Salia, von: Das Gasthaus "Zum zerbroch'nem Krug""Ich habe schon davon gehört", unterbrach Morrandir den Bericht über den Seiteneingang, "Glücklicherweise obliegt dies nun mir, nachdem mein Vorgänger...einem Unfall erlag. Trotzdem ist dies eine zweifelhafte Ehre: Die Zwerge haben viele Gänge verschüttet und das drohende Unwetter zwingt uns dazu unsere Stellungen auszubauen, sodass dieser Vormarsch der Vergangenheit angehört." Sie machte eine kurze Pause, deutete den beiden Frauen zu einer großen Karte zu kommen und flüsterte ihnen dann zu: "Ich wurde nur auserwählt, weil der Rat der obersten Heerführer mich als Königstreue sieht. Meine Macht hier ist auf die Weisungen dieser Generäle beschränkt. Mir bleiben nicht mehr viele Optionen, Khamûl wird meinesgleichen als erstes Ausschalten wenn er die Macht an sich reißt und des Königs Unterstützung hängt vom Erfolg ab."
Nun wieder in normaler Lautstärke ergänzte sie: "Wenn der Sturm beginnt, muss auch unser Sturm folgen!", genau in diesem Moment betrat ein anderer Ostling das Zelt, dunkler in Haut und Kleidung als die anderen Soldaten und mit einem Wappen auf dem Umhang, das Salia glaubte schon mal in einem Buch über das historische Rhûn gesehen zu haben.
"Seid gegrüßt, Truppenleiter Süd-2-Ost...oder sollte ich lieber sagen "Zwischenzeitliche Heerführerin Nord-1-Zentrum Unterdivision Gang"? Wie ich sehe seid ihr gerade damit beschäftigt ein paar Schlachtpläne zu schmieden, dürfte ich Euch jedoch daran erinnern, dass Ih..."
"Die Stellung vor den Ausgängen befestigen soll? Natürlich, Herr Stellvertretender Bote der dritten Reservedivision zu Diensten des zweiten Stellvertreters der sechsten Unterdivision...oh verzeiht, Stellvertretender Bote der Division Nord-1-Zentrum Unterdivision Tor. Wie Euch vielleicht aufgefallen sein könnte, ist unsere Logistik auf eventuelle Notfälle vorbereitet und wir sind bereit den Gefahren des Nordens zu trotzen. Im Gegensatz zu Euren Truppen sorgen wir uns jedoch auch um unser eigentliches Ziel: Verhindern, dass die Zwerge sich neu sammeln und uns länger als nötig diesem Fluch auszusetzen."
Der Bote zögerte kurz und erwiderte dann lächelnd: "Wie Euch bestimmt interessieren wird, bin ich nun Erster Bote besagter Division, mein Vorgänger erlag...einem Unfall. Ebenso verbittet sich mein Meister, dass seine Planungen so beschmutzt werden, uns allen liegt schließlich nur der Sieg nahe. Und dafür werdet auch Ihr Eure Opfer bringen müssen, sobald die Befestigungen stehen, stürmt den Berg und setzt jeden Gang in Flammen!"
Zornig blickte Morrandir auf den Boten und erwiderte anschließend kalt: "Lasst die Schlachtplanung meine Sache sein und sagt Eurem Meister, dass er sich gerne persönlich bei mir melden kann, wenn er Vorschläge zu machen hat. Ich gehorche nur dem Rat der Obersten Heerführer und dem König selbst, IHR wäret gut beraten Euch dem anzuschließen."
Mit einer betont tiefen Verbeugung erwiderte der Bote: "Wie es Euch beliebt, doch bedenkt eines: Der Rat hatte einen Grund "Zwischenzeitlich" in Euren Titel mit aufzunehmen. Oh und noch etwas: Unser verehrter König ist ein großer Mann mit den besten Interessen Rhûns am Herzen, doch fürchte ich, ist er am Ende seiner Kräfte angekommen und ohne die Hilfe anderer...größerer Mächte wäre unser Imperium schon längst zusammengebrochen. Lernt lieber seinem Beispiel zu folgen und folgt jenem, der seine Ziele auch ergreift." Bevor sie antworten konnte, hatte der Bote das Zelt verlassen und hinterließ eine wütende Morrandir, eine angewiderte Ryltha und verwirrte Salia zurück. "Widerlicher Wurm", zischte Ryltha, "hoffentlich verreckt er an dem Gift was ihm entflieht."
"Hab' Geduld, dieses Auftreten verrät nur eines: Es hat begonnen! Versetz die Truppen in Alarmbereitschaft und aktiviere
ihn"
Nachdem Ryltha das Zelt verlassen hatte, hörte man außerhalb des Zeltes längere Zeit Geschrei und Rüstunsgeräusche, während Morrandir Salia grobe Fakten über den offiziellen Teil des Planes erklärte: So würde im folgendem Chaos wahrscheinlich ein Ausfall der Zwerge folgen, dem man irgendwie entgegentreten müsste ohne dabei zu riskieren in zu große Bedrängnis zu geraten - In Morrandirs Division standen größtenteils Königstreue, deren Ausscheiden Khamuls Schergen gerade Recht käme. Sie versicherte zwar große Teile der anderen Ostarmeen an vorderste Front verlagern zu können, was Salia aber höchst unrealistisch vorkam.
"Keine Angst, wie ich seine höheren Schergen kenne, werden die nach dem Boten höchstpersönlich hier antreten. Danach wird ihm keine andere Wahl mehr bleiben, als uns zu unterstützen.", lautete nur die Reaktion auf ihre Zweifel.
Wie vorhergesagt tauchte wenig später tatsächlich besagter Heerführer auf, der ähnlich dem Boten versuchte Morrandir seine Pläne aufzuzwingen und jede Ablehnung als direkte Beleidigung aufzufassen. Diemal lächelte Morrandir jedoch nur freundlich, gebat dem Heerführer diese Angelegenheit doch außerhalb des Zeltes mit ihr zu klären und führte ihn über die Felder ihrer Unterdivision. Salia fungierte dabei offiziell als "Leibwächterin" Morrandirs, angesichts der körperlichen Unterschiede beinahe lächerlich, was der Heerführer auch lauthals kundtat: "Ist dies alles, was der König 'einer seiner treusten Untertanen' bieten kann? Man sollte meinen seine eigenen Ressourchen seien erschöpft!" Ungeachtet dieses Spottes schritten sie weiter und die Angelegenheit wurde militärischer: Wie viele Soldaten würde er zu ihr verlagern? Wie viele Reserven würde er aktivieren um der ansonsten kleinen Seitendivision Nachschub zu gewähren? Würde er selbst dabei sein oder nur Gefolgsleute entsenden? Trotz Morrandirs früherer Aussage, dass ihm keine andere Wahl bliebe, verneinte der Heerführer seine Unterstützung jedes Mal trotz dutzender verschiedener Gründe, die Morrandir ihm während des Weges vortrug. Zum Abschluss schre der Heerführer beinahe zurück: "Egal wie viel Ihr noch bettelt: Ich werde keinen meiner Soldaten für Euch abstellen! Soll der Stolz der Krone doch sehen wo er steht. Ich werde keinen treuen Soldaten Rhûns für die Anhänger eines aussterbenden Glaubens opfern!"
Noch immer lächelnd und erwiderte Morrandir nur "Danke sehr, Heerführer" und verabschiedete ihn zurück zu seiner Division. "Wie gut, dass Heerführer nur die Hälfte des Könnens ihrer Boten besitzen", warf sie Salia zu.
Zurück im Zelt erwarteten beide schon dutzende Soldaten ihres Regimentes: "Uns reicht es mit diesen arroganten Kulturschändern" und "Setzt diesen Verrätern ein Ende" waren noch die freundlichsten Rufe dieser Meute und immer wieder drang "Für den König" und "Ende dem Thronräuber" durch die Masse.
Morrandir gebat den Soldaten Ruhe, "Wir werden unsere Pflicht erfüllen und unsere Stellungen halten, doch lasst Euch eines gesagt sein: Hinter uns liegt Thal, dessen Hintertor unzerstört eine uneinnehmbare Festung für unvorbereitete Soldaten darstellt und östlich von uns liegen die Lager dieser Feiglinge. Wir stehen nicht alleine und auch wenn dieser Hundesohn es nicht wahr haben will: Er wird für uns kämpfen! Sollte er sich weiterhin weigern, werde ich ihn persönlich für den Marsch nach Hause in unsere Division eingliedern lassen und seine Überreste vor das königliche Tribunal stellen!"
Unter gewaltigem Jubel verließen die Soldaten das Zelt wieder, einzig und allein Ryltha blieb noch und begrüßte Salia und Morrandir wieder bei sich: "Schöner Plan, alles steht wie es stehen sollte."
"Sehr gut, kümmert ihr beide Euch um die Feinde in unseren Reihen, ich werde mich um meine Soldaten kümmern!"
Morrandir verließ ihr Zelt und stellte ihre Soldaten auf, während Ryltha und Salia noch etwas im Zelt blieben. "Ich hoffe ihr wisst auf was ihr Euch da einlasst...Ihr wisst hoffentlich noch weshalb ich mich Euch anschloss", murmelte Salia, "Natürlich, wenn wir es nicht wüssten hätten wir alle ein Problem. Wenn wir versagen ist es aus mit uns allen."