Raschi, Feedback Wolfsblut:
Nun möchte ich mein umfassendes Feedback zu dem ersten Buch von Lorfon "Wolfsblut" abgeben. Da dies ein Feedbackbereich, vorallem für Dire ist, werde ich auch eine Menge SPOILERN. Da ich nicht den gesamten Text als Spoiler verpacken möchte, ÜBERSPRINGT dieses Feedback, wenn ihr euch nicht die Spannung nehmen lassen wollt. Anmerkung auch, gleich zu Beginn meiner Ausführungen: alles was ich schreibe sind individuelle Eindrücke in ihrer Gesamtheit. Wenn ich schreibe, dass mir zum Beispiel ein Teilbereich zu wenig detailliert beschrieben war, dann habe ich das so empfunden, was aber nicht zwangsläufig heißt, dass der nicht beschrieben wurde.
Als ich das erste Buch vor meinen Augen hatte, ohne vorher irgendetwas gelesen zu haben, sah ich nur die Textzeilen, und dachte, "ach herrje, schon wieder einer der vielen Romane, die meinen, etwas über eine mystische Welt erzählen zu wollen, und sich mal wieder für ganz toll halten (salopp ausgedrückt)".
Doch ich wurde schon am Anfang etwas enttäuscht ;-). Es kam keine umfassende Erläuterung von irgendwelchen Beziehungen zwischen Völkern und deren Konflikte über Generationen hinaus, mit etlichen Namen..... Nein, es find zwanglos an, ohne große Komplexe. Der junge Thar und sein Vater, ganz normal im Leben. Man kann was greifen, und wird nicht sofort in eine unbekannte Welt geworfen, wo viele Charaktäre in kurzer Zeit auftauchen, und man keine Beziehung aufbauen kann. Der Vorteil des Anfangs ist auch einfach, dass man mit Thars Wissen, auch sein Wissen erweitert. Wenn Thar jemanden begegnet, ist es auch sein erstes Mal, wenn Thar etwas zum ersten ließt, lesen wirs auch zum ersten Mal. Das geht natürlich nur, wenn Thar am anfang nicht "vorbelastet" ist, sodass er ahnungslos wie wir Städte besucht, und auch alles zum ersten Mal erlebt.
Ganz geschickt hangelt der Autor sich so durch das Buch, was es dem Leser sehr einfach macht, Zugang zu findet.
Die Charaktäre in Lorfon sind weitesgehend sehr real. Thar, der Faulpelz, der strenge aber herzliche Vater, damit konnte ich mich schon am Anfang anfreunden. König Romanor ist genau, wie ein König zu sein hat. Das heißt nicht, dass er einen langweiligen Stereotypen darstellt, sondern passt, finde ich super in die ersten Begegnungen hinein.
Genial auch die Weiterleitung zu den anderen Völkern, die der Autor geschickt durch ein Treffen aller Völker insziniert. Die Streitsucht, und die Anspannung ist förmlich während der Konferenzen spühbar, obgleich der Leseretwas im unklaren, über die Motive des Orkkönig Sohns bleibt. Dies ist durchaus gewollt, aber scheint es bei der ersten Begegnung eine etwas oberflächliche Begründung, dass dieser sehr agressiv gegen König Romanor agiert. Ich verstand erst nachher, jedoch ist dies beim ersten Lesen, sehr wage, fand ich. ich möchte hier nicht einzeln jede Sequenz herausnehmen, deshalb subsumiere ich den Handlungsstrang, als sehr logisch, und konsequent. Es gibt keine Durststrecken, und alles ist sehr dynamisch. Zudem springt der Autor geschickt zwischen den einzelnen Schauplätzen hin und her, was zu einer Köngisdisziplin gehört. Auch Thars Begleiter haben ihre Zankerein, und ihre Macken, man lernt sie lieben. Eine besondere Aufmerksamkeit möchte ich auch auf das Verhältniss von Thar und Florana richten. Die Liebesgeschichte gefällt mir sehr, doch kommt nun ein kleiner Kritikpunkt, der aber bitte als Verbesserungsvorschlag gesehen werden sollte, und nicht als böse Kritik. Zwar werden ab und zu Sequenzen erklärt, wo Thar und Florana offensichtlich zueinander finden, dennoch, so finde ich, müsste das Ganze etwas intensiver sein, d.h.: mehr Situationen, wo Thar und Florana sich langsam annähren, vllt. auch kleine Streitigkeiten haben. Hier ist es tatsächlich so, dass wenn dies Passagen gehäufter vorkommen, dem Leser die Verbindung und die Liebe, die sich langsam entwickelt, noch intensiver erscheint, was letzendlich auch dem Ende zu Gute kommt, und noch dramatische wirkte.
Womit wir auch schon bei dem Realitätsgehalt des Romans wären. Viele Fantasyromane neigen zu einer starken Idealisierung und Stereotypisierung ihrer Characktäre. Dass heißt, der Held stribt nicht, und ist von Anfang an auserkoren, der Größte zu werden. Diese Art Dogma durchbricht der Autor mit dem tod des Protagonisten am Ende, der von mir, während des Romanverlaufs schon als potentieller Nachfolger Romanors feststand. Hier überrascht der Autor häufig, mit dem schnellen Tod von Personen, die wir vllt. schon in unser Herz geschlossen haben. Dieser Sachverhalt gibt dem Roman eine gewisse Lebendigkeit, und Realitätsnähe, und erumutigt durch diese Wendungen im Nachhinein zur Reflektion. So ist Thar im Nachhinein nur der Wegbereiter, nicht der "Messias", der die Welt wieder in Ordnung bringt, sodass auch hier ein Fnatasydogma gebrochen wurde. Der Sieg des Guten am Ende ist von sehr tifen Schatten überzogen, die jemanden, der Happy Ends mag, neu vorkommen mag.
Ein weiterer Eindruck, dan ich noch niederschreiben möchte, ist das Zeitgefüge. Mir kam es ehr vor, als sei die ganze Geschichte in innerhlab von Wochen, abgelaufen, und büste damit an Überzeugungskraft ein. Warum ?, weil sich die Liebesgeschichte zwischen Thar und Florana nicht so stark innerhalb dieser Zeit entwickelt haben kann. Das Ende wirkt dadurch ebenfalls etwas stark überdramatisiert, da man für gewöhnlich eine derart starke Liebe nicht im Zeitraum von einer Woche aufbauen kann, zumindest kam mir es etwas suspekt vor. Ein Mittel, dieses Problem, des zu schnellen Vorranschreitens zu vermeiden, ist die Nennung von Daten, die Zeiträume umfassen. Ich könnte mir vorstellen, dass die beschrieben Entwicklungen auf Lorfon innerhalb von 1-1 1/2 Jahren stattfanden. Andernafalls wäre die rasante Entwicklung Thars kaum zu erklären. Es wäre hier wirklich ratsam, Sachen, wie "nach 3 Montaten", oder"als der erste Schnee fiel" einzubringen, und tatsächlich auch etwas konkreter zu werden.
Was ich zur Beschreibung der Orte sage, kann einige Posts drüber nachgelesen werden. Hier hab ich bereits Verbesserungen gemacht, die ich auch gerne auf das Elbenreich, und Nonjotos Reiche übertragen möchte. Es wäre besonders bei diesen, eine detailliertere Beschreibung der Personen und Orte wünschenswert. Es gibt acber auch Szenen (Tod des Vater) wo ich tatsächlich bewusst schneller gelesen habe, weil es eifach zu gut beschrieben war, und ich mich sogar etwas ekelte.
Nun zum Ende meiner Kritik. ich möchte Dire ertsmal loben, denn er hat geschafft, dass ich mir sein erstes Buch 1 Mal ganz durchgelesen habe, ohne zu überspringen. Das ist bei mir was besonderes. das Buch hat Charme, und viel Potential. Würden die genannten Kritikpunkte auch noch erfüllt, hätte es noch bessere Chancen, gelesen und gemocht zuwerden. Bücher zu schreiben ist schwer, doch Dire hat es mit Bravour gepackt, und wird wie Thar, so denke ich, an seinen Büchern wachsen. Alles in Allem, eine Prima Story, prima Charaktäre, toller Aufbau und vllt. bald noch kommender Detailgrad an manchen Stellen.
Da kann ich nur sagen, weiterso, Dire, das Zweite werde ich schonmal auf jeden Fall lesen, und bin gespannt wie Thars Sohn, und natürlich auch Du, sich entwickeln
.
Mit besten Grüßen, und einer sehr positiven Kritik
Raschi