28. Mär 2024, 16:13 Hallo Gast.
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren. Haben Sie Ihre Aktivierungs E-Mail übersehen?

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge. Hierbei werden gemäß Datenschutzerklärung Benutzername und Passwort verschlüsselt für die gewählte Dauer in einem Cookie abgelegt.


Select Boards:
 
Language:
 


Autor Thema: Die Landzunge und Kap Umbar  (Gelesen 3488 mal)

Fine

  • Moderator
  • Wächter der Veste
  • ***
  • Beiträge: 2.143
  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Die Landzunge und Kap Umbar
« am: 10. Jan 2017, 20:58 »
Lothíriel, Valirë, Bayyin, Túor, Lóminîth und Valion aus Umbar


Auf einer Anhöhe nordwestlich von Umbar blieb die Gruppe zum ersten Mal stehen und wagte einen Blick zurück auf die Stadt, die sie seit einer guten Stunde hinter sich gelassen hatten. Sie hatten die Ausläufer der kleinen Gebirgskette erreicht, die in der Mitte der Landzunge aufragte, die die Bucht von Umbar im Norden begrenzte. Über Umbar stieg eine Rauchwolke aus mehreren Quellen auf.
"Ich glaube, man hat auch das Anwesen meiner Schwester in Brand gesetzt," stellte Lóminîth traurig fest. "Das muss sie schwer getroffen haben."
"Es war auch dein Zuhause," wandte Valion ein. "Wie steht es um dein Gemüt, Verlobte?"
"Mir geht es gut, keine Sorge," gab Lóminîth ungerührt zurück. "Der Reichtum meiner Familie wurde in weiser Voraussicht nicht in Umbar aufbewahrt. Wenn wir zurückkehren, können wir das Anwesen größer und schöner als zuvor aufbauen. Wichtig ist, dass wir mit dem Leben davongekommen sind."
"Ich hoffe, Edrahil und Frau Minûlîth sind ebenfalls in Sicherheit." Lothíriel klang furchtsam und warf sorgenvolle Blicke zur fernen Stadt hinüber. "Eure Schwester war mir gegenüber sehr freundlich," sagte sie zu Lómînîth. "Ich würde nicht wollen, dass ihr etwas zustößt weil sie mir Zuflucht gewährt hat."
"Nein, nein," wehrte diese ab. "Hasael ist hinter ihr her, weil sie maßgeblich an seinem Sturz beteiligt war. Das hat nichts mit Euch zu tun, Prinzessin."
"Wir sollten weiter," mischte sich Valirë ein, die den Weg einige hundert Meter in nordwestlicher Richtung ausgekundschaftet hatte und nun zurückgekehrt war. "Denkt daran - Edrahil hat gesagt, wir gehen weiter nach Westen bis wir die nördliche Küste des Kaps sehen. Dann müssen wir nach Veantur Ausschau halten."
"Also gut," sagte Valion. "Gehen wir."

Sie setzten ihren Weg durch die felsige Umgebung fort. Falls es in der Nähe eine Straße gab wagten sie nicht, diese zu benutzen. Valion vermutete zwar, dass von Umbar aus ein Weg zum Leuchtturm an der Spitze des Kaps existieren musste, doch bisher waren sie nicht darauf gestoßen. Er ging am Ende der kleinen Gruppe, während Valirë voraus ging. Mehrere Stunden marschierten sie schweigend weiter, bis der Nachmittag langsam zum Ende kam und die Sonne immer tiefer sank. Unter zwei großen Bäumen mit tief hängenden Ästen legten sie eine zweite Rast ein und die Zwillinge verteilten das wenige an Proviant, dass sie in der Eile aus Umbar hatten mitnehmen können. Falls sie Veantur nicht spätestens am nächsten Tag finden würden, hätten sie nichts mehr übrig.

Ehe die Sonne unterzugehen begann machten sie sich wieder auf den Weg. Erneut ging Valion am Ende der Gruppe, und diesmal ging Lothíriel neben ihm her.
"Erzähl mir von zuhause," forderte die Prinzessin ihn auf. Ihre Stimme bebte leicht, doch ihr Gesichtsausdruck war fest und sie wirkte entschlossen.
"Viel hast du gar nicht verpasst," begann Valion und berichtete ihr von Imrahils Spruch über die Zwillinge und die eilige Vermählung Valirës mit Erchirion.
"Erchirion hat dem ohne Widerrede zugestimmt?" wunderte sich Lothíriel. Valion konnte sehen, dass seine Erzählung sie von den schrecklichen Geschehnissen der letzten Tage ablenkte, weshalb er ausführlich fortfuhr.
"Nun, sein Vater schien zu wissen, was er da tat," sagte er mit einem schiefen Grinsen.
Lothíriel warf ihm einen amüsierten Blick zu. "Ihr beiden habt euch ja schon immer gut mit meinem Bruder verstanden," erinnerte sie Valion. "Damals wart ihr zu dritt geradezu unerträglich."
"Wir hätten so viel mehr erreichen können, wenn du nicht immer zu Edrahil gelaufen wärest um unsere Pläne zu verraten."
Das brachte ihm einen spielerischen Schlag gegen den Arm ein. "Du weißt genau, dass er es auch ohne mich herausgefunden hätte."
"Vermutlich," gab Valion zu und lachte leise. "Er ist nicht umsonst der Herr der Spione. Er weiß nun einmal, was er tut."
"Das hoffe ich," sagte Lothíriel und wurde wieder ernst. "Ich mache mir Sorgen um ihn, Valion. Warum musste er nur den Helden spielen und zurückbleiben?"
"Er wird seine Gründe gehabt haben," vermutete Valion.
"Wenn er nur nicht immer aus allem so ein großes Geheimnis machen würde!"
"Gäbe es keine Geheimnisse mehr wäre er seine Arbeit wohl los," befand Valion. "Dann gäbe es ja nichts mehr, wofür man einen Herrn der Spione bräuchte."
"Außer für die Streiche unverschämter Jungen und Mädchen," konterte Lothíriel und schenkte ihm ein Lächeln.

"Ich hingegen bin immer brav!" mischte sich der kleine Túor ein, der plötzlich vor ihnen stand. Sie stellten fest, dass sie zurückgefallen waren und kaum noch auf den Weg geachtet hatten. Der Rest der Gruppe stand bereits an einen langgezogenen, felsigen Strand und Bayyin winkte ihnen zu. Als sie näher kamen sahen Valion und Lothíriel, was die anderen bereits entdeckt hatten: Von Norden her näherte sich vor der untergehenden Sonne ein hellblaues Segel.
"Die Súlrohír! Veantur kommt!" rief Valirë mit einem breiten Grinsen.
"Den Sternen sei Dank dass er uns gesehen hat," seufzte Lothíriel erleichtert. "Wir sind wohl genau zur richtigen Zeit hier her gekommen."

"Pünktlich wie Ulmos Hornklang!" kommentierte Veantur, nachdem man sie an Bord des gondorischen Schiffes gebracht hatte.
"Ihr wusstest, dass wir kommen?" wunderte sich Lóminîth.
"Ha ha! Meister Edrahil hat schon dafür gesorgt," lachte der Kapitän und hielt ihnen eine kleine Schriftrolle hin, auf der in Edrahils säuberlicher Handschrift Zeit und Ort vermerkt waren. "Kam vor wenigen Stunden per Brieftaube an! Meister Edrahil hat mir über seinen berittenen Boten, der mich vor wenigen Tagen nach Umbar zurückschickte, eine Flagge zukommen lassen - die gelbe, die dort oben am höchsten Mast hängt. Der Vogel, den er geschickt hat, ist darauf trainiert, danach Ausschau zu halten. Deshalb wusste ich rechtzeitig über den ganzen Ärger in Umbar Bescheid. Wäre sonst genau in das Chaos hineingefahren! Schlimme Sache, das."
"Was jetzt? Hat Edrahil auch Anweisungen hinterlassen, wo wir uns mit ihm treffen sollen?" fragte Valion.
"In Dol Amroth," sagte Veantur und wandte sich an Lothíriel. "Wir bringen Euch heim, edle Dame. Euer Vater wartet schon."
Doch diese schüttelte den Kopf. "Noch nicht," sagte sie resolut. "Wir müssen einen Umweg machen und Edrahil holen. Ich will ihn in Sicherheit wissen."
Mit leiser, vorsichtiger Stimme mischte sich Bayyin ein. "Es gäbe da etwas, was von entscheidender Wichtigkeit sein könnte," sagte er. "Ich habe die Hinweise, die ich in Hasaels Bibliothek fand, entschlüsselt. Ich muss sie nach Tol Thelyn bringen... und ich vermute, dass Edrahil ebenfalls dorthin kommen wird."
"Dann werden wir uns dort mit ihm treffen," entschied Lothíriel. "Spricht jemand dagegen?" Die Prinzessin blickte sich in dem kleinen Raum unter Deck um, doch niemand widersprach. Schließlich nickte Veantur. "Also gut, Herrin. Wir machen also einen Umweg über die Weiße Insel. Schreiber - du weißt offenbar, wo genau sie liegt. Ich war zwar bereits einmal dort, doch diese Insel hat es so an sich, nur schwer gefunden zu werden. Hilf mir, den Kurs zu setzen, ja?"

Während Bayyin und Veantur sich um den Kurs nach Tol Thelyn kümmerten machte sich Valion auf die Suche nach einer Schlafgelegenheit. In der Kabine, die er auf den Weg von Dol Amroth nach Umbar aus belegt hatte, fand er Lóminîth vor, die offenbar bereits auf ihn gewartet hatte. Túor saß neben ihr, doch sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und der Junge sprang auf. "Lauf und sieh zu, ob du Valirë finden kannst," schlug Lóminîth vor. "Vielleicht hilft sie dir, den Kapitän zu überreden, dir das Steuer zu überlassen." Mit einem begeisterten Schrei raste Túor davon.
"Hier sind wir also," sagte Valion und blieb einen Schritt vor Lóminîth stehen.
"Ja, hier sind wir," erwiderte sie mit einem anmutigen Lächeln. "Und was geschieht jetzt?"
Valion konnte deutlich sehen, was sie wollte: Für einige Momente den Schrecken vergessen, der sie tiefer getroffen hatte als sie es zeigen oder ausdrücken wollte, und sich zumindest für eine Nacht geborgen fühlen. Das war etwas, was er ihr geben konnte. Valion ließ wortlos zu, dass sie die Arme um ihn schlang und spürte ihre Hände über seinen Rücken tasten. Als die Tür hinter ihm zuschlug versank gerade die Sonne im Meer.


Lothíriel, Valirë, Bayyin, Túor, Veantur Lóminîth und Valion mit der Súlrohír nach Tol Thelyn
« Letzte Änderung: 14. Jan 2017, 00:34 von Fine »
RPG: