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Autor Thema: Aus den Schatten in den Schatten  (Gelesen 19008 mal)

Khamul

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Aus den Schatten in den Schatten
« am: 3. Mär 2008, 20:06 »
Sorry für mehrere aufeinander folgende Posts, aber ich hätte gerne, dass jedes meiner Kapitel nen eigenen Beitrag kriegt:

Also: Ring frei für Kapitel 1 meiner Fortsetzung von: "Der Herr der Ringe":

Der Eine vergeht

Sein geflügelter Schatten wurde schon unruhig, während er über dem Heer des Westens kreiste. Seit Tagen hatten er und seine sieben verbliebenen Gefährten die Menschen verfolgt, und nun war der Angriff nahe.
Saurons Mund ritt schon wieder zurück zum Schwarzen Tor. Das hieß, dass die Menschen das Angebot des dunklen Gebieters abgelehnt hatten. Es war auch besser so, denn mit Brandschatzungen und blutigen Verfolgungsjagden waren die unzähligen Orks von Mordor gut bei Laune zu halten.
Das Schwarze Tor öffnete sich langsam. Er sah schon, wie sich die Truppen Mordors gleich einer schwarzen Lawine auf das Heer der Menschen zu- bewegten, welches vom neuen König Gondors noch in Formation gebracht wurde. Welch eine Dummheit! Während Kriegszeiten einen neuen König zu wählen war für ihn purer Leichtsinn. Er war sowieso noch eifersüchtig, weil der Hexenkönig den Ork Gothmog und nicht ihn, den zweithöchsten nach ihm, zu seiner Rechten Hand gewählt hatte.
Dieser Gothmog war nichts anderes als ein Feigling gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Gothmog war während des Ritts der Rohirrim ums Leben gekommen, kurz nachdem der Hexenkönig von diesem Weib erschlagen wurde. Ihm wäre das bestimmt nicht passiert. Nicht ihm, Khamûl, dem zweithöchsten der Nazgûl, dem wahren König der Ostlinge. Er wollte es Sauron beweisen, dass er das Zeug dazu hatte, der Heerführer Mordors zu werden. Beginnen würde er mit der Rächung des Hexenkönigs.
Endlich wurde ein Horn zum Angriff geblasen. Khamûl ließ seinen geflügelten Schatten im Sturzflug herabstoßen, direkt auf eine Gruppe Rohirrim zu. Die Klauen seines Reittiers bohrten sich in einen Rohirrim und rissen diesen von den Beinen. Khamûl lauschte dem verzweifelten Todeskampf des Menschen, sein ersterbendes Stöhnen erweckte in ihm ein Gefühl, triumphiert zu haben. Der geflügelte Schatten ließ den schwer verwundeten Krieger wieder fallen, und Khamûl suchte mit Argusaugen weiter nach dem Weib, welches den Hexenkönig erschlagen hatte.
Er ließ sein fliegendes Reittier knapp über die Köpfe der Rohirrim sausen, welche sich alle vor der Bestie duckten. Dieses Weib würde ihm auffallen, denn den Mut der Verzweiflung, mit dem er es schon einmal kämpfen sehen konnte, würde er nicht übersehen.
Endlich fiel ihm ein Rohirrim auf, der nicht vor seinem geflügelten Schatten zurückwich. In den Augen des Menschen brannte der Mut der Verzweiflung. „Das muss sie sein!“, schoss es Khamûl durch den Kopf. Sofort lenkte er sein Reittier in die Richtung des Weibes. Je näher er ihr kam, umso deutlicher sah er ihre Gesichtszüge. Kein Bart, keine Furcht, nur Verzweiflung spiegelte sich in ihrem Gesicht. Khamûls geflügelter Schatten flog jetzt nur noch knapp über dem Boden. Alle Rohirrim sprangen der schwarzen Bestie aus dem Weg, nur nicht das Weib. Das war sie, da war Khamûl sich sicher. Er würde von Sauron fürstlich belohnt werden, wenn dieser erfahren würde, dass er, Khamûl, der zweithöchste der Nazgûl, den Mord am Hexenkönig gerächt hatte.
Er ließ seine Bestie direkt vor der Kriegerin landen und zügelte sie, damit sie ja nicht nach dem Weib schnappen konnte. Khamûl wollte sie mit seinen eigenen Händen töten. „Nimm deinen Helm ab, Weib, damit ich sehen kann, wie das Licht in deinen Augen verlischt!“, forderte Khamûl das Weib auf, doch sie antwortete: „Ich bin kein Weib!“ Sie riss sich den Helm vom Kopf und Khamûl sah, dass sie in Wirklichkeit ein Mann war, ein Jüngling von zirka 17 Wintern. „Ich habe während diesem Krieg meine ganze Familie verloren!“, rief der Jüngling Khamûl entgegen: „Du machst mir keine Angst!“
Khamûl bewunderte den Mut des jungen Rohirrim. Er spielte mit dem Gedanken, den Jungen zu verfluchen, als er plötzlich die Kontrolle über seinen Körper verlor. Ohne es zu wollen ließ er die Zügel des geflügelten Schattens locker, dessen Kopf sofort hervorstieß. Die Bestie packte den Rohirrim mit ihren Kiefern und erhob sich wieder in die Lüfte.
Endlich hatte Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Er wollte doch nach dem Weib suchen und nicht die Zeit mit dem töten armseliger Rohirrim vertändeln! „Dieser Mord hat doch gar keine Zeit vertändelt.“, hörte Khamûl die Stimme Saurons in seinem Kopf. Die Tatsache, dass sein Gebieter jederzeit seinen Körper kontrollieren konnte, wollte Khamûl nie so ganz hinnehmen. Was ist denn ein König, wenn er nicht die Kontrolle über sein eigenes Handeln hat? – Nur eine Marionette, dass war Khamûls Meinung.
Er ließ seinen Schatten wieder höher steigen und versuchte, das Weib vom Himmel herab ausfindig zu machen, während sein geflügelter Schatten den Rohirrim im Flug verspeiste. Plötzlich hörte er eine mächtige Stimme rufen: „Die Adler kommen!“
Es war tatsächlich so, Gwaihir, der Fürst der Adler, war mit seinem Gefolge gekommen. Ein Adler war einem geflügelten Schatten ein würdiger Gegner, Orks und Trolle dagegen hatten keine Chance gegen sie. Khamûl sah eine Niederlage kommen, also lenkte er seine Bestie direkt auf die Adler zu. Er wollte Gwaihir, den Fürsten der Adler, töten. Wenn Gwaihir erst einmal tot war, würde die anderen Adler der Mut verlassen, dann wären sie leichte Beute.
Fünf der sieben anderen Nazgûl folgten Khamûls Beispiel und hielten ebenfalls auf die Adler zu.
Khamûl duckte sich tiefer in den Sattel, um seinem Reittier weniger Luftwiderstand zu bieten. Gwaihir, der Fürst der Adler und Khamûls geflügelter Schatten flogen direkt aufeinander zu. Beide Kontrahenten hielten ihre Klauen bereit, um sie dem anderen in den Leib zu rammen. Die Wucht mit der die beiden geflügelten Wesen aufeinander prallten war so groß, dass Khamûl fast aus seinem Sattel fiel. Gwaihir und die geflügelte Bestie hatten sich ihre Klauen gegenseitig abgefangen, der Schatten versuchte nun, Gwaihir in den Hals zu beißen, welcher mit Schnabelhieben immer wieder die gefährlichen Kiefer der Bestie von seinem Hals fernhielt.
Plötzlich verlor Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Ungewollt riss er seine Bestie aus dem Kampf mit Gwaihir und spornte sie an, so schnell wie möglich zum Schicksalsberg zu fliegen. Als er wieder die Kontrolle über seinen Körper hatte, hallte ihm ein Befehl Saurons durch den Kopf. Sauron hatte angsterfüllt geklungen, so angsterfüllt hatte Khamûl seinen Gebieter noch nie erlebt. Es musste wohl um den Einen Ring gehen, denn nur dann würde Sauron so ängstlich sein.
Während des Eilfluges zum Schicksalsberg spürte Khamûl immer stärker die Anwesenheit des Einen Rings. Jemand versuchte wohl, ihn zu zerstören! Das musste Khamûl unbedingt verhindern! Er spornte seinen Schatten zu Höchstleistungen an, er durfte nicht zu spät kommen!
Nach einem kurzen Flug mit extremster Geschwindigkeit ließ Khamûl seine Bestie schon im Sturzflug in den Schlot des Schicksalsberges stürzen. Jede Sekunde zählte! Khamûl sah eine bleiche Kreatur von dem Felsensteg zum Herzen des Schicksalsberges stürzen – und sie hatte den Einen Ring in ihren Händen! Er duckte sich tief in den Sattel, Schnell kam seine Bestie der fallenden Kreatur näher. Die Bestie streckte ihre Klauen aus, um die Kreatur mit dem Einen Ring zu packen. Die Klauen stießen nach vor und verfehlten die Kreatur nur um Haaresbreite. Dann klatschte sie auf die Lava auf und verbrannte sofort in ihr, der Eine Ring ging unter und begann schon, sich aufzulösen. Khamûl konnte den Sturzflug seiner Bestie nicht mehr abfangen, und so stürzte sie mit voller Geschwindigkeit in die Lava des Schicksalsberges.
Der geflügelte Schatten verbrannte sofort in der Lava, ebenso wie Khamûls Kleidung. Auch seine Rüstung und – sein Ring der Macht! Er zerschmolz wie Butter vor seinen Augen! Khamûl fühlte schon, wie er schwächer wurde und seine Lebensgeister begannen, ihn zu verlassen. Der Eine Ring war seine letzte Chance!
Da war er schon, direkt vor ihm und doch so fern. Der eine Ring hatte sich schon nahezu zur Hälfte aufgelöst, und Khamûl sah direkt, wie die Macht des Ringes sich langsam auflöste. Unter Aufwendung aller seiner Kräfte streckte Khamûl sich dem Einen Ring entgegen.
Nicht einmal mehr die Hälfte von ihm war noch da!
Khamûl berührte den vergehenden Ring, und wurde plötzlich von einer Macht durchzogen, die Khamûls Lebensgeister wieder auffrischten. Der Eine Ring hatte, als letzter Versuch weiter zu bestehen, seine restliche Macht auf Khamûl übergehen lassen. Noch während sich Khamûl darüber wunderte, verging der Eine Ring vollkommen, und der ganze Schicksalsberg wurde von einem mächtigen Beben erschüttert. Khamûl hörte Sauron in seinem Kopf. Er tobte vor Wut, weil der Eine Ring vergangen war, und vor Angst vor seinem eigenen Tod.
Plötzlich verstummte Saurons Wutgeschrei, und Khamûl wurde in einem Feuerball aus dem Schicksalsberg geschleudert. Khamûl sah Massen von Kreaturen aus Mordor, die ins Gebirge flohen, und auch die Banner der Siegreichen Menschen: Der silberne Baum auf blauem Hintergrund von Gondor und das goldene Ross auf grünem Feld von Rohan.
Da alles kam ihm so seltsam und unwirklich vor. War Sauron wirklich besiegt? Hatten die Menschen tatsächlich triumphiert?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:21 von Khamul »
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Khamul

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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #1 am: 3. Mär 2008, 20:07 »
Kapitel 2:

Der Krieg mit Harad

„Sauron ist schon seit mehr als vier Wintern nicht mehr“, begann Statthalter Faramir: „Doch noch immer überfallen Orks und Krieger aus Harad die Ländereien Ithiliens! Wir müssen etwas dagegen unternehmen und den Haradrim demonstrieren, dass wir nicht so schwach sind, wie sie denken!“
Diese Worte trafen Aragorn heftig. „Ich habe doch noch vor einem Mond einen Bericht erhalten, in dem stand, dass diesen Winter nur ein Mann umgekommen sei – und dass dieser erfroren sei.“ – „Doch in den letzten zwei Wochen habe ich schon fünf Männer verloren!“ Aragorn konnte die Haradrim nicht verstehen. Gut, ihre Heimat war die Wüste, deshalb wäre ihnen der Winter in Gondor zu kalt, doch andererseits war ihnen Gondor ein lange verhasster Feind, warum brachen sie dann die Angriffe im Winter ab?
„Danke, Statthalter.“, sagte Aragorn, in Gedanken versunken: „Und nun zu Dir, Fürst Imrahil von Dol Amroth!“ Unter den Fürsten Gondors trat Imrahil hervor, ein kräftiger Mann, den schon viele Wunden zeichneten. Aragorn hatte während der Schlacht um Minas Tirith, mithilfe der Armee der Toten, im Hafen Pelargir die Korsaren aus Umbar besiegt, und sich ihrer Flotte bedient, um Fürst Imrahil und seine Krieger auf die Ebene des Pelennor zu bringen.
Imrahil begann zu reden, klar und kräftig: „Der große Hafen Pelargir ist ein einziges Schlachtfeld zwischen meinen Männern und den Haradrim! Wir verlieren viel zu viele Männer, als dass wir es uns leisten könnten, auch nur einen einzigen Mann als meine Leibgarde mitzubringen!“, um die Deutlichkeit seiner Worte zu unterstreichen, machte er eine kurze Pause.
Nun war auch dies geklärt. Aragorn hatte sich schon gefragt, warum Fürst Imrahil alleine geritten war.
„Und vom Meer aus überfallen uns schon in regelmäßigen Abständen die Korsaren von Umbar, wodurch unser Hafen ...“ Fürst Imrahil wollte noch weiter reden, doch Aragorn deutete ihm zu schweigen.
Imrahil sah ihn nur ungläubig an und fragte: „Aber König Elessar, ist es Euch denn egal, dass wir so viele Männer verlieren? Wir...“
„Ich bin dafür, dass wir den Haradrim unsere Stärke demonstrieren.“, erwiderte Aragorn: „Wir werden eine Heerschau stattfinden lassen und mit den fünftausend besten Kriegern aus Gondor gegen die Haradrim in den Krieg ziehen. Wir werden ganz Nah-Harad und Umbar erobern und Umbar befestigen, sodass die Haradrim keine Angriffe mehr wagen werden.“
Ein Raunen ging durch die Reihen der Fürsten, dass von den weißen Wänden der Zitadelle zurückgeworfen wurde, doch Hurin, der Wächter der Schlüssel, dem Aragorn die Länder um Dagorland und der Ebene des Schwarzen Tores anvertraut hatte, erhob Einspruch.
„Mit Verlaub, König Elessar, mit fünftausend Männern werden wir kaum in Harad einmarschieren können. Ich weiß, wir müssen genug Männer im Land zurücklassen, um es noch verteidigen zu können, doch erscheinen Euch fünftausend Mann nicht doch als zu wenige?“
Aragorn antwortete Hurin selbstsicher: „Fünftausend Krieger aus Gondor, zweitausend Zwergenkrieger vom Einsamen Berg und mehrere hundert elbische Bogenschützen aus dem Düsterwald dürften die Haradrim schon in die Knie zwingen, denn die zwanzigtausend Krieger, die sie in der Schlacht auf dem Pellenor verloren haben, haben ihr Volk sehr geschwächt.“
Wieder ging ein Raunen durch die weiße Halle der Zitadelle, doch dieses Mal erhob keiner der Fürsten Einspruch. „Wenn niemand Einspruch erhebt, so sendet überall im Land Boten aus, um die Heerschau, welche in drei Monden auf den Feldern des Pelennor stattfinden wird, zu verkünden. Sendet außerdem einen Boten zu dem Zwerg Gimli Gloinsson, der ihm verkünden soll, dass Aragorn ihn bittet, mit zweitausend seiner besten Krieger bis zur Heerschau in Gondor zu sein. Ebenso soll ein Bote zu Legolas, dem Prinzen des Düsterwaldes, geschickt werden. Er soll dem Prinzen berichten, dass Aragorn bis zur Heerschau um ihn und seine besten Bogenschützen bittet. – Somit erkläre ich diese Sitzung der Fürsten beendet.“
Aragorn hatte gar nicht gemerkt, dass Fürst Hurin noch nicht Bericht erstattet hatte. Dieser Fehler würde ihm noch eine Überraschung in seinem bevorstehenden Krieg einbringen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:22 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #2 am: 3. Mär 2008, 20:09 »
Kapitel 3:

Saurons Werk wird wiederholt

Alle Folterinstrumente waren schon bereitgelegt, es fehlte nur noch das Opfer. Er vertrieb sich die Zeit damit, die Folterinstrumente eindringlich zu durchsuchen. Gut geordnet lagen Messer in allen Formen und Größen auf einem Beistelltisch neben der Folterbank. Auch eine Peitsche mit rostigen Metallriemen und eine durch unzähliges Schleifen schon dünn und zierlich wirkende Axt hingen an den Rändern des Tisches
Endlich kam Das Opfer! Diesen Orks war einfach jeder Sinn für Pünktlichkeit vergangen! Bei Sauron war das nicht so gewesen, doch er würde die Orks Schon noch Demut lehren.
Das Opfer wehrte sich mit aller Kraft und schrie aus Leibeskräften, allein vier Orks waren nötig, um es zu tragen. Es an den Foltertisch zu spannen, war noch schwieriger deshalb half er den Orks vorsichtshalber, denn das Opfer könnte sich ja befreien und sich eine seiner Waffen unter den Nagel reißen. Als der Mann, nackt und mit ausgestochenen Augen, endlich so fest an den Foltertisch gefesselt war, dass er sich kaum einen Finger breit bewegen konnte, Verbeugten sich die Orks und gingen. Endlich war er allein, um das Werk Saurons zu wiederholen...
In seinen langen Jahren des Studiums der dunklen Magie hatte Saurons Mund von seinem Gebieter gelernt, wie man Orks züchtete. In den Verließen unter der Folterkammer des Königspalastes von Rhûn hatte Saurons Mund schon ein Dutzend Orkgruben ohne das Wissen des Königs der Ostlinge errichten lassen. Er galt ja als „Prophet Saurons“, deshalb fragte niemand nach seinem Tun oder seinen Hintergründen. Alles was er tat, galt für die Ostlinge, die Sauron als Gott verehrten, als dessen Eingebung. So konnte Saurons Mund Orks züchten, und die Ostlinge glaubten, diese Orks seien von Sauron selbst geschickt worden. Welch ein einfältiges und primitives Volk die Ostlinge doch waren!
Saurons Mund wollte jedoch etwas Größeres hervorbringen als Orks, dafür brauchte er aber die Hilfe des Gefangenen, der nackt und gefesselt auf dem Foltertisch lag. Über dessen Abstammung wusste Saurons Mund nichts. Er war schon in Versuchung, mithilfe seiner schwarzen Magie in das Gedächtnis des Gefangenen einzutauchen, doch er entschied sich dagegen, er hatte ja wichtigeres zu tun. Sein Blick wanderte über die Folterinstrumente. Jedes Einzelne von ihnen war fein säuberlich poliert, da der Religion der Ostlinge zufolge niemand Blut eines Anderen in seinem Körper haben sollte. Es wurden ja auch Ostlinge gefoltert, und wenn man die Folterinstrumente nicht reinigte, könnte ein anderer, der Sauron nicht verehrte, von ihm als einen seiner „Jünger“ erkannt werden, wegen dem Blut.
Dann nahm Saurons Mund ein Messer mit einer Klinge etwa so lange wie seine Hand. Mit seinem Daumen prüfte er die Schärfe der Klinge. Sie war scharf genug. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und murmelte einige magische Worte, um das Messer leicht zu vergiften. Es würde den Mann nicht töten, doch seine Wunden würden so sehr schmerzen, als ob Salz in sie gestreut worden wäre.
Saurons Mund zog noch seinen Dolch aus seinem Gürtel, ging zum Foltertisch und setzte ihn seinem Opfer an die Kehle. Die Hand, in der er das vergiftete Messer hielt, bewegte er vorsichtig zwischen die Beine seines Opfers. „Du wirst bald großen Schmerz fühlen...“, sagte Saurons Mund, doch der Gefangene erwiderte: „Ich fürchte keinen Tod!“
Da Fuhr das vergiftete Messer herab, und der Mann kreischte wie ein Abgestochenes Schwein, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Saurons Mund hob die Hoden auf, die er dem Mann abgetrennt hatte, und sagte zu ihm: „Es gibt schlimmeres als den Tod... Zum Beispiel, von seinem eigenen Sohn auf ewig gequält zu werden!“ Mit diesen Worten verließ Saurons Mund die Folterkammer durch die Geheimtür, die er eigens hatte anlegen lassen. Kaum hatte sich die Türe hinter ihm geschlossen, hörte er die Schmerzschreie des Gefangenen nicht mehr. „Sperrt ihn wieder in seine Zelle!“, blaffte Saurons Mund einen Ork an, der ihn am Eingang begrüßte: „Ihr könnt mit ihm machen was ihr wollt, aber lasst ihn mir ja am Leben! Wer ihn tötet, bekommt die Folter zu spüren, die ich für ihn ersonnen habe!“ Der Ork sagte nichts mehr, sondern machte sich mit einem spitzbübischen Grinsen auf, den ihm erteilten Auftrag zu erfüllen.
In der Grotte, die Saurons Mund unter den Königspalast von Rhûn bauen hatte lassen, standen dutzende Orkgruben, in denen neue Orks herangezüchtet wurden. Orkgruben sahen aus wie Löcher im Boden, die mit Schlamm gefüllt waren. Tatsächlich wohnte in diesem Schlamm aber dunkle Magie inne. Diese Magie ermöglichte es, aus einem Schlammkokon, in dem sich ein beliebiges Teil eines Orks, wie Blut oder ein Knochen, befindet binnen eines Mondes einen Ork zu züchten. Eigentlich vermehrten sich Orks auf natürlichem Wege, doch er wollte nicht so lange warten, bis die Orkjungen erst einmal herangewachsen waren. Auch so ging es noch immer zu langsam.
Saurons Mund sah schon den Brutmeister der Orkgruben. Schnellen Schrittes begab er sich zum Brutmeister, vorbei an einigen Orks, die mit Stangen prüften, ob sich die in den Kokons heranwachsenden Orks noch bewegten. Der Brutmeister kommandierte gerade an einer Grube einige Orks herum, die frisch „ausgebrütete“ Orks aus dem Schlamm fischten. Als der Ork Saurons Mund bemerkte, grunzte er einen Brüter neben ihm an, das Kommando zu übernehmen und ging Saurons Mund entgegen.
Der Ork wirkte genervt, er war auch zu spät dran mit der Räumung dieser Grube. „Ich bitte demütigst um Verzeihung dafür, dass wir die Grube nicht rechtzeitig räumen konnten, doch aus irgendeinem Grund schlüpfen sie alle immer später als normal...“ Das hörte Saurons Mund nicht gerne. „Dann fische sie so schnell wie möglich aus dieser Grube raus, sonst werde ich dir deine Leber aus dem Leib fischen und sie dich essen lassen!“, brüllte Saurons Mund den Ork an. Nun war er zornig, denn sein Plan würde sich dadurch noch mehr verzögern.
Zornerfüllt eilte er in Richtung Alchemielabor. Hier hatte er alles, was man für einen Zaubertrank brauchen könnte. Schnell warf er die abgetrennten Hoden in eine vorbereitete Tonschüssel und zerstampfte sie mit einem Mörser zu einem blutigen Brei. Dann nahm er ein Fläschchen schwarzes Orkblut aus dem gut sortierten Wandschrank und füllte in etwa so viel Orkblut in seine Schüssel, wie von den zerstampften Hoden darin war.
Nun verrührte er alles noch einmal gründlich miteinander und leerte sie dunkelrote Flüssigkeit in einen Schlammkokon, den er sofort gründlich verschloss.
Plötzlich war es ihm egal, wie lange sich sein Vorhaben verzögern würde. Er hatte schon den ersten Schritt getan und war sich sicher, dass es gelingen würde.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 21:42 von Khamul the ugly Easterling »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #3 am: 3. Mär 2008, 20:10 »
Kapitel 4:

Kopflos und Herzlos

Die Sitzung der Fürsten Gondors war schon sechs Tage her, doch Fürst Hurin war noch immer von dieser Sitzung aufgewühlt. König Elessar hatte ihn nicht reden lassen, obwohl er einen schwerwiegenden Verdacht gehabt hatte. Noch vor der Sitzung der Fürsten hatte er einen Spion nach Rhûn geschickt, um seinen Verdacht zu bestätigen. Wenn sich herausstellen würde, dass sein Verdacht wahr wäre, würde Fürst Hurin sofort nach Minas Tirith reiten und König Elessar Bericht erstatten. Doch zuallererst musste sein Spion zurückkehren.
Hurin saß in einem kärglich eingerichteten Esszimmer seiner weißen Burg, auf einem Stuhl direkt vor dem Kamin. Ein Wandteppich, der das Wappen Gondors zeigte, war die einzige Dekoration. Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Herein!“
Es war Gishilde, Hurins Frau, die den Raum betrat. An der Hand führte sie Turin, Hurins achtjährigen Sohn. Bei der Geburt Turins war Radagast der Braune dabei gewesen, und dieser hatte vorhergesagt, dass Hurins Sohn einmal große Heldentaten vollbringen werde. Deshalb hatte Hurin seinen Sohn Turin genannt. Turin, Hurins Sohn, war im Ersten Zeitalter ein großer Held gewesen, der Glaurung, den mächtigsten Drachen, der jemals existierte, getötet hatte. Fürst Hurin wollte, dass sein Sohn auch einmal berühmt wurde.
Fürst Hurin begrüßte seine Frau und seinen Sohn: „Guten Morgen, konntet ihr nicht gut schlafen?“ Turin antwortete sofort: „Ich habe geträumt, ich wäre ein Ritter und hätte einen Drachen erschlagen!“ Hurin brach in schallendes Gelächter aus, ebenso wie seine Frau Gishilde. Turin schien beleidigt durch dieses Lachen.
„Warum lacht ihr mich denn aus, es gibt doch Drachen, oder?“
Hurin wollte seinem Sohn eine Antwort geben, doch in ebendiesem Moment schwang die Tür in das Esszimmer auf und ein in einen dunklen Kapuzenmantel gehüllter Mann betrat fast lautlos den Raum. Es war Hurins Spion! Endlich würde er in seinem Verdacht bestätigt werden!
Mit einer schnellen Geste deutete Hurin seiner Frau und seinem Sohn, das Zimmer zu verlassen. Als die beiden Fort waren, bot Hurin seinem Spion einen Platz an. Der Spion machte keine Anstalten, sich zu setzen, sondern begann sogleich mit seinem Bericht.
„Euer Verdacht hat sich bestätigt, Fürst Hurin. Im Fernen Rhûn züchtet Saurons Mund Orks und bereitet sie auf einen Krieg vor.“
Hurin konnte es kaum fassen. Er musste König Elessar sofort warnen! „Was weißt du noch, Jules?“ Jules, der Spion, gab Hurin keine Antwort, sondern schlug seine Kapuze zurück. Entsetzt musste Hurin feststellen, dass Jules†™ Haar nun schwarz war, nicht mehr braun. Jules griff mit einer Hand auf sein Gesicht, welches er zerknitterte und zusammendrückte. Dann riss er sein Gesicht fort, und Hurin erkannte jenen, den er wohl niemals vergessen würde.
Schwarze Augenringe untermalten die blutroten Augen des Mannes. Er hatte helle Haut und langes Schwarzes Haar. Es war Saurons Mund!
Sofort griff Hurin an seinen Gürtel, wo normalerweise sein Schwert hing, doch er hatte sein Schwert in seinem Schlafzimmer vergessen. Saurons Mund hatte die Bewegung Hurins bemerkt und sagte: „Du solltest dich nie sicher fühlen, nicht einmal in deinem eigenen Haus.“ Jetzt wollte ihm dieser Bestard auch noch weise Lehren erteilen! Hurin holte tief Luft, um nach den Wachen zu rufen, doch im selben Moment sprang Saurons Mund nach Vorne und hielt Hurin ein Tuch, dass er bis dahin wie ein Taschentuch in der Hand gehalten hatte, vor den Mund.
Hurin wurde vom Duft des Tuches schwindelig und er sackte kraftlos zu Boden. Jetzt war alles aus! Saurons Mund würde ihn töten, wodurch König Elessar wie blind nach Harad reiten würde! Hurin versuchte, alle seine Kräfte zusammenzunehmen, doch er konnte sich nicht bewegen. Seinen Lippen entsprang ebenfalls kein einziger Ton.
Saurons Mund beugte sich zum Boden hin.
Hurin machte sich schon für seinen Tod bereit, doch statt eines Dolches holte Saurons Mund wieder Jules†™ Gesicht hervor, welches er wie eine Maske aufsetzte. Hurin konnte nicht glauben, wie echt dieses Gesicht wirkte. Unendlich langsam, sodass Hurin es genau sehen konnte, zog sich Saurons Mund die Kapuze über den Kopf. Ebenso langsam holte er ein Kästchen hervor, öffnete es und zeigte Hurin den Inhalt. In dem Kästchen befanden sich ein Metallsplitter, ein kleiner Rubin und ein Ring mit einem Rubin darauf.
„Weißt du, was das ist?“, fragte Saurons Mund.
Hurin wollte den Kopf schütteln, doch er konnte sich noch immer nicht bewegen. Saurons Mund steckte sich den Ring an seinen Ringfinger, legte den Metallsplitter auf Hurins Brust und den Rubin auf Hurins Stirn. Dann Murmelte Saurons Mund einige fremdartige Wörter, und Hurin schien es, als würden sich der Rubin und der Splitter in seinen Körper graben. Schmerzen erfüllten Hurin, er hätte schreien wollen, doch noch immer entstieg kein Ton seinen Kehle.
Durch Jules†™ Gesicht lächelte Saurons Mund Hurin an. Die Maske wirkte unglaublich echt. „So“, sagte Saurons Mund: „immer, wenn du über deinen Verdacht zu sprechen gedenkst, wird der Rubin einen Teil deines Gehirns verbrennen. Das Metall stammt von einer Morgulklinge. Der Splitter wird zu deinem Herzen wandern, wenn du über deinen Verdacht sprichst, und dich früher oder später zu einem Schatten unter meinem Willen machen. Durch den Ring und den Rubin werde ich außerdem immer wissen, was du gerade tust und denkst.“
Mit diesen Worten verließ Saurons Mund das Zimmer. Nun konnte Hurin König Elessar nicht mehr warnen. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, doch Saurons Mund würde ihm immer zuvorkommen können.
Es war zum Verzweifeln.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:25 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #4 am: 3. Mär 2008, 20:13 »
Kapitel 5:

Die Hilfe der Pferdeherren

Aragorn stand mitten in der Goldenen Halle von Edoras, der Hauptstadt Rohans. König Eomer ließ ihn warten. Arwen schmiegte sich an Aragorn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Aragorn hatte nicht gewollt, dass sie mir ihm mitkam, doch Arwen war äußerst stur. Sie war eine gute Schwertkämpferin und außerdem eine Elbin, welche Eins mit den Bäumen werden konnte, doch sie trug ein Kind unter dem Herzen. Außer Arwen waren noch Zwanzig Wächter der Zitadelle von Minas Tirith als seine Leibgarde mitgekommen. Die Turmwachen, wie die Wächter der Zitadelle genannt wurden, warteten ungeduldig vor der Goldenen Halle.
Endlich öffnete sich die Tür zu den Privatgemächern des Königs. König Eomer schritt durch die Tür, begleitet von zwei Schildmaiden Rohans. Eomer war mit einem Kettenhemd bekleidet, in welches das goldene Pferd Rohans mit Goldfäden eingeflochten worden war. Er trug keinen Helm, doch an seinem Gürtel war das Schwert König Theodens. Die zwei Schildmaiden hatten lange schwarze Haare und trugen einfache Lederrüstungen. Als sich König Eomer auf seinen Thron setzte, entfernten sie sich.
„Ich begrüße Euch, König Elessar von Gondor, ebenso Eure holde Frau! Sagt mir, was treibt Euch zu mir?“
Aragorn holte tief Luft: „Ich komme, um Euch um Beistand zu bitten, König Eomer von Rohan. Ich habe vor, gegen die Haradrim und die Korsaren aus Umbar, welche immer wieder unser Land überfallen, in den Krieg zu ziehen!“ Aragorn machte eine kurze Pause, um König Eomer Zeit zu geben, sich eine Antwort zu überlegen. „Zieht Ihr mit mir in den Krieg, Waffengefährte?“
Eomer erhob sich von seinem Thron. Er ging auf Aragorn zu und fasste ihm die Hand zum Kriegergruß. „Ich werde Euch bei jedem Krieg beistehen, Freund! So sagt mir nur, wann und wo findet die Heerschau statt?“
In Eomers Augen brannte der Kampfgeist, den Aragorn an seinem Freund sehr schätzte. Aragorn antwortete: „In genau zwei Monden findet auf den Feldern des Pelennor eine Heerschau statt. Ich werde die fünftausend besten Krieger aus Gondor aussuchen und am Tag darauf auf dem Schwarzen Hügel, auf dem Eure Schwester Eowyn, die Frau von Statthalter Faramir, den Hexenkönig von Angmar erschlagen hat, den Kriegszug beginnen. Seid bis zu diesem Tage mit deinem Heer auf den Feldern des Pelennor, sodass wir gemeinsam in den Krieg ziehen können, Waffengefährte!“

Nach der Audienz bei König Eomer hatte dieser noch gewünscht, dass Aragorn und seine Leibgarde noch zu einem Fest blieben, bei dem Aragorn, König Eomer und Arwen den Vorsitz geführt hatten. Aragorns Leibgarde hatte sich sehr diszipliniert verhalten. Sie hatten nicht zu viel getrunken, doch trotzdem waren die Männer in ausgelassener Stimmung. Nun neigte sich das Fest langsam dem Ende zu. Die Mittagssonne stand schon am Himmel, und nun wurden die Speisen aufgetragen. Fünf in prunkvolles Grün gekleidete Schildmaiden brachten Teller und Gabeln aus blankem Silber, wie nicht einmal Aragorn es in Minas Tirith hatte. „Mithril“, sagte König Eomer, welcher Aragorns Blick bemerkt hatte. „Für Euch nur das reinste Gedecke, mein guter Freund! Auf dass wir beide den Menschen von Harad jeden Mord zehnfach zurückzahlen werden!“
Aragorn lächelte König Eomer an. Sein Freund hatte zu viel getrunken, seine Backen waren schon leicht rötlich, doch sein Blick wirkte noch nicht verschleiert. In Eomers Augen brannte noch immer der Kampfgeist. Aragorn winkte einer Schildmaid, ihm noch etwas Met einzuschenken. Als sein Horn voll war, flüsterte Arwen ihm auf Elbisch ins Ohr: „Trink nicht zu viel, Geliebter. Nicht vor deinem Sohn.“ Er musste stutzen. „Ein Sohn?“
Arwen lächelte auf eine so geheimnisvolle Weise, wie es nur die Elben zu lächeln verstanden. Aragorn musste einen Aufschrei der Freude unterdrücken, und küsste Arwens Bauch. Arwen trug weite Kleider, um ihre Verwundbarkeit zu verbergen.
„Mögest du gesegnet sein, mein Sohn“, flüsterten Aragorn und Arwen wie aus einem Munde. Dann wurde ein Spanferkel gebracht. Nun galt es für Aragorn, eine Schlacht zu schlagen – Die Schlacht um die Schweinslende!
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #5 am: 3. Mär 2008, 20:14 »
Kapitel 6:

Der erste Halbork

Seine Unterlippe bebte nervös, nun war es so weit. Er würde nun seinen wohl wichtigsten Auftrag vollenden, doch wenn es ihm nicht gelang...
An die Folgen des Scheiterns wollte Boltan, ein Ork, welcher Zuchtmeister in den Verließen von Saurons Mund war, gar nicht nachdenken. Der Kokon in der Orkgrube bewegte sich. Das Etwas im Kokon war viel größer als ein gewöhnlicher Ork. Es würde auch kein solcher werden, da war Boltan sich sicher. Es würde etwas Größeres, Mächtigeres werden als ein Ork. Viel hatte er von Saurons Mund nicht erfahren, nur, dass es etwa fünf Tage länger reifen müsse als ein gewöhnlicher Ork. Sein Meister hatte auch gesagt, er würde ihn und alle, die an der Ausbrütung dieser Kreatur beteiligt waren, eigenhändig umbringen, falls sie versagen und seine Schöpfung zerstören würden. Alles musste also reibungslos verlaufen, sonst wären er und seine Kameraden des Todes.
Wieder bewegte sich der Kokon.
Boltan wurde immer nervöser, die Stunde der Entscheidung rückte mit Riesenschritten näher. Noch einmal blickte er in die Runde der Brüter. Alle vier Orks waren von ihm persönlich ausgewählt worden, die Besten Brüter in den Verließen. Ihnen war allen klar, dass dies ihre letzte Aufgabe sein könnte. Jeder der vier Orks hatte Angst, Boltan roch es. Doch seine Kameraden versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, sie alle blickten verbissen und unbeirrbar auf den Kokon in der Orkgrube.
Die Kreatur im Inneren des Kokons drehte und wand sich.
Boltan umklammerte seine Brutstange fester. Dies war ein spitzer Haken an einer langen Stange, um schlüpfenden Orks den Kokon Aufzustechen und sie anschließend aus der Grube zu ziehen.
Einer von Boltans Gefährten brach das erdrückende Schweigen: „Was glaubst du denn was für eine Made aus diesem Kokon heraus kriechen wird?“ „Eine Made, die um einiges größer ist als du“, knurrte Boltan dem Ork entgegen. Ihm war jetzt nicht nach einer Unterhaltung zumute
Die Kreatur im Kokon wand sich immer heftiger, bis ein Loch im Kokon entstand, durch das sie sich wand. Schnell legte Boltan der Kreatur den Haken seiner Brutstange um den Bauch, um sie herauszuziehen, doch diese brüllte ihm ein, sogar in der Sprache der Orks, unaussprechliches Schimpfwort entgegen und zersplitterte den Stab der Brutstange mit einem einzigen Hieb. Ein frisch geschlüpfter Ork wäre dazu nie in der Lage gewesen!
Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Boltan die Kreatur an. Sie erinnerte ihn ein wenig an einen Ork, wenngleich sie auch in etwa so groß war wie ein Mensch, und auch einige menschliche Gesichtszüge aufwies. Die Kreatur versuchte, sich aus dem Schlamm der Orkgrube zu befreien, doch sie begann stattdessen, im Schlamm einzusinken. Die Orks, die Boltan eigentlich beim Ausbrüten helfen sollten, sahen nur erschrocken zu, wie die Kreatur immer tiefer im Schlamm versank. „Tut doch endlich was, ihr feigen Frischlinge! Wollt ihr denn, dass wir alle umgebracht werden!“, brüllte er. Endlich löste sich der Ork, welcher Boltan vorher mit seinem Gequatsche genervt hatte, aus seiner Starre und legte der schon fast zur Gänze im Schlamm versunkenen Kreatur seinen Haken um den Hals. Dann zog er aus Leibeskräften, während die anderen Orks auch ihre Haken um den Hals der Kreatur legten. Gemeinsam schafften es die anderen Orks, die Kreatur aus dem Schlamm zu befreien und von der Orkgrube wegzuziehen.
Die Kreatur schlug jedoch wie wild um sich herum und warf Boltans vier Kameraden zu Boden. Boltan fasste sich ein Herz, zog seine Peitsche aus seinem Gürtel und ging mit seiner dieser auf die Kreatur los.
Knall! Die Peitsche hatte einen blutigen Streifen im Gesicht der Kreatur hinterlassen. Sie beachtete die Wunde gar nicht, sondern bleckte ihre Zähne und Knurrte Boltan an. Er schlug wieder mit seiner Peitsche in Richtung der Kreatur. Die Peitsche machte einen lauten Knall und schlang sich um die Hand der Bestie.
Diese reagierte blitzschnell und riss an der Peische, sodass Boltan von den Beinen gehoben wurde. Noch während er durch die Luft flog, packte ihn die Bestie und biss ihm in die Schulter. Still murmelte Boltan ein Gebet zu Morgoth, dass er ihn schnell sterben lassen möge, als er plötzlich die Stimme von Saurons Mund hörte: „Lass den Zuchtmeister sofort los!“
Unendlich langsam löste die Bestie ihre Zähne von Boltans Fleisch und setzte ihn wieder am Boden ab. Dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte Saurons Mund lange an. Schlussendlich wandte sie ihren Blick von ihm ab und verbeugte sich vor ihm, sie sah ihm jedoch nicht in die Augen.
Saurons Mund ging zu der Bestie hinüber, berührte sie an der Stirn und sprach: „Du bist Unûar, der erste in Rhûn gezüchtete Halbork! Du wirst mir dienen und Sauron als unser aller Meister und Morgoth, den ersten und mächtigsten der Valar, als unser aller Gott verehren, so wie es auch alle anderen Orks tun müssen! Ich bin Saurons Mund, Saurons Lehrling und Nachfolger, und ich verlange von dir, dass du jeden meiner Befehle im Namen Saurons erfüllst!“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:28 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #6 am: 3. Mär 2008, 20:15 »
Kapitel 7:

Der dunkle Wald

Geduckt huschte Legolas durch das Dickicht. Geräuschlos glitt er über Äste und trockenes Laub, wo Menschen schon einen Riesenkrach verursachen würden. Die Elben waren den Menschen doch um Einiges überlegen. Endlich hatte er gefunden, wonach er suchte. Er betrachtete den Rest Spinnenseide, der an einem Baum klebte. Zu Berühren wagte er die klebrige Seide nicht, es könnte eine Falle sein.
Ein Knacken!
Legolas wandte sich blitzschnell um und legte schon einen Pfeil an die Sehne. Er war nervös, irgendetwas verfolgte ihn. Wäre es eine gewöhnliche Riesenspinne, würde er sie sofort erledigen können, doch er hatte gehört, dass...
Wieder knackte ein Ast!
Dieses Mal musste sein Verfolger ganz nahe sein!
Zoll für Zoll schob sich Legolas mit gespanntem Bogen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Einige Blätter raschelten. Sofort ließ Legolas den Pfeil von der Sehne schnellen. Er hatte schon einen neuen Pfeil aus dem Köcher gezogen und an die Bogensehne gelegt, als er aus dem Blätterdickicht einen Aufschrei hörte. Er hatte etwas getroffen, doch vermutlich nicht das, was er treffen wollte. Schnell eilte er ins Dickicht, in das er seinen Pfeil geschossen hatte.
Was er dort sah, traf ihn wie ein Donnerschlag – Ein Mensch lag vor ihm in einer Blutlache am Boden und krümmte sich vor Schmerz. Sogleich sah Legolas den Grund für den Schmerz des Menschen, der Pfeil hatte sich durch den Bauch des Mannes gebohrt.
„Helft mir...“, röchelte der Mensch. „Es tut mir leid, ich hatte Euch...“ „Ach so, Ihr wart dass... Wenn ich das hier überlebe, wird König Elessar wohl anders über Euren Prinzen denken...“
Legolas schäumte vor Wut. Er hatte aus Versehen auf einen Boten Aragorns geschossen! Er würde ihn zwar heilen können, doch dennoch würde der Mensch ihm nie glauben, dass dieser Schuss ein Versehen war. Dafür waren die Menschen zu Abergläubisch. Legolas war schon einmal mit Aragorn in Minas Tirith gewesen, dort hatten die Leute tatsächlich geglaubt, Elben besäßen verzauberte Pfeile, die ihr Ziel immer trafen. Welch ein Unsinn! Doch nun musste Legolas sich um den Verwundeten kümmern!
Er betrachtete die Schusswunde genauer. Der Pfeil war so tief durch den Leib des Menschen gedrungen, dass die Spitze ihn an der anderen Seite schon verlassen hatte. Legolas brach die Spitze des Pfeils ab. Blut strömte aus der Wunde im Rücken des Mannes. Unendlich langsam musste Legolas den Pfeilschaft aus dem Bauch des Mannes ziehen. Er durfte nicht abbrechen und im Inneren des Leibes stecken bleiben, dies hätte fatale Folgen für den Menschen.
Endlich hatte er den Pfeilschaft aus dem Mann herausgezogen, doch plötzlich – ein Knacken!
Dieses mal musste es etwas größeres sein, vielleicht eine Riesenspinne, oder schlimmstenfalls...
Wieder dieses Knacken!
Es schien von einer riesigen Kreatur mit vielen Beinen zu kommen!
Legolas wurde nervös. Mit zitternden Händen nahm er seinen Bogen und zog einen Pfeil aus seinem Köcher. Plötzlich hörte Legolas donnergleich Äste krachen, und im nächsten Moment brach eine Riesenspinne von gigantischem Ausmaß durch das Dickicht direkt vor Legolas. Dieser schoss sofort einen Pfeil auf ein Auge der Spinne ab und machte einen weiten Satz nach Hinten. Der Pfeil schrammte nur die Stirn der Spinne, welche sich irritiert umblickte. Sie hatte wohl nicht erwartet, auf einen Elben zu treffen.
Legolas betrachtete die Spinne, so wie ein Jäger seine Beute begutachtet. Sie war wirklich um einiges größer als jede andere Spinne, die er jemals gesehen hatte. An jedem ihrer acht Beine hatte sie eine Klaue – an fast jedem! Die Klaue an ihrem vordersten linken Bein fehlte!
Die Spinne blickte nun zu Legolas. Ihre acht Augen sahen irgendwie gruselig aus, doch eines wirkte komisch – es war ihr ausgestochen worden! Das war nicht möglich, Legolas konnte es auf keinen Fall glauben!
Er stand hier nicht einer gewöhnlichen Spinne gegenüber, sondern Kankra, der legendären Königin der Spinnen!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:29 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #7 am: 3. Mär 2008, 20:16 »
Kapitel 8:

Die Königin der Spinnen

Sein Herz raste, seine Wunde blutete stark und vor ihm stand eine Riesenspinne! Schlechter konnte es nicht mehr kommen!
Paladar hatte von König Elessar den Auftrag bekommen, den Elbenfürsten Legolas um Hilfe für den bevorstehenden Krieg gegen die Haradrim zu bitten. Und nun das! Kaum hatte er den Düsterwald betreten, schon traf ihn ein Pfeil mitten in den Magen! Der Elb hatte gesagt, dass das ein Versehen gewesen sei, doch Paladar glaubte ihm nicht. Man sagte von Elben, dass sie durch Bäume durchsehen könnten und ihre Pfeile niemals ein Ziel, dass sie zu treffen beabsichtigten, verfehlten.
Nun hatte der Elb seinen Bogen in den Köcher gesteckt und zwei zierlich wirkende Kurzschwerter gezogen. Dieser Elb war verrückt! Er wollte sich einer Riesenspinne stellen!
Die Spinne musterte den Elb, sie schärfte die Klauen an ihren Kiefertastern. Dann stieß sie vor, die Klauen an ihren Kiefertastern wie Schwerter einsetzend. Der Elb parierte zwar die Klauen, doch er wurde in die Defensive gedrängt. Aus dem Wulstigen Hinterleib der Spinne trat ein Stachel hervor. Mit einem Satz war sie über dem Elben und versuchte, ihm ihren Stachel in den Leib zu rammen. Der Elb wich zwar jedem Stich der Spinne aus und schlug sogar zurück, doch seine Schwerter glitten einfach an der Haut der Spinne ab, als trüge sie eine zentimeterdicke Stahlrüstung.
Die Spinne sprang ein Stück nach hinten und stand dem Elben wieder gegenüber. Sie funkelte böse zu Paladar hinüber.
Der Elb griff wieder an, doch die Spinne setzte einfach über ihn hinweg und rannte mit weit geöffnetem Maul direkt auf Paladar zu. Ihr Kiefer umschoss seinen ganzen Körper und brach ihm sämtliche Knochen. Paladar hätte schreien wollen, doch er brachte keinen Ton hervor.
Dann umfing ihn völlige Finsternis.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:32 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #8 am: 3. Mär 2008, 20:18 »
Kapitel 9 wird ein bisschen brutal (aber nur ein bisschen):

Der Folterknecht

Durch die Gitterstäbe hindurch betrachtete Saurons Mund den Gefangenen, den er vor beinahe zwei Monden seiner Männlichkeit beraubt hatte. Der Mensch sah erbärmlich aus! Saurons Mund hatte den Orks zu viel Freiheit bei ihren Grausamkeiten gelassen!
Die Orks hatten dem Mann seine Zunge herausgeschnitten, Gerüchten zufolge hatten sie ihn diese sogar essen lassen. Außerdem hatten sie ihm beide Oberschenkel geöffnet und Salz und Maden hineingestreut. Der Mensch verzerrte sein Gesicht, oder zumindest das, was davon übrig war, vor Schmerz. Nachdem der Mensch, Jules war sein Name, Saurons Mund in einer Befragung enthüllt hatte, dass er ein Spion des Fürsten Hurin sei, hatte dieser ihm die Haut seines Gesichtes abgezogen und als Maske verwendet, um zu Fürst Hurin vorzudringen. Saurons Mund hatte Hurins Schweigen erpresst und ihm außerdem einen Rubin eingepflanzt, mit dem er zu jeder Zeit in Hurins Gedanken eindringen konnte.
Nun betrachtete Saurons Mund wieder den Menschen. Was er nicht verstehen konnte war, warum der Mensch nicht vor Schmerzen schrie. Irgendwie bewunderte Saurons Mund die Beherrschung dieses Mannes. Er würde jedoch die Folter, die Unûar an ihm durchführen würde, nicht überleben. Zum Glück beherrschte Saurons Mund einen Zauber, mit dem man den Tod hinauszögern konnte. Er würde die Seele des Mannes einfach in dessen Körper gefangen halten, bis Unûar seine Folter vollendet hätte. Bei dem Gedanken daran, dem Menschen sein Leid zu verlängern, musste Saurons Mund schmunzeln. Es würde ihm eine Freude sein, dem Mann den Weg in den Tod zu verwehren.
Saurons Mund fühlte sich beobachtet. Er wandte sich um und erblickte Unûar.
„Du kommst spät.“
„Entschuldigt, Meister, Magog hat heute eine Extraportion Maden verteilt.“
Der Magen von Saurons Mund verkrampfte sich. Er lebte schon seit Jahrtausenden unter Blut saufenden, Maden fressenden Orks, doch noch immer erfüllte ihn der Gedanke an Maden mit Abscheu. Doch gerade diese Aasfressenden Larven gehörten nach Frischfleisch zu der Lieblingsspeise der Orks. Außerdem hatte Saurons Mund Magog, einem Ork, welcher Hüter der Vorratskammer war, persönlich befohlen, heute Extrarationen zu verteilen. Er hätte wissen müssen, dass Unûar, obwohl er ein Halbork war, mindestens genauso verfressen war wie die anderen Orks.
„Zeig mir, was du von mir gelernt hast!“, Saurons Mund deutete auf den Mann: „Gib ihm einen langsamen und schmerzerfüllten Tod!“ Unûar deutete eine Verbeugung an und ging wieder, um die Folterwerkzeuge zu holen. Saurons Mund öffnete die Gefängniszelle.
Der Mann hing angekettet an der Wand. Er musste wohl gehört haben, dass die Gefängnistür sich geöffnet hatte, denn er bäumte sich in seinen Ketten auf. Die Ketten waren jedoch zu stark in der Wand verankert, als dass der Mann sie jemals hätte herausreißen können.
Saurons Mund ging direkt auf den Mann zu.
Der Mensch lallte etwas, doch seine unvollkommene Zunge machte seine Worte unverständlich.
Saurons Mund lächelte. Er legte dem Menschen seine Hand auf die Brust und murmelte einige magische Worte. Von nun an würde der Mensch nicht sterben, bis er den Zauber fallen ließe. Seine Schmerzen würde dieser Zauber jedoch nicht verringern.
Die Gefängnistür quietschte. Unûar war zurückgekehrt. In der linken Hand hielt er ein frisch geschliffenes Messer, in der Rechten einige Ketten mit, der winzig kleine Klingen mit eingeflochten waren. Wieder musste Saurons Mund lächeln. Unûar würde ihm ein grandioses Schauspiel bieten.

Als Unûar sein Werk vollendet hatte, hing das Fleisch des Menschen nur noch in Fetzen von seinen Knochen. Unûar hatte alles genau so gemacht, wie Saurons Mund es ihn gelehrt hatte. Zuerst hatte er die Ketten so fest um die Gliedmaßen des Mannes geschlungen, dass sich die Klingen tief ins Fleisch gebohrt und das Blut abgesperrt hatten. Dann hatte er mit dem Messer das Fleisch des Menschen zerteilt. Dies hatte er jedoch nicht willkürlich getan, sondern äußerst professionell. Saurons Mund war zufrieden.
Der angekettete Mensch hätte schon längst tot sein müssen, doch durch den Zauber war die Seele des Mannes in seinem Körper gefangen. Er schrie aus Leibeskräften, seine Beherrschung war längst vergessen. Saurons Mund war sich jedoch nicht sicher, ob die Schreie des Menschen Schmerzensschreie oder Beleidigungen waren, die unvollkommene Zunge des Mannes machte jedes seiner Worte unverständlich. Am Gesicht des Mannes konnte er auch nichts ablesen, es war ja nicht mehr da.
„Schneide ihm die Kehle durch“, befahl Saurons Mund Unûar.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:33 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #9 am: 3. Mär 2008, 20:19 »
Kapitel 10 - Hauptfigur Khamûl kehrt zurück:

Ein Anderer kommt

Khamûl stemmte sich mit all seiner Kraft gegen den Fels. Endlich tat sich ein kleiner Spalt auf, durch den er hindurchschlüpfen konnte. Unendlich langsam zwängte sich Khamûl durch den Spalt in der erstarrten Lava, in welcher er gefangen gehalten worden war. Er wusste nicht genau, wie lange er schon da drinnen gewesen war, er hatte im Fels sein Zeitgefühl verloren.
Endlich hatte sich Khamûl aus der erstarrten Lava befreit. Er blickte über das Schwarze Land. Nichts war so geblieben, wie es einst gewesen war. Von den Heerlagern der Orks war nichts als Staub geblieben und die Festungen Saurons lagen in Trümmern. Khamûl blickte in die Richtung des Barad-Dûr und des Schicksalsberges. Was ihm sofort ins Auge stach war – Nichts! Vom Barad-Dûr war nur noch ein kleiner Haufen Schutt geblieben, und der Schicksalsberg war erloschen. Die Menschen hatten also gesiegt, Sauron war demnach tot.
Khamûl spürte Wut und Zorn in sich aufsteigen. Er hätte den Einen Ring noch retten und Sauron bringen können, wäre er nur etwas schneller gewesen. Der Eine Ring hatte stattdessen seine verbliebene Macht auf den sterbenden Khamûl übertragen. Warum, das war dem Nazgûl ein Rätsel. Er hätte den Einen Ring retten und zu Sauron bringen sollen. Der dunkle Gebieter hätte die Menschen bestimmt im Alleingang besiegen können, darin war Khamûl sich sicher.
Ein Geräusch ließ Khamûl jäh aus seinen Gedanken aufschrecken. Nicht weit von ihm entfernt kletterten einige Orks ziemlich ungeschickt die Schattenberge hinunter. Khamûl bewegte sich auf die Orks zu, welche ihn nicht zu sehen schienen. Warum sollten sie auch? Er war gestaltlos, ein Schatten, ein Geist! Wie sollte man ihn sehen können? Es waren immer nur die Rüstung und die schwarzen Stoffe gewesen, die ihm und den anderen Nazgûl Gestalt gegeben hatten! Die Gestaltlosigkeit hatte ja auch einige Vorteile. Er konnte sich viel schneller bewegen als andere Wesen, und in voller Ritterrüstung war seine Bewegungsfreiheit nicht so eingeschränkt wie bei anderen Wesen.
So erreichte Khamûl die Orks, als sie gerade am Boden angelangt waren. „Wer ist euer Anführer?“, flüsterte er einem der Orks zu. Dieser machte erschrocken einen Satz nach hinten und zog seinen Säbel. Die anderen Orks lachten über ihren Kameraden. Da erhob Khamûl seine Stimme, sodass alle Orks ihn hören konnten: „Ja, lacht nur über ihn! Er weiß wenigstens, wann ihm Gefahr droht!“ Nun zogen auch die anderen Orks ihre Säbel.
„Habt ihr Angst vor mir?“
Die Orks stellten sich mit dem Rücken zur Gebirgswand. Sie wirkten sichtlich verunsichert. Khamûl sah, dass der hinterste Ork einen Tragebeutel trug, aus dem ein Schwertgriff hervorragte. Binnen eines Herzschlags hatte er sich des Schwertes schon bemächtigt und stand wieder an seinem ursprünglichen Platz. Der Ork, dem Khamûl zugeflüstert hatte, knurrte in seine Richtung: „Was für ein Geist bist du und was für Späße treibst du mit uns?“ Khamûl musste lachen.
„Ich bin Khamûl, der zweithöchste der Neun.“
„Du lügst!“
„Wie kommt es dann, dass mich kein einziger von euch sieht?“
Die anderen Orks wichen zurück, doch sein Gesprächspartner schien dies nicht einmal zu merken. Der Ork sprang mit einem wilden Schrei nach Vorne. Kreischend schlug Stahl auf Stahl. Nun war Khamûl am Zug. Sein Schwert beschrieb einen blitzenden Bogen. Der Ork schaffte es zwar gerade noch, seinen Säbel zur Parade zu erheben, doch als die beiden Waffen aufeinander schlugen, zerbarst der Säbel des Orks.
Wütend starrte der Ork auf den Griff seines Säbels. „Du bist ein guter Fechter, Geist.“
„Bist du jetzt bereit, mir zu glauben?“
„Stirb, Geist!!“ Der Ork hatte einen Dolch gezogen und stach damit in Khamûls Richtung. Khamûl machte keine Anstalten, den Stich zu parieren, der Ork stach direkt durch ihn durch, doch er fühlte keinen Schmerz. Im Gegenteil, der Dolch des Orks schmolz dahin, als wäre er aus Butter. Khamûl war zufrieden, er hatte nichts von seiner Macht verloren. Jetzt erst fiel ihm auf, wie leichtfertig er den Stich des Orks durchgelassen hatte. Hätte er keine Macht mehr gehabt, hätte der Dolch ihn wohl getötet.
Dem Ork stand blankes Entsetzen im Gesicht, er schien nicht so recht zu wissen, was gerade passier war. Einer der anderen Orks ging auf Khamûl zu. Er war groß und stämmig, außerdem trug er als Einziger dieser Orks einen Helm. Der Ork grunzte Khamûls Gesprächspartner einen Befehl auf Orkisch, den Khamûl kaum verstand, zu. Dann wandte er sich an Khamûl: „Wenn du wirklich der Schattenreiter Khamûl bist, dann sag mir, wo die anderen Schattenreiter sind und was mit IHM ist.“
„Der dunkle Gebieter ist tot, ebenso wie die anderen acht Ringgeister.“
„Wie kommt es dann, dass du noch lebst?“ Der Orkhäuptling hielt seine riesige Axt zum Angriff bereit.
„Dass weiß ich selbst nicht“, musste Khamûl gestehen: „Ich glaube, der Eine Ring ist der Grund, warum ich überlebt habe.“
Der Ork blickte finster drein. „Ich glaube dir nicht.“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:34 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #10 am: 3. Mär 2008, 20:22 »
Kapitel 11:

Fechtstunden

Boltan parierte den wütenden Hieb des Orks und ging sofort zum Gegenangriff über. Seine Eisenstange Stieß direkt auf die Brust seines Gegenübers. „Du hast verloren, du Made! Dein verfluchter Zorn lässt dich immer verlieren!“ Wütend spuckte Boltans Schüler auf den Boden und zog von Dannen. Saurons Mund plante einen Krieg, deshalb war Boltan zum Lehrmeister der Orks befördert worden. Sein Herr hatte gesagt, dass er ein begabter Schwertkämpfer sei und andere Orks viel von ihm lernen könnten.
Am beginn seiner Ausbildung bekam jeder Ork eine Eisenstange, etwa so lang wie der Unterarm eines Orks. War seine Ausbildung abgeschlossen, so wurde dem Ork eine Waffe seiner Wahl aus dieser Stange geschmiedet. Die meisten Orks wählten sich Krummsäbel als Waffen, auch wenn viele Äxte oder Keulen nahmen.
Boltan hatte sich eine große Axt, welche er zweihändig zu führen pflegte, schmieden lassen, doch beim Fechtunterricht verwendete er stets Eisenstangen, wie seine Schüler. War einmal eine seiner Stangen verbogen, brachte er diese zur Schmiede, um sich eine neue Stange schmieden zu lassen. Aus seiner alten Stange wurden dann Pfeil- und Speerspitzen gefertigt. Die Bogenschützen und Lanzenträger der Orks wurden nämlich von den Kriegern abgesondert ausgebildet. Hätte Boltan alle Orks auszubilden, wäre er arm dran. Es entstiegen nämlich alle paar Tage neue Orks den Gruben, der Strom an neuen Schülern für Boltan würde nie aufhören.
Boltan schwitzte und die Luft in der Höhle war auch stickig. Nun war Essenszeit, er würde keinen Schüler hier behalten können. Außerdem war auch er hungrig. Das Essen war zwar nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Magog, der Hüter der Vorratskammer, war für einen Ork ein guter Koch. Wo andere Orks nur madiges Brot und zerkochtes Fleisch servierten, schaffte es Magog, aus Maden und Brot wahre Kunstwerke herzustellen. Magog formte Brote nämlich so, dass sie wie Fleischkeulen und Kuchen aussahen. Sah ein Brot voller Maden erst einmal wie etwas, dass schmackhafter als Brot war aus, so konnte man sich besser vorstellen, so etwas zu essen.
Mit einer leckeren Fleischkeule im Sinn machte sich Boltan auf den Weg in Richtung Vorratskammer. Er drängte sich durch die Reihen hungriger Orks. Keiner beschwerte sich über Boltans Verhalten, denn als Fechtmeister hatte er ein gewisses Vorrecht gegenüber anderen Orks. Als er endlich vor der Tür der Vorratskammer stand, wurde Boltan plötzlich von hinten gepackt und von der Tür weggezerrt. Es war Unûar.
„Was hast du vor, Folterschnecke?“
Unûar gab ihm keine Antwort.
„Traust du dich nicht, mit mir zu reden? Hast du Angst vor mir, du...“, Boltan wollte Unûar noch beschimpfen, doch Unûar verpasste ihm Ork plötzlich eine Ohrfeige, sodass er von den Beinen gehoben wurde. Boltans Kopf schlug so hart an der Wand auf, dass ihm Sterne vor die Augen tanzten.
Als Boltan seine Sinne wieder beisammen hatte, trug Unûar ihn unter dem Arm. Unûar hatte bemerkt, dass er wieder bei Sinnen war, und sagte: „So sind wir also, Fechtmeister! Zuerst groß reden und dann gleich von einer Ohrfeige Ohnmächtig werden!“ Boltan mochte Unûar nicht. Unûar war nicht nur größer und stärker als alle anderen Orks, Boltan mit einbezogen, sondern auch ein besserer Fechter. Er schaffte es immer wieder, sogar gegen drei Gegner zu bestehen. Mit einer Übungsstange hatte er auch schon einmal einen Ork getötet. Und als wäre das alles nicht Schmach genug, so war Unûar auch noch der Günstling von Saurons Mund, obwohl er nicht mehr lange der einzige Halbork in den Verließen sein würde.
„Hat†™s dir die Sprache verschlagen, Feigling?“ Unûars Frage riss Boltan wieder in die Gegenwart zurück. Boltan musste das Thema wechseln. „Wohin bringst du mich?“, fragte er.
„Ich soll dich zu Saurons Mund bringen. Wir sind schon da.“
Mit diesen Worten warf Unûar Boltan vor die Tür zum Alchemielabor und verschwand, ohne Boltan auch nur noch einmal anzusprechen. Vorsichtig öffnete Boltan die Tür zum Alchimielabor von Saurons Mund. Sofort stiegen ihm alle möglichen betörenden und unangenehmen Düfte entgegen. Saurons Mund saß an einem Tisch in der Mitte des Raumes, zu Boltan gewandt. Doch sein Meister schien ihn nicht einmal zu bemerken. Er blickte nur gedankenverloren auf seinen Ring, dessen roter Stein leuchtete.
Boltan räusperte sich.
Der Stein hörte auf zu leuchten, und Saurons Mund blickte auf zu Boltan. „Ich habe dich schon erwartet, Fechtmeister – oder soll ich lieber sagen: Ehemaliger Fechtmeister?“ Dem Ork stieg ein Kloß in den Hals auf. Er hatte Saurons Mund verärgert! Er würde zu den niedrigsten Arbeiten verurteilt werden!
„Bitte nicht, Meister!“, flehte er Saurons Mund an: „Ich schwöre auch, Euch immer treu zu dienen!“
Saurons Mund lächelte verschwörerisch: „Du wirst nur das bekommen, was dir zusteht... Unûar wird dich ersetzen.“ Wut stieg in Boltan auf. Alles war ihm recht, nur nicht, dass dieser aufgeblasene Halbork seinen Beruf übernahm. Er wollte gerade widersprechen, als Saurons Mund Boltan feierlich verkündete: „Boltan, Fechtmeister unter dem Banner vom Auge Saurons, hiermit ernenne ich dich zum obersten Feldherrn meiner Orkscharen!“
Boltan konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Saurons Mund hatte ihn zum Feldherrn ernannt! Er war nun der höchstrangigste unter den Orks, nicht einmal Unûar konnte ihm noch etwas vorhalten! Nur Saurons Mund stand jetzt noch über ihm!
Was für ein Glück er doch hatte!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:35 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #11 am: 3. Mär 2008, 20:23 »
Kapitel 12:

Ein Tor aus Stahl und Silber

Nun war es also so weit, er würde wieder in die Weiße Stadt kommen. Dies würde schon sein dritter Besuch hier sein, doch noch immer vermochte die Erinnerung an Minas Tirith sein Herz höher schlagen zu lassen. Er hatte nur weinige schönere Orte als diese Stadt gesehen, wie zum Beispiel die Glitzernden Grotten von Helms Klamm.
Aragorn hatte einen Boten zu Gimli, dem Sohn Gloins, des Kriegsherren des Erebor geschickt, und ihn um zweitausend Krieger gebeten. So war Gimli also mit einer Schar von zweitausend Zwergenkriegern und tausend Menschen des Königreiches Thal gekommen. Er hatte außerdem noch ein Geschenk für Aragorn dabei, ein Tor aus Mithril und Stahl, welches er persönlich mit seinem Vater und einigen anderen Zwergen geschmiedet hatte. Das massive Tor wurde auf einem stabilen Wagen, der von einigen Untergrund-Yaks gezogen wurde, transportiert. Untergrund-Yaks waren die Zug- und Lasttiere der Zwerge des Erebor.
 Aragorn würde sich sicherlich über das neue Tor freuen. Aragorn hatte Glück gehabt, denn an dem Tag als der Bote gekommen war, hatte Gimli gerade die Vorbereitungen für die Besiedlung der Glitzernden Grotten von Helms Klamm getroffen.
Gimli hätte eigentlich schon viel früher die Glitzernden Grotten besiedeln wollen, doch der Erebor und das Königreich Thal waren während des Ringkrieges von den Ostlingen belagert worden, und Gimli hatte nach dem Sieg über die Ostlinge geholfen, alles wieder aufzubauen. Während einer der Schlachten waren König Dain vom Erebor und König Brand von Thal gefallen, daher war Thorin III., der Sohn von König Dain, Der König der Zwerge vom Erebor und des Königreiches Thal geworden. Gimlis Vater Gloin war dann der oberste Kriegsherr des Erebor geworden, und nun führte Gimli dieses Heer aus den von seinem Vater ausgesuchten Kriegern an.
Gimli ging voran und war als Erster auf dem letzten Hügel vor der Weißen Stadt. Nun erblickte er die weiten Felder des Pelennor, sowie Minas Tirith, die Weiße Stadt. Sie war einfach unglaublich schön, doch das Tor war noch nicht ersetzt worden. Dafür würde Gimli schon sorgen!
Auf den Feldern des Pelennor bemerkte der Zwerg ein Heerlager. Aragorn veranstaltete wohl eine Heerschau.
Nun waren auch andere Zwerge an der Spitze des Hügels angekommen und staunten über die Pracht und Schönheit der weißen Stadt. Gimlis Adjutant Hwerich, ein Mensch aus Thal  meinte zu ihm: „Wie reich muss dieses Königreich sein, dass dort eine so schöne Stadt steht. Neun Verteidigungsringe, und allein diese Aussicht vom obersten Wachturm! Diese Stadt ist wirklich unbesiegbar!“ Zum Glück weißt er es nicht besser, dachte Gimli sich. Er war persönlich bei der Schlacht auf dem Pelennor dabei gewesen und hatte gesehen, dass die Weiße Stadt kurz vor dem Fall gestanden war. Nur Aragorn, Legolas und er hatten, weil sie die Korsarenflotte erobert und Fürst Imrahil mit seinen Truppen aus Dol Amroth auf die Pelennor-Felder gebracht hatten, die Stadt vor dem Fall bewahren können. Gimli sagte jedoch nichts, er wollte seinem Adjutanten ja nicht den schönen Anblick verderben. „Formiert euch!“, rief Gimli aus. Er wollte seine Truppen geordnet auf die Pelennor-Felder ziehen lassen. Es dauerte einige Zeit, schlussendlich musste Gimli noch einige seiner Mannen zurechtweisen, doch dann hatte er sie zu einem schönen Heer geordnet. „Im Schritt Marsch!“, rief Gimli, und wie ein Mann setzte sich das Zwergenheer in Bewegung.
Während des Marsches vom Hügel runter bemerkte Gimli, dass im Feldlager vor der Weißen Stadt Unruhe entstand. Im Lager formierten sich kleinere Truppenverbände, und ein einzelner Reiter eilte nach Minas Tirith. Gimli hatte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Nun preschten einige Reiter aus dem Lager hervor, ihre Lanzen zum Angriff gesenkt. Die Menschen hielten sie für herannahende Feinde! Gimli musste ihnen Einhalt gebieten!
Er nahm das Zwegenhorn aus reinem Mithril, welches ihm sein Vater auf die Reise mitgegeben hatte, und blies so kräftig wie er konnte hinein. Je lauter der dumpfe, tiefe Klang des Zwergenhornes wurde, umso langsamer wurden die Reiter, Männer in voller Rüstung, welche Schilder mit dem Wappen Dol Amroths trugen. Als die Reiter das Marschierende Zwergenheer erreicht hatten, befohl Gimli den Stillstand. Der Anführer der Schwanenritter von Dol Amroth nahm seinen Helm ab, und Gimli erkannte den Fürsten Imrahil, mit dem er in der Schlacht auf dem Pelennor schon gemeinsam gekämpft hatte. Der Tapfere Fürst von Dol Amroth war seit der Schlacht auf dem Pelennor schon um ein paar Narben im Gesicht reicher geworden.
Imrahil musterte das Heer der Zwerge genauer, bis er sich an Gimli wandte: „Gimli Gloinsson, Heermeister vom Erebor, ich begrüße Euch auf den Pelennor-Feldern, auf denen wir schon einmal Seite an Seite gefochten haben. Entschuldigt unser angriffslustiges Verhalten, doch wir hatten euer Heer für ein feindliches gehalten.“
„Ihr braucht Euch nicht bei mit zu entschuldigen, Imrahil, Fürst der Schwanenritter von Dol Amroth!“
Einige von Gimlis Männern kicherten leise. Sie hatten den Ausdruck „Schwanenritter“ wohl noch nie gehört und hielten ihn wahrscheinlich für eine Beleidigung. Imrahil schien es auch bemerkt zu haben, machte jedoch eine einladende Geste und sprach: „Ihr Zwerge vom Erebor und ihr Menschen aus Thal! Möget ihr auf den Feldern des Pelennor ein Lager aufschlagen, bis der Krieg beginnt!“

Als das Lager dann am Abend fertig war, kam Aragorn ins Lager der Zwerge. Gimli begrüßte seinen alten Freund freudig: „Ich grüße Euch, König Elessar von Gondor! Ich habe Eurer Bitte Folge geleistet und Euch zweitausend meiner Zwergenkrieger mitgebracht! Außerdem sind noch tausend Menschen aus Thal mit mir mitgekommen!“ Aragorn schien positiv überrascht zu sein, sagte jedoch nichts. Er musterte nur das Lager der Zwerge. Gimli dachte sich, dass es wohl besser wäre, ihm gleich jetzt die größte Überraschung zu zeigen.
Gimli führte Aragorn an den Rand des Lagers, wo das große Tor stand. „Ich bin begeistert“, war das Erste, was Aragorn hervorbrachte: „Gimli, dieses Tor wird ein Zeichen der ewigen Freundschaft zwischen den Menschen von Gondor und den Zwergen des Erebor sein!“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:36 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #12 am: 3. Mär 2008, 20:24 »
Kapitel 13 wird wieder ein wenig brutaler:

Ein Fest für den Herrn der Ringe

„Lasst die Tänzer kommen!“, hallte die Stimme von Ulfang, dem König der Ostlinge, durch die Festhalle. Es war Abend, und die Ostlinge feierten ein Fest zu Ehren Saurons, und Saurons Mund durfte als oberster Sauronspriester nicht fehlen. Der Ablauf des Festes war im Grunde genommen einfach: Zuerst wurde eine Art Orgie veranstaltet, und dann wurden Sauron Menschenopfer dargebracht. Die Ostlinge glaubten, durch das Opfer die Aufmerksamkeit Saurons zu erregen, und dass er sie dann beschützen werde. Vielleicht war daran auch ein Stückchen Wahrheit.
Unter den neun in schwarz gekleideten Tänzerinnen, welche die Nazgûl darstellen sollten, war ein Mädchen von zirka zehn Jahren, Mirianda, die Tochter von König Ulfang. Sie stellte Khamûl den schwarzen Ostling dar. Die anderen Tänzerinnen hatte Saurons Mund nur bei den Proben gesehen, kannte aber nicht ihre Namen. Saurons Mund wirkte selbst bei dem Schauspiel mit, er spielte nämlich die Rolle Saurons. Er und die Tänzerinnen stellten vereinfacht die Versklavung der Nazgûl nach.
Eigentlich wollte Saurons Mund gar nicht mitmachen, doch nur so war es ihm erlaubt, ein Menschenopfer an Sauron zu bringen. Bei dieser Gelegenheit würde er versuchen, Sauron herbeizurufen. Saurons Mund glaubte nämlich nicht, dass Sauron tot war. Das war nicht so, das durfte einfach nicht so sein! Sein Gebieter hatte schon schlimmeres durchgestanden, also müsste er auch die Vernichtung des Einen Rings überlebt haben! Aus diesem Grund hatte Saurons Mund einen kräftigen Ostling, der eine Frau vergewaltigt und dann getötet hatte, zum Opfer auserwählt. Sauron würde vom Körper des Toten Besitz ergreifen können, und hätte somit fürs Erste wieder einen Körper, bis seine Macht wieder gewachsen wäre.
Saurons Mund trat in die Halle, denn sein Mitwirken begann jetzt in dem Schauspiel. Er zog eine Schatulle, in der sich neun Ringe befanden, hervor, und bot sie den Tänzerinnen, die allesamt Kronen aufhatten, an. Die Tänzerinnen nahmen das Geschenk mit Freuden an, jede nahm sich einen Ring. Dann entfernten sie sich ein Stück von Saurons Mund. Der bisherige Verlauf des Spiels entsprach in etwa der Wirklichkeit, denn die neun Menschenkönige waren wirklich zuerst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, bevor sie durch die Ringe korrumpiert worden waren.
Nun warfen sich die Tänzerinnen zu Boden und wanden sich, als litten sie unerträgliche Schmerzen. Jede einzelne warf ihre Krone fort und zog sich ihre Kapuze tief ins Gesicht, dann gingen sie, sich geisterhaft bewegend, nach und nach wieder auf Saurons Mund zu. Als die Tänzerinnen wieder bei ihm waren, streckte Saurons Mund seine Rechte Hand in die Höhe, und überall im Saal wurden Lichter entzündet, sodass jeder im Raum den Ring mit dem leuchtenden Rubin sehen konnte. Dies sollte den Einen Ring darstellen. Um dies zu verdeutlichen, streckten sich die Tänzerinnen nach dem Ring, doch keine wagte es, ihn zu berühren.
Schwarzer Rauch wurde in den Saal geblasen, und Saurons Mund und die Tänzerinnen beeilten sich, so schnell wie möglich aus dem Saal zu verschwinden. Am Ende der Halle machte Saurons Mund jedoch noch einmal Halt und sprach einige magische Worte. Der Rauch verformte sich, bis er Sauron darstellte. Die Ostlinge im Saal klatschten und jubelten wie wilde Tiere über das gelungene Schauspiel. Nun würde es nicht mehr lange bis zum Opferritual dauern.

Saurons Mund war zornig. Die Orgie hatte noch Stunden gedauert, und nun standen die Gäste des Königs, beinahe alle Einwohner der Königsstadt Rhûns, um den Opferaltar auf dem Stufentempel Saurons versammelt. Das Opferritual würde bald beginnen.
Noch ein letztes Mal sammelte Saurons Mund alle seine dunklen Kräfte, denn er wusste nicht, wie aufwendig der Zauber war. Er würde jedoch die Seele des geopferten als Fokus nehmen, um den Suchzauber zu verstärken. Sauron musste um jeden Preis wieder einen Körper bekommen und erneut über Mittelerde herrschen, koste es was es wolle!
Nun wurde der verurteilte Mann von einigen Priesterinnen den Stufentempel hinaufgetragen. Er war durch starken Wein berauscht worden, sodass er sich nicht richtig wehren konnte. Der verurteilte wurde mit Ketten an den Opferaltar gebunden, nun würde das Ritual beginnen.
Saurons Mund zog seinen Dolch, ein edles Werkstück aus Vulkanglas, welches er selbst gefertigt hatte, und setzte ihn dem Mann an die Kehle. Schnell murmelte er noch einige magische Worte, dass die Seele nicht so schnell dem Körper des Mannes entsteigen würde, dann verkündete er: „O Sauron, dunkler Gebieter! Nimm dieses Opfer an und komme zu uns! Unterstütze uns, sodass wir stark sind und unsere Feinde vernichten können!“ Der Dolch fuhr hinab und durchtrennte dem Mann die Kehle. Saurons Mund sah dem Mann bei seinem letzten verzweifelten Todeskampf zu, bis er spürte, wie dessen Seele langsam ihren Körper verließ. Schnell holte Saurons Mund einen Beutel Sand hervor und leerte dessen Inhalt in seine linke Hand. Dann warf er den Beutel weg und legte seine rechte Hand darüber. Er murmelte einige magische Worte und formte aus dem Sand eine kleine Glaskuppel, um die Seele aufzufangen. Als die Seele des Mannes vollends dessen Körper entstiegen war, formte Saurons Mund die Glaskuppel zu einer Kugel, um die Seele darin gefangen zu halten. Lange würde er sie nicht hier behalten können, doch für den Zauber würde es reichen.
Saurons Mund erhob seine Stimme und sprach die Formel aus, mit der er die Zauberkraft der Seele in seiner Glaskugel weckte. Das Innere der Kugel färbte sich hellblau. Nun donnerte Saurons Mund seine Suchformel, die Kugel begann zu schweben und färbte sich giftgrün. Dann ging eine Welle von der Kugel aus, doch es kam kein Echo zurück. Saurons Mund rief den Zauberspruch noch einmal aus, diesmal legte er auch etwas von seiner eigenen Zauberkraft in den Spruch. Wieder kam kein Echo zurück. Ein drittes Mal donnerte Saurons Mund die Formel, und legte dabei einen Großteil seiner Macht in den Zauber. Er wartete, wartete...
Endlich spürte er, dass der Zauber zurückgeworfen worden war! Er war auf ein körperloses Wesen gestoßen! Das Echo war aus der Richtung von Mordor gekommen, das musste Sauron sein!
Saurons Mund drehte sich in die Richtung, aus der das Echo gekommen war, die Kugel mit der Seele darinnen schwebte immer noch über seinen Händen. Er konzentrierte sich mit all seiner Macht darauf, das Etwas, welches den Zauber zurückgeworfen hatte, zu ihm her zu ziehen. Die Seele in der Kugel änderte ihre Farbe in ein kräftiges Violett und begann sich zu drehen wie ein Tornado.
Fünf Minuten lang stand Saurons Mund nur da und erhielt den Anziehungszauber aufrecht, bis er endlich spürte, dass sich etwas näherte. Mit großer Geschwindigkeit kam es näher, bis es schlussendlich Saurons Mund erreichte. Saurons Mund spürte das Wesen direkt vor ihm, doch es schien verwirrt. Dennoch musste es Sauron sein, denn dessen Macht war in dem Wesen zu spüren. „Sauron, o dunkler Gebieter! Lange wart Ihr machtlos, doch nun biete ich Euch einen neuen Körper an, damit Ihr ganz Mittelerde wieder in die Finsternis stürzen könnt!“, rief Saurons Mund laut aus, in die Richtung des Geisterwesens.
„Ich bin nicht Sauron, ich bin Khamûl, der zweithöchste der Neun“, antwortete das Wesen.
„Wie ist das möglich? Ich spüre in dir einen Teil der Macht Saurons.“ Saurons Mund hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, ansonsten würde er sich vor dem König blamieren.
„Das hat etwas mit dem Einen Ring zu tun, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen...“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:37 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #13 am: 3. Mär 2008, 20:25 »
Kapitel 14:

Der Hinterhalt der Haradrim

Sie waren schon am Morgen fortmarschiert, nun war endlich die Festung Dol Amroth in Sicht. König Elessar hatte tausend Mann mehr als angekündigt mitgenommen, doch diese würde er in Dol Amroth zurücklassen, um Gondor besser gegen einen Angriff der Korsaren aus Umbar sichern zu können. Dennoch war der König besorgt. Die Elben aus dem Düsterwald waren nämlich nicht gekommen, und der Bote, den König Elessar in den Düsterwald geschickt hatte, war nicht zurückgekehrt. Das Heer hatte sogar noch einen Tag auf die Elben gewartet, doch trotzdem waren sie nicht gekommen.
Fürst Imrahil ritt in der zweiten Reihe, als zweithöchster Fürst von Gondor. Direkt vor ihm waren König Elessar, König Eomer zu dessen Rechten und Statthalter Faramir zu dessen Linken. Zur Rechten Imrahils ritt Radagast der Braune, welcher geschworen hatte, König Elessar in diesem Krieg zu unterstützen. Irgendwo weiter Hinten im Heerzug befand sich Gimli vom Einsamen Berg mit seinem Zwergenheer. Fürst Hurin war nicht zu der Heerschau erschienen, keiner wusste warum. Es waren auch nur sehr wenige Männer aus Dagorland, dem Lehen Hurins, gekommen, um der Armee des Königs zu dienen. Auch diese Männer wussten nicht, warum Fürst Hurin nicht am Krieg des Königs teilhaben wollte. Außerdem hatten die Männer aus Dagorland gesagt, dass Fürst Hurin so viele Krieger wie möglich in seinem Lehen behalten wolle. König Elessar hatte die Übervorsicht Hurins sogar noch unterstützt, doch sie beide hatten wohl einen Grund dafür. Vielleicht fürchteten sie sich vor einem Angriff aus Rhûn, denn die Ostlinge waren schon zu lange friedlich gewesen.
Fürst Imrahil sah schon seine Frau Niniel an der Mauer der Festung Dol Amroth stehen, sie hatte wohl auf das Kommen der Armee gewartet. In Meeresblau war sie gekleidet und soweit Imrahil erkennen konnte, trug ihr Kleid das Wappen Dol Amroths, den silbernen Schwan. „Schwanenritter“ wurden die Krieger von Dol Amroth genannt, weshalb sich die Zwerge des Erebor über Imrahil und seine Männer lustig gemacht hatten. Sie würden schon sehen, zu welchen Taten die Schwäne Gondors fähig waren. Nicht umsonst zählten die Schwanenritter Dol Amroths neben den Rohirrim zu den besten Reitern Mittelerdes!
Niniel verschwand von den Zinnen der Festung. Kurz darauf öffnete sich das Tor und Niniel rannte dem Heer entgegen. Das war sehr unvorsichtig von ihr gewesen! Direkt vor der Festung war ein Stück Wald, von dem aus Feinde nur zu leicht Imrahils Frau angreifen könnten! König Elessar hatte extra befohlen, ein wenig Abstand vom Wald zu lassen!
Imrahil gab seinem Hengst die Sporen und stürmte seiner Frau entgegen. Sie rief ihm etwas zu, doch er konnte es nicht verstehen. Ohne auf die Rufe des Königs zu achten preschte er weiter auf seine Frau zu, welche dem Waldrand viel zu nahe war. Er hatte Angst um sie, und das zu Recht.
Plötzlich wurden Niniels Schritte ungleichmäßig, sie taumelte, doch hielt sie sich noch aufrecht. Irgendetwas war los mit ihr! Noch einmal taumelte sie nach Vorn! Er musste schneller sein! Imrahil war schon fast bei ihr angelangt, als sie ein drittes Mal taumelte. Dieses Mal stürzte Niniel, und Imrahil sah drei rot gefiederte Pfeilschäfte aus ihrem Rücken ragen. Bei ihr angelangt, betastete Imrahil erst einmal ihren Hals. Sie lebte noch! Sie brauchte dringend ärztliche Verpflegung! Die Wachen der Festung mussten sie doch gesehen haben!
Imrahil hörte ein Surren und schaffte es gerade noch, sich flach ins Gras zu legen, als ein Pfeilwind über ihm hinwegrauschte. Die Pfeile trafen Imrahils Pferd, welches sofort niedergerissen wurde und sich nicht mehr rührte. Mindestens ein Dutzend Pfeilschäfte ragten aus Imrahils stolzem Hengst, welcher ihm schon in so vielen Schlachten beigestanden hatte.
Erst jetzt bemerkte Imrahil, dass seine Frau Niniel über ihrem Kleid einen Brustpanzer trug und sich ein Schwert umgegürtet hatte. Die Festung war also angegriffen worden! Er hätte es wissen sollen! Er hatte viel zu viele Männer aus Dol Amroth mitgenommen und so seine Festung entblößt!
Schon hörte Imrahil ein Horn des Königs. Der Rest des Heeres hatte ihn bemerkt! Er musste sich so ruhig wie möglich verhalten, dann würden die Angreifer glauben, er wäre tot. Bald darauf merkte er schon, wie die Erde unter starkem Hufschlag zu beben begann. Sie hatten also einige Reiter geschickt!
Imrahil hoffte inständig, dass die Reiter ihn und seine Frau nicht zertrampeln würden. Wenn er wählen könnte, wäre es ihm noch immer lieber, aus dem Hinterhalt von einigen Pfeilen getötet, als von seinen eigenen Männern zertrampelt zu werden. Die Reiter stürmten wahrscheinlich in Imrahils Richtung, viel konnte er nicht sehen, denn er hatte sein Gesicht im Gras vergraben. Er spürte direkt, wie die ersten Reiter über ihn hinwegsetzten, als er erneut das Surren fliegender Pfeile vernahm. Imrahil hörte getroffene Pferde wiehern und Männer fallen, nun wagte er es endlich, aufzustehen und nach seiner Frau Niniel zu sehen. Sie war zwar noch am Leben, doch sie sah nicht so aus, als würde sie die nächsten paar Stunden überleben!

Die Festung Dol Amroth war während Imrahils Abwesenheit von einem Heer der Haradrim belagert worden, doch Niniel hatte die Angreifer an Zahl so stark dezimiert, dass sie sich in den Wald zurückgezogen hatten. Dies erfuhr Imrahil von einem verwundeten Soldaten, der Dol Amroth verteidigt hatte. Zuerst sei der Hafen Pelargir angegriffen worden, deshalb hatte Niniel einen großen Teil der Truppen zum Hafen geschickt. Währenddessen hatten aber viele Haradrim Dol Amroth umgangen und es nach der Abreise der Truppen, welche den Hafen verteidigen sollten, angegriffen.
Nun sind auch noch die Letzten dieser feigen Bastarde tot, dachte Imrahil grimmig. Radagast hatte sich um Niniel gekümmert. Sie würde überleben, hatte der braune Zauberer gesagt. Imrahil hatte jedoch ein ungutes Gefühl. König Elessar hatte seinem Heer gestattet, kurz in Dol Amroth zu rasten. Der König hatte auch seinen Plan umgeändert. Er würde nur fünfhundert Soldaten in Dol Amroth lassen, um dann mit weiteren Truppen den Hafen Pelargir befestigen zu können. Noch wusste niemand, ob die Verteidiger besiegt wurden, oder ob sie den Feind abgewehrt hatten.

Als sich der Nachmittag dem Ende zuneigte, befohl König Elessar wieder den Aufbruch seines Heeres. Er wollte es noch bis zum Abend zum Hafen Pelargir schaffen und sehen, was dort passiert war. Imrahil verabschiedete sich noch schnell von seiner Frau. Sie war noch immer nicht bei Bewusstsein.  Dann schwang er sich auf Aiwendil, einen Braunen Hengst, welchen er sich als neues Reittier gewählt hatte.
Beim Aufbruch ritt Imrahil wieder neben Radagast in der zweiten Reihe. Das war irgendwie paradox, Imrahil ritt neben Radagast dem Braunen auf einem Pferd, dass dessen Namen in der Hochsprache der Elben trug. Als das Heer die Festung Dol Amroth verließ, beschlich Imrahil ein ungutes Gefühl.
Er hatte das Gefühl, seine Frau zum letzten Mal gesehen zu haben.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:38 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #14 am: 3. Mär 2008, 20:27 »
Kapitel 15 - Khamûl ist wieder da:

Eine Rüstung aus Gold

Khamûl glitt einen Gang des riesigen unterirdischen Gewölbes, welches Saurons Mund unter der Hauptstadt Rhûns angelegt hatte, entlang. Noch immer tat er sich schwer dabei, die richtigen Wege zu finden. Schon oft hatte er auf seinen Geruchssinn vertrauen müssen, um dort hin zu finden, wo er hin zu gelangen suchte. Dies hatte ihn schon immer von den anderen Nazgûl abgehoben, sein außergewöhnlicher Geruchssinn. So war er bei der Suche nach dem Einen Ring der wichtigste der Neun gewesen. Dieses einzige Mal war er wichtiger als der Hexenkönig gewesen!
Und nun...? Nun wäre Khamûl froh, wenn er so wie früher zu einem der anderen Nazgûl Kontakt aufnehmen könnte. Doch auch der Kontakt zum dunklen Gebieter war abgerissen. Er konnte sie nicht spüren, weder Sauron noch die anderen Nazgûl. Es war auch ein wenig ungewohnt für ihn, dass er alle seine Entscheidungen selbst treffen musste. Dabei war es ihm so unangenehm gewesen, dass Sauron ihn jederzeit kontrolliert hatte! Nun war sein Wunsch, die vollständige Kontrolle über seinen eigenen Körper zu haben, endlich erfüllt, aber er war es nicht mehr gewohnt. Das war einmal anders gewesen! Khamûl hatte einmal über ein ganzes Volk geherrscht! Er wollte wieder zu Ruhm kommen, er wollte über das Volk herrschen, dessen rechtmäßiger König er war! Wenn er sich doch nur als der rechtmäßige König Rhûns erweisen könnte, dann wäre alles wieder so wie – Wie denn eigentlich? Was war eigentlich gewesen, bevor er seinen Ring der Macht von Sauron erhalten hatte? Khamûl konnte sich nicht mehr daran erinnern. Auch das war seine Aufgabe, er musste wieder er selbst werden. Jetzt, wo er durch Saurons scheinbaren Tod die Möglichkeit dazu hatte, würde er sie auch so gut er konnte nutzen!
Während Khamûl über seine Vergangenheit nachgedacht hatte, hatte er gar nicht darauf geachtet, wo er sich hinbewegt hatte. Er hatte sich schon wieder verirrt! Nun half nur noch eins: Riechen!
Khamûl nahm die Luft des Ganges in sich auf. Viele ihm bekannte Gerüche durchströmten seinen Geist. Einige Zeit lang versuchte Khamûl, die Gerüche voneinander abzutrennen und genau zuzuordnen, bis er endlich zweifellos den Geruch des Alchimielabors von Saurons Mund erkannte. So schnell er konnte, folgte er dieser Duftspur, denn Saurons Mund erwartete ihn schon.
Als Khamûl an der Holztür zum Alchimielabor angelangt war, schlüpfte er durch einen Spalt in der Tür in den Raum hinein. Im Inneren des Raumes stand Saurons Mund, den Blick gedankenverloren auf den rot leuchtenden Ring an seinem Finger gerichtet. Khamûl konnte spüren, dass Saurons Mund durch diesen Ring eine gedankliche Verbindung zu jemandem herstellte. Dieser Jemand musste jedoch sehr weit entfernt sein, denn Khamûl konnte ihn nicht ausfindig machen.
Saurons Mund blickte auf und bemerkte Khamûl. Sofort riss die Verbindung durch den Ring, welcher abrupt aufhörte zu leuchten, ab. „Ich habe dich schon erwartet, Khamûl...“ Er stand auf und wies auf eine massive Eisentür am anderen Ende des Raumes hin: „Würdest du mir bitte folgen?“ Khamûl tat wie ihm geheißen und fand sich hinter der Eisentür in einer Art Schmiede wieder. „Hier werden alle Waffen und Rüstungen geschmiedet“, erklärte Saurons Mund: „Doch das, welches dich interessieren wird ist hier drüben.“ Mit diesen Worten deutete Saurons Mund auf eine Rüstung, welche an der Wand hing. Schnell eilte Khamûl zu ihr hin. Die Rüstung war golden, doch sie strahlte Dunkelheit aus. Die meisten Gelenke wurden von Stacheln überlappt, sodass die empfindlichen Ledergelenke nicht so leicht zu treffen waren. „Gold“, sagte Saurons Mund, der Khamûl gefolgt war: „Gold vermischt mit Mithril. Ich wollte sie eigentlich König Ulfang zum Geschenk machen, doch ich glaube, dir als dem wahren König der Ostlinge würde sie eher zustehen.“
Khamûl konnte es nicht fassen. Saurons Mund hatte ihn gerade „wahrer König der Ostlinge“ genannt!
„Obwohl...“, fügte Saurons Mund hinzu und riss den Helm der Rüstung weg: „... du wirst etwas Anderes brauchen als dies. Ich werde es schnell holen, leg du währenddessen das da an.“ Mit diesen Worten eilte er davon.
Die Rüstung war schon vollständig zusammengesetzt worden, so musste Khamûl nur noch hineinschlüpfen. Dies tat er auch. Er fühlte sich irgendwie wohl in der Rüstung, endlich hatte er wieder einen Körper! Übungshalber bewegte Khamûl die Finger – Alles funktionierte einwandfrei! Noch während er sich über die Rüstung freute, kehrte Saurons Mund zurück, und zwar mit einem dunkelroten Mantel und einer schwarzen Kutte. Außerdem hatte er irgendetwas bei sich, das etwa so groß war wie ein Kopf und in einige schmutzige Leinen gewickelt war. „Was ist das?“, fragte Khamûl, auf die Leinen in der Hand von Saurons Mund hinweisend. „Zieh zuerst das an“, wehrte dieser die Frage ab und warf Khamûl zuerst den roten Mantel und dann die schwarze Kutte zu. Als Khamûl beides angelegt hatte und sich eben die Kapuze der Kutte drüberstreifen wollte, rief Saurons Mund: „Halte ein!“, und enthüllte das Etwas in den Lumpen.
Es war eine Maske nach Art der Ostlinge, aus purem Gold. Die Augenschlitze zogen sich nach Unten bis zum Mund durch. Sie war perfekt für Khamûl. Er setzte die Maske auf und zog sich die Kapuze über. Nun gönnte er sich ein wenig Eitelkeit. „Wie sehe ich aus?“, fragte er Saurons Mund.
„Dir fehlt noch eine Waffe, die Deiner würdig ist.“ Saurons Mund gürtete sich sein Schwert ab und reichte es Khamûl hin. Khamûl zog es aus der Scheide und betrachtete es genauer. Das Schwert war von guter Qualität, man konnte es gut zweihändig führen. So kämpfte Khamûl am Liebsten. Bei genauerer Betrachtung bemerkte Khamûl die dunkle Magie, die das Schwert durchzog. „Eine Morgulklinge?“, fragte er.
„Die beste, die jemals von einem Nazgûl geführt wurde!“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass dies nur Heuchelei ist.“ Er hätte es wissen sollen, Saurons Mund versuchte, ihm Honig ums Maul zu schmieren! Dieser gab sich jedoch glatt und antwortete: „Nun sollte ich dich wohl in meine Pläne einweisen – Ich habe vor, Gondor zu erobern, während sich König Elessar mit den Haradrim herumschlägt. Mein Plan lautet wie folgt...“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:40 von Khamul »
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