Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth

Die Verteidigungs- und Maueranlagen

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Vexor:
….Celebithiel aus der Stadt und ihrer Wohnung



Verwegen kitzelten die Sonnenstrahlen, die durch einen winzigen Spalt der Vorhänge in das geräumige Zimmer fielen, die jugendlichen Wangen Celebithiels. Sie blinzelte und ihre ozeanblauen Augen musterten ihre Umgebung argwöhnisch und es dauerte einen Moment bis sich ins Gedächtnis gerufen hatte an welchem Ort sie sich befand.
Ihr Gemach wirkte auf sie viel wärmer als am gestrigen Abend, als sie es bezogen hatte und seufzend setzte sie sich auf die Bettkante. Ihre nackten Füße wanderten sinnlich über den rubinfarbenen Teppich und plötzlich musste sie lächeln.
Der Teppich besitzt eine ähnliche Farbe wie Narya…meine Bürde..meine Vermächtnis.

Die Elbe erhob sich von dem Doppelbett, doch fiel ihr die Bewegung schwer, als wären ihre Knochen müde und ihre Muskeln träge. Ihr fehlte jegliche Spannung und so setzte sie sich, nachdem sie das Bettlaken glatt gestrichen und das Kissen aufgeschüttelt hatte, vor die kleine Kommode mit dem Spiegel.
„ Guten Morgen Fräulein Gwilwileth, darf ich Ihnen etwas bringen? Gebäck, oder Tee?“.
Das Gesicht Limris‘ blickte sie direkt an und es dauerte einen Moment bis sie begriff, dass sie hinter ihr im Türrahmen stand und nur ihr Spiegelbild beobachtet hatte.
„ Nein danke Limirs“, entgegnete Celebithiel und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. Als sie hörte, wie die Elbe die Tür geschlossen hatte, nahm sie den Ebenholz-Kamm von der Anrichte und fuhr sich damit durchs Schulterlange Haar. Der rötliche Stich war stark verblasst und Celebithiels Haarfarbe näherte sich nun immer mehr einen hellen Blond, so wie das Haar ihrer Mutter gewesen war. Sie entschied sich ihre Haare offen zu tragen und flocht sich nur ein schwarzes Band durch die Haare. Als sie die schweren Ahorntüren, die man mit weißer Farbe überstrichen hatte, ihres Schrankes öffnete, bemerkte sie, dass neben ihren eigenen Sachen viele fremde Sachen für sie breit lagen. Nach längerem Zögern entschied sich für ein nachtblaues Kleid, welches an Saum und Ärmeln kleine Verzierungen, die mit silbernem Faden gestickt worden waren, aufzeigte. Außerdem band sie sich ein weißes Tuch um die Taille und zog blaue Schuhe mit Absatz an.
Als sie sich fertig angezogen hatte, setzte sie sich auf einen Stuhl und schüttelte fast unmerklich den Kopf.

Was ist denn eigentlich los mit dir? Kleidest dich wie eine Fürstin und zu welchem Grund? Du bist hier um die Bedrohung durch den Schatten aufzuhalten. DU musst die Bedrohung durch den kraftvollen Arm Saurons abwehren, DU musst die Aufgabe zu Ende bringen an der Mithrandir gescheitert ist.
Aber wenn ich nicht will? Kann ich nicht für immer in diesem Zimmer bleiben? Mit den Kleidern einer Fürstin, fern ab von den Sorgen und Nöten der Welt? Kann ich nicht hinunter zum Hafen eilen und auf schneeweißen Wogen zu meinen Geliebten reisen? Wozu der sicheren Aussicht von Tod und Niederlage begegnen, wenn wir im Schutze der Mächtigsten dieser Welt leben? Behütet und frei von Sorgen.

Da fiel Celebithiel etwas in die Augen und es schien als würde der Tisch brennen, doch es war nur Narya, der das hereinfallende Morgenlicht reflektierte und den Tisch in ein blutiges Rot tauchte.

Weil du nicht willst, dass die Boden Mittelerdes diese Farbe annehmen. Weil du nicht willst, dass die blauen Himmel in ewiger Dunkelheit verhüllt werden. Weil du nicht willst, dass die Flüsse und Wälder Mittelerdes vergehen. Weil du nicht willst, dass von deinen Freunden und Geliebten nichts als verglühte Asche übrig bleibt, die der Wind in einer traurigen Ballade über die verdorrten Gefilde weht. Vielleicht ist es unser Untergang und vielleicht werden wir Scheitern, wie es Mithrandir getan hat, aber wenn es soweit sein sollte, können wir mit hocherhobenen Haupt unseren Freunden und Geliebten in Aman gegenübertreten.
Celebithiel nickte nahm Narya und verstaute ihn sicher an ihrem Körper, bevor sie die Wohnungen verließ.

Es war erstaunlich warm und es musste noch sehr früh am Morgen sein, denn Celebithiel bemerkte, dass noch nicht viel Betrieb auf den Straßen und in den Gassen der Schwanenstadt war. Nur vereinzelt traf sie auf Männer und Frauen, die ihrem täglichen Handwerk nachgingen.

Puhh…ich habe ganz vergessen meine Maske aufzuziehen, aber meine Haare verdecken heute meine Ohren sehr gut. Dennoch beobachten mich die Leute hier misstraurisch!
Einen Moment später wurde Celebithiel auch klar, warum man sie beobachtete. Es wurde ihr schlagartig klar, als sie in die ausgemergelten und verzweifelten Gesichter der Kinder blickte. Es wurde ihr klar als sie die verfilzten Haare der Frauen betrachtete, die einen kärglichen Korb Gemüse vor sich stehen hatte, welches sie putzte. Ihr kam wieder ins Gedächtnis, dass Dol Amroth seit Monaten belagert wurde und sie schämte sich, als sie an sich selbst hinunter blickte. Ihr Gesicht wurde puterrot und nahm beinahe die gleiche Farbe an, die ihre Haare früher hatten.
Sie beschleunigte ihren Schritt, um schnell wieder in Viertel zu kommen, in denen weniger Menschen unterwegs waren. Dazu nahm sie Wege durch kleine und dunkle Gassen.
Daraufhin stolperte sie fast auf einen Platz, welcher jedoch menschenleer war. Einen Moment blickte sie sich irritiert um bis es ihr dämmerte. Der weißen Steine, aus denen die Häuser Dol Amroths in der Regel errichtet waren, waren geschwärzt von Ruß und die Dächer zerstört. Durch eine Ruine hindurch erkannte sie auch eine Treppe, die steil zur Mauer hinauf führte.
Hastig stieg Celebithiel die Treppe hinauf und verlor dabei sogar ihre Schuhe und ging barfuß weiter. Sie stand nun auf der gewaltigen Mauer, welche die Halbinsel auf der Dol Amroth erbaut war, von der Außenwelt abschnitt. Viele Gebäude, die in der Nähe der Außenmauer erbaut worden waren, waren zerstört und der monatelangen Belagerung zum Opfer gefallen. Wie eine schwarze Schneise zog sich der Gürtel durch die Stadt.
Als ihr scharfes Elbenauge nach Osten blickte, weiteten sich ihre blauen Augen und der Wind der daraufhin auffrischte und sie fast von der Mauer fegte, unterstrich den dramatischen Anblick.

Vexor:
Tausende von Orks ausgebreitet wie ein schwarzer Teppich, der den Tod zu Gast bittet. Gerahmt von blanken Schädeln der Unschuld. Trolle, wie groteske Statuen des Sieges, zieren den breiten Pfad des Todes und voll Spott blicken Ulmos Nymphen aus den Ufern des Meeres. Auch sie werden bald ans Meer gespült werden, sollte der Tod, das perfide Haustier Saurons, nicht aufgehalten werden.

In einer halbmondförmigen Sichel hatte sich das gewaltige Heer des dunklen Herrschers um die Stadt angeordnet. Ein Gürtel aus rasselnden Schwertern und lodernden Geschossen. Die Kehle und einzigen Landzugang Dol Amroths schnürte jener Gürtel ab. Wäre der Wind nicht so stürmisch an diesem Tag über die Stadt an den Ufern des Meeres gefegt so hätte die Elbenmaid die hämischen Gesänge in der schwarzen Sprache gehört. Sie verhehlten alles, was Celebithiel am Herzen lag und als Tugend erachtete. Die Heerscharen Mordors waren sich ihrer Überlegenheit im klaren, besangen die geschwärzten Mauern Dol Amroths, die Wilde Bestie Saurons, die nun ungezügelt auf Mittelerde losgelassen hatte; sie labten sich jetzt schon gierig und ungeduldig am unschuldigen, reinen Blut der Nymphen, die geschändet auf dem von Blut getränkten Strand verendeten.
Celebithiel hätte aufgeschrien, wäre sie nicht so entgeistert über den Anblick der Truppen Mordors gewesen, als etwas an dem schneeweißen Tuch zog, welches sie sich um die Taille gebunden hatte.

„ Du darfst hier oben nicht sein!“, drang die vorwurfsvolle Stimme eines kleinen Jungen an ihr Ohr
„Du darfst hier oben nicht sein!“, widerholte er eindringlich und packte Celebithiel am Stoff ihres nachtblauen Kleides und zerrte sie energisch die Stufen hinunter in den Schutz eines kahlen Baumes.
„ Der Fürst…der Fürst hats verboten“, haspelte er vor sich hin. Er lispelte leicht. „ Du darfst nicht auf die Mauer hat er gesagt…nicht auf die Mauer!“.
Celebithiel die langsam zu sich kam lächelte herzlich und ging in die Hocke um mit den kleinen Jungen in die Augen schaute.
„ Achso das wusste ich nicht…Ich bin nämlich neu in der Stadt, verstehst du?“, sagte sie liebevoll und wuschelte die strohblonden, verschmutzten Haare des Jungen. Umso länger sie ihn musterte, desto stärker wurde der Stich in ihren Herzen. Der Junge war nur noch Haut und Knochen. Es schien fast so als würde nur eine dünne Schicht Haut auf den kindlichen Wangenknochen liegen. Feine Äderchen schimmerten Türkis und geheimnisvoll durch die Haut, die von Schmutz und Dreck befleckt in der Sonne glänzte.
„ Also Dankeschön“, fuhr Celebithiel fort, aber sie wurde von dem stürmischen Jungen unterbrochen.
„ Du bist sehr schön“, entfuhr es im halblaut und mit errötenden Gesicht senkte er verschämt den Kopf.
„ Och das ist aber lieb von dir“, erwiderte die Elbe vollkommen strahlend und streichelte ihm mütterlich die Wange, „ Du bist auch sehr hübsch. Aber warum bist du denn hier ganz allein unterwegs. Ich bin mir sicher, dass der Fürst das auch nicht will, dass Kinder ohne Aufsicht durch die Stadt wuseln“.
Trotzig verschränkte der Kleine die Arme und verzog den Mund, „ Ich bin kein Kind! Ich bin schon sechs.“
Celebithiel lachte laut, aber herzlich, bevor sie sich selbst korrigierte. „ Oh entschuldigen Sie junger Mann.“
Jetzt musste der Junge auch lachen und umso bizarrer war das Bild für Celebithiel. Sie mochte sich nicht ausmalen, was der junge schon alles erleiden musste. Der Vater in jahrelangen Kriegen schlussendlich gefallen, die Mutter am Boden zerstört versucht die Kinder durchzubringen. Ihr fielen wieder die Frauen von vorhin ein, die mit dem kläglichen Vorrat an Gemüsen versuchen eine gestreckte Mahlzeit für ihre Familien zu kochen.
Erneut fegte ein Wind über den gepflasterten Platz, welcher eindeutig frischer war als jener zuvor.

Auf einmal hatte der Junge seine Augen weit aufgerissen und von einem Punkt auf Celebithiels Kopf hypnotisiert streckte er die Hand aus und hatte plötzlich Celebithiels Ohren angefasst.
„ Du..Sie…du bist eine Elbe?“, sagte er verblüfft und starrte nun unentwegt auf die spitzen Ohren der Elbenmaid.
Reflexartig bedeckte Celebithiel schockiert ihre Ohren mit ihren Haaren, bevor sie die Finger auf die Lippen legte.
„ Psst…aber das ist unser Geheimnis, ja?“, flüsterte sie und jeglicher Schrecken war aus ihrem Gesicht entwichen, als sie in das verdutzte, kindliche Gesicht blickte und der junge hastig mit seinen Kopf nickte.
„ Weißt du was?“, sagte sie entschlossen und griff in das kleine Bündel, welches sie dabei hatte. „ Das ist für dich!“.
Die Augen des Jungen weiteten sich und Celebithiel müsste lächeln, obwohl sie den Tränen nahe war, als ihr auffiel, dass der Junge vermutlich noch nie so viel Geld besessen hatte.
„ Das ist für deinen Hilfe gerade eben…und für deine Komplimente, kauf dir und deiner Familie etwas zu essen davon, ja?“.
Der Junge strahlte über das ganze Gesicht und die Elbe merkte, dass dem Jungen einige Zähne fehlten bzw. die vorhanden schwarz gefärbt waren.
„ Danke Herrin, aber- “

„ JÉLON!! Jélon wo bist du?“, hallte schwach die Stimme einer Frau durch die Gassen. Wie ein Hund, der von seinem Herrchen gerufen wird, drehte der Junge den Kopf in Richtung Ursprung des Lautes. Einen Augenblick später trat eine hagere Frau aus dem Schatten einer Gasse. Sie trug ein zerrissenes, braunes Kleid und ihre Haut glich ganz der des Jungen. Sie hatte kurze, schwarze Haare.
„Jélon? Was…was machen sie da?“, fragte die Frau und stampfte wutentbrannt auf Celebithiel und den Jungen zu.
„ Wer sind sie und was zur Hölle machen sie mit meinen Jélon?“, fauchte die Frau Celebithiel an, welche vor Schreck aus der Hocke auf dem Boden fiel.
„ Aber Mama..“, versuchte Jélon zu erwidern, aber die Frau packte das Kind an der dürren Hand und warf Celebithiel ein paar hasserfüllte Blicke zu.
„ Sie werden mir meinen Jélon nicht wegnehmen. Wir wissen doch was ihr reichen Frauen mit unseren Kindern macht. Nehmt sie mit, versucht die Leere in euren Herzen zu füllen und die Langeweile auszumerzen“, ihre Stimme überschlug sich nun fast schon voll Ekstase, „ Aber auch WIR haben diese Leere. Wir haben Ehemann und Söhne in diesem Krieg verloren. Nur kämpfen wir um unsere Existenz und müssen in diesem Rattenloch ausharren, bis Sauron persönlich uns die Gnade des Todes gewährt.
Aber IHR…ihr nehmt das nächste Schiff und segelt davon, aber glaubt mir auch da wird es nicht sicher sein!! Und im Tode sind wir alle gleich und seid euch Gewiss, sterben werden wir!!!“.

Die letzten Worte hallten noch in Celebithiels Ohren, die sich mittlerweile aufgerichtet hatte, und sie beobachtete wie die junge Frau mit Jélon davon stapfte und in den dunklen Gassen verschwand. Er drehte sich noch einmal um und es schien fast so, als würden sich seine Augen Celebithiel noch ein paar letzte Worte zuflüstern:
Entschuldige ihr Verhalten, aber seid unser Papa und meine beiden Brüder fort sind, kümmert sie sich ganz allein um mich und meine Schwestern. Ich werde ihr nicht erzählen woher ich das Geld habe, aber uns etwas Leckeres kaufen…vielleicht ein paar Kartoffeln oder einen der armen Kanickel, die unser Nachbar manchmal mitbringt, wenn er wieder von seinen Seefahrten zurückkommt. Für mich bleibst du die schönste Frau, die ich je gesehen habe.

Den Blick würde Celebithiel nie vergessen, denn als sie das nächste Mal Jélon sah, hatte der Tod seine Augen schon fest verschlossen und da wusste Celebithiel sie hatte diesen Jungen zwei Geschenke an diesem Tag gemacht. Er war der schönsten Frau, eine Maid der Erstgeborenen, begegnet, die er je getroffen hatte und er hatte sich wie der reichste Mann der Welt gefühlt.


Die Frau hat recht…
Celebithiel irrte orientierungslos durch die Straßen der Schwanenstadt und die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmelszelt und schenkte die Wärme aus, die für den erstarkenden Frühling angemessen war.
Die letzten Monate war ich orientierungslos und habe mir Gedanken gemacht, wie ich mich zu verhalten habe, um dieser Bürde gerecht zu werden. Aber Fakt ist, dass sich nichts verändert hat. Meine Feinde sind die gleichen geblieben, meine Freunde und Verbündeten sind die gleichen, und meine Ziele ebenfalls. Ich möchte verhindern, dass Mittelerde vergeht. Ich möchte verhindern, dass Ulmos Nymphen geschlachtet auf den reinen Stränden dieser Welt verenden. Ich möchte verhindern, dass Jélon das Schicksal seiner Brüder teilt. Ich möchte Sauron aufhalten, der den Blumen dieser Welt schon zu viele Blütenblätter geraubt hat.
Und beginnen wird es hier in Dol Amroth!



...Celebithiel in die Stadt

Vexor:
.....Celebithiel und Imrahil vom Platz und vom Hafen


Celebithiel saß auf ihrem Bett und atmete tief ein und aus. Noch immer war sie vollkommen überrascht, dass Galadriel ihr über den Schiffsweg ihre silberne Rüstung hatte zukommen lassen. Sie ruhte in einem Bündel auf ihrer Kommode, neben dem Schwert Glorfindels. Der Knauf des kostbaren Schwertes war mit Runen und Saphiren geschmückt, die die Schmiede des Ersten Zeitalters in filigraner Arbeit dort eingefügt hatten.
Celebithiel lächelte und feine Falten legten sich um ihre Mundwinkel. Mit Galadriel und Glorfindel an ihrer Seite konnte sie nicht verlieren.
Es klopfte zweimal an der Tür und die Elbe rief Herein. Es war Limris, die sich tief verbeugte und dann mit ernster, aber zuversichtlicher Stimme sagte: „Meine Herrin, Fürst Imrahil verlangt nach Ihnen. Die Schlacht beginnt. Das dunkle Heer fängt an sich zu formieren.“
Celebithiel nickte stumm, schenkte Limris ein Lächeln und gebot ihr sie noch einen Moment allein zu lassen.

Die rothaarige Elbe stand auf, stellte sich vor die Kommode und öffnete eine winzige Schatulle. Der funkelnde Rubin Naryas funkelte im fahlen Sonnenlicht. Daneben leuchtete wie von selbst das Amulett Telperions, in welchem eine Haarsträhne Galadriels eingeschlossen war.
Liebevoll fuhren ihre Fingerspitzen über die beiden Schmuckstücke, bevor sie eine silberne Kette nahm und beide daran befestigte und sich um den Hals legte.
Sie stellte sich vor den Spiel und es war ihr, als würden Galadriel und Gandalf neben ihr stehen und ihre Hände auf Celebithiels Schultern legen.


Celebithiel schritt neben Imrahil durch die Straßen der Schwanenstadt. Die warme Frühlingssonne, die durch die pechschwarzen Gewitterwolken, brach erleuchtete die weißen Häuser und Gassen der Stadt in einem bizarren Licht.
An den Straßenrändern hatten sich all diejenigen versammelt, die fürs Kämpfen zu alt oder zu jung waren und es erfüllte die Elbe mit Stolz als sie sah, wie wenige es waren.

Gemeinsam erklommen sie die südlichste Mauer und stellten sich über den Torbogen und erblickten nun den schwarzen Teppich den Saurons Herrscharen bildeten. Ein Meer aus schwarzen Geschöpfen und Bestien, dass gierig darauf wartete sie alle zu verschlingen und sich einzuverleiben.
Celebithiels Augen trafen die Imrahils und entschlossen nickte er ihr zu, während er leiste flüsterte:
„ Ich glaube Celebithiel, es ist deine Ehre die Männer und Frauen zu motivieren.“
Es war keine Überraschung oder Arroganz, die in Celebithiels Lächeln lag, sondern die absolute Gewissheit, dass es das einzig Richtige war, wenn Celebithiel zu den Männern und Frauen der Schwanenstadt sprach. Sie dachte an Galadriel und ihre Rede nach der Schlacht um Lothlórien und an Mithrandir, wie er immer und immer wieder die freien Völker Mittelerdes selbst in Stunden schwerster Not motiviert hab.
So stand sie auf ergriff die Fahnenstange, welche die Fahnen der Schwanenstadt, Gondors, sowie Lothlóriens und Imladris trug‘, und zog die Klinge Glorfindels, welche das gleißende Sonnenlicht spiegelte.

„ Ihr mutigen Männer und Frauen, die hier sind um die Schwanenstadt zu verteidigen, zu Verteidigen gegen Feind und das Böse. Schont sie nicht! Nehmt hunderttausend Mann.
 Seid tapfer! Wer sterben soll, den kann keiner schützen; die Erde könnte ihn nicht
mehr tragen. Wenn der Tod ihm bestimmt ist, stürbe er auch in der Heimat.
Wenn einer entkommt, wird er an Leben und Ehre dessen nie mehr froh
werden. Was können sie uns anhaben? Ihre Lanzen sind zersplittert, ihre Schilde
sind zerbrochen, die Eisenrüstungen von ihnen gestochen und ihre Helme gänzlich zerhauen. Erfüllt meine Erwartungen im Kampf. Nehmt Rache für Mann, Frau und Kind, welche euch genommen worden in der Vergangenheit. Übt Rache für die Gräueltaten, die sie an jenen verüben werden, die ihr liebt, sollten sie diese Stadt in ihre verfaulten Klauen bekommen. Ihr verdorrtes Herz wird keine Gnade kennen vor euren Lieben, vor den Heiligtümern dieser Stadt.
Nun kämpfet für euer Vaterland, für die Freiheit und den letzten Widerstand Gondors gegen das Böse. Gegen die Tyrannei Saurons.
Lasst uns kämpfend siegreich sein, oder würdevoll zu Grunde gehen!“

Die letzten Worte schrie Celebithiel und gleichzeitig erfüllte ein ohrenbetäubendes Grollen die Ohren der Elbe. Im ersten Augenblick dachte sie es wäre das Gewitter, welches sich bereits den gesamten Tag angedeutet hatte, aber da täuschte sie sich. Es war die Soldaten der Schwanenstadt, welche nun ebenfalls ihre Schwerter zückten und in die Mittagsstunde hinein grölten.
Fast als Antwort auf ihren Kampfschrei ertönte das Heer Saurons. Nicht minder laut und überzeugt, aber angetrieben von Hass und blinder Zerstörungswut.
Und da war es, ein kaltes hohes Kreischen. Ein Ton, der die Angst in die Gesichter der Soldaten trieb und Celebithiels scharfen, ozeanblauen Elbenaugen erkannten die Quelle des Übels.
An der Spitze des Heeres wandelte eine verhüllte Kapuzengestalt. Unter dem pechschwarzen Stoff erkannte Celebithiel die schwer-gepanzerte Rüstung des Schwarzen Reiters.

„ Am meled-maeth!“, schrie die rotblonde Elbe, ein Blitz zuckte über den pechschwarzen Himmel und die Saphire an ihrem Schwert glitzerten mysteriös.
Celebithiel atmete ein und nahm es fast gar nicht war, wie die kalten Regenmassen auf sie niederprasselten.

Vexor:
Wäre Celebithiel nicht so vertieft in das Schlachtgewimmel gewesen, so wäre sie beim Anblick des faszinierenden Naturschauspiels, welches über ihr stattfand, vermutlich mit offenem Mund und zum Himmel gerichteten, blauen Augen stehen geblieben.
Gleißend helle Lichtblitze zeichneten sich wie Narben über das finstere Gesicht einer pechschwarzen Wolkendecke, die vor Schmerz literweise eiskalte Träne auf die Erde vergoss.
Doch die Elbe, deren Haar bereits klitschnass an ihren Wangen klebte, war zu sehr darauf erpicht die Schlacht im Überblick zu behalten. Während sie, in zweiter Reihe hinter den Bogenschützen, auf der Mauer auf und ab schritt, die Lage sondierend und den Schützen Befehle zu brüllend.

Das mordorianische Heer hatte sich von der Mauer ein Stück zurückgezogen, nachdem die ersten Pfeilsalven die vorderen Reihen der Armee niedergestreckt hatten.
Nun erfolgte der Gegenschlag. Ein dutzend Katapulte hatten sich wie ein Rudel Raubkatzen um die Mauer auf die Lauer gelegt. Und wie Bestien stoben die ersten Geschosse auf ihr Opfer zu.


Die länglichen Finger des Greisen ertasteten die leichten Adern auf der Rückseite des vertrockneten Blattes, bevor es in seinen Händen in hundert Einzelteile zerbröselte.
„ Mithrandir…“, Antiens Stimme klang brüchig, als würde etwas in ihm sich vor dieser Frage fürchten, „….was glaubst du….was bringt Menschen, Zwerge und all die anderen Schergen Saurons dazu ihm zu folgen? Was glaubst du bringt ihnen Befriedigung? Warum folgte zum Beispiel Saruman ihm?“.

Die dichten Wälder Fangorns verschluckten was jegliches Tageslicht und ein schummriges Licht erfüllte den moosbewachsenen Hügel auf dem sie verweilten. Der weiße Zauberer, welcher nur eine Handbreit von Celebithiel entfernt saß, nickte mit gläsernem Blick, zog an seiner Pfeife und pustete den Rauch zwischen seinen Lippen hindurch. Zwei kleine Vögel jagten sich gen Himmel, bevor sie sich in den Ästen der dichten Laub- und Nadelbäume verloren. Fasziniert folgten ihre Augen dem Rauchgestalten, bevor sie sich wieder dem Gespräch zwischen Gandalf und Antien zuwandte.
„ Ah…Antien…du stellst gute Fragen und doch sind sie naiv und unwichtig.“
Die Stille verärgerte die Elbe ein wenig, nicht auf Grund der wo möglichen Beleidigung Antiens, sondern wegen des absolut vagen Charakters, den so viele der Aussagen und Antworten des Istari teilten.
„Um deine Frage zu beantworten, auch wenn ich betonen möchte, dass sie nicht das zentrale Problem darstellen….es ist Furcht!“
„Furcht…aber warum kämpfen sie dann an seiner Seite? Würde nur ein Bruchteil der Verbündeten sich von Sauron abwenden, so könnte man ihn besiegen und niemand müsste sich mehr fürchten.“

Ein leises Lachen war zu vernehmen und Mithrandir, die Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, lächelte der Zauberer dem Elb zu.
„ Ach mein lieber Antien…wie sehr würde ich mir wünschen du würdest deine Naivität nie verlieren müssen….es ist erfrischend noch solche Überzeugungen zu vernehmen…sie sind selten geworden in den letzten Jahrhunderten. Aber lass es mich dir deutlich machen. Erneut nahm er einen tiefen Zug seiner Pfeife und erneut formten sich Figuren aus dem Rauch.

Ein katzenartiges Wesen stürzte hinter einer kleinen Feldmaus hinterher. Celebithiel war fast so, als könnte sie das Quieken der Maus vernehmen, bevor auch diese Figur in den Ästen verschwand.
„ Unser Verstand und der eines jeden Lebewesen kann nur begrenzt Mut aufbringen. So wie ein Lebewesen auch nur begrenzt Schmerz oder Trauer empfinden kann. Befinden wir uns in Gefahr bieten sich uns zwei Optionen…Kampf oder Flucht. Wie du an der kleinen Spitzmaus sehen kannst, ist die Flucht oftmals die bequemere Variante. So ist es auch mit Sauron, einer gewaltig großen Katze mit scharfen Klauen, aber mit einem noch schärferen Verstand.“
Wie um seine Worte noch einmal zu unterstreichen tippt sich Gandalf mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe.
„ Die Furcht…die er und seine Diener in den Köpfen und Körpern seiner Gegner erzeugen geht weit über das normale Maß, welches ein Mensch oder Elb empfinden kann, hinaus. So wählen die meisten eben die Flucht…und zwar nicht Flucht in ein Versteck, sondern die Flucht auf seine Seite. Nur den Narren bleibt der Kampf….also genauer gesagt bleibt uns der Kampf, weil anscheinend sind wir die Narren in diesen Szenario.“

Seine blauen Augen wanderten von Antien, über Amrûn und zu Celebithiel, die ihn alle mit eher ungläubiger und verdutzter Miene musterten, bis alle in Lauthales Gelächter ausbrachen.

„In Deckung!“, rief Celebithiel, bevor ein brennendes Geschoss in das Mauerstück nur wenige Meter von ihr entfernt donnerte und die Mauer zum erbeben brachte.
Die Elbe keuchte, als sie sah wie drei weitere Geschosse die Mauer zum erzittern brachte.
„Imrahil. IMRAHIL“, brüllte Celebithiel keuchend, während sie auf den Fürsten der Stadt zu rannte.
„Wie lange wird die Mauer diesen Beschuss aushalten? Wenn die Mauer fällt wird die Stadt überrannt werden.“
Celebithiel war froh, dass Imrahil es nicht als Kritik auffasste, sondern Ruhe bewahrte und relativ besonnen antwortete: „ Bei dem Beschuss? Ein paar Stunden, aber eher mache ich mir etwas anderes Sorgen. Sieh nur!“

Ihre ozeanblauen Augen folgten seiner starken Hand und dem Lauf seines breiten Zweihänders. Sie wanderten vorbei an dutzenden dreckigen Orkgesichtern und vorbei an garstig dreinblickenden Haradrim, die an das Heer von Osten her aufgeschlossen hatten. Und plötzlich riss sie ihre Augen weit auf. In Zweierreihen hatten sich um die fünfzig Rammböcke angeordnet, welche sich nun schleppend in Bewegung setzten. Noch bevor Celebithiel sich rühren konnte, hallte Imrahils Stimme über die Verteidigungsanlagen.

„Bogenschützen zum Torbogen. Wir müssen die Rammenträger ausschalten und die anderen davon abhalten sie aufzuheben!“.
Sofort setzten sich die Bogenschützen in Bewegung und rannten auf die beiden zu, um mit den Beschuss zu Beginnen.

Ein erneutes Zittern, gefolgt von einem pochenden Schmerz in Celebithiels Kopf. Für einen Moment dachte sie, dass etwas hartes sie am Kopf erwischt hatte, doch es war nur wieder die kreischende Stimme des Nazgûl, die über das Schlachtfeld wehte.
Pfeile surrten an ihnen vorbei und schnell erkannte die Elbe, dass auch der schwarze Diener Saurons seinen Bogenschützen das Feuer seiner Truppen eröffnen ließ.
Bereits nach einer halben Stunde offenbarte sich, dass die Bemühungen der Verteidiger fruchtlos waren das Fortkommen der Rammen zu verhindern. Hatten sie die sechs Träger der Ramme ausgeschaltet, sprangen wieder neue aus den Reihen der Gegner, um ihren Platz einzunehmen. Gefallene Verbündete wurden dabei achtlos niedergetrampelt, egal ob sie vielleicht noch am Leben waren.
Erschwerend hinzu kam, dass die Mauer fast komplett leer gefegt wurde, weil Imrahil den Bogenschützen, die nicht beim Torbogen postiert waren, befohlen hatte die Mauer zu räumen, damit sie nicht schutzlos den Geschossen der Katapulten ausgeliefert waren.

„Imrahil, wir müssen den Truppen befehlen, dass sie sich vor dem Tor postieren sollen. Es hat keinen Sinn den Fall des Tores noch aufzuschieben. Hier riskieren wir nur getötet zu werden!“
Zögernd nickte Imrahil und gemeinsam postierten sie sich vor dem Tor.


Celebithiel hockte am kleinen Lagerfeuer, welches ihnen Flinkbaum erlaubt hatte zu errichten. Mithrandir hatte es sogar geschafft die Flammen erscheinen zu lassen, ohne dabei Äste verbrennen zu müssen.
Sie hörte das Leise Atmen Amrûns, der nur unweit von ihr entfernt döste, sowie Flinkbaums durchdringendes Dröhnen vom anderen Ende der Lichtung.
„ Was beschäftigt dich meine Liebe?“.
Es war Gandalfs sanfte Stimme, die sie hörte, während er sich neben sie hockte und mit gedankenverlorenem Blick ins Feuer blickte.
Die Elbe antwortete nicht gleich, sondern betrachtete dieses wundersame Feuer, welches sogar noch heller zu scheinen schien, umso länger es vor sich hin brannte.
„ Es geht um das…um was was du heute gesagt hast Mithrandir. Über die Furcht, die Sauron nährt und stärkt.“
Gandalf setzte sie nicht unter Druck, sondern ließ sie die Worte von allein finden. Eine der vielen Eigenschaften, die Celebithiel an ihm hasste und zugleich liebte.
„ Warum…ist Furch nicht stärker als Mut. Warum gerade diese unlogische Schwäche bei uns Lebewesen?“.
Der Zauberer lächelte, wobei er unentwegt ins Feuer starrte.
„ Da haben wir eine der guten Fragen. Sogar eine so gute Frage, dass nichtmal ich sie dir beantworten kann. Vermutlich….vermutlich ist es die Angst davor zu sterben. Zu verschwinden, diese Welt zu verlassen.“
Celebithiel nickte und sie warf ein verdorrtes Blatt in die Flamme, welches sofort verbrannte und sich ins Nichts auflöste.


Ein erneutes dumpfes Pochen.
Die Zeit, um Celebithiel, Imrahil und die übrigen Truppen schien still zu stehen. Sie alle starrten unentwegt auf das Tor vor ihnen, welches von den dumpfen Schlägen des Rammbocks immer wieder erzitterte.
Leichte Risse, wie Adern auf einer Blattunterseite zogen sich über das eiserne Tor, bevor mit einem weiteren dumpfen Schlag bereits ein leichtes Loch den Blick auf die andere Seite der Mauer eröffnete.

Celebithiel schluckte und nach einem weiteren Aufschlag, flüsterte sie kaum vernehmbar:
„Kampf oder Flucht!“.
 


Eandril:
Oronêl vom Hafen

Oronêl und seine Bewacher eilten durch die Straßen Dol Amroths, während sich aus der pechschwarzen Wolkendecke Regen auf sie ergoss, und ein Blitz nach dem anderen über den Himmel zuckte. Das Prasseln des Regens war so laut, dass es beinahe die Kampfgeräusche von den Mauern übertönte, und vermischte sich mit diesen zu einem fürchterlichen Lärm vermischte.
Dieser Lärm erinnert mich an das letzte Bündnis... ich kann nur hoffen, dass diese Schlacht ähnlich ausgeht.
Schließlich erreichten die drei Männer und der Elb eine Treppe, die auf den Wehrgang der Mauer führte. Diese erbebte immer wieder unter den Einschlägen der von den mordorianischen Katapulten geworfenen Geschosse, und auf ihrer Krone herrschte ein einziges Chaos.
Der Hauptmann drehte sich zu Oronêl um, deutete auf die Mauer und sagte beinahe flehend: "Dort muss der Fürst sein... falls er noch lebt. Wollt ihr nicht bis nach der Schlacht warten?" "Nein, denn ich bin gekommen um den Menschen in dieser Schlacht beizustehen und eine alte Schuld zu begleichen." erwiderte Oronêl entschlossen. "Also begleitet mich, oder gebt mir meine Waffen wieder, damit ich kämpfen kann!"
Der Hauptmann drehte sich wortlos zur Treppe um, doch Oronêl packte ihn an der Schulter, und hielt ihn zurück "Du bist ein mutiger und pflichtbewusster Mann, und solche Eigenschaften schätzen ich, egal ob bei Mensch oder Elb." Er musste diese Worte beinahe schreien, da der Lärm der Schlacht inzwischen noch weiter angeschwollen war. "Also bitte ich dich, mir deinen Namen zu sagen!" Der Hauptmann starrte ihn verwundert an, doch nach einem schier endlosen Moment antwortete er: "Mithéldir.", wandte sich um, und begann, die Mauer hinaufzusteigen. Oronêl folgte ihm wortlos.
Auf der Mauer herrschte heilloses Chaos. Soldaten rannten hin und her, überall schlugen Katapultgeschosse ein, Leitern wurden an die Mauern gelehnt und Orks erklommen den Wehrgang. Überall lagen Erschlagene und Verwundete auf dem Boden, um die sich niemand kümmerte.
Gibt es denn hier niemanden, der das Kommando führt? So werden sie nicht mehr lange aushalten...
Ungeachtet des Chaos lief Mithéldir weiter voran, bis er einen anderen Mann, an seiner Rüstung als Offizier erkennbar, an der Schulter packte und mit ihm sprach, doch aufgrund des prasselnden Regens , des Schlachtenlärms und der immer wieder erklingenden Schreie des Nazgûls, konnte Oronêl sie nicht verstehen.
Mithéldir drehte sich wieder zu ihm um und rief: "Der Fürst ist unten am Tor, da es vermutlich bald fallen wird. Er wird sich also nicht um dich kümmern können. Aber weil wir jeden Mann brauchen, sag mir deinen Namen und dein Anliegen, und ich werde dir deine Waffen zurückgeben!"
Das überrascht mich jetzt doch etwas. Ich habe ihn tatsächlich noch unterschätzt... oder ihre Verzweiflung
"Mein Name ist Oronêl, Sohn der Nellas und des Ardir aus Doriath. Ich bin gekommen, um den Menschen Dol Amroths bei ihrem Kampf gegen die Diener des Dunklen Herrn beizustehen!" erwiderte Oronêl. Mithéldir nickte seinen Begleitern zu, und diese übergaben ihm seine Waffen. "Nun magst du gehen, wohin du willst, solange du die Diener der Finsternis in dieser Schlacht bekämpfst." sagte er. "Das werde ich, und nach dieser Schlacht werde ich mich erneut in deine Hände begeben, damit der Fürst über mich urteile! Nun Leb wohl, und mögest du nicht in dieser Schlacht fallen!" Und mit diesen Worten sprang Oronêl auf die Treppe und eilte in Richtung des Tores.
Es sieht nicht gut aus für die Stadt. Wenn das Tor fällt, sind sie alle verloren, und ich mit ihnen...
Immer noch ergossen sich unendliche, eiskalte Regenmassen aus dem Himmel, und auf den Straßen hatten sich bereits kleine Seen und Pfützen gebildet. Als Oronêl dem Tor näher kam, hörte er ein dumpfes Grollen, dass sich aus Richtung des Tores die Mauer entlang fortpflanzte.
Der Angriff auf das Tor hat also begonnen!
Er verdoppelte seine Anstrengungen, doch auf den nassen Steinen war es schwierig, schnell genug zu laufen und nicht auszugleiten. Schließlich hatte er es aber doch geschafft, und mit einem Blick erschloss sich im die Lage: Links von ihm erhob sich majestätisch das hölzerne Tor, das allerdings schon deutliche Risse zeigte, in einem steinernen Torbogen, um den in einem Halbkreis ein dünner Ring Soldaten und Bogenschützen aufgereiht war.
In der Mitte konnte er den Fürsten in seiner prachtvollen Rüstung  ausmachen, und neben ihm die geheimnisvolle Gestalt, die er schon von vor der Stadt neben ihm hatte stehen sehen. Wer konnte das sein?
Sie sind viel zu wenige, wenn das Tor durchbrochen wird, werden sie niemals aushalten können. Hier werden sie siegen oder sterben, und ich mit ihnen!
Er lief auf den Fürsten zu, doch in ebenjenem Moment ertönte ein fürchterlicher Schlag gegen das Tor, und es zersprang. Oronêl jedoch lief weiter, sein braunes Haar flog hinter ihm her, und er rief: "E'Tûr-Gûr! An Amroth!"

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