Spannende Frage: Ich glaube, um sie zu beantworten, muss man sich auch die Konzeption Gandalfs in diesem Zusammenhang anschauen. Gandalfs Tod sollte eine Parallele zu dem Jesu Christi darstellen: Gandalf in seinem grauen Mantel, kämpft und besiegt das Böse, stirbt darauf und trägt nach seiner Rückkehr weiß und kehrt bald darauf nach Valinor zurück. Ähnlich - so will es uns die Bibel weiß machen - war es auch bei Jesus: Während seines Gangs zur Kreuzigung trägt er einen grauen Rock, wird dann gekreuzigt, stirbt, nimmt die Erbsünde von den Menschen, kehrt dann in weiß zurück (scheinbar mit weit übersinnlicheren Kräften), nur um kurz darauf in den Himmel zurückzukehren. Beide werden nach ihrer Rückkehr zu Symbolen der Hoffnung.
Genauso wie für Tolkien (einem tief gläubigen Katholiken) die Passion Christi kein Alternativszenario kennt (nach christlicher Lehre musste dies alles passieren, denn sonst hätte Christus nicht die Erbsünde von uns (oder allen Getauften)genommen; so erhalten auch die Handlungen des Pontius Pilatus und Judas einen sehr deterministischen Zug, sie mussten das tun, was sie getan haben), so hat es Tolkien auch nicht für Mittelerde vorgesehen bzw. nicht unmittelbar, er hätte den Opfertod Gandalfs als Schicksal gesehen, als etwas notwendiges, um das Schicksal Mittelerdes zum Positiven zu beeinflussen.
Aber Ich denke in einem Alternativszenario ohne G. wäre alles viel schlechter ausgegangen: Von der Rettung Frodos auf dem Amon Hen, von der Bezwingung Sarumans bzw. der Zerst. des Zauberstabs, des Aufrüttelns Theodens, bis zur Unterstützung Gondors im Krieg und Rettung Faramirs und zum Schluss auch Frodos vom Schicksalberg, um nur einiges zu nennen. Nicht zu vergessen, das Gandalf als (zumindest ein) Mastermind hinter den Plänen des Guten gesehen werden kann.