24. Apr 2024, 08:13 Hallo Gast.
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren. Haben Sie Ihre Aktivierungs E-Mail übersehen?

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge. Hierbei werden gemäß Datenschutzerklärung Benutzername und Passwort verschlüsselt für die gewählte Dauer in einem Cookie abgelegt.


Select Boards:
 
Language:
 


Autor Thema: Aus den Schatten in den Schatten  (Gelesen 19020 mal)

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Aus den Schatten in den Schatten
« am: 3. Mär 2008, 20:06 »
Sorry für mehrere aufeinander folgende Posts, aber ich hätte gerne, dass jedes meiner Kapitel nen eigenen Beitrag kriegt:

Also: Ring frei für Kapitel 1 meiner Fortsetzung von: "Der Herr der Ringe":

Der Eine vergeht

Sein geflügelter Schatten wurde schon unruhig, während er über dem Heer des Westens kreiste. Seit Tagen hatten er und seine sieben verbliebenen Gefährten die Menschen verfolgt, und nun war der Angriff nahe.
Saurons Mund ritt schon wieder zurück zum Schwarzen Tor. Das hieß, dass die Menschen das Angebot des dunklen Gebieters abgelehnt hatten. Es war auch besser so, denn mit Brandschatzungen und blutigen Verfolgungsjagden waren die unzähligen Orks von Mordor gut bei Laune zu halten.
Das Schwarze Tor öffnete sich langsam. Er sah schon, wie sich die Truppen Mordors gleich einer schwarzen Lawine auf das Heer der Menschen zu- bewegten, welches vom neuen König Gondors noch in Formation gebracht wurde. Welch eine Dummheit! Während Kriegszeiten einen neuen König zu wählen war für ihn purer Leichtsinn. Er war sowieso noch eifersüchtig, weil der Hexenkönig den Ork Gothmog und nicht ihn, den zweithöchsten nach ihm, zu seiner Rechten Hand gewählt hatte.
Dieser Gothmog war nichts anderes als ein Feigling gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Gothmog war während des Ritts der Rohirrim ums Leben gekommen, kurz nachdem der Hexenkönig von diesem Weib erschlagen wurde. Ihm wäre das bestimmt nicht passiert. Nicht ihm, Khamûl, dem zweithöchsten der Nazgûl, dem wahren König der Ostlinge. Er wollte es Sauron beweisen, dass er das Zeug dazu hatte, der Heerführer Mordors zu werden. Beginnen würde er mit der Rächung des Hexenkönigs.
Endlich wurde ein Horn zum Angriff geblasen. Khamûl ließ seinen geflügelten Schatten im Sturzflug herabstoßen, direkt auf eine Gruppe Rohirrim zu. Die Klauen seines Reittiers bohrten sich in einen Rohirrim und rissen diesen von den Beinen. Khamûl lauschte dem verzweifelten Todeskampf des Menschen, sein ersterbendes Stöhnen erweckte in ihm ein Gefühl, triumphiert zu haben. Der geflügelte Schatten ließ den schwer verwundeten Krieger wieder fallen, und Khamûl suchte mit Argusaugen weiter nach dem Weib, welches den Hexenkönig erschlagen hatte.
Er ließ sein fliegendes Reittier knapp über die Köpfe der Rohirrim sausen, welche sich alle vor der Bestie duckten. Dieses Weib würde ihm auffallen, denn den Mut der Verzweiflung, mit dem er es schon einmal kämpfen sehen konnte, würde er nicht übersehen.
Endlich fiel ihm ein Rohirrim auf, der nicht vor seinem geflügelten Schatten zurückwich. In den Augen des Menschen brannte der Mut der Verzweiflung. „Das muss sie sein!“, schoss es Khamûl durch den Kopf. Sofort lenkte er sein Reittier in die Richtung des Weibes. Je näher er ihr kam, umso deutlicher sah er ihre Gesichtszüge. Kein Bart, keine Furcht, nur Verzweiflung spiegelte sich in ihrem Gesicht. Khamûls geflügelter Schatten flog jetzt nur noch knapp über dem Boden. Alle Rohirrim sprangen der schwarzen Bestie aus dem Weg, nur nicht das Weib. Das war sie, da war Khamûl sich sicher. Er würde von Sauron fürstlich belohnt werden, wenn dieser erfahren würde, dass er, Khamûl, der zweithöchste der Nazgûl, den Mord am Hexenkönig gerächt hatte.
Er ließ seine Bestie direkt vor der Kriegerin landen und zügelte sie, damit sie ja nicht nach dem Weib schnappen konnte. Khamûl wollte sie mit seinen eigenen Händen töten. „Nimm deinen Helm ab, Weib, damit ich sehen kann, wie das Licht in deinen Augen verlischt!“, forderte Khamûl das Weib auf, doch sie antwortete: „Ich bin kein Weib!“ Sie riss sich den Helm vom Kopf und Khamûl sah, dass sie in Wirklichkeit ein Mann war, ein Jüngling von zirka 17 Wintern. „Ich habe während diesem Krieg meine ganze Familie verloren!“, rief der Jüngling Khamûl entgegen: „Du machst mir keine Angst!“
Khamûl bewunderte den Mut des jungen Rohirrim. Er spielte mit dem Gedanken, den Jungen zu verfluchen, als er plötzlich die Kontrolle über seinen Körper verlor. Ohne es zu wollen ließ er die Zügel des geflügelten Schattens locker, dessen Kopf sofort hervorstieß. Die Bestie packte den Rohirrim mit ihren Kiefern und erhob sich wieder in die Lüfte.
Endlich hatte Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Er wollte doch nach dem Weib suchen und nicht die Zeit mit dem töten armseliger Rohirrim vertändeln! „Dieser Mord hat doch gar keine Zeit vertändelt.“, hörte Khamûl die Stimme Saurons in seinem Kopf. Die Tatsache, dass sein Gebieter jederzeit seinen Körper kontrollieren konnte, wollte Khamûl nie so ganz hinnehmen. Was ist denn ein König, wenn er nicht die Kontrolle über sein eigenes Handeln hat? – Nur eine Marionette, dass war Khamûls Meinung.
Er ließ seinen Schatten wieder höher steigen und versuchte, das Weib vom Himmel herab ausfindig zu machen, während sein geflügelter Schatten den Rohirrim im Flug verspeiste. Plötzlich hörte er eine mächtige Stimme rufen: „Die Adler kommen!“
Es war tatsächlich so, Gwaihir, der Fürst der Adler, war mit seinem Gefolge gekommen. Ein Adler war einem geflügelten Schatten ein würdiger Gegner, Orks und Trolle dagegen hatten keine Chance gegen sie. Khamûl sah eine Niederlage kommen, also lenkte er seine Bestie direkt auf die Adler zu. Er wollte Gwaihir, den Fürsten der Adler, töten. Wenn Gwaihir erst einmal tot war, würde die anderen Adler der Mut verlassen, dann wären sie leichte Beute.
Fünf der sieben anderen Nazgûl folgten Khamûls Beispiel und hielten ebenfalls auf die Adler zu.
Khamûl duckte sich tiefer in den Sattel, um seinem Reittier weniger Luftwiderstand zu bieten. Gwaihir, der Fürst der Adler und Khamûls geflügelter Schatten flogen direkt aufeinander zu. Beide Kontrahenten hielten ihre Klauen bereit, um sie dem anderen in den Leib zu rammen. Die Wucht mit der die beiden geflügelten Wesen aufeinander prallten war so groß, dass Khamûl fast aus seinem Sattel fiel. Gwaihir und die geflügelte Bestie hatten sich ihre Klauen gegenseitig abgefangen, der Schatten versuchte nun, Gwaihir in den Hals zu beißen, welcher mit Schnabelhieben immer wieder die gefährlichen Kiefer der Bestie von seinem Hals fernhielt.
Plötzlich verlor Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Ungewollt riss er seine Bestie aus dem Kampf mit Gwaihir und spornte sie an, so schnell wie möglich zum Schicksalsberg zu fliegen. Als er wieder die Kontrolle über seinen Körper hatte, hallte ihm ein Befehl Saurons durch den Kopf. Sauron hatte angsterfüllt geklungen, so angsterfüllt hatte Khamûl seinen Gebieter noch nie erlebt. Es musste wohl um den Einen Ring gehen, denn nur dann würde Sauron so ängstlich sein.
Während des Eilfluges zum Schicksalsberg spürte Khamûl immer stärker die Anwesenheit des Einen Rings. Jemand versuchte wohl, ihn zu zerstören! Das musste Khamûl unbedingt verhindern! Er spornte seinen Schatten zu Höchstleistungen an, er durfte nicht zu spät kommen!
Nach einem kurzen Flug mit extremster Geschwindigkeit ließ Khamûl seine Bestie schon im Sturzflug in den Schlot des Schicksalsberges stürzen. Jede Sekunde zählte! Khamûl sah eine bleiche Kreatur von dem Felsensteg zum Herzen des Schicksalsberges stürzen – und sie hatte den Einen Ring in ihren Händen! Er duckte sich tief in den Sattel, Schnell kam seine Bestie der fallenden Kreatur näher. Die Bestie streckte ihre Klauen aus, um die Kreatur mit dem Einen Ring zu packen. Die Klauen stießen nach vor und verfehlten die Kreatur nur um Haaresbreite. Dann klatschte sie auf die Lava auf und verbrannte sofort in ihr, der Eine Ring ging unter und begann schon, sich aufzulösen. Khamûl konnte den Sturzflug seiner Bestie nicht mehr abfangen, und so stürzte sie mit voller Geschwindigkeit in die Lava des Schicksalsberges.
Der geflügelte Schatten verbrannte sofort in der Lava, ebenso wie Khamûls Kleidung. Auch seine Rüstung und – sein Ring der Macht! Er zerschmolz wie Butter vor seinen Augen! Khamûl fühlte schon, wie er schwächer wurde und seine Lebensgeister begannen, ihn zu verlassen. Der Eine Ring war seine letzte Chance!
Da war er schon, direkt vor ihm und doch so fern. Der eine Ring hatte sich schon nahezu zur Hälfte aufgelöst, und Khamûl sah direkt, wie die Macht des Ringes sich langsam auflöste. Unter Aufwendung aller seiner Kräfte streckte Khamûl sich dem Einen Ring entgegen.
Nicht einmal mehr die Hälfte von ihm war noch da!
Khamûl berührte den vergehenden Ring, und wurde plötzlich von einer Macht durchzogen, die Khamûls Lebensgeister wieder auffrischten. Der Eine Ring hatte, als letzter Versuch weiter zu bestehen, seine restliche Macht auf Khamûl übergehen lassen. Noch während sich Khamûl darüber wunderte, verging der Eine Ring vollkommen, und der ganze Schicksalsberg wurde von einem mächtigen Beben erschüttert. Khamûl hörte Sauron in seinem Kopf. Er tobte vor Wut, weil der Eine Ring vergangen war, und vor Angst vor seinem eigenen Tod.
Plötzlich verstummte Saurons Wutgeschrei, und Khamûl wurde in einem Feuerball aus dem Schicksalsberg geschleudert. Khamûl sah Massen von Kreaturen aus Mordor, die ins Gebirge flohen, und auch die Banner der Siegreichen Menschen: Der silberne Baum auf blauem Hintergrund von Gondor und das goldene Ross auf grünem Feld von Rohan.
Da alles kam ihm so seltsam und unwirklich vor. War Sauron wirklich besiegt? Hatten die Menschen tatsächlich triumphiert?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:21 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #1 am: 3. Mär 2008, 20:07 »
Kapitel 2:

Der Krieg mit Harad

„Sauron ist schon seit mehr als vier Wintern nicht mehr“, begann Statthalter Faramir: „Doch noch immer überfallen Orks und Krieger aus Harad die Ländereien Ithiliens! Wir müssen etwas dagegen unternehmen und den Haradrim demonstrieren, dass wir nicht so schwach sind, wie sie denken!“
Diese Worte trafen Aragorn heftig. „Ich habe doch noch vor einem Mond einen Bericht erhalten, in dem stand, dass diesen Winter nur ein Mann umgekommen sei – und dass dieser erfroren sei.“ – „Doch in den letzten zwei Wochen habe ich schon fünf Männer verloren!“ Aragorn konnte die Haradrim nicht verstehen. Gut, ihre Heimat war die Wüste, deshalb wäre ihnen der Winter in Gondor zu kalt, doch andererseits war ihnen Gondor ein lange verhasster Feind, warum brachen sie dann die Angriffe im Winter ab?
„Danke, Statthalter.“, sagte Aragorn, in Gedanken versunken: „Und nun zu Dir, Fürst Imrahil von Dol Amroth!“ Unter den Fürsten Gondors trat Imrahil hervor, ein kräftiger Mann, den schon viele Wunden zeichneten. Aragorn hatte während der Schlacht um Minas Tirith, mithilfe der Armee der Toten, im Hafen Pelargir die Korsaren aus Umbar besiegt, und sich ihrer Flotte bedient, um Fürst Imrahil und seine Krieger auf die Ebene des Pelennor zu bringen.
Imrahil begann zu reden, klar und kräftig: „Der große Hafen Pelargir ist ein einziges Schlachtfeld zwischen meinen Männern und den Haradrim! Wir verlieren viel zu viele Männer, als dass wir es uns leisten könnten, auch nur einen einzigen Mann als meine Leibgarde mitzubringen!“, um die Deutlichkeit seiner Worte zu unterstreichen, machte er eine kurze Pause.
Nun war auch dies geklärt. Aragorn hatte sich schon gefragt, warum Fürst Imrahil alleine geritten war.
„Und vom Meer aus überfallen uns schon in regelmäßigen Abständen die Korsaren von Umbar, wodurch unser Hafen ...“ Fürst Imrahil wollte noch weiter reden, doch Aragorn deutete ihm zu schweigen.
Imrahil sah ihn nur ungläubig an und fragte: „Aber König Elessar, ist es Euch denn egal, dass wir so viele Männer verlieren? Wir...“
„Ich bin dafür, dass wir den Haradrim unsere Stärke demonstrieren.“, erwiderte Aragorn: „Wir werden eine Heerschau stattfinden lassen und mit den fünftausend besten Kriegern aus Gondor gegen die Haradrim in den Krieg ziehen. Wir werden ganz Nah-Harad und Umbar erobern und Umbar befestigen, sodass die Haradrim keine Angriffe mehr wagen werden.“
Ein Raunen ging durch die Reihen der Fürsten, dass von den weißen Wänden der Zitadelle zurückgeworfen wurde, doch Hurin, der Wächter der Schlüssel, dem Aragorn die Länder um Dagorland und der Ebene des Schwarzen Tores anvertraut hatte, erhob Einspruch.
„Mit Verlaub, König Elessar, mit fünftausend Männern werden wir kaum in Harad einmarschieren können. Ich weiß, wir müssen genug Männer im Land zurücklassen, um es noch verteidigen zu können, doch erscheinen Euch fünftausend Mann nicht doch als zu wenige?“
Aragorn antwortete Hurin selbstsicher: „Fünftausend Krieger aus Gondor, zweitausend Zwergenkrieger vom Einsamen Berg und mehrere hundert elbische Bogenschützen aus dem Düsterwald dürften die Haradrim schon in die Knie zwingen, denn die zwanzigtausend Krieger, die sie in der Schlacht auf dem Pellenor verloren haben, haben ihr Volk sehr geschwächt.“
Wieder ging ein Raunen durch die weiße Halle der Zitadelle, doch dieses Mal erhob keiner der Fürsten Einspruch. „Wenn niemand Einspruch erhebt, so sendet überall im Land Boten aus, um die Heerschau, welche in drei Monden auf den Feldern des Pelennor stattfinden wird, zu verkünden. Sendet außerdem einen Boten zu dem Zwerg Gimli Gloinsson, der ihm verkünden soll, dass Aragorn ihn bittet, mit zweitausend seiner besten Krieger bis zur Heerschau in Gondor zu sein. Ebenso soll ein Bote zu Legolas, dem Prinzen des Düsterwaldes, geschickt werden. Er soll dem Prinzen berichten, dass Aragorn bis zur Heerschau um ihn und seine besten Bogenschützen bittet. – Somit erkläre ich diese Sitzung der Fürsten beendet.“
Aragorn hatte gar nicht gemerkt, dass Fürst Hurin noch nicht Bericht erstattet hatte. Dieser Fehler würde ihm noch eine Überraschung in seinem bevorstehenden Krieg einbringen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:22 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #2 am: 3. Mär 2008, 20:09 »
Kapitel 3:

Saurons Werk wird wiederholt

Alle Folterinstrumente waren schon bereitgelegt, es fehlte nur noch das Opfer. Er vertrieb sich die Zeit damit, die Folterinstrumente eindringlich zu durchsuchen. Gut geordnet lagen Messer in allen Formen und Größen auf einem Beistelltisch neben der Folterbank. Auch eine Peitsche mit rostigen Metallriemen und eine durch unzähliges Schleifen schon dünn und zierlich wirkende Axt hingen an den Rändern des Tisches
Endlich kam Das Opfer! Diesen Orks war einfach jeder Sinn für Pünktlichkeit vergangen! Bei Sauron war das nicht so gewesen, doch er würde die Orks Schon noch Demut lehren.
Das Opfer wehrte sich mit aller Kraft und schrie aus Leibeskräften, allein vier Orks waren nötig, um es zu tragen. Es an den Foltertisch zu spannen, war noch schwieriger deshalb half er den Orks vorsichtshalber, denn das Opfer könnte sich ja befreien und sich eine seiner Waffen unter den Nagel reißen. Als der Mann, nackt und mit ausgestochenen Augen, endlich so fest an den Foltertisch gefesselt war, dass er sich kaum einen Finger breit bewegen konnte, Verbeugten sich die Orks und gingen. Endlich war er allein, um das Werk Saurons zu wiederholen...
In seinen langen Jahren des Studiums der dunklen Magie hatte Saurons Mund von seinem Gebieter gelernt, wie man Orks züchtete. In den Verließen unter der Folterkammer des Königspalastes von Rhûn hatte Saurons Mund schon ein Dutzend Orkgruben ohne das Wissen des Königs der Ostlinge errichten lassen. Er galt ja als „Prophet Saurons“, deshalb fragte niemand nach seinem Tun oder seinen Hintergründen. Alles was er tat, galt für die Ostlinge, die Sauron als Gott verehrten, als dessen Eingebung. So konnte Saurons Mund Orks züchten, und die Ostlinge glaubten, diese Orks seien von Sauron selbst geschickt worden. Welch ein einfältiges und primitives Volk die Ostlinge doch waren!
Saurons Mund wollte jedoch etwas Größeres hervorbringen als Orks, dafür brauchte er aber die Hilfe des Gefangenen, der nackt und gefesselt auf dem Foltertisch lag. Über dessen Abstammung wusste Saurons Mund nichts. Er war schon in Versuchung, mithilfe seiner schwarzen Magie in das Gedächtnis des Gefangenen einzutauchen, doch er entschied sich dagegen, er hatte ja wichtigeres zu tun. Sein Blick wanderte über die Folterinstrumente. Jedes Einzelne von ihnen war fein säuberlich poliert, da der Religion der Ostlinge zufolge niemand Blut eines Anderen in seinem Körper haben sollte. Es wurden ja auch Ostlinge gefoltert, und wenn man die Folterinstrumente nicht reinigte, könnte ein anderer, der Sauron nicht verehrte, von ihm als einen seiner „Jünger“ erkannt werden, wegen dem Blut.
Dann nahm Saurons Mund ein Messer mit einer Klinge etwa so lange wie seine Hand. Mit seinem Daumen prüfte er die Schärfe der Klinge. Sie war scharf genug. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und murmelte einige magische Worte, um das Messer leicht zu vergiften. Es würde den Mann nicht töten, doch seine Wunden würden so sehr schmerzen, als ob Salz in sie gestreut worden wäre.
Saurons Mund zog noch seinen Dolch aus seinem Gürtel, ging zum Foltertisch und setzte ihn seinem Opfer an die Kehle. Die Hand, in der er das vergiftete Messer hielt, bewegte er vorsichtig zwischen die Beine seines Opfers. „Du wirst bald großen Schmerz fühlen...“, sagte Saurons Mund, doch der Gefangene erwiderte: „Ich fürchte keinen Tod!“
Da Fuhr das vergiftete Messer herab, und der Mann kreischte wie ein Abgestochenes Schwein, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Saurons Mund hob die Hoden auf, die er dem Mann abgetrennt hatte, und sagte zu ihm: „Es gibt schlimmeres als den Tod... Zum Beispiel, von seinem eigenen Sohn auf ewig gequält zu werden!“ Mit diesen Worten verließ Saurons Mund die Folterkammer durch die Geheimtür, die er eigens hatte anlegen lassen. Kaum hatte sich die Türe hinter ihm geschlossen, hörte er die Schmerzschreie des Gefangenen nicht mehr. „Sperrt ihn wieder in seine Zelle!“, blaffte Saurons Mund einen Ork an, der ihn am Eingang begrüßte: „Ihr könnt mit ihm machen was ihr wollt, aber lasst ihn mir ja am Leben! Wer ihn tötet, bekommt die Folter zu spüren, die ich für ihn ersonnen habe!“ Der Ork sagte nichts mehr, sondern machte sich mit einem spitzbübischen Grinsen auf, den ihm erteilten Auftrag zu erfüllen.
In der Grotte, die Saurons Mund unter den Königspalast von Rhûn bauen hatte lassen, standen dutzende Orkgruben, in denen neue Orks herangezüchtet wurden. Orkgruben sahen aus wie Löcher im Boden, die mit Schlamm gefüllt waren. Tatsächlich wohnte in diesem Schlamm aber dunkle Magie inne. Diese Magie ermöglichte es, aus einem Schlammkokon, in dem sich ein beliebiges Teil eines Orks, wie Blut oder ein Knochen, befindet binnen eines Mondes einen Ork zu züchten. Eigentlich vermehrten sich Orks auf natürlichem Wege, doch er wollte nicht so lange warten, bis die Orkjungen erst einmal herangewachsen waren. Auch so ging es noch immer zu langsam.
Saurons Mund sah schon den Brutmeister der Orkgruben. Schnellen Schrittes begab er sich zum Brutmeister, vorbei an einigen Orks, die mit Stangen prüften, ob sich die in den Kokons heranwachsenden Orks noch bewegten. Der Brutmeister kommandierte gerade an einer Grube einige Orks herum, die frisch „ausgebrütete“ Orks aus dem Schlamm fischten. Als der Ork Saurons Mund bemerkte, grunzte er einen Brüter neben ihm an, das Kommando zu übernehmen und ging Saurons Mund entgegen.
Der Ork wirkte genervt, er war auch zu spät dran mit der Räumung dieser Grube. „Ich bitte demütigst um Verzeihung dafür, dass wir die Grube nicht rechtzeitig räumen konnten, doch aus irgendeinem Grund schlüpfen sie alle immer später als normal...“ Das hörte Saurons Mund nicht gerne. „Dann fische sie so schnell wie möglich aus dieser Grube raus, sonst werde ich dir deine Leber aus dem Leib fischen und sie dich essen lassen!“, brüllte Saurons Mund den Ork an. Nun war er zornig, denn sein Plan würde sich dadurch noch mehr verzögern.
Zornerfüllt eilte er in Richtung Alchemielabor. Hier hatte er alles, was man für einen Zaubertrank brauchen könnte. Schnell warf er die abgetrennten Hoden in eine vorbereitete Tonschüssel und zerstampfte sie mit einem Mörser zu einem blutigen Brei. Dann nahm er ein Fläschchen schwarzes Orkblut aus dem gut sortierten Wandschrank und füllte in etwa so viel Orkblut in seine Schüssel, wie von den zerstampften Hoden darin war.
Nun verrührte er alles noch einmal gründlich miteinander und leerte sie dunkelrote Flüssigkeit in einen Schlammkokon, den er sofort gründlich verschloss.
Plötzlich war es ihm egal, wie lange sich sein Vorhaben verzögern würde. Er hatte schon den ersten Schritt getan und war sich sicher, dass es gelingen würde.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 21:42 von Khamul the ugly Easterling »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #3 am: 3. Mär 2008, 20:10 »
Kapitel 4:

Kopflos und Herzlos

Die Sitzung der Fürsten Gondors war schon sechs Tage her, doch Fürst Hurin war noch immer von dieser Sitzung aufgewühlt. König Elessar hatte ihn nicht reden lassen, obwohl er einen schwerwiegenden Verdacht gehabt hatte. Noch vor der Sitzung der Fürsten hatte er einen Spion nach Rhûn geschickt, um seinen Verdacht zu bestätigen. Wenn sich herausstellen würde, dass sein Verdacht wahr wäre, würde Fürst Hurin sofort nach Minas Tirith reiten und König Elessar Bericht erstatten. Doch zuallererst musste sein Spion zurückkehren.
Hurin saß in einem kärglich eingerichteten Esszimmer seiner weißen Burg, auf einem Stuhl direkt vor dem Kamin. Ein Wandteppich, der das Wappen Gondors zeigte, war die einzige Dekoration. Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Herein!“
Es war Gishilde, Hurins Frau, die den Raum betrat. An der Hand führte sie Turin, Hurins achtjährigen Sohn. Bei der Geburt Turins war Radagast der Braune dabei gewesen, und dieser hatte vorhergesagt, dass Hurins Sohn einmal große Heldentaten vollbringen werde. Deshalb hatte Hurin seinen Sohn Turin genannt. Turin, Hurins Sohn, war im Ersten Zeitalter ein großer Held gewesen, der Glaurung, den mächtigsten Drachen, der jemals existierte, getötet hatte. Fürst Hurin wollte, dass sein Sohn auch einmal berühmt wurde.
Fürst Hurin begrüßte seine Frau und seinen Sohn: „Guten Morgen, konntet ihr nicht gut schlafen?“ Turin antwortete sofort: „Ich habe geträumt, ich wäre ein Ritter und hätte einen Drachen erschlagen!“ Hurin brach in schallendes Gelächter aus, ebenso wie seine Frau Gishilde. Turin schien beleidigt durch dieses Lachen.
„Warum lacht ihr mich denn aus, es gibt doch Drachen, oder?“
Hurin wollte seinem Sohn eine Antwort geben, doch in ebendiesem Moment schwang die Tür in das Esszimmer auf und ein in einen dunklen Kapuzenmantel gehüllter Mann betrat fast lautlos den Raum. Es war Hurins Spion! Endlich würde er in seinem Verdacht bestätigt werden!
Mit einer schnellen Geste deutete Hurin seiner Frau und seinem Sohn, das Zimmer zu verlassen. Als die beiden Fort waren, bot Hurin seinem Spion einen Platz an. Der Spion machte keine Anstalten, sich zu setzen, sondern begann sogleich mit seinem Bericht.
„Euer Verdacht hat sich bestätigt, Fürst Hurin. Im Fernen Rhûn züchtet Saurons Mund Orks und bereitet sie auf einen Krieg vor.“
Hurin konnte es kaum fassen. Er musste König Elessar sofort warnen! „Was weißt du noch, Jules?“ Jules, der Spion, gab Hurin keine Antwort, sondern schlug seine Kapuze zurück. Entsetzt musste Hurin feststellen, dass Jules†™ Haar nun schwarz war, nicht mehr braun. Jules griff mit einer Hand auf sein Gesicht, welches er zerknitterte und zusammendrückte. Dann riss er sein Gesicht fort, und Hurin erkannte jenen, den er wohl niemals vergessen würde.
Schwarze Augenringe untermalten die blutroten Augen des Mannes. Er hatte helle Haut und langes Schwarzes Haar. Es war Saurons Mund!
Sofort griff Hurin an seinen Gürtel, wo normalerweise sein Schwert hing, doch er hatte sein Schwert in seinem Schlafzimmer vergessen. Saurons Mund hatte die Bewegung Hurins bemerkt und sagte: „Du solltest dich nie sicher fühlen, nicht einmal in deinem eigenen Haus.“ Jetzt wollte ihm dieser Bestard auch noch weise Lehren erteilen! Hurin holte tief Luft, um nach den Wachen zu rufen, doch im selben Moment sprang Saurons Mund nach Vorne und hielt Hurin ein Tuch, dass er bis dahin wie ein Taschentuch in der Hand gehalten hatte, vor den Mund.
Hurin wurde vom Duft des Tuches schwindelig und er sackte kraftlos zu Boden. Jetzt war alles aus! Saurons Mund würde ihn töten, wodurch König Elessar wie blind nach Harad reiten würde! Hurin versuchte, alle seine Kräfte zusammenzunehmen, doch er konnte sich nicht bewegen. Seinen Lippen entsprang ebenfalls kein einziger Ton.
Saurons Mund beugte sich zum Boden hin.
Hurin machte sich schon für seinen Tod bereit, doch statt eines Dolches holte Saurons Mund wieder Jules†™ Gesicht hervor, welches er wie eine Maske aufsetzte. Hurin konnte nicht glauben, wie echt dieses Gesicht wirkte. Unendlich langsam, sodass Hurin es genau sehen konnte, zog sich Saurons Mund die Kapuze über den Kopf. Ebenso langsam holte er ein Kästchen hervor, öffnete es und zeigte Hurin den Inhalt. In dem Kästchen befanden sich ein Metallsplitter, ein kleiner Rubin und ein Ring mit einem Rubin darauf.
„Weißt du, was das ist?“, fragte Saurons Mund.
Hurin wollte den Kopf schütteln, doch er konnte sich noch immer nicht bewegen. Saurons Mund steckte sich den Ring an seinen Ringfinger, legte den Metallsplitter auf Hurins Brust und den Rubin auf Hurins Stirn. Dann Murmelte Saurons Mund einige fremdartige Wörter, und Hurin schien es, als würden sich der Rubin und der Splitter in seinen Körper graben. Schmerzen erfüllten Hurin, er hätte schreien wollen, doch noch immer entstieg kein Ton seinen Kehle.
Durch Jules†™ Gesicht lächelte Saurons Mund Hurin an. Die Maske wirkte unglaublich echt. „So“, sagte Saurons Mund: „immer, wenn du über deinen Verdacht zu sprechen gedenkst, wird der Rubin einen Teil deines Gehirns verbrennen. Das Metall stammt von einer Morgulklinge. Der Splitter wird zu deinem Herzen wandern, wenn du über deinen Verdacht sprichst, und dich früher oder später zu einem Schatten unter meinem Willen machen. Durch den Ring und den Rubin werde ich außerdem immer wissen, was du gerade tust und denkst.“
Mit diesen Worten verließ Saurons Mund das Zimmer. Nun konnte Hurin König Elessar nicht mehr warnen. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, doch Saurons Mund würde ihm immer zuvorkommen können.
Es war zum Verzweifeln.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:25 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #4 am: 3. Mär 2008, 20:13 »
Kapitel 5:

Die Hilfe der Pferdeherren

Aragorn stand mitten in der Goldenen Halle von Edoras, der Hauptstadt Rohans. König Eomer ließ ihn warten. Arwen schmiegte sich an Aragorn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Aragorn hatte nicht gewollt, dass sie mir ihm mitkam, doch Arwen war äußerst stur. Sie war eine gute Schwertkämpferin und außerdem eine Elbin, welche Eins mit den Bäumen werden konnte, doch sie trug ein Kind unter dem Herzen. Außer Arwen waren noch Zwanzig Wächter der Zitadelle von Minas Tirith als seine Leibgarde mitgekommen. Die Turmwachen, wie die Wächter der Zitadelle genannt wurden, warteten ungeduldig vor der Goldenen Halle.
Endlich öffnete sich die Tür zu den Privatgemächern des Königs. König Eomer schritt durch die Tür, begleitet von zwei Schildmaiden Rohans. Eomer war mit einem Kettenhemd bekleidet, in welches das goldene Pferd Rohans mit Goldfäden eingeflochten worden war. Er trug keinen Helm, doch an seinem Gürtel war das Schwert König Theodens. Die zwei Schildmaiden hatten lange schwarze Haare und trugen einfache Lederrüstungen. Als sich König Eomer auf seinen Thron setzte, entfernten sie sich.
„Ich begrüße Euch, König Elessar von Gondor, ebenso Eure holde Frau! Sagt mir, was treibt Euch zu mir?“
Aragorn holte tief Luft: „Ich komme, um Euch um Beistand zu bitten, König Eomer von Rohan. Ich habe vor, gegen die Haradrim und die Korsaren aus Umbar, welche immer wieder unser Land überfallen, in den Krieg zu ziehen!“ Aragorn machte eine kurze Pause, um König Eomer Zeit zu geben, sich eine Antwort zu überlegen. „Zieht Ihr mit mir in den Krieg, Waffengefährte?“
Eomer erhob sich von seinem Thron. Er ging auf Aragorn zu und fasste ihm die Hand zum Kriegergruß. „Ich werde Euch bei jedem Krieg beistehen, Freund! So sagt mir nur, wann und wo findet die Heerschau statt?“
In Eomers Augen brannte der Kampfgeist, den Aragorn an seinem Freund sehr schätzte. Aragorn antwortete: „In genau zwei Monden findet auf den Feldern des Pelennor eine Heerschau statt. Ich werde die fünftausend besten Krieger aus Gondor aussuchen und am Tag darauf auf dem Schwarzen Hügel, auf dem Eure Schwester Eowyn, die Frau von Statthalter Faramir, den Hexenkönig von Angmar erschlagen hat, den Kriegszug beginnen. Seid bis zu diesem Tage mit deinem Heer auf den Feldern des Pelennor, sodass wir gemeinsam in den Krieg ziehen können, Waffengefährte!“

Nach der Audienz bei König Eomer hatte dieser noch gewünscht, dass Aragorn und seine Leibgarde noch zu einem Fest blieben, bei dem Aragorn, König Eomer und Arwen den Vorsitz geführt hatten. Aragorns Leibgarde hatte sich sehr diszipliniert verhalten. Sie hatten nicht zu viel getrunken, doch trotzdem waren die Männer in ausgelassener Stimmung. Nun neigte sich das Fest langsam dem Ende zu. Die Mittagssonne stand schon am Himmel, und nun wurden die Speisen aufgetragen. Fünf in prunkvolles Grün gekleidete Schildmaiden brachten Teller und Gabeln aus blankem Silber, wie nicht einmal Aragorn es in Minas Tirith hatte. „Mithril“, sagte König Eomer, welcher Aragorns Blick bemerkt hatte. „Für Euch nur das reinste Gedecke, mein guter Freund! Auf dass wir beide den Menschen von Harad jeden Mord zehnfach zurückzahlen werden!“
Aragorn lächelte König Eomer an. Sein Freund hatte zu viel getrunken, seine Backen waren schon leicht rötlich, doch sein Blick wirkte noch nicht verschleiert. In Eomers Augen brannte noch immer der Kampfgeist. Aragorn winkte einer Schildmaid, ihm noch etwas Met einzuschenken. Als sein Horn voll war, flüsterte Arwen ihm auf Elbisch ins Ohr: „Trink nicht zu viel, Geliebter. Nicht vor deinem Sohn.“ Er musste stutzen. „Ein Sohn?“
Arwen lächelte auf eine so geheimnisvolle Weise, wie es nur die Elben zu lächeln verstanden. Aragorn musste einen Aufschrei der Freude unterdrücken, und küsste Arwens Bauch. Arwen trug weite Kleider, um ihre Verwundbarkeit zu verbergen.
„Mögest du gesegnet sein, mein Sohn“, flüsterten Aragorn und Arwen wie aus einem Munde. Dann wurde ein Spanferkel gebracht. Nun galt es für Aragorn, eine Schlacht zu schlagen – Die Schlacht um die Schweinslende!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:27 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #5 am: 3. Mär 2008, 20:14 »
Kapitel 6:

Der erste Halbork

Seine Unterlippe bebte nervös, nun war es so weit. Er würde nun seinen wohl wichtigsten Auftrag vollenden, doch wenn es ihm nicht gelang...
An die Folgen des Scheiterns wollte Boltan, ein Ork, welcher Zuchtmeister in den Verließen von Saurons Mund war, gar nicht nachdenken. Der Kokon in der Orkgrube bewegte sich. Das Etwas im Kokon war viel größer als ein gewöhnlicher Ork. Es würde auch kein solcher werden, da war Boltan sich sicher. Es würde etwas Größeres, Mächtigeres werden als ein Ork. Viel hatte er von Saurons Mund nicht erfahren, nur, dass es etwa fünf Tage länger reifen müsse als ein gewöhnlicher Ork. Sein Meister hatte auch gesagt, er würde ihn und alle, die an der Ausbrütung dieser Kreatur beteiligt waren, eigenhändig umbringen, falls sie versagen und seine Schöpfung zerstören würden. Alles musste also reibungslos verlaufen, sonst wären er und seine Kameraden des Todes.
Wieder bewegte sich der Kokon.
Boltan wurde immer nervöser, die Stunde der Entscheidung rückte mit Riesenschritten näher. Noch einmal blickte er in die Runde der Brüter. Alle vier Orks waren von ihm persönlich ausgewählt worden, die Besten Brüter in den Verließen. Ihnen war allen klar, dass dies ihre letzte Aufgabe sein könnte. Jeder der vier Orks hatte Angst, Boltan roch es. Doch seine Kameraden versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, sie alle blickten verbissen und unbeirrbar auf den Kokon in der Orkgrube.
Die Kreatur im Inneren des Kokons drehte und wand sich.
Boltan umklammerte seine Brutstange fester. Dies war ein spitzer Haken an einer langen Stange, um schlüpfenden Orks den Kokon Aufzustechen und sie anschließend aus der Grube zu ziehen.
Einer von Boltans Gefährten brach das erdrückende Schweigen: „Was glaubst du denn was für eine Made aus diesem Kokon heraus kriechen wird?“ „Eine Made, die um einiges größer ist als du“, knurrte Boltan dem Ork entgegen. Ihm war jetzt nicht nach einer Unterhaltung zumute
Die Kreatur im Kokon wand sich immer heftiger, bis ein Loch im Kokon entstand, durch das sie sich wand. Schnell legte Boltan der Kreatur den Haken seiner Brutstange um den Bauch, um sie herauszuziehen, doch diese brüllte ihm ein, sogar in der Sprache der Orks, unaussprechliches Schimpfwort entgegen und zersplitterte den Stab der Brutstange mit einem einzigen Hieb. Ein frisch geschlüpfter Ork wäre dazu nie in der Lage gewesen!
Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Boltan die Kreatur an. Sie erinnerte ihn ein wenig an einen Ork, wenngleich sie auch in etwa so groß war wie ein Mensch, und auch einige menschliche Gesichtszüge aufwies. Die Kreatur versuchte, sich aus dem Schlamm der Orkgrube zu befreien, doch sie begann stattdessen, im Schlamm einzusinken. Die Orks, die Boltan eigentlich beim Ausbrüten helfen sollten, sahen nur erschrocken zu, wie die Kreatur immer tiefer im Schlamm versank. „Tut doch endlich was, ihr feigen Frischlinge! Wollt ihr denn, dass wir alle umgebracht werden!“, brüllte er. Endlich löste sich der Ork, welcher Boltan vorher mit seinem Gequatsche genervt hatte, aus seiner Starre und legte der schon fast zur Gänze im Schlamm versunkenen Kreatur seinen Haken um den Hals. Dann zog er aus Leibeskräften, während die anderen Orks auch ihre Haken um den Hals der Kreatur legten. Gemeinsam schafften es die anderen Orks, die Kreatur aus dem Schlamm zu befreien und von der Orkgrube wegzuziehen.
Die Kreatur schlug jedoch wie wild um sich herum und warf Boltans vier Kameraden zu Boden. Boltan fasste sich ein Herz, zog seine Peitsche aus seinem Gürtel und ging mit seiner dieser auf die Kreatur los.
Knall! Die Peitsche hatte einen blutigen Streifen im Gesicht der Kreatur hinterlassen. Sie beachtete die Wunde gar nicht, sondern bleckte ihre Zähne und Knurrte Boltan an. Er schlug wieder mit seiner Peitsche in Richtung der Kreatur. Die Peitsche machte einen lauten Knall und schlang sich um die Hand der Bestie.
Diese reagierte blitzschnell und riss an der Peische, sodass Boltan von den Beinen gehoben wurde. Noch während er durch die Luft flog, packte ihn die Bestie und biss ihm in die Schulter. Still murmelte Boltan ein Gebet zu Morgoth, dass er ihn schnell sterben lassen möge, als er plötzlich die Stimme von Saurons Mund hörte: „Lass den Zuchtmeister sofort los!“
Unendlich langsam löste die Bestie ihre Zähne von Boltans Fleisch und setzte ihn wieder am Boden ab. Dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte Saurons Mund lange an. Schlussendlich wandte sie ihren Blick von ihm ab und verbeugte sich vor ihm, sie sah ihm jedoch nicht in die Augen.
Saurons Mund ging zu der Bestie hinüber, berührte sie an der Stirn und sprach: „Du bist Unûar, der erste in Rhûn gezüchtete Halbork! Du wirst mir dienen und Sauron als unser aller Meister und Morgoth, den ersten und mächtigsten der Valar, als unser aller Gott verehren, so wie es auch alle anderen Orks tun müssen! Ich bin Saurons Mund, Saurons Lehrling und Nachfolger, und ich verlange von dir, dass du jeden meiner Befehle im Namen Saurons erfüllst!“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:28 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #6 am: 3. Mär 2008, 20:15 »
Kapitel 7:

Der dunkle Wald

Geduckt huschte Legolas durch das Dickicht. Geräuschlos glitt er über Äste und trockenes Laub, wo Menschen schon einen Riesenkrach verursachen würden. Die Elben waren den Menschen doch um Einiges überlegen. Endlich hatte er gefunden, wonach er suchte. Er betrachtete den Rest Spinnenseide, der an einem Baum klebte. Zu Berühren wagte er die klebrige Seide nicht, es könnte eine Falle sein.
Ein Knacken!
Legolas wandte sich blitzschnell um und legte schon einen Pfeil an die Sehne. Er war nervös, irgendetwas verfolgte ihn. Wäre es eine gewöhnliche Riesenspinne, würde er sie sofort erledigen können, doch er hatte gehört, dass...
Wieder knackte ein Ast!
Dieses Mal musste sein Verfolger ganz nahe sein!
Zoll für Zoll schob sich Legolas mit gespanntem Bogen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Einige Blätter raschelten. Sofort ließ Legolas den Pfeil von der Sehne schnellen. Er hatte schon einen neuen Pfeil aus dem Köcher gezogen und an die Bogensehne gelegt, als er aus dem Blätterdickicht einen Aufschrei hörte. Er hatte etwas getroffen, doch vermutlich nicht das, was er treffen wollte. Schnell eilte er ins Dickicht, in das er seinen Pfeil geschossen hatte.
Was er dort sah, traf ihn wie ein Donnerschlag – Ein Mensch lag vor ihm in einer Blutlache am Boden und krümmte sich vor Schmerz. Sogleich sah Legolas den Grund für den Schmerz des Menschen, der Pfeil hatte sich durch den Bauch des Mannes gebohrt.
„Helft mir...“, röchelte der Mensch. „Es tut mir leid, ich hatte Euch...“ „Ach so, Ihr wart dass... Wenn ich das hier überlebe, wird König Elessar wohl anders über Euren Prinzen denken...“
Legolas schäumte vor Wut. Er hatte aus Versehen auf einen Boten Aragorns geschossen! Er würde ihn zwar heilen können, doch dennoch würde der Mensch ihm nie glauben, dass dieser Schuss ein Versehen war. Dafür waren die Menschen zu Abergläubisch. Legolas war schon einmal mit Aragorn in Minas Tirith gewesen, dort hatten die Leute tatsächlich geglaubt, Elben besäßen verzauberte Pfeile, die ihr Ziel immer trafen. Welch ein Unsinn! Doch nun musste Legolas sich um den Verwundeten kümmern!
Er betrachtete die Schusswunde genauer. Der Pfeil war so tief durch den Leib des Menschen gedrungen, dass die Spitze ihn an der anderen Seite schon verlassen hatte. Legolas brach die Spitze des Pfeils ab. Blut strömte aus der Wunde im Rücken des Mannes. Unendlich langsam musste Legolas den Pfeilschaft aus dem Bauch des Mannes ziehen. Er durfte nicht abbrechen und im Inneren des Leibes stecken bleiben, dies hätte fatale Folgen für den Menschen.
Endlich hatte er den Pfeilschaft aus dem Mann herausgezogen, doch plötzlich – ein Knacken!
Dieses mal musste es etwas größeres sein, vielleicht eine Riesenspinne, oder schlimmstenfalls...
Wieder dieses Knacken!
Es schien von einer riesigen Kreatur mit vielen Beinen zu kommen!
Legolas wurde nervös. Mit zitternden Händen nahm er seinen Bogen und zog einen Pfeil aus seinem Köcher. Plötzlich hörte Legolas donnergleich Äste krachen, und im nächsten Moment brach eine Riesenspinne von gigantischem Ausmaß durch das Dickicht direkt vor Legolas. Dieser schoss sofort einen Pfeil auf ein Auge der Spinne ab und machte einen weiten Satz nach Hinten. Der Pfeil schrammte nur die Stirn der Spinne, welche sich irritiert umblickte. Sie hatte wohl nicht erwartet, auf einen Elben zu treffen.
Legolas betrachtete die Spinne, so wie ein Jäger seine Beute begutachtet. Sie war wirklich um einiges größer als jede andere Spinne, die er jemals gesehen hatte. An jedem ihrer acht Beine hatte sie eine Klaue – an fast jedem! Die Klaue an ihrem vordersten linken Bein fehlte!
Die Spinne blickte nun zu Legolas. Ihre acht Augen sahen irgendwie gruselig aus, doch eines wirkte komisch – es war ihr ausgestochen worden! Das war nicht möglich, Legolas konnte es auf keinen Fall glauben!
Er stand hier nicht einer gewöhnlichen Spinne gegenüber, sondern Kankra, der legendären Königin der Spinnen!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:29 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #7 am: 3. Mär 2008, 20:16 »
Kapitel 8:

Die Königin der Spinnen

Sein Herz raste, seine Wunde blutete stark und vor ihm stand eine Riesenspinne! Schlechter konnte es nicht mehr kommen!
Paladar hatte von König Elessar den Auftrag bekommen, den Elbenfürsten Legolas um Hilfe für den bevorstehenden Krieg gegen die Haradrim zu bitten. Und nun das! Kaum hatte er den Düsterwald betreten, schon traf ihn ein Pfeil mitten in den Magen! Der Elb hatte gesagt, dass das ein Versehen gewesen sei, doch Paladar glaubte ihm nicht. Man sagte von Elben, dass sie durch Bäume durchsehen könnten und ihre Pfeile niemals ein Ziel, dass sie zu treffen beabsichtigten, verfehlten.
Nun hatte der Elb seinen Bogen in den Köcher gesteckt und zwei zierlich wirkende Kurzschwerter gezogen. Dieser Elb war verrückt! Er wollte sich einer Riesenspinne stellen!
Die Spinne musterte den Elb, sie schärfte die Klauen an ihren Kiefertastern. Dann stieß sie vor, die Klauen an ihren Kiefertastern wie Schwerter einsetzend. Der Elb parierte zwar die Klauen, doch er wurde in die Defensive gedrängt. Aus dem Wulstigen Hinterleib der Spinne trat ein Stachel hervor. Mit einem Satz war sie über dem Elben und versuchte, ihm ihren Stachel in den Leib zu rammen. Der Elb wich zwar jedem Stich der Spinne aus und schlug sogar zurück, doch seine Schwerter glitten einfach an der Haut der Spinne ab, als trüge sie eine zentimeterdicke Stahlrüstung.
Die Spinne sprang ein Stück nach hinten und stand dem Elben wieder gegenüber. Sie funkelte böse zu Paladar hinüber.
Der Elb griff wieder an, doch die Spinne setzte einfach über ihn hinweg und rannte mit weit geöffnetem Maul direkt auf Paladar zu. Ihr Kiefer umschoss seinen ganzen Körper und brach ihm sämtliche Knochen. Paladar hätte schreien wollen, doch er brachte keinen Ton hervor.
Dann umfing ihn völlige Finsternis.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:32 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #8 am: 3. Mär 2008, 20:18 »
Kapitel 9 wird ein bisschen brutal (aber nur ein bisschen):

Der Folterknecht

Durch die Gitterstäbe hindurch betrachtete Saurons Mund den Gefangenen, den er vor beinahe zwei Monden seiner Männlichkeit beraubt hatte. Der Mensch sah erbärmlich aus! Saurons Mund hatte den Orks zu viel Freiheit bei ihren Grausamkeiten gelassen!
Die Orks hatten dem Mann seine Zunge herausgeschnitten, Gerüchten zufolge hatten sie ihn diese sogar essen lassen. Außerdem hatten sie ihm beide Oberschenkel geöffnet und Salz und Maden hineingestreut. Der Mensch verzerrte sein Gesicht, oder zumindest das, was davon übrig war, vor Schmerz. Nachdem der Mensch, Jules war sein Name, Saurons Mund in einer Befragung enthüllt hatte, dass er ein Spion des Fürsten Hurin sei, hatte dieser ihm die Haut seines Gesichtes abgezogen und als Maske verwendet, um zu Fürst Hurin vorzudringen. Saurons Mund hatte Hurins Schweigen erpresst und ihm außerdem einen Rubin eingepflanzt, mit dem er zu jeder Zeit in Hurins Gedanken eindringen konnte.
Nun betrachtete Saurons Mund wieder den Menschen. Was er nicht verstehen konnte war, warum der Mensch nicht vor Schmerzen schrie. Irgendwie bewunderte Saurons Mund die Beherrschung dieses Mannes. Er würde jedoch die Folter, die Unûar an ihm durchführen würde, nicht überleben. Zum Glück beherrschte Saurons Mund einen Zauber, mit dem man den Tod hinauszögern konnte. Er würde die Seele des Mannes einfach in dessen Körper gefangen halten, bis Unûar seine Folter vollendet hätte. Bei dem Gedanken daran, dem Menschen sein Leid zu verlängern, musste Saurons Mund schmunzeln. Es würde ihm eine Freude sein, dem Mann den Weg in den Tod zu verwehren.
Saurons Mund fühlte sich beobachtet. Er wandte sich um und erblickte Unûar.
„Du kommst spät.“
„Entschuldigt, Meister, Magog hat heute eine Extraportion Maden verteilt.“
Der Magen von Saurons Mund verkrampfte sich. Er lebte schon seit Jahrtausenden unter Blut saufenden, Maden fressenden Orks, doch noch immer erfüllte ihn der Gedanke an Maden mit Abscheu. Doch gerade diese Aasfressenden Larven gehörten nach Frischfleisch zu der Lieblingsspeise der Orks. Außerdem hatte Saurons Mund Magog, einem Ork, welcher Hüter der Vorratskammer war, persönlich befohlen, heute Extrarationen zu verteilen. Er hätte wissen müssen, dass Unûar, obwohl er ein Halbork war, mindestens genauso verfressen war wie die anderen Orks.
„Zeig mir, was du von mir gelernt hast!“, Saurons Mund deutete auf den Mann: „Gib ihm einen langsamen und schmerzerfüllten Tod!“ Unûar deutete eine Verbeugung an und ging wieder, um die Folterwerkzeuge zu holen. Saurons Mund öffnete die Gefängniszelle.
Der Mann hing angekettet an der Wand. Er musste wohl gehört haben, dass die Gefängnistür sich geöffnet hatte, denn er bäumte sich in seinen Ketten auf. Die Ketten waren jedoch zu stark in der Wand verankert, als dass der Mann sie jemals hätte herausreißen können.
Saurons Mund ging direkt auf den Mann zu.
Der Mensch lallte etwas, doch seine unvollkommene Zunge machte seine Worte unverständlich.
Saurons Mund lächelte. Er legte dem Menschen seine Hand auf die Brust und murmelte einige magische Worte. Von nun an würde der Mensch nicht sterben, bis er den Zauber fallen ließe. Seine Schmerzen würde dieser Zauber jedoch nicht verringern.
Die Gefängnistür quietschte. Unûar war zurückgekehrt. In der linken Hand hielt er ein frisch geschliffenes Messer, in der Rechten einige Ketten mit, der winzig kleine Klingen mit eingeflochten waren. Wieder musste Saurons Mund lächeln. Unûar würde ihm ein grandioses Schauspiel bieten.

Als Unûar sein Werk vollendet hatte, hing das Fleisch des Menschen nur noch in Fetzen von seinen Knochen. Unûar hatte alles genau so gemacht, wie Saurons Mund es ihn gelehrt hatte. Zuerst hatte er die Ketten so fest um die Gliedmaßen des Mannes geschlungen, dass sich die Klingen tief ins Fleisch gebohrt und das Blut abgesperrt hatten. Dann hatte er mit dem Messer das Fleisch des Menschen zerteilt. Dies hatte er jedoch nicht willkürlich getan, sondern äußerst professionell. Saurons Mund war zufrieden.
Der angekettete Mensch hätte schon längst tot sein müssen, doch durch den Zauber war die Seele des Mannes in seinem Körper gefangen. Er schrie aus Leibeskräften, seine Beherrschung war längst vergessen. Saurons Mund war sich jedoch nicht sicher, ob die Schreie des Menschen Schmerzensschreie oder Beleidigungen waren, die unvollkommene Zunge des Mannes machte jedes seiner Worte unverständlich. Am Gesicht des Mannes konnte er auch nichts ablesen, es war ja nicht mehr da.
„Schneide ihm die Kehle durch“, befahl Saurons Mund Unûar.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:33 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #9 am: 3. Mär 2008, 20:19 »
Kapitel 10 - Hauptfigur Khamûl kehrt zurück:

Ein Anderer kommt

Khamûl stemmte sich mit all seiner Kraft gegen den Fels. Endlich tat sich ein kleiner Spalt auf, durch den er hindurchschlüpfen konnte. Unendlich langsam zwängte sich Khamûl durch den Spalt in der erstarrten Lava, in welcher er gefangen gehalten worden war. Er wusste nicht genau, wie lange er schon da drinnen gewesen war, er hatte im Fels sein Zeitgefühl verloren.
Endlich hatte sich Khamûl aus der erstarrten Lava befreit. Er blickte über das Schwarze Land. Nichts war so geblieben, wie es einst gewesen war. Von den Heerlagern der Orks war nichts als Staub geblieben und die Festungen Saurons lagen in Trümmern. Khamûl blickte in die Richtung des Barad-Dûr und des Schicksalsberges. Was ihm sofort ins Auge stach war – Nichts! Vom Barad-Dûr war nur noch ein kleiner Haufen Schutt geblieben, und der Schicksalsberg war erloschen. Die Menschen hatten also gesiegt, Sauron war demnach tot.
Khamûl spürte Wut und Zorn in sich aufsteigen. Er hätte den Einen Ring noch retten und Sauron bringen können, wäre er nur etwas schneller gewesen. Der Eine Ring hatte stattdessen seine verbliebene Macht auf den sterbenden Khamûl übertragen. Warum, das war dem Nazgûl ein Rätsel. Er hätte den Einen Ring retten und zu Sauron bringen sollen. Der dunkle Gebieter hätte die Menschen bestimmt im Alleingang besiegen können, darin war Khamûl sich sicher.
Ein Geräusch ließ Khamûl jäh aus seinen Gedanken aufschrecken. Nicht weit von ihm entfernt kletterten einige Orks ziemlich ungeschickt die Schattenberge hinunter. Khamûl bewegte sich auf die Orks zu, welche ihn nicht zu sehen schienen. Warum sollten sie auch? Er war gestaltlos, ein Schatten, ein Geist! Wie sollte man ihn sehen können? Es waren immer nur die Rüstung und die schwarzen Stoffe gewesen, die ihm und den anderen Nazgûl Gestalt gegeben hatten! Die Gestaltlosigkeit hatte ja auch einige Vorteile. Er konnte sich viel schneller bewegen als andere Wesen, und in voller Ritterrüstung war seine Bewegungsfreiheit nicht so eingeschränkt wie bei anderen Wesen.
So erreichte Khamûl die Orks, als sie gerade am Boden angelangt waren. „Wer ist euer Anführer?“, flüsterte er einem der Orks zu. Dieser machte erschrocken einen Satz nach hinten und zog seinen Säbel. Die anderen Orks lachten über ihren Kameraden. Da erhob Khamûl seine Stimme, sodass alle Orks ihn hören konnten: „Ja, lacht nur über ihn! Er weiß wenigstens, wann ihm Gefahr droht!“ Nun zogen auch die anderen Orks ihre Säbel.
„Habt ihr Angst vor mir?“
Die Orks stellten sich mit dem Rücken zur Gebirgswand. Sie wirkten sichtlich verunsichert. Khamûl sah, dass der hinterste Ork einen Tragebeutel trug, aus dem ein Schwertgriff hervorragte. Binnen eines Herzschlags hatte er sich des Schwertes schon bemächtigt und stand wieder an seinem ursprünglichen Platz. Der Ork, dem Khamûl zugeflüstert hatte, knurrte in seine Richtung: „Was für ein Geist bist du und was für Späße treibst du mit uns?“ Khamûl musste lachen.
„Ich bin Khamûl, der zweithöchste der Neun.“
„Du lügst!“
„Wie kommt es dann, dass mich kein einziger von euch sieht?“
Die anderen Orks wichen zurück, doch sein Gesprächspartner schien dies nicht einmal zu merken. Der Ork sprang mit einem wilden Schrei nach Vorne. Kreischend schlug Stahl auf Stahl. Nun war Khamûl am Zug. Sein Schwert beschrieb einen blitzenden Bogen. Der Ork schaffte es zwar gerade noch, seinen Säbel zur Parade zu erheben, doch als die beiden Waffen aufeinander schlugen, zerbarst der Säbel des Orks.
Wütend starrte der Ork auf den Griff seines Säbels. „Du bist ein guter Fechter, Geist.“
„Bist du jetzt bereit, mir zu glauben?“
„Stirb, Geist!!“ Der Ork hatte einen Dolch gezogen und stach damit in Khamûls Richtung. Khamûl machte keine Anstalten, den Stich zu parieren, der Ork stach direkt durch ihn durch, doch er fühlte keinen Schmerz. Im Gegenteil, der Dolch des Orks schmolz dahin, als wäre er aus Butter. Khamûl war zufrieden, er hatte nichts von seiner Macht verloren. Jetzt erst fiel ihm auf, wie leichtfertig er den Stich des Orks durchgelassen hatte. Hätte er keine Macht mehr gehabt, hätte der Dolch ihn wohl getötet.
Dem Ork stand blankes Entsetzen im Gesicht, er schien nicht so recht zu wissen, was gerade passier war. Einer der anderen Orks ging auf Khamûl zu. Er war groß und stämmig, außerdem trug er als Einziger dieser Orks einen Helm. Der Ork grunzte Khamûls Gesprächspartner einen Befehl auf Orkisch, den Khamûl kaum verstand, zu. Dann wandte er sich an Khamûl: „Wenn du wirklich der Schattenreiter Khamûl bist, dann sag mir, wo die anderen Schattenreiter sind und was mit IHM ist.“
„Der dunkle Gebieter ist tot, ebenso wie die anderen acht Ringgeister.“
„Wie kommt es dann, dass du noch lebst?“ Der Orkhäuptling hielt seine riesige Axt zum Angriff bereit.
„Dass weiß ich selbst nicht“, musste Khamûl gestehen: „Ich glaube, der Eine Ring ist der Grund, warum ich überlebt habe.“
Der Ork blickte finster drein. „Ich glaube dir nicht.“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:34 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #10 am: 3. Mär 2008, 20:22 »
Kapitel 11:

Fechtstunden

Boltan parierte den wütenden Hieb des Orks und ging sofort zum Gegenangriff über. Seine Eisenstange Stieß direkt auf die Brust seines Gegenübers. „Du hast verloren, du Made! Dein verfluchter Zorn lässt dich immer verlieren!“ Wütend spuckte Boltans Schüler auf den Boden und zog von Dannen. Saurons Mund plante einen Krieg, deshalb war Boltan zum Lehrmeister der Orks befördert worden. Sein Herr hatte gesagt, dass er ein begabter Schwertkämpfer sei und andere Orks viel von ihm lernen könnten.
Am beginn seiner Ausbildung bekam jeder Ork eine Eisenstange, etwa so lang wie der Unterarm eines Orks. War seine Ausbildung abgeschlossen, so wurde dem Ork eine Waffe seiner Wahl aus dieser Stange geschmiedet. Die meisten Orks wählten sich Krummsäbel als Waffen, auch wenn viele Äxte oder Keulen nahmen.
Boltan hatte sich eine große Axt, welche er zweihändig zu führen pflegte, schmieden lassen, doch beim Fechtunterricht verwendete er stets Eisenstangen, wie seine Schüler. War einmal eine seiner Stangen verbogen, brachte er diese zur Schmiede, um sich eine neue Stange schmieden zu lassen. Aus seiner alten Stange wurden dann Pfeil- und Speerspitzen gefertigt. Die Bogenschützen und Lanzenträger der Orks wurden nämlich von den Kriegern abgesondert ausgebildet. Hätte Boltan alle Orks auszubilden, wäre er arm dran. Es entstiegen nämlich alle paar Tage neue Orks den Gruben, der Strom an neuen Schülern für Boltan würde nie aufhören.
Boltan schwitzte und die Luft in der Höhle war auch stickig. Nun war Essenszeit, er würde keinen Schüler hier behalten können. Außerdem war auch er hungrig. Das Essen war zwar nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Magog, der Hüter der Vorratskammer, war für einen Ork ein guter Koch. Wo andere Orks nur madiges Brot und zerkochtes Fleisch servierten, schaffte es Magog, aus Maden und Brot wahre Kunstwerke herzustellen. Magog formte Brote nämlich so, dass sie wie Fleischkeulen und Kuchen aussahen. Sah ein Brot voller Maden erst einmal wie etwas, dass schmackhafter als Brot war aus, so konnte man sich besser vorstellen, so etwas zu essen.
Mit einer leckeren Fleischkeule im Sinn machte sich Boltan auf den Weg in Richtung Vorratskammer. Er drängte sich durch die Reihen hungriger Orks. Keiner beschwerte sich über Boltans Verhalten, denn als Fechtmeister hatte er ein gewisses Vorrecht gegenüber anderen Orks. Als er endlich vor der Tür der Vorratskammer stand, wurde Boltan plötzlich von hinten gepackt und von der Tür weggezerrt. Es war Unûar.
„Was hast du vor, Folterschnecke?“
Unûar gab ihm keine Antwort.
„Traust du dich nicht, mit mir zu reden? Hast du Angst vor mir, du...“, Boltan wollte Unûar noch beschimpfen, doch Unûar verpasste ihm Ork plötzlich eine Ohrfeige, sodass er von den Beinen gehoben wurde. Boltans Kopf schlug so hart an der Wand auf, dass ihm Sterne vor die Augen tanzten.
Als Boltan seine Sinne wieder beisammen hatte, trug Unûar ihn unter dem Arm. Unûar hatte bemerkt, dass er wieder bei Sinnen war, und sagte: „So sind wir also, Fechtmeister! Zuerst groß reden und dann gleich von einer Ohrfeige Ohnmächtig werden!“ Boltan mochte Unûar nicht. Unûar war nicht nur größer und stärker als alle anderen Orks, Boltan mit einbezogen, sondern auch ein besserer Fechter. Er schaffte es immer wieder, sogar gegen drei Gegner zu bestehen. Mit einer Übungsstange hatte er auch schon einmal einen Ork getötet. Und als wäre das alles nicht Schmach genug, so war Unûar auch noch der Günstling von Saurons Mund, obwohl er nicht mehr lange der einzige Halbork in den Verließen sein würde.
„Hat†™s dir die Sprache verschlagen, Feigling?“ Unûars Frage riss Boltan wieder in die Gegenwart zurück. Boltan musste das Thema wechseln. „Wohin bringst du mich?“, fragte er.
„Ich soll dich zu Saurons Mund bringen. Wir sind schon da.“
Mit diesen Worten warf Unûar Boltan vor die Tür zum Alchemielabor und verschwand, ohne Boltan auch nur noch einmal anzusprechen. Vorsichtig öffnete Boltan die Tür zum Alchimielabor von Saurons Mund. Sofort stiegen ihm alle möglichen betörenden und unangenehmen Düfte entgegen. Saurons Mund saß an einem Tisch in der Mitte des Raumes, zu Boltan gewandt. Doch sein Meister schien ihn nicht einmal zu bemerken. Er blickte nur gedankenverloren auf seinen Ring, dessen roter Stein leuchtete.
Boltan räusperte sich.
Der Stein hörte auf zu leuchten, und Saurons Mund blickte auf zu Boltan. „Ich habe dich schon erwartet, Fechtmeister – oder soll ich lieber sagen: Ehemaliger Fechtmeister?“ Dem Ork stieg ein Kloß in den Hals auf. Er hatte Saurons Mund verärgert! Er würde zu den niedrigsten Arbeiten verurteilt werden!
„Bitte nicht, Meister!“, flehte er Saurons Mund an: „Ich schwöre auch, Euch immer treu zu dienen!“
Saurons Mund lächelte verschwörerisch: „Du wirst nur das bekommen, was dir zusteht... Unûar wird dich ersetzen.“ Wut stieg in Boltan auf. Alles war ihm recht, nur nicht, dass dieser aufgeblasene Halbork seinen Beruf übernahm. Er wollte gerade widersprechen, als Saurons Mund Boltan feierlich verkündete: „Boltan, Fechtmeister unter dem Banner vom Auge Saurons, hiermit ernenne ich dich zum obersten Feldherrn meiner Orkscharen!“
Boltan konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Saurons Mund hatte ihn zum Feldherrn ernannt! Er war nun der höchstrangigste unter den Orks, nicht einmal Unûar konnte ihm noch etwas vorhalten! Nur Saurons Mund stand jetzt noch über ihm!
Was für ein Glück er doch hatte!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:35 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #11 am: 3. Mär 2008, 20:23 »
Kapitel 12:

Ein Tor aus Stahl und Silber

Nun war es also so weit, er würde wieder in die Weiße Stadt kommen. Dies würde schon sein dritter Besuch hier sein, doch noch immer vermochte die Erinnerung an Minas Tirith sein Herz höher schlagen zu lassen. Er hatte nur weinige schönere Orte als diese Stadt gesehen, wie zum Beispiel die Glitzernden Grotten von Helms Klamm.
Aragorn hatte einen Boten zu Gimli, dem Sohn Gloins, des Kriegsherren des Erebor geschickt, und ihn um zweitausend Krieger gebeten. So war Gimli also mit einer Schar von zweitausend Zwergenkriegern und tausend Menschen des Königreiches Thal gekommen. Er hatte außerdem noch ein Geschenk für Aragorn dabei, ein Tor aus Mithril und Stahl, welches er persönlich mit seinem Vater und einigen anderen Zwergen geschmiedet hatte. Das massive Tor wurde auf einem stabilen Wagen, der von einigen Untergrund-Yaks gezogen wurde, transportiert. Untergrund-Yaks waren die Zug- und Lasttiere der Zwerge des Erebor.
 Aragorn würde sich sicherlich über das neue Tor freuen. Aragorn hatte Glück gehabt, denn an dem Tag als der Bote gekommen war, hatte Gimli gerade die Vorbereitungen für die Besiedlung der Glitzernden Grotten von Helms Klamm getroffen.
Gimli hätte eigentlich schon viel früher die Glitzernden Grotten besiedeln wollen, doch der Erebor und das Königreich Thal waren während des Ringkrieges von den Ostlingen belagert worden, und Gimli hatte nach dem Sieg über die Ostlinge geholfen, alles wieder aufzubauen. Während einer der Schlachten waren König Dain vom Erebor und König Brand von Thal gefallen, daher war Thorin III., der Sohn von König Dain, Der König der Zwerge vom Erebor und des Königreiches Thal geworden. Gimlis Vater Gloin war dann der oberste Kriegsherr des Erebor geworden, und nun führte Gimli dieses Heer aus den von seinem Vater ausgesuchten Kriegern an.
Gimli ging voran und war als Erster auf dem letzten Hügel vor der Weißen Stadt. Nun erblickte er die weiten Felder des Pelennor, sowie Minas Tirith, die Weiße Stadt. Sie war einfach unglaublich schön, doch das Tor war noch nicht ersetzt worden. Dafür würde Gimli schon sorgen!
Auf den Feldern des Pelennor bemerkte der Zwerg ein Heerlager. Aragorn veranstaltete wohl eine Heerschau.
Nun waren auch andere Zwerge an der Spitze des Hügels angekommen und staunten über die Pracht und Schönheit der weißen Stadt. Gimlis Adjutant Hwerich, ein Mensch aus Thal  meinte zu ihm: „Wie reich muss dieses Königreich sein, dass dort eine so schöne Stadt steht. Neun Verteidigungsringe, und allein diese Aussicht vom obersten Wachturm! Diese Stadt ist wirklich unbesiegbar!“ Zum Glück weißt er es nicht besser, dachte Gimli sich. Er war persönlich bei der Schlacht auf dem Pelennor dabei gewesen und hatte gesehen, dass die Weiße Stadt kurz vor dem Fall gestanden war. Nur Aragorn, Legolas und er hatten, weil sie die Korsarenflotte erobert und Fürst Imrahil mit seinen Truppen aus Dol Amroth auf die Pelennor-Felder gebracht hatten, die Stadt vor dem Fall bewahren können. Gimli sagte jedoch nichts, er wollte seinem Adjutanten ja nicht den schönen Anblick verderben. „Formiert euch!“, rief Gimli aus. Er wollte seine Truppen geordnet auf die Pelennor-Felder ziehen lassen. Es dauerte einige Zeit, schlussendlich musste Gimli noch einige seiner Mannen zurechtweisen, doch dann hatte er sie zu einem schönen Heer geordnet. „Im Schritt Marsch!“, rief Gimli, und wie ein Mann setzte sich das Zwergenheer in Bewegung.
Während des Marsches vom Hügel runter bemerkte Gimli, dass im Feldlager vor der Weißen Stadt Unruhe entstand. Im Lager formierten sich kleinere Truppenverbände, und ein einzelner Reiter eilte nach Minas Tirith. Gimli hatte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Nun preschten einige Reiter aus dem Lager hervor, ihre Lanzen zum Angriff gesenkt. Die Menschen hielten sie für herannahende Feinde! Gimli musste ihnen Einhalt gebieten!
Er nahm das Zwegenhorn aus reinem Mithril, welches ihm sein Vater auf die Reise mitgegeben hatte, und blies so kräftig wie er konnte hinein. Je lauter der dumpfe, tiefe Klang des Zwergenhornes wurde, umso langsamer wurden die Reiter, Männer in voller Rüstung, welche Schilder mit dem Wappen Dol Amroths trugen. Als die Reiter das Marschierende Zwergenheer erreicht hatten, befohl Gimli den Stillstand. Der Anführer der Schwanenritter von Dol Amroth nahm seinen Helm ab, und Gimli erkannte den Fürsten Imrahil, mit dem er in der Schlacht auf dem Pelennor schon gemeinsam gekämpft hatte. Der Tapfere Fürst von Dol Amroth war seit der Schlacht auf dem Pelennor schon um ein paar Narben im Gesicht reicher geworden.
Imrahil musterte das Heer der Zwerge genauer, bis er sich an Gimli wandte: „Gimli Gloinsson, Heermeister vom Erebor, ich begrüße Euch auf den Pelennor-Feldern, auf denen wir schon einmal Seite an Seite gefochten haben. Entschuldigt unser angriffslustiges Verhalten, doch wir hatten euer Heer für ein feindliches gehalten.“
„Ihr braucht Euch nicht bei mit zu entschuldigen, Imrahil, Fürst der Schwanenritter von Dol Amroth!“
Einige von Gimlis Männern kicherten leise. Sie hatten den Ausdruck „Schwanenritter“ wohl noch nie gehört und hielten ihn wahrscheinlich für eine Beleidigung. Imrahil schien es auch bemerkt zu haben, machte jedoch eine einladende Geste und sprach: „Ihr Zwerge vom Erebor und ihr Menschen aus Thal! Möget ihr auf den Feldern des Pelennor ein Lager aufschlagen, bis der Krieg beginnt!“

Als das Lager dann am Abend fertig war, kam Aragorn ins Lager der Zwerge. Gimli begrüßte seinen alten Freund freudig: „Ich grüße Euch, König Elessar von Gondor! Ich habe Eurer Bitte Folge geleistet und Euch zweitausend meiner Zwergenkrieger mitgebracht! Außerdem sind noch tausend Menschen aus Thal mit mir mitgekommen!“ Aragorn schien positiv überrascht zu sein, sagte jedoch nichts. Er musterte nur das Lager der Zwerge. Gimli dachte sich, dass es wohl besser wäre, ihm gleich jetzt die größte Überraschung zu zeigen.
Gimli führte Aragorn an den Rand des Lagers, wo das große Tor stand. „Ich bin begeistert“, war das Erste, was Aragorn hervorbrachte: „Gimli, dieses Tor wird ein Zeichen der ewigen Freundschaft zwischen den Menschen von Gondor und den Zwergen des Erebor sein!“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:36 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #12 am: 3. Mär 2008, 20:24 »
Kapitel 13 wird wieder ein wenig brutaler:

Ein Fest für den Herrn der Ringe

„Lasst die Tänzer kommen!“, hallte die Stimme von Ulfang, dem König der Ostlinge, durch die Festhalle. Es war Abend, und die Ostlinge feierten ein Fest zu Ehren Saurons, und Saurons Mund durfte als oberster Sauronspriester nicht fehlen. Der Ablauf des Festes war im Grunde genommen einfach: Zuerst wurde eine Art Orgie veranstaltet, und dann wurden Sauron Menschenopfer dargebracht. Die Ostlinge glaubten, durch das Opfer die Aufmerksamkeit Saurons zu erregen, und dass er sie dann beschützen werde. Vielleicht war daran auch ein Stückchen Wahrheit.
Unter den neun in schwarz gekleideten Tänzerinnen, welche die Nazgûl darstellen sollten, war ein Mädchen von zirka zehn Jahren, Mirianda, die Tochter von König Ulfang. Sie stellte Khamûl den schwarzen Ostling dar. Die anderen Tänzerinnen hatte Saurons Mund nur bei den Proben gesehen, kannte aber nicht ihre Namen. Saurons Mund wirkte selbst bei dem Schauspiel mit, er spielte nämlich die Rolle Saurons. Er und die Tänzerinnen stellten vereinfacht die Versklavung der Nazgûl nach.
Eigentlich wollte Saurons Mund gar nicht mitmachen, doch nur so war es ihm erlaubt, ein Menschenopfer an Sauron zu bringen. Bei dieser Gelegenheit würde er versuchen, Sauron herbeizurufen. Saurons Mund glaubte nämlich nicht, dass Sauron tot war. Das war nicht so, das durfte einfach nicht so sein! Sein Gebieter hatte schon schlimmeres durchgestanden, also müsste er auch die Vernichtung des Einen Rings überlebt haben! Aus diesem Grund hatte Saurons Mund einen kräftigen Ostling, der eine Frau vergewaltigt und dann getötet hatte, zum Opfer auserwählt. Sauron würde vom Körper des Toten Besitz ergreifen können, und hätte somit fürs Erste wieder einen Körper, bis seine Macht wieder gewachsen wäre.
Saurons Mund trat in die Halle, denn sein Mitwirken begann jetzt in dem Schauspiel. Er zog eine Schatulle, in der sich neun Ringe befanden, hervor, und bot sie den Tänzerinnen, die allesamt Kronen aufhatten, an. Die Tänzerinnen nahmen das Geschenk mit Freuden an, jede nahm sich einen Ring. Dann entfernten sie sich ein Stück von Saurons Mund. Der bisherige Verlauf des Spiels entsprach in etwa der Wirklichkeit, denn die neun Menschenkönige waren wirklich zuerst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, bevor sie durch die Ringe korrumpiert worden waren.
Nun warfen sich die Tänzerinnen zu Boden und wanden sich, als litten sie unerträgliche Schmerzen. Jede einzelne warf ihre Krone fort und zog sich ihre Kapuze tief ins Gesicht, dann gingen sie, sich geisterhaft bewegend, nach und nach wieder auf Saurons Mund zu. Als die Tänzerinnen wieder bei ihm waren, streckte Saurons Mund seine Rechte Hand in die Höhe, und überall im Saal wurden Lichter entzündet, sodass jeder im Raum den Ring mit dem leuchtenden Rubin sehen konnte. Dies sollte den Einen Ring darstellen. Um dies zu verdeutlichen, streckten sich die Tänzerinnen nach dem Ring, doch keine wagte es, ihn zu berühren.
Schwarzer Rauch wurde in den Saal geblasen, und Saurons Mund und die Tänzerinnen beeilten sich, so schnell wie möglich aus dem Saal zu verschwinden. Am Ende der Halle machte Saurons Mund jedoch noch einmal Halt und sprach einige magische Worte. Der Rauch verformte sich, bis er Sauron darstellte. Die Ostlinge im Saal klatschten und jubelten wie wilde Tiere über das gelungene Schauspiel. Nun würde es nicht mehr lange bis zum Opferritual dauern.

Saurons Mund war zornig. Die Orgie hatte noch Stunden gedauert, und nun standen die Gäste des Königs, beinahe alle Einwohner der Königsstadt Rhûns, um den Opferaltar auf dem Stufentempel Saurons versammelt. Das Opferritual würde bald beginnen.
Noch ein letztes Mal sammelte Saurons Mund alle seine dunklen Kräfte, denn er wusste nicht, wie aufwendig der Zauber war. Er würde jedoch die Seele des geopferten als Fokus nehmen, um den Suchzauber zu verstärken. Sauron musste um jeden Preis wieder einen Körper bekommen und erneut über Mittelerde herrschen, koste es was es wolle!
Nun wurde der verurteilte Mann von einigen Priesterinnen den Stufentempel hinaufgetragen. Er war durch starken Wein berauscht worden, sodass er sich nicht richtig wehren konnte. Der verurteilte wurde mit Ketten an den Opferaltar gebunden, nun würde das Ritual beginnen.
Saurons Mund zog seinen Dolch, ein edles Werkstück aus Vulkanglas, welches er selbst gefertigt hatte, und setzte ihn dem Mann an die Kehle. Schnell murmelte er noch einige magische Worte, dass die Seele nicht so schnell dem Körper des Mannes entsteigen würde, dann verkündete er: „O Sauron, dunkler Gebieter! Nimm dieses Opfer an und komme zu uns! Unterstütze uns, sodass wir stark sind und unsere Feinde vernichten können!“ Der Dolch fuhr hinab und durchtrennte dem Mann die Kehle. Saurons Mund sah dem Mann bei seinem letzten verzweifelten Todeskampf zu, bis er spürte, wie dessen Seele langsam ihren Körper verließ. Schnell holte Saurons Mund einen Beutel Sand hervor und leerte dessen Inhalt in seine linke Hand. Dann warf er den Beutel weg und legte seine rechte Hand darüber. Er murmelte einige magische Worte und formte aus dem Sand eine kleine Glaskuppel, um die Seele aufzufangen. Als die Seele des Mannes vollends dessen Körper entstiegen war, formte Saurons Mund die Glaskuppel zu einer Kugel, um die Seele darin gefangen zu halten. Lange würde er sie nicht hier behalten können, doch für den Zauber würde es reichen.
Saurons Mund erhob seine Stimme und sprach die Formel aus, mit der er die Zauberkraft der Seele in seiner Glaskugel weckte. Das Innere der Kugel färbte sich hellblau. Nun donnerte Saurons Mund seine Suchformel, die Kugel begann zu schweben und färbte sich giftgrün. Dann ging eine Welle von der Kugel aus, doch es kam kein Echo zurück. Saurons Mund rief den Zauberspruch noch einmal aus, diesmal legte er auch etwas von seiner eigenen Zauberkraft in den Spruch. Wieder kam kein Echo zurück. Ein drittes Mal donnerte Saurons Mund die Formel, und legte dabei einen Großteil seiner Macht in den Zauber. Er wartete, wartete...
Endlich spürte er, dass der Zauber zurückgeworfen worden war! Er war auf ein körperloses Wesen gestoßen! Das Echo war aus der Richtung von Mordor gekommen, das musste Sauron sein!
Saurons Mund drehte sich in die Richtung, aus der das Echo gekommen war, die Kugel mit der Seele darinnen schwebte immer noch über seinen Händen. Er konzentrierte sich mit all seiner Macht darauf, das Etwas, welches den Zauber zurückgeworfen hatte, zu ihm her zu ziehen. Die Seele in der Kugel änderte ihre Farbe in ein kräftiges Violett und begann sich zu drehen wie ein Tornado.
Fünf Minuten lang stand Saurons Mund nur da und erhielt den Anziehungszauber aufrecht, bis er endlich spürte, dass sich etwas näherte. Mit großer Geschwindigkeit kam es näher, bis es schlussendlich Saurons Mund erreichte. Saurons Mund spürte das Wesen direkt vor ihm, doch es schien verwirrt. Dennoch musste es Sauron sein, denn dessen Macht war in dem Wesen zu spüren. „Sauron, o dunkler Gebieter! Lange wart Ihr machtlos, doch nun biete ich Euch einen neuen Körper an, damit Ihr ganz Mittelerde wieder in die Finsternis stürzen könnt!“, rief Saurons Mund laut aus, in die Richtung des Geisterwesens.
„Ich bin nicht Sauron, ich bin Khamûl, der zweithöchste der Neun“, antwortete das Wesen.
„Wie ist das möglich? Ich spüre in dir einen Teil der Macht Saurons.“ Saurons Mund hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, ansonsten würde er sich vor dem König blamieren.
„Das hat etwas mit dem Einen Ring zu tun, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen...“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:37 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #13 am: 3. Mär 2008, 20:25 »
Kapitel 14:

Der Hinterhalt der Haradrim

Sie waren schon am Morgen fortmarschiert, nun war endlich die Festung Dol Amroth in Sicht. König Elessar hatte tausend Mann mehr als angekündigt mitgenommen, doch diese würde er in Dol Amroth zurücklassen, um Gondor besser gegen einen Angriff der Korsaren aus Umbar sichern zu können. Dennoch war der König besorgt. Die Elben aus dem Düsterwald waren nämlich nicht gekommen, und der Bote, den König Elessar in den Düsterwald geschickt hatte, war nicht zurückgekehrt. Das Heer hatte sogar noch einen Tag auf die Elben gewartet, doch trotzdem waren sie nicht gekommen.
Fürst Imrahil ritt in der zweiten Reihe, als zweithöchster Fürst von Gondor. Direkt vor ihm waren König Elessar, König Eomer zu dessen Rechten und Statthalter Faramir zu dessen Linken. Zur Rechten Imrahils ritt Radagast der Braune, welcher geschworen hatte, König Elessar in diesem Krieg zu unterstützen. Irgendwo weiter Hinten im Heerzug befand sich Gimli vom Einsamen Berg mit seinem Zwergenheer. Fürst Hurin war nicht zu der Heerschau erschienen, keiner wusste warum. Es waren auch nur sehr wenige Männer aus Dagorland, dem Lehen Hurins, gekommen, um der Armee des Königs zu dienen. Auch diese Männer wussten nicht, warum Fürst Hurin nicht am Krieg des Königs teilhaben wollte. Außerdem hatten die Männer aus Dagorland gesagt, dass Fürst Hurin so viele Krieger wie möglich in seinem Lehen behalten wolle. König Elessar hatte die Übervorsicht Hurins sogar noch unterstützt, doch sie beide hatten wohl einen Grund dafür. Vielleicht fürchteten sie sich vor einem Angriff aus Rhûn, denn die Ostlinge waren schon zu lange friedlich gewesen.
Fürst Imrahil sah schon seine Frau Niniel an der Mauer der Festung Dol Amroth stehen, sie hatte wohl auf das Kommen der Armee gewartet. In Meeresblau war sie gekleidet und soweit Imrahil erkennen konnte, trug ihr Kleid das Wappen Dol Amroths, den silbernen Schwan. „Schwanenritter“ wurden die Krieger von Dol Amroth genannt, weshalb sich die Zwerge des Erebor über Imrahil und seine Männer lustig gemacht hatten. Sie würden schon sehen, zu welchen Taten die Schwäne Gondors fähig waren. Nicht umsonst zählten die Schwanenritter Dol Amroths neben den Rohirrim zu den besten Reitern Mittelerdes!
Niniel verschwand von den Zinnen der Festung. Kurz darauf öffnete sich das Tor und Niniel rannte dem Heer entgegen. Das war sehr unvorsichtig von ihr gewesen! Direkt vor der Festung war ein Stück Wald, von dem aus Feinde nur zu leicht Imrahils Frau angreifen könnten! König Elessar hatte extra befohlen, ein wenig Abstand vom Wald zu lassen!
Imrahil gab seinem Hengst die Sporen und stürmte seiner Frau entgegen. Sie rief ihm etwas zu, doch er konnte es nicht verstehen. Ohne auf die Rufe des Königs zu achten preschte er weiter auf seine Frau zu, welche dem Waldrand viel zu nahe war. Er hatte Angst um sie, und das zu Recht.
Plötzlich wurden Niniels Schritte ungleichmäßig, sie taumelte, doch hielt sie sich noch aufrecht. Irgendetwas war los mit ihr! Noch einmal taumelte sie nach Vorn! Er musste schneller sein! Imrahil war schon fast bei ihr angelangt, als sie ein drittes Mal taumelte. Dieses Mal stürzte Niniel, und Imrahil sah drei rot gefiederte Pfeilschäfte aus ihrem Rücken ragen. Bei ihr angelangt, betastete Imrahil erst einmal ihren Hals. Sie lebte noch! Sie brauchte dringend ärztliche Verpflegung! Die Wachen der Festung mussten sie doch gesehen haben!
Imrahil hörte ein Surren und schaffte es gerade noch, sich flach ins Gras zu legen, als ein Pfeilwind über ihm hinwegrauschte. Die Pfeile trafen Imrahils Pferd, welches sofort niedergerissen wurde und sich nicht mehr rührte. Mindestens ein Dutzend Pfeilschäfte ragten aus Imrahils stolzem Hengst, welcher ihm schon in so vielen Schlachten beigestanden hatte.
Erst jetzt bemerkte Imrahil, dass seine Frau Niniel über ihrem Kleid einen Brustpanzer trug und sich ein Schwert umgegürtet hatte. Die Festung war also angegriffen worden! Er hätte es wissen sollen! Er hatte viel zu viele Männer aus Dol Amroth mitgenommen und so seine Festung entblößt!
Schon hörte Imrahil ein Horn des Königs. Der Rest des Heeres hatte ihn bemerkt! Er musste sich so ruhig wie möglich verhalten, dann würden die Angreifer glauben, er wäre tot. Bald darauf merkte er schon, wie die Erde unter starkem Hufschlag zu beben begann. Sie hatten also einige Reiter geschickt!
Imrahil hoffte inständig, dass die Reiter ihn und seine Frau nicht zertrampeln würden. Wenn er wählen könnte, wäre es ihm noch immer lieber, aus dem Hinterhalt von einigen Pfeilen getötet, als von seinen eigenen Männern zertrampelt zu werden. Die Reiter stürmten wahrscheinlich in Imrahils Richtung, viel konnte er nicht sehen, denn er hatte sein Gesicht im Gras vergraben. Er spürte direkt, wie die ersten Reiter über ihn hinwegsetzten, als er erneut das Surren fliegender Pfeile vernahm. Imrahil hörte getroffene Pferde wiehern und Männer fallen, nun wagte er es endlich, aufzustehen und nach seiner Frau Niniel zu sehen. Sie war zwar noch am Leben, doch sie sah nicht so aus, als würde sie die nächsten paar Stunden überleben!

Die Festung Dol Amroth war während Imrahils Abwesenheit von einem Heer der Haradrim belagert worden, doch Niniel hatte die Angreifer an Zahl so stark dezimiert, dass sie sich in den Wald zurückgezogen hatten. Dies erfuhr Imrahil von einem verwundeten Soldaten, der Dol Amroth verteidigt hatte. Zuerst sei der Hafen Pelargir angegriffen worden, deshalb hatte Niniel einen großen Teil der Truppen zum Hafen geschickt. Währenddessen hatten aber viele Haradrim Dol Amroth umgangen und es nach der Abreise der Truppen, welche den Hafen verteidigen sollten, angegriffen.
Nun sind auch noch die Letzten dieser feigen Bastarde tot, dachte Imrahil grimmig. Radagast hatte sich um Niniel gekümmert. Sie würde überleben, hatte der braune Zauberer gesagt. Imrahil hatte jedoch ein ungutes Gefühl. König Elessar hatte seinem Heer gestattet, kurz in Dol Amroth zu rasten. Der König hatte auch seinen Plan umgeändert. Er würde nur fünfhundert Soldaten in Dol Amroth lassen, um dann mit weiteren Truppen den Hafen Pelargir befestigen zu können. Noch wusste niemand, ob die Verteidiger besiegt wurden, oder ob sie den Feind abgewehrt hatten.

Als sich der Nachmittag dem Ende zuneigte, befohl König Elessar wieder den Aufbruch seines Heeres. Er wollte es noch bis zum Abend zum Hafen Pelargir schaffen und sehen, was dort passiert war. Imrahil verabschiedete sich noch schnell von seiner Frau. Sie war noch immer nicht bei Bewusstsein.  Dann schwang er sich auf Aiwendil, einen Braunen Hengst, welchen er sich als neues Reittier gewählt hatte.
Beim Aufbruch ritt Imrahil wieder neben Radagast in der zweiten Reihe. Das war irgendwie paradox, Imrahil ritt neben Radagast dem Braunen auf einem Pferd, dass dessen Namen in der Hochsprache der Elben trug. Als das Heer die Festung Dol Amroth verließ, beschlich Imrahil ein ungutes Gefühl.
Er hatte das Gefühl, seine Frau zum letzten Mal gesehen zu haben.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:38 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #14 am: 3. Mär 2008, 20:27 »
Kapitel 15 - Khamûl ist wieder da:

Eine Rüstung aus Gold

Khamûl glitt einen Gang des riesigen unterirdischen Gewölbes, welches Saurons Mund unter der Hauptstadt Rhûns angelegt hatte, entlang. Noch immer tat er sich schwer dabei, die richtigen Wege zu finden. Schon oft hatte er auf seinen Geruchssinn vertrauen müssen, um dort hin zu finden, wo er hin zu gelangen suchte. Dies hatte ihn schon immer von den anderen Nazgûl abgehoben, sein außergewöhnlicher Geruchssinn. So war er bei der Suche nach dem Einen Ring der wichtigste der Neun gewesen. Dieses einzige Mal war er wichtiger als der Hexenkönig gewesen!
Und nun...? Nun wäre Khamûl froh, wenn er so wie früher zu einem der anderen Nazgûl Kontakt aufnehmen könnte. Doch auch der Kontakt zum dunklen Gebieter war abgerissen. Er konnte sie nicht spüren, weder Sauron noch die anderen Nazgûl. Es war auch ein wenig ungewohnt für ihn, dass er alle seine Entscheidungen selbst treffen musste. Dabei war es ihm so unangenehm gewesen, dass Sauron ihn jederzeit kontrolliert hatte! Nun war sein Wunsch, die vollständige Kontrolle über seinen eigenen Körper zu haben, endlich erfüllt, aber er war es nicht mehr gewohnt. Das war einmal anders gewesen! Khamûl hatte einmal über ein ganzes Volk geherrscht! Er wollte wieder zu Ruhm kommen, er wollte über das Volk herrschen, dessen rechtmäßiger König er war! Wenn er sich doch nur als der rechtmäßige König Rhûns erweisen könnte, dann wäre alles wieder so wie – Wie denn eigentlich? Was war eigentlich gewesen, bevor er seinen Ring der Macht von Sauron erhalten hatte? Khamûl konnte sich nicht mehr daran erinnern. Auch das war seine Aufgabe, er musste wieder er selbst werden. Jetzt, wo er durch Saurons scheinbaren Tod die Möglichkeit dazu hatte, würde er sie auch so gut er konnte nutzen!
Während Khamûl über seine Vergangenheit nachgedacht hatte, hatte er gar nicht darauf geachtet, wo er sich hinbewegt hatte. Er hatte sich schon wieder verirrt! Nun half nur noch eins: Riechen!
Khamûl nahm die Luft des Ganges in sich auf. Viele ihm bekannte Gerüche durchströmten seinen Geist. Einige Zeit lang versuchte Khamûl, die Gerüche voneinander abzutrennen und genau zuzuordnen, bis er endlich zweifellos den Geruch des Alchimielabors von Saurons Mund erkannte. So schnell er konnte, folgte er dieser Duftspur, denn Saurons Mund erwartete ihn schon.
Als Khamûl an der Holztür zum Alchimielabor angelangt war, schlüpfte er durch einen Spalt in der Tür in den Raum hinein. Im Inneren des Raumes stand Saurons Mund, den Blick gedankenverloren auf den rot leuchtenden Ring an seinem Finger gerichtet. Khamûl konnte spüren, dass Saurons Mund durch diesen Ring eine gedankliche Verbindung zu jemandem herstellte. Dieser Jemand musste jedoch sehr weit entfernt sein, denn Khamûl konnte ihn nicht ausfindig machen.
Saurons Mund blickte auf und bemerkte Khamûl. Sofort riss die Verbindung durch den Ring, welcher abrupt aufhörte zu leuchten, ab. „Ich habe dich schon erwartet, Khamûl...“ Er stand auf und wies auf eine massive Eisentür am anderen Ende des Raumes hin: „Würdest du mir bitte folgen?“ Khamûl tat wie ihm geheißen und fand sich hinter der Eisentür in einer Art Schmiede wieder. „Hier werden alle Waffen und Rüstungen geschmiedet“, erklärte Saurons Mund: „Doch das, welches dich interessieren wird ist hier drüben.“ Mit diesen Worten deutete Saurons Mund auf eine Rüstung, welche an der Wand hing. Schnell eilte Khamûl zu ihr hin. Die Rüstung war golden, doch sie strahlte Dunkelheit aus. Die meisten Gelenke wurden von Stacheln überlappt, sodass die empfindlichen Ledergelenke nicht so leicht zu treffen waren. „Gold“, sagte Saurons Mund, der Khamûl gefolgt war: „Gold vermischt mit Mithril. Ich wollte sie eigentlich König Ulfang zum Geschenk machen, doch ich glaube, dir als dem wahren König der Ostlinge würde sie eher zustehen.“
Khamûl konnte es nicht fassen. Saurons Mund hatte ihn gerade „wahrer König der Ostlinge“ genannt!
„Obwohl...“, fügte Saurons Mund hinzu und riss den Helm der Rüstung weg: „... du wirst etwas Anderes brauchen als dies. Ich werde es schnell holen, leg du währenddessen das da an.“ Mit diesen Worten eilte er davon.
Die Rüstung war schon vollständig zusammengesetzt worden, so musste Khamûl nur noch hineinschlüpfen. Dies tat er auch. Er fühlte sich irgendwie wohl in der Rüstung, endlich hatte er wieder einen Körper! Übungshalber bewegte Khamûl die Finger – Alles funktionierte einwandfrei! Noch während er sich über die Rüstung freute, kehrte Saurons Mund zurück, und zwar mit einem dunkelroten Mantel und einer schwarzen Kutte. Außerdem hatte er irgendetwas bei sich, das etwa so groß war wie ein Kopf und in einige schmutzige Leinen gewickelt war. „Was ist das?“, fragte Khamûl, auf die Leinen in der Hand von Saurons Mund hinweisend. „Zieh zuerst das an“, wehrte dieser die Frage ab und warf Khamûl zuerst den roten Mantel und dann die schwarze Kutte zu. Als Khamûl beides angelegt hatte und sich eben die Kapuze der Kutte drüberstreifen wollte, rief Saurons Mund: „Halte ein!“, und enthüllte das Etwas in den Lumpen.
Es war eine Maske nach Art der Ostlinge, aus purem Gold. Die Augenschlitze zogen sich nach Unten bis zum Mund durch. Sie war perfekt für Khamûl. Er setzte die Maske auf und zog sich die Kapuze über. Nun gönnte er sich ein wenig Eitelkeit. „Wie sehe ich aus?“, fragte er Saurons Mund.
„Dir fehlt noch eine Waffe, die Deiner würdig ist.“ Saurons Mund gürtete sich sein Schwert ab und reichte es Khamûl hin. Khamûl zog es aus der Scheide und betrachtete es genauer. Das Schwert war von guter Qualität, man konnte es gut zweihändig führen. So kämpfte Khamûl am Liebsten. Bei genauerer Betrachtung bemerkte Khamûl die dunkle Magie, die das Schwert durchzog. „Eine Morgulklinge?“, fragte er.
„Die beste, die jemals von einem Nazgûl geführt wurde!“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass dies nur Heuchelei ist.“ Er hätte es wissen sollen, Saurons Mund versuchte, ihm Honig ums Maul zu schmieren! Dieser gab sich jedoch glatt und antwortete: „Nun sollte ich dich wohl in meine Pläne einweisen – Ich habe vor, Gondor zu erobern, während sich König Elessar mit den Haradrim herumschlägt. Mein Plan lautet wie folgt...“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:40 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #15 am: 3. Mär 2008, 20:28 »
Kapitel 16:

Orks aus den Bergen

Es würde schon bald Morgen werden. Auf der weiten grünen Ebene standen nur vereinzelt größere Felsbrocken. Sie hatten gerade das Ephel Duath, das Schattengebirge, hinter sich gelassen.
 Boltan war müde, doch sie waren schon fast am vereinbarten Treffpunkt angelangt. „Sputet euch, ihr Maden!“, rief er den anderen Orks zu: „Euch erwartet ein Festmahl!“ Nun waren diese wilden Tiere wieder zum Laufen ermuntert. Er gab dem Warg, auf dem er ritt, einen Tritt in die Seiten, worauf dieser sofort zu laufen begann.
Boltan war von Saurons Mund ausgeschickt worden, die Orks, die sich im Schattengebirge versteckt hatten, zu ihm zu bringen, sodass er seinen Krieg früher beginnen könne. Im Ephel Duath hatte er bestimmt mehr als zehnmal hundert Orks gefunden. Weiter als bis hundert konnte Boltan nicht zählen, doch auch so wusste er, dass es sehr viele waren. Obwohl... er glaubte, schon mehr Orks ausgebildet und ausgebrütet zu haben, als er hier gefunden hatte. Zusammen mit diesen hier müsste das Heer seines Meisters unglaubliche Ausmaße haben. So würde er bestimmt das Reich der Menschen zerstören können!
Während dieser Reise war ihm auch etwas völlig Unbekanntes widerfahren. Er hatte schöne, zierliche Orks gesehen, die als „Frauen bezeichnet wurden. Sie hatten pralle Brüste und waren nicht so muskulös wie ein gewöhnlicher Ork, doch Boltan hatte sich sofort in das Aussehen dieser Wesen verliebt. Durch sein Geschick mit der Axt hatte er die Gunst einer dieser Orkfrauen gewonnen, und sie hatte ihm etwas gezeigt, dass sie „Liebe“ nannte. Das war ein aufregendes Gefühl für ihn gewesen, bis dahin hatte er nicht gewusst, wozu das Ding zwischen seinen Beinen zu Nutzen gewesen war. Immer wieder begann es, sich aufzurichten und größer zu werden, wenn er an die Liebe, die er mit der Orkfrau gemacht hatte, dachte. Ihm war so gewesen, als befände er sich in einer fehlerlosen Welt...
Zum Glück waren unter den Orks, die er seinem Meister mitgebracht hatte, auch viele dieser Frauen! Doch auch kleinere, jünger wirkende Orks befanden sich darunter, sie wurden „Kinder“ genannt. Unter den Orks im Schattengebirge hieß es, dass eine Frau, nachdem sie Liebe gemacht hatte, ein Kind bekommen würde. Dieses sollte angeblich in ihrem Bauch heranwachsen, und sie würde es dann ausscheiden wie ihre Pisse. Boltan konnte sich so etwas nicht vorstellen. Er hatte schon viele Orks ausgebrütet, und noch nie zuvor hatte er Frauen oder Kinder gesehen. Wieso hatte Saurons Mund die Macht, Orks zu erschaffen, die nie Kinder waren, wo die Orks aus dem Schattengebirge doch behaupteten, jeder von ihnen sei einmal ein Kind gewesen.
Boltan selbst war vor drei Wintern von Saurons Mund persönlich ausgebrütet und ausgebildet worden und war seit damals Brutmeister in den Höhlen, die er bis jetzt noch nie verlassen hatte, gewesen. Vor seiner Mission war Saurons Mund sehr vorsichtig gewesen und hatte ihn zuerst Karten studieren lassen, sodass er sich nicht verirren konnte. Obwohl es ihm am Anfang unmöglich schien, diese Karten zu überblicken, hatte er dennoch schnell gelernt und war so schon nach drei Tagen bereit gewesen, nach den Orks des Schattengebirges zu suchen.
Am Anfang war er mit seinem Warg nur bei Nacht geritten, denn das Tageslicht war zu grell für ihn gewesen und hatte ihn geschwächt. Als er sich dann an die Sonne gewöhnt hatte, war er dennoch öfter bei Nacht als bei Tag geritten. Die Orks, die er mitgenommen hatte, hassten das Tageslicht ebenso wie er und hatten sich vor Tagesanbruch immer schon in Höhlen verkriechen wollen. Boltan hatte eigentlich kaum Schwierigkeiten damit gehabt, die Orks auf seine Seite zu bringen und sie zu überzeugen, mit ihm mitzukommen. Nur beim letzten und größten Orkstamm hatte er zuerst den Häuptling in einem Zweikampf töten müssen, damit die Orks ihm folgten. So war diese riesige Truppe, die er mit sich führte, zustande gekommen.
Boltan hatte schon fast den vereinbarten Treffpunkt erreicht. Er erinnerte sich noch genau an die Worte von Saurons Mund: „Ich gebe dir fünf Tage. Sei bis dahin wieder beim Geheimgang.“
Dieser Geheimgang war ein Felsen, in dessen Inneren Saurons Mund eine Vorrichtung angebracht hatte, um ihn heben zu können. Von diesem Eingang aus führte ein Tunnel direkt in die Verließe unter dem Königspalast.
Der fünfte Tag war schon heute, Saurons Mund wartete sicher schon auf ihn. Boltan sah schon den Felsen, welcher der Eingang zum Tunnel war, und er war geöffnet. Vor der Öffnung standen Saurons Mund und ein in Schwarz gekleideter Krieger.
Boltan sputete sich. Saurons Mund würde sicher erfreut sein!
Je näher er seinem Meister und dem in Schwarz gekleideten Krieger kam, umso deutlicher erkannte er den Krieger. Er trug eine schwarze Kutte, darunter jedoch einen roten Mantel, alles über einer goldenen Rüstung. Sein Gesicht war von einer goldenen Maske bedeckt. Außerdem ging etwas ungeheuer Bedrohliches von diesem vermummten Krieger aus.
Als Boltan endlich bei den Beiden angelangt war, zügelte er seinen Warg und sprach zu Saurons Mund: „Seid gegrüßt, mein Meister! Ich bringe Euch alle Orks, die ich im Schattengebirge finden konnte!“ Mit diesen Worten deutete er auf die vielen Orks, welche über die Ebene auf den Fels zu rannten. Ein boshaftes Grinsen umspielte die Lippen seines Meisters. „Du hast deine Arbeit gut gemacht, Feldherr Boltan... habe ich dir schon meinen Stellvertreter Khamûl vorgestellt?“, er deutete auf den vermummten Krieger: „Er wird die Orks zählen, und dann werdet ihr beide sie zuerst zur Vorratskammer und dann zur Waffenkammer führen. Ich werde vorgehen und die anderen Orks in die tieferen Höhlen schicken.“ Saurons Mund wandte sich ab und ging in den Tunnel. Boltan sprang von seinem Warg. Nun stand er direkt vor diesem Khamûl, welcher um beinahe zwei Köpfe größer war als er. „Was bist du denn?“, fragte Boltan den Stellvertreter seines Meisters unhöflich: „Ein Mensch?“
Khamûl ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort, und dann sagte er nur: „Ich war einmal ein Mensch...“ seine Stimme ließ abgrundtiefe Furcht in Boltan auflodern, und sein Blick schien ihn durchbohren zu wollen. Wenn er doch nur wüsste, was sich hinter Khamûls Maske verberge!
Boltan nahm all seinen Mut zusammen und fragte Khamûl so entschlossen wie möglich: „Was verbirgst du hinter deiner Maske? Hast du ein so entstelltes Gesicht, dass du es verstecken müsstest?“ Wieder durchbohrte Khamûl Boltan mit seinem Blick, doch dann nahm er langsam seine Maske ab. Dahinter war - Gar nichts! Boltan erschrak: „Du bist ja ein Geist!“
„Und du bist nicht der erste Orkhäuptling, der mich als solcher bezeichnet“, erwiderte Khamûl, während er seine Maske wieder aufsetzte. Dann ging er auf die Orks, welche sich schon zum Großteil vor dem Felsen versammelt hatten, und begann, sie zu zählen.
Während Khamûl die Orks zählte, stand Boltan einige Zeit lang nur rum, doch dann fütterte er seinen Warg mit einem Streifen Dörrfleisch. Jetzt war er also doch nicht mehr der oberste Befehlshaber. Was würde denn als nächstes kommen? Würde Saurons Mund auch noch Unûar über ihn erheben? Nein! Das würde sein Meister niemals tun! Sein Meister hatte ja noch immer Vertrauen in ihn, ansonsten hätte er ja nicht ihn geschickt, die Orks zu holen.
Boltan spürte wieder Furcht in sich aufsteigen. Er wandte sich um. Khamûl war hinter ihn getreten. „Du führtst die Orks“, sagte er barsch, und als er Boltan wieder so tödlich anblickte, wagte dieser es nicht, zu widersprechen. Während Boltan so schnell es ging auf seinen Warg aufsprang rief er den Orks auf der Ebene zu: „Alle aufstehen und mir nach!“ Schnell sprangen sie auf und folgten Boltan in den Tunnel. Khamûl blieb zurück.
Was dieser Geist wohl plante? Boltan nahm sich vor, ihn im Auge zu behalten, vielleicht könnte er so seinem Meister irgendwann einmal das Leben retten.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 21:54 von Khamul the ugly Easterling »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #16 am: 3. Mär 2008, 20:30 »
Kapitel 17:

Der Schatten des Ostens

Imrahil stand auf einer Ebene. Er konnte nicht sehr weit sehen, denn alles um ihn herum war nebelig. Er irrte einige Zeit im Nebel umher, bis er einen Stein entdeckte. Es schien etwas auf dem Stein drauf zu stehen, doch was darauf stand, konnte er nicht lesen. Deshalb ging er auf den Stein zu. Je näher er dem Stein kam, umso deutlicher wurde die Schrift, doch erst als er direkt davor stand, erkannte er genau, was darauf geschrieben stand:

Hier ruht Niniel, die Herrin von Dol Amroth

Imrahil war geschockt. Tiefe Trauer stieg in ihm auf, und er rannte in den Nebel. Wieder irrte er einige Zeit ziellos umher, doch dann blieb er stehen, um seine Trauer hinaus zu schreien. Plötzlich bemerkte er etwas in seiner Nähe. Er erkannt etwas Dunkles im Nebel.
„Der Schatten des Ostens!“, schoss es Imrahil durch den Kopf. Warum wusste er nicht, doch er war sich sicher, dass dieses dunkle Etwas der Schatten des Ostens war.
Der Nebel lichtete sich ein wenig, und Imrahil erkannte, dass das Dunkle selbst ein Teil des Nebels war. Auf einmal nahm es Gestalt an – es wurde zu einem Krieger in goldener Rüstung, bekleidet mit schwarzen und roten Stoffen und einer goldenen Maske. Der Krieger, der Schatten des Ostens, sah Imrahil an. Sein Blick wollte ihn schier durchbohren, seine Rüstung blendete ihn und die Furcht, die ihn wie ein Schleier umgab, raubte Imrahil den Atem.
Der Schatten des Ostens zog sein Schwert. Es war beinahe mannsgroß und hatte schwarze Schneiden. Imrahil tat es seinem Gegenüber gleich und zog ebenfalls sein Schwert aus der Scheide. Dieses Schwert hatte schon tausende Orks getötet. Es würde ihn nicht im Stich lassen!
Der Schatten des Ostens hob seine schwarze Klinge vor seine Maske und machte sich zum Angriff bereit. Jäh wie eine Schlange sprang er nach Vorne und stach mit seinem Schwert nach Imrahil. Dieser rollte sich jedoch rechtzeitig zur Seite und war sofort wieder auf den Beinen.
Imrahil ließ sein Schwert auf den linken Arm des Schattens des Ostens sausen. Der Schatten erhob seine Klinge zur Parade, doch Imrahil änderte im letzten Moment die Richtung seines Schwertes und schlitzte die Maske seines Gegners auf. Diesem entfuhr jedoch kein Schmerzensschrei, obwohl Imrahil ihm mindestens auch noch sein Gesicht aufgeschlitzt haben müsste! Die Maske des Schattens des Ostens fiel gespalten von seinem Gesicht, doch die Kapuze war leer!
Sowie die Maske seines Gegners von dessem Gesicht gefallen war, schien es Imrahil, dass die Leere in der Kapuze all seine guten Erinnerungen in sich aufsog und nur Angst zurückließ. Starr vor Schreck sah Imrahil nur zu, wie der Schatten des Ostens mit seiner Klinge direkt auf seinen Hals hieb. Ein stechender Schmerz durchfuhr Imrahil, und plötzlich spürte er seinen Körper nicht mehr. Er fiel auf den Boden und rollte ein wenig herum, als wäre er eine Kugel.
Als er aufgehört hatte, herum zu rollen, sah er seinen enthaupteten Körper vor sich liegen! Was war hier los? Imrahil wurde umgedreht und sah wieder den Schatten des Ostens vor sich. Dieser erhob seinen Fuß, ließ ihn direkt über Imrahils Gesicht verharren, und trat dann zu.

Schweißgebadet erwachte Imrahil aus seinem Alptraum. Sein Herz raste, er rang nach Luft und wusste nicht, wo er war. Er blickte sich um. Es herrschte tiefe Nacht, um ihn herum schliefen Soldaten auf dem Boden. Ach ja! Das Heer machte Rast und hatte kein ordentliches Lager aufgeschlagen, um schneller weiterziehen zu können!
Neben Imrahil rührte sich Radagast der Braune. Imrahil blickte zu ihm hinüber. Er hatte die Augen zu einem spalt geöffnet und murmelte müde: „Ihr seht ja so aus, als hättet Ihr Sauron persönlich gesehen, Imrahil von Dol Amroth... Ein Alptraum?“
Imrahil nickte nur, unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen.
„Versucht, noch weiter zu schlafen...“, murmelte Radagast: „Die Nacht ist noch nicht um.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und begann nach einigen Sekunden, lautstark zu schnarchen.
Imrahils Herzschlag hatte sich wieder beruhigt, seine Atmung ging auch wieder normal. Dieser Traum beunruhigte ihn jedoch. Der Schatten des Ostens - was dies wohl zu bedeuten hatte? Er wusste keine Antwort darauf.
Imrahil legte sich wieder hin und versuchte, einzuschlafen. Nach einigen Minuten umfing ihn schon schwere Müdigkeit.
Mit folgenden Worten in seinen Gedanken schlief Imrahil ein:
Der Schatten des Ostens
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:41 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #17 am: 3. Mär 2008, 20:31 »
Kapitel 18 - Khamûl kommt wieder:

Das Heer des Ostens

Das Heer von Saurons Mund hatte sich vor dem Geheimausgang der Verließe versammelt. Es waren weit mehr als zehntausend Orks, die fertig ausgerüstet auf der Ebene standen. Zehntausend waren jedoch viel zu wenige, um Gondor zu vernichten, daher unterstütze König Ulfang von Rhûn Saurons Mund bei seinem Krieg gegen das Reich des weißen Baumes. Khamûl ritt an der Spitze des zirka achttausend Mann starken Ostlingsheeres, zur Rechten von König Ulfang. Doch nicht nur die Ostlinge, sondern auch viele Krieger aus dem Volk der Wagenfahrer kamen, um Saurons Mund zu unterstützen. Das würde Gondor zu Fall bringen!
Khamûl blickte zu König Ulfang. Dieser verhielt sich kalt und unnahbar. Ihm konnte der König Rhûns jedoch nichts vormachen! Er fürchtete um seine Macht, und das zu Recht! Saurons Mund hatte für Khamûl alles so eingefädelt, dass er nach dem Tode Ulfangs wieder der König von Rhûn werden würde. Ulfang hatte nämlich nur seine Tochter Mirianda, und keinen Sohn. Obwohl laut dem Gesetz der Ostlinge auch Frauen herrschen durften, war Mirianda doch zu jung, um über das Königreich ihres Vaters, über das Königreich Khamûls, zu herrschen! Und wäre Khamûl erst einmal König, würde er dafür sorgen, dass Mirianda einen „Unfall“ erleide. Somit würde er für immer über Rhûn herrschen! Er war unsterblich, auch wenn er diesen Krieg verlieren würde, irgendwann würde er sich wieder erheben, um Gondor entgültig zu vernichten!
Khamûls brauner Hengst wurde unruhig. In der nähe des Orkheeres wurden gerade die Warge gefüttert. Khamûl erkannte unter den Orks, welche den vielen Reitwölfen das Fleisch zuwarfen, Boltan, den Feldherrn der Orks. Er war ja ziemlich klug für einen seiner Rasse, doch Khamûl hatte das Gefühl, dass er nicht nur Angst vor ihm hatte, sondern ihm auch misstraute. Diesen Ork musste er auch noch einmal loswerden, doch im Moment brauchte er ihn, denn das gesamte Heer von Saurons Mund hielt zu ihm.
Aus dem Heer löste sich ein einzelner Reiter. Er ritt ein rabenschwarzes Pferd und war in schwarze Stoffe bekleidet. Es war Saurons Mund. Als er bei König Ulfang und Khamûl ankam, zügelte er sein Pferd. König Ulfang befohl den sofortigen Stillstand seines Heeres. Saurons Mund deutete auf dem Pferd eine Verbeugung an und sprach in einem übertrieben höflichen Tonfall zum König der Ostlinge: „Ich grüße Euch, König Ulfang, Herrscher über Rhûn. Euch gebührt mein größter Dank, da Ihr mich bei meinem Feldzug gegen das Königreich des weißen Baumes unterstützt. Die Wagenfahrer sind noch nicht angekommen, doch sie dürften in wenigen Stunden eintreffen.“ Khamûl musste schmunzeln. Saurons Mund konnte wirklich gut mit Worten umgehen. Ulfang dagegen war eher ein Mann der Tat. Er antwortete Saurons Mund nur knapp: „Nieder mit dem Elbenfreund Elessar!“
Als Saurons Mund wieder zu seinen Mannen zurückritt, wendete Ulfang sein Pferd und rief seinem Heer zu: „Wir rasten hier so lange, bis die Wagenfahrer kommen!“ Die Soldaten gaben keinen Laut von sich, während sie sich einen geeigneten Ruheplatz suchten. Seit Khamûl König gewesen war, waren die Soldaten des Ostens doch um einiges disziplinierter geworden. Das genaue Gegenteil von den Orks, aus denen das Heer von Saurons Mund bestand.
Khamûl war jedoch nicht nach einer Rast zu mute. Er gab seinem Pferd die Sporen und hatte schon nach kurzer Zeit Saurons Mund eingeholt. „Sorge dich nicht, Khamûl“, sagte Saurons Mund, als Khamûl neben ihm ankam: „schon bald wirst du an Ulfangs Stelle stehen und König der Ostlinge sein!“
Schon waren die Beiden an den Orks angelangt. Khamûl bemerkte einige Orks, welche viel größer waren als die Anderen. Sie waren fast so groß wie Menschen und wurden von den anderen Orks gemieden. Die meisten von ihnen hatten ihre Körper mit rauen Panzerplatten bedeckt und führten barbarische Äxte mit sich. Doch einer von ihnen, der ihr Anführer zu sein schien, war anders bekleidet. Sein muskulöser Oberkörper war frei von Metallplatten, und er hatte das Auge Saurons auf seine Brust gemalt. Er trug einen Helm, der von guter Qualität zu sein schien. Wahrscheinlich war er von Saurons Mund persönlich geschmiedet worden. Der Helm hatte Stacheln, ebenso wie die Arm- und Beinschienen, die der große Ork trug. Bewaffnet war er mit einer stählernen Keule und einer Peitsche.
Saurons Mund rief ein Wort, welches Khamûl nicht verstand. Erst als er den Ruf noch einmal tat, verstand Khamûl das Wort bruchstückhaft. Es klang wie „Unuor“. Der große Ork, der ihm vorher schon aufgefallen war, löste sich aus der Gruppe heraus und kam auf Saurons Mund zu. „Das ist Unûar. Er ist ein Halbork, ebenso wie die anderen großen Orks“, sagte Saurons Mund noch zu Khamûl, bevor er sich an diesen Halbork wandte. Khamûl hörte den Beiden jedoch nicht zu, sondern sah sich ein wenig die Orks an. Sie waren nicht gerade perfekt gerüstet, doch sie schienen mit ihren Waffen umgehen zu können.
„Du da!“, rief Khamûl in die Menge der Orks hinein. Es sah tatsächlich einer unter ihnen auf. „Komm her!“, rief er diesem Ork zu. Der unglückliche wurde von seinen Ork-Kameraden zu Khamûl vorgestoßen. Er hatte einen Säbel und trug einen einfachen Helm ohne irgendwelche Verzierungen. Er war in Leder bekleidet und trug nur vereinzelt Panzerplatten am Körper.
Khamûl zog seine Morgulklinge und sagte zu dem Ork: „Los! Zeig mir, was du von deinem Lehrmeister gelernt hast!“ Sein Gegenüber war jedoch starr vor Schreck. Khamûl beschloss, den Schatten, den er verströmte, ein wenig zu zügeln. Nun wirkte sein Gegner nur noch ein wenig verunsichert. „Greif an!“, rief Khamûl ihm zu. Der Ork zückte seinen Säbel und sprang auf ihn zu. Khamûl wich jedoch mit einer beinahe tänzerischen Bewegung aus und führte einen leichten Hieb auf den linken Arm des Orks aus. Wenn er den Hieb nicht parieren könnte, wäre er ein sehr schlechter Kämpfer.
Der Ork riss seinen Säbel in die Höhe und wehrte so den Hieb Khamûls ab. Er wollte gerade wieder angreifen, als Khamûl seinem Schatten wieder freien Lauf ließ, und sein Gegner wieder in eine Art Starre verfiel. „Du kannst gut genug kämpfen“, sagte Khamûl zum Ork: „und jetzt geh!“
Die Orks hier konnten eindeutig besser mit ihren Waffen umgehen, als die, die noch unter Sauron gekämpft hatten. Dieser Krieg würde hart werden, doch egal, was passieren würde, Khamûl würde auf jeden Fall als Sieger hervorgehen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:42 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #18 am: 3. Mär 2008, 20:33 »
Kapitel 19 - Traurigkeit vorprogrammiert:

Ein letztes Lebwohl

Ein letztes Mal noch küsste Fürst Hurin seine Frau Gishilde. Er hatte sehr große Angst um sie, er fühlte, dass Saurons Mund bald seine Festung angreifen würde. Hurin und Gishilde hatten sich am Abend zuvor noch einmal geliebt. Er hatte es zu einer Art Abschied machen wollen, doch nun schien alles so unglaublich schwierig. „Warum müssen Mama und ich weg, Papa?“, durchbrach der kleine Turin das erdrückende Schweigen. Hurin dachte genau nach. Sagte er seinem Sohn die Wahrheit, so würde der Diamant in seinem Kopf seinen Verstand verbrennen, die Morgulklinge in seiner Brust könnte ihn auch zu einem Geist machen...
Doch würde er seinen Sohn belügen, hätte er vielleicht nie wieder die Chance, es wieder gutzumachen...
Es war zum Verzweifeln! Hurin brach in Tränen aus und umarmte seine Frau. Auch Gishilde stiegen Tränen in die Augen, und der kleine Turin beteiligte sich auch an der Umarmung.
Der letzten Umarmung mit seinem Vater.
Hurin löste sich aus der Umarmung und sprach zu seiner Frau und seinem Sohn: „Ihr seid hier beide nicht mehr sicher... Geht nach Fornost, die Stadt wird gerade von den Dunedain wiederaufgebaut. Sucht Elladan und Elohir, die Söhne Elronds von Bruchtal auf und sagt ihnen, ich hätte euch geschickt. Ich...“ Hurin versagte die Stimme.
„Ich will nicht weg, Vater! Ich habe keine Angst!“, flehte Turin seinen Vater an, doch er blieb bei seiner Meinung. „Ihr seid hier nicht sicher...“, wiederholte er noch einmal mit schwacher Stimme, dann zog er sich in seine Gemächer zurück.
Hurin hörte, wie die Kutsche aufgezäumt wurde. Er musste seine Frau und seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen! Hurin fasste sich ein Herz und verließ seine Gemächer. Er durchquerte den Speisesaal, in dem Saurons Mund ihm den Diamanten eingesetzt hatte, den schmucklosen Gang zum Tor der Festung, und schließlich durchschritt er die Tore. Gerade noch rechtzeitig. Gishilde wollte gerade den Befehl zur Abreise geben, als sie noch Hurin erblickte. Sie schaute flehend zu ihm hinüber, doch er wusste, dass er bei seinen Mannen gebraucht wurde. Ohne ihn würden sie zu schnell fallen.
So trug er ihr zum Abschied ein Gedicht vor, das ihm soeben in den Sinn kam. Hurin wusste nicht, warum dieses Lied ihm einfiel, denn er hatte nie ähnliches gehört:

„Der Eine vergeht, ein Anderer kommt,
in Mordor, im dunklen Schicksalsberg.
Doch dort bleibt er nicht, er verlässt ihn prompt,
und macht sich sogleich woanders ans Werk.

Seine Grausamkeit eilt weit vor ihm her,
sie ruft hervor Zerstörung, Leid und Tod.
Darum schick ich dich jetzt fort von hier,
fliehe nun vor der großen Not.

Geh in den Norden, zum Totendeich,
zu Fornost, der einst mächtigen Stadt.
Denn dort entsteht ein neues Reich,
wo man noch Stärke, Mut und Hoffnung hat.

So verlasse mich nun, Geliebte mein,
geh fort und nimm mit unsren Sohn.
Im Norden soll dir was Bessres verheißen sein,
nicht der Schatten des Ostens mit Neid und Hohn.

So gehe nun fort, mein tapferes Kind,
mögest du einmal an meiner statt
reiten über Wiesen, in den Haaren den Wind,
in einem Land, dass der Schatten des Ostens nicht hat.“


Gishilde gab den Befehl zur Abreise, die Kutsche fuhr weg. Hurin sah ihnen lange nach, bis die Kutsche nur mehr einen kleinen Punkt am Horizont darstellte. Plötzlich fühlte er sich so allein. „Der Schatten des Ostens...“, murmelte er. Diese Worte waren ihm bei seinem Abschiedsgedicht in den Sinn gekommen.
Was hatte dies zu bedeuten?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:44 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #19 am: 3. Mär 2008, 20:34 »
Kapitel 20:

Ein Hafen in der Wüste

Die weite Ebene war total ungewohntes Gelände für ihn. Der Boden bestand aus Wüstensand, auf dem kaum Bäume und Gras wuchsen, die einzigen Grasflecken waren jedoch mehr als hüfthoch. Vor ihm lag die große Stadt Umbar, hinter ihm das Heer König Elessars. Die Stadt schien in Aufregung, ihre Anwesenheit war bemerkt worden.
Imrahil spürte einen Anflug von Angst. Umbar war eine gut geschützte Stadt an einem kleinen Kap. Vom Meer aus war die Stadt fast uneinnehmbar, doch auch vom Land her würde es schwierig werden, die Stadt zu erobern, denn sie war umgeben von einer dicken steinernen Mauer. Zum Glück hatten sie noch hundert Katapulte aus Gondor mitgenommen, und die Zwerge führten auch einige ihrer großen Rammgestelle mit sich. Imrahil drehte sich um. Vor ihm stand nun das Heer König Elessars versammelt. Mehr als viertausend Soldaten Gondors, alle vorbildlich ausgerüstet, zirka dreitausend Reiter der Rohirrim, allesamt beritten, etwa tausend Zwerge vom Einsamen Berg und auch noch etwas weniger als tausend Menschen aus dem Königreich Thal, welches mit den Zwergen des Erebor verbündet war, gehörten dazu. Statthalter Faramir befehligte noch zirka Hundert Waldläufer aus Ithilien, doch diese waren kurz zu einer letzten Übung aufgebrochen.
Auf dem weg durch Nah-Harad waren sie kaum auf ernst zu nehmenden Widerstand gestoßen, dazu waren immer viel zu wenige Feinde in den nicht sonderlich gut geschützten Zeltlagern der Haradrim gewesen. Umbar war jedoch das genaue Gegenteil dieser Lager...
Wo die Haradrim großteils als Wüstennomaden ihr Dasein fristeten und in leicht auf- und abzubauenden Zelten hausten, war Umbar eine solide Stadt mit Häusern aus Stein. Auf der Mauer sah man ständig alle paar Meter einen Wächter über die Ebene von Umbar blicken, und im Abstand von zirka hundert Metern zueinander hatten sie auch drehbare Ballistenplattformen auf der Mauer aufgebaut.
Imrahil wurde ungeduldig. Je länger sie den Angriff hinauszögern würden, umso besser wären die Verteidiger von Umbar auf ihr Kommen vorbereitet! König Elessar war jedoch zu den Katapultmeistern gegangen, um die Belagerungswaffen noch einmal persönlich zu überprüfen und laden zu lassen. Endlich sah er den König auf ihn zukommen! Wie immer haftete kein Makel an Elessar Telcontar, dem Erneuerer der Reiche Arnor und Gondor. Imrahil hatte gehört, dass der König Elladan und Elohir, den Söhnen Elronds von Bruchtal, aufgetragen habe, Fornost, die Hauptstadt des einstmals großen Königreichs Arnor im Norden wieder aufzubauen.
König Elessar trug ein glänzendes stählernes Kettenhemd, darüber ein rotes Hemd, welches auf der Brust und an den Ärmeln mit goldenen Fäden den Baum Gondors eingestickt hatte. Ein wallender blauer Umhang, die Krone Isildurs aus Gold und Mithril, sowie das Schwert Anduril, das neu geschmiedete Schwert Isildurs, welches Elessar umgegürtet hatte, umrahmten das Bild des Königs von Gondor endgültig. Imrahil selbst war am ganzen Körper gepanzert, ebenso wie seine Ritter. Er trug eine Ganzkörperrüstung mit dem Schwan von Dol Amroth auf der Brustplatte. Sein Helm, welcher wie bei allen Schwanenrittern an den Seiten Flügel trug, befand sich bei seinem Hengst Aiwendil, der schon fertig aufgezäumt und gerüstet auf die Schlacht wartete.
Als König Elessar bei Imrahil angekommen war, deutete dieser eine Verbeugung an und sagte: „Mein König, die Soldaten Gondors sind bereit zum Kampf. Werdet Ihr Euer Schwert ziehen, so werden auch tausende andere Schwerter mit dem Euren in den Kampf ziehen.“
„Und außerdem noch hunderte Äxte“, ertönte eine ruppige Stimme in der Nähe von Imrahil, noch bevor König Elessar hätte antworten können. Es war Gimli Gloinsson, der Anführer der Zwerge vom Erebor und der Menschen aus Thal. Der Zwerg hatte einen struppigen roten Bart. Er trug ein Kettenhemd, zwergische Schulterplatten und einen Helm. Bei sich hatte er zwei Äxte, eine einschneidige mit einem nicht besonders langen Stiel, welche in seinem Gürtel steckte, und eine zweischneidige, welche er auf den Rücken geschnallt hatte.
König Elessar sagte nichts, sondern begrüßte zuerst Imrahil und dann Gimli. Schließlich wandte er sich an den Fürsten von Dol Amroth: „Wisst Ihr, wohin sich Statthalter Faramir mit seinen Waldläufern zurückgezogen hat?“
„Ich weiß es nicht, mein König“, musste Imrahil gestehen: „doch ich werden ihn suchen gehen.“ Er wartete noch einen Moment auf ein mögliches Widerwort des Königs, wandte sich aber dann in die Richtung, in der gestern noch die Waldläufer gelagert hatten.
Das Nachtlager der Waldläufer befand sich etwas abseits des Heerlagers, direkt neben einem großen Flecken Gras. Die Waldläufer brauchten im Gegensatz zum Rest des Heeres nur leicht zu transportierende Schlafsäcke für die Nachtruhe, diese waren jedoch noch da, also dürften Statthalter Faramir und seine Männer nicht weit von hier entfernt sein. Direkt am großen Grasflecken, in der Nähe des Lagers der Waldläufer, bemerkte Imrahil ein Zelt mit Wänden aus feinen braunen Stoffen. Er näherte sich dem Zelt und betrachtete es genauer. Wer könnte wohl hier drinnen wohnen? Statthalter Faramir? Imrahil beschloss, einfach einzutreten.
Das Zelt war einfach eingerichtet, an seinem Rand befand sich eine einfache Schlafstelle, direkt dieser gegenüber stand ein Schreibtisch. Auf diesem Tisch befanden sich einige Kerzenstummel, Federkiele, ein Tintenfass und ein Stück Pergament.  Imrahil betrachtete das Blatt genauer. Es schien ein Brief zu sein. Er begann zu lesen:

„Mein lieber Freund Alatar

Ich war jahrelang nicht mit deiner Ansicht der Welt einverstanden und ermahne dich noch einmal: Du kannst die Valar nicht überlisten!
Vergiss nicht unsere Pflicht, die uns von Manwe auferlegt wurde! Wir sollten die Menschen vor dem Einfluss des Bösen beschützen, und nicht versuchen, den großen Feind aus der Leere zu befreien! Schon seit tausenden Jahren suchst du schon einen Weg, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber dennoch scheiterst du immer wieder daran! War nicht der Tod deines Zwillingsbruders Pallando schon ein Zeichen, stark genug, um dir zu beweisen, dass du nie zum Ziel kommen würdest? Früher oder später werden die Valar dich noch bemerken, wenn du versuchst, in die zeitlose Leere einzutreten – Sogar Eru selbst könnte seinen Zorn auf dich niedergehen lassen! Du weißt doch selbst, was er aus dem großen Numenor gemacht hat!
Hiermit bitte ich dich noch ein letztes Mal, Alatar: Lass von deinem Vorhaben ab!
Wenn du wider jeder Vernunft dennoch weiterarbeiten willst, sehe ich mich dazu gezwungen, dein Vorhaben den Valar zu melden.
Wähle!
Vertraue nicht darauf, dass mich die Liebe zu dir dazu bringt, deinem Verrat noch länger zuzusehen! Kehre doch wieder auf den richtigen Weg zurück!“


Hier war der Brief zu Ende. Imrahil wusste nicht, was er denken sollte. Wer war dieser Alatar, und wer war der große Feind? Etwa Sauron? Das ergab keinen Sinn, der Herr der Ringe war tot!
Und wenn es diesem Alatar tatsächlich gelungen wäre, diesen großen Feind aus der Leere zu befreien? War der große Feind vielleicht gar der Schatten des Ostens, von dem Imrahil erst vor kurzem geträumt hatte?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:45 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #20 am: 3. Mär 2008, 20:36 »
Kapitel 21 ist ein wenig verschwiegen und verwirrend:

Freund oder Feind?

Der Fürst Imrahil hatte soeben ein Zelt betreten. Es hatte Wände aus feinen braunen Stoffen, welche er schon aus Harad kannte. Er gab seinen Männern ein Zeichen, dass sie sich nicht rühren sollten und schlich sich zur Zeltwand hin.
Der Fürst Gondors stand inmitten des Raumes und las ein Stück Pergament.
Er zog lautlos einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn an die Sehne. Noch ein letztes Mal überprüfte er, ob seine Kapuze nicht von seinem Kopf rutschen könnte.
Imrahil blickte wieder vom Pergament auf. Der Fürst war zwar vom Zelteingang abgewendet, könnte sich aber jederzeit umblicken. Er musste sich beeilen! So schnell wie es ihm möglich war, schlich er ohne ein Geräusch zu verursachen hinter Imrahil. Noch hatte dieser nichts gemerkt. Er spannte seinen Bogen und berührte den Fürsten Gondors mit der Pfeilspitze an der Schulter.
Erschrocken wandte sich Imrahil um. Das Entsetzen stand dem Fürsten im Gesicht, während er sein Schwert zog.
Der Kapuzierte machte einen Satz nach hinten, warf seinen Pfeil und seinen Bogen weg und zog ebenfalls sein Schwert. Dieses war zwar kürzer als das des Fürsten von Gondor, es würde jedoch seine Pflicht tun. Fürst Imrahil hieb mit dem Schwert auf seinen Arm. Er machte jedoch keine Anstalten, die Klinge seines Gegners abzuwehren, sondern rammte diesen frontal.
Die Klinge traf ihn nicht, und Imrahil kam aus dem Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Es war genauso, wie er es beabsichtigt hatte! Der Kapuzierte trat auf die Rechte Hand des Fürsten, in welcher dieser sein Schwert hielt, und setzte ihm sein eigenes an die Kehle.
„Zeig mir dein Gesicht, bevor du mich umbringst, du feiger Meuchelmörder Suladans!“, rief Imrahil ihm zu. Sein Blick war voller Zorn und Hass. Wortlos zog der Kapuzierte seine Kapuze vom Kopf, und der Gesichtsausdruck des Fürsten änderte sich schlagartig.
„Faramir?“
Faramir lächelte. Er trat einen Schritt zurück und ließ seinen Freund Imrahil wieder auf die Beine kommen. „Warum hast du mich angegriffen?“, fragte er. Faramir gab ihm zuerst keine Antwort, sondern hob seinen Bogen wieder auf. Imrahil fragte noch einmal, dieses Mal war jedoch schon mit ein wenig Ungeduld in seiner Stimme: „Warum hast du mich angegriffen?“
„Ist das nicht klar?“
„Was soll klar sein?!“
Faramir sah Imrahil direkt in die Augen. Sein Freund schien wirklich nichts zu ahnen. Man sah ihm nur seinen Zorn an. Er musste ihn wohl aufklären: „Du weißt doch, dass ich mit meinen Waldläufern zu einer letzten Übung aufgebrochen bin...“
„Ja, das weiß ich! Was hat das denn damit zu tun?!“, unterbrach Imrahil ihn zornig. Er erzählte jedoch ruhig weiter: „... Meine Waldläufer und ich haben in dem Großen Flecken Gras noch ein letztes Mal unsere Anschleichtechniken verfeinert. Als ich dich in das Zelt kommen sah, wollte ich versuchen, ob meine Technik die Richtige ist.“
Langsam schien Imrahil seine Beherrschung wieder zu finden. Sein Schwert in die Scheide steckend, erklärte er Faramir: „Ihr und Eure Waldläufer werdet von König Elessar erwartet. Der Angriff auf Umbar steht kurz bevor.“
„Dann wird es den König sicher interessieren, dass König Suladan von Harad sich zurzeit in der Stadt befindet“, erwiderte Faramir. Schon wieder wich die Beherrschtheit aus Imrahils Gesicht. „Woher wisst Ihr dies, Statthalter?“
Faramir beschloss, seinen Freund als Ersten genau einzuweihen: „Ich sah während eines Spähganges die Leibgarde Suladans die Stadt betreten – Er ritt an ihrer Spitze... Es kann unmöglich ein Anderer gewesen sein!“, fügte er noch entschlossen hinzu, als er den skeptischen Gesichtsausdruck Imrahils bemerkte: „Ich bin ihnen Nämlich ein Stück lang gefolgt. Kurz vor den Toren haben sie mich jedoch entdeckt, und ich konnte nur mit knapper Not entkommen.“
Nun herrschte einige Momente lang Stille. Imrahil schien alles, was er eben gehört und gesehen hatte, erst einmal verdauen zu müssen. Schließlich sagte er langsam zu Faramir: „Statthalter, nehmt Eure Männer und kommt zum König. Ihr werdet erwartet. Ich werde währenddessen dem König von Suladan berichten...“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging wieder zum Heerlager zurück.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:46 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #21 am: 3. Mär 2008, 20:37 »
Kapitel 22 - die Schlacht um Umbar beginnt:

Gimlis Plan

„Unsere Männer werden gegen die Mauer Umbars rennen so wie Wasser gegen Fels brandet! Sie haben schon zu viele Bogenschützen auf der Mauer!“ Mit diesen Worten hatte Gimli, soweit er es am Gesichtsausdruck Aragorns erkennen konnte, alle Pläne zunichte gemacht. Statthalter Faramir wandte sich an Gimli: „Wie sollen wir dann Eurer Meinung nach die Stadt einnehmen? Sollen wir etwa aufgeben, Gimli Gloinsson?“
Daran hatte er selbst schon gedacht. Es war eindeutig waghalsig, doch er musste seinen einzigen Plan vor die Heermeister bringen. Mit einem Mal war seine Selbstsicherheit dahin. Noch vor wenigen Momenten hatte er sich selbst dabei gesehen, wie er alle Heerführer von seinem Plan überzeugt hatte, doch nun zweifelte er selbst daran. Gimli sah in die Runde der Heerführer. Aragorn überstrahlte als König natürlich alle anderen in Prunk. In seinem Hemd war mit Fäden aus reinem Gold der Baum Gondors eingestickt worden. Die Krone Gondors, die er trug, war angeblich von Zwergen geschmiedet worden, ebenso wie sein Schwert Anduril. Zur Rechten Aragorns stand Statthalter Faramir. Der junge Mann trug über seinem ledernen Wams, auf dem der Baum Gondors gemalt war, einen grasfarbenen Kapuzenmantel. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass er zu den Waldläufern gehörte. Fürst Imrahil trug wie immer seine blank polierte Ritterrüstung mit dem Schwan von Dol Amroth darauf. König Eomer war wie Imrahil volkommen gepanzert, nur hatte der König Rohans die Metallplatten braun färben lassen, zusätzlich war auf seiner Brustplatte das goldene Ross Rohans zu sehen. Zu guter Letzt war noch Radagast der Braune, in braune Stoffe bekleidet und mit einem braunen Hut auf dem Kopf. Sein langer weißer Bart ließ ihn beinahe wie ein großer Zwerg aussehen.
Gimli holte tief Luft. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er hielt die Luft an und dachte noch einmal genau nach. Er musste sie alle sofort überzeugen, ansonsten würde eine lange Diskussion entstehen. Nach kurzem Überlegen hatte er endlich die richtigen Worte gefunden. Kurz und bündig erklärte er den Anderen seinen Plan. Niemand unterbrach ihn, während er sprach, und als er geendet hatte, war es noch einige Momente lang still. Sie schienen wohl darüber nachzudenken. Schließlich öffnete Radagast der Braune erstmals in dieser Versammlung den Mund: „Das ist zu gefährlich, die Soldaten werden sich dabei sämtliche Knochen brechen. Wie sollen sie dann noch kämpfen können?“
Mit dieser Frage hatte Gimli gerechnet. Er antwortete dem Zauberer: „Deswegen sollten es nur Zwerge versuchen. Ich selbst werde als Erster dabei sein. Wir Zwerge sind widerstandsfähig, und außerdem haben wir Schilde, groß genug, um die Pfeile der Verteidiger abwehren zu können.“
Noch einmal blickte Gimli skeptisch in die Runde. Die anderen Heerführer blickten alle auf Aragorn. Sie warteten auf seine Entscheidung.

Zwei Stunden später stand Gimli schon mit den fünfhundert Zwergen, die er ausgewählt hatte, auf der Ebene von Umbar. Sie alle hatten sich vor den Katapulten versammelt, trugen typische Zwergenmasken, einschneidige Äxte und große Schilde. Gimli trug ebenfalls eine Zwergenmaske und einen Schild. Er hatte beschlossen, seine einschneidige Axt für diese Art von Schlacht zu verwenden. Seine andere zweischneidige Axt, mit welcher er eigentlich lieber kämpfte, konnte er nicht gut einhändig führen. Ihr Stiel war zu lang dafür, die andere jedoch war perfekt geeignet für den einhändigen Kampf.
Der Rest des Heeres war schon bereit zum Angriff: Die verbliebenen fünfhundert Zwerge Gimlis begaben sich gerade in die Drachenpanzer-Formation. Dabei Deckten sie sich vorne, hinten und Oben gegenseitig mit ihren Schilden. So bildeten sie eine Schier unaufhaltsame Angriffswelle. Je vier Zwerge bedienten die zwei Rammgestelle auf Rädern, welche das Tor der Stadt zerstören sollten.
„Menschen aus Gondor, Rohan und Thal! Zwerge vom Erebor! Heute werden wir die Stadt Umbar einnehmen, um unseren Königreichen endlich Frieden vor den bösartigen Korsaren und den Haradrim bieten zu können!“ Die Rede Aragorns ließ Gimli aus seinen Gedanken aufschrecken. Er musste schnell seinen Platz einnehmen! Nicht auf die Rede Aragorns achtend, machte er sich auf, sich in die Ladeplattform eines Katapultes zu setzen. Viele der anderen Zwerge taten es ihm gleich. Als alle hundert Katapulte dann mit je einem Zwerg geladen waren, redete Aragorn immer noch: „... Ich war einmal selbst in dieser Stadt, und ich weiß: Sie ist nicht uneinnehmbar! Wir werden dies den Korsaren und den Haradrim beweisen! Auf zur Schlacht!! AUF ZUM SIEG!!!“
Das Heer jubelte Aragorn zu, und Gimli rief dem Menschen, der das Katapult bediente, „Feuer!“ zu. Der Mensch legte einen Hebel um, und schon schnellte der Katapultarm nach Oben. Gimli glitt von der Ladeplattform ab und segelte durch die Luft. Es war ein banges Gefühl für ihn, keinen Boden unter den Füßen zu haben. Gimli flog über die Ebene von Umbar, segelte knapp über die Mauer drüber und landete knapp hinter ihr am Boden.
Der harte Aufprall drückte ihm die Luft aus den Lungen. Es dauerte einen Moment, bis er es schaffte, sich wieder aufzurappeln und seine Axt aus dem Gürtel zu ziehen. Er war in der Nähe des Tores gelandet, von seiner Position aus war es nicht weit bis zu einer Treppe zur Mauer hinauf. Drei oder vier Feinde, die hinter dem Tor Stellung bezogen hatten, wurden auf ihn aufmerksam und rannten mit gerückten Säbeln auf ihn zu. Gimli hob seinen großen Schild vor seinen Körper und eilte ebenfalls auf die Menschen zu. Als er bei ihnen angelangt war, ließ er seine Axt durch die Luft zischen. Er traf den Feind direkt vor ihm an der Brust. Der Mensch spuckte Blut und sank sofort leblos zu Boden. Mit einem weiteren Hieb zerschmetterte er den Schild des zweiten Haradrim, während er mit seinem eigenen den Hieb des dritten abwehrte.
Gimlis Axt beschrieb einen weiten blutigen Kreis. Sofort sanken auch die restlichen drei Haradrim getroffen zu Boden. Gimli verharrte einen Moment, um festzustellen, was sich um ihn herum abspielte. Soeben flog die zweite Salve Zwerge durch die Lüfte, die Bogenschützen auf der Mauer spannten schon ihre Bögen, weil sie ihn bemerkt hatten, und die Krieger am Tor verschanzten sich hinter ihren Schilden. Gimli schenkte ihnen keine Beachtung und hechtete, gut hinter seinem Schild geschützt, in die Richtung der Treppe zur Mauer. Nach wenigen Schritten eilte er schon die Treppe hoch. Auf der Mauer drauf, zog er sofort mit seiner Axt blutige Streifen in die Verteidiger. Die Bogenschützen wussten nicht recht, wie ihnen geschah, und wichen einige Schritte zurück. Gimli hörte das Surren von Pfeilen. Schnell riss er seinen Schild in die Richtung, aus der das Surren gekommen war. Wie Trommelschläge prallten die Pfeile auf seinen Schild auf.
Kaum hatte Gimli die Deckung seines Schildes verlassen, hackte er mit seiner Axt wieder auf die Feinde ein wie ein Holzhacker auf einen Baum. Ein zweites Mal fing er eine Pfeilsalve mit seinem Schild ab. Seine Axt zischte in einem diesmal engen Bogen durch die Luft und stieß dem Menschen direkt vor ihm in die Seite. Der Haradrim zuckte zusammen, hielt jedoch gleichzeitig mit beiden Händen Gimlis Axt fest, sodass dieser sie nicht mehr aus seinem Feind herausziehen konnte. Gimli zog mit aller kraft. Endlich gab der Mensch nach! Doch... Nein! Der Mensch sprang von der Mauer, noch immer die Axt in seinem Körper! Gimli versuchte noch einmal verzweifelt, seine Axt zu befreien, wurde jedoch von dem Menschen mitgerissen. So stürzten sie beide von der Mauer runter.
Er landete recht weich auf dem Haradrim, welcher jedoch sofort Gimlis Schild mit aller Kraft festhielt. Nun konnte er endlich seine Axt befreien. Mit einem Ruck hatte er seine Waffe aus der Seite des Menschen gezogen, und erhob sie, um seinem Feind den Schädel zu spalten.
Plötzlich durchzuckte ein mächtiger Schmerz Gimlis Hand, und er ließ seine Axt fallen. Ein Pfeil hatte seinen Unterarm durchbohrt! Er bemühte sich, nicht sofort aufzuschreien. Er musste seine Kräfte sammeln und den Schmerz besiegen. Ein Pochen war zu hören, und dann durchzog ihn wieder dieser stechende Schmerz, dieses Mal aber in seinem Rücken. Gimli presste seine Augenlider zusammen und konzentrierte sich. Er durfte jetzt nicht schwach werden!
Wieder ertönte ein Pochen. Gimli wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Als sich dann auch noch der Griff seines Feindes lockerte, öffnete er wieder die Augen. Aus dem rechten Auge des Menschen ragte ein rot gefiederter Pfeilschaft! Er war von seinen eigenen Kameraden getötet worden! Unter Aufwendung all seiner verbliebenen Kräfte drehte Gimli sich zur Seite und erhob seinen Schild zum Schutz. „So endest du also, Gimli Gloinsson...“, dachte er sich. Plötzlich hörte er ein knacken und kurz darauf ein lang gezogenes Ächzen. Der Kampfgeist regte sich wieder in ihm. Sie hatten das Tor durchbrochen! Er musste jetzt nur noch wenige Momente lang durchhalten, dann wäre er gerettet!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:47 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #22 am: 3. Mär 2008, 20:38 »
Kapitel 23:

Wüstenskorpione

Imrahil hatte seinen Helm aufgesetzt und saß nun auf seinem Hengst Aiwendil. Er hatte zur Rechten von König Eomer vor der Mauer von Umbar, natürlich außerhalb der Reichweite der Bogenschützen, Stellung bezogen. Die Zwerge, welche nicht von Katapulten verschossen worden waren, hatten in der Drachenpanzer-Formation das Tor eingekreist und den Weg für die Rammgestelle, welche nun mit zerstörerischer Wucht ihr Werk ausübten, freigemacht. Die Zwerge auf der Mauer der Stadt richteten gerade so ein Massaker unter den Bogenschützen an, sodass die Drachenpanzer-Formation eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Die Haradrim auf der Mauer hatten nämlich kaum Zeit dazu, den Angreifern des Tores auch nur einen Moment lang Aufmerksamkeit zu schenken, wo sie doch selbst in Gefahr waren, von einer wütenden Zwergenaxt zerhackt zu werden. Dennoch war Imrahil irgendwie in Sorge um die Zwerge, denn ihr Anführer Gimli war nirgendwo zu sehen. Es war dessen Idee gewesen, kurz vor dem Angriff Krieger hinter die Mauer zu schießen, und wenn er dann zu den wenigen Toten gehörte... Das wäre dann wohl sehr großes Pech für ihn.
Imrahils gesamter Körper war angespannt. Er wollte den Haradrim den Angriff auf seine Festung, auf seine Frau Niniel, tausendfach zurückzahlen. Die Krieger der Schlange sollten lernen, die Krieger des Schwans zu fürchten! Die Schlangenkrieger Harads sollten die Schwanenritter Dol Amroths nie vergessen!
König Elessar führte die Fußsoldaten an. Sobald das Tor fallen würde, was in wenigen Momenten der Fall wäre, sollten die Reiter Rohans und die Schwanenritter Dol Amroths noch einmal einen Großteil der Stadt Umbar von Verteidigern befreien, sodass die Fußtruppen dann ungehindert einmarschieren könnten. Diese Strategie war seit jeher bewährt, aber irgendwie hielt Imrahil König Elessar dennoch für einen Feigling. Der König hatte auch ein Pferd, warum kämpfte er nicht mit den Reitern mit? „Lästere nicht über den König“, ermahnte er sich selbst im Stillen. Der König war ein tapferer Mann, er war vor seiner Regentschaft schon einmal mit einem viel kleineren Heer als seinem jetzigen in Umbar eingedrungen und hatte nahezu die Gesamte Flotte der Korsaren zerstört. Der König wusste schon, welcher Gefahr er seine Truppen aussetzte, er war weise und außerdem gab er seinen Männern Mut, der nicht durch einen zweifelnden Fürsten zerstört werden sollte!
Imrahil hörte ein Knacken und kurz darauf ein lang gezogenes Ächzen. Das Tor öffnete sich! Jeder einzelne Muskel in Imrahils Körper spannte sich. Er zog sein Schwert aus der Scheide und wartete mit zusammengebissenen Zähnen, bis die Zwerge den Weg zum Torbogen freigegeben hatten. Noch ehe König Eomer das Kommando übernehmen konnte, rief er mit lauter Stimme: „Zum Angriff!!“, und stürmte vor den anderen Reitern her. Die wenigen Verteidiger hinter dem aufgebrochenen Tor ergriffen panisch die Flucht, weil sie nur allerhöchstens hundert Mann waren, auf die mehr als dreitausend Reiter zustürmten. Imrahil fühlte sich wie ein Ork, während er den Fliehenden hinterher jagte. Er spürte einen Tötungsrausch in sich aufsteigen, er wollte alle Haradrim, die dort vor ihm rannten, eigenhändig töten. Das wäre die perfekte Rache für den hinterhältigen Angriff auf seine Frau!
Nach wenigen Herzschlägen hatte Imrahil schon den letzten der Flüchtenden erreicht. Der Haradrim hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzudrehen, als Imrahils Schwert ihm durch den Rücken stach. So schnell wie das Schwert den Körper des Mannes durchbohrt hatte, so schnell wurde es auch wieder hinausgezogen, und trennte schon den Kopf des nächsten Haradrim von dessen Schultern.
Während Imrahil in vollem Galopp weiterritt, hörte er plötzlich einen Schrei von Hinten. Er blickte sich um. Nur wenige Meter hinter ihm ritt König Eomer, dicht gefolgt von den restlichen Reitern. Der Schrei war von einigen Gestürzten Reitern gekommen, die soeben von ihren Hintermännern niedergetrampelt wurden. Imrahil wendete sein Pferd und rief König Eomer zu: „Da ist etwas!“ Eomer riss auch sein Pferd herum und rief: „HALT!“ Sofort kam Stillstand in die Reiter. „WAS IST HIER LOS?“, brüllte Eomer ihnen zu. „Ein Stolperdraht!“, war die Antwort. Kaum war sie gekommen, waren auch schon die Urheber zu sehen. Von beiden Seiten der breiten Straße sprangen vermummte, schwarz gewandete Krieger auf die Reiter zu.
Sie hatten ihre Gesichter verschleiert und fochten mit zierlich wirkenden Säbeln. Diese Krieger gehörten Zweifelsohne zu den Königsskorpionen, der Leibwache König Suladans von Harad! Sie waren legendär, selbst in Gondor.
Die Königsskorpione fochten wie Berserker mit ihren Klingen, und zogen blutige Furchen in die Reiter. Obwohl die Feinde nicht mehr als zwanzig waren, hatten sie schon unzählige Männer getötet, ehe diese sich überhaupt wehren konnten. Imrahil sprang von seinem Hengst Aiwendil und hechtete auf die Truppe Reiter zu. Wenn er nicht zu Pferde unterwegs war, würde er kein so leichtes Ziel für die Königsskorpione darstellen. So gut es seine Rüstung erlaubte, schlich er zwischen den unruhigen Pferden hindurch, in die Richtung der Todesschreie hin.
Endlich erblickte er einen der verschleierten Krieger, welcher gerade mit zwei Reitern gleichzeitig focht. Der Königsskorpion war ein weitaus besserer Fechter als die beiden Rohirrim, und er streckte sie beide mit nur einem Hieb nieder. Dann erblickte der Vermummte Imrahil und stieß mit einem schrillen Schrei zu ihm vor. Imrahil fing den Hieb des Königsskorpions mit einem Schild ab und stach ebenfalls mit seinem Schwert zu. Sein Feind war jedoch ungewöhnlich geschickt mit seiner Klinge und schaffte es wie durch ein Wunder, Imrahils Stich abzublocken. Binnen eines Herzschlags kam schon der Gegenangriff. Der Säbel des vermummten Haradrim ließ die Brustplatte des Fürsten von Dol Amroth entzwei splittern, und Imrahil spürte einen schnitt auf seiner Brust.
War dies nun das Ende?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:48 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #23 am: 3. Mär 2008, 20:39 »
Kapitel 24 - eine neue Schlacht beginnt:

Die Schlacht um Dagorland

Das Heer von Saurons Mund lagerte in einer tiefen Mulde von gigantischem Ausmaß. Im Nordosten der Mulde trafen sich zwei Ansätze des Schattengebirges an einer Ruine. Saurons Mund hatte ihm erzählt, dass diese Mulde durch den Sturz Saurons entstanden war und die dunkle Ruine im Nordosten einst das Schwarze Tor Mordors gewesen war.
Boltan war noch nie selbst in Mordor gewesen, er hatte noch nicht einmal gelebt, als der dunkle Gebieter Sauron noch über Mittelerde geherrscht hatte. Er beobachtete gerade einige Ostlinge dabei, wie sie die Trümmer des Tores verehrten. Was für ein Schwachsinn! Warum sprachen diese Menschen einem Stück Stein überhaupt Macht zu? Sie schlitzten sich doch tatsächlich selbst ihre Arme mit den Steintrümmern auf! Glaubten sie etwa, dadurch stärker zu werden? Verwirrt durch die barbarischen Bräuche der Ostlinge wandte er sich ab. Sollten sie doch machen, was sie wollen! Er hatte wichtigeres zu tun!
Der Angriff auf die Festung von Dagorland stand nämlich kurz bevor, alles wartete nur noch auf Khamûl, welcher seine Rüstung verlassen hatte und noch einmal alles rundherum ausspähte. Boltan suchte vorerst einmal seinen Warg, den er an seinem Schlafplatz zurückgelassen hatte. Der große Wolf lag ruhig zwischen den wenigen Orks, die sich noch einmal ausruhen wollten. Als diese Boltan erblickten, taten sie schnell so, als würden sie noch schnell ihre Helme und Waffen suchten. Sie wussten, dass Boltan Faulheit nicht ausstehen konnte, doch im Moment war es ihm egal, was sie taten. Noch stand die Schlacht nicht direkt bevor, und wenn es soweit wäre, würde er sie noch Eile lehren!
   Als er seinen Warg erreichte, musste er überrascht feststellen, dass sein treues Reittier eingeschlafen war. Boltan verpasste seinem Wolf einen leichten Knuff in die Seite. Langsam öffnete dieser seine Augen.
„Aufstehen!“, rief Boltan seinem Warg zu. Dieser gähnte noch einmal stark und streckte seine Glieder. Endlich war er vollends wach! Boltan wühlte kurz in seinem Schlafplatz herum, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er warf seinem Warg ein Stück Dörrfleisch zu. Gierig schnappte sein Reittier nach dem Fleisch und hatte es schon nach wenigen Sekunden verschlungen. Der Wolf hechelte. Anscheinend wollte er noch mehr. „Das ist Menschenfleisch“, sagte Boltan zu ihm: „Bald wirst du noch mehr davon bekommen.“
Boltan bestieg den Rücken seines Reittieres und fasste es an den Zügeln. Nach einem kurzen Tritt in die Seiten setzte es sich in Bewegung. Er wollte zu Saurons Mund, um zu erfahren, wie lange es wohl noch bis zur Schlacht dauern würde. Saurons Mund besaß ein prunkvoll eingerichtetes Zelt aus schwarzen Stoffen, in welches er sich normalerweise immer gemeinsam mit Khamûl zurückzog, wenn es aufgebaut war. Boltans Misstrauen dem Geist gegenüber war zwar nicht mehr so groß wie bei ihrer ersten Begegnung, aber trotzdem überkamen ihn immer wieder düstere Vorahnungen und unbeschreibliche Furcht, wenn er Khamûl sah.
In der Nähe des Zeltes von Saurons Mund lagerten Unûar und seine Halborks. Sie waren mit nur zweihundert Mann eine eindeutige Minderheit im Heer, doch sie bildeten die Leibgarde von Saurons Mund. Unûar war unausstehlich überheblich geworden seit seiner Beförderung zum Anführer der Leibgarde. Während Boltan an den Halborks vorbei ritt, rief Unûar ihm etwas zu. Er hörte aber nicht darauf, dieser aufgeblasene Muskelprotz wollte ihn doch nur provozieren. Unûar wusste nämlich, dass Boltan immer noch über ihm stand, und deshalb beließ er den Machtstreit der Beiden bei Provozierungen und seiner Überheblichkeit.
Als er von seinem Wolf abstieg, sah er eine goldene Rüstung, die Saurons Mund in seinem Zelt aufgehängt hatte... Nein, das war Khamûls Rüstung, die leer mitten im Zelt stand. Boltan betrat das Zelt und erblickte Saurons Mund. Der in schwarz gekleidete Mensch hatte ihn wohl erwartet. „Ich dachte mir, dass du kommen würdest...“, begann er, nachdem er ihn einmal ordentlich gemustert hatte: „Die Schlacht wird bald beginnen. Khamûl dürfte in wenigen Momenten zurückkehren, ich spüre schon, wie er sich nähert.“ Boltan wollte seinem Meister eine Antwort geben, doch plötzlich hatte er das Gefühl, ihm wäre die Kehle zugeschnürt worden. Ihm wurde kalt, und er spürte, wie überwältigende Angst in ihm aufstieg. Das schier übermächtige Gefühl niederkämpfend, sah er, wie sich Khamûls Rüstung wieder bewegte. Er war also zurückgekehrt.
Khamûl ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Bei Boltan blieb er einen Moment hängen. Es kostete dem Ork viel Mühe, dem hasserfüllten, durchbohrenden Blick des Geistes standzuhalten. Als Khamûls Blick endlich weiterwanderte, ergriff Saurons Mund das Wort: „Was hast du gesehen, Khamûl?“
„Fürst Hurin von Dagorland hat alle seine Truppen aus den umliegenden Gehöften zu seiner Festung gerufen. Er war wohl auf unser Kommen vorbereitet, wie du es geahnt hast. Die Festung von Dagorland ist jedoch nicht besonders groß und mächtig, die größte Gefahr geht von den tausend Mann aus, die vor ihren Toren lagern.“
Saurons Mund überlegte noch einen Moment, bis er dann sagte: „Gut gemacht, Khamûl. Gehe nun zu König Ulfang und sag ihm, dass ich seine Ostlinge in einer Stunde bereit zum Kampf sehen will“, dann wandte er sich zu Boltan: „Und du gehst jetzt hinaus und sorgst dafür, dass alle Orks innerhalb von einer Stunde hier vor meinem Zelt versammelt sind.“

Eine Stunde später stand Boltan vor dem Heer von Saurons Mund, welches sich voll gerüstet vor dessen Zelt versammelt hatte. Rechts von ihm stand sein Meister, Khamûl und König Ulfang zu dessen Rechten. Die Krieger, die sich hier in der Mulde befanden, waren von unüberschaubarer Zahl. Boltan wusste zwar nicht, wie viel Tausend war, aber das Heer von Saurons Mund musste aus weitaus mehr als tausend Kriegern bestehen, ansonsten würde er den Angriff nicht wagen.
Saurons Mund trat vor und zog sein Schwert: „Ihr Orks! Ihr Menschen von Rhûn! Heute werden wir blutige Rache nehmen an den Ländern des Westens! Ihr Vieh soll bluten, ihre Gehöfte sollen brennen, und ihre Kinder sollen versklavt werden! Wir werden das glorreiche Werk des dunklen Gebieters Sauron vollenden! Wir werden die Menschen des Westens niederwerfen und beherrschen, auf das Sauron seinen Zorn über sie fahren lasse! Auf mit euch! Nehmt die erste Hürde! Nehmt die Festung von Dagorland! AUF ZUM SIEG!!!“
Die Krieger brachen in Unglaublichen Jubel aus, und Boltan, Khamûl und Ulfang brachen zu ihren Reittieren auf, um das Heer zu führen. Saurons Mund kämpfte nicht selbst in der Schlacht mit, anscheinend war er kein so guter Fechter. Mit einem Satz war Boltan auf seinem Warg und schon trat er ihm in die Seiten und jagte um das Heer herum. Die Krieger rannten, um ihm zu folgen, und er genoss es einfach. Am Ausgang traf er mit Khamûl, Ulfang, der Reiterei aus Rhûn und den Wargreitern zusammen, und sie trabten vor den rennenden Fußsoldaten her, um ihnen nicht zu weit voraus zu sein.
Boltan zog seine Streitaxt aus der Lederschlaufe an seinem Rücken. Schon spürte er den Tötungsrausch in sich aufsteigen. Das war schlecht! Er musste den Drang, unbedingt töten zu wollen, niederkämpfen! War er erst einmal in so einem Rausch, war es unmöglich für ihn, nachzudenken! Er hatte auch seinen Schülern gelernt, dass sie, wenn der Tötungsrausch über sie kam, unbedingt einen kühlen Kopf bewahren mussten. Wer ohne Kopf kämpfte, war nämlich schon so gut wie tot!
Kaum waren sie aus der Mulde herausgekommen, war schon die Festung von Dagorland in Sicht. Vor der Festung stand ein Lager aus Zelten, und schon liefen einige Wächter, die sie gesehen hatten, umher. Boltan warf einen Blick zur Seite. Khamûl ritt gemächlich auf seinem braunen Pferd im Trab dahin, während Ulfang eine große Anspannung anzumerken war. Der König der Ostlinge wartete schon ungeduldig auf die Schlacht. Sie ritten noch eine Weile gemächlich dahin, bis hinten schon so ziemlich das ganze Heer aus der Mulde gekommen war. Dann verfiel Khamûl in einen Galopp. Boltan, Ulfang und auch die restlichen Reiter taten es ihm gleich. Viele Zelte im Lager vor der Festung waren schon abgebaut worden, und es hatte sich schon eine Verteidigungslinie aus Speerträgern gebildet, Khamûl galoppierte dennoch wie von Sinnen direkt auf die Speere zu. Boltan fragte sich, ob auch Geister in so einen Tötungsrausch verfallen konnten. Hatte Khamûl seine Strategie auch wirklich durchdacht? Der Geist ritt schneller als alle anderen, und als er nur mehr wenige Meter vor den Speerträgern von Gondor war, stieß er plötzlich ein schrilles Kreischen aus. Boltan erbebte vor lauter Furcht und einige der Reiter wurden von ihren Pferden abgeworfen, doch die Warge schienen ruhig zu bleiben. Die Verteidiger stroben jedoch panisch auseinander. Jetzt wusste Boltan, warum Khamûl so einen offenen Angriff gewagt hatte!
Er hatte sich wieder einigermaßen vom Schreck erholt und raste jetzt mit voller Geschwindigkeit auf die Menschen zu. Sein Warg fiel einen Fliehenden von hinten an und biss ihm Sofors ins Genick. Boltan sprang von seinem Wolf, er würde ihn ein wenig alleine kämpfen lassen. Außerdem konnte er mit seiner Axt am Boden besser kämpfen. Schon kamen einige Schwertkämpfer auf ihn zu. Während er ihnen entgegen kam, holte er weit mit seiner Axt aus und zog mit seinem ersten Hieb schon eine blutige Furche in die Verteidiger.
Nun hatte seine erste und hoffentlich nicht letzte Schlacht also begonnen. Es war alles genau so, wie er es sich vorgestellt hatte.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:49 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #24 am: 3. Mär 2008, 20:41 »
Kapitel 25:

Das Licht Elbereths

Fürst Hurin blickte in eine Wasserschüssel. Ein bärtiger Mann mit langen, dunkelbraunen Haaren blickte ihm entgegen. Er wirkte müde, aber dennoch haftete ihm eine Herrscheraura an. So war es nun mal. Bevor Hurin zum Lehnsherrn von Dagorland ernannt worden war, als er noch Hüter der Schlüssel gewesen war, hätte er sich nie denken lassen, dass er einmal ein Heer führen würde. Doch nun waren tausend Mann vor seiner Festung versammelt, jederzeit wachsam. Gerade erst war es Morgen geworden, und Fürst Hurin spürte es. Der Schatten des Ostens war in der Nähe.
Die ganze Nacht war Hurin wach gelegen, geplagt von einer unerklärlichen Angst. Er war aufgestanden und hatte einige Bücher über Prophezeiungen studiert. Manche dieser Vorhersagen waren bereits eingetreten, andere wiederum klangen so absurd, dass sie wohl niemals eintreten würden. Doch eine hatte ihn tief erschüttert:

„Wenn die Macht des Dunklen Herrschers gebrochen, wenn die Menschen sich in Sicherheit gedenken, so wird sich ein neuer Feind erheben.
Er wird nicht Vala, nicht Maia, nicht Elb, nicht Drache, nicht Ork, noch sonstiges Gezücht der Dunkelheit sein. Er wird ein Mensch sein, und doch wieder keiner. Wohin er auch geht, wird seine Grausamkeit ihm vorau eilen
 er wird die Menschen entzweien und gegeneinander aufhetzen,
und kein neues Zeitalter wird mehr anbrechen, denn der Schatten des Ostens wird Mittelerde für Immer mit Krieg überziehen,
und es wird einer großen Macht bedürfen, ihn aufzuhalten...“


Dies war es, was Hurins Angst überwältigend werden zu lassen schien. Der Schatten des Ostens... Seit er förmlich sein Bild vor Augen hatte, als er seine Frau und seinen Sohn verabschiede hatte, suchten ihn ständig dunkle Vorahnungen heim.
Hurin tauchte seine Hände in die Wasserschüssel und wusch sich sein Gesicht. Er musste all diese dunklen Vorahnungen abwaschen, sich reinigen von allem Bösen. Das kalte Wasser tat gut auf seiner Haut, und er fühlte sich wieder erfrischt. Seine Niedergeschlagenheit und seine dunklen Vorahnungen waren wie weggewaschen. Mit einem erleichterten Seufzer machte er sich in das Esszimmer auf. Als er die Tür öffnete, befand sich niemand mehr darin. Die Soldaten hatten wohl schon gegessen, oder sie frühstückten im Lager. Im Grunde genommen war es Hurin auch egal, ob er alleine oder mit all seinen Soldaten essen würde.
Er wollte soeben in die Vorratskammer gehen, um Brot und Käse zu holen, als plötzlich ein aufgeregter Soldat den Speisesaal betrat. „Sie kommen! Orks und Menschen aus Rhûn! Mehr als zehntausend Mann!
Hurin war geschockt. Sie griffen also an, so wie er es schon lange voraus gesehen hatte. Er gab dem Soldaten zur Antwort: „Schnell! Hilf mir dabei, meine Rüstung anzulegen!“

Nur wenige Minuten später begab sich Hurin notdürftig gerüstet zum Tor seiner Festung. Er hatte nur die Zeit dazu gehabt, ein Kettenhemd, Arm- und Beinschienen anzulegen und sich sein Schwert und einen Schild mit dem Baum Gondors in Silber darauf zu nehmen. Über seinem Kettenhemd trug er der Etikette halber noch ein blaues Hemd mit dem silbernen Baum Gondors, seinen Helm hatte er auch aufgesetzt. Als er gemeinsam mit dem Soldaten, der ihm beim Ankleiden behilflich gewesen war, seine Festung verließ, musste er schreckliches sehen: Das Lager seiner Männer war völlig überrannt worden, und nur noch vereinzelt kämpften einige wenige seiner Soldaten gegen eine unglaubliche Übermacht an.
Hurin stürmte gemeinsam mit dem Soldaten auf eine kleine Schar Orks ein, und mit wenigen Hieben hatten sie schon viele dieser widerlichen Geschöpfe niedergestreckt. Doch plötzlich stürmten einige Hellebardiere der Ostlinge hervor. Hurin schaffte es gerade noch, sich mit einem Satz nach Hinten zu retten, doch der Soldat, der mit ihm focht, wurde von den Hellebarden seiner Feinde durchbohrt. Nun stand der Fürst von Dagorland alleine gegen eine unüberschaubare Übermacht. Es war schier auswegslos, doch er würde Kämpfen. Plötzlich kamen ihm einige Worte in den Sinn, die angeblich Dunkelheit vertreiben sollten. Sofort rief er sie aus:
„A Elbereth, Glithoniel!“
Sein Schwert zückte nach Vorne und trennte einem Ostling den Kopf von den Schultern.
„A Elbereth, Glithoniel!“
Mit seinem Schild wehrte er die Hellebarde eines Feindes ab und erschlug einen weiteren Ostling.
„A Elbereth, Glithoniel!“

„A Elbereth, Glithoniel!“
Schon zum achtzehnten Mal tat Hurin den Ausruf, der ihm immer wieder neue Kraft gab. Mit nur einem einzigen Schwerthieb streckte er den achtzehnten Ostling nieder. Seine Feinde wichen vor ihm zurück. Sie hatten Angst vor ihm. Nun wartete Hurin darauf, dass diese Feiglinge einen Pfeilhagel auf ihn niedergehen lassen würden, doch er kam nicht. Stattdessen trat ein prunkvoll gekleideter Krieger aus den Reihen der Ostlinge hervor. Der Mann war etwas kleiner als Hurin und hatte gelbliche Haut. Er trug eine ähnliche Rüstung wie die anderen Ostlinge, seine war jedoch von mehr Gold. Anstatt eines Helmes trug der Krieger einen Turban, welche mit einer goldenen Brosche, die einen Halbmond darstellte, zusammengehalten wurde. An seinem linken Arm trug er einen roten Schild mit einem goldenen Halbmond darauf, in seiner Rechten führte er einen blanken Säbel mit goldenem Griff.
Der Ostling sagte zu Hurin in der Sprache der Menschen Gondors: „Du sein Guter Kämfärr, Mann aus Gondor. Aber nun ich dich tötten, denn ich Ulfang, König von Rhûn und bester Kämfärr dort!“ Hurin musste seinen Zorn in Zaum halten. „Alleine für die Art, wie du meine Sprache verunstaltest, sollte ich dir dein verfluchtes Herz herausreißen!“, rief er Ulfang zurück. Der König der Ostlinge schien zwar nur die Hälfte dessen, was Hurin gesprochen hatte verstanden zu haben, aber die Grundaussage der Botschaft war zu ihm vorgedrungen. Mit einem Schrillen Aufschrei sprang er auf Hurin zu und ließ seinen Säbel durch die Luft schneiden. Hurin blockte den Hieb Ulfangs mit seinem Schild, und rief zum neunzehnten Mal: „A Elbereth, Glithoniel!“, während er selbst angriff.
Beide Kontrahenten wüteten mit ihren Klingen, jedes Mal wieder stroben Funken auf, als Stahl auf Stahl aufschlug. Ulfang war wirklich ein guter Fechter, er war Hurin ebenbürtig. Noch vermochte er den Hieben seines Gegners standzuhalten, doch seine Kräfte schwanden. Er musste sich etwas einfallen lassen! Wieder musste Hurin sich hinter seinem Schild ducken. Das einzige, was ihm jetzt noch helfen konnte, war eine Finte!
Hurin holte weit aus und ließ sein Schwert nahezu durch die Luft gleiten. Wie er es erwartet hatte, hob der König der Ostlinge seinen Säbel zur Parade. Im letzten Moment ließ Hurin jedoch sein Schwert etwas weiter nach Unten gleiten, und schon ging sein Plan auf.
Stahl klirrte auf den steinigen Boden vor der Festung von Dagorland, begleitet vom schrillen Schmerzensschrei Ulfangs. Hurin hatte seinem Feind knapp hinter dem Gelenk seine Schwerthand abgetrennt! Er wollte soeben den letzten Todesstoß ausführen, als wieder einige Ostlings-Hellebardiere hervorsprangen. Hurin duckte sich unter die Waffen seiner Feinde und rollte sich weg von ihnen, und die Ostlinge zogen sich wieder zurück, ihren verwundeten König mitnehmend. Nun bildeten die Feinde einen weiten Kreis um Hurin. Wiederum kam kein Pfeilhagel. Wer würde sich ihm jetzt entgegenstellen?
Die Reihen seiner Feinde teilten sich direkt vor ihm, und plötzlich fühlte er sich von tiefster Furcht erschüttert. Es schien ihm so, als wäre jegliche Wärme aus seinen Gliedern gewichen und als hätte er nie in seinem Leben Freude erlebt. Durch die Lücke in den Reihen seiner Feinde schritt ein Krieger in goldener Rüstung. Über seiner Rüstung trug er rote Stoffe, und oben drüber noch einen offenen schwarzen Kapuzenmantel. Sein Gesicht war von einer goldenen Maske bedeckt, deren Augenschlitze sich bis zum Mund hindurch zogen. Der goldene Krieger blieb wenige Meter vor Hurin stehen und zog sein Schwert. Es hatte einen langen goldenen Griff, ebenso wie das des Königs Ulfang. Doch im Gegensatz zum Säbel des Königs der Ostlinge war dieses Schwert gerade, zirka mannsgroß und hatte schwarze Schneiden.
Es kostete Hurin all seine Kraft seinem neuen Gegner hinüber zu rufen: „Nenn mir denen Namen, Ostling, bevor ich dich töten werde!“ Es schien Hurin so, als verforme sich die Maske seines Gegners zu einem grausamen Grinsen, und dann ertönte von diesem ein markerschütterndes, dunkles Lachen. „Du willst mich töten?“, sprach er perfekt in der Sprache Gondors: „Nein, so wird es nicht sein. DU wirst sterben! Meinen Namen will ich dir allerdings nennen: Ich bin Khamûl, der Schwarze Ostling, der Schatten des Ostens!“
Die Worte Khamûls ließen das letzte Bisschen Mut aus Hurins Körper weichen. Er war da! Der Schatten des Ostens stand ihm direkt gegenüber!
In all seiner Verzweiflung riss Hurin sein Schwert in die Höhe und rief zum zwanzigsten Mal: „A Elbereth, Glithoniel!“
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:50 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #25 am: 3. Mär 2008, 20:43 »
Kapitel 26 markiert einen Höhe - und Wendepunkt in der Geschichte:

Das Schicksal Khamûls

„A Elbereth, Glithoniel!“
Der Ruf des Fürsten Hurin zerriss Khamûls Schatten und warf die Furcht, die er verbreitete auf ihn selbst zurück. Nun schien es so, als umgäbe den Fürsten von Dagorland eine Aura des Lichts, durch die seine Schatten ihm nichts anhaben konnten. Vor dem Namen Elbereth hatte er schon immer Angst gehabt, da man nach der Anrufung ihres Namens immer von so einer Aura des Lichts umgeben war. Khamûl hasste Licht, und er würde nie diesen Namen in den Mund nehmen! Die Furcht, die er verbreitete, war jetzt nutzlos, doch er war noch immer ein besserer Fechter als der Fürst von Dagorland! Für diese Worte würde er ihm einen äußerst grausamen Tod schenken – oder noch besser: gar keinen!
Fürst Hurin machte einen Satz nach Vorne, und schon kreuzten sich die Schwerter der Beiden. Hurin hatte beim Kämpfen einen Vorteil: Er hatte ein einhändiges Langschwert und einen Schild, während Khamûl seine Morgulklinge zweihändig führte. Dieser kleine Vorteil würde Hurin trotzdem nichts bringen, denn Khamûl hatte einige tausend Jahre mehr Kampferfahrung als sein Gegner.
Khamûl stieß Hurin von sich weg und setzte ihm sofort mit seiner Klinge nach. Hurin riss seinen Schild hoch, und Khamûls Schwert glitt Wirkungslos am Stahl des Schildes ab. Schon führte der Fürst von Dagorland wieder einen Hieb auf ihn aus. Ehe er den Hieb pariert hatte, fuhr das Schwert seines Gegners erneut auf ihn zu.
Hurin deckte Khamûl mit Hieben ein, sodass dieser in die Defensive gedrängt wurde. Khamûl wagte noch keinen Angriff, zuerst musste er eine Lücke in der Verteidigung seines Gegners finden. Nun wurde er an den Rand des Ringes seiner Verbündeten gedrängt. Jetzt musste er angreifen, ansonsten würde er sein Gesicht verlieren! Mit einem Hieb seiner Morgulklinge wehrte er das Schwert Hurins ab, mit einem weiteren attackierte er die Brust seines Gegenübers. Der Fürst von Dagorland war ein besserer Kämpfer, als Khamûl angenommen hatte. Er schaffte es tatsächlich noch, sich mit seinem Schild zu verteidigen! Und dieses Mal hatte Khamûl sogar noch Pech: Seine Morgulklinge durchstieß den Schild Hurins und blieb darin stecken.
Das war schlecht! Mit aller Kraft versuchte Khamûl, sein Schwert aus dem Schild seines Gegners zu ziehen, doch dieser nutzte die Gelegenheit und ließ sein Schwert hervorschnellen. Khamûl schaffte es gerade noch, sich ein wenig zur Seite zu drehen, um Hurins wütender Klinge zu entgehen. Dann kam ihm eine Finte in den Sinn: Mit seiner Linken packte er Hurins Schwertarm, während er mit seiner Rechten den Griff seiner Morgulklinge umklammerte. Hurin wehrte sich heftigst, aber Khamûl ließ nicht los. Er war stärker als sein Gegner! Mit einem Ruck versuchte er, Hurin aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch der Fürst von Dagorland blieb fest auf seinen beiden Beinen stehen. Er musste noch etwas anderes versuchen!
Khamûl drehte Hurin seinen rechten Arm um. Zuerst verzerrte der Fürst von Dagorland nur sein Gesicht vor Schmerz, schließlich verkrampfte sich auch seine Hand und er ließ sein Schwert fallen. Nun setzte Khamûl einen Fuß auf Hurins Brust und stieß ihn mit aller Kraft von sich. Endlich glitt sein Schwert aus dem Schild seines Gegners hinaus!
Nun stand Hurin Khamûl ohne Schwert gegenüber, dieses lag direkt neben Khamûl am Boden. Khamûl lachte. „Nun, Fürst von Dagorland? Du stehst mir ohne Schwert gegenüber! Glaubst du, dass du noch eine Chance gegen mich hast?“ Khamûl hätte am Liebsten all seine Schatten, die er aufbieten könnte, auf Hurin konzentriert, doch die Aura des Lichts umgab ihn noch immer. Daher musste er vorerst noch einmal auf direkten Kampf setzen. Er würde so oder so gewinnen, daran bestand kein Zweifel!
Während er auf den Fürsten Hurin zusprang, holte er weit mit seinem Schwert aus und führte einen Hieb von der Seite auf seinen Gegner aus. Wieder schaffte er es, sich mit seinem Schild zu schützen! Khamûl führte noch einen Hieb von der anderen Seite auf Hurin aus, doch dieser duckte sich unter Khamûls Morgulklinge weg und eilte geduckt an ihm vorbei. Damit hatte er nicht gerechnet! Er versuchte, Hurin noch einmal zu erwischen, doch der Fürst von Dagorland war zu schnell für ihn. Schon hatte er wieder sein Schwert vom Boden aufgehoben. „Nun, Schatten des Ostens!“, rief er: „Du hast mich unterschätzt! Wie du sehen kannst, bin ich wieder im Besitz meines Schwertes!“
Khamûl war zornig. Er hatte den Fürsten Hurin wirklich unterschätzt... Aber trotzdem würde sein Gegner nicht gewinnen! Sie sprangen beide gleichzeitig aufeinander zu, ihre Klingen fingen sich gegenseitig ab. Daraufhin waren sie in einen erbarmungslosen Zweikampf verwickelt. Immer wieder schlugen die Klingen der Beiden aufeinander, sodass die Luft erfüllt war vom metallischen Klirren ihrer Schwerter. Khamûl sah es Hurin an, dass ihn seine Kräfte verließen. Nun war seine Stunde gekommen! Während Hurins Bewegungen immer träger wurden, führte Khamûl einen Hieb nach dem anderen auf ihn aus. Noch hielt sich sein Gegner, doch nicht mehr lange, und er würde verlieren!
Khamûl holte weit mit seiner Klinge aus. In den darauf folgenden Hieb legte er all seine Kraft. Fürst Hurin riss seinen Schild hoch, und als Khamûls Morgulklinge auf den beschädigten Schild seines Gegners aufschlug, zerbarst dieser. Khamûl holte noch einmal weit aus, dieses Mal von der anderen Seite. Hurin stellte Khamûls Hieb sein Schwert entgegen, doch seine Hände waren so Kraftlos geworden, dass ihm seine Klinge aus der Hand glitt.
Nun stand der Fürst von Dagorland eindeutig waffenlos da. Khamûl fühlte, wie die Aura des Lichts um Hurin schwächer wurde. Darauf hatte er gewartet! Er ließ alle Schatten, die er aufbieten konnte, ausströmen und bündelte ihre Macht auf Hurin. Sein Gegner stand wie versteinert da, die Augen vor Schreck geweitet, kaum fähig zu Atmen. Nun war es zu Ende mit ihm!
Seine Morgulklinge wie einen Skorpionstachel haltend, zielte er auf Hurins Brust. Nun war der Fürst verloren! Khamûls Morgulklinge stach nach Vorne und durchbohrte die Kettenrüstung seines Gegenübers.
Einen Herzschlag lang blieb Hurin bewegungslos, als sei er versteinert worden, doch dann durchfuhr ein Beben seinen Körper und er hauchte seine Seele hinaus. Natürlich sah es für die Zuseher so aus, als würde der Fürst von Dagorland nur lange ausatmen, doch für Khamûl war die austretende Seele sichtbar. Je weiter die Seele Hurins ihren Körper verließ, umso magerer wurde dieser. Die Haut Hurins wurde dünn und faltig, seine Augen traten tief in ihre Höhlen hinein, und sein Haar wurde grau. Als die Seele Hurins vollständig ihrem Körper entstiegen war, war dieser nur noch Haut und Knochen. Khamûl zog seine Morgulklinge aus dem toten Körper des Fürsten, welcher sofort umkippte, wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt worden waren.
Stille herrschte unter Khamûls Verbündeten, welche den Kampf beobachtet hatten. Er riss sein blutbeflecktes Schwert in die Höhe und verkündete: „Dagorland ist gefallen!“ Sofort brach tosender Jubel unter den Ostlingen und Orks aus. Khamûl flüsterte der Seele Hurins: „Folge mir“, zu und eilte zu seinem Pferd. Es befand sich am selben Ort, an dem er es verlassen hatte, angebunden an einen Holzpflock. Er löste die Zügel vom Holz und schwang sich auf den braunen Hengst. Mit einem tritt in die Seiten gab er ihm den Pefehl, loszulaufen, und kurz darauf jagte er in vollem Galopp auf die Mulde, in der sie gelagert hatten, zu. Bald würde sich sein Schicksal erfüllen!
Während Khamûl über die Ebene von Dagorland ritt, flatterte seine Kutte im Wind. Von weitem sähe er bestimmt so aus, wie ein lebendig gewordenes Stück Nebel. Er blickte sich um und sah den für normale Augen unsichtbaren Geist Hurins, der ihm folgte. Khamûl war von tiefem Glück erfüllt. Alle seine Pläne waren bis jetzt aufgegangen!
Er galoppierte durch den Eingang der Mulde, vorbei am Zelt von Saurons Mund, bis in die hinterste Ecke. Dort, an den Trümmern des Schwarzen Tores war er – Ulfang! Nach seiner Verletzung hatte er verlangt, in sein Zelt gebracht zu werden, dort war er Khamûl hilflos ausgeliefert! Er sah, wie gerade zwei Ostlinge aus der Leibgarde des Königs eiligst dessen Zelt verließen. Schnell schwang er sich von seinem Pferd und tat so, als würde er zum Zelt von Saurons Mund wollen. Als die beiden Krieger dann endlich außer Sichtweite waren, machte sich Khamûl daran, seinen Plan auszuführen. Leichtfüßig durchschritt er den Weg bis zum Zelt des Königs von Rhûn – dem ehemaligen! Bald würde er nur noch ein Sklave Khamûls sein, und Khamûl würde über das Reich, dessen König er einst gewesen war, herrschen!
Er betrat das Zelt von König Ulfang. Es war prunkvoll eingerichtet: Überall war Gold zu sehen, und er hatte auf einem kleinen Tisch in der Mitte sogar die edelsten Früchte. Schon hallte ihm die unhöfliche Stimme des Königs entgegen: „Verschwinde! Ich wünsche, in Ruhe gelassen zu werden!“
Khamûl machte keine Anstalten, das Zelt zu verlassen. Ulfang war auf seiner Schlafstätte und stand gerade auf. „Was willst du von mir, Khamûl?“, sagte er zu ihm in einem bemüht freundlichen Ton.
Nun war es an der Zeit, ihn aus dem Weg zu schaffen! Khamûl zog seine Morgulklinge und antwortete Ulfang: „Ich will deinen Thron!“
„NEIN!“ Der König sprang auf Khamûl zu, mit seiner Hand hielt er Khamûls Schwertarm, mit seinem Armstummel wollte er Khamûl ins Gesicht schlagen. Dieser Angriff war etwas zu plötzlich für den Nazgûl gekommen. Der Stummel von König Ulfang schlug Khamûls Maske von seinem Gesicht. Nun blickten sich beide gegenseitig in die Augen. Ulfang stand der Schreck im Gesicht geschrieben. Der König hatte wohl erwartet, dass Khamûl ein Mensch war. Wie naiv! Khamûl befreite seinen Schwertarm aus Ulfangs Griff und stach sofort darauf zu. Es geschah dasselbe wie mit Hurin: Er hauchte seine Seele hinaus, seine Haut zog sich zusammen, und er wurde immer dürrer, bis er nur noch Fleisch und Knochen war. Khamûl zog seine Morgulklinge aus Ulfangs Brust und legte seinen Körper wieder auf seine Schlafstätte zurück. Dann blickte er zu den beiden Seelen, die er versklavt hatte.
Er sprach zu den Beiden Geistern: „Hurin, ab jetzt bist du Hurgûl, der Geist des Hurin! Ulfang, ab jetzt bist du Ulfgûl, der Geist des Ulfang! Ihr beide seid ab Sofort meine Sklaven!“ Hurgûl und Ulfgûl verneigten sich und sagten mit gehauchten Stimmen: „Ja, Meister!“
Alles war perfekt. Khamûl würde der neue Herrscher Rhûns werden, er war schon in Gondor eingedrungen, und Hurin und Ulfang waren seine Sklaven!
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:51 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #26 am: 3. Mär 2008, 20:45 »
Kapitel 27 ist was für Leute, die Esoterik und Nahtoderfahrungen mögen:

Zwischen Leben und Tod

Imrahil wusste nicht, wo er war. Alles um ihn herum war dunkel, aber dennoch konnte er sich selbst klar erkennen. Er blickte an sich hinunter. Die Wunde auf seiner Brust war verschwunden, und er trug auch nicht seine Rüstung. Seine einzige Bekleidung bestand aus einem weißen Hemd. Was geschah hier gerade? Plötzlich sah er ein Licht vor ihm. Er ging auf das Licht zu. Ihm wurde warm. Das Licht streichelte sein Gesicht, so wie... Wie Niniel! Imrahil begann zu rennen. Wo war er?
Er sah einen Tunnel, aus dem das Licht kam. Als er dort angelangt war, kam ihm eine Gestalt aus dem Licht entgegen. Sie hatte lange Haare und trug ebenso wie Imrahil ein weißes Hemd. Ihr Gesicht war jedoch nicht sichtbar für ihn. „Wer bist du?“, fragte er die Gestalt, die offensichtlich eine Frau war. Sie sagte nichts, sondern stellte sich direkt vor ihn hin. Langsam gewöhnten sich Imrahils Augen an das grelle Licht. Er stutzte: „Niniel?“
Seine Frau lächelte. „Ich habe schon auf dich gewartet, Imrahil...“
„Wo sind wir hier?“
„Imrahil, ich bin tot...“
Wieder musste der Fürst von Dol Amroth stutzen: „Aber... dann bin ich doch auch tot?“
Das Lächeln wich von Niniels Gesicht: „Noch nicht. Dir wird eine Entscheidung gewährt: Weiter zu leben oder zu sterben.“
„Aber warum sollte ich denn das Leben wählen, wenn ich hier mit dir leben könnte?“, fragte Imrahil. Dies alles hier irritierte ihn. Träumte er nur oder war dieser Ort Wirklichkeit?
Niniel ging in den Tunnel, blieb jedoch auf halbem Weg noch einmal stehen und sagte: „Imrahil, dein Land braucht dich. Dein König braucht dich!“
„König Elessar ist in Gefahr?“
„Ganz Gondor wird bedroht.“
„Aber von wem?“
Imrahils Frau machte eine kurze Pause, als überlege sie, was sie sagen sollte. Schließlich antwortete sie: „Du hast ihn schon einmal gesehen, in einem Traum. Er hat schon damit begonnen, unsere Heimat zu vernichten. Könnte ich selbst zurückkehren, würde ich noch einmal ins Leben gehen und wenigstens versuchen, ihn aufzuhalten. Doch ich kann es nicht. Darum frage ich dich: Liebst du mich wirklich?“
Mit dieser Frage hatte Imrahil nicht gerechnet. „Ja“, antwortete er verwirrt.
Erneut bildete sich ein Lächeln auf Niniels Gesicht: „Dann beweise mir deine Liebe, indem du für mich in die Welt der Lebenden zurückkehrst und versuchst, unsere Heimat zu retten. Ich werde hier auf dich warten.“
Nun war Imrahil vollkommen verwirrt. „Wie komme ich wieder zurück?“, fragte er: „Woher bin ich gekommen?“
„Berühre Meine Hände, mein Geliebter“, war die Antwort, die er von seiner Frau erhielt. Imrahil tat wie ihm geheißen und berührte die ausgestreckten Hände Ninels. Sie hauchte ihm noch einmal: „Ich liebe dich“, zu, bevor alles um ihn herum verschwamm.

Als Imrahil wieder aufwachte, lag sein Kopf auf einem toten Pferd. Er trug wieder seine Rüstung und seinen Helm, und auch der Schnitt auf seiner Brust meldete sich mit heftigen Schmerzen zurück. An seinem linken Arm war sein Schild gebunden, in seiner Rechten hatte er sein Schwert. Schnell hatte er die Umgebung vollständig erfasst: Er war in Umbar, und um ihn herum wüteten die Königsskorpione, die Leibgarde von König Suladan von Harad, unter den Reitern des Heeres von König Elessar.
In Imrahils Nähe kämpfte gerade einer der Königsskorpione mit mehreren Rohirrim gleichzeitig. Der Fürst von Dol Amroth nutzte die Gelegenheit, sprang auf und rammte seinem Feind von Hinten sein Schwert in den Rücken. Sofort rührte sich der Kaiserskorpion nicht mehr und fiel zu Boden. Imrahil hörte die Stimme von König Eomer: „Pass auf, Imrahil!“ Er leistete der Aufforderung Folge und duckte sich. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum einen Herzschlag später glitt schon ein Schwert knapp über seinem Kopf vorbei. Imrahil stach mit seinem Schwert nach hinten. Er spürte warmes Blut auf seiner Hand, während er sein Schwert wieder zurückzog. Noch ein toter Gegner!
Imrahil stellte sich wieder auf seine Beine und überblickte die enge Straße Umbars: Die Königsskorpione hatten ein Massaker unter den Reitern angerichtet, und es fochten noch immer mindestens zehn von ihnen! Er hechtete auf eine Truppe Rohirrim zu, die wohl in Bedrängnis waren. Was Imrahil sah, schockierte ihn: Drei der Königsskorpione schafften es, fünfzehn Reitern standzuhalten! Mit einem Gebrüll, welches für Zehn gereicht hätte, stürmte er auf die drei verschleierten Feinde ein. Da diese offensichtlich völlig überrascht von seinem Angriff waren, schaffte er es sogar noch, einen von ihnen niederzustrecken. Die anderen zwei Krieger rannten daraufhin schnell wie Schatten an Imrahil vorbei. Er sah ihnen nach. Flohen sie oder bereiteten sie einen weiteren Angriff vor? Plötzlich stand Eomer neben ihm. „Sie fliehen.“, sagte er knapp.
Imrahil wusste nicht, was er denken sollte. „Wir haben etwa zehn Feinde besiegt, und dabei mindestens hundert Männer verloren! Was sagt Ihr dazu, König Eomer von Rohan?“
„Dies hier war ihre Elite. Der Rest ihrer Krieger ist nicht so geschickt mit dem Schwert“, war die Antwort Eomers.
Imrahil hätte dem König von Rohan am Liebsten den Hals umgedreht. Was bildete der sich überhaupt ein? Plötzlich wurde er durch ein Signalhorn aus seinen Gedanken gerissen.
König Elessar kam!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:52 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #27 am: 4. Mär 2008, 17:27 »
Kapitel 28:

Boltans Irrtum

Boltan beobachtete seinen Warg, während er gierig seine getöteten Gegner bis auf die Knochen abnagte. Er war zufrieden mit sich. Zweiunddreißig Menschen hatte er getötet, und das alleine! Beinahe alles war perfekt, bis auf die Tatsache, dass Unûar noch lebte. Der Halbork prahlte wohl gerade mit der Anzahl seiner erschlagenen Feinde. Wie viele das wohl waren? Zwanzig? Dieser aufgeblasene, überhebliche, hirnlose Muskelprotz hatte nie im leben mehr Menschen als Boltan getötet in dieser Schlacht, dafür würde er seine Axt verwetten!
Sein blick schweifte über den Haufen der toten Feinde. Er gehörte zu den wenigen, die nicht zurück ins Lager gegangen waren. Außer ihm befanden sich noch sein Warg und einige wenige Ostlinge auf der Ebene von Dagorland. Die barbarischen menschlichen Verbündeten von Boltan schlitzten gerade tote Feinde auf, um von deren Blut zu trinken. Für Menschen waren die Ostlinge den Orks ziemlich ähnlich. Nun fehlte nur noch, dass sie ihre besiegten Feinde brieten und daraufhin wie ein Festmahl verspeisten. Er musste unwillkürlich lächeln. Menschen, die wie Orks lebten, das fehlte ihm noch! Wofür wäre er dann noch gut?
Etwas kaltes berührte ihn am Hinterkopf, worauf er unwillkürlich aufschreckte. Sein Warg hatte ihn mit der Nasenspitze angestupst, um ihm zu zeigen, dass er satt war. Boltan raffte sich auf, streckte sich noch einmal und kletterte dann auf den Rücken seines Reittieres. Nach einem Tritt in sie Seiten setzte sich der Reitwolf träge in Bewegung und trottete zur Mulde hin, in der das Heer noch lagerte. Boltan wusste zwar noch nicht, wann sie weiterziehen würden, doch dies musste wohl bald geschehen, denn ansonsten wären die Bewohner Gondors zu gut vorbereitet auf ihr Kommen.
Boltan und sein Warg trotteten durch den Eingang der Mulde. Der Ork wollte noch einmal mit Saurons Mund reden. Am Zelt seines Gebieters angekommen, sprang er von seinem Warg und wollte soeben das Zelt betreten, als er plötzlich Stimmen hörte.
„Wir müssen noch Mirianda, die Tochter Ulfangs aus dem Weg schaffen, damit du endgültig der Herrscher von Rhûn wirst...“ Diese Stimme gehörte zu Saurons Mund! Obwohl es ihm verboten war, zu lauschen, schlich er sich hinter das Zelt. Er wollte hören, mit wem sein Gebieter gerade sprach. Eine helle, boshafte Stimme ertönte, die von Khamûl: „Was ist so schwierig daran? Töten wir sie doch einfach!“ „Nein!“, fuhr Saurons Mund dem Geist entschieden dazwischen: „Wir werden ihr das Gedächtnis rauben und sie aus Rhûn schaffen. Würde sie sterben, kurz nachdem du König geworden bist, würde dies Verdacht erregen. Es war schon sehr schwierig Ulfangs Körper insofern wiederherzustellen, als dass jeder glauben würde, er sei an seiner Wunde verblutet...“
Boltan konnte es einfach nicht glauben! Sein Meister schmiedete gemeinsam mit Khamûl, dem er so lange misstraut hatte, verräterische Pläne! Wieder sprach Khamûl: „Wenn dem so ist, dann lass uns einen Boten nach Rhûn schicken, der Mirianda hierher bringen soll!“ „Nein!“, antwortete Saurons Mund erneut: „Ich werde sie hierher bringen! Um unsere Pläne jedoch zu verwirklichen, brauche ich die Macht einer Seele.“ „Wenn du Hurgûl und Ulfgûl meinst, dann...“ „Was soll ich dann? Khamûl, die Beiden haben keinen nutzen mehr für dich! Sie sind nicht mächtig genug, dass sie irgendwie insofern Gestalt annehmen könnten, sodass sie sich wie du in eine Rüstung kleiden können!“
Verwundert rieb sich Boltan die Stirn. Die Hälfte von dem, was die Beiden besprachen, verstand er nicht. Wer zum Teufel war Hurgûl, und wer Ulfgûl? Warum wollte Khamûl denn die Tochter Ulfangs vertreiben?
„Können wir nicht stattdessen einen Ork nehmen? Wir haben doch tausende von denen!“, wehrte sich Khamûl gegen den Beschluss von Saurons Mund. Boltans Magen verkrampfte sich. Der Geist meinte ihn! Er wollte ihn Opfern! Zu seiner Erleichterung antwortete jedoch sein Meister: „Nein, keinen Ork! Ich weiß genau, dass du nur auch noch Boltan loswerden willst! Die vereinten Kräfte der Seelen von Hurgûl und Ulfgûl werden reichen! Dadurch, dass du sie mit deiner Morgulklinge an die Welt der Lebenden gebunden hast, sind sie viel mächtiger für meine Zauber. Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde versuchen, ihre Seelen nicht vollständig zu verbrauchen. So werden sie sich mit der Zeit wieder regenerieren. Was hältst du von diesem Vorschlag?“
Boltan hörte, wie Khamûl ein furchtbares Geräusch, das wie ein Murren klang, von sich gab und dann schließlich sagte: „Gut, aber streng dich an! Ich brauche die Beiden noch!“ „Gut!“, sagte Saurons Mund: „Dann brauche ich zuerst etwas, das von Prinzessin Mirianda gemacht wurde oder von ihr ist... Ich glaube, wir werden so etwas in Ulfangs Zelt finden. Lass uns dorthin gehen!“
Boltan hörte Khamûl und seinen Meister aus dem Zelt hinausgehen. Schnell schlich er sich wieder zu seinem Warg zurück. Als er, bei diesem angekommen, sich umblickte, sah er noch die goldene Rüstung des Geistes im Sonnenlicht schimmern.
Er hatte schon immer geahnt, dass Khamûl zu einem Verrat fähig wäre, doch er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Immer hatte er geglaubt, dass der Geist seinen Meister verraten und töten würde, doch stattdessen schmiedeten sie beide gemeinsam ihre Pläne!
Boltan verstand die Welt nicht mehr. Hatte er sich so sehr in den Beiden getäuscht?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:53 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #28 am: 6. Mär 2008, 22:16 »
Kapitel 29 - Bitte nicht mit der Kritik sparen:

Eine Prinzessin und ihr Wächter

Khamûl hielt sich knapp hinter Saurons Mund, gefolgt von Hurgûl und Ulfgûl. Sie betraten gerade das Zelt Ulfangs, welchen Khamûl erst vor wenigen Stunden versklavt hatte. Der Körper der Königs lag noch auf der Schlafstatt. Saurons Mund hatte dem Körper wieder die Fülle gegeben, die er noch zu Lebzeiten besessen hatte. Khamûl blickte sich um. Ulfgûl zeigte keine Regung, als er das Zelt betrat. Der Nazgûl lächelte. Ulfang war vollends unter seiner Kontrolle, sogar seine Gefühle konnte er beherrschen! Was Khamûl jedoch Sorgen bereitete, war Saurons Mund. Der Mensch verlangte sehr viel von ihm, sogar seine zwei Sklaven wollte er verwenden, und war selbst nicht einmal dazu bereit, einen wertlosen Ork herzugeben. Zugegeben, Saurons Mund hatte ihn durchschaut: Er hatte es eigentlich nur auf den Ork-Anführer Boltan abgesehen. Dennoch spürte der Nazgûl Unbehagen. Am Liebsten würde er Saurons Mund mit seiner Morgulklinge versklaven, aber er brauchte ihn. Noch.
Khamûl beschloss, vorerst noch geduldig zu sein. Irgendwann würde seine Stunde noch kommen. Er würde Gondor niederwerfen und zum König aller Menschen werden. Zuerst würde er mit seiner Armee Minas Morgul besetzen, und von dort aus dann einen Angriff auf Minas Tirith führen. Er hatte schon so gut wie gewonnen, den König Elessar von Gondor befand sich gerade mit einem Großteil aller wehrfähigen Männer Gondors auf einem Kriegszug in Harad. Die weiße Stadt wäre erobert, noch bevor der König Gondors überhaupt Kunde davon erhalten hätte.
Saurons Mund wühlte gerade in der Truhe von Ulfang herum. Er schien etwas zu suchen. „Sag Ulfgûl, er soll mir etwas, das ihm seine Tochter geschenkt hat, zeigen!“, rief er Khamûl nach einiger Zeit zu. Der Nazgûl wandte sich zu seinem Sklaven. In seinem Kopf erhielt er das Bild eines Windspieles aus Bambus, geschmückt mit roten und weißen Federn. Ein ebensolches, wie dieses, das über der ehemaligen Schlafstätte des Königs hing! Khamûl ging dort hin, nahm sich das Windspiel und zeigte es Saurons Mund. „Ulfgûl sagt, dass seine Tochter ihm dies geschenkt hat.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Menschen, während dieser das Geschenk Miriandas, der Tochter Ulfangs, an ihren Vater entgegennahm. Er legte das Windspiel auf den kostbaren roten Teppich, der am Boden ausgebreitet lag, und zog ein Stück Kreide aus seinem Mantel. „Was hast du vor?“, fragte Khamûl ihn, während er einen Kreis um den Federschmuck malte, Saurons Mund antwortete jedoch nicht. Was bildete er sich ein? Warum gab er ihm nicht einfach eine Antwort? Khamûl wollte Saurons Mund gerade zur Rede stellen, als dieser die Hände hochriss und eine Formel in der schwarzen Sprache rief. Khamûl fühlte einen Sog, der Seelen anziehen sollte. Er selbst war stark genug, zu widerstehen, doch Hurgûl und Ulfgûl wurden zu Saurons Mund hingezogen. Der Mensch formte die beiden Seelen in seinen Händen zu einer Kugel und ließ den größten Teil von ihnen in den Kreidekreis fließen. Ein grünes Licht erstrahlte, und im nächsten Moment standen ein Mädchen und ein Krieger im Kreis. Beide schienen erschreckt durch ihr plötzliches Auftauchen hier.
Das Mädchen versteckte sich hinter dem Krieger und flehte ihn an: „Brodda! Was ist hier los? Ich bitte dich, beschütze mich!“
Saurons Mund wich einen Schritt zurück. Er schien nicht erwartet zu haben, dass dieser Krieger, Brodda war wohl sein Name, auch auftauchen würde. „Wir brauchen nur das Mädchen!“, rief er Khamûl zu: „Töte den Überflüssigen!“
Khamûl zog seine Morgulklinge, und auch Brodda ließ seinen Säbel aus der Scheide gleiten. Der Ostling war muskulös und trug keinen Helm, sondern einen Turban. Sein Gesicht war mit Roten Stoffen verschleiert, und in seine Gewänder war mit goldenen Fäden der Halbmond Rhûns eingestickt. Gerüstet war er unter seinen Gewändern mit einem stählernen Kettenhemd. Dieser Krieger schien der Leibwächter von Prinzessin Mirianda zu sein, und er würde sie wohl bis in den Tod beschützen, darin war Khamûl sich sicher. Doch ihm kam eine Idee: Würde er Broddas Seele versklaven und an die Welt der Lebenden binden, so könnte Saurons Mund diese als Fokus für seinen Zauber verwenden!
Khamûl konzentrierte all seine Schatten auf Brodda und griff danach sofort an. Sein Gegner war zwar merklich geschockt, doch er blockte dennoch die Morgulklinge ab. Es war zwar gefährlich, doch Khamûl wollte sich auf ein Spiel mit seinem Gegner einlassen. Er umrundete den Ostling und tat so, als wolle er die Prinzessin angreifen. Wie er es erwartet hatte, sprang Brodda ihm in den Arm, während er seinen Hieb führte. Nun rangen die Beiden miteinander. Brodda war zwar kräftig gebaut, aber Khamûl war dennoch der Stärkere. Er stieß den Ostling von sich weg, und setzte gleich darauf mit seiner Klinge nach. Sie durchstach Broddas Brust, und sein Körper wurde von einem Beben durchzogen. Langsam atmete der Ostling seine Seele aus, und je weiter diese seinen Körper verließ, umso älter und ausgemergelter wurde er. Als die Seele sich dann schließlich von ihrem Körper getrennt hatte, war dieser nur mehr Haut und Knochen. Prinzessin Mirianda rannte zum leblosen Körper ihres Leibwächters hin und weinte: „Nein! Brodda! Geh nicht! Du musst mich doch beschützen!“
Nun war alles so, wie es sein sollte! Khamûl wies die Seele Broddas an, sich zu Saurons Mund zu begeben, und rief dem Menschen zu: „Nimm diese Seele und raube ihr Gedächtnis!“
Saurons Mund reagierte sofort. Er formte die Seele Broddas zu einer rosa Kugel, welche er sofort auf die Prinzessin Rhûns warf. Er rief: „Mirianda, Tochter Ulfangs, Prinzessin von Rhûn! Ab sofort bist du ein unbeschriebenes Blatt Papier! Du wirst dich an nichts mehr erinnern außer an deinen Namen! Deine Herkunft und deine Vergangenheit werden ab sofort in der Dunkelheit versinken!“ Als der Mensch seine Worte vollendet hatte, brach die Prinzessin sofort bewusstlos zusammen. Saurons Mund eilte zu ihr hin und hob sie vom Körper ihres Leibwächters weg. „Ich werde mich nun durch einen Zauber vor den Blicken der anderen Ostlinge schützen und sie zur Feste von Dagorland bringen. Mach hier sauber, sodass niemand Verdacht schöpft, und komm dann nach.“ Im nächsten Moment war der Mensch samt der Prinzessin schon unsichtbar geworden – für normale Augen! Khamûl konnte sie beide immer noch sehen, wie sie das Zelt verließen!
Schnell wischte er den Kreidekreis vom Boden, hob den Teppich auf und verscharrte die Leiche Broddas in der Erde. Seine dreckigen Handschuhe und das Blut auf seiner Morgulklinge wischte er an der Kleidung, die die Leiche Ulfangs noch trug, ab. Er dachte über den Plan von Saurons Mund nach. Dieses Mädchen wollte er einfach laufen lassen! Doch Khamûl würde nicht so einfach Gnade walten lassen! Er durchwühlte schnell die Truhe Ulfangs, und fand sogleich, wonach er gesucht hatte: Einen Kurzbogen und einen Köcher voller Pfeile. Einen dieser Pfeile nahm er mit und eilte sofort aus dem Zelt, zu seinem Hengst.
Als er am Zelt von Saurons Mund vorbeikam, spürte er, dass er beobachtet wurde. Er blieb stehen und blickte sich um. Boltan, der Hauptmann der Orks, stand gemeinsam mit seinem Warg neben dem Zelt von Saurons Mund. Er betrachtete genauestens jede  Bewegung Khamûls. Der Nazgûl bedachte den Ork mit einem tödlichen Blick, worauf dieser sofort sein Gesicht abwandte, und eilte daraufhin zu seinem Hengst.
Es kostete ihn nur wenige Momente, das Tier abzubinden und sich auf seinen Sattel zu schwingen, und schon donnerte er durch den Eingang der Mulde. Mit seiner Rechten führte er die Zügel seines Rosses, in seiner Linken waren der Bogen und der Pfeil. Er würde der Prinzessin zwar die Möglichkeit zum Überleben geben, doch sein Stolz würde es nie zulassen, dass er Gnade walten ließe. Vor der Festung aus grob gehauenen Steinen war schon Saurons Mund. Er saß auf einem schwarzen Pferd, und hielt ein Weißes an den Zügeln. Auf diesem drauf saß Prinzessin Mirianda. Hinter dem Sattel ihres Pferdes hatte der Mensch noch Nahrung und Wasser für drei Tage gespannt. Er wollte doch wirklich, dass diese Prinzessin, die Khamûl einmal den Thron streitig machen könnte, überlebte!
Als Khamûl bei den Beiden angekommen war, legte er sogleich den Pfeil an die Sehne des Bogens. „Was machst du da?“ fragte Saurons Mund ihn. Er gab keine Antwort, sondern riss ihm die Zügel des Pferdes von Mirianda aus der Hand und gab sie dem Mädchen. Wortlos und mit zittrigen Händen nahm sie die Zügel an. Dann gab Khamûl dem Pferd einen Schlag auf den Hintern, sodass es sich in Richtung Rohan bewegte. Nun würde die Entscheidung über Miriandas Schicksal fallen!
Eine erneute Frage von Saurons Mund ignorierend, stieß Khamûl sein Kreischen aus. Das Pferd der Prinzessin ging nun durch und rannte wie von Sinnen. Mirianda hielt sich aber noch im Sattel.
Khamûl spannte den Bogen. Er zielte noch einen Moment lang auf die Prinzessin, und ließ dann den Pfeil von der Sehne schnellen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:54 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #29 am: 9. Mär 2008, 14:46 »
Den ersten Teil des Buches, bis jetzt, nenn ich:
Der Schatten des Ostens

Der zweite Teil, also ab jetzt, heißt:
Das Schicksal des Nordens

Ab jetzt zählen auch Elben zu den Hauptfiguren: Elladan und Elohir

Die Wiedergeburt eines Reiches

Schweiß tropfre von seiner Stirn. Es war anstrengend, die Baumstämme aufzustellen und festzubinden. Eigentlich war es ein Makel für einen Elben, wenn er schwitzte, doch er war der einzige Elb unter unzähligen Menschen, die nur so nach Schweiß stanken. Hier war es ihm egal.
Elladan und sein Bruder Elohir waren nach dem Ringkrieg zu den Dunedain – Stämmen gegangen, um ihnen zu berichten, dass Aragorn sein Erbe angetreten hatte und König von Gondor geworden war. Viele von ihnen kamen daraufhin mit den Beiden Elben zu den Ruinen von Fornost, der einstigen Hauptstadt Arthedains, des mächtigsten der drei Reiche Arnors, gekommen, um die Stadt wieder aufzubauen. Die Zitadelle von Fornost war schon wieder einigermaßen bewohnbar, und es waren auch schon viele Häuser im ersten Verteidigungsring der Stadt wieder aufgebaut worden. Es würde zwar noch viele Jahre dauern, doch Fornost würde zu seiner einstigen Größe wiederfinden. Nun herrschte eine Zeit des Friedens, niemand musste sich sorgen, dass nicht irgendwelche Schergen Mordors die Stadt attackieren würden.
Der letzte Stamm für das Grundgerüst des Hauses wurde soeben angehoben. Elladan half schnell den Menschen bei ihrer Arbeit. Kaum stand das Holz auf festem Grund, kamen schon Baumeister mit ihren Ziegeln, die auch einige Knaben im Schlepptau hatten. Viele der Jungen trugen Ziegelsteine, doch einige hatten Eimer voller Lehm mit sich.
Elladan wischte sich den Schweiß von der Stirn und entfernte sich ein Stück von der  Baustelle. Noch gab es viel zu tun im ersten Verteidigungsring von Fornost. Wo Elohir wohl war? Während Elladan sich dies noch fragte, hörte er schon die Stimme seines Zwillingsbruders. „Elladan! Besuch aus Gondor erwartet uns in der Zitadelle!“
Auch Elohir schwitzte. Sein Schweiß hatte bereits dunkle Flecken auf seinem Seidenhemd hinterlassen. „Wann und wie ist dieser Besucher in die Stadt gekommen?“, fragte Elohir. Die Antwort seines Bruders war: „Es ist eine Frau, die erst vor kurzem, noch während wir mit dem Aufbau der Häuser beschäftigt waren, von den Stadtwachen zur Zitadelle geführt wurde. Sie hat einige Diener mit sich, wahrscheinlich ist sie eine Fürstin.“ „Dann wollen wir sie nicht warten lassen!“
Gemeinsam gingen die zwei Brüder den Weg zur Zitadelle von Fornost. Die Stadt stand an einem kleinen Berg, und die Zitadelle war das höchste Gebäude. Drei Mauerringe umgaben die Zitadelle, der dritte und innerste wurde gerade wieder aufgebaut. Fornost war einst eine blühende Stadt gewesen, bevor sie durch den Hexenkönig von Angmar zerstört worden war. Sie würde auch wieder einmal in der Pracht erstrahlen, die sie einst gehabt, dafür würde Elladan schon sorgen!
Die beiden Brüder durchschritten Seite an Seite die Pforte der Zitadelle von Fornost. Die Innenwände des Gebäudes waren teilweise noch schwarz vom Feuer, welches einst im Inneren der Zitadelle getobt hatte, deshalb hingen viele Wandteppiche an den Wänden. Vor dem noch zertrümmerten Thron stand eine Frau mit braunen Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten. Ihr Gesicht hatte sie den beiden Elben zugewandt, es war ein sehr rundes Gesicht mit roten Backen, und an ihrer Seite stand ein Knabe von etwa acht Sommern.
Elladan richtete sofort das Wort an die Frau: „Seid gegrüßet in Fornost, Botin Gondors! Ich bin Elladan, und dies ist mein Zwillingsbruder Elohir“, er deutete auf seinen Bruder: „Werte Frau, würdet Ihr uns auch Euren Namen nennen?“ Ein wenig Unsicher begann die Frau zu sprechen: „Ich bin keine Botin, sondern Gishilde, die Frau des Fürsten Hurin von Dagorland. Mein Mann hat meinen Sohn und mich hierher geschickt, weil er Angst um uns hatte. Ich weiß nicht, wovor, doch er hat sich mit einem Gedicht von uns verabschiedet, in dem es um den Schatten des Ostens ging.“
Der Schatten des Ostens... Wo hatte Elladan diesen Namen schon einmal gehört? Während des Krieges mit Angmar? Während dem Ringkrieg? Er warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu, welcher nur mit den Achseln zuckte. Wieder wandte er sich an Gishilde: „Wisst Ihr, wer dieser Schatten des Ostens ist, Herrin von Dagorland? Ich glaube nämlich, diesen Namen schon einmal gehört zu haben, ich weiß aber nicht genau, in welchem Zusammenhang...“
„Dol Guldur!“, unterbrach Elohir ihn: „Saurons Statthalter in Dol Guldur wurde von den Elben des Düsterwaldes Schatten des Ostens genannt!“
Genau, Dol Guldur! Jetzt erinnerte sich Elladan wieder! Er sagte jedoch zu seinem Bruder: „Der Statthalter von Dol Guldur war angeblich ein Nazgûl. Es wäre doch nicht möglich, dass dieser noch lebt, wenn angeblich durch den Sturz Saurons alle Neun tot sind!“ Elohir gab keine Antwort darauf, doch Gishilde meldete sich wieder zu Wort: „König Elessar ist auf einem Kriegszug nach Harad. Ich glaube, einer von euch Beiden sollte nach Gondor reiten, um Königin Arwen zu unterstützen.“
Elladan und Elohir tauschten flüchtige Blicke aus. Sollten sie dieser Frau glauben? Sie schienen beide dasselbe zu denken. Schließlich ergriff Elohir das Wort: „Herrin von Dagorland, wir werden Euch ein Haus in Fornost zur Verfügung stellen, in dem Ihr leben könnt. Ich werde nach Gondor reiten, um zu sehen, was passiert ist, und um meine Schwester Arwen zu beraten. Ich hoffe, Ihr seid damit zufrieden.“
Elladan war ein wenig betrübt. Wenn die Angst des Fürsten Hurin berechtigt war, dann stand ein erneuter Krieg bevor, so kurz nachdem Sauron entgültig vernichtet worden war. Hoffentlich hatte sich der Fürst von Dagorland geirrt!
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #30 am: 12. Mär 2008, 15:30 »
Neues Kapitel, neues Glück:

Zwei einsame Reiter:
   
Elohir war gerade auf dem Weg zu den Stallungen, wo sein Pferd schon aufgezäumt auf ihn wartete. Es war ihm eine willkommene Abwechsung, nach Minas Tirith zu reiten. Obwohl er nichts gegen die Menschen hatte, war es doch anstrengend für ihn, den ganzen Tag unter schwitzenden Männerleibern zu arbeiten. Doch was noch schlimmer war: Der Schweiß der Menschen brachte seinen eigenen Körper auch zum Schwitzen, was für einen Elben ein großer Makel war. Seit dem Scheiden seiner Mutter aus Mittelerde hatte Elohir sich geschworen, die Ehre der Elben gebührend zu vertreten, doch nun besudelte er sie mit seinem eigenen Schweiß! Doch nun wäre es vorbei, denn er würde nach Minas Tirith gehen, wo er endlich seine Schwester wiedersehen konnte. Dort wäre er weit weg von den schwitzenden Leibern der Dunedain.
Als Elohir die Stallungen betrat, erwartete ihn eine Überraschung: Sein Bruder Elladan stand in dem Gebäude und tätschelte einem Pferd die Nüstern.
„Glaubst du wirklich, du könntest deinem eigenen Bruder wegschleichen? Ich habe mir schon gedacht, dass du gleich Heute aufbrechen würdest!“
Die beiden Brüder lächelten sich an. Elladan war wirklich ein Meister darin, Elohir zu durchschauen. „Ich werde unsere Schwester von dir grüßen“, wehrte dieser die Frage seines Bruders ab. Elohir war gerade nicht nach Rechtfertigungen zu Mute. Elladan schien dies gemerkt zu haben, deswegen ging er auf den Themenwechsel ein: „Du vermisst sie sehr, nicht wahr?“
„Vater sagte immer, in ihr sei die Schönheit Luthiens wiedergeboren...“
„Und wie diese hat auch sie sich in einen Menschen verliebt!“, scherzte Elladan. Elohir bemühte sich, das Lächeln seines Bruders zu erwidern. Die Beiden waren zwar gute Freunde Aragorns gewesen, doch er war sterblich. Würde er sterben, was früher oder später sicherlich passieren würde, würde auch Arwen Undomiel, die schönste Blüte des Stammbaumes der Elben, vergehen.
Elohir reichte seinem Bruder die Hand zum Abschied. „Ich werde jetzt in die weiße Stadt reiten. Wenn du mir noch etwas zu sagen hast, so ist dies deine letzte Gelegenheit dazu, Bruder.“ Elladan erwiderte den Abschied mit einem kräftigen Händedruck und sagte: „Kehre wohlbehalten wieder, dies ist alles, was ich von dir will.“
Gemeinsam bepackten die Brüder noch sein Pferd, dann schwang sich Elohir darauf. Während er aus den Stallungen ritt, warf er seinem Bruder noch einen Blick zu. Er konnte nichts aus dem Gesicht seines Bruders ablesen, doch dies war ihm auch einigermaßen egal. Er würde endlich seine Schwester wieder sehen! Ob sie wohl schon Kinder geboren hatte? Hatten sie wohl spitze Ohren, so wie Elben? Mit diesen Gedanken ritt er schnell wie der Wind in Richtung Rohan.

Am Abend machte Elohir an einer Waldlichtung Rast. Er befand sich unweit der Wetterspitze, der Ruine des einstigen Wachturms Amon Sûl. Dort hatte sich einst einer der sieben sehenden Steine, der Palantiri befunden, doch während des Krieges mit Angmar wurde der Turm zerstört. Der Palantir war dann nach der Zerstörung von Fornost mit einem Schiff untergegangen. Der Sieg über Angmar war schon mehr als tausend Jahre her, dennoch erinnerte sich Elohir noch daran, als wäre es erst gestern gewesen. Er war an der Seite Glorfindels geritten, als sie den Hexenkönig und den Rest seines Heeres verfolgt hatten. Während Glorfindel gegen den Hexenkönig von Angmar gekämpft hatte, war Elohir in einen Kampf mit einigen Hügelmenschen verwickelt gewesen. Er hatte gerade noch gesehen, wie der Hexenkönig vor Glorfindel und Earnur von Gondor geflohen war. Earnur war von seinem Pferd abgeworfen worden, und hatte den Hexenkönig verfolgen wollen, doch Glorfindel hatte zum Prinzen Gondors gesagt: „Verfolge ihn nicht! In weiter Ferne liegt noch sein Ende und von keines Mannes Hand wird er fallen!“
Mit diesen Gedanken kehrte Elohir wieder in die Wirklichkeit zurück. Er nahm einen Bissen von seinem Lembasbrot, als er eine Gestalt in der Dunkelheit bemerkte. Sie kam aus südlicher Richtung direkt auf  ihn zu. Er hätte kein Feuer machen dürfen! Schnell zog Elohir sein fein geschmiedetes, leicht gebogenes Elbenschwert und ging einige Schritte auf die Gestalt zu. „Wer bist du?!“, rief er in die Dunkelheit hinein. Die Gestalt war nun schon beinahe vor ihm, und er konnte erkennen, dass es ein kleiner Reiter war – ein Kind! Und es war schlecht um das Mädchen und ihr Pferd bestellt! Beide waren abgemagert und müde, also packte Elohir das Pferd an den Zügeln und führte es zu seinem eigenen. Nachdem der dem Pferd zu Trinken gegeben hatte, hob er das Mädchen aus dem Sattel und setzte es ans Lagerfeuer.
„Wie ist dein Name?“, fragte er das Menschenmädchen, während er ihm ein Stück Lembas gab. Das Mädchen nahm das Brot dankbar an, sah Elohir jedoch fragend an. Sie schien ihn nicht verstanden zu haben.
Elohir betrachtete das Mädchen genauer. Woher kam sie. Es schien ihm so, als wäre ihre Haut gelblich. Gehörte sie etwa zum Volk der Ostlinge? Als sie das Lembas aß, bemerkte Elohir noch ihre rote Zunge. Nun gab es keine Zweifel mehr für Elohir! In der rauen Sprache der Ostlinge fragte er das Mädchen: „Wie ist dein Name?“
Wieder sah das Mädchen ihn an. Dann öffnete sie den Mund und sagte langsam: „Ich heiße Mirianda...“
« Letzte Änderung: 15. Mär 2008, 17:48 von Khamul »
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #31 am: 18. Mär 2008, 19:50 »
Hier kommt ein kleiner Machtkampf zwischen zwei Orks - Viel Spaß dabei!

Der gescheiterte Triumph:

Das Sonnenlicht blendete Boltans Augen. Es war schon beinahe Mittag, denn nun leuchtete die Sonne unglaublich hell, wie sonst nie am Tag. Er befand sich gerade in Minas Morgul, der schwarzen Stadt. Sie war unbewohnt und verfallen gewesen, als sie vor zwei Tagen hier angekommen waren. Einen Tag hatten sie noch geruht, die Verwundeten und Toten gezählt, und ihre Vorräte aufgefrischt, dann waren sie zwei Tage lang nach Minas Morgul marschiert. So waren sie nun schon zwei Tage hier, denn Khamûl wollte noch Katapulte bauen lassen, bevor sie den direkten Angriff auf Minas Tirith, die weiße Stadt wagten.
Von Minas Morgul aus konnte man gut auf Minas Tirith blicken, manchmal glaubte Boltan sogar, das blinken einer blanken Waffe erkennen zu können. Ihre Anwesenheit war sicher bemerkt worden. Welcher Späher übersah schon ein so riesiges Heer wie das von Saurons Mund?
Boltan streckte sich. Er hasste Sonnenlicht, mindestens genauso wie er Khamûl hasste. Dieser Geist war aufs brutalste hinterhältig! Er hatte bestimmt irgendwelche Spione in der Stadt, denn immer wusste er alles, was Boltan machte! Vielleicht war es ja, weil er seinen Körper verlassen konnte, doch das glaubte Boltan nicht. Khamûl müsste ständig außerhalb seines Körpers sein, um so viel über Boltan in Erfahrung bringen zu können, wie er wusste.
Unûar war auch unausstehlich. Der Halbork war von Saurons Mund in die Schmiedekunst unterwiesen worden und war nun der Oberste, wenn es darum ging, die Katapulte zu bauen. Was hatte Boltan seinem Meister angetan, dass er ihm so unwichtig geworden war? Hatte Saurons Mund gar noch erfahren, dass Boltan sein Gespräch mit Khamûl belauscht hatte? Hatte es ihm am Ende noch Boltan berichtet? „Nein“, versuchte er, sich selbst zu beruhigen: „Er hat dich nicht gesehen. Du bildest dir nur ein, vernachlässigt zu werden. Du bist doch schon oberster Feldherr.“ Eigentlich stimmte das nicht Khamûl war über ihm, doch er wollte im Moment nicht daran denken. „Führst du Selbstgespräche?“, fragte ihn eine kräftige Stimme von Hinten. Boltan ahnte Schlimmstes. Er wandte sich um, und seine dunklen Vorahnungen wurden bestätigt: Unûar war hinter ihn getreten. Der Halbork hatte ein verschlagenes Grinsen auf seinem Gesicht, während er Boltan von Oben hinab betrachtete.
Boltan konnte sich die Beleidigung nicht verkneifen und sagte in einem sehr unfreundlichen Ton zu Unûar: „Wie ist denn die Luft da oben?“ Dieser war nämlich zwei Köpfe größer als er.
Das Grinsen des Halborks erstarrte zu einer grässlichen Fratze. Er war sichtlich bemüht, nicht gleich ein Opfer seiner Wut zu werden und auf Boltan einzuprügeln. „Wenn du nicht höher gestellt wärest als ich, dann würde ich dir sofort deinen Schädel einschlagen...“, stieß er hinter zusammengepressten Zähnen hervor, während er drohend seine schwere Keule hob.
Sollte er Unûar noch weiter reizen? Boltan entschied sich dafür, denn so bekäme er die Chance dazu, diesen aufgeblasenen Muskelberg selbst aus dem Weg zu räumen. Darum erwiderte dem Halbork frech: „Kannst du es etwa nicht ertragen, dass mein Schädel im Gegensatz zu deinem nicht hohl ist?“
Unûars gesamter Körper bebte vor Zorn. Noch immer mit zusammengepressten Zähnen stieß er hervor: „Du dreckiger, kleiner...“
Boltan empfand es als Spaß, den Halbork zu reizen und ihm dabei zuzusehen, wie er sich vergeblich selbst zu beherrschen versuchte. Er setzte mit einer weiteren Beleidigung nach und sagte mit vorgetäuscht kinderhafter Stimme: „Ja, was will er denn, der große böse Onkel Unûar?“
Nun war dem Halbork die Geduld geplatzt. Er hob seine Keule über seinen Kopf und wollte Boltan damit treffen. Der Angriff Unûars kam jedoch so langsam, dass es Boltan ein Leichtes war, der Keule seines Gegners zu entgehen. Schon hatte er seine Axt aus der Lederschlaufe an seinem Rücken gezogen und rief dem Halbork zu: „Erinnerst du dich noch an deine erste Fechtstunde bei mir? Lass dich nicht von deinem Zorn leiten! Er wird dich nur irreführen!“
Unûar schwang seine Keule wieder über seinem Kopf und brüllte Boltan: „Du hast mir nichts zu sagen!“, entgegen, während er auf ihn zusprang.
Boltan sprang zur Seite und setzte gleich darauf mit einem Hieb seiner Axt nach. Seine Waffe hinterließ einen Schlitz in der Brust seines Gegners, welcher sofort wütend aufschrie und versuchte, ihn mit seiner Faust zu erwischen. Wieder wich er aus und war sogleich wieder außerhalb der Reichweite der Keule Unûars. „Hör auf zu tanzen und kämpf endlich!“, rief dieser ihm entgegen. Boltan wusste, dass er durch pure Körperkraft nicht gewinnen konnte. Es wäre purer Selbstmord, sich auf ein Kräftemessen mit seinem Gegner einzulassen, denn seine Axt war weder zum Parieren feindlicher Hiebe geeignet, noch war eine Keule eine Waffe, die man gefahrlos abwehren konnte.
Nun schwang Unûar seine Keule mit aller Wucht hin und her, sodass Boltan vor ihm zurückweichen musste, um nicht von der Waffe seines Gegners zermalmt zu werden. Der Halbork nutzte den neu gewonnenen Platz und zog seine Peitsche aus seinem Gürtel. Unûar hieb mit seiner Keule auf Boltan zu, sodass dieser ausweichen musste, doch dann setzte er mit seiner Peitsche nach, welche sich um Boltans linken Fuß schlang.
Wenn er jetzt nichts tat, dann war alles aus! Unûar würde ihn einfach zu sich heranziehen und ihn dann erschlagen! Um dies zu verhindern sprang Boltan auf den Halbork zu und rammte ihm den Dorn an der Spitze seiner Axt in den Bauch. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ging sein Gegner in die Knie. Jetzt konnte Boltan ihn endlich aus dem Weg räumen! Mit einer Drehung befreite er seine Axt aus dem Bauch Unûars und nutzte diese noch für einen Angriff auf den Hals seines Gegners. Er würde ihn köpfen und aus seinem Schädel eine Trinkschüssel machen! Die Schneiden seiner Axt waren nur noch Zentimeter vom Hals Unûars entfernt, als plötzlich ein schwarzes Schwert auftauchte und Boltans Axt abblockte. Der Ork war geschockt. Das schwarze Schwert war von einer Hand in einem Goldenen Handschuh geführt worden, und diese war in einem schwarzen Ärmel. Boltan wagte es kaum, genauer hinzusehen, wer es war, um zu wissen, wer ihn um seinen Triumph gebracht hatte: Khamûl.
Er musste sich irgendwie da rausreden, ansonsten würde der Geist ihn töten! „E-er hat mich zuerst angeg-griffen...“, stotterte er, doch Khamûl brachte ihn mit einem seiner tödlichen Blicke zum Schweigen. Langsam sagte er: „Ich weiß, dass er es verdient hätte, von dir getötet zu werden, aber ich brauche ihn noch. Er ist mein Katapultmeister!“
Boltan musste jetzt aufpassen, dass nicht er seiner Wut erlag. Dieser Geist hatte ihn mit Absicht seines Triumphes beraubt, darin war er sich sicher! Khamûl ließ ihn beobachten und bespitzelte ihn! Der Ork hasste diesen Geist. Was hatte er ihm jemals getan?
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #32 am: 27. Mär 2008, 17:08 »
Nach längerer Pause gibt's endlich wieder Neues:

Feiges Piratenpack:

Schon seit fünf  Tagen belagerten sie Umbar. Sie befanden sich zwar schon in der Stadt, aber die Haradrim leisteten noch immer erbitterten Widerstand gegen das Heer von König Elessar. Am ersten Tag der Schlacht schon war er schwer von Pfeilen verwundet worden. Man hatte ihn zu Radagast dem Braunen gebracht, welcher ihn schnell wieder geheilt hatte. Nun kämpfte er wieder in der Vordersten Reihe der Zwerge mit.
Gimli kämpfte noch immer mit seiner einschneidigen Axt und seinem großen Schild, um sicherer vor den Pfeilen der Haradrim zu sein. Diese Wüstenmenschen waren gute Bogenschützen, doch noch schlimmer als sie waren die Korsaren. Sie waren allesamt ruppige, ungewaschene Krieger, die ständig nach Rum stanken. Mit ihren Entermessern und Säbeln kämpften sie wie Berserker, und obwohl sie nicht so gut gerüstet waren wie die Zwerge und die Soldaten Gondors, schienen sie ihre Wunden nicht so sehr zu spüren. Wahrscheinlich lag das am Rum, sie waren wohl allesamt betrunken.
Mit einem Hieb in dessen Brust streckte Gimli einen Korsaren nieder, duckte sich hinter seinem Schild vor weiteren Hieben, und schlug wieder mit seiner Axt weiter auf seine Gegner ein. Die Verteidiger waren zwar in der Unterzahl, doch die engen Straßen von Umbar machten es unmöglich, wirklich effektiv im Nahkampf zu agieren.
Zirka tausend Krieger aus dem Heer Aragorns waren während dieser erbitterten Schlacht schon gefallen, unter ihnen auch etliche Zwerge vom Erebor und Menschen aus Thal. Noch nie hatte Gimli an einer so in die Lämge gezogenen Schlacht teilgehabt wie an dieser. Immer wieder zogen sich ermüdete Krieger aus dem Heer Aragorns zurück, während die Ausgeruhten schon nachrückten.
Gimli machte einen Satz nach Vorne, direkt in seine Feinde, und schwang seine Axt wie ein Berserker über dem Kopf. Den überraschten Korsaren stand noch der Schreck über den plötzlichen Angriff Gimlis in den Augen, während sie sterbend zu Boden sanken. Einige Zwerge und Soldaten Gondors rückten hinter ihm auf, während er sich zurückzog, denn seine Kräfte begannen schon, ihn zu verlassen. Nach einem kräftigen Schluck Wasser und einem Stück Brot wäre er wieder bereit, um weiter zu kämpfen.
Mit seinem Schild deckte er seinen Rücken, während er zur Versorgungsstelle eilte. Kein Pfeil wurde auf ihn verschossen, er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet. Die Bogenschützen der Haradrim waren vielzu sehr mit den Soldaten an der Front beschäftigt, als dass sie sich mit den müden Kriegern beschäftigen könnten! Umbar war eher schachbrettartig aufgebaut, doch die meisten Straßen waren verhältnismäßig eng dafür, dass dies eine so große Stadt war. Die meisten Bewohner waren gleich bei Beginn des Angriffes zu den Schiffen geflohen, der Hafen stand nun angeblich mehr. Aragorn befürchtete jedoch, dass die Einwohner Umbars um Hilfe gebeten hatten, und bald mit Verstärkung kommen würden. Gimli hatte noch nie sonderlich viel für Schiffe übrig gehabt, deswegen konnte er nicht viel dazu sagen.
In einige der nun leer stehenden Häuser hatte Aragorn einen Versorgungspunkt für sein Heer eingerichtet, wo nun alle Vorräte untergebracht worden waren. Auch einen Brunnen gab es dort, es fehlte nur noch Bier, und schon wäre dieser Ort direkt angenehm – zumindest  so lange, bis man sich nach seiner Heimat zu sehnen begann. Gimli hatte nur selten in seinem Leben Heimweh verspürt, oft war ihm sogar langweilig in den Eisenbergen oder am Erebor, vor Allem dann, wenn er nichts Neues zu Schmieden hatte. Mit der Zeit hatte er auch am Bergbau ein wenig die Interesse verloren, denn es gab wenig Neues zu entdecken in den Minen des einsamen Berges. Die glitzernden Grotten von Helms Klamm waren da anders, sie schienen Gimli so unglaublich schön und voller Überraschungen. Sogar Legolas hatte dies zugeben müssen, als er mit ihm gemeinsam dort gewesen war. Der darauffolgende Besuch mit dem Elben in Fangorn hatte dem Zwerg nicht gefallen. Er mochte diesen scheinbar toten Wald nicht recht.
Gimli stieß gegen einen Soldaten Gondors, der ihm entgegen kam. Er wollte diesen soeben anschreien, dass er gefälligst aufpassen sollte, als er merkte, dass es Aragorn war. Der König Gondors lächelte ihn an.
„Nun, Gimli, mein alter Freund? Du musst wohl sehr müde von der Schlacht sein?“
„Wir rücken Zoll um Zoll vor, und haben weitaus weniger Verluste als unsere Feinde!“
Aragorn sah genau in die richtung, aus der Gimli gerade eben gekommen war. Den Hafen verteidigten die Korsaren wie eine verletzte Wölfin ihre Welpen. Gerade in dieser für sie so auswegslosen Situation waren die Seeräuber am gefährlichsten, da sie wirlkich gnadenlos kämpften und auf nichts, aber auch gar nichts, Rücksicht nahmen. Nachdenklich murmelte der König Gondors: „Wir müssen den Hafen so schnell wie möglich nehmen, ansonsten wird die Verstärkung für die Korsaren noch rechtzeitig eintreffen, um das Blatt in dieser Schlacht zu wenden...“
Aragorn wollte soeben weitergehen, als Gimli ihn noch einmal mit folgenden Worten zurückhielt: „Pass auf dich auf, Aragorn!“
„Mögen deine Axt scharf und dein Mut ungebrochen sein, mein Freund.“, antwortete Aragorn, und dan ging er in Richtung Hafen. Das war doch nicht seine Art, er schwang doch sonst nie Sprüche von Zwergen herum!
War die Situation wirklich so auswegslos? War die Verstärkung der Korsaren wirklich schon so nahe?
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #33 am: 29. Mär 2008, 23:07 »
Dieses Kapitel wird euer Bild von den Menschen Gondors wohl auf ewig verunstalten:

Zivilisiert unzivilisiert:

Imrahil war gerade mit fünf Soldaten unterwegs, um die Häuser Umbars zu durchsuchen. Sie sollten die noch verbliebenen Bewohner gefangen nehmen, sodass sie dem Heer König Elessars nicht in den Rücken fallen konnten. Die Häuser der Stadt hatten so ziemlich alle denselben Bau: Das unterste Stockwerk war aus festen Ziegeln, doch die oberen Stockwerke waren aus Holz gezimmert. Überall hier war es feucht, und allem haftete ein leichter Modergeruch an.
Die Schlacht schien ewig zu dauern, und er hatte es einfach nicht mehr ertragen können, immer nur zu kämpfen. Sein jetziger Auftrag war jedoch auch nicht viel ehrenvoller. Wehrlose Frauen und Kinder gefangen zu nehmen war zwar in seinen Augen nicht richtig, aber so konnte er wenigstens der Schlacht entfliehen.
Viele Häuser waren schon durchkämmt worden, ohne Ergebnisse. Bei so einer Suche musste man sich ganz auf seine Sinne und sein Gefühl verlassen. Die meisten der Haradrim, die Umbar bewohnten, waren wohl in der Nähe von Brunnen getrieben, daher marschierte er mit den Soldaten zum nächsten Brunnen.
Irgendwie war er sich nicht mehr sicher, ob diese Begegnung, die er mit Niniel gehabt hatte, der Wahrheit entsprochen hat. War dies wieder so ein Traum gewesen, wie der vom Schatten des Ostens? Obwohl, wer schlief schon ein während einer Schlacht? Imrahil war noch nie vor dem Ereignis vor fünf Tagen bewusstlos gewesen, daher wusste er nicht, ob man während einer Bewusstlosigkeit träumen konnte. Es war ihm zwar alles so real vorgekommen, doch auch in Träumen erschien einem vieles als wirklich.
Unwillkürlich musste er lächeln. Seine Brustplatte hatte er noch nicht ersetzt, daher wurde er hinter vorgehaltener Hand scherzhaft „Der Fürst mit dem zerschnittenen Herz“ genannt. Wie Recht sie damit hatten! Zu seiner Erleichterung tuschelten die fünf Soldaten hinter ihm nicht, denn ansonsten hätte er glauben können, es ginge um ihn. Wie so oft freute ihn die Disziplin der Soldaten Gondors, die den Haradrim wohl in jeder Hinsicht überlegen waren!
Der Marsch näherte sich seinem Ende zu, denn der Brunnen, den Imrahil zu erreichen suchte, war schon in Sichtweite. Umbar war eine verschachtelte Stadt mit unzähligen engen Gassen, in denen man sich leicht verirren konnte. Imrahil jedoch hatte einen sehr guten Orientierungssinn, der ihn noch nie verlassen hatte. Sie waren nun unweit des Heerlagers nahe dem Hafen, aber dennoch so weit vom Hafen entfernt, dass kein Schlachtenlärm mehr zu ihnen vordrang. Nun waren sie am Brunnen angelangt. Dieser stand inmitten eines größeren Platzes, an dem sich vier Straßen kreuzten. Umgeben war dieser Platz von mehreren normalen Häusern, doch im Südwesten, direkt an der Straße, von der sie gekommen waren, befand sich ein Gasthaus. Imrahil wandte sich zu den fünf Soldaten, die ihn begleiteten, zu. Er deutete auf die zwei, die ihm am Nächsten waren, und befahl ihnen: „Ihr zwei werdet mir dabei behilflich sein, das Gasthaus zu durchsuchen!“, und zu den anderen dreien: „Und ihr durchsucht währenddessen die Häuser!“
Mit den zwei Soldaten im Schlepptau ging Imrahil direkt auf das Gebäude zu. Es war weitaus größer als die anderen Häuser in dieser Straße, außerdem hing ein Schild, auf dem in der Schrift und Sprache der Haradrim: „Zur zischelnden Wüstenschlange“ Stand. Während Imrahil die Tür aufstieß, zog er sein Schwert. Niemand befand sich in der Gaststube, doch es roch noch nach frischem Bier. Hier hatte erst vor kurzem jemand Bier gebraut oder getrunken!
„Ich durche das obere Stockwerk, ihr seht hier unten nach!“, befahl Imrahil knapp. Die Gaststube war ziemlich groß, überall standen Stühle und Tische, jedoch so geordnet, dass es den Anschein hatte, jemand hätte gerade erst aufgeräumt. Dem Eingang direkt gegenüber war die Ausschank, und direkt daneben befand sich eine Treppe. Dieser folgte Imrahil in den oberen Stock. Von der Treppe ausgehend führte ein enger Gang nach Links und nach Rechts, an dem sich viele Türen befanden. Dies waren wohl die Gästezimmer. Er wandte sich nach Rechts und stieß gleich die erstbeste Tür auf. Im dahinter liegenden, sehr kleinen Raum befand sich nichts Weiteres als ein Bett und ein Beistellkästchen, auf dem eine Öllampe stand. Viel mehr hätte darin auch keinen Platz gefunden.
Auch im nächsten Raum befand sich nicht mehr als ein Bett und ein Beistellkästchen, und als Imrahil die Tür zum dritten Raum öffnen wollte, hörte er von Unten einen gedämpften Aufschrei und kurz darauf das Scheppern von Metall. Die beiden Soldaten hatten wohl jemanden in der Küche aufgestöbert, der sich nun mit den Kochtöpfen zu wehren versuchte!
Mit gezücktem Schwert stieß er die Tür auf, und fand auch diesen Raum leer vor. Weiterhin ertönten Schreie von Unten zu ihm hinauf. Die Stimme gehörte eindeutig zu einer Frau. Wahrscheinlich wollte sie sich nicht gefangen nehmen lassen. Imrahil verließ den Raum wieder. Drei weitere Räume durchsuchte er erfolglos, doch plötzlich wurde das Schreien der Frau zu einem kaum noch hörbaren Wimmern, und ein anderes Geräusch gesellte sich dazu – das Lustvolle Stöhnen eines Mannes! Imrahil ahnte schrecklichstes. Er stürmte die Treppe hinunter, vorbei an der Ausschank, direkt durch eine offene Tür, aus der die Geräuschen kamen.
Der Raum, den er durch die Tür betreten hatte, war tatsächlich eine Küche, doch nicht die Kochtöpfe hatten so gescheppert! An den Wänden des relativ großen Raumes standen Tische, und an einer Ecke war eine Feuerstelle. Vor der Feuerstelle jedoch lag eine Frau mit zerrissenen Kleidern, die von einem nackten Mann am Boden festgehalten wurde – einem der beiden Soldaten! Der Mann vergewaltigte diese Frau, und der andere Soldat war auch im Raum, und zog sich gerade aus. Als die beiden jedoch Imrahil bemerkten, wirkten sie merklich geschockt. Der Fürst von Dol Amroth spürte brodelnde Wut in sich aufsteigen. Vor kurzem noch hatte er die Disziplin der Soldaten Gondors gelobt, und nun?
„Ihr beide!“, brüllte er die Soldaten an: „Lasst die Frau in Ruhe und nennt mir eure Namen!“ Der ausgezogene ließ die Frau los und ging von ihr runter. Imrahil konnte erkennen, dass er schon in sie eingedrungen war. Ihn würde sicherlich die härtere Strafe treffen! Der Soldat, der sich gerade ausgezogen hatte, als Imrahil gekommen war, antwortete als Erster auf dessen Frage. Er schien noch ziemlich jung zu sein, er hatte kurzes schwarzes Haar und keinen Bart: „Ich bin Barahir von Minas Tirith. Ich...“ Mit einer barschen Geste brachte Imrahil Barahir zum Schweigen. Nichts rechtfertigte eine Vergewaltigung! Die Frau versuchte so gut es ging, mit ihren zerrissenen Kleidern ihre Blöße zu verdecken, und kroch weg vom nackten Soldaten, dem wohl das Wort in der Kehle stecken geblieben war. Lange schwarze Haare hatte die Frau, und sie wirkte sehr jung, während der nackte Soldat offensichtlich schon älter als dreißig Winter war. Seine Haare waren blond, und er hatte außerdem einen Vollbart.
„Muss ich dir deine Worte erst aus der Kehle schneiden, treuloser Hund, du!?“, drohte er dem Nackten mit erhobenem Schwert. Endlich antwortete dieser: „Ich bin Beregost aus Dagorland.“ Imrahil konnte seinen Zorn nicht mehr länger an sich halten. Unbeherrscht und in wilder Wut schrie er: „Beregost und Barahir! Warum glaubt ihr, habt ihr das Recht, eine wehrlose Frau zu vergewaltigen! Ihr sagt, die Haradrim seien Barbaren, und dann handelt ihr selbst wie sie! Was würden eure Frauen dazu sagen, wenn sie davon erfuhren?“
Die beiden Soldaten schienen sich tief in den Boden zu schämen, und keiner der beiden wagte es, Imrahil in die Augen zu sehen.
„Seht mich an und antwortet mir!“, herrschte er sie an. Sie sollten seinen Gesamten Zorn zu spüren bekommen für ihre Treulosigkeit und Unbeherrschtheit. Imrahil würde die beiden bestimmt nicht ungeschoren davonkommen lassen!

P.S.: Feedback dazu bitte in das Thread: "Personen und Hintergründe" im RPG-Konzept.
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #34 am: 2. Apr 2008, 18:50 »
Der Vogelschwarm:

Es war bereits Nachmittag. Jeden Tag wunderte er sich aufs Neue, wie die Bewohner von Umbar diese unglaubliche Hitze zur Mittagszeit überstehen konnten. Vielleicht wurde man so etwas ja auch mit der Zeit gewohnt, ebenso wie den Geruch von Vogelkot? Er musste schmunzeln. Lange Zeit hatte er unter den Adlern, den größten und mächtigsten Vöglen Mittelerdes gelebt. Von ihnen hatte er vieles gelernt, was ihm heute noch nützlich war. Außerdem hatte er in dieser Zeit enge Freundschaft mit Gwaihir, dem Fürsten der Adler, geschlossen. Von ihm hatte er auch gelernt, mit anderen Arten von Vögeln zu kommunizieren. Nun war er dankbar dafür, denn ansonsten würde König Elessar ungehindert in sein Verderben rennen. So war der König von Gondor wenigstens Gewarnt.
Radagast der Braune, der Freund der Tiere, wollte jedoch Gewissheit über das Nahen seiner Feinde haben, also verließ er das Lager, um die Möwen zu befragen. Oft waren seine Dienste gefragt worden während dieser erbitterten Schlacht, denn durch seine Magie vermochte er selbst schwere Wunden zu verschließen, als seien sie nie geschlagen worden. Richtigen Dank erhielt er nur selten für seine Taten, obwohl er bestimmt schon vielen Soldaten Gondors das Leben gerettet hatte. Nun lag es wieder an ihm, viele Soldaten vor dem Tod, ja vielleicht sogar König Elessar vor einer Niederlage zu bewahren. Dazu musste er aber zuerst einen Vogel finden, der um die Sache, welche er zu erfahren suchte, wusste.
Zielstrebig lenkte er seine Schritte gen Nordosten, denn dort war vor kurzem eine Schar Möwen niedergegangen. Wenn er glück hatte, waren sie von einem längeren Flug übers Meer zurückgekommen. Möwen waren erstaunliche Vögel, sie vermochten es, mehrere Tage, Wochen oder sogar Jahre in der Luft zu segeln, ohne jemals landen zu müssen. Welche Freiheit man wohl beim Fliegen verspürte? Radagast war schon oftmals auf einem Adler durch die Lüfte geritten, doch er war sich sicher, es wäre ein anderes Gefühl, aus eigener Kraft zu fliegen. Könnte er seine Gestalt verändern, würde er zum Vogel werden, und für alle Zeiten durch die Lüfte gleiten, in der unendlichen Freiheit des Himmels.
Als Radagast die Straße entlang ging, spürte er schon leicht die Gedankenwellen, die von den Vögeln ausgestrahlt wurden. Sie würden ihm den rechten Weg weisen! Leichte Andeutungen von Gefühlen und Gesprächen erfüllten die Luft überall, wo Vögel waren. Obwohl sie sich desöfteren durch ihr Gezwitschere verständigten, die Adler sogar sprechen konnten, so war ihnen doch die Gedankensprache das liebste Mittel zur Kommunikation. Jedem unwissenden blieben die Strömungen verborgen, doch wer gelernt hatte, sich auf sie zu konzentrieren und sie zu verstehen, sogar selbst zu verwenden, konnte mit jeglicher Art von Vogel sprechen. Radagast gehörte zu diesen wenigen, die selbst keine Vögel waren, aber dennoch deren Gedankensprache beherrschten.
Nun waren die Gedankenströme der Vögel unglaublich stark. Er musste ihnen ganz nahe sein. Er stand in einer engen Gasse, an beiden Seiten erhoben sich die Häuser steil in die Luft. Radagast konzentrierte sich. Er musste eine Gedankenbotschaft aufbringen, stark genug, sodass sie von allen Vögeln in der Nähe gehört werden konnte. „Wer ist der Anführer eures Schwarms?“, lautete die Botschaft Radagasts.
Während er auf eine Antwort wartete, nahm er leichte Gedankenwellen wie „Wer spricht hier zu uns?“ oder „Ein Mensch!“ wahr. Schließlich erhob sich eine der Möwen und kreiste über ihn.
„Ich bin die Anführerin dieses Schwarms. Was willst du von mir, Mensch?“, ertönte die Stimme der Möwe in seinem Kopf.
„Kommt dein Schwarm vom Meer und aus dem Südosten?“, sandte Radagast ihr in Gedanken. Nebenbei hatte er die Worte auch ausgesprochen, denn dies war für ihn noch immer gewohnter als die pure Unterhaltung in Gedankensprache.
Die Möwe ließ sich einige Zeit mit ihrer Antwort. „Warum sollte dir dies von Nutzen sein?“
Radagast hasste diese Meeresvögel! So unfreundliche Tiere hat er noch nie erlebt! Vielleicht half es, die Anführerin des Schwarms direkt darauf anzusprechen: „Ich will wissen, ob du viele schwarze Schiffe gesehen hast?“ Mit dieser Botschaft schickte er noch das Bild eines Korsarenschiffes mit.
„Warum sollte dir dies von Nutzen sein?“, gab die Möwe aprupt zur Antwort.
Er musste seinen aufsteigenden Zorn unterdrücken. Diese Schwingungen durften die Möwe nicht erreichen! Sie zielte doch nur darauf, ihn zu reizen! Es würde wohl nichts helfen, sie zu belügen, also blieb er weiterhin direkt: „In diesen Schiffen befinden sich Feinde von mir. Ich will wissen, wie weit sie von hier entfernt sind.“
Anstatt eine Antwort zu geben stieß die Anführerin ein Kreischen aus, worauf sich auch die anderen Mitglieder des Schwarms in die Lüfte erhoben. Einen weiteren solchen Ruf stieß sie aus, und die Möwen flogen wieder auf das Meer zu. Nur noch die Anführerin kreiste über Radagasts Kopf. „Was soll das?“, fragte Radagast sie. Er hatte sich seinen Zorn nicht mehr verkneifen können, jetzt würde sie sicherlich mit ihm spielen und sich an seinem Ärger erfreuen!
Tatsächlich spürte er einen Hauch von Belustigung in der nächsten Botschaft der Möwe: „Warum sind sie deine Feinde?“
Jetzt wurde es ihm aber zu bunt! Er gab sich keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verbergen, außerdem schrie er die Botschaft und schickte ein Gedankenblid Gwaihirs mit: „Ich bin ein Freund des Adlerfürsten, und du wirst mir gefälligst eine Antwort geben, wenn ich dich etwas Frage!“
Wieder ließ sich die Möwe Zeit mit ihrer Antwort. Wenn sie jetzt wegfloge, dann wäre all die Mühe umsonst gewesen! „Ist ja gut“, ertönte schließlich die Stimme der Möwe in seinem Kopf: „Die Schiffe werden hier sein, wenn die Sonne das nächste Mal über den Rand der Welt hinaufklettert!“ Sofort darauf flog sie davon.
So nahe waren sie also schon... Radagast wusste nicht warum, aber er glaubte, noch eine Überraschung erleben zu werden. Ob sie positiv oder negativ sein würde, konnte er nicht erahnen.
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #35 am: 5. Apr 2008, 23:53 »
Im Zeichen der Schlange:

Die salzige Seeluft bekam ihm nicht gut. Sie war stark, obwohl die nächtliche Kühle den Geruch des Salzes ein wenig milderte. An Bord des schwarzen Korsarenschiffes gab es keine besondere Abwechslung im Speiseplan, und auch den ständigen Alkoholgeruch konnte er langsam nicht mehr ertragen. Er stand mitten am Deck des Schiffes, am Bug. Neben ihm tanzten gerade einige betrunkene Korsaren. Die Korsaren waren die barbarischsten Bewohner des Wüstenreiches Harad, obwohl sie angeblich von den Menschen Numenors abstammten. Doch was bedeutete schon Abstammung? Er griff in seinen Mantel und zog einen Brief hinaus. Gelesen hatte er ihn schon, doch er wollte sich vom Alltag auf dem Schiff vertreiben.
Er faltete ihn auf. Geschrieben war der Brief auf Pergament, wie es kein ähnliches in Harad oder Khand gab. Mit schwarzer Tinte stand darauf geschrieben:

„Mein lieber Freund Alatar

Ich war jahrelang nicht mit deiner Ansicht der Welt einverstanden und ermahne dich noch einmal: Du kannst die Valar nicht überlisten!
Vergiss nicht unsere Pflicht, die uns von Manwe auferlegt wurde! Wir sollten die Menschen vor dem Einfluss des Bösen beschützen, und nicht versuchen, den großen Feind aus der Leere zu befreien! Schon seit tausenden Jahren suchst du schon einen Weg, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber dennoch scheiterst du immer wieder daran! War nicht der Tod deines Zwillingsbruders Pallando schon ein Zeichen, stark genug, um dir zu beweisen, dass du nie zum Ziel kommen würdest?“


Schon legte er den Brief wieder beiseite. Pallando hatte ihm viel bedeutet. Gemeinsam waren sie beinahe an ihr Ziel angelangt, doch dann war es geschehen. Manchmal bedauerte, dass nicht er von dem grausamen Schicksal ereilt wurde, welches sein Bruder Pallando erleben hatte müssen. Er konnte sich noch an jede kleinste Einzelheit erinnern. An den Ausdruck in seinem Gesicht, an seine letzten Worte...

... „Unsere Taten waren Falsch... Tilge du meine Schuld!“...

Alatar hatte sich nicht an den letzten Wunsch seines Bruders gehalten, er hatte stur weitergearbeitet, war aber nicht weiter gekommen. Von Zeit zu Zeit fragte er sich, ob Pallando vielleicht vom Zorn der Valar getroffen worden war. Waren sie vielleicht um diese Zeit schon bemerkt worden? Nein, das war wohl nicht möglich, ansonsten hätte Aiwendil wohl davon gewusst...
Aiwendil war Alatar immer ein treuer Freund gewesen. Immer hatte er ein offenes Ohr für ihn gehabt. Olorin war immer zu sehr auf seine Aufgabe fixiert gewesen, und Curufin hatte Alatar und Pallando einfach so im Osten im Stich gelassen. Um dem allen noch die Krone aufzusetzen, hatte er die beiden noch dazu überredet, mit ihm mitzukommen. Laut einem früheren Brief von Aiwendil hatte sich Curufin dem Bösen zugewandt, und nach dem Einen Ring getrachtet. Hatte er vielleicht auch noch die Reise in den Osten geplant, um ihn und Pallando dort zurückzulassen, sodass sie ihm nicht mehr gefährlich werden könnten?
„Alatar?“
König Suladan von Harad war zu ihm getreten, während er in seinen Gedanken gesindet hatte. Der König war der eigentliche Grund gewesen, weshalb Alatar nun nach Umbar musste. Die Menschen aus Gondor hatten Umbar belagert, als König Suladan verwundet und aus der Schlacht gebracht worden war. Mittels einer Brieftaube war die Nachricht zu Alatar gedrungen, dass er zu einem der südlicheren Häfen kommen und den König heilen solle.
Nun stand er da, dem König Harads gegenüber. Der Mann sagte zu ihm: „Siehst du dies hier vorne? Umbar wird noch immer belagert. Noch kommen wir nicht zu spät.“ Alatar erkannte sofort die Absichten des Königs: „Soll ich eine Flutwelle hinaufbeschwören, sodass wir den Hafen ungehindert betreten können?“
Der König Harads machte ein nachdenkliches Gesicht: „Ich will deine Meinung dazu wissen, denn ich glaube, es wären zu viele Krieger, die noch im Hafen fechten, als dass wir es uns leisten könnten, so viele durch eine Flutwelle zu töten.“
Alatar unterdrückte einen leichten Anflug des Zornes. Suladan sprach immer so mit ihm, als wäre er dessen König, dabei war er es nicht! Es ging Alatar hierbei nur darum, einige der Menschen Gondors in den Tod zu schicken. Wenn er Glück hatte, wäre er dem Tod in dieser Schlacht nahe genug, um den Seelen der Menschen in irgendeiner Art und Weise in die zeitlose Leere folgen zu können.
In seinen langen Jahren des Studiums des Todes hatte Alatar gelernt, dass die Menschen bei ihrem Tod Arda verließen. Noch nie hatte er es geschafft, der Seele eines Menschen zu folgen, doch Pallando war wohl kurz davor gewesen. Vor seinem grausamen Tod hatte er keine Zeit mehr dazu gehabt, es Alatar zu sagen.
Alatar versuchte, die Bilder seines sterbenden Zwillingsbruders aus seinen Gedanken zu verbannen. Er wandte sich wieder an König Suladan: „Ihr solltet ohne meine Hilfe an Land gehen. Ich glaube, es sind noch genug Verteidiger in der Stadt.“
Schnell kam die Korsarenflotte der Stadt Umbar näher. Alatar sah schon die ersten Streifen der Sonne, die im Osten über den Horizont lugten. Plötzlich erschien wie zur Antwort auf das erste Sonnenlicht ein Lichtblitz am Hafen von Umbar. Sogar noch auf dem Schiff, welches mir noch zwei Schiffslängen von gut geschützten Eingang des Hafens entfernt war, spürte Alatar noch die Macht, die von diesem Blitz ausgestrahlt wurde.
Welches Wesen, dass kein Maia war, konnte solche Mächte entfesseln? Ist es etwa ein Maia gewesen, der diesen Blitz heraufbeschworen hatte?
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #36 am: 19. Apr 2008, 14:51 »
Nach langer Wartezeit kommt endlich wieder was Neues:

Magisches Aufeinandertreffen:

Radagast hatte sich ein Schwert umgegürtet. Er musste an die Front, um die Soldaten zu unterstützen! Die Sonne ging schon bald auf, und wenn die Möwe ihn nicht angelogen hatte, war die Korsarenflotte schon gefährlich nahe!
Während er sich einen Weg zwischen den Soldaten durchbahnte, zog er sein Schwert und rief: „Lasst mich durch! Ich werde eure Feinde zerschmettern!“
Tatsächlich machten die Soldaten Gondors ihm daraufhin Platz. Er musste nach Vorne, denn ansonsten würde sein Zauber auch seine Verbüundeten treffen, und das wollte er nicht riskieren! Eigentlich war sein Plan unvernünftig, denn er war kein besonders hervorragender Schwertkämpfer, doch er musste es wenigstens versuchen! Er konnte nicht einfach so tatenlos dabei zusehen! Kaum war er in der vordersten Reihe angelangt, begann er schon zu kämpfen. In der Linken seinen Stab, in der Rechten das Schwert, schlug er wie ein Berserker um sich, doch er war kein besonders begabter Fechter. Nur wenige der ungewaschenen Korsaren, die ihm in der engen Gasse gegenüberstanden, gingen durch seine Hiebe zu Boden, denn die meisten widerstanden seinen Hieben und wehrten sie ab. Schnell wurde Radagast von mehreren Seiten angegriffen, und wurde in die Defensive getrieben. Das war doch keine so gute Idee gewesen!
Aus den Augenwinkeln sah er das Messer eines Feindes auf ihn zurasen. Er konnte nicht ausweichen, er war gerade zu sehr mit seinen weiteren Gegnern beschäftigt! Radagast machte sich schon auf den Schmerz gefasst, während er weiterkämpfte, doch er wurde nicht in die Seite getroffen. Stattdessen tauchte König Elessar an seiner Seite auf, und er stieß seinen Kampfschrei: „Elendil! Elendil!“ aus. Auch Fürst Imrahil tauchte an Radagasts Seite auf, und beide schützten den Zauberer vor Schaden.
„Geht weg!“, rief Radaast den Beiden zu: „Mein Zauber wird auch euch erfassen, wenn ihr hier vor mir steht!“
König Elessar und Fürst Imrahil wichen jedoch keinen Schritt zur Seite, und der Fürst von Dol Amroth rief ihm zu: „Warne uns rechtzeitig, dann werden wir uns zu Boden werfen, um dem Zauber zu entgehen!“
Einen Moment lang zögerte Radagast. Er würde das Leben des Königs riskieren, und dieser hatte noch keinen Erben! Würde er aber zu lange warten, würde die Korsarenflotte mit der Verstärkung aus Weit-Harad eintreffen, und das wäre der Untergang für das Heer Gondors! Seine Entscheidung stand fest – er musste seinen Zauber ausführen!
Radagast steckte sein Schwert in die Scheide zurück, und umklammerte seinen Stab mit beiden Händen. Er konzentrierte sich voll und ganz auf seine inneren Energieströme, ließ sie durch seine Hände in seinen Stab fließen und bündelte sie darin. Schon begann der Stab zu leuchten, und Lichtblitze begannen, ihn zu umgeben. Ein wenig mehr Energie noch, dann wäre er bereit!
Wieder konzentrierte er sich voll und ganz auf seine magischen Kräfte. Ein wenig mehr würde er noch in seinen Stab Bündeln, dann wäre er soweit! Als er dann endlich genug Energei in seinem Stab zu haben glaubte, rief er König Elessar und Fürst Imrahil, die immer noch vor ihm kämpften: „Runter!“ zu.
Schnell warfen sich die Beiden zo Boden, und Radagast schleuderte die gesamte in seinem Stab gebündelte Energie in die Hafengasse, seinen Feinden entgegen. Einen Moment lang blendete ihn der Lichtblitz, den er selbst erzeugt hatte, und dann sah er das Ergebnis seines Angriffs:
Vor ihm lagen bis zum ausgang zum Hafen so viele tote Korsaren und Haradrim am Boden, dass man glauben könnte, der Boden wäre mit ihnen bepflastert. König Elessar rappelte sich wieder auf, und rief seinen Soldaeten zu: „Stürmt den Hafen!“ Sofort kam Bewegung in die Soldaten hinter Radagast, und auch er selbst rannte, um das Hafenbecken von Umbar zu erreichen. Beinahe leichtfüßig sprang er über tote Feinde, und die enge Gasse wurde immer weiter, bis er schließlich im Hafenbecken von Umbar war. Wie der Rest der Stadt war es eckig. Der Kai war aus Stein, der jedoch schon von Moos und Schimmel bewachsen war. Alle paar Meter ragte ein mit dicken Tauen umwickelter Stamm über den Kai, sodass Schiffe beim Anlaufen nicht beschädigt werde könnten.
Radagasts Blick wanderte zum einzigen Ein- und Ausgang des Hafens, direkt vor ihm. Er war so breit, dass gerade zwei nicht sehr große Schiffe nebeneinander hindurchfahren konnten, und war links und rechts von Mauern mit Geschütztürmen flankiert. Doch nicht die Geschütztürme fingen seine Augen ein – ein schwarzes Korsarenschiff durchquerte soeben den Eingang, und dahinter befanden sich unzählige weitere!
„Macht euch bereit!“, hallte ihm die Stimme von König Elessar ins Ohr, worauf er sich umblickte. Viele Soldaten, die aus der Gasse kamen, trugen Fackeln oder Fässer, in denen sich eine zähe schwarze Flüssigkeit befand – Pech!
Kaum war eines dieser Pechfässer zu Boden gestellt worden, eilten schon Bogenschützen herbei, um ihre Pfeilspitzen hinein zu tauchen, und sogleich mithilfe einer Fackel anzuzünden. König Elessar hatte glücklichwerweise an alles gedacht, was Radagast sehr beruhigte.
Radagast bemerkte etwas auf dem schwarzen Korsarenschiff, welches bedrohlich näher kam. Ein bärtiger Mann mit einem blauen Hut, gekleidet in weite, blaue Gewänder erschien am Bug. In seiner Rechten hielt er einen hölzernen Stab, der etwa genauso groß war wie er selbst.
„Bögen spannen!“, rief König Elessar, welcher sich neben Radagast stellte.
Der Mann in den blauen Gewändern hob seinen Stab in die Höhe. Radagasr spürte die magische Aura, die von ihm ausging. Könnte das etwa...?
„Feuer!“
Die Luft wurde von Surren erfüllt, und schon flogen die brennenden Pfeile direkt auf das Korsarenschiff zu. Plötzlich jedoch erhob sich eine Flutwelle vor dem Korsarenschiff, die die Brandpfeile der gondorianischen Soldaten verschlang, und sogleich auf den Kai zuraste. Radagast, von Schreck erfüllt, zog König Elessar zu sich heran und stieß seinen Stab kräftig auf den Boden, während er seine Zauberkraft durch ihn hindurchfließen ließ. Schon wurden er und der König von einer magischen Barriere umgeben, und das gerade noch rechtzeitig, denn sogleich erfasste die Flutwelle den Kai und riss die Soldaten dort von den Beinen. Nur Radagast und König Elessar, die in der Barriere wie durch eine Glaswand geschützt waren, blieben fest stehen. „Was ist das wieder für eine neue Teufelei?“, fragte König Elessar verwundert. Genau dieselbe Frage stellte sich Radagast auch:
Welch geringeres Wesen als ein Maia könnte eine solche Flutwelle beschwören? War der Mann in den blauen Gewändern denn tatsächlich...?
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #37 am: 26. Apr 2008, 10:54 »
Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch^^

Wasser und Luft gegen Erde:

Der Lichtblitz blendete Imrahil einen Moment lang. Als er seine Umgebung wieder erkennen konnte, sah er, was Radagast getan hatte: Alle Feinde, die eben noch in der Gasse gestanden hatten, lagen nun tot, teilweise mit Entsetzen in ihren Gesichtern, auf dem Boden. Ja, sie lagen so eng beieinander, dass man glauben könnte, der Boden wäre mit ihnen gepflastert worden.
Imrahil blickte sich um. Die beiden nackten Männer unter den Soldaten reagierten sofort, und eilten zu ihm. Am liebsten hätte er Beregost und Barahir für ihr Verbrechen geköpft, doch während einer Schlacht war es verboten, ein Todesurteil auszusprechen. Stattdessen hatte er den Beiden eine Strafe auferlegt, die mindestens genauso schlimm war wie das Todesurteil: Sie sollten nackt, ebenso wehrlos wie die Frau, die sie vergewaltigt hatten, in vorderster Reihe kämpfen. Um die Gesetze Gondors nicht zu brechen, hatte Imrahil ihnen noch gestattet, Schwerter zu führen. Während Beregost sich zwei Kurzschwerter gewählt hatte, focht Barahir mit einem Zweihänder. Beide hatten schon mehrere Schnitte an ihrem Körper, doch bis jetzt hatten sie ihre Strafe mit Würde ertragen.
Imrahil selbst hatte eine neue Rüstung angelegt, die eines Ritters von Dol Amroth, der während der Belagerung von einem Pfeil ins Auge getötet worden war. Der stählerne Panzer passte ihm gut, und außerdem führte er sein Schwert und seinen Schild mit dem Wappen von Dol Amroth.
Schon hörte Imrahil die Stimme von König Elessar: „Stürmt den Hafen!“
Er winkte den beiden Ehebrechern, ihm zu folgen, und eilte daraufhin in den Hafen von Umbar. Das Hafenbecken war eckig, genauso wie der Rest der Stadt. Der Kai bestand aus Stein, und zirka jeden Meter war ein mit Tauen umwickelter Stamm, sodass Schiffe beim Einlaufen nicht beschädigt werden könnten. Als Imrahil schließlich zum Eingang des Hafenbeckens blickte, sah er mit Entsetzen, wie das erste Schiff der Korsarenflotte schon passierte. König Elessar hatte jedoch schon alles vorbereitet und ließ soeben Fackeln und Fässer mit Pech bringen, während er sich neben Radagast den Braunen auf den Kai stellte. Die Bogenschützen, die aus der Gasse gestürmt kamen, tauchten allesamt ihre Pfeile in das Pech und entzündeten es sogleich mithilfe der Fackeln.
Schon passierte ein zweites Schiff hinter dem ersten den Eingang des Hafens. Das große schwarze Schiff, welches als erstes den Hafen erreicht hatte, befand sich soeben in der Mitte desselben. Ganz vorne an seinem Bug bemerkte Imrahil einen alten Mann mit langem weißen Bart, der eine blaue Kutte und einen blauen Hut trug. Dieser erhob soeben seine Hände, für Imrahil wirkte dies so wie eine Art Beschwörung.
König Elessar befahl den Bogenschützen soeben, die Brandpfeile abzufeuern, als sich vor dem Schiff, auf dem der alte Mann stand, eine Flutwelle erhob. Diese verschlang die Pfeile der Bogenschützen und donnerte sogleich direkt auf den Kai zu. Imrahil konnte nichts weiter, als wie versteinert dastehen. Was war hier los? Träumte er etwa schon wieder? Wer oder was besaß die Macht, eine Flutwelle aus dem Meer zu beschwören?
Die Wassermassen erfassten Imrahil und rissen ihn von den Beinen. Die Luft wurde ihm aus seinen Lungen gedrückt, seine Augen schmerzten vom Salz im Meer und seine Rüstung drückte ihn zu Boden. Der Stahl an seinem Körper wirkte im Wasser so vielfach schwerer als an der Luft. Einen Moment lang schien die Flutwelle still zu stehen, doch plötzlich spürte er einen Sog in die Richtung des Meeres. Schier unendlich langsam zogen ihn die Wassermassen mit, um ihn im Hafenbecken zu ertränken.
Imrahil lag am Bauch, und langsam ging ihm die Luft aus. Verzweifelt versuchte er, sich am glatten Stein des Kais festzuhalten, doch seine Mühen waren vergebens, denn er fand keine Ritzen, und das Moos, welches hier überall wucherte, gab ihm keinen Halt. Plötzlich spürte er etwas an seinem linken Bein. Mit einer leichten Drehung in diese Richtung kam er dem Gegenstand, den er gespürt hatte, näher. Seine Füße wurden schon über den Rand des Kais gezogen, und Panik stieg in ihm hoch. Mit seinen Fingern krallte er sich an den Gegenstand, den er gespürt hatte, fest. Es war einer der mit Tauen umwickelten Stämme! Nun war er gerettet!
Seine Lungen leerten sich, und die Kraft wich langsam aus seinen Gliedern. Er durfte jetzt nicht aufgeben! Mit einem Arm hakte er sich in den rettenden Gegenstand ein. Langsam wurde der Sog des Wassers schwächer, und er spürte die angenehme Wärme der Luft außerhalb des Wassers wieder auf seinem Gesicht. Der darauffolgende Atemzug fühlte sich für ihn wie der erste seit Stunden an. Die frische Luft in seinen Lungen belebte seine Kräfte wieder, und er zog sich über den Rand des Hafenbeckens hinauf.
Wieder auf den Beinen bemerkte er zuerst sein Schwert, welches vor ihm auf dem Boden lag. Zum Glück war es nicht weggespült worden! Während Imrahil sich bückte, um seine Waffe wieder aufzuheben, hörte er das Surren von Pfeilen hinter ihm. Verdammt! Wie konnte er nur so dumm sein und das Schiff vergessen! Er musste fliehen! Imrahil rannte um sein Leben, während er hinter sich die Pfeile seiner Feinde auf den Boden aufschlagen hörte.
Er stolperte über eine Leiche. Das war Barahir, dem ein rot gefiederter Pfeilschaft aus der Brust ragte! So hatte diesen Frauenschänder endlich seine gerechte Strafe ereilt! Wieder schlugen Pfeile um ihn herum auf. Imrahil hatte nur noch eine Wahl: Er nahm den Leichnam Barahirs und verwendete ihn als Schutzschild gegen die Pfeile. Einige Pfeile schlugen in den toten Körper vor Imrahil, doch schon nach wenigen Momenten ging der Schlachtenlärm los. Er entschloss sich dazu, ebenfalls mitzukämpfen, und warf Barahir von sich fort.
Das erste der Korsarenschiffe hatte bereits angelegt, und die Feinde strömten schon hinaus aus dem schwarzen Rumpf. Die Bogenschützen zogen sich zurück, und wurden sogleich von Nahkämpfern, unter ihnen König Elessar, gedeckt. Auch Radagast den Braunen konnte er erkennen, der Zauberer hatte sein Schwert wieder gezogen. Imrahil eilte zu der ersten Angriffsreihe, ohne sich vorher zu vergewissern, ob Beregorst noch in der Nähe war. Sollte dieser Ehebrecher doch verrotten in der Wüste!
Nach wenigen Schritten erreichte Imrahil schon seinen ersten Gegner, den er mit einem schnellen Schwerthieb niederstreckte. Er kreuzte die Klinge mit einem weiteren Haradrim und stieß diesen von sich weg. Schnell wurden die Gegner mehr und die Kämpfe härter, doch glücklicherweise hatten die Haradrim keine der Königsskorpione mitgenommen.
Plötzlich wurde es jedoch still, und alle seine Gegner blickten ungläubig in die Richtung des ersten Schiffes der Korsarenflotte. Imrahil konnte nicht verstehen, was los war, und blickte ebenfalls dorthin. Der alte Mann in den blauen Gewändern und Radagast der Braune standen sich soeben gegenüber. Beide hatten ihre Holzstäbe drohend erhoben, und Radagast hielt noch in einer Hand sein Schwert. Doch anstatt mit seinem Schwert auf den Mann mit dem blauen Hut einzuschlagen, stieß er seinen Stab ruckartig nach Vorne. Obwohl der braune Zauberer seinen Gegner nicht berührte, stieß es ihn ruckartig nach Hinten, als sei er vom Hieb eines Trolls getroffen worden.
Auf dem Boden liegend, erhob der blau gekledete Mann ebenfalls seinen Stab, und auch Radagast wurde von einem unsichtbaren Hieb getroffen. Dieser andere Mann musste auch ein Zauberer sein, so wie Radagast!
Der blaue Zauberer rappelte sich auf und ließ seinen Stab über seinem Kopf kreisen. Imrahil spürte einen starken Luftzug, und plötzlich bildete sich eine Art Wirbelsturm, der Radagast mitriss. Was war hier nur los? Imrahil fragte sich wirklich, ob er nicht doch träumte.
Einen Moment später hatte sich der Sturm wieder aufgelöst, Radagast wurde gegen ein Korsarenschiff geschleudert und fiel ins Wasser.
Einige Herzschläge lang hielt noch die gespannte Stimmung an. Radagast hatte verloren! Jetzt mussten sie schnell handeln!
Während er mit einem Schwerthieb einem Haradrim den Kopf vom Hals trennte, rief er: „Kämpft!“
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #38 am: 31. Mai 2008, 10:14 »
Schatten in der dunklen Stadt:

Ulfgûl war schon seit Tagen nicht mehr zurückgekehrt, doch das war Khamûl egal. Was den Nazgûl mehr beunruhigte war, dass Saurons Mund einfach nicht den Angriff auf Minas Tirith wagen wollte. Die Orks hatten schon an die zwanzig Katapulte gebaut, und unzählige Belagerungsleitern fertig gestellt, doch immer wieder zögerte Saurons Mund den Angriff unter irgendeinem Vorwand hinaus. Khamûl verstand die Gedankengänge des Menschen nicht mehr. Zuerst wollte er die Tochter von König Ulfang lebend ziehen lassen, und nun wagte er es nicht, das schlecht bemannte Minas Tirith anzugreifen. Schon bei der Ankunft in Minas Morgul hatte Khamûl Hurgûl losgeschickt, um die Umgebung auszuspähen. Überlebende aus Dagorlad hatten Königin Arwen gewarnt, und sie hatte die Bauern aus den umliegenden Gehöften in die Stadt rufen lassen. Je länger Saurons Mund den Menschen Gondors die Zeit gäbe, sich zu sammeln, umso heftiger würde ihr Widerstand sein!
Wütend wandte Khamûl sich um. Hurgûl befand sich in seiner Nähe, so wie jedes Mal, wenn er nichts zu tun hatte. „Suche Boltan!“, befahl er der versklavten Seele des Fürsten von Dagorlad. Sofort glitt dieser an ihm vorbei, um seinen Befehl auszuführen. Solche versklavten Seelen waren immer die besten Diener, und Khamûl hatte sich ihrer immer gerne bedient. Mit dem Sturz Saurons waren jedoch alle ehemaligen versklavten Seelen so verblasst, dass sie zu nichts mehr imstande waren, und man sie nicht mehr aufspüren konnte, nicht einmal, wenn man selbst so ein Geisterwesen war, wie Khamûl.
Die meisten anderen Nazgûl waren ebenso wie Hurgûl gewesen, dachte Khamûl belustigt. Willenlos und ohne Verstand, unfähig zu eigenständigen Handlungen. Bei ihm selbst und dem Hexenkönig war das anders gewesen. Obwohl Sauron auch Kontrolle über die beiden ergreifen hatte können, waren sie trotz ihrer Versklavung Wesen mit eigenem Denkvermögen geblieben. Durch die Überreste der Macht des Einen Ringes war Khamûl durch den Sturz Saurons nicht verblasst wie Nebel im Wind, so wie die anderen Nazgûl und versklavten Seelen, er war sogar noch mächtiger geworden als je zuvor. Noch war er von Saurons Mund abhängig, und der Mensch glaubte tatsächlich, ihn wie eine Marionette verwenden zu können. Er biltete sich ein, Khamûl wäre willensschwach, so wie es alle anderen Nazgûl gewesen waren! Er würde sich noch wundern, wenn Khamûl ihn dann endgültig beseitigen würde! Noch war dieser Tag jedoch nicht gekommen, es galt noch, ihn abzuwarten. Zuerst musste Minas Tirith fallen, und jetzt, wo König Elessar sich auf einem Kriegszug in Harad befand, war dies am Einfachtsen. Davon musste er nur noch Saurons Mund überzeugen, und dann wäre es endlich soweit...
Khamûl würde sie dann töten, Saurons Mund und Boltan, ebenso wie er es mit Ulfang gemacht hatte, und selbst zum Anführer des Heeres, nein, zum Herrscher über Gondor und Rhûn werden. Falls König Elessar jemals wieder aus Harad zurückkehren sollte, würde er sein Königreich mit Gewalt wiedererlangen müssen, was ihm jedoch nicht gelingen würde. Denn auch wenn Elessar es schaffen würde, Minas Tirith zurückzuerobern, dann würde er noch immer nicht über Khamûl triumphieren. Khamûls Pläne nahmen schier teuflische Ausmaße an, er konnte nämlich unter keinen Umständen verlieren. Sollte es dem König Gondors tatsächlich gelingen, Gondor zurückzugewinnen, so wäre sein Reich stark geschwächt, und Khamûl hätte immer noch die Möglichkeit, von Rhûn aus Angriffe auf Gondor zu führen. Ihm würde außerdem noch die Möglichkeit offen stehen, sich mit den Kreaturen aus Moria zu verbünden, also würde Gondor früher oder später von der Übermacht seiner Feinde erschlagen werden.
Doch um all seine Pläne zu verwirklichen, musste Khamûl erst einmal Minas Tirith einnehmen! Daher setzte er sich sofort in Bewegung, um Saurons Mund in der Zitadelle von Minas Morgul aufzusuchen. Dies war ein halb verfallener Turm, der zur Zeit von Saurons Herrschaft noch von dunkler Magie umgeben  war. Khamûl erinnerte sich noch daran, wie der Hexenkönig den Zauber um die Zitadelle gelegt hatte, sodass Minas Ithil, wie es damals geheißen hatte, auf ewig ein Ort der Dunkelheit sein sollte. Auch wenn dieser Zauber nicht mehr direkt zu spüren war, hatte er Wirkung behalten. Die Menschen Gondors hatten es nicht gewagt, die schwarze Stadt erneut zu besiedeln, sondern hatten sie halb verfallen stehen lassen.
Minas Morgul war das dunkle Gegenbild von Minas Tirith, beide Städte waren an gegenüberliegenden Gebirgen gebaut, mit neun Verteidigungsringen. Minas Tirith war unüberwindbar, hieß es. Vor tausend Jahren hatte man dies über Minas Ithil gesagt, und dennoch war es von einem Heer aus Dol Guldur erobert worden, weil es zu schlecht bemannt gewesen war. Dasselbe würde mit Minas Tirith passieren!
Er passierte gerade das Tor zum siebten Mauerring, als ihm eine Idee kam: Er könnte nach der Eroberung Minas Tiriths Königin Arwen, anstatt sie zu töten, gewaltsam zu seiner Frau machen. Laut Hurgûl erwartete sie einen Sohn, und wenn Khamûl diesen erst einmal unter seiner Kontrolle hatte, so könnte er ohne große Kriege der Herrscher über Gondor werden. Khamûl blieb stehen und krallte seine goldenen Handschuhe in die schwarzen Zinnen, um seinen Plan reifen lassen zu können.
Würde er dem Prinzen von Gondor ein Lehrmeister sein, dessen Vertrauen gewinnen und ihm ein Freund sein, so könnte er, auch wenn König Elessar es schaffen sollte, Gondor zurück zu erobern, nach dessem Tod der Berater des Prinzen werden, und ihn als Marionette benutzen, um seine eigenen Ziele zu verwirklichen.
Khamûl spürte Hurgûl in seiner Nähe. Der Geist flüsterte ihm zu, wo Bolten zu finden war. Für den Nazgûl war eines klar: Wenn er wenigstens vorübergehend Boltans Vertrauen gewinnen könnte, so wäre es ihm bestimmt leichter, Saurons Mund von einem schnellen Angriff auf Minas Tirith zu überreden.
Noch immer waren seine Pläne unüberwindbar. Nur eine enorm schlechte Wendung des Schicksals könnte ihm noch alles umwerfen. So schlecht würde es jedoch sicherlich nicht kommen...
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen

Khamul

  • Verteidiger Morias
  • **
  • Beiträge: 523
  • Was ich grad so mache? Rumsitzen und aufschlitzen!
Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #39 am: 1. Jun 2008, 11:02 »
Orkliebe:

Boltan lag nackt in seinem Schlaflager, eine ebenfalls nackte Orkfrau an seiner Seite. Die einfachen Wolldecken, auf denen sie lage, waren nass und rochen stark nach Schweiß, welchen die Beiden in der letzten Nacht abgegeben hatten. Jedes Mal wieder war eine Liebesnacht ein neues Erlebnis für ihn, und die Orkfrauen behaupteten, noch beherrsche er es nicht vollständig. Allein das Gute Gefühl dabei war es schon wert, so etwas zu wiederholen, und mit jedem Mal verbesserte sich nicht nur er den Frauen gegenüber, sondern er wurde auch jedes Mal von einem stärkeren Lustgefühl durchströmt, wenn er es tat. Er konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er nie auf Orkfrauen getroffen wäre. Sein Geschlechtsteil wäre wohl vollständig verkümmert, und sein Leben wäre um eine Freude ärmer gewesen.
Wie viele Orks waren wohl so geboren worden wie er selbst, aus einer Grube entstiegen, sofort erwachsen, und ohne Orkfrauen. Wie viele von ihnen waren gestorben, ohne je die Freuden der Liebe erlebt zu haben, wie viele hunderte? Und warum hatte Saurons Mund keine Orkfrauen gezüchtet?
Boltan wandte sich zur Orkfrau, die zu seiner Linken lag. Ihr Name war Shilivia, sie war wunderschön und schien noch zu schlafen. Unter allen Orkfrauen, mit denen Boltan bis jetzt eine Liebesnacht gehabt hatte, war sie ihm am Liebsten gewesen. Ihr Gesicht wirkte trotz ihrer spitzen Zähne friedlich, und war mit einem Lächeln eingeschlafen, was sie noch schöner erscheinen ließ. Ihre Brüste zeichneten sich leicht unter der Decke ab. Dies war wohl der größte Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Orks, die Brüste.
Boltan beschloss, Shilivia nicht aufzuwecken, und erhob sich langsam aus dem Nachtlager. Er bewohnte ein halb verfallenes Haus im dritten Verteidigungsring von Minas Morgul. Diese Stadt hatte doch tatsächlich neun Verteidigungsringe! Wie viele Einwohner sie wohl beherbergen könnte? Boltan war sich sicher, dass die Stadt wieder aufgebaut werden würde, wenn der Kriegszug von Saurons Mund erst einmal erfolgreich abgeschlossen war. Es ließ sich gerade noch aushalten in den Häusern, die teilweise schon beinahe in sich zusammengestürzt waren. Diese Stadt würde einmal nur so florieren vor Orks, die geschäftig verschiedensten Handwerken nachgehen würden. In Friedenszeiten würde Minas Morgul bestimmt ein Ort für die Orks werden, in dem sie sich anderen Tätigkeiten als der Kriegsführung widmen könnten.
Nun war Boltan auf den Beinen und ging sofort hinüber zu seiner Kleidung. Um die Zeit bis zum Angriff auf die weiße Stadt nicht ungenützt verstreichen zu lassen, gab er immer wieder Fechtstunden. Sogar einige der Halborks nahmen dieses Angebot an, um nicht von Unûar herumkommandiert zu werden. Boltan lächelte. Wahrscheinlich ließ der aufgeblasene Halbork die Wut über seine Niederlage an seinen kleinen Arbeitern, die mit dem Bauen von Katapulten beschäftigt waren, aus. Schnell schlüpfte er in sein Hemd. Hoffentlich hatte überhaupt jemand erfahren, dass er Unûar besiegt hatte!
Plötzlich, während er sich sein Kettenhemd überstreifen wollte, spürte Boltan ein unangenehmes Kribbeln in seinem Bauch. Dieses Gefühl suchte ihn nur sehr selten heim, es war die Angst. Sein Herz begann zu rasen, seine Hände zitterten, und er konnte sich keinen Zentimeter weit rühren. Schon hörte er, wie die Tür zu seinem Haus geöffnet wurde. Das war mit Sicherheit Khamûl!
„Lass dich nicht unterkriegen von der Furcht!“, ermahnte er sich selbst in Gedanken: „Er will doch nur, dass du Angst vor ihm hast!“ Schon ertönte hinter ihm, wie er es befürchtet hatte, die Stimme des Geistes. Khamûl flüsterte beinahe, aber dennoch wirkten seine Worte mindestens ebenso bedrohlich, als würde er jemanden anschreien: „Wir geben uns also der Liebe hin, Fechtmeister? Wollt Ihr nicht lieber eurem eigentlichen Handwerk nachgehen, und endlich wieder kämpfen?“
Einen Moment lang blieb Boltan noch von Khamûl abgewandt und sammelte sich, um nicht beim nächsten Blick des Geistes zusammen zu zucken, so wie jedes Mal. Dann drehte er sich langsam Khamûl zu, sah ihm direkt in die Augen, und antwortete ihm mit fester Stimme: „Worauf wollt Ihr hinaus, Feldherr?“ Er spürte direkt, wie ihn der Geist mit seinen tödlichen Blicken musterte, doch er hiel stand. Ihm schien es beinahe so, als verforme sich die goldene Maske Khamûls zu einem Grausamen Lächeln, als dieser antwortete: „Ich bin kein Mann der großen Worte, also rede ich nicht lange drumherum...“
Eine kurze Pause, die dem Ork jedoch unendlich lange vorkam, da er von den Blicken Khamûls schier festgenagelt war, trat ein, bis dieser endlich weitersprach: „Die Warterei ist mir schon zu lange. Wenn wir noch länger zögern, dann werden sich die Menschen in Minas Tirith zu sehr gesammelt haben, und dann ist es zu spät, die Stadt noch zu erobern. Wir müssen Saurons Mund dazu überreden, den Angriff sofort zu starten!“
Die Argumente des Geistes klangen einleuchtend, doch Boltan glaubte, er verfolge einen Hintergrundgedanken, daher erwiderte er ihm: „Reden wir klar: Was springt für mich dabei raus, und was erhoffst du dir?“
„Ich erhoffe mir, dass unser Beider Meister zum Herrscher über die Menschen Gondors wird, und du wirst sein oberster Feldherr sein!“
Jetzt war der Ork ein wenig verwirrt. Er sprach seine Gedanken sofort aus: „Ihr werdet doch bestimmt auch Etwas haben wollen, Feldherr!“
„Ich werde die Herrschaft über das Königreich Rhûn, dessen rechtmäßiger König ich bin, erhalten! Durch meine Dienste unserem Meister gegenüber wird mein Reich mit dem von Saurons Mund eng verbunden sein, und gemeinsam werden unsere Reiche dereinst alle Menschen beherrschen!“
Noch immer war ihm nicht alles klar. War dieser Geist etwa vor seinem Tod der König von Rhûn gewesen? Bestimmt war ihm nur die Herrschaft über Rhûn nicht genug, und er würde auch nach dem Reich von Saurons Mund trachten, doch auch Boltan wollte einen Angriff auf die weiße Stadt starten, deshalb fragte er nicht, was ihm direkt auf der Zunge lag, sondern nickte nur kurz und sagte: „Ich werde gemeinsam mit Euch versuchen, unseren Meister von einem Angriff zu überzeugen. Lasst mich nur zuerst meine Kleidung anlegen, denn ich will nicht nackt vor Saurons Mund treten.“
Schnell wandte sich Boltan ab und legte seine Gewänder an. Als er zu guter Letzt seine Axt an der Lederschlaufe umgehängt hatte und sich umwandte, sah er, wie Khamûl sich über Shilivia beugte. Noch während er sich fragte, was der Geist wohl mit ihr vorhatte, berührte dieser sie, worauf sie im Schlaf zusammenzuckte, jedoch nicht aufwachte. Als sich Khamûl wieder Boltan zuwandte, sagte er tonlos: „Sie wird von dieser Nacht ein Kind erhalten.“
Woher wollte dieser Geist das denn wissen? War er etwa Hellseher? Boltan verkniff sich die Frage und sagte knapp: „Gehen wir.“
Für solche Fragen gab es später auch noch Zeit.
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
Die Hexen kommen - Stark wie nie!
Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

- EAV: Die Hexen kommen