Interessante Fragestellung...
Definitionsversuch:
Das Wertesystem ist der Versuch eines ethisch-moralisches Bezugssystems
für die Probleme/Fragen der Menschen ihr Handeln betreffend.
Das Problem ist immer: was kann überhaupt als Konstante gelten?
Mit dem heutigen Wissensstand wird klar, dass es Konstanten nicht wirklich gibt. "Alles ist relativ"
Man könnte sogar soweit gehen und behaupten, der Wunsch nach einer absolut Konstanten habe den Menschen die Gottesvorstellung verschafft.
Und dann haben wir folgendes Dilemma: Die Werte sollen uns in unseren Entscheidungen, in unserem Handeln als Leitfaden dienen, um unserer Ansicht nach sinnvoll zu leben.
Wie man sinnvoll lebt, das lässt sich nur durch die abkürzende "Ausfahrt" in der logischen Schlussfolgerung dahingehend beantworten, dass man den Menschen als von einer "
superrealen Existenz" als sinnvoll erschaffen definiert und als seine Aufgabe die Verwaltung der "Schöpfung" quasi als Statthalter auf Erden.
Daraus basieren dann größtenteils unsere heutigen Wertvorstellungen und somit ganz allgemein betrachtet auch der Begriff des
Guten.
Ich will nicht weiter auf Gottesexistenzbeweise oder den Sinn des Menschen eingehen, denn das sind ja im Grunde genommen die Urfragen der Philosophie, die meines Wissens bis heute ja immer noch nicht wirklich geklärt sind, sondern will daraus meine Schlussfolgerung für die Frage nach den Werten ziehen:
Die Werte sind meiner Ansicht nach nicht das Ergebnis darwinistisch-egoistischen Überlebensinstiktes, sondern das Werk einer Glaubenstradition, die sich die "Ausfahrt" des logischen Problems zu Eigen macht und an einen Gott und somit eine absolute Konstante glaubt, auf dessen Grundlage sie ihre Werte geformt hat. Deswegen sind Werte die Hoffnung auf eine bessere Welt als eine darwinistisch-egoistisch-triebgesteuerte-düstere Trostlosigkeit.
Natürlich kann man das immer noch auf die darwinistische Schiene abwälzen, aber das liegt immer am Standpunkt des Betrachters.
Übrigens kann man die Egoismusdebatte durchaus von der Wertedebatte abhängig machen. Falls man Werte als übergeordnete Maßstäbe ansieht und nicht als evolutionsorientierte "Sozialhilfen", kann man selbstloses Handeln im Sinne der Werte durchaus als nicht-egoistisch betrachten. Ich meine, es gibt immer noch Menschen, die das so handhaben, und eine Welt ohne diese Denkweise stelle ich mir sehr düster vor.
@Denis: In der Realität kommt man oft zu dem Schluss, es gäbe nur noch Utilitaristen und es ist auch sehr schwer, ein anderes Verhalten als von dir beschrieben durchzuziehen, aber falls man eine solche Welt einfach so hinnimmt, dann haben wir doch ein gewaltiges Problem, oder?
Abschließend noch Folgendes:
Man gelangt sehr schnell an die Grenzen des Erklärbaren und Verstehbaren bei diesen Grundsatzdiskussionen, aber nichtsdestotrotz ist die Diskussion darüber sehr hilfreich, denn man erweitert in gewisser Weise seinen geistigen Horizont und ist vielleicht in der Lage, die ein oder andere Erkenntnis aus der Diskussion mitzunehmen und sein Leben in mancher Situation "besser" zu gestalten.
- Zu später Stunde und sicher nicht überall seine Meinung klar ausgedrückt -
Brisingr