte er viele Leute schon lange, bevor er sie sah. All dies hatte ihm schon oft geholfen – wenn er an Orten war, wo er eigentlich nicht hätte sein dürfen, wenn er einen Moment der Ruhe brauchte oder er aus anderen Gründen nicht gesehen werden wollte. Schmerzhaft kamen einige Erinnerungen zurück, wo er diese beiden Fähigkeiten schon unter Beweis gestellt hatte, doch rasch zwang er seine Gedanken wieder auf den bevorstehenden Abend. Diese Erinnerungen würden ihn nur ablenken.

Als ein paar letzte Sonnenstrahlen den Palast noch in goldenem Licht erstrahlen ließen, überprüfte Mallos ein letztes Mal die Dinge, die er benötigen würde.
Er hatte ein helles sandfarbenes Gewand und Sandalen an, trug einen kleinen Sack auf dem Rücken und einen Gürtel um die Taille an dem ein paar Feldflaschen mit Wasser baumelten.
In Gedanken ging er nochmal alles in seinem Rucksack durch. Ihm fiel nichts mehr, was er vergessen hatte. Die Sonne war untergegangen und so schwang er sich leichtfüßig aus dem Fenster. Durch den Palast konnte er nicht, dort würde er sicher gesehen werdenund müsste unangenehme Fragen beantworten.
Er landete sanft auf dem Boden und richtete sich auf, nur um einem grinsenden Soldaten in die Augen schauen zu müssen.
„Sei gegrüßt Mallos.“, höhnte er, die Hand am Griff seines Schwertes. „Anscheinend war gerade ein Kampf bei dir im Zimmer, ansonsten gäbe es wohl kaum einen Grund für dich den Palast so spät auf so... unnatürliche Weise zu verlassen. Ich glaube es wäre besser, wenn ich dich begleite und sofort zu deinem Herren, unserem König bringe. Nicht, dass er vielleicht ab morgen früh einen Sklaven weniger hat...“
Mallos verdrehte die Augen. Merkzettel: Das nächste Mal zuerst hinschauen wohin ich springe.
„Habt Dank Hjarn. Doch ich glaube nicht, dass ich Hilfe benötige. Weißt du... ich war hier draußen, um etwas frische Luft zu genießen... im Palast ist es immer so stickig, komischerweise ist dieser Geruch erst seit 10 Jahren da... Darum riechst du es wohl nicht, da du auch erst seit neun Jahren da bist. Vielleicht stammt dieser Gestank von dem Gold, das unser König widerrechtlich seinen Untertanen abgenommen hatte?“
Hjarn zog sein Schwert, doch Mallos war schneller. Wie ein Blitz hatte er einen Dolch gezogen und dem Ostling in den Hals gerammt. Stumm brach sein Gegner in sich zusammen. Mallos verlor keine Sekunde, packte ihn und zerrte ihn hinter ein paar Fässern. Erst jetzt zog er die Waffe aus der Leiche heraus und sofort strömte das Blut aus der Wunde und spritzte gegen das Fass vor ihm..
„Einen schönen Abend noch Hjarn!“, verabschiedete er sich und verschwand lautlos zwischen den Häusern.
Während er durch die dunklen Gasse rannte malte er sich aus, was wohl passieren würde, wenn man ihn finden würde.
Wahrscheinlich als erstes drei Tage Pranger, um die Aussicht auf die Stadt genießen zu können und anschließend nochmal mit deutlich besserem Ausblick an einem Seil hängend, um sich auch noch an der Gegend um die Stadt zu erfreuen.
Wäre Tag gewesen, dann hätten ihn die einzelnen Gestalten, die jenes Schicksal am Tag erfahren hatten, vielleicht noch sehen können. Zumindest wenn sie noch am Leben gewesen wären. Doch es war Nacht und niemand sah, wie er rannte, glücklich frei zu sein.



Schwer atmend lehnte sich Mallos an eine Felswand. Wie lange war er gelaufen? Tage? Wochen? Er wusste es nicht. Tag und Nacht waren schon kurz nach dem Verlassen der Stadt eins geworden. Er war gelaufen, solange er Kraft hatte und hatte geruht wann immer er keine Kraft mehr in den Beinen hatte.Schon lange waren die Weiten Rhûns hinter ihm geblieben.
Mit zerrissenen Kleidern war er hungrig und durstig an einzelnen Gehöften vorbei gekommen und hatte dort etwas Nahrung stehlen können. Vor kurzem war er schließlich in einen riesigen Wald gekommen, seitdem hatte er keine Menschen mehr getroffen. Gigantische Bäume hatten ihm tagelang zudem keinen Blick zur Sonne gewährt. Diese ungewohnte Dunkelheit hatte an ihm genagt. Noch nie war er der Sonne so lange fern gewesen. Aus diesem Grund war er den Berg hoch gelaufen. Auf der Spitze angelangt war ihm fast das Herz stehen geblieben – egal in welche Richtung er geblickt hatte. Norden, Westen, Osten, Süden... ein Meer aus Bäumen war das einzige, was er gesehen hatte. Doch es war mitten in der Nacht gewesen, sodass er nicht sicher war, ob der Wald wirklich so groß war. Deshalb war er wieder herab gestiegen um ein Quartier zu finden und war mehr zufällig als geplant auf diese Höhle gestoßen. Er wusste nicht wie tief sie war, aber er war froh, dass er zumindest nicht im Freien übernachten musste.
Glücklich schloss er die Augen.
Auf einmal ertönte ein leiser heller Schlag.
Bestimmt nur Einbildung
Doch das Geräusch ertönte noch einmal. Und noch einmal.
Immer wieder drangen leise Geräusche an sein Ohr. Es war kein Geräusch, das Tiere machten. Es klang nach... Metall und es kam eindeutig aus der Höhle.
Vorsichtig stand Mallos wieder auf und versuchte durch die Dunkelheit zu spähen. Mit der Zeit erkannte er einen Durchgang, der tiefer in die Höhle führte. Auf Zehenspitzen schlich er hinein. Sofort war er von absoluter Schwärze umgeben. Er tastete sich immer weiter vor und allmählich wurde das Geräusch lauter. Plötzlich, gerade als er um eine Ecke gekommen war, sah er ein Licht. Rasch schlich er weiter und versuchte sich so gut wie möglich zu verstecken, bis er schlussendlich einen Überblick über die gesamte Höhle hatte – und merkte gar nicht wie ihm der Mund offen stand. Vor ihm war keine kleine Höhle, sondern eine riesige Höhle. Überall waren Kristalle an den Wänden und spiegelten das Licht in wunderschönen Farben und erhellten so den gesamten Raum. Das Licht, das die Kristalle spiegelten, stammte von einem Schmelzofen vor dem ein einzelner Mann stand. Konzentriert blickte dieser auf das Stück Metall vor sich und schlug immer wieder darauf, bis sich langsam ein Schwert formte. Als Mallos sich umblickte erkannte er, dass in der ganzen Höhle unzählige Schwerter lagen. Einfache Schwerter, Schwerter mit kunstvollen Motiven darauf, mit eingearbeiteten Kristallen... Immer noch sprachlos blickte er auf die Schmied, der sich gerade etwas umgedreht hatte, um das Schwert zu begutachten. Er war groß und hatte Haar so schwarz wie die Nacht.
Doch als Mallos sein Gesicht sah erschauderte er. Die linke Gesichtshälfte war vollständig verstümmelt und wirkte abgestorben.
Lautlos, um bloß nicht bemerkt zu werden, lief Mallos aus der Höhle. Er hatte seiner Mutter nie geglaubt, dass eines ihrer Märchen wahr sein könnte. Doch er hatte falsch gelegen. Doch jemand anderes hatte die Höhlen auch schon gefunden und dieser Jemand hatte ihm nicht das Gefühl gegeben, dass er Gästen einen warmherzigen Empfang bereiten würde. Allein das Gesicht hatte ausgereicht, um Mallos daran zu hindern ihn anzusprechen. Er wollte nur so schnell wie möglich wieder raus an die frische Luft.
Rasch verließ er die Höhle und betrat den Wald um sie herum erneut. Doch er tat nur noch ein paar Schritte, dann spürte er wie die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte. Er trat an einen der größeren Bäume, die hier überall wuchsen. Doch dieser hatte tiefer hängende Äste, als die meisten übrigen. Mallos sprang und konnte gerade so den untersten Ast erreichen. Er zog sich hoch und lehnte sich an den dicken Baumstamm. Der Ast war mehr als doppelt so dick wie er, in den letzten Tagen hatte er schon auf dünneren Ästen geschlafen. Hier war er für die Nacht sicher, niemand würde ihn hier suchen.


Doch gesucht werden und gefunden werden sind zwei unterschiedliche Dinge, das musste Mallos am nächsten Morgen feststellen, als er von einer hellen Stimme geweckt wurde.
„... das ist klar.“
„Aber seinem Aussehen nach kommt er nicht von hier, auch nicht aus Imladris. Zudem würde kein Elb in dem Gebiet hier so ungeschützt schlafen.“
„Das stimmt. Fast könnte man ihn mit einem Ostling verwechseln. Doch die wären nicht so dumm hier auf einem Baum zu übernachten.“
„Wenn wir nach Intelligenz gehen würden, dann wäre er sicher kein Elb.“
Vorsichtig öffnete Mallos seine Augen. Auf den verzweigten Ästen vor sich sah er zwei Gestalten sitzen, die ihn mit belustigter und freundlicher Neugierde musterten. Es war ihm schwer gefallen sie zu verstehen. Seit Jahrhunderten hatte er die Sprache der Elben nicht mehr gehört und auch in seiner Kindheit hatten seine Eltern ihm nur selten beibringen können auf elbisch zu reden, denn keiner der Menschen hatte davon erfahren dürfen.
„Mae Govannen“, begann er. Den Worten fehlte jede Eleganz, die er bei der Sprache seiner Eltern immer so bewundert hatte. Sie klangen so, als würde ein Ostling sie missbrauchen und in ihre grobe Sprache einflechten. Dennoch versuchte er es weiter.
„Es mag tatsächlich dumm sein hier zu übernachten und manche mögen denken, dass diese Unterkunft einem Elb nicht angemessen wäre. Doch ein Verirrter muss in der Wüste jedes Wasser annehmen, das er bekommt – egal wer es im reicht. So sagt man es zumindest dort, wo ich herkomme. Und so muss auch ich, ein Elb wie ihr auch, solch einen Schlafplatz annehmen und mich darüber glücklich schätzen.“
Die beiden Elben schauten sich kurz an. „Eindeutig nicht von hier und seinem Dialekt eindeutig ein Ostling. Du hast Recht – man könnte ihn mit so einem verwechseln.“
Mallos beobachtete den Elben genauer. Er war groß gewachsen, er schätzte ihn auf knapp zwei Meter. Sein Gesicht war makellos und seine glatten, dunklen Haare hingen ihm elegant über die Schulter.
Die andere Person war eindeutig eine Elbin. Sie war nur wenig kleiner als er und ihm sehr ähnlich. Ihre Haare jedoch waren von der Farbe das genaue Gegenteil zu seinen.
Es war wieder der Elb, der weiter sprach. „Nun, dass ihr unsere Sprache sprecht vereinfacht natürlich vieles. Doch reden können wir später. Es gibt bessere Orte, um sich zu unterhalten. Dunkle Wesen streifen des Öfteren durch diesen Teil des Waldes; schreckliche Wesen, die du selbst in deinen schlimmsten Albträumen noch nicht gesehen hast sollen hier ihr Heim haben. Folge uns.“
Sie standen beide auf, sprangen den Ast herunter und kamen federnd am Boden an, während Mallos sich noch mürrisch aufrichtete und dann langsam und im Gegensatz zu den beiden anderen sehr plump und laut, im Vergleich zu normalen Menschen jedoch immer noch sehr leise, am Boden ankam.
Rasch setzten sie sich in Bewegung und liefen ständig fort von dem Berg, tiefer in den Wald. Die beiden Elben sprachen nicht viel miteinander, sie schienen beide tief in Gedanken versunken zu sein, doch trotzdem wirkten sie als ob sie bei der kleinsten Gefahr sofort bereit wären zuzuschlagen.  Nachdem sie einige zeit so langgelaufen sind drehte sich der männliche Elb zu Mallos um, jedoch blieb er nicht stehen, sondern lief ununterbrochen weiter.
„Es passiert nicht häufig, dass ein uns unbekannter Elb in diesen Wäldern umherstreift. Eure Geschichte werden wir wann anders erfahren wollen. Vorerst sagt mir nur eins: Wie lautet euer Name?“
Mallos zögerte kurz, dann antwortete er: „Cuillan. Mein Name ist Cuillan.“
Nun drehte sich auch die Elbin um und hob leicht verärgert, aber auch leicht amüsiert eine Augenbraue hoch. „Euer Name scheint zu euch zu passen, freies Leben, wenn ihr immer in der Wildnis übernachtet und frei von Angst seid, dass euch etwas passieren könnte. Doch so würde kein Elb ihr Kind nennen. Wenigstens ich will ehrlich sein: ihr reist zusammen mit Ledhia und Landon.“
„Und wohin bringt ihr mich?“, frage Mallos.
„Zu einem sicheren Ort.“, entgegnete Landon kurz angebunden.
Doch Mallos war nicht der einzige Elb, der sich am heutigen Tage irren sollte.





Der Anfang des folgenden Briefes ist unleserlich und auch anschließend gibt es einige Stellen, die unleserlich sind.

… chtlinge kamen uns entgegen, als wir gerade den Wald verließen. Sie erzählten jeder andere Geschichten, doch alle waren sich einig, dass ein Drache über dem Erebor erschienen ist. Wir haben alle, die wir finden konnten, gesammelt und sind weiter in den Düsterwald gelaufen.
Wir sind... (hier folgt eine lange Passage, bei der die Schrift durch Wasser unleserlich wurde. Den einzelnen Worten die zu entziffern sind scheint es sich um die Beschreibung des Aufenthaltsortes zu handeln, ebenso eine Beschreibung, wie gut versorgt sie sind.)
...habe die meisten Wunden heilen können, doch als Schüler sind meine Künste begrenzt. Wir erbitten euren Beistand so schnell wie möglich.
Wir sind 35 Menschen, 9 Elben und 14 Zwerge. Zusätzlich noch Ledhia und ich, sowie der geheimnisvolle fremde Elb, von dem ich oben berichtete.
Wenn keine weiteren Anweisungen erfolgen werden wir morgen früh den Weg zu eurem Schloss aufbrechen.
(ab hier ist der Rest wieder für einige Zeilen unleserlich)
Mit hochachtungsvollen Grüßen (der Name ist wieder verwischt)

Anbei ein kleiner Zettel:
Der Brief war in Öl getränktes Leder eingebunden worden. Über den eigentlichen Überbringer ist nichts bekannt. Diese Nachricht wurde erst eine Woche nach dem Angriff Smaugs aus dem Fluss geholt.

Nachricht des Spähers
Landon an den König des Düsterwaldes



„Bei den Göttern!“
Mallos sah auf, obwohl er wusste wer nun wieder fluchte. Sie saßen erst seit Einbruch der Nacht zusammen fest und doch hatte er sich manche Gesichter bereits eingeprägt. Dieser Mann war der Erste, bei dem er sich das Gesicht merken konnte. Es war ein kräftig gebauter Mann, mit rundem Gesicht. Seine Kleidung war zwar aus feinstem Stoff, doch auch sie hing nun lasch an seinem Körper und wirkte nicht halb so einschüchternd, wie sie es in ihrer vollen Pracht wohl getan hätte. Er war Kaufmann... und nach dem was Mallos gehört habe einer der besten, die es in Thal gab.
Doch was das Wichtigste (und Schlimmste) für sie war: Er hatte immer etwas zum meckern. Teilweise war es schon abstrus – die anderen saßen noch verängstigt in einem Kreis und dachten an den Drachen, der sie gerade erst angegriffen hatte... und er stand da und teilte ihnen allen seine kleineren und größeren Probleme mit. „Wie soll das mit meinem Geschäft nun weiter gehen? WIE? Kann mir das einer verraten? Ich bin ruiniert! Mein Geschäft wird zugrunde gehen!“
Mallos stand seufzend auf. Er hatte diese Beschwerden bereits mehrfach gehört. „Hast du nicht andere Sorgen als dein geliebtes Geld? Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendeinen interessiert was damit passierte.“
Der Mann drehte sich um und musterte Mallos mit vernichtendem Blick. „Ein Wilder aus dem Osten hat mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Aber bitte... es geht nicht nur um das Geld... meine Tochter... Rhia... Sie ist diesem Melhervenn hinterhergerannt... er suchte ja unbedingt den Heldentod... war klar, dass nie etwas Gescheites aus ihm wird. Doch sie, sie hätte nicht sterben dürfen, sie hätte mein Geschäft übernehmen müssen, doch davon versteht einer wie du nichts, der seit Wochen in der Wildnis als Waldläufer haust und außerdem -“
„Ein Elb ist.“ beende Landon ruhig den Satz. Wie aus dem nichts waren er und Ledhia hinter Mallos aufgetaucht. „Er mag nicht so aussehen, wie man es von uns Elben gewöhnt ist, doch ist er trotz allem einer von uns. Wir leiden auch unter deinem Verlust, werter Herr. Doch zur Zeit ist nicht die Zeit des Zorns und des Zanks innerhalb der Gruppe. Lasst uns lieber Trauern der Verstorbenen und hoffen, dass wir einen Weg finden dieses Ungeheuer rasch zu vertreiben. Doch bis dahin gedenkt der Toten, der gefallenen Soldaten und all der Unschuldigen, die dieses Biest getötet hat!“
Mit einem eiskalten Blick schaute der Mensch die drei Elben ab, drehte sich um und stapfte dann davon.
Landon atmete ruhig aus und blickte auf Mallos. „Du magst einer von uns sein... doch du benimmst dich genauso wie die Menschen. Deine Vergangenheit würde mich interessieren. Wie kommt es, dass du so aussiehst als seist du durch halb Rhûn gerannt und warum haben wir dich anschließend auf einem Baum gefunden?“
„Landon“, entgegnete Ledhia. „Ich glaube nicht, dass es gerade die rechte Zeit für lange Geschichten... und ich glaube das wäre eine lange Geschichte... ist. Ich hab gerade schon mit dir über...“
Sie wechselte ohne Zögern in ihre Muttersprache und sprach schnell auf ihren Gefährten ein. Mallos versuchte etwas zu verstehen, doch dafür sprach sie zu schnell und zu leise und als sie sich entfernten folgte er ihnen auch nicht, da sie anscheinend nicht gestört werden wollten. Er drehte sich stattdessen zu den restlichen Flüchtlingen um.
Er hatte vorhin schon einen kleines Mädchen gesehen gehabt, das einzeln am Rand stand und nur laut am Weinen gewesen war. In der Zwischenzeit schluchzte es nur noch manchmal und saß ansonsten ruhig in sich zusammen gesunken da. Vorsichtig trat er zu ihr. „Hey“, begrüßte er sie und legte ihr einen Arm auf die Schulter. Sie hob ihren Kopf und sah ihn mit geröteten Augen an. „Ist keiner von deinen Eltern da?“, fragte Mallos. Sie schüttelte den Kopf.
„Andere Verwandte, Freunde oder sonst Bekannte?“
Sie schüttelte wieder den Kopf.Seufzend setze sich Mallos neben sie. Er versuchte ihr Alter zu schätzen. Vier? Fünf?
„Du machst dir sicher Sorgen um sie... doch das musst du nicht.“ Sie hob verwundert den Kopf. „Weißt du... ich kenne da eine Geschichte, die mich zuversichtlich stimmt, dass du all deine Freunde und Verwandte wieder sehen wirst. Willst du sie hören?“
Nickend stimmte sie ihm zu.“
„Es ist eine Geschichte aus der alten Zeit, lange bevor du geboren wurdest. Ja sogar lange bevor deine Eltern, deine Großeltern und sogar lange bevor deren Eltern geboren wurden. Woher ich weiß, dass sie dennoch stimmt? Meine Eltern haben sie mir erzählt. Und sie haben mir gesagt, dass sie wahr ist. Und sie haben sie von ihren Eltern gehört. Und diese wieder von ihren.
Damals gab es einen bösen Herrscher, der über ein Land weit da drüben (er deutete in Richtung Nordwesten) herrschte.
Lange Zeit tyrannisierte er sein Volk und sie alle haben ihre gesamte Hoffnung verloren. Sir fürchteten, dass sich nie etwas ändern würde. Doch sie hatten sich geirrt. Einer von ihnen wurde besonders hart gedemütigt. Tagelang musste er ohne seine Freunde auskommen, hatte nie genug zu essen oder zu trinken und musste schließlich in ein fremdes Land. Doch dort wurde er weiter nur ausgenutzt, bis er schließlich fliehen konnte. Als er zurück kam stellte sich heraus, das keiner seiner Freunde noch da war. Doch er gab nicht auf. Denn er wünschte sich nichts sehnlicher, als all seine alten Freunde wieder zu sehen und mit ihnen glücklich zu leben. Und so suchte er immer weiter. Während er sich vor den Spähern des Tyrannen versteckt hielt suchte er das ganze Land ab und schließlich fand er sie auch alle. Sie waren alle eingesperrt – jedoch am Leben. Das heißt sie alle waren noch am Leben, doch waren sie in einer Höhle, deren Eingang mit einem Fluch versperrt war, den niemand lösen konnte, wenn er nicht den genauen Gegenfluch kannte. Doch nur der Zauberer des Tyrannen wusste wie der Gegenfluch war. Unser Held wusste, dass er ihn nicht besiegen konnte, darum benutzte er eine List. Da der Zauberer all seine Kraft aus dem Stein, dem Eis und dem Stahl holte lockte er ihn hinauf auf eine wunderschöne Wiese. Du hättest die Wiese sehen sollen. Meilenweit grüne Hügel mit Blumen in allen Farben, die leuchtend in allen Farben blühten. Es war der schönste Ort, den man sich vorstellen konnte. Der Zauberer, der von dieser Schönheit verwirrt war wurde überrumpelt und schließlich besiegt, da ihm hier jede Zauberkräfte fehlten. Als der Zauberer besiegt war fielen alle seine Zauber in sich zusammen. Das Schloss des Tyrannen wurde zerstört, der Tyrann musste fliehen und alle Gefangen konnten entkommen. Du siehst: Hoffnung gibt es immer. Und solange wir hoffen und etwas aus tiefstem Herzen wollen können wir es auch schaffen.... Du willst doch deine Eltern wieder sehen, oder?“
Sie sah ihn aus großen Augen an und nickte. „Dann wirst du das auch werden.“, antwortete er freundlich. „Solange du immer nur fest daran glaubst. Durch Glauben kann man Träume wahr werden lassen. Ansonsten säße ich nicht hier.“
Das Mädchen starte ihn eine Weile mit großen Augen an. Dann legte sie ihren Kopf gegen seine Seite und flüsterte: „Noch eine Geschichte.“
Innerlich stöhnte Mallos auf. Er erzählte gern Geschichten, doch seit Wochen war er nur noch am Laufen gewesen... und gerade hatte er sich nur eine Geschichte ausgedacht und fand sie schon etwas unpassend. Welche sollte er dem Mädchen nur erzählen? Die meisten wären fehl am Platze. Sie handelten von Kämpfen, großen Heldentaten oder waren Tragödien. Doch schließlich fiel ihm eine weitere ein. „Es war einmal...“, begann er. Leise fing er an zu erzählen, doch bereits nach kurzer Zeit sagte ihm der gleichmäßige Atem des Mädchens, dass sie eingeschlafen war. Vorsichtig zog er seinen Mantel aus und bettete den Kopf des Mädchens sanft darauf und stand auf. Er musste zugeben, dass er selbst überrascht war... aber auch nicht wirklich zufrieden. Seit Jahrhunderten hatte er sich Heldentaten für die Könige Rhûns ausgedacht, Geschichten von großen Schlachten und tapferen Helden erzählt. Doch so seine Geschichte hatte er noch nie erzählt. Sie passte nicht an einen Königshof. Gleichzeitig gefiel sie ihm aber nicht wirklich. Sie wirkte so unfertig und so kurz. Irgendwann muss ich sie verbessern... und in Reimform bringen.
„Warum habt ihr das getan?“
Das geht ja zu wie auf einem Jahrmarkt, dachte er und blickte Landon an und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Das Mädchen tat mir leid.
Mit neuem Interesse musterte ihn der andere Elb. Doch dieses Mal war Hochachtung in seinem Blick. „Ihr überrascht mich immer wieder Cuillan.“ Er wollte noch etwas sagen, doch brach plötzlich ab und blickte in den pechschwarzen Wald. „Runter“, zischte er und bevor Mallos etwas fragen konnte, hatte er Mallos zu Boden gedrückt und war er verschwunden. Doch Mallos blieb keine Zeit sich zu wundern, dann schon ertönte ein freudiger Ausruf, gefolgt von einem wilden Stimmengewirr.
Ein paar Momente später trat Landon mit zwei anderen Elben aus dem Gebüsch. Sofort kam auch Ledhia angerauscht und die vier Elben redeten wild, aber erfreut, aufeinander ein. Es war kein zweifel, dass sie alle glücklich waren sich (lebendig) zu sehen und sich schon seit langem kannten.
Nach kurzer Zeit schienen sie das wichtigste ausgetauscht zu haben und Landon trat auf Mallos zu. „Wir werden nach Imladris reisen.“, begann er. „Meine Verwandten“ - er deutete auf die beiden Neuankömmlinge - „waren geschickt worden, um diesen Auftrag zu erfüllen. Doch einer von ihnen wird hier bleiben, während Ledhia und ich mit nach Imladris gehen. Dir bleibt die Wahl, ob du hier bleiben, deine eigenen Wege gehen willst, oder auch mit nach Imladris kommen willst. Du wirkst nicht so, als seist du viel in Kontakt mit anderen deiner Art gewesen, darum  denke ich, dass Imladris dir gut tun würde. Und Elrond, der Herr von Bruchtal würde sich bestimmt auch für dich interessieren.“
Mallos nickte. „Gerne bin ich bereit euch zu folgen.  Der Westen war sowieso mein Ziel. Wenn  wir daher dasselbe Ziel haben, weshalb einzeln wandern?“
Es gab wenig zum Packen. Die Elben hatten alle genug Nahrung, sodass sie es auch für Mallos für einige Wochen reichen sollte. Es gab keine lange Verabschiedung und bereits kurze Zeit später waren sie unterwegs nach Bruchtal. Mallos hatte den Namen viele Male gehört. Einmal von seinen Eltern... und dann noch von den Leuten in Rhûn. Seine Eltern hatten immer voll Begeisterung von Bruchtal geredet. So als ob es es keinen schöneren Ort auf Erden geben würde... die Menschen in Rhûn haben von dem Ort geredet, als ob es keinen schlimmeren Ort geben würde und als ob dort die widerwärtigsten Wesen, die die Erde je gesehen hat Leben würden. Er selber war sich nicht sicher, was er von Bruchtal halten sollte... er war sich auch gar nicht sicher, ob er überhaupt dort hingehen wollte.

Die Reise verlief ohne größere Zwischenfälle.Die kleine Gruppe erreichte nach einigen Tagen das Nebelgebirge, gönnte sich eine eintägige Pause und überquerte anschließend neu gestärkt das Nebelgebirge. Zu ihrem Glück trafen sie auf keine Orks – und die Riesen hörten sie nur in der Ferne  brüllen und toben. Anschließend kamen sie ohne Zwischenfälle bis kurz vor Imladris. Hier endete jedoch die gemeinsame Reise. Eines Nachts floh Mallos unbemerkt und ging alleine Richtung Norden. Während seiner gesamten Flucht aus Rhûn war der Durst nach Rache immer stärker geworden. Er wollte Rache an jenen, die seine Eltern und ihn zu so langer Zeit in der Sklaverei verdammt hatten. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass sie Kriegsgefangene von Angmar gewesen waren und das ein hoher Offizier namens Dûrmarth sie an die Männer Rhûns übergeben hatte. Es hieß er wäre unschwer zu erkennen. Groß, dünn, der linke Ringfinger fehlt und vor allem: Er war Träger eines der Schwerter, die nur diejenigen erhielten, die in der Gunst des Hexenkönigs weit aufgestiegen sind. Oft hatte er Beschreibungen dieser Bilder von diesem Schwert von seinen Eltern erbeten und meist hatten sie seinen Bitten nachgegeben. Allein mit diesem Wissen, seinem Durst nach Rache und den Dingen, die er trug, erreichte Mallos schließlich den Nordwesten Mittelerdes. Er war sich sicher: Auch wenn die Krieger Angmars nur Menschen gewesen waren... die höchsten unter ihnen würden bestimmt nicht einfach so sterben. Er würde Dûrmarth finden und ihn töten.




„Wie war nochmal dein Name?“, brummte der Mensch mürrisch.
„Cuillan, Herr“, antwortete Mallos und lies ein Lächeln seine Lippen umspielen. „Wie ich euch bereits sagte würde ich mich gerne euch anschließen.“
Der alte Waldläufer schaute ihn zweifelnd an. Er war eher klein, aber kräftig gebaut. Seine Augen wanderten unruhig über Mallos und schienen jede Kleinigkeit zu bemerken – außer den spitzen Ohren, da Mallos vorsorglich ein Tuch um seinen Kopf gebunden hatte. „Und warum sollten wir dich aufnehmen Kleiner? Deinem Aussehen nach bist du ein junger Milchbub, der seinen Eltern weggerannt ist, da er unbedingt große Abenteuer in den Wäldern erleben will und nun einige Wochen in der Wildnis gelebt hat.“
„Werter Herr!“, antwortete Mallos aufgebracht und verzog eine erschütterte Mine. „Mir ist bewusst, worauf ich mich einlasse. Gebt mir eine Chance – falls ihr nicht mit meiner Arbeit zufrieden seid, dann lasst mich zurück oder falls ihr dies nicht über eure Herzen bringen solltet, dann bringt mich zu einer Stadt und dort werde ich alleine überleben. Ihr habt mein Wort – ich werde euch nicht im Weg stehen und Nahrung habe ich selber für die nächste Woche noch genug. Ihr seht – ihr habt nichts zu verlieren.“
Der Mann starrte ihn eine Weile an, dann drehte er sich zu seinen zwei Kumpanen um. Sie nickten beide. „Gut Jüngelchen. Du kannst uns begleiten – auf Probe. Nun hilf uns das Zelt abzubauen und nimm den Rucksack, den Herwan dir gibt.
Mallos nickte lächelnd und gesellte sich zu Herwan, der ihm zeigte, wo er anzupacken hatte. Während die Morgensonne den Wald erhellte bauten sie die Zelte ab und verstauten sie in ihren Rucksäcken. Anschließend traten sie zu den anderen beiden, die gerade ein paar Hasen ausgenommen hatten und gemeinsam liefen sie begleitet von einem großen gefährlich ausschauenden Hund los. Rasch bemerkte Mallos, dass seine neuen Gefährten sich hier gut auskannten. Sie waren Jäger – so viel hatte er bereits mitbekommen. Und wechselten anscheinend regelmäßig die Orte an denen sie jagten und verkauften die Pelze und das Fleisch dann in kleinen Dörfern oder an einzelne Bauernhöfe.
Die nächsten Jahre vergingen ruhig. Er lernte rasch worauf er zu achten hatte. Zwar schaffte er erst nach einigen Monaten einigermaßen mit dem Bogen umzugehen und verschoss selbst dann noch die meisten Pfeile, doch half er ab Beginn der gemeinsamen Reisen ansonsten so viel mit, das keiner der Jäger ihn loswerden wollte – er baute die Zelte auf und ab, machte Feuer, half dabei die Tiere zu häuten, da Fleisch über einem Feuer zu braten und auch sonst war er ständig dabei zu helfen wo er konnte. Langsam wich auch das Misstrauen der Menschen ihm gegenüber und er konnte ihnen die Fragen stellen, die ihm seit Jahrhunderten interessierten.
Jedoch ging er es sehr geduldig an und fragte auch nur, wenn er sicher war, dass es ihm nicht übel genommen wurde.

Das Holz am Lagerfeuer wurde gerade von den ersten Flammen umtanzt, als Herwan laut fluchte. Mallos erkannte rasch wo ihn dieses Mal der Schuh drückte – der dunkle Handschuh, den der Jäger fast immer trug, um seine Hände zu schonen, wenn er mit dem Bogen schoss, war am Daumen aufgerissen. Das gleiche Problem hatte es auch schon am vorherigen Tag gegeben – nur war es da ein anderer Finger gewesen. Herwan musste sich Wohl oder Übel Mal neue Handschuhe kaufen. Mallos hielt seine Hände an das stärker werdende Feuer. Es war schon spät im Jahr und der Herbst war bereits dabei in den Winter überzugehen. Noch war kein Schnee gefallen, doch der erste Raureif hatte am Morgen schon die ganze Lichtung überzogen, auf der sie lagerten.
Mürrisch setzten sich seine Gefährten zu ihm. Keiner schaute besonders glücklich. Ihnen allen war klar, dass es im Winter deutlich schwerer sein würde zu überleben, als es im Sommer gewesen war.
„Also Cuillan.“, unterbrach schließlich Herwan die Stille. „Du hast gestern angedeutet, dass du Fragen hast... heute Abend werden wir nichts mehr unternehmen können... darum: wie können wir dir helfen?“
Kurz zögerte der Elb, dann fragte er vorsichtig. „Was wisst ihr über das Reich von Angmar? Wisst ihr etwas über den König von Angmar? Oder sagt euch die schwarze Garde etwas?“
Es war, als hätte er etwas Verbotenes ausgesprochen. Alle starrten ihn an und Mallos hatte das Gefühl, als wäre es auf einen Schlag noch kälter geworden.
„Dunkle Fragen stellst du...“, begann Herwan. „Doch du hast uns gut geholfen und ich hatte dir versprochen zu antworten...
Das Reich von Angmar... es ist ein längst vergangenes Reich – aber nicht vergessen. Saurons oberster Diener hatte ein Hexenreich weit im Norden aufgebaut, wo er dunkle Geschöpfe um sich scharrte... Orks... Trolle... Manche sagen sogar Dämonen aus der alten Welt, grausame Geschöpfe, die in jeder Nacht über die Siedlungen und Städte hergefallen haben und alle Menschen und Elben entführt oder getötet haben, die nicht in ihren Häusern geblieben sind... und selbst dort sollen sie großes Unheil angerichtet haben. Manche sollen groß wie Riesen sein, andere schemenhaft, und kaum zu erkennen. Einige von ihnen sollen noch immer in der Gegend leben.
Ich glaube nicht, dass diese Geschichten stimmen. Sie sind von Leuten erfunden, die gerne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und von Müttern, die ihre Kinder daran hindern wollen noch zu spät abends durch die Gegend zu laufen.
Fakt ist aber, dass der Herrscher von Angmar Wesen des Bösen um sich scharte und das damals große Menschenreich Arnor angriff und große Teile verwüstete. Orks, Trolle und wilde Menschen standen unter seiner Herrschaft. Mit ihnen besiegte er schließlich alle drei Reiche im Norden – doch dann kam Gondor zur Unterstützung und schlug ihn zurück. In der letzten Schlacht musste der Hexenkönig, der König von Angmar, fliehen. Doch Arnor war besiegt worden und ist seitdem nicht mehr wieder auferbaut worden... die Wunden sind noch immer zu tief, als dass man sie so einfach hätte heilen können. Der Hexenmeister... es heißt er ist der oberste Diener Saurons und gehorcht all seinen Befehlen. Er ist ein Nazgul, der Oberste der Neun. Es heißt weiter durch keines Mannes Hand kann er sterben... und soweit ich weiß hat es bisher auch niemand geschafft ihn zu besiegen. Doch lebt er nicht mehr in seiner zerstörten Festung im Norden, sondern ist verschwunden. Wahrscheinlich ist er irgendwo bei seinem Meister... Solange er nirgends in meiner Nähe ist ist es mir auch egal wo er ist.
Die Schwarze Garde... Auch sie scheint mir eine Geschichte, die Eltern gerne ihren unartigen Kindern erzählen. Sie stellten angeblich die Elite Angmars dar. Nur die stärksten Krieger konnten ihr beitreten. Manche sagten sie wären verfluchte Menschen gewesen... Auf jeden Fall sind sich alle, die an sie glauben, einig, dass sie die Elite des Hexenkönigs darstellte. Eine Armee, die seinem direkten Befehl untergeordnet war und auf niemanden anderen hörte. Sie nahmen nur Befehle von ihm entgegen und die Oberen der Schwarzen Garde hatten mehr Befugnisse, als alle anderen Heerführer Angmars.
Doch auch hier glaube ich nicht, dass sie wirklich existiert hat.“
„Und sie sind alle gestorben?“, fragte Mallos. „Es gibt keine Überbleibsel von Angmar?“
„Nun...“, Herwan zögerte. „Es gibt noch immer Orte im Norden, die von allen gemieden werden, die noch ganz bei Verstand sind... dort treiben sich Grabunholde herum. Lebende Leichen, Geschöpfe, die durch dunkle Magie am Sterben gehindert wurden. Niemand würde freiwillig dorthin gehen. Es heißt allein ihre Stimme kann jeden Menschen wahnsinnig werden lassen.
Doch genug der dunklen Geschichten... allein darüber zu reden lässt mich frösteln. Reden wir über etwas Angenehmeres. Kennt ihr schon die Geschichte von der Gruppe Waldläufer, die...“
Mallos hörte nicht weiter zu. Auch die anderen schienen nicht zuzuhören und schon bald verlor sich Herwans einsame Stimme und sie alle blickten starr in das Feuer, bis sich mit der Zeit einer nach dem anderen Schlafen legte. Bis auf Mallos. Er hatte erfahren, was er erfahren wollte. Angmar war also wirklich zerstört worden und von den Grabunholden hatte er bereits gehört und wusste ungefähr wo sie sich aufhielten... Als er sicher war, dass die anderen schliefen packte er seine Sachen zusammen, nahm sich ein bisschen Proviant mit, aber nur so wenig, dass er sicher sein konnte, dass es weniger als sein normaler Anteil war, und lief in die Dunkelheit.
Auf zu meiner Rache. Dûrmarth.... Mal sehen, ob du auch noch unter uns weilst, verdammt zu einem Leben als Grabunhold. Wie süß würde es schmecken, wenn ich endlich meine Rache bekäme.
« Letzte Änderung: 6. Okt 2011, 16:58 von The Chaosnight »

Gnomi

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Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #3 am: 15. Aug 2011, 02:10 »
Mit klappernden Zähnen stand Mallos auf. Schon fast zwei Wochen war es nun her, dass er das Gebiet gefunden hatte, in dem die Grabunholde lebten. Alle Leute, die er nach dem Weg gefragt hatte, hatten ihn für verrückt erklärt und gesagt, dass nur einer, der nichts mehr zu verlieren hätte in dieses Gebiet gehen würde. Er war trotzdem immer weiter gegangen. Nachdem er die gesuchten Höhen gefunden hatte, hatte er sich einen kleinen Lagerplatz am Rand gebaut. Eine kleine Feuerstelle und ein kleiner Schlafplatz, mehr hatte er nicht gebraucht. Jeden Tag hatte er sich in das Gebiet gewagt, in dem ein Grab neben dem anderen stand und jeden Tag hatte er schemenhafte Gestalten gesehen... doch keine schien auch nur im Entferntesten den Beschreibungen von Dûrmarth zu gleichen. Er hatte aber nicht aufgegeben und hatte immer weiter gesucht, bis er schließlich fündig wurde. Gerade, kurz vor der Abenddämmerung hatte er in der Mitte einer großen Ansammlung von Hügelgräbern, etwas abseits der Übrigen, eine weitere, geisterhafte Gestalt gesehen. Doch diese hatte ein Schwert in der Hand gehalten. Eigentlich nichts besonderes, viele der Unholde umklammerten etwas, Messer, Schwerter oder andere Dinge.
Jedoch leuchtete dieses Schwert an manchen Stellen, als ob Kristalle in ihm eingearbeitet wären. Auch sonst schien dieser Grabunhold mächtiger als die anderen zu sein. Jeder Grabunhold hatte anfangs das Blut in seinen Adern gefrieren lassen, doch im Laufe der Wochen hatte er sich daran gewöhnt. Doch bei der bloßen Erinnerung an diesen einen, standen noch jetzt seine Haare zu Berge.
Auf dem Rückweg war er sich immer sicherer geworden: dies musste Dûrmarth sein.
Er hatte sich noch einmal schlafen gelegt, doch war er zuerst Stunden wach gelegen, bis er schließlich in einen unruhigen, kurzen Schlaf gefallen war. Schon früh war er wieder aufgewacht, hatte sein Lager geräumt und war wieder zu dem Ort gegangen, wo er Dûrmarth gesehen hatte.
Dort angekommen hatte er versucht das größte Grabmal zu öffnen, doch die schwere Tür hatte ihm trotzig Widerstand geleistet. Nach etlichen Versuchen hatte er er nach anderen Eingängen gesucht.
Nun saß er wieder vor dem Grabmal , während es anfing zu schneien. Enttäuscht schaute er noch einmal zum Eingang... und erstarrte. Die Tür war offen.
„Dûrmarth, ich komme.“, flüsterte er und zog sein Messer.
„Hier!“, ertönte plötzlich eine tiefe, kalte Stimme. „Ich warte schon auf dich.“
„Jaaaa...“, zischte Mallos lächelnd und sprang durch die Tür. Innen umfing ihn sofort Dunkelheit und eisige Kälte. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, die in dem Hügelgrab herrschte. Ruhig und vor Anspannung zitternd ging er weiter. Plötzlich hörte er die Eingangstür hinter ihm zuschlagen. Er wirbelte herum und sah vor sich eine große dunkle Gestalt. Zwei Augen, aus denen ein fahles Licht, wie aus weiter Ferne kommend,  starrten ihn unter einer zerrissenen Kapuze heraus aus. Dann packte ihn eine Hand am Handgelenk, fester als es je eine andere Hand getan hatte und ein Gefühl der Kälte und Hilflosigkeit durchschoss seinen Körper, wie er noch nie zuvor gekannt hatte. Er wollte schreien, wegrennen, weit weg von diesem Ort, den er gerade noch gesucht hatte. Doch er konnte sich nicht bewegen. Seine Beine gaben langsam nach und während er fühlte, dass die zweite Hand sich langsam auf seinen Kopf legte brach er zusammen. Verzweifelt versuchte er klar zu denken und sich wieder aufzurichten... Doch wild durchströmten die Gedanken seinen Kopf. All die schlimmen Ereignisse der letzten Jahrhunderte und alle Albträume sah er bildhaft vor sich. Plötzlich sah er sich als kleines Kind, wie er gerade erfahren hatte, was für ein Leben ihm bevor stand. Ein Leben als Sklave, ohne Rechte und ohne Freiheit. Ohne Unterbrechung folgte das nächste Bild, wie er blutend auf einem Bett lag, da er es gewagt hatte dem König zu widersprechen. Sofort danach sah er sich selbst , wie er um sie trauerte. Seine Gedärme zogen sich zusammen. Trauern war kein Wort gewesen, damals wäre er lieber tot gewesen... so benutzt war er noch nie worden... Danach wurde es schwarz vor seinen Augen und er fühlte wie er hart auf den Boden aufschlug.
Doch so einfach wollte er nicht aufgeben... er spürte, wie sich der Griff um seine Handgelenk gelockert hatte. „Nein...“, flüsterte er. „So weit bin ich nicht gekommen... nur um jetzt zu versagen!“
„Du bist stark.“, antwortete eine dunkle, kehlige Stimme. „Stark und mutig, genauso wie dumm warst mich aufzusuchen.“
„Ich werde dein Ende sein! Du hast mein Leben zerstört, nun werde ich deines zerstören.“, brüllte Mallos. Zumindest versuchte er es laut zu schreien, aber es kam kaum mehr als ein leises Flüstern aus seinem Mund.
„Das Leben vieler ward zerstört, meines Meisters Wunsch war mir Befehl
Das Töten hat mich nie gestört, daraus mach ich keinen Hehl.“
„Doch nun wirst du damit aufhören... Dûrmarth.“
„Ja... so nannte man mich einst... Dein Gesicht kam mir gleich bekannt vor Araiôn.
Kalt sei Hand, Herz und Gebein...“
„Nein, verzweifelt versuchte Mallos sich wieder aufzuraffen. „Das war mein Vater... sein Leben hast du auch … zerstört... genau wie das... meiner Mutter...dafür... musst...“
„Kalt der Schlaf unterm Stein:
Nimmer steh vom Bette auf
Eh' nicht endet der Sonn' und des Mondes Lauf“
Mallos merkte, wie der Bannspruch zu wirken begann. Obwohl Dûrmarth nun mehrere Schritte von ihm entfernt stand, wurden seine Glieder immer schwerer.
„Die Sterne zersplittern im schwarzen Wind,
Und fallen herab und liegen hier blind,
Bis der dunkle Herrscher hebt seine Hand
Über tote See und verdorrtes Land.“
Keinen Muskel in seinem Körper konnte er mehr anspannen, als Dûrmarth wieder auf ihn zugeschlichen kam. Mit beiden Händen packte er ihn und hob ihn hoch. Dann wurde Mallos ohnmächtig.

Als er wieder aufwachte wusste er als erstes nicht, wo er war. Erst als ein rasselnder Atem ertönte wurde ihm schlagartig wieder bewusst, was passiert war. Er blickte an sich herab. Er trug nicht mehr seine Kleidung, sondern ein weißes Totenhemd. Auf seiner Stirn spürte er einen schweren Reif sitzen und obwohl er kaum seine Finger bewegen konnte spürte er, dass sie von unzähligen Ringen geschmückt waren. Vorsichtig drehte er seinen Kopf.
Dûrmarth stand an dem Eingang und starrte ihn an. Sein langes Schwert hielt er in er linken Hand, wie als ob er es seit Jahrhunderten schon so trug.
„Kalt war Angmar zur Zeit des Krieges
Doch war Angmar etwas Großartiges
Kalt wirst du sein,
diesen Ort nimmermehr verlass,
Für immer mein,
anfachen werd' ich deinen Hass.
Der Schlächter hat mich betrogen,
Doch war er schon immer verlogen.
Dunkel wird deine Zukunft,
Dumm warst du heute,
verfluche deine Unvernunft,
und nie mehr sehe Leute.
Im Kampfe wurde ich von ihm gefällt
Doch verlor auch er, der Schlächterheld.
Der Tod wird dich finden,
zu lange entkamen ihm die Erstgeborenen,
für immer an sich binden,
es hat schon längst begonnen.“

Gerade als Dûrmarth die neu ansetzen wollte, gab es ein lautes Kreischen. Dûrmarth drehte sich in einer Geschwindigkeit um, die Mallos ihm niemals zugetraut hätte, öffnete das Tor nach außen und keinen Augenblick später war er verschwunden. Von überall ertönten nun weitere schrille Stimmen schreien. Mallos sah nichts, doch nun hörte er auch noch manche tiefere Stimmen, die verzweifelt aufschrieen.

Rasch rannte er zum Ausgang und stolperte über seine eigenen Füße. Als er auf dem Boden hart aufschlug schrie er selber laut auf, verstummte aber sofort. Wie war er überhaupt aufgestanden? Soweit er sich erinnern konnte war er immer gelähmt gewesen, wenn er versucht hatte aufzustehen. Anscheinend war der Fluch von Dûrmarth abgefallen, als der Grabunhold die Gruft verlassen hatte und seine Gedanken den Geschehnissen außerhalb des Grabes zugewandt hatte.
Zitternd stand er auf und rannte weiter. Er sprang durch die Tür und sah woher die Stimmen kamen. Ein paar Menschen standen mit Schwertern bewaffnet nahe einem anderen Grab und versuchten verzweifelt sich gegen die Grabunholde zu wehren, die immer näher kamen. Mallos erschauerte. Diese Menschen waren alle noch jung, zu jung um zu sterben. Doch wer auch immer sie warens sie hatten einen Fehler gemacht hierherzukommen. Genau wie er selbst. Die Grabunholde kamen nun immer näher und der erste Mensch brach schreiend zusammen. Die anderen beiden schlugen noch wild mit den Schwertern um sich und hielten so ihre Feinde auf Distanz. Doch allmählich wurden auch ihre Bewegungen langsamer und die Grabunholde drängen immer stärker auf sie ein. Nur einer stand weiter hinten und schien den Angriff zu koordinieren, indem er laute, grässliche Töne von sich gab. Plötzlich drehte er sich um und entdeckte ihn. Ohne nachzudenken rannte Mallos los.
„NEEIIIIIIIN! Du gehörst MIR! KOMM ZURÜCK! Du willst RACHE! Du willst zu mir, nur zu mir allein! Du kamst zu mir und wirst für immer hier bleiben!“
Doch immer schneller rannte Mallos und warf dabei all die Ringe und sonstigen Schmuckstücke weg, die Dûrmarth ihm angezogen hatte und langsam blieben die Schreie Dûrmarths hinter ihm zurück. Er hatte sowieso nicht auf sie gehört. Er wollte nur weg und alles vergessen. Sein Leben lang hatte er gedient und das hatte er nur geschafft, da er immer die Rache  noch als Ziel hatte. Als Ziel, das ihm geholfen hatte die schlimmsten Zeiten zu überstehen. Doch er war zu schwach gewesen... was blieb ihm nun noch? Nichts... nur Dunkelheit und Verzweiflung. Mallos merkte nicht wohin ihn seine Füße trugen, aber irgendwann blieben sie an einer Wurzel hängen und er stürzte. Schluchzend blieb er liegen und stand nicht mehr auf. Obwohl die Sonne schon hoch stand und freundlich auf ihn herab lächelte zitterte er am ganzen Körper und er fühlte sich kalt. Sein gesamtes Lebensziel war in dem Moment zerstört worden, in dem er gemerkt hatte, dass Dûrmarth ihm überlegen war. Er hatte nichts gegen ihn machen können, sein gesamtes bisheriges Leben war umsonst gewesen.

Das Treffen mit Dûrmarth und die dunkle Magie des Grabunholds hinterließen ihre Spuren an Mallos. Solange er wach war, rannte er. Er aß und trank kaum was, sodass er immer weiter abmagerte. Er versuchte nur die dunklen Gedanken hinter sich zu lassen, doch genau weil er sich so anstrengte sie zu vergessen, ließen sie ihn nicht los. Solange er schlief, wurde er von Albträumen gepeinigt und viel zu früh wachte er nach jedem Schlaf wieder schweißgebadet auf. Eine halbe Ewigkeit rannte er so über die Landschaft. Berge, Wiesen, Wälder... Alles verfloß zu einer Masse in seinem Kopf und er ließ es alles hinter sich zurück und merkte gar nicht wohin er rannte. Sobald er auf Menschen traf flohen entweder sie vor seinem Anblick oder er vor ihnen. So kam Mallos schließlich wieder Richtung Osten, ohne es zu wollen.
Hier hatte sich auch einiges geändert. Der Tyrann, der bei Mallos Flucht regierte, war gestürzt worden - indem er den Königssklaven verloren hatte, hatte auch das Volk Zweifel bekommen, dass er wirklich Halfdan, der Herrscher in Saurons Gnaden war. Sein eigener Sohn Uldor hatte die Rebellion angeführt und mit dem gesamten Volk hinter sich seinen Vater gestürzt und öffentlichen hingerichtet. Er war beliebter als sein Vater, da er nicht so brutal war, jedoch hatte das Volk auch in ihn kein großes Vertrauen, da er noch nicht beweisen konnte, dass er der von Sauron auserwählte König war.
Doch dies ist eine andere Geschichte. Mallos erreicht die Hauptstadt Rhûns im Frühling 2787, einige Wochen, nachdem Halfdan endgültig gestürzt wurde.


Ich habe es nicht geschafft... rennen... ich habe versagt... laufen... mein Leben hat keinen Sinn mehr... rennen... ich kann so nicht mehr leben... fliehen... ich bin nicht würdig länger zu leben... RENNEN...
Seit der Begegnung mit Dûrmarth bohrten die Stimmen in seinem Kopf und er rannte. Ohne sich umzublicken. Plötzlich stolperte er. Zu spät kam seine Reaktion und  er fiel. Als er sich mühevoll wieder hoch drückte hinterließen seine Knie blutige Abdrücke, doch er bemerkte es nicht. Er machte noch zwei Schritte, dann strauchelte er erneut und fiel erneut und dieses Mal blieb er nicht liegen, sondern fing an sich um die eigene Achse zu drehen, während er den Abhang immer schneller hinunterrutschte. Frisch verkrustete Wunden an Armen und Beinen wurden wieder aufgescheuert und hinterließen eine rötliche Spur auf dem Hang hinter ihm. Mit einem Schlag kam er zum Stillstand, als er mit der ganzen Wucht gegen einen großen Stein geschleudert wurde. Doch er gab keinen Ton von sich außer einem leichten Krächzen, mehr gab seine Kehle nicht her. Sie war komplett ausgetrocknet. Mühevoll stand er auf. Jeder Muskel tat weh, jede Stelle am Körper, die man sich nur irgendwie vorstellen konnte brannte und schien ihn, genau wie die Stimmen in seinem Kopf demütigen zu wollen. Selbst die Sonne brannte erbarmungslos auf ihn herab, als obs ie ihn verhöhnen wolle, und ließ den Sand unter seinen Füßen schrecklich heiß werden. Du hast versagt, du warst zu schwach.
Schwankend begann er wieder weiter zu laufen, bis er plötzlich stehen blieb. Der Stein gegen den er gestürzt war... Er war größer als ein normaler Stein. Er war sowohl sehr viel höher, als auch breiter.Und es war nicht ein Stein, sondern es waren viele Steine, die aufeinander standen. Mühevoll hob er den Kopf. Es war ein großer Wall gegen den er gefallen war. Als er wieder nach vorne blickte sah er, dass wie aus dem nichts fünf Krieger vor ihm aufgetaucht waren. Sie trugen ihre Schwerter noch in der Scheide, doch Mallos erkannte, dass sie geübt waren sie schneller zu ziehen, als er es für möglich halten würde. Als er sich umdrehte um wegzurennen sah er, dass auch hinter ihm vier Soldaten standen.
„Sieht so aus, als hätte der Prophet Recht behalten.“, hörte er einen in der Sprache Rhûns grunzen.
„Er scheint wirklich von Sauron gesegnet zu sein!“, antwortete ein anderer ehrfürchtig.“Eine Weissagung! Von unserem Gott höchstpersönlich und ich darf sehen, wie sie wahr wird!“
„Oder es gab einfach Späher, die unserem König alles mitteilten...“, antwortete wieder der Erste murrend.
„Du wagst es an den Worten zu zweifeln?“,  rief der zweite entsetzt aus.
„Schluss ihr beiden!“, herrschte ein dritter Soldat sie beide an und trat vor. „Auf Geheiß des Königs sollen wir dich zu ihm führen.“, knurrte der Soldat nun Mallos an. „Ich weiß zwar nicht, was er von einem wilden Landstreicher wie dir will, aber das geht uns nichts an. Also: Vorwärts!“
Doch Mallos dachte nicht dran diesen Männern zu gehorchen und blieb stehen. Kurz schauten die Soldaten ihren Anführer an, dann nickte er ihnen zu und zwei packten ihn von hinten. Blitzschnell schlug Mallos nach dem einen, zog sein Schwert aus der Scheide, bevor er reagieren konnte und trennte mit einem kräftigen Hieb dem Soldaten den Kopf ab, keinen Herzschlag bevor die anderen zur Stelle waren und ihm das Schwert wieder entwanden. Danach brach er keuchend zusammen und seine letzten Kräfte verließen ihn.
Du hast versagt... es wäre besser gewesen du wärst bei dem Versuch deine Eltern zu rächen und Dûrmarth zu töten gestorben!

Als er wieder zu sich kam, schien ihm die Sonne noch immer unangenehm ins Gesicht, sodass er als Erstes nichts erkannte. Doch er fühlte, dass er auf einem Holzstuhl saß und  seine Arme an die Lehnen gefesselt waren.Du bist wertlos!, ertönte wieder die Stimme in seinem Kopf. Du kannst nichts machen. Nicht mehr wehren, nicht bewegen, GARNICHTS. Du hast versagt!
Als sich seine Augen langsam an das grelle Licht gewöhnten, dass ihm direkt ins Gesicht schien erkannte er, dass er in einem großen Raum saß – einem Raum, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte und vor ihm ein auf einem gewaltigen Thron ein großer Mann saß. Als er erkannte, dass Mallos aufgewacht war, stand er auf. „Willkommen zu Hause Mallos.“, begrüßte er ihn. „Ich hoffe wenigstens mich erkennst du noch?“
„Uldor...“, erkannte Mallos fassungslos und verlor wieder sein Bewusstsein.



Schon seit langem wurden Gerüchte über eine Verschwörung von verblendeten Anhängern des alten Herrschers gegen dessen Sohn, des rechtmäßigen von Sauron gesegneten Königs über Rhûn laut.
Gestern Nacht wurde nun einer aus dem innersten Kreis des Königs auf grausame Weise ermordet vorgefunden. Bewohner im Nachbarhaus haben merkwürdige Schläge gegen die Wand gehört und daraufhin die Wachen gerufen. Der Leibwächter wollte sie zuerst nicht durch lassen, doch nach längerem Drängen der Wachen hat er sie schließlich in die Gemächer seines Herren gelassen, wo sie nur noch dessen Leichnam entdecken konnten. Es waren keinerlei Hinweise auf einen Einbruch vorzufinden. Sofort wurde Verstärkung angefordert und bereits kurze Zeit später wurde die Tatwaffe, ein schmales Messer, gefunden. Es dauerte nicht lange, bis bei dem Leibwächter des Ermordeten ein Vermögen sichergestellt wurde, wie er es unmöglich mit seinem eigenen Lohn hätte ansammeln können. Er bestreitet jeden Tatvorwurf, doch da er den einzigen Zugang zu der Kammer seines Herren
bewachteist die Beweislast erdrückend. Entweder hat er selbst den Mord vollbracht oder ihn zugelassen. Durch das große Vermögen wird die Vermutung laut, dass er im Dienste einiger reicher Männer dieses Reiches gearbeitet hat, die ganz offenbar dem König schaden wollen. Hierdurch kommt der Vorwurf des Landesverrats und Verrat an Sauron, unseres Gottes, hinzu. Noch am heutigen Abend wird er als Strafe auf einem Scheiterhaufen Sauron geopfert.
Mitschrift einer öffentlichen
Ankündigung am 152. Tag
des Jahres 2798 D.Z.



Auftrag nach euren Wünschen ausgeführt, Herrscher und Gebieter. Die anderen folgen nächste Nacht.
Mûlion

Geheime Botschaft
an den Herrscher Rhûns




„Eins ist klar: Der König geht geschickt vor. Dass er Alfson hängen lies war ein geschickter Schachzug.“, sagte Alina ruhig.
„Doch was, wenn er nicht nur einfach irgendeinen aus seiner Nähe umbringen lies, um das Volk gegen uns aufzubringen, sondern wusste, dass sein Leibwächter bei der Verschwörung mithalf?“, fragte Estur unruhig.
Alina seufzte. Sie hatte Estur noch nie leiden können, doch jeder Verbündete, der im Kampf gegen den König half, vertrauenswürdig war, und eine Machtposition inne hatte, war ihr willkommen. Und Estur als einer der Fürsten hatte eine solche Position inne, das einzige Problem war, dass er ein verdammter Feigling war, doch konnte man ihm trotzdem vertrauen, auch wenn man es fast nicht glauben konnte, so wie er hier, zitternd wie Espenholz, in der Kammer saß. Es war mitten in der Nacht und durch ein kleines Zimmer schien matt der Mond herein. Es gab nur eine Tür in den Raum und die wurde von außen von zwei loyalen Kämpfern bewacht. Das Haus in dem sie sich befanden lag etwas außerhalb der Innenstadt, aber dennoch ziemlich zentrumsnah. An der einen Seite grenzte ein Hurenhaus, bei dem der Lautstärke zufolge gerade Hochbetrieb war. Auf der anderen Seite war eine bekannte Gaststätte, aus der gerade die ersten betrunkenen Gäste des Tages herausgeworfen wurden. Hier waren sie sicher, kein Spion des Königs würde hier nach den Verschwörern suchen.
„Beruhige dich Estur.“, fuhr sie lächelnd fort.“Wenn der König gewusst hätte, dass er mitgeholfen hat ihn zu untergraben, dann hätte er ihn gefangen nehmen lassen und ausgefragt, bevor er ihn umbringen lies – doch wir hatten ihn nur wenige Kerzen vorher noch gesehen – in der kurzen Zeitspanne hätte er ihn niemals zur Kapitulation zwingen können, nicht Alfson.“
„Hierbei vergisst du aber eines, werte Alina.“, brummte Alwyr, ein bärtiger Mann, der als Schatzmeister im Palast diente. „Uldor unterschätzt man leicht, doch hat er in seiner bisherigen Regentschaft die Foltermethoden fast genauso sehr verfeinert, wie seinen Einsatz von Attentätern. Wenn er etwas von einem erfahren will, dann erfährt er es auch. Er braucht zwar Zeit dafür, doch durch seine brutalen Vorgehen deutlich weniger als sein Vater und ist dabei sogar beliebter als sein Vater, da er es gut zu tarnen weiß und alles so verschleiert, dass das Volk alle seine Taten gut heißt. Wofür sein Vater Monate der Folter brauchte, braucht Uldor nur noch Wochen, wenn nicht gar Tage. Meist muss er aber nicht einmal die Leute foltern, da er es vorher schon weiß. Seine Spione sind überall, daher ist es gut möglich, dass Alfson auch als Verräter entlarvt wurde, bevor er getötet wurde und es nicht, wie du es glaubst, nur ein Mord von irgendeiner wichtigen Persönlichkeit ist, die das Volk gegen uns aufbringen soll. Vergiss nicht, der König geht über Leichen und benutzt alles und jeden für seine Zwecke. Erinnert ihr euch an Mallos, den Königssklaven? Ich erinnere mich, wie er zurückgekehrt ist... Uldor hat ihn benutzt, um seine Macht zu festigen, doch bereits zwei Jahre später hat er es geschafft, dass Mallos zwar als Legende noch lebte, keiner ihn jedoch mehr sah und niemand ihn für die Gegenwart noch für Wichtig erachtete. Auch im Palast habe ich Mallos seit diesem Moment nicht mehr gesehen, Uldor hat seine Popularität benutzt, um seinen Platz zu festigen und ihn dann vernichtet, da er wusste, dass von ihm eine Gefahr ausging. Wahrscheinlich verrotet er gerade irgendwo in einem Misthaufen. Das ist Uldor. Du hast Recht, dass er jeden benutzt, jedoch mordet er nur selten in aller Öffentlichkeit.“
„Gut“, begann Alina wieder. „Es mag sein, dass unser derzeitiger König viel weiß, doch wir sind immer noch zu viert. Ihr beide, ich und Olfan. Wir haben somit große Teile des Palastes und des Militärs in unserer Gewalt. Wie lange hat Olfan gesagt, dass er noch braucht, um seine Truppen im Palast als Wachpersonal einzuschleusen?“
„Zwei Mondumläufe.“, beantwortete Alwyr die Frage.
„Gibt es Probleme, hat er etwas gesagt?“
„Nichts.“
„Aber du wolltest doch ursprünglich früher fertig sein.“
„Ja.“
Innerlich verdrehte Alina die Augen. Alwyr war bei solchen Fragen schon immer wortkarg gewesen. Wenn es um den könig ging konnte er tagelang reden, doch sobald es um andere Themen ging sagte er selten mehr als ein, zwei Worte.
„Gut.“, unterbrach Alfwyr die Stille. „Wenn Olfan sich um die Truppen kümmert, kann ich mich darum kümmern, dass sie das nötige Kleingeld zur Verfügung haben, falls sie etwas brauchen sollten. Estur, wie lange kannst du noch die anderen Fürsten in Schach halten? Ich habe mitbekommen, dass einige der Königstreuen vorgeschlagen haben die Wachmannschaften zu verstärken, damit die Sicherheit Uldors nicht gefährdet wird? Wenn sie ihre Truppen zum Schutz beordern, dann könnten Olfans Männer nicht zuschlagen.“
„Olfans Männer werden sowieso nicht zuschlagen.“, sagte plötzlich eine belustigte Stimme aus dem Raum. Alle drei fuhren hoch und ihre Blicke huschten zur Tür. Die Tür war noch verschlossen... oder wieder verschlossen?
„Olfan wird morgen früh von seiner Frau erstochen aufgefunden werden. Ein schreckliches Drama... Sie hält es nicht mehr aus, nimmt ein Küchenmesser, tötet ihren Mann und anschließend begeht sie Selbstmord. Der Rest von euch wird hier gefunden werden.“, fuhr die Stimme nun in belustigtem Tonfall fort. Wie aus dem Nichts erschien direkt am Tischrand eine fünfte Person.
Sie war relativ mittelgroß, hatte fingerlange Braune Haar und einen engen dunklen Mantel an. „Wer... was...“ stotterte Alina.
„Alina, du enttäuscht mich. Da habe ich dir stundenlang Schreiben und Rechnen beibringen müssen und du vergisst mich einfach.“
„Das kann nicht sein!“
„Und auch du Estur... Wenigstens von dir hätte ich erwartet, dass du mich erkennst. So häufig hast du mir Befehle erteilt und mich, fast genauso wie der König, regelmäßig nieder gemacht und mir sämtliche Jahre unter eurer Knechtschaft unvergesslich gemacht. Voll von Schmerz, Erniedrigungen und Pein.“
„Mallos, das kann nicht sein.“, murmelte Alwyr. „Du lebst? Wie, bei Sauron, hast du überlebt und wo warst du?“
„Achja... Alwyr...“, murmelte Mallos langsam, während er langsam um den Tisch ging, sodass die Tür nun nicht mehr in seinem Rücken, sondern vor ihm lag. Ohne zu fragen nahm er sich einen kleinen Hocker und setzte sich darauf. Mit einer müden Geste legte er seine Arme auf den Schoß. „So vieles hast du nicht geschafft Alwyr. Du kamst erst nachdem ich geflohen bin an den Hof. Aber trotzdem hast du mich als Erster erkannt – meinen Glückwunsch dazu. Aber ich bin nicht hier, um von mir zu reden. Reden wir lieber über euch. Ihr seid also diejenigen, die einen Komplott gegen unseren König schmieden. Sehr interessant. Wie genau habt ihr das noch weiter geplant? Und wie lange arbeitet ihr schon daran?“
Keiner antwortete; Estur schaute ängstlich zur Tür, während sich Alwyr und Alina sich nervöse Blicke zuwarfen. Olfan saß mit regungsloser Miene auf seinem Stuhl.
„Ach kommt schon.“, fuhr Mallos fort. „Ihr werdet so oder so in der nächsten Kerze sterben, also erzählt mir ein bisschen was und ihr werdet noch länger am Leben bleiben.“ Entsetzt schrie Estur auf und rannte zur Tür. Doch Mallos war schneller, noch bevor Estur die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, war er aufgesprungen, hatte den Tisch umrundet und einen Dolch, so lang wie sein Unterarm, in den Rücken des Flüchtlings gestoßen und wieder herausgezogen. Mit einem letzten Gurgeln brach dieser in sich zusammen. Noch in derselben Bewegung hatte sich Mallos wieder umgedreht und Alina die Hand abgeschlagen, in der sie plötzlich ein kurzes Messer hatte. Stöhnend sackte sie wieder in sich zusammen und versuchte den Stumpf gegen den Körper zu pressen, während sie ungläubig auf ihre Hand schaute. „Nein... Das kann nicht sein.“, krächzte sie. Ihr Gesicht war bereits leichenblass und ihrer Stimme fehlte jegliche Kraft. Mallos ging vor ihr in die Knie und deutete auf die abgetrennte Hand. „Vor ungefähr drei Jahrzehnten habe ich dir beigebracht, wie du mit dieser Hand schreiben kannst, nie habe ich dir gezeigt, wie du damit eine Waffe benutzt. Du hättest bei der Feder bleiben sollen, damit warst du von Anfang an sehr geschickt.“
Alinas Augenlider flatterten als sie ihn ein letztes Mal anschaute, dann verlor sie das Bewusstsein. Mallos wusste, dass er sich nicht mehr um sie kümmern musste. In ein paar Momenten war sie so oder so verblutet, darum richtete er sich wieder auf und schaute zu Alwyr. Er war der einzige, der nichts getan hatte, sondern einfach nur da stand.
„Ich nehme an die Wachen sind tot.“
Mallos nickte.
„Wenn ich schreien würde, würde das auch nichts nutzen; der Lärm der beiden Nachbarhäuser würde es übertönen, wenn denn überhaupt einer da wäre, um es zu hören.“
Wieder nickte Mallos.
„Bevor du mich auch tötest, sag mir eins:
Wer oder was bist du? Ein normaler Sklave bist du nicht mehr, das sehe ich.“
Lächelnd deutete Mallos auf einen Stuhl, woraufhin Alwyr sich setzte und Mallos sich ihm gegenüber auf einen anderen Stuhl setzte.
„Ich muss noch zu Olfan, seiner Frau bei einem 'Mord' helfen, und dann ihren 'Selbstmord' inszenieren, doch deine Frage kann ich beantworten. Ich bin der Attentäter unseres herrlichen Königs Uldor. Er hat mein Talent erkannt und mir meine Flucht verziehen, besser noch: er hat mich belohnt. Jahrelang wurde ich trainiert, habe den ganzen Tag geübt und jede Nacht immer weiter geübt. Während ihr nur von den normalen Meuchelmördern erfahren habt, wurde ich an anderen, geheimeren Orten ausgebildet. Nur noch Uldor und seine Gattin wissen von mir. Meine Ausbilder weilen nicht mehr unter uns, das Risiko war zu groß. Niemand soll von mir wissen, denn meine Aufträge sind... spezieller.“
„Wie letzte Nacht Alfsons Herr.“
„Richtig. Es war ein einfaches ihm das Geld zuzuschieben und seinen Herren zu ermorden. Es war mein erster Auftrag. Und ihr seid mein Zweiter. In wenigen Kerzen wird ein Soldat des Königs hier vorbei schauen. Er hat den Auftrag nach den Verrätern des Reiches zu suchen. Er wird euch drei, die Beweise auf dem Tisch und eure Wachen tot auffinden, zurück in den Palast rennen und sagen, dass er euch getötet hätte. Ich habe ihn schon lange beobachtet und er würde jeden anlügen, solange es ihm hilft. Er wird die Belohnung erhalten, alle werden ihm zujubeln und sein Name wird in die Geschichte eingehen. Niemandem wird er etwas sagen, da dann sein gesamter Ruhm dahin wäre und wenn er schließlich stirbt wird niemand, außer mir und dem König, wissen, wer tatsächlich diesen Mord begang, oder besser nicht begang, und unseren König vor einer Verschwörung rettete.“
Alwyr nickte nachdenklich.
„Ein guter Plan. Doch was, wenn er nicht so handelt, wie ihr es denkt?“
„Wenn er  Uldor  sagt, dass er euch hier tot aufgefunden hat wird er dazu verdonnert darüber zu schweigen und am gleichen Tag noch einen Unfall erleiden, während ein anderer, der genauso habgierig und verlogen ist, in diese Gegend geschickt wird.“
Mallos setzte sich auf. „Doch jetzt muss ich weg, ich habe wie gesagt noch eine Verabredung mit Olfan und seiner Frau.“
„Na, dann willst du sie bestimmt nicht warten lassen.“, antwortete Alwyr und stand ebenfalls auf. Langsam trat Mallos vor ihn und stach zu. Kein Ton ging über Alwyrs Lippen, als er in sich zusammen brach, während Mallos bereits das Zimmer verließ. „Mûlion hat seinen zweiten Auftrag ausgeführt.“, murmelte er leise, während er mit den Schatten verschwamm und davon eilte.
Niemand sah ihn.

Am nächsten Morgen kam kreischend eine Bedienstete aus Olfans Haus gerannt. Sie schrie noch, dass sie den Hausherren tot in seinem Bett und die Hausherrin tot auf dem Boden daneben liegen gesehen hatte, dann wurde sie ohnmächtig. Sofort kamen Soldaten und sicherten das Haus, während alle Bediensteten nach außen geschafft wurden. Noch bevor es irgendeine offizielle Stellungnahme dazu gab, hatten die anderen Diener des Hauses schon erzählt, wie sie die Toten vorgefunden hatten. Er erstochen in seinem Bett, sie mit dem Messer in der Hand daneben. Ohne Zweifel war es ein schreckliches Familiendrama.

Zur Mittagszeit wurden die Fanfaren geblasen: ein Soldat wurde für seinen Mut und seiner Treue gegenüber dem  König geehrt. Allein hatte er die Verräter gefunden und getötet, die erst am Tag zuvor selbst noch einen Mord begangen hatten und gegen das gesamte Reich intrigiert hatten.

Eine Woche später wurde der Soldat zusammengeschlagen und ausgeraubt in einer dunklen Seitenstraße gefunden. Jede Hilfe kam zu spät. Man vermutet, dass Banditen ihn überfallen haben und auf sein Geld aus waren, doch fand man nie Beweise.

Viele Jahre hatte der König in die vollständige Gehirnwäsche und Ausbildung des ehemaligen Sklaven Mallos gemacht und ihn so zu dem gemacht, was er die nächsten Jahrhunderte bleiben sollte: Treuer Anhänger des Königs ohne Erinnerung an sein Leben zuvor, eine lebendige Waffe mit dem Ziel das Königshaus zu beschützen, ohne selbst bemerkt zu werden. Niemand außer dem König erfuhr je, wie die Feinde im eigenen Reich starben. Mal gab es einen tragischen Unfall, Mal einen Mord eines Wahnsinnigen, Mal war es Selbstmord. Zwar wurde die Anzahl der Morde im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu lange, um sie hier aufzuführen, doch konnte niemand Zusammenhänge zwischen den Morden finden. Doch unter den Feinden der Könige gab es Gerüchte eines wandelnden Schattens, den jedoch nie jemand zu Gesucht bekam und es nie Beweise gab, die seine Existenz belegten.
« Letzte Änderung: 6. Okt 2011, 17:08 von The Chaosnight »

Gnomi

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Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #4 am: 10. Sep 2011, 02:37 »
Es war ein bewölkter Tag gewesen und die meisten Menschen saßen murrend in den verschiedenen Gaststätten und versuchten die Last des Tages und den Regen  mit Bier und Geschichten von fernen, sonnigen Orten zu vergessen. Im Laufe des Abends schafften sie dies auch, der Alkoholpegel stieg und nicht nur für die Wirte, sondern auch für die Barden war es ein Abend, den vor allem ihre Geldbeutel noch lange in Erinnerung behalten würden.
„So höret nun eine Geschichte, die nur wenig Menschen je vernommen haben.“, erschallte die Stimme eines jung aussehenden Barden, der seit ein paar Tagen in dem Dorf verweilte. Niemand wusste seine Herkunft, doch wirkte er nicht, als ob er aus der Gegend käme. Doch schon in der kurzen Zeit, hatten ihn viele Bewohner lieb gewonnen und auch der Wirt der größten Schenke, ließ ihn billig bei sich wohnen, da er ihm jeden Abend einen guten Umsatz bescherte.
„Die Geschichte, die ich euch heut' erzählen will ist wahr, dies kann ich selbst bezeugen. Sie wird nicht, wie meine Letzten, um Liebe gehen, ebenso wenig um große Kriege, ruhmreiche Schlachten, goldene Zeiten oder ehrenvolle Ritter. Sie handelt von einem einzelnen Mann, der alles ertragen musste und dadurch verdorben wurde. Doch am Ende hat auch er eine zweite Möglichkeit sich zu beweisen bekommen. Hört selbst, wie die Geschichte ausging!“
Nach diesen Worten verstummte der Barde kurz und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, lang ein seltsamer Glanz in ihnen.

„Weit im Osten von uns liegt das Lande Rhûn
dort ereignen sich viele sonderbare Geschichten,
eine davon will ich euch nun kund tun.
Ob sie euch gefällt – ihr selbst dürft darüber richten.

Dort gibt es einen König, so finster und so bleich
Er sitzt auf seinem Throne, an Land und Siegen reich.
Ihm zur Seite saß eine Königin, lieblich wie das Morgenrot,
er hingegen versprühte Angst, Hass und Tod.

Doch selbst nach vielen langen Jahren,
fehlte dem Herrsche noch der königliche Sohn,
Bastarde hingegen hatte er in Scharen.
Sie konnten jedoch nicht auf den Thron.

An der Königin jedoch lag der Mangel nicht,
Sie war bereits Mutter, hatte ein Kinde schon,
ein Mädchen, so schön, wie des Mondes Licht.
Doch der König wusste nichts davon.

Viele Jahre lebte das Kind nun schon als Zofe,
ursprünglich geboren, in einem weit entfernten Haus.
doch blieb sie nicht für immer am Hofe...
Denn nach langer Zeit fand der König es heraus.“

Der Erzähler machte eine kurze Pause, um anschließend mit gedämpfter Stimme fort zu fahren. Während er erzählte hörte es auf zu regnen, doch niemand merkte es, alle hörten seinen Worten wie gebannt zu. Mehrfach wäre fast das Feuer ausgegangen, das selbst der Wirt sich dem Bann der Geschichte nicht entziehen konnte. Der mächtige König hatte, nachdem er es herausgefunden hatte, einen Meuchelmörder geschickt, der schon seit unzähligen Jahren in seinem Dienst stand und kaltblütig viele Menschen getötet hatte. Doch auch er war nicht immer so gewesen – der König hatte ihn verdorben, seine Erinnerungen an frühe Ereignisse aus seinem Gedächtnis getilgt und ihn zu einer Maschine gemacht, die nur ihm gehorcht. Doch auch jetzt blieben die Taten, die er so ruchlos beging, nicht ganz ohne Folgen – Albträume plagten ihn jede Nacht.
Abwechselnd erzählte der Barde die Geschichte aus der Sicht des Mädchens, dass sich bei Feinden des Königs versteckt hielt und aus der Sicht des Mörders, der ihr immer näher kam. Schließlich, keiner der Zuhörer wusste, wie lange er schon zugehört hatte, kam es zu dem Höhepunkt der Geschichte – der Mörder hatte den Aufenthaltsort des Mädchens aufgespürt und hatte sie mit einer List zu einer überstürzten Flucht aus dem Haus, in dem sie in Sicherheit war verführt. Doch gerade, als er zum tödlichen Schlag ausholen wollte, erkannte er, was er war; eine gefühlslose Bestie, die nur den Befehlen anderen gehorcht. Gleichzeitig flog ein Fetzen aus seinem Leben, bevor er Meuchler wurde, durch seinen Kopf. Mitten im Schlag verlor er sein Gleichgewicht und stürzte von dem Dach, auf dem er die Königstochter gestellt hatte.
Als sie sich schließlich traute nach unten zu schauen, hatte sie ihn noch weit unter sich, auf einer kleinen Wiese liegen sehen, doch als sie herab ging, um zu schauen, ob er wirklich gestorben war, war er verschwunden.
Sie dankte den Göttern für ihre Rettung und schwor sich, nicht eher zu ruhen, bis derjenige der sie umbringen lassen wollte, dafür bezahlen würde.

„So endet die Geschichte der Königinnentochter in Rhûn.
Ich verabschiede mich für heute und werde ruhn.
Ich bitte noch zuletzt um eine kleine Spende,
sonst finde ich am Ende selbst mein Ende.
Doch bisher habt ihr mich zumindest immer gut entlohnt
darum bitte ich, dass ihr auch wieder eure Geldsäcke auch heut' nicht schont.“

Mühsam stand er auf und ging mit einem kleinen Beutel langsam die Stube. Die meisten waren noch gefangen in der Geschichte und bemerkten erst, als er direkt vor ihnen stand, dass sie noch immer in dem Gasthaus zum tänzelnden Pony saßen und nicht in Rhûn gerade der Königstochter bei dem Kampf gegen dem Tyrannen halfen.

Als der Barde seinen Rundgang beendet hatte, drehte er sich noch einmal um, bevor er hinausging.
„Habt Dank für eure Milde Gabe,
seht hinaus, es weicht die graue Farbe.
Heute Nacht wird es ein klarer Himmel,
die Sterne leuchten weiß und hell,
So wunderschön, wie das Fell
von einem königlichen Schimmel.“

Damit wandte er sich ab und verschwand in sein Zimmer. Er hatte nicht alles verraten, was er von der Geschichte wusste. Er wusste nicht, wie es der Königstochter ging, ob sie noch lebte, oder ob sie überhaupt den Kampf gegen den König aufgenommen hatte, doch fand er, dass das Ende sehr gut passte und die Geschichte gut abrundete. Was er verschwiegen hatte war, dass der Attentäter ein Elb war und viele hundert Jahre lang in Rhûn gelebt hatte und als Drittes hatte er auch verschwiegen, dass er selbst dieser Elb war. Ebenso verschwieg er, warum er sie hatte leben lassen. Es war ihm lange Zeit selbst ein Rätsel gewesen... es hatte alles funktioniert, wie es geplant war. Der Wachmann hatte ihn gesehen und sie gewarnt, dann war sie durch eben das Fenster gegangen, dass er leicht geöffnet hatte. Danach hatte er sich offenbart und sie bis zu dem Ort gejagt, an dem er sie stellen wollte. Dort angekommen war sie ihm ausgeliefert bekommen. Doch gerade, als er zustoßen wollte, hatte er gemerkt, dass ihm ihr Gesicht bekannt vorgekommen war. Dieser kurze Gedanke hatte ihn aus dem Konzept gebracht und er war gestolpert und gefallen – nachdem er aufgeschlagen war und wieder bei Sinnen war, war er geflohen. Er musste diesen Gedanken erst einmal verarbeiten, doch es war der kleine Riss in der großen Barriere, die sein früheres Leben abgeschirmt hatte. Und im Laufe der Zeit hatte er den Riss vergrößert, bis die Barriere schließlich in sich zusammen brach.

Morden muss ich für den Herrn,
ich morde gut, doch tu´s nicht gern,
verschwimm mit Schatten an der Wand,
kein Opfer hat mich je erkannt.

Die Klingen warn stets scharf und gut,
ich führte sie mit Hirn und Mut,
und war ein Auftrag je erteilt,
die Todesstunde schlug erneut.

Und doch beginn ich nun zu zaudern,
ob der Zeilen, die ich les.
Am End floh ich bei Nacht und Nebel,
so floh ich dem schlimmen Ort,
so floh ich meiner Pflicht und eben,
wählte ich ein neues Leben!


Diese Zeilen hatte er geschrieben, als er gerade nach Bree gekommen war. Er hatte versucht so mit seiner Vergangenheit abzuschließen, doch hatte er es nicht geschafft. Darum hatte er diese lange Ballade über sein Leben geschrieben. Das hatte ihm zumindest ein bisschen geholfen.
Bevor er sich schlafen legte, zündete er ins einer kleinen Kammer noch eine kleine Lampe an und holte ein paar kleine beschriebene Rollen heraus. In den letzten Tagen hatte er sich viel in Bree umgehört und von einer Geschichte gehört, über die er gerne eine Ballade schreiben wollte. Es ging um eine Liebesgeschichte, die jeder hier im Dorf kannte - Melethron  und Miluiwen hießen die beiden, doch des Mädchens Vater wollte nicht, dass sie ihn heiratete. Nachdem sie schließlich Opfer eines Überfalls wurde, war auch er spurlos verschwinden und man hatte nie wieder von ihnen gehört. Manche erzählen, dass beide gestorben ist, andere sagten, dass er sie noch suchte und nicht eher ruhen würde, bis er sie wieder in seinen Armen halten würde.
Bis spät in der Nacht arbeitete er noch an einzelnen Versen, bildete im Kopf, änderte hier und dort ein Wort, verwarf dann wieder einen Gedanken, nur um ihn nach zwei weiteren Versuchen wieder anders aufleben zu lassen. Als der Morgen schon dämmerte gestand sich Mallos schließlich ein, dass er doch etwas Schlaf brauchte, obwohl er den Schlaf seit Jahrhunderten fürchtete. Er konnte sich zwar in der Zwischenzeit wieder an fast alle Dinge erinnern, die vor seiner Zeit als Mörder im Auftrag des Königs passiert waren, doch konnte er diese Zeit nicht vergessen. Ständig verfolgten ihn Albträume, selbst jetzt noch, nachdem er schon einige Jahre keinen Menschen mehr getötet hatte. Er besaß zwar noch immer die Waffen, hatte sich jedoch geschworen sie nie wieder gegen unschuldige Leute zu benutzen und sich oder andere mit ihnen zu verteidigen. Als wandernder Barde musste er das zum Glück nicht allzu oft.

Er war wieder da, wo es passiert war.
Auf einem kleinen Haus kniete er und öffnete lautlos  von außen ein Fenster. Leise hörte er drinnen einen Mann flüstern. „Er hat dich gefunden! Er hat das Hauptquartier des Ordens ausfindig gemacht!“
Keine zehn Atemzüge später sah er, wie sie unter ihm aus dem Fenster auf ein kleines Vordach trat und dann gewandt von Dach zu Dach sprang. Am Horrizont dämmerte es bereits orange-rot.
Lautlos verfolgte er sie, wie ein Schatten.Sie war vorsichtig und hätte ihn mehrfach fast entdeckt. Sie war gut, ohne Zweifel, doch er hatte Jahrhunderte Erfahrung und noch war nicht der Moment gekommen sich zu offenbaren. Sie  nahm genau den Weg, bei dem er gedacht hatte, dass sie ihn nehmen würde. Während sie weiter floh schwang er sich rasch auf ein anderes Dach und überholte sie auf dem Weg.
Drei Häuser weiter schwang er sich wieder hoch. Keine zehn Fuß vor ihm erstarrte sein Opfer. Die Sonne war in seinem Rücken, so konnte sie ihn nicht genau erkennen, doch er sah sie genau. Ein Windstoß zerzauste ihr Haar und wehte es ihr ins Gesicht.Er konnte trotzdem das Entsetzen in ihren Augen erkennen. Blitzschnell wandte sie sich ab und war verschwunden. Er musste lächeln; sie war genau in die Richtung gegangen, wo er sie haben wollte. Mit einem großen Sprung nahm er die Verfolgung wieder auf. Keine zwei Herzschläge später hatte er sie wieder vor sich. Immer wieder schaute sie sich entsetzt um und jetzt zeigte er sich jedes Mal. Er wollte, dass sie weiter in diese Richtung floh, dort lag der Ort, wo er den Mord geplant hatte.
Sie war wirklich gut, besser als er gedacht hatte. Sie kamen schneller vorwärts, als er gedacht hatte. Nur noch ein paar Häuser, dann würde er sie abfangen und dieses Mal würde sie nicht fliehen können. Kurz schaute er nochmal zur Sonne – sie war noch immer  nicht vollständig aufgegangen. Sie waren wirklich deutlich früher angelangt, als er es erwartet hatte. Er nahm noch kurz Anlauf, sprang und landete knapp vor ihr und zog in einer fließenden Bewegung mit einer Hand seinen Dolch und mit der anderen packte er die Hand der jungen Frau, in der sie auch bereits ihren Dolch hielt. Mit einer kurzen Bewegung verdrehte er ihr den Arm, bevor sie etwas tun konnte. Sie wollte sich noch befreien, doch machte sie dabei den Fehler ihr Gewicht auf das eine Bein unter dem verdrehten Arm zu verlagern. Sein Fuß fegte einmal kurz über den Boden, traf ihr Bein und brachte sie so endgültig zu Fall. Er schaute sie verachtend an: Sie war doch nicht so gut, wie er gedacht hatte. Solch ein Fehler war unverzeihlich, doch diese Erkenntnis würde ihr jetzt auch nicht mehr helfen.
Er hob sein Messer, um sie endgültig zu töten, doch plötzlich spürte er, wie sich sein ganzer Magen zusammenzog. Es war nur ein ganz kleiner Gedanke, der plötzlich in seinem Kopf war. Ein Bild, dass er längst vergessen hatte, doch auf einmal war es da. „Aber... Lainîra... das ist unmöglich.“, stammelte er, stolperte kurz zur Seite und auf einmal fiel er... er fiel immer tiefer und tiefer.

„NEIN“
Keuchend saß er in seinem Bett und schnappte nach Luft. Langsam beruhigte sich sein Atem wieder, doch innerlich war Mallos noch immer aufgewühlt. Nach all den Jahren... noch immer verfolgte ihn dieser Traum.



Am nächsten Abend hatte er keinen Auftritt. Er hatte auch genug von den letzten Auftritten verdient, um einmal sich einen kurzen Moment der Ruhe zu gönnen. Mit heruntergezogener Kapuze saß er am Abend im Gasthaus und beobachtete die anderen Gäste, natürlich mit Hoffnung Inspiration für weitere Balladen zu finden. Größtenteils waren an diesem Abend Menschen in der Wirtschaft, die gerade auf der Durchreise waren oder die sich nach einem harten Arbeitstag hier trafen. Doch neben den üblichen Menschen gab es auch andere Leute – ein paar Zwerge konnte er entdecken und vor allem Hobbits. Nicht, dass es etwas besonderes wäre, es gab viele Hobbits in Bree, doch heute waren noch ein paar andere Hobbits da. Sie waren zu viert und saßen etwas abseits und nach dem, was er mitbekommen hatte, kamen sie aus dem Auenland. Nicht nur er schien sich für sie zu interessieren – ein anderer Mann, der genauso wie er, trotz der Wärme, die in dem Schankraum herrschte, seine Kapuze weit ins Gesicht herunter gezogen hatte, saß in einer Ecke und beobachtete ebenfalls die Hobbits seit sie das Lokal betreten hatten. Mallos hatte ihn schon häufig gesehen und auch hin und wieder ein paar Worte gewechselt, jedoch kannte er ihn kaum. Entgegen der Meinung, die die meisten Breeländer von ihm hatten, hatte er eine sehr hohe Meinung von ihm. Er wirkte vielleicht dunkel und war nicht derjenige, den man in einer fröhlichen Runde haben wollte, doch gehörte er zu den Waldläufern und war somit ein Nachfahre derjenigen, die mit seinen Eltern zusammen gegen Angmar gekämpft – und wie er alles verloren hatten. Auch schien er sich mehr für die Gefahren und dunklen Wesen außerhalb der Städte zu interessieren, die die Bewohner von Bree ignorierten. Wegen seiner dunklen Gestalt wurde er von den meisten gemieden und wenn man von ihm sprach nur „Streicher“ genannt. Als der Abend immer älter wurden, fingen zwei der vier Hobbits an, alle möglichen lustigen Geschichten über das Auenland zu erzählen. Schmunzelnd hörte Mallos ihnen zu. Glauben konnte er nicht wirklich, was sie alles erzählten, doch wer weiß? Er war noch nie im Auenland gewesen. Es war auf jeden Fall lustig ihnen zuzuhören.
Gerade als der eine anfing über eine Geburtstagsfeier eines gewissen Bilbo Beutlins zu reden, sprang auf einmal ein anderer der Hobbits auf einen Tisch und fing an zu reden. Erstaunt beobachtete Mallos ihn. Er hatte sich als „Herr Unterberg“ vorgestellt und war bisher eher derjenige gewesen, der sich komplett zurückgehalten hatte und seinen Freunden das Erzählen überlassen hatte.Auf jeden Fall wurden seine Freunde nun vollständig ignoriert und alle Augen hatten sich ihm zugewandt. Plötzlich fing er auch noch an zu singen, Mallos musste schmunzeln. Entweder war Herr Unterberg betrunken, etwas irre oder er wollte zumindest so tun, als sei er es.
Er hatte eine gute Stimme, das musste Mallos ihm lassen, vor allem dass er noch nicht lallte irritierte ihn. Betrunken ist er also noch nicht.
Nachdem er sein Lied beendet hatte, grölte das Publikum. Lautstark wurde eine Zugabe gewünscht und schließlich lies sich der Hobbit dazu überreden das Lied nochmal zu singen. Doch plötzlich stockte Mallos sein Herz. Mitten in einem Vers war der Sänger verschwunden. Er war nicht einfach hinter irgendeinem Tisch oder einer Säule verschwunden, auch versteckte er sich nicht hinter einer anderen Person... nein, er war mitten in der Luft auf einmal weg gewesen. Auch den restlichen Gästen schien das Lachen im Halse stecken zu bleiben.
Und auf einmal fingen alle gleichzeitig das Reden an. Nur Mallos blieb ruhig.Er hatte schon viel gesehen, aber so etwas noch nicht, er war sich sicher, dass er gesehen hätte, wenn er sich irgendwo versteckt hätte, doch dieser Hobbit war einfach so verschwunden.Rasch schweifte sein Blick durch den Raum. Eine kleine Gruppe, angeführt von einem Mann, den er als Lutz kennen gelernt hatte, verließ rasch das Gasthaus. Auch der Waldläufer saß nicht länger auf seinem Platz. Er lief mit raschen Schritten in eine andere Ecke und dort sah nun auch Mallos wieder den Hobbit sitzen. Er wirkte etwas blass und selber nicht ganz so sicher, was er gerade getan hatte oder ob es gut war, was er getan hatte.Nachdem der Waldläufer ein paar Worte mit ihm gewechselt hatte, ging er zum Wirt und rief laut. „Ich bin nicht verschwunden, hier sehn sie mich! Ich hab nur eben mit Streicher ein bisschen in der Ecke geredet.“
Zufrieden waren mit der Begründung die wenigsten und sehr rasch leerte sich die Wirtsstube. Drei der vier Hobbits gingen anschließend auch sehr rasch in ein Hinterzimmer und Streicher folgte ihnen unauffällig. Mallos saß weiterhin ohne eine Regung in seiner dunklen Ecke.Kurze Zeit nachdem die Hobbits mit Waldläufer in das Zimmer gegangen waren, öffnete Streicher kurz die Tür, als ob er sich versichern wollte, dass niemand heimlich an der Tür lauschte und schloss sie wieder.
Während Mallos die Tür beobachtete kam auch der Wirt wieder in den Raum und machte sich sofort daran in das Hinterzimmer zu gehen, in dem die Hobbits mit Streicher waren. Irgendwie hatte Mallos das Gefühl, dass er ihnen etwas mehr Zeit geben sollte, bevor der Wirt zu ihnen hereinstürmte. „Herr Butterblüm?“, rief er darum. „Würden sie mir vielleicht noch ein Bier bringen? Ich denke nach dem Schock wäre das jetzt angemessen.“
Kurz erstarrte der Wirt ins einer Bewegung, blickte ihn verwirrt an, dann nickte er als ob er erst jetzt begriff, dass er Wirt in einer Gaststätte war, ging rasch zurück und kam mit einem Bier wieder. Anschließend stürmte er ohne Zögern wieder in Richtung Kammer davon. Mallos zuckte die Schultern und trank einen Schluck Bier. An sich mochte er das Zeug nicht wirklich, aber hin und wieder tat es gut, das raue Gefühl des Bieres im Hals zu haben. Und zumindest ein bisschen Zeit hatte er Streicher mit den Hobbits gegeben. Schließlich kam der Wirt wieder heraus und rannte ohne auf Mallos zu achten durch den Raum und war wieder verschwunden.
Ruhig trank er noch ein paar Schlucke – er hatte noch Zeit. Plötzlich hörte er eine Tür knallen und der letzte der vier Hobbits kam zusammen mit einem anderen Hobbit, der hier im Gasthaus arbeitete. Auch sie ignorierten den Elben, der in seiner dunklen Ecke saß und rannten in das Hinterzimmer.
Nach kurzer Zeit kam der Diener des Wirtes zusammen mit Streicher aus dem Zimmer gerannt. Streicher blieb kurz stehen, wechselte mit ihm ein paar Worte und schickte ihn weg. Anschließend drehte er sich zu Mallos um.
„Ich würde an deiner Stelle nicht mehr hier sitzen Mallos.“
„Warum nicht? Die Geschichte mit den Hobbits interessiert mich – und nicht nur mich, so wie es den Anschein hat.“
„Ich hab meine Anweisungen.“, brummte Streicher drängend. „Du magst vor den meisten Menschen hier verstecken können, dass du ein Elb bist, doch ich habe es schon bei unsrem ersten Treffen erkannt. Ich warne dich noch ein letztes Mal: Heute Nacht hier zu bleiben ist gefährlich. Die Nazgul sind unterwegs.“ Danach folgte er dem Hobbit, drehte sich jedoch noch ein letztes Mal um.
„Du weißt viel über unsere Feinde. Das habe ich gestern  festgestellt. Du solltest nach Bruchtal gehen, dort würdest du Ruhe finden, könntest deine Geschichten und Gedichte unter deinesgleichen vortragen und könntest selber viel Neues lernen. Ebenso könntest du eine Hilfe für Elrond sein, wenn der große Krieg gegen Saurons Diener beginnt.“
Danach verschwand er endgültig. Nur kurze Zeit später kam er zusammen mit dem Hobbit wieder und ging in das Hinterzimmer zu den vier Hobbits aus dem Auenland. Doch zu dem Zeitpunkt war Mallos nicht mehr in dem Schankraum gewesen, sondern hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen. In seiner Zeit in Rhûn hatte er häufig von den Nazgul gehört, einmal hatte er einen aus großer Entfernung gesehen. Wenn sie wirklich hier waren, dann würde er nicht derjenige sein wollen, den sie suchten.



Mallos war nicht Streichers Rat gefolgt und sofort nach Bruchtal gegangen, zuerst wollte er noch etwas anderes erledigen. Er erkannte den Ort sofort wieder – hier waren die Hügelgräber, die er damals abgesucht hatte, um Dûrmarth zu finden. Er hatte in der Zwischenzeit genügend Möglichkeiten gehabt, um einige Karten der Umgebung genauer zu betrachten – die Gruppe der Hügelgräber lag etwas abseits der anderen Gräber. Die meisten Gräber lagen in Richtung des alten Waldes, doch sein Ziel war weiter nördlich. Es war ein leicht bewölkter Tag, als er, seine Klinge fest in der Hand, auf einen kleinen Hügel trat und das Grab erblickte, in dem er selbst einst gefangen war. Es erschien ihm... anders. Er spürte nicht die Kälte, die das letzte Mal hier gewesen war, dennoch blieb er auf der Hut. Zitternd schritt er den Hügel herab und erreichte die steinerne Tür. Erleichtert atmete er aus. Noch immer war keine Kälte zu spüren und er war noch Herr seiner Sinne. Moos hatte sich auf dem Grab breit gemacht und einzelne Gräser sprangen aus den Ritzen der Tür. Vorsichtig stemmte sich Mallos dagegen. Immer stärker drückte er, bis sie schließlich leise knarrend nachgab und ihm den Blick hinein frei gab. Mallos atmete noch einmal tief durch, dann trat er ein. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, dass hier kein Grabunhold mehr wohnte. Nur ein paar Schritt hinter der Tür war das Grab ins ich zusammen gebrochen und große Steine versperrten den Zugang. Er bückte sich und suchte, ob er noch irgendetwas finden konnte, was mit Dûrmarth zu tun hatte.
Aber außer ein paar verstaubten Ringen und Ketten fand er nichts. Enttäuscht drehte er sich zum Ausgang und stoppte plötzlich – über dem Türrahmen stand in feinen elbischen Runen etwas eingraviert. Langsam näherte er sich der Tür und zupfte etwas Moos beiseite.
„Hier starb Dûrmarth, ehemals ein Krieger Arnors, später Diener des Hexenkönigs, zuletzt herrschte er Jahrhunderte als Herr der Grabunholde dieser Gräber. Möge seine Seele Frieden finden, sie ist nun erlöst, nachdem er so viel Leid über uns gebracht hat. I. Und A..“
Jemand anderes hatte es also für ihn getan. Dûrmarth war endgültig tot. Es war zu Ende, nun konnte er nach Bruchtal gehen und versuchen seine Gedanken auf andere Dinge zu konzentrieren. Seine Rache an Dûrmarth war abgeschlossen, auch wenn jemand anderes sie vollbracht hat. Nun war Rhûn der nächste Ort, an dem er Rache üben musste.



Lange Zeit war ich in Imladris geblieben und habe viel gelernt, was das Leben der Elben angeht, ebenso aber auch viel der Geschichte Mittelerdes. Die Bibliotheken waren denen in Gortharia weit überlegen. Doch auch dort hat es mich schließlich nicht mehr gehalten. Ich hörte von dem großen Krieg der freien Völker gegen Sauron und seine Diener. Solange ich weiß, dass der König von Rhûn noch regiert und Saurons Befehle ausführt, werde ich nicht ruhig schlafen können. Ich ging los, um den Kämpfern des Erebors beizustehen, doch kam ich zu spät. Der einsame Berg war bereits umzingelt gewesen. Viele Tage hielt ich mich versteckt und mordete jede Nacht innerhalb der Reihen der Belagerer. Ich hatte fast das Gefühl, dass meine Klingen nach all den Jahren der Ruhe wieder nach Blut lechzen würden und sich über jeden Toten erfreuten. Schon ab der dritten Nacht schien keiner der Soldaten aus Rhûn fast keiner mehr schlafen zu wollen, aus Angst nicht mehr aufzuwachen.
Doch schienen die Truppen kein Ende zu nehmen. Obwohl sie täglich unzählige Truppen im Kampf gegen die Verteidiger des Erebors verloren und ebenso unzählige durch meine Klingen fielen, blieb die Größe des Lagers unverändert. Man hatte fast das Gefühl, dass diese Armee keine Verluste erleiden konnte.
Trotzdem machte ich mit meinem tödlichen Spiel weiter und lies jede Nacht aufs Neue meine Klingen tanzen. Doch eines Nachts war da Glück auf der Seite meiner Opfer – sie schafften es Alarm zu schlagen und mich zu überwältigen. Die Schlacht um den Erebor wurde gestern beendet und die letzten Bastionen wurden gestürmt. Ich befinde mich inmitten eines großen Lager von Gefangenen.  Die Feder und das Pergament, die ich benutze, um diese letzten Zeilen zu schreiben, habe ich  noch vor den Kriegern Rhûns verbergen können.  Ich werde dieses Schriftstück irgendwo eingraben – ich hoffe jemand wird es einmal finden und sehen, dass ich nach den vielen Jahrhunderten im Dienste Rhûns doch noch gegen meine Unterdrücker gekämpft habe. Ich hoffe die Valar werden es sehen und mir all die Taten, die ich im Auftrag des Königshauses Vollbracht habe, vergeben.

Gnomi

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Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #5 am: 10. Sep 2011, 02:49 »
Zusammenfassung:

Die Eltern von Mallos wurden im Kampf gegen Angmar gefangen genommen und als Geschenke an Rhûn übergeben. Jedoch wurden sie nie an den König weitergegeben, da der Gesandte behauptete, dass sder Hexenkönig sie ihm geschenkt hätte, damit er selber Herrscher von Rhûn wird. Nach einigen Jahren Bürgerkrieg konnte er sich durchsetzen und Herrscher werden – jedoch überlebte der Sohn des ehemaligen Königs und hatte noch viele Anhänger. Dieser widersetzte sich dem Mörder seines Vaters und mit Hilfe der Bezuanen (einem Stamm, der verbannt worden war)  die Elbensklaven zurück gewinnen. So überzeugte er viele Fürsten Rhûns, dass er der wahre, von Sauron auserwählte, Herrscher Rhûns sei und gewann schließlich die entscheidende Schlacht. Die Eltern von Mallos führten, genau wie Mallos selbst ein gehobeneres Leben, als die meisten Sklaven, da der König und seine Nachfolger sie als Geschenk Saurons betrachteten  und im laufe der Jahre das Volk sie auch als einen Beweis für die legitime Herrschaft der Könige ansah.  Ihre Aufgaben waren vielseitig – allerlei künstlerische Tätigkeiten, bei großen Empfängen als Butler dienen, Schriften anfertigen und vieles mehr. Eines Tages werden die Eltern von Mallos jedoch nach Osten verkauft und Mallos bleibt allein zurück. Viele hundert Jahre dient er anschließend noch dem Königshof, bis nach dem verlustreichen Krieg gegen Rohan und dem langen Winter der König zu Fall gebracht wird und sein Sohn die Herrschaft an sich reißt. Mallos entschließt zu fliehen, da er es nicht mehr aushält und will weit nach Westen, um sich an dem Soldaten zu rächen, der seine Eltern an die Krieger Rhûns übergeben hat – Dûrmarth. Gerade als er den Düsterwald durchqueren will trifft er auf Elben, die kurz darauf von dem Überfall Smaugs auf den Erebor berichten. Sie wollen Elrond davon Bericht erstatten und so schließt sich Mallos ihrer Gruppe an, verlässt sie jedoch heimlich kurz vor Bruchtal, da er seine eigenen Wege gehen will. Nach einigen Jahren, in denen er mit Waldläufern zusammen lebte , kam er schließlich bis zu den Hügelgräbern und findet dort tatsächlich Dûrmarth, der dort als Grabunhold Schrecken verbreitet. Jedoch war Mallos ihm nicht gewachsen und nachdem Dûrmarth ihn besiegt hatte, entkam er nur mit viel Glück.Innerlich zerbrochen und ohne Ziel irrt er durch die Wildnis, während noch immer die Magie des Grabunholdes auf ihm liegt. Vollkommen verrückt kommt er schließlich wieder nach Osten und wird von den Soldaten Rhûns gefangen genommen – in der Zwischenzeit herrscht wieder ein anderer Herrscher, da der vorherige, brutale König, das Vertrauen der Bevölkerung verloren hatte, nachdem ihm der „Königssklave“ abhanden gekommen ist. Mithilfe der Gefangennahme von Mallos festigt der neue König seinen Amtsanspruch und schafft es gleichzeitig in den nächsten Jahren die Geschichte um den Königssklaven zur Legende werden zu lassen – jeder kannte ihn, jedoch vergasen die Leute rasch, dass er auch wirklich immer noch existiert. Gleichzeitig trainiert der König Mallos als Assassinen und löschte mit der Ausbildung seine gesamte Erinnerung an sein früheres Leben aus. Nach seiner Ausbildung war er die gefährlichste Waffe des Königs, da er so lautlos und rasch zuschlagen konnte, wie kein anderer. Zusätzlich wusste niemand, nicht einmal die engsten Vertrauten des Königs, dass er überhaupt existierte, wodurch er nur dem König allein unterstellt war und die Befehle der Könige in den nächsten Jahrhunderten alle ausführte und Feinde des Königs (größtenteils im eigenen Reich) ausschaltete. Bei seinem letzten Auftrag jedoch, als er ein uneheliches Kind der Königin töten sollte, hatte er kurz bevor er den Todesstoß ausführte einen kurzen Riss in der Mauer, die seine Vergangenheit vor ihm versteckte und stürzte von einem Dach. Als er wieder zu sich kam floh er aus dem Königreich und mit der Zeit gewann er sein gesamtes Gedächtnis zurück.  Die meiste Zeit der nachfolgenden Jahre verdiente er sich als Barde in verschiedenen Dörfern, zuletzt in Bree. Zuletzt rät Streicher ihm, dass er  nach Bruchtal gehen sollte, (dies war am gleichen Abend, an dem Frodo mit seinen Freunden im Gasthaus übernachtet) jedoch geht Mallos zuerst noch einmal zu den Hügelgräbern und findet dort das Grab von Dûrmarth zerstört vor mit einer kleinen Inschrift:
„Hier starb Dûrmarth, ehemals ein Krieger Arnors, später Diener des Hexenkönigs, zuletzt herrschte er Jahrhunderte als Herr der Grabunholde dieser Gräber. Möge seine Seele Frieden finden, sie ist nun erlöst, nachdem er so viel Leid über uns gebracht hat. I. Und A..“
Daraufhin geht er nach Bruchtal, um seine Rache an dem zweiten Reich, neben Angmar, auszuführen, welches sein Leben zerstört hat: Rhûn.
Als er von dem Angriff auf den Erebor hört, will er dorthin, kommt jedoch zu spät: Der Erebor wird bereits belagert.Nachdem er viele Nächte lang die Belagerer nachts angriff und viele im Schlaf ihr Leben ließen, wurde er schließlich gefangen genommen und wird nun mitsamt den Gefangenen aus dem Erebor nach Gortharia gebracht.



Name:   
Mallos, Cuillan, Mûlion
Familienname unbekannt

Geschlecht:   
Männlich

Rasse:   
Elb

Verwandtschaft:   
Eltern (verschollen; vermutlich Sklaven weit im Osten, falls sie noch am Leben sind)
Mutter: Iriell
 Vater: Araiôn

Geburtsjahr/Alter:      
1975 geboren
1043 Jahre alt


Geburtsort:   
 - irgendwo im westlichen Bereich Rhûns

Aussehen:   
 - Mittelgroß
 - Kurze Braune Haare
 - Blaue Augen

Start:
Gortharia


Charakter:   
 - redet kaum über sich selber
 - erzählt meist Unwahrheiten über sich selber – häufig ohne Absicht und ohne es zu merken und denkt sich selber ein anderes Leben aus, das er dann Fremden erzählen kann.
 - schreibt häufig eine Art Tagebuch, teilweise verbrennt er es anschließend wieder, teilweise hebt er es auf, teilweise vergräbt er es oder lässt es andersweitig zurück – nur hier ist er wirklich ehrlich (zumindest schreibt er dort, was er als Wirklichkeit ansieht)
 - vertraut niemandem alles an.
 - wird ständig von Albträumen heimgesucht und schläft deshalb sehr wenig.
 - ist davon überzeugt, das er alleine alles Schlimme durchgemacht hat und es niemandem je schlimmer ergangen ist, als ihm.


Fertigkeiten:
 - hat eine sehr schöne Stimme
 - kann gut Gedichte und Geschichten erzählen
 - kann gut seine Gefühle zu Papier bringen, jedoch nicht gut über diese Dinge frei reden
 - kann lautlos gehen und sich gut tarnen
 - hat viel Geduld
 - akzeptiert keine Niederlage
 - gut im Kampf gegen einzelne Leute, wobei er einen sehr aggressiven Kampfstil hat, der auf eine schnelle Beendigung des Kampfes aus ist
 - schlecht im Kampf gegen mehrere Leute oder mit Verbündeten, da er hierfür keinerlei Ausbildung hat
 - Keine Ausdauer für lang anhaltende Kämpfe
 - hat mit fast jeder Waffe schon einmal gekämpft, kann die meisten jedoch nur aggressiv verwenden und nicht zur Verteidigung, nur mit Dolchen und Kurzschwertern hat er gelernt sich auch so gut es geht zu verteidigen


Ausrüstung im Normalfall:
 - mehrere Dolche
 - zwei Kurzschwerter
 - eine dünne Lederjacke

Ausrüstung beim RPG Beginn:
 - nicht vorhanden, da er in Gefangenschaft ist.
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 10:53 von Fine »

Vexor

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  • Die Feder ist oft mächtiger als das Schwert
Re:Mallos, Dritter(einziger) Charakter von Gnomi
« Antwort #6 am: 14. Sep 2011, 19:10 »
So du kriegst hier meine Meinung zum gesamten Charakter:

Erstmal möchte ich mich bedanken, einen so ausführlichen und vielseitigen Charakter habe ich hier schon lange nicht mehr gesehen und es war ein Genuss die verschiedenen Teile zu lesen! :)

Wie man bereits meinen Feedback für die einzelnen Abschnitte entnehmen kann, habe ich nichts zu beanspruchen, da du dich ja bereits während der Konzeption viel mit mir abgesprochen hast.
Schreibstil (beinhaltet Rechtschreibung, Wortwahl, etc.) ist natürlich exzellenzt da kann ich leider auch nichts bekritteln :P

Du hast wirklich einen Charakter geschaffen, wo mir als Außenstehender hundert mögliche Wege vorstellen könnte, wie er sich im RPG entwickeln könnte. Bei jedem Neueinsteiger wäre ich skeptisch, ob er sich dem Risiko und den kleinen Stolperfallen stellen könnte, die bei so einem Charakter auftauchen können.
Aber da habe ich bei dir wirklich keinerlei Bedenken und ich hoffe Mallos ereilt nicht dasselbe Schicksal, wie Nîdanadh und Rhia^^

Also um nicht länger um den heißen Brei herumzureden, begrüß ich Mallos in den Reihen der edlen Charaktere, die sich Saurons Macht stellen werden!


Vexor
RPG-Leiter


P.S Das ganze ist natürlich unter Vorbehalt, da ich mich mit Chaos noch nicht abgesprochen habe bzw. er noch nichts dazu gesagt hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er gegen eine Aufnahme etwas hat ;)


~ RPG-Leiter & Moderator ~