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Autor Thema: Lebennin  (Gelesen 10639 mal)

PumaYIY

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Lebennin
« am: 27. Okt 2010, 17:36 »
Karthull aus Lamedon


In den folgenden drei Tagen war Karthull über ein paar Berge und zwei Flüsse in das Lehen Lebennin gekommen. Dorthindurch stoß er auf einen festen Weg nach Minas Tirith, der in die andere Richtung zu der Mündung des Anduin führte. Ein Mann hatte Karthull den Weg beschrieben und ihm davon abgeraten darauf zu laufen: "Denn oft passieren unheimliche Dinge und auf diesem Weg sind die Orks und Diener des dunklen Herrschers wenn sie von Schiffen nach Minas Tirith marschieren sollen. Für einen freien Mann wie sie ist es gefährlich alleine auf dieser Straße zu reisen." Den Mann hatte Karthull einige Stunden bevor er auf die Straße gestoßen war getroffen.
Eine Idee zur Lösung des Problems hatte Karthull allerdings schon: Wenn auf der Straße viele Orks und Kosraren herumlaufen verkleide ich mich einfach bevor ich hingehe. Eine Korsarenrüstung hab ich ja schon. Also stülpte er sich die etwas angerissenen geplünderte Jacke und die kratzige Hose über. Das passt ja wie angegossen. Bequem fühlte es sich jedoch nicht an, es war zu schwer und die Sachen juckten ein wenig. Bedenken weil die Kleidung von einem Toten stammte hatte er nicht mehr, der Ekel hatte sich mit der Zeit in der er die Sachen mit sich herumgetragen hatte gelegt. Um wie ein richtig typischer Kosar auszusehen hätten ihm nur noch ein paar Narben im Gesicht gefehlt.
So verkleidet traute er sich nun auf die Straße, sie war leer und gespenstisch. Man konnte sie nicht mit einer Straße durch irgendeinen Ort vergleichen, denn es verging ein halber Tag bis er zum ersten Mal auf eine Person traf. Es war ein Bauer, der Karthull wie es schien nicht sehr freundlich gesonnen war, denn trotz Karthulls netten Grußes starrte er ihn grimmig an, während er ihm mit einer strohbeladenen Kutsche entgegenkam. Was hat der nur? Der Wagen fuhr vorbei und Karthull vermutete nicht schlimmes, bis plötzlich zwei Männer aus einem Versteck im Stroh des Wagens sprangen. Irritiert blieb er stehen, doch als einer von ihnen nach einem Knüppel im Stroh griff und ohne Worte auf ihn zu lief wurde es ihm klar: Scheiße! Die wollen mich verprügeln weil ich wie ein Kosar aussehe. Zum Wegrennen war es schon zu spät, da Karthull mit all seinem Gepäck zu langsam war, eine Sekunde zögerte Karthull dann zog er geübt sein Säbel und warf seine Sachen auf den Boden. Der Zweite hatte eine Mistgabel aus dem Stroh geholt, während der mit Knüppel Bewaffnete seinen Schritt verlangsamte und mehr auf Karthulls rechte Seite ging. "Du verdammter Bastard." , wurde er nun beschimpft. "Ich will nicht mit euch kämpfen!" , antwortete Karthull. "Ihr müsst mich verwechseln, ich bin kein Kosar!" , rief er den blutgierig guckenden Gondorianern entgegen. "Ach nein? Da läuft mal einer alleine herum und dann behauptet er er sei kein Kosar, in akzentfreier Sprache sogar." , die Beiden hatten ihn nun vollends in die Zange genommen und abwechselnd sprachen sie weiter: "So ein Zufall aber auch: Ein Kosar, der keiner sein will und der läuft gerade uns über den Weg?"
"Du bist ein Bote von wo kommst du?!"
"Dol Amroth, ich war bei Fürst Imrahil glaubt mir doch!" , Karthull war sich sicher sie würden ihm nicht glauben.
Als er Fürst Imrahil erwähnte durchzuckte es die beiden: "Nein!" , schrie der mit der Mistgabel. Zornesentbrand kam er langsam auf ihn zu, die Mistgabel auf ihn gerichtet: "Sag nocheinmal, dass die Korsaren Dol Amroth eingenommen haben?!"
>Nein< konnte Karthull nicht mehr sagen. Aus dem Augenwinkel sah er den mit dem Knüppel auf ihn zukommen. Jetzt muss ich handeln! Sein Säbel donnerte er gegen den Stab der zustechenden Mistgabel, die verfehlte ihn so. Jetzt wand er sich blitzartig um, um den mit Knüppel bewaffnetem Mann von sich zu treten. Danach sprang er zur Seite, um sich von beiden Angreifern zu distanzieren. Wieder standen sich die drei Kämpfenden ruhig gegenüber, ein zweites Mal wollte Karthull sich nicht in die Zange nehmen lassen. "Lasst mich in Ruhe oder ich werde euch was antun!"
"Das habt ihr schon als ihr unsere Frauen und Kinder getötet ha..." , wollte der eine sagen, doch der Bauer unterbrach ihn von dem Wagen aus: "Verdammt da kommen welche!"
« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:16 von Fine »

PumaYIY

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Re: Straße nach Minas Tirith
« Antwort #1 am: 28. Okt 2010, 19:09 »
Und auch Karthull sah plötzlich die Leute, aus der Richtung des Anduin-Delta kommen. Die unrythmischen etwas versteiften Bewegungen deuteten darauf, dass sie nicht geschult im Marschieren waren. Ein paar Sekunden blieben die Angreifer regungslos stehen, sie schienen nachzudenken. "Entweder laufen oder kämpfen." , meinte Karthull den Bauern leise rufen zu hören. "Zu spät wir werden kämpfen müssen!" Der eine von ihnen hielt nach diesen Worten die Mistgabel hoch und kam wieder auf Karthull zu. Karthull fühlte den Aufprall des Eisenendes der Mistgabel auf seinem Säbel der Wucht des Schlages konnte Karthull nicht standhalten, er musste zurückweichen, stolperte und fiel zu Boden. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass die Gruppe nun schneller zu laufen schien. "Auch wenn sie uns töten der hier bringt keine Nachricht vom Fall Dol Amroths nach Minas Tirith mehr." , wieder hob der Kerl die Mistgabel um sie dem nun schutzlosen Karthull in den Brustkorb zu rammen. Wie ein Blitz traf Waffe auf Fleisch und der entsetzte Zweite starrte seinen Kamerad an. Ein Pfeil hatte ihm den Hals durchbohrt, so hatte Karthull sich rechtzeitig wegrollen können. Karthull schaute auf, ein zweiter Pfeil zerriss die Luft, der mit dem Knüppel bewaffnete Mann fiel und lag am Boden. Nun war es an Karthull entsetzt zu sein: Durch mich sind zwei... Gleichzeitig mit seinem Gedanken und dem darauffolgenden schnellen Blick traf den Bauer auch ein Pfeil: ...drei Männern, die für Gondor gekämpft haben umgekommen. Verdammt was habe ich getan?! Nun kamen die Korsaren näher heran, Karthull versuchte sich allein aufzurappeln, doch ein Mann eilte ihm schon zur Seite und stützte ihn. "Wer bist du und wie kamest du in diese missliche Lage?" , ein großgewachsener Kosar stand vor ihm. Gut einen Kopf größer als er und mindestens doppelt so breit. "Ich bin an ihnen vorbeigelaufen und sie attackierten mich."
"Wie kann das passieren, wieso läufst du allein? Und wo kommst du her?" Karthulls Unterbewusstsein spielte ihm einen Streich, da er sich idiotischerweise für einen Moment sicher gefühlt hatte, er hatte sich wohl zu sehr in seine Rolle versetzt, sagte er ihnen die Wahrheit: "Ich komme aus Dol Amroth, oh ähm..."
"Und wie geht es mit der Belagerung voran und warum bist du hier?"
Der Herzschlag von Karthull donnerte gegen seine Brust: Gerade noch mal gut gegangen. Er improvisierte: "Diese Menschen sind hartnäckig und halten mit so manchem Geschick stand. Ich wurde nach Minas Tirith gesendet. Mein Name ist äh..." Verdammt soll ich die Wahrheit sagen? Damit hab ich nicht gerechnet, ist Karthull ein üblicher Korsarenname?! "...Karthull, ich muss Botschaft in die Weiße Stadt bringen."
"Dann werden wir dich begleiten, ein Befehl sieht vor, dass dies auch unser Weg ist. Pack dich in die Horde." Damit ließ er ab von Karthull und riss einige glänzende Sachen von den toten Leibern der gefallenen Bauern. Er erteilte seiner Horde, er schien der Anführer zu sein, die Erlaubnis den Rest des Schauplatzes zu plündern.

Es ging weiter die Straße entlang, sie liefen weiter Richtung Nordosten hin zur weißen Stadt. Während des Weges hatte Karthull viel Zeit über alles nachzudenken, denn gesprächig waren die Leute, um ihn nicht. Was hab ich da nur provoziert. Ich hätte auf den Mann hören sollen, wär ich abseits der Straße gangen wär das nicht passiert! Was für ein schreckliches Missverständnis! Er dachte auch an die Reaktion der beiden Bauern, als sie dachten Dol Amroth sei gefallen. Ich muss die Nachricht vom Widerstand in Dol Amroth in die Herzen der Menschen Minas Tiriths tragen, so wie der Fürst es befohlen hat. Jetzt ziehe ich mit denen umher die ich aus tiefstem Herze hasse! Was tue ich hier nur? Diese Korsaren stinken und sind dumm! Sein Zorn und Gedanken an seinen Vater kamen wieder. Aber ich muss mich beherrschen, wenn ich hier etwas mache bin ich tot und Niemandem ist geholfen, ach wenn Vater doch nur Leben würde. "Was grübelst du denn da so ewig?" , ein eher schmaler Kosar schaute ihn mit schiefem Kopf an. Er sprach leise, kaum vernehmbar. "Ich grüble? Die andern reden, doch auch alle nicht." Der Junge war Karthull zuvor nicht aufgefallen, er wirkte weniger plump als die andern Korsaren, doch Kosar war er, das sah man ihm an. "Ich hab dir vorhin das Leben gerettet, ein bisschen offener kannst du schon sein. Ich sehe, dass dich etwas beschäftigt. Die anderen Schweigen. Du aber grübelst." Karthull nahm den Bogen auf dem Rücken des Jungen wahr, doch wusste er nicht was er ihm hätte entgegnen sollen. Stille. "Na gut, wenn du nicht reden willst kannst du natürlich auch stumm weitergehen, mein Name jedenfalls ist Krohlon." Krohlon ging etwas zügiger weiter, er wirkte beleidigt und entfernte sich von Karthull. Der ist anders, als die andern.
« Letzte Änderung: 26. Aug 2011, 21:18 von PumaYIY »

PumaYIY

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Re: Straße nach Minas Tirith
« Antwort #2 am: 31. Okt 2010, 15:54 »
"So ihr wisst wie das abläuft, irgendsoein Kerl der sich Mordors Sache angeschlossen hat wird uns in Minas Tirith empfangen. Ihr müsst so ihm gegenüber außerordentlich freundlich sein, denn er bestimmt wie wo und wie gut wir untergebracht werden. Und ihr wollt doch sicherlich nicht zu weit von den Lusthäusern entfernt sein?" Ein tiefes Gelächter ging in der Runde herum. "Also wer das versaut dem werd ich dannach..." Der große Kosar guckte ziemlich scheußlich und fuhr sich mit seiner Hand an die Gurgel. "Kapiert?!"
Ein doch recht diszipliniertes "Ja" kam aus den Mündern der Truppe. "Gut!" , raunte der Korsarenkomandeur und drehte sich wieder in Richtung Minas Tirith. Er rief noch: "Heute Abend will ich spätestens da sein also macht nicht zu langsam!"
Karthull hatte es sich schlimmer vorgestellt mit den Korsaren zu ziehen, denn eigentlich hatte er eine große Feindseligkeit untereinander erwartet, doch in dieser Hinsicht schienen sie recht normal und den Menschen ähnlich die Karthull vorher gekannt hatte. Er hatte jedoch auch mitbekommen, dass die ganze Gruppe auf Befehl auszurasten begann sobald es irgendetwas gab, dass nach Beute oder Keilerei roch. Nicht dass sie unkontrolliert oder gar planlos auf einen Feind losgegangen wären, aber eine Art kämpferische Ekstase umhüllte die Horde und keiner zögerte aufs gröbste gewalttätig zu werden und selbst Wehrlose brutal niederzumachen. Karthull hatte es bei einem Gutshof mitbekommen. Die Korsaren überfielen den Hof, nur weil der Anführer Fleisch essen wollte. Alle auf dem Hof waren nach dem Angriff tot. Karthull hatte behauptet er sei noch zu geschwächt von dem Hinterhalt, der ihm am Vortag bereitet worden war, da er sich das Massaker nicht mit ansehen wollte und so blieb er in einiger Entfernung sitzen und schaute vom Hof weg.
Sein Empfinden zermürbte ihn, er traute sich nicht in irgendeiner Weise einzugreifen, während er Schreie hörte und wusste das unschuldige Menschen starben: Das sind Leute wie die Familie Lôdhra. Nicht einmal Tränen durften sich bei ihm zeigen, da Mitgefühl für Opfer ihn sehr sonderbar und verdächtig hätte erscheinen lassen, doch seine Entschlossenheit wuchs in Minas Tirith sehr aktiv zu werden. Krohlon hatte ihn verständnislos angeguckt, als Karthull auf seine Frage warum er sich nicht für einen Anteil an der Beute einsetze geantwortet hatte, dass sie so oder so bald in Minas Tirith seien. Nach einer längeren leisen Diskussion über Plünderrecht und Unrecht hatte sich die Fronten der beiden Gesprächspartner verhärtet und als Krohlon gefragte hatte wie Karthull seine Haltung denn in Dol Amroth gehandhabt habe hatte dieser nicht mehr geantwortet.
Beim Studieren einer Karte der Korsaren war Karthull aufgefallen, dass er statt nach Osten auch ein ganzes Stück nach Süden gelaufen war, doch hatte er zuvor das Gebierge Dor-En-Ernil erfolgreich nördlich umgangen. Der Bauer nahe der Straße hatte ihm entweder Mist erzählt oder Karthull war auf eine andere Straße gestoßen, denn die auf der er die Korsaren getroffen hatte führte von der besetzten Hafenstadt Linhir nach Pelargir am Anduin und von dort erst nach Minas Tirith. Diesen Weg hatten sie auch eingeschlagen und am vorigen Abend hatte die Gruppe schon den Fluss Erui 30 Meilen vor Minas Tirith erreicht und dort gerastet.
Nach der einschärfenden Rede des Komandeurs an diesem fünften Morgen den Karthull nun mit den Korsaren unterwegs war begannen sie zügig mit dem Aufbruch und erreichten zur Mittagsstunde den Rammas Echor, ein Verteidigungswall der seines gleichen sucht. Karthull konnte seine Blicke nicht von dem imposanten Mauerwerk lassen: Nie zuvor hab ich etwas derart riesiges gesehen, der Wall zieht sich ja bis hinter den Horizont. Eine Armee die diese Stadt zu belagern versucht muss gigantisch sein, jetzt versteh ich die Worte Largunds. Ich kann nur von innen etwas tun.


Karthull weiter nach Minas Tirith: Pelennor-Felder
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 08:25 von Fine »

Vexor

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Lebennin
« Antwort #3 am: 30. Jul 2011, 16:20 »
......Araloth von den Pelennor-Feldern


Er hatte nur ein paar Stunden geschlafen. Gerade solange, damit ihn die Müdigkeit nicht übermannte und er den Tag über weiterreisen konnte. Es machte keinen Sinn sich in der Nähe von Minas Tirith aufzuhalten. Es war sogar dumm, denn Saurons Truppen würden bald kommen, um endlich Ruhe und Ordnung nach Minas Tirith zu bringen – zumindest was sie darunter verstanden.
Araloth streckte sich und gähnte laut als er sich aus dem Stroh aufrichtete und in die Sonne blinzelte. Es musste ungefähr zehn oder elf Uhr sein, wenn er den Sonnenstand richtig einschätze. Dies war leichter gesagt als getan, denn Sauron ließ ständig dunkle Wolken über die Gefilde Mordors ziehen, um seinen Orks den Aufenthalt in diesen Landen so angenehm wie möglich zu gestalten.
Araloth strich sich das strähnige schwarze Haar hinter die Ohren und band sie mit einem Lederband zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor er die klobigen Stiefel aufhob, hineinschlüpfte und sie zuschnürte.
Das rostige Schwert, welches er in Minas Tirith benutzte hatte, klemmte er zwischen Leinenhose und Gürtel, sodass er bequem wandern konnte und dennoch kein Problem hatte sich im Falle eines Angriffs zu verteidigen.

Der Mann aus Dol Amroth hatte sich entschlossen gen Süden zu wandern, in der Nähe des Anduin. Der große Strom sollte ihn als Kompass dienen und dafür sorgen, dass es ihn nicht zu westlich in die Lehen Gondors trieb. Der Süden war ein heißes Pflaster, heiß umkämpft, während die östliche Seite des Anduins, vor allem die Wälder Ithiliens von den Schergen Saurons gemieden wurde. Noch immer tummelten sich dort Partisanen, wie Waldläufer, denen es immer wieder gelang kleinere Stoßtrupps Mordors oder Harads zu überfallen und auszuplündern.
Doch so wirklich wusste er nicht, wohin er sollte. Sein Herz war zwiegespalten, zum einen wollte es nach Minas Tirith zurück. Zurück zu Brianna und dem Kind, welches sie in sich trug. Zum anderen zog es ihn in seine Heimat nach Dol Amroth, der letzten freien Stadt Gondors. Es zog ihn ebenfalls dorthin, weil er erfahren wollte, ob Tolfalas noch immer unerobert geblieben war von den Korsaren und Haradrim; ob sein Kind und seine Mutter noch lebten.
So entschied er sich zunächst gen Ithilien zu ziehen, um den Gerüchten auf die Spur zu gehen, die sich um die tapferen und skrupellosen Partisanen der südlichen Wälder rankten.

Es war ein sonderlich warmer Frühlingstag und bald brannte die Mittagshitze erbarmungslos auf die Felder nieder, die Araloth gerade überquerte. Es war so dampfig, dass Araloth der Schweiß in Strömen hinunterlief, während er sich parallel zum Anduin in südliche Richtung bewegte.

Er erreichte nach mehreren Stunden Fußmarsch einen kleineren See, der sich hinter einer Mauer aus Schilf und sonstigen Uferpflanzen versteckte. Araloth überlegte nicht lange, streifte sich die Schuhe von den Füßen und legte das Schwert ab, bevor er mit einem flachen Hechtsprung ins Nasse abtauchte.
Der See war nicht sonderlich tief, erst in der Mitte des Sees reichte das Wasser Araloth bis zur Brust. Obwohl es relativ warmes und trübes Wasser war, genoss Araloth die Erfrischung und schwamm ein paar Runden, um den Kopf frei zu bekommen.
Die Sonne war bereits dabei sich langsam in ihren Sinkflug auf das weiße Gebirge zu begeben, als Araloth sich zum Trocknen ans Ufer legte.
Schwarze Wolkentürme hatten sich am Horizont gebildet und als der Wind plötzlich aussetzte, konnte sich Araloth gar nicht schnell genug umsehen, wie das Unwetter einsetzte.

Es grollte und donnerte, während tausende Eimer Wasser vom Himmel stürzten. Araloth fand keinen angemessen Schutz, denn weit und breit war nur Steppe und so entschied er sich unter einen niedrigen Strauch zu ducken bis das ärgste vorüber war.
Fast zwei Stunden hatte es gewettert und Araloth triefte vor Nässe, dennoch entschied er sich in der nun kühlen Abenddämmerung noch einen Fußmarsch zurückzulegen bis er ein passendes Quartier für die Nacht gefunden hatte.
Die Sterne glänzten nun schwach durch den grauen Wolkenschleier und so war sich der Diplomat aus Dol Amroth erst nicht sicher, ob Müdigkeit und Hunger seine Augen täuschte, doch er erkannte ein kleines Gut, dass auf einer Anhöhe stand.
Mittelgroße Orangenplantagen säumten das Gut von beiden Seiten und als Araloth näher kam, erkannte er den goldenen Schein der Fenster, die das Erdgeschoss des Hofes erhellten.

Seltsam. Der Hof hier sieht gut erhalten und gepflegt aus. Kaum ein Zeichen von Plünderung. Auch sehen die Orangenbäume und die Ställe aus, als ob sie bewirtschaftet werden müssen. Wenn mich nicht alles täuscht ist hier in der Nähe ein Hauptquartier der Haradrim, die Teròs eingenommen haben. Eine alte Burganlage aus der Zeit der Numenorer.

Skeptisch und misstrauisch näherte sich Araloth, während er versuchte immer im Schatten der Bäume zu bleiben, um etwaigen neugierigen Augen zu entgehen.
Obwohl Araloth nur schwer hören konnte, da er in einen Kampf mit den Korsaren sein Gehör auf dem rechten Ohr verloren hatte, war er sich sicher Gelächter und Gesang zu vernehmen.
Der athletische Mann presste sich gegen die Holzmauer des Gutes und wagte einen Blick ins Innere.
Im inneren des Gutes konnte er mindestens vier oder fünf Mädchen und junge Frauen erkennen, die sich auf Fellen rekelten oder zusammen Würfelspiele spielten. Jetzt erkannte er auch das Klavier und eine andere junge Frau mit blondem Haar, die auf dem Klavier saß und zu den Tönen ihrer Freundin sang.

Aber…wie…wie ist das möglich? Wie können sie hier überleben und in diesem Saus und Braus leben?

Araloth hatte wohl einen Moment zu lange verharrt und so hatte ihn die Blonde erkannte und vor Schreck hörte sie auf zu singen, während Araloth einen Blumenkübel umstieß, der auf den Fließen zerschellte.
Plötzlich wurde das Fenster aufgerissen und der Duft einer warmen Suppe stieg ihm in die Nase, welche Araloth das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Seit mehreren Wochen hatte er kein anständiges Essen mehr gegessen. In den Verließen Minas Tiriths gab es meist nur verschimmeltes Brot und einen Krug ekelhaft riechendes Wasser.
„ Was wollen Sie hier?“, fuhr in ein Mädchen mit feuerroten Locken an, die den Kopf zum Fenster herausgestreckt hatte und Araloth böse anfunkelte. Sie war höchstens vierzehn Jahre alt.
„ Ich…ich…“, stammelte Araloth und brachte kein weiteres Wort heraus.
„ Lass ihn Ýfis, biete den Fremden lieber herein. Er sieht ganz ausgemergelt aus“, ertönte nun die Stimme der lieblichen Blonden, die Araloth mit einer Mischung aus Neugier, Begierde und Verwunderung begutachte.
Wiederwillig zog sich die Rothaarige ins Haus zurück und öffnete die Tür. Ohne darüber nachzudenken trat Araloth ein und die Wärme des Hauses verschluckte ihn förmlich.
« Letzte Änderung: 11. Aug 2016, 14:18 von Fine »


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Hof der Mädchen
« Antwort #4 am: 7. Aug 2011, 14:56 »
Es dauerte einen Moment bis Araloth die Lage mit den meergrauen Augen erfasst hatte. Es waren genau drei Mädchen, die sich um Ýfis und die Blondhaarige postiert hatten. Sie alle wirkten wohl genährt und keinerlei Zeichen des Krieges und der Wut Saurons waren in ihre zarten Gesichter geritzt worden.
Doch bevor er auch nur etwas ansetzen konnte hatten schon zwei Mädchen ihn an den großen Händen gepackt und auf ein Sofa gezogen, das mit rotem Samt bestickt worden war.
Die blondhaarige, die zwischendurch den Raum verlassen hatte, kam mit einer Schale voll dampfender Suppe und einem halben Laib Brot zurück.
„ Hier mein Herr! Ihr seht schrecklich aus“, sagte sie demütig und reichte Araloth die Mahlzeit, welcher zunächst zögerte und sich dann begierig darauf stürzte.
Der Magen schmerzte ihm förmlich und das Schlucken tat ihm weh, solange hatte er keine richtige Nahrung mehr zu sich genommen und so kam es vor, dass er sich ein paar Mal vor Hastigkeit verschluckte.

Während er aß, schwiegen die Mädchen und beobachteten Araloth neugierig als hätten sie noch nie einen Menschen beim Essen beobachtet. Ab und zu warfen sie sich vielsagende Blicke zu, oder kicherten, wenn sich Araloth verschluckt hatte. Dann boten sie ihm Wein an oder tätschelten ihn kokett den Rücken.
Einzig Ýfis saß mit verschränkten Armen in einer Ecke und zwirbelte gelangweilt ihre Locken. Das feurige Licht erhellte ihr Gesicht und immer wenn sich ihre Blicken trafen, erschrak Araloth vor dem herausfordernden, naiv furchtlosen Blick, dem ihn dieses junge Mädchen mit dem Gesicht voll Sommersprossen entgegnete.
Araloth hatte gerade einen tiefen Schluck des süßlichen Rotweins genommen, als er endlich den Mut und die Zeit fand etwas zu sagen.

„Also...“, setzte er mit belegter Stimme an und plötzlich verstummten alle im Raum, während sie gebannt an Araloths Lippen hingen, “…wie…wie könnt ihr hier leben? Ich meine, fünf junge Mädchen und Frauen, wie ihr? Den Feind nur einen Katzensprung vor der Haustür? Im Süden die kleine Burganlage, die die Südlinge besetzt halten; im Norden das besetzte Minas Tirith?! Ich dachte alle Höfe wären enteignet und geplündert worden und verzeiht mir die Wortwahl, aber fünf Frauen verteidigen den Hof sicherlich nicht!“.
Kaum hatte der Diplomat geendet, blickten alle demütig und peinlich berührt zu Boden, dabei versuchend seinem Blick auszuweichen.
Wieder war es Ýfis, die sich nicht scheute seinen Blick trotzig zu begegnen. Doch die Blonde verbot ihr mit einem durchdringenden Blick den Mund und räusperte sich kurz, bevor sie sich vom Boden erhob, um sich auf Augenhöhe mit Araloth zu setzen.
Sie hatte stählerne blaue Augen, die leicht wässrig erschienen. Araloth stockte der Atem, denn er befürchtete er war zu schnell zu heftig mit den Frauen in Gericht gegangen. Doch als die Blonde zu sprechen begann, war ihre Stimme gefasst und keineswegs erzürnt, sondern ernst und eindringlich.
„ Wir alle leben hier seit ungefähr einem Jahr. Zu Beginn waren wir Sechs“, als die Blonde das sagte, schluchzte ein Mädchen, während Ýfis aufschrie:“ LEA! Wir hatten gesagt: Nie mehr ein Wort darüber!“
Doch Lea fuhr sich nur einmal durch die strohblonden Haare, bevor sie fort fuhr in ihrer Erzählung.

„ Wie gesagt wir waren Sechs. Niemand von uns stammte von diesem Hof, doch wir alle haben hier zusammengefunden. Jede von uns kommt aus Gondor oder einem Lehen. Ich selbst bin aus Ithilien, während Càtta dort drüben zum Beispiel in Lossarnach aufgewachsen ist. Als die Haradrim kamen, um in Saurons Namen das Land zu nehmen, fingen sie an die Höfe zu plündern und zu brandschatzen. Jeder, der sich wehrte wurde erbarmungslos umgebracht, oder versklavt.
Doch…“, Lea stockte für einen Moment, nahm einen Schluck Rotwein und setzte mit befeuchteter Kehle wieder an, „…die Haradrim nahmen sich die schönsten Mädchen und hielten sich…als…für…“.
„...Lustmädchen“; entfuhr es der braunhaarigen aus Lossarnach und Lea nickte nur stumm.
„ So begab es sich, dass wir hierhergebracht wurden, zu diesem Hof. Wir sollten ihn entstand halten und bewirtschaften und im Gegenzug würden die Haradrim uns am Leben lassen..“
„ Aber das ist nicht alles“, flüsterte Araloth und nahm Leas weichen Hände, die nun den Tränen nahe war.
„Nein“, schluchzte sie, „Meist kommen sie täglich in Gruppen von fünf oder sieben Mann, um Mitternacht, um sich…mit einer oder mehreren von uns zu vergnügen!“.
Erschrocken fuhr Araloth hoch und sein Blick wanderte unweigerlich zu Ýfis, dem Mädchen, dass vielleicht um die Dreizehn oder Vierzehn Jahre alt war.
Er schluckte schwer. Raufte sich die Haare und blickte von Lea, die Càtta in die Arme genommen hatte, über die anderen Mädchen wieder hin zu Ýfis, bevor er mit trockener Kehle fragte:
„ Ihr sagtet mir, ihr wart Sechs, aber ich sehe hier nur Fünf von euch?“.
Lea blickte emotionslos zu Boden und starrte in die Leere, bevor sie den Kopf hob und Araloth mit leidenden blauen Augen musterte.
Ihre Stimme klang seltsam monoton, als würde jemand anderes die folgende Geschichte erzählen. Sobald sie angefangen hatte zu sprechen, stürmte Ýfis wutentbrannt aus dem Raum und knallte die schwere Holztür hinter sich zu.
„Ja…wir waren sechs. Die sechste war ein Fünfzehn Jahre altes Mädchen aus Edhellond. Sie war ein Mädchen mit ebenholzschwarzem Haar und grasgrünen Augen. Sie war die Schönheit auf Erden. Ihr Name war Daria.“
Kaum war der Name gefallen zuckte Càtta zusammen und die andere rannte zum Fenster, riss es auf und schluchzte in die kalte Nachtluft hinein.

„ Daria…“, Lea sammelte sich kurz, „…Daria war den Haradrim die Liebste, vor allem den obersten General Süley. Immer wenn er kam verlangte er nach Daria. Wir hatten das Gefühl er hat sie wirklich geliebt…..Doch im Herbst letzten Jahres veränderte sie sich. Sie heulte die Nächte durch, schrie oft im Schlaf und Ýfis war die einzige, die sie beruhigen konnte. Wir wussten nicht wirklich, was passiert war…nunja bis wir es sahen…“.
Lea machte eine Pause und atmete tief ein. Ihre Stimme hatte das Monotone und Emotionslose verloren und Araloth merkte, dass ihr die Erinnerung Schmerzen bereitete.

„Was sahen?!“, drängte Araloth, dessen Neugier in diesen Moment über sein Mitgefühl siegte.
„ Sie war schwanger“, ergänzte Càtta, bevor sie sich zu dem Mädchen gesellte, dass am Fenster stand.
„ Süley und die anderen Haradrim bemerkten es nicht glücklicherweise. Doch im Dezember letzten Jahres wachten wir in der Früh auf und Darias Bett war leer. Sie hatte noch sorgfältig das Bett zugerecht gemacht und war in den Schneesturm hinaus gerannt.
Süley tobte, als er davon erfuhr und ließ alles daran setzen sie zu finden. Und seine Männer hatten Erfolg. Schon am nächsten Morgen brachten sie die vollkommen durchgefrorene und erschöpfte Daria hierher zurück.

Er schlug auf sie sein, bis sie blutete und wir anderen waren uns nicht mehr sicher, ob ihre Haut blau vor Kälte oder Blutergüssen war. Schlussendlich“, und Lea senkte ihre Stimme und blickte noch einmal nervös zur Tür, “…rutschte Ýfis heraus, dass sie schwanger war! Süley befahl uns eine Säge aus dem Schuppen zu holen, wenn wir nicht wünschten, dass es uns so ergehen sollte wie Daria.“
„ Es sollte uns eine Warnung und ein Mahnmal sein“, hörte Araloth Càttas Stimme von der anderen Seite des Zimmers.
„ Je ein Haradrim hielt, die vor Schmerz stöhnende Daria an Armen und Füßen. Wir allen sollten uns um sie herum aufstellen, damit wir es auch genau beobachten konnten. Süley nahm die Säge und setze bei ihrem Füßknöchel an!“

Das Mädchen neben Càtta, vermutlich auch erst um die sechzehn schrie wie auf und rannte, wie Ýfis zur Tür hinaus, doch Lea machte nicht halt. Bis jetzt hatten sie noch nie über dieses Thema geredet und es schien als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen.

„ Daria schrie und wehrte sich. Sie wand sich, schrie, brüllte und fauchte, doch die Männer hatten ihre Extremitäten fest umklammert, auch wenn sie all die Augen schlossen, vor den Gräueltaten Süleys. Irgendwann…Irgendwann ich glaube nachdem er beide Knöchel und ein Handgelenk durch hatte, wurde Daria bewusstlos und ihr Körper wurde schlaff und leblos. Die Männer rannten hinaus und nur Süley blieb, kniete sich neben Daria, schloss ihr die Augen und brach in Tränen aus. Dennoch wussten wir, dass wenn nur eine von uns es wagen würde abzuhauen, würden wir alle das gleiche Schicksal erleben!“

Lea verstummte und Araloth sah, wie ihr eine Träne, nur eine Einzige über die Wange kullerte. Und da sah Araloth, dass die Narben des Krieges und der Wut Saurons, diesen Mädchen und Frauen genauso fest und erbarmungslos in die Seele geritzt worden waren, auch wenn man es hinter der Fassade von Schönheit nicht erkennen mochte.


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Re:Hof der Mädchen
« Antwort #5 am: 7. Aug 2011, 17:27 »
Lea geleitete Araloth in den Keller, wo man ihn hinter ein paar alten, leeren Weinfässern ein Bett aus Stroh, Decken und Kissen baute. Bis auf die Laterne, die Lea aus dem Wohnzimmer mitgenommen hatte, war es stockdunkel und Araloth war sich sicher in der hinteren Ecke das Quieken von Mäusen oder Ratten zu hören.
Die blonde Frau war gerade dabei den Diplomaten allein zu lassen und die Treppen hinaufzusteigen als sie auf dem Absatz kehrt machte und sich umdrehte.
„ Sie haben uns gefragt, was wir hier machen, aber Sie haben uns nicht gesagt, was Sie in diese Gegend führt? Allein, um diese Uhrzeit?“.
Ihre Stimme war sanft und all die Trauer war gewichen, als sei sie es gewohnt von einer Sekunde in die Nächste ihre Gefühle abzulegen, wie einen Mantel, den man zu oft und zu lange getragen hatte.
Araloth räusperte sich, faltete den zu kleinen Mantel zusammen und gebot ihr sich neben sie zu setzen.
Lea stellte die Lampe auf eines der Fässer und ließ sich neben ihn sinken, während sie ihn mit ihren wunderschönen Augen musterte.
„ Nun Lea…also meine Name ist Araloth und eigentlich komme ich aus Dol Amroth…“, begann Araloth seine Erzählung und einzig das Gewitter vermochte seine Geschichte zu stoppen, wenn es so laut knallte, dass Lea vor Schreck auffuhr. Begierig hing sie an seinen Lippen und es schien so als würde sie jedes Wort, dass er sprach begierig aufsaugen.
„…und so irre ich nun seit ein paar Tagen durch die Wildnis, mit dem Ziel die Partisanen in Ithilien zu suchen!“.
Als die blondhaarige Frau dies hörte, rissen ihre Augen in einer Mischung aus Verwunderung und Begeisterung auf und Araloth erinnerte sich daran, dass sie vorhin erwähnt hatte, dass Ithilien ihre Heimat war.
„ Wirklich? Ihr wollt den Widerstand in Ithilien unterstützen?“, sprudelte es aus ihr heraus?
„ Das habe ich vor, denn nach Dol Amroth kann ich nicht. Die Belagerung ist im vollen Gange und Saurons Schergen liegen mit einem gewaltigen Heer, wie ein Gürtel um die  Schwanenstadt.“
Lea nickte stumm, als würde ihr der Gedanke an ein gefallenes Dol Amroth Trauer bereiten. Plötzlich hob sie den Kopf und ihre Blicken trafen sich.
Nach einer Sekunde, die einer Ewigkeit glich, beugte sie sich vor und küsste Araloth so innig, wie sie niemanden mehr geküsst hatte, seit sie auf diesem Hof lebte.
Sachte drückte sie ihn nach hinten und beugte sich über ihn, während sie das Hemd aufknöpfte, dass Araloth am Leibe trug. Ihre Lippen streichelten seinen Nacken und seine Brust und gerade in dem Moment als ihre Hände seine Oberschenkel nach oben wanderten, schob Araloth sie zärtlich aber bestimmend von sich weg.
Der Blick, den sie ihm zuwarf war eine Mischung aus Scham und Verwunderung und wurde gefolgt von einem hastigen und abrupten Aufstehen ihrerseits.
„ Lea“, sagte Araloth, doch jene entgegnete barsch: „ Schon gut!“.
Gerade als sie sich zum gehen abwenden wollte, nahm er ihre Hand und zog sie zu sich aufs Bett.
„ Lea!“, flüsterte er nun eindringlich und streichelte ihre Wange, während Lea versuchte ihr Gesicht im Halbdunkel zu bewahren.
„ Lea, du musst dich nicht mehr prostituieren. Du bist viel mehr Wert als das…lasse dich nicht auf dein Äußeres reduzieren! Ich werde euch helfen!“
Langsam drehte sie ihr Gesicht zu ihm und ihre Augen leuchteten und sprachen zu ihm: Wirklich?
Araloth nickte und küsste ihr blondes Haar, bevor sie ihm vor Freude weinend um den Hals fiel.

Gemeinsam hatten sie einen Plan ausgeheckt, der beinhaltete, dass die Mädchen, wenn die Haradrim sie besuchen kamen, Araloth Bescheid gaben, wie viele es waren. Sie sollten mit einem Holzlöffel auf Töpfe schlagen und zwar der Anzahl entsprechend, wie viele Haradrim es waren. Außerdem sollten sie alle einen Dolch oder ein Messer bereithalten, für den Fall, dass sie sich selbst verteidigen müssten. Araloth würde dann, wenn sie die Männer einzeln auf ihre Zimmer geführt hatten, einen nach den anderen erledigen.
Sogar Ýfis, die mit verquollenen Augen zu ihnen gestoßen war, stimmte kampflustig ein.

Es musste kurz vor Mitternacht sein und so entschloss sich Lea Araloth allein im Dunkeln des oberen Flurs zu lassen, wo er sich sein Schwert in der Hand versteckte.
„ Araloth?“, flüsterte sie.
„Ja?“.
„ Nachher werde ich dir noch etwas geben. Es ist eine Brosche, die mir gehört!“
Lea musste Araloths fragenden Blick in der Dunkelheit nur erahnt haben, denn mit einem Lächeln in der Stimme fuhr sie fort.
„ Es wird dir in Ithilien weiterhelfen. Die Partisanen vertrauen niemand so leicht, der auf der Straße daherkommt. Mein Verlobter schenkte mir diese Brosche einst und nun ist er der Anführer der Partisanen in Ithilien. Damrod ist sein Name. Zeige sie ihm und erzähle ihn woher du sie hast und zu welchem Anlass er sie mir schenkte. Dann wird er die uneingeschränkt vertrauen“.
Liebevoll streichelte sie seine Wange und Araloth flüsterte ein heiseres Dankeschön bevor Lea die Treppe hinunterstieg.

Es dauerte nicht lange, da war ein dumpfes Klopfen zu hören. Die Haradrim waren gekommen. Gedämpfte Stimmen und Gelächter drangen nach oben, welche plötzlich von einem hohen, klirren unterbrochen wurden. Eins. Zwei. Drei zählte Araloth und atmete durch.
Drei das geht. Das ist zu schaffen!
Und dann plötzlich ein viertes energisches Klirren und Araloth wusste, was das bedeute. Süley selbst war gekommen, um den Abend mit den Mädchen zu verbringen.
Dann heißt es abwarten Araloth…

Das erste Mädchen, welches nach oben kam war Càtta. Der kleine, gedrungene Mann, der ihr folgte grunzte bereits vor Erregung und grabschte immer wieder nach ihrem Hintern. Als das Mädchen Araloth im Dunkeln passierte, sah er sie zuversichtlich Nicken und so leise er konnte trat Araloth aus der dunklen Ecke heraus. Es war ein Kinderspiel den Mann von hinten zu erschlagen und gemeinsam schleiften Càtta und Araloth den leblosen Körper des Haradrim in einen Wandschrank.
Sie wurden gerade rechtzeitig fertig als sie den nächsten Haradrim erkannten. Schlank, groß und athletisch wie Araloth schien. Mindestens genauso groß wie er.

Der Plan bei dieser Paarung ging nicht auf, denn kurz hinter ihr kam Ýfis mit einem weiteren Mann. Araloth stockte der Atem und er presste sich gegen die Wand.
Der Kerl, der die willensstarke rothaarige begleitete, wog mindestens 150 kg. War mehr als doppelt so groß und viermal so breit wie sie.
Araloth würgte es als er daran dachte, wie dieser widerliche fette Kerl sich am dem kleinen Mädchen verging.
Zu guter Letzt erschien Lea, die an ihrer Hand Süley führte. Er war groß und hatte fast dieselbe Statur wie Araloth. Er trug einen Turban auf seinem Kopf und hatte einen pechschwarzen Ziegenbart.
Die Türen waren alle verschlossen und so betrat er das erste Zimmer rechts von ihm. Hier war die Arbeit wie bei Càttas Haradrim schnell erledigt. Ein Schwerthieb setzte dem drahtigen Haradrim ein Ende.

Er atmete tief durch und als er behutsam die Tür zu Ýfis Zimmer aufzog, drehte sich ihm der Magen um. Der Brocken eines Mannes war bis auf seine Hose vollkommen nackt und presste sich gegen das rothaarige Mädchen. Wie ein Troll, der eine zarte, aber dornige Rose zu zertrampeln drohte.
Araloth wollte gerade ausholen, als sich der stierartige Nacken des Haradrim umdrehte und der Eierkopf des Haradrim ihn anblickte. Fette Schweißperlen tropften von seiner Nase und einen Moment wusste er nicht was vor sich ging.
Schneller und behänder, als er es dem Kerl zugetraut hatte, sprang er vom Bett und rammte Araloth gegen die Wand. Die 150 kg pressten sich auf Araloth und er bildete sich ein, seine Rippen knacken zu hören.
Der Haradrim brüllte etwas, was er nicht verstehen konnte und sein heißer, gieriger Atmen schlug ihn ins Gesicht.

Plötzlich löste sich der Druck und er sah, wie Ýfis auf seinen Rücken gesprungen war und ihre Fingernägel tief in sein Gesicht bohrte. Er heulte auf vor Schmerz.
Irgendwo schrie jemand auf und Araloth dachte es war Lea, doch in diesem Moment packte der klobige Kerl die rothaarige am Arm und schleuderte sie wie eine Feder durch den Raum. Sie krachte, vor Wut brüllend, gegen die Wandkommode. Das dünne Holz des Schrankes gab nach und begrub Ýfis darunter.
Araloth hatte noch gar nicht richtig verstanden, was vor sich ging, als ein Magenschwinger ihn zu Boden brachte. Gerade als der Haradrim auf ihn eintreten wollte, stöhnte jener kurz auf.
Ýfis, deren Kleid zerfetzt war und die Sommersprossige Brust offenbarte und der Blut vom Haaransatz herunterlief, lächelte triumphierend. Araloth brauchte einen Moment und erkannte den winzigen Dolch, der im Kopf des klobigen Kerls steckte. Dennoch schien er noch in der Lage auszuteilen und wandte sich mit Wut- und schmerzverzerrten Gesicht dem Mädchen zu. Jedoch gewann Araloth seine Handlungsfähigkeit zurück und bohrte sein Schwert tief in die Magengegend des Haradrim, der daraufhin einfach zusammenklappte.
Dennoch blieb den beiden keine Möglichkeit sich auszuruhen, denn sie hörten wildes Geschrei und Gepolter aus dem Nachbarzimmer kommen.

„LEA!“, riefen Araloth und Ýfis wie aus einem Munde und stürzten humpelnd ins Nachbarzimmer. Einen Moment dachte Araloth eine Horde Olifanten wären durch das Zimmer gepoltert. Das Bett war vollkommen zerwühlt, Stühle und Schränken lagen zerbrochen und umgeworfen auf den Boden. In der einen Ecke konnten sie Càtta liegen sehen, die dort bewusstlos oder vielleicht sogar tot lag. Süley musste sie K.O geschlagen haben, als sie Lea zur Hilfe kommen wollte.

Doch sie waren zu spät. Süley saß gerade am Boden, seine Hände fest um Leas Gurgel geschlossen. Die blondhaarige zappelte noch einen Moment, um ihr Leben kämpfend.
Araloth brüllte vor Wut und stürzte sich auf den Haradrim-General und schlug mit den blanken Fäusten auf ihn ein. Plötzlich spürte er wie etwas Klebriges, Nasses seinen Bauch befleckte und er befürchtete einen Moment Süley hätte ihn verwundet; doch da erkannte er, dass ein Dolch ein Süleys Brust steckte. Genau an der Stelle seines Herzens, klaffte eine riesige Wunde. Aralohts Blick wanderte von der Wunde über den Dolch zu Lea, die leblos am Boden lag.
Sie hat ihn getötet…Sie hat…es noch getan, bevor sie…

Plötzlich hörte er etwas Röchelndes und es war Süleys Stimme: „Endlich sehe ich Daria wieder. Ach meine geliebte Daria…“
Araloth schluckte die Träne herunter und mit einem Kloß in den Hals schrie er dem Haradrim an:
„ Sie wird nicht auf dich warten! Niemand wartet auf Abschaum wie dich!“
Doch das hörte der Haradrim nicht mehr, er lachte noch einmal bitterlich, bevor er in Araloths Armen starb.

Angeekelt vom Anblick des Haradrim ließ der Diplomat aus Dol Amroth ihn fallen und robbte zu Lea hinüber. Ihre blauen Augen blickten ihn auf eine verträumte Art und Weise an.
„Es tut mir sooo leid“, flüsterte ihr ins Ohr.
Araloth schluchzte und er schmeckte etwas Salziges auf den Lippen, bis er bemerkte, dass es seine eigenen Tränen waren. Er weinte fürchterlich, während er Lea in den Armen wiegte, wie ein Kleinkind.
Plötzlich spürte er eine Hand auf der Schulter. Es war Ýfis, die sich neben ihn setzte, sich über Lea beugte und ihre blauen Augen schloss.
Nie würde Araloth diese blauen Augen vergessen.



Ýfis, Càtta und die anderen Mädchen standen neben Araloth vor dem Hof und beobachteten die Sonne beim Aufgehen. Blutorange und auf eine morbide Weise wunderschön kam ihn dieser Morgen vor. Der Frühlingsnebel stieg aus dem Tal herauf und sie alle standen um das einfache Grab herum, dass Araloth ausgehoben hatte.
Gerade als er anfangen wollte das Grab zuzuschaufeln, schrie Càtta Warte!.
Sie deutete auf Leas Hände und mit etwas Kraft löste er den Gegenstand, den sie umklammert hielt. Es war eine silberne Brosche, auf die mit goldenen Lettern Lea geschrieben stand.
Araloth seufzte und bedeckte die Frau mit feuchtnasser Erde.
Sie standen noch eine Weile an dem Grab und verabschiedeten sich von ihrer geliebten Freundin, bevor sich die vier Mädchen an Araloth wandten.
„ Trauer nicht zu lange“, flüsterte Càtta ihm ins Ohr, als sie ihm einen Abschiedskuss gab; „ Das hätte Lea nicht gewollt. Trauere nicht, sondern kämpfe für sie. Kämpfe für sie, die gestorben ist, damit du kämpfen kannst an der Seite der Partisanen!“


„ Wo…Wohin wollt ihr nun?“, ertönte Araloths Stimme, die von Trauer noch immer belegt und schwächlich klang.
„ Nach Hause wohin sonst?“, entgegnete ihm Ýfis mit gewohnt trotziger Tonlage. „ Ich für meinen Teil gehe noch Minas Tirith zurück!“
Die anderen Mädchen nickten und stimmten der Rothaarigen Fünfzehnjährigen zu. Araloth nickte auch und musste Lächeln.
Kaum zu glauben, dass mir dieses Fünfzehnjährige Mädchen die Kraft gibt weiter zu machen.

Er schritt auf sie zu und umarmte alle anderen. Außer Ýfis. Ihr gab er brüderlich die Hand, denn er wusste, dass sie eine Umarmung sowieso nicht zulassen würde.
„ Fräulein Ýfis, dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten?“
„Jederzeit!“, antwortete das Mädchen.



Er blickte ihnen nach, wie sich die Mädchen auf den Weg machten. Càtta und die zwei anderen Richtung Lossarnach und Ýfis in den Norden gen Minas Tirith.
Als alle außer Sichtweite waren, schulterte er sein Bündel und machte sich auf Richtung Osten nach Südithilien.


Araloth nach Süd-Ithilien
« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 10:27 von Fine »


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Re:Straße von Dol Amroth nach Minas Tirith
« Antwort #6 am: 19. Aug 2011, 14:52 »
Karthull von den Pelennor-Feldern vor Minas Tirith


Drei Tage waren vergangen, seit das Fuhrwerk das südliche Tor des Rammas Echor passiert hatte und Karthull verbrachte viel Zeit mit Gedanken über das was er in der Stadt erlebt hatte. Ich würde mir etwas vormachen, wenn ich denken würde, dass ich so schnell gerannt bin wie in meinem Leben noch nie zuvor, aber mit ihr an meiner Hand und den Korsaren im Rücken kam es ich mir so unglaublich schnell vor. Außerdem haben wir es schließlich ja auch geschafft zu fliehen. Durch die Tür in das Haus und dann durch den Hinterhof wieder direkt in die nächste Wohnung, wieder auf die Gasse und immer weiter, bis wir zum Tor in den untersten Ring gekommen sind. Der Wachmann hat mir noch zugeschmuntzelt als er mich erkannt hatte und meine Hand, die die Ihre hielt. Er hat sich vielleicht gefreut, dass endlich ein Korsar in der Stadt heimisch geworden ist. Armer Mann, wenn er nicht kurz nach unserer Begegnung abgelöst wurde kann er die Geschehnisse kaum unbeschadet überstanden haben. Im untersten Ring konnten wir dann gut untertauchen, da herrschte reges Treiben, naja und ich hab die Kutsche mitsamt Kutscher gefunden, in einem Hof in einer im Vergleich zum Markt menschenleeren Seitenstraße nördlich des Tors. Die wunderschöne Frau hat bis ich mit dem Kutscher alles geklärt hatte auf der Straße gewartet, weil ich erst am Nachmittag losfahren sollte und so noch etwas Zeit hatte.
Dann bin ich mit ihr an meiner Hand über den Marktplatz gelaufen. Sie hielt mich fest und für einige Zeit hab ich alle Sorgen vergessen und die Stadt so erlebt, wie sie sein sollte. Frei von Furcht und Leid an der Seite einer wunderschönen Frau, die ... die ich vermutlich nie wieder sehen werde. Sind die Männer in Minas Tirith schon so knapp bemessen, dass die Frauen so zutraulich sind wie sie oder mag sie mich wirklich? Ist sie so nur, weil ich ihr das Leben gerettet habe und kann das Grund genug für sie sein auf meine Rückkehr zu warten?
Mit den letzten Gedanken wurde Karthulls anhaltsloser nachdenklicher Blick sehnsüchtig und traurig. Das bemerkte Estomir auch und er begann ein Gespräch:
"Wir sollten uns überlegen wie wir uns verhalten, wenn wir ankommen."
"Was meinst du damit?" , fragte Karthull.
"Naja, immerhin führen wir Banner Gondors mit uns, die versandt wurden, um Dol Amroth zu verdeutlichen, dass sie keine Verbündeten mehr unter den Menschen haben. Können wir das zulassen?"
"Das wäre entgegen unserer Absichten. Aber was sollen wir tun?"
"Sie einfach unterwegs rauswerfen geht nicht, das ist zu riskant, denn es war ein Bote von einem Nazgul, wie es in der Wache hieß, der die Lieferung forderte."
"Dann müssten wir sie verschwinden lassen, nachdem wir sie abgegeben haben." , schlussfolgerte Karthull.
"Das stell ich mir ebenso riskant vor, aber es ist anscheinend die einzige Lösung."
Eine Weile grübelten sie weiter leise vor sich hin, Karthull war Estomir für die Abwechslung dankbar, doch als er eine besonders farbintensive Blume am Rand der Straße musste er an einen Marktstand in Minas Tirith denken und der Kummer um die Frau aus der Stadt war wieder da.
Die Tage drauf ging es schnell vorwärts und das Gespann nährete sich der Seestadt Dol Amroth.


Karthull nach Dol Amroth: Vor der Stadt
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 09:03 von Fine »

PumaYIY

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Re: Lebennin
« Antwort #7 am: 22. Feb 2012, 14:52 »
Karthull mit den Orks von Belfalas


Der Weg am Fluss Serni entlang zog sich für viele Korsaren und Orks hin, doch Karthull kam es vor als würden die Soldaten viel zu schnell marschieren. Drei Tage waren nun vergangen, seit Taulerth mit Elisabeth Richtung Dol Amroth aufgebrochen war, und die Nachhut, so schätze Karthull hatte ein Drittel ihres Weges zwischen Linhir und Pelargir hinter sich gelassen. Wenn das Pferd so tüchtig ist, wie mir gesagt wurde, dann müsste Taulerth heute in Dol Amroth eintreffen. Wenn die Reiterei Dol Amroths am nächsten Morgen aufbricht, können sie uns einholen. Das sind mir aber zu viele "wenn´s"! Was passiert, wenn es nicht klappt und die Reiter wohlmöglich zu spät kommen? Neben diesen Gedanken ängstigten Karthull auch solche, in denen die Reiter das Lager der kleinen Nachhut überfielen und auch ihn gnadenlos und unerkannt niederwarfen.
"Das ist doch ätzend" , unterbrach der Korsar mit dem Karthull das Pferd von Taulerth genommen hatte, seine Schreckensszenarien: "Dieser dreiste Kerl klaut unser Pferd und jetzt müssen wir den Karren ziehen! Und weil nicht nur mein Karren gekaputt ist kommt der ganze Zug langsam vorran. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass die Hauptarme sobald sie neue Befehle und Anführer aus Mordor bekommt weiterzieht, ohne auf uns zu warten. Kann es sein das sie uns vielleicht schon abgeschrieben haben?"
Wenn der wüsste was auf ihn zukommt! Aber wenn die Hauptarmee ohne mich weiterreist habe ich versagt. Einen Moment mal, wie wäre es denn wenn ich...
"Dabei sind wir nur ein paar Tagesmärsche entfernt! Hast du dir das noch nie überlegt? Komm schon sag was du denkst!"
"Ich denke, wir sollten einen Boten schicken, um die Anführer in Pelargir zu informieren!" , sagte Karthull nun und wirkte erstaunlich überzeugt.
"Stimmt, ich werde nachher, wenn wir lagern, fragen, ob sich jemand für so einen Ritt findet. Mal sehen ob sich jemand findet. Hahh, es müsste schon ein wagemütiger Spinner sein, der sich traut alleine vorzureiten, wenn man bedenkt, dass noch immer viele Gondorianer neben und auf den Straßen lauern."
Karthull wusste nicht was er darauf antworten sollte. Ist es klug direkt zu sagen, dass ich das machen will, oder sollte ich warten bis er die Idee bei den Orks vorgebracht hat? Ich werde warten, sonst könnte jemand Verdacht schöpfen und ich würde gefragt, warum ich den Botengang auf mich nehme.
Die Tag zog sich hin und schließlich wurde es Abend, sodass der Korsar sein Anliegen mit anderen Orks bereden konnte. Karthull schaute ihnen von weitem zu und erkannte unter den Orks einen alten Bekannten, nämlich ebenjenen Ork, der ihm bei der Ankunft im Lager den Dolch entwendet hatte. Plötzlich wurde es etwas lauter und der Korsar gestikulierte von sich abwehrend und zeigte auf Karthull. Da schauten auch einige Orks zu ihm herüber und der mit seinem Dolch rief ihn zur Gruppe. Karthull war nicht sicher, ob er Gehorsam leisten sollte, doch als auch der Korsar ihn zu sich rief, ging er langsam auf die Gruppe zu.
"Du meinst also, dass wir unsere Ankunft in Pelargir ankündigen müssen?" , zischte der Ork und grinste hämisch.
"Nunja, es wäre vielleicht von Vorteil, wenn sie nicht schon fortziehen bevor wir dort eintreffen." , antwortete Karthull wohlüberlegt.
"Na dann haben wir unseren Freiwilligen doch gefunden! Wenn du die Notwendigkeit einsiehst den Botengang anzuordnen, stellst du dich doch sicher freiwillig zur Verfügung? Wie dein Freund mir berichtete warst du ja schon einmal Bote aus Minas Thirit."
Ich kenne zwar die Gefahren nicht, die die Orks alleine auf der Straße fürchten und warum die glauben mir eine ungeheure Bürde aufzuerlegen, aber wenn mir unterwegs nichts passiert läuft alles sehr gut.
"Du weißt, dass du keine Wahl hast?" , flüsterte sein Korsarenkamerad ihm schnell zu.
"Dann..." , Karthull versuchte seine Stimme so zittrig wie möglich klingen zu lassen, was ihm schließlich auch gelang, da er sich davor fürchtete die Orks würde herausfinden, dass seine Tonlage gespielt war: "Dann werde ich mich wohl alleine auf den Weg nach Pelargir begeben."
"Na seht ihr", fuhr der Ork mit Karthulls Dolch nun zu dem Korsaren gerichtet fort: "Es findet sich immer jemand für die Drecksarbeit."
Nach einigen weiteren Beleidigungen durch den Ork, die Karthull zu ignorieren versuchte, die ihn trotzdem tief im Innern berührten, führte der Korsarenkamerad ihn zu einem Pferd, welches ihn am nächsten Morgen nach Pelargir bringen sollte.
Und in seiner Aufregung und vor allem seinen Überlegungen, wie er sich beim Ritt im Sattel halten sollte beschäftigte sich Karthull, der bisher erst anfängliche Reitversuche unternommen hatte, während der Abend in die Nacht überging.
« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:28 von Fine »

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Re: Re:Straße von Dol Amroth nach Minas Tirith
« Antwort #8 am: 8. Jun 2012, 19:32 »
Mit einem versiegelten Umschlag und seinem Säbel in der linken und mit Proviant für den Tag in der rechten Satteltasche sollte Karthulls Botenritt am nächsten Morgen beginnen.
Gerade war alles gepackt und die Sonne über den Horizont im Osten gestiegen, kam der Korsar mit dem beschädigten Wagen nocheinmal zu ihm:
"Du, Karthull unterschätze die Gefahr auf dem Weg der vor dir liegt nicht. Diese Gondorianer sind tückisch, sie stürzen sich gerne auf den Feind, wenn er ihnen den Rücken zudreht und alleine und in kleinen Gruppen läuft."
Karthull lief es eiskalt den Rücken herunter. Weiß er von meinem Vorhaben? Werden die Reiter aus Dol Amroth ihn auch töten? Ihn, der sich um mein Wohlergehen sorgt wie ein treuer Freund. Sein Herz begann zu rasen, mitten in seiner gespielten Rolle, des rauhen Korsaren wurde er von Traurigkeit und Scham überwältigt. Dieser Mann wird sterben. Ich habe schon genügend Arten des Sterbens an Lebendigen gesehen und an Leichen erahnt. Ihn durchbohrt eine Lanze, zerschmettert ein Schwert oder zertrampelt ein Pferd und das obwohl er mit alles Gute wünscht. Tränen kamen Karthull in die Augen, Tränen die seinen Verrat verraten könnten, seine Spionage auffliegen lassen könnten und ihm und den Soldaten Dol Amroths das Leben kosten könnte. Doch verstand der Korsar nicht, was diese Tränen zu bedeuten hatten und er interpretierte sie als Angst vor den Gefahren des Rittes.
"Manche würden spotten, wenn sie dich so sehen würden, Karthull. Ich aber empfinde Mitleid und wünsche dir sicheres Erreichen deines Ziels. Ich könnte dir als Geleitschutz zur Seite stehen, wenn wir die Orks von der Gefahr auf dem Weg überzeugen können."
Karthull unterdrückte nun seine Tränen und sprach mit belegter Stimme:
"Nein, ich muss tun wozu ich mich verpflichtet habe und wenn der Tod kommt, dann will es das Schicksal so."
Und wenn ich "der Tod" sage und "deinen Tod" meine tut es mir Leid um dich Freund, aber es ist Zeit Abschied zu nehmen.
"Tapfere Worte und ich bin überzeugt tapfere Taten werden dem folgen, doch auch die Tapfersten können den Intrigen des Feindes nicht entkommen." Wahre Worte, ich habe dich als einen tapferen Mann kennengelernt, leider stehst du auf der falschen Seite und teilst meine Ansichten von Gut und Böse nicht. Karthulls schweigender, ernster Blick während seinen Gedanken empfand der Korsar als Bestätigung und verabschiedete sich nun ausgesprochen herzlich:
"Lebe wohl mein Freund, wenn der Krieg eines Tages vorbei ist sollten wir uns in Umbar wiedertreffen. Nun musst du aber los, es ist schon eine ganze Weile hell und je länger das Pferd bepackt herumsteht, desto müder wird es."
Nach einigen Hinweisen zum festen Sitz im Sattel und sicheren Halt an den Zügeln verabschiedete sich der Korsar noch einmal und verschwand im Lager.
Karthull ritt, schließlich der aufgegangenen Sonne entgegen und stellte fest, dass er obgleich er nicht sonderlich schnell ritt, doch die sichere Führung des Tiers beherrschte.

Karthull nach Pelargir

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Re:Straße von Dol Amroth nach Minas Tirith
« Antwort #9 am: 31. Mär 2013, 17:49 »
Gil-Annun aus Minas Tirith


Goldwines Hufe wirbelten Staub auf, der Gil-Annun in die Augen stob. Seit drei Tagen ritt er nun schon auf dem Pferd der Mark, ein Geschenk Elfhelms, durch die südlichen, ihm unbekannten Gebiete Gondors. Nachdem er zuerst das Imloth Melui, das blumenreichste Tal, das er je gesehen hatte, dann das Gebiet von Arthor durchritten hatte, befand er sich nun in Orchaldor. Die Wirthäuser und Übernachtungsgelegenheit en in dieser Gegend waren noch rarer als zuvor. Die meisten Bewohner waren entweder in den Krieg gegen Mordor gezogen oder hatten sich in den weißen Bergen vor der Vernichtung versteckt. Letzterer Gruppe gehörten vor allem Frauen, Alte und Kinder an.
Die vergangene Nacht hatte Gil-Annun unter freiem Himmel verbracht. Seine Nahrung, die er aus der weißen Stadt mitgenommen hatte, ging ihm langsam zur Neige, und er war dankbar, um jede Siedlung, in der er Leben und Essen fand.
Nun lag vor ihm der breite Fluss von Sirith, der das Land speiste und die Gegend in seiner unmittelbaren Nähe ergrünen ließ. Am Fluss lag die Stadt Ectherion, die für ihre Brote und Weine bekannt war, denn Weizen und Trauben wuchsen in Hülle und Fülle. Die Stadt sah in der Mittagssonne jedoch eher nach einer Ruine aus. Wie eine Einöde, vernichtet von einem Drachen oder etwas schlimmeren, wirkte die Gegend vor und in der Stadt. "Die Siedlung hatte einst einen guten Ruf und war ein großer Handlungsort, doch jetzt sieht sie aus, als wäre sie seit Elendils Zeiten verlassen“, dachte Gil-Annun. Er wies sein Pferd an auf das Westtor zuzuhalten. „Vielleicht“, sagte er zu sich, „werde ich einen brauchbaren Unterschlupf und ein wenig Verpflegung oder sogar eine gutgesinnte Seele finden.“ Goldwine galoppierte los.


Gil-Annun nach Ectherion
« Letzte Änderung: 21. Feb 2016, 22:12 von Fine »
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Re: Lebennin
« Antwort #10 am: 11. Dez 2018, 16:37 »
Hilgorn von der Ethring-Furt

Schon ein gutes Stück von der Furt entfernt waren Kampfgeräusche zu vernehmen - offenbar hatten die Orkreiter tatsächlich vor, den Gilrain an dieser Stelle zu überqueren, und waren mit den Wächtern der Furt zusammengestoßen. Auf Hilgorns Wink hin wurden Schwerter gezogen und Lanzen eingelegt, und nur einen Augenblick später waren seine Reiter kampfbereit.
"Ganz gleich, was an der Furt geschieht - lasst sie nicht aufs westliche Ufer!", befahl er mit lauter Stimme. "Die Orks dürfen auf keinem Fußbreit Boden Fuß fassen. Wir werfen sie in die Dunkelheit zurück, aus der sie gekommen sind!" Seine Reiter antworteten mit ein wenig verhaltenem Jubel. Nur etwa einhundert Mann hatten sich in der kurzen Zeit zusammengefunden, doch gemeinsam mit den Wächtern an der Furt würden sie die Orks vermutlich aufhalten können.
"Reitet nach Süden", sagte Hilgorn an Balvorn gewandt. "Findet Dervorin und seine Männer, und sagt ihnen, dass die Orks hier angreifen - wenn sie die südliche Furt gesichert haben, sollen sie uns zur Hilfe kommen." Sein Adjutant nickte knapp, wendete sein Pferd und galoppierte in südwestlicher Richtung davon. Hilgorn zog sein Schwert und reckte die blanke Klinge in die Luft.
"Männer Gondors... Angriff!"

Mit hohem Tempo brachen die Reiter aus dem Wäldchen, durch das die Straße westlich der Furt verlief, hervor. Ihr Weg führte sie einen kurzen Abhang zur Furt hinunter, und den dort kämpfenden Wächtern gelang es gerade rechtzeitig, sich zu den Seiten zurückzuziehen, bevor Hilgorn und seine Männer auf die Linie des Feindes prallten. Der Angriff der Orkreiter war von den Wächtern der Furt direkt am Westufer des Flusses aufgehalten worden, sodass die Menschen festen Boden unter den Füßen gehabt hatten, während die Orks im flachen Wasser kämpfen mussten. Der Schwung ihres Angriffs trug Hilgorn und seine Reiter ebenfalls ins Wasser der Furt hinaus, und tief in die Reihen der Gegner, die offensichtlich von dem neuen Feind, dem sie sich gegenüber sahen, völlig überrascht waren, hinein. Hilgorn stieß einem Ork das Schwert direkt in den zum Schrei aufgerissenen Mund, befreite es mit einem Ruck und brachte mit einem Rückhandschlag dessen Reittier zu Fall. Ein weiterer Wolfsreiter tauchte vor ihm auf, doch Hilgorn parierte seine wilden Hiebe und spaltete dann dem Wolf mit einem eigenen Schlag den Schädel. Das Tier ging zu Boden, und während der Ork fiel trennte Hilgorns Klinge ihm den Kopf vom Leib.
Der Reiterangriff hatte einen Keil in die Orks getrieben und so hatte Hilgorn Gelegenheit, sich in den Steigbügeln aufzurichten und sich einen Überblick über das Schlachtfeld zu verschaffen. Das Wasser der Furt war aufgewühlt und vom Blut von Orks und Menschen rötlich-schwarz gefärbt. Leichname, vornehmlich Orks und ihre Wölfe, trieben im flachen Wasser. Die Wächter der Furt hatten sich, die Verwirrung unter den Orks ausnutzend, wieder gesammelt, und griffen jetzt zu beiden Seiten der Reiter an, sodass einerseits diese entlastet wurden und andererseits die Orks keine Gelegenheit bekamen, doch noch zum Westufer durchzubrechen. Hilgorn nickte zufrieden, und schüttelte ein wenig schwarzes Blut von seinem Schwert, als sein Pferd plötzlich scheute und stieg.
"He, was soll das denn?", fragte er, und beugte sich vor um dem Hengst den Hals zu klopfen. Nacht war ein klassisch ausgebildetes Schlachtross, und eigentlich sollte ihn in einer gewöhnlichen Schlacht nichts erschrecken. Das Pferd wieherte und schnaubte nervös, und als Hilgorn den Kopf hob stand vor ihm eine hochgewachsene, schlanke Gestalt in schwarzen Gewändern im blutigen Wasser der Furt. Für einen Augenblick fürchtete Hilgorn, einen der Nazgûl vor sich zu haben, denn sein Gegenüber trug ebenso wie diese eine tief ins Gesicht gezogene Kapuze, unter der er anstelle des Gesichts ein schwarzes Loch zu haben schien. Doch Hilgorn verspürte weder die Kälte noch das Gefühl der Verzweiflung, dass sich in Linhir über ihn gelegt hatte. Ein wenig verwirrt richtete er das Schwert mit der Spitze voran auf die dunkle Gestalt, und sagte: "Zieht eure Orks zurück. Heute wird Mordor den Gilrain nicht überqueren."
Anstatt zu antworten hob sein Gegenüber die rechte Hand, die Handfläche Hilgorn zugewandt, und rief dann zwei Wörter in einer bösartig klingenden Sprache. Sofort zerbarst Hilgorns Schwert in seiner Hand in tausend Stücke, die mit metallischem Klirren von seinem Brustpanzer abprallten. Eines riss ihm den Rücken der Schwerthand auf, und ein anderes verursachte einen tiefen Schnitt am Kiefer. Hilgorn selbst wurde wie von einem unsichtbaren Stoß aus dem Sattel gerissen und landete im flachen Wasser, während sein Pferd in Panik davonstob.
Ohne zu verstehen, was gerade geschehen war, tastete Hilgorn noch auf den Knien nach dem Dolch, den er am Gürtel trug. Bevor er die Waffe ziehen konnte und bevor sein Mund Worte formen konnte, spritzte neben ihm Wasser in die Höhe. Ein scharfer Hieb traf ihn ihm Gesicht, Schmerz flammte auf, und dann wurde es schwarz um ihn.

Hilgorn in die besetzten Gebiete
« Letzte Änderung: 6. Mai 2019, 14:12 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Curanthor

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Ein neues Ziel
« Antwort #11 am: 14. Jun 2019, 19:14 »
Verdandi aus Linhir

Es funktionierte. Verdandi schlich sich so leise wie möglich durch eine der letzten Hausruinen Linhirs, dann hatte sie den stellenweise verwüsteten Ostteil der Stadt hinter sich gelassen. Die Ablenkung Valions war ein voller Erfolg gewesen, die Orks hatten nicht bemerkt, wie sie am südlichsten Saum der Stadt entlanggeschlüpft war. Zwei Wachposten hatte sie mit einem Stein täuschen müssen, die sie sonst entdeckt hätten. Es war ein alter Trick gewesen, aber er zum Glück waren die vier Orks nicht sonderlich helle gewesen. Zur Sicherheit rannte sie so schnell sie konnte über die gerodete Fläche vor der Stadt. Ihr Atem ging stoßweise, fast röchelnd. Immerwährend musste sie einen Hustenreiz unterdrücken, der immer schlimmer wurde.
Keuchend und nach Luft schnappend erreichte sie ein lichtes Wäldchen. Ihre Lungen brannten, der Schweiß lief ihr das Gesicht herab. Verdandi fluchte und wischte sich über die Stirn. Die Krankheit hatte sich noch immer im Griff, trotz der Pflege der Fremden, die sie in Linhir für eine Weile aufgenommen hatten. In ihrem Fieberschlaf hatte sie jedoch keine Möglichkeit gehabt sie zu erkennen, oder sich bei ihnen zu bedanken. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte man sie einfach in einem Stall vor der Stadt abgelegt. Sie konnte es ihren Rettern nicht verübeln. Der Winter stand vor der Tür und man brauchte die Vorräte für die eigene Familie. Ein weiteres Maul, das gestopft werden musste konnte man da sich wohl schwer leisten. Dennoch hinterließ die Erfahrung einen faden Beigeschmack in ihrem Mund, als ihr die Gefahr bewusst wurde, die eine allein Reise Frau ständig ausgesetzt war. Nach kurzer Kontrolle war sie sich aber sicher, dass sich niemand an ihr vergriffen hatte. Selbst die Goldmünze von dem Herrn der Spione steckte noch immer in ihrem Dekolleté. Mit einem stummen Gebet zu ihren Ahnen dankte sie ihren Rettern und wünschte, dass sie über sie wachten. Ihr Blick verschwamm für einen Moment, ein betäubender Schwindel überkam sie. Verdandi umklammerte einen Baumstamm und ließ sich daran zu Boden gleiten.

Pssst!
....
Psst!
Das Geräusch schreckte sie auf. Blinzelnd versuchte sie sich zu orientieren. Es war dunkel und roch nach modriger Feuchtigkeit. Eine einzelne Fackel erhellte den Raum. Verdandi blinzelte angestrengt und konnte Gitterstäbe erkennen. Ihr Schädel brummte.
„Bist du wach?“, wisperte eine weibliche Stimme vorsichtig.
Die Sprecherin schien recht jung zu sein, denn die Tonlage war noch ziemlich hoch. Verdandi nickte langsam und gab ein Schnaufen von sich. Ihr Körper gehorchte ihr noch nicht. Das Letzte woran sie sich erinnerte, war in der Nähe eines großen Flusses von einer Patrouille aufgegriffen worden zu sein, als sie nach Süden gewandert war. Man hatte ihr einen Sack über den Kopf gestülpt und sie bewusstlos geschlagen. Langsam kehrte mit einem Kribbeln das Gefühl in ihre Gliedmaßen zurück. Das Pochen an ihrem Hinterkopf verstärkte sich. Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand danach und konnte unter den langen Haarsträhnen eine verkrustete Beule ertasten.
„Du hast dich ganz schön gewehrt, als sie dich hier reinschleppen wollten. Du warst kaum bei Bewusstsein, hast aber gekämpft wie ein wild gewordener Stier. Es hat vier Wachen gebraucht um dich zu zähmen.“ Die Stimme sprach mit kaum verhohlener Bewunderung weiter und ging ins Detail von der Rauferei, „Der andere Kerl taumelte mit einer gebrochenen Nase umher. Irgendwann will ich auch mal so kämpfen können und –…“
„Wo bin ich?“, unterbrach Verdandi matt den Redeschwall.
„Im Kerker“, antwortete eine neuerliche Stimme sogleich. Sie war auch recht hoch, aber männlich. Wahrscheinlich gehörte sie zu einem Jungen.
„Aus welchem Teil der Stadt kommst du?“, fragte das Mädchen wieder.
Verdandi runzelte die Stirn, bereute es aber sofort, als ein scharfer Schmerz ihr in Hinterkopf fuhr. Was für eine Stadt? Sie war nicht in der Nähe einer Stadt gewesen, als man sie entführt hatte. Alarmiert versuchte sie sich aufzurichten, doch dafür fehlte ihr die Kraft. Zitternd versuchte sie sich mit ihren Oberarmen abzustützen, doch es reichte einfach nicht.
„Lass das, du musst erst zu Kräften kommen“, rief der Junge besorgt, „Du warst fast vier Tage bewusstlos zwischendurch dachten wir…“
Er vollendete den Satz nicht, doch das musste er auch nicht. Verdandi wusste, dass sie von irgendwelchen Schergen gefangen genommen wurde, die definitiv nicht ihr Bestes wollten. Ächzend schaffte sie es mit etwas Aufwand sich auf den Rücken zu drehen. Dadurch hatte sie einen besseren Blick in den Kerker. Ihrer Zelle gegenüber lag eine hölzerne Tür, sie wandte den Kopf nach rechts und erblickte ein weiteres Gitter. Zwei kleinere, schemenhafte Umrisse verrieten ihr, dass dies der Junge und das Mädchen sein mussten, mit denen sie gesprochen hatte.
„Wie seid ihr zwei hier gelandet?“, fragte sie nach einer Weile der Stille. 
Einer der Umrisse bewegte sich unruhig. Dass dabei kein Metall klirrte verriet ihr, dass sie nicht angekettet waren. Verdandi bewegte rasch ihre Beine, doch auch sie war nicht gefesselt. Eigentlich sollte sie froh darüber sein, doch bereitete es ihr Sorgen. Hielt man sie für ungefährlich, oder war man davon überzeug, dass es keinen Weg hinaus gab? Glaubten ihre Kerkermeister, dass ein Ausbruch unmöglich war? Verdandi suchte mit ihrem Blick die Zelle ab, doch gab es noch nicht einmal eine Bank, einen Stuhl oder überhaupt ein Möbelstück. Die Zellen waren komplett leer. Unmenschlich leer. Kein Ort um seine Notdurft zu verrichten, keine Spur von Wasser, nichts.
„Wir wurden in Anórien gefangen genommen, einige Monate nachdem wir aus der Stadt fliehen konnten. Ich weiß nicht genau wann und wie lange das her ist“, sagte das Mädchen plötzlich leise, „Dabei wurden wir von unserem Vater getrennt.“
Ihre Stimme war plötzlich unheimlich traurig. Einsamkeit und Furcht drangen zu ihr durch. Verdandi ahnte, dass mehr hinter der Geschichte steckte, beschloss aber nicht nachzubohren, da sie den Jungen leise schniefen hörte.
Sie beschloss das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Was ist das für eine Stadt, von der ihr ständig redet. Wo sind wir?“
„Hm? Ich dachte, dass wüsstest du, schließlich sind das hier tiefsten die Kerker von Minas Tirith“, antwortete das Mädchen erstaunt und setzte düsterer nach: „Das Ironische ist, dass wir erst vor gar nicht so langer Zeit im Chaos des Krieges von hier fliehen konnten…“


Ein harter Schlag gegen ihren Kopf ließ sie ruckartig hochfahren und ihren Schild zur Abwehr heben. Der erwartete Angriff blieb aus. Verdandi blinzelte verwirrt und befasste ihren pochenden Kopf. An ihrer Stirn klebte etwas Zähes. Sie roch daran und stellte fest, dass es Baumharz war. Offenbar hatte sie kurz das Bewusstsein verloren und war schließlich mit dem Kopf gegen einen Baumstamm geschlagen.
„Danke, ihr Ahnen“, murmelte sie leise und rappelte sich auf. Wer weiß, wie lange sie da noch gelegen hätte, wenn sie nicht mit den Kopf aufgeschlagen wäre. Die Kopfschmerzen nahm sie dafür gerne in Kauf. Sie hatte keine Lust, dass sich ihre Vergangenheit noch einmal wiederholt. Lieber arbeitete sie daran, dass andere gondorische Mädchen nicht so zu leiden haben wie ihre Freundin, die sie in dem Kerker kennengelernt hatte. Nur langsam wichen die Eindrücke der lebhaften Erinnerung. Sie war aufgewühlt und die beklemmende Enge des Kerkers legte sich wie eine Klaue um ihr Herz. Ein Hustenreiz schüttelte sie, mit dem auch die Enge wieder wich. Das Mädchen, das sie damals kennengelernt hatte, war ihr ans Herz gewachsen. Einer der wenigen Menschen außerhalb ihres Dorfes, mit denen sie sich blendenden verstanden hatte, auch wenn ihr die Bewunderung, die ich ihre Freundin oft äußerte manchmal ziemlich genervt hatte.

Ein fernes, metallisches Klirren schreckte sie auf. Sie folgte den Geräuschen und entdeckte im fahlen Lichtschein des entfernen Linhirs eine Truppe Orks. Hastig sammelte sie ihre Waffen auf, die sie zwischendurch fallen gelassen hatte und begab sich tiefer in das Wäldchen. Zum Glück hatte sie den Zettel mit den Informationen genau studiert, leider war ihr Gedächtnis durch die Krankheit und den Schlag auf den Kopf aber in Mitleidenschaft gezogen worden. Spontan fiel ihr nur ein kleines Gefangenenlager ein, das einen Tagesmarsch östlich von Linhir lag. Wenn sie sich nicht irrte, wurden dort etwa fünfzig Menschen gefangen gehalten. Entschlossen schlich sie sich durch den Wald, nach Osten. Sie würde verhindern, dass man Frauen und Kinder weiter Foltern und ihr unsägliche Qualen an Körper und Geist zufügte, wie sie es hatte mitansehen müssen.
« Letzte Änderung: 17. Jun 2019, 07:58 von Fine »

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Re: Lebennin
« Antwort #12 am: 19. Jun 2019, 13:14 »
Ardóneth, Damrod und Glóradan mit den Waldläufern aus Belfalas

"Ich hasse es zu reiten..." brummte Ardóneth unbewusst. Seine Hände waren fest um die ledernden Zügel geklammert, so fest dass er seine Fingernägel in seinen Handballen spüren konnte. Versteift saß er im Sattel und wagte eine Blick dem Abhang hinunter.  "Ihr müsst das Reiten wirklich lieben, Herr Ardóneth, das sieht man euch wirklich an," scherzte Glóradan welcher zu Damrod und Ardóneth aufgeschlossen hatte. "Wenn so Liebe aussehen soll, will ich nicht wissen wie es aussehen soll wenn man es wirklich wertschätzt..." Damrod konnte sich ein leichten Grinsen nicht verkneifen. "Wieso habt ihr Angst vor dem Reiten?" fragte Glóradan schließlich frei heraus. "Wenn ihr als Kind zwei mal vom Pferd gefallen wäret verstündet ihr das." gab Ardóneth trocken zurück.  "Eine gute Freundin, wollte es mir beibringen, aber dazu kam es nie." Wie es Kerry wohl ergangen ist? fragte sich Ardóneth nun, seit ihrer letzter Begegnung ist bereits viel Zeit vergangen und der Dúnadan hoffte dass, es seiner kleinen Schwester, wie sich Kerry selbst nannte, gut ging.

Nach knapp einer halben Stunde erreichten sie endlich einen der Spähposten jenseits des Gilrain, welche die Waldläufer besetzen sollten. Erleichtert kletterte Ardóneth vom Pferd und freute sich endlich wieder auf festen Boden zu stehen. Auf Damrods Befehl schwärmten die Waldläufer aus und sicherten die Umgebung. Obwohl der Außenposten verlassen aussah war man dennoch im von Sauron besetzten Gebiet und Gefahren konnten somit in jeder düsteren Ecke lauern. Ardóneth hatte Argel, sein Schwert gezogen und schaute sich aufmerksam um. Die wenigen Befestigungen waren zerfallen oder zerstört, scheinbar hatten die Orks den Außenposten entdeckt und schleifen lassen und die Ruinen den Zerfall überlassen. Wenige Augenblicke später wurde Entwarnung gegeben. Man hatte begonnen, die Zelte aufzubauen und die Vorräte zu lagern. Damrod besprach mit einigen Waldläufern und Ardóneth das weitere Vorgehen, es war ungewohnt für Ardóneth sich jemand unterzuordnen, gar seltsam wie er empfand. "Wir werden den Außenposten als Hauptlager nutzen. Er liegt mittig zu den anderen Spähposten welche von uns bemannt werden," erklärte Damrod. "Kundschaftet die Gegend nach möglichen Gefahren aus." Die Waldläufer nickten. "Wir sollten vorerst keine Aufmerksamkeit erregen, unsere Stellungen dürfen auf keinen Fall von feindlichen Augen entdeckt werden." Ardóneth grübelte. Ihre Aufgabe war klar. Den Feind auskundschaften und ihm Schwierigkeiten bereiten. Doch waren sie viel zu wenige um eine Streitmacht aufhalten zu können. "Wir sollten Fallen um das Hauptlager aufstellen," schlug Ardóneth vor. "Das sichert unsere Position."  Damrod stimmte ihm zu. "Also dann an die Arbeit."
Erst am Abend hatte man alle Aufgaben erledigt. Das Lager warn nun von verschiedene Fallen gesichert und eine Taube wurde von Ardóneth zu Valion entsandt. Die Waldläufer waren nun bereit, die Umgebung auszukundschaften.
« Letzte Änderung: 19. Jun 2019, 13:26 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Eandril

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Re: Lebennin
« Antwort #13 am: 13. Aug 2019, 12:22 »
Hilgorn, Valion, Serelloth, Ta-er und Rinheryn aus dem Tal des Celos

"Die Furt scheint frei zu sein", berichtete Rinheryn, die junge Frau mit den rötlichen Haaren, und kauerte sich neben Valion in das Versteck hinter dem niedrigen Gebüsch. Valion nickte zufrieden. "Gut. Wir werden sie überqueren und schon bald in Sicherheit sein."
"Zumindest so sicher, wie man dieser Tage sein kann", ergänzte Ta-er, und strich sich eine Haarsträhne zurück unter die Kapuze. "Ich wüsste allerdings gerne, wo die Männer sind, die wir hier zurückgelassen haben."

Sie waren von dem Steinbruch im Tal des Celos zunächst geradewegs in südwestlicher Richtung geflohen, auf dem Weg, auf dem Valion und seine Rettungstruppe vermutlich gekommen waren. Ein wenig weiter unten im Tal hatten weitere Soldaten mit Pferden gewartet, durch die sie deutlich schneller vorangekommen waren. Am zweiten Tag hatte Valion sie allerdings die Richtung wechseln lassen, anstatt nach Südwesten weiter geradewegs in Richtung Linhir zu reiten, hatten sie sich direkt nach Westen gewandt. Eigentlich hätte dieser Richtungswechsel Hilgorn zumindest ein wenig überraschen müssen, doch er verspürte nur eine dumpfe Teilnahmslosigkeit.

Jetzt blickten sie von einem breiten Hügel hinunter auf eine der Furten des Gilrain, dessen Wasser im Mondschein glitzerte. Hilgorn erinnerte sich an diesen Ort. Hier war ihm Varazîr gegenüber getreten, was zu seiner Gefangennahme und Befreiung durch Arnakhôr geführt hatte. Hilgorn schüttelte den Kopf, im Versuch, diese Gedanken zu vertreiben. Arnakhôr hatte ihn nicht befreit, er hatte versucht, ihn zu beherrschen. Ihn gefoltert, und dadurch... stärker gemacht? Erneut schüttelte er den Kopf. Die Bewegung erregte Aufmerksamkeit, und mehrere Augenpaare richteten sich auf ihn. "Seit ihr sicher, dass ihr in Ordnung seid?", fragte Serelloth, sichtlich unbehaglich. "In Ordnung", erwiderte Hilgorn langsam, mit fremd klingender Stimme. "Ich habe mich nie besser gefühlt. Immerhin bin ich frei." Es war eine Lüge, doch er konnte sich nicht dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Etwas hinderte ihn daran.
Serelloth nickte, wirkte aber nicht wirklich beruhigt. Auch auf den Gesichtern der anderen zeichneten sich Unbehagen und Misstrauen in unterschiedlicher Intensität ab - lediglich Ta-er hatte ihre Gesichtszüge hervorragend unter Kontrolle und ließ keinen Rückschluss auf ihre Gedanken zu, während Valion vor allem besorgt wirkte.
"Wir sollten sicher gehen, dass es so bleibt", meinte jener. "Also sollten wir den Fluss so schnell wie möglich überqueren. Wenn wir erst in Gondor sind..." Er ließ den Rest ungesagt, doch Hilgorn spürte, welche Hoffnung darin mitschwang. Er teilte diese Hoffnung nicht. In Gondor würde es eher schlimmer werden.

Auf Valions Befehl hin saßen sie auf, und ritten im gemächlichen Trab, um die Verteidiger auf gondorischer Seite nicht zu erschrecken, um den Hügel herum und auf die Furt zu. Valion lenkte sein Pferd als erster ins Wasser und durch den Fluss, und hinter ihm in einer langen Reihe der Rest seiner Truppe. Hilgorn ritt zwischen Serelloth und Ta-er, deren Blicke er im Rücken zu spüren glaubte. Erst als der letzte Soldat das gondorische Ufer erreicht hatte, lies sich eine schlanke, hochgewachsene Gestalt aus einem der Bäume am Westufer fallen, ohne beim Aufkommen einen Laut zu machen. "Willkommen zurück, Valion. Ich sehe, ihr hatte Erfolg auf eurer Mission." Der Sprecher trat ein wenig näher heran, sodass Hilgorn im Mondlicht sein Gesicht erkennen konnte. Es war Ladion, der Elb, dem er vor Wochen in Tíncar begegnet war, und er erschrak vor der Welle von Hass, die ihn unvermittelt überspülte. Seine rechte Hand wollte sich den Weg zum Griff seines Dolches suchen, doch er hielt sich mit größter Mühe zurück.
Weitere Gestalten lösten sich aus den Büschen am Flussufer. Weitere Elben.
"Wir waren erfolgreich", bestätigte Valion. "Und wir wurde nicht verfolgt, die Furt sollte also sicher sein."
Ladion wechselte einen vielsagenden Blick mit seinen Gefährten. "Das ist merkwürdig. Normalerweise ist Mordor nicht sonderlich nachsichtig, wenn man ihnen ihre Beute entreißt."
"Vermutlich war unser Plan so gut, dass sie gar nicht wussten, wie ihnen geschieht." Valion grinste in der Dunkelheit, und Hilgorn wollte ihn anschreien. Hast du vergessen? Hast du nicht begriffen, dass Arnakhôr euch gehen ließ? Und was bedeutete diese Tatsache für ihn? War er der versteckte Dolch, der Gondor zu Fall bringen sollte? Natürlich war er das. Gondors Fall war unvermeidlich, und notwendig.
Hilgorn klammerte die Finger um die Zügel, und schwieg. Im Rücken spürte er Ta-ers Blicke.
"Nun, ihr solltet jedenfalls froh über euren Erfolg sein", meinte Ladion. "Ich glaube kaum, dass Fürst Imrahil ansonsten geneigt wäre, sich euch gegenüber weiterhin nachsichtig zu sein. Immerhin habt ihr eigenmächtig den Posten verlassen, den Imrahil euch zugewiesen hatte, und das auch noch ohne ihm wenigstens einen Nachricht zu senden." Valions Grinsen verschwand wie weggewischt, doch bevor er etwas sagen konnte hatte Rinheryn sich auf ihrem Pferd nach vorne gedrängt.
"Was soll das heißen? Valion hat sein eigenes Leben in Gefahr gebracht, um euren kostbaren General zu retten. Er hat alles getan um Linhir in seiner Abwesenheit verteidigungsbereit zu halten, und... er hat sich ohne Zögern in Gefahr gebracht! Ihr könnt ihn doch dafür nicht bestrafen!" Sie stockte, blickte sich um, und errötete. Serelloth warf ihr einen geradezu unverschämten amüsierten Blick zu, verkniff sich das Lachen aber unter Ta-ers strengem Blick.
Ladion lächelte sacht. "Imrahil weiß nichts von eurem eigenmächtigen Ausflug." Valions Schultern sanken herab, ein Bild der Erleichterung. Warum?, fragte sich Hilgorn. Imrahil würde schon bald tot sein, wie Valion selbst natürlich auch. Kein Grund sich über die Meinung unbedeutender Menschen Gedanken zu machen.
Er biss die Zähne aufeinander bis es schmerzte. Er brauchte einen Plan, stellte der verschüttete Teil von ihm fest. Er würde sich selber überlisten müssen.
"Nach Hilgorns Gefangennahme hatte Imrahil die Überwachung des Flusses im Norden uns übertragen", fuhr Ladion fort. "Und als eure Soldaten hier ankamen und mir alles erzählten, habe ich sie zurück nach Linhir gesandt und ihnen geraten, kein Wort nach Dol Amroth dringen zu lassen, wenn ihnen etwas an ihrem Kommandanten liegt. Sie haben es geschworen."
Jetzt war es an Valion zu erröten. "Ich danke euch", sagte er. "Aber es war letzten Endes unnötig. Ich reite nach Dol Amroth."
"Was?", stieß Rinheryn hervor. "Aber du hast doch gehört... wahrscheinlich würde Imrahil dich einsperren. Wenn du Glück hast."
"Ich glaube nicht, dass es so weit kommt", meinte Ladion langsam. "Posten verlassen oder nicht, er hat es zum besten Gondors getan und Gondor einen großen Dienst erwiesen." Hoffentlich sagte er nicht, doch er Blick, den er Hilgorn zuwarf, sprach Bände.
Valion blickte Rinheryn einen langen Augenblick an. "Wir reiten nach Dol Amroth. Ende der Diskussion."

Valion, Hilgorn, Rinheryn, Serelloth und Ta-er as-Safar in das Umland von Linhir
« Letzte Änderung: 12. Nov 2019, 14:04 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Re: Lebennin
« Antwort #14 am: 21. Nov 2019, 20:12 »
Mehrere Tage verbrachten die Waldläufer unter Damrods Kommando damit, so tief sie es wagten in das besetzte gondorische Gebiet östlich des Gilrain vorzudringen und die feindlichen Lager auszuspähen. Dabei stellten sie fest, dass der Großteil der Orks in drei befestigten Positionen konzentriert worden war, die alle sowohl weitab der Küste als auch der Frontlinie am Fluss lagen. Abgesehen von ihrem befestigten Stützpunkt im Tal des Celos gab es noch zwei weitere Festungen entlang der Straße nach Pelargir. Der Rest des Landes wurde von diversen kleineren, verstreuten Lagern aus kontrolliert, die kaum mehr als jeweils eine oder zwei Horden Orks beherrbergten. In der Osthälfte der Stadt Linhir hielten die Streitkräfte Mordors ebenfalls eine stark befestigte Stellung aufrecht.

"Ich habe kein gutes Gefühl dabei," sagte Damrod düster, als sie gerade von einem ausgedehnten Spähgang zurückkehrten. "Es sind viel zu wenig Orks hier."
"Ist das nicht eine gute Nachricht?" wunderte sich der junge Glóradan.
Ardóneth schüttelte den Kopf. "Dass so viele Orks verschwunden sein sollen kann nichts Gutes bedeuten."
Damrod nickte. "Sie planen irgendetwas, eine finstere Überraschung für Gondor wenn mich mein Bauchgefühl nicht täuscht."
Der von den Waldläufern besetzte Außenposten kam zwischen den Bäumen des Wäldchens, durch das sie gerade marschierten, in Sicht. Sie hatten einen weiten Weg hinter sich und waren alle drei froh, bald etwas Ruhe zu finden. Stattdessen fanden sie im Lager angekommen einen gewissen Aufruhr vor, der von einer jungen Frau ausging, die Ardóneth gleichzeitig bekannt und fremd vorkam.
"Wo ist mein Vater?" wollte das Mädchen lautstark wissen. Sie trug ähnliche Kleidung wie die übrigen Waldläufer und hatte hellbraunes, langes Haar, dass ihr wirr über Gesicht, Schultern und Rücken fiel. Bewaffnet war sie nach Art der Partisanen Ithiliens mit Bogen und Speer.
Glóradan bemerkte sie als Erster. "Ist das etwa..." er brach mitten im Satz ab, als sich die junge Frau zu ihnen umdrehte. Kaum hatte sie Damrod entdeckt, stieß sie einen erfreuten Schrei aus und schloss den etwas verdutzten Dúnadan fest in die Arme.
"Ihr kennt euch offenbar," merkte Ardóneth an.
Damrod befreite sich aus dem energischen Griff des Mädchens und erklärte: "Dies ist Serelloth, meine Tochter. Wo hast du so lange gesteckt, Kleine?" wollte er streng wissen. "Als Glóradan alleine aus Harad zu mir zurückkehrte, sagte er nur, dass du beschlossen hättest, in Harad zu bleiben. Deine Befehle besagten das Gegenteil. Was hast du zu sagen?"
Serelloth schien von der Rüge kein bisschen eingeschüchtert zu sein. "Ich musste Aerien helfen, Vater," stellte sie eifrig klar. "Und, was soll ich sagen: es hat länger gedauert, als ich gedacht hätte. Aber jetzt bin ich zurück. Du warst nicht leicht zu finden," fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
Ardóneth freute sich über das Wiedersehen Damrods mit seiner Tochter, von der er auf dem Weg von Ithilien nach Dol Amroth bereits erfahren hatte, wie er sich nun erinnerte. Dabei musste er an seine eigene Tochter, Maraniel denken und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es ihr wohl gerade ging.
 
Damrod und Serelloth zogen sich in eines der Zelte zurück, um sich unter vier Augen auszutauschen. Derweil folgte Ardóneth Glóradans Einladung, sich an einer Übung mit dem Bogen zu beteiligen. Etwas abseits des Lagers hatten die Waldläufer Zielscheiben in unterschiedlichen Entferungen aufgehängt und mehrere der Kundschafter Ithiliens versuchten sich daran, ihre Pfeile ins Schwarze treffen zu lassen.
"Wollen wir doch mal sehen, wie man im Norden mit dem Bogen umzugehen weiß," forderte Glóradan Ardóneth heraus. "Wie wäre es mit einer kleinen Wette?"
"Eine Wette?"
"Wir nehmen jeder drei Pfeile und versuchen, die Zielscheibe dort - die hinterste - zu treffen. Wer mehr Treffer im Zentrum landet, gewinnt."
"Und was gewinne ich?" wollte Ardóneth wissen.
Glóradan überlegte einen Augenblick, dann stahl sich ein freches Grinsen auf sein Gesicht. "Der Sieger darf sich einen Spitznamen für den Verlierer ausdenken und der Verlierer muss bis zum Kriegsende auf diesen Namen hören," sagte er.
Einige andere Waldläufer waren auf die Unterhaltung aufmerksam geworden und näherten sich nun, um dem Treiben zuzusehen.
"In Ordnung," meinte Ardóneth. "Bist du bereit?"
"Bin ich," sagte Glóradan und legte seinen ersten Pfeil auf die Sehne seines Bogens. Der junge Waldläufer zielte sorgfältig und schoss: Ein Treffer, am oberen Rand der Zielscheibe. Zitternd blieb der Pfeil stecken.
Ardóneth tat es ihm gleich und nahm die Zielscheibe ins Visier. Sein Schuss ging tiefer als der von Glóradan, und der Pfeil schlug ebenfalls in die Scheibe ein - auf halbem Weg zwischen Mitte und Rand. Für beide Schüsse gab es einigen Beifall, und unter den Zuschauern wurde wild spekuliert, wer wohl als Sieger hervorgehen würde.
Der zweite Schuss Glóradans ging genau ins Schwarze. Ardóneth hingegen gelang es lediglich, seinen Pfeil links an den Rand der Scheibe zu setzen. Glóradan lag damit vorne. Doch dann geschah es: Der dritte Schuss des jungen Dúnadan ging fehl und schlug in den Baumstamm rechts von der Zielscheibe ein.
"Verdammt," fluchte Glóradan. Nun lag es an Ardóneths letztem Schuss: Er musste in den innersten Ring treffen, oder direkt ins Schwarze, um zu gewinnen.
Ruhig visierte Ardóneth die Zielscheibe an, die ganz leicht im Wind schaukelte. Er nahm einen tiefen Atemzug; dann ließ er die Sehne los. Der Pfeil rauschte davon und bohrte sich an den Rand des schwarzen Kreises im Zentrum der Scheibe. Jubel brach unter den Schaulustigen aus, und Glóradan erntete hier und da etwas gutgemeinten Spott.
"Sieht aus, als wärst du der Sieger," murmelte Glóradan mit einem schwachen Lächeln.
"Ich werde bald einen passenden Namen für dich gefunden haben," erwiderte Ardóneth zufrieden. Die eine oder andere Idee dafür hatte er bereits, aber er würde sich in dieser Angelegenheit Zeit lassen, um seinen Sieg voll auszukosten.

Einige weitere Tage vergingen. Serelloth fügte sich nahtlos in die Gemeinschaft der Waldläufer ein, als wäre sie nie fort gewesen. Dennoch hatte Ardóneth ein ungutes Gefühl, was das Mädchen betraf. Sie schien Damrods Konzentration zu stören... oder vielleicht kam es dem Arnorer nur so vor. Er beschloss, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Ganz loslassen konnte er den Gedanken jedoch nicht.
Am dritten Tag seit Serelloths Rückkehr entdeckten die Waldläufer den Grund dafür, weshalb bislang nur so wenige Orks gesichtet worden waren. Anscheinend hatte der Heerführer Mordors, dessen Identität bislang noch ein Rätsel war, alle verfügbaren Streitkräfte hinter den Mauern Pelargirs gesammelt und sie dann als gebündelte Armee entlang der Straße Richtung Linhir in Marsch gesetzt. Ein schlagkräftiges Heer rückte nun gegen die Stadt vor und würde nach Ardóneths Einschätzung den Widerstand der Verteidiger früher oder später überwinden, wenn aus Dol Amroth keine Verstärkung entsandt werden würde. Die Waldläufer lieferten sich ein kurzes Gefecht mit einer der vielen Banden von Spähern, die der Ork-Streitmacht vorausgingen, doch bald schon mussten sie sich in Richtung ihres Lagers zurückziehen.
"Wir müssen Linhirs Garnison warnen," sagte Damrod grimmig.
Ardóneth nickte zustimmend. "Ich werde gehen," beschloss er. "Derweil solltet ihr das Lager abbrechen und den Fluss im Norden an den Furten überqueren und euch dann wieder gen Linhir wenden. Jedes Schwert wird bei der Verteidigung gut gebraucht werden."
Damrod schien einverstanden zu sein und man gab Ardóneth und Glóradan, der ihn begleiten würde, zwei der wenigen Pferde, über die die Waldläufer verfügten. Auch wenn er sich überwinden musste, ehe er es schaffte in den Sattel zu steigen wusste Ardóneth, dass nun viel von ihm abhing. Er trieb das Ross zum Galopp an und donnerte in westlicher Richtung davon.

Ardóneth und Glóradan nach Linhir
« Letzte Änderung: 22. Nov 2019, 12:20 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

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