1."Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert!"(Matthäus 10,34)
Klingt auf den ersten Blick deftig, und nicht nach dem Jesus den wir kennen. Allerdings ist dieser Teil tatsächlich aus dem Zusammenhang gerissen, schauen wir doch mal drunter und drüber.
"Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter und die Hausgenossen eines Menschen werden Feinde sein. "
Das ist so gar nicht der Jesus, wie man ihn kennt. Vorallem nicht der, der seine Jünger davon abhielt ihn zu verteidigen, oder sprach "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, dann hätten meine Diener für mich gekämpft, damit ich nicht den Juden in die Hände falle. Nun ist aber mein Reich nicht von dieser Welt" (Johannes 18, 33ff).
Dazu muss man aber erstens wissen, dass Jesus auch sehr gerne provokante Äußerungen von sich gab, zum Beispiel auf die Frage nach seiner Königschaft dies gerne nebulös bejahte "Amen, Du sagst es".
Der kluge Leser ließt nämlich weiter und erkennt, dass es gar nicht um Krieg geht, sondern um eine Allegorie.
Vergleichen wir das Zitat mit dem entsprechenden Lukas Zitat (12, 51): "Mein ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen ? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung."
Aha, es taucht kein Schwert auf, sondern das Schwert bezog sich lediglich auf die Spaltung, das heißt auf die Entzweihung.
Wer mehr über den Inhalt des Gesagten erfahren will, kann nachschauen. Hier reicht fürs erste, es geht nicht um Krieg. Das beweist vor allem die paralelle Fundstelle.
2"Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen." (Lukas 22,36)
Da haben wir es wieder, das Schwert. Und wir stellen uns die gleiche Frage wie oben. Passt das zusammen ?
Lesen wir die gesamte Passage:
"Dann aber sagte Jesus zu Ihnen: Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, habt ihr da etwa Not gelitten ? Sie antworteten: Nein. Da sagte er: Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat, ihn mitnehmen, und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen, und sich dafür ein Schwer kaufen.
Ich sage euch, an mir wurde ein Schriftwort erfüllt: Er wurde zu den Verbrechern gerechnet. Denn alles, was über mich gesagt ist, geht in Erfüllung"
Jesus ist bis dahin wohl plötzlich der fiese Schuft, aber dann:
"Da erwiderten sie: Herr, hier sind zwei Schwerter. Er erwiderte : Genug davon !"
Vor dem Hintergrund, dass er nach dieser Szene zum Ölberg schritt von schon unmittelbar danach seine Gefangennahme erfolgte, und seine Jünger in verteidigen wollten, er aber sie scharf zurecht wieß "Jesus sagte aber: Hört auf damit !", kann dies kein Aufruf zur Gewalt sein. Auch hier wäre die Darstellung des Inhalts einfach zu umfangreich, da die Entkräftung meiner Meinung nach klar auf der Hand liegt.
3.Nun zu Jesus letzen (scheinbaren) Schandtat
"Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, daß ich ihr König werde, bringt her und macht sie vor mir nieder." (Lukas 19, 27)
Wir haben hier wieder eine drastische Formulierung Jesu, der dies allerdings öfters gerne tut. Da sein Reich nicht von dieser Welt ist ( und das hat er mehrmals und immer zu bekräftigt), kann dies nur so verstanden werden. Da er vorher in das Haus des Zöllners Zachäus eingekehrt ist, liegt der Kontext auch nahe, schärfere Formulierungen zu wählen.
4.Das große Problem des Korans ist nicht, dass wie im alten Testament ein veraltetes Gesellschaftsbild propagiert, sondern, sein Anspruch das Wort Gottes schlechthin darzustellen und damit in allen seinen Ausführungen verbindlich ist.
Die Regeln der Umma in Medina sind als solche so gemeint, wie sie gemeint sind, da es gesellschaftliche Regeln darstellen. Sie sind nach dem Koran, Stellen bereits oben zitiert, gewichtiger, und daher vorrangiger, weil sie mit Sicherheit später erfolgt sind; sofern es natürlich zum Kollisionsfall kommt, sprich sonst Widersprüche bestünden.
Begreife lieber, die Aussagen in Geschichten und Überlieferungen zeigen niemals das wahr Gesicht einer Religion, sonst würden Christen noch immer Kreuzzüge im Nahen Osten führen.
Das wahre Gesicht einer Religion ergibt sich aus ihrem Kern, und das hat im Christentum nichts mit den Kreuzzügen zutun.
Diese waren eindeutig ein Verstoß gegen Jesus Lehre, sowie es eigentlich alle Kriege sind. Ein Christ darf nicht töten, und dabei ist es egal, wen er töten will, und aus welcher Motivation heraus.
Die Kreuzzüge wurden zeitgenössisch und auch nachträglich stark kritisiert. Bei dem Expansionsdrang des Islams habe ich sowass noch nicht gehört.
Teilweise verwundern mich deine Aussage zur Bibel auch sehr, hast Du ja selber geschrieben, Du seiest protestantisch erzogen worden; die sind ja besonders bibelfest. Aber offenbar (ist nicht beleidigend gemeint, sondern entnehme ich deinen gebrachten Zitaten) hast Du viele Passagen des NT nicht verstanden.