Was macht den Philosophen wirklich zum Philosophen?
Eine interessante Frage.
Dabei ist es natürlich so, wie du bereits sagtest, das jeder ein Philosoph sein kann bzw. jeder die Fähigkeit dazu hat.
Philosoph zu sein ist ferner kein Begriff, der "klugen" oder gebildeten Menschen vorbehalten ist. Auch wenn man tausende Bücher gelesen hat, macht es einen nicht zu einem besseren Philosophen, als etwa ein Analphabet es wäre. Der Philosoph kennzeichnet sich ferner nicht durch seinen Wissenstand oder die Fähigkeit, gebildet zu erscheinen, aus.
Der Begriff Philosoph wird wohl nichtsdestotrotz heute eher als Begriff verstanden, der klugen Menschen zusteht. Oder aber, als Beschreibung, die nicht alle Zeit für jeden Gültigkeit haben kann. Manch einer pflegt ja auch zu sagen, dass bspw. Sokrates "Gründer der Philosoph" sei, was wiederum schlicht Unsinn ist. Die Philosophen sind zeitlich unabhängig anwesend, gab es immer und wird immer geben, seid Anbeginn der Menschheit, und wohl bis zum Ende der Menschheit. Die fehlerhafte Annahme dabei, auf die sich viele stützen, ist das die Menschen "vor uns" bzw. Jahrtausende vor uns dumm waren, und wir klug sind.
Der Philosoph kennzeichnet sich auch nicht durch rationales Verhalten aus, oder besser gesagt: durch Verhalten das nach vielen Philosophen als "gut" empfunden wird.
Aristoteles empfand Sklavenhaltung als gerechtfertigt und wusste sie auch zu begründen, und dennoch ist er (als) ein Philosoph (anerkannt). Der Philosoph kennzeichnet sich auch nicht durch seine Arbeitsweise aus, denn das Studium der Philosophie dient lediglich zur Vertiefung von konkret vorgegeben Themen und einer vorgeschrieben Denkweise ("Die Arbeitsweise der Philosophen" genannt). Ob ich diese Arbeitsweise übernehme oder nicht ist mir überlassen, es gibt keine richtige. Was ich hier gerade schreibe ist es genauso ein philosophischer Text, wie sie es von Platon etwa sind, das gilt natürlich für alle hier verfassten Beiträge, und wo auch immer sonst noch die Philosophie als Basis fungierte. Es haben Jahrtausende vor unserer Zeit Menschen geschafft Philosophen zu sein, ohne die heute anerkannte Denkweise zu verwenden.
An diesem Beispiel mit Aristoteles aber lässt sich sehr gut zeigen was der Philosoph nun ist bzw. ihn auszeichnet, oder zumindest ein Aspekt. Der Philosoph ist unter anderem jemand, der Fragen, die außerhalb der Naturwissenschaftlichen liegen, versucht zu beantworten oder zu ergründen. In diesem Fall ergründete Aristoteles, wieso Sklaven zu halten sind. Im übrigen haben wir heute eine nicht unähnliche Situation: die Tierhaltung. Wer weiß wie in einigen Jahrtausenden die Menschen über uns denken werden, das wir Tier gehalten haben. Vielleicht empfinden sie darüber so, wie wir über Sklavenhaltung, oder wer weiß wie sie darüber denken das Kinder zur Schule "müssen". Vielleicht wird man das für inhuman halten. Und ebenso wie Aristoteles seine plausiblen Gründe zu haben behauptet, tun wir es auch.
Natürlich ist es des Philosophens einziges Interesse nicht die unerklärlichen fragen zu beantworten. Ein Philosoph kann genauso gut jemand sein, der aktuelle Probleme kritisiert, oder wie wir es häufig sehen, Verbesserungen der aktuellen Lage anstrebt. So hatte Thomas Hobbes mit Hilfe des Modelles des
Leviathans stabile Regierungen bestrebt, Adam Smith eine ideal funktionierende Marktwirtschaft oder Karl Marx wiederum eine ideale Arbeitswelt.
Die Philosophie ist ein Handwerk. Ich kann ein Handwerk mir selbst beibringen, oder es studieren (sei es eine Ausbildung oder ein Studium). Wenn wir den Begriff Handwerk zerlegen bzw. anders darstellen, entsteht die Beschreibung "Werk der Hände". Das wiederum ist eine sehr allgemeinfassende Beschreibung, die jegliche Arbeit der Hände als Handwerk bezeichnbar macht, und ferner jeder, der mit seiner Hand Werke vollbringt, ein Handwerker ist. Wie nun die Resultate am Ende aussehen ist dabei irrelevant. Der Handwerker zeichnet sich nicht durch seine Ergebnisse aus, sondern durch sein tun. Ob ein beispielsweise gebauter Tisch "schön" oder "hässlich" aussieht, ist jedem selbst überlassen.
Und ebenso ist es beim Philosophen. Ich kann das Modell des Leviathans als Einführung einer Diktatur abtun, oder aber als sinnvolles Staatsmodell. Wenn ich es als unsinnvoll abtue, macht es Hobbes nicht weniger zu einen Philosophen, oder das wohl bekannterer Beispiel: ich kann den Marxismus (ob fehl gedeutet oder nicht), als völligen Humbug abtun, oder ihn als Rettung der Menschheit ansehen. Marx ist und bleibt, egal wie ich darüber denke, ein Philosoph. Ferner zeichnet sich also der Philosoph ebenfalls nicht durch seine Ergebnisse aus, sondern durch sein tun.
Das wäre meine Antwort auf die Frage