Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Umbar

Auf den Straßen von Umbar

<< < (8/8)

Eandril:
Edrahil und Hírilorn von Vor der Stadt

Der Platz hinter dem großen Tor von Umbar war voller Toter, Sterbender und Verwundeter. Männer des Malikats trieben Grüppchen der Verteidiger zusammen und nahmen ihnen die Waffen ab, während immer mehr Soldaten ins Innere der Stadt strömten. Nur kurz nachdem Edrahil und Hírilorn unter dem mächtigen Torbogen hindurch getreten waren, erblickte im flackernden Licht der Fackeln einen wohlbekannten, dunkelblonden Haarschopf.
Er rief Valirës Namen, und sie trafen sich am südlichen Rand des Platzes, unter den Mauern eines herrschaftlichen Anwesens.
"Bevor ihr fragt: Ich bin mit Erchirions Erlaubnis hier - oder auf seinen Befehl, wenn euch das besser gefällt", begann Valirë. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß und auf ihrer Rüstung klebte Blut, doch sie schien unverletzt. "Da ich mich als einzige halbwegs in Umbar auskenne, hat er mich mit ein paar Männern durch die Stadt zum Tor geschickt, und den Hafen angegriffen um von uns abzulenken." Sie setzte eine verschwörerische Miene auf, und fügte hinzu: "Unter uns gesagt war es meine Idee, und ich musste ihm ganz schön zusetzen, dass er sein Einverständnis gibt. Aber wir haben es geschafft, das Fallgitter geöffnet und die Jungs am Tor so durcheinander gebracht, dass die anderen durchbrechen konnten."
Edrahil nickte knapp. "Sehr gut. Wo ist Qúsay?"
Valirë verdrehte die Augen, und erwiderte: "Danke, Valirë, gute Arbeit, Valirë. Qúsay hatte auch kaum einen Blick für uns übrig, und ist gleich mit seiner Leibgarde in Richtung Palast weitermarschiert, und... brennt da etwas?"
Edrahil wandte sich in die Richtung um, in die sie blickte. Tatsächlich schien eines der Gebäude in der Nähe der Mauern Feuer gefangen zu haben, und dichte Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Soldaten und Stadtbewohner rannten hektisch durcheinander.
"Hírilorn", sagte Edrahil nur knapp, und der Angesprochene eilte ohne in weiteres Wort in Richtung des Brandes davon. Edrahil wandte sich wieder Valirë zu.
"Entschuldigung. Gut gemacht", sagte er, und Valirë grinste. "Wer seid ihr, und was habt ihr mit Edrahil gemacht?"
Edrahil ging nicht weiter darauf ein, und sagte stattdessen: "Wir müssen zum Palast. Du und der Rest deiner Truppe, sofern sie nicht verwundet sind, kommen mit mir."
Tatsächlich waren von Valirës Trupp nur noch sechs Männer einsatzbereit - drei waren gefallen, und sechs weitere waren zu schwer verwundet, um noch von großem Nutzen zu sein.
Gerade als Edrahil zum Palast aufbrechen wollte, kehrte Hírilorn zurück. "Niemand weiß, wie das Feuer entstanden ist", berichtete er atemlos. "Aber sie können es nicht löschen, denn es hat zu lange nicht geregnet. Und... mindestens zwei Brunnen sind wie über Nacht versiegt."
Bei Hírilorns letzten Worten beschlich Edrahil ein äußerst ungutes Gefühl. "Kommt mit. Wir müssen zu Qúsay - und zwar sofort."

Auf den Straßen Umbars herrschte ein heilloses Chaos. Zwar wurde entlang des Weges zum Palast im Zentrum der Stadt nicht mehr gekämpft, da Qúsays Truppen dieses Gebiet bereits unter Kontrolle hatten, doch inzwischen breiteten sich an mehreren Stellen Brände aus, und Stadtbewohner und Soldaten drängten sich in den Straßen. So brauchten Edrahil und seine Begleiter deutlich länger, um den Weg zum Palast zurückzulegen, als ihm lieb war.
Da der direkte Weg zum Palast schließlich doch versperrt war - Qúsays Soldaten hatten einen Trupp Verteidiger auf einer Kreuzung eingekesselt - wählte Edrahil schließlich den längeren Weg um den Palast herum, der auch an dem geheimen Eingang zum Palast vorüber führte. Edrahil hatte zwar nicht vor, diesen Eingang zu nehmen, und dennoch wurden sie aufgehalten, als ihnen eine unter einem Kopftuch verborgene Gestalt mit einem Kind an der Hand aus der unsichtbaren Seitentür heraus geradezu vor die Füße stolperte.
Sie blickte erschreckt auf, und presste eine Hand gegen die Brust. "Edrahil? Seid ihr das?"
Edrahil bedeutete den Soldaten, die instinktiv ihre Waffen gezogen hatten, mit erhobener Hand zurückzubleiben, und trat selbst vor.
"Ja. Aber ihr seid mir gegenüber im Vorteil." Als Antwort streifte die Frau das Kopftuch ab, und enthüllte eine Flut langer schwarzer Haare. Edrahil hob eine Augenbraue. "Fürstin Arannís."
Hasaels Gemahlin sah nicht gut aus. Sie war blass, und über ihr Gesicht zogen sich sichtliche Tränenspuren. "Ich glaube, eine Fürstin bin ich nicht mehr", erwiderte sie. "Bitte... ihr müsst mir helfen, bevor Qúsay uns tötet."
Edrahil warf dem Kind, dass sie an der Hand hielt einen Blick zu, und sie erklärte: "Menelmir, mein jüngster Sohn - und vielleicht mein einziger." Ihr Stimme bebte, und sie kämpfte sichtlich damit, die Tränen zurückzuhalten. "Bitte, Edrahil. Meneldur haben sie getötet, ich habe keine Ahnung, wo Calmacil ist. Ich... ich habe Angst, dass sie uns auch töten."
"Natürlich werden wir..." begann Valirë, doch Edrahil hob die Hand um sie zurückzuhalten. Sie warf ihm einen verständnislosen Blick zu, doch die Entscheidung fiel Edrahil alles andere als leicht. Schließlich sagte er: "Wenn Gondor euch Schutz bietet, Arannís, könnte das unser Bündnis mit Qúsay gefährden. Ich... Ihr werdet mir einen Eid leisten, hier und jetzt. Ihr erkennt Qúsays Anspruch auf Umbar an und schwört, dass weder ihr noch euer Sohn je etwas unternehmen werdet, die Herrschaft Qúsays oder seiner Nachfahren zu gefährden."
"Ich schwöre es", erwiderte Arannís ohne auch nur einen Wimpernschlag zu zögern. "Das... das alles ist mir gleich, wenn ihr uns nur beschützt."
Edrahil nickte mit zusammengebissenen Zähnen. "Also schön. Valirë, du und deine Männer bringen Arannís und ihren Sohn zu den Schiffen. Erkläre Erchirion die Situation, und bewahrt ansonsten absolutes Stillschweigen darüber."
"Wird gemacht", antwortete Valirë, die erleichtert wirkte. "Kommt mit uns, Arannís."
Edrahil blieb alleine mit Hírilorn zurück, der sagte: "Ich will euch nicht hinterfragen, aber... denkt ihr nicht, dass Qúsay diese Neuigkeiten schlecht aufnehmen wird, sobald er davon erfährt?"
"Sicherlich, er wird nicht begeistert sein. Aber ich denke, sobald sich die Lage beruhigt hat, wird er einsehen, dass es die beste Wahl war."

Edrahil und Hírilorn zum Fürstenpalast

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln