Elea und Araloth von "Eleas Haus im vierten Ring"Viele waren wieder gekommen zu dem Treffen der Getreuen des Königs. Bekannte Gesichter und teils auch hoch angesehene Menschen der Stadt, reiche Händler, tapfere Soldaten und sogar ein Mann aus den Rängen des Stadtrates.
Die einleitenden Worte hatten Elea und Araloth verpasst, doch dies machte nichts, denn unter keinen Umständen durften sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ehe der rechte Moment gekommen war.
„… Flaggen mit dem Wappen des Roten Auges auf den Toren der Stadt. Minas Tirith ist kurz davor zu Fallen und allen Ruhm der vergangenen Tage zu verlieren. Was gedenken wir zu tun, was können wir tun? Viel zu lange schon sehen wir nur zu…“, sagte ein Sprecher, der sich auf der hölzernen Balustrade der Heilhäuser aufhielt.
„Du vergisst schon wieder auf meinen Einwand. Was ist mit dem König? Bist du bereit die Klinge zu führen, die sein Herz durchstoßen wird?“, warf Ioreth ihre ewig gleiche Meinung ein.
Angst und Nervosität übermannten Elea, als sie zuerst zaghaft, dann jedoch in lautem und bestimmten Tonfall zu sprechen begann: „Gestern Abend war es soweit. Zwei Orks aus Mordor haben ihr erstes Opfer in Minas Tirith erlegt.“
Erschrocken blickten die Anwesenden auf Elea, die sich nun die Kapuze aus dem Gesicht strich und ihr Antlitz zeigte.
„Du… Du hast kein Recht hier zu sein. Deine Meinung hat hier keine Belange. Ich habe dich verbannt, elende Verräterin“, brüllte Ioreth mittlerweile.
„Ich bin keine Verräterin!“, antwortete die Frau.
„Werft sie hinaus“, forderte Ioreth die Wachen auf.
„Was geschah in der gestrigen Nacht?“, fragte jedoch der Sprecher Elea.
Alle im Raum waren überrascht und ein tiefes Schweigen erfüllte den Saal: „Was ist Gestern geschehen?“
„Ein Mädchen wurde angegriffen in der Spielmannsgasse. Zwei Orks waren die Schuldigen, die ersten und sicherlich nicht die letzten, die die Mauern der Stadt überschritten haben.“
„Woher wisst ihr das?“, fragte der Sprecher nach.
„Eine gute Freundin eilte ihr zu Hilfe und brachte sich dabei selbst in Gefahr.“ Erschüttert sah Araloth auf Elea, die ihm diese Information vorenthalten hatte. „Mit viel Glück haben beide überlebt und sind nun wieder wohl auf.“
„Dies sind schreckliche Nachrichten die ihr hierher bringt“, sagte der Sprecher „Wenn Angriffe auf das Volk von Minas Tirith nahen, können wir nicht mehr untätig herum stehen. Menschen werden sterben, duzende, hunderte nein, sogar tausende. Wir müssen Pläne schmieden und die Zeit….“
Ein lautes Rumpeln störte den Sprecher und alle zuckten augenblicklich zusammen. Überrascht blickten Sie zur Tür, absolute Stille lag in dem schwach beleuchteten Raum.
„Reißt die Tür ein!“, hallte ein lauter, herrischer Befehl durch die Straße vor dem Haus „Beeilt euch.“
„Sie sind hier!“, zischte eine Stimme. Die Menschen in den Heilhäusern wurden unruhig, alle sprachen durcheinander und keiner wusste sich recht zu helfen. Nur die Soldaten stützten sich gegen die Holztür um das Brechen zu verzögern.
„Hast du sie hergeführt?“, beschuldigte sie Ioreth sofort.
„Nein!“, verteidigte sich Elea „Ich wusste selbst nichts von dem Treffen bis er mich einweihte.“
„Ich glaube dir nicht“, sagte die Alte gehässig.
„Im Moment sitzen wir alle im selben Boot. Zieht eure Mäntel an!“, befahl ihnen Elea „Und stülpt euch die Kapuzen weit ins Gesicht. Araloth, Ioreth, wir brauchen Verbände um unsere Gesichter zu verdecken.“
„Vermummte Gesichter bewahren uns auch nicht vor dem Schicksal das Hochverräter erwartet“, sagte Ioreth dagegen.
„Aber sie helfen uns unsere Identitäten zu verstecken und bieten uns ein wenig Hoffnung unerkannt zu entkommen.“
Eilig räumten die drei alle Kästen aus und verteilten die Verbände an die Anwesenden. Währenddessen blockierten die Soldaten die Tür mit einem massiven Holztisch. „Shhhhhht“, zischte Elea durch den Raum und so leise es ging sagte sie: „Ioreth, wieviele Ausgänge gibt es?“
„Vier, einen über den Hof, einen durch die Lagerräume im Keller, einen über den Kräutergarten und nunja, der vierte ist blockiert.“
„Verteilt euch in drei Gruppen, jeder nimmt einen anderen Weg. Zeigt nicht euer Gesicht und nennt keine Namen. Beeilt euch“, befahl die Dunedain.
Elea lief durch die Massen zur Türe: „Ihr seid tapfere Männer, aber gegen die da draußen könnt ihr nichts ausrichten. Der Tisch wird noch ein wenig standhalten. Verschwindet und nehmt Ioreth und Araloth mit.“
„Herrin“, sagte einer von ihnen, neigten den Kopf ehrfürchtig vor ihr und verlies seinen Posten. Elea stemmte sich fest gegen den Tisch, doch schon mit dem ersten Schlag des Rammbockes, öffnete sich die Tür einen kleinen Spalt. Eleas Kopf prallte auf das Holzbein des Tisches, es schmerzte, doch sie hielt durch. Plötzlich kam ihr jemand zu Hilfe.
„Araloth, Ioreth… ihr müsst gehen.“
„Glaubst du ich lass dich hier allein? Was für ein Mann wäre ich, wenn ich einer Frau in Not nicht helfen würde?“, sagte er schelmisch grinsend.
„Sie werden mir nichts tun. Herumor wird mir nichts tun“, sagte sie.
„Sei dir da nicht so sicher, liebes Kind. Es scheint, dass ich dich unterschätzt habe und er auch. Wenn er dein wahres Gesicht erkennt, wird er vielleicht nicht mehr so gnädig sein“, sagte die alte Dame zu ihr.
„Und du sorgst dich nicht um dein Leben?“
„Wir sind hier in den Heilhäusern, deren Obhut mir obliegt, denkst du ich komme ungeschoren davon, egal ob ich hier oder sonst wo bin?“
Gemeinsam verbarrikadierten sie die Türe und beobachteten wie die getreuen den Königs einzeln den Raum verließen. Fünf Schläge dauerte es noch, bis das Tor barst und zahlreich die Soldaten Herumors hereinströmten. Araloth versuchte sich zu wehren, doch mit drei Schlägen auf Schulter, Kopf und Rücken brach er zusammen, Ioreth kauerte sich in eine Ecke und wartete auf ihr Schicksal. Einige wenige die den Saal noch nicht verlassen konnten wurden brutal von den Feinden niedergerungen und als sie schon am Boden lagen, wurde weiter auf sie eingetreten.
Alles um Elea drehte sich, sie saß unter einem Tisch und weinte. Blut strömte aus Araloth’s Nase und Mund und die Verbände der verhüllten Gesichter färbten sich langsam rot.
Lange schon hatte Elea nicht mehr so große Angst, bis ihr etwas aus ihrer Kindheit in den Sinn kam, Haldar hatte es einmal zu ihr gesagt: „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern nur der Beweis, dass es etwas gibt, dass stärker ist als die Angst.“
Sie kroch hinter dem Tisch hervor und richtete sich in ihrer vollen Größe auf. Ihr Haar war zerrüttet und ihre Augen rot unterlaufen, aber so laut sie nur konnte brüllte sie „Das ist genug!“