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Autor Thema: Aus den Schatten in den Schatten  (Gelesen 19009 mal)

Khamul

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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #15 am: 3. Mär 2008, 20:28 »
Kapitel 16:

Orks aus den Bergen

Es würde schon bald Morgen werden. Auf der weiten grünen Ebene standen nur vereinzelt größere Felsbrocken. Sie hatten gerade das Ephel Duath, das Schattengebirge, hinter sich gelassen.
 Boltan war müde, doch sie waren schon fast am vereinbarten Treffpunkt angelangt. „Sputet euch, ihr Maden!“, rief er den anderen Orks zu: „Euch erwartet ein Festmahl!“ Nun waren diese wilden Tiere wieder zum Laufen ermuntert. Er gab dem Warg, auf dem er ritt, einen Tritt in die Seiten, worauf dieser sofort zu laufen begann.
Boltan war von Saurons Mund ausgeschickt worden, die Orks, die sich im Schattengebirge versteckt hatten, zu ihm zu bringen, sodass er seinen Krieg früher beginnen könne. Im Ephel Duath hatte er bestimmt mehr als zehnmal hundert Orks gefunden. Weiter als bis hundert konnte Boltan nicht zählen, doch auch so wusste er, dass es sehr viele waren. Obwohl... er glaubte, schon mehr Orks ausgebildet und ausgebrütet zu haben, als er hier gefunden hatte. Zusammen mit diesen hier müsste das Heer seines Meisters unglaubliche Ausmaße haben. So würde er bestimmt das Reich der Menschen zerstören können!
Während dieser Reise war ihm auch etwas völlig Unbekanntes widerfahren. Er hatte schöne, zierliche Orks gesehen, die als „Frauen bezeichnet wurden. Sie hatten pralle Brüste und waren nicht so muskulös wie ein gewöhnlicher Ork, doch Boltan hatte sich sofort in das Aussehen dieser Wesen verliebt. Durch sein Geschick mit der Axt hatte er die Gunst einer dieser Orkfrauen gewonnen, und sie hatte ihm etwas gezeigt, dass sie „Liebe“ nannte. Das war ein aufregendes Gefühl für ihn gewesen, bis dahin hatte er nicht gewusst, wozu das Ding zwischen seinen Beinen zu Nutzen gewesen war. Immer wieder begann es, sich aufzurichten und größer zu werden, wenn er an die Liebe, die er mit der Orkfrau gemacht hatte, dachte. Ihm war so gewesen, als befände er sich in einer fehlerlosen Welt...
Zum Glück waren unter den Orks, die er seinem Meister mitgebracht hatte, auch viele dieser Frauen! Doch auch kleinere, jünger wirkende Orks befanden sich darunter, sie wurden „Kinder“ genannt. Unter den Orks im Schattengebirge hieß es, dass eine Frau, nachdem sie Liebe gemacht hatte, ein Kind bekommen würde. Dieses sollte angeblich in ihrem Bauch heranwachsen, und sie würde es dann ausscheiden wie ihre Pisse. Boltan konnte sich so etwas nicht vorstellen. Er hatte schon viele Orks ausgebrütet, und noch nie zuvor hatte er Frauen oder Kinder gesehen. Wieso hatte Saurons Mund die Macht, Orks zu erschaffen, die nie Kinder waren, wo die Orks aus dem Schattengebirge doch behaupteten, jeder von ihnen sei einmal ein Kind gewesen.
Boltan selbst war vor drei Wintern von Saurons Mund persönlich ausgebrütet und ausgebildet worden und war seit damals Brutmeister in den Höhlen, die er bis jetzt noch nie verlassen hatte, gewesen. Vor seiner Mission war Saurons Mund sehr vorsichtig gewesen und hatte ihn zuerst Karten studieren lassen, sodass er sich nicht verirren konnte. Obwohl es ihm am Anfang unmöglich schien, diese Karten zu überblicken, hatte er dennoch schnell gelernt und war so schon nach drei Tagen bereit gewesen, nach den Orks des Schattengebirges zu suchen.
Am Anfang war er mit seinem Warg nur bei Nacht geritten, denn das Tageslicht war zu grell für ihn gewesen und hatte ihn geschwächt. Als er sich dann an die Sonne gewöhnt hatte, war er dennoch öfter bei Nacht als bei Tag geritten. Die Orks, die er mitgenommen hatte, hassten das Tageslicht ebenso wie er und hatten sich vor Tagesanbruch immer schon in Höhlen verkriechen wollen. Boltan hatte eigentlich kaum Schwierigkeiten damit gehabt, die Orks auf seine Seite zu bringen und sie zu überzeugen, mit ihm mitzukommen. Nur beim letzten und größten Orkstamm hatte er zuerst den Häuptling in einem Zweikampf töten müssen, damit die Orks ihm folgten. So war diese riesige Truppe, die er mit sich führte, zustande gekommen.
Boltan hatte schon fast den vereinbarten Treffpunkt erreicht. Er erinnerte sich noch genau an die Worte von Saurons Mund: „Ich gebe dir fünf Tage. Sei bis dahin wieder beim Geheimgang.“
Dieser Geheimgang war ein Felsen, in dessen Inneren Saurons Mund eine Vorrichtung angebracht hatte, um ihn heben zu können. Von diesem Eingang aus führte ein Tunnel direkt in die Verließe unter dem Königspalast.
Der fünfte Tag war schon heute, Saurons Mund wartete sicher schon auf ihn. Boltan sah schon den Felsen, welcher der Eingang zum Tunnel war, und er war geöffnet. Vor der Öffnung standen Saurons Mund und ein in Schwarz gekleideter Krieger.
Boltan sputete sich. Saurons Mund würde sicher erfreut sein!
Je näher er seinem Meister und dem in Schwarz gekleideten Krieger kam, umso deutlicher erkannte er den Krieger. Er trug eine schwarze Kutte, darunter jedoch einen roten Mantel, alles über einer goldenen Rüstung. Sein Gesicht war von einer goldenen Maske bedeckt. Außerdem ging etwas ungeheuer Bedrohliches von diesem vermummten Krieger aus.
Als Boltan endlich bei den Beiden angelangt war, zügelte er seinen Warg und sprach zu Saurons Mund: „Seid gegrüßt, mein Meister! Ich bringe Euch alle Orks, die ich im Schattengebirge finden konnte!“ Mit diesen Worten deutete er auf die vielen Orks, welche über die Ebene auf den Fels zu rannten. Ein boshaftes Grinsen umspielte die Lippen seines Meisters. „Du hast deine Arbeit gut gemacht, Feldherr Boltan... habe ich dir schon meinen Stellvertreter Khamûl vorgestellt?“, er deutete auf den vermummten Krieger: „Er wird die Orks zählen, und dann werdet ihr beide sie zuerst zur Vorratskammer und dann zur Waffenkammer führen. Ich werde vorgehen und die anderen Orks in die tieferen Höhlen schicken.“ Saurons Mund wandte sich ab und ging in den Tunnel. Boltan sprang von seinem Warg. Nun stand er direkt vor diesem Khamûl, welcher um beinahe zwei Köpfe größer war als er. „Was bist du denn?“, fragte Boltan den Stellvertreter seines Meisters unhöflich: „Ein Mensch?“
Khamûl ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort, und dann sagte er nur: „Ich war einmal ein Mensch...“ seine Stimme ließ abgrundtiefe Furcht in Boltan auflodern, und sein Blick schien ihn durchbohren zu wollen. Wenn er doch nur wüsste, was sich hinter Khamûls Maske verberge!
Boltan nahm all seinen Mut zusammen und fragte Khamûl so entschlossen wie möglich: „Was verbirgst du hinter deiner Maske? Hast du ein so entstelltes Gesicht, dass du es verstecken müsstest?“ Wieder durchbohrte Khamûl Boltan mit seinem Blick, doch dann nahm er langsam seine Maske ab. Dahinter war - Gar nichts! Boltan erschrak: „Du bist ja ein Geist!“
„Und du bist nicht der erste Orkhäuptling, der mich als solcher bezeichnet“, erwiderte Khamûl, während er seine Maske wieder aufsetzte. Dann ging er auf die Orks, welche sich schon zum Großteil vor dem Felsen versammelt hatten, und begann, sie zu zählen.
Während Khamûl die Orks zählte, stand Boltan einige Zeit lang nur rum, doch dann fütterte er seinen Warg mit einem Streifen Dörrfleisch. Jetzt war er also doch nicht mehr der oberste Befehlshaber. Was würde denn als nächstes kommen? Würde Saurons Mund auch noch Unûar über ihn erheben? Nein! Das würde sein Meister niemals tun! Sein Meister hatte ja noch immer Vertrauen in ihn, ansonsten hätte er ja nicht ihn geschickt, die Orks zu holen.
Boltan spürte wieder Furcht in sich aufsteigen. Er wandte sich um. Khamûl war hinter ihn getreten. „Du führtst die Orks“, sagte er barsch, und als er Boltan wieder so tödlich anblickte, wagte dieser es nicht, zu widersprechen. Während Boltan so schnell es ging auf seinen Warg aufsprang rief er den Orks auf der Ebene zu: „Alle aufstehen und mir nach!“ Schnell sprangen sie auf und folgten Boltan in den Tunnel. Khamûl blieb zurück.
Was dieser Geist wohl plante? Boltan nahm sich vor, ihn im Auge zu behalten, vielleicht könnte er so seinem Meister irgendwann einmal das Leben retten.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 21:54 von Khamul the ugly Easterling »
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Khamul

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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #16 am: 3. Mär 2008, 20:30 »
Kapitel 17:

Der Schatten des Ostens

Imrahil stand auf einer Ebene. Er konnte nicht sehr weit sehen, denn alles um ihn herum war nebelig. Er irrte einige Zeit im Nebel umher, bis er einen Stein entdeckte. Es schien etwas auf dem Stein drauf zu stehen, doch was darauf stand, konnte er nicht lesen. Deshalb ging er auf den Stein zu. Je näher er dem Stein kam, umso deutlicher wurde die Schrift, doch erst als er direkt davor stand, erkannte er genau, was darauf geschrieben stand:

Hier ruht Niniel, die Herrin von Dol Amroth

Imrahil war geschockt. Tiefe Trauer stieg in ihm auf, und er rannte in den Nebel. Wieder irrte er einige Zeit ziellos umher, doch dann blieb er stehen, um seine Trauer hinaus zu schreien. Plötzlich bemerkte er etwas in seiner Nähe. Er erkannt etwas Dunkles im Nebel.
„Der Schatten des Ostens!“, schoss es Imrahil durch den Kopf. Warum wusste er nicht, doch er war sich sicher, dass dieses dunkle Etwas der Schatten des Ostens war.
Der Nebel lichtete sich ein wenig, und Imrahil erkannte, dass das Dunkle selbst ein Teil des Nebels war. Auf einmal nahm es Gestalt an – es wurde zu einem Krieger in goldener Rüstung, bekleidet mit schwarzen und roten Stoffen und einer goldenen Maske. Der Krieger, der Schatten des Ostens, sah Imrahil an. Sein Blick wollte ihn schier durchbohren, seine Rüstung blendete ihn und die Furcht, die ihn wie ein Schleier umgab, raubte Imrahil den Atem.
Der Schatten des Ostens zog sein Schwert. Es war beinahe mannsgroß und hatte schwarze Schneiden. Imrahil tat es seinem Gegenüber gleich und zog ebenfalls sein Schwert aus der Scheide. Dieses Schwert hatte schon tausende Orks getötet. Es würde ihn nicht im Stich lassen!
Der Schatten des Ostens hob seine schwarze Klinge vor seine Maske und machte sich zum Angriff bereit. Jäh wie eine Schlange sprang er nach Vorne und stach mit seinem Schwert nach Imrahil. Dieser rollte sich jedoch rechtzeitig zur Seite und war sofort wieder auf den Beinen.
Imrahil ließ sein Schwert auf den linken Arm des Schattens des Ostens sausen. Der Schatten erhob seine Klinge zur Parade, doch Imrahil änderte im letzten Moment die Richtung seines Schwertes und schlitzte die Maske seines Gegners auf. Diesem entfuhr jedoch kein Schmerzensschrei, obwohl Imrahil ihm mindestens auch noch sein Gesicht aufgeschlitzt haben müsste! Die Maske des Schattens des Ostens fiel gespalten von seinem Gesicht, doch die Kapuze war leer!
Sowie die Maske seines Gegners von dessem Gesicht gefallen war, schien es Imrahil, dass die Leere in der Kapuze all seine guten Erinnerungen in sich aufsog und nur Angst zurückließ. Starr vor Schreck sah Imrahil nur zu, wie der Schatten des Ostens mit seiner Klinge direkt auf seinen Hals hieb. Ein stechender Schmerz durchfuhr Imrahil, und plötzlich spürte er seinen Körper nicht mehr. Er fiel auf den Boden und rollte ein wenig herum, als wäre er eine Kugel.
Als er aufgehört hatte, herum zu rollen, sah er seinen enthaupteten Körper vor sich liegen! Was war hier los? Imrahil wurde umgedreht und sah wieder den Schatten des Ostens vor sich. Dieser erhob seinen Fuß, ließ ihn direkt über Imrahils Gesicht verharren, und trat dann zu.

Schweißgebadet erwachte Imrahil aus seinem Alptraum. Sein Herz raste, er rang nach Luft und wusste nicht, wo er war. Er blickte sich um. Es herrschte tiefe Nacht, um ihn herum schliefen Soldaten auf dem Boden. Ach ja! Das Heer machte Rast und hatte kein ordentliches Lager aufgeschlagen, um schneller weiterziehen zu können!
Neben Imrahil rührte sich Radagast der Braune. Imrahil blickte zu ihm hinüber. Er hatte die Augen zu einem spalt geöffnet und murmelte müde: „Ihr seht ja so aus, als hättet Ihr Sauron persönlich gesehen, Imrahil von Dol Amroth... Ein Alptraum?“
Imrahil nickte nur, unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen.
„Versucht, noch weiter zu schlafen...“, murmelte Radagast: „Die Nacht ist noch nicht um.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und begann nach einigen Sekunden, lautstark zu schnarchen.
Imrahils Herzschlag hatte sich wieder beruhigt, seine Atmung ging auch wieder normal. Dieser Traum beunruhigte ihn jedoch. Der Schatten des Ostens - was dies wohl zu bedeuten hatte? Er wusste keine Antwort darauf.
Imrahil legte sich wieder hin und versuchte, einzuschlafen. Nach einigen Minuten umfing ihn schon schwere Müdigkeit.
Mit folgenden Worten in seinen Gedanken schlief Imrahil ein:
Der Schatten des Ostens
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:41 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #17 am: 3. Mär 2008, 20:31 »
Kapitel 18 - Khamûl kommt wieder:

Das Heer des Ostens

Das Heer von Saurons Mund hatte sich vor dem Geheimausgang der Verließe versammelt. Es waren weit mehr als zehntausend Orks, die fertig ausgerüstet auf der Ebene standen. Zehntausend waren jedoch viel zu wenige, um Gondor zu vernichten, daher unterstütze König Ulfang von Rhûn Saurons Mund bei seinem Krieg gegen das Reich des weißen Baumes. Khamûl ritt an der Spitze des zirka achttausend Mann starken Ostlingsheeres, zur Rechten von König Ulfang. Doch nicht nur die Ostlinge, sondern auch viele Krieger aus dem Volk der Wagenfahrer kamen, um Saurons Mund zu unterstützen. Das würde Gondor zu Fall bringen!
Khamûl blickte zu König Ulfang. Dieser verhielt sich kalt und unnahbar. Ihm konnte der König Rhûns jedoch nichts vormachen! Er fürchtete um seine Macht, und das zu Recht! Saurons Mund hatte für Khamûl alles so eingefädelt, dass er nach dem Tode Ulfangs wieder der König von Rhûn werden würde. Ulfang hatte nämlich nur seine Tochter Mirianda, und keinen Sohn. Obwohl laut dem Gesetz der Ostlinge auch Frauen herrschen durften, war Mirianda doch zu jung, um über das Königreich ihres Vaters, über das Königreich Khamûls, zu herrschen! Und wäre Khamûl erst einmal König, würde er dafür sorgen, dass Mirianda einen „Unfall“ erleide. Somit würde er für immer über Rhûn herrschen! Er war unsterblich, auch wenn er diesen Krieg verlieren würde, irgendwann würde er sich wieder erheben, um Gondor entgültig zu vernichten!
Khamûls brauner Hengst wurde unruhig. In der nähe des Orkheeres wurden gerade die Warge gefüttert. Khamûl erkannte unter den Orks, welche den vielen Reitwölfen das Fleisch zuwarfen, Boltan, den Feldherrn der Orks. Er war ja ziemlich klug für einen seiner Rasse, doch Khamûl hatte das Gefühl, dass er nicht nur Angst vor ihm hatte, sondern ihm auch misstraute. Diesen Ork musste er auch noch einmal loswerden, doch im Moment brauchte er ihn, denn das gesamte Heer von Saurons Mund hielt zu ihm.
Aus dem Heer löste sich ein einzelner Reiter. Er ritt ein rabenschwarzes Pferd und war in schwarze Stoffe bekleidet. Es war Saurons Mund. Als er bei König Ulfang und Khamûl ankam, zügelte er sein Pferd. König Ulfang befohl den sofortigen Stillstand seines Heeres. Saurons Mund deutete auf dem Pferd eine Verbeugung an und sprach in einem übertrieben höflichen Tonfall zum König der Ostlinge: „Ich grüße Euch, König Ulfang, Herrscher über Rhûn. Euch gebührt mein größter Dank, da Ihr mich bei meinem Feldzug gegen das Königreich des weißen Baumes unterstützt. Die Wagenfahrer sind noch nicht angekommen, doch sie dürften in wenigen Stunden eintreffen.“ Khamûl musste schmunzeln. Saurons Mund konnte wirklich gut mit Worten umgehen. Ulfang dagegen war eher ein Mann der Tat. Er antwortete Saurons Mund nur knapp: „Nieder mit dem Elbenfreund Elessar!“
Als Saurons Mund wieder zu seinen Mannen zurückritt, wendete Ulfang sein Pferd und rief seinem Heer zu: „Wir rasten hier so lange, bis die Wagenfahrer kommen!“ Die Soldaten gaben keinen Laut von sich, während sie sich einen geeigneten Ruheplatz suchten. Seit Khamûl König gewesen war, waren die Soldaten des Ostens doch um einiges disziplinierter geworden. Das genaue Gegenteil von den Orks, aus denen das Heer von Saurons Mund bestand.
Khamûl war jedoch nicht nach einer Rast zu mute. Er gab seinem Pferd die Sporen und hatte schon nach kurzer Zeit Saurons Mund eingeholt. „Sorge dich nicht, Khamûl“, sagte Saurons Mund, als Khamûl neben ihm ankam: „schon bald wirst du an Ulfangs Stelle stehen und König der Ostlinge sein!“
Schon waren die Beiden an den Orks angelangt. Khamûl bemerkte einige Orks, welche viel größer waren als die Anderen. Sie waren fast so groß wie Menschen und wurden von den anderen Orks gemieden. Die meisten von ihnen hatten ihre Körper mit rauen Panzerplatten bedeckt und führten barbarische Äxte mit sich. Doch einer von ihnen, der ihr Anführer zu sein schien, war anders bekleidet. Sein muskulöser Oberkörper war frei von Metallplatten, und er hatte das Auge Saurons auf seine Brust gemalt. Er trug einen Helm, der von guter Qualität zu sein schien. Wahrscheinlich war er von Saurons Mund persönlich geschmiedet worden. Der Helm hatte Stacheln, ebenso wie die Arm- und Beinschienen, die der große Ork trug. Bewaffnet war er mit einer stählernen Keule und einer Peitsche.
Saurons Mund rief ein Wort, welches Khamûl nicht verstand. Erst als er den Ruf noch einmal tat, verstand Khamûl das Wort bruchstückhaft. Es klang wie „Unuor“. Der große Ork, der ihm vorher schon aufgefallen war, löste sich aus der Gruppe heraus und kam auf Saurons Mund zu. „Das ist Unûar. Er ist ein Halbork, ebenso wie die anderen großen Orks“, sagte Saurons Mund noch zu Khamûl, bevor er sich an diesen Halbork wandte. Khamûl hörte den Beiden jedoch nicht zu, sondern sah sich ein wenig die Orks an. Sie waren nicht gerade perfekt gerüstet, doch sie schienen mit ihren Waffen umgehen zu können.
„Du da!“, rief Khamûl in die Menge der Orks hinein. Es sah tatsächlich einer unter ihnen auf. „Komm her!“, rief er diesem Ork zu. Der unglückliche wurde von seinen Ork-Kameraden zu Khamûl vorgestoßen. Er hatte einen Säbel und trug einen einfachen Helm ohne irgendwelche Verzierungen. Er war in Leder bekleidet und trug nur vereinzelt Panzerplatten am Körper.
Khamûl zog seine Morgulklinge und sagte zu dem Ork: „Los! Zeig mir, was du von deinem Lehrmeister gelernt hast!“ Sein Gegenüber war jedoch starr vor Schreck. Khamûl beschloss, den Schatten, den er verströmte, ein wenig zu zügeln. Nun wirkte sein Gegner nur noch ein wenig verunsichert. „Greif an!“, rief Khamûl ihm zu. Der Ork zückte seinen Säbel und sprang auf ihn zu. Khamûl wich jedoch mit einer beinahe tänzerischen Bewegung aus und führte einen leichten Hieb auf den linken Arm des Orks aus. Wenn er den Hieb nicht parieren könnte, wäre er ein sehr schlechter Kämpfer.
Der Ork riss seinen Säbel in die Höhe und wehrte so den Hieb Khamûls ab. Er wollte gerade wieder angreifen, als Khamûl seinem Schatten wieder freien Lauf ließ, und sein Gegner wieder in eine Art Starre verfiel. „Du kannst gut genug kämpfen“, sagte Khamûl zum Ork: „und jetzt geh!“
Die Orks hier konnten eindeutig besser mit ihren Waffen umgehen, als die, die noch unter Sauron gekämpft hatten. Dieser Krieg würde hart werden, doch egal, was passieren würde, Khamûl würde auf jeden Fall als Sieger hervorgehen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:42 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #18 am: 3. Mär 2008, 20:33 »
Kapitel 19 - Traurigkeit vorprogrammiert:

Ein letztes Lebwohl

Ein letztes Mal noch küsste Fürst Hurin seine Frau Gishilde. Er hatte sehr große Angst um sie, er fühlte, dass Saurons Mund bald seine Festung angreifen würde. Hurin und Gishilde hatten sich am Abend zuvor noch einmal geliebt. Er hatte es zu einer Art Abschied machen wollen, doch nun schien alles so unglaublich schwierig. „Warum müssen Mama und ich weg, Papa?“, durchbrach der kleine Turin das erdrückende Schweigen. Hurin dachte genau nach. Sagte er seinem Sohn die Wahrheit, so würde der Diamant in seinem Kopf seinen Verstand verbrennen, die Morgulklinge in seiner Brust könnte ihn auch zu einem Geist machen...
Doch würde er seinen Sohn belügen, hätte er vielleicht nie wieder die Chance, es wieder gutzumachen...
Es war zum Verzweifeln! Hurin brach in Tränen aus und umarmte seine Frau. Auch Gishilde stiegen Tränen in die Augen, und der kleine Turin beteiligte sich auch an der Umarmung.
Der letzten Umarmung mit seinem Vater.
Hurin löste sich aus der Umarmung und sprach zu seiner Frau und seinem Sohn: „Ihr seid hier beide nicht mehr sicher... Geht nach Fornost, die Stadt wird gerade von den Dunedain wiederaufgebaut. Sucht Elladan und Elohir, die Söhne Elronds von Bruchtal auf und sagt ihnen, ich hätte euch geschickt. Ich...“ Hurin versagte die Stimme.
„Ich will nicht weg, Vater! Ich habe keine Angst!“, flehte Turin seinen Vater an, doch er blieb bei seiner Meinung. „Ihr seid hier nicht sicher...“, wiederholte er noch einmal mit schwacher Stimme, dann zog er sich in seine Gemächer zurück.
Hurin hörte, wie die Kutsche aufgezäumt wurde. Er musste seine Frau und seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen! Hurin fasste sich ein Herz und verließ seine Gemächer. Er durchquerte den Speisesaal, in dem Saurons Mund ihm den Diamanten eingesetzt hatte, den schmucklosen Gang zum Tor der Festung, und schließlich durchschritt er die Tore. Gerade noch rechtzeitig. Gishilde wollte gerade den Befehl zur Abreise geben, als sie noch Hurin erblickte. Sie schaute flehend zu ihm hinüber, doch er wusste, dass er bei seinen Mannen gebraucht wurde. Ohne ihn würden sie zu schnell fallen.
So trug er ihr zum Abschied ein Gedicht vor, das ihm soeben in den Sinn kam. Hurin wusste nicht, warum dieses Lied ihm einfiel, denn er hatte nie ähnliches gehört:

„Der Eine vergeht, ein Anderer kommt,
in Mordor, im dunklen Schicksalsberg.
Doch dort bleibt er nicht, er verlässt ihn prompt,
und macht sich sogleich woanders ans Werk.

Seine Grausamkeit eilt weit vor ihm her,
sie ruft hervor Zerstörung, Leid und Tod.
Darum schick ich dich jetzt fort von hier,
fliehe nun vor der großen Not.

Geh in den Norden, zum Totendeich,
zu Fornost, der einst mächtigen Stadt.
Denn dort entsteht ein neues Reich,
wo man noch Stärke, Mut und Hoffnung hat.

So verlasse mich nun, Geliebte mein,
geh fort und nimm mit unsren Sohn.
Im Norden soll dir was Bessres verheißen sein,
nicht der Schatten des Ostens mit Neid und Hohn.

So gehe nun fort, mein tapferes Kind,
mögest du einmal an meiner statt
reiten über Wiesen, in den Haaren den Wind,
in einem Land, dass der Schatten des Ostens nicht hat.“


Gishilde gab den Befehl zur Abreise, die Kutsche fuhr weg. Hurin sah ihnen lange nach, bis die Kutsche nur mehr einen kleinen Punkt am Horizont darstellte. Plötzlich fühlte er sich so allein. „Der Schatten des Ostens...“, murmelte er. Diese Worte waren ihm bei seinem Abschiedsgedicht in den Sinn gekommen.
Was hatte dies zu bedeuten?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:44 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #19 am: 3. Mär 2008, 20:34 »
Kapitel 20:

Ein Hafen in der Wüste

Die weite Ebene war total ungewohntes Gelände für ihn. Der Boden bestand aus Wüstensand, auf dem kaum Bäume und Gras wuchsen, die einzigen Grasflecken waren jedoch mehr als hüfthoch. Vor ihm lag die große Stadt Umbar, hinter ihm das Heer König Elessars. Die Stadt schien in Aufregung, ihre Anwesenheit war bemerkt worden.
Imrahil spürte einen Anflug von Angst. Umbar war eine gut geschützte Stadt an einem kleinen Kap. Vom Meer aus war die Stadt fast uneinnehmbar, doch auch vom Land her würde es schwierig werden, die Stadt zu erobern, denn sie war umgeben von einer dicken steinernen Mauer. Zum Glück hatten sie noch hundert Katapulte aus Gondor mitgenommen, und die Zwerge führten auch einige ihrer großen Rammgestelle mit sich. Imrahil drehte sich um. Vor ihm stand nun das Heer König Elessars versammelt. Mehr als viertausend Soldaten Gondors, alle vorbildlich ausgerüstet, zirka dreitausend Reiter der Rohirrim, allesamt beritten, etwa tausend Zwerge vom Einsamen Berg und auch noch etwas weniger als tausend Menschen aus dem Königreich Thal, welches mit den Zwergen des Erebor verbündet war, gehörten dazu. Statthalter Faramir befehligte noch zirka Hundert Waldläufer aus Ithilien, doch diese waren kurz zu einer letzten Übung aufgebrochen.
Auf dem weg durch Nah-Harad waren sie kaum auf ernst zu nehmenden Widerstand gestoßen, dazu waren immer viel zu wenige Feinde in den nicht sonderlich gut geschützten Zeltlagern der Haradrim gewesen. Umbar war jedoch das genaue Gegenteil dieser Lager...
Wo die Haradrim großteils als Wüstennomaden ihr Dasein fristeten und in leicht auf- und abzubauenden Zelten hausten, war Umbar eine solide Stadt mit Häusern aus Stein. Auf der Mauer sah man ständig alle paar Meter einen Wächter über die Ebene von Umbar blicken, und im Abstand von zirka hundert Metern zueinander hatten sie auch drehbare Ballistenplattformen auf der Mauer aufgebaut.
Imrahil wurde ungeduldig. Je länger sie den Angriff hinauszögern würden, umso besser wären die Verteidiger von Umbar auf ihr Kommen vorbereitet! König Elessar war jedoch zu den Katapultmeistern gegangen, um die Belagerungswaffen noch einmal persönlich zu überprüfen und laden zu lassen. Endlich sah er den König auf ihn zukommen! Wie immer haftete kein Makel an Elessar Telcontar, dem Erneuerer der Reiche Arnor und Gondor. Imrahil hatte gehört, dass der König Elladan und Elohir, den Söhnen Elronds von Bruchtal, aufgetragen habe, Fornost, die Hauptstadt des einstmals großen Königreichs Arnor im Norden wieder aufzubauen.
König Elessar trug ein glänzendes stählernes Kettenhemd, darüber ein rotes Hemd, welches auf der Brust und an den Ärmeln mit goldenen Fäden den Baum Gondors eingestickt hatte. Ein wallender blauer Umhang, die Krone Isildurs aus Gold und Mithril, sowie das Schwert Anduril, das neu geschmiedete Schwert Isildurs, welches Elessar umgegürtet hatte, umrahmten das Bild des Königs von Gondor endgültig. Imrahil selbst war am ganzen Körper gepanzert, ebenso wie seine Ritter. Er trug eine Ganzkörperrüstung mit dem Schwan von Dol Amroth auf der Brustplatte. Sein Helm, welcher wie bei allen Schwanenrittern an den Seiten Flügel trug, befand sich bei seinem Hengst Aiwendil, der schon fertig aufgezäumt und gerüstet auf die Schlacht wartete.
Als König Elessar bei Imrahil angekommen war, deutete dieser eine Verbeugung an und sagte: „Mein König, die Soldaten Gondors sind bereit zum Kampf. Werdet Ihr Euer Schwert ziehen, so werden auch tausende andere Schwerter mit dem Euren in den Kampf ziehen.“
„Und außerdem noch hunderte Äxte“, ertönte eine ruppige Stimme in der Nähe von Imrahil, noch bevor König Elessar hätte antworten können. Es war Gimli Gloinsson, der Anführer der Zwerge vom Erebor und der Menschen aus Thal. Der Zwerg hatte einen struppigen roten Bart. Er trug ein Kettenhemd, zwergische Schulterplatten und einen Helm. Bei sich hatte er zwei Äxte, eine einschneidige mit einem nicht besonders langen Stiel, welche in seinem Gürtel steckte, und eine zweischneidige, welche er auf den Rücken geschnallt hatte.
König Elessar sagte nichts, sondern begrüßte zuerst Imrahil und dann Gimli. Schließlich wandte er sich an den Fürsten von Dol Amroth: „Wisst Ihr, wohin sich Statthalter Faramir mit seinen Waldläufern zurückgezogen hat?“
„Ich weiß es nicht, mein König“, musste Imrahil gestehen: „doch ich werden ihn suchen gehen.“ Er wartete noch einen Moment auf ein mögliches Widerwort des Königs, wandte sich aber dann in die Richtung, in der gestern noch die Waldläufer gelagert hatten.
Das Nachtlager der Waldläufer befand sich etwas abseits des Heerlagers, direkt neben einem großen Flecken Gras. Die Waldläufer brauchten im Gegensatz zum Rest des Heeres nur leicht zu transportierende Schlafsäcke für die Nachtruhe, diese waren jedoch noch da, also dürften Statthalter Faramir und seine Männer nicht weit von hier entfernt sein. Direkt am großen Grasflecken, in der Nähe des Lagers der Waldläufer, bemerkte Imrahil ein Zelt mit Wänden aus feinen braunen Stoffen. Er näherte sich dem Zelt und betrachtete es genauer. Wer könnte wohl hier drinnen wohnen? Statthalter Faramir? Imrahil beschloss, einfach einzutreten.
Das Zelt war einfach eingerichtet, an seinem Rand befand sich eine einfache Schlafstelle, direkt dieser gegenüber stand ein Schreibtisch. Auf diesem Tisch befanden sich einige Kerzenstummel, Federkiele, ein Tintenfass und ein Stück Pergament.  Imrahil betrachtete das Blatt genauer. Es schien ein Brief zu sein. Er begann zu lesen:

„Mein lieber Freund Alatar

Ich war jahrelang nicht mit deiner Ansicht der Welt einverstanden und ermahne dich noch einmal: Du kannst die Valar nicht überlisten!
Vergiss nicht unsere Pflicht, die uns von Manwe auferlegt wurde! Wir sollten die Menschen vor dem Einfluss des Bösen beschützen, und nicht versuchen, den großen Feind aus der Leere zu befreien! Schon seit tausenden Jahren suchst du schon einen Weg, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber dennoch scheiterst du immer wieder daran! War nicht der Tod deines Zwillingsbruders Pallando schon ein Zeichen, stark genug, um dir zu beweisen, dass du nie zum Ziel kommen würdest? Früher oder später werden die Valar dich noch bemerken, wenn du versuchst, in die zeitlose Leere einzutreten – Sogar Eru selbst könnte seinen Zorn auf dich niedergehen lassen! Du weißt doch selbst, was er aus dem großen Numenor gemacht hat!
Hiermit bitte ich dich noch ein letztes Mal, Alatar: Lass von deinem Vorhaben ab!
Wenn du wider jeder Vernunft dennoch weiterarbeiten willst, sehe ich mich dazu gezwungen, dein Vorhaben den Valar zu melden.
Wähle!
Vertraue nicht darauf, dass mich die Liebe zu dir dazu bringt, deinem Verrat noch länger zuzusehen! Kehre doch wieder auf den richtigen Weg zurück!“


Hier war der Brief zu Ende. Imrahil wusste nicht, was er denken sollte. Wer war dieser Alatar, und wer war der große Feind? Etwa Sauron? Das ergab keinen Sinn, der Herr der Ringe war tot!
Und wenn es diesem Alatar tatsächlich gelungen wäre, diesen großen Feind aus der Leere zu befreien? War der große Feind vielleicht gar der Schatten des Ostens, von dem Imrahil erst vor kurzem geträumt hatte?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:45 von Khamul »
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Khamul

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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #20 am: 3. Mär 2008, 20:36 »
Kapitel 21 ist ein wenig verschwiegen und verwirrend:

Freund oder Feind?

Der Fürst Imrahil hatte soeben ein Zelt betreten. Es hatte Wände aus feinen braunen Stoffen, welche er schon aus Harad kannte. Er gab seinen Männern ein Zeichen, dass sie sich nicht rühren sollten und schlich sich zur Zeltwand hin.
Der Fürst Gondors stand inmitten des Raumes und las ein Stück Pergament.
Er zog lautlos einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn an die Sehne. Noch ein letztes Mal überprüfte er, ob seine Kapuze nicht von seinem Kopf rutschen könnte.
Imrahil blickte wieder vom Pergament auf. Der Fürst war zwar vom Zelteingang abgewendet, könnte sich aber jederzeit umblicken. Er musste sich beeilen! So schnell wie es ihm möglich war, schlich er ohne ein Geräusch zu verursachen hinter Imrahil. Noch hatte dieser nichts gemerkt. Er spannte seinen Bogen und berührte den Fürsten Gondors mit der Pfeilspitze an der Schulter.
Erschrocken wandte sich Imrahil um. Das Entsetzen stand dem Fürsten im Gesicht, während er sein Schwert zog.
Der Kapuzierte machte einen Satz nach hinten, warf seinen Pfeil und seinen Bogen weg und zog ebenfalls sein Schwert. Dieses war zwar kürzer als das des Fürsten von Gondor, es würde jedoch seine Pflicht tun. Fürst Imrahil hieb mit dem Schwert auf seinen Arm. Er machte jedoch keine Anstalten, die Klinge seines Gegners abzuwehren, sondern rammte diesen frontal.
Die Klinge traf ihn nicht, und Imrahil kam aus dem Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Es war genauso, wie er es beabsichtigt hatte! Der Kapuzierte trat auf die Rechte Hand des Fürsten, in welcher dieser sein Schwert hielt, und setzte ihm sein eigenes an die Kehle.
„Zeig mir dein Gesicht, bevor du mich umbringst, du feiger Meuchelmörder Suladans!“, rief Imrahil ihm zu. Sein Blick war voller Zorn und Hass. Wortlos zog der Kapuzierte seine Kapuze vom Kopf, und der Gesichtsausdruck des Fürsten änderte sich schlagartig.
„Faramir?“
Faramir lächelte. Er trat einen Schritt zurück und ließ seinen Freund Imrahil wieder auf die Beine kommen. „Warum hast du mich angegriffen?“, fragte er. Faramir gab ihm zuerst keine Antwort, sondern hob seinen Bogen wieder auf. Imrahil fragte noch einmal, dieses Mal war jedoch schon mit ein wenig Ungeduld in seiner Stimme: „Warum hast du mich angegriffen?“
„Ist das nicht klar?“
„Was soll klar sein?!“
Faramir sah Imrahil direkt in die Augen. Sein Freund schien wirklich nichts zu ahnen. Man sah ihm nur seinen Zorn an. Er musste ihn wohl aufklären: „Du weißt doch, dass ich mit meinen Waldläufern zu einer letzten Übung aufgebrochen bin...“
„Ja, das weiß ich! Was hat das denn damit zu tun?!“, unterbrach Imrahil ihn zornig. Er erzählte jedoch ruhig weiter: „... Meine Waldläufer und ich haben in dem Großen Flecken Gras noch ein letztes Mal unsere Anschleichtechniken verfeinert. Als ich dich in das Zelt kommen sah, wollte ich versuchen, ob meine Technik die Richtige ist.“
Langsam schien Imrahil seine Beherrschung wieder zu finden. Sein Schwert in die Scheide steckend, erklärte er Faramir: „Ihr und Eure Waldläufer werdet von König Elessar erwartet. Der Angriff auf Umbar steht kurz bevor.“
„Dann wird es den König sicher interessieren, dass König Suladan von Harad sich zurzeit in der Stadt befindet“, erwiderte Faramir. Schon wieder wich die Beherrschtheit aus Imrahils Gesicht. „Woher wisst Ihr dies, Statthalter?“
Faramir beschloss, seinen Freund als Ersten genau einzuweihen: „Ich sah während eines Spähganges die Leibgarde Suladans die Stadt betreten – Er ritt an ihrer Spitze... Es kann unmöglich ein Anderer gewesen sein!“, fügte er noch entschlossen hinzu, als er den skeptischen Gesichtsausdruck Imrahils bemerkte: „Ich bin ihnen Nämlich ein Stück lang gefolgt. Kurz vor den Toren haben sie mich jedoch entdeckt, und ich konnte nur mit knapper Not entkommen.“
Nun herrschte einige Momente lang Stille. Imrahil schien alles, was er eben gehört und gesehen hatte, erst einmal verdauen zu müssen. Schließlich sagte er langsam zu Faramir: „Statthalter, nehmt Eure Männer und kommt zum König. Ihr werdet erwartet. Ich werde währenddessen dem König von Suladan berichten...“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging wieder zum Heerlager zurück.
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #21 am: 3. Mär 2008, 20:37 »
Kapitel 22 - die Schlacht um Umbar beginnt:

Gimlis Plan

„Unsere Männer werden gegen die Mauer Umbars rennen so wie Wasser gegen Fels brandet! Sie haben schon zu viele Bogenschützen auf der Mauer!“ Mit diesen Worten hatte Gimli, soweit er es am Gesichtsausdruck Aragorns erkennen konnte, alle Pläne zunichte gemacht. Statthalter Faramir wandte sich an Gimli: „Wie sollen wir dann Eurer Meinung nach die Stadt einnehmen? Sollen wir etwa aufgeben, Gimli Gloinsson?“
Daran hatte er selbst schon gedacht. Es war eindeutig waghalsig, doch er musste seinen einzigen Plan vor die Heermeister bringen. Mit einem Mal war seine Selbstsicherheit dahin. Noch vor wenigen Momenten hatte er sich selbst dabei gesehen, wie er alle Heerführer von seinem Plan überzeugt hatte, doch nun zweifelte er selbst daran. Gimli sah in die Runde der Heerführer. Aragorn überstrahlte als König natürlich alle anderen in Prunk. In seinem Hemd war mit Fäden aus reinem Gold der Baum Gondors eingestickt worden. Die Krone Gondors, die er trug, war angeblich von Zwergen geschmiedet worden, ebenso wie sein Schwert Anduril. Zur Rechten Aragorns stand Statthalter Faramir. Der junge Mann trug über seinem ledernen Wams, auf dem der Baum Gondors gemalt war, einen grasfarbenen Kapuzenmantel. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass er zu den Waldläufern gehörte. Fürst Imrahil trug wie immer seine blank polierte Ritterrüstung mit dem Schwan von Dol Amroth darauf. König Eomer war wie Imrahil volkommen gepanzert, nur hatte der König Rohans die Metallplatten braun färben lassen, zusätzlich war auf seiner Brustplatte das goldene Ross Rohans zu sehen. Zu guter Letzt war noch Radagast der Braune, in braune Stoffe bekleidet und mit einem braunen Hut auf dem Kopf. Sein langer weißer Bart ließ ihn beinahe wie ein großer Zwerg aussehen.
Gimli holte tief Luft. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er hielt die Luft an und dachte noch einmal genau nach. Er musste sie alle sofort überzeugen, ansonsten würde eine lange Diskussion entstehen. Nach kurzem Überlegen hatte er endlich die richtigen Worte gefunden. Kurz und bündig erklärte er den Anderen seinen Plan. Niemand unterbrach ihn, während er sprach, und als er geendet hatte, war es noch einige Momente lang still. Sie schienen wohl darüber nachzudenken. Schließlich öffnete Radagast der Braune erstmals in dieser Versammlung den Mund: „Das ist zu gefährlich, die Soldaten werden sich dabei sämtliche Knochen brechen. Wie sollen sie dann noch kämpfen können?“
Mit dieser Frage hatte Gimli gerechnet. Er antwortete dem Zauberer: „Deswegen sollten es nur Zwerge versuchen. Ich selbst werde als Erster dabei sein. Wir Zwerge sind widerstandsfähig, und außerdem haben wir Schilde, groß genug, um die Pfeile der Verteidiger abwehren zu können.“
Noch einmal blickte Gimli skeptisch in die Runde. Die anderen Heerführer blickten alle auf Aragorn. Sie warteten auf seine Entscheidung.

Zwei Stunden später stand Gimli schon mit den fünfhundert Zwergen, die er ausgewählt hatte, auf der Ebene von Umbar. Sie alle hatten sich vor den Katapulten versammelt, trugen typische Zwergenmasken, einschneidige Äxte und große Schilde. Gimli trug ebenfalls eine Zwergenmaske und einen Schild. Er hatte beschlossen, seine einschneidige Axt für diese Art von Schlacht zu verwenden. Seine andere zweischneidige Axt, mit welcher er eigentlich lieber kämpfte, konnte er nicht gut einhändig führen. Ihr Stiel war zu lang dafür, die andere jedoch war perfekt geeignet für den einhändigen Kampf.
Der Rest des Heeres war schon bereit zum Angriff: Die verbliebenen fünfhundert Zwerge Gimlis begaben sich gerade in die Drachenpanzer-Formation. Dabei Deckten sie sich vorne, hinten und Oben gegenseitig mit ihren Schilden. So bildeten sie eine Schier unaufhaltsame Angriffswelle. Je vier Zwerge bedienten die zwei Rammgestelle auf Rädern, welche das Tor der Stadt zerstören sollten.
„Menschen aus Gondor, Rohan und Thal! Zwerge vom Erebor! Heute werden wir die Stadt Umbar einnehmen, um unseren Königreichen endlich Frieden vor den bösartigen Korsaren und den Haradrim bieten zu können!“ Die Rede Aragorns ließ Gimli aus seinen Gedanken aufschrecken. Er musste schnell seinen Platz einnehmen! Nicht auf die Rede Aragorns achtend, machte er sich auf, sich in die Ladeplattform eines Katapultes zu setzen. Viele der anderen Zwerge taten es ihm gleich. Als alle hundert Katapulte dann mit je einem Zwerg geladen waren, redete Aragorn immer noch: „... Ich war einmal selbst in dieser Stadt, und ich weiß: Sie ist nicht uneinnehmbar! Wir werden dies den Korsaren und den Haradrim beweisen! Auf zur Schlacht!! AUF ZUM SIEG!!!“
Das Heer jubelte Aragorn zu, und Gimli rief dem Menschen, der das Katapult bediente, „Feuer!“ zu. Der Mensch legte einen Hebel um, und schon schnellte der Katapultarm nach Oben. Gimli glitt von der Ladeplattform ab und segelte durch die Luft. Es war ein banges Gefühl für ihn, keinen Boden unter den Füßen zu haben. Gimli flog über die Ebene von Umbar, segelte knapp über die Mauer drüber und landete knapp hinter ihr am Boden.
Der harte Aufprall drückte ihm die Luft aus den Lungen. Es dauerte einen Moment, bis er es schaffte, sich wieder aufzurappeln und seine Axt aus dem Gürtel zu ziehen. Er war in der Nähe des Tores gelandet, von seiner Position aus war es nicht weit bis zu einer Treppe zur Mauer hinauf. Drei oder vier Feinde, die hinter dem Tor Stellung bezogen hatten, wurden auf ihn aufmerksam und rannten mit gerückten Säbeln auf ihn zu. Gimli hob seinen großen Schild vor seinen Körper und eilte ebenfalls auf die Menschen zu. Als er bei ihnen angelangt war, ließ er seine Axt durch die Luft zischen. Er traf den Feind direkt vor ihm an der Brust. Der Mensch spuckte Blut und sank sofort leblos zu Boden. Mit einem weiteren Hieb zerschmetterte er den Schild des zweiten Haradrim, während er mit seinem eigenen den Hieb des dritten abwehrte.
Gimlis Axt beschrieb einen weiten blutigen Kreis. Sofort sanken auch die restlichen drei Haradrim getroffen zu Boden. Gimli verharrte einen Moment, um festzustellen, was sich um ihn herum abspielte. Soeben flog die zweite Salve Zwerge durch die Lüfte, die Bogenschützen auf der Mauer spannten schon ihre Bögen, weil sie ihn bemerkt hatten, und die Krieger am Tor verschanzten sich hinter ihren Schilden. Gimli schenkte ihnen keine Beachtung und hechtete, gut hinter seinem Schild geschützt, in die Richtung der Treppe zur Mauer. Nach wenigen Schritten eilte er schon die Treppe hoch. Auf der Mauer drauf, zog er sofort mit seiner Axt blutige Streifen in die Verteidiger. Die Bogenschützen wussten nicht recht, wie ihnen geschah, und wichen einige Schritte zurück. Gimli hörte das Surren von Pfeilen. Schnell riss er seinen Schild in die Richtung, aus der das Surren gekommen war. Wie Trommelschläge prallten die Pfeile auf seinen Schild auf.
Kaum hatte Gimli die Deckung seines Schildes verlassen, hackte er mit seiner Axt wieder auf die Feinde ein wie ein Holzhacker auf einen Baum. Ein zweites Mal fing er eine Pfeilsalve mit seinem Schild ab. Seine Axt zischte in einem diesmal engen Bogen durch die Luft und stieß dem Menschen direkt vor ihm in die Seite. Der Haradrim zuckte zusammen, hielt jedoch gleichzeitig mit beiden Händen Gimlis Axt fest, sodass dieser sie nicht mehr aus seinem Feind herausziehen konnte. Gimli zog mit aller kraft. Endlich gab der Mensch nach! Doch... Nein! Der Mensch sprang von der Mauer, noch immer die Axt in seinem Körper! Gimli versuchte noch einmal verzweifelt, seine Axt zu befreien, wurde jedoch von dem Menschen mitgerissen. So stürzten sie beide von der Mauer runter.
Er landete recht weich auf dem Haradrim, welcher jedoch sofort Gimlis Schild mit aller Kraft festhielt. Nun konnte er endlich seine Axt befreien. Mit einem Ruck hatte er seine Waffe aus der Seite des Menschen gezogen, und erhob sie, um seinem Feind den Schädel zu spalten.
Plötzlich durchzuckte ein mächtiger Schmerz Gimlis Hand, und er ließ seine Axt fallen. Ein Pfeil hatte seinen Unterarm durchbohrt! Er bemühte sich, nicht sofort aufzuschreien. Er musste seine Kräfte sammeln und den Schmerz besiegen. Ein Pochen war zu hören, und dann durchzog ihn wieder dieser stechende Schmerz, dieses Mal aber in seinem Rücken. Gimli presste seine Augenlider zusammen und konzentrierte sich. Er durfte jetzt nicht schwach werden!
Wieder ertönte ein Pochen. Gimli wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Als sich dann auch noch der Griff seines Feindes lockerte, öffnete er wieder die Augen. Aus dem rechten Auge des Menschen ragte ein rot gefiederter Pfeilschaft! Er war von seinen eigenen Kameraden getötet worden! Unter Aufwendung all seiner verbliebenen Kräfte drehte Gimli sich zur Seite und erhob seinen Schild zum Schutz. „So endest du also, Gimli Gloinsson...“, dachte er sich. Plötzlich hörte er ein knacken und kurz darauf ein lang gezogenes Ächzen. Der Kampfgeist regte sich wieder in ihm. Sie hatten das Tor durchbrochen! Er musste jetzt nur noch wenige Momente lang durchhalten, dann wäre er gerettet!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:47 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #22 am: 3. Mär 2008, 20:38 »
Kapitel 23:

Wüstenskorpione

Imrahil hatte seinen Helm aufgesetzt und saß nun auf seinem Hengst Aiwendil. Er hatte zur Rechten von König Eomer vor der Mauer von Umbar, natürlich außerhalb der Reichweite der Bogenschützen, Stellung bezogen. Die Zwerge, welche nicht von Katapulten verschossen worden waren, hatten in der Drachenpanzer-Formation das Tor eingekreist und den Weg für die Rammgestelle, welche nun mit zerstörerischer Wucht ihr Werk ausübten, freigemacht. Die Zwerge auf der Mauer der Stadt richteten gerade so ein Massaker unter den Bogenschützen an, sodass die Drachenpanzer-Formation eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Die Haradrim auf der Mauer hatten nämlich kaum Zeit dazu, den Angreifern des Tores auch nur einen Moment lang Aufmerksamkeit zu schenken, wo sie doch selbst in Gefahr waren, von einer wütenden Zwergenaxt zerhackt zu werden. Dennoch war Imrahil irgendwie in Sorge um die Zwerge, denn ihr Anführer Gimli war nirgendwo zu sehen. Es war dessen Idee gewesen, kurz vor dem Angriff Krieger hinter die Mauer zu schießen, und wenn er dann zu den wenigen Toten gehörte... Das wäre dann wohl sehr großes Pech für ihn.
Imrahils gesamter Körper war angespannt. Er wollte den Haradrim den Angriff auf seine Festung, auf seine Frau Niniel, tausendfach zurückzahlen. Die Krieger der Schlange sollten lernen, die Krieger des Schwans zu fürchten! Die Schlangenkrieger Harads sollten die Schwanenritter Dol Amroths nie vergessen!
König Elessar führte die Fußsoldaten an. Sobald das Tor fallen würde, was in wenigen Momenten der Fall wäre, sollten die Reiter Rohans und die Schwanenritter Dol Amroths noch einmal einen Großteil der Stadt Umbar von Verteidigern befreien, sodass die Fußtruppen dann ungehindert einmarschieren könnten. Diese Strategie war seit jeher bewährt, aber irgendwie hielt Imrahil König Elessar dennoch für einen Feigling. Der König hatte auch ein Pferd, warum kämpfte er nicht mit den Reitern mit? „Lästere nicht über den König“, ermahnte er sich selbst im Stillen. Der König war ein tapferer Mann, er war vor seiner Regentschaft schon einmal mit einem viel kleineren Heer als seinem jetzigen in Umbar eingedrungen und hatte nahezu die Gesamte Flotte der Korsaren zerstört. Der König wusste schon, welcher Gefahr er seine Truppen aussetzte, er war weise und außerdem gab er seinen Männern Mut, der nicht durch einen zweifelnden Fürsten zerstört werden sollte!
Imrahil hörte ein Knacken und kurz darauf ein lang gezogenes Ächzen. Das Tor öffnete sich! Jeder einzelne Muskel in Imrahils Körper spannte sich. Er zog sein Schwert aus der Scheide und wartete mit zusammengebissenen Zähnen, bis die Zwerge den Weg zum Torbogen freigegeben hatten. Noch ehe König Eomer das Kommando übernehmen konnte, rief er mit lauter Stimme: „Zum Angriff!!“, und stürmte vor den anderen Reitern her. Die wenigen Verteidiger hinter dem aufgebrochenen Tor ergriffen panisch die Flucht, weil sie nur allerhöchstens hundert Mann waren, auf die mehr als dreitausend Reiter zustürmten. Imrahil fühlte sich wie ein Ork, während er den Fliehenden hinterher jagte. Er spürte einen Tötungsrausch in sich aufsteigen, er wollte alle Haradrim, die dort vor ihm rannten, eigenhändig töten. Das wäre die perfekte Rache für den hinterhältigen Angriff auf seine Frau!
Nach wenigen Herzschlägen hatte Imrahil schon den letzten der Flüchtenden erreicht. Der Haradrim hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzudrehen, als Imrahils Schwert ihm durch den Rücken stach. So schnell wie das Schwert den Körper des Mannes durchbohrt hatte, so schnell wurde es auch wieder hinausgezogen, und trennte schon den Kopf des nächsten Haradrim von dessen Schultern.
Während Imrahil in vollem Galopp weiterritt, hörte er plötzlich einen Schrei von Hinten. Er blickte sich um. Nur wenige Meter hinter ihm ritt König Eomer, dicht gefolgt von den restlichen Reitern. Der Schrei war von einigen Gestürzten Reitern gekommen, die soeben von ihren Hintermännern niedergetrampelt wurden. Imrahil wendete sein Pferd und rief König Eomer zu: „Da ist etwas!“ Eomer riss auch sein Pferd herum und rief: „HALT!“ Sofort kam Stillstand in die Reiter. „WAS IST HIER LOS?“, brüllte Eomer ihnen zu. „Ein Stolperdraht!“, war die Antwort. Kaum war sie gekommen, waren auch schon die Urheber zu sehen. Von beiden Seiten der breiten Straße sprangen vermummte, schwarz gewandete Krieger auf die Reiter zu.
Sie hatten ihre Gesichter verschleiert und fochten mit zierlich wirkenden Säbeln. Diese Krieger gehörten Zweifelsohne zu den Königsskorpionen, der Leibwache König Suladans von Harad! Sie waren legendär, selbst in Gondor.
Die Königsskorpione fochten wie Berserker mit ihren Klingen, und zogen blutige Furchen in die Reiter. Obwohl die Feinde nicht mehr als zwanzig waren, hatten sie schon unzählige Männer getötet, ehe diese sich überhaupt wehren konnten. Imrahil sprang von seinem Hengst Aiwendil und hechtete auf die Truppe Reiter zu. Wenn er nicht zu Pferde unterwegs war, würde er kein so leichtes Ziel für die Königsskorpione darstellen. So gut es seine Rüstung erlaubte, schlich er zwischen den unruhigen Pferden hindurch, in die Richtung der Todesschreie hin.
Endlich erblickte er einen der verschleierten Krieger, welcher gerade mit zwei Reitern gleichzeitig focht. Der Königsskorpion war ein weitaus besserer Fechter als die beiden Rohirrim, und er streckte sie beide mit nur einem Hieb nieder. Dann erblickte der Vermummte Imrahil und stieß mit einem schrillen Schrei zu ihm vor. Imrahil fing den Hieb des Königsskorpions mit einem Schild ab und stach ebenfalls mit seinem Schwert zu. Sein Feind war jedoch ungewöhnlich geschickt mit seiner Klinge und schaffte es wie durch ein Wunder, Imrahils Stich abzublocken. Binnen eines Herzschlags kam schon der Gegenangriff. Der Säbel des vermummten Haradrim ließ die Brustplatte des Fürsten von Dol Amroth entzwei splittern, und Imrahil spürte einen schnitt auf seiner Brust.
War dies nun das Ende?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:48 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #23 am: 3. Mär 2008, 20:39 »
Kapitel 24 - eine neue Schlacht beginnt:

Die Schlacht um Dagorland

Das Heer von Saurons Mund lagerte in einer tiefen Mulde von gigantischem Ausmaß. Im Nordosten der Mulde trafen sich zwei Ansätze des Schattengebirges an einer Ruine. Saurons Mund hatte ihm erzählt, dass diese Mulde durch den Sturz Saurons entstanden war und die dunkle Ruine im Nordosten einst das Schwarze Tor Mordors gewesen war.
Boltan war noch nie selbst in Mordor gewesen, er hatte noch nicht einmal gelebt, als der dunkle Gebieter Sauron noch über Mittelerde geherrscht hatte. Er beobachtete gerade einige Ostlinge dabei, wie sie die Trümmer des Tores verehrten. Was für ein Schwachsinn! Warum sprachen diese Menschen einem Stück Stein überhaupt Macht zu? Sie schlitzten sich doch tatsächlich selbst ihre Arme mit den Steintrümmern auf! Glaubten sie etwa, dadurch stärker zu werden? Verwirrt durch die barbarischen Bräuche der Ostlinge wandte er sich ab. Sollten sie doch machen, was sie wollen! Er hatte wichtigeres zu tun!
Der Angriff auf die Festung von Dagorland stand nämlich kurz bevor, alles wartete nur noch auf Khamûl, welcher seine Rüstung verlassen hatte und noch einmal alles rundherum ausspähte. Boltan suchte vorerst einmal seinen Warg, den er an seinem Schlafplatz zurückgelassen hatte. Der große Wolf lag ruhig zwischen den wenigen Orks, die sich noch einmal ausruhen wollten. Als diese Boltan erblickten, taten sie schnell so, als würden sie noch schnell ihre Helme und Waffen suchten. Sie wussten, dass Boltan Faulheit nicht ausstehen konnte, doch im Moment war es ihm egal, was sie taten. Noch stand die Schlacht nicht direkt bevor, und wenn es soweit wäre, würde er sie noch Eile lehren!
   Als er seinen Warg erreichte, musste er überrascht feststellen, dass sein treues Reittier eingeschlafen war. Boltan verpasste seinem Wolf einen leichten Knuff in die Seite. Langsam öffnete dieser seine Augen.
„Aufstehen!“, rief Boltan seinem Warg zu. Dieser gähnte noch einmal stark und streckte seine Glieder. Endlich war er vollends wach! Boltan wühlte kurz in seinem Schlafplatz herum, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er warf seinem Warg ein Stück Dörrfleisch zu. Gierig schnappte sein Reittier nach dem Fleisch und hatte es schon nach wenigen Sekunden verschlungen. Der Wolf hechelte. Anscheinend wollte er noch mehr. „Das ist Menschenfleisch“, sagte Boltan zu ihm: „Bald wirst du noch mehr davon bekommen.“
Boltan bestieg den Rücken seines Reittieres und fasste es an den Zügeln. Nach einem kurzen Tritt in die Seiten setzte es sich in Bewegung. Er wollte zu Saurons Mund, um zu erfahren, wie lange es wohl noch bis zur Schlacht dauern würde. Saurons Mund besaß ein prunkvoll eingerichtetes Zelt aus schwarzen Stoffen, in welches er sich normalerweise immer gemeinsam mit Khamûl zurückzog, wenn es aufgebaut war. Boltans Misstrauen dem Geist gegenüber war zwar nicht mehr so groß wie bei ihrer ersten Begegnung, aber trotzdem überkamen ihn immer wieder düstere Vorahnungen und unbeschreibliche Furcht, wenn er Khamûl sah.
In der Nähe des Zeltes von Saurons Mund lagerten Unûar und seine Halborks. Sie waren mit nur zweihundert Mann eine eindeutige Minderheit im Heer, doch sie bildeten die Leibgarde von Saurons Mund. Unûar war unausstehlich überheblich geworden seit seiner Beförderung zum Anführer der Leibgarde. Während Boltan an den Halborks vorbei ritt, rief Unûar ihm etwas zu. Er hörte aber nicht darauf, dieser aufgeblasene Muskelprotz wollte ihn doch nur provozieren. Unûar wusste nämlich, dass Boltan immer noch über ihm stand, und deshalb beließ er den Machtstreit der Beiden bei Provozierungen und seiner Überheblichkeit.
Als er von seinem Wolf abstieg, sah er eine goldene Rüstung, die Saurons Mund in seinem Zelt aufgehängt hatte... Nein, das war Khamûls Rüstung, die leer mitten im Zelt stand. Boltan betrat das Zelt und erblickte Saurons Mund. Der in schwarz gekleidete Mensch hatte ihn wohl erwartet. „Ich dachte mir, dass du kommen würdest...“, begann er, nachdem er ihn einmal ordentlich gemustert hatte: „Die Schlacht wird bald beginnen. Khamûl dürfte in wenigen Momenten zurückkehren, ich spüre schon, wie er sich nähert.“ Boltan wollte seinem Meister eine Antwort geben, doch plötzlich hatte er das Gefühl, ihm wäre die Kehle zugeschnürt worden. Ihm wurde kalt, und er spürte, wie überwältigende Angst in ihm aufstieg. Das schier übermächtige Gefühl niederkämpfend, sah er, wie sich Khamûls Rüstung wieder bewegte. Er war also zurückgekehrt.
Khamûl ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Bei Boltan blieb er einen Moment hängen. Es kostete dem Ork viel Mühe, dem hasserfüllten, durchbohrenden Blick des Geistes standzuhalten. Als Khamûls Blick endlich weiterwanderte, ergriff Saurons Mund das Wort: „Was hast du gesehen, Khamûl?“
„Fürst Hurin von Dagorland hat alle seine Truppen aus den umliegenden Gehöften zu seiner Festung gerufen. Er war wohl auf unser Kommen vorbereitet, wie du es geahnt hast. Die Festung von Dagorland ist jedoch nicht besonders groß und mächtig, die größte Gefahr geht von den tausend Mann aus, die vor ihren Toren lagern.“
Saurons Mund überlegte noch einen Moment, bis er dann sagte: „Gut gemacht, Khamûl. Gehe nun zu König Ulfang und sag ihm, dass ich seine Ostlinge in einer Stunde bereit zum Kampf sehen will“, dann wandte er sich zu Boltan: „Und du gehst jetzt hinaus und sorgst dafür, dass alle Orks innerhalb von einer Stunde hier vor meinem Zelt versammelt sind.“

Eine Stunde später stand Boltan vor dem Heer von Saurons Mund, welches sich voll gerüstet vor dessen Zelt versammelt hatte. Rechts von ihm stand sein Meister, Khamûl und König Ulfang zu dessen Rechten. Die Krieger, die sich hier in der Mulde befanden, waren von unüberschaubarer Zahl. Boltan wusste zwar nicht, wie viel Tausend war, aber das Heer von Saurons Mund musste aus weitaus mehr als tausend Kriegern bestehen, ansonsten würde er den Angriff nicht wagen.
Saurons Mund trat vor und zog sein Schwert: „Ihr Orks! Ihr Menschen von Rhûn! Heute werden wir blutige Rache nehmen an den Ländern des Westens! Ihr Vieh soll bluten, ihre Gehöfte sollen brennen, und ihre Kinder sollen versklavt werden! Wir werden das glorreiche Werk des dunklen Gebieters Sauron vollenden! Wir werden die Menschen des Westens niederwerfen und beherrschen, auf das Sauron seinen Zorn über sie fahren lasse! Auf mit euch! Nehmt die erste Hürde! Nehmt die Festung von Dagorland! AUF ZUM SIEG!!!“
Die Krieger brachen in Unglaublichen Jubel aus, und Boltan, Khamûl und Ulfang brachen zu ihren Reittieren auf, um das Heer zu führen. Saurons Mund kämpfte nicht selbst in der Schlacht mit, anscheinend war er kein so guter Fechter. Mit einem Satz war Boltan auf seinem Warg und schon trat er ihm in die Seiten und jagte um das Heer herum. Die Krieger rannten, um ihm zu folgen, und er genoss es einfach. Am Ausgang traf er mit Khamûl, Ulfang, der Reiterei aus Rhûn und den Wargreitern zusammen, und sie trabten vor den rennenden Fußsoldaten her, um ihnen nicht zu weit voraus zu sein.
Boltan zog seine Streitaxt aus der Lederschlaufe an seinem Rücken. Schon spürte er den Tötungsrausch in sich aufsteigen. Das war schlecht! Er musste den Drang, unbedingt töten zu wollen, niederkämpfen! War er erst einmal in so einem Rausch, war es unmöglich für ihn, nachzudenken! Er hatte auch seinen Schülern gelernt, dass sie, wenn der Tötungsrausch über sie kam, unbedingt einen kühlen Kopf bewahren mussten. Wer ohne Kopf kämpfte, war nämlich schon so gut wie tot!
Kaum waren sie aus der Mulde herausgekommen, war schon die Festung von Dagorland in Sicht. Vor der Festung stand ein Lager aus Zelten, und schon liefen einige Wächter, die sie gesehen hatten, umher. Boltan warf einen Blick zur Seite. Khamûl ritt gemächlich auf seinem braunen Pferd im Trab dahin, während Ulfang eine große Anspannung anzumerken war. Der König der Ostlinge wartete schon ungeduldig auf die Schlacht. Sie ritten noch eine Weile gemächlich dahin, bis hinten schon so ziemlich das ganze Heer aus der Mulde gekommen war. Dann verfiel Khamûl in einen Galopp. Boltan, Ulfang und auch die restlichen Reiter taten es ihm gleich. Viele Zelte im Lager vor der Festung waren schon abgebaut worden, und es hatte sich schon eine Verteidigungslinie aus Speerträgern gebildet, Khamûl galoppierte dennoch wie von Sinnen direkt auf die Speere zu. Boltan fragte sich, ob auch Geister in so einen Tötungsrausch verfallen konnten. Hatte Khamûl seine Strategie auch wirklich durchdacht? Der Geist ritt schneller als alle anderen, und als er nur mehr wenige Meter vor den Speerträgern von Gondor war, stieß er plötzlich ein schrilles Kreischen aus. Boltan erbebte vor lauter Furcht und einige der Reiter wurden von ihren Pferden abgeworfen, doch die Warge schienen ruhig zu bleiben. Die Verteidiger stroben jedoch panisch auseinander. Jetzt wusste Boltan, warum Khamûl so einen offenen Angriff gewagt hatte!
Er hatte sich wieder einigermaßen vom Schreck erholt und raste jetzt mit voller Geschwindigkeit auf die Menschen zu. Sein Warg fiel einen Fliehenden von hinten an und biss ihm Sofors ins Genick. Boltan sprang von seinem Wolf, er würde ihn ein wenig alleine kämpfen lassen. Außerdem konnte er mit seiner Axt am Boden besser kämpfen. Schon kamen einige Schwertkämpfer auf ihn zu. Während er ihnen entgegen kam, holte er weit mit seiner Axt aus und zog mit seinem ersten Hieb schon eine blutige Furche in die Verteidiger.
Nun hatte seine erste und hoffentlich nicht letzte Schlacht also begonnen. Es war alles genau so, wie er es sich vorgestellt hatte.
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #24 am: 3. Mär 2008, 20:41 »
Kapitel 25:

Das Licht Elbereths

Fürst Hurin blickte in eine Wasserschüssel. Ein bärtiger Mann mit langen, dunkelbraunen Haaren blickte ihm entgegen. Er wirkte müde, aber dennoch haftete ihm eine Herrscheraura an. So war es nun mal. Bevor Hurin zum Lehnsherrn von Dagorland ernannt worden war, als er noch Hüter der Schlüssel gewesen war, hätte er sich nie denken lassen, dass er einmal ein Heer führen würde. Doch nun waren tausend Mann vor seiner Festung versammelt, jederzeit wachsam. Gerade erst war es Morgen geworden, und Fürst Hurin spürte es. Der Schatten des Ostens war in der Nähe.
Die ganze Nacht war Hurin wach gelegen, geplagt von einer unerklärlichen Angst. Er war aufgestanden und hatte einige Bücher über Prophezeiungen studiert. Manche dieser Vorhersagen waren bereits eingetreten, andere wiederum klangen so absurd, dass sie wohl niemals eintreten würden. Doch eine hatte ihn tief erschüttert:

„Wenn die Macht des Dunklen Herrschers gebrochen, wenn die Menschen sich in Sicherheit gedenken, so wird sich ein neuer Feind erheben.
Er wird nicht Vala, nicht Maia, nicht Elb, nicht Drache, nicht Ork, noch sonstiges Gezücht der Dunkelheit sein. Er wird ein Mensch sein, und doch wieder keiner. Wohin er auch geht, wird seine Grausamkeit ihm vorau eilen
 er wird die Menschen entzweien und gegeneinander aufhetzen,
und kein neues Zeitalter wird mehr anbrechen, denn der Schatten des Ostens wird Mittelerde für Immer mit Krieg überziehen,
und es wird einer großen Macht bedürfen, ihn aufzuhalten...“


Dies war es, was Hurins Angst überwältigend werden zu lassen schien. Der Schatten des Ostens... Seit er förmlich sein Bild vor Augen hatte, als er seine Frau und seinen Sohn verabschiede hatte, suchten ihn ständig dunkle Vorahnungen heim.
Hurin tauchte seine Hände in die Wasserschüssel und wusch sich sein Gesicht. Er musste all diese dunklen Vorahnungen abwaschen, sich reinigen von allem Bösen. Das kalte Wasser tat gut auf seiner Haut, und er fühlte sich wieder erfrischt. Seine Niedergeschlagenheit und seine dunklen Vorahnungen waren wie weggewaschen. Mit einem erleichterten Seufzer machte er sich in das Esszimmer auf. Als er die Tür öffnete, befand sich niemand mehr darin. Die Soldaten hatten wohl schon gegessen, oder sie frühstückten im Lager. Im Grunde genommen war es Hurin auch egal, ob er alleine oder mit all seinen Soldaten essen würde.
Er wollte soeben in die Vorratskammer gehen, um Brot und Käse zu holen, als plötzlich ein aufgeregter Soldat den Speisesaal betrat. „Sie kommen! Orks und Menschen aus Rhûn! Mehr als zehntausend Mann!
Hurin war geschockt. Sie griffen also an, so wie er es schon lange voraus gesehen hatte. Er gab dem Soldaten zur Antwort: „Schnell! Hilf mir dabei, meine Rüstung anzulegen!“

Nur wenige Minuten später begab sich Hurin notdürftig gerüstet zum Tor seiner Festung. Er hatte nur die Zeit dazu gehabt, ein Kettenhemd, Arm- und Beinschienen anzulegen und sich sein Schwert und einen Schild mit dem Baum Gondors in Silber darauf zu nehmen. Über seinem Kettenhemd trug er der Etikette halber noch ein blaues Hemd mit dem silbernen Baum Gondors, seinen Helm hatte er auch aufgesetzt. Als er gemeinsam mit dem Soldaten, der ihm beim Ankleiden behilflich gewesen war, seine Festung verließ, musste er schreckliches sehen: Das Lager seiner Männer war völlig überrannt worden, und nur noch vereinzelt kämpften einige wenige seiner Soldaten gegen eine unglaubliche Übermacht an.
Hurin stürmte gemeinsam mit dem Soldaten auf eine kleine Schar Orks ein, und mit wenigen Hieben hatten sie schon viele dieser widerlichen Geschöpfe niedergestreckt. Doch plötzlich stürmten einige Hellebardiere der Ostlinge hervor. Hurin schaffte es gerade noch, sich mit einem Satz nach Hinten zu retten, doch der Soldat, der mit ihm focht, wurde von den Hellebarden seiner Feinde durchbohrt. Nun stand der Fürst von Dagorland alleine gegen eine unüberschaubare Übermacht. Es war schier auswegslos, doch er würde Kämpfen. Plötzlich kamen ihm einige Worte in den Sinn, die angeblich Dunkelheit vertreiben sollten. Sofort rief er sie aus:
„A Elbereth, Glithoniel!“
Sein Schwert zückte nach Vorne und trennte einem Ostling den Kopf von den Schultern.
„A Elbereth, Glithoniel!“
Mit seinem Schild wehrte er die Hellebarde eines Feindes ab und erschlug einen weiteren Ostling.
„A Elbereth, Glithoniel!“

„A Elbereth, Glithoniel!“
Schon zum achtzehnten Mal tat Hurin den Ausruf, der ihm immer wieder neue Kraft gab. Mit nur einem einzigen Schwerthieb streckte er den achtzehnten Ostling nieder. Seine Feinde wichen vor ihm zurück. Sie hatten Angst vor ihm. Nun wartete Hurin darauf, dass diese Feiglinge einen Pfeilhagel auf ihn niedergehen lassen würden, doch er kam nicht. Stattdessen trat ein prunkvoll gekleideter Krieger aus den Reihen der Ostlinge hervor. Der Mann war etwas kleiner als Hurin und hatte gelbliche Haut. Er trug eine ähnliche Rüstung wie die anderen Ostlinge, seine war jedoch von mehr Gold. Anstatt eines Helmes trug der Krieger einen Turban, welche mit einer goldenen Brosche, die einen Halbmond darstellte, zusammengehalten wurde. An seinem linken Arm trug er einen roten Schild mit einem goldenen Halbmond darauf, in seiner Rechten führte er einen blanken Säbel mit goldenem Griff.
Der Ostling sagte zu Hurin in der Sprache der Menschen Gondors: „Du sein Guter Kämfärr, Mann aus Gondor. Aber nun ich dich tötten, denn ich Ulfang, König von Rhûn und bester Kämfärr dort!“ Hurin musste seinen Zorn in Zaum halten. „Alleine für die Art, wie du meine Sprache verunstaltest, sollte ich dir dein verfluchtes Herz herausreißen!“, rief er Ulfang zurück. Der König der Ostlinge schien zwar nur die Hälfte dessen, was Hurin gesprochen hatte verstanden zu haben, aber die Grundaussage der Botschaft war zu ihm vorgedrungen. Mit einem Schrillen Aufschrei sprang er auf Hurin zu und ließ seinen Säbel durch die Luft schneiden. Hurin blockte den Hieb Ulfangs mit seinem Schild, und rief zum neunzehnten Mal: „A Elbereth, Glithoniel!“, während er selbst angriff.
Beide Kontrahenten wüteten mit ihren Klingen, jedes Mal wieder stroben Funken auf, als Stahl auf Stahl aufschlug. Ulfang war wirklich ein guter Fechter, er war Hurin ebenbürtig. Noch vermochte er den Hieben seines Gegners standzuhalten, doch seine Kräfte schwanden. Er musste sich etwas einfallen lassen! Wieder musste Hurin sich hinter seinem Schild ducken. Das einzige, was ihm jetzt noch helfen konnte, war eine Finte!
Hurin holte weit aus und ließ sein Schwert nahezu durch die Luft gleiten. Wie er es erwartet hatte, hob der König der Ostlinge seinen Säbel zur Parade. Im letzten Moment ließ Hurin jedoch sein Schwert etwas weiter nach Unten gleiten, und schon ging sein Plan auf.
Stahl klirrte auf den steinigen Boden vor der Festung von Dagorland, begleitet vom schrillen Schmerzensschrei Ulfangs. Hurin hatte seinem Feind knapp hinter dem Gelenk seine Schwerthand abgetrennt! Er wollte soeben den letzten Todesstoß ausführen, als wieder einige Ostlings-Hellebardiere hervorsprangen. Hurin duckte sich unter die Waffen seiner Feinde und rollte sich weg von ihnen, und die Ostlinge zogen sich wieder zurück, ihren verwundeten König mitnehmend. Nun bildeten die Feinde einen weiten Kreis um Hurin. Wiederum kam kein Pfeilhagel. Wer würde sich ihm jetzt entgegenstellen?
Die Reihen seiner Feinde teilten sich direkt vor ihm, und plötzlich fühlte er sich von tiefster Furcht erschüttert. Es schien ihm so, als wäre jegliche Wärme aus seinen Gliedern gewichen und als hätte er nie in seinem Leben Freude erlebt. Durch die Lücke in den Reihen seiner Feinde schritt ein Krieger in goldener Rüstung. Über seiner Rüstung trug er rote Stoffe, und oben drüber noch einen offenen schwarzen Kapuzenmantel. Sein Gesicht war von einer goldenen Maske bedeckt, deren Augenschlitze sich bis zum Mund hindurch zogen. Der goldene Krieger blieb wenige Meter vor Hurin stehen und zog sein Schwert. Es hatte einen langen goldenen Griff, ebenso wie das des Königs Ulfang. Doch im Gegensatz zum Säbel des Königs der Ostlinge war dieses Schwert gerade, zirka mannsgroß und hatte schwarze Schneiden.
Es kostete Hurin all seine Kraft seinem neuen Gegner hinüber zu rufen: „Nenn mir denen Namen, Ostling, bevor ich dich töten werde!“ Es schien Hurin so, als verforme sich die Maske seines Gegners zu einem grausamen Grinsen, und dann ertönte von diesem ein markerschütterndes, dunkles Lachen. „Du willst mich töten?“, sprach er perfekt in der Sprache Gondors: „Nein, so wird es nicht sein. DU wirst sterben! Meinen Namen will ich dir allerdings nennen: Ich bin Khamûl, der Schwarze Ostling, der Schatten des Ostens!“
Die Worte Khamûls ließen das letzte Bisschen Mut aus Hurins Körper weichen. Er war da! Der Schatten des Ostens stand ihm direkt gegenüber!
In all seiner Verzweiflung riss Hurin sein Schwert in die Höhe und rief zum zwanzigsten Mal: „A Elbereth, Glithoniel!“
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #25 am: 3. Mär 2008, 20:43 »
Kapitel 26 markiert einen Höhe - und Wendepunkt in der Geschichte:

Das Schicksal Khamûls

„A Elbereth, Glithoniel!“
Der Ruf des Fürsten Hurin zerriss Khamûls Schatten und warf die Furcht, die er verbreitete auf ihn selbst zurück. Nun schien es so, als umgäbe den Fürsten von Dagorland eine Aura des Lichts, durch die seine Schatten ihm nichts anhaben konnten. Vor dem Namen Elbereth hatte er schon immer Angst gehabt, da man nach der Anrufung ihres Namens immer von so einer Aura des Lichts umgeben war. Khamûl hasste Licht, und er würde nie diesen Namen in den Mund nehmen! Die Furcht, die er verbreitete, war jetzt nutzlos, doch er war noch immer ein besserer Fechter als der Fürst von Dagorland! Für diese Worte würde er ihm einen äußerst grausamen Tod schenken – oder noch besser: gar keinen!
Fürst Hurin machte einen Satz nach Vorne, und schon kreuzten sich die Schwerter der Beiden. Hurin hatte beim Kämpfen einen Vorteil: Er hatte ein einhändiges Langschwert und einen Schild, während Khamûl seine Morgulklinge zweihändig führte. Dieser kleine Vorteil würde Hurin trotzdem nichts bringen, denn Khamûl hatte einige tausend Jahre mehr Kampferfahrung als sein Gegner.
Khamûl stieß Hurin von sich weg und setzte ihm sofort mit seiner Klinge nach. Hurin riss seinen Schild hoch, und Khamûls Schwert glitt Wirkungslos am Stahl des Schildes ab. Schon führte der Fürst von Dagorland wieder einen Hieb auf ihn aus. Ehe er den Hieb pariert hatte, fuhr das Schwert seines Gegners erneut auf ihn zu.
Hurin deckte Khamûl mit Hieben ein, sodass dieser in die Defensive gedrängt wurde. Khamûl wagte noch keinen Angriff, zuerst musste er eine Lücke in der Verteidigung seines Gegners finden. Nun wurde er an den Rand des Ringes seiner Verbündeten gedrängt. Jetzt musste er angreifen, ansonsten würde er sein Gesicht verlieren! Mit einem Hieb seiner Morgulklinge wehrte er das Schwert Hurins ab, mit einem weiteren attackierte er die Brust seines Gegenübers. Der Fürst von Dagorland war ein besserer Kämpfer, als Khamûl angenommen hatte. Er schaffte es tatsächlich noch, sich mit seinem Schild zu verteidigen! Und dieses Mal hatte Khamûl sogar noch Pech: Seine Morgulklinge durchstieß den Schild Hurins und blieb darin stecken.
Das war schlecht! Mit aller Kraft versuchte Khamûl, sein Schwert aus dem Schild seines Gegners zu ziehen, doch dieser nutzte die Gelegenheit und ließ sein Schwert hervorschnellen. Khamûl schaffte es gerade noch, sich ein wenig zur Seite zu drehen, um Hurins wütender Klinge zu entgehen. Dann kam ihm eine Finte in den Sinn: Mit seiner Linken packte er Hurins Schwertarm, während er mit seiner Rechten den Griff seiner Morgulklinge umklammerte. Hurin wehrte sich heftigst, aber Khamûl ließ nicht los. Er war stärker als sein Gegner! Mit einem Ruck versuchte er, Hurin aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch der Fürst von Dagorland blieb fest auf seinen beiden Beinen stehen. Er musste noch etwas anderes versuchen!
Khamûl drehte Hurin seinen rechten Arm um. Zuerst verzerrte der Fürst von Dagorland nur sein Gesicht vor Schmerz, schließlich verkrampfte sich auch seine Hand und er ließ sein Schwert fallen. Nun setzte Khamûl einen Fuß auf Hurins Brust und stieß ihn mit aller Kraft von sich. Endlich glitt sein Schwert aus dem Schild seines Gegners hinaus!
Nun stand Hurin Khamûl ohne Schwert gegenüber, dieses lag direkt neben Khamûl am Boden. Khamûl lachte. „Nun, Fürst von Dagorland? Du stehst mir ohne Schwert gegenüber! Glaubst du, dass du noch eine Chance gegen mich hast?“ Khamûl hätte am Liebsten all seine Schatten, die er aufbieten könnte, auf Hurin konzentriert, doch die Aura des Lichts umgab ihn noch immer. Daher musste er vorerst noch einmal auf direkten Kampf setzen. Er würde so oder so gewinnen, daran bestand kein Zweifel!
Während er auf den Fürsten Hurin zusprang, holte er weit mit seinem Schwert aus und führte einen Hieb von der Seite auf seinen Gegner aus. Wieder schaffte er es, sich mit seinem Schild zu schützen! Khamûl führte noch einen Hieb von der anderen Seite auf Hurin aus, doch dieser duckte sich unter Khamûls Morgulklinge weg und eilte geduckt an ihm vorbei. Damit hatte er nicht gerechnet! Er versuchte, Hurin noch einmal zu erwischen, doch der Fürst von Dagorland war zu schnell für ihn. Schon hatte er wieder sein Schwert vom Boden aufgehoben. „Nun, Schatten des Ostens!“, rief er: „Du hast mich unterschätzt! Wie du sehen kannst, bin ich wieder im Besitz meines Schwertes!“
Khamûl war zornig. Er hatte den Fürsten Hurin wirklich unterschätzt... Aber trotzdem würde sein Gegner nicht gewinnen! Sie sprangen beide gleichzeitig aufeinander zu, ihre Klingen fingen sich gegenseitig ab. Daraufhin waren sie in einen erbarmungslosen Zweikampf verwickelt. Immer wieder schlugen die Klingen der Beiden aufeinander, sodass die Luft erfüllt war vom metallischen Klirren ihrer Schwerter. Khamûl sah es Hurin an, dass ihn seine Kräfte verließen. Nun war seine Stunde gekommen! Während Hurins Bewegungen immer träger wurden, führte Khamûl einen Hieb nach dem anderen auf ihn aus. Noch hielt sich sein Gegner, doch nicht mehr lange, und er würde verlieren!
Khamûl holte weit mit seiner Klinge aus. In den darauf folgenden Hieb legte er all seine Kraft. Fürst Hurin riss seinen Schild hoch, und als Khamûls Morgulklinge auf den beschädigten Schild seines Gegners aufschlug, zerbarst dieser. Khamûl holte noch einmal weit aus, dieses Mal von der anderen Seite. Hurin stellte Khamûls Hieb sein Schwert entgegen, doch seine Hände waren so Kraftlos geworden, dass ihm seine Klinge aus der Hand glitt.
Nun stand der Fürst von Dagorland eindeutig waffenlos da. Khamûl fühlte, wie die Aura des Lichts um Hurin schwächer wurde. Darauf hatte er gewartet! Er ließ alle Schatten, die er aufbieten konnte, ausströmen und bündelte ihre Macht auf Hurin. Sein Gegner stand wie versteinert da, die Augen vor Schreck geweitet, kaum fähig zu Atmen. Nun war es zu Ende mit ihm!
Seine Morgulklinge wie einen Skorpionstachel haltend, zielte er auf Hurins Brust. Nun war der Fürst verloren! Khamûls Morgulklinge stach nach Vorne und durchbohrte die Kettenrüstung seines Gegenübers.
Einen Herzschlag lang blieb Hurin bewegungslos, als sei er versteinert worden, doch dann durchfuhr ein Beben seinen Körper und er hauchte seine Seele hinaus. Natürlich sah es für die Zuseher so aus, als würde der Fürst von Dagorland nur lange ausatmen, doch für Khamûl war die austretende Seele sichtbar. Je weiter die Seele Hurins ihren Körper verließ, umso magerer wurde dieser. Die Haut Hurins wurde dünn und faltig, seine Augen traten tief in ihre Höhlen hinein, und sein Haar wurde grau. Als die Seele Hurins vollständig ihrem Körper entstiegen war, war dieser nur noch Haut und Knochen. Khamûl zog seine Morgulklinge aus dem toten Körper des Fürsten, welcher sofort umkippte, wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt worden waren.
Stille herrschte unter Khamûls Verbündeten, welche den Kampf beobachtet hatten. Er riss sein blutbeflecktes Schwert in die Höhe und verkündete: „Dagorland ist gefallen!“ Sofort brach tosender Jubel unter den Ostlingen und Orks aus. Khamûl flüsterte der Seele Hurins: „Folge mir“, zu und eilte zu seinem Pferd. Es befand sich am selben Ort, an dem er es verlassen hatte, angebunden an einen Holzpflock. Er löste die Zügel vom Holz und schwang sich auf den braunen Hengst. Mit einem tritt in die Seiten gab er ihm den Pefehl, loszulaufen, und kurz darauf jagte er in vollem Galopp auf die Mulde, in der sie gelagert hatten, zu. Bald würde sich sein Schicksal erfüllen!
Während Khamûl über die Ebene von Dagorland ritt, flatterte seine Kutte im Wind. Von weitem sähe er bestimmt so aus, wie ein lebendig gewordenes Stück Nebel. Er blickte sich um und sah den für normale Augen unsichtbaren Geist Hurins, der ihm folgte. Khamûl war von tiefem Glück erfüllt. Alle seine Pläne waren bis jetzt aufgegangen!
Er galoppierte durch den Eingang der Mulde, vorbei am Zelt von Saurons Mund, bis in die hinterste Ecke. Dort, an den Trümmern des Schwarzen Tores war er – Ulfang! Nach seiner Verletzung hatte er verlangt, in sein Zelt gebracht zu werden, dort war er Khamûl hilflos ausgeliefert! Er sah, wie gerade zwei Ostlinge aus der Leibgarde des Königs eiligst dessen Zelt verließen. Schnell schwang er sich von seinem Pferd und tat so, als würde er zum Zelt von Saurons Mund wollen. Als die beiden Krieger dann endlich außer Sichtweite waren, machte sich Khamûl daran, seinen Plan auszuführen. Leichtfüßig durchschritt er den Weg bis zum Zelt des Königs von Rhûn – dem ehemaligen! Bald würde er nur noch ein Sklave Khamûls sein, und Khamûl würde über das Reich, dessen König er einst gewesen war, herrschen!
Er betrat das Zelt von König Ulfang. Es war prunkvoll eingerichtet: Überall war Gold zu sehen, und er hatte auf einem kleinen Tisch in der Mitte sogar die edelsten Früchte. Schon hallte ihm die unhöfliche Stimme des Königs entgegen: „Verschwinde! Ich wünsche, in Ruhe gelassen zu werden!“
Khamûl machte keine Anstalten, das Zelt zu verlassen. Ulfang war auf seiner Schlafstätte und stand gerade auf. „Was willst du von mir, Khamûl?“, sagte er zu ihm in einem bemüht freundlichen Ton.
Nun war es an der Zeit, ihn aus dem Weg zu schaffen! Khamûl zog seine Morgulklinge und antwortete Ulfang: „Ich will deinen Thron!“
„NEIN!“ Der König sprang auf Khamûl zu, mit seiner Hand hielt er Khamûls Schwertarm, mit seinem Armstummel wollte er Khamûl ins Gesicht schlagen. Dieser Angriff war etwas zu plötzlich für den Nazgûl gekommen. Der Stummel von König Ulfang schlug Khamûls Maske von seinem Gesicht. Nun blickten sich beide gegenseitig in die Augen. Ulfang stand der Schreck im Gesicht geschrieben. Der König hatte wohl erwartet, dass Khamûl ein Mensch war. Wie naiv! Khamûl befreite seinen Schwertarm aus Ulfangs Griff und stach sofort darauf zu. Es geschah dasselbe wie mit Hurin: Er hauchte seine Seele hinaus, seine Haut zog sich zusammen, und er wurde immer dürrer, bis er nur noch Fleisch und Knochen war. Khamûl zog seine Morgulklinge aus Ulfangs Brust und legte seinen Körper wieder auf seine Schlafstätte zurück. Dann blickte er zu den beiden Seelen, die er versklavt hatte.
Er sprach zu den Beiden Geistern: „Hurin, ab jetzt bist du Hurgûl, der Geist des Hurin! Ulfang, ab jetzt bist du Ulfgûl, der Geist des Ulfang! Ihr beide seid ab Sofort meine Sklaven!“ Hurgûl und Ulfgûl verneigten sich und sagten mit gehauchten Stimmen: „Ja, Meister!“
Alles war perfekt. Khamûl würde der neue Herrscher Rhûns werden, er war schon in Gondor eingedrungen, und Hurin und Ulfang waren seine Sklaven!
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:51 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #26 am: 3. Mär 2008, 20:45 »
Kapitel 27 ist was für Leute, die Esoterik und Nahtoderfahrungen mögen:

Zwischen Leben und Tod

Imrahil wusste nicht, wo er war. Alles um ihn herum war dunkel, aber dennoch konnte er sich selbst klar erkennen. Er blickte an sich hinunter. Die Wunde auf seiner Brust war verschwunden, und er trug auch nicht seine Rüstung. Seine einzige Bekleidung bestand aus einem weißen Hemd. Was geschah hier gerade? Plötzlich sah er ein Licht vor ihm. Er ging auf das Licht zu. Ihm wurde warm. Das Licht streichelte sein Gesicht, so wie... Wie Niniel! Imrahil begann zu rennen. Wo war er?
Er sah einen Tunnel, aus dem das Licht kam. Als er dort angelangt war, kam ihm eine Gestalt aus dem Licht entgegen. Sie hatte lange Haare und trug ebenso wie Imrahil ein weißes Hemd. Ihr Gesicht war jedoch nicht sichtbar für ihn. „Wer bist du?“, fragte er die Gestalt, die offensichtlich eine Frau war. Sie sagte nichts, sondern stellte sich direkt vor ihn hin. Langsam gewöhnten sich Imrahils Augen an das grelle Licht. Er stutzte: „Niniel?“
Seine Frau lächelte. „Ich habe schon auf dich gewartet, Imrahil...“
„Wo sind wir hier?“
„Imrahil, ich bin tot...“
Wieder musste der Fürst von Dol Amroth stutzen: „Aber... dann bin ich doch auch tot?“
Das Lächeln wich von Niniels Gesicht: „Noch nicht. Dir wird eine Entscheidung gewährt: Weiter zu leben oder zu sterben.“
„Aber warum sollte ich denn das Leben wählen, wenn ich hier mit dir leben könnte?“, fragte Imrahil. Dies alles hier irritierte ihn. Träumte er nur oder war dieser Ort Wirklichkeit?
Niniel ging in den Tunnel, blieb jedoch auf halbem Weg noch einmal stehen und sagte: „Imrahil, dein Land braucht dich. Dein König braucht dich!“
„König Elessar ist in Gefahr?“
„Ganz Gondor wird bedroht.“
„Aber von wem?“
Imrahils Frau machte eine kurze Pause, als überlege sie, was sie sagen sollte. Schließlich antwortete sie: „Du hast ihn schon einmal gesehen, in einem Traum. Er hat schon damit begonnen, unsere Heimat zu vernichten. Könnte ich selbst zurückkehren, würde ich noch einmal ins Leben gehen und wenigstens versuchen, ihn aufzuhalten. Doch ich kann es nicht. Darum frage ich dich: Liebst du mich wirklich?“
Mit dieser Frage hatte Imrahil nicht gerechnet. „Ja“, antwortete er verwirrt.
Erneut bildete sich ein Lächeln auf Niniels Gesicht: „Dann beweise mir deine Liebe, indem du für mich in die Welt der Lebenden zurückkehrst und versuchst, unsere Heimat zu retten. Ich werde hier auf dich warten.“
Nun war Imrahil vollkommen verwirrt. „Wie komme ich wieder zurück?“, fragte er: „Woher bin ich gekommen?“
„Berühre Meine Hände, mein Geliebter“, war die Antwort, die er von seiner Frau erhielt. Imrahil tat wie ihm geheißen und berührte die ausgestreckten Hände Ninels. Sie hauchte ihm noch einmal: „Ich liebe dich“, zu, bevor alles um ihn herum verschwamm.

Als Imrahil wieder aufwachte, lag sein Kopf auf einem toten Pferd. Er trug wieder seine Rüstung und seinen Helm, und auch der Schnitt auf seiner Brust meldete sich mit heftigen Schmerzen zurück. An seinem linken Arm war sein Schild gebunden, in seiner Rechten hatte er sein Schwert. Schnell hatte er die Umgebung vollständig erfasst: Er war in Umbar, und um ihn herum wüteten die Königsskorpione, die Leibgarde von König Suladan von Harad, unter den Reitern des Heeres von König Elessar.
In Imrahils Nähe kämpfte gerade einer der Königsskorpione mit mehreren Rohirrim gleichzeitig. Der Fürst von Dol Amroth nutzte die Gelegenheit, sprang auf und rammte seinem Feind von Hinten sein Schwert in den Rücken. Sofort rührte sich der Kaiserskorpion nicht mehr und fiel zu Boden. Imrahil hörte die Stimme von König Eomer: „Pass auf, Imrahil!“ Er leistete der Aufforderung Folge und duckte sich. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum einen Herzschlag später glitt schon ein Schwert knapp über seinem Kopf vorbei. Imrahil stach mit seinem Schwert nach hinten. Er spürte warmes Blut auf seiner Hand, während er sein Schwert wieder zurückzog. Noch ein toter Gegner!
Imrahil stellte sich wieder auf seine Beine und überblickte die enge Straße Umbars: Die Königsskorpione hatten ein Massaker unter den Reitern angerichtet, und es fochten noch immer mindestens zehn von ihnen! Er hechtete auf eine Truppe Rohirrim zu, die wohl in Bedrängnis waren. Was Imrahil sah, schockierte ihn: Drei der Königsskorpione schafften es, fünfzehn Reitern standzuhalten! Mit einem Gebrüll, welches für Zehn gereicht hätte, stürmte er auf die drei verschleierten Feinde ein. Da diese offensichtlich völlig überrascht von seinem Angriff waren, schaffte er es sogar noch, einen von ihnen niederzustrecken. Die anderen zwei Krieger rannten daraufhin schnell wie Schatten an Imrahil vorbei. Er sah ihnen nach. Flohen sie oder bereiteten sie einen weiteren Angriff vor? Plötzlich stand Eomer neben ihm. „Sie fliehen.“, sagte er knapp.
Imrahil wusste nicht, was er denken sollte. „Wir haben etwa zehn Feinde besiegt, und dabei mindestens hundert Männer verloren! Was sagt Ihr dazu, König Eomer von Rohan?“
„Dies hier war ihre Elite. Der Rest ihrer Krieger ist nicht so geschickt mit dem Schwert“, war die Antwort Eomers.
Imrahil hätte dem König von Rohan am Liebsten den Hals umgedreht. Was bildete der sich überhaupt ein? Plötzlich wurde er durch ein Signalhorn aus seinen Gedanken gerissen.
König Elessar kam!
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:52 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #27 am: 4. Mär 2008, 17:27 »
Kapitel 28:

Boltans Irrtum

Boltan beobachtete seinen Warg, während er gierig seine getöteten Gegner bis auf die Knochen abnagte. Er war zufrieden mit sich. Zweiunddreißig Menschen hatte er getötet, und das alleine! Beinahe alles war perfekt, bis auf die Tatsache, dass Unûar noch lebte. Der Halbork prahlte wohl gerade mit der Anzahl seiner erschlagenen Feinde. Wie viele das wohl waren? Zwanzig? Dieser aufgeblasene, überhebliche, hirnlose Muskelprotz hatte nie im leben mehr Menschen als Boltan getötet in dieser Schlacht, dafür würde er seine Axt verwetten!
Sein blick schweifte über den Haufen der toten Feinde. Er gehörte zu den wenigen, die nicht zurück ins Lager gegangen waren. Außer ihm befanden sich noch sein Warg und einige wenige Ostlinge auf der Ebene von Dagorland. Die barbarischen menschlichen Verbündeten von Boltan schlitzten gerade tote Feinde auf, um von deren Blut zu trinken. Für Menschen waren die Ostlinge den Orks ziemlich ähnlich. Nun fehlte nur noch, dass sie ihre besiegten Feinde brieten und daraufhin wie ein Festmahl verspeisten. Er musste unwillkürlich lächeln. Menschen, die wie Orks lebten, das fehlte ihm noch! Wofür wäre er dann noch gut?
Etwas kaltes berührte ihn am Hinterkopf, worauf er unwillkürlich aufschreckte. Sein Warg hatte ihn mit der Nasenspitze angestupst, um ihm zu zeigen, dass er satt war. Boltan raffte sich auf, streckte sich noch einmal und kletterte dann auf den Rücken seines Reittieres. Nach einem Tritt in sie Seiten setzte sich der Reitwolf träge in Bewegung und trottete zur Mulde hin, in der das Heer noch lagerte. Boltan wusste zwar noch nicht, wann sie weiterziehen würden, doch dies musste wohl bald geschehen, denn ansonsten wären die Bewohner Gondors zu gut vorbereitet auf ihr Kommen.
Boltan und sein Warg trotteten durch den Eingang der Mulde. Der Ork wollte noch einmal mit Saurons Mund reden. Am Zelt seines Gebieters angekommen, sprang er von seinem Warg und wollte soeben das Zelt betreten, als er plötzlich Stimmen hörte.
„Wir müssen noch Mirianda, die Tochter Ulfangs aus dem Weg schaffen, damit du endgültig der Herrscher von Rhûn wirst...“ Diese Stimme gehörte zu Saurons Mund! Obwohl es ihm verboten war, zu lauschen, schlich er sich hinter das Zelt. Er wollte hören, mit wem sein Gebieter gerade sprach. Eine helle, boshafte Stimme ertönte, die von Khamûl: „Was ist so schwierig daran? Töten wir sie doch einfach!“ „Nein!“, fuhr Saurons Mund dem Geist entschieden dazwischen: „Wir werden ihr das Gedächtnis rauben und sie aus Rhûn schaffen. Würde sie sterben, kurz nachdem du König geworden bist, würde dies Verdacht erregen. Es war schon sehr schwierig Ulfangs Körper insofern wiederherzustellen, als dass jeder glauben würde, er sei an seiner Wunde verblutet...“
Boltan konnte es einfach nicht glauben! Sein Meister schmiedete gemeinsam mit Khamûl, dem er so lange misstraut hatte, verräterische Pläne! Wieder sprach Khamûl: „Wenn dem so ist, dann lass uns einen Boten nach Rhûn schicken, der Mirianda hierher bringen soll!“ „Nein!“, antwortete Saurons Mund erneut: „Ich werde sie hierher bringen! Um unsere Pläne jedoch zu verwirklichen, brauche ich die Macht einer Seele.“ „Wenn du Hurgûl und Ulfgûl meinst, dann...“ „Was soll ich dann? Khamûl, die Beiden haben keinen nutzen mehr für dich! Sie sind nicht mächtig genug, dass sie irgendwie insofern Gestalt annehmen könnten, sodass sie sich wie du in eine Rüstung kleiden können!“
Verwundert rieb sich Boltan die Stirn. Die Hälfte von dem, was die Beiden besprachen, verstand er nicht. Wer zum Teufel war Hurgûl, und wer Ulfgûl? Warum wollte Khamûl denn die Tochter Ulfangs vertreiben?
„Können wir nicht stattdessen einen Ork nehmen? Wir haben doch tausende von denen!“, wehrte sich Khamûl gegen den Beschluss von Saurons Mund. Boltans Magen verkrampfte sich. Der Geist meinte ihn! Er wollte ihn Opfern! Zu seiner Erleichterung antwortete jedoch sein Meister: „Nein, keinen Ork! Ich weiß genau, dass du nur auch noch Boltan loswerden willst! Die vereinten Kräfte der Seelen von Hurgûl und Ulfgûl werden reichen! Dadurch, dass du sie mit deiner Morgulklinge an die Welt der Lebenden gebunden hast, sind sie viel mächtiger für meine Zauber. Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde versuchen, ihre Seelen nicht vollständig zu verbrauchen. So werden sie sich mit der Zeit wieder regenerieren. Was hältst du von diesem Vorschlag?“
Boltan hörte, wie Khamûl ein furchtbares Geräusch, das wie ein Murren klang, von sich gab und dann schließlich sagte: „Gut, aber streng dich an! Ich brauche die Beiden noch!“ „Gut!“, sagte Saurons Mund: „Dann brauche ich zuerst etwas, das von Prinzessin Mirianda gemacht wurde oder von ihr ist... Ich glaube, wir werden so etwas in Ulfangs Zelt finden. Lass uns dorthin gehen!“
Boltan hörte Khamûl und seinen Meister aus dem Zelt hinausgehen. Schnell schlich er sich wieder zu seinem Warg zurück. Als er, bei diesem angekommen, sich umblickte, sah er noch die goldene Rüstung des Geistes im Sonnenlicht schimmern.
Er hatte schon immer geahnt, dass Khamûl zu einem Verrat fähig wäre, doch er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Immer hatte er geglaubt, dass der Geist seinen Meister verraten und töten würde, doch stattdessen schmiedeten sie beide gemeinsam ihre Pläne!
Boltan verstand die Welt nicht mehr. Hatte er sich so sehr in den Beiden getäuscht?
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:53 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #28 am: 6. Mär 2008, 22:16 »
Kapitel 29 - Bitte nicht mit der Kritik sparen:

Eine Prinzessin und ihr Wächter

Khamûl hielt sich knapp hinter Saurons Mund, gefolgt von Hurgûl und Ulfgûl. Sie betraten gerade das Zelt Ulfangs, welchen Khamûl erst vor wenigen Stunden versklavt hatte. Der Körper der Königs lag noch auf der Schlafstatt. Saurons Mund hatte dem Körper wieder die Fülle gegeben, die er noch zu Lebzeiten besessen hatte. Khamûl blickte sich um. Ulfgûl zeigte keine Regung, als er das Zelt betrat. Der Nazgûl lächelte. Ulfang war vollends unter seiner Kontrolle, sogar seine Gefühle konnte er beherrschen! Was Khamûl jedoch Sorgen bereitete, war Saurons Mund. Der Mensch verlangte sehr viel von ihm, sogar seine zwei Sklaven wollte er verwenden, und war selbst nicht einmal dazu bereit, einen wertlosen Ork herzugeben. Zugegeben, Saurons Mund hatte ihn durchschaut: Er hatte es eigentlich nur auf den Ork-Anführer Boltan abgesehen. Dennoch spürte der Nazgûl Unbehagen. Am Liebsten würde er Saurons Mund mit seiner Morgulklinge versklaven, aber er brauchte ihn. Noch.
Khamûl beschloss, vorerst noch geduldig zu sein. Irgendwann würde seine Stunde noch kommen. Er würde Gondor niederwerfen und zum König aller Menschen werden. Zuerst würde er mit seiner Armee Minas Morgul besetzen, und von dort aus dann einen Angriff auf Minas Tirith führen. Er hatte schon so gut wie gewonnen, den König Elessar von Gondor befand sich gerade mit einem Großteil aller wehrfähigen Männer Gondors auf einem Kriegszug in Harad. Die weiße Stadt wäre erobert, noch bevor der König Gondors überhaupt Kunde davon erhalten hätte.
Saurons Mund wühlte gerade in der Truhe von Ulfang herum. Er schien etwas zu suchen. „Sag Ulfgûl, er soll mir etwas, das ihm seine Tochter geschenkt hat, zeigen!“, rief er Khamûl nach einiger Zeit zu. Der Nazgûl wandte sich zu seinem Sklaven. In seinem Kopf erhielt er das Bild eines Windspieles aus Bambus, geschmückt mit roten und weißen Federn. Ein ebensolches, wie dieses, das über der ehemaligen Schlafstätte des Königs hing! Khamûl ging dort hin, nahm sich das Windspiel und zeigte es Saurons Mund. „Ulfgûl sagt, dass seine Tochter ihm dies geschenkt hat.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Menschen, während dieser das Geschenk Miriandas, der Tochter Ulfangs, an ihren Vater entgegennahm. Er legte das Windspiel auf den kostbaren roten Teppich, der am Boden ausgebreitet lag, und zog ein Stück Kreide aus seinem Mantel. „Was hast du vor?“, fragte Khamûl ihn, während er einen Kreis um den Federschmuck malte, Saurons Mund antwortete jedoch nicht. Was bildete er sich ein? Warum gab er ihm nicht einfach eine Antwort? Khamûl wollte Saurons Mund gerade zur Rede stellen, als dieser die Hände hochriss und eine Formel in der schwarzen Sprache rief. Khamûl fühlte einen Sog, der Seelen anziehen sollte. Er selbst war stark genug, zu widerstehen, doch Hurgûl und Ulfgûl wurden zu Saurons Mund hingezogen. Der Mensch formte die beiden Seelen in seinen Händen zu einer Kugel und ließ den größten Teil von ihnen in den Kreidekreis fließen. Ein grünes Licht erstrahlte, und im nächsten Moment standen ein Mädchen und ein Krieger im Kreis. Beide schienen erschreckt durch ihr plötzliches Auftauchen hier.
Das Mädchen versteckte sich hinter dem Krieger und flehte ihn an: „Brodda! Was ist hier los? Ich bitte dich, beschütze mich!“
Saurons Mund wich einen Schritt zurück. Er schien nicht erwartet zu haben, dass dieser Krieger, Brodda war wohl sein Name, auch auftauchen würde. „Wir brauchen nur das Mädchen!“, rief er Khamûl zu: „Töte den Überflüssigen!“
Khamûl zog seine Morgulklinge, und auch Brodda ließ seinen Säbel aus der Scheide gleiten. Der Ostling war muskulös und trug keinen Helm, sondern einen Turban. Sein Gesicht war mit Roten Stoffen verschleiert, und in seine Gewänder war mit goldenen Fäden der Halbmond Rhûns eingestickt. Gerüstet war er unter seinen Gewändern mit einem stählernen Kettenhemd. Dieser Krieger schien der Leibwächter von Prinzessin Mirianda zu sein, und er würde sie wohl bis in den Tod beschützen, darin war Khamûl sich sicher. Doch ihm kam eine Idee: Würde er Broddas Seele versklaven und an die Welt der Lebenden binden, so könnte Saurons Mund diese als Fokus für seinen Zauber verwenden!
Khamûl konzentrierte all seine Schatten auf Brodda und griff danach sofort an. Sein Gegner war zwar merklich geschockt, doch er blockte dennoch die Morgulklinge ab. Es war zwar gefährlich, doch Khamûl wollte sich auf ein Spiel mit seinem Gegner einlassen. Er umrundete den Ostling und tat so, als wolle er die Prinzessin angreifen. Wie er es erwartet hatte, sprang Brodda ihm in den Arm, während er seinen Hieb führte. Nun rangen die Beiden miteinander. Brodda war zwar kräftig gebaut, aber Khamûl war dennoch der Stärkere. Er stieß den Ostling von sich weg, und setzte gleich darauf mit seiner Klinge nach. Sie durchstach Broddas Brust, und sein Körper wurde von einem Beben durchzogen. Langsam atmete der Ostling seine Seele aus, und je weiter diese seinen Körper verließ, umso älter und ausgemergelter wurde er. Als die Seele sich dann schließlich von ihrem Körper getrennt hatte, war dieser nur mehr Haut und Knochen. Prinzessin Mirianda rannte zum leblosen Körper ihres Leibwächters hin und weinte: „Nein! Brodda! Geh nicht! Du musst mich doch beschützen!“
Nun war alles so, wie es sein sollte! Khamûl wies die Seele Broddas an, sich zu Saurons Mund zu begeben, und rief dem Menschen zu: „Nimm diese Seele und raube ihr Gedächtnis!“
Saurons Mund reagierte sofort. Er formte die Seele Broddas zu einer rosa Kugel, welche er sofort auf die Prinzessin Rhûns warf. Er rief: „Mirianda, Tochter Ulfangs, Prinzessin von Rhûn! Ab sofort bist du ein unbeschriebenes Blatt Papier! Du wirst dich an nichts mehr erinnern außer an deinen Namen! Deine Herkunft und deine Vergangenheit werden ab sofort in der Dunkelheit versinken!“ Als der Mensch seine Worte vollendet hatte, brach die Prinzessin sofort bewusstlos zusammen. Saurons Mund eilte zu ihr hin und hob sie vom Körper ihres Leibwächters weg. „Ich werde mich nun durch einen Zauber vor den Blicken der anderen Ostlinge schützen und sie zur Feste von Dagorland bringen. Mach hier sauber, sodass niemand Verdacht schöpft, und komm dann nach.“ Im nächsten Moment war der Mensch samt der Prinzessin schon unsichtbar geworden – für normale Augen! Khamûl konnte sie beide immer noch sehen, wie sie das Zelt verließen!
Schnell wischte er den Kreidekreis vom Boden, hob den Teppich auf und verscharrte die Leiche Broddas in der Erde. Seine dreckigen Handschuhe und das Blut auf seiner Morgulklinge wischte er an der Kleidung, die die Leiche Ulfangs noch trug, ab. Er dachte über den Plan von Saurons Mund nach. Dieses Mädchen wollte er einfach laufen lassen! Doch Khamûl würde nicht so einfach Gnade walten lassen! Er durchwühlte schnell die Truhe Ulfangs, und fand sogleich, wonach er gesucht hatte: Einen Kurzbogen und einen Köcher voller Pfeile. Einen dieser Pfeile nahm er mit und eilte sofort aus dem Zelt, zu seinem Hengst.
Als er am Zelt von Saurons Mund vorbeikam, spürte er, dass er beobachtet wurde. Er blieb stehen und blickte sich um. Boltan, der Hauptmann der Orks, stand gemeinsam mit seinem Warg neben dem Zelt von Saurons Mund. Er betrachtete genauestens jede  Bewegung Khamûls. Der Nazgûl bedachte den Ork mit einem tödlichen Blick, worauf dieser sofort sein Gesicht abwandte, und eilte daraufhin zu seinem Hengst.
Es kostete ihn nur wenige Momente, das Tier abzubinden und sich auf seinen Sattel zu schwingen, und schon donnerte er durch den Eingang der Mulde. Mit seiner Rechten führte er die Zügel seines Rosses, in seiner Linken waren der Bogen und der Pfeil. Er würde der Prinzessin zwar die Möglichkeit zum Überleben geben, doch sein Stolz würde es nie zulassen, dass er Gnade walten ließe. Vor der Festung aus grob gehauenen Steinen war schon Saurons Mund. Er saß auf einem schwarzen Pferd, und hielt ein Weißes an den Zügeln. Auf diesem drauf saß Prinzessin Mirianda. Hinter dem Sattel ihres Pferdes hatte der Mensch noch Nahrung und Wasser für drei Tage gespannt. Er wollte doch wirklich, dass diese Prinzessin, die Khamûl einmal den Thron streitig machen könnte, überlebte!
Als Khamûl bei den Beiden angekommen war, legte er sogleich den Pfeil an die Sehne des Bogens. „Was machst du da?“ fragte Saurons Mund ihn. Er gab keine Antwort, sondern riss ihm die Zügel des Pferdes von Mirianda aus der Hand und gab sie dem Mädchen. Wortlos und mit zittrigen Händen nahm sie die Zügel an. Dann gab Khamûl dem Pferd einen Schlag auf den Hintern, sodass es sich in Richtung Rohan bewegte. Nun würde die Entscheidung über Miriandas Schicksal fallen!
Eine erneute Frage von Saurons Mund ignorierend, stieß Khamûl sein Kreischen aus. Das Pferd der Prinzessin ging nun durch und rannte wie von Sinnen. Mirianda hielt sich aber noch im Sattel.
Khamûl spannte den Bogen. Er zielte noch einen Moment lang auf die Prinzessin, und ließ dann den Pfeil von der Sehne schnellen.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2008, 21:54 von Khamul »
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Re: Aus den Schatten in den Schatten
« Antwort #29 am: 9. Mär 2008, 14:46 »
Den ersten Teil des Buches, bis jetzt, nenn ich:
Der Schatten des Ostens

Der zweite Teil, also ab jetzt, heißt:
Das Schicksal des Nordens

Ab jetzt zählen auch Elben zu den Hauptfiguren: Elladan und Elohir

Die Wiedergeburt eines Reiches

Schweiß tropfre von seiner Stirn. Es war anstrengend, die Baumstämme aufzustellen und festzubinden. Eigentlich war es ein Makel für einen Elben, wenn er schwitzte, doch er war der einzige Elb unter unzähligen Menschen, die nur so nach Schweiß stanken. Hier war es ihm egal.
Elladan und sein Bruder Elohir waren nach dem Ringkrieg zu den Dunedain – Stämmen gegangen, um ihnen zu berichten, dass Aragorn sein Erbe angetreten hatte und König von Gondor geworden war. Viele von ihnen kamen daraufhin mit den Beiden Elben zu den Ruinen von Fornost, der einstigen Hauptstadt Arthedains, des mächtigsten der drei Reiche Arnors, gekommen, um die Stadt wieder aufzubauen. Die Zitadelle von Fornost war schon wieder einigermaßen bewohnbar, und es waren auch schon viele Häuser im ersten Verteidigungsring der Stadt wieder aufgebaut worden. Es würde zwar noch viele Jahre dauern, doch Fornost würde zu seiner einstigen Größe wiederfinden. Nun herrschte eine Zeit des Friedens, niemand musste sich sorgen, dass nicht irgendwelche Schergen Mordors die Stadt attackieren würden.
Der letzte Stamm für das Grundgerüst des Hauses wurde soeben angehoben. Elladan half schnell den Menschen bei ihrer Arbeit. Kaum stand das Holz auf festem Grund, kamen schon Baumeister mit ihren Ziegeln, die auch einige Knaben im Schlepptau hatten. Viele der Jungen trugen Ziegelsteine, doch einige hatten Eimer voller Lehm mit sich.
Elladan wischte sich den Schweiß von der Stirn und entfernte sich ein Stück von der  Baustelle. Noch gab es viel zu tun im ersten Verteidigungsring von Fornost. Wo Elohir wohl war? Während Elladan sich dies noch fragte, hörte er schon die Stimme seines Zwillingsbruders. „Elladan! Besuch aus Gondor erwartet uns in der Zitadelle!“
Auch Elohir schwitzte. Sein Schweiß hatte bereits dunkle Flecken auf seinem Seidenhemd hinterlassen. „Wann und wie ist dieser Besucher in die Stadt gekommen?“, fragte Elohir. Die Antwort seines Bruders war: „Es ist eine Frau, die erst vor kurzem, noch während wir mit dem Aufbau der Häuser beschäftigt waren, von den Stadtwachen zur Zitadelle geführt wurde. Sie hat einige Diener mit sich, wahrscheinlich ist sie eine Fürstin.“ „Dann wollen wir sie nicht warten lassen!“
Gemeinsam gingen die zwei Brüder den Weg zur Zitadelle von Fornost. Die Stadt stand an einem kleinen Berg, und die Zitadelle war das höchste Gebäude. Drei Mauerringe umgaben die Zitadelle, der dritte und innerste wurde gerade wieder aufgebaut. Fornost war einst eine blühende Stadt gewesen, bevor sie durch den Hexenkönig von Angmar zerstört worden war. Sie würde auch wieder einmal in der Pracht erstrahlen, die sie einst gehabt, dafür würde Elladan schon sorgen!
Die beiden Brüder durchschritten Seite an Seite die Pforte der Zitadelle von Fornost. Die Innenwände des Gebäudes waren teilweise noch schwarz vom Feuer, welches einst im Inneren der Zitadelle getobt hatte, deshalb hingen viele Wandteppiche an den Wänden. Vor dem noch zertrümmerten Thron stand eine Frau mit braunen Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten. Ihr Gesicht hatte sie den beiden Elben zugewandt, es war ein sehr rundes Gesicht mit roten Backen, und an ihrer Seite stand ein Knabe von etwa acht Sommern.
Elladan richtete sofort das Wort an die Frau: „Seid gegrüßet in Fornost, Botin Gondors! Ich bin Elladan, und dies ist mein Zwillingsbruder Elohir“, er deutete auf seinen Bruder: „Werte Frau, würdet Ihr uns auch Euren Namen nennen?“ Ein wenig Unsicher begann die Frau zu sprechen: „Ich bin keine Botin, sondern Gishilde, die Frau des Fürsten Hurin von Dagorland. Mein Mann hat meinen Sohn und mich hierher geschickt, weil er Angst um uns hatte. Ich weiß nicht, wovor, doch er hat sich mit einem Gedicht von uns verabschiedet, in dem es um den Schatten des Ostens ging.“
Der Schatten des Ostens... Wo hatte Elladan diesen Namen schon einmal gehört? Während des Krieges mit Angmar? Während dem Ringkrieg? Er warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu, welcher nur mit den Achseln zuckte. Wieder wandte er sich an Gishilde: „Wisst Ihr, wer dieser Schatten des Ostens ist, Herrin von Dagorland? Ich glaube nämlich, diesen Namen schon einmal gehört zu haben, ich weiß aber nicht genau, in welchem Zusammenhang...“
„Dol Guldur!“, unterbrach Elohir ihn: „Saurons Statthalter in Dol Guldur wurde von den Elben des Düsterwaldes Schatten des Ostens genannt!“
Genau, Dol Guldur! Jetzt erinnerte sich Elladan wieder! Er sagte jedoch zu seinem Bruder: „Der Statthalter von Dol Guldur war angeblich ein Nazgûl. Es wäre doch nicht möglich, dass dieser noch lebt, wenn angeblich durch den Sturz Saurons alle Neun tot sind!“ Elohir gab keine Antwort darauf, doch Gishilde meldete sich wieder zu Wort: „König Elessar ist auf einem Kriegszug nach Harad. Ich glaube, einer von euch Beiden sollte nach Gondor reiten, um Königin Arwen zu unterstützen.“
Elladan und Elohir tauschten flüchtige Blicke aus. Sollten sie dieser Frau glauben? Sie schienen beide dasselbe zu denken. Schließlich ergriff Elohir das Wort: „Herrin von Dagorland, wir werden Euch ein Haus in Fornost zur Verfügung stellen, in dem Ihr leben könnt. Ich werde nach Gondor reiten, um zu sehen, was passiert ist, und um meine Schwester Arwen zu beraten. Ich hoffe, Ihr seid damit zufrieden.“
Elladan war ein wenig betrübt. Wenn die Angst des Fürsten Hurin berechtigt war, dann stand ein erneuter Krieg bevor, so kurz nachdem Sauron entgültig vernichtet worden war. Hoffentlich hatte sich der Fürst von Dagorland geirrt!
Vorsicht Männer! - Alles auf die Knie!
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Vorsicht Männer! - Gebet Acht!
Ab heute Nacht ist jede Nacht Walpurgisnacht!

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