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Autor Thema: [† ]Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi  (Gelesen 6782 mal)

Gnomi

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[† ]Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« am: 22. Nov 2008, 11:08 »
Name: Rhia (bzw. Elua bei den Elben)

Start: Hof außerhalb von Thal

Genaue Beschreibungen der Fähigkeiten, etc. ganz am Ende

Geschichte:

Weiter rennen...
Sie konnte keinen anderen Gedanken fassen...weiter rennen.
Sie schrie nicht mehr, obwohl ihr immer noch nach Schreien zu Mute war. Seit Stunden rannte sie nun schon, floh vor ihren Peinigern. Wer sie sah hätte sie mit einem Reh verwechseln können.
Die Dornen und Äste hatten ihre Kleider zerrissen, nur noch einzelne Fetzen hingen an ihr herab. Ihre Haut war aufgescheuert. Wie lang rannte sie nun schon? Sie wusste es nicht.
Plötzlich war eine Wurzel direkt vor ihren Füßen. Sie stolperte und fiel hart auf den Boden. Binnen Sekunden stand sie wieder auf und versuchte weiter zu rennen. Sie taumelte ein paar Schritte vorwärts, stütze sich an einem Baum ab und versuche weiter zu rennen. Keuchend ging sie ein paar Schritte weiter und verfiel unter Anstrengung wieder in einen leichten Trab. Durch den Sturz war die Haut über dem linken Auge aufgeplatzt und Blut sickerte ihr über die Wange. Doch ihr war es egal, sie wollte nur weg, weiter weg von dem was geschehen war. Ihr Auge zukneifend rannte sie weiter, bis sich plötzlich der Boden unter ihr auftat. Erst nach ein paar Sekunden begriff sie, dass sie fiel.
Sie stürzte das Gefälle hinunter, immer wieder auf den Hang aufschlagend. Schließlich prallte sie auf eine gerade Ebene auf.
Der Aufschlag war so hart, dass sie aufschrie und mit dem Schrei Blut ausspuckte. Immer noch vor Schmerzen schreiend versuche sie sich wieder aufzustützen.
Doch ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Sie schaute an sich herab und sah aus dem rechten Bein einen weißen Knochen herausragen. Sie versuchte sich noch auf dem Boden weiter zu ziehen, doch schon nach wenigen Metern verlor sie endgültig ihre Kräfte. Auf einmal erschien eine Gestalt über ihr. Ohne aufzublicken sah sie nur den Schatten der Gestalt näher kommen und krümmte sich zum Schutze wie ein Tier zusammen. Der letzte Eindruck der in ihrem Bewusstsein verblieb, war der Geschmack von Blut im Mund, die Tränen, die an ihrer Wange herunter liefen und der Atem der Person, die sich über sie beugte.
Dann wurde die Welt still.
Als sie wieder zu sich kam zitterte sie am ganzen Körper. Wer war diese Person gewesen?
Sie traute nicht sich zu bewegen. Doch langsam entspannte sich auch ihr Körper. Das Zittern ließ nach. Als sie sich schließlich beruhigt hatte merkte sie, dass jemand sie mit einem Tierfell bedeckt hatte. Zudem war etwas Festes um Ihr Bein geschnürt. Er schmerzte zwar immer noch, aber der Knochen schien wieder an seinem Platz zu sein.
Während sie diese Dinge bemerkte, nahm sie auch Stimmen von Personen wahr, die nicht unweit entfernt waren.
„Hast du gesehen wovor sie weg gerannt ist?“ fragte eine erste raue Stimme.
„Nein Bachor, ich habe nur gehört, wie sie den Hang herunter gefallen ist.“ antworte eine andere weitaus sanftere und jüngere Stimme. „Dann  habe ich sie dort unten liegen gesehen. Sie wirkte wie ein verschrecktes Tier, das schon seit langem gehetzt wird.“
„Ich hoffe meine Verbände werden ausreichen.“ sagte der Mann, der Bachor genannt wurde. „Du hast selber ihre Verletzungen gesehen. Sie hat Glück gehabt, dass nur ihr Bein gebrochen ist, so einen Sturz überlebt man normalerweise nicht so unbeschadet. Ich hoffe nur sie wird gesund. Ich würde gerne ihre Geschichte hören... Dieser Händler mit dem wir vor kurzem  gehandelt haben... dieser alte Geizkragen... sie sieht ihm ähnlich, oder Hervenn?“
„Wir wollten ihn doch nicht mehr so nennen“ brummte Hervenn. „Aber du hast Recht. Wir werden genaueres erfahren, wenn sie aufwacht.“
Danach verstummte das Gespräch.
Ganz langsam traute sich  die Verletzte ihre Augen zu öffnen und den Kopf zu drehen.
Sie sah die beiden Menschen an einem Lagerfeuer sitzen und hinter ihnen einen kleinen Händlerwagen.
Geizkragen...Ja, so könnte man meinen Vater nennen...
Danach schloss sie wieder die Augen und driftete in eine unruhige Nachtruhe. Immer wieder träumte sie, das gleiche. Wie sie hilflos am Boden lag, wie eine große Gestalt erschien und ihre Peiniger bekämpfte. Und jedes Mal sah sie wieder, wie dieser Mann unterlag und sie wieder weg getragen wurde.
Als der nächste Tag begann legten die Händler sie vorsichtig in ihren Wagen und fuhren weiter gen Osten. Es war kein großer Wagen.
Vorne wurde er von zwei Pferden gezogen und über der Ladefläche war von einem schweren Tuch gespannt worden, um die Ware vor Regen und Sonne zu schützen.
Obwohl sie nun ihre Augen die meiste Zeit geöffnet hatte sprach sie kein Wort mit den beiden Männern, sondern antwortete immer nur durch Nicken oder Schütteln des Kopfes.
Die meiste Zeit döste sie vor sich hin und wurde ständig von Alpträumen heimgesucht.
Mehrere Tage vergingen ohne Zwischenfälle. Eine Woche nachdem sie von den Händlern aufgenommen worden war begann es zu regnen.
Der Tag verlief dennoch wie immer.
Der Wagen rollte über die unebene Straße, die beiden Männer saßen vorne und lenkten ihn, während die Frau im hinteren Teil auf einem Fell zwischen den ganzen Waren lag.
Müde schaute sie auf die Straße hinter dem Wagen.
Der Weg sah genauso aus, wie an jedem Tag. Der einzige Unterschied war, dass nun der Boden matschig war.
Und dass eine Person auf einmal hinter dem Wagen stand.

« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 07:55 von Fine »

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #1 am: 23. Nov 2008, 13:47 »
Sie wagte es nicht sich zu bewegen. Zwischen den Kisten war sie so versteckt, dass sie zwar den Umriss des Mannes, der hinter ihnen auf der Straße stand sehen konnte, aber er sie nicht sehen konnte.
Sie wollte sich umdrehen und die beiden Männer warnen, doch ihre Stimme versagte. Sie versuchte zu schreien, doch nicht einmal ein Krächzen verlies ihren Mund. Im nächsten Moment sah sie, wie zwei weitere Gestalten von dem Straßenrand lösten und sich dem langsamen Karren lautlos näherten.
Gewandt sprangen alle drei Gestalten gleichzeitig auf den Wagen ohne einen Laut von sich zu geben. Sie bemerkten die Frau nicht, die sie hinter Kisten versteckt beobachte.
Aus ihrer Deckung heraus starrte sie die drei Menschen an und konnte den Blick nicht von ihnen abwenden.
Es waren brutale Räuber, die vor nichts zurückschrecken würden, darin war sie sich sicher. Doch sie bewegten sich mit so einer zielstrebigen Eleganz und ohne einen einzigen Laut durch den Wagen, dass sie nicht anders konnte als ihnen fasziniert zuzuschauen. Sie standen nun alle drei hinter den beiden Händlern und hoben lautlos ihre Waffen. Die Händler redeten unbewusst der Gefahr weiter miteinander.
Dann sirrten die Messer hinab. Doch nur eines der beiden Opfer kippte leblos nach vorne. Der Zweite hatte sich gerade zur Seite gelehnt, als er plötzlich aufschrie und sich an den blutenden Arm packte. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er zuerst das Blut aus seinem Arm spritzen, dann seinen Freund zu Boden gehen und dann die drei Gestalten hinter sich. Die eine trat einen kleinen Schritt nach vorne und beugte sich nach unten. Unerbittlich drückte sie ihm das Messer an den Hals.
„Halt!“ krächzte der Händler. Es war der ältere Mann mit der raueren Stimme. „Lasst mich leben und ihr werdet es nicht bereuen.“
Von den drei Bewaffneten kam ein dunkles Gelächter als Antwort.
Aber sie nahmen ihm das Messer vom Hals und knieten sich vor ihm hin.
„Was willst du uns schon bieten? Wir haben alles von dir in unserer Hand... Dein Leben, deinen Wagen und deine Ladung.“
Plötzlich überkam die Frau, die hinten weiterhin versteckt lag eine böse Vorahnung. Sie war immer noch fasziniert von der graziösen Eleganz mit der die drei Räuber den Wagen überfallen hatten, doch sie musste weg.
Langsam kroch sie weiter nach hinten... Stück für Stück, um unbemerkt zu bleiben.

„Ihr habt meine Ladung und mein Leben.“ sprach der Händler mit bebender Stimme. „Das stimmt. Doch ich habe Wissen und kann euch zu reichen Leuten machen.“
Oh nein, er erzählt ihnen von meiner Herkunft.
Immer schneller kroch sie, bis sie schließlich hinten am Wagen angekommen war.
Langsam ließ sie sich herunterfallen.
Es machte ein leises platschendes Geräusch, als sie kurz neben einer Pfütze auftraf, doch im Prasseln des Regens ging das Geräusch unter. Sie drehte sich um und sah, dass der Wagen langsam weiterfuhr. Sie war entkommen.
Unsicher versuchte sie sich auf ihre Beine zu stellen, doch das gebrochene Bein war noch zu schwach. So schleppte sie sich von der Straße in die Büsche.
Einige Sekunden später hörte sie einen Aufschrei:
„NEEEIIIINNN! Ich schwöre euch... sie war da... sie muss geflohen sein! Bitte... Lasst mich Leben, ich habe euch die Wah...“
Danach hörte sie nur noch ein paar knurrige Befehle, die sie durch den Regen nicht mehr verstand.
Einen ganzen Tag blieb sie unter den Sträuchern neben der Straße liegen und wagte kaum zu atmen. Was wenn die Männer noch in der Nähe wären? Sie würde sie nicht kommen sehen und würde ebenfalls Opfer ihrer Grausamkeit werden...
Sie verlor ihr Zeitgefühl, doch sie konnte nicht anders, sie musste weitergehen. Ihr Hals war ausgedörrt, ihr Magen knurrte und ihr Bein pulsierte mit erneuten Schmerzen. Unbeholfen stand sie auf und blickte zum Himmel. Es war um die Mittagszeit.
Durch den einen Tag, den sie dort nass gelegen hatte, konnte sie sich kaum bewegen. Behutsam stellte sie sich auf und belastete vorsichtig ihr verletztes Bein. Wenn sie nur ganz kurz einen Teil ihres Gewichtes darauf verlagerte, konnte sie ein paar Schritte vorwärts gehen. Jedes Mal wenn sie aufhörte sich zu konzentrieren, brach sie wieder zusammen.
Doch nach jedem Sturz zog sie sich verbissen wieder hoch, obwohl jedes Mal der Schmerz in ihrem linken Bein weiter zunahm. Sie sah keine Möglichkeit ihre Situation zu verbessern, doch sie musste weiter. Fast musste sie sogar lächeln, als sie an ihren Vater dachte. Er hatte oft gesagt: „Jeder sagte ich hätte keine Möglichkeit die Waren zu einem solch guten Preis zu verkaufen. Doch ich habe es geschafft.“
Genauso ging es ihr. Ihre Aussichten zu überleben standen schlecht. Doch sie musste es schaffen! Nachdem sie die ersten Meter entlang gehumpelt war, stoppte sie, hob ein kleines Stück dünne Rinde auf und nahm es in den Mund.
Langsam machte sie den nächsten Schritt mit ihrem verletzten Bein und spürte wieder den stechenden Schmerz. Sie unterdrückte einen Schrei und biss stattdessen mit ihrer gesamten Kraft auf die Rinde.  So gelang es ihr schließlich immer weiter fort zu gehen. Fort von dem Ort an dem sie verraten wurde. Sie machte keine Pause und lief den gesamten nächsten Tag hindurch. Immer entlang dem Weg, den die Händler befahren wollten.  Sie hatte nur ein dünnes Leinenhemd an. Das war alles, was sie besaß. Mit ausgedörrter Kehle schleppte sie sich voran. Kein See in der Nähe um ihren Durst zu stillen. Nichts, was ihr helfen könnte.
Langsam ging der Tag zur Neige. Es wurde dunkel um sie herum, doch sie konnte nicht stoppen. Ihre einzige Möglichkeit war das Weitergehen, obwohl ihre Hoffnung auf Rettung immer weiter schwand. Plötzlich erkannte sie einen hellen Punkt zwischen den Bäumen.  Ihre Lebensgeister erwachten sofort zu neuem Leben.
Es sieht aus wie ein Lagerfeuer.
Ohne darüber Nachzudenken, wer am Lagerfeuer sitzen könnte humpelte sie los. Als sie an den ersten Bäumen vorbei war sah sie den hellen Fleck deutlicher. Sie würde endlich wieder Leute treffen, könnte sich stärken, ihr Bein könnte geheilt werden... All diese Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Als sie näher kam erkannte sie:  Es war wirklich ein Lagerfeuer. Sie rannte so schnell sie konnte auf das Lagerfeuer zu, nur noch ein Gedanke regierte in ihren Kopf: Überleben.
Schließlich kam sie humpelnd an dem letzten Baum vorbei und kam direkt vor dem Lagerfeuer auf eine kleine Lichtung. Glücklich sah sie, dass um das Lagerfeuer Menschen saßen. Nun hatte sie wirklich eine Aussicht auf Überleben.
Überrascht starrten alle sie an. Danach spürte sie einen harten Schlag gegen den Kopf und es wurde ihr wieder schwarz vor Augen.
Als sie wieder aufwachte stöhnte sie auf. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Kopf zerbersten würde. Der Durst war immer noch da und zudem kamen nun noch die Kopfschmerzen. Sie versuchte sich daran zu erinnern was vor dem Schlag passiert war. Sie kam zu dem Feuer... dort saßen jede Menge Leute... sofort riss sie die Augen auf und wollte aufstehen. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Als sie an sich herabsah bemerkte sie, dass sie Fesseln an Händen und Füßen trug. Als sie um sich schaute bemerkte sie, dass sie in einer Art Zelt war. Es bestand vollständig aus Fellhäuten und Lederfetzen. Das ganze war rund um einen Baumstamm aufgebaut und sah nicht so aus, als ob die Besitzer hier lange bleiben wollten.
Sie selbst saß in der Mitte vom Zelt an den Baumstamm gefesselt.

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #2 am: 24. Nov 2008, 21:15 »
Gerade als sie versuchte sich die ganze Situation genauer voranzuschauen wurden die Kopfschmerzen wieder schlimmer. Stöhnend schloss sie die Augen, lies den Kopf nach vorne auf die Brust sinken und döste ein.
Als sie wieder zu sich kam hörte sie außerhalb des Zeltes raue Stimmen miteinander reden.
„Hat sich doch jetzt schon gelohnt unseren Auftrag nicht auszuführen, oder?“
„Ja.“, antwortete eine zweite Stimme. „Erst der Händler und nun rennt uns auch noch diese Frau über†™n Weg. Es war gut, dass wir nich†™ nach Westen ins Auenland gegangen sind. Der alte Mann hat unsren Kumpels was vorgemacht. Wahrscheinlich werden dort alle getötet. Der Osten wird doch viel schöner... dorthin woll†™n wir und das begann doch schon verdammt gut.“
Die zweite Person lachte. „Ja“, sagte sie. „der Osten. Dort werden wir alle frei sein und kein Saruman wird uns mehr herumkommandieren.  Doch diese verfluchten Berge sind noch im Weg. Unsre Leute werden unruhig, das merke ich. Wir sollten den Marsch schnell erledigen.“
„Wo du†™s sagst... ich glaube unser Gast hat Durst, zumindest sah sie sehr durstig aus.“ antwortete wieder der Erste und fügte lachend hinzu. „Was meinst du? Solln wir ihr etwas Wasser geben?“
Kaum dass Wasser erwähnt wurde stöhnte die Frau im Zelt leicht auf. Wasser...
Danach sah sie, wie ein Teil der Zeltwand zurückgeklappt wurde und zwei Männer in braunen Lumpen eintraten.
Beide waren eher klein und stämmig gebaut und hatten einen starken Bartwuchs.
„So“, sagte der erste. „Unser Gast is†™ also endlich wach... ich hoffe ihr werdet euch rasch erholen, unsere Reise wird lange sein und ihr werdet uns begleiten. Doch wo sind meine Manieren geblieben, ich vergaß uns vorzustellen. Mein Name is†™ Dagnir und das is†™ Gwarthen.“
Sie wollte etwas antworten, wollte um Wasser bitten, doch sie konnte den Mund kaum öffnen. Sobald der Mund offen war, spürte sie wie die Luft ihre Kehle immer weiter austrocknete... Lange würde sie nicht mehr durchhalten. warum gaben ihr die Männer nicht einfach Wasser? Langsam verschwamm wieder das Bild vor ihren Augen, doch sie versuchte standhaft zu bleiben und nicht wieder ohnmächtig zu werden.
„Ich hab das Gefühl sie kippt gleich um“, sagte Gwarthen. „Gib ihr endlich etwas zu trinken.“
„Immer mit der Ruhe...“, antwortete Dagnir und setzte sich vor die Frau, während er einen kleinen Schlauch mit Wasser auspackte und langsam an ihren Mund führte.
Sie wollte sogleich begierig trinken, doch die ersten Tropfen brannten wie Feuer in ihrem Mund und sie musste sofort husten und spuckte das Wasser wieder aus. Danach lies sie langsam immer mehr Wasser in sich hinein laufen, zu schwach es wieder auszuspucken, obwohl ihr gesamter Hals anfing noch stärker zu brennen.
Als der Schlauch leer war stand der Mann vor ihr auf und drehte sich um. Sie vernahm nur noch irgendwelche Stimmen, doch sie verstand nichts mehr. Danach kippte ihr Kopf auf ihre Schulter und sie döste wieder ein. Obwohl sie am Ende ihrer Kräfte war hatte sie einen der beiden erkannt. Dagnir war auf dem Karren der Händler gewesen. Als sie ihn wieder erkannt hatte wusste sie: Es gab für sie keine Möglichkeit zu entkommen.
In den nächsten Tagen erholte sie sich langsam. Sie war immer noch zu schwach um irgendetwas zu machen, doch durch das Wasser, dass sie immer wieder im Laufe der Tage bekam nahm sie langsam wieder mehr wahr und ihre Lebensgeister kehrten zurück.
Nach einer Woche war sie schließlich wieder bei vollem Bewusstsein.
Doch schon bald wünschte sie sich sie wäre weiterhin in ihrem Dämmerzustand geblieben.
In der Zwischenzeit konnte sie schon wieder auf ihren wackeligen Beinen stehen. Augenblicklich begannen die wilden Menschen sie als Spielzeug für die Abende zu benutzen und sich an ihr zu vergnügen.
Jeden Abend, jede Nacht erlebte sie das gleiche, weshalb sie fortgerannt war.  Einige Tage später wurde das Lager abgebaut und die Gruppe ging gen Osten.
Immer wieder brach sie auf diesem Marsch zusammen. Ihr Bein heilte nicht mehr, sondern verschlimmerte sich nun tagtäglich. Dennoch genoss sie den Marsch. Sie hasste es zwar, mit ihrem Bein weiterzulaufen und wäre am liebsten Sitzen geblieben, doch durch den Marsch waren auch ihre Peiniger erschöpft und ihre Bosheiten ihr gegenüber hielten sich in Grenzen.
Nach mehreren Tagen, vielleicht waren es auch schon Wochen, erreichte der Trupp schließlich das Nebelgebirge. Alle wussten, dass nur noch diese Bergkette zwischen ihnen und der ersehnten Freiheit vor Saruman auf der anderen Seite standen.
Als es dunkel wurde und das Lagerfeuer die einzige Lichtquelle war erhob sich Dagnir.
„Meine Freunde. Wir sind hier hergekommen, um die Freiheit zu bekommen. Im Westen wird Saruman herrschen, doch der Osten is†™ für uns frei.“
Ein Jubel ging durch die Reihen.
„Sobald wir diesen Gebirgskamm überquert ham“, ergänzte Gwarthen. „werdn wir auf der andren Seite alles finden, was das Herz begehrt. Nahrung im Überfluss, Gold, Freiheit. Un†™ Frauen.“ Den letzten Zusatz setzte er mit einem Blick auf ihr Entführungsopfer hinzu.
„Morgen früh werden wir aufbrechen“ fuhr Dagnir fort. „Ab dann gibt es kein zurück mehr, weil wir uns ab dann im Nebelgebirge befinden, das muss euch allen klar sein.“

Danach traten die beiden zurück und langsam wurde es ruhig. Schon bald schliefen alle außer einer Person. Wie immer bei einer Rast war sie an einen Baum gefesselt worden. Ihre Beine waren frei, doch ihre Hände waren ebenfalls mit dicken Seilen zusammengeschnürt.
Hilflos saß sie so an den Baum gelehnt und starrte in das verglühende Lagerfeuer. Ihr Bein schmerzte stärker denn je, doch sie spürte es in der Zwischenzeit nicht mehr, dieser Schmerz war zu einem Bestandteil ihres Seins geworden.
Sie konnte sich noch genau erinnern... vor nur wenigen Monaten war sie ebenfalls bei klarer Nacht an einem Lagerfeuer gesessen. Doch damals hatte sie nur einen Begleiter gehabt und sie hatte nichts von dem erlebt, was sie jetzt hinter sich hatte.
Diese Zeiten sind vorbei... ich habe gesehen, wie er gestorben ist... gestorben für mich, doch es hat mir nicht geholfen.
Sie erinnerte sich noch genau, wie er damals als große Gestalt aus den Büschen heraussprang und ihre damaligen Schinder erschlug.
Melethron...Wie gerne würde ich dich nur noch einmal wieder sehen.
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Sie würde ihn nie wieder sehen und das wusste sie ganz genau, alles was ihr gefallen hatte war verloren, nur dunkle und böse Erinnerungen hausten in ihrem Geist. Falls ich noch einmal von vorne anfangen könnte... ich würde nicht noch einmal hilflos sein.
Mit diesem Gedanken schlief sie lange nach Mitternacht ein.
Sie saß an einem Lagerfeuer. Neben ihr saß Melethron. Als sie an sich herabblickte erkannte sie, dass ihre Beine unbeschädigt waren. Ihr Herz hüpfte vor Freude. War alles nur ein böser Traum gewesen? Zumindest jetzt wirkte es so. Sanft legte sie ihre Arme um ihn, während beide träumend in das Feuer schauten. Über ihnen glitzerte der Sternenhimmel, der durch keine einzige Wolke an diesem warmen Herbsttag gestört wurde.
Lange saßen sie so, fest umschlungen gemeinsam vor dem Feuer, keiner rührte sich, beide genossen nur die gemeinsame Zeit in der sie friedlich zusammen sein konnten. Schließlich wandte er langsam seinen Kopf zu ihr um. Fasziniert blickte sie in seine braunen Augen, die von einem seltsamen Glanz bedeckt waren. „Ich muss gehen.“, flüsterte er ihr leise zu. Traurig blickte sie zurück. „Bitte, kannst du nicht noch bleiben? Ich brauche dich.“, flehte sie ihn an. „Wie soll ich meine Herausforderungen nur ohne dich bewältigen?“
Er blickte zu Boden und suchte nach einer Antwort. Nach mehreren Minuten antwortete er. „Ich wünschte ich könnte dir helfen, doch ich kann nicht. Du bist auf dich allein gestellt.“ Danach stand er auf  und schlug schluchzend mit voller Kraft gegen einen Baum. Danach drehte er sich schnell wieder zu ihr um. Sie sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
„Wie gerne würde ich dir helfen, alles würde ich tun...doch ich habe versagt, verzeih mir“, flehte er sie an und kniete sich bebend vor ihr nieder und wisperte leise weiter. „Ich würde alles, wirklich alles geben, nur um dir dein Leid zu ersparen, doch ich kann nicht... sie kommen, ich muss weg.“
Er schmiegte sich noch kurz an sie und zögerte, als ob er nicht weg wolle. Sie wollte ihm antworten, doch sie brauchte kein Wort heraus. Sie küssten sich noch einmal flüchtig, danach war er verschwunden.

Plötzlich bekam sie einen harten Tritt in den Rücken. Aufstöhnend kam sie zu sich.
Kaum, dass sie die Stimmen um sich wahrnahm wusste sie: Sie war wieder zurück und ihre ganze Reise war kein Traum gewesen.
Als sie die Augen öffnete sah sie Dagnir vor sich sitzen.
Seine dunklen bösartigen Augen musterten sie. Reflexartig krümmte sie sich zusammen. Wie anders war ihr Traum gewesen. Sie spürte immer noch Melethron neben sich und schalt sich sofort dafür.
„Ich kenne dich...“ begann Dagnir ihr zuzuzischen. „Du wirst mich wahrscheinlich nicht mehr wieder erkennen. Doch ich war dabei...damals, als wir deinem Vater die Waren gestohlen hatten.
Erschrocken starrte sie ihn an. Sofort war wieder jedes Detail vor ihrem inneren Auge vorhanden.
Leicht beugte sich Dragnir nach vorne und sprach nun leiser, sodass nur sie es hören konnte.
„Ich würd†™ dich töten.  Du bist nichts als ein Klotz am Bein. Doch meine Männer brauchn hier Unterhaltung. Merk dir das genau. Solange du noch zu unsrem Vergnügen gut bist bleibst du am Leben. Sonst...“ Unvollendet lies er den Satz stehen, stand auf und erteilte einige Befehle.
Nach einem raschen Frühstück begann der Aufstieg in das Nebelgebirge.
Viele Wege führten die Berge hinauf,  und viele Pässe führten über sie hinweg. Aber die meisten Wege waren Irrwege oder Fallen, auf denen man nirgendwohin oder zu einem schlimmen Ende kam; und an den meisten Pässen lauerten Gräuel und Gefahren. Doch durch Glück oder Schicksal schafften sie die ersten Tage immer weiter in das Nebelgebirge vorzudringen ohne auf Gefahren zu treffen oder sich zu verlaufen. Doch als sie in die höheren Ebenen kamen wurde es gefährlich. Steinbrocken, von der Mittagssonne auf dem Schnee losgelassen kamen nun oft den Berg heruntergedonnert. Doch keiner aus der Gruppe ließ sich einschüchtern. Zielstrebig gingen sie ihren Weg und ihre Gefangene musste mit, ob sie wollte oder nicht.
Nach den ersten Tagen begann das Wetter sich zu verschlechtern. Dunkle Gewitterwolken zogen herauf und Blitze zuckten die ganze Nacht  auf die Erde nieder und erhellten kurz die Landschaft.
In dieser Nacht wurde keine Pause eingelegt. Während den kurzen Augenblicken in denen man etwas erkennen konnte sah man große grimmige Riesen auf den Bergen toben. Große Steine warfen sie hin und her oder schleuderten sie in die Dunkelheit. Einmal landete ein Stein nur wenige Meter von der Gruppe entfernt und der getroffene Baum zersplitterte unter dem Gewicht. Am nächsten Tag waren alle Wolken verschwunden. Hämisch grinste die Sonne auf sie herab, als sei in der Nacht nichts gewesen. Die nächste Nacht wurde noch schlimmer. Es tobte wieder ein Unwetter, doch dieses Mal goss es zusätzlich in Strömen. Binnen kürzester Zeit war die gesamte Gruppe bis auf die Haut durchnässt.
Selbst Dagnir, der unermüdlich die Truppe vorantrieb stimmte schließlich einer Rast zu. Sie fanden eine kleine Höhle in der sie Unterschlupf suchten. Bibbernd traten sie alle ein. Mit knappen Befehlen wurden die Gefangene und die Verletzten in eine Ecke weiter hinten gebracht und dort abgelegt. Die anderen setzten sich etwas weiter vorne in den Höhleneingang und besprachen die Lage.

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #3 am: 25. Nov 2008, 16:52 »
Langsam lies sie den Kopf nach hinten gegen die Wand sinken.  Sie spürte jeden Knochen in ihrem Leib. Ihre Flucht bisher hatte sie schon erschöpft. Doch dieser Kraftmarsch über das Gebirge übertraf alles. Zudem fing die Wunde an ihrem Bein an zu eitern. Hinkend hatte sie versucht Schritt zu halten, am Ende war sie aber zusammen gebrochen und man hatte sie getragen. Sie fühlte sich schrecklich, dennoch gewann die Müdigkeit und sie döste langsam ein. Das letzte was sie noch mitbekam war, dass sich Dagnir erhob und verkündete, dass sie ab sofort nur noch bergab laufen müssten. Dann hätten sie das Gebirge hinter sich gelassen.

Als sie aufwachte dämmerte schon der Morgen. Es regnete zwar immer noch, aber nicht mehr so stark und in der Ferne sah man die ersten blassen Sonnenstrahlen. Noch konnten sie aber nicht die Erde erwärmen und es blieb kalt. Als sie sich umschaute bemerkte sie, dass sie die meisten anderen noch schliefen. Nur an dem Höhleneingang saß Dagnir und starrte mit seinen kalten Augen in die Ferne.
Sie wollte sich gerade strecken, damit sie etwas warm wurde, als sie erstarrte.
Dagnir war aufgesprungen und direkt vor ihm fiel ein Pfeil klappernd zu Boden. Er zögerte keine Sekunde und war mit zwei Sätzen in der Höhle und schlug Alarm. „Angriff! Wir werdn angegriffen. Hey du da hintn, aufwachn! Zu den Waffen!“
Die soeben noch verschlafene Truppe war sofort hellwach. Jeder packte seine Waffen, die neben ihm lagen und stürzten sich zum Höhleneingang. Ohne einen Laut von sich zu geben blieb sie in der Höhle, bis alle draußen waren.
Danach stand sie vorsichtig auf und ging nun ebenfalls zum Eingang. Als sie nach draußen blickte stockte ihr Herz.
Von den Hängen kletterten Unmengen Orks herunter.
Sie wusste nicht wie viele, auf jeden Fall waren es mehr als zehnmal so viele, wie die zwanzig Mann starke Gruppe, die Dagnir anführte. Sofort drehte sie sich um und humpelte so schnell sie konnte in die Entgegengesetzte Richtung. Ohne sich umzudrehen keuchte sie den schmalen Pfad entlang und merkte, dass es langsam bergab ging. Als sie nach vorne schaute musste sie lächeln. Sie hatte es geschafft. Vor ihr lagen keine Berge mehr, sie musste nur noch den Hang herunter und  dann wäre sie in einem anderen Land. Sie war noch nie so weit östlich gewesen, doch sie kannte das Land aus Karten. Neue Hoffnung gebar in ihr. Dort könnte sie ein neues Leben anfangen.
Nach einigen letzten mühsamen  Stunden lies sie schließlich das Nebelgebirge hinter sich.
Erschöpft lies sie sich an einem kleinen See fallen und lies ihre Hände in das Wasser gleiten.
Es war eiskalt, doch es tat gut. Nach all der Zeit des Leidens hatte sie es schließlich geschafft. Sie wollte nichts mehr wissen, was geschehen war. Die letzten, die ihre Vergangenheit geprägt haben waren getötet worden. Nun kannte sie niemand, niemand wusste, was passiert war. Ein Gefühl des Glückes umfing sie. Alles konnte gut werden, keine Qualen mehr, nichts, was ihrem Leben schaden könnte.
Langsam lies sie die Hand durch das Wasser gleiten und beobachtete mit Freuden die kleinen Linien, die sich auf dem Wasser bildeten. Es war nichts Besonderes, aber es war etwas Natürliches, etwas das an ein normales Leben erinnert. Danach schöpfte sie begierig Wasser aus dem See. Beim ersten Schluck lief ihr noch ein kalter Schauer über den Rücken. Doch schon beim zweiten spürte sie nur noch, wie mit dem Wasser wieder die Lebenskraft zurückkam.
Als sie sich wieder kräftig genug fühlte weiterzugehen stand sie wieder auf. Trotz all ihres anfänglichen Überschwangs bemerkte sie, dass nicht alles sich für sie geändert hatte. Sie litt immer noch unter der Verletzung ihres Beines. Doch durch die unerwartete Befreiung aus den Händen der Räuber war sie optimistisch genug auch diese Verletzung überstehen zu können.
Als es Abend wurde legte sie sich unter einen Baum und schlief rasch ein. Am nächsten Tag wachte sie auf und wusste zuerst nicht wo sie war. Der letzte Tag kam wir wie in einem Traum vor. Eine kurze Unterbrechung in einem langen Alptraum. Gleich würde sie von einem der Räuber mit einem unsanften Tritt endgültig geweckt werden und man würde sie wieder zum weiterlaufen zwingen. Lange blieb sie so liegen und verkrampfte sich langsam immer mehr. Wann würden sie sie aufwecken? Obwohl sie die Augen noch nicht geöffnet hatte wusste sie, dass die Sonne schon schien. Ein warmer Sonnenstrahl wärmte ihre Haut und ein  milder Wind blies ihr die Gräser in ihr Gesicht... Gräser? Waren sie nicht noch im Gebirge, wo das Licht nicht warm, sondern eisig ist und der Wind einem heulend ins Gesicht peitscht und einen mit Schnee bedeckte? Aber Gräser? Sollte es doch kein Traum gewesen sein? Oder war sie immer noch am träumen?
Leicht blinzelte sie. Durch die kleinen Schlitze sah sie wenig, aber es genügte. Direkt vor ihrem Gesicht hatte sie eine blühende gelbe Blume gesehen. Lächelnd schloss sie ihre Augen wieder und entspannte sich während sie sich auf den Rücken legte. Sie hatte es also wirklich geschafft, sie war entkommen.
Sanft atmete sie die Luft ein. Es roch so anders, als sie es in Erinnerung hatte. Es roch würzig und mit jedem Moment entdeckte sie neue Gerüche, die sich ständig miteinander vermischten. Auf einem Ast über ihr zwitscherte ein Vogel munter vor sich hin und ein paar Bäume weiter antwortete ein Zweiter.
Langsam öffnete sie nun die Augen und schaute in die Krone eines Baumes, der direkt neben ihr stand. Es war ein großer Baum mit starken Ästen und vielen grünen Blättern. Fast schon konnte sie die Lebensfreude spüren, die dieser Baum ausströmte. Langsam setzte sie sich auf, den Blick immer noch fasziniert in die saftig grünen Blätter des Baumes gerichtet.
Langsam ging sie so durch den Wald und wollte alles genießen. Alles, was für andere natürlich war, doch was sie jetzt bewunderte.
Doch sie konnte nicht lange so unbeschwert umherstreifen. Schon bald kam Hunger auf und damit sämtliche Erinnerungen an ihr Leiden der letzten Wochen. Als es Abend wurde waren sie schließlich wieder da: Jede noch so kleine Erinnerung an ihre Flucht und ihre Gefangenschaft. Sie hatte zwar einige Beeren gefunden, doch diese konnten ihren Hunger nicht vollständig stillen. Hungernd schlief sie ein und wachte hungriger, als am Abend zuvor wieder auf.
Ihre erste Freude über die unerwartete Hilfe und Flucht waren verflogen. Sie befand sich nun in einem Land, dass sie nicht kannte und in dem alles offen für sie war. Doch wenn sie nicht bald andere Menschen treffen würde, dann würde sie ihr Bein verlieren. Allein dieser Gedanke machte ihr mehr Angst als alles andere. Wie sollte sie nur ohne Bein überleben können?
Langsam wurde auch ihr Hunger immer größer. Sie fand zwar viele Früchte und Beeren, doch diese allein genügten nicht um sie zu sättigen. Sie war immer noch in einem ihr unbekannten Wald, doch langsam lichteten sich die Bäume. Alles was sie wusste war, dass irgendwann der Anduin, wie er im Süden heißt weiter im Osten liegt und noch weiter östlich schließlich die einzige große Stadt des Nordens. Thal. Dort wollte sie hin.
Fast den gesamten Tag lief sie nun durch den Wald, der immer wieder dichter, dann wieder luftiger wurde.
Sie genoss den Tag. Die letzten Wochen holten sie zwar immer wieder ein, doch sie versuchte alles aus ihren Gedanken zu verbannen und konzentrierte sich auf jedes noch so kleine Detail. Sie schaute jedem Tier nach, fühlte das weiche Gras unter ihren schweren Schritten und hörte den Vögeln zu.
Langsam ging die Sonne wieder unter und verlieh dem gesamten Wald einen roten Hauch. Bäume, die vorher noch in saftigen grün in die Höhe ragten waren leuchteten nun braunrot auf. Der Wind spielte immer noch mit den Bäumen und lies ihre Kronen schwingen. Mit den Kronen tanzten ihre Schatten über den grasigen Boden.
Wie lange hatte sie so etwas schon nicht mehr beobachten können. Dieser Anblick von Frieden und die Schönheit der Natur fesselten sie.
Doch mit einem Schlag verschwand die Sonne hinter den Bergen und alles war dunkel.
Von einem Moment zum nächsten schlug die ganze Stimmung um. Nun erhellte der klare Sternenhimmel den Wald. Es war kein warmes rotes Licht mehr, sondern ein gedämpftes bleiches Licht.
Der Wald wirkte immer noch faszinierend auf sie, doch es war etwas anderes. Nun war es ein mystisches Gefühl. Wie in den Geschichten, die ich früher erzählt bekommen habe... dachte sie.
Ohne Vorwarnung durchriss ein klarer Schrei die nächtliche Ruhe. Sofort zuckte sie zusammen. Sie dachte nicht vorher nach, sie humpelte sofort los in Richtung des Schreies. Sie wusste nicht, warum sie dort hin lief, sie wusste auch nicht, wie sie überhaupt helfen sollte. Aber sie wusste, dass sie eingreifen musste. Dieser Schrei rief wieder alle Erinnerungen an ihre Qualen zurück. Sie durfte nicht zulassen, dass einem anderen Menschen ähnliches widerfuhr.
Sie humpelte immer schneller und hörte nun aufgeregte Stimmen schreien. Sie erklomm noch einen kleinen Hügel und erkannte sofort die Situation. Vor ihr war noch eine kleine Hecke und dahinter war ein kräftiger Mann, der einem kleinen Kind ein langes Messer an die Kehle hielt und nur zehn Meter entfernt standen weitere Gestalten, die entsetzt auf das kleine Kind schauten.
Bei diesem Anblick verlor sie sämtliche Körperkontrolle. Ohne, dass sie es beeinflussen konnte packte ihre Hand einen Ast, der am Boden lag, ihre Beine rannten auf den kräftig gebauten Mann zu und als sie nah genug war schlug sie zu.
Der Ast zersplitterte an dem Kopf des Unbekannten. Vor Schreck und Schmerz aufheulend ließ er das Kind los und fasste sich an den blutenden Hinterkopf. Als er sich umdrehte erkannte sie ihn sofort wieder.
Dagnir.

Auch er erkannte sie sofort wieder und blickte sie genauso überrascht an, wie sie ihn.
Er zögerte kurz und erhob dann blitzschnell die Klinge. Ohne Pause fuhr die Klinge sofort wieder herab, direkt auf sie zu. Doch mitten in der Bewegung schrie Dagnir auf und lies seine Waffe fallen, die sich nur ein paar Zentimeter neben ihr in den Boden bohrte. Überrascht schaute er auf einen Pfeil, der in seinem Arm steckte. Als er über die Schulter blickte erkannte er gerade noch, wie ein zweiter Pfeil anflog. Er ließ sich fallen. Der Pfeil flog, durchteilte direkt über seinem Kopf die Luft.
Noch einmal blickte er sie hasserfüllt an. „Eines Tages krieg ich dich...“ Danach rollte er sich zur Seite und verschwand in der Hecke.

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #4 am: 26. Nov 2008, 10:15 »
Als sie wieder aufblickte erkannte sie, dass die Personen, die sie vorher gesehen hatte nun mit dem Kind auf dem Arm auf sie zu gerannt kamen und etwas in einer fremden Sprache beredeten. Als sie näher kamen konnte sie sie genauer erkennen. Es waren zwei erwachsene Leute und das kleine Kind. Doch selbst die Erwachsenen wirkten noch jung.
Es war ein Mann und eine Frau. Der Mann war groß gewachsen, sie schätzt ihn auf knapp zwei Meter. Sein Gesicht war makellos und seine glatten dunklen Haare hingen ihm über die Schulter. Die Frau war ihm ähnlich. Sie war nur knapp kleiner als er, hatte ein ebenso perfektes Gesicht. Der einzige Unterschied war, dass sie blonde Haare hatte.
Mit weichen Schritten  kamen sie ihr näher.
Als sie noch ein knapper Meter trennte verbeugte sich der Mann.
 „Mae Govaennen“ Seine Stimme klang mehr wie ein Gesang, als dass er sprechen würde.
„Ich weiß nicht, wie ich euch danken kann. Euer beherztes Eingreifen hat wohl unserem Sohn das Leben gerettet. Ich weiß nicht, wie wir euch danken können. Wenn es irgendetwas gibt, was wir für euch tun können...“
Unsicher wich sie zwei Schritte vor dem Mann und der Frau zurück. Elben, kann das wirklich sein? Konnte es wirklich sein, dass nach all dem Leid sie endlich einmal Glück haben konnte?
Bevor sie etwas sagen konnte antwortete ihr Magen für sie. Mit einem lauten Knurren machte er sich bemerkbar.
„Wir haben genug Verpflegung, wenn ihr wollt könnt ihr bei uns euch stärken.“ Antwortete die Frau mit einem leichten Lächeln auf dem Mund. „Doch wer steht nun eigentlich vor uns? Wie lautet euer Name?“
Sie wollte antworten, doch plötzlich stockte sie. Wie hieß sie eigentlich? Verzweifelt versuchte sie sich an ihren Namen zu erinnern. Doch in ihrem Kopf war alles wie von einem Nebel bedeckt. So sehr hatte sie ihre letzten Wochen vergessen wollen, dass sie fast alles vergessen hatte.
Unsicher schaute sie die Frau an. Was sollte sie jetzt nur antworten? Würden sie ihr immer noch vertrauen, wenn sie nichts von sich sagen konnte?
Die beiden Elben schauten sich kurz an, besprachen kurz was auf ihrer Muttersprache und wandten sich dann wieder ihr zu.

„Wir wissen nicht wer ihr seid. Noch wissen wir woher ihr kommt, doch ihr habt unser Kind gerettet und damit unseren Respekt und unser Vertrauen gewonnen.“ Sprach der Mann und die Frau führte fort. „ Ich hoffe wir werden irgendwann euren wahren Namen erfahren, doch solange ihr ihn uns nicht sagen wollt oder könnt nennen wir euch Elua.“
Elua...ein schöner Name, wie sie wohl auf diesen Namen kamen?
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte nahm der Mann seinen Sohn auf die Schulter und die Frau führte sie zu einem kleinen Lager bestehend aus zwei Zelten und einem kleinen Regenschutz, der zwischen den Bäumen aufgespannt wurde.
„Unser Rastplatz hier ist nicht groß und wir werden auch nicht lange hier verweilen, wir müssen bald wieder zurück in das Reich unseres Herrschers, den Düsterwald.“ Als sie das letzte Wort sagte fiel kurz ein dunkler Schatten auf das Gesicht der Elbin.
„Doch heute können wir noch zusammen sitzen. Ich weiß nicht, wohin euch euer Weg führt, aber mein Mann wäre ebenso erfreut wie ich, wenn ihr uns noch etwas begleiten würdet.
Falls ihr es wissen wollt. Mich nennt man Ledhia.“
Danach fing sie an aus den Zelten verschiedene Gegenstände herauszuholen und das Abendbrot vorzubereiten.
Ihr Mann und Sohn saßen etwas abseits und man hörte sie schnell miteinander reden.
Elua saß vor einem der beiden Zelte und wusste nicht was sie tun sollte. Ihr Bein fing wieder an zu schmerzen und sie hatte etwas fast noch schlimmeres bemerkt.
Als sie versucht hatte Ledhia etwas zu sagen hat ihre Stimme versagt. Nun überlegte sie verzweifelt wann sie sich das letzte Mal selbst hatte reden hören. Sie konnte sich kaum noch erinnern, wie ihre Stimme, ihre eigene Stimme, klang.  Das letzte Mal war es in dem Traum in dem sie Melethron begegnet war.
Melethron, ich wünschte du wärest hier bei mir...Es würde dir gefallen... So lange hast du mit den Waldläufern zusammen gelebt und alle Geschichten über die Elben gehört, aber nie welche zu Gesicht bekommen. Ach, warum musstest du nur für mich dein Leben lassen.
„Elua?“ hörte sie plötzlich eine Stimme und fuhr aus ihren Gedanken hoch. Mit abwesendem Blick versuchte sie den Sprechenden ausfindig zu machen. „Alles in Ordnung Elua? Das Essen wäre soweit.“
Der Elb kniete sich knapp vor sie und musterte mit ernstem Blick ihr Gesicht. Sie schaute ihn an und brauchte erst einige Sekunden bis sie realisierte, was diese Frage bedeutete. Langsam nickte sie und stand auf. Der Essensplatz war nur einige Meter weit entfernt. Doch selbst die Meter bereiteten ihrem Bein höllische Schmerzen. Als sie die Streckte hinter sich gebracht hatte lies sie sich schnellstens wieder zu Boden gleiten um ihr Bein zu entlasten. Ledhia brach ein Brot auseinander und gab jedem einen kleinen Teil davon. Danach begannen alle ein schweigsames Mahl.
Elua war zuerst unsicher, weil der Duft des Brotes sie irritierte. Sie konnte den Geruch nirgendwo zu ordnen. Es roch nach  frisch gebackenem Brot, obwohl sie sich sicher war, dass das Brot schon lange mit herum getragen wurde. Aber der Geruch war vermengt mit den Gerüchen von unzähligen Kräutern  und Dingen, die sie nicht beschreiben konnte. Es roch irgendwie nach Luft und Freiheit.
Vorsichtig biss sie einmal herein und fing sofort an begeistert zu kauen. Der Geschmack war genauso wie der Geruch. Nicht dominant, sondern eher zurückhaltend, sodass man ihn leicht übersah. Von dem Geschmackserlebnis überrascht merkte sie zuerst gar nicht, wie sättigend das Brot war. Sie hatte ihr Stück gegessen und fühlte sich so satt, wie seit langem nicht mehr. Obwohl es nur eine kleine Ecke des gesamten Brotes war.
Als sie aufgegessen hatte schaute sie zu ihren Gastgebern. Sie hatten auch schon aufgegessen und hatten sie lächelnd beobachtet, wie sie ihr Stück verschlungen hatte. „Wir teilen nicht oft unsere Reisenahrung mit anderen als denen aus unserem Volk.“ sagte der Mann zu ihr. „Es ist eine äußerst nahrhafte Speise, die sich zudem sehr lange hält, eurem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hat euch das Aroma zumindest sehr gut gefallen.
Ich weiß es ist nicht der richtige Zeitpunkt direkt nach dem Essen, aber es ist besser, wenn ich es früher sage: Ich habe euch beobachtet und mir scheint, dass euer Bein nicht bei vollster Gesundheit ist, liege ich da richtig? Würdet ihr mir erlauben euer Bein zu heilen?“
Ledhia sagte zwei schnelle Worte und die Mine des Elbes änderte sich sofort. „Oh, Ledhia hat mir gerade gesagt ich hätte mich noch nicht vorgestellt? Ich bin Landon und bin bei uns zu Hause ein heiler. Und unser Sohn heißt Ninio.
Er hat so wie es aussieht vor in meine Fußstapfen zu treten und bisher schlägt er sich sehr gut.“
Überrascht von dem Angebot konnte Elua nicht widersprechen. Kurze Zeit später lag sie auf einem Fetzen Stoff, über ihr brannte eine Fackel und Landon und sein Sohn untersuchten die Wunde. „Du scheinst die Wunde schon lange mit dir herum zu tragen Elua.“ stellte Ninio fest. „Ich weiß nicht, ob wir da was tun können...“
„Ach“ sagte sein Vater augenzwinkernd. „Dass du deinen schwarzen Humor immer in solchen Augenblicken zur Geltung bringen musst. Es ist eine schlimme Wunde, aber keine Angst, wir werden das schon hinbiegen. Der Knochen, der anscheinend gebrochen war, scheint wieder richtig eingewachsen zu sein, aber die Haut und das Fleisch über dem Knochen ist sehr stark entzündet.
Es wird einiges an Aufwand kosten, dass sich die Entzündung wieder lindert, aber ich sollte das schaffen. Doch dafür musst du schlafen.“
Mit diesen Worten gab er ihr ein Getränk. Nachdem sie dieses getrunken hatte ihr verschwamm langsam die gesamte Umgebung. Sie konnte keine festen Konturen mehr erkennen. Die Bäume über ihr wurden zu einem einzigen großen Gebilde, die Gräser waren nur noch als eine grüne Matte erkennbar. Die Fackel wurde zu einem einzigen Lichtfleck. Langsam fielen ihre Augenlieder zu und sie schlief ein.

Sie saß in einem Wald in der Nähe von Bree zusammen mit Melethron an einem Lagerfeuer. In ihr war das Gefühl, als ob sie schon seit Tagen so zusammen sitzen würden. Sein Arm war um ihre Schultern gelegt und wärmte sie. Die Morgensonne erhellte zwar schon die Gipfel der Bäume um sie herum, doch am Boden war die Kälte der Nacht immer noch spürbar.
Behutsam fuhr sie mit ihren Fingern über die große Hand ihres Geliebten. Sie traute sich kaum ihn zu berühren, so sehr hatte sie Angst, dass er sich wieder in einen Traum auflösen würde.
Kaum spürbar erhob sie den Kopf und blicke Melethron in die Augen.
Sie waren nicht so traurig, wie sie das letzte Mal waren, als sie ihm begegnet waren. Dieses Mal strahlten sie Zuversicht und Hoffnung aus.
„Ich habe Elben getroffen... ich wünschte du wärest hier und würdest sie auch sehen können, du hast sie doch schon immer gemocht.“ flüsterte sie. „Ich habe einem das Leben gerettet und nun habe ich sie  kennen gelernt. Sie sind noch anmutiger als in jeglichen Geschichten, die du mir je erzählt hast.“
„Du kannst mir glauben, dass ich liebend gerne dort sein würde – nicht nur wegen den Elben.“ flüsterte er mit einem Lächeln zurück. „Doch es gibt so vieles, was ich gern hätte und was nicht geschieht. Wir haben beide dunkle Zeiten durchlebt, doch du scheinst nun alles hinter dir zu lassen
Elua. Ich hoffe nur, dass es dir wieder gut geht und du wieder lachen kannst. Wie in den alten Zeiten. Erinnerst du dich noch an den ersten Tag als wir uns getroffen haben?“
„Nenn mich nicht Elua!“ erwiderte sie ihm. „Du weißt genau, dass das nicht mein wahrer Name ist.“
„Ja, das weiß ich, aber so wirst du nun genannt und es ist ein schöner Name. Du hast meine Frage aber noch nicht beantwortet.“
„Ich kann mich noch an jede Kleinigkeit erinnern. Als ich nach Bree kam dachte ich als erstes ich wäre in der Provinz gelandet, dort wo nichts Begehrenswertes wäre. Alle Jungen in meinem Alter starrten mir immer hinterher, gleich welchem Stand.
Du warst der einzige, der nicht aufdringlich wurde, sondern mir stets sehr höflich gegenüber trat. Als ich dich das erste Mal sah dachte ich, dass du ein Reisender wärest, so wenig hast du in das übliche Bild von Bree gepasst.“
Melethron fing an zu lachen. „Ähnlich erging es mir...  Es war vor so langer Zeit...
Doch die Zeiten haben sich geändert. Ich habe nur einen letzten Wunsch. Werde wieder fröhlich. Die Elben werden dir helfen können über deine Vergangenheit hinweg zu kommen.“
Noch während er dies sagte beugte er sich zu ihr herab und küsste sie. Nur wenige Augenblicke später erstrahlte die Sonne schließlich auch ihren Rastplatz und er war verschwunden. Zumindest konnte sie ihn nicht mehr sehen, doch sie spürte seine Anwesenheit und allein dies gab ihr Hoffnung.
†šIch werde deinen letzten Wunsch erfüllen, das verspreche ich dir.†™
Danach verschwamm langsam der Wald und vor ihrem Gesicht erschien die Innenseite des leicht erhellten Zeltes der Elben.

« Letzte Änderung: 26. Nov 2008, 17:48 von Gnomi »

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #5 am: 27. Nov 2008, 21:27 »
Außen war es immer noch Nacht. So wie der Mond hereinstrahlte würde sie auf kurz vor Mitternacht schätzen.
„Wann hast du das letzte Mal so eine Verletzung gesehen?“ hörte sie den Elbenjungen fragen.
„Früher musste ich oft ähnliche Wunden verbinden, doch diese Wunde war schon sehr lange offen... Es wird lange dauern bis sie verheilt, aber Elua ist stark, sie wird es schaffen. Aber wahrscheinlich wird sie bleibende Schäden davontragen.“ antwortete Landon.
„Elua... der Name sagt mir etwas, es kommt mir vor als ob ich den Namen schon einmal gehört habe, woher habt ihr den Namen?“
„Es gibt ein uraltes Lied, dass unseren Kindern oft vorgesungen wird. In den meisten Gebieten ist es vergessen, doch bei uns im Düsterwald ist es ein übliches Kinderlied. In diesem Lied kommt eine Elbin vor, welche Elua genannt wird.“ antwortete seine Mutter. „Auch dir haben wir es oft vorgesungen.“ Danach fing Ledhia an leise ein Lied anzustimmen. Als sie den ersten Ton des Liedes über die Lippen brachte verstummte jeder andere Laut.
Elua versuchte die Elbin zu verstehen, doch die Sprache war ihr nicht bekannt. Doch es klang wunderschön. Langsam döste sie ein und ihre Gedanken flogen wieder umher, getragen von der Melodie des Liedes.
Am nächsten Morgen wachte sie mit den Vögeln auf. Anfangs hörte sie nur vereinzelte Rufe, doch je länger sie liegen blieb desto mehr Stimmen hörte sie heraus.
Schließlich stand sie auf und verließ das Zelt. Bevor sie sich umschauen konnte hörte sie schon über sich die Stimme des Elbenjungen etwas in der fremden Sprache rufen. Einige Sekunden war Ruhe, dann erschien Ledhia wie aus dem Nichts vor ihr.
„Wir werden bald frühstücken. Landon ist im Moment noch an einem Fluss in der Nähe, doch er sollte bald wieder da sein.“ Sagte Ledhia ihr. „Wir werden heute wahrscheinlich wieder zu unserer Heimat zurückkehren. Es wäre uns eine große Ehre, wenn ihr uns begleiten würdet, doch das ist eure Entscheidung.“
Die Elbin wollte noch etwas sagen, doch in dem Moment schrie Ninio wieder etwas über ihnen.
Ohne einen weiteren Kommentar war die Elbin verschwunden. Das einzige, was Elua noch erkennen konnte war ein schockiertes Gesicht. Was ist passiert?
Sie musste nicht lange auf die Antwort warten. Nach einigen Minuten erschienen die drei Elben. Landon in der Mitte mit einer großen Schnittwunde an der Backe und vielen Schnitten in seiner Kleidung. Er schaute sie kurz an und sagte zu ihr: „Wir müssen weg, es wäre gut für dich, wenn du mitkommen würdest, ich erkläre es später.“ Während er dies sagte war seine Familie schon dabei das Zelt abzubauen. Innerhalb von kürzester Zeit sah man nichts mehr davon, dass hier gerade eben noch ein Lager gewesen war und der kleine Trupp war im Eilmarsch gen Osten aus dem Wald heraus.
Den gesamten Tag marschierten sie. Anfangs war es fast mehr ein Rennen, doch sobald sie außer Reichweite des Waldes gekommen waren hatten die Elben aus Rücksicht auf Elua das Tempo etwas gedrosselt. Es gab nur wenige kurze Pausen in denen alle etwas tranken und Stücke von dem Brot, dass sie am Abend zuvor gegessen hatten. Erst als es dunkel wurde blieben die Elben stehen und schlugen ein kleines Lager auf. Auf Eluas fragenden Blick hin setzte sich Landon und begann zu erzählen.
„Wir sind Elben aus dem Düsterwald und sind von König Thranduil losgeschickt worden, um im Westen nach Gefahren zu suchen und danach Bericht zu erstatten. Wir wollten gerade wieder umkehren, als du uns über den Weg gelaufen bist.“ Er konnte nur langsam reden, da Ninio gerade seine Schnittwunde an der Wange behandelte.
„Als ich heute Morgen noch einmal nach dem Übeltäter vor denen du unseren Sohn das letzte Mal gerettet hast, gesucht habe bin ich in eine Falle geraten. Ich hatte ihn unterschätzt, er ist mehr als irgendein dahergelaufener Bandit. Zudem ist er nicht alleine, mindestens drei weitere Menschen waren bei ihm. Auf jeden Fall griffen sie mich aus dem Hinterhalt an. Einer von ihnen musste mit dem Leben dafür büßen, doch die anderen konnten mich schließlich entwaffnen. Sie machten wir einen Vorschlag: Sie lassen mich und meine Familie in Ruhe, dafür wollten sie dich.
Ich willigte nicht ein und konnte mich mit letzter Kraft befreien. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ich auch ohne mein Schwert ein gefährlicher Gegner sein kann. Zum Glück hatte ich geschafft das Schwert wieder zu erlangen. Dies schreckte sie lange genug ab, sodass wir fliehen konnten. Hier werden sie uns nicht mehr überraschen können, das Land ist einfach zu überblicken. Ruhe nun, du hattest einen anstrengenden Tag hinter dir. Vor allem dein Bein, du spürst es zwar nicht mehr, aber die Verletzung ist trotz allem noch nicht vollständig verheilt. Und sei beruhigt, wir werden dich nicht an diese Halunken verkaufen.“
Sie befolgte ohne Zögern seinen Rat und legte sich zur Ruhe. Erst als er ihr Bein angesprochen hatte wurde ihr bewusst, wie schnell sie gelaufen war ohne es zu bemerken. Und das ganze ohne Schmerzen im Bein! Doch noch mehr drang ständig der Gedanke an Dagnir in ihren Kopf. Er hatte also nicht aufgegeben. Er würde sie für immer verfolgen, bis er oder sie tot waren.
Langsam geriet sie immer mehr in einen Dämmerzustand, bis sie schließlich ganz eingeschlafen war. Die nächsten Tage waren ereignislos. Die Gruppe marschierte immer weiter ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. Das Elbenbrot stellte nach jedem Essen ihre gesamten Kräfte wieder her, sodass niemand Probleme bekam.
Nach vielen Tagen erreichten sie endlich den Düsterwald.
Als sie ihn betraten murmelte Landon: „Nun sehen wir aus was für einem Holz unsere Verfolger geschnitzt sind und ob sie uns auch hier weiter verfolgen werden.“
Danach schwieg er wieder und sie liefen weiter.

Elua war von dem gesamten Wald fasziniert. Sie kannte viele Wälder, den größten Teil ihrer Kindheit hatte sie in waldreicher Umgebung verbracht, doch dieser Wald war größer als jeder andere, den sie je gesehen hatte. Kaum, dass sie den Wald betreten hatten schien das gesamte Sonnenlicht geschluckt worden zu sein, nur vereinzelt kamen leichte Sonnenstrahlen durch die Walddecke. Doch sie konnte sich nicht auf die Bäume konzentrieren. Die Elben rannten mit gleich bleibender Geschwindigkeit vorwärts, während sie immer mehr Probleme mit Pflanzenüberresten oder kleineren Pflanzen bekam. Oft mussten die Elben auf sie warten.
Als es schließlich Abend wurde – sie vermutete zumindest, dass die Sonne untergegangen war, weil es noch düsterer wurde –  hielte sie zum ersten mal in diesem Wald an. Kaum waren sie stehen geblieben wurde es endgültig schwarz um sie. Anfangs versuchte sie noch zu schlafen, doch kaum, dass sie eingedöst war knackte ein Ast ein paar Meter hinter ihr. Erschrocken fuhr sie hoch und stieß mit dem Kopf gegen einen Ast. Stöhnend lies sie sich wieder sinken. „Es ist zwar Nacht, aber dieser Wald schläft nie.“ erklärte ihr Landon. „Auch mitten in der Nacht sind hier Tiere unterwegs und nicht alle wollen dir Gutes. Doch schlafe wenn du kannst, wir werden die Nacht über wachen.“
Sie versuchte den Rat zu befolgen, doch als sich am nächsten Morgen langsam wieder der Wald erhellte, hatte sie nicht das Gefühl irgendwann geschlafen zu haben.
Die nächsten Tage erging es ihr nicht anders. Drei Tage lang mussten sie den Wald durchqueren, bis sich am späten Morgen des dritten Tages plötzlich eine Lichtung vor ihnen erschien.
Zielstrebig überquerten die Elben die Lichtung, bis plötzlich eine scharfe Stimme sie zum stehen brachte. Landon trat vor und sprach kurz mit der unsichtbaren Person, dann trat die Person hervor.
Landon und der Unbekannte setzten sich kurz etwas von der Gruppe entfernt und fingen an leise miteinander zu reden.
Dem Aussehen nach ist er ebenfalls ein Elb.
Nach wenigen Minuten erhoben sie sich und der unbekannte Elb sprach Elua mit starkem Akzent an.
 „Ich habe gehört, was ihr für Leistungen für Landon und seinen Sohn vollbracht habt, ich danke euch im Namen unseres gesamten Volkes dafür. Wir werden nun das Schloss des Düsterwaldes betreten und dort muss Landon mit seiner Familie sofort zum König. Euch können wir nur unsere Gastfreundschaft anbieten. Es wäre uns eine große Ehre euch in unseren Hallen empfangen zu dürfen.“
Überrumpelt von diesem Vorschlag nickte sie ohne Zögern und folgte den Elben in ihren Palast.
« Letzte Änderung: 14. Dez 2008, 22:21 von Gnomi »

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #6 am: 3. Dez 2008, 00:06 »
2 Jahre später

Elua hatte sich gut in dem Palast eingelebt. Sie half wo sie konnte: Beim Verpacken der Fässer, die wieder nach Esgaroth zurückgeschickt wurden, in der Küche und vielen weiteren Tätigkeiten.
Eigentlich hätte sie nichts machen müssen, da jeder Elb sie kannte und hoch schätzte. Landon war, wie sich herausgestellt hatte, einer der nächsten Berater des Königs. An dem Tag als sie zum ersten Mal den Palast betreten hatte, hatte sie noch ein mulmiges Gefühl gehabt, doch dieser erste Eindruck war in den Köpfen der meisten Elben verankert geblieben. Wie sie an der Seite von einem ihrer Herren als Retter seines Sohnes gekommen waren.
Zudem trug sie seit einem knappen Jahr immer ein Schwert an ihrer Seite. Auch dieses war ein Geschenk von Landon gewesen, als Dank für die Rettung seines Sohnes. Die letzten Monate hatte sie täglich in der Kampfschule mit geübt. Ihre intensive Ausbildung bezahlte sich nun langsam:
Sie merkte, wie sie wöchentlich stärker wurde und ebenso ihre Reaktionsgeschwindigkeit stieg. Sie kleidete sich ebenfalls wie die Waldelben und nach manchen Hänseleien über die tollpatschigen und laut schlurfenden Menschen hatte sie sich schließlich auch angewöhnt sich lautlos zu bewegen.
So lebte sie  unter den Elben. Es waren die besten Jahre ihres Lebens, noch nie hatte sie eine vergleichbare Zeit erlebt. Dennoch sprach sie kein Wort, selbst wenn sie es versuchte, seit ihrer Flucht schien es, als ob sie das Sprechen verlernt hätte.

Weitere 3 Jahre später:
In den letzten Jahren hatte sie sich immer mehr den Elben angepasst, sowohl in ihrer Aussprache – sie sprach zwar weiterhin nur wenige Brocken elbisch, doch man hörte einen gewissen elbischen Akzent -, als auch in ihren Umgangsformen, ihrer Lebensfreude und ihren Bewegungen.
Sie war zufrieden mit ihrem Leben, aber dennoch war es ihr etwas unbehaglich. Sie war trotz allem noch ein Mensch und alterte, während die Kinder nicht zu altern schienen.
Auch Landon schien dies zu bemerken, weil er eines sonnigen Sommertages sie schließlich fragte, ob sie nicht doch lieber wieder unter ihresgleichen leben und in der Nahe gelegenen Seestadt ziehen wolle.
Elua musste nicht lange überlegen, sie war sich sicher, dass sie nach menschlicher Gesellschaft suchte. Ohne Zögern nickte sie darum bei dem zweiten Vorschlag.
Landon trat noch einmal zu ihr heran. „Hier trennen sich also unsere Wege Elua. Ich hoffe, dass du in der Seestadt sowohl Freunde, als auch deine Stimme wieder findest. Als Abschiedsgeschenk kann ich dir wenig geben, wir kamen von einer langen Reise und hatten nur das Nötigste mitgenommen. Das meiste, was wir besitzen könntest du nicht gebrauchen. Doch ich überlasse dir das Schwert, das ich auf dieser Reise mit hatte. Es ist kein vollkommenes Schwert aus den vergangenen Tagen, sondern wurde von den Zwergen im Erebor geschmiedet, bevor Smaug sich dort eingenistet hatte. Falls sich die Räuber wieder melden sollten, dann wird dir dieses Schwert gute Dienste leisten.“
Das war mehr als sie erwartet hatte. Sie nahm mit glänzenden Augen das Schwert entgegen. Es war federleicht und die Klinge wirkte schärfer als jede andere Klinge, die sie jemals zuvor gesehen hatte. Mit dankbaren Augen wandte sie sich wieder an Landon.
Dieser lächelte zurück. „Wir müssen nun gehen, der König wartet nicht gerne. Unser Freund wird dich zu der Seestadt führen.“
Ihre Begleiter verbeugten sich kurz vor ihr und im nächsten Moment waren alle bis auf den unbekannten Elb verschwunden.
Elua blickte ihn an. Er sah Landon sehr ähnlich, hatte ebenso lange blonde Haare wie er und sein Gesicht war ähnlich geformt. Genauso konnte man in den Bewegungen keinerlei Unterschiede feststellen.
Sie müssen miteinander verwandt sein schloss sie daraus.
„Es ist mir eine Ehre euch zur Seestadt zu geleiten. Ihr habt meinem Neffen das Leben gerettet, dafür stehe auch ich in eurer Schuld.“ wandte er sich an sie.
„Die Seestadt liegt nicht weit von hier entfernt, wir werden sie in einem Tagesmarsch erreichen können. Heute Abend solltet ihr wieder unter euresgleichen sein.“
Er hob die Hand und zeigte auf einen kleinen Pfad, den sie vorher vor lauter Wald vollständig übersehen hatte.
Die nächsten Stunden verliefen im Vergleich zu den letzten Tagen sehr ereignislos. Sie kreuzten mehrmals andere Pfade, doch liefen immer weiter, bis sie an einem Fluss angekommen waren, dem sie nun folgten.
Der Elb erzählte ihr von seiner Familie, von der Behausung des Königs im Düsterwald und von der Seestadt. So erfuhr sie unter anderem mehr über ihre früheren Begleiter. Als es langsam dämmerte sah man in der Ferne schon die ersten Hütten, die zur Seestadt gehörten.
Sie waren beide guter Laune und begannen etwas schneller zu laufen, um nicht allzu lange im Dunkeln laufen zu müssen.
Dies war der Grund, warum keiner der beiden die Schatten bemerkten, die sich im Wald langsam näherten.
„Wisst ihr“ begann der Elb wieder zu erzählen. „Die Seestadt war früher mitten in diesem großen See gebaut, doch dann wurde sie von dem großen Drachen Smaug zerstört. Danach wurde sowohl Tha-“
Er stoppte mitten im Wort und zischte leise „Geh normal weiter, als wäre nichts und mach dich bereit loszurennen.“
„-l als auch die Seestadt wieder aufgebaut. Doch die Seestadt...“ erzählte er weiter, doch sie hörte ihm nicht mehr zu. Was war los?
Vorsichtig blickte sie sich um, doch konnte kaum etwas erkennen. Der Wald um sie herum wurde langsam immer schwärzer und die langen Schatten verdeckten alles, was sich dort bewegen könnte.
Plötzlich stoppte der Elb neben ihr und zog in der gleichen Bewegung sein Schwert. „RENN“, brüllte er, als gleichzeitig ein schwarzes Etwas aus einem der Bäume sprang.
Elua vergeudete keine Sekunde und befolgte den Befehl. Sie wusste nicht genau, gegen was ihr Begleiter kämpfte, doch es hatte erstaunlich viele Beine und sah auch sonst sehr nach einer der Riesenspinnen aus.
Weiter rennen...
Sie konnte keinen anderen Gedanken fassen...weiter rennen.
Ihre Füße flogen über den feuchten moosbedeckten Boden, Dornen zerrissen teilweise ihre Kleidung, doch es störte sie nicht. Sie wollte nur weg.
Unerwartet schlug etwas Hartes gegen ihren Rücken. Noch während dem Fallen drehte sie sich um und hielt ihr Schwert nach oben. Sie flog hart gegen einen Baum, doch mehr als ein kurzes Aufstöhnen erlaubte sie sich nicht und suchte verzweifelt nach ihrem unsichtbaren Angreifer.
Plötzlich sah sie ihn: Es war eine weitere Spinne, die sich nun langsam ihr näherte, den lähmenden Stachel bereits deutlich erhoben, bereit jederzeit zu zu stechen.
Mit zitternder Hand hob Elua ihr Schwert und machte sich auf den Angriff bereit.
Auf einmal sprang die Spinne nach vorne und griff an. Reflexartig lies sich Elua fallen und rollte sich zur Seite und wollte zustechen, doch ihr Schwert rutschte am harten Oberkörper der Spinne ab. Sie schlug noch einmal drauf, doch außer einem stumpfen Ton brachte der Schlag nichts.
Binnen einer Sekunde fasste sich die Spinne wieder und sprang erneut nach vorne. Elua wusste nicht, was sie machen sollte, sie schlug noch einmal mit aller Kraft auf die Spinne und blockte so den Angriff und begann wieder zu rennen.
Die Spinne schien durch den harten Schlag lang genug betäubt worden zu sein, dass sie fliehen konnte, doch sie rannte ohne sich umzuschauen. Sie wusste nicht wie lang sie rannte und wohin sie rannte, auf jeden Fall war es schon vollständig dunkel, als plötzlich ein kleiner Graben vor ihr auftauchte. Sie bemerkte ihn zu spät, trat in die Luft und stürzte in ein Dornengestrüpp. Sie wollte wieder aufstehen, doch ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Schluchzend verlor sie schließlich das Bewusstsein.




Kräuter
Das war das erste, was ihr in den Sinn kam, als sie wieder aufwachte. Ein ungewohnter Duft von Kräutern aller möglicher Art umgab sie. Sie öffnete vorsichtig die Augen und erkannte, dass sie in einem kleinen Zimmer auf einem Bett lag.
Am Fuß ihres Bettes stand ein großer Eichenschrank und an den Wänden hingen mehrere Regale, voller Gegenstände, die sie nicht zuordnen konnte.
Langsam richtete sie sich auf und schaute an sich herab. Ihr ganzer Körper tat weh und sie erkannte auch rasch, warum. Überall verteilt hatte sie sich die Haut aufgeschürft und an Armen und Beinen konnte sie mehrere Schnittwunden erkennen. Die meisten wirkten sehr gut behandelt. Verwundert schaute sie ihre Arme an. Die Wunden waren von einer dünnen Schicht übergeben, die den intensiven Geruch nach Kräutern verbreiteten.
Zudem bemerkte sie, dass sie ein neues schlichtes Gewand an hatte. Es war nichts besonderes, wirkte nach einer Arbeitskleidung, doch immerhin hatte sie etwas an.
Vorsichtig wollte sie aufstehen, doch plötzlich hörte sie eine weibliche Stimme  „Halt“ rufen.
Elua zuckte erschrocken zusammen und verkroch sich wieder im Bett. Vor ihr erschien eine Frau, die sie ungefähr auf ihre Größe schätzte. Sie hatte braunes Haar und wirkte noch sehr jung.
„Du bist gerade nach über zwei Tagen unruhigem Schlaf aufgewacht und willst gleich aufstehen? Es war schon schwer genug deine Wunden zu versorgen, wenn du jetzt aufstehst, dann werden viele der Wunden wieder aufbrechen.“, sagte die Frau in freundlichem Ton zu ihr. „Im Übrigen: Wie heißt du eigentlich? Ich habe dich in einem Dornengestrüpp gefunden und war mir Anfangs gar nicht sicher, ob du es überhaupt überlebst.“
Elua wollte ihr antworten, doch wie so häufig in den letzten Jahren versagte ihre Stimme und kein laut verlies ihren Mund. Verängstigt schaute sie zu ihrer Gastgeberin hoch. Was wird sie wohl tun, wenn ich nichts sagen kann? Ich würde ihr so gerne danken... doch ich kann nicht.
Mehrere Minuten saß sie so da, bis schließlich die andere Frau sich kopfschüttelnd abwandte. „Vielleicht wirst du es mir mit der Zeit sagen. Ich werde dich weiter pflegen, vielleicht erfahre ich irgendwann etwas mehr über dich. Aber bis du mir deinen wahren Namen verrätst werde ich dich Rhia nennen. Es ist ein Name aus einer uralten Geschichte von uns. Willst du sie hören?“
Elua nickte vorsichtig.
„Schön.“, sagte  die andere Frau und setzte sich auf einen kleinen Schemel. „Ich werde dir nur die Kurzfassung der Geschichte erzählen. Es ist keine sehr glückliche Geschichte, doch so wie du auf mich wirkst passt der Name wohl.
Rhia war eine Frau in Thal. Ihre Eltern waren reiche Geschäftsleute und zudem in diesem Beruf sehr erfolgreich. Rhia war noch sehr jung, aber sie hatte auch damals schon ihren eigenen Willen.
Ihre Eltern wollten sie nach strikten Regeln erziehen und ihr möglichst alles beibringen. Doch sie war nachmittags nach dem Lernen lieber draußen und spielte mit den anderen Kindern, kletterte heimlich auf die Felsen oder auf Bäume.
Doch all dies musste sie heimlich machen, sonst hätte sie großen Ärger mit ihren Eltern bekommen. Seit sie 12 Jahre alt war erzählte sie ihren Eltern, dass sie zu einer Freundin lernen gehen würde. Statt zu lernen verließ sie jedes Mal mit ihrer Freundin die Stadt und sie gingen ihrer gemeinsamen Leidenschaft nach.
Viele Jahre vergingen so. Doch als sie um die 20 Jahre alt war begann sich ihr Schicksal zu ändern. Sie war in der Zwischenzeit in dem Alter, in dem sie nicht mehr ohne weiteres verschwinden konnte und half zudem ihren Eltern schon viel im Handel
Die Stadt wurde zudem umstrukturiert, es gab mehr Wachen und  die Wachen wurden viel besser ausgebildet. Wie das nun eben so ist, kamen auch Leute von der Seestadt und wurden zu Wachen ausgebildet. Unter ihnen befand sich ein junger Mann namens Melhervenn. Ich denke du kannst dir vorstellen, wie es weiter ging. Sie verliebten sich, doch ihre Eltern waren entschieden gegen die Verbindung der beiden, da er nichts hatte, außer seinem Leben und seiner Kunst mit dem Schwert umzugehen. Aber dort war er Meister, wahrscheinlich der beste, der je in Thal gelebt hatte. Sie trafen sich heimlich... immer wieder... Ich bin mir nicht sicher, ob man es Glück nennen kann, dass sie sich trafen, sie passten perfekt zusammen, wenn sie zusammen irgendwo waren erkannte jeder, dass sie füreinander geschaffen waren, aber dennoch wussten sie beide, dass sie niemals heiraten konnten.
Dies ging so mehrere Jahre, bis sich eines schlimmen Tages plötzlich der Himmel verdunkelte. Und an diesem Tag kam der Drache Smaug und zerstörte fast ganz Thal. Melhervenn ging als Soldat unter vielen und kämpfte gegen den Drachen. Als einziger schaffte er es bis an den Körper des Drachen heranzukommen und ihn anzugreifen.
Doch die Haut des Drachens war zu dick und er konnte sie nicht durchdringen. Es heißt, dass er damals eine Schwachstelle gefunden hatte bei der Smaug verwundbar ist, doch vorher wurde er von dem Drachen getötet. In wie weit dies stimmt kann man nicht mehr sagen, auf jeden Fall gibt es eine Schwachstelle, der Smaug später dann auch zum Opfer fällt. Smaug soll versucht haben Melhervenn mit seiner Stimme zu betören, als er nah genug war, doch er widerstand dem süßen Zuflüstern des Drachen und bohrte ihm nach langem Ringen sein Schwert in den Fuß.
Es war ein fürchterlicher Schrei, der aus dem Maul des Drachens erklang. Anfangs dachte jeder, dass das Monstrum endlich besiegt sei, doch es war nur leicht verletzt und Melhervenn fiel dem gewaltigen Kiefer zum Opfer.
Rhia hatte ihm eigentlich folgen wollen, doch Melhervenn hatte sie überzeugen können nicht mit zu kommen und so war sie auf einem nahe gelegenen Felsen geblieben und hatte die Tragödie mit angeschaut. Als ihr Liebster tot auf den Boden sank lief sie kreischend zu dem leblosen Körper. Natürlich wurde sie von dem Drachen bemerkt, doch der lachte nur und drang in ihren verwundeten Geist ein, was nach ihrem Verlust kein Problem mehr war.
Verwirrt und verzweifelt durch den Tod ihres Geliebten und von den Worten des Drachen beeinflusst rannte sie schließlich weg, weit in die Wälder hinein.
Dort lebt sie nun, verbogen und trauert um ihren Gatten. Bis heute, so sagt es die Legende...
Es gibt ausführlichere und bessere Fassungen, doch dies ist alles kurz zusammengefasst.“
Als sie geendet hatte konnte Elua kaum atmen. Der Name passte zu ihr, kein Zweifel.
Mehrere Minuten saßen die beiden Frauen nun so voreinander, bis schließlich die Erzählerin der Geschichte langsam aufstand und das Zimmer verlies. In der Tür drehte sie sich noch einmal kurz um und sagte: „Ach, ich heiße übrigens Brianna.“
Elua lies sich wieder ins Bett sinken und döste langsam ein.

Die darauf folgenden Tage waren eine Qual. Sie schlief schlecht, hatte ständig Albträume, ihre Wunden heilten zwar, doch brannten die heilenden Kräuter wie Feuer in ihnen. Wann immer sie aufwachte traten wieder die Bilder ihrer Albträume vor ihre Augen.
Sie sah große Spinnen, die sie anfielen, wie Melethron erschlagen wurde, wilde Menschen sie angreifen, ihren Elbenbegleiter, wie er gegen die Spinnen kämpft und hin und plötzlich vermischte sich alles immer wieder. Melethron, wie er anstelle von Melhervenn gegen Smaug kämpft und plötzlich von Spinnen angegriffen wird.
Sie saß mit offenen Augen in ihrem Raum und egal wo sie hinschaute, auf jeder Wand, auf jedem Schrank, auf jedem Tuch erkannte sie solch eine Szene.
« Letzte Änderung: 14. Dez 2008, 22:39 von Gnomi »

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #7 am: 12. Dez 2008, 23:05 »
Sie wusste nicht, wie lange sie so vor sich hin lebte. Immer wieder war Brianna bei ihr und wechselte ihre Verbände, doch auch sie kam nicht mehr so häufig wie am Anfang. Stundenlang lag sie oft alleine im Zimmer, ihren eigenen Ängsten und Einbildungen ausgeliefert.
Eines Nachts wachte sie verschwitzt und zitternd auf. Sie hatte wieder einen dieser Träume gehabt. Doch dieses Mal war er realistischer gewesen. Sie hatte wirkliche Stimmen gehört, hatte Menschen schreien gehört, während ein großer Drache sich über sie beugte und langsam immer größer wurde und sie alle auslachte. Sie selber konnte nur regungslos daneben stehen. Sie hatte versucht sich zu bewegen, doch ihr gesamter Körper hatte versagt.
Schwer atmend setzte sie sich langsam auf.
Plötzlich ertönte wieder ein Schrei, kurz darauf von einem weiteren gefolgt. Rhia sprang auf und rannte zur Tür, blieb dann noch einmal kurz stehen und drehte sich um. Es wäre Selbstmord in eine unbekannte Stadt zu rennen, ohne sich darauf vorzubereiten. Schließlich fand sie ihr Schwert und ihre anderen Dinge in ein paar Leinen eingewickelt unter dem Bett liegen, auf dem sie die ganze Zeit gelegen hatte.
Sie nahm das Schwert in die hand und spürte sofort eine gewisse Sicherheit.
Leise öffnete sie die Tür und huschte durch das Zimmer und öffnete eine weitere Tür. Vor ihr war ein Vorratsraum. Sie schloss die Tür wieder und ging zu einer anderen, die sich dann auch als Haustür herausstellte.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und lies sie knarrend hinter sich zu fallen.
Um sie herum waren große Häuser, teils aus Holz, teils aus Stein. Die Architektur kam ihr merkwürdig vertraut vor. Sie ging zu einem der Häuser und strich sanft mit der Hand darüber. Der Stein fühlte sich kalt an, doch er war sehr gut bearbeitet worden.
Lächelnd trat sie zurück und suchte einen freien Platz zwischen den Häusern – den eigentlich Grund, warum sie das Haus verlassen hatte, war ihr vor Aufregung entfallen. Sie rannte eine Straße lang, bog in eine kleine Abzweigung ein und rannte weiter, ständig auf der Suche nach einem Ort, wo sie den Himmel sehen konnte. Plötzlich war vor ihr alles offen, kein Haus versperrte mehr die Sicht.
Zögernd lief sie in die Mitte des Platzes und sah nach oben. Es war wahr.
Den letzten Beweis lieferten die Sternbilder. Es war wahr, sie war in ihrem Ziel angekommen. All die Tage hatte sie in einem Haus gelegen und nicht gewusst, wo sie war. Doch die Häuser und die Sternbilder, das waren Beweis genug: Sie hatte es geschafft Thal zu erreichen.
Plötzlich hörte sie hinter sich das leise Geräusch eines Schuhes, der auf Pflaster trat. Sie wirbelte aus ihren Gedanken gerissen herum und erstarrte. Vor ihr standen vier Männer. Alle vier hatten lange Kapuzen an und eine Kapuze vor ihrem Gesicht. Zwei trugen einen großen Sack und eine trug eine weitere leblose Person auf dem Rücken.
Der vierte trat langsam auf sie zu.
„So sieht man sich wieder...“, sprach er ruhig und genoss merklich die Situation aus. „Du bist also auch hier in Thal... Eigentlich wollte ich mir hier nur eine neue Existenz aufbauen, aber nun... find†™ ich auch noch das wonach es mich am meisten giert: Rache für den Verlust meiner Truppe. Nun stirb.“
Im nächsten Moment zog er ein Schwert und hieb auf Rhia ein. Reflexartig zog sie das ihre und parierte den Schlag. Sie kannte den Mann vor ihr, seine Stimme würde ihr für immer im Gedächtnis bleiben. Dagnir...
Auch den nächsten Schlag konnte sie noch ohne Probleme parieren, danach erhöhten sie beide das Tempo. Schneller als ein normales Auge es sehen könnte schlugen sie aufeinander ein. Auch Rhia blieb nun nicht nur in der Verteidigung, sondern griff selbst Dagnir an. Er hatte mitgeholfen ihr früheres Leben zu zerstören.
Sie wurde auch von Rache getrieben.
Keiner von beiden lies dem Gegner eine Sekunde Zeit zum Luft holen, unentwegt schlugen sie aufeinander ein. Plötzlich erschienen die drei anderen Menschen hinter Rhia. Trotz des Kampfes hatte sie ihr Kommen gespürt. Sie wirbelte herum und erschlug den einen, bevor er sich wehren konnte. Doch die anderen zwei und Dagnir hatten sie nun umzingelt. Verzweifelt blickte sie sich nach einer Rettungsmöglichkeit um. Auf einmal erkannte sie, dass sie direkt neben einem Haus standen, dessen Dach niedriger war, als die Dächer der übrigen Gebäude. Während sich ihre Gegner in dem sicheren Sieg wiegten ging sie leicht in die Knie und drückte sich ab. Sie flog durch die Luft, doch ein plötzlicher beißender Schmerz in ihrem Bein lies sie alles vergessen. Verkrümmt hielt sie ihr Bein fest umklammert, verfehlte das Dach und landete hart auf dem Boden.
Alles um sie herum verschwamm, nur noch der Schmerz in ihrem Bein war präsent. Der Sturz... der weiße Knochen, der aus dem Bein herausgeragt hatte... die Tage und Wochen, die sie ohne richtige Behandlung so ausgeharrt hatte... Alles war wieder da.
Hilflos lag sie da, genau wie damals. Sie spürte wie Dagnir näher kam und sich über sie beugte. „Das wirst du bereuen... Nehmt sie auch mit!“ Den zweiten Teil befahl er seinen zwei verbleibenden Kumpanen.
Grob hob einer von ihnen sie auf. Sie sah alles, wie durch einen Nebel. Häuser rauschten an ihr vorbei. Irgendwann blieben sie kurz stehen und betraten dann einen kleinen Turm mit einer Wendeltreppe.
Danach kamen sie wieder ins freie und sie wurde an ein Seil gebunden und langsam eine Mauer heruntergelassen und dann weiter getragen.
Irgendwann, es kam ihr wie Stunden vor machten ihre Entführer halt und lehnten sie an einen Baum. Schlaff fiel ihr Kopf zur Seite. Der pochende Schmerz in ihrem Bein verstummte langsam, doch ihr ganzer Körper fühlte sich noch immer leblos an. Nach kurzer Zeit kniete sich Dagnir vor ihr nieder, packte sie an der Kehle und zog sie am Baum nach oben.
„Du glaubst nicht, was wir durchgemacht haben... wir sind die letzten, die noch überlebt haben und müssen seitdem unser Lebensunterhalt durch kleine Beutezüge verdienen. Dein Tod wird nichts daran ändern, nur wird er mir Genugtuung verschaffen.“
Plötzlich erkannte Rhia eine kleine Klinge, die sich langsam ihrem Hals näherte. Kurz vor ihrem Hals hielt sie inne und Dagnir sagte lächelnd „Buh“ und schnellte mit der Klinge nach vorne. Gleichzeitig erwachten Rhias Lebensgeister wieder. Ihre Arme flogen schneller als Dagnirs Klinge nach oben und packten seinen Arm. Überrascht lies dieser sofort das Messer fallen und Rhia konnte sich befreien. Die beiden Kameraden von Dagnir hatten den Kampf sofort bemerkt und warfen sich sofort auf Rhia, doch sie war schneller. Sie schnellte nach vorne, genau zwischen ihnen durch und packte ein auf dem Boden liegendes Holzstück. Bevor sich die beiden umdrehen konnten schlug sie dem ersten mit voller Kraft auf den Hinterkopf. Ihre Waffe zersprang, doch der Getroffene viel taumelnd zu Boden. Rasch schaute sie sich nach einer anderen Waffe um und entdeckte nicht weit entfernt ihr Schwert liegen. Sie hechtete darauf zu, doch plötzlich stand Dagnir mit vor Zorn flackernden Augen vor ihr. „Du wagst es nicht...“
„Doch, das tue ich“ schrie Rhia ihn an. Plötzlich verstummte alles. Dagnir schaute sie verblüfft an und sie selbst tastete verwirrt an ihrer Kehle. Wie lange hatte ich schon nichts mehr gesagt? All die Jahre konnte ich nichts sagen und jetzt... warum jetzt? Doch Dagnir fing sich wieder und lies ihr keine Zeit für weitere Überlegungen. „Du kannst also doch sprechen, doch das wird nichts ändern...“
Er sprang auf sie zu und schlug mit bloßer Faust zu. Rhia war immer noch zu verwirrt, um schnell genug auszuweichen und wurde an der Schulter getroffen. Sie taumelte leicht zurück, dann stürzte sie sich schreiend auf Dagnir. Dieser erwartete sie bereits mit einem bösen Lächeln und wollte zurückschlagen, doch kurz bevor sie bei ihm war bremste sie ab und sprang um ihn herum. Sie landete hinter ihm auf dem Gras und packte ihr Schwert. Während Dagnir sich umdreht sprang sie wieder auf die Beine und schlug zu. Doch ihr Gegner war ebenfalls sehr schnell und wich rechtzeitig zurück.
Er selbst zog nun auch sein Schwert und seine beiden Freunde kamen nun auch mit gezogenen Schwertern zu Hilfe. In einem Block näherten sie sich Rhia und schlugen zu, sobald sie in Reichweite war. Immer weiter musste sie deshalb zurückweichen, bis plötzlich hinter ihr ein großer Fels auftauchte. Sie bemerkte ihn zu spät und konnte nicht wieder zurückweichen. Verzweifelt schlug sie auf den Mann links neben Dagnir mit voller Wucht ein. Er unterschätzte ihre Kraft und wollte lässig ihr Schwert abwehren. Mit einem Schlag entwaffnete sie ihn und danach verlor sie keine Sekunde und stach ihm in die Brust. Noch während er mit weit aufgerissenen Augen in sich zusammen fiel parierte Rhia den nächsten Schlag.
Sie sprang zurückkniete sich kurz an die Felswand und schnellte dann wieder nach vorne, über die Köpfe ihrer beiden Gegner. Noch im Flug schlug sie auf Dagnir ein. Geistesgegenwärtig riss dieser sein Schwert hoch und das Schwert rutschte ab und traf stattdessen seinen einzig verbliebenen Verbündeten.
Dieser schrie auf, taumelte ein paar Schritte und fiel dann auch zu Boden, während er seine Hände an eine Wunde an seiner rechten Schulter presste, aus der immer mehr Blut quoll. Rhia beachtete ihn nicht weiter, rollte sich ab und drehte sich wieder zu Dagnir und griff ihn an. Wie zuvor in der Stadt schlugen sie in einer übermenschlichen Geschwindigkeit aufeinander ein. Doch dieses Mal war sie ihm überlegen. Durch ihre Übungen im Düsterwald war sie den weichen Untergrund gewohnt und wusste genau, wie stark der Boden federn würde. Dagnir hingegen konnte den Boden nicht zu seinem Vorteil nutzen. Der nächste Tag dämmerte bereits, als sich Dagnir eine kurze Konzentrationsschwäche erlaubte. Rhia packte sofort die Gelegenheit am Schopf und trennte mit einem gezielten Schlag die Schwerthand Dagnirs ab.
Überrascht schrie er auf und starrte ungläubig auf seine Hand, die nun vor ihm auf dem Boden lag und immer noch das Schwert umklammerte. Danach schaute er Rhia an. „Du mögest mich besiegt haben, doch töten wirst du mich niemals...“ Wie aus dem nichts holte er einen kleinen Dolch hervor und stach ihn sich ins Herz, bevor Rhia ihn daran hindern konnte.

Starr stand Rhia vor dem Leichnam ihres Widersachers.
All die Zeit hatte sie diesen Augenblick herbeigesehnt und nun war er da. Nun war er da. Sie wusste nicht, wie sie sich fühlte. Sie hatte an dem Tag drei Menschen getötet und einen verwundet... dafür hat sie es geschafft endlich ihren größten Feind zu vernichten. Und sie hatte auch ihre Stimme wieder gefunden.
Plötzlich hörte sie ein Stöhnen hinter sich. Sie drehte sich um und lief zu dem Mann, der hinter ihr mit einer Wunde an der Schulter lag.
Als sie bei ihm angekommen war betrachtete sie sein Gesicht. Er hatte einen dichten Vollbart, war relativ bleich und einige Narben zeugten von einer sehr harten Vergangenheit. Sie kniete sich neben ihn und schaute auf die Wunde, die er an der Schulter hatte. Sie war nicht sonderlich tief, aber tief genug, sodass der Blutverlust sehr groß gewesen sein musste, den er hatte, während sie mit Dagnir gekämpft hatte.
Er öffnete die Augen und starrte sie an. Sie erkannte verwundert, dass seine Augen nicht den gleichen Hass, wie die Augen von Dagnir ausstrahlten. Sie waren nur voll von Furcht. Vorsichtig öffnete er den Mund und bewegte ein paar Mal lautlos die Lippen, bis er einen Ton raus bekam. „B...B...Bitte... lasst mich leben...“
Rhia schaute ihm in die Augen. Sie wusste nicht, ob es richtig war, doch sie konnte diesen Mann nicht töten. Vielleicht hätte er ein ganz anderes Leben gehabt, wenn er nur wo anders gelebt hätte. Wahrscheinlich wäre er ein friedlicher Bürger geworden...
Sie stand auf, ging zu Dagnir, riss ihm ein Stück seiner Kleidung ab und kehrte zu dem Verwundeten wieder zurück. Vorsichtig wickelte sie den Stoff um die Wunde.
„Ich wer... werde nicht viel mehr tun. D... Du musst alleine klar kom...“
Sie schluckte. Es machte sich bemerkbar, dass sie so lange nicht mehr geredet hatte. „Ich töte di... nicht. Du... musst alla... überleben.“

Danach wandte sie sich von ihm ab und ging zu dem kleinen Lager der Banditen. Die leblose Person, die sie aus der Stadt getragen hatten lag immer noch mit gefesselten Händen auf der Wiese.
Vorsichtig knotete sie die Fesseln auf und schulterte sich die Person auf.
Sie wusste noch ungefähr aus welcher Richtung sie gekommen waren und zudem zeigten die ersten dünnen Rauchsäulen die Richtung in der Thal lag.
Als sie an einem Bauernhof vorbei kam legte sie vorsichtig den Verwundeten Mann vor die Tür und klopfte laut an. Danach rannte sie in Richtung Thal.
Die Tore waren in der Zwischenzeit offen und sie gesellte sich zu den Händlern, die rege in die Stadt kamen.
Als sie mitten in der Stadt stand merkte sie erst, wie wenig sie sich hier auskannte.
Vor Jahrzehnten hatte sie hier ihre ersten Jahre verbracht, doch damals hatte alles auf sie noch imposanter gewirkt, als jetzt. Wo hatte Brianna nur ihre Behausung?
Sie lief den gesamten Morgen orientierungslos in der Stadt herum, beobachtete Händler bei ihren Gesprächen, wich Wägen aus und entkam aufdringlichen Verkäufern, die ihr ihre Waren verkaufen wollten.
Gegen Mittag kam sie in eine der Nebenstraßen und hörte plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich. „Ja, ich verkaufe Tränke, aber nur wenn ich die Kräuter dafür habe. Und ich habe keine ganze Apotheke bei mir dabei, kommt nachher einfach in meinen Laden, ja? Da...“ Sie verstummte, als die Frau schließlich Rhia entdeckte, die aufrecht wieder die Straße betrat. „Entschuldigt mich...“ hörte Rhia sie noch sagen, dann ging Brianna schnellen Schrittes auf sie zu. „Was machst du. Hier, wie...?“
„Es geht mir gut“, antwortete Rhia vorsichtig. „Es gab... ein paar Zwischen...fälle.
Brianna schaute sie überrascht an. „Du... sprichst... ich denke wir haben viel zu bereden...“


Rhia folgte Brianna aus der Stadt heraus. „Du warst noch nie bei mir zu Hause“ erklärte ihr Brianna. „Ich hatte dich in einer verlassenen Wohnung in der Stadt untergebracht an der ich regelmäßig vorbei komme. Weil niemand sie benötigt und ich nicht immer meine gesamten Kräuter in die Stadt tragen will, wenn ich hier Mal etwas verkaufe hatte ich die Wohnung schon seit langem benutzt. Solange sie nicht anders benötigt wird hat man es mir erlaubt.“
Wie es sich herausstellte wohnte sie wirklich nicht sehr nah an Thal. Es war shcon lange Nachmittag, als sie schließlich anhielten und ein kleines abgelegenes Haus betraten.
Brianna bot Rhia einen Platz auf einer hölzernen Bank an, nahm eine kleine Kanne mit Wasser und stellte zwei kleine Becher auf den Tisch, füllte beide mit Wasser auf und schob einen zu Rhia hin.
„Ich denke nach allem, was ich getan habe, darf ich deine Geschichte erfahren. Was hast du alles durchgemacht? Was passierte, bevor du hierher gekommen bist? Was war heute Nacht?“

Rhia fing stockend an zu erzählen, was sie noch wusste. Sie erzählte ihr, dass sie als Tochter eines Kaufmanns in Thal geboren wurde, doch schon in frühen Jahren immer auf Reisen durch ganz Mittelerde mit ihm gezogen war. So hatte sie kaum Zeit in Thal verbracht. Danach war sie mit ihrem Vater in einen Ort weit im Osten gezogen und ...
Sie hatte im Laufe ihre Erzählungen immer seltener stocken müssen. Langsam lernte sie wieder mit der Sprache umzugehen. Doch hier musste sie stocken und Tränen traten ihr in die Augen. Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen.
Sie hörte, wie Brianna aufstand und sich neben sie setzte. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf die Schultern von Rhia. „Schhhhh...“ machte sie leise. „Ganz ruhig, du hast heute schon viel erzählt, mehr als du in den letzten Wochen zu mir gesagt hast. Ich sehe dir an, dass du viel Leid auf deiner Reise erfahren hast, du musst mir nicht alles erzählen, manche Dinge müssen Menschen für sich behalten.“
Rhia schaute mit immer noch tränenden Augen auf und flüsterte „Ich habe ihn verloren, ihn den einen, den ich liebte, er ist im Kampf um mich gefallen...“
„Ich glaube es ist besser, wenn du erst einmal schläfst. Ich habe leider nur wenig Schlafmöglichkeiten, doch es wird sich etwas finden.“
Nach kurzer Zeit hatte Brianna ihr eine improvisierte Schlafgelegenheit gebastelt, auf die sich Rhia mit einem leisen „Danke“ legte und fast augenblicklich einschlief.
Am nächsten Morgen wachte Rhia auf, als Brianna leise durch das Zimmer schlich. Als sie merkte, dass ihr Gast aufgewacht war sagte sie: „Guten Morgen Rhia, ich wollte dich nicht aufwecken, ich muss nur heute früh raus. Ich brauche eine Kräutersorte, die ihre größte Wirkung entfaltet, wenn sie zu dieser Zeit gepflückt wird.“
„Kann ich helfen?“
„Das glaube ich kaum“, lachte sie. „Du kennst dich nicht so gut aus, ich kann es dir zeigen, wenn du willst, aber ein andermal. Wenn du unbedingt helfen willst, dann richte uns ein kleines Frühstück, bis ich wieder da bin. Aber überanstreng dich nicht – du bist immer noch verletzt, ich werde dich dann nachher noch einmal untersuchen.
Rhia nickte und stand vorsichtig auf, während Brianna das haus verlies.
Als sie wiederkam hatte Rhia ein kleines Frühstück gerichtet und die beiden Frauen aßen gemeinsam. Danach erzählte Rhia noch die Geschichte, ab ihrer Ankunft im Düsterwald.


In den nächsten Jahren machte Brianna sie mit ihrem Geschäft vertraut und Rhia half mit, so gut sie konnte. Im Laufe der Zeit machte sie fast sämtliche Geschäfte in Bree, da sie dank ihrer frühen Ausbildung ein äußerst gutes Geschick im Handeln um den Preis hatte. Das Schwert hatte sie seitdem nicht mehr angerührt, es lag fast immer unter ihrem Bett, dass sie schon bald in Briannas Haus bekommen hatte.
Zudem schaffte sie es sehr schnell ihre lange Stummphase zu überwinden und kam wieder gut in die Sprache herein. Ihre lange Reise hatte sie während ihres Aufenthaltes im Düsterwald so gut verdrängt, dass sie zwar immer noch da war, aber Rhia meistens sie vergessen konnte und ein fröhliches Leben führen konnte. Wenn jemand ihre Vergangenheit ansprach oder sie sich so daran erinnerte hatte sie immer einen plötzlichen Stimmungsumschwung, wurde ganz leise und zog sich in ihr Zimmer zurück. Ihre Wunde im Bein sah nach außen hin vollkommen verheilt aus, aber in regelmäßigen Abständen wurde sie von plötzlichen brennenden Schmerzanfällen geplagt, die dann im Laufe des Tages noch einen pochenden Schmerz hinterlassen. Brianna hatte versucht so gut es geht diese Schmerzen zu besiegen, doch bei dieser Wunde hatten selbst ihre Künste versagt. Der größte Erfolg war ein Trank, den Rhia immer sofort nehmen musste, wenn der Schmerz kam, womit dann der pochende Nachschmerz abgeschwächt wurde.
Nachdem sie vier Jahre so bei Brianna gelebt hatte ging sie zum ersten mal wieder zurück in den Düsterwald. Dort traf sie Landon und auch ihren Begleiter wieder. Er hatte es geschafft die Spinnen zu verjagen, doch hatte gedacht, dass sie von ihnen getötet worden war, weil er sie nicht finden konnte.
Aus Freude über das Widersehen und dass sie nun endlich ihre Stummheit überwunden hatte schenkten die Elben ihr zudem ein paar speziell gefertigte Schuhe, die so gesponnen waren, dass sie keinerlei Spuren hinterließen und durch nichts, außer durch Gewalt kaputt gehen können. Zudem schenkten sie ihr eines ihrer Gewänder. Die Gewänder waren zwar nicht so gut, wie die aus Lorien, doch auch sie konnten einen vor ungeübten Blicken tarnen, dienten aber eigentlich nur der Bekleidung. Auch sie konnten nicht durch Natureinwirkungen zerstört werden.
Von den Elben wird sei weiterhin mit dem Namen Elua angeredet, während  die Menschen sie mit ihrem anderen Namen, Rhia, rufen.

« Letzte Änderung: 27. Feb 2011, 21:12 von Gnomi »

Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #8 am: 12. Dez 2008, 23:06 »
Name:
 - unter den Menschen Rhia, unter den Elben Elua

Geschlecht:
 - feminin

Rasse:
 - Mensch

Alter:
 - 34

Geburtsort:
Thal

Aussehen:
Kleidung:
- trägt ein dunkles Gewand mit einer Kapuze, die meist zurückgeschlagen ist
- trägt elbische Schuhe
 - ansonsten trägt sie noch normale Leinen, bzw. Stoffhemden

Körperbau:
 - 1,75 m groß
 - Schlank
 - etwas länger als schulterlange blonde Haare
Gesicht:
 - Schmales Gesicht
 - Leicht hervorstehende Wangenknochen
 - Kleine Lachfalten wenn sie lächelt
Sonstiges
- durch den Aufenthalt bei den Elben hat sie eine sehr elegante Bewegungsweise erlernt


Charakter:
 - lacht viel
 - hasst jegliche Art von Kämpfen, die nicht zur Selbstverteidigung oder Verteidigung anderer dienen
- bei Erwähnungen ihrer Vergangenheit verfällt sie sofort in ein Schweigen und zieht sich zurück


Ausrüstung:
- ein Schwert aus der Schmiede der Zwerge, bevor Smaug sie aus dem Erebor vertrieb
- einen Mantel der Elben aus dem Düsterwald, der sie vor ungeübten Augen verstecken konnte
- ein paar Schuhe der Elben, die keinerlei Spuren hinterlassen und nie "kaputtgelaufen" werden können
- ein paar Fläschchen eines Trankes, der gegen ihre Anfälle hilft



Fertigkeiten/Schwächen:
 + kann sich größtenteils lautlos fortbewegen
 + dank ihrer elbischen Kleidung kann sie sich im Dunkeln fast unsichtbar bewegen und hinterlässt keinerlei Spuren
 + geschickt mit dem Schwert
 - weigert sich meist aber selbst zum Schwert zu greifen
 + ist sehr talentiert im Handeln und in der Buchhaltung
 - falls jemand ihre Vergangenheit anspricht hört sie mit allem auf und zieht sich sofort zurück oder wird total orientierungslos
 - sie erleidet oft aufgrund ihrer Beinverletzung unkontrollierbare Schmerzanfälle
« Letzte Änderung: 5. Jan 2009, 21:09 von Gnomi »

Lord of Mordor

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #9 am: 24. Dez 2008, 15:48 »
Dann schenk ich dir hiermit mal einen angenommenen Charakter zu Weihnachten :P
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Gnomi

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #10 am: 24. Dez 2008, 15:56 »
über 20 DinA4Seiten Geschichte...
Und dann mit einer Zeile angenommen :D

Danke, du scheinst heute in Gönnerstimmung zu sein xD

Lord of Mordor

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Re: Rhia/Elua, zweite Char von Gnomi
« Antwort #11 am: 24. Dez 2008, 15:58 »
Wenn du tatsächlich erwartet hast, ich schreib zu diesem Monstrum eine genauso monströse Bemerkung, kennst du meine Faulheit nicht :P

Außerdem hab ich dich schon in ICQ gelobt, das muss reichen :P
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