28. Mär 2024, 13:25 Hallo Gast.
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren. Haben Sie Ihre Aktivierungs E-Mail übersehen?

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge. Hierbei werden gemäß Datenschutzerklärung Benutzername und Passwort verschlüsselt für die gewählte Dauer in einem Cookie abgelegt.


Select Boards:
 
Language:
 


Autor Thema: Die Nord-Süd Straße  (Gelesen 6023 mal)

Wisser

  • Waldläufer Ithiliens
  • ***
  • Beiträge: 1.431
  • Blut, Eisen, Bourbon und Zitrone...wo ist Freitag?
Die Nord-Süd Straße
« am: 21. Nov 2011, 20:17 »
Mîme, von Dunland


"Sind bei dir zuhause alle so klein?". Die klare, glockenreine Stimme riss Mîme aus den Gedanken. Er saß auf, den Boden gekauert, an das Rad des Wagens gelehnt. Kräfte sammeln für den Weitermarsch. "Lass mich schlafen", grummelte er, missgelaunt unter seinem Mantel hervorlinsend. Seit der durch Zufall auf den Flüchtlingstreck mit gebrochener Achse im Straßengraben gefunden und bei der Bergung geholfen hatte, schien er ein Teil der Familien geworden zu sein. Er organisierte die Wachen, hielt Trainingsstunden ab, versorgte die Menschen mit Fleisch und mauserte sich zur guten, schweigsamen Seele des Zuges. Besonders die  Kinder - lästige, laute undnimmermüde Plagen, die einen vom wirklich wichtigen abhielten. Sie löcherten ihn mit Fragen, sei es während der Wache, bei einer Reperatur oder beim Schlafen. "Entschuldige, schwarzer Mann". Der Kleine klang enttäuscht. Mîme rollte sich wieder zusammen, aber mit dem Schlaf war es vorbei. So stand er fluchend auf und pfiff nach Grane. Der Wolf tänzelte unruhig, ihm schien ein schlechtes Gefühl keine Ruhe zu lassen. Mîme hasste es, wie die Menschen ihre Pausen legten. Frei von Deckung, angreifbar. "Ein Wunder das die Bande noch nicht von den Maden zerfressen wird". Es krachte laut, als er sich streckte. "Schwarzer Mann!". Die tiefe Stimme des Bauerns drang an sein Ohr. Die Kinder hatten ihm diesen Namen gegeben, ein Umstand der ihm gut zupass kam. So blieb er annonym, ein Schatten in der Welt. Der Mann hatte ihn erreicht und ragte wie ein Baum vor ihm auf. Das er kleiner war, störte den Schmied nicht im geringsten. Er hatte andere Qualitäten. "Brechen wir auf?". "Eines der Pferde hatt sich ein Bein gebrochen. Das dämliche Vieh ist in ein Kanninchenloch getreten und lahmt jetzt". Eine Axt wurde gezückt. "Fleisch!". Mîme genoss den erschreckten Blick. "Nein, um Gottes Willen. Wir schienen das Bein und in ein paar Tagen ziehen wir weiter". Grane hatte sich an seine Seite gesellt und knurrte leise. "Dann muss ich euch verlassen. Ich hänge an meinem Leben". Er wandte sich ab und ließ den Bauern wortlos stehen. Er schwang sich auf einen der flachen Wägen, auf dem sein Gepäck ruhte, packte in wenigen, geschickten Handgriffen seine Habe reisefertig, schnallte sie sich auf den Rücken, schnürte den Waffengurt enger und begab sich zurück zur Erde. "Auf offenem Feld darauf warten das einem dieser Monster Flügel wachsen. Diese Getreidepuler sind wahnsinnig". Er schüttelte den Kopf und nickte den Kindern, die sich verschreckt aneinander drängten, einen knappen Gruß zu und stapfte die Kolonne entlang an den Anfang des Zuges. Nach Westen.
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 09:50 von Fine »

Im übrigen bin ich der Ansicht, Karthago müsse zerstört werden.
Tröller!! XD

[spoiler2=DEIN TEXT]SPOILERINHALT[/spoiler2]

Das Leben präsentiert unsl drei Möglichkeiten:

1. Gut sein
2. Gut werden
3. Aufgeben und Aussteigen

Ich bin für einen Adult-Bereich in der MU...mit Scotch und Zigarren xD

--Cirdan--

  • RPG Team
  • Lehenfürst
  • ***
  • Beiträge: 2.300
  • Beiträge: 2.217
Nordsüdstraße
« Antwort #1 am: 18. Aug 2015, 22:14 »
Aus der Sicht des Halblings:

Elrond, Galadriel, Celeborn, Celebithiel mit der Gruppe Elben und Pippin und Merry aus Tharbad.

„Warum halten wir?“, fragte Peregrin Tuk seinen alten Freund Meriadoc Brandybock. Sie waren nach ihrer letzen Pause keine Stunde lang weitergezogen. Für die ausdauernden Elben war es nicht üblich schon wieder einen Stopp einzulegen, doch nun entledigten sich viele von Ihnen ihres Gepäckes und entspannten ihre Glieder.
„Spürt ihr es denn nicht?“, sprach Elrond bezüglich Pippins Frage zu den beiden Hobbits, „eure Heimat ist nun nicht mehr fern.“ Pippin und Merry sahen sich erstaunt an. Sie spürten nichts. Beide hatten sie sich schon so sehr an die freundlichen Elben als ihre Reisegefährten gewöhnt, dass sie fast vergessen hatten, dass sie eines Tages an den Grenzen des Auenlandes wieder Abschied nehmen mussten.

„Seht nach vorne“, forderte sie Elrond auf, „vor uns teilt sich die Nordsüdstraße. Nach rechts geleitet uns der Grünweg nach Norden aber nach linkt führt die Straße über Sarn Athrad, die Sarnfurt, ins Auenland. Es ist an der Zeit sich zu trennen, meine jungen Hobbits.“
„Mein Herr Elrond“, sprach Pippin prompt, kam jedoch ins Stocken und wusste nicht, was er sagen könnte. Er wollte dem Herrn von Bruchtal danken für alles, was er für die Lande der Menschen und Halblinge getan hatte. Pippin erinnerte sich, wie er einst das Elbenheer aus Imladris zum ersten Mal in Rohan zu Gesicht bekommen hatte: Die hochgewachsenen Elben in ihren glänzenden Rüstungen und in vorderster Reihe Elrond Halbelb, der Weise, der auch als Krieger eine Legende war.
Ein kalter Schauer lief Pippin über die Schultern bei den Erinnerungen daran, wie klar wurde, dass sich die Elben nicht still und heimlich im Schutz des letzen Widerstandes der Menschen nach Westen zurückzogen, sondern Seite an Seite mit den freien Völkern in die Schlacht ziehen.

Als Pippin noch einmal den Blick um sich schweifen ließ, wurde er traurig. Er sah die Elben Lothloriens und einige Elben aus Imladris und dem Waldlandreich. Sie hatten gekämpft und wurden besiegt und nun zogen sie letztendlich doch nach Westen.
Pippin sah die hohe Dame Galadriel zusammen mit Celeborn und Celebithiel auf dem Boden einander gegenüber sitzen. Sie hatten die Augen geschlossen. Der Hobbit hatte dieses Verhalten in den letzten Tagen ihrer Reise auf der Nordsüdstraße durch Enedwaith und Minhiriath  öfter bemerkt.
„Kann ich mich von ihnen noch verabschieden“, fragte Pippin an Elrond gewandt und deutete auf die einstigen Herren Lothloriens. „Gehe zu ihnen, setze dich und schließe deine Augen“, antwortete ihm der Halbelb und Pippin folgte seinen Anweisungen.
Bald hörte Pippin Galadriels Stimme aus seinem Herzen direkt zu ihm sprechen. Lange redeten sie in Gedanken miteinander, bis die Hobbits sich wieder erhoben und auf ihre Ponys stiegen.

„Ein schnell befriedetes Auenland wünsche ich euch“, rief Meister Elrond zum Abschied, „ich versprach euch in Aldburg bei Nöten zur Hilfe zu kommen und daran halte ich fest. Wenn es mir möglich ist, werde ich kommen und helfen, denn das Land der Halblinge zu befreien ist wichtig. Aber auch viele andere Aufgaben gibt es zu erfüllen bis zum Ende aller Tage und meine eigene Zukunft ist mir verborgen. Ich hoffe auf euer Gelingen und mit etwas Willensstärke werde ich euch bald einen alten Helfer zur Unterstützung schicken.“
Mit diesen Worten ließ sie Elrond ziehen auf der Straße ins Auenland, während sich die Elben auf dem Grünweg in nördliche Richtung aufmachten.


Die Hobbits reiten ins Auenland.

Die Elben wandern auf die große Oststraße.
Elrond, Galadriel, Celeborn und Celebithiel verlassen unterwegs die anderen Elben gehen in den Alten Wald.



« Letzte Änderung: 20. Mai 2016, 10:01 von --Cirdan-- »

Azaril

  • Bibliothekar Bruchtals
  • **
  • Beiträge: 256
  • I am the bone of my sword.
Re: Die Nord-Süd Straße
« Antwort #2 am: 19. Mär 2016, 18:05 »
Aldoc und Girion aus Tharbad

Aldoc war auf dem Weg nach Hause.
Er war mit dem Auftrag aufgebrochen, in Imladris bei den Elben nach Verbündeten zu suchen, um gegen die Besatzer des Auenlandes vorzugehen, nicht ahnend, welch große Dinge gerade in Mittelerde vor sich gingen, neben denen die Probleme der Hobbits klein und unwichtig wirkten. Und doch waren es vier Hobbits, die eine maßgebliche Rolle im Ringkrieg spielten.
In Bruchtal hatte er von alledem erfahren. Vom Ringkrieg. Von Saurons Triumph während der Schlacht am Schwarzen Tor. Von all den Niederlagen, aber auch den Siegen. Plötzlich hatte er erfahren, dass die Dinge nicht nur in seiner Heimat aus dem Ruder gelaufen waren. Ganz Mittelerde befand sich in Aufruhr. Es war ein gewaltiger Krieg – und er nur ein kleiner Hobbit. Was konnte er schon tun?
Dennoch war er gen Aldburg aufgebrochen, in der Hoffnung, dort die ersehnten Verbündeten zu finden. Doch stattdessen hatte er einen guten Freund verloren und war in Gefangenschaft der Dunländer geraten. Wochenlang. Und nun kehrte er endlich nach Hause zurück, erschöpft und niedergeschlagen.
Ohne auch nur das geringste erreicht zu haben.
Wieder waren es zwei jener vier heldenhaften Hobbits gewesen, die bereits so vieles im Ringkrieg geleistet hatten, die letztlich auch für einen Umschwung im Auenland gesorgt hatten. Pippin und Merry. Bestimmt hatten sie mächtige Verbündete aus dem Süden mitgebracht, als sie nach Hause zurückgekehrt waren. Und wen brachte Aldoc mit? Einen mürrischen Menschenkrieger namens Girion. Einen Diener Sarumans.
Aber war er das nun im Grunde nicht auch selbst? Ein Diener Sarumans? Ein Spion?
Nein, so durfte er nicht denken. Lutz Farnrich mochte ihn zu einem solchen erklärt haben, aber das bedeutete nicht, dass Aldoc die ihm zugedachte Rolle auch erfüllen würde. Sein Herz gehörte noch immer dem Auenland, den freien Völkern von Mittelerde und vor allem seiner Familie. Nicht dem weißen Zauberer. Niemals. Aldoc beschloss, sich nicht von Girion einschüchtern zu lassen. Der Mensch war hier, um ihn zu überwachen, aber Aldoc würde sich ihm nicht einfach fügen.
Bereits am ersten Morgen nach ihrem Aufbruch erlebte Girion daher eine unangenehme Überraschung: Aldoc hielt ihm beim Erwachen sein Schwert an die Kehle.
"Ich war so frei, mir meine Waffen zurückzuholen, während du geschlafen hast", teilte der Hobbit seinem Reisegefährten mit. "Du tätest gut daran, lieber keinen Einspruch dagegen einzulegen, hast du verstanden?"
Girion zuckte nur mit den Schultern. "Von mir aus. Du hättest auch nett fragen können, dann hätte ich sie dir gegeben. Ist mir egal, ob du bewaffnet bist, Junge. Spätestens beim Auenland hätte ich sie dir ohnehin zurückgeben müssen, um keinen Verdacht zu erregen."
Diese Einstellungen überraschte Aldoc ein wenig. Zögernd ließ er das Schwert sinken, und tatsächlich machte der Mensch keinerlei Anstalten, es ihm wieder abzunehmen. Komischer Kerl. Als Aldoc sich jedoch daran machte, mit seinen bereits zusammengepackten Sachen wieder aufzubrechen, beeilte sich Girion, sein weniges Hab und Gut ebenfalls zusammenzupacken und zu ihm aufzuschließen. Einfach abhängen lassen wollte sich der Mensch wohl nicht. Nun, es war einen Versuch wert gewesen.
Schweigend wanderten sie den ganzen Tag lang gen Norden, folgten dem Verlauf des Grünweges. Aldoc machte die Stille nichts aus. Er war oft genug alleine durch die Welt gezogen, um mit dieser natürlichen Ruhe inzwischen gut vertraut zu sein. Er ignorierte Girion geflissentlich, und der Hauptmann aus Tharbad schien es genauso zu halten.
Als sie jedoch an diesem Abend ihr Nachtlager aufschlugen und einander gegenüber an einem kleinen Lagerfeuer saßen, kurz nachdem sie einen Teil ihrer kargen Vorräte verzehrt hatten, brach Aldoc schließlich das Schweigen. "Du bist kein Nordländer. Du stammst nicht aus Eriador" Das war eine Feststellung, keine Frage. "Woher kommst du, Girion? Aus Rohan? Oder vielleicht Gondor?"
"Thal", antwortete der Mensch schlicht. "Das ist eine Stadt weit im Osten, beim Erebor, einem großen Be..."
"Danke, ich weiß, wo der einsame Berg und die Stadt Thal liegen", entgegnete Aldoc. "Ich bin keiner dieser hinterwäldlerischen Hobbits, die nicht einmal wissen, dass es außerhalb der Grenzen des Auenlandes noch eine Welt gibt. Außerdem kenne ich alle Geschichten von Bilbo Beutlin auswendig. Hast du auch die Schlacht der fünf Heere erlebt?"
Erst, als Girion in schallendes Gelächter ausbrach, wurde Aldoc klar, wie dumm diese Frage eigentlich war. "Sehe ich für dich wie ein alter Greis aus, der vor achtzig Jahren gegen Orks und Warge gekämpft hat? Ich bin neunundzwanzig, Junge."
"Dann solltest du aufhören, mich Junge zu nennen. Ich bin nämlich anscheinend drei Jahre älter als du."
Girion sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Tatsächlich? Mit euch Hobbits ist es ja fast wie mit den Elben. Ich hätte dich auf maximal zwanzig Jahre geschätzt."
"Was verschlägt einen Mann aus Thal nach Tharbad?", versuchte Aldoc das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken.
"Was wohl? Der Krieg." Girion seufzte betrübt. "Thal ist gefallen, weißt du das etwa auch noch nicht?"
"Doch", erwiderte der Hobbit. "Ich nahm nur an, dass die meisten Flüchtlinge aus Thal und dem Erebor in Rohan seien."
"Ja, das stimmt schon", nickte der Mensch. "Aber den ein oder anderen hat es eben auch nach Eriador verschlagen."
"Und wie kommt es, dass du zu einem Hauptmann in Lutz Farnrichs Diensten wurdest?", wollte Aldoc wissen.
"Du bist ganz schön neugierig", stellte Girion fest. "So etwas kann dieser Tage ziemlich ungesund sein. Aber was soll's, ist ja nicht so, als hätte ich irgendetwas zu verbergen. Weißt du, in Zeiten wie diesen hat man als gewöhnlicher Mann im Grunde zwei Möglichkeiten, wenn man einen vollen Magen haben möchte: Man schließt sich den Kriegern an, die gen Osten ziehen, oder man verdingt sich als Wachmann. Als ich nach Tharbad kam, war ich gerade erst aus dem Krieg gekommen, warum also gleich wieder nach Osten ziehen und sich von Saurons Übermacht niedermetzeln lassen? Nein, ein Posten als einfacher Wachmann ist wesentlich sicherer. Ich wurde einigermaßen gut bezahlt und habe regelmäßige Mahlzeiten bekommen. Mehr kann man sich dieser Tage kaum wünschen. Und, nun ja, da ich in Thal ein Krieger war und somit einer der wenigen verbliebenen Männer in dieser Gegend bin, die über eine richtige Kampfausbildung verfügen, hat Lutz mich schon nach kurzer Zeit zum Hauptmann ernannt."
"Aber indem du dich für die Wache gemeldet hast, hast du dich freiwillig in Sarumans Dienste gestellt", warf Aldoc ihm vor. "Macht dir das denn gar nichts aus?"
"Es war nicht Saruman, der Thal und den Erebor erobert hat", meinte Girion dazu nur. "Und außerdem bin ich diesem Zauberer niemals begegnet. Für mich wirkte es lediglich so, als diente ich Lutz Farnrich. Ein recht gewöhnlicher Mensch, trotz seines hochtrabenden Statthalter-Gehabes. Und wie ich bereits sagte, er zahlt gut und sorgt dafür, dass die Wachen einen vollen Magen haben. Mehr hat mich nicht interessiert."
Girion sah ihm in die Augen und schien wohl den zornigen Ausdruck in diesen zu erkennen. "Versteh mich nicht falsch, Aldoc Tuk, ich will den weißen Zauberer keineswegs verteidigen. Aber er hat mir nichts getan. Hier ist er nicht mehr als irgendein Name. Ebenso wie Éowyn, Gandalf, Faramir oder dergleichen. Alles nur Namen von irgendwelchen wichtigen Personen, die gewöhnliche Leute wie wir niemals zu Gesicht bekommen. Es ist vollkommen egal, wem von denen ich diene, letztlich macht es doch keinen Unterschied."
"Und Sauron?", fragte Aldoc. "Ist er auch nur ein ferner, ungreifbarer Name für dich?"
Darauf schwieg Girion eine Zeit lang und starrte nachdenklich in die Flammen. Als er schließlich antwortete, war seine Stimme dunkel und trüb. "Sauron ist eine Unausweichlichkeit, die uns alle irgendwann einholen wird. Ich will einfach nur ein gewöhnliches Leben führen, bevor die Dunkelheit kommt."
So kam das Gespräch zwischen ihnen zum Erliegen und die Schweigsamkeit, die schon auf der Wanderung zwischen ihnen geherrscht hatte, kehrte wieder ein. Der Mensch aus Thal legte sich schon bald auf seine Decke und schlief ein, und Aldoc blieb nur wenige Minuten länger wach.
Der nächste Morgen brachte einen dichten Nebel, in dem man kaum zwanzig Schritte weit sehen konnte. In der Wildnis, ohne Karte, wäre das vielleicht ein Problem gewesen, aber hier mussten sie ohnehin nur der immer gleichen, eintönigen Straße folgen, bis sie zu jener Abzweigung kamen, bei welcher sie zur Sarnfurt abbiegen mussten. Aldoc stand wie immer früh auf, aß ein wenig, und war schon bald bereit für den Aufbruch. Dieses Mal wartete er jedoch auf Girion.
Als dieser endlich ebenfalls bereit war, zog Aldoc sein Schwert und rammte es vor ihm in den Boden. "Nur, damit eines klar ist: Ich gedenke nicht, zu einer Marionette Sarumans zu werden. Das ist nicht sein Land, noch das von Lutz Farnrich oder gar Sauron. Es ist das Land all jener, die seit hunderten von Jahren hier leben. Ich habe das Gefühl, dass du kein schlechter Mensch bist, Girion von Thal, aber wenn du wirklich in diesem Land leben willst, dann solltest du es besser auch verteidigen und dich der Dunkelheit entgegen stemmen, die da kommen wird. Wenn dir dazu der Mut fehlt, dann bleibe hier, denn ich werde dich nicht über die Sarnfurt lassen. Sollte allerdings doch noch ein Funken Widerstand in dir vorhanden sein, dann begleite mich nach Hause. Diese Entscheidung liegt allein bei dir."
Damit zog der junge Tuk sein Schwert wieder aus dem Boden, drehte sich um und setzte seinen Weg nach Norden fort. Girion verharrte kurz auf der Stelle, vollkommen verdutzt ob der Worte des Hobbits, doch schließlich setzte auch er sich wieder in Bewegung.
Und folgte Aldoc ins Auenland.

Aldoc und Girion zur Sarnfurt
« Letzte Änderung: 22. Mär 2016, 10:56 von Azaril »

Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient.
- Bilbo Beutlin -

1. Char Aldoc befindet sich in Bree

Fine

  • Moderator
  • Wächter der Veste
  • ***
  • Beiträge: 2.143
  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Den Grünweg hinunter
« Antwort #3 am: 13. Mai 2016, 11:26 »
Kerry, Haleth und Rilmir aus Fornost


Haleth stand auf einer Anhöhe auf der Westseite des Grünwegs und winkte ihnen zu. Sie hatten bereits ein gutes Stück des Weges nach Süden zurückgelegt, und Fornost war zu einem kleinen Punkt am Horizont zusammengeschrumpft. Kerry warf einen letzten Blick zurück und folgte Rilmir dann den Hügel hinauf.
"Hier finden sich Spuren," begrüßte Haleth sie begeistert und zeigte auf die verlassene Feuerstelle, die sich auf der Anhöhe befand.
"Nicht älter als ein paar Stunden," stellte Rilmir fest und hockte sich prüfend hin.
"Wie viele sind es, was schätzt ihr?" wollte Kerry wissen. Soweit sie wussten, waren aus Fornost keine Orks entkommen, sondern nur Menschen in Sarumans Diensten. Um mehr herauszufinden würden sie diese Gruppe, die vor den Kämpfen in der Stadt geflohen war, weiter verfolgen müssen.
"Zwei oder drei Dutzend," vermutete Haleth. "Wenn wir uns beeilen können wir sie einholen."
"Ich frage mich, wo sie hinwollen," überlegte Rilmir nachdenklich. "Südlich von hier liegt die Stadt Bree, doch der Grünweg führt dort auch weiter nach Süden, in die Lande zwischen Eriador und Dunland. Dort bestand einst das alte Reich von Cardolan."
"Dort gibt es nichts für sie," antwortete Haleth. "Zumindest wissen wir von keinem Lager oder Vorposten in den leeren Gebieten zwischen Bree und Tharbad."
"Tharbad?" wiederholte Rilmir. "Die alte Stadt am Gwathló soll einer der wichtigsten Stützpunkte Sarumans sein, wenn die Berichte unserer Späher stimmen. Wenn Tharbad das Ziel jener ist, die wir verfolgen, werden sie sicherlich vom Fall Fornosts berichten und mit Verstärkung zurückkehren."
"Dann sollten wir uns eilen um zu verhindern, dass sie dort ankommen!" entschied Haleth.

Der Grünweg hatte seinen Namen von seinem Zustand erhalten - überwachsen und teilweise kaum noch von den angrenzenden Wiesen zu unterscheiden. Doch seitdem Saruman seinen Einfluß in Eriador ausgebreitet hatte war die alte Nord-Süd-Straße wieder zu einer wichtigen Verbindung geworden. Entweder durch die vielen Reisenden und Lieferungen, die darauf nun unterwegs waren oder durch die Anstrengungen der Diener der Weißen Hand, die Straße wieder instand zu setzen war es dazu gekommen, dass Kerry nun kaum noch Pflanzenbewuchs auf dem Grünweg entdecken konnte als die kleine Gruppe der Straße nach Süden folgte. Die Steine, mit denen die Könige Arnors den Weg damals hatten pflastern lassen waren teilweise gesprungen, doch meist noch an ihrem ursprünglichen Ort. Wegmarkierungen kennzeichneten noch immer in regelmäßigen Abständen die zurückgelegten Entfernungen und zogen rasch an ihnen vorbei, als der Tag verstrich.

Als es zu dämmern begann ließ Rilmir die Gruppe anhalten.
"Ich fürchte, der Vorsprung ist doch größer als gedacht," stellte der Waldläufer fest. "Wir haben zwar einiges davon aufgeholt, doch heute werden wir sie nicht mehr einholen können. Lasst uns nun ruhen um morgen nicht zu entkräftet zu sein."
Kerry nickte außer Atem. Ihr kam die Pause gerade recht, denn Rilmir hatte ein scharfes Tempo vorgegeben. Sie blickte zu Haleth hinüber, die nicht die geringste Erschöpfung zeigte.
Hör' auf dich mit ihr zu vergleichen, dachte Kerry. Das bringt doch nichts.
Sie schlugen ein Nachtlager auf, entzündeten jedoch kein Feuer.
"Vorsicht ist geboten," sagte Haleth. "Wir wissen nicht, wer oder was sich in dieser Gegend herumtreibt."
"Und auf unerfreuliche Überraschungen können wir heute gut verzichten," ergänzte Rilmir.

Kerry versuchte, so schnell wie möglich einzuschlafen, was ihr dank des langen, harten Marsches nicht sonderlich schwerfiel. Im Traum verfolgten sie Bilder der vergangenen Tage: Ein großer Adler, der seinen langen Schatten über Fornost warf; Gandalf, wie er sich nachdenklich in einem kleinen Zimmer in die alten Schriftrollen vertiefte; die blitzenden Klingen Mathans und Halarîns, denen das Auge kaum folgen konnte; und zuletzt das schwer zu deutende Gesicht Ardóneths, aus dem Kerry bei ihren Unterhaltungen nicht recht schlau geworden war. Sie spürte, dass ihre Freunde in Fornost mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen hatten und hoffte, dass der Angriff auf die letzten Diener Sarumans gut verlaufen war.

Die aufgehende Sonne weckte sie. Die beiden Dúnedain lagen schlafend etwas abseits von ihr nebeneinander im weichen Gras, doch als Kerry sich aufrichtete öffnete Haleth die Augen und blinzelte.
Hat wohl einen sehr leichten Schlaf, dachte Kerry.
"Wach auf, Rilmir," sagte Haleth und gähnte.
Kurz darauf waren sie bereit zum Aufbruch. Dem Grünweg weiter nach Süden folgend kamen sie in die Gebiete, die von den Einwohnern des Breelandes bewohnt waren. Nun waren abseits der Straße hin und wieder vereinzelte Bauernhöfe zu sehen und zweimal begegneten sie kleinen Gruppen von Menschen, die die Dúnedain zwar misstrauisch anblickten, aber sie nicht aufhielten. Die Spur, der sie nachjagten, war noch immer deutlich zu sehen - zumindest behaupteten die Waldläufer das. Kerry konnte nicht sagen, woran Rilmir und Haleth erkennen konnten dass die Gruppe, die sie verfolgten, weiterhin auf dem Grünweg geblieben waren.
"Wir haben keinerlei Anzeichen dafür gesehen, dass sie von der Straße abgewichen wären," erklärte Rilmir im Laufen. "Das Gras dort wäre sonst sichtbar zertrampelt gewesen."

Am späten Nachmittag kam zu ihrer Linken die Stadt Bree in Sicht. Der kleine Berg, an dessen westlichen Hängen sie erbaut war, erhob sich direkt östlich der Kreuzung, an der die Große Oststraße und die Nord-Süd-Straße zusammentrafen. Und hier endlich holten sie ihre 'Beute' ein.
"Seht doch, da vorne! Das müssen sie sein," rief Haleth aufgeregt und zeigte nach Süden zur Grünwegkreuzung. Kerrys Blick folgte dem ausgetreckten Arm der Dúnadan und sah in großer Entfernung eine Gruppe von Gestalten von der Straße nach Osten abbiegen. Wie viele es waren konnte sie nicht erkennen, doch sie schätzte, dass Rilmirs Vermutungen passten.
"Sie gehen nach Bree!" stellte Rilmir fest.
"Dann müssen wir ihnen eben folgen," sagte Kerry. "Ich kenne die Stadt. Wir kriegen schon 'raus, was sie dort wollen."
"Du hast Recht, Kerry," antworte Rilmir. "Gibt es einen Weg, ungesehen ins Innere zu gelangen? Wir wollen kein Aufsehen erregen."
"Gibt es!" gab Kerry lächelnd zurück und war stolz darauf, helfen zu können. "Kommt mit - wir werden es am Nordtor versuchen. Dort gibt es eine Lücke in der Hecke, die die Stadt umgibt."


Kerry, Haleth und Rilmir nach Bree
« Letzte Änderung: 15. Okt 2016, 14:16 von Fine »
RPG: