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Autor Thema: Belfalas  (Gelesen 22497 mal)

PumaYIY

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Belfalas
« am: 13. Jan 2012, 18:45 »
Karthull kommend vom Hafen von Dol Amroth


Vier Tage lang irrte Karthull umher, er suchte Spuren der vielen Soldaten, die sich mit der flüchtenden Armee Mordors ihren Weg Richtung Nordosten bahnten. Die Straße nach Minas Thirit war voll von Zeichen. Hier lag mal in toter Ork, in dessen Bein ein Pfeil steckte, dort war ein verwüsteter Karren zu finden. Die Disziplin schien nachgelassn zu haben in den Reihen der Orks. Karthull wusste auch nicht genau wie die Nachfolge geregelt war, es war vermutlich auch noch nie vorgekommen, dass ein Nazgul als Heerführer stirbt. Wie auch immer ich hoffe, dass ich langsam mal aufholen kann.
Waren die Zeichen in den ersten Meilen noch häufig gewesen, der erste Tagesmarsch der Armee nach der Schlacht schien aus Angst vor übergriffen und Verfolgung sehr weit und erbarmungslos gewesen zu sein, denn dort waren viele Leichen zu finden, beschränkten sie sich am vierten Tagesmarsch nur auf Nahrungsbeschaffungsmaßn ahmen. So sah Karthull ein geplündertes Dorf auf der rechten Seite des Wegs und eine Windmühle, die er vom Hinweg noch unzerstört kannte.
An jenem vierten Tag schließlich sah er kurz vor der Dämmerung Rauchschwaden über einem Wäldchen aufsteigen. Bei näherem Betrachten wirkte das Wäldchen, doch eher groß und an seinem Rand waren einige dutzend Zelte aufgeschlagen. Als er sich näherte wurde er entdeckt und einige Orks liefen ihm entgegen.
"Halt, wer bist du? Komm her!" Was soll ich nun tun, stehen bleiben oder weiterlaufen? Diese Dummheit der Orks ist wirklich erbärmlich.
"Na was nun!" , brüllte Karthull ihnen zu ohne seine Schritte verlangsamt zu haben.
"Ich bin Karthull von den Korsaren, bei der Schlacht wurde ich bewusstlos und ..."
"Spar dir dein Geschwafel und komm ins Lager.", sagte ein Ork der nun unmittelbar vor ihm stand und ihn von unten musterte. Karthull überragte den Ork um zwei Haupteslängen, was jedoch auch an dessen krummer Beugung von Rücken und Hals lag. "Ich seh schon du gehörst zu diesen stinkenden Seefahrern, ein paar von ihnen sind hinten im Lager."
"Ein paar nur?", etwas erstaunt war Karthull schon wie wenig Soldaten von der Armee übrig zu sein schienen.
"Der Rest ist bei der Hauptarmee", sprach der Ork, während sie gemeinsam die letzten Meter zu den Zelten liefen und der Ork kumpelhaft seine Hand auf Karthulls Schulter stützte. "Wir", er ließ die Hand unbemerkt an Karthulls Seite herabfahren und mach mit dem anderen Arm eine umschweifende Geste über das Lager: "sind nur die Nachhut, das Auffanglager für jene wie dich. Du hast Glück, die ersten, die einzeln nach der Schlacht zu der Hauptarmee dazugestoßen sind wurden Saboteure genannt und umgebracht, nur wurden das so viele, dass ein Anführer beschlossen hat sie zu sammeln und dieses Lager hier für zwei Wochen zu errichten. Von hier kann man auch prima die Gehöfte in der Umgebung besuchen, wenn du verstehst was ich meine.", sagte der Ork und klatschte dabei grinsend in die Hände. Dabei fiel Karthull der Dolch auf den der Ork zwischen seinen Händen hielt. Es war Karthulls Dolch. Der war doch eben noch hier an meinem... Als Karthull seinen Gürtel abtastete griff er ins Leere. "Hey, du Gauner!"
"Du bist besser still. Grzzh. Denn wenn du zu laut redest, könnte es passieren, dass deine Kehle platzt. Haha, haha, haah!" Die Glubschaugen des Orks funkelten Karthull nun an und mit dem Dolch fuhr der Ork aus sicherer Entfernung nach, was er mit Karthulls Kehle machen würde, wenn der sich weiter beschweren würde. Wütend und verängstigt lief Karthull mit festem Griff an seinem Säbel, dass seine einzige verbliebende Waffe war, durch das Lager auf der Suche nach in paar Korsaren die er kannte.
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 09:07 von Fine »

PumaYIY

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Re: Re:Straße von Dol Amroth nach Minas Tirith
« Antwort #1 am: 23. Jan 2012, 22:01 »
Persönlich kannte Karthull keinen der Korsaren die er im Auffanglager traf, doch erging es den meisten anderen ebenso. Viele waren beim panischen Abzug der Armee nach der Schlacht von Dol Amroth schon nach wenigen Meilen erschöpft zusammengebrochen und hatten den Anschluss verloren. Doch wie Karthull feststellte, war er einer der letzten Männer die vor Abbau des Lagers und Weitermarsch zur Hauptarmee ankamen. Zwei Tage blieb das Lager nach Karthulls Ankunft bestehen, den ersten Tag konnte Karthull sich noch erholen, denn es gab nichts zu tun, doch am zweiten Tag wurden Proviant- und Materialzelte schon auf Karren geladen.
Am Morgen der Weiterreise galt es die übrigen Zelte abzubauen und sich auf den Marsch vorzubereiten. Die Feldflasche auffüllen, den Wanderstock nehmen, die Tasche schultern...
Und los!
Einen Überblick über die grobe Anzahl der Männer, der in den vorigen Tagen durch das beengende Wäldchen nicht gegeben war, konnte sich Karthull nun verschaffen. Es waren um die 200 Männer, eine doch recht große Truppe, wenn man bedenkt, dass eigentlich alle hingerichtet werden sollten, die sich nach der Schlacht von der Armee getrennt hatten.
Was mache ich? 200 Leute. So wenig Feinde werden selten angreifbar sein. Aber kann ich das denn überhaupt, jetzt wo ich sie kennen gelernt habe? Werde ich die Chance bekommen zur Hauptarmee aufzuschließen, wenn dieser Trupp vernichtet wurde?
Mal wieder stellte sich Karthull viele Fragen über sein weiteres Vorgehen.
In Linhir ist ein guter Spion mit einem schnellen Pferd, wenn wir dort vorbei kommen und ich ihm die Informationen, die ich habe mitteilen und wenn der Fürst schnell handelt könnten wir auf dem Weg nach Pelargir von Reitern überfallen werden. Dort lagert wohl die Hauptarmee, um auf Befehle aus dem Osten zu warten.
Die Idee schien Karthull gut und so verfolgte er sie weiter. Einzelheiten seines Plans wollte er jedoch mit seinem Freund vor Ort ausarbeiten.
So vergingen die Tag und sie stießen auf das Dorf Linhir, in der Nähe dessen eine Furt das Passieren des Flusses Gilrain ermöglichte.
Kämpfe gegen die Armee Mordors von Seiten der Bevölkerung wären zwecklos gewesen, denn diejenigen, die kampftüchtig waren, waren bei den unzähligen Schlachten zuvor umgekommen oder vertrieben worden, haben aber spätestens beim Hinmarsch der Armee zur Belagerung von Dol Amroth das Weite gesucht.
Die Frauen des Dorfs waren häufig alleine mit ihren Kindern, deshalb machten die Soldaten gerne halt und der Marsch am Tag der Ankunft verlief so, dass sie Linhir am frühen Nachmittag erreichten. Einige von Karthulls Kameraden hatten sich von der Hauptgruppe entfernt, um in den umliegenden Büschen Frauen aufzulauern, die sich bei Sichtung der Armee in den umliegenden Wäldern verstecken wollten.
Doch das konnte Karthull nicht verhindern, dafür würde er die beschandeten Frauen rächen. Nachdem die Zelte am Rande des Dorfs aufgeschlagen waren und der Aufseher verkündete, dass der Abend nun für "verdiente Ruhepausen" frei war, blieb Karthull noch ein Weilchen am Lagerfeuer sitzen. Nach kurzer Zeit gesellte sich ein Korsar zu ihm. Er hatte die Aufsicht über einen Karren und sollte dafür sorgen, dass er vernünftig vorankam. Auf Karthulls Frage, warum er nicht wie die anderen das Dorf durchstreifte, antwortete der Korsar herablassend: "Das ist mir zu schmutzig hier. Wenn du dir vorstellst, dass die Hauptarmee hier schon über zwei Tage gelagert hat und Orks und das ganze Gesindel hier gewütet hat, dann vergeht dir die Lust. Außerdem musste ich heute schon den ganzen Tag die Karre ziehen. Mit fünf anderen! Diese dreckigen Orks meinen wohl wir wären Maulesel oder sowas?" Er wartete gar keine Antwort von Karthull ab, sondern fuhr direkt fort: "Aber das reicht mir! Auf dem Hinweg habe ich einen Bauern gesehen, der ein ganz ansehnliches Pferd besaß. Damals brauchten wir es nicht und es hätte nur Futter verbraucht, aber jetzt werde ich es mir holen. Hahh, kommst du mit? Ich könnte ein paar Männer brauchen, nicht das der Kerl frech wird."
"Ähm..." , Karthull antwortete zögerlich, denn eine böse Vermutung keimte in ihm auf.
"Na was! Hier sitzt du nur rum und frisst komm jetzt, das ist ein Befehl!"
"In Ordnung."
Schnell war das Haus mit der kleinen Scheune gefunden und Karthulls Verdacht, dass es sich bei den Bauern um den Spion handelte, bestätigte sich. Was soll ich tun? Ich muss später nochmal zu ihm und eine Lösung finden.
"Tür auf oder ich schlitz dir, wenn ich sie aufbrechen muss, die Kehle durch!" Mit einem Tritt gegen dir Tür verschaffte der Korsarenanführer seinen Worten Nachdruck. Zaghaft öffnete sie sich einen Spalt und ein junger Mann schätzungsweise zwei Jahre jünger als Karthull trat in Erscheinung. "Was wünschen sie?"
"Das werd ich dir schon sagen! Raus mit dir!" , schrie der Korsar. Eilig leistete der junge Mann ihm Gehorsam, geschult von den vielen Überfällen auf sein Haus.
"Und jetzt öffne die Scheune, Knirps!" Auch dieser Forderung leistete der verängstigte junge Mann keinen Widerstand. Knarrend öffnete sich die Tür und die späte Abendsonne warf ihr Licht auf ein wohlgenährtes Pferd, welches leise wiehernd auf die Berührung seines Herren reagiert, der dem Pferd sanft durch die Mähne fuhr.
"Es ist alles was ich noch habe." , wand sich der junge Mann nun an den Korsar.
"Hah, versuchst du es nun mit der Mitleidsnummer und Hundeaugen? Wenn du das Pferd wiedersehen willst dann musst du dich uns schon anschließen. Und Pahh: `alles was ich noch habe´ du hast ein ganzes Haus für dich und musst dich nicht mehr um dein Pferd kümmern. So du kannst froh sein das ich dich nicht abmurkse, irgendwer muss ja auch die Feldarbeit machen bis wir das nächste Mal zum Plündern kommen. Jetzt geh, verschließ die Tür und lass dich nicht wieder blicken, ich sorge schon für mein neues Pferd." Mit dem letzten Satz nahm er den jungen Mann und schubste ihn zurück ins Haus.
"So redet man mit denen." , prahlte er vor Karthull. "Wenn er nicht spurt ist seine Kehle aufgeschlitzt, das weiß er und so handelt er lieber."
Das Pferd war schnell zum Lager gebracht, doch da Karthull Furcht vor der ungestümen Art von Pferden hatte trug er Stroh aus der Scheune zum Karren des Korsaren.
Später an dem Abend schlich er sich zurück zum Haus des jungen Mannes und klopfte leise an.

PumaYIY

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Re: Belfalas
« Antwort #2 am: 24. Jan 2012, 19:33 »
"Wer ist da?" , ertönte die zögerliche Stimme des jungen Mannes vom Innern des Hauses.
"Ein Freund." , raunte Karthull: "Mach schnell auf lass mich hinein und sperr dann schnell wieder zu!" Karthull hörte einiges Getuschel hinter der Tür, er wartete geduldig und schließlich öffnete sie sich einen Spalt.
"Wer bist du?" , ängstlich tauchte das blitzende Augenpaar in dem Türspalt auf. Karthull schaute sich um und flüsterte: "Lass mich rein, dann reden wir."
Der junge Mann wollte die Tür zuziehen, da er die Umrisse eines Korsars wahrnahm und Karthulls Säbel im Mondlicht blitzen sah, doch geschickt hatte Karthull seinen Fuß zwischen die Tür gestellt und drückte diese nun weiter auf.
"Was willst du?" , rief der zurückweichende Mann, als Karthull die Tür gänzlich geöffnet und hinter sich wieder geschlossen hatte.
"Mein Name ist Karthull, ich komme im Auftrag von Fürst Imrahil."
"Karthull, ist das möglich?" , rief eine weibliche Stimme nun aus einer Kammer hinter dem jungen Mann.
"Elisabeth sei still!" , rief der junge Mann nun gänzlich verängstigt zu der jugendlichen Frau, die sich aus der düsteren Ecke ihrer Kammer in der sie sich versteckt hatte und nun zu den beiden hinzukam.
"Nein, ich kenne ihn! Erkennst du mich denn nicht Karthull?" , fragte Elisabeth Lûdhra weiter.
"Ich seh dich noch nichteinmal so dunkel ist es hier drinnen. Aber bist du es wirklich? Die Tochter vom Bauer Lûdhra aus der Nähe von Edhellond?" Karthulls Verwunderung Elisabeth hier zu treffen, hätte man von seinem ablesen können, wäre es nicht so dunkel in der Hütte des jungen Mannes.
"Ja, aber sprich: Wie kommt es, dass du bei den Korsaren bist?"
"Ich habe doch gesagt ich komme im Auftrag von Fürst Imrahil. Ich spioniere die Armee aus und bin zu dir gekommen Taulerth, weil ich deine Hilfe brauche."
"Meine Hilfe?" , der junge Mann Taulerth mit Namen war verdutzt: "Vorhin hilfst du noch den Schurken mein Pferd zu stehlen und nun erwartest du meine Hilfe?"
"Ich habe einen Plan, vertraut mir." , begann Karthull. Er berichtete Taulerth, dieser müsse mit Karthulls Hilfe das Pferd zurückstehlen und mit Elisabeth Lûdhra nach Dol Amroth reiten. Er nannte Taulerth die genaue Anzahl der Orks und Menschen der Armee und ihre vornehmliche Bewaffnung.
"Gegen einen raschen Überfall durch die Reiterschaft von Imrahil wird diese Truppe nicht gerüstet sein."
"Aber was ist mit dir?", fiel ihm Elisabeth ins Wort: "Sie werden dich für einen von ihnen halten und töten!"
"Ich muss mir noch überlegen wie ich dem entgehe. Wichtig ist, dass ihr nach Dol Amroth kommt und den Fürsten informiert. Mein Ausbilder sagte einst: `Ein Spion ist so viel Wert wie 1000 Krieger´ , oder so ähnlich. Nun ich will erst einmal beweisen, dass meine Informationen auch das Leben von 200 Feinden kosten können." , sagte Karthull und seine Gesichtszüge wurden bei diesen Worten so grimmig, dass es Elisabeth eiskalt den Rücken herunter lief.
"So..." , Karthull wollte nun gehen.
"Warte! Karthull ... " , Elisabeth hielt seine Hand fest und blickt ihm eindringlich in die Augen: "Zwei Dinge noch: Du warst in Dol Amroth hast du etwas von meiner Familie gehört oder sie vielleicht getroffen?"
Mist! Das wollte ich vermeiden. Wie sag ich es ihr?
"Dein Vater ist bei der Verteidigung von Dol Amroth gefallen, deine Mutter und einer deiner kleinen Brüder, ich kann sie nicht auseinanderhalten, leben in der Stadt." Schnell und emotionslos flossen die Worte aus seinem Mund. Er wollte sich nicht dem Schmerz hingeben, den ihm der Anblick der verarmten Mutter mit ihrem Kind bereitet hatte. Elisabeth wusste nicht, ob sie den Tod ihres Vaters beweinen oder das Überleben ihrer Mutter und ihres kleinen Bruders bejubeln sollte. Insgeheim hatte sie schon alle für tot gehalten, doch nun da sie sicher wusste, dass sie ihren Vater nie wieder sehen würde, brach sie dennoch in Tränen aus.
Sie drückte sich an Karthull und schluchzte noch eine Weile.
"Und zweitens?" , fragte Karthull, der sie auch an sich drückte. Er genoss es die warme Nähe eines Menschen zu spüren, wie er sie zuletzt bei der geheimnisvollen Frau in Minas Thirit gespürt hatte. Die Frau in Minas Thirit! , schoss es Karthull in den Kopf und er löste seine Umarmung langsam aber bestimmt.
"Zweitens und da erbitte ich deine Hilfe: Lydia meine Schwester wurde von mir getrennt. Während ich den Soldaten eines Tages entkommen konnte und von Taulerth gefunden und beschützt wurde, ist sie immernoch bei den Orks und diesem Gesindel! Ein besonders großer Korsarenkaptiän schien an ihr Gefallen gefunden zu haben... Igitt, ich mag es mir nicht vorstellen! Sie ist wohlmöglich noch in Pelargir, ich bitte dich halte Ausschau nach ihr und rette sie." Tränen kullerten über ihr margeres und jugendliches Gesicht.
"In Ordnung, aber nun müssen wir los. Ich werde versuchen ein paar Räder von Karren zu sabotieren um den Reitern mehr Zeit zu verschaffen. Ich werde es auf dich schieben, der große Korsar mit dem ich heute dein Pferd geholt hab wird dein Motiv erkennen und vermutlich deine Hütte niederbrennen, deshalb musst du Elisabeth mitnehmen!"
"Ja, es war mir klar, dass es einen Tag so kommen würde. Dann lass uns gehen."
Elisabeth verabschiedete sich von Karthull und mahnte Taulerth zur Eile. Sie wartete im Haus hinter verschlossenem Riegel bis er mit dem Pferd zu ihr zurückkam.
Sein Plan ging auf, er schlug die Nachtwache beim Korsarenkarren nach dem ersten Wechsel von hinten bewusstlos. Half Taulerth beim Losbinden und Satteln des Pferdes.
"Na dann machs gut mein Freund und vergiss nicht was ich dir gesagt habe!" , flüsterte Karthull.
Praktisch an seinem Plan war, dass er die Nachtschicht nach seinem bewustlosen Kameraden übernommen hatte und den Verblüfften spielte, nachdem er vermeintlich gerade aufgewacht war, um den Nachtwächter abzulösen.
Das ganze Lager war in Aufruhr Korsaren und Orks wurden aus den Häusern des Dorfs gerufen und es gab einen Tumult wie ihn Karthull Nachts nie erlebt hatte. Es stellte sich heraus, dass ein Pferd gestohlen und drei Karren sabotiert worden waren. Der Täter war schnell ausgemacht, doch wurde keine Verfolgung gestartet, da es nicht genug schnelle Pferde gab und er ohnehin schon über alle Berge war. Stattdessen wurde die "schlafende" Nachtwache ausgepeitscht. Früh morgens erst kam die Meute zur Ruhe, doch wegen der zerstörten Räder an den Karren und der günstigen Lage für die Moral der Männer verzögerte sich der Aufbruch doch noch um einen Tag.
Ein Tag mehr, den die reitenden Rächer Dol Amroths Vorsprung haben werden, wenn ihr für eure Frevel blutet. , war Karthulls letzter Gedanke bevor er in einen langen Mittagsschlaf fiel.


Karthull weiter nach Lebennin
« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:27 von Fine »

Eandril

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Die Reise nach Dol Amroth
« Antwort #3 am: 16. Feb 2012, 20:34 »
Edrahil und Lothíriel aus der Bucht von Belfalas...

"Was glaubt ihr, Edrahil, wie lange werden wir noch bis nach Dol Amroth brauchen?"
Edrahil richtete sich auf und wandte sich zu Lóthiriel, die natürlich nicht nach Tolfalas zurückgekehrt war und ein Stückchen hinter ihm stand, um.
"Heute werden wir es nicht mehr schaffen, Herrin, aber wir müssten morgen gegen Mittag in der Stadt eintreffen, wenn alles gut geht.", antwortete er.
"Und? Was meint ihr, werden wir auf Schwierigkeiten treffen?", fragte Lóthiriel, und versuchte offensichtlich gelassener zu klingen, als sie wirklich war.
"Nun, da die Belagerung durchbrochen ist, sollte der Weg nach Dol Amroth eigentlich frei sein. Aber ich habe hier die Hufspur eines einzelnen Reiters entdeckt, der in Richtung der Stadt unterwegs war, und das wahrscheinlich vor gar nicht langer Zeit. Allerdings könnte ich mich auch irren, was die Zeit anbelangt, denn im Spurenlesen sind meine Talente nicht sonderlich ausgeprägt.", meinte Edrahil nachdenklich. "Es gibt mehrere Erklärungen für diese Spur. Es könnte die Spur eines Kundschafters des Feindes sein, der zu seiner Gruppe zurückkehrt. Dies würde bedeuten, dass uns der Weg in die Stadt versperrt sein könnte. Möglicherweise handelt es sich aber auch um die Spur von jemandem, der wie wir vom Ende der Belagerung erfahren hat, und auch in die Stadt will."
Er sah Lóthiriel fest in die Augen, obwohl es ihm eigentlich widerstrebte, solche Nähe zur Tochter des Fürsten aufzubauen und sagte: "Wie dem auch sei, wir müssen weiter. Allerdings sind wir nun natürlich auf eine mögliche Bedrohung vorbereitet, und werden vorsichtiger als bisher sein. Ich zweifle nicht, dass wir Dol Amroth heil erreichen werden. Vertraut mir, Herrin."
Lóthiriel wandte sich ab, der sinkenden Sonne und dem Meer zu, und sagte: "Das tue ich, Edrahil. Lasst uns gehen, bevor die Nacht hereinbricht."

Edrahil und Lohtíriel nach Dol Amroth...
« Letzte Änderung: 21. Okt 2016, 13:21 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Rabi

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Belfalas
« Antwort #4 am: 19. Feb 2013, 09:23 »
Wogrin auf Umwegen von Erebor...


Einige Tage wenn nicht sogar Wochen waren bereits vergangen, sein Zeitgefühl war nicht dasselbe wie zuvor. Im Kamin brannte ein Feuer das den ganzen Raum mit einer angenehmen Wärme füllte. Leicht hing der Schleier schmackhaften Tabaks in der Luft und kaschierte so manche Schäden im Raum. An den Wänden waren mehrere Halterungen an denen etliche Waffen aufgehängt waren, die einen hatten sogar Ausmaße dass nicht einmal ein stattlicher Mann sie mit beiden Händen schwingen konnte ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. In der Mitte des Raumes stand ein etwas kleinerer Herr – ein Zwerg – er betrachtete sich im Spiegel, seinen Bart seine Haare und sein Gesicht, jeden Tag in jeder Woche. Er grübelte oft Stunden in seiner Kammer und konnte seinen Blick nicht vom Spiegel abwenden, niemand wusste worüber er nachdachte und niemand sollte es je erfahren als plötzlich die Tür mit einem lauten Knall aufschwang…



An der Bucht von Belfalas befand sich ein Mädchen. Wie jeden Tag war sie gerade dabei Fische für das Mittagsmahl zu fangen. Doch heute war ein wunderbar schönes Wetter. Die Kombination von Wasser, Sonne und den umherspringen Fischen verursachte ein wunderschönes Spiel aus Lichtern dass die Arbeit um einiges schneller vergehen ließ. Knietief stand sie im Wasser, den Rock hochgezogen und die Ärmel ebenfalls nach oben gefaltet. An dem noch sehr jungen Gesicht hangen hier und da ein paar Schweißtropfen da sie bereits mit mehreren großen Fischen kämpfen musste, auch wenn nicht jeder Versuch geglückt war und sich manche wieder vom Hacken gelöst hatten. Nachdem ihr Eimer schon beinahe ganz gefüllt war, beschloss sie die Nahrungsbeschaffung für den heutigen Tag zu beenden und stieg langsam aus dem kühlen Nass um anschließend auf einen angenehm warmen Sand zu steigen. Sie grub sich mit den Füßen etwas unter den Sand dass ihr bei der angenehmen Wärme sogar eine leichte Gänsehaut auffuhr. Das Mädchen schloss die Augen und drehte sich noch gegen Sonne, die sich bereits orange gefärbt hatte. Ebenso wie auf den Füßen war die Wärme auf der gesamten Haut ebenfalls sehr angenehm und sie musste einfach noch ein paar Momente genießen.

Doch sie wurde aus ihrer Träumerei gerissen, denn sie hörte dass sich ihr jemand näherte. Sie öffnete langsam ihre Augen und drehte sich um. Als sie das Geschöpf erblickte musste sie zuerst wieder einen Schritt zurück machen und dabei wäre sie beinahe gestürzt und mit dem gesamten Körper ins Wasser gefallen. Vor ihr stand eine Person die etwas kleiner war als das Mädchen, der Körper breit und gerade einmal mit ein paar Fetzen und Schnüren bedeckt. Der lange Bart und die langen Haare hingen ungepflegt und zerzaust am Körper herunter und verdeckten ihm teilweise die Sicht. Der normalerweise weiße Bart hatte sich an manchen Stellen sehr verfärbt, die Farbtöne schwenkten von Braun nach Rot und sie bildete sich ein teilweise sogar grüne Verfärbungen zu erkennen. Als die zerzauste Kreatur schließlich vor ihr zu stehen kam, konnte sie ihn noch genauer betrachten. Sie war geschockt als sie feststellte dass das gesamte Gesicht vernarbt war, doch nicht nur dass, auch die offenen Unterarme und Beine waren mit Narben übersäht. Auch hier erkannte sie wieder dutzende Dreckflecken aber auch Brandwunden die erkenntliche Muster darstellen, auch wenn sie nicht wusste was diese bedeuteten. „Ich grüße Euch.“, die tiefe und eintönige Stimme brachte den Körper des Mädchens beinahe zum Zittern. Aus welchem Grund auch immer aber sie überstieg plötzlich ein leichtes Unwohlsein und sie wollte schnell von hier weg. „Hallo mein Herr, ich hoffe ich habe euch nicht gestört und werde nun in mein Dorf gehen.“, sie setze bereits zu weiteren Worten an, doch derjenige ihr gegenüber unterbrach sie: „Meine Begleitung wird euch hoffentlich nicht stören, ich benötige eine Unterkunft und werde euch kein Leid antun. Ich sehe doch dass ich euch Angst bereite.“, die Brust des Mädchens ging schneller auf und ab und sie merkte selbst dass sie es offensichtlich machte dass sie in Panik geraten war. „Aber…Aber… Wie kommt ihr nur auf diese absurde Idee.“, die Stimme war zittrig und sie hörte sich selbst nur reden ohne groß zu Überlegen. „Habt keine Angst, ich werde euch nur ins Dorf begleiten und von dort aus seid ihr mich los. Trotzdem, mein Name ist Wogrin ich bin ein Zwerg wie ihr vielleicht schon erkannt habt und nun, lasst uns nicht warten, ich bin müde.“, auch wenn es ihre Neugierde geweckt hatte mehr zu fragen und ihre Lippen bereits wieder Buchstaben formten und ihn etwas zu fragen, zwang sie sich doch dazu nichts dergleichen mehr zu unternehmen. Nun gingen sie los in Richtung Dorf.

 Der Zwerg und seine ausgewählte Begleiterin erreichten das Dorf, viel ging hier umher, man erkannte das der Handel vorherrschte, an allen Seiten der Straße befanden sich kleine meist aus Holz aufgebaute Gebäude an denen eine halbe Wand fehlte, hinten an den Wänden im Raum hangen dutzende Fische, Fleisch oder Käse. Manche gab es aber auch mit eher fragwürdigem Material. Als die beiden in die Stadt eintrafen sah man dass es dem Mädchen sehr Unwohl dabei war ihn hierher gebracht zu haben, doch der Zwerg ignorierte das völlig und forderte sie bloß auf ihn alleine zu lassen. Sein starrer Blick ließ ihn nahezu alles was seitlich von ihm geschah mit dem Handel den merkwürdigen Blicken, weil sie in diesem Teil Mittelerdes wohl eher selten einen Zwerg sahen ignorieren oder es lag einfach daran das sein zerstörtes Äußeres mit dem nur sehr zaghaft bedeckten Körper etwas Angst einflößte. Sein Ziel war klar, es war nicht an den Handelsstraßen, er ging einfach an ihnen vorüber und suchte sich einen weg zu den geschlossenen Räumen, an einer Tafel wo groß aufgeschrieben war. SCHMIEDE. Blieb er stehen und ballte seine Hand zu einer Faust. Seine starken, gleichmäßigen Hiebe waren sehr kräftig und ließen es nicht zu dass man ihn überhörte. Erst als Wogrin wahrnahm wie sich jemand am Schloss zu schaffen machte beendete er das Klopfen. Mit einem nicht weniger lauten Knarren öffnete sich die etwas marode Holztür und ein Mann von gerade einmal 30 Jahren blickte ihm entgegen, gut zu erkennen war dass er wohl gerade geschlafen hatte oder die Nacht zuvor vielleicht ein Glas zu viel getrunken hatte. „Habt ihr einen Platz für mich, ich brauche eine Unterkunft und werde euch dafür Waffen und Rüstungen schmieden mit denen ihr an einem Tag mehr Gold verdienen werdet als normalerweise in einer Woche.“, der Mann starrte etwas überrumpelt drein und wollte gerade zu einer Gegenantwort ausholen. „Gebt mir bloß einen kleinen Anteil und eine geeignete Unterkunft.“, das Gesicht des Mannes in der Tür wandelte sich plötzlich in ein Lächeln um und er schwenkte die Tür weiter auf. „Nur herein.“, sprach er schnell und seine hohe Stimme ließ ihn bei nahe wie eine Frau wirken. Der Zwerg dachte nicht lange darüber nach und schritt in die Schmiede ein, überall hangen verschiedenste Werkzeuge, zwei Amboss und eine große Esse waren ebenfalls aufzufinden. Der Rauch stieg über ein langes Rohr nach oben hinaus und die Esse selbst wärmte den Raum. „Setzt euch hier.“, sprach der Schmied und ging noch schnell zu einem Kasten. So starr der Blick Wogrins auch gewesen war, die Schmiede brachte ihn das erste Mal dazu etwas umherzusehen. Es war eine sehr ansehnliche Schmiede, ungewohnt gut für die des Menschenvolkes, die Waffen die an den Wänden auf der Seite hingen sahen schön aus, auch wenn er weit von ihnen entfernt saß konnte er doch ihren guten Schnitt und wie gut das sie ausbalancieren sein mussten erkennen. „Entschuldigt, ich dachte mir nur ihr seid sicher hungrig.“, er stellte einen Teller voller ordentlichen Fleisch mit Käse aber auch Gemüse hin, beim zweiten Mal als er wieder kam stellte er noch einen Laib Brot und zwei Humpen Bier hin. Nachdem er alles auf den Tisch gebracht hatte setzte er sich gegenüber dem Zwerg hin. „Ich habe ganze vergessen mit vorzustellen.“ Er riss sich ein Stück des Brots ab und stopfte sich es gleich in den Mund. „Esst ruhig, es ist nicht giftig falls ihr das glaubt.“ Die Worte waren für Wogrin zwar schwer zu verstehen da er den Mund die ganze Zeit voll hatte, aber es ging gerade noch so. Auf diese Einladung hin stahl der Zwerg sich etwas vom Fleisch und den Käse, dazu etwas vom Brot und stopfte es sich ebenfalls in den Mund. „Ich habe ganz vergessen mit vorzustellen. Werter Zwerg – ich bin Rudo – wahrlich der beste Menschenschmied den ihr finden werdet.“ Er setzte eine kurze Pause ein und nahm einen Schluck von seinem Humpen, an seiner rasierten Wange lief wahrscheinlich der halbe Schluck den er zu sich genommen hatte hinunter und bahne sich einen Weg über das Schlüsselbein unter das Hemd auf die behaarte Brust. „Doch ihr, ein Zwerg, ich habe von euren Schmiedekünsten gehört. Eure Augen sind scharf und ihr erkennt nahezu jeden Makel. Mit meinen Plänen könntet ihr großes Schaffen.“ Nun war auch die Neugierde des Zwerges geweckt. „Also Rudo, eure Pläne, könnt ihr mir welche davon zeigen.“

Der Zwerg konnte nicht glauben was er da sah, es waren Pläne die er noch nie zuvor gesehen hatte, die Schrift war uralt und auch er selbst mit seinem hohen Alter tat sich schwer die Zeichen zu entziffern und sinnvolle Sätze daraus zu formen. „Woher habt ihr diese Pläne Rudo?“, der Schmied legte ein charmantes Lächeln auf und nickte nur freundlich um Wogrin deutlich zu machen dass es zumindest heute nicht an der Zeit war ihm dies zu offenbaren. Ohne an diesem Abend noch einmal Worte zu wechseln betrachteten sie die Pläne eingehend und verschlangen das restliche Mahl am Tisch sodass nicht einmal mehr ein Brösel übrig blieb. Schließlich legten sich die beiden zu Bett und Wogrin hatte eine neue Heimat gefunden, für den Anfang…


Ein paar Monate später…



Wogrin hatte sich mittlerweile wieder hergerichtet. Die schäbigen Fetzen die er bei seiner Ankunft in Belfalas angehabt hatte waren schon lange entsorgt. Die teure Kleidung die er besaß verdankte er seiner eigenen Schmiedekunst, denn in der Menschenwelt waren solche Waffen und Rüstung kaum vergleichbar mit denen eines Menschenschmieds, auch wenn den größten Anteil am Einkommen bei Rudo blieb. Die beiden verstanden sich mittlerweile sehr gut und ihre Arbeiten waren in der ganzen Stadt gepriesen. Wie auch schon viele Tage zuvor stand Wogrin vor dem Spiegel betrachtete sich, die Narben in seinem Gesicht waren bereits teilweise verblasst, der lange weiße Bart hatte wieder eine schöne Form angenommen und war nicht mehr so zerzaust und verfilzt wie zuvor. In zwei schönen weißen und sehr geschmeidig aussehenden Zöpfen lag er ihm auf der Brust. Seine Haare waren bereits wieder nachgewachsen und die ehemals verbrannten stellen und angesengten Haare gehörten der Vergangenheit an. Auch das weiße lange Haar hatte er in Form gebracht – links und rechts seines Schädels hatte er sich vollkommen von ihnen getrennt nur in der Mitte waren sie noch schulterlang und hingen an einer Seite des Kopfes herab. Seine Augen waren noch immer ausdruckslos wie bei seiner Ankunft und sein Gemüt sehr ruhig und verschlossen.
Als er fertig war mit Grübeln begab er sich bei der Tür hinaus und verfolgte seinen normalen Tagesablauf, wie immer ging er hinüber in die Schmiede und packte dort sein Werkzeug aus. Wie auch jeden anderen Tag stürmten die Menschen die Schmiede, nicht nur um die guten Produkte zu ersteigern sondern auch um dem Zwerg zuzusehen was er anders machte um die Waffen zu solch einem Schliff zu bekommen. Doch egal wie lange sie ihm auch zusahen, das Geheimnis würden sie niemals lüften können, denn das zwergische Auge ist um ein vielfaches präziser als das eines Menschen.

Nach einem harten langen Arbeitstag setzen sich die beiden Schmiede wie auch sonst immer zusammen auf den Tisch wo sie sich das erste Mal unterhielten. Gleich wie am Tag damals stellte Rudo Fleisch, Käse, Gemüse, Brot und natürlich die zwei Humpen Bier hin die mittlerweile zum Alltag wurden – und meist sogar etwas mehr. Sie redeten gerne, diskutierten über wichtige Dinge und über die Geschehnisse in letzter Zeit, es war viel passiert und viele Truppen waren nach Gondor gekommen so hörte man. Irgendetwas verlief nicht ganz so, wie man es sich vorgestellt hatte. Die beiden gingen letztendlich wieder zu Bett, auch wenn Rudo ein sehr netter Mann war und immer wieder versuchte ein Lächeln auf Wogrins Wangen zu bringen, es war schlichtweg unmöglich, die Freude in ihm schien völlig gewichen zu sein. Noch in dieser Nacht konnte Wogrin seine Gedanken nicht von den Plänen lassen die er seit Wochen jede Nacht kurz bevor er schlafen ging betrachtete, aber in dieser Nacht war etwas anderes, es kam ihm vor als würde er die Zeichen langsam verstehen und er beschloss sich an eine solche Waffe zu wagen.

…vor dem Spiegel, wie jeden Tag betrachtete er sich und dachte über viele Sachen nach. Um sich selbst an seine Zeiten als großer Krieger zu erinnern hatte er sich in den letzten Wochen eine Rüstung geschmiedet auf die er selbst mehr als Stolz war. Der rote Samt unter dem silbernen Kettenhemd, so feinmaschig dass es kein Pfeil durchdringt aber doch so beweglich dass er ohne Probleme große Schwünge mit den Armen ausführen konnte. Die Rüstung ausgestattet mit den alten Runen, zumindest mit denen die er verstand, den ganz hatte er das Rätsel um die Pläne noch nicht gelüftet. Mit Gold waren sie eingraviert in die silberne Rüstung. Von weiter weg sah es fast so aus als würde die Rüstung von unten nach oben hin zu einer Spitze zusammenlaufen. In seiner Hand hielt er eine Waffe so tödlich als auch elegant, sie war das Werk der Pläne die er beinahe zur Gänze entziffern konnte. Sie hatte einen Griff wie ein Schwert, für ein und beidhändige Einsätze ausgelegt, weiter ging es mit einem stählernen leicht gebogenen Stiel der an manch ein Schwert erinnerte jedoch rundlich und keine Klinge besaß, und an der Spitze eine breite Klinge die auf der einen Seite tödlich scharf war und auf der anderen Seite spitz zulief um einem Feind endgültig den gar aus zu machen. Auch hier waren verschiedenste alte Runen eingeprägt die die Waffe noch bedrohlicher wirken ließ als sie ohnehin schon war.

Gerade in Gedanken versunken wurde plötzlich die Tür aufgeschlagen und Wogrin war kurz davor die Waffe zu heben. Doch als er hinter sich blickte konnte er nicht glauben wen er dort sah. Vor ihm stand ein Zwerg den er Tod geglaubt hatte, in der Schlacht am Erebor musste er gefallen sein, doch er stand lebendiger als je zuvor vor ihm und hatte die Hände bereits weit geöffnet um ihn zu umarmen. Mit einem lauten Lachen ging er die letzten Schritte auf Wogrin zu und nahm ihn fest in die Hände. Das erste Mal seit Monaten hatte Wogrin ein leichtes Lächeln im Gesicht und flüsterte beinahe vor sich her: „Belgor mein Freund.“

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RPG: Mainchar - Wogrin, Zwerg

Rabi

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Re:Ein alter Bekannter!
« Antwort #5 am: 20. Feb 2013, 15:16 »
Die beiden hielten sich lange in den Armen. Als Wogrin die Umarmung langsam löste und seinen alten Freund sachte von sich wegdrückte, konnte er die Tränen in den Augen Belgors erkennen. Mit zittriger Stimme begann dieser das Wort zu erheben: „Wogrin mein alter Freund, dass ich dich hier antreffe!“, im Ton schon fast ein wenig vergriffen brüllte er den alten Zwerg förmlich an. „Sag mir wo du all diese Monate warst.“, bestand Belgor hart und entfernte sich von Wogrin. Er wischte sich die Tränen aus den Augen uns sah ein wenig eingeschnappt aus. „Monate warst du verschwunden, der einsame Berg ist gefallen und alle Eroberungsversuche kosteten uns nur noch weitere Söhne.“, der Greis konnte die Trauer in Belgors Augen sehen. „Alle Söhne…“, wisperte er und ein paar Tränen kamen aus seinen Augen und verschwanden schnell wieder in seinem vollen Bart der mittlerweile auch aus mehr grauen Haar als seinem ehemals satten Braunen bestand. Wogrin ging zu seinem Freund um ihn zu trösten, er wollte ihm seine Hand auf die Schulter legen, auch wenn sein Gesicht keine Regung zeigte, kein Mitleid, keine Trauer. Doch abermals ging Belgor ein paar Schritte zurück und richtete seinen Blick wieder auf, er wirkte völlig verändert als wollte er Wogrin die Schuld für den Verlust seiner Söhne geben, die Wut glänzte in seinen Augen. „Ich hoffe du hast eine gute Erklärung für dein Verschwinden. Wie oft haben wir Seite an Seite gekämpft, wie oft haben wir gewonnen und du verschwindest und unternimmst nicht einmal den Versuch zu den Überlebenden dieses Massakers Kontakt aufzunehmen.“, Belgor erkannte keine Regung, weder Angst noch Trauer oder eventuell auch Schuld in Wogrins Gesicht, es schien ihm völlig gleichgültig was sein alter Freund ihm vorwarf. „Hör zu..“, erhob der alte Zwerg das Wort und blickte demjenigen ihm gegenüber in die nassen und wutentbrannten Augen. „Ich werde dir alles erzählen, doch das ist eine lange Geschichte mit grauenvollen Taten und wahnsinnigem Schmerz, verzeih mir wenn ich dich in irgendeiner Art und Weise enttäusche, aber sag mir, wie kommst du hierher?“, die Stimme war noch immer eintönig, emotionslos und kalt. Das tiefe Brummen verbesserte seine Lage nicht unbedingt. Belgor musste seinen Kopf etwas wegdrehen um sich die letzten Tränen aus dem Gesicht zu wischen, anschließend blickte er seinen Freund wieder mit anderen Augen an: „So oft habe ich dir schon vertraut und du hast mich nicht verraten, ich hoffe ich begehe keinen Fehler indem ich diesen Schritt noch einmal wage.“, er ging zu dem weißbärtigen Zwerg und legte seinen Arm um ihn, anschließend verließen sie den Raum und gingen in Richtung merkte um eine kleine Runde in der glühenden Morgensonne zu gehen und die abkühlende Brise aus Richtung Meer zu genießen.

Schweigend gingen sie an den Märkten vorüber, die einzigen Zwischenstopps die sie einlegten waren jene als Belgor etwas Hunger bekam und sich an einem Stand ein Stück Pöckelfleisch kaufte um diesen zu stillen. Als sie schließlich am Strand waren und der Sonne entgegensahen, wie im Meer vor ihnen mehrere Fischerboote schwammen und auch einige junge Frauen in ihren Röcken bis zu den Knien im Wasser standen und ebenfalls mit dem Fischen beschäftigt waren, begann Wogrin zu sprechen: „Belgor, hast du dir nicht einmal so ein ruhiges Leben gewünscht, als einfacher Fischer in dieser Welt zu leben und nicht als Krieger?“, Belgor wendete sich mit nahezu entsetztem Blick zu ihn und versuchte zu erkennen ob das wieder einer seiner miesen Scherze in jungen Jahren war oder ob er es wirklich ernst meinte, doch der kühle, starre Blick ließ keine Annahme. „Das meinst du wohl nicht ernst, es ist unsere größte Kunst eine Axt, einen Hammer oder wenn es sein muss auch Schwerter zuführen. Ein einfaches Leben wäre uns doch nicht genug.“, verzweifelt versuchte er Blickkontakt mit Wogrin aufzunehmen, doch dieser hatte in diesem Moment nur noch Augen für seine eigenen Handflächen die er vor sich richtete und kein bisschen mehr bewegte.  „Sprich alter Freund warum bist du in diese Stadt gekommen, soweit von unseren Reichen weg, soweit von all den bösen Geschehnissen in letzter Zeit.“, Wogrins Blick sah müde aus, erschöpft als würde er keine paar Stunden mehr auf den Beinen stehen können, er drehte den Kopf langsam zu Belgor und musterte ihn genau. Belgor selbst kam es so vor als würde sein alter Freund jeder einzige Falte in seinem Gesicht genau bemustern um sein Gesicht haargenau auf eine Leinwand zeichnen zu können, jedoch wusste er dass dieser Zwerg alles andere war als ein begabter Künstler. „Mein guter alter Wogrin, was denkst du.“, wie jeder Zwerg hatte auch er eine Pfeife mit und holte sie elegant aus seiner Seitentasche um sie anschließend mit einem kräftigen Zug und einem Zünder anzuheizen. Tief zog er den Rauch in seine Lungenflügel und ließ ihn schließlich wieder hinausgleiten. Anbietend hielt er die Pfeife zu Wogrin, dieser jedoch würdigte sie nicht einmal mit einem Blick sondern antwortete nur: „Hör lieber auf damit, das tötet dich irgendwann noch einmal.“, verwundert schaute Belgor die Pfeife an und steckte sie, nachdem er sie entleert hatte, wieder vorsichtig weg. Er räusperte sich um den etwas peinlichen Vorfall nicht länger Beachtung zu schenken: „Ich war hier auf Durchreisen weil ich Gerüchte hörte, von einem Schmied in Gondor der Waffen und Rüstungen von solche großartiger Qualität schmiedete dass sogar die Elben neidisch werden würden.“, Belgor fing laut an zu lachen und klopfte ihm auf den Rücken: „Was glaubst du, ich hab mir so eine Waffe angesehen und hab sofort gewusst, nur Wogrin der einzige elbenfreundliche Zwerg in ganz Mittelerde kann diese Waffen geschmiedet haben.“, als er merkte dass sein Kumpel keine Lust hatte in sein Gelächter mit einzusteigen, nahm er seine Hand wieder von ihm weg und stellte sich nun etwas verklemmter neben ihn hin. „So ist das, also sind meine Waffen in Mittelerde verteilt worden.“, Belgor nickte zufrieden und hatte keine Absicht mehr seinem Freund noch mehr über seine Reise nach Gondor zu erzählen.

„Wenn das so ist…“, begann Wogrin nach einiger Zeit des Schweigens wieder: „…werde ich mir meine Geschichte erzählen.“, er musste sich kurz räuspern, er fühlte dass es ihm gesundheitlich nicht ganz so gut ging, jedoch wollte er Belgor gegenüber keine Schwäche zeigen. „Bei der Schlacht am Erebor, ich kämpfte so gut es ging bis zu meinem letzten Verbündeten der an meine Seite stand, doch schließlich musste ich erkennen, ich konnte gegen diese Übermacht nicht siegen denn es waren bereits alle Tod.“, innerlich hasste sich Wogrin gerade dafür dass er nicht bis zu seinem Tod gekämpft hatte, denn anscheinend wie Belgor selbst der Beweis war, gab es Überlebende bei dieser Schlacht. „Als ich das erkannte, begab ich mich in die tiefen Wege Erebors, in die Schächte die schon lange nicht mehr genutzt wurden.“, er blickte zu seinem alten Freund und sein Blick wurde leer: „Sie haben mich gefunden und mitgeschleppt, sie erkannten dass ich alter angeschlagener Zwerg nicht mehr fähig war mich gegen sie zu wehren und sie entwaffneten mich. Schlugen auf mich ein mit ihren Keulen dass es mir vorkam als würde jeder einzelne Knochen in meinem Leib zersplittern und dann wurde ich ohnmächtig.“, als Belgor ihn trösten wollte und sich schon vorstellen konnte was ihm wiederfahren war, drehte Wogrin seinen Kopf abermals und blickte wieder Richtung Meer, eine leichte Briste fuhr ihm durch sein Haar und stellte seinen Irokesen kurze Zeit lang auf, was sehr bedrohlich an dem alten Zwerg aussah. Doch nicht nur dass man konnte unter den Haaren Brandnarben sehen mit orkischen Zeichen, lange Narben von Messern die ihm versuchten die Haut vom Schädel zu schneiden und auch schwarze Tatoos die eher auf Orks hinwiesen als auf einen Zwergen. „Als ich wieder aufwachte…“, er bückte sich und zog sich seinen Beinpanzer aus, anschließend stülpte er seine darunter liegende Wäsche nach oben und zeigte die verschiedenen eingebrannten Zeichen und dutzenden Narben: „War ich an einen spröden Holzpflock gebunden, nackt. Mir gegenüber dutzenden Orks mit ihren widerlichen Visagen und begierig darauf meinen Körper zu verunstalten.“, er zeigte auf die lange Narbe die um seinen ganzen Knöchel ging: „Hier waren die Seile fest angezogen…“, etwas weiter darüber konnte man eine Brandwunde sehen die sich tief eingebrannt hatte: „Hier haben sie Zeichen aus ihrer dreckigen Sprache eingebrannt, ich weiß bis jetzt nicht was sie bedeuten und bin mir nicht sicher ob ich das je erfahren möchte.“, er stülpte seine Kleidung langsam wieder nach unten und befestigte seine Beinschiene wieder. „Ich weiß nicht wie viele Tage ich dort verbrachte habe, jedoch wollten sie mich einfach nicht sterben lassen, sie peitschten mich aus bis meine Haut komplett aufgeplatzt war, schmierten die Wunden mit schmerzenden Substanzen ein dass ich vor Schmerz beinahe bewusstlos wurde und verpflegten mich wieder bis ich gesund war um mir erneut diesen Schmerz zuzufügen.“, er konnte nicht mehr ruhig stehen, er ging ein paar Schritte weiter nach vorne und drehte sich zu Belgor um. Auch wenn sie heute schon eine Zeit lang zusammen waren, konnte er jetzt das erste Mal richtigen Hass und eine Wut die er noch nie bei Wogrin gesehen hatte erkennen, das Feuer brannte in seinen Augen und er schrie seinem Freund förmlich entgegen: „Doch im metzelte sie dahin, auf meiner Flucht bekam ich eine Stärke die ich für verloren geglaubt hatte.“, er zückte seine Waffe und blickte wie hektisch um sich. „Wogrin du bist nicht mehr dort, du bist jetzt in Gondor in Sicherheit.“, langsam senkte er die Waffe wieder und zog tief Luft ein. „Du hast Recht, aber vergessen werde ich das sicher nie mehr.“, er hatte seine Waffe bereits wieder weggesteckt und hocket sich hin um den warmen Sand in die Hand zu nehmen und langsam zwischen den Fingern wieder entgleiten zu lassen: „Doch auch als ich entkommen war und die Orks erschlagen hatte, sie verfolgten mich.“, ich war jedoch schnell genug und kannte die Gänge besser als jeder Ork, denn auch wenn sie schon lange dort waren, sie konnten in der Dunkelheit nicht so gut sehen und hatten noch immer nicht alle Gänge erforscht.“, er richtete sich wieder auf und schlug sich zwei Mal gegen den Brustpanzer: „Ich bin entkommen mit nichts mehr als ein paar Stofffetzen um mich zu bedecken und den dreckigen orkischen Waffen die mit merkwürdigen Giften eingeschmiert waren. Jedoch sehr wirkungsvoll.“, er schritt wieder zu Belgor und stellte sich vor ihm hin. Die rechte Hand legte er auf dessen Schulter und blickte ihm tief in die Augen. „Ich floh nach Lothlorien, zu den Elben, denn sie waren die einzige Hoffnung für mich in Sicherheit zu kommen.“, doch auch als ich dort ankam, angeschlagen vom Düsterwald und dessen geheimnisvollen Kreaturen… fand ich dort nur Tod. Die Köpfe vieler Elben deren unendliches Leben zu schnell beendet wurde, steckten auf den Lanzen der Ungeheuer. Das edle Reich war zerstört und vom bösen überrannt worden.“, er schluckte einen festen Klumpen Spucke hinunter, sichtlich schwer wollte es den Hals hinab rinnen. „Es war grauenvoll, sie schändeten alles was sie finden konnten. Wir haben zwar viel gesehen Belgor…“, er ließ seine Schulter los und drehte sich um, anschließend verschränkte er die Hände vor seinem Körper: „...doch dass das dunkle Land zu solchen Taten fähig ist konnte ich mir nicht vorstellen.“ Er ging noch ein paar Schritte nach vor und ließ die Arme vor dem Körper verschränkt, mit seiner rechten Hand streichelte er noch über seinen langen weißen Bart und nach einem lauten Schmatzer fing er wieder an seine Geschichte fortzusetzen: „Obwohl ich ein paar Orks begegnete, konnte ich ziemlich unentdeckt wieder verschwinden. Soweit ich mich an die Karten aus Bruchtal erinnern konnte, musste ich nur dem Fluss folgen um weit in den Süden zu gelangen. Denn ab diesem Zeitpunkt wollte ich nicht mehr kämpfen, ich wollte in Frieden leben und ein einfacher Schmied sein. Doch heute…“, er knickte auf einem Bein ein und kniete auf dem sandigen Boden, eine einzelne Träne kullerte aus seinem leeren Blick und tropfte in den Sand dass sich dieser dunkel färbte: „…wo du hier aufgetaucht bist ist mein alter Kampfgeist zurückgekehrt, ich fühle mich so ausgelaugt ohne einem Ork den Schädel zu spalten.“, Belgor starrte seinen alten Freund an und langsam verstand er seine Veränderung, sowohl innerlich als auch äußerlich, jedoch erfüllte es ihn selbst mit Stolz dass genau er diesem Kriegsveteranen das Kampfesfeuer neu entfachte. „Als ich dann vor dem weißen Gebirge stand und ich wusste dass ich den größten Teil der Streck geschafft hatte, entschied ich mich dazu den kalten und steilen Weg über das Gebirge zu nehmen, denn nur dort konnte ich mir sicher sein keinen Ungeheuern zu begegnen die mir noch einmal dasselbe antaten.“, fuhr er mit seiner Geschichte fort. „Und schließlich landete ich in dieser ruhigen kleinen Stadt.“, er ging zu Belgor und reichte ihm die Hand. „Ich danke dir dass du hier bist und mir mein altes Feuer wieder angezündet hast, jedoch werde ich trotzdem mein Handwerk weiterhin hier verüben und nicht mehr mit dir zurück in glorreiche Schlachten ziehen.“, er wendete sich nun von ihm ab und schritt langsam zurück in die Stadt. Belgor glaubte er wäre an dieser Stelle eingefroren, er konnte nicht fassen was er gerade gehört hatte und konnte sich deshalb keinen Schritt mehr bewegen, nicht einmal seine Lippen konnten nur ein einziges Wort hervorpressen.

Plötzlich blieb Wogrin nur ein paar Schritte von Belgor entfernt stehen und blickte hastig herum, abermals zog er seine Waffe als würde er wieder so tief in Gedanken versunken sein als stünde er vor unzähligen Orks, doch dieses Mal war es anders. „Sie sind hier…“, vernahm Belgor eine sehr dunkle, brummende Stimme aus Wogrins Richtung die ihm sehr fremd erschien: „Und ich werde sie dahinmetzeln.“, plötzlich vernahm es auch Belgor das Grunzen und Quieken von zahlreichen Orks die unterwegs waren die Stadt zu brandschatzen. Auch er zog nun seine Waffe und eilte an die Seite seines alten Freundes. „Wie in alten Zeiten was?“, spornte ihn Belgor an und bereitete sich auf die Orks vor. Wogrin hingegen sagte kein Wort, sein Blick sprach mehr als tausend Worte und noch bevor Belgor den ersten Feind erkennen konnte stürmte der andere Zwerg schon voraus und konnte seine Mordlust nicht mehr unterdrücken.

Kurz vor der Stadt kamen sie schließlich an und es war bereits ein kleines Scharmützel in die Stadt eingedrungen, schon von weit weg konnte er seinen Schmiedefreund Rudo erkennen der tapfer mit Schwert und Schild gegen die Horden ankämpfte, doch auch dutzende andere Männer teilweise sogar Frauen stellten sich den Scheusalen entgegen. Noch bevor ein Ork sein Schwert tief in die Magengrube eines am Boden liegenden Kämpfers rammen konnte, tauchte Wogrin neben ihm auf und durchfuhr den Schädel des Orks mit seiner merkwürdigen Waffe sodass der Spitze teil hinten aus dem Schäden wieder herausragte, in der selben Bewegung schliff er den Toten mit und erlegte noch einen zweiten Ork der gerade dabei war Wogrin mit einem feigen Schlag in die Kniekehlen bewegungsuntauglich zu machen. Mit einem lauten Schmatzer riss er die aufgespießten Feinde von der Axt und schmetterte mit langem Zügen durch die Reihen, einer nach dem anderen viel, die Gliedermaßen flogen durch die Luft und das Blut blendete Wogrin manchmal sogar dass er oft nur noch Umrisse erkennen konnte, doch eines bemerkte er genau, neben ihm stand sein alter Freund Belgor mit nicht weniger Elan in den Schlägen als er. Doch etwas weiter weg, hinter den Massen an Feinden konnte er Reiter erkennen, es mussten menschliche sein. Wie er es bereits gemerkt hatte, es war auch in diesen Bereichen Mittelerdes unruhig geworden und ob er wollte oder nicht, er musste kämpfen.

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Eandril

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Reiterangriff
« Antwort #6 am: 24. Feb 2013, 14:44 »
Hilgorn und Elphir mit dem Heer aus Dol Amroth

Nach einigen Tagen, an denen das Heer noch keinen einzigen Feind gesehen hatte, trafen sie in der Nähe eines Dorfes am Südhang der Berge von Dor-en-Ernil auf ihren ersten Gegner.
Die Späher hatte einen Trupp Orks ausgemacht, der aus östlicher Richtung auf das Dorf zumarschierte. Ausgerechnet Orks! Es gab keinen Feind, gegen den Hilgorn weniger gern gekämpft hätte, doch es musste sein. Also waren er und Elphir mit der Schwanengarde nach Süden abgeschwenkt, um das Dorf und die Feinde zu umgehen, während die langsameren Fußsoldaten geradewegs weiter auf das Dorf zumarschierten.

Nun standen Reiter auf einer Kuppe östlich des Dorfes, und Hilgorn blickte fassungslos auf das Geschehen am Rand des Dorfes hinunter.
"Wie es aussieht, haben sie diesen Angriff nicht erwartet. Aber wieso?", fragte Elphir. "Jeder weiß, wie die Orks sind."
"Du vergisst, dass dieses Land bis vor kurzem noch von Mordor gehalten wurde.", erwiderte Hilgorn, ohne den Blick abzuwenden. Er wäre gerne mit der Schwanengarde im Rücken den Hügel hinuntergestürmt, um den Menschen beizustehen, doch die Orks waren zahlreicher als erwartet, und sie mussten warten, bis der Rest des Heeres näher gekommen war. "Vermutlich waren die Orks in dieser Zeit mehr oder weniger friedlich, aber mit dem Ende der Belagerung wird sich das geändert haben."
Während er noch sprach, stürmten plötzlich von Süden zwei gedrungene Gestalten gegen die Orks an, und schlugen eine tiefe Schneise in die widerwärtigen Feinde.
"Sind das... Zwerge?", fragte Hilgorn überrascht. "Es scheint so.", antwortete Elphir, "Aber was tun die hier im Süden?"
"Das spielt keine Rolle. Wenn zwei Zwerge den Mut haben, diese Übermacht von Orks anzugreifen, dann sollten wir uns schämen, dies nicht zu wagen."
Elphir sah ihn überrascht an, nickte dann aber. "Also gut. Gib den Befehl, Hilgorn."

Hilgorn zog sein Schwert und hob es über den Kopf. "Schwanengarde! Zum Angriff!". Er drückte Nacht die Stiefel in die Seiten, und der Rappe stürmte vor, den Hügel hinab, und die anderen Reiter folgten ihm.

Und plötzlich waren sie mitten in der Schlacht. Die Reiter prallten in Keilform gegen sie rasch in ihrer Richtung ausgerichtete Schlachtreihe der Orks, die nun allerdings von zwei Seiten angegriffen wurden. Hilgorn machte sich nicht du Mühe, die Orks mit dem Schwert niederzustrecken, sondern ritt sie einfach nieder, bis der Angriff an Schwung verlor. Er bemühte sich, nicht auf die Tatsache zu achten, dass seine Gegner Orks waren, widerlich stinkende Abscheulichkeiten, gezüchtet um die Menschen zu vernichten, doch es gelang ihm nur halbwegs.
Dennoch führte er sein Schwert ohne zu zögern und schon fiel er erste Orks seiner Klinge zum Opfer. In einiger Entfernung sah er noch immer die Zwerge wie Berserker kämpfen, und einige Schritt dahinter die Einwohner des Dorfes, die, durch die Reiterattacke ermutigt, die Orks ein wenig zurückdrängen konnten.
Wenn sie den Orks lange genug standhalten konnten, bis das Hauptheer eintraf, würden sie siegen können...
« Letzte Änderung: 5. Mär 2013, 18:51 von Eandril »

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Eandril

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Nur ein Scharmützel
« Antwort #7 am: 5. Mär 2013, 19:09 »
Ohne Gnade schlugen Menschen und Orks aufeinander ein. Hilgorn sah, wie das Pferde eines Ritters gefällt wurde, und dieser in Windeseile von mehreren Orks in Stücke gehackt wurde, wie ein Orks einem Dorfbewohner die hässlich gezackte Klinge in den Körper rammte, und ihn dann achtlos zum Sterben liegen ließ...
Es wurde zu viel für ihn. Die Grausamkeit der Orks, ihre verzerrten Gesichter, und ihr Gestank drohten ihn zu übermannen. Er konnte kaum noch klar denken, wollte nur noch fort, fort aus diesem Alptraum...
Aber gerade als er Nacht wenden wollte, bevor er fliehen konnte, begannen die Orks ihrerseits zurückzuweichen. Aus den Straßen des Dorfes stürmten Soldaten mit dem Wappen des silbernen Schwans, und auch auf den Seiten kamen Schwertkämpfer heran, und fielen den Orks in die Flanke. Der Kampf hatte zu diesem Zeitpunkt kaum zehn Minuten gewährt.
Die Orks wurden überwältigt, und schließlich flohen sie, doch Hilgorn erkannte die Gefahr, und rief den Rittern in seiner Nähe zu: "Verfolgt die Fliehenden! Es darf niemand entkommen!". Seine Anweisung schien sich schnell unter der Schwanengarde zu verbreiten, denn immer mehr Reiter setzten den flüchtenden Orks nach, während die Fußsoldaten bereits damit begannen, sich um die Verwundeten zu kümmern - Die Menschen wurden geborgen, den Orks wurde die Kehle durchgeschnitten.

Hilgorn saß ab und reichte einem nahen Soldaten die Zügel. "Stell ihn unter und sorg dafür, dass er zu trinken bekommt. Und schlagt ein Lager außerhalb des Dorfes auf, wir werden heute hierbleiben." Der Mann verneigte sich knapp und führte Nacht davon. Hilgorn sah noch, wie er seine Befehle weitergab, dann wandte er sich ab und ging auf die beiden Zwerge zu, die am Rand des Dorfes standen. Der eine war - für einen Zwergen - ein wahrer Hüne, mit einem grau-weißen Zopf und einem langen grau-weißen Bart, der jedoch mit schwarzem Orkblut bespritzt war.
"Mein Name ist Hilgorn, Hauptmann von Dol Amroth. Was tun zwei Zwerge so weit im Süden?"

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Rabi

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Re:Ein alter Bekannter!
« Antwort #8 am: 6. Mär 2013, 16:51 »
Es roch nach verbranntem Fleisch vermischt mit den Ausdünstungen der Orks ergab es eine übelkeitsanregende Mischung. Dutzende von Orks sammelten sich um die größere Gefahr zu bekämpfen. Die beiden Zwerge schnitten eine Schneise in die Horden der Monster und ließen es somit zu sich selbst einkreisen zu lassen, was auch beinahe unmöglich war bei ihrer enormen Unterzahl. „Wogrin mein alter Freund, so sterben wir doch noch Seite an Seite.“, schrie der etwas jüngere Zwerg und schlug kurz darauf einem weiteren Ork den Schädel zu Brei. Wogrin schlug noch einmal mit unglaublich mächtigen Hieben eine ganze Reihe Orks nieder, man hörte die Knochen brechen und Organe zerplatzen und als Antwort auf Belgors Äußerung lachte er höhnisch und der Wahnsinn in seinen Augen wurde größer. Er leckte sich über die mit schwarzem Blut verdunkelten Lippen und stieß noch einmal einen mächtigen Schrei aus um seinen Feinden Furcht einzuflößen. Doch gerade als die beiden spürten dass ihre Kräfte langsam nachließen und die Waffen immer schwerer wurden bemerkten sie, dass einige der Orks kehrt machten. „Da wollen anscheinend noch andere an der Schlacht teilhaben.“, er versuchte über die teilweise kräftigeren Orks  zu blicken, jedoch konnte er nur kurz einen Blick auf eine ganze Schwadron von ausgebildeten Reitern erhaschen. „Dann werden wir ihnen mal zeigen zu was wir alten Zwerge fähig sind.“ Wie ein Echo brüllten beide Zwerge los und droschen sich durch die Reihen, auch wenn sie nur zwei waren, hatten sie es geschafft die Orks zwischen die Fronten zu treiben.

„Nimm dass du dreckiges Vieh.“, brüllte Wogrin und zermalmte den Schädel eines am Boden liegenden Gegners, anschließend wirbelte er sich um seine eigene Achse und durchstieß mit dem Dorn an seiner Waffe den Schädel eines weiteren und legten ihn damit zu Boden. Jedoch war die Bewegung noch nicht zu Ende, in einem eleganten Schwung trieb er die Klinge in das Gemächt eines annähernden Orks sodass er bis zum Schädel hin in zwei Hälften geteilt wurde. Sein Freund bewunderte wie viel ihm Wogrin doch voraus war, was die Kampfkunst anging, jedoch würde er es ihm nie sagen, denn die beiden hatten sich Jahrzehnte lang miteinander gemessen. Schließlich stand nur noch ein letzter Ork vor ihnen und dahinter die Reiterei der Verbündeten. Die Augen des Ungeheuers sausten zwischen ihnen hin und her, mit einem lauten Quieken versuchte er noch zu flüchten, jedoch verhinderte Wogrin dass mit einem gezielten Schlag auf die Beine dass es beide abtrennte und die Kreatur hilflos am Boden versuchte die Wunden abzudrücken. Als einer seiner Verbündeten dem Ork den Gnadenstoß geben wollte hielt der alte Zwerg ihn davon ab und betrachtete mit größter Lust wie er um sein Leben kämpfte und schließlich verlor.

„Ich grüße Euch Hilgron und danke euch für eure Anteilnahme an diesem Kampf.“, der Wahnsinn war wieder gewichen und Wogrin hatte wieder eine Gleichgültigkeit in seiner Stimme die man nahezu als Unhöflichkeit betrachten konnte. Ein verwunderter Blick Belgors prallte ebenso an ihm ab wie die der Krieger vor sich. Wogrin hob seine Hand und griff sich an die Stirn die noch immer voller Blut der dunklen Brut war und wischte sich langsam mit der Handfläche über das Gesicht, über dem Mund streckte er die Zunge heraus und kostete das vergossene Blut der Feinde, bei seinem Bart formte er die Hand zu einer Faust und drückte das Blut ab dass es an der Spitze abtropfte. „Lass mich sprechen, dein neuer… Charakter… ist sicherlich nicht für jeden annehmbar.“, flüsterte Belgor seinem alten Freund zu, der jedoch drehte sich beinahe arrogant um und ging etwas nach hinten, wie schon des öfters verschränkte er die Arme vor sich und sprach weiter: „Meine Angelegenheiten im Süden werde ich für mich behalten, sagt mir lieber ob ich euch begleiten kann um weiterhin Orks das Leben auszuhauchen.“, Belgor konnte sich ein Lächeln daraufhin nicht verkneifen, er wusste was das bedeutete, sein alter Freund hatte seinen Kampfeswillen wieder vollends bekommen und würde endlich wieder für die Zwerg und für Mittelerde kämpfen wollen.
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Eandril

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Neue Verbündete
« Antwort #9 am: 6. Mär 2013, 17:10 »
Hilgorn sah befremdet zu, wie der ältere der beiden Zwerge einen etwas Orkblut, das von seiner Stirn tropfte, mit der Zunge auffing und kostete. Er hatte sich Zwerge immer als wilde Krieger vorgestellt, deren Bräuche sehr anders als die Bräuche Gondors waren, doch wie es schien, war seine Vorstellung noch viel zu harmlos gewesen.
Auch die kalte abweisende Art des Zwerges war ihm vollkommen unverständlich und kam ihm abstoßend vor, doch es wäre Wahnsinn gewesen, sein Angebot auszuschlagen und auf zwei derart starke Kämpfer zu verzichten.
"Ich danke euch für euer Angebot, doch ich muss diese Angelegenheit zunächst mit dem Prinzen besprechen." Der Zwerg nickte knapp und drehte sich sofort wieder zu seinem Gefährten um. Hilgorn war erneut überrascht und vor den Kopf gestoßen von der Schroffheit des Zwerges, der ihm, wie ihm nun auffiel, nicht einmal seinen Namen genannt hatte, doch er wandte sich ab und ging zu Elphir, der nur wenige Meter weiter stand, und überaus zufrieden aussah.
"Hilgorn!", begrüßte Elphir ihn und schloss ihn kurz in die Arme. "Meine Glückwünsche zu diesem Sieg!" "Danke", antwortete Hilgorn, "aber der Sieg gebührt ebenso dir wie mir.
Diese beiden Zwerge haben angeboten, uns zu begleiten und mit uns gegen die Orks zu kämpfen."
"Denkst du, wir können ihnen trauen?"
"Sie wollten mir weder ihre Namen, noch warum sie hier sind verraten, und der ältere, der auch der Anführer zu sein scheint, ist überaus schroff und geradezu barbarisch, aber ich denke nicht, dass uns ausgerechnet Zwerge an Sauron verraten werden. Sie sind wild und ungezügelt, aber mächtige Krieger, und mein Rat wäre, ihr Angebot anzunehmen."
Elphir sah einen Augenblick nachdenklich zu den Zwergen hinüber, dann erwiderte er: "Also gut. Wir werden sie mitnehmen."
Hilgorn ging wieder zu den beiden und sagte: "Meister Zwerg? Der Prinz hat eingewilligt, euch mitzunehmen. Wir werden heute Nacht hierbleiben, und morgen weiter nach Linhir marschieren. Dort werdet ihr weitere Feinde finden, an denen ihr eure Waffen testen könnt.

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Re:Ein alter Bekannter!
« Antwort #10 am: 6. Mär 2013, 17:49 »
Auch wenn es nur wenigen Minuten gedauert hat, Wogrin kam es beinahe wie eine Ewigkeit vor als der der Hauptmann zu seinem Prinzen gegangen war um ihn zu fragen. Als er dann jedoch eine positive Antwort erhielt freute er sich innerlich darüber, blieb außen aber so kalt wie zuvor. „Wogrin…“, flüsterte er beinahe unverständlich. Er erkannte dass der Mensch ihm gegenüber gerade anfangen wollte nachzufragen als er seine Worte noch einmal eindringlicher wiederholte: „Mein Name ist Wogrin.“, die tiefe Stimme würde wohl bei einigen Menschen zu Unwohlsein führen, denn die Ähnlichkeit zu einem richtigen Zwerg war beinahe vergangen. „Und mein Freund hier ist Belgor.“, man merkte dass er sich ziemlich kurzhielt, als ob er den Menschen misstrauen würde.

„Wogrin, alter Freund, hast du verlernt mit anderen zu sprechen.“, die Mine wirkte etwas erzürnt und die röte stieg in Belgors Gesicht: „Reiß dich zusammen, wir können jeden Verbündeten benötigen, immerhin steht auch unser Volk kurz vor dem Untergang. Sonst lass mich sprechen.“ , abermals gab es keine Antwort und der weißbärtige Zwerg stand regungslos mit dem Rücken zu ihm und würdigte niemanden eines Blickes. Doch plötzlich drehte er sich um und seine Augen hatten sich verengt: „Es wäre uns eine Freude mit euch zu ziehen und das böse in diesem Land zu vernichten. Ich hoffe ihr verzeiht mich.“, er musste angestrengt schlucken und versuchte sich ein leichtes Lächeln aufzuzwingen: „Ich hoffe ihr wisst was ich meine.“, und noch schneller als es gekommen war verschwand es auch wieder aus seinem Gesicht. „Ich kann für euren Prinzen eine Unterkunft besorgen wo er sich sicherlich wohler fühlen wird als in einem Zelt.“, fügte er noch an und ging in Richtung eines am Boden liegenden Menschen der ihm sehr bekannt vorkam. RUDO, schoss es ihm durch den Kopf und sein Schritt beschleunigte sich. Als er näher rankam konnte er bereits erkennen dass sich der Brustkorb noch leicht bewegte. Er kniete sich neben seinen Freund und legte dessen Kopf auf seine Hand. „Rudo, du hast tapfer gekämpft.“, sprach er mit ihm, unhörbar für alle anderen Anwesenden. Blut sickerte aus seinem Mund und bei jedem Wort dass der Mensch herausdrückte quoll mehr heraus und ebenfalls die Wunden in seiner Magengegend ließen kleine Rinnsale in Richtung Boden entstehen: „Töte mich Herr Zwerg, töte mich und beende mein Leiden.“, er musste einen schmerzerfüllten Schrei ausstoßen als er versuchte seinen Oberkörper nur ein wenig anzuheben. „Ich danke dir, als Geschäftspartner und als Freund.“, antwortete ihm der Zwerg und nahm einen kleinen Dolch den er immer an seinem Gürtel befestigt hatte. Mit einem hastigen Schnitt war die Kehle durch und große Blutmengen schossen ihm aus dem Hals, nur Sekunden darauf war sein Leben beendet. Nahezu in derselben Sekunde konnte er hinter sich ein Raunen durch die Krieger gehen hören und auch die tiefere Stimme Belgors konnte er vernehmen. Doch auch er selbst wusste dass es sicherlich kein gutes Bild gemacht hatte. Langsam ging er wieder in Richtung der Reiterei und steckte den noch blutverschmierten Dolch wieder in seine Halterung. Die Waffen wurden auf ihn gerichtet die Pferde wurden etwas unruhig, doch er ging trotzdem weiter bis er wieder vor dem Hauptmann stand. „Er hat mich darum gebeten, er war ein Freund von mir.“ Und auch Belgor verteidigte seinen alten Freund, auch wenn er die Tat an sich ehrenhaft fand, war es für die Augen der anwesenden Menschen wohl nicht nachvollziehbar.
RPG: Mainchar - Wogrin, Zwerg

Eandril

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Aufbruch
« Antwort #11 am: 13. Mär 2013, 07:58 »
Zunächst war Hilgorn über die Tat des Zwergen entsetzt gewesen - wieso hatte er einen jener getötet, die er zuvor noch beschützt hatte? Doch die Verteidigung Wogrins hatte ihn nachdenklich gemacht. Was sollte man tun, wenn ein Freund um den Tod bat?
Ist es nicht gnädiger, sein Leiden zu beenden?
"Es ist in Ordnung. Dafür seit nur ihr und euer Freund verantwortlich, und ihr müsst mit eurer Tat im Reinen sein." Er gab den umstehenden Soldaten ein Zeichen, und sie senkten ihre Waffen. "Schlagt das Lager auf.", wies er sie an, und meinte dann zu Wogrin: "Wärt ihr nun so freundlich, dem Prinzen die versprochene Unterkunft zu zeigen?"
Wogrin nickte knapp, und folgte ihm zu Elphir.



Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, sondern erhob sich gerade über den Horizont, als Hilgorn zum Aufbruch blasen ließ.

Gestern Abend hatten sie noch die Gefallenen begraben, die Dörfler neben den Soldaten. Es waren zum Glück nicht viele, doch machte es den Verlust für die Bewohner des Dorfes nicht leichter zu ertragen. Hilgorn hatte außerdem erfahren, dass Wogrin einige Monate bei seinem Freund, den er getötet hatte, in der Schmiede gearbeitet hatte, und zwar besser als jeder Mensch es vermocht hätte. Er nahm sich vor, den Zwerg zu bitten, ihnen auf diesem Feldzug auch in dieser Hinsicht behilflich zu sein, doch er machte sich keine große Hoffnung, denn er schien nur am Töten von Orks interessiert zu sein.

Nicht nur Elphir, sondern auch Hilgorn und viele andere Offiziere hatten in dieser Nacht nicht in einem Zelt schlafen müssen. Viele der für ihre Rettung dankbaren Dorfbewohner hatten ihnen ihr Bett überlassen, und so hatte Hilgorn komfortabler geschlafen, als viele Nächte zuvor... Doch in seinen Träumen suchten ihn noch immer die widerlichen Fratzen der Orks heim, und so fand er wenig Schlaf.

Als der Weckruf verklungen war, waren bereits alle Soldaten auf den Beinen, wie Hilgorn nicht ohne Stolz bemerkte, und begannen, das Lager abzubauen. Auch Elphir kam aus dem Haus, bereits vollständig angekleidet und bereit.
"Wie lange werden wir wohl noch brauchen, bis wir Linhir erreichen?", fragte er. "Ich schätze, noch etwa fünf oder sechs Tage, wenn wir ohne Zwischenfälle wie diesen davon kommen. Wir sollten hoffen, dass unsere Feinde bis dahin nichts von uns wissen, denn sonst werden wir Linhir nicht einnehmen können."


Hilgorn, Elphir und Wogrin mit dem Heer nach Linhir...
« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 22:19 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Belfalas
« Antwort #12 am: 13. Mai 2021, 18:15 »
Hilgorn, Aerien, Ladion, Serelloth und Damrod aus Tum-en-Dín...

Auf dem schmalen Feldweg, der sie nach Bar-Erib führen würde, war höchsten genug Platz dass zwei Leute nebeneinander gehen konnten. Ladion übernahm die Spitze, in einigem Abstand von Serelloth und Aerien gefolgt, die angeregt miteinander plauderten - wobei Serelloth mit Abstand am meisten sprach. Hilgorn bildete gemeinsam mit Damrod den Schluss, und nachdem sie schweigend ein ganzes Stück weg zurückgelegt hatten, sagte Damrod: "Ihr habt... etwas von der Rückkehr des Königs gesagt. Wir haben Gerüchte davon gehört, aber es natürlich nicht wirklich geglaubt. Und ich muss sagen, selbst jetzt... fällt es mir schwer, es wirklich zu glauben."
Hilgorn lächelte in sich hinein. Hätte er dem König nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden, wäre es ihm selbst vermutlich schwer gefallen daran zu glauben. "Ich verstehe", erwiderte er. "In diesen Tagen fällt es schwer, wirklich zu hoffen. Doch in diesem Fall... lasst die Hoffnung zu. Ihr werdet nicht enttäuscht werden."
Das müde und grimmig wirkende Gesicht des Waldläufers entspannte sich etwas. "Ich habe ihn auf dem Pellenor gesehen, als er das feindliche Heer vor Minas Tirith zerschmetterte - bevor er nach Osten aufbrach und nicht zurückkehrte. Ich hoffe, es geschieht nicht noch einmal. Dieser kurze Moment der Hoffnung, und dann die Niederlage. Das würde Gondor nicht überleben."
"Vieles hängt von dem ab, was unsere Verbündeten tun", meinte Hilgorn ernst. "Die Rückkehr des Königs wird unsere Männer beflügeln, doch ohne Hilfe aus dem Norden - oder dem Süden - wird auch das nicht reichen, fürchte ich." Von Harad zu sprechen lenkte seine Gedanken auf die Verbindung zwischen Damrod und Aerien, und er fügte hinzu: "Woher kommt euer Misstrauen Aerien gegenüber? Die Rückkehr des Königs ist zu einem großen Teil ihr Verdienst, und sie hat sich auch auf unserer jetzigen Reise bislang als vollkommen vertrauenswürdig erwiesen."
Damrod kratzte sich das stoppelige Kinn. "Sie hat euch nicht viel über ihre Vergangenheit erzählt, nicht wahr?" Als Hilgorn den Kopf schüttelte, fügte er hinzu: "Nun, dann steht es mir auch nicht zu, das zu tun. Es gibt gewisse Dinge, die es schwer machen, ihr zu vertrauen - auch wenn meine Tochter das anscheinend vollständig tut, und ich es gerne können möchte."
Hilgorn nickte nur stumm und verzichtete auf die Frage, die ihm auf den Lippen brannte. Damrods Tonfall machte sagte eindeutig, dass das Thema für ihn erledigt war.

Nur wenig später erreichten sie eine Hügelkuppe, und konnten von dort auf Bar-Erib hinunter blicken. Der Sitz Gilanors war um einiges herrschaftlicher als Tíncar - an eine Bergflanke geschmiegt blickte die aus hellgrauem Stein erbaute Burg nach Nordosten auf das breite, flache Tal hinunter. Im Gegensatz zu Tíncar besaß Bar-Erib gleich drei Türme, einen Burggraben mit Zugbrücke und eine deutlich dickere und höhere Ringmauer.
"Ich hoffe, es wird kein Frontalangriff nötig sein", meinte Aerien, die Hand auf den Schwertgriff gestützt, beim Anblick der Festung.
"Wahrscheinlich nicht." Hilgorn betrachtete die Mauern nachdenklich. "Ich denke nicht, dass das Reinkommen die Schwierigkeit sein wird."
"Vielleicht wäre es das beste, ich bliebe außerhalb der Festung", schlug Ladion vor. Die Augen des Elben wanderten aufmerksam über die Umgebung von Bar-Erib. "Wenn ihr bis Mitternacht kein Signal gegeben habt, hole ich euch raus." Es war leicht dahingesagt, doch sein Tonfall ließ keinen Zweifel aufkommen dass Ladion meinte, was er sagte.
"Serelloth wird ebenfalls draußen bleiben." Auf Damrods Worte hin öffnete Serelloth empört den Mund, doch ihr Vater schüttelte nur knapp den Kopf. "Das war ein Befehl." Serelloth senkte den Blick, widersprach aber nicht, und Hilgorn sah Aeriens Mundwinkel belustigt zucken. "Man muss sich nicht immer selbst in Gefahr begeben", sagte sie an Serelloth gewandt. "Wenn etwas schief geht seid du und Ladion unsere Rückversicherung."
"Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt", schloss Hilgorn, und folgte dem Weg den Hügel hinunter in Richtung der Burg.

Die Zugbrücke von Bar-Erib war hinuntergelassen, doch das Tor verschlossen. Ohne lange zu zögern hieb Hilgorn mit der Faust dagegen, was das dicke Holz dumpf erzittern ließ. Nachdem er dem Tor zwei Schläge versetzt hatte, öffnete sich eine in einen Torflügel eingelassene Tür und ein Soldat mit dem Wappenrock der Herren von Bar-Erib trat hinaus. "Wer seid ihr und was führ euch nach Bar-Erib."
"Hilgorn Thoron, General von Gondor", stellte Hilgorn sich vor, und bemerkte zufrieden, wie der Soldat zusammenzuckte. "Wir hätten gerne mit Meister Gilanor gesprochen."
"Äh... mein Herr empfängt zu dieser Stunde keine Gäste mehr", erwiderte der Soldat nervös.
Hilgorn zuckte mit den Schultern, und setzte unauffällig einen Fuß so vor die Tür, dass sie nicht zugeschlagen werden konnte. "Wir sind keine Gäste, sondern haben etwas dringendes mit Gilanor zu besprechen. Ich rate dir also, die Tür freizugeben, mein Sohn", sagte er leise.
"Mein Herr empfängt im Augenblick nicht", wiederholte der Soldat, und versuchte, rasch die Tür zu zu ziehen - scheiterte aber daran, dass Hilgorn die Tür mit dem Fuß geöffnet hielt. Hilgorn machte einen Schritt nach vorne und nickte gleichzeitig Damrod zu. Der Waldläufer holte aus und versetzte dem Wächter einen Fausthieb an die bloße Schläfe, der den Mann bewusstlos zusammensacken ließ. 
"Der Weg nach draußen wird also vermutlich tatsächlich der schwierigere sein", merkte Aerien an, als sie hinter Hilgorn über den bewusstlosen Wächter stieg.
Der Innenhof von Bar-Erib lag im rötlichen Abendlicht verlassen da. "Das gefällt mir nicht sonderlich", knurrte Damrod, die Hand auf dem Griff seines Schwertes. Hilgorn stimmte ihm zu. "Mir auch nicht sonderlich. Ich fürchte, hier geht mehr vor sich als man auf den ersten Blick sieht."
Sie überquerten den Hof vorsichtig, jederzeit mit einem Angriff rechnend, doch nichts geschah. Der Eingang zum Hauptgebäude war unbewacht und stand offen, doch an der Tür zur Halle der Herren von Bar-Erib warteten zwei Wächter mit Speeren in der Hand.
"Wie seid ihr hier hereingekommen?", fragte der rechte der Wächter misstrauisch. Durch die Tür in seinem Rücken drangen viele gedämpfte Stimmen - offenbar hatten sich eine ganze Menschenmenge in der Halle versammelt.
"Durch das Tor", antwortete Hilgorn trocken. "Wir haben dringendes mit Meister Gilanor zu besprechen, und der Tag neigt sich dem Ende zu."
Die Wachen wechselten einen Blick, und einer von ihnen schlüpfte durch die Tür in die Halle hinein. Während sie warteten, fragte Hilgorn den verbliebenen Wächter: "Wie lange stehst du schon in Gilanors Diensten?"
"Bald zwanzig Jahre", erwiderte sein Gegenüber, dem sichtlich unwohl zumute war.
"Mhm", machte Hilgorn. "Ich hoffe, hier ist alles wie immer? Nichts hat sich zum schlechteren verändern in der letzten Zeit?"
Der Wächter schluckte sichtlich, und wich seinem Blick aus. "Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen."
"Das heißt wohl ja", warf Aerien leise ein. "Seltsam, wie stumm Menschen werden, wenn es darum geht schlecht über ihre Herren zu sprechen."
Die Tür zur Halle öffnete sich erneut, als der zweite Wächter zurückkehrte und seinen Gefährten erlöste: "Der Herr von Bar-Erib wird euch empfangen - gebt mir eure Waffen, wir werden sie hier für euch aufbewahren."
Aerien und Damrod machten gleichzeitig einen Schritt zurück, und der Waldläufer hatte sogar eine Hand auf den Griff seiner Waffe gelegt. Hilgorn schüttelte den Kopf. "Dies ist noch immer Gondor, nicht wahr? Euer Herr ist Ardamir von Belfalas verpflichtet, und jener wiederum dem König von Gondor - in dessen Auftrag wir hier sind."
Beide Wächter stutzten, und der Ältere der beiden hätte vor Schreck beinahe seinen Speer fallen gelassen. "Der... König?"
Hilgorn lächelte. "König Elessar ist aus der Gefangenschaft nach Gondor zurückgekehrt, dem Willen Mordors zu Trotz. Gilanors lächerliche Fehde gefährdet den Frieden innerhalb des Königreichs, und endet am heutigen Tage auf Befehl des Königs. Ich schlage also vor, dass ihr uns auf der Stelle eintreten lasst, wenn ihr nicht die Schuld des Verrats auf euch laden wollt." Beide Männer tauschten einen Blick, und traten dann zur Seite. Als Hilgorn zwischen ihnen hindurch ging stellte er fest, dass sie bereits aufgeregt zu tuscheln begonnen hatten.

Die Halle der Herren von Bar-Erib war hoch und luftig, mit hohen Glasfenstern nahe der Decke, durch die das letzte Abendlicht hinein fiel. Drinnen hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt, der Kleidung zu folge vornehmlich kleinere Adlige aus der Umgebung und ihr Gefolge. Gilanor von Bar-Erib, ein kräftiger Mann von etwa sechzig Jahren mit schulterlangen, von Grau durchzogenen hellbraunen Haaren, saß auf dem etwas erhöhten Sitz am hinteren Ende der Halle, und blickte Hilgorn, Aerien und Damrod entgegen.
"Ihr seid doch einer von Ithons Söhnen", sagte er ungehalten, als Hilgorn auf wenige Schritt herangekommen war. "Welcher seid ihr?"
Hilgorn verneigte sich bewusst so knapp, dass es beinahe unhöflich war. "Hilgorn Thoron, General von Gondor."
"Aaaah", machte Gilanor, und rutscht ein wenig auf seinem Sitz hin und her. "Ich nehme an eure Mutter hat euch geschickt, Junge?"
Bei Gilanors letzten Worten beschloss Hilgorn, auch auf den letzten Rest Höflichkeit zu verzichten. "Keineswegs", erwiderte er, was nur halb gelogen war. "Eure widerrechtliche Besetzung von Tugobel stört den inneren Frieden des Königreichs. Ich würde ja fordern, eure Männer abzuziehen, wenn sie nicht bereits tot wären."
Er stellte mit einiger Befriedigung fest, dass Gilanor das Blut aus dem Gesicht wich, und ein Raunen durch die Anwesenden ging. Der Herr von Bar-Erib beugte sich ein wenig vor. "Wenn ihr sie getötet habt, habt ihr den Frieden in diesen Landen gebrochen! Ich habe sie entsandt um einen rechtmäßigen Teil meiner Ländereien zu sichern, und ihr habt sie getötet - ist das die Gerechtigkeit, die wir aus Dol Amroth zu erwarten haben?"
Seine Worte erinnerten Hilgorn nur allzu sehr an das, was vor nicht zu langer Zeit in Anfalas und den Pinnath Gelin vor sich gegangen war. Was, wenn Gondor am Ende nicht durch Mordor zu Fall gebracht wurde, sondern durch die eigene Uneinigkeit? "Söldner aus dem Osten", gab er zurück. "Ausgeschickt, um Ländereien zu besetzen die durch das Recht Gondors meinem Neffen Belegorn gehören."
"Dessen Stiefvater ihr praktischerweise kürzlich geworden seid." Gilanor lehnte sich wieder zurück, offenbar überzeugt, die Oberhand zurückgewonnen zu haben. "Kein Wunder, dass ihr ein solches Interesse an der Sicherung seines angeblichen Erbes habt - offenbar ist Imrahil von Dol Amroth nicht sonderlich großzügig dabei, seine treuen Diener zu entlohnen."
Hilgorn spürte, wie Aerien ein wenig näher an ihn heran trat. "Sie versuchen uns einzukreisen", flüsterte sie so leise, dass er es kaum verstehen konnte. Hilgorn berührte sie leicht am Arm zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und sagte an Gilanor gewandt: "Es gibt andere Beweggründe zu handeln als Gier nach Macht. Der König von Gondor ist zurückgekehrt."
Schlagartig wurde es still in der Halle. Sämtliche Überheblichkeit war mit einem Schlag von Gilanor abgefallen, als er schließlich die Stille brach: "Der... König? Aber... sie haben gesagt... es ist unmöglich."
"So erscheint es, nicht wahr? Doch ich habe ihn mit meinen eigenen Augen - nun, Auge - gesehen, und ich bin gerne bereit jeden Eid zu schwören, dass König Elessar selbst nach Dol Amroth zurückgekehrt ist." Als wären seine Worte ein Signal gewesen, breitete sich aufgeregte Geflüster und Getuschel in der Halle aus. Eine ältere Frau in kostbarer Kleidung trat vor. "Ich glaube, dass ihr die Wahrheit sagt - ich will es gerne glauben. Aber... wie konnte er aus Mordor entkommen? Und was bedeutet das für uns?"
Bevor Hilgorn antworten konnte, drängte sich ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann, der wie eine jüngere Ausgabe von Gilanor aussah, durch die Menge. "Das sind gute Fragen. Kaum jemandem gelingt die Flucht aus Mordor, schon gar nicht aus dem Dunklen Turm selbst. Wie können wir uns sicher sein, dass dies keine Täuschung ist?"
"Berenor!", stieß Gilanor hervor. "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, mein Sohn." Sein Sohn beachtete ihn nicht, und sprach weiter: "Was, wenn Mordor ihn absichtlich freigelassen hat, damit er uns verraten kann? Es wäre schließlich nicht das erste Mal." Bei diesen Worten warf er Hilgorn einen vielsagenden Blick zu, und Hilgorn biss die Zähne aufeinander. Er wusste sehr genau, worauf Berenor anspielte. "Und ist es nicht verdächtig, dass der König bei seiner Ankunft in Gondor von jemandem aus dem Volk begleitet wurde, dass man die schwarzen Númenorer nennt? Jenen Nachfahren Númenors, die seit Jahrtausenden dem Dunklen Herrscher dienen?"
Hilgorn spürte, wie es ihm bei diesen Worten eiskalt den Rücken herunter lief. Er wollte es nicht zulassen, doch Berenors Worte rührten an seine eigenen Zweifel, die er unterdrückt und tief verborgen hatte - wieso sollte der dunkle Herrscher mit dem König von Gondor nicht genau das getan haben, was Arnakhôr mit Hilgorn selbst vorgehabt hatte? Wäre nicht das der beste Weg, Gondor ein für alle Mal ins Verderben zu stürzen? Und da war noch etwas... Berenor hatte von einer aus dem Volk der schwarzen Númenorer gesprochen. Er konnte nicht Narissa gemeint haben, denn ihre Abstammung war eindeutig, also... Hilgorn blickte zu Aerien, die bleich geworden war, und nur stumm den Kopf schüttelte. Sie machte den Eindruck, als würde sich ein alter Albtraum für sie wiederholen.
Ohne es bewusst zu bemerken hatte Hilgorn das Schwert gezogen, und für einen Augenblick zögerte er, wusste nicht, gegen wen er es richten sollte - Aerien, falls das überhaupt ihr Name war, oder Berenor. Nach einigen qualvollen Augenblicken richtete er die leicht zitternde Spitze auf Berenor.
"Gilanor von Bar-Erib", sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. "Ihr und euer Sohn habt den Frieden Gondors gebrochen, nur für ein Stückchen Land und Einfluss. Ihr habt Söldner aus den Landen des Feindes ins Land geholt, nur für ein wenig Land und Einfluss - Damrod von Ithilien wird dies bezeugen können." Damrod nickte grimmig, die Hand immer noch auf dem Schwertgriff. "Ich erkläre euch im Namen des Königs beide für verhaftet, und ihr werdet euch in Dol Amrothd er Gerechtigkeit des Königs stellen."
Gilanor erhob sich langsam aus seinem Sitz, doch Berenor hatte bereits sein eigenes Schwert in der Hand. "Mutig mutig", zischte er. "Einen Mann in seiner eigenen Halle verhaften zu wollen. Vergesst nicht, dass ihr nur zu dritt seid..."
"GENUG!", donnerte Gilanor, und kam zwei Stufen von seinem erhöhten Sitz hinunter. "Leg dein Schwert nieder, mein Sohn. Hier wird heute kein Blut vergossen."
"Was bist du nur für ein Jämmerling, Vater", stieß Berenor verächtlich hervor, doch sein Vater unterbrach ihn. "Ich erkenne, was hier vorgeht. Ich weiß, woher deine Freunde kommen, die dir die deine Ideen und Pläne eingeflüstert haben. Unseren Nachbarn Land zu stehlen. Die Männer, die du über den Gilrain geschmuggelt hast. Genug." Gilanor hatte die letzten Stufen zurückgelegt, und stand nun direkt vor seinem Sohn, das Schwert zwischen ihnen. "Der König ist zurückgekehrt. Ich bin ihm nach Pelargir gefolgt, und weiter in die große Schlacht auf den Pelennor. Niemand, nicht einmal Sauron selbst könnte diesen Mann unterwerfen. Die Schleier, die du und deine Freunde um mich gelegt haben, sind zerissen. Ich werde kein Diener Mordors sein!"
Berenors Schwerthand zuckte, als würde er mit dem Impuls kämpfen, seinen Vater einfach niederzustechen, doch bevor irgendjemand handeln konnte, zischte etwas durch die Luft und ein schwarzer Pfeil durchbohrte Berenors Hals. Der Erbe von Bar-Erib tastete verwirrt nach dem in seinem Hals steckenden Stück Holz, bevor er zusammensackte. Er öffnete den Mund, doch nur ein Schwall Blut kam heraus. Gilanor sank neben seinem sterbenden Sohn auf die Knie, während Hilgorn nach oben zu den Fenstern blickte.
"Einem Fenster fehlt das Glas", stellte Damrod fest. "Der Schütze muss dort oben gestanden haben. Soll ich..."
Hilgorn nickte knapp, und der Waldläufer eilte davon, das Schwert in der Hand, während Aerien wie angewurzelt stehen blieb, noch immer totenbleich. Berenors Augen brachen, während sein Vater neben ihm kniete. Gilanor schloss mit einer Bewegung Berenors Augenlieder, und betastete dann den Schaft des schwarzen Pfeils. Als er sich wieder erhob wirkte er um Jahre gealtert.
"Ich... habe geahnt, dass es ein böses Ende nehmen würde", sagte er mit zitternder Stimme, und blickte hinab auf das blasse Gesicht seines Sohnes und die sich rasch ausbreitende Blutlache. "Aber..."
"Kein Vater sollte sein Kind sterben sehen", sagte Hilgorn leise. "Ganz gleich, was seine Taten gewesen sein mögen."
Gilanor nickte, den Blick auf das geheftet, was er vom Pfeil gezogen hatte - eine kleine, blutbeschmierte, Rolle Papier. "Dann... nun, es ist eine Botschaft an euch." Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube nahm Hilgorn das Papier entgegen.

General Hilgorn,

ihr macht mehr Ärger als man euch zutrauen würde. Nach dem Zusammenstoß mit meinem Bruder sollte man glauben, dass ihr euch von meiner Familie fernhalten würdet. Ich schlage euch einen Tauschhandel vor: Ihr bringt mir meine Schwester Azruphel und bekommt dafür euren Neffen zurück. Kommt morgen um Mitternacht zu dem verlassenen Hof östlich von Bar-Erib.

Balakân Balákanar von Durthang


Hilgorn wandte sich langsam zu Aerien um, das Schwert noch immer in der Rechten, die Botschaft in den zitternden Fingern der linken Hand. Er streckte Aerien das Papier entgegen, und sie nahm es zögerlich entgegen, wobei sie seinem Blick auswich. Nachdem sie es gelesen hatte, fragte er leise: "Wirst du freiwillig mitkommen? Oder..."
Er musste den Satz nicht beenden. "Ich werde mitkommen. Es... tut mir leid." Da war eine Müdigkeit in ihrer Stimme, als hätte sie genau das schon einmal erlebt, doch Hilgorn verschloss sich gegen das aufkommende Mitgefühl. Ihretwegen befand sich Belegorn in der Gefangenschaft Mordors - ein kaum zehnjähriger Junge, und Faniels eigener Sohn, der Junge, den Hilgorn als seinen eigenen Sohn angenommen hatte.
"Ich muss mich um das Begräbnis meines Sohnes kümmern", durchbrach Gilanors erschöpfte Stimme das unangenehme Schweigen. "Danach werde ich mit eurer Erlaubnis nach Dol Amroth aufbrechen, um mich der Gerechtigkeit des Königs zu stellen. Bis dahin seid ihr in Bar-Erib willkommen, um euch auf die nächsten Schritte vorzubereiten."
Hilgorn nickte nur abwesend, ohne den Blick von Aerien abzuwenden. "Gib mir dein Schwert", sagte er leise. Sie zögerte nicht, schnallte den Schwertgurt ab und hielt ihm die Waffe entgegen. Nachdem Hilgorn sie entgegengenommen hatte, sagte er tonlos: "Und nun geh mir aus den Augen."

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Eine Entscheidung im Feuer
« Antwort #13 am: 29. Mai 2021, 06:24 »
Aerien verließ das Gebäude, in dem Hilgorn ihre wahre Herkunft erfahren hatte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie fühlte sich, als würde sich alles um sie herum drehen und ihr gleichzeitig der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Nach außen hin blieb sie so ruhig, als wäre nicht gerade wieder einmal jemand aus ihrem vergangenen Leben in Mordor aufgetaucht, um ihr jetziges Leben in Freiheit zu gefährden. Aber innerlich tobte ein Sturm. Ein Sturm, den vermutlich außer Narissa niemand Aerien ansehen konnte.

Sie kam in den Innenhof des Anwesens. Die Wachen waren verschwunden, vermutlich waren sie gemeinsam mit Damrod auf der Jagd nach dem Attentäter. Sie würden ihn nicht finden, wie Aerien nur zu gut wusste. Ihr älterer Bruder Balákan war zu geschickt und verschlagen. Er würde nur an einem einzigen Ort zu finden sein: Auf dem verlassenen Gehöft, ein Stück abseits von Bar-Erib, wo er den kleinen Belegorn gefangen hielt. Und sobald jemand anderer als Hilgorn und Aerien sich diesem Ort nähern würde, wäre Balákan verschwunden, und Belegorn wäre verloren.
“Was ist geschehen?” erklang Serelloths Stimme, als sich die zierliche Waldläuferin durch den dunklen Nebel schälte, der Aeriens Sichtfeld trübte. “Wo ist mein Vater? Und der General?”
“Es gab einen... Zwischenfall,” sagte Aerien so ruhig, als spräche sie über das Frühstück, oder die neusten Gerüchte aus Dol Amroth. “Der Sohn Gilanors wurde von einem Angreifer ermordet. Dein Vater hat sich ihm an die Fersen geheftet.”
Serelloth gab ein frustriertes Geräusch von sich. “Ich wusste doch, dass ich hätte mitkommen sollen! Immer verpasse ich die aufregenden Sachen... hast du gesehen, wo der Kerl hin ist? Vielleicht können wir ihn noch einholen...”
Aerien winkte ab. “Mach dir keine Mühe. Ich denke nicht, dass selbst Damrod dazu in der Lage wäre.”
“Hmm,” machte Serelloth unzufrieden. “Und jetzt? Warten wir hier einfach ab?”
Aerien rang mit sich. Sollte sie Serelloth erzählen, was geschehen war? Immerhin war das Mädchen ihre Freundin, und wusste über Aeriens Geheimnisse Bescheid. Und es würde gut tun, sich jemandem anzuvertrauen, nun, da Narissa weit fort war.
Sie entschied sich dennoch dagegen. Der Grund dafür war einfach: Sollte Serelloth erfahren, dass Hilgorn Aerien gegen den kleinen Belegorn eintauschen wollte, würde sie zu einem Problem werden, da sie diesen Tausch niemals akzeptieren würde. Es schmerzte Aerien, ihre Freundin über die wahren Begebenheiten im Dunkeln zu lassen aber sie tat es zu Serelloths Besten, da war sie sich nun sicher.
“Der General und ich werden später eines der Gehöfte in der Nähe untersuchen,” sagte sie als wäre das keine große Sache. “Vielleicht finden wir dort noch einen Hinweis, wie Gilanor es geschafft hat, die Ostlinge aus dem Dorf unten in seinen Dienst zu ziehen. Du solltest Ladion, den Elb finden, würdest du das für mich tun?” bat sie. “Wir müssen wissen, ob er etwas gesehen hat. Weißt du, wo er sein könnte, Serelloth?”
“Er sprach davon, sich auf der hinteren Seite des großen Anwesens umzusehen. Ich finde ihn schon, keine Sorge! Treffen wir uns hinterher wieder hier, vor dem großen Tor, ja?”
“J-ja...” sagte Aerien zögerlich. Es kostete sie all ihre Kraft, um die Lüge über die Lippen zu bringen. “Bis später, Serelloth.”

Den Rest des Abends verbrachte Aerien schweigend, auf einem kleinen Mäuerchen entlang der Straße nach Tum-en-Dín sitzend, einen Steinwurf von Bar-Erib entfernt. DIe Sonne ging unter, und es wurde dunkel. Und obwohl sie zu frieren begann, rührte sie sich nicht vom Fleck. Hilgorn hatte ihr nich gesagt, wo er sich mit ihr treffen wollte, also wartete sie hier an einer Stelle, wo sie ihn nicht verpassen konnte. Sie hatte das Gefühl, ihm zumindest das schuldig zu sein.
Innerlich trug sie einen Streit mit sich aus. Ein Teil von ihr vertrat die Meinung, dass sie an den Geschehnissen keine Schuld trug und nur den Fehler gemacht hatte, Hilgorn nicht von Anfang an in ihre Geheimnisse einzuweihen. Oder vielmehr hätten Aragorn oder Imrahil das tun sollen. Sie konnte nichts dafür, dass sie in Mordor geboren und aufgewachsen war, und durch ihre Mithilfe bei der Befreiung Aragorns hatte sie hoffentlich allen bewiesen, dass sie auf der Seite Gondors stand und die Schatten hinter sich gelassen hatte.
Die andere Seite war der Meinung, dass Aerien durchaus Schuld an den Ereignissen hatte. Immerhin war es ihr eigener Bruder, der den Sohn Gilanors ermordet hatte, und wenn sie Hilgorn richtig verstanden hatte, war Balákan ihretwegen hier. Und obwohl sie ihr verfluchtes Schwert in Barad-dûr gelassen hatte, hatte Aerien immer wieder das Gefühl, dass der Blick Saurons sie immer noch verfolgte. Der falsche Edrahil, der in Dol Amroth aufgetaucht war, war nur eines der vielen Indizien dafür.

“Gut. Du bist noch hier,” erklang Hilgorns kühle Stimme. “Komm. Es wird Zeit, bald ist Mitternacht.” Der General war neben sie getreten und ließ die Hand auf seinem Schwertgriff ruhen. “Wenn du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen hast, tu’ es unterwegs.”
Sie marschierten los, zwei dunkle Gestalten unter dem Zwielicht von Mond und Sternen. Aerien wagte anfangs nicht, zu sprechen. Doch irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. “Mit Verlaub, Hilgorn, es tut mir Leid. Ich hätte es dir früher sagen sollen.”
“Oder gar nicht erst mit mir kommen sollen,” knurrte Hilgorn überraschend grimmig. “Dann wäre mein Neffe vielleicht jetzt nicht in den Klauen eines Mörders. Deines Bruders.”
Aerien schwieg. Er hatte recht, das wusste sie. Überraschenderweise sprach Hilgorn nach einem Augenblick weiter. “Es wird so ablaufen. Wir machen es ganz genau wie dieser Abschaum es verlangt hat. Ich bekomme Belegorn zurück, dann bekommt er dich. Irgendwelche Einwände dagegen?”
“Keine,” sagte Aerien tonlos. Sie wusste nicht, was ihr Bruder vorhatte. Aber dass er seine Geisel einfach so gehen lassen würde, konnte sie sich bei ihm nicht vorstellen. “Nur eines... ich werde erst zu ihm gehen, wenn Belegorn in Sicherheit ist. Nicht eher.”
“Natürlich. Habe nichts anderes vorgehabt,” kam es knapp von Hilgorn.
Damit war die kurze Unterredung beendet. Sie marschierten weiter, und Hilgorn zog sein Schwert. Bis zu dem Hof war es nicht mehr weit.

Das verlassene Gehöft lag im Dunkeln und nichts regte sich, als Hilgorn und Aerien dort ankamen. Einzig in der großen Scheune neben dem Haupthaus war Licht zu sehen, das flackernd durch das halb offen stehende Tor drang. Es schien von einer Fackel zu stammen.
“Dort hinein,” sagte Hilgorn und steuerte auf das Scheunentor zu. Er hielt an, ehe er das Gebäude betrat, und packte Aerien unsanft am Oberarm. Sie vor sich schiebend und blanker Klinge in der Hand durchschritt er dann den Durchgang.
Balákan erwartete sie bereits. Er saß lässig auf einem Stapel Mehlsäcke, in der linken Hand hielt er eine schussbereite Armbrust. Das schwarze Haar fiel ihm über die Stirn, und der Bart war eine Spur dichter als bei ihrer letzten Begegnung, aber das heimtückische Lächeln und die unnachgiebigen Augen waren dieselben wie damals, inmitten der Schlacht am Rande von Kerma. Aerien spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten.
“Gute Soldaten befolgen Befehle, werter General,” lobte Balákan spöttisch. “Und wie ich sehe, seid Ihr in der Tat ein guter Soldat. Überlasst mir jetzt bitte meine Schwester.”
“Zuerst lässt du Belegorn gehen,” knurrte Hilgorn und seine Hand krallte sich in Aeriens Schulter.
Balákan grinste. “Nun gut. Hier ist der Knirps.” Er riss einen der Mehlsäcke hoch, und darunter kam ein gefesselter, geknebelter kleiner Junge hervor. Aerien schätzte ihn auf zehn Jahre. Ihr Bruder zog Belegorn mit einem Ruck auf die Beine, die nicht gefesselt waren, und schubste ihn dann in Richtung Hilgorn. Kaum machte der Junge die ersten Schritte, zielte der schwarze Númenorer mit der Armbrust auf ihn. “Schick mir Azruphel herüber! Oder unser Handel ist hinfällig, und ich setze meine Waffe ein!” drohte Balákan.
Hilgorn ließ Aerien widerwillig los. Sie schloss die Augen und machte den ersten Schritt in Richtung ihres Bruders, und atmete tief durch, als sie dann weiterlief. Sie wusste nicht, was geschehen würde. Es war anders als damals, als sie von Karnuzîr gefangen genommen worden war. Sie waren mitten im Herzen Gondors, und sowohl Serelloth als auch Damrod und Ladion waren noch in der Nähe. Aerien hatte noch Hoffnung, dass ihre Situation ein gutes Ende nehmen konnte. Aber zuerst galt es, für die Sicherheit Belegorns und Hilgorns zu sorgen.
Als Aerien an Belegorn vorbei kam, versuchte sie dem Jungen beruhigend in die Augen zu blicken. Aber stattdessen erreichte sie das Gegenteil. Als er ihr Gesicht sah, wurde er noch bleicher als zuvor und beschleunigte seine Schritte. Aerien musste sich sehr beherrschen, nicht die Fassung zu verlieren. Auch sie ging etwas schneller und kam schließlich bei Balákan an, der sie bereits erwartete.
“Sehr gut. Und jetzt, verschwindet, ihr beiden,” sagte Balákan in Richtung des Eingangs der Scheune.
Hilgorn hatte einen schützenden Arm um Belegorn gelegt, der sich ängstlich an seinen Onkel drückte. Der General blieb noch einen Moment in der Tür stehen und sein Blick schien Aerien beinahe zu durchbohren. Doch dann verschwand Hilgorn, ohne noch ein Wort zu sagen.

“Und was geschieht jetzt?” fragte Aerien nach einer Weile, als sie den kalten, starrenden Blick ihres Bruders und die Stille nicht mehr ertrug.
“Jetzt unterhalten wir beide uns, kleine Schwester. Du wirst mir erzählen, wie du Mutter getötet hast. Und weshalb.”
Damit hatte Aerien nicht gerechnet. Sie riss die Augen auf und schaute Balákan ungläubig an. “Mutter ist tot?”
“Deine falschen Gesichtsausdrücke wirken bei mir nicht, Azruphel. Du kannst mir nicht erzählen, dass du es noch nicht gewusst hast. Sie starb an dem Abend an dem du den Wächterstein aus Vaters Solar holtest.”
“Aber... ich habe sie nicht getötet, ich könnte es nicht... niemals. Selbst nicht, nachdem sie versucht hat, mir das Leben zu nehmen. Sie hatte eine Morgulklinge...”
Balákan musterte sie mit einem eiskalten, durchdringenden Blick. “Aber wenn du es nicht warst, wer... ah. Diese Weißhaarige. Sie muss es gewesen sein.” Zu Aeriens Erstaunen begann ihr Bruder zu lachen. Aber es war kein fröhliches Geräusch, das zum Mitlachen anregte. Es war ein bösartiges, grausames Lachen. Den Grund dafür sollte sie gleich darauf erfahren. “Deine tapfere Narissa war es, nicht wahr? Und sie hat es dir verschwiegen! Wie köstlich! Liebt sie dich so sehr, dass sie nicht will, dass du herausfindest, dass sie unsere Mutter ermordet hat, hm? Ist es das? Oh, wie es mich in den Fingern juckt, dich mit ihr zu konfrontieren... aber sie rennt gerade in Harad in ihren sicheren Tod, und du.. du wirst schon bald wieder dort sein, wo du hingehörst. Durthang braucht eine neue Fürstin, jetzt wo unsere Mutter fort ist. Eine, die dem Gebieter absolut treu ergeben sein wird... sei unbesorgt. Varazîr wird dafür sorgen, dass deine Loyalität dem Auge gegenüber über jeden Zweifel erhaben sein wird, wenn er mit dir fertig ist...”
Aerien konnte sich nur grob vorstellen, was ihr jüngerer Bruder mit ihr anstellen würde, aber der Gedanke daran nahm nur wenig Raum in ihrem Kopf ein. Stattdessen wiederholte sich in ihrem Innersten ein einzelner Satz immer wieder und wieder...
Narissa hat meine Mutter getötet. Sie hat sie getötet und es vor mir verheimlicht.
Balákan versetzte ihr einen Schubser, der sie wieder zurück in die Wirklichkeit brachte. Aerien wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Es kam ihr beinahe vor, wie eine Unendlichkeit.
“Ich habe mich um entschieden,” sagte ihr Bruder. “Ich überlasse dich deinem selbst gewählten Schicksal.” Er trat von ihr weg und schleuderte seine Fackel kurzerhand auf einen der herumliegenden Heuballen, welcher sofort Feuer fing. Als das Feuer aufloderte, trat er zum Tor. “Wähle, Schwesterchen! Du kannst entweder hier bleiben, bis die Flammen dich nehmen, und findest dann vielleicht deinen Frieden, oder du gehst hinaus und stellst dich denjenigen, von denen du dachtest, dass sie deine Freunde waren, die dich wegen deiner Abstammung hassen, und stellst dich dem wissen, dass deine geliebte Narissa deine Mutter getötet hat. Entscheide dich! Wir sehen uns wieder... so oder so...”

Balákan verschwand durch das einen Spalt offen stehende Scheunentor. Aerien blieb allein zurück, während sich die Flammen immer schneller in der staubtrockenen Scheune ausbreiteten. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Balákans Worte nagten an ihr. Hilgorn verachtete sie dafür, dass sie seinen Neffen in Gefahr gebracht hatte. Und Damrod hatte sie schon von Anfang an nicht ausstehen können, da war sie sich sicher. Was würde der Rest Gondors von ihr denken, wenn sie das Geheimnis ihrer Abstammung erführen? Der Schatten Mordors verfolgte sie, und sie würde immer wieder Unheil über jene in ihrer Nähe bringen, das hatte das Bespiel Belegorns nicht zuletzt gezeigt. Selbst Narissa schien sie nicht so zu lieben, wie sie gedacht hatte, hatte sie doch das Geheimnis um den Tod von Aeriens Mutter vor ihr geheim gehalten. Aerien haderte lange mit sich. Sie wollte ihre angestaute Wut und Angst herausschreien, doch ihre Kehle war wie ausgedörrt. Nur ein leises Krächzen kam heraus, als sie den Mund öffnete. Dann musste sie husten, als sich Rauch in der Scheune auszubreiten begann. Aerien sprang erschrocken beiseite, als ein brennender Dachbalken krachend vor ihr herabstürze. Sie wusste, dass ihr die Zeit davon lief. Es war bereits unerträglich heiß im Inneren.
Da endlich fand sie die Entschlossenheit, eine Wahl zu treffen. “Mordor... kann nicht für immer siegen,” murmelte sie in der Elbensprache, und die Worte gaben ihr Kraft. Sie warf einen Blick zur Tür und taumelte hustend darauf zu, doch ehe sie dort ankam, brach ein Teil des Daches zusammen und versperrte ihr den Ausgang. Sie saß fest, und die Flammen kamen immer näher...
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Eandril

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Re: Belfalas
« Antwort #14 am: 29. Mai 2021, 10:32 »
Hilgorn warf Aerien einen letzten Blick zu, bevor er sich abwandte und Belegorn mit sich aus der Scheune zog. Sobald sie das Gebäude verlassen hatten, begann der Junge sich zu winden und gegen Hilgorns Griff zu wehren, doch Hilgorn ließ ihn nicht los bevor sie den Rand eines kleinen Wäldchens, dessen Bäume dunkel in den Nachthimmel ragten, erreicht hatten.
Erst dort ließ Hilgorn seinen Neffen los, ging vor ihm auf die Knie und legte ihm die Hände auf die schmalen Schultern. "Bist du verletzt? Hat er dir irgendetwas angetan?"
"Nein", murmelte Belegorn beinahe unhörbar, den Kopf zur Seite gewandt. Hilgorn zögerte einen Augenblick. "Du glaubst, das ist meine Schuld, nicht wahr?", fragte er leise und mit unsicherer Stimme. Belegorn nickte, sichtlich gegen Tränen ankämpfend.
Hilgorn suchte nach den richtigen Worten, denn insgeheim stimmte er Belegorn zu. Hätte er Aerien nicht vertraut und sie mit nach Tíncar genommen, wäre ihr verfluchter Bruder niemals auf die Idee gekommen, ausgerechnet Belegorn als Druckmittel zu verwenden. "Und du hast Recht", fuhr er schließlich langsam fort. "Ich... hätte besser auf euch aufpassen müssen, auf dich, deine Mutter und deine Schwester." Ihm kam ein furchtbarer Gedanke. "Geht es... geht es ihnen gut?"
"Ich weiß nicht", antwortete Belegorn so leise, dass es beinahe ein Flüstern war. "Sie haben mich draußen vor der Stadt erwischt, ich wollte mich mit meinen Freunden treffen."
Hilgorn verzichtete darauf, Belegorn Vorwürfe zu machen, sondern sagte stattdessen nur: "Dann geht es ihnen sicher gut. Ich glaube nicht, dass dieser Bastard damit nicht vor mir geprahlt hätte." Belegorn sah ihn erschrocken an, und Hilgorn musste unwillkürlich lächeln. Faniel achtete sehr genau auf die Ausdrucksweise ihrer Kinder, und 'Bastard' gehörte ganz sicher nicht zu den erlaubten Wörtern. "Manchmal geht es einfach nicht anders, und man muss ein wenig fluchen", sagte er, und fügte im Verschwörertonfall hinzu: "Aber das bleibt unter uns, in Ordnung? Kein Wort zu deiner Mutter." Zu seiner Erleichterung zuckten Belegorns Mundwinkel ein wenig, und er wirkte ein klein wenig fröhlicher als zuvor.

Eine Bewegung in Richtung der Scheune erregte Hilgorns Aufmerksamkeit. Eine dunkle, hochgewachsene Gestalt war aus dem Tor hervorgetreten. Durch den offenen Spalt hinter ihm flackerte orangenes Licht.
"Noch da, General?", fragte Balákan in spöttischem Tonfall. "Schön, schön. Meine... Schwester wird gleich hier herauskommen, und ihr könnt mit ihr machen was ihr wollt." Er sprach das Wort 'Schwester' aus wie eine Beleidigung. "Oder sie wählt den leichten Ausweg und bleibt einfach drinnen. Wie auch immer, es war mir eine Freude." Als Hilgorn aufstand und das Schwert zog, richtete Balákan die Armbrust auf ihn. "Na, keine unüberlegten Handlungen." Hilgorn blieb stehen, in der einen Hand sein Schwert, die andere Hand auf Belegorns Schulter gelegt.
"Sehr gut. Ihr seid wirklich ein braver Soldat." Er war zu weit entfernt und es war zu dunkel um seine Miene erkennen zu können, doch Hilgorn konnte das höhnische Grinsen in seinen Worte geradezu hören. "Ich soll euch auch von meinem Bruder Varazir grüßen... eure kleine Begegnung an der Furt hat ihn gut unterhalten. Bis zum nächsten Mal dann."
Mit den letzten Worten wandte er sich um, und verschwand in der Dunkelheit.
"Bastard", sagte Belegorn leise, und Hilgorn lächelte angespannt. "Du sagst es, mein Junge."  Seine Aufmerksamkeit wurde von der Scheune angezogen. Offenbar hatte Balákan Heu und Stroh in Brand gesetzt, und erste Flammen begannen bereits an der Außenwand zu lecken. Hilgorn warf dem brennenden Gebäude einen langen Blick zu, und drückte dann Belegorns Schulter.
"Komm", sagte er leise. "Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun."
Hinter ihm knackte es hörbar, und zu Hilgorns nicht allzu großer Überraschung brach Serelloth aus dem Gebüsch hervor, zerzaust, außer Atem und sichtlich zornig.
"Du kannst doch nicht einfach abhauen!", stieß sie hervor, und deutete in Richtung der brennenden Scheune. "Aerien ist noch dort drin!"
Hilgorn warf ihr einen langen Blick zu, und hob dann die Schultern. "Weiß dein Vater dass du hier bist?"
Serelloth schüttelte heftig den Kopf. "Nein, aber das ist doch jetzt völlig egal. Wir müssen Aerien da rausholen!"
"Ihr Leben liegt in ihrer eigenen Hand", erwiderte Hilgorn tonlos. "Es ist ihre eigene Entscheidung, was geschieht."
"Ach, Unsinn!", gab Serelloth zurück. "Ich weiß nicht, was dieser Kerl zu ihr gesagt hat, aber es war bestimmt irgendein düsteres Geheimnis aus ihrer Vergangenheit. Jetzt fühlt sie sich nicht würdig, unter uns edlen, tapferen, guten Menschen zu leben, will sich auch Mordor nicht wieder anschließen, und glaubt, nirgendwo hinzukönnen. Lieber lässt sie sich lebendig verbrennen!"
Bei ihren letzten Worten stürzte mit einem hörbaren Krachen ein Teil des Scheunendaches ein. "Ich kenne Aerien schon deutlich länger als du, General, und auch deutlich besser", fuhr Serelloth fort. "Weißt du, dass ihre Familie genau diese Sache schon einmal versucht hat? Ihr Vetter hat mich in seine Finger bekommen und das benutzt um Aerien zu erpressen. Und sie hat alles getan damit mir nichts passiert - genau wie jetzt. Es ist doch völlig egal, woher jemand kommt, ein guter Mensch ist ein guter Mensch. Was muss sie denn noch tun, um das zu beweisen?" Gegen Ende waren Serelloths Worte beinahe verzweifelt geworden, und eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. Hilgorn warf einen Blick hinunter zu Belegorn, der dem Austausch mit aufgerissenen Augen gefolgt war, und mit einem Mal schämte er sich ein wenig. Er ließ Belegorns Schulter los, und stieß sein Schwert in die Scheide zurück, bevor er zu seinem Neffen sagte: "Belegorn, bleib bei Serelloth." An letztere gewandt fügte er hinzu: "Pass gut auf ihn auf."
Serelloth nickte eifrig, und Hilgorn ging entschlossen in Richtung der Scheune davon. Noch bevor er am Tor angekommen war, brach ein weiterer Teil des Dachs direkt vor dem Ausgang zusammen, und Hilgorn zuckte vor der Hitzewelle, die davon ausging, zurück. Dieser Weg kam offenbar nicht mehr in Frage. Er eilte um das langgezogene Gebäude herum, doch die Seitenwand war aus massivem Holz ohne einen Weg nach drinnen. Auf der Rückseite hatte er mehr Glück. Oben in der Wand öffnete sich ein kleines Fenster, gerade groß genug dass sich ein Mensch hindurch quetschen konnte - doch es war zu weit oben um es ohne Hilfe zu erreichen. Kurzentschlossen zog Hilgorn sein Schwert und rammte es so tief er konnte ungefähr auf halber Höhe zwischen Boden und Fenster in die Holzwand. Er atmete tief durch, und stellte mit etwas Mühe einen Fuß auf die Klinge. Das Metall zitterte, aber es hielt - noch. Er schüttelte über sich selbst den Kopf, und stieß sich dann mit aller Kraft von der Schwertklinge ab. Sie brach mit einem scharfen Knacken, doch der Schwung genügte dass Hilgorn die Unterkante des Fensters mit beiden Händen packen konnte. Mit einiger Mühe zog er sich nach oben, wo ihm die Hitze im Inneren der Scheune wie eine Wand entgegen schlug. Er befand sich auf einem erhöhten Boden, der sich knapp unter dem Dach einmal rundherum entlang der Scheunenwände zog. Hier hatte es offenbar eine Leiter gegeben, doch irgendjemand hatte sie entfernt.
Das Gesicht mit den Händen vor umherfliegenden Funken schützend, blickte Hilgorn suchend hinunter in den Hauptraum der Scheune. Aerien stand ungefähr in der Mitte an eine der Außenwände gedrückt, rings um sie herum Flammen. Sie hatte einen Arm zum Schutz vor dem Rauch vor das Gesicht gepresst, doch es schien nicht viel zu helfen. Den Weg zur Tür versperrte eine einzige Feuerwand wo die beiden Dachbalken heruntergekommen waren, und auch zur anderen Seite hin war ihre Flucht von brennendem Stroh abgeschnitten.
"Hier!", rief Hilgorn, und musste sofort von dem dichten Rauch husten. Er musste noch zwei Mal rufen, bevor Aerien ihn über das Tosen der Flammen hörte. Ein Funken traf ihn, und versengte ein Stück Haut auf seiner Wange, doch Hilgorn beachtete den Schmerz nicht. "Durch das Feuer!", rief er, legte sich flach auf den Bauch und streckte seine Hand nach unten aus. Aerien zögerte. "Nun mach schon!"
Aerien straffte sich sichtlich, und stürmte dann mit zwei, drei langen Schritten durch das Feuer, dass ihr den Weg zu Hilgorn versperrte. Die Flammen leckten an ihren Stiefeln, doch nur kurz, und dann machte sie einen Sprung und ergriff Hilgorns ausgestreckte Hände. Mit beinahe unmenschlicher Anstrengung richtete Hilgorn sich langsam auf und zog Aerien dabei mit in die Höhe. Zum Glück wurde es leichter sobald sie ihre Ellbogen auf den hölzernen Boden stützen konnte, und nur wenig später lag sie hustend auf den rauen Brettern. Hilgorn warf einen Blick zu den Stützstreben, die bereits munter brannten. Lange würden sie hier nicht mehr sicher sein, also packte er Aerien unsanft an den Armen und zog sie auf die Füße. Er deutete auf das schmale Fenster. "Dort hindurch!" Als Aerien zögerte und ihm offenbar den Vortritt lassen wollte, stieß er sie grob in Richtung des Fenster. "Geh schon!"
Die Füße voran quetschte Aerien sich durch die schmale Öffnung. Nur einen Herzschlag später tat Hilgorn es ihr gleich, mit dem Effekt, dass er beinahe auf ihr gelandet wäre.

Einen Augenblick lagen sie nebeneinander auf dem wunderbar kühlen, nachtfeuchten Gras, noch immer hustend vom Rauch. Schließlich richtete Aerien sich ein wenig auf, und sagte: "Ich... hätte nicht gedacht, dass du zurückkommst."
Hilgorn tat es ihr gleich, und erwiderte noch im Aufstehen: "Ich hatte es auch um ehrlich zu sein nicht vor." Er streckte ihr die Hand entgegen, die sie ohne Zögern ergriff und sich auf die Beine helfen ließ. "Serelloth hat mich eines besseren belehrt. Sie... hatte gute Argumente." Er warf einen Blick zurück auf die brennende Scheune, und in diesem Augenblick stürzte mit einem gewaltigen Krachen das gesamte restliche Dach auf einmal ein. Eine Rauchwolke hüllte sie ein, und gemeinsam wichen sie einige Schritte zurück bis sie weit genug von den brennenden Trümmern entfernt waren. Hilgorn holte tief Luft, und die kalte Nachtluft linderte das Brennen in seinem Hals ein wenig.
"Bevor wir zurückgehen...", begann er, und zwang sich, Aerien anzusehen. "Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe zugelassen, dass meine Vorurteile und mein Hass auf Mordor meine Blick getrübt haben und verhindert haben dass ich sehe, wovon Serelloth mich überzeugt hat: Du bist ein guter Mensch, Aerien, und dein Überleben ist ein größerer Sieg gegen Mordor als sie sich vielleicht vorstellen können."
Aerien erwiderte seinen Blick für einen Augenblick, bevor sie sich abwandte: "Ich hätte es dir nicht verschweigen sollen", sagte sie leise. "Aber..." Hilgorn legte ihr eine Hand auf die Schulter, bevor sie aussprechen konnte. "Ich verstehe", sagte er. "Vermutlich hätte ich es genauso gemacht. Tatsächlich habe ich als junger Mann auch ungern über meine Herkunft geredet, und ich hatte viel, viel weniger Grund dazu, darüber zu schweigen."
Aerien nickte nur. Sie wirkte ein wenig abwesend, und Hilgorn bekam das Gefühl, dass Serelloth auch in dieser Beziehung Recht gehabt hatte. Irgendetwas hatte Balákan zu ihr gesagt, was sie tief erschüttert hatte, doch er fragte nicht nach. Ob und mit wem Aerien sprechen wollte, war ihre eigen Entscheidung.
"Komm", sagte er, und drückte ihre Schulter. "Lass uns Serelloth und Belegorn suchen, und dann von hier verschwinden. Es wird Zeit, dass wir nach Dol Amroth zurückkehren."

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Fine

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Die Illusion von Sicherheit
« Antwort #15 am: 6. Jul 2021, 15:02 »
Sie brauchten nicht lange, um Serelloth und Belegorn zu finden. Beide standen etwas abseits der Straße, und Serelloth hatte die Hand des Jungen genommen, wohl damit er ihr nicht davonlief - wozu Belegorn allerdings keinerlei Anstalten zu machen schien. Die Waldläuferin blickte zu der Scheune hinüber, die nun nur noch aus einem rauchenden Trümmerhaufen bestand, der noch ein wenig glühendes Licht von sich gab. Nach und nach erstarb das Leuchten und es wurde dunkel.
"Und was jetzt?" wollte Serelloth wissen. "Der Mistkerl ist entkommen, nicht wahr?"
"Ist er," sagte Hilgorn trocken. "Selbst ihr Waldläufer würdet ihn wahrscheinlich nicht mehr aufspüren können."
"Wir müssen zurück nach Dol Amroth, und dem König berichten, was geschehen ist... und dafür sorgen, dass Belegorns Ansprüche wieder eingesetzt werden," sagte Aerien leise.
Serelloth ließ Belegorns Hand los und schloss Aerien in den Arm. Diese ließ sich die Umarmung nur zu gerne gefallen. Sie fühlte sich seltsam geborgen und stellte fest, dass sie es vermisst hatte, jemanden um sich zu haben, den sie einfach in den Arm nehmen konnte. Die meisten Gondorer kamen ihr dafür zu... förmlich und respektvoll vor. Es tat ihr gut, dass Serelleth gerade bei ihr war, aber Aerien merkte auch, wie sehr ihr Narissa fehlte.
"Ich wusste, dass du uns nicht verraten hast," sagte Serelloth leise. "Das hast du damals, auf Tol Thelyn nicht, und du hast es auch heute nicht getan."
Aerien nickte zaghaft. "Ich... sollte mir wohl endlich eine neue Familie suchen," versuchte sie es mit einem schwachen Scherz.
"Du hast längst eine," sagte Serelloth. "Du bist für mich wie eine Schwester, und... Minûlîth sieht dich wie ihre eigene Tochter an. Von Narissa ganz zu schweigen... jeder weiß, wie wichtig du ihr bist. Ich weiß, dass die Insel immer ein Zuhause für dich bereithalten wird."
"Ich... ich weiß," sagte Aerien, und sie wusste, dass die Waldläuferin natürlich Recht hatte. Aber warum fühlte es sich dann trotzdem so falsch an, dass sie, Aerien, ein Mädchen aus Mordor, das Recht haben sollte, ein freies Leben in Frieden zu führen? "Und dennoch ist... Narissa nun fort. Und... da ist noch etwas..."
"Narissa ist fort?" wollte Serelloth erstaunt wissen. "Ich habe schon die ganze Zeit über fragen wollen, wo sie wohl steckt, denn eigentlich seid ihr beiden doch unzertrennlich..."
"Sie... sie ist nach Harad gegangen," erzählte Aerien leise. "Sie wollte... die Angelegenheit mit ihrem Vater zu Ende bringen."
"Und weiter?" hakte Serelleth nach. "Du hast gesagt, es gäbe da noch etwas...?"
Aerien brauchte eine ganze Weile, bis sie sich imstande dazu sah, die Worte über die Lippen zu bringen. Als sie sprach, war ihre Stimme nicht mehr als ein kaum hörbares Wispern. "Narissa hat meine Mutter getötet," sagte sie. "Als wir aus Mordor flohen, da..."
Serelloths Antwort bestand daraus, Aerien noch enger zu umarmen. "Ich verstehe zwar die Umstände nicht, aber... denkst du nicht, sie hatte einen guten Grund dazu?"
"Lass uns... jetzt nicht davon sprechen," sagte Aerien. Sie spürte, wie ihr allein der Gedanken an das Thema die Kehle zuschnürte. "Ich erzähle dir später alles, in Ordnung?"
"In Ordnung," sagte Serelleth überraschend sanft. "Natürlich."

Eine ganze Weile sagte niemand etwas. Schließlich war es Belegorn, der das Schweigen brach. "Du bist nicht wie dein Bruder," sagte er zu Aerien. "Du bist kein... Bastard." Er nickte ihr zu, und sie sah in seinem Blick, dass er ihr keine Schuld an dem Geschehenen gab.
"Danke, Belegorn," sagte Aerien und meinte es auch so. "Es tut mir Leid, dass du in diese ganze Sache mit hineingezogen worden bist. Und ich bin froh, dass dir nichts fehlt..."
"Ich muss noch viel stärker werden, damit so etwas nie mehr passieren kann," sagte der Junge entschlossen. "Wirst du mir beibringen, wie man kämpft, Onkel Hilgorn?"
Hilgorn blickte auf seinen Neffen herab und selbst im Dunkel der Nacht konnte Aerien sehen, dass er einerseits überrascht, aber auch erfreut war. "Das werde ich, Belegorn," sagte er. Und es kam Aerien beinahe so vor, als hätte sich ein bewegter Unterton in die Stimme des Generals geschlichen. "Das werde ich..."

Sie kehrten einstweilen zum Anwesen Gilanors zurück, wo sie Damrod und Ladion trafen. Rasch fasste Hilgorn die Ereignisse für die beiden zusammen. Sie berieten sich knapp, dann wurde entschieden, dass sie trotz der fortgeschrittenen Zeit noch weiter bis nach Tíncar reiten würden. Ladion hatte zwar vorgeschlagen, dass sie die Nacht hier verbringen sollten, denn Belegorn war sichtlich müde und der Weg zurück nach Tíncar war noch ein paar Stunden weit, aber sowohl Hilgorn als auch Damrod rieten davon ab. Stattdessen liehen sie sich von Gilanors Leuten Pferde, und Hilgorn nahm seinen Neffen zu sich in den Sattel, wo er ihn stützen konnte, falls der Junge unterwegs einschlafen sollte. Auch Aerien und Serelloth teilten sich ein Pferd, und unterwegs sprachen sie leise miteinander weiter über das Thema, das sie bei ihrem Wiedersehen nach Aeriens Rettung aus der brennenden Scheune begonnen hatten.
"Es gab nur diesen einen Ausweg aus Mordor heraus," erklärte Aerien gerade. "Alle anderen Wege waren uns versperrt, und wir waren nur durch Karnûzîrs Opfer überhaupt aus dem Dunklen Turm entkommen. Ich war mir sicher, dass die Verfolger, die man uns ohne Zweifel hinterher schicken würde, annehmen würden, dass wir versuchen würden, zurück zu dem verborgenen Weg im Südwesten von Nurn zu gelangen. Doch dieser Weg ist nun nicht mehr geheim. Sicherlich haben die Diener des Roten Auges herausgefunden, wo er sich befindet. Und sie wussten, dass alle anderen Wege bewacht waren. Mir blieb nur die Hoffnung, dass die Stummen Wächter am Pass von Durthang noch immer unter der Gewalt meines Vaters stünden. Und wie sich herausstellte, war das wahr."
"Also seid ihr nach Durthang gegangen? Deiner ehemaligen Heimat?"
"Ich... bin dort geboren und aufgewachsen," sagte Aerien. "Und meine Mutter wartete dort auf mich. Irgendwie muss sie geahnt haben, dass mich mein Weg wieder nach Durthang führen würde. Sie... verletzte mich mit einer Morgul-Klinge. Sie schien wirklich zu glauben, dass der Tod das Beste für mich wäre. Ich glaube fast, dass sie... so verzerrt das auch klingen mag... aus Liebe zu mir gehandelt hat. Als ich wieder erwachte, da... hatten wir bereits Ithilien erreicht. Ich weiß noch immer nicht, wer mich aus dem Gemach meines Vaters zurück durch diesen Tunnel zu den anderen gebracht hat. Es muss also wirlklich Narissa gewesen sein. Und sie... hat meine Mutter getötet. Vermutlich hat sie mitangesehen, wie... wie diese mir die Klinge in den Bauch stieß..."
"Aerien, ich hätte an Narissas Stelle dasselbe getan. Diese Frau war nicht mehr deine Mutter, verstehst du?"
Aerien versuchte zu nicken. "Aber warum... warum hat sie es mir dann so lange verschwiegen? Dass ich es nun auf diesem Wege herausfinden muss... schmerzt noch mehr als der Fakt, dass sie meine Mutter getötet hat. Denkst du, sie vertraut mir nicht? Denkst du, sie schämt sich dafür? Wenn sie doch nur ehrlich zu mir gewesen wäre... ich hätte ihr diese Tat doch niemals nachtragen können. Jetzt... bin ich mir nicht mehr sicher, was ich denken soll."
"Du bist noch durcheinander von den heutigen Ereignissen und brauchst Ruhe," sagte Serelloth sanft. "Ich bin mir sicher, es gibt eine gute Erklärung für Narissas Handeln. Wenn du sie wiedersiehst, werde ich dir beistehen, in Ordnung? Wir werden sie gemeinsam fragen, warum sie das geheim gehalten hat. Aber bis wir uns nicht in Dol Amroth ein wenig ausgeruht haben, solltest du nicht mehr daran denken. Wir haben sicherlich noch eine ganze Menge anderer Dinge zu tun, nicht wahr?"
"Ja... das stimmt wohl," sagte Aerien langsam. "Je eher wir wieder zurück in Dol Amroth sind, desto eher... findet dieses Chaos vielleicht ein Ende."
Innerlich spürte sie, wie sie an diesen Satz selbst nur zum Teil glaubte. Balákans Angriff sowie der falsche Edrahil hatten ihr die Illusion geraubt, in Gondor vor Angriffen aus dem Land des Schattens sicher zu sein. Erneut kam sie zu der Überzeugung, immer wieder eine Gefahr für jene zu sein, in deren Nähe sie sich aufhielt, und sie warf sich selbst vor, nicht mit Narissa nach Harad gegangen zu sein. Doch nun war es dafür zu spät, denn sicherlich war Narissa schon mitten in den Wirren des Krieges verschwunden und sie jetzt noch aufzuspüren, würde vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit sein...


Hilgorn, Aerien, Serelloth, Damrod und Belegorn nach Dol Amroth
« Letzte Änderung: 26. Mär 2022, 11:57 von Fine »
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