Um mal wieder den Thread ein wenig in Schwung zu bringen:
Ich habe kürzlich den dritten Teil von Peter Bretts erstaunlichen Dämonen-Saga gelesen Flammen der Dämmerung. Da es hier bestimmt einige unter euch gibt, die Teil 1 und 2 gelesen haben, möchte ich mit meinem Post vor einer Enttäuschung warnen. Ich persönlich kann jetzt natürlich von meiner eigenen Erfahrung berichten und ich bin normalerweise recht leicht zu begeistern, Teil 3 der Saga hat mich aber sehr enttäuscht.
Das Buch hat gute 1000 Seiten, von denen einzig und alleine die letzten 300-200 Seiten Spannung versprechen. Peter Brett hat in seinen Danksagungen geschrieben, dass er dieses Buch geheim gehalten hat und nur wenigen zur Leseprobe zur Verfügung gestellt hat. Ich habe mich nach dem Lesen des Buches gefragt: Warum, zum Geier, hat er das getan?
Bereits zu Beginn des Buches wird die Geschichte einer wichtigen Figur bis zu den bekannten Ereignissen nacherzählt: Inevera. Ihre Story und Einführung an sich fand ich sehr interessant, besonders die näheren Einblicke in die Hora-Magie. Was mir allerdings mehr als sauer aufgestoßen ist, sind die sexistischen Szenen, die einen sehr großen Teil des Buches ausmachen. Ich kann natürlich verstehen, dass nun jeder versucht den Auslegungen von Game of Thrones nachzueifern, allerdings hat es Herr Brett hier ein wenig übertrieben. Ich habe geschätzte 100 Seiten übersprüngen, sowas ist mir noch nie passiert. Nach dieser Einführung fragt man sich immer wieder, warum Inevera so wichtig ist. Leider war ich am Ende des Buches nicht schlauer...
Die Story ist schleppend und viele Parallelen zu Jardirs Geschichte hatten nicht unbedingt den "Wow"- oder "Aha"-Effekt, es hat so vor sich hin geplätschert. Wenn ich versuche die Geschichte eines Hauptcharaktärs aus einer anderen Perspektive zu berichten, dann muss ich natürlich auch dafür sorgen, dass ein gewisser Spannungsbogen aufgebaut wird und der nötige Überraschungsfaktor eine wichtige Rolle spielt. Das war hierbei leider nicht der Fall, denn die Geschichte erstreckt sich über gute 700 Seiten. Zwischenzeitlich gibt es Perspektivwechsel zu Arlen, Jardir, Leesha und Rojer, wobei deren Handlungen mehr als unbedeutend im Gesamtkomplex der Geschichte darstellen.
Die Sprache im Buch hat sich sehr gewandelt. Mehr als einmal wurde der Ausdruck "Ay" verwendet, der nicht ein einziges Mal in den Büchern davor gebraucht wurde. Ebenfalls wurden mehrfach sexistische Kommentare gebraucht ohne die man auch zurecht gekommen wäre. Besonders nervig fand ich die übertrieben emotionalen Bemerkungen von Arlen und Renna "Ich liebe dich"! Von einem Autor kann man eigentlich erwarten, dass er diese emotionalen Gefühle in "Handlungen" umschreibt und nicht immerzu diese gedankenlichen Worte benutzen muss. Dadurch wirkt es eher wie eine Seifenoper als ein wirklich emotionaler Moment.
Nachdem die Story dann endlich fahrt aufgenommen hat, gibt es den wohl größten Cliffhanger seit Menschengedenken, der einen mit einem Ausdruck der Dümmlichkeit auf dem Gesicht zurück lässt. Bei mir lief das nach dem Motto: Was um Himmels Willen war das denn?
Mein Fazit des Ganzen:
Ein gutes Buch, allerdings mit sehr großen Abstrichen. Es wirkt teilweise als hätte ein anderer Autor hier am Werk mitgewirkt, was hierbei eher als negativ aufgewertet werden kann.
Die sexistischen Kommentare und Handlungen schaden der Story sehr, wodurch es so wirkt, als hätte sich Herr Brett in der Story verloren.
Wer nicht enttäuscht werden möchte (und da kann ich nur von mir berichten), der sollte bei Teil 2 bleiben oder eben nur die letzten 200 Seiten von Teil 3 lesen.
Nach dieser herben Enttäuschung haben ich mich dann dem Buch Elantris von Brandon Sanderson gewidmet. Tatsächlich habe ich das Buch noch nicht gelesen, obwohl ich eingefleischter Sanderson Fan bin. Es war für mich eine Erleuchtung nach Flammen der Dämmerung, ein fabelhaftes Werk.
Eine gelungene Story, spannend, mitreißend und emotional. Sanderson ist ein Meister des Wortes, niemand sonst schafft es mich mit geschätzten 2 Zeilen in den Bann zu ziehen.
Ich kann das Buch jedem nur weiterempfehlen.