Ich finde dies einen sehr bizarren Aspekt der Debatte um Spiele-Piraterie: Entweder ist es Diebstahl, oder es ist völlig in Ordnung. Diebstahl im Sinne eines Autodiebstahl ist es ganz offensichtlich nicht, aber trotzdem ist es moralisch und rechtlich falsch. Man bedient sich der Früchte der Arbeit eines anderen, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Und rechtfertigt dies dann oft noch damit, dass man irgendwie ein "Recht" auf kostenlose Spiele habe, während der Entwickler anscheinend nichtmal das Recht hat, mit seiner Arbeit seine Familie zu ernähren... wenn man sich etwas nicht leisten kann und es kein lebensnotwendiges Gut ist, dann hat man halt Pech gehabt.
Die Perspektive des Spiels als Service ist in der Theorie durchaus richtig und zu begrüßen. Nur wohin das in der Praxis führt, ist mehr als fragwürdig. Da wäre beispielsweise der Kopierschutz von Ubisoft, der dich selbst bei Einzelspieler-Spielen zwingt, permanent online zu sein (Einen Online-Account kann man nicht raubkopieren! Yay!). Oder Activision, die völlig überteuerte Map-Packs anbieten, oder Onlinegebühren wie bei World of Warcraft... oder aber man liefert das Spiel halbfertig zum Vollpreis aus und liefert den Rest dann per kostenpflichtigem DLC nach (oft wird besagter DLC sogar schon am Releasetag angeboten). Und dann brüstet man sich noch, man würde tollen Support für sein Spiel leisten.
Sowas wie Minecraft, dass das halbfertige Spiel tatsächlich nur halb so viel kostet, und Updates gratis sind, ist leider die absolute Ausnahme. Deswegen hat die oben erläuterte Sichtweise nur wenig Gewicht, weil sie von der Industrie kaum geteilt wird.
Richtig guten kostenlosen Zusatzinhalt für ein Mainstream-Spiel habe ich bis jetzt nur selten gesehen, ein Beispiel hierfür wäre der Last-Stand-Modus für Dawn of War II. Aber in 90% der Fälle leidet der ehrliche Kunde unter Anti-Pirateriemaßnahmen, anstatt davon zu profitieren. Allein deswegen schon habe ich nur sehr wenig Verständnis dafür.