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Autor Thema: Das Haus Lenwe  (Gelesen 4331 mal)

Eandril

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Das Haus Lenwe
« am: 14. Mär 2013, 12:55 »
Das Haus Lenwe

Die ist die Geschichte des Hauses Lenwe, begonnen von Nellas aus Doriath zu Anfang des zweiten Zeitalters von Mittelerde im vergangenen Lórinand, vollendet von ihrem Sohn Oronêl in Lindon zu Anfang des vierten Zeitalters. Dies sind die letzten Worte, die ich in dieser Welt schreiben werde bevor ich das Schiff nach Westen besteige, denn die Geschichte der Elben sollte auch in der Welt der Menschen nicht vergessen werden. Und so wird eine Abschrift diese Buches niedergelegt werden in der Bibliothek der Fürsten von Dol Amroth, die ihre Abstammung auf Lenwe selbst zurückführen können.

Oronêl Galion, im vierten Jahr des vierten Zeitalters der Sonne.

Teile dieses Buches wurden in den Trümmern der fürstlichen Bibliothek von Dol Amroth gefunden, nachdem diese durch ein Feuer zerstört wurde. Obgleich es sich in einem nur der fürstlichen Familie zugänglichen Teil der Bibliothek befand, stellt der Fürst dem königlichen Archiv von Minas Tirith eine Abschrift der lesbaren Teile zur Verfügung.

Landil, Schreiber im königlichen Archiv



Erster Teil: Erwachen

Lange noch, bevor Mond und Sonne am Himmel schienen, hängte Elbereth, die Sternenentzünderin, die Sterne an den Himmel, und als Menelmarca, der Krieger zum ersten Mal über den klaren nördlichen Himmel wanderte, begann die Geschichte der Elben und auch die Geschichte des Hauses Lenwe.
Unter Menelmacars Licht erwachten die ersten unseres Volkes: Imin und Iminye, Tata und Tatie, und Enel und Enelye. Nach und nach fanden diese weitere Schlafende, und weckten diese. Einige schlossen sich Imin an, und wurden als Minyar bekannt. Ein größerer Teil, der als Tatyar bekannt wurde, wählte sich Tata zum Fürsten, doch der größte Teil der Quendi schloss sich Enel an und wurde als Nelyar bekannt.
Für lange Zeit lebten die Quendi in Frieden an den Wassern des Cuiviénen, und von jenen ersten Tagen ist ihren Nachfahren wenig bekannt, doch wurden in jener Zeit, als die ersten Worte erdacht wurden, Enel und Enelye vier Söhne geboren: Elwe, der älteste, der später König in Doriath wurde, Olwe, der einige der Nelyar nach Aman führte, Alwe, und Elmo, der jüngste, der bei seinem Bruder Elwe in Doriath wohnte.
Doch nach einiger Zeit wurde das Dasein der Elben bemerkt: Orome, der Jäger, kam nach Mittelerde, und jagte in der Nähe des Cuviénen, und das Schicksal wollte es das er die Elben erblickte, die am Ufer des Sees lagerten. Und er sprach mit ihnen, und begann dieses neue Volk in der Schöpfung zu lieben. Und so sprach er sich bei seiner Rückkehr nach Aman dafür aus, das Böse, das im Norden lauerte, zu bekämpfen um die Elben zu schützen, und die Valar zogen in den Krieg. Die Elben bemerkten wenig von dem Krieg, der ihretwillen geführt wurden, außer einem Licht, wie Wetterleuchten, am nördlichen Himmel. Und es kam eine Zeit, da bebte die Erde, und der Norden wurde von Blitzen erhellt. Es war die Zeit der Niederlage Melkors, und zu dieser Zeit wurde Lenwe als Sohn des Alwe und Enkel des Enel und der Enelye geboren. Es ist nicht bekannt, wer seine Mutter war, denn Alwes Geschwister sind dahin, und er selbst und seine Eltern sind in den Wäldern des Ostens verschwunden.
Nach der großen Schlacht kamen die Valar erneut zu Elben, und boten ihnen an, mit ihnen nach Aman zu kommen. Viele sprachen sich dafür aus, unter ihnen auch Elwe, und Finwe aus dem Stamm der Tatyar und Ingwe aus dem der Minyar. Doch sprachen auch einige dagegen, weil sie die Wälder und Wasser von Cuiviénen nicht verlassen mochten, darunter auch Alwe und sein Bruder Elmo. So gingen zunächst nur Ingwe, Finwe und Elwe als Botschafter nach Aman, und nach ihrer Rückkehr strahlten ihre Augen in ungewohntem Glanz, denn sie hatten das ungetrübte Licht der zwei Bäume gesehen. Sie sprachen von dem Glanz und der Schönheit Valinors und der Freundlichkeit der Valar, und viele folgten ihren Worten. Doch Alwe sprach gegen sie, und sagte: "Warum sollen wir unsere Heimat verlassen, die uns gegeben waren, uns auf eine lange, beschwerliche Reise begeben, obgleich wir hier alles haben, was mein Herz begehrt? Ich werde nicht gehen." Doch seinen Worten zum Trotz schlossen sich viele der Nelyar Elwe an, auch sein Bruder Elmo, aus Liebe zu Elwe, und sein Sohn Lenwe, denn er war jung und war es nicht zufrieden, für immer in Cuiviénen zu bleiben.
So kam es zur ersten Spaltung unter den Elben: Ungefähr die Hälfte der Nelyar schloss sich Elwe an, unter ihnen seine Brüder Olwe und Elmo, und sein Neffe Lenwe. Diese wurden unter dem Namen Teleri bekannt. Der Rest blieb unter der Führung Alwes am Cuiviénen, oder verstreute sich in den Wälden des Ostens. Diese nannte man später die Avari. Vor dem Abschied, traf Lenwe noch einmal auf seinen Vater, und [...]

Anmerkung des Archivars:An dieser Stelle sind mehrere Seiten größtenteils unleserlich. Aus den wenigen erhaltenen Stellen lässt sich erkennen, dass nun ein Gespräch zwischen Lenwe und seinem Vater Alwe folgt, in dem Lenwe Alwe beschwört ihn zu begleiten, Alwe jedoch ablehnt und mit seinen Eltern nach Osten zieht. Daraufhin bricht der Zug der Elben auf. Die nächste lesbare Stelle handelt bereits vom Zug der Elben.
« Letzte Änderung: 16. Mär 2013, 11:48 von Eandril »

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Eandril

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Re:Das Haus Lenwe
« Antwort #1 am: 16. Mär 2013, 11:47 »
Zweiter Teil: Wanderung

[...] So erreichte der Zug der Eldar, wie sich nun einige zu nennen begannen, die mächtige Gebirgskette der Hithaeglir, und es war zu dieser Zeit noch höher und schrecklicher als heute. Viele der Elben aus dem Volk der Nelyar schreckten vor den schroffen, schneebedeckten Hängen, deren Spitzen in Wolken gehüllt waren, zurück, und einige, darunter auch Lenwe, gingen zu Elwe, ihrem Fürsten.
Und Lenwe sprach zu seinem Onkel: "Wir fürchten unseren Tod, wenn wir diese Gipfel überschreiten, und war dann nicht die ganze Wanderung umsonst? Lasst uns im freundlicheren Süden einen Weg um die Berge herum suchen. Diese Lande hier sind grün und schön, und es verlangt mich nicht danach, so schnell wie möglich weiter zu ziehen." Und andere sagten: "Lasst uns hier bleiben. Es gibt hier alles, was wir brauchen, dieses Land wäre eine gute Heimat.", und dies waren jene, die schon zögerlich aus Cuiviénen aufgebrochen waren.
Doch Elwe sprach gegen sie und sagte: "Ihr habt das Licht des Westens nicht gesehen, und das Antlitz der Valar. Ich sage euch, es ist das Wagnis wert, diese Berge zu überqueren, und das Segensreich zu finden." Einige ließen sich von seinen Worten erneut beruhigen, doch nicht so Lenwe. Er sprach: "Ich werde meinen eigenen Weg um die Berge finden, und jeden führen, der mir folgen will. Und wir werden nach Westen kommen, und Valinor finden, wenn wir dieser Lande überdrüssig geworden sind, solange es auch dauern mag, denn das Böse ist aus Mittelerde vertrieben."
Und viele aus dem Volk der Nelyar, oder Teleri, wie sie sich zu nennen begannen, hörten seine Worte, und er sprach ihnen aus dem Herzen. Und so sammelten sie sich um ihn, und Elwe sah, dass jedes weitere Wort der Überzeugung vergebens wäre. "So geh denn nach Süden, Neffe, und suche deinen eigenen Weg.", sagte er. "Ich wünsche dir und deinen Leuten alles Gute, und mögen wir uns eines Tages im Westen wiedersehen."
Und so schieden die zwei Gruppen der Teleri voneinander. Elwe und Olwe führten den größten Teil gemeinsam mit den Minyar und Tatyar, die nun Vanyar und Noldor genannt wurden, über die Berge, einige wenige verstreuten sich östlich der Berge in den Wäldern, und Lenwe führte die seinen im Tal des großen Flusses nach Süden.
Nach einiger Zeit erreichten sie das Gebiet des heutigen Lórinand, und das Land zwischen den Flüssen erschien ihnen so schön, dass sie einige Zeit dort blieben. Doch Lenwe, der sein Versprechen an Elwe nicht vergessen hatte, drängte bald wieder zum Aufbruch. Aber viele andere wollten diese schöne Gegend noch nicht verlassen, und so zog schließlich Lenwe alleine mit einer kleinen Schar weiter nach Süden. Vom Rest seines Volkes zogen später viele auf seinen Spuren nach Süden, und einige wanderten noch lange in den Wäldern des Ostens umher.
Lenwes Schar aber erreichte schließlich das Südende der Berge, und sie blickten hinab auf eine große grasbedeckte Ebene, in deren Westen sich große Wälder ausbreiteten. Da sagte Lenwe: "Wir haben es geschafft. Wir haben das Gebirge hinter uns gelassen. Nun können wir unsere Wanderung fortsetzen." Und sie überquerten die Ebene, und wanderten durch die Wälder nach Norden, an den Hängen der Berge entlang, denn Lenwe hoffte, im Norden auf Spuren seiner Verwandten zu treffen, die längst weiter im Westen sein mussten.
Doch die Wälder und sanften Hänge im Westen der Berge waren eine gute Heimat, und so beschlossen sie, sich für einige Zeit dort nieder zu lassen, um sich von ihrer langen Wanderung zu erholen.
Nach und nach trafen auch weitere ihres Volkes, die im Osten der Berge zurückgeblieben waren, ein, und schließlich war Lenwes Schar wieder auf eine beachtliche Größe angewachsen. Zu dieser Zeit wurden auch seine Kinder geboren: Denethor, der älteste, Malgalad, sein jüngerer Bruder und Linwen, Lenwes einzige Tochter, die ihrem Vater am ähnlichsten war. [...]

An dieser Stelle ist wieder einiges vom Feuer unleserlich, doch es scheint, dass der Frieden der Elben, die sich nun "Nandor" nannten, bald nach dieser Zeit von Wölfen und Orks aus dem Norden bedroht wurde, die zum ersten Mal am Tag von Linwens Namensgebung gesichtet wurden. Das Leben wurde für die Nandor immer gefährlicher, denn sie hatten keine anderen Waffen als Pfeil und Bogen, Messer mit Steinklingen, und Speere mit Steinspitzen. Dennoch zog zunächst Lenwe, später auch seine Söhne immer öfter aus, um Wölfe und auch Orks zu jagen und zu töten. Eines Tages scheinen Lenwe und seine Söhne alleine in die Berge gezogen zu sein.

[...]
... und Malgalad, der ein Meister im lautlosen Schleichen geworden war, entdeckte eine kleine Gruppe Orks, die offenbar in die Richtung des Lager unterwegs war. Er gab seinem Bruder und seinem Vater ein Zeichen, denn es waren nur wenige Orks, und sie glaubten, sie ohne Gefahr besiegen zu können. Und so schlichen sie in den Rücken der Orks, und begannen zu schießen. Die Orks waren offenkundig vollkommen überrascht, und hatten den Pfeilen der drei nichts entgegen zu setzen, und so starben sie alle. Doch unbemerkt von den Elben hatte sich eine weitere Gruppe in ihren Rücken geschlichen, und so nahm das Verhängnis seinen Lauf: Zwar konnte Denethor, der bereits seinen letzten Ork erschossen hatte und sich umwandte, seinen Vater und Bruder warnen, doch die Orks waren bereits heran und vielen über sie her. Zwar konnte Denethor einen mit dem Speer töten, doch im Nahkampf waren sie den Orks hoffnungslos unterlegen, und so wandten sie sich zur Flucht. Durch ihr großes Geschick kamen Denethor und Malgalad ohne Wunden davon, doch Lenwe wurde von einem Orkschwert am Arm verwundet. Als sie das Lager erreichten, hatte die Wunde bereits angefangen zu eitern, und eine rote Linie zog sich von der Wunde bis zum Herzen. Alle Heilkunst der Nandor war an diesem Tag vergebens, und Lenwe starb wenige Stunden später. [...]

An dieser Stelle wird die Schrift wieder zu großen Teile unleserlich. Offenbar folgt ein Bericht über die Trauer der Nandor und seiner Kinder, und Denethors Ernennung zum Fürsten nach der feierlichen Verbrennung seines Vaters. Allerdings scheinen einige der Elben Denethor nicht als Fürsten anerkannt zu haben, und verließen die Nandor, um vor den Orks nach Süden zu fliehen. Kurz darauf wird Linwiel, Malgalads Tochter geboren, und da er um ihr Leben fürchtet, überzeugt er seinen Bruder Denethor, die Nandor nach Westen zu führen.
Über die Reise ist sehr wenig lesbar, bis die Elben die Ered Luin erreichen.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re:Das Haus Lenwe
« Antwort #2 am: 16. Mär 2013, 19:37 »
[...]
Und so erreichten die Nandor nach langer Wanderung die Wälder am Fuße der Ered Luin. Einige begannen zu zweifeln, da ihnen erneut Berge den Weg zu versperren schienen, doch Denethor und seine Geschwister sprachen ihnen Mut zu. Und Denethor sagte: "Wir werden Späher aussenden, um nach einem Weg über diese Berge zu suchen. Und seht euch um! Dieses Gebirge ist viel niedriger als die Berge des Ostens, und wir können es überqueren. Und denkt daran, hier im Osten lauern die Orks und Wölfe auf uns, die wir nicht ewig abwehren können."
Und in Malgalads Herzen verstärkte sich nach diesen Worten die Angst um seine Tochter, hatte er doch auf der Wanderung bereits seine Frau verloren. Also führte er selbst eine Gruppe Späher nach Westen in die Berge um nach einem Pass zu suchen, während Denethor mit seinem Volk ein Lager am Fuß der Berge aufschlug. Es gelang Malgalad und seinen Späher tatsächlich einen Weg über die Berge zu finden, und so kam es, dass die ersten aus dem Volk der Nandor einen Fuß nach Beleriand setzten. Doch sie verweilten dort nicht, sondern kehrten so schnell wie möglich wieder um, um ihrem Denethor von dem Pass zu berichten.
Aber auf dem Rückweg kamen sie auf der Ostseite von ihrem Weg ab, und gerieten in ein Lager von Bergtrollen, und diese wüteten schrecklich unter den leicht gerüsteten Elben, und obgleich einige entkamen, fiel Malgalad mit den meisten seiner Späher den Bestien zum Opfer. Jene die entkamen, gelangten schließlich wieder zu Denethors Lager, und sie brachten ihm die Nachricht vom Tod seines Bruders. Denethor weinte um seinen Bruder, und beklagte seinen Tod, doch als er von dem Weg über die Berge erfuhr, den Malgalad gefunden hatte, sagte er: "So ist mein Bruder nicht umsonst gestorben, denn er hat den Weg über diese Berge gefunden. Er ist für die Sicherheit seines Volkes gestorben, und alle Nandor werden sein Andenken ehren." Und er, der unverheiratet und kinderlos war, nahm Malgalads Tochter Linwiel an Kindes statt an, und bemühte sich nach besten Kräften ihr den Vater zu ersetzen, der ihr so früh genommen wurde.
Nun führten Denethor und Linwen, geleitet von den überlebenden Spähern, die Nandor über die Berge, und sie kamen den Pass hinunter in ein großes Waldgebiet,  das von vielen kleinen Flüssen und Bächen durchzogen war. Dies war das Land, dass von den Sindar Beleriands Ossiriand genannt wurde, und dort ließen sich die Nandor für einige Zeit nieder.
Doch Denethor, der sich noch nicht sicher fühlte, sandte Späher nach Westen aus, die das Land erkunden sollten, und einige von ihnen erreichten schließlich die Wälder von Doriath. Dort wurden sie von den Sindar, die sie als Angehörige ihres eigenen Volkes erkannten, freundlich begrüßt und vor ihren König Thingol in den Hallen von Menegroth geführt. Und der Zufall oder das Schicksal wollte es, dass unter den Spähern einer war, der einst ein guter Freund von Elwe gewesen war, und er erkannte König Thingol als Elwe.
Als Elwe nun von Denethor und seiner Abstammung hörte, sammelte er sein Gefolge um sich, und ließ sich von den Kundschaftern nach Ossiriand zu Denethor führen. So kam es zum Treffen zwischen Denethor und seinem Großonkel Elwe. Beide sprachen lange miteinander, und Elwe war tief betrübt, als er vom Tod Lenwes hörte, denn er hatte ihr letzte Gespräch über all die lange Zeit nicht vergessen. Und er sagte: "Traurig ist der Tod Lenwes, und so ist einer der größten unter den Elben viel zu früh von uns genommen worden. So seit denn willkommen in Beleriand, Volk der Nandor, doch seit euch gewahr: Der Herr von Beleriand bin ich, und ihr werdet meine Oberherrschaft anerkennen." Denethor antwortete: "Du bist der Herr von Beleriand, denn aus unserem Geschlecht bist du der älteste, und somit mit Recht der oberste Herr aller Abkömmlinge der Nelyar, die in diesen Landen leben. Der Fürst der Nandor bin ich, doch werde ich mich dir unterwerfen." Also gab Elwe den Nandor die Erlaubnis, in Ossiriand zu siedeln und ernannte Denethor zum Herrn von Ossiriand, verpflichtete ihn aber, Doriath in Zeiten des Krieges beizustehen.


Dritter Teil: Ossiriand

Dieser Teil ist nahezu vollständig zerstört und unleserlich, doch scheint es, dass Denethors Volk in Ossiriand blühte und wuchs. Die Bande mit Doriath wurden sehr eng, und Malgalads Tochter heiratete Anvíron, einen Elben aus Doriath. Zu jeder Zeit wurde auch Linwens Tochter Anwien geboren.
Offenbar begannen die Nandor zu dieser Zeit, vornehmlich grün zu tragen, und nannten sich darum "Laiquendi". Obwohl die Laiquendi in Frieden lebten, erlernten sie manches von der Kriegskunst der Sindar aus Doriath, und gelangten auf diesem Wege zum ersten Mal an eiserne Waffen, die aber selten unter ihnen waren.
Nach einiger Zeit kehrte aber das Böse nach Mittelerde zurück, und Morgoth überzog Beleriand mit Krieg.


[...]
Bald erreichte Denethor eine Nachricht von König Thingol, dass Doriaths Grenzen angegriffen wurden, und eingedenk seines Versprechen sammelte er eine große Schar der Laiquendi, darunter auch gegen seinen Willen seine Schwester Linwen, um sich, und zog nach Norden. In mehreren kleineren Kämpfen besiegten sie einige umherstreifende Orkgruppen, und durch diese Erfolge ermutigt, zogen die mit geringerer Vorsicht und größerer Schnelligkeit nach Norden.
So wurden sie in der Nähe des Amon Ereb von einem großen Orkheer überrascht, dass ihnen weit überlegen war. Auf der Ebene konnten sie ihren Feinden, von denen viele auf großen Wölfen ritten, nicht entkommen und sich in den Wäldern verstecken. Also schickte Denethor mehrere Boten aus, die durch die Reihen der Orks schlüpfen und Thingol benachrichtigen sollten, und führte seine Schar auf den Amon Ereb, denn er hoffte sich dort verteidigen zu können, bis Hilfe eintraf.
Dort auf dem Amon Ereb wurden sie eingeschlossen, doch sie verteidigten sich tapfer und mit Geschick, sodass die Orks sich zunächst zurück ziehen mussten. Da sagte Denethor zu seiner Schwester: "Ich fühle, dies ist der Tag an dem ich sterbe. Ich bezahle nun den Preis für meine Unvorsichtigkeit, und mein Volk zahlt ihn mit mir." Und in diesem Augenblick bliesen die Orks erneut zum Angriff, und nun kamen sie mit solcher Macht, dass die Reihen der Elben zu zerbrechen drohten. Dort fiel Denethor bei dem Versuch, seine Truppen neu zu ordnen, und Linwen neben ihm, gerade als im Norden die Hörner der Sindar ertönten, die tatsächlich gekommen waren. So wurden die Orks besiegt und nahezu vollkommen vernichtet, doch es war zu spät für Denethor und Linwen und viele andere der Laiquendi.
Und als Thingol die Gefallenen sah, weinte er und rief: "Verflucht sei das Böse im Norden für diese Tat! Und ich verfluche den Tag, an dem ich sie in den Krieg rief. Der Preis war zu hoch." Also geleitete er die Gefallenen selbst nach Ossiriand, und erwies ihnen an der Seite Linwiels und Anwiens die letzte Ehre. Dann bot er Denethors Volk an, nach Doriath zu kommen, und in seinen sicheren Grenzen zu leben. Linwiel und ihr Gemahl Anvíron, der ja aus Doriath stammte, namen sein Angebot an, und viele folgten ihnen. Doch einige entschlossen sich, in den Wäldern Ossiriands zu bleiben, und sie wurden ein Volk, das ihm geheimen lebte und nie wieder einen Fürsten erwählte, denn Lenwes Haus war mit Denethors Tod im Mannesstamm erloschen.
Nach dem Tod ihrer Mutter mochte Anwien nicht in Ossiriand bleiben, und sie zürnte Thingol, dass er Denethor in den Krieg gerufen hatte, also wanderte sie nach Westen, bis sie nach Eglarest am westlichen Meer kam.

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Eandril

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Re:Das Haus Lenwe
« Antwort #3 am: 17. Mär 2013, 12:31 »
Vierter Teil: Exil

In Eglarest wurde Anwien freundlich aufgenommen, denn auch die Falathrim entstammten dem Volk der Nelyar, und Círdan, der Fürst der Falas, war mit König Thingol befreundet und hatte auch Lenwe gekannt.
So hatten nun beide Zweige des Hauses Lenwe eine neue Heimat gefunden: Linwiel lebte mit ihrem Gemahl Anvíron in Doriath am Hofe König Thingols, und Anwien in Eglarest im Haus Círdans. Linwiel und Anvíron hatten keinen großen Anteil mehr an den Geschehnissen in Beleriand, denn sie waren in Doriath zufrieden, und verließen die Wälder nicht.
In Eglarest verliebte sich bald Hirluin, ein enger Vertrauter Círdans, in Anwien, und da sie seine Liebe erwiderte, nahm er sie zur Frau, in dem Jahr, als zum ersten Mal Sonne und Mond über Beleriand aufgingen. Und Círdan segnete die Verbindung und prophezeite, dass ihr einer der Größten aus dem Haus Lenwe entspringen würde.
So wurde im einundzwanzigsten Jahr der Sonne Anwien und Hirluin ein Sohn geboren, und sie nannten ihn Ardir. Als er heranwuchs zeigte sich, dass er äußerlich seinem Ahnen Lenwe sehr ähnlich war, doch im Geiste ähnelte er eher seinem Vater, der zu der Zeit, als Denethor auf dem Amon Ereb fiel, tapfer bei der Verteidigung der Falas gefochten hatte und ein großer Krieger gewesen war. Doch die Schrecken dieses Kampfes hatten Hirluins kriegerischen Geist verwundet, und er verweigerte sich dem Begehren Ardirs, ihn das Kriegshandwerk zu lehren.
Ardir wurde des Friedens der Falas bald müde, und als die Noldor des Nordens Círdan halfen, die Falas zu befestigen und den Turm Barad Nimras zu errichten fasste er den Beschluss, mit ihnen nach Norden zu gehen, um Morgoth zu bekämpfen. Doch seine Eltern wussten dies mit klugen Worten einstweilen zu verhindern, und Hirluin sagte: "Mein Sohn, genieße den Frieden solange du kannst, denn er wird nicht ewig dauern. Und ich sage dir, wenn du in den Krieg ziehst, wirst du ihn nie wieder hinter dir lassen können." So blieb Ardir einstweilen in Eglarest, obwohl es ihn nach wie vor nach großen Taten im Krieg gegen Morgoth verlangte.
Schließlich hörte er in seinem einundachtzigsten Lebensjahr vom Bau Nargothronds, und nun konnten ihn keine Worte seiner Eltern mehr halten. Er verließ die Falas, und schloss sich Finrod Felagund in Nargothrond an. Dort wurde er in das Herr Nargothronds aufgenommen, und wurde nach einigen Jahren einer der Besten im Kampf mit der Axt. Doch Morgoth wurde in Angband belagert, und so gab es wenig Schlachten zu schlagen für die Krieger von Nargothrond. Also meldete Ardir sich freiwillig, nach Norden zu gehen und die Krieger der Belagerung zu verstärken, und Finrod gewährte ihm seinen Wunsch.
Im Norden, auf der Ebene von Ard-Galen, war er glücklich, denn er war von Kriegern umgeben, und konnte das Böse in Mittelerde bekämpfen. Lange Zeit blieb er dort, doch das Schicksal wollte es, dass er bei einem Scharmützel im Jahr 450 des ersten Zeitalters verwundet wurde und nach Nargothrond zurückkehrte. Dort blieb er einige Jahre, bis die Schlacht des jähen Feuers begann, und die Belagerung von Angband durchbrochen wurde. Eilig sandte Finrod eine Schar nach Norden, um den Wachturm Minas Tirith auf Tol Sirion zu verstärken, und Ardir schloss sich diesen an.
Zwei Jahre hielten die Verteidiger von Minas Tirith den Pass des Sirion, und Ardir und alle anderen leisteten dort große Taten. Doch schließlich kam Sauron, Morgoths tödlichster Diener nach Tol Sirion, und ihm konnten sie nicht standhalten. Die Festung fiel, und viele der Verteidiger, die Ardirs Freunde geworden waren, wurden getötet. Er selbst entkam Morgoths Truppen mit einigen weiteren nur um Haaresbreite, und gelangte unter großen Entbehrungen nach Nargothrond. Zu dieser Zeit wuchs Ardirs Hass auf Morgoth und seinen Diener Sauron, und so wollte er, als er von Maedhros Bündnis hörte, erneut nach Norden in den Krieg ziehen, wie auch einige andere, doch Orodreth, der seinem Bruder Finrod als Herr von Nargothrond nachgefolgt war, verbot es ihnen. Lediglich eine kleine Schar Krieger widersetzte sich seinem Verbot, aber Ardir gehörte nicht dazu, sondern gehorchte dem König und blieb in Nargothrond.
So entging er dem Verhängnis, dass die Krieger von Nargothrond in der Schlacht, die Nirnaeth Arnoediad genannt wird, ereilte, doch als er ein Jahr später von der Belagerung der Falas hörte, verließ er Nargothrond allein, gegen den Willen Orodreths, denn die Sorge um seine Eltern war zu stark.
So schnell er konnte, eilte er nach Westen, doch als er Eglares erreichte, fand er nur noch die Trümmer des Hafens vor. Aber es lagen keine Schiffe mehr im Hafen, und die Hoffnung, die schon erloschen war, flammte wieder auf. So zog er nach Süden und klammerte sich fieberhaft an den Gedanken, dass seine Eltern mit den Schiffen geflohen waren, denn er machte sich Vorwürfe, nicht rechtzeitig gekommen zu sein. So erreichte er schließlich nach langer Wanderung die Mündungen des Sirion, und setzte von dort zur Insel Balar über, denn er wusste, dass die Falathrim dort einen Stützpunkt unterhielten. Und tatsächlich fand er dort die Reste des Volks der Falas fort, und Círdan begrüßte ihn freundlich, aber offenkundig von Trauer bedrückt. Und er sagte: "Es tut mir leid, aber deine Eltern sind beim Untergang von Eglarest gestorben. Dein Vater nahm trotz seines Unwillens wieder eine Waffe in die Hand, und deine Mutter kämpfte an seiner Seite. Ihr Tod ist ein schlimmer Verlust für alle Elben, doch für dich ganz besonders." Círdan bot Ardir an, auf Balar zu bleiben und dem Krieg endlich zu entkommen, doch Ardirs Hass auf Morgoth, und das Verlangen, seine Eltern zu rächen waren stärker als seine Trauer.
So verließ er Balar wieder und kehrte nach Nargothrond zurück, doch nicht für lange, denn bald hörte er, dass Túrin, Húrins Sohn, Elben und Menschen nördlich des Amon Rûdh versammelte, und Morgoth Streitkräfte das Fürchten lehrte. So verließ er mit einigen Gefährten Nargothrond erneut gegen Orodreths Willen, und schloss sich Túrin an. Er hoffte, Túrins Beispiel und das aller, die ihm folgten, könnte Orodreth dazu bringen, erneut offen gegen Morgoth in den Krieg zu ziehen, und so kämpfte er mit verzweifelter Hoffnung und voller Zorn gegen die Orks.

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Re:Das Haus Lenwe
« Antwort #4 am: 19. Mär 2013, 10:35 »
Ab diesem Punkt ist wieder einiges unleserlich, dass sich mit Ardirs Leben unter Túrins Männern befasst.

[...], doch gegen die heimtückischste Waffe des Feindes konnte auch Túrin nicht lange bestehen: Er wurde verraten, und der Kleinzwerg Mîm führte, von Túrins Getreuen auf der Ebene unbemerkt, Morgoths Orks in das Versteck auf dem Amon Rûdh. Dort wurden alle von Túrins engsten Vertrauten erschlagen, bis auf Túrin selbst, der gefangen wurde, und seinen elbischen Freund Beleg, den die Angreifer für tot hielten.
Bald nach Túrins Gefangennahme kamen die Orks in solchen Mengen aus dem Norden, dass seine verbliebenen Getreuen, unter ihnen Ardir, versprengt wurden und, so sie nicht erschlagen wurden, in ihre Heimat zurückkehrten. Auch Ardir kehrte nach Nargothrond zurück, und wurde von Orodreth, der ihm seinen Fortgang verzieh, wieder aufgenommen.
Nur wenige Zeit später erreichte Túrin, der aus seiner Gefangenschaft entkommen war, in Begleitung Gwindors aus Nargothrond die Stadt, und hauptsächlich durch Gwindors Fürsprache wurde er in Nargothrond willkommen geheißen. Doch auch Ardir sprach für Túrin, denn er hatte die Hoffnung, dass Túrin den König von seinem Weg des heimlichen Kriegs abbringen würde. Und tatsächlich gelang es Túrin, Nargothrond wieder in den offenen Krieg gegen Angband zu führen, und Ardir schloss sich ihm erneut begeistert an.
Aber wenige Jahre nach Túrins Ankunft in Nargothrond kam Glaurung der Schreckliche, der Vater der Drachen, mit einer Armee aus dem Norden, um Nargothrond zu vernichten, und das Heer von Nargothrond zog ihm unter Túrins und Orodreths Führung entgegen.
[...]

Auch an dieser Stelle wird wieder vieles unleserlich, doch es folgt offenbar ein Bericht über die Schlacht auf der Tumlahad, in der das Heer von Nargothrond vernichtet wurde und Orodreth fiel. Ardir konnte um Haaresbreite entkommen, doch als er Nargothrond erreichte, war es zu spät. So verließ er den Norden und kam nach Balar, denn er hatte keine Hoffnung mehr, Morgoth im Krieg zu besiegen.

Fünfter Teil: Das Ende des Zeitalters

In Balar begrüßte Círdan ihn freundlich, und Ardir antwortete: "Die Zeit hat mich die Weisheit deiner Worte, die du bei unserer letzten Begegnung sagtest, gelehrt. Im Krieg gibt es nichts mehr für mich, und nun werde ich hier bleiben, in Frieden."

In Doriath lebten zu dieser Zeit noch immer Linwiel, Malgalads Tochter und ihr Gemahl Anvíron. Sie waren bislang von den Wirren Beleriands wenig berührt worden, auch wenn sie in Doriath Túrins Familie kennen gelernt hatten, und freundschaftlich mit seiner Mutter Morwen standen, bis diese Doriath verließ, um ihren Sohn zu suchen.
Doch sieben Jahre nach dem Fall von Nargothrond kam der Krieg auch nach Doriath: Thingol wurde von Zwergen im Streit um das Nauglamir erschlagen, doch die meisten dieser Zwerge ebenso. Also sandten die Zwerge aus den Ered Luin ein Heer nach Doriath, um den Tod der ihren zu rächen, und sie überfielen Menegroth und töteten viele, und namen das Nauglamir mit dem Silmaril fort. An diesem Kampf namen Anvíron und Linwiel noch nicht teil, denn sie verabscheuten das Handwerk des Tötens. Aber nachher bereuten sie ihre Entscheidung als sie die Erschlagenen und die Zerstörung, die die Zwerge angerichtet hatten, sahen.
Zu dieser Zeit floh die Elbe Nellas, die einst eine Freundin von Túrin in dessen Jugendzeit gewesen war, mit vielen anderen aus Doriath nach Balar. Dort traf sie Ardir, der im Haus Círdans lebte, und bald verliebten sie sich ineinander, und nur sieben Jahre später wurden sie von Círdan vermählt.
Anvíron und Linwiel jedoch blieben zunächst unter der Herrschaft Diors, des Halbelben in Doriath, denn sie mochten die Wälder noch nicht verlassen.
Aber Feanors Söhne erhoben Anspruch auf den Silmaril, den Dior nach dem Tod seiner Eltern trug, und als er diesen Anspruch zurückwies, überfielen sie Doriath im zweiten Jahr seiner Herrschaft. Dior fiel bei diesem Angriff, doch seine Tochter Elwing entkam mit dem Silmaril und vielen andern Elben. Auch Anvíron und Linwiel, die tapfer gekämpft hatten, schlossen sich den Flüchtlingen an, und so kamen sie zu den Mündungen des Sirion, wo sie sich niederließen.
Dort wurde schließlich drei Jahre nach ihrer Flucht ihre Tochter Malire geboren, die ihrer Mutter sehr ähnlich war, in Gestalt und Gemüt. Dreizehn Jahre später folgte Oropher, der eher Anvíron und den Sindar Doriaths ähnelte als den Nachkommen Lenwes, und schließlich weitere sechzehn Jahre später Amdír, der seinem Vetter Ardir sehr ähnelte.
Im Jahr nach Amdírs Geburt überfielen die Söhne Feanors, die erneut den Silmaril erlangen wollten, die Siedlung an den Sirionmündungen, und töteten viele der Flüchtlinge aus Doriath und Gondolin. Auch Anvíron und Linwiel fielen, doch ihre Kinder wurden gerettet und entkamen mit vielen anderen nach Balar.
Círdan erkannte sie als Nachkommen Lenwes, und gab sie in die Obhut von Ardir und Nellas. So wurden die beiden lang getrennten Zweige von Lenwes Nachkommen wieder vereint.
[...]

Hier folgt offenbar ein Bericht über das friedliche Leben auf Balar und das Heranwachsen der Kinder Linwiels während im Norden der Krieg des Zorns tobte, und Morgoth niedergeworfen wurde. Als Beleriand unterging, bauten die Elben auf Balar unter Círdans Anleitung Schiffe und segelten nach Osten, wo sie sich zunächst in den Resten Ossiriands, das nun Lindon genannt wurde, niederließen. Dort wurde Ereinion Gil-Galad aus dem Volk der Noldor König, und Círdan Fürst der grauen Anfurten.

... doch Amdír und Oropher waren zu stolzen Elben herangewachsen und es verlangte sie nach eigenen Reichen, die sie beherrschen konnten. Ardir dagegen war in Lindon glücklich, denn es erinnerte ihn an seine Zeit in den Falas, aber Nellas sehnte sich danach, erneut in Wäldern zu leben, denn sie vermisste Doriath. Und ihr zuliebe schlossen sie sich den Kindern Linwiels an, als diese mit vielen aus dem Volk der Laiquendi und einigen Sindar nach Osten wanderten. So überquerten sie die Hithaeglir, die nun weniger hoch und gefährlich waren als zu der Zeit, da ihr Ahne Lenwe vor der Überquerung zurückschreckte.
Auf der anderen Seite des Gebirges kamen sie in das Land Lórinand, das bereits von einigen Elben bewohnt wurde, die einst ebenfalls zum Volk der Nandor gehört hatten. Und das Land erschien Ardir und Nellas gut, und so entschlossen sie sich, dort zu bleiben. Auch Amdír blieb dort, doch Oropher wanderte weiter nach Norden und Osten, denn er wollte sein eigenes Reich begründen und nicht unter der Herrschaft seines jüngeren Bruders stehen, und ihre Schwester Malire begleitete ihn.
So wohnten nun die Nachkommen Lenwes wiederum getrennt: Oropher und Malire im Norden des großen Grünwaldes, wo Oropher bald ein Fürst wurde, und Amdír und Ardir in Lórinand, am Fuß der Hithaeglir.



An dieser Stelle endete der fünfte Teil, und der junge Prinz hörte auf zu lesen. Es war ihm nicht bewusst gewesen, wovon dieses Buch, dass ihm der alte Archivar gegeben hatte, handeln würde. Er hatte eher mit einer langweiligen Abhandlung über den Fehler des Stolzes gerechnet, als mit einem solchen Werk. Die Geschichte dieser Elben fesselte ihn mehr, als er geglaubt hatte.
Er las weiter.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re:Das Haus Lenwe
« Antwort #5 am: 23. Mär 2013, 10:05 »
Und er las von Amdír und Lórinand, von seinem Freund Oronêl und seinem Sohn Amroth, von der Abfahrt Ardirs und Nellas' nach Valinor, von Oropher und seinem Sohn Thranduil im großen Grünwald, von Malires Wanderung nach Lórinand und der Geburt ihres Sohnes Anvíron und ihrer Tochter Calenwen, von der Hochzeit ihrer Tochter mit Oronêl und der Geburt ihrer Tochter Mithrellas.
Und dann kam der Krieg über die Elben: Amdír, Oronêl und Malires Gemahl Rúmil zogen in den nicht enden wollenden Kampf gegen Saurons Orks, um Lórinands Grenzen zu schützen, und dort fiel Rúmil, doch Amdír und Oronêl überlebten und zogen in den Krieg des Letzten Bundes. In der Schlacht auf der Dagorlad fiel Amdír, und Oronêl kehrte mit den Elben von Lórinand und der Leiche seines Fürsten heim, noch bevor Sauron niedergeworfen war.
Und der Prinz las weiter, wie Calenwen Oronêl im Streit verließ und nach Westen fuhr, wie Oropher im Krieg gegen Sauron fiel, wie sich Amroth in Nimrodel verliebte, wie Oronêl und seine Tochter Mithrellas die beiden nach Süden begleiteten, und wie Mithrellas und Nimrodel im Weißen Gebirge verschwanden.
Dann las er von Amroths Tod und Oronêls vergeblicher Suche nach seiner Tochter, und von seinem Versteck in den Pinnath Gelin.
Und voller Erstaunen erschloss sich ihm endlich seine eigenen Verbindung zu diesen Elben, als er erfuhr, wie Mithrellas den Menschen Imrâzor heiratete und im Galador, einen Sohn und Gilmith, eine Tochter schenkte, und das Galador der erste Fürst von Dol Amroth wurde.
Und immer noch las er weiter, nun von den Taten Oronêls und Mithrellas' im letzten Krieg gegen Sauron, und von Oronêls Freunden, Amrûn und Celebithiel, und seinem Nachfahren Amrothos.

Als er das Buch zuschlug, stand plötzlich der Archivar neben ihm, wie aus dem Boden gewachsen.
"Und? Was hast du gelernt?", fragte er.
"Ich... ich bin mir nicht sicher, was ihr hören wollt.", antwortete der Prinz, der eigentlich keiner war.
Der Archivar seufzte und sank auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches.
"Du hast viel gelesen und viel erfahren. Doch was haben all diese Elben gemeinsam, und was verbindet sie mit deinem Vater?"
"Die Abstammung.", antwortete der Prinz.
"Das ist richtig, aber nicht das wollte ich hören. Es ist der Stolz. Lenwe war stolz, Denethor war stolz, Ardir, Oronêl, Amdír, Amrothos, dein Vater, sie alle waren stolz!", erwiderte der Archivar, und seine Augen unter der Kapuze schienen den Prinzen zu durchboren.
"Stolz auf ihre Taten und stolz auf ihre Ahnen, und das mit Recht!", meinte der Prinz trotzig.
"Mag sein.", sagte der Archivar, und er klang müde, "Doch was hat es ihnen gebracht? Lenwes Stolz brachte ihm den Tod, Denethors Stolz führte zu seinem und dem Tod seiner Schwester auf dem Amon Ereb, Ardirs Stolz beraubte ihn seiner Eltern, Oronêls Stolz beraubte ihn seiner Frau und seiner Tochter, und auch Amdír wurde in der Schlacht auf der Dagorlad ein Opfer seines Stolzes. Der Stolz deines Vaters führte zur Zerstörung der Schwanenstadt, zu seiner Verbannung, seinem Tod, und deiner Gefangenschaft.
Nun sag mir, junger Prinz, was hat der Stolz deiner Vorfahren jemals gutes hervor gebracht?"
Der Prinz antwortete wütend: "Mein Vater war ein guter Mann!"
"Das ist wahr, und ich kannte deinen Vater besser und länger als jeder andere. Ich habe versucht, ihm seinen Stolz auszureden, doch was half es? Er lehnte sich gegen seinen rechtmäßigen König auf, und wozu das geführt hat, weißt du ja. Doch ich habe einst einem deiner Ahnen geschworen, sein Geschlecht zu beschützen, und du bist der letzte dieses Geschlechts."

Der Prinz betrachtete ihn argwöhnisch. "Wie alt seid ihr? Wer seid ihr?"
Der Archivar seufzte, schlug die Kapuze zurück, und offenbarte Elbenohren, deren Spitzen seine Haare durchstießen. "Einst war mein Name Ladion aus Lórien, und ich kannte Oronêl. Womöglich hast du auch meinen Namen in diesem Buch gelesen. Oronêl war es, dem ich den Schwur gab, und seitdem lebte ich in Dol Amroth, als Berater der Fürsten, und immer wusste nur der Fürst um mein Geheimnis und gab es vor seinem Tod an seinen Erben weiter. Doch dein Vater ist gefallen bevor er es dir sagen konnte.
Und nun, in Gedenken an die lange Freundschaft, die mich mit deinem Haus verbindet, sage ich dir: Lege deinen Stolz ab, unterwerfe dich dem König, denn er ist dein rechtmäßiger Herrscher. Dann wirst du trotz des Verrats deines Vaters Fürst von Dol Amroth werde. Begehe nicht den Fehler, der so vielen deiner Vorfahren so viel genommen hat."
Ladion sprach mit einer Eindringlichkeit, dass der Prinz nicht anders konnte, als ihm zu glauben.
"Ich werde darüber nachdenken.", antwortete er.
"Mehr kann ich nicht erwarten. Ich werde weiter an eurer Seite bleiben, bis zu dem Tag, an dem ihr Fürst von Dol Amroth werdet. Doch dann muss ich euch bitten, mich von meinem Schwur zu entbinden, denn ich sehne mich nach meinesgleichen, und bin diese Welt leid."
Und der Prinz schwor es.



Sieben Monate später stand der neue Fürst von Dol Amroth mit seinem Gefolge vor dem zerstörten Tor der Stadt. Über ihren Köpfen wehte das neue Banner von Dol Amroth. Es war geviertelt, und zeigte links oben und rechts unter den silbernen Schwan auf blauem Grund, den die Fürsten von Dol Amroth seit alters her im Wappen führten.
In den anderen Ecken war ein Baum mit goldenen Blättern auf ebenfalls blauem Grund zu sehen: Ein Zeichen für die Abstammung des Fürstenhauses von den Nachkommen Lenwes.
Der Fürst wandte sich nach Westen, zum Meer, und sah zu, wie das kleine Schiff den Hafen von Edhellond verließ, und sich nach Westen wandte. Er sah ihm nach, bis das Segel am Horizont verschwand.

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