Eru landete in einem hölzernem Schiff Alqualondes am Grauen Hafen und wurde zugleich von Cirdan gegrüßt – einen der ältesten Elben Ardas, einen der ersten, der der im Großen Krieg von Aman nach Beleriand zog und seitdem die Grenze beider Reiche von Erus Kindern bewachte. Als einer der größten Schiffsbauer des alten Westens und vertrauens-würdigsten Elben aller Zeiten, wurde ihm diese Aufgabe von Manwe persönlich vorgeschlagen, eine Wahl, die auch ganz in Erus Willen lag, ein Gefühl, welches sich mit jeder gefahrenen Meile verstärkte: Neben seinen offensichtlichen Tugenden verströmten auch seine Konstruktionen ein Stück der alten Weisen und erinnerten Eru stark an sein Ideal der geplanten Welt.
„Seid gegrüßt, Reisender des alten Westens“, begrüßte ihn der alte Weltenwächter, dem der ständige Kontakt der alten Grenze ziemlich zugesetzt hatte, „Selten ist es geworden, dass jemand diesen Weg noch beschreitet und jedesmal scheint dies eine neue Überraschung zu sein: Zuerst erstrahlt der strahlende Held Gondolins in neuem Glanze und dann erscheinen die fünf Istari in diesen Gefilden. Doch in Euch erkenne ich weder das Leuchten des alten Heldens, noch den schleichenden Befall, die giftige Ambition oder die Gelassenheit der meisten Gesandten. Ihr erinnert mich vielmehr an den Einen, dessen Geist vor Leidenschaft glühte und der sich voll und ganz seiner Mission verschrieb...nur stärker und doch verschlossen. Den Einen, der die Macht der verfluchten Relikte zu bändigen wusste und damit das einzig richtige tat.“ Cirdan hörte sich schwach an und doch wie einer der ganz Hohen. „Ich weiß, dass es mir nicht zusteht Euren Auftrag zu erfragen, doch lasst Euch gewarnt sein: Dunkle Zeiten nähern sich auch dieser Festung und der Korrumpierte ist zum Korrumpierer geworden – Selbst die Gesandten des Einen sind gefallen oder gescheitert. Lediglich einer steht noch bei uns und dieser hat sich nicht den Eruhini, sondern Arda selbst verschrieben.“
„
Aiwendil“, dachte Eru, „Immer schon behieltest du ein Auge auf jene, denen die Kraft fehlte sich selbst gegen den Schatten zu stellen. Auch wenn dies nicht deine Aufgabe war, ist dies ein großer Dienst für Arda.“
Eru blickte Cirdan prüfend an und legte ihm einen seiner Daumen auf die Stirn. „Ich bin gekommen um zu beenden, was einst begann. Gekommen, um Mittelerde für den Rest der Weltgeschichte zu einem sicheren Ort für die Eruhini zu machen. Deine Aufgabe darin soll gewürdigt werden – Ich überbringe dir einen Blick auf die ewige Flamme und eine Nachricht des Einen:
Wenn der letzte Krieg gefochten wurde und der große Verräter, gestärkt durch das ewige Nichts, seine Essenz verliert und Arda am Abgrund steht, wirst du in der ersten Reihe jener stehen, die den Zweiten Gesang anstimmen werden.Aber nun muss ich weiter ziehen. Es ist Zeit wieder Ordnung herzustellen.“
Eru verließ den altehrwürdigen Hafen und durchwanderte die Wildernis der Nordlande. Es war ein schönes Gefühl gleich zu Beginn seiner Reise jemanden zu finden, in dem noch immer der alte Geist weilte, doch er wusste leider zu genau, dass es nicht ewig so bleiben würde. Der Skandal um die Numenorer hatte ihm schon vor Jahrtausenden gezeigt, dass Morgoths Essenz noch immer umherwandelte und mit einem erstarkten Sauron würde sich dies kaum verbessert haben. Er erinnerte sich genau an die Worte seiner engsten Vertrauten, Namos und Manwe, als er in Valinor auftauchte und von seinem Plan erzählte: „Man sagte uns stets nach deine Pläne am besten zu verstehen und wir halten unser Vertrauen in dich, doch wir haben schon vor Jahrtausenden erkannt, dass in Mittelerde Kräfte weilen, die uns selbst in unserem Terrain gefährlich werden könnten. Am Fuße dieser Gefahren wissen wir nicht, was genau uns erwarten könnte. Sollten dir irgendwelche Probleme entgegenschlagen, rufe nach den Adlern oder frage nach jenen Helden vergangener Zeitalter, wir werden alles tun sie auf schnellstem Wege zu dir zu führen.“
Er hatte nur abgelehnt, dieser Kampf galt allein seinen Kindern. Er konnte nicht weitere Maiar hineinziehen oder auf jene vertrauen, die dem Schatten schon einmal ausgesetzt waren und ihm erst wieder am Ende aller Tage begegnen sollten. „Darauf sollte Mittelerde nicht ewig vertrauen müssen. Ein Bündnis aller Freien Völker, mitsamt Eonwe unter dem Segen aller Valar selbst konnte nur Morgoths Körper zerschmettern. Die alten Kämpfer sind gegen seine Überreste und die Kräfte, die sie besetzen wirkungslos. Selbst du, Manwe, mein höchster und mächtigster Gefolgsmann, könntest nur einen weiteren der großen Kriege hervorrufen und du weißt, dass dein Schicksal sich erst in der Dagor Dagorath mit dem Mittelerdes kreuzen wird. Viele haben während dem ersten Schatten einen Ausblick auf das Ende der Welt gesehen und genug Krieg und Leid für ein Weltenalter gesehen. Nur meine Kinder selbst können die Welt bis zu jenem Tag noch retten und von allen Gesandten jedes einzelnen Valars hat keiner genug Impulse senden können in ihnen die ureigene kraft zu wecken. Ich bin der letzte, der dieser Welt helfen kann und der einzige, der in körperlicher Gestalt nicht der dunklen Saat ausgeliefert sein wird. Sollte ich scheitern, könnten wir nur Tulkas bitten wie in alten Zeiten den Schatten zu jagen und körperlich zu zerschmettern, doch wird dann nur ein weiterer Schatten aus der Saat beider Dämonen entstehen und die Welt dunkler denn je erscheinen – Ein weiterer Gegner der letzten Stadt wird emporsteigen und ermächtigt und in Mittelerde wird erst Recht das Bild entstehen, dass der alte Westen jegliche ihrer Probleme lösen wird. Sollte ich jedoch Erfolg haben, wird Mittelerde erstmals frei von Eäs Geburtsfehlern sein und der Westwind kann den Schatten von ihm wehen, wodurch diese Welt zumindest ein Zeitalter in seiner reinsten Vision erleben könnte.“
„Uns liegt es fern an dir zu zweifeln und wir vertrauen deinen Plänen, doch als einer, der nie die Domäne des Schattens betreten hat, müssen wir dir die Erfahrungen Olorins mit auf den Weg geben, als er kurzzeitig in Mandos weilte. Hier in Aman war er der mit Abstand weiseste aller Istari und der einzige mit genug Verstand die Gefahr des Schattens zu begreifen, doch kaum hatte er den Hafen betreten, konnte sein Körper nur noch das wichtigste Wissen halten und nur im Angesicht eines alten Feindes konnte er auf mehr seiner außerweltlichen Kräfte zugreifen als jene, die er durch Cirdans Ring zu beherrschen wusste. Selbst sein neuer Körper trägt lediglich die zusätzlichen Kräfte in sich, die Curomo so leichtfertig von sich warf. Deine Kräfte werden ähnlich beeinträchtigt, außer dass deine Macht ein unendlichfaches der Istari darstellt und damit der Fall stärker wird. Du magst zwar deinen Körper ändern können und einige Fähigkeiten besitzen, doch vielmehr wird sich nicht ergeben können, denn viel mehr geben die Grenzen deiner eigenen Welt nicht für gewöhnliche Lebensformen her und du selbst wärest für sie nur eine positive Ungolianth: Ein Fremdkörper, der nicht für diese Welt vorgesehen wäre und jegliche Ordnung zerstört.“
Doch die Warnungen der beiden Valar und des weisen Elben sollten sich bald bewahrheiten: Während Eru in einem abgestorbenem Waldstück stand und versuchte die Bäume mit seiner ureigenen Macht zu reanimieren, begegneten ihm zwei robuste Nordmenschen, die ihn mit gezogenem Schwert stellten: „Stehen bleiben und Geld her, Elbenabschaum! Dieser Wald gehört Saruman!“
Eru seufzte, hier hatte er es: Zwei seiner Söhne, die unter den Schatten gefallen waren und die die Macht besaßen ihn schon jetzt aus seinem Kunstkörper zu reißen. Langsam blickte er auf die Männer und auf den frisch wiederhergestellten Wald. Er fühlte sich noch nicht bereit gegen diese zu kämpfen, die möglicherweise noch heilbar wären, doch konnte er weder fliehen, noch seine ureigenen Kräfte verwenden. „Verzeiht, meine Herren, haltet ihr dies wirklich für notwendig? Diese Wälder gehören Arda und jenen, die es bewohnen. Ihr beide solltet mehr Anrecht auf diese haben wie dieser Saruman, der nicht von diesen Gefilden ist. Überlegt es Euch gut, meine Herren, und lasst Euch den Rat eines alten Wesens mit auf den Rat geben:
Ech tirog maenas dorog
Im óven na maelui
Vi a nîn dól
Cant na glir anîra "salph"
Ebent inn hen
Amman ech pedig
Im torog o minui Gwirith,
Gwirith, Gwirth
[/i]
Aber noch während er diesen alten Gesang aufsagte, fingen beide Waldläufer an unruhig zu werden und als er nach der ersten Strophe eine kurze Pause einlegte, schrie der eine: „Er will uns verhexen!“
Beinahe zeitgleich zogen beide ihre Waffen und stürmten auf Eru zu. Dieser seufzte erneut, „Verzeiht mir“, murmelte er und extrahierte seine Energie wieder aus dem Wald, der leblos wie nie zuvor in sich zusammenbrach. Er richtete seine Hand auf die Angreifer und blendete sie, bevor er seinen Körper von sich riss und sich mit der verbliebenen Kraft den Körper eines längst vergangenen Nordmenschens anlegte. Es war eine anstrengende Prozedur, die Eru beinahe kraftlos zurückließ, er hatte beinahe jegliche eigene Reserven aufgebraucht und er spürte in sich ein wütendes Lodern des Geheimen Feuers, das die mutwillige Zerstörung seiner Schaffungsschaffung verfluchte. Tatsächlich – Hier in Mittelerde musste er wie eines seiner Kinder sein um zu Überleben. Mit einer letzten Anstrengung mobilisierte er den blendenden Strahl um die Nordmenschen und erschuf sich aus diesem eine Kopie ihrer Ausrüstung – Als erstes musste er sich tarnen!
Vor Anstrengung brach er zusammen und wurde von jenen Anhängern Sarumans aufgefangen, die ihn kürztens noch bedrohten. „Komm, Bruder! Dieser Hexer scheint auch dich befallen zu haben. Lass uns zurück zu Lager gehen!“