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Autor Thema: Lorfon Band 1 "Wolfsblut" Leseprobe  (Gelesen 4981 mal)

DireLion

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Lorfon Band 1 "Wolfsblut" Leseprobe
« am: 11. Feb 2011, 09:23 »
Kapitel 1

I
Es war ein warmer, sonniger Sommertag im Jahre 1283. Auf Woiirus blühten die Wiesen und Wälder in schönen und prächtigen Farben. Die Vögel zwitscherten fröhlich ihre Lieder, während unter ihnen die Rehe, im Wald vor Borim, sich an einem kleinen See erfrischten.
Auf der anderen Seite des Sees lag ein junger Mann, dessen Blick sich nun schon seit Stunden in die Wolken verlor. Er ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen, während seine kurzen, braunen Haare im Schein der Sonne glänzten.
„Ach, so einen schönen Sommer hatten wir hier in Woiir schon lange nicht mehr...“, dachte er, während er seinen schmächtigen Körper langsam erhob.
Gemütlich bewegte er sich näher auf den See zu und als er schon mit den Füßen im Wasser stand, beugte er sich nach unten, um einen erfrischenden Schluck aus dem See zu trinken. Etwas Wasser tropfte dabei auf seine schmutzige und zerrissene Lederkluft. Anschließend machte er sich auf den Heimweg, spazierte durch den Wald und betrachtete neugierig jedes Tier, das er aus der Ferne erblickte. Ein kleiner Vogel landete auf seiner Schulter und blieb dort einen Moment lang sitzen, bevor er wieder weiter Richtung Süden flog. Thar sah ihm nach und lächelte.
„Ich bewundere die Tiere. Sie haben keine Verpflichtungen. Sie können hingehen wohin und wann immer sie wollen. Sie sind einfach frei...“

II

Es dauerte nicht allzu lang, da stand er auch schon vor den Toren Borims, eine der 5 großen Menschenstädte, die zugleich seine Heimatstadt war.
„Für mich ist es eine wundervolle Stadt. Jedes mal, wenn ich die knapp 15 Meter hohen Mauern dieser Stadt sehe, erfüllt es mein Herz mit Freude“, dachte Thar, als er durch die Tore Borims ging.
Das Wappen auf den Toren war mit Wölfen verziert. Früher sind die Menschen dieser Stadt, mit den Wölfen zusammen in den Krieg gezogen und bis heute sind die Wölfe heilige Geschöpfe, für die Menschen hier in Borim. Viele Mythen und Legenden rangen sich um die Wölfe, in und um die Stadt, doch die bekannteste davon war die:
Wenn ein Mensch aus Borim in Gefahr geraten sollte, würden die Wölfe wieder auftauchen, um ihn zu beschützen.
Das Zeichen des Wolfes war in ganz Borim zu sehen. An jedem Stand auf dem Marktplatz, der sich in der Mitte der Stadt befand, war ein Wolf auf einer Flagge eingezeichnet, oder ins Holz geritzt. Selbst das Rathaus, das direkt neben dem Marktplatz stand, hatte einen Wolf auf den Türen. Das war auch der Grund, warum Borim die Stadt der Wölfe genannt wurde. Um den Marktplatz und dem Rathaus herum, standen die Wohnhäuser der Menschen die hier lebten und hinter diesen folgten dann die knapp fünf Meter dicken Mauern.
Kaum war Thar durch die Tore gegangen, rief auch schon ein alter Mann nach ihm und fuchtelte mit seinen Händen in der Luft herum.
„Thar, du fauler Hund! Wo hast du dich wieder herum getrieben?!“
Sein Gesicht war schon ganz rot, vor Wut und er zog sich immer wieder an seinem langen, grauen Bart, der ihm bis zum Bauchnabel reichte.
„Vater, ich war am See. Es ist heute ein so schöner Tag“, entgegnete Thar und ging mit den Händen in den Taschen, zu seinem Vater.
„Wir haben viel Arbeit und du denkst nur daran, faul am See herum zu liegen! Du weißt genau, dass der König ein besonderes Schwert von mir geschmiedet haben will! Außerdem haben wir auch noch andere Kunden, die ihre Schwerter haben wollen! Also steh hier nicht so dumm rum, sondern mach dich an die Arbeit!“
„Ist ja schon gut Vater... Ich geh ja schon...“
„Das wird aber auch Zeit!“
„Wie ich diesen ganzen Stress hasse...“, murmelte Thar und machte sich mürrisch an seine Arbeit.
Bis tief in die Nacht schmiedete er viele Schwerter, während sich sein Vater die ganze Zeit, um das Schwert des Königs kümmerte. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, dann wäre es fertig. Schweißgebadet von der Hitze des Feuers in der Schmiede, fiel Thar im Schein des Mondlichts in sein Bett. Wenige Sekunden später, schlief Thar bereits tief und fest.

III

Am nächsten Morgen saßen er und sein Vater am Tisch zum Frühstücken.
„Thar, ich weiß, dass du lieber bei schönem Wetter draußen in der Natur bist. Du kommst halt nach deiner Mutter, sie war auch nicht besser. Dennoch darfst du deine Verpflichtungen nicht vernachlässigen. Wir sind die einzige Schmiede hier in Borim und nicht nur das, wir sind auch die besten Schmiede, auf ganz Woiirus. Deshalb haben wir ja auch jeden Tag sehr viel Arbeit. Selbst der König hat uns einen Auftrag für sein Schwert gegeben. Ich werde bald fertig damit sein, dann bekommst du auch wieder mehr Zeit. Aber bis dahin muss ich mich auf dich verlassen können! Hast du das verstanden, Thar?“
„Ja, Vater...“, antwortete Thar recht missmutig.
Ihm nervten diese ständigen Predigten seines Vater. Gerade in letzter Zeit, seit er den Auftrag vom König erhalten hatte, musste er sie sich ständig anhören. Noch dazu erwähnte er jedes Mal seine Mutter. Dabei hatte er keine Gelegenheit gehabt sie kennen zu lernen. Sie war nach seiner Geburt gestorben.
„Ich habe jetzt noch eine andere Aufgabe für dich, unsere Vorräte gehen zur Neige und du sollst heute neue besorgen gehen. Hier hast du 30 Goldstücke, das sollte reichen. Ich gehe währenddessen in die Schmiede und arbeite weiter an dem Schwert des König“, sagte sein Vater, stand auf und verließ das Haus.

Kurz darauf verließ auch Thar das Haus und machte sich auf den Weg.
Während er durch die Stadt lief und die Einkäufe erledigte, versank Thar wieder in Gedanken.
„Seit 19 Jahren lebe ich jetzt schon hier in Borim und deshalb kenn ich auch die besten Stände hier in der Stadt. Es ist eine schöne Stadt und die Menschen die hier leben, führen meist ein unbesorgtes Leben. Auf den Wällen laufen ständig Wachen herum, warum auch immer? Es hat in meinem ganzen Leben keinen Angriff auf Borim mehr gegeben. Seitdem der Krieg mit den Zwergen vor 25 Jahren beendet wurde, gibt es auch keine Gefahr mehr, dass ein Angriff auf die Stadt stattfinden könnte. Na ja, was soll’s. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagt mein Vater immer. Ich denke, dass die Menschen hier so unbeschwert leben, liegt wohl auch daran, dass die Handelsstadt Tyr nur wenige Stunden entfernt liegt und diese die zweit reichste Stadt des ganzen Landes ist. Die Preise dort sind sehr günstig, da sie alles im Überfluss haben. Das wiederum liegt wohl an dem ständigen Handel, mit den Zwergen. Ein weiterer Grund für das unbeschwerte Leben hier, ist auch der neue König. Oft wurde mir erzählt, wie es vor dreißig Jahren hier in Borim war. Einst war sie die ärmste Stadt des Landes und die Menschen lebten nur von trockenem Brot und Wasser. Der alte König war raffgierig und verlangte Steuern, die die Menschen kaum aufbringen konnten. Einzig mein Vater, hielt mit dem Verkauf seiner Waffen die Stadt noch aufrecht. Dadurch machte er gutes Geld in Tyr und verteilte es dann oftmals unter den Leuten hier. Auch wenn er meistens den strengen Vater mimt, ist er doch tief in seinem Inneren ein gutherziger Mensch und für seine Taten aus vergangener Zeit, sehr beliebt in der ganzen Stadt. Ich hörte von vielen, dass er damals ein großer Krieger gewesen sei und vor 30 Jahren große Schlachten, gegen die Zwerge führte. Kaum vorstellbar für mich, da ich zu dieser Zeit nicht mal im Bauch meiner Mutter war. Aber wie dem auch sei, heute leben die Menschen glücklich in dieser Stadt und das ist auch gut so...“

Nach einer knappen Stunde, hatte er alle Einkäufe besorgt und machte sich wieder auf den Heimweg. Zuhause angekommen, verstaute er sämtliche Waren und ging dann zu seinem Vater in die Schmiede.
„Hast du alles erledigt, Thar?“, fragte der Vater, während er ein Ornament, an den Knauf des Schwertes befestigte.
„Ja, Vater. Ich habe alles besorgt.“
„Gut, dann geh wieder an deine Arbeit.“

IV

Am Mittag desselben Tages, schien die Sonne besonders heiß. Thar und sein Vater machten eine Pause, da die Hitze in der Schmiede für die beiden mittlerweile unerträglich wurde. Während sich Thars Vater Zuhause ausruhte, spazierte Thar durch den Wald und legte sich wieder an seine Lieblingsstelle am See. Wieder schaute er in die Wolken und beobachtete sie dabei, wie sie langsam über ihm vorbeizogen. So dauerte es auch nicht lang, bis Thar die Augen schloss und einschlief.
Als die Sonne langsam unterging, wachte Thar auf und bemerkte wie spät es schon sein musste. Erschrocken sprang er auf. Er rannte durch den Wald nach Borim.
„Vater bringt mich um! Vater bringt mich um!“, sagte er sich immer wieder, als er so schnell er konnte durch den Wald lief.
Als er in Borim ankam, sah er, dass in der Schmiede schon alle Lichter aus waren. Sofort machte er sich auf den Weg nach Hause. Als er dort ankam, saß sein Vater schon am Tisch und aß zu Abend.
„Da bist du ja“, begrüßte ihn sein Vater und biss in einen Apfel.
„Vater... es tut... mir leid... ich bin... eingeschlafen...“, entschuldigte sich Thar, der noch vollkommen außer Atem war und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
„Dann nehme ich an, dass du jetzt ausgeruht bist?“
„Ähm... Ja, das bin ich“, antwortete Thar und war verwundert, über die ruhige Reaktion seines Vaters.
„Das ist gut, denn ich bin mit dem Schwert des Königs fertig und du wirst dich sofort auf den Weg nach Tarnos machen und es ihm persönlich überbringen“.
„Zu dieser Stunde noch?“, fragte Thar erstaunt.
„Ja, jetzt noch. Es ist ein vier Tage Marsch nach Tarnos und ich will, dass der König es so schnell wie möglich geliefert bekommt. Ich wollte es ihm selbst übergeben, aber es gibt noch viel zu tun für mich. Deshalb sollst du dich auf den Weg machen“, antwortete sein Vater und überreichte seinem Sohn das Schwert des Königs, das in einem alten Sack eingewickelt war.
„Ganz wie du willst, Vater“, entgegnete Thar und nahm den Sack an sich.
Um einen Streit aus dem Weg zu gehen, sparte er sich den Kommentar, dass er eigentlich keine Lust dazu hatte.
„Gut, dann verlier keine Zeit.“
Thar packte sich noch ein paar Äpfel in die Tasche und verabschiedete sich bei seinem Vater. Wenig später machte er sich auf den Weg und ging durch die Tore Borims. Sein Vater sah ihm nach, als er die Stadt verließ. Ein seltsames Gefühl in der Magengegend brachte in ihm gemischte Gefühle hervor. Es war nicht die Sorge eines Vaters, der seinen Sohn zum ersten Mal auf eine längere Reise schickte, nein, es war irgendetwas anderes...
« Letzte Änderung: 11. Feb 2011, 10:23 von Ealendril der Dunkle »
Autor der Lorfonbücher
Endlich! Der erste Band der Lorfonreihe ist im Handel erhältlich!

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