Draußen war es noch dunkel, als Elea sich den dunklen Mantel überstreifte um damit das Haus zu verlassen. Sie öffnete mit einem leisen Knarren die Türe ihres Zimmers und betrat den spärlich beleuchteten Flur.
Habe ich irgendetwas vergessen? Nein… ich hatte doch nichts hier. Mein Hab und Gut ist in meinem Haus, dort darf ich aber absolut nicht hingehen. Zu Dank bin ich ihm wohl verpflichtet und ich hätte es ihm gesagt, wäre er nicht so stürmisch aus dem Zimmer gelaufen… Danke Doréal.
„Wer ist da?“, zischte eine Stimme in Eleas Ohr und augenblicklich fuhr sie zusammen.
„Niemand“, antwortete sie „Ich bin schon wieder weg. Jetzt hab ihr euer Haus wieder ganz für euch allein.“
„Weiß mein Sohn, dass ihr geht?“, wisperte der Alte zurück.
„Ja!“
„Ich wusste es…“, nörgelte er leise.
„Was wollt ihr damit sagen?“
„Wie auch immer, es geht euch nichts mehr an.“
„Was geht mich nichts mehr an?“
„Nun geht schon… Ihr seid nicht die erste. Verschwindet“, fauchte er regelrecht.
„Die erste die hier hinaus geht und nicht mehr zurück kommt?“
„NICHT die erste die er liebt und fortschickt oder vertreibt, wie mans nimmt.“
„Die er liebt?“, fragte Elea schokiert.
„Ich bin hier der Blinde und sehe doch mehr als ihr. Natürlich liebt er euch, warum hat er euch sonst aufgenommen, gepflegt und bewirtet. Gestern habt ihr ihn ein eine verzwickte Lage gebracht. Ihr fordert, dass er sich zwischen euch und seinem Leben entscheidet.“
„Seinem Leben?“, fragte die Frau verwundert.
„Ja. Seinem Leben als Soldat. Er war nie ein Händler oder Gildenmeister… er war Soldat und auch wenn er nicht Sauron selbst dient, so dient er seinem Herren so wie es ihm beigebracht wurde.“
„Herumor ist nicht sein Herr.“
„Momentan gibt es keinen anderen. Wäre der König oder der Truchsess noch, würde er sich nicht anders verhalten.“
„Was ihr zu mir gesagt habt…“, sie setzte kurz ab „Es wird nichts ändern. Ich werde jetzt gehen und mir einen neuen Unterschlupf suchen. Wenn ihm so viel an seiner Berufung liegt, gefährde ich ihn ohnehin zu sehr.“
„Bei ihm werdet ihr jederzeit willkommen sein. Kommt zurück wenn ihr Doréal braucht.“
„Und ihr?“
„Ich werde hier sein und wie immer wird meine Meinung niemanden mehr interessieren.“
Elea presste sich gegen die Eingangstüre und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Die Straßen waren Totenstill. Die Bevölkerung hatte sich angsterfüllt in ihren Häusern verbarrikadiert und wartete sehnsüchtig auf die Morgendämmerung. In beinahe lautlosem Laufschritt lies Elea Straße für Straße hinter sich, bis sie vor der Eingangstür in der Spielmanngasse stand. Eine glimmende Fackel ließ die Nebentüre etwas zwielichtig erscheinen, doch zielstrebig klopfte die Frau an die Türe.
Elea zum Haus der Kurtisanen im dritten Ring