Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Nicht angenommene Charaktere
[na/Si]Iris Piperita Wanderbau, dritter Char von The Chaosnight
The Chaosnight:
Mehr als sieben Jahre waren vergangen seitdem Iris ihre ersten Meter geschwommen war, sieben Jahre voller Neuerungen, Veränderungen und Festigungen. Sie hatte sich in dieser Zeit zu einer ganz passablen Schwimmerin entwickelt, doch dieses verstärkte umso mehr ihr Verlangen nach dem blauen Gold. Sie schlich sich immer öfter außer Haus um im Geheimen zu seinem Meister zu werden und im fortschreitendem Alter wagte sie sich immer weiter hinein oder vergaß vor Euphorie gar ihr Rettungsseil zu befestigen. Dieses sorglose Verhalten hätte bestimmt irgendwann ein trauriges Ende genommen, wäre aus dem Gold nicht Samt geworden: Neben dem Quell zur Freude wurde es auch immer mehr ein weiches Bett zur Entspannung, in das sie sich hineinfallen und herumtreiben ließ, wenn es ihr nicht gut ging. Unglücklicherweise mangelte es bei Leibe nicht an solchen Momenten, insbesondere seit der Empfängnis der Zwillingsschwestern Eli und Lysi häuften sie sich immer öfter: Die 'offiziellen' Besuche am See wurden seltener und Iris durchlebte ihre Tage voller unbändiger, ungebrauchter Energie; aufgrund des Arbeitsausfalls ihrer Mutter musste ihr Vater doppelt arbeiten und sie selbst bestimmte Haushaltsaufgaben übernehmen – einerseits harte, unliebsame Arbeit in Einsamkeit (ihr Onkel hatte in dieser Zeit vermehrt mit irgendwelchen fremdartigen Dokumenten zu tun), andererseits jedoch zumindest so etwas wie ein Ventil ihrer angestauten Energie – und natürlich fürchtete sie lange mögliche Auswirkungen: Würde sie 'ersetzt'? Würde dieser Zustand noch länger andauern? Würde überhaupt irgendetwas beim alten bleiben?
Mit der Geburt beider Schwestern lösten sich viele dieser Ängste auf, doch andere erwuchsen mit jedem folgenden Jahr: Trotz ihres jungen Alters zeigte sich schon schnell, dass Eli und Lysi kaum Gemeinsamkeiten mit ihr hatten: Sie waren bequem und häuslich und hegten kaum einen Funken von Neugier in sich – kurzum: Sie waren wie so viele Hobbits dieser Regionen, bodenständig und zufrieden mit dem Gegebenem. Ebenso konnten sie ohne Ängste, Bedenken oder Gefühle der Übelkeit 'gewöhnliche Hobbitrationen' verspeisen, denn sie kannten nicht den dunklen Schleier der alten Wandertage, der noch immer in Iris Kopf herumschwirrte und konnten daher durchaus 'gewöhnlich' leben, was bei vielen Hobbits der Umgebung hoch angesehen wurde (soange sie nicht zu eng mit Beutelsend verzahnt waren). Für Iris bedeutete es Jahr für Jahr jedoch eine weitere Entfremdung von beiden geliebten Schwestern, deren Lebensstil sie einerseits bewunderte und um den sie sie beneidete (sie passte trotz bester Versuche nie wirklich in das Bild eines 'Normalhobbits') und andererseits aufs schärfste ablehnte (insbesondere im Bezug auf ihren verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln in Zeiten des Wohlstandes). Es war ein grauenvolles Gefühl diese Trennung mit jedem Jar schärfer zu erkennen, denn trotz aller Differenzen liebte sie ihre Schwestern innig und vollrichtete die nötigen Arbeiten nur ihretwegen mit höchster Konzentration und sogar mit Anflügen von Motivation.
Am Ende der Tage, ausgelaugt von den Arbeiten, gestresst von den gegensätzlichen Gefühlen bezüglich des Verhaltens ihrer Schwestern und noch immer getrieben von ihrem Verlangen nach dem samtenem Gold, flüchtete sie immer öfter zu ihrem Zufluchtsort des Sees.
An einem jener Tage, an dem es einen der wenigen wirklichen Konflikten mit ihren Schwestern kam, trieb Iris schon mittags umher, was ihr diesmal jedoch keineswegs zur Ruhe verhalf: Es war einer eben jener Tage, an dem sie sich immer mehr bewusst wurde in wie weit die Bewunderung dabei war sich nach vorne zu drängen: Beide Schwestern hatten wohl geformte Hobbitmaße und sie? Ihr (nach Hobbitmaßstäben Unterkonsum) hatte sie vergleichsweise dürr hinterlassen, was durch ihre Größe noch weiter hervorgehoben wurde und durch ihre Arbeiten der letzten Jahre und vor allem ihre langjährige Schwimmerfahrung besaß sie ebenso eine ganz ordentliche Muskulatur, was ebenso das Fehlen des charakteristischen Bauches der Umgebung betonte. Sie wusste jedoch zu gut, dass sie daran nichts ändern konnte, sie konnte es einfach nicht über sich bringen 'normale' Rationen zu essen. Umhertreibend seufzte sie laut, denn dies waren Gefühle, die sie einfach nicht einzuordnen wusste: Sie wusste dass sie dies nicht konnte und tief im Inneren gar verabscheute, doch trotzdem bewunderte sie es insgeheim und neidete ihre Schwestern um diese Fähigkeit. Doch was genau war dies? Vor allem: Warum? Wie konnte sie etwas für sich wollen, dass sie verabscheute? Wie konnte sie etwas verabscheuen, das sie für sich wollte? Diese Fragen verwirrten sie und die Aussicht über diese Fragen noch weiter von ihren Schwestern zu weichen, verängstigte sie, doch tief im Inneren keimte schon ein schwacher Samen der Erkenntnis: Sie wollte einfach nur normal sein! Es war mittlerweile fünf Tage her, seit sie diese Gruppe junger Hobbits das letzte Mal gesehen hatte, die an der Küste umherliefen und ihr allerhand Fischnamen zuriefen. Lachskopf!, Wassermulch!, es waren nicht die schlimmsten Worte, doch sie zeigten ihr deutlich, dass sie infach nicht in ihrer Art dazugehörte. Die Erinnerungen an diese Tage nagten schwer an ihr, vor allem da sie nun täglich sehen musste, wie 'Normalität' aussieht oder wie sie hätte hineinpassen können. Leichte Tränen schossen in ihr Gesicht, es war schmerzhaft an so etwas zu denken und darin war sie allein – sie konnte nicht mit ihren Eltern oder ihrem Onkel reden, denn sie durften nichts von den andauernden Ausflügen erfahren und ihre Schwestern waren sowohl zu jung, wie auch zu geschwätzig.
Hierin war sie allein.
The Chaosnight:
Doch trotz all dieser Gefühle hatte sie heute nicht nur vor sich in den sanften Wogen hintreiben um sich zu entspannen oder in ihnen wieder zur Ruhe zu finden: Heute würde sie sie umschwimmen und erstmals zur anderen Seite gelangen. Das Kartenmaterial ihres Onkels offenbarte dort einen größeren Steg und schier gigantische Grünanlagen, die Iris unbedingt sehen wollte...neben dieser Herausforderung selbst natürlich. Sie stellte sich kurz aufrecht und wichte sich durchs Gesicht – Sie war bereit!
Ihr Seil hatte sie vorsorglich zu Hause gelassen, sein Fehlen hätte auffallen können und für diese Distanzen wäre es ohnehin zu kurz gewesen. Ohnehin fühlte sie sich mittlerweile so sicher, dass sie es schwerlich für nötig hielt. Sie holte ein letztes tief Luft und sprang hinein.
Die ersten Meter waren ein wunderbares Gefühl: Sie war die Herrin ihrer Umgebung und würde nun auch die letzte ihrer Widerstände zerschlagen. Doch diese Euphorie wurde mit jeder weiteren Sekunde schwächer, mit jedem Meter schwieriger Aufrechtzuerhalten – Denn noch standen die Mauern und sandten massenhaft Salven herab, die ihre Eroberung massivst verlangsamten. Kurz hinter dem Mittelpunkt zeigte sich das scheußliche Gesicht dieses erbitterten Kampfes gegen den vermeintlich doch so schwachen Gegner: Nach und nach schwanden ihre Kräfte, ihre Arme waren schwer, die Beine krampften und auch die Luft in ihren Lungen schien enger zu werden. Sie war zu weit vorgedrungen um wieder umkehren zu können, doch die sichere Festung lag ebenso weit vor ihr und um sie herum war nichts als das tückische Land, was sich gegen jeden Eindringling wendet. Es war ungewiss ob eine Fortsetzung dieses Kampfes mehr bringen würde als ein letztes, glorreiches Aufbäumen gegen einen übermächtigen Feind, bevor seine Massen einen zerdrückten, doch wenn schon ihr Körper diesem Kampf Tribut zollte, war ihr Geist stärker denn je. Mit eisernem Willen allein kämpfte sie sich weiter vorwärts und durchbrach Linie um Linie.
Erst als das Ufer in nächster Nähe erschien und sie die ersten Ausläufer des gigantischen Steges neben sich erkannte, spürte sie wieder ihren Körper und die Anstrengung. Sie war zu nah um mit Willenskraft alleine den Kampf zu wagen und zu fern um dies mit ihrem Körper zu versuchen.
Um ihre Kräfte zu regenerieren drehte sie sich auf den Rücken und versuchte sich treiben zu lassen, bis sie wieder die Kraft hätte die letzten Meter zu wagen, doch selbst dies verbrauchte Unmengen ihrer Energie.
Doch während sie noch am Überlegen war, wie sie hier herauskäme...
"Oy!"
Auf diesen Ausruf hin vernamm sie nur ein lautes Platschen und überaus hektische Bewegungen ganz aus ihrer Nähe. Ein Blick zu ihrer Seite offenbarte einen weiteren Hobbit im Wasser, der panisch umherruderte ohne irgendwie vorwärts zu kommen. Es war ein erbärmliches Bild, doch dies war es, was Iris wieder die Kraft gab weiterzumachen: Sie konnte nicht in Kraftlosigkeit herumirren wenn andere in solcher Gefahr schwebten, vor allem wenn dies in ihrem Element passierte! Sie stieß vorwärts und packte den Hobbit am Oberkörper, sodass sein Kopf über Wasser blieb, doch sonderlich weiter kam sie dadurch auch nicht: Ohne ihre Arme war sie so hilflos wie seit Jahren nicht mehr und in diesem Griff fiel es ihr selbst unheimlich schwer halbwegs in Haltung zu bleiben. Andauernd tauchte sie selbst unter und verschluckte unzählige Massen salzigen Wassers, wurde geblendet oder konnte kaum vernünftig atmen – doch sie kam vorwärts.
Am rettendem Uferrand angekommen fiel ihr der nun regungslose Hobbit unsanft aus den Arme, sie selbst sank auf die Knie und spuckte Unmengen an Flüssigkeit heraus. Mit jedem neuem Schwall wurde ihr mehr bewusst wie töricht die ganze Aktion war und was alles hätte passieren können, doch es überwugen noch Zorn und Verletztheit über der reifenden Erkenntnis – Zorn über ihre Schwäche und verletzt aufgrund ihrer Eingeschränktheit in den Armen des Fremden und dem Verlust so vieler Körperfunktionen. Schwach kroch sie zu dem Fremden und drückte ihm unsanft die Flüssigkeit aus den Lungen. Noch immer über ihn gebeugt und mit zornig funkelnden Augen brachte sie kein Wort hervor, doch ihre gesamte Ausstrahlung sagte schon genug.
Ihr war durchaus bewusst, dass dieser Hobbit nur wenig mit ihrem Zorn zu tun hatte und ihre Erziehung verbat es ihr ihn in der Öffentlichkeit zu entfesseln, doch sie fühlte sich so verführt wie selten zuvor und ... entzwei. Sie wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte, die Ruhe waren sollte oder irgendetwas anderes – Während ihr Blick noch immer den Zorn ausdrückte, war sie innerlich schon kaum mehr fähig ihn richtig zu kanalisieren. Was auch immer in den nächsten Minuten passieren sollte, sie wusste einfach nicht wie sie reagieren konnte oder wollte.
The Chaosnight:
"Du..Du kannst ja schwimmen..."
"Gut erkannt!"
"Dann..Dann hätte ich dich gar nicht retten brauchen?"
"Bestimmt nicht!"
"Oh..."
"Eher in die andere Richtung."
"Ähm..danke?!"
Iris wusste nicht warum sie sich so seltsam verhielt oder warum sie verschwieg, dass sie durchaus Hilfe gebraucht hätte, nur wollte – oder konnte? - sie einfach kein Zeichen von Schwäche zeigen. Weiterhin konnte sie jedoch auch nicht in dieser merkwürdigen Art verharren und den armen Hobbit für ihre Verwirrung verantwortlich machen...auch wenn es ihr noch so leicht fiel und ihr erheblich bei der Beruhigung half. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief.
"Keine Ursache."
Ein kurzes Lächeln sprang ihr über ihr Gesicht, "und danke für den Versuch."
Sie richtete sich auf und reichte den am Boden liegenden Hobbit ihre Hand, an der er sich sogleich hochzog. Er war noch ersichtlich schwach auf den Beinen und wirkte leicht verwirrt, sodass Iris ihn stützen musste. Es fiel ihr schwer das Gewicht halten zu müssen, denn auch sie war noch erschöpft von ihrem wahnsinnigem Versuch und der Hobbit war überaus kräftig gebaut, doch sie wollte und konnte noch immer keine Schwäche zeigen.
"Ich bin übrigens Goran", sagte der Fremde.
"Iris", keuchte sie als Antwort.
Sie standen noch einige Zeit auf der Stelle, bevor Goran fragte ob sie sich nicht lieber wieder setzen sollten. Iris stimmte dem sofort zu, sie hätte es wahrscheinlich selbst vorgeschlagen, wenn es ihr nicht so peinlich wäre ihre Schwäche einzugestehen. Während sie sich wieder auf den weichen Boden fallen ließen, bemerkte Iris zum ersten Mal,wie Goran überhaupt aussah und sofort sprang Überraschung in ihr Gesicht: Er war ungefähr in ihrem Alter, überaus stark gewachsen (auch wenn sie dies schon gespürt hatte...) und seine Kleidung wirkte zwar vornehm, aber weder abgehoben noch übertrieben. Am meisten verwunderte Iris jedoch die Feder an seinem Hut, den er er mit Hife eines dünnen Fadens mit seinen Haaren verschnürt hatte.
"Du bist Büttel?", fragte sie.
"Warum so überrascht?"
"Du siehst noch so jung aus. Ich dachte immer dass insbesondere die Verwaltungsebenen immer nur ältere Hobbits aufnehmen."
"Das selbe dachte ich über die Postämter."
Beide mussten instinktiv lachen, bevor Goran plötzlich verstummte.
"Mein Vater ist der Büttel", sagte er langsam, "Ich vertrete ihn nur während sein Bein heilt...Aber anscheinend habe ich einfach nicht seine Fähigkeiten."
"Wie kommst du denn darauf?"
"Nimm doch einfach die Sache von eben: Ich habe unnötig versucht jemanden zu retten nur um dann von dieser Person gerettet werden zu müssen! Weder konnte ich die Sache einschätzen, noch mich selbst."
In Iris keimten Schuldgefühle auf. Nur weil sie stark erscheinen wollte, hatte Goran jetzt Zweifel an sich selbst. Es war jedoch zu spät um jetzt die Wahrheit rauszurücken, jetzt würde sie sich nur selbst lächerlich machen und die Geschichte würde kaum glaubwürdig wirken.
"Sag doch so etwas nicht", sagte sie, halb zu ihm gerichtet und halb an ihren Kopf, "Ich bin auch nur im Postamt, weil es von meinem Onkel geleitet wird. Ich weiß jedoch, dass ich nicht dafür gemacht bin von Haus zu Haus zu ziehen und irgendwelche Briefe und Pakete abzugeben, das überlasse ich lieber meinen Eltern und meinem Onkel. Mir liegen eher die anfallenden Papieraufgaben, insbesondere die Statistiken und Kostenabrechnungen. Vielleicht übernimmst du einfach nur die falschen Bereiche des Bütteldienstes."
Goran schüttelte den Kopf, "Es gibt keine Teilaufgaben des Bütteldienstes! Unsere Aufgabe ist es die Ordnung zu erhalten und Hobbits in Not zu helfen. Was ist ein Büttel, der schon die Grundfunktionen nicht erfüllen kann?"
"Dann such dir doch Hilfe?! Du bist noch jung, die älteren haben doch bestimmt Verständnis, wenn du nicht deren Klasse hast."
"Wen soll ich denn fragen? Einen der dutzenden flüchtigen Bekannten? Einen anderen Unerfahrenen? Einen Altbüttel, den ich kaum kenne und der meinen Anteil bedeutungslos macht?"
"Irgendwen musst du doch kennen."
Goran errötete, "Ich kenne dich."
Ein kurzes Kichern entfuhr Iris, bevor sie sich vor allem eine Frage stellen musste: Meinte er das Ernst?
"Wie meinst du das?"
"Ähm..Na ja...Ich kenne den Beruf und du hast den Tatendrang. Und..ähm..du kannst schwimmen und..äh mein Einsatzgebiet liegt an einigen Seen und Flüssen..."
"Meinst du das wirklich ernst?"
"Ja"
"Aber wir kennen uns kaum..."
"Ich kenne dich genau so gut wie fast alle Hobbits mit denen ich mich als Büttel unterhalten musste und keiner von denen hatte solche Fähigkeiten gezeigt und kaum einer war etwas anderes als..ähm...gewöhnlich."
"Hälts du mich für ungewöhnlich?", fragte sie etwas unsicher. Sie hatte eigentlich nie ein Problem damit 'ungewöhnlich' zu sein, waar sogar stolz darauf besonders zu sein, doch vor allem seit der Geburt ihrer 'normalen' Schwestern wünschte sie sich doch insgeheim etwas besser ins Auenland hineinzupassen.
"Wenn du mir keinen anderen Hobbit zeigen kannst, der durchs Wasser schießt, trotz Auswahl das Papier wählt und vor allem solche Gespräche führen kann ohne schnell auf Themen wie 'Gartenpflege', 'der alte Beutling' oder ähnliches auszuweichen, dann 'ja'."
Iris lächelte, auf diese Art 'ungewöhnlich' war sie gerne.
"Und? Was sagst du?"
"Ich muss zu Hause nachfragen", antwortete sie nach kurzem Überlegen, "In letzter Zeit gab es ziemlich viel im Amt zu tun und ich weiß nicht wie das ohne mich laufen sollte."
"Wenn du willst, kann ich morgen vorbeikommen und mit deinen Eltern und deinem Onkel einen Plan erarbeiten. Zum Glück müssen ja beide unsere Ämter nach Michelbinge berichten und da dürfte es kein Problem sein eine vernünftige Lösung zu finden."
Iris nickte kurz und lehnte sich danach entspannt zurück um ihre Kleidung sonnentrocknen zu konnen.
Als sich die Wege vorerst wieder trennten, hatte Goran noch eine einzelne Bitte: "Behalt die Sache mit dem See bitte für dich."
Mit dem Gedanken, dass sie heimlich geschwommen war und einen überaus gefährlichen Weg gewählt hatte, war ihre Antwort klar: "Selbstverständlich."
Als sich beide erneut umdrehten, war es Iris, die noch eine Frage hatte: "Woher kommt eigentlich der Name Goran?"
Goran senkte leicht den Kopf und murmelte ein beschämtes "Goramac". "Die Tuks waren noch nie für Einfachkeit bekannt wenn es um Namen ging und wenn Tuks und Brandibocks zusammenkommen, kann ja nur so etwas herauskommen..."
The Chaosnight:
Am nächstem Tag kam Goran jedoch nicht, ebensowenig an dem darauffolgendem. Am drittem Tag ohne Nachricht hatte Iris schon die Hoffnung aufgegeben ihn wiederzusehen und den Bütteldienst aufnehmen zu können. Zugegebenermaßen, es überraschte sie nicht, immerhin kannten sie sich kaum und er hatte selbst gesagt, dass sie 'ungewöhnlich' sei...außerdem war ihr Verhalten damals nicht unbedingt das Beste gewesen. Trotzdem verletzte und verärgerte es sie, sie hatte in den letzten Tagen lange über das Angebot nachgedacht und es reizte sie ungemein und dann im Ungewissen gelassen zu werden war ein grauenvolles Gefühl. Ebenso warf dies für sie die Frage auf, was die vielbeschworene Ehrlichkeit des Auenlands und damit einhergehend das gesamte Rechts- und Sozialsystem wert sein sollte, wenn ein öffentlicher Vertreter dieses Systems leere Versprechen abgab.
Gerade deshalb war es für sie eine unglaubliche Freude, als er dann am viertem Tage kam. Er wirkte erschöpft und müde, doch gleichzeitig irgendwie angespannt. Bevor Iris ihn jedoch freudig grüßen oder wütend anmeckern konnte (Sie selbst war sich unsicher welches Mittel sie wählen sollte), ergriff er schon das Wort: "Der alte Weißfuß meint, dass wir im Moment keine Personaltransfers vornehmen sollten. Irgendetwas scheint sich im Süden anzubahnen, immer mehr von deren Ämtern übernehmen Aufträge in unseren Breiten zu schier unmöglichen Konditionen. Solange dies nicht geklärt ist, kann er einem Wechsel nicht zustimmen."
Iris seufzte, sie hatte sich einige Gründe vorgestellt, woran es scheitern könnte, aber keiner dieser Gründe war ein bürokratischer. Langsam dämmerte es ihr, warum ihr Onkel einen solchen Hass auf diverse Ämter schob...
"Aber...", ein kurzes Lächeln flog durch Gorans Gesicht, "Ich habe in den letzten Tagen die Michelbinger Buchstätten durchsucht und eine Lösung gefunden: Während du nicht offiziell in den Bütteldienst einsteigen darfst und es verboten ist Büttel ohne Bestätigung des ersten Büttels einzustellen, spricht nichts gegen freiwillige Aushilfe. Diese wird sogar ausdrücklich empfohlen, sofern dies 'zur Erfüllung des Bütteldienstes erforderlich' sein sollte. Nun ja, es ist zwar nicht ganz das selbe, aber je nach Anzahl der abgeleisteten Dienstzeit gibt es Auszahlungen aus dem Bütteltopf, man kann die Büttelküche benutzen und erhält natürlich die gesellschaftlichen Vorteile. Wenn du Interesse hast, melde dich einfach im Büttelheim."
Von Freude ergriffen umarmte sie Goran stürmisch, bevor sie sich peinlich berührt löste und ein undeutliches ''tschuldigung' murmelte.
"Ich nehme dies als 'Ja'?"
"Ja!"
"Sehr gut! Wir sehen uns dann wenn du Zeit findest?"
"Ja. Wahrscheinlich morgen."
"Dann bis Morgen."
"Bis Morgen."
Nachdem er das Haus wieder verlassen hatte, blieb Iris noch einige Zeit auf der Stelle stehen und dachte an die kommenden Tage und wie es denn sein würde eine Art Büttel zu sein. Kurz darauf betrat jedoch Eli das Zimmer und riss ihre Schwester aus ihren Gedanken: "War das dein Liebhaber, Schwesterchen?"
Iris lachte trocken und antwortete mit einem einfachem 'Nein', doch natürlich ließ sich Eli davon nicht abbringen ihre Frage in allerhand Variationen zu wiederholen. Es war eine nervige Angelegenheit, die so ziemlich jeden anderen Hobbit verrückt oder aggressiv machen würde, doch für Iris war es unangenehm erfreulich: Es gab doch Sachen, die sie mit ihren Schwestern zusammen machen konnte! Nach einigen (immer einfallloserer) Sprüchen, antwortete Iris schließlich auf die Frage ob sie ihn mochte mit 'ja', woraufhin Eli kurz stockte, ihren halb geplanten Satz abwürgte und kreischte: "Ich wusste es!". Kurz darauf lief sie mit breitem Grinsen davon.
The Chaosnight:
Bevor sich ihr Onkel am Abend an den Tisch setzte, wandte er sich an Kolman und Penelope: "Wisst ihr warum heute der Büttel im Haus war? Normalerweise ließ der alte Mehlkloß uns die Arbeit immer nach unserem Bestreben vollrichten."
"Nein, ehrlich gesagt haben wir ihn gar nicht bemerkt. Vielleicht hat er ja auch nur einen persönlichen Brief abgegeben..."
Er zuckte mit den Schultern und murmelte "Hoffentlich, ich habe keine Lust mich schon wieder über neue Vorschriften beschweren zu müssen."
Er setzte sich und begann kurz darauf seine Brote zu essen, unterbrochen nur von wenigen Anmerkungen bezüglich des ihm unbekannten Büttels und der ständigen Nachrichten aus Michelbinge. "Wer auch immer dieser Büttel zu sein glaubt...", begann er nach einiger Zeit, doch bevor er fortsetzen konnte, warf Eli ein: "Der? Der ist niemand, nur Iris Geliebter." Lysi hustete Großteile ihres Essens über den Tisch und Iris funkelte ihre Schwestern böse an. Sie hatte kein Problem damit solche Sprüche im kleinerem Kreis zu hören, doch mussten sie am Esstisch noch weitermachen?
"Ein Freund", sagte sie, "Irgendein Problem damit, Lysi?"
"Nein, nein, ich hielt es nur für...ungewöhnlich."
"Was heißt hier 'ungewöhnlich'?"
Bevor sie antworten konnte, ergriff ihre Mutter das Wort, "Das war bestimmt nicht auf dich bezogen. Ich selbst hielt es für ungewöhnlich...immerhin bist du noch ziemlich jung um dich fest zu binden." Iris wusste genau, dass ihre Schwester etwas anderes gemeint hatte, doch ihr war nicht nach einem Streit zumute, viel mehr beschäftigte sie das 'Alter'-Argument: Sie war also alt genug um tagtäglich im Postamt die Arbeiten zu vollrichten, im Haushalt zu helfen oder für ihre Eltern einzuspringen wenn sie verhindert waren, aber zu jung um zu entscheiden mit wem sie sich einließ? Bevor sie diesen seltsamen logischen Schluss jedoch ansprechen konnte, hatte ihr Onkel wieder das Wort ergriffen: "Was wollte er?"
"Er hat mich gefragt ob ich in den Bütteldienst eintreten möchte."
Diesmal spuckte ihr Onkel über den halben Tisch und ihre Mutter fragte besorgt: "Was hast du gesagt?"
"Dass ich nichts dagegen hätte, aber sehen muss, wie das zeitlich passt. Ich weiß ja, dass ich auch hier gebraucht werde."
"Irgendetwas anderes?", fragte ihr Onkel.
"Nichts wichtiges. Er hatte mich schon einmal gefragt, musste aber irgendetwas noch abklären, bevor er es offiziell machen wollte. Na ja, da der Weißfuß irgendetwas gegen eine Festanstellung hatte, soll das gemäß irgendwelcher alten Regeln laufen..ich bekomme was ich erarbeitete und so weiter."
Sofort wurde ihr Onkel hellhörig. Er legte sein Brot weg und lehnte sich leicht nach vorne, "Was war mit Weißfuß?"
"Irgendwelche steigenden Geschäfte aus dem Süden...scheinen ihre Wege zu vergrößern oder so."
"Verflucht!" Er stand auf und verließ den Tisch in Richtung seines Zimmers, "Ich muss dem alten Mehlkloß dringend einen Brief schreiben um zu wissen was genau da vorgeht. Schon der eine Bolgerzweig ist zu einem Süddienst gewechselt und wenn sich dies ausbreitet könnte es katastrophale Auswirkungen haben."
"Bist du dir sicher, dass du diese Aufgabe annehmen möchtest?", fragte ihre Mutter sie, "Hier im Amt hast du deine Familie, bei den Bütteln herrscht bestimmt eine ganz andere Sprache."
"Ich vertraue Goran. Außerdem werde ich wohl Großteile des Tages immer noch hier sein und mich abregen können, im Grunde lager ich ja nur meine Freizeit aus."
"Wer ist dieser Goran überhaupt?"
"Er ist..Er ist der Büttel von dem hier die Rede ist?", sagte sie unsicher. Sie konnte einfach nicht beschreiben wie Goran war und die Wörter verdrehten sich bei jedem Versuch.
"Das konnte ich mir denken. Mich interessiert eher woher du ihn kennst und weshalb er dir eine solche Stelle anbietet."
Mit solch einer Frage hatte sie früher oder später gerechnet, trotzdem war sie darauf absolut nicht vorbereitet. Sie hatte ihm versprochen nicht darüber zu reden und wollte dies auch von sich aus nicht, doch viel weniger wollte sie ihrer eigenen Mutter ins Gesicht lügen. "Ich habe ihn während seiner Büttelarbeit kennengelernt.", sagte sie knapp, "Wir kamen ins Gespräch und na ja, es ergab sich einfach. Er hat den richtigen Geist, ihm fehlt es nur am Tatendrang und ich habe zu viel überschüssige Energie."
"Das reicht um einen solchen Posten zu bekommen?"
"Äh..ja."
"Ich weiß, wenn du mir etwas verschweigst, Iris. Ich bin deine Mutter, ich kenne dich gut genug um so etwas zu wissen."
"Ich mag ihn einfach, okay? Wir haben uns kennen gelernt und er meint, dass er jemanden wie mich brauchen könnte. Ich habe zugestimmt weil ich ihn mag..nicht mehr und nicht weniger!"
Eli kicherte wild, während Iris sprah und ihre Mutter wirkte zwar nicht überzeugt, aber zufrieden.
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