Celebithiel aus Caras GaladhonDer Feen Tanz,
gehüllt in Morgentau,
erstrahlt in vollen Glanz,
der Sonne Schein,
geschmückt mit einen Kranz,
voll Rosenblüten stechend rot,
die ich eins nannte mein,
tanzen fort Kummer und Not.
Singen mit lieblicher Stimme,
wie die Mutter für ihr Kinde,
leb –
Celebithiel fuhr herum, als die Magd die Tür zu ihrem Gemach öffnete, und ihre zarte Stimme verstummte abrupt. Der jungen Elbe stieg die Schamesröte ins Gesicht und mit demütiger Stimme sagte sie: „ Entschuldigt Herrin Celebithiel. Ich dachte ihr wärt, wie jeden Morgen, in den Heilhäusern, um sich um Herr Glorfindel zu kümmern.“
Noch ehe Celebithiel etwas erwidern konnte, schloss die Magd die Tür hinter sich, und ließ die rotblonde Elbe allein.
„ Hast du alles gepackt Liebling?“.
Celebithiel saß unbeteiligt neben seiner Liege in den Heilhäusern und blickte in die Ferne. Sie hatte angefangen die rotgelben Blätter zu zählen, die langsam zu Boden segelten und das weiche Gras bedeckten; so sorgfältig, wie die Mutter die ihre Kinder Nachts zudeckt, damit sie nicht frieren.
„ Celebithiel, alles in Ordnung?“. Er legte den Arm, den er nicht bandagiert hatte, um ihre Hüften und zog sie zu sich. „ Du weißt doch hoffentlich, dass ich nichts lieber täte, als mit dir hier in Lórien zu verweilen. Dein wunderhübsches Gesicht jeden Tag zu sehen. Wie sehr würde ich wollen jeden Tag deine Lippen auf den meinen zu spüren und dir durch dein seidenes Haar zu streicheln. Doch, wenn wir hier verweilten, wie lange würden wir so leben können?
Wie lange könnten wir einander lieben, bis Saurons eisige Finger sich in die Bäume Lothlóriens schlagen und sie verblühen, so wie einst die zwei Bäume Valinors?
Wir müssen unsere Aufgaben erfüllen, bevor wir dies gemeinsam erleben können! Der Schatten Saurons muss zerschlagen werden und zwar ein für allemal, bevor wir uns wieder sehen und lieben dürfen. Das Heer der Elben braucht mich als Heerführer und die freien Völker Mittelerdes brauchen dich und Narya, um sich diesen Schatten entgegenzustellen.“
Glorfindels ruhige Stimme endete hier und er fügte nichts mehr hinzu. Sie liebte seine vehemente und entschlossene Art, die aber keines Wegs forsch oder unangenehm war. Er erinnerte sie ein wenig an Gandalf. Auch wenn sie ihn für die Worte in diesen Augenblick hasste, selbst wenn sie tief in ihren Herz verstand, dass sie richtig waren.
Gandalf…bei ihm muss ich mich auch noch verabschieden.Sie legte ihren Kopf an Glorfindels Schulter und antwortete auf seine erste Frage: „ Ja ich hab alles gepackt! Ich bin Aufbruch bereit, ich muss nur noch einmal zu Gandalf, dann werde ich nach Imladris reiten….“
Er fragte sie nicht, warum sie nach Imladris musste, das einzige was Glorfindel tat, war sie zu küssen und als sie aufstand, hielt er ihre Hand und kniete sich nieder.
„ Celebithiel, ich werde mich nun hier von euch verabschieden, denn ich weiß, dass wir uns später nicht wieder Lebewohl sagen können. Doch bevor ihr geht, möchte ich euch etwas versprechen. Wir werden einander wiedersehen und dann werde ich dein Gemahl, sofern du dies willst. Ich kann dir keinen Ring als Symbol unserer Treue geben, denn ihr bekamt bereits den teuersten Ring Mittelerdes, stattdessen möchte ich dir mein Schwert geben. Es wurde einst in ferner Zeit von den mächtigsten Schmieden angefertigt, die es in Mittelerde gab. Seine Klinge ist scharf wie der Zahn eines Drachens und leicht, wie der Flügel eines Schmetterlings. Mächtige Feinde erlagen dieser Klinge und mein Herzblut fließt durch diese Klinge. Somit ist sie an deiner Seite und wird euch schützen, damit wir einander wiedersehen.“
Ohne zu zögern küsste sie und verschwand wortlos in den Dickicht der Bäume.
Das weiße Tuch füllte sich mit dem klaren Wasser und benetzte Gandalfs Stirn.
„ Es tut mir so wahnsinnig leid Mithrandir“, flüsterte Celebithiel, während sie behutsam das feuchte Tuch über seine Gesichtszüge fuhr.
„ Es tut mir so wahnsinnig Leid, dass ich gezögert habe und deine Aufgabe nicht weiterführen wollte“. Es schien fast so, dass das Tuch den Weltschmerz von Gandalfs Gesicht wischen würde, wie Regen den Staub nach einer langen Dürre fort wusch.
„Aber nun gehe ich! Ich gehe nach Imladris und Amrûn zu sehen und mit ihn gemeinsam deine Aufgabe zu Ende zu führen. Ich werde es tun, auch wenn ich Angst habe. Auch wenn ich Angst habe, dass ich euch nicht gerecht werde. Aber damals in Fangorn nanntest du mich Celebithiel und der Mond und die Entwasser wuschen die Dunkelheit hinfort und selbst der Mund konnte nicht bis in die tiefsten Winkel meines Herzens vordringen. Ihr habt mich geläutert und stark gemacht für diese Welt.“
Sie umarmte ihren alten Freund und als sie sich zu gehen wandte, bildete sie sich ein, dass Gandalf geblinzelt hätte. Es schien als hätten seine blauen Augen hervor geblitzt, wie die Sonne nach einer durchregneten Nacht.
Celebithiel lächelte und flüsterte ihm noch ein „ Bis Bald, weiser Mithrandir“, hinterher bevor sie die Stufen hinauf Schritt, um ihr Pferd zu satteln.
„ Vielen Dank Arlea. Habt ihr auch alles, was ich euch aufgetragen habe, aus meinem Gemächern geholt?“, ihre Stimme klang ungewollt streng.
„Aber natürlich gnädige Frau“, entgegnete Arlea und verschwand, als sie sah, dass die Herren des goldenen Waldes die lange Wendeltreppe hinunterstiegen.
Celebithiel holte tief Luft und zog noch einmal die Zügel ihres Pferdes fest und überprüfte, ob der Sattel auch richtig saß.
„ Meine geliebte Enkeltochter“, ertönte Celeborns Stimme, „ wie oft haben wir dich nun schon gehen lassen müssen? Wie oft mussten wir einander Lebewohl sagen und wie oft zerriss es mir das Herz, wenn meine Frau und ich dir noch meilenweit hinterher blickten, bis dein Körper ein winziger Punkt am Horizont wurde. Und gerade jetzt, nachdem du solange, wie noch nie, in unseren Reich verweilt hast und deine liebevolle Stimme meine Ohren verwöhnt haben, fällt es mir besonders schwer dich gehen zu lassen. Abe-.“
Celebithiel sprintete los und fiel ihrem Großvater um den Hals. Sie drückte ihn so fest, dass er wusste, wenn er weiter sprach, dann würde sie ihn nie wieder verlassen. So erwiderte er ihre Umarmung und Celebithiel wurde es warm ins Herz. Galadriel stellte sich zu ihnen und sagte kein Wort. Celebithiel und Sie kommunizierten bereits ohne Worte miteinander und die rotblonde Elbe wusste, was ihre Großmutter zu sagen hatte.
Ewig schienen sie so zu verweilen und als die drei ihre Umarmung schweren Herzens lösten, hielt Galadriel Celebithiel eine Schatulle hin.
„ Dort drinnen findest du Narya und ein Andenken an uns beide. Es sind zwei Amullette und sie spiegeln die zwei Bäume Valinors wieder. In beiden ist eine Strähne meines Haars eingearbeitete, denn sie sind die einzigen, die das Licht der beiden Bäume bewahren, und die Zeit überdauert haben. Eine davon, das Licht des silbernen Baumes, ist deine Celebithiel, die silbergekrönte Tochter des Mondes; die andere, das Licht des goldenen Baumes, ist die Amrûns, Sohn der Sonne. Mögen sie euch durch die Schatten helfen und euch Trost spenden, wenn der Schatten euch zu verschlingen droht.“
Celebithiel nahm zögernd die Schatulle und blickte mit wässrigen Augen zu den Herren des Lichts.
„Nun geh schon meine Liebe! Wir werden einander wiedersehen“, flüsterte Galadriel ihr zu, während sie sie auf die Stirne küsste.
Das Pferd Celebithiels galoppierte über den Trampelpfad, der aus Lórien herausführte und als sich Celebithiel umschaute, glaubte sie Glorfindel, im Schutz der Bäume zu sehen, der ihr hinterher blickte.
Celebithiel nach Isengart