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Autor Thema: Marwans Residenz  (Gelesen 16952 mal)

kolibri8

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Marwans Residenz
« am: 21. Jun 2013, 18:40 »
Qúsay von der Hauptstraße

Marwans Haus war ein prachtvolles Exemplar eines gondorischen Herrenhauses. Der ursprüngliche Eigentümer muss ein reicher Kaufmann gewesen sein. Eine hübsche, junge Sklavin, ihres blonden Haares und ihrer hellen Haut nach zu Urteilen aus dem Norden stammend, begrüßte ihn und führte ihn die Treppe hinauf in ein mit einem Kamin beheizten großen Speisesaal. Er sah sich um, die Fenster und die meisten Türen waren geschlossen. Die Sklavin wollte gerade die letzte Tür, durch die sie gerade gekommen waren, schließen. Qúsay drehte sich um und sagte: „Warte, lass’ die Tür offen.“ Sie blickte zu Marwan, der einfach nur nickte. Sie senkte ihren Kopf und verließ den Raum.

Marwan saß bereits zu Tisch, stand aber auf um Qúsay zu begrüßen. Dann nahm er wieder Platz und deutete Qúsay an, sich ihm gegenüber zu setzen. Qúsay tat, wie ihm geheißen und sezte sich. Schon betraten einige Sklaven den Raum und brachten Fladenbrot, Hammelfleisch, Datteln und Reis. Qúsay wurde als Gast nach Sitte der Haradrim als erstes bedient, nahm sich Fleisch und Brot und wartete bis sich Marwan ebenfalls genommen hatte. Bevor Qúsay sprechen konnte nahm bereits Marwan das Wort in den Mund: „Immer noch das alte Problem?“ Qúsay starrte ihn an, er wusste nicht was Marwan meinte. „Die Tür“, fügte dieser hinzu. „Ach das meinst du“, antwortete Qúsay. „Wie soll das auch besser werden. Außerdem ist es immer gut, wenn man einen Fluchtweg offen hat.“ Marwan winkte ab. „Das redest du dir doch nur ein.“ „Vielleicht – ich denke nicht, dass wir das jetzt weiter diskutieren sollten. Nun denn wie…“
Schritte unterbrachen ihn. Die blonde Sklavin hatte den Raum betreten und trug einen Krug verdünnten Wein herein. „Rede ruhig weiter, die verstehen unsere Sprache nicht!“ sagte Marwan. Er bemerkte wie Qúsay sie anstarrte. „Sie gefällt dir, hm?“ Er wandte sich an die Sklavin und sprach in feinstem Westron. „Thjódbjörg, bereite dem Herrn Qúsay, ein Zimmer zur Nacht, er wird bei uns übernachten.“ Sie nickte und wollte bereits gehen. „Und er wünscht dass ihr ihm heute Nacht Gesellschaft leistet.“ Thjódbjörg blickte zu Boden und antwortete leise: „Ja, Herr.“, und verließ den Saal. „Das war nicht nötig, Marwan“, sagte Qúsay. „Doch, das war es. Es wäre um die viel gerühmte Gastfreundschaft Marwans geschehen, wenn sich herumsprechen würde, dass er einem seiner ältesten und besten Freunde nicht einmal eine seiner Sklavinnen anbieten würde…Du kannst sie im Übrigen behalten.“ „Danke.“, sagte Qúsay nickend, „ nun denn, wie sieht es aus?“
„Nun viele, der hier stationierten Kommandeure, sind auf unsere Seite, ich denke wenn es zu einer Entscheidung kommt werden wir etwa dreieinhalbtausend Mann aufbieten können, und etwa Zehntausend wenn wir in Harad sind.“
„Was ist mit den Gondorern?“
„Eine Arme von etwa Dreitausend Mann marschiert von Dol Amroth aus in unsere Richtung. Ich habe den anderen Kommandeuren geraten sie in der Stadt zu erwarten. Aber sie hören auf mich, von daher ist das noch nicht in Stein gemeißelt.“
„Gut. Dann werden wir ihnen eine Nachricht zusenden müssen. Das ist die perfekte Gelegenheit unser Vorhaben durchzuziehen.“
„Aber, Qúsay, wie willst du den Gondorern eine Nachricht zukommen lassen ohne dass es auffällt.“
„Du hast doch immer noch meinen Jagdfalken, oder?
„Ja, aber…“
„Ist er hier?
„Ja schon, aber du weißt, dass er nicht dazu geeignet ist Briefe auszutragen. Als wir das, das letzte Mal ausprobiert haben, hat er Dawud das Gesicht verkratzt.“
„Ich will ihn ja auch nicht als Brieftaube verwenden. Aber wenn ich auf der Beizjagd bin und mir mein gondorischer Sklave abhaut. Ist das doch einfach nur Pech.“
Marwan grinste. „Das ist ein guter Plan, aber er hat einen Haken: Du hast keinen gondorischen Sklaven.“
„Noch nicht.“

Einen Moment lang schwiegen sie. Dann sah sich Qúsay das Essen an. „Nun jetzt sollten wir aber mal anfangen zu essen, es wäre doch schade das gute Essen verkommen zu lassen.“
Nach einer Stunde, die Qúsay und Marwan natürlich nicht nur mit Essen sondern auch mit anderen Gesprächsthemen zugebracht hatten, ging Qúsay auf sein Zimmer auf dem ihn Thjódbjörg bereits auf ihn wartete. Da das Fenster offen war, und der Raum auch an sich geräumig, schloss er die Tür hinter sich und legte seinen Schwertgurt ab. Die Sklavin saß ängstlich auf seinem Bett, nur noch mit ihrem Unterkleid bekleidet und starrte mit einem leeren Blick nach unten. Als sie Qúsay bemerkte stand sie auf und wollte sich auch ihres Unterkleides entledigen, wurde aber von Qúsay gestoppt. Er versuchte ihr in die Augen zu blicken sie weichte seinen Blicken jedoch immer wieder aus.
„Sieh mich an!“ sagte Qúsay mit einer ruhigen Stimme. „Sieh mich an. Hörst du ich werde nichts mit dir machen, was du nichts willst. Du hast nichts zu befürchten. In Ordnung?“
Sie sah ihn kurz an, nickte und senkte dann wieder den Kopf. „Komm setz dich.“ Er ließ sie sich auf die Bettkante setzen, dann öffnete er die Tür und winkte einen Sklaven, der auf dem Flur ging, herbei. „Bring uns doch bitte eine Krug Wein…“ er hielt kurz inne, blickte zu Thjódbjörg und fügte noch hinzu: „unverdünnt.“ Der Sklave nickte und ging. Nach ein paar Minuten kam dieser mit einem Krug Wein und zwei Bechern zurück. Qúsay nahm Becher und Krug, stellte die Becher auf einen kleinen Tisch und schank Wein in die Becher ein. „So nachdem du mir Wein gebracht hast, ist es nur billig dir ebenfalls Wein anzubieten.“ Sagte er und reichte Thjódbjörg einen Becher mir Wein. Sie lächelte kurz und nahm den Becher an. „Thjódbjörg? Ja?“ Sie nickte. „Gut, sag wo kommst du her?“ Sie antwortete, aber so leise das Qúsay sie nicht verstand. „hm?“  Sie nahm einen Schluck und sagte dann, „Thal.“
„Thal, aha, aus dem Norden, und war es schön da?“
 Sie nickte. „Ja, bis…“ Ihre Stimme versagte wieder.
„bis Saurons Armee kam“, beendete er ihren Satz, „nun da haben wir auch schon etwas gemeinsam. In Harad war es auch schön bis Saurons Armee kam.“
Sie starrte ihn fragend an. „Ja, ich bin nicht unbedingt ein Freund Saurons. Sagens wir es so, wenn Sauron alle seine Feinde persönlich kennen würde, hätte ich milde ausgedrückt ein Problem. Aber er kennt nicht alle seine Feinde, und das ist auch gut so. Auch wenn in naher Zukunft die Zeit gekommen sein wird, in der ich und die Haradrim die auf meiner Seite stehen sich offen gegen ihn stellen werden. Aber das muss gut vorbereitet werden.“
Er blickte sie an. „Nun leg dich schlafen.“
Thjódbjörg stand auf und ging zur Tür.
„Was ist los?“, fragte Qúsay verwundert.
„Ich soll doch schlafen gehen“
„Ja, aber hier ist doch ein Bett“, sagte er auf das Bett deutend, „Du brachst nicht auf dein Zimmer zu gehen.“
„Aber das ist doch euer Bett.“
Qúsay winkte ab. „Nein ich bin sicher dieser Stuhl dort ist genauso bequem für mich. Ich habe die letzen Tage nur im Sattel gesessen und geschlafen, damit bin ich schlimmeres gewohnt.“
Er nahm den Stuhl in der Ecke und stellte ihn neben das Bett, in das nun Thjódbjörg kroch. Dann setzte er sich auf den Stuhl, zog seine Stiefel aus und legte seine Beine so auf das Bett, dass sie Thjódbjörg nicht stören würden.

Am nächsten Morgen saßen Qúsay und Marwan zusammen beim Frühstück.
„Nun es war recht still in deinem Zimmer gestern Nacht, Qúsay. War etwas nicht in Ordnung?“
„Nein alles in Ordnung!“ antwortete Qúsay. Auf Marwans fragenden Blick erwiderte er schließlich: „Du weißt für den Beischlaf braucht es immer Zwei, und du weißt auch dass es nur halb so erfüllend ist, wenn nur eine Hälfte will. Oder?“

Marwan blickte überlegend umher, sichtlich bemüht etwas zu finden um das Thema zu wechseln. „Was unsere Beredung gestern Abend angeht hast du Glück. Wir haben heute Nacht einige Gondorer gefangen genommen.“
„Was? Wie?“
„Wie es scheint hatten sie die wahnwitzige Idee einige gefangene Frauen zu befreien. Die Überlebenden sind jetzt im Kerker bis nächste Woche die Sklavenhändler aus Umbar kommen.“
„Das heißt nächste Woche findet ein Sklavenmarkt statt?“
Marwan nickte.
„Gut dann haben wir ab nächster Woche eine Boten, ich meine natürlich Jagdgehilfen.“
« Letzte Änderung: 2. Sep 2013, 13:45 von kolibri8 »
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Re:Linhir - Marwans Residenz
« Antwort #1 am: 21. Jun 2013, 18:52 »
Auf Marwans Einladung, und wohl auch wegen einer bestimmten Sklavin entschied sich Qúsay dazu sein Quartier in Marwans Haus aufzuschlagen. Er ließ Dirar ebenfalls ein Zimmer einrichten und seine übrigen Männer in eine Kaserne in der Nähe einquartieren. Nach einer Woche war es schließlich soweit, die Sklavenhändler aus Umbar waren gekommen um Sklaven aus dem gesamten Westen und anderen Gebieten Mittelerdes feilzubieten.

Qúsay, Marwan und Dirar zum Markplatz
« Letzte Änderung: 22. Jun 2013, 18:58 von kolibri8 »
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Der neue Diener der Residenz des Marwans
« Antwort #2 am: 18. Aug 2013, 19:30 »
Merian, Qúsay, Marwan und Dirar vom Marktplatz

Merian ging durch die Flure der Residenz des Marwan und bestaunte die prächtig verzierten Holzschränke, Tische, Stühle und die wunderschönen Treppengeländer. Nachdem ein hauszugehöriger Sklave Merian herumgeführt und ihm erklärt hatte was er zu tun habe, hatte der neue Herr Qúsay Merian entlassen, damit er sich ein wenig zur Ruhe legen konnte.

Im Keller, in einem großen, unordentlichen Raum, der allen Sklaven und vielleicht sogar den Angestellten des Hauses als Schlafraum diente, legte sich Merian auf einige alte Kleider. Er versuchte einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht. –Zuviel war passiert, als dass er jetzt in einen schönen, langen Traum fallen könnte.
Merian überlegte krampfhaft, was er tun sollte.

Soll ich versuchen zu fliehen? Vielleicht brauchen sie mich, meine tapferen Männer. Was ist mit ihnen geschehen? Lebten all Jene noch, die nicht verkauft wurden? Und was ist mit den Anderen? Liegen sie jetzt auch irgendwo, im Hause ihres Herrn, auf einem Korsarenschiff oder auf der Straße nach Süden, wach und dachten über die Übel der Welt nach? Dachten sie daran, wo sie währen, hätten sie mir nicht gehorcht und währen nicht mit nach Linhir gegangen? –Bei ihren Frauen und Kindern, in Sicherheit bei ihren Familien im Westen von Dol Amroth?

Merians Augen tränten, als er an seinen Sohn und seine Eltern dachte und nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es ihnen gut ging.

Nach einigen wenigen Stunden Schlaf wachte Merian Schmerzen spürend auf. Sein Rücken tat ihm wieder weh. Er musste schräg auf den Kleidern eingeschlafen sein. Zudem verspürte er großen Hunger.
Es wäre doch weggeworfenes Geld, dachte sich Merian, seinen neuen Sklaven verhungern zu lassen.
In der unbewachten Küche des ersten Stockwerks fand der einige Äpfel, ein Leib Brot und eine Kanne frisch gemolkene Milch, von denen er sich bediente.

Tod nutze ich ihm nicht, ebenso wenig halb verhungert. Soll er mich bestrafen, wenn er es für Richtig hält und stark genug dafür ist. Was ist er nur für ein Mensch? Wird er mich bis zum Rest meines Lebens als Sklave neben sich haben wollen? Oder gibt es noch Hoffung?

Merian dachte über diesen geheimnisvollen Mann nach, während  er sich weiter vom Essen und Trinken bediente.

Zutiefst seltsam, warum fragt er mich nach Vögeln? Haben sie ihm sein Auge ausgepickt, oder warum sonst trägt er eine Augenbinde? Und wieso humpelt…

Merian würde aus seinen Gedanken gerissen. Er hörte Schritte von der Wendeltreppe hinaufkommen. Schnell stellte er die Milchkanne wieder ab und warf den halb aufgegessenen Apfel durch das offene Fenster nach draußen.
Im Kaminzimmer begegnete er seinem Herrn Qúsay, der ihm auftrug, Tinte, Feder und Papier zu bringen. Merian gehorchte und brachte gewünschte Dinge. Danach nahm er auf Befehl Qúsays Jacke und seine Schuhe und stieg hinab in den Waschraum, wo er beides sorgfältig reinigte und Bekanntschaft mit zwei weiteren Sklaven des Hauses machte.
« Letzte Änderung: 18. Aug 2013, 19:33 von --Cirdan-- »

kolibri8

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Re:Marwans Residenz
« Antwort #3 am: 2. Sep 2013, 13:16 »
Qúsay ging in sein Zimmer, in dem bereits Thjódbjörg auf ihn wartete.

Am Abend verließ Qúsay sein Quartier um seinen neuen Sklaven zu suchen. Er traf Merian schließlich im Kaminzimmer und bat ihn darum Papier, Feder und Tinte zu bringen. Nachdem der Sklave ihm diese Dinge gebracht hatte, begab sich Qúsay wieder auf sein Zimmer und legte die Schreibutensilien auf den Tisch. Dann ging er zum Bett, in dem Thjódbjörg bereits am schlafen war, deckte sie mit der Wolldecke zu und setzte sich dann an den Tisch und begann zu schreiben.

Er hatte den Brief fast fertig, als es an der Tür klopfte. Er schlich schnell zur Tür und öffnete sie und sah, dass es Marwan war. Qúsay deutete ihn an ruhig zu sein, ging auf den Flur hinaus und schloss die Tür leise hinter sich. „Sie schläft gerade, was ist denn?“ fragte Qúsay leise. „Ich habe gerade einen neuen Bericht von unseren Spähern erhalten. Wie es scheint haben die Gondorer ein Lager im Nordwesten aufgeschlagen.“
„Wer weiß noch davon?“
„Nur wir beide und die Späher, und die gehören zu meinem Stamm und werden es keinem weiter erzählen, wenn ich es ihnen nicht sage.“
Qúsay nickte. „Gut, dann werde ich wohl morgen zur Jagd ausreiten“, sagte Qúsay, drehte sich zur Tür und ergriff die Türklinke. Bevor er diese herunterdrückte, drehte er sich noch einmal zu Marwan und fügte hinzu: „Marwan, könntest du mir einen der Schlüssel für die Sklavenhalsbänder bringen?“
„Natürlich, Qúsay.“
Qúsay wartete noch kurz, bis Marwan mit dem Schlüssel wiederkam und ging dann wieder mit dem Schlüssel in der Hand auf sein Zimmer.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte setzte er sich auf die Bettkante neben Thjódbjörg, legte seine Hand auf ihre Schulter und weckte sie behutsam. Sie öffnete langsam ihre Augen und fragte, was los sei.
„Ich habe ein Geschenk für dich, setz dich hin.“ Sie gehorchte und setzte sich neben ihn auf die Bettkante.
„Dreh dich um“, sagte er und nahm den Schlüssel, um das Schloss, das Thjódbjörgs Halsband zusammen hielt, zu öffnen. Nachdem sie spürte wie sich das Halsband lockerte, drehte sie sich zu ihm um und sah ihn ungläubig an.
„Du bist frei!“, sagte Qúsay, „du kannst gehen wohin du willst. Auch wenn ich es gerne sehen würde, wenn du hier bleibst.“ Er stoppte für einen Moment, um diesem Satz auch genügend Gewicht zukommen zu lassen: „Als meine erste Ehefrau.“ Leicht gerührt umarmte sie ihn und antwortete: „Ich bleibe.“
Qúsay küsste sie auf ihren Mund und stand wieder auf um den Brief zu Ende zu schreiben. Dann faltete er den Brief, legte den Schlüssel hinein, und versiegelte ihn mit Wachs und seinem Siegel. Den versiegelten Brief legte er nun zur Seite und legte sich selbst zu Thjódbjörg schlafen.
« Letzte Änderung: 2. Sep 2013, 13:47 von kolibri8 »
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Re:Marwans Residenz
« Antwort #4 am: 2. Sep 2013, 14:16 »
Am nächsten Morgen trat Qúsay aus seinem Zimmer und rief den Flur herunter: "Merian! Komm her!"
"Ja mein Herr", kam es von unten, wo Merian staunend die an den Wänden aufgehängten Bilder von großen Schlachten betrachtete.
Als er zu Qúsay herantrat sprach er unsicher zu Boden guckend: "Wie kann ich dienen mein Herr?"
"Mach dich Bereit und hol den Falken und lass mein Pferd bringen, wir gehen auf die Jagd."
Merian drehte sich nach einem; "Jawohl Herr", wieder um und stieg die Treppen hinunter. In der Eingangshalle gab er einem Stahlburschen die Anweisung Qúsays Pferd zu satteln und vor den Eingang zu führen. Danach stieg er die Wendeltreppe bis zum höchsten Turm hinauf, warf sich auf dem Weg noch schnell eine Jacke über und band sich dann ein Lederschutz um den linken Arm worauf er den geliebten Falken seines Herren nach unten führte.
Qúsay erwartete Merian bereits in der Eingangshalle und trug Säbel, Bogen und Köcher am Gürtel. Zusammen verließen sie das Haus.

Qúsay und Merian auf die Hauptstraße
« Letzte Änderung: 2. Sep 2013, 15:01 von --Cirdan-- »

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Re:Marwans Residenz
« Antwort #5 am: 1. Feb 2014, 12:46 »
Qúsay von der Straße.

Qúsay ging die Treppe hinauf auf sein Zimmer, begrüßte Thjodbjörg mit einem Kuss und legte sich zu ihr.

4 Tage später…

Qúsay saß am späten Abend im Kaminzimmer, die rechte Gesichtshälfte war zum Feuer gewandt, sodass die linke im Schatten lag. Seine Augenbinde lag auf einem kleinen Tisch neben seinem Sessel. Und sein Auge hatte er geschlossen. Marwan betrat den Raum und setzte sich in den anderen Sessel. Qúsay öffnete sein Auge.
„Morgen ist es soweit“, sagte er, „dann ist die verabredete Zeit gekommen. Ich werde am Vormittag aufbrechen. Dirar wird mich begleiten. Seine gondorische Herkunft und sein Aussehen werden den Kontakt erleichtern.“
Marwan nickte. „Gut, ich hätte dich ohnehin nicht begleiten können. Seit dem Tod des Kerkermeisters sind einige Leute unruhig geworden. Falls es Probleme gibt muss ich hier sein.“

Zustimmend nickte Qúsay, nahm seine Augenbinde und band sie um. Dann stand er auf und verabschiedete sich: „Ich werde mich vorbereiten und dann schlafen gehen. Könntest du einen Diener zu Dirar schicken, er solle mich Morgen vor dem Haus treffen.“ „In Ordnung, gute Nacht.“ Qúsay wünschte ihm auch gute Nacht und ging wieder hoch auf sein Zimmer.

Dort nahm er ein beschriftetes Pergament und rollte es auf und steckte es in seine Satteltasche.

Während er packte kam Thjodbjörg hinein und sah ihn packen.
„Ist es soweit?“, fragte sie. Qúsay nickte. Er zögerte einen Moment, wandte sich aber dann zu ihr und sprach: „Thjodbjörg?“
„Ja?“
„Da ist noch etwas, das ich mit dir besprechen wollte. Ein Bündnis wie ich es anstrebe würde in Harad mit einer Heirat besiegelt werden. Und da ich keinen Sohn habe, müsste ich diese Ehe schließen. Bei den Haradrim ist es durchaus Sitte als Mann mehrere Frauen zu haben, doch ist das Einverständnis der ersten Frau von Nöten. Außerdem würden die Kinder aus dieser Ehe in der Erbfolge bevorzugt werden. Allerdings würde es wohl, wenn alles vorbei ist, genug Land geben um auch unsere Kinder zu versorgen. Was denkst du darüber?“
„Nun, die Sitte der Vielweiberei ist auch unter den Fürsten meines Volkes verbreitet. Vor allem, wenn die erste Frau das gebärfähige Alter überschritten und keinen Erben geboren hat, aber…“
Sie hielt kurz inne und überlegte. „Gib mir etwas Bedenkzeit. Bevor ich meine endgültige Entscheidung treffe, will ich aber die Frau kennen lernen, mit der ich den Mann teilen soll.“

„Die Zeit wirst du haben, Ich bezweifle das derartiges geschehen wird, bevor Linhir oder Gondor nicht von Saurons Einfluss befreit ist. Und ich weiß noch nicht mal, ob die Gondorer dem zustimmen werden“, sagte Qúsay und sah sie an, „Aber sei versichert, dass ich dich immer lieben werde.“ Er nahm sie in den Arm. „Wir haben noch immer eine Nacht bevor ich aufbreche.“
In der Nacht schliefen sie beieinander.

Am nächsten Morgen ließ Qúsay sein Pferd satteln. Im Hausflur wartete bereits Dirar und mit ihm verließ er das Haus.

Qúsay und Dirar auf die Straße.
« Letzte Änderung: 1. Feb 2014, 18:15 von kolibri8 »
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Marwans Residenz
« Antwort #6 am: 17. Aug 2014, 20:33 »
Odjana vom Marktplatz

Odjana beobachtete Eandril und sein Begleiter dabei, wie sie ein großes Haus betraten, während sie hinter einer Hausecke in Sichtschutz stehen blieb. Sie überlegte; in das Haus hineinzukommen, sah aber keinen Weg und wartete so einige Zeit.
Nicht Lange, da öffnete sich ein Seitentor und ein Reiter preschte auf seinem großen Ross heraus auf die Straße und ritt in Eile davon. Ein Mann rief ihm nach: „Nach Norden! Immer nur nach Norden dem Gilrain entlang. Reite schnell Azerwal!“

Danach wurde es wieder still und Odjana wartete. Noch kurz ärgerte sie sich, dass sie in einen halb aufgegessenen und dann weggeworfenen und nun schon verfaulten Apfel hineingetreten war, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte.
„Eine seltsame und zugleich gefährliche Art ist es, immer zur Stelle zu sein, wenn etwas passiert. Doch dieses Mal soll es nicht dein Nachteil sein“, Eandril stand hinter Odjana und hielt sie mit einem festen Griff fest, „wenn ich eines als Spion für Marwan gelernt habe, dann ist es, mich nicht verfolgen zu lassen, ohne es zu merken. Dennoch; schön dich wiederzusehen Odjana.“
Odjana schluckte und ring um Worte: „Ich sehe das als Kompliment. Mir ist jetzt schon einiges klarer geworden, doch fehlt mir noch das Gesamtbild.“
„Ich will es dir erklären, jedoch nicht hier. Die Zeit ist jetzt teuer. Begleite mich“, antwortete Eandril angespannt und die Beiden gingen zurück Richtung Marktplatz, „das Gesamtbild?! -Das Heerlager wurde entdeckt. Wir haben noch versucht die Männer, die die Nachricht hatten, abzufangen. Einer ist uns entkommen und er hat Abdul-Aziz alles gemeldet und auch, dass sie beim Versuch die Meldung zu überbringen aufgehalten wurden. Abdul-Aziz befahl die Abriegelung von Linhir, wodurch niemand die Stadt verlassen darf und beim Versuch gehindert wird. Zudem wurden die Krieger auf den Marktplatz gerufen und zeitgleich versammeln sich grade weitere Haradrim in unserm Lager auf der anderen Seite des Gilrain. Sie Truppen werden sich zusammenschließen und das unwissende Heerlager Dol Amroths angreifen. Alles, um das wir gekämpft und aufgebaut haben, steht auf dem Spiel!“
Eandril dachte nach: „Es passiert zu früh. Wir sind noch nicht bereit. Qúsay ist noch nicht zurück und noch gibt es kein Bündnis…“

Odjana zurück zum Marktplatz
« Letzte Änderung: 7. Sep 2014, 10:03 von --Cirdan-- »

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Re:Marwans Residenz
« Antwort #7 am: 1. Dez 2014, 16:33 »
Qúsay, Dirar und Marwan von den Straßen

Der Tag verging und langsam färbte sich im Westen der Himmel rot. Qúsay, in einer weiten schwarzen Robe gekleidet, saß in seinem Zimmer, das durch die Abendsonne ganz in rot eingetaucht war, und schliff sein Schwert. Auch wenn er hoffte, dass die Nacht ohne das Vergießen von Menschenblut vorüber gehe, wollte er doch für das Schlimmste vorbereitet sein.

Es klopfte an der Tür, auf Qúsays „Herein“ traten Dirar und Thjodbjörg ein. „Es ist so weit“, sagte Dirar leise. Qúsay nickte, legte sein Schwert zur Seite stand auf und umarmte Thjodbjörg. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, und sagte: „Im Speicher wirst du sicher sein.“ Thjodbjörg nickte und Qúsay führte sie hinaus, dann die Treppe hoch zur Zugbrücke. Dirar folgte.

Der steinerne Speicher, nebenan hatte dicke verstärkte Wände und im Erdgeschoss weder Fenster noch Türen. Es war allein durch eben diese eine hölzerne Zugbrücke im Obergeschoss von Marwans Haus zu erreichen. Dorthin zogen sich Thjodbjörg und die Dienerschaft zurück, für den Fall, dass die Schlacht wider Erwarten verloren ginge. Dirar blieb ebenfalls dort um für deren Sicherheit zu sorgen.

Qúsay ging wieder in sein Quartier und legte seinen Panzer und seine Beinschienen an. Dann feuchtete er in einer Schale etwas Holzkohle an und bestrich sich damit das Gesicht, bis es ganz schwarz war. Dann bestrich er jeden Teil seiner Rüstung, der im Mondlicht schimmern könnte, ebenfalls mit Holzkohle, um diese zu ermatten. Anschließend gürtete er sich seinen Schwertgurt um und ließ das Schwert in die Scheide fahren. Schließlich zog er seinen Helm auf, rückte das Nasal so dass es seine Sicht nicht hinderte, und umwickelte Kopf und Helm mit einem Schwarzen Turbantuch. Zuletzt nahm er Bogen und Köcher und ging so gerüstet zur Eingangshalle hinunter, wo bereits Marwan, ebenfalls in Schwarz und in Rüstung, auf ihn wartete. Zusammen traten sie vor das Haus.

Qúsay und Marwan auf die Straße
« Letzte Änderung: 2. Dez 2014, 08:44 von kolibri8 »
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Eandril

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #8 am: 12. Jun 2015, 23:42 »
Hilgorn und Elphir (sowie kurz darauf Elune) von den Straßen...


Bei Marwans Residenz handelte es sich um ein großes gondorisches Herrenhaus direkt an der Straße, die vom Hafen zum Westtor der Stadt führte. Dem Aussehen nach hatte es früher - vor dem Krieg - einem reichen Kaufmann gehört, doch dieser war entweder rechtzeitig geflohen oder tot oder in die Sklaverei verkauft worden. Was auch immer mit ihm geschehen war, in keinem Fall würde er sein Haus in nächster Zeit wieder in Besitz nehmen.

Als Hilgorn und seine Männer dort eintrafen stand die Eingangstür offen und das Haus schien verlassen. Er wies den Großteil seiner Eskorte an, das Erdgeschoss des Hauses zu sichern und die Tür zu bewachen, und machte sich selbst mit vier Mann - zwei trugen Elphir auf seiner Trage und zwei kamen als Wächter mit - auf den Weg ins Obergeschoss. Oben angekommen pfiff Hilgorn leise durch die Zähne. "Marwan hat sich hier offenbar gut eingerichtet. Zumindest für einige Haradrim scheint der Krieg sehr einträglich zu sein."
Er warf einen kurzen Blick auf Elphir, der keine Reaktion zeigte. Der Prinz hatte die Augen geschlossen und war sehr blass. Obwohl seine Haut kühl, ja fast kalt war, standen ihm Schweißperlen auf der Stirn.
Der Anblick erinnerte Hilgorn wieder daran, warum sie hier waren, und so durchquerte er eilig den weiten Flur bis er vor einer geöffneten Tür an der Rückwand des Hauses zu stehen kam. Hinter der Tür ging es steil auf den Innenhof des Hauses hinunter, und gegenüber lag ein steinernes Gebäude, dass im Erdgeschoss weder Fenster noch Türen und auch darüber lediglich schmale Schießscharten aufwies. Der Tür, in der Hilgorn stand direkt entgegengesetzt befand sie die kurze Zugbrücke, die allerdings eingezogen war.
Hilgorn legte die Hände um den Mund und rief hinüber: "Ist dort drüben jemand? Lasst die Zugbrücke hinunter!" Einen Augenblick herrschte Stille, dann antwortete eine männliche Stimme: "Wer ist dort?"
Hilgorn antwortete ohne zu zögern, denn für Misstrauen war die Zeit zu knapp: "Ich bin Hilgorn, Hauptmann von Dol Amroth, und bei mir ist Prinz Elphir. Seid ihr das, Dírar?"
"Allerdings.", kam die Antwort. Kurz erschien ein Gesicht in einer der Schießscharten neben der Zugbrücke, die sich sofort darauf langsam zu senken begann. Sobald sie ihre waagerechte Position erreicht hatte, eilten Hilgorn und seine Männer über die Brücke.

Drinnen erwartet ihn gedämpftes Licht, das größtenteils durch die Schießscharten einfiel. Um die Tür herum standen Dírar, eine blonde Frau sowie mehrere Haradrim in der Kleidung von Dienern. Hilgorn wandte sich an Dírar: "Habt ihr einen Heiler hier? Prinz Elphir ist von einem Nazgûl verwundet worden und benötigt dringend Hilfe." Sofort richteten sich alle Blicke im Raum auf den Prinzen, der gerade herein getragen wurde.
Bevor Dírar antworten konnte meldete sich ein älterer Gondorer zu Wort, der etwas im Hintergrund gestanden hatte. "Ich bin Heiler im Dienst des Herrn Marwan."
Hilgorn nickte. "Gut. Tut was ihr könnt."
"Legt den Prinzen bitte hier auf das Bett.", wies der Heiler die beiden Soldaten an, die Elphir trugen, und zeigte dabei auf eine Strohlager direkt unterhalb einer Schießscharte. Als das geschehen war, kniete der Mann neben Elphir nieder und legte ihm eine Hand auf die Stirn. "Hm, ja... Der Prinz wurde von einem Nazgûl angegriffen. Das sind eindeutig Auswirkungen des Schwarzen Atems, ich erkenne die Symptome..."
"Ja danke, das wissen wir bereits.", unterbrach Hilgorn ihn ungeduldig. "Ihr sollt ihn heilen, nicht feststellen was wir schon wissen."
"Es tut mir leid, Herr. Ich habe meine Kunst in den Häusern der Heilung in Minas Tirith erlernt, also muss ich es wissen - für diese Krankheit gibt es keine Heilung."
"Was sagt ihr da?", fragte Hilgorn, und Panik breitete sich in ihm aus.
"Nun... es tut mir leid, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Prinz sehr bald sterben."
« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 22:08 von Fine »

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #9 am: 25. Jun 2015, 19:29 »
Qúsay, Marwan und Túrin aus dem verwüsteten Feldlager.

Noch vor der Eingangstür begrüßte sie bereits Dirar. „Hilgorn und Elphir?“ fragte Qúsay ihn. „Sie sind oben“, antwortete Dirar.
Im Hausflur wurde Qúsay von Thjodbjörg überrascht, die sich ihm um den Hals warf. Er hielt sie einen Moment erleichtert in den Armen, bevor Dirar sie mit einem falschen Räuspern unterbrach. Qúsay gab ihr einen Kuss, verabschiedete sich, und folgte Dirar, Túrin und Marwan die Treppe hinauf.

Elphir hatten sie mittlerweile in eines der Gästequartiere geschafft und ihn dort auf einem Bett aufgebahrt. Hilgorn und Marwans Hausheiler standen nahebei. Auch die Frau in den weißen Gewändern, die Qúsay in der Schlucht zum ersten Mal gesehen hatte und auch unter den Reitern gewesen war, die ihn mit nach Linhir begleitet haben, war schon eingetroffen und stand neben Elphirs Bett.  „Wie geht es ihm?“ fragte Qúsay Hilgorn, aber das mehr aus Höflichkeit als um eine Antwort zu bekommen, denn das es Elphir, der bleich und schwitzend dalag, offensichtlich nicht gut ging, konnte jeder hier im Raum sehen. Entsprechend lautete auch Hilgorns Antwort. Der Heiler, ein gebürtiger Gondorer erklärte nun, Hilgorns Blick nach zu urteilen erneut, dass er kein Kraut oder Mittel kenne, dass die Krankheit, die den Prinzen befallen hat, heilen könne, und er müsse es schließlich wissen, denn er habe die Heilkunst in den Häusern der Heilung in Minas Tirith gelernt. „Die Altvorderen aus dem Westen kannten vielleicht ein Heilmittel, aber dies ist wohl mit dem Untergang von Westernis verloren gegangen“, schloss Er schließlich.
Plötzlich fiel es Qúsay wie Schuppen von den Augen und er erinnerte sich, wie ihm seine Mutter als Kind von einem Kraut, erzählte, das seine númenorischen Vorfahren nach Mittelerde gebracht hatten und welches sie zusammen in den Feldern bei Umbar gesammelt hatten. „Dirar, geht in die Küche, holt Tücher, heißes Wasser und das Kraut aus dem wir immer Tee machen.“ Dirar nickte und verschwand hinter der Tür. Einige Momente später kam er wieder mit den gewünschten Sachen. Den Kessel mit heißem Wasser stellte er in die Mitte des Raumes und gab Qúsay einige Blätter des Krautes. Dieser streute sie in das dampfende Bad und sogleich wurde der Raum mit einer Frische durchströmt, die allen Anwesenden leichter ums Herz werden ließ.

„Ashshay al-ʿushba al-Garbi“, sagte Qúsay, auf den Tee deutend. „Tee aus dem Westkraut, in eurer Sprache“, fügte er auf den fragenden Blick Hilgorns hinzu, „Das Kraut wächst nahezu überall in Umbar. Wir machen seit Jahrhunderten einen sehr belebenden Tee daraus. Einigen Volkssagen nach soll er sogar denen die den Tode nahe sind, vor eben diesem bewahren.“

Qúsay kniete sich also neben den Prinzen und nahm einem Lappen, tränkte diesen mit dem Tee und wusch damit Elphirs Wunden, seine Arme und die Stirn. Dann flößte er dem Prinzen etwas von dem Tee in den Rachen, schloss ihm den Mund, und hielt ihm diesen und die Nase zu, damit er schluckte. Tatsächlich kam Elphir bald zu Bewusstsein und öffnete die Augen. „Was ist passiert?“, fragte er. „Ihr habt den Schwarzen Atem der Ringgeister gespürt“, antwortete ihm der Heiler, „es stand schlecht um euch, aber der Herr Qúsay hat euch geheilt.“ „Ihr habt mich geheilt?“ fragte Elphir Qúsay, der nickte und antwortete „mit einem alten Heilkraut.“ „Mit einem Kraut, kann ich es sehen?“, fragte der Prinz und Dirar trat vor und reichte Elphir die Kräuter, der sah sieh mit großen Augen an und sprach laut überlegend zu sich: „Athelas – die Hände des Königs.“ Er sah Qúsay an, mit einem Mal war jeglicher Zweifel und jede Missgunst, die noch vor der Schlacht in Elphirs Blick zu lesen waren verschwunden. „Fürwahr, Qúsay“, sprach er und richtete sich auf, „ihr seit in der Tat ein Spross aus Anarions Sippe.“ Qúsay lächelte für einen kurzen Moment, und fragte: „Habe ich es euch nicht gesagt?“ Bevor Elphir jedoch antworten konnte, legte Qusay ihm die Hand auf die Schulter und deutete ihm so an er solle sich wieder hinlegen. Dabei sprach er: „Ruht euch aus, Herr Elphir, so lange ihr es könnt, wenn wir in den nächsten Tagen nach Dol Amroth reiten, solltet ihr ausgeruht sein.“ Qúsay stand auf und gesellte sich zu Marwan, während Túrin zu Hilgorn trat.

Es klopfte an der Tür und ein Krieger Marwans trat herein und bat seinen Herrn heraus, dieser nickte und folgte ihm vor die Tür, die leise ins Schloss fiel.

Kurze Zeit später trat Marwan wieder ins Zimmer herein, und sprach Qúsay an: „Schlechte Kunde, man hat Pírúz in einer Gasse abseits des Hafens tot aufgefunden.“ „Pírúz?“, antwortete Qúsay sichtlich beunruhigt, „doch nicht etwa Hariths Sohn?“ Marwan nickte und Qúsay fuhr fort und erklärte, auf die fragenden Blicke der Gondorer reagierend: „Pírúz ist oder besser war der jüngste Sohn von Harith dem Emir der Banu Ghassan in Ostharad, wichtiger aber noch ist die Abkunft seiner Mutter, Hariths dritter Frau, denn sie war eine Tochter des Großkönigs von Eryan, dessen Reich östlich des Perat liegt, der Ehebund zwischen den Banu Ghassan und Eryan, war die letzten Jahrzehnte ein Garant für den Frieden im Osten Harads, der nun anfangen könnte zu bröckeln.“ Dann wandte er sich wieder an Marwan, „Harith muss benachrichtigt werden. Kannst du dich darum kümmern?“ Marwan nickte. „Wir sollten außerdem prüfen ob nicht weitere unserer Krieger verschwunden sind“, fügte Marwans hinzu und Qúsay nickte zustimmend: „lass die Krieger am Abend auf dem Marktplatz zusammen treten, bis dahin sollten auch die Gefallenen gezählt worden sein.“ „In Ordnung“, antwortete Marwan, verabschiedete sich und verließ das Zimmer. „Wenn ihr mich nun auch entschuldigen wollt, es sind noch Angelegenheiten zu erledigen die keinen Aufschub mehr erdulden“, schloss Qúsay, verbeugte sich leicht und verließ mit Dirar das Zimmer.
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Re: Marwans Residenz
« Antwort #10 am: 27. Jun 2015, 12:29 »
Nachdem Dírar und Qúsay das Zimmer verlassen hatten, ging Hilgorn zu Elphirs Bett hinüber und kniete sich neben den Prinzen.
"Wie fühlst du dich?", fragte er. "Schon bedeutend besser, wenn auch nicht so, als könnte ich Bäume ausreißen.", antwortete Elphir mit einem schiefen Lächeln. "Dieser letzte Teil, über das Reich Eryan und den möglichen Krieg mit Harad... das war interessant."
Hilgorn zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. "Harad ist groß, und dieses Eryan liegt noch im Osten davon. Ich denke nicht, dass das für uns von Bedeutung sein kann."
Elphir richtete sich auf seinem Bett auf und stütze sich auf die Ellbogen. "Ich denke du irrst dich.", sagte er, und fuhr auf Hilgorns fragenden Blick hin fort: "Die Welt ist größer geworden als noch vor wenigen Jahren. Vor dem Ringkrieg kümmerten wir uns nur um unsere eigenen Grenzen, und das einzige andere Volk mit dem wir Kontakt hatten, waren die Rohirrim im Norden. Aber jetzt... wir stehen einem Feind gegenüber, den wir alleine niemals zu besiegen hoffen können. Wir brauchen mehr Verbündete, und Qúsay könnte einer von ihnen werden."
Hilgorn nickte langsam, denn er glaubte zu verstehen. "Ich glaube, Qúsay hat sehr große Ambitionen..." Er wurde von Túrin unterbrochen, der unbemerkt zu ihnen getreten war.
"Die hat er tatsächlich, mein Prinz. Verzeiht, dass ich euch unterbreche, aber wie ihr wisst, war ich mit Qúsay am Hafen als er Abdul-Aziz verfolgte. Nachdem er diesen getötet hatte, riefen Qúsays Gefolgsleute ihn zum Malik der Haradrim aus - was so etwas wie ein Großkönig zu sein scheint."
Bei Túrins Worten setzte Elphir sich auf und schwang die Beine über die Bettkante, allerdings schien ihm zum Aufstehen noch die Kraft zu fehlen. "Es ist, wie ich es mir gedacht hatte: Qúsay wird nicht in Umbar halt machen, sondern versuchen, ganz Harad unter seine Herrschaft zu bringen. Ein Krieg in Harads Osten muss ihn also interessieren - und damit auch uns. Wir müssen Qúsay helfen seine Ziele zu erreichen, denn er ist unsere einzige Möglichkeit, Verbündete in Harad zu finden."
"Es sei denn, Edrahil hat in Umbar Erfolg.", wandte Hilgorn ein.
Elphir seufzte. "Du traust Qúsay immer noch nicht wirklich über den Weg, oder?"
Hilgorn schüttelte den Kopf. "Ich möchte es, wirklich. Aber... ein Teil von mir kann einfach nicht. Sicherlich, er hat dich geheilt, aber... er braucht Dol Amroth, und diese Bündnis hätte nicht gehalten, wenn du hier gestorben wärst."
"Du hast Recht, er braucht uns - aber weniger als wir ihn brauchen.", erwiderte Elphir darauf. "Und könntest du irgendwelchen Verbündeten, die Meister Edrahil vielleicht in Umbar auftreibt denn mehr vertrauen? Nein, ist die Antwort, das könntest du nicht."

"Vielleicht hast du Recht...", sagte Hilgorn langsam. "Ich... ich werde mit Qúsay zusammenarbeiten, selbst wenn ich ihm jetzt noch nicht vertraue."

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #11 am: 18. Jul 2015, 09:57 »
Gegen Mittag, nach einigen Stunden Schlaf, trafen sich Qúsay und Dirar im Wohnsaal des Anwesens. Einige zerfetzte Banner, die man aus dem Feldlager und der Schlucht geborgen hatte, wurden von zwei Haradrim in Körben hereingebracht und auf den Tisch gestellt, während sich die Dirar und Qúsay unterhielten.
„Wie geht es nun weiter Qúsay?“, fragte Dirar seinen Herrn.
„Ich habe am Mittsommertag in zwei Wochen ein Treffen unserer Verbündeten in Aín Sefra einberufen. Die nomadischen Stämme sollen außerdem ihre Familien über den Harnen nach Harondor bringen - zur Sicherheit. In Aín Sefra wird dann mein Königtum, das Marwan heute Morgen ausgerufen hat, hoffentlich durch eine Wahl bestätigt.“
Qúsays Blick wanderte zum dem Tisch herüber und er fuhr nachdenklich fort: „Ein Königtum, das eines Symbols bedarf.“
Mit diesen Worten ging Qúsay zu dem Tisch und zog einige Banner aus den Körben, die er auf dem Tisch ausbreitete.
„Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Stämme Harads einige, man kann fast sagen, Lieblingsfarben haben?“ fragte Qúsay Dirar, der jedoch den Kopf schüttelte, also fuhr Qúsay fort und klärte ihn auf: „Grün war ein die Farbe des ersten großen Reichs in Harad, deshalb führen Stämme wie die Quahtan, Abd al-Qay oder die Banu Qainuqa grüne Banner.“
Bei diesen Worten deutete er auf die zerfetzten Reste eines grünen Banners.
„Schwarz wird nicht nur von unseren Freunden den Lahmiden verwendet sondern auch von den Banu Abbas und der Stadt Umbar. Weiß tragen die Lihyaniten, die Stadt Najran und die Quraiza. Letztlich ist Rot schlechthin die Farbe der Haradrim, wir färben unsere Kleidung rot, unsere Banner, und oft auch unsere Haut. Dennoch ist Rot auch die Farbe Suladans.“
Qúsay überlegte kurz. Dann legte er die Stoffstreifen so aneinander, dass sie ein vierfarbiges Banner ergaben: Schwarz, Rot, Grün und Weiß.
„Ein Banner, in dem sich alle Haradrim wieder finden können, muss also aus diesen Farben bestehen“, er hielt wieder einen Moment überlegend inne.
„Aus der Dunkelheit der Unterdrückung durch Blut und Hoffnung in eine strahlende Zukunft“, sagte Qúsay schließlich.
„Aber Qúsay, das Rot reicht bei weitem nicht für einen ganzen Streifen“, witzelte Dirar. Auch wenn dies mehr als Witz, denn als ernste Aussage gemeint war, Recht hatte er dennoch: das einzige rote Tuch in dem Korb war der klägliche Recht eines Schlangenbanners Suladans, das in der Schlucht nahezu vollständig verbrannt war. Qúsay nahm daraufhin ein Messer und schnitt die Buchstaben M-L-K aus dem Tuch, die er dann auf den mittleren grünen Streifen legte.
„Nun kann jeder Haradrim, der des Lesens mächtig ist, erkennen, dass dieses Banner dem Malik gehört.“
Qúsay sah Dirar sichtlich zufrieden an.
„Nun, hol’ eine der Sklavinnen, wenn sie ihr Geld wert ist, wird sie nähen können.“ Dirar nickte und verließ den Raum. Momente später kam er wieder mit einer schwarzen Sklavin aus Fern-Harad und wies sie an das Banner zu nähen. Während die Sklavin nähte unterhielten sich Qúsay und Dírar weiter.

„Der Majles soll am 23. Juni stattfinden?“ fragte Dirar, und Qúsay nickte und so fuhr Dirar fort: „Das ist in weniger als zwei Wochen. Selbst für unsere schnellsten Reiter ist es ein Ritt von mehr als einer Woche bis nach Aín Sefra, wenn du vorher noch nach Dol Amroth willst, sollten wir sobald wie möglich aufbrechen.“
Qúsay nickte zustimmend.
„Du hast Recht, einen Teil des Weges könnten wir mit dem Schiff zurücklegen, einige Handelsschiffe der Kinahhu liegen hier vor Anker, doch das Meer ist dieser Tage tückisch, dieser Sturm macht das befahren des Meeres jetzt unmöglich, und die Kinahhu sind nicht so begnadete Seefahrer wie die Menschen Umbars.“
Qúsay sah durch das Fenster nach draußen, die Sonne schien zwar wieder, und die Straßen waren fast wieder trocken, doch pfiff noch immer ein starker Wind durch die Gassen und Straßen Linhirs.
„Die Männer sollten sich so lange wie möglich ausruhen. Vielleicht sollten wir heute Abend, nach der Versammlung des Heeres, ein Fest unseres Sieges und unserer Gäste zu Ehren geben“, sagte Qúsay nachdenklich.
„Ja, das würde den Männern bestimmt gefallen“, antwortete Dirar.
„Sag, hatte Abdul-Aziz nicht sogar ein Kamel herbringen lassen?“
Dirar nickte.
„Nun ein würdiger Anlass um ein Kamel zu schlachten ist es allemal,“  fuhr Qúsay fort und sah nach dem Stand der Sonne: „Eine leichte Mahlzeit heute Mittag und ein Mahl, das die ganze Stadt versorgen soll heute Abend, ja ich denke so machen wir es. Dann schicke die Boten rund, die Stadt soll darauf vorbereitet werden.“
Dirar nickte, und verließ den Raum. Einem Moment war Qúsay wieder für sich allein – die Sklavin beachtete er nicht wirklich – dann trat Marwan in den Raum.
„Du willst eine Feier veranstalten?“, sagte er, kaum dass er die Türschwelle übertreten hatte.
„Nun, in schwierigen Zeiten wie diesen wäre das eine willkommene Abwechslung“, fuhr Marwan fort. Dann erblickte er die Sklavin, die das Banner nähte, und fragte interessiert: „Was wird das?“
Qúsay sah ihn einen Moment an und antwortete dann:
„Ein Symbol!“
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Re: Marwans Residenz
« Antwort #12 am: 18. Jul 2015, 11:22 »
Gegen Mittag trafen sich Hilgorn, Turin und der wieder genesene Elphir auf dem kleinen Innenhof des Hauses. Qúsay und sein Berater Dirar hatten sich in den Wohnsaal zurückgezogen um sich zu beraten, und so wollten auch die Gondorer ihre eigene Beratung abhalten. Sie ließen sich auch einigen Bänken nieder, die in einer Ecke des Innenhofes in der Nähe eines kleinen Brunnens standen, und Elphir begann: "Was meint ihr, was sollten wir als nächstes tun? Sollten wir das Heer in die Stadt holen und weiter vorrücken, vielleicht nach Pelargir?"
"Die Kontrolle über den Anduin zu haben könnte uns sehr nützlich sein...", begann Hilgorn, doch Turin unterbrach ihn: "Wir können nicht weiter nach Osten vorrücken."
Elphir sah ihn überrascht an. "Und wieso nicht? Wir haben hier gerade einen großen Sieg errungen, unsere Feinde sind auf der Flucht und wir haben Qúsay mit seinen Männern an unserer Seite. Wenn nicht jetzt, wann dann?"
"Verzeiht, dass ich euch das noch nicht erzählt habe, aber gestern erschien mir nicht der richtige Zeitpunkt dafür: Sauron hat gedroht, den König zu töten, wenn auch nur ein Soldat Gondors den Fuß über den Gilrain setzt.", erwiderte Turin.
Hilgorns Mut sank. In der Erregung über ihren Sieg in der Schlucht und die Eroberung Linhirs hatten sie vollkommen vergessen, dass der Dunkle Herrscher König Elessar in seiner Gewalt hatte. "Dann sind uns die Hände gebunden." Er schüttelte mutlos den Kopf. "Allerdings frage ich mich, warum Sauron mit diesem Druckmittel nicht auch noch verlangt, dass wir uns nach Dol Amroth zurückziehen und Belfalas in seiner Hand lassen."
"Vielleicht... vielleicht fürchtet er, wir könnten eine solche Forderung trotz dieses Druckmittels ablehnen.", überlegte Elphir. "Wenn wir uns nicht zurückziehen und er seine Drohung war machen müsste, dann hätte er seine Geisel verloren und wäre gezwungen gegen uns zu kämpfen."
"Und wenn schon.", war Hilgorn ein. "Warum sollte er sich davor fürchten? Hier in Linhir haben wir nicht gegen die Truppen Mordors, sondern nur gegen seine Verbündeten gekämpft. In Dol Amroth haben wir ihn geschlagen, ja. Aber das ist uns auch nur gelungen, weil der Nazgûl gefallen ist, und keinem Menschen wäre das gelungen."
"Ich glaube ebenfalls nicht, dass Sauron Grund hätte, sich vor uns alleine zu fürchten.", meinte Turin. "Aber wir wissen nicht, was in anderen Teilen Mittelerdes vor sich geht. Vielleicht droht ihm Gefahr aus dem Norden? Und auch die Lage in Harad muss ihm Sorgen machen, denn wenn Qúsay das Land tatsächlich unter seine Kontrolle bringen kann, hat Mordor einen seiner wichtigsten Verbündeten verloren."
Wiedereinmal war Hilgorn von Turin überrascht. Er hatte den Mann für einen einfachen Soldaten gehalten, aber er zeigte, dass er einen guten Blick für größere Zusammenhänge besaß.

"Was also sollten wir tun?", fragte Hilgorn.
Elphir sah für einen Moment zum Himmel auf und antwortete dann: "Wir werden das Heer aufteilen. Ein Teil wird hier in Linhir als Garnison stationiert, genug um die Stadt zu verteidigen. Wir müssen außerdem kleinere Trupps abstellen um die restlichen Übergänge über den Gilrain und das Hinterland bis hinauf nach Ethring zu sichern. Der Rest kehrt nach Dol Amroth zurück. Wahrscheinlich wird auch Qúsay nach Dol Amroth gehen wollen um sein Verlöbnis mit Lóthiriel zu besiegeln."
Bei den letzten Worten war Hilgorn unwillkürlich zusammengezuckt, denn der Gedanke die Tochter Imrahils mit einem Haradrim zu verheiraten gefiel ihm nach wie vor nicht.
"Schau nicht so unglücklich drein, Hauptmann.", sagte Elphir darauf mit einem Lächeln. "Ich hätte meine Schwester auch lieber mit einem Adligen aus Gondor oder vielleicht Rohan verheiratet gesehen, aber wir sind im Krieg, und wir müssen alle unsere Opfer bringen."
« Letzte Änderung: 19. Jul 2015, 13:06 von Eandril »

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #13 am: 23. Jul 2015, 11:01 »
Die drei Männer saßen noch eine Weile still beisammen, bis Elphir plötzlich fragte: "Was ist eigentlich aus unserem Kontaktmann zu Qúsay, Merian, geworden? Ich habe ihn zuletzt in der Schlucht gesehen aber seitdem nicht mehr. Ist er in der Schlacht gefallen?"
Hilgorn schüttelte den Kopf. "Nein, er ist nach dem Angriff der Nazgûl zusammen mit Qúsay nach Linhir geritten um die Stadt zu sichern. Was dann mit ihm geschehen ist weiß ich nicht. Aber Turin, vielleicht wisst ihr mehr darüber? Ihr seid doch ebenfalls mit nach Linhir geritten."

Der Angesprochene sah aus, als wäre ihm äußerst unwohl bei dieser Angelegenheit, doch er antwortete: "Nun, wie es aussieht könnte Merian uns doch nicht ganz so treu sein wie es scheint - auch wenn ich das eigentlich nicht glauben kann und will. Aber nachdem wir Abdul-Aziz am Hafen gestellt hatten, bestieg er heimlich gemeinsam mit Fürst Angbor ein Korsarenschiff, vermutlich um diesen zu entführen. Als das Schiff davonsegelte stand Merian am Heck und winkte uns zu - deshalb glauben wir, dass er nicht gegen seinen Willen mitgenommen wurde."
Auch wenn Hilgorn Merian nie vollkommen vertraut hatte, fiel es ihm doch schwer das zu glauben. "Meint ihr nicht, Merian könnte gezwungen worden sein, sich auf diese Art und Weise zu zeigen? Sein Verrat würde jetzt keinen großen Sinn mehr machen, denn warum sollte er uns erst die Möglichkeit geben, Kontakt mit Qúsay aufzunehmen und Linhir zu erobern, nur um jetzt Angbor zu entführen, und das wo Angbor doch bereits in Gefangenschaft war?"

Túrin sah ihn nachdenklich an. "Vielleicht habt ihr Recht, Hauptmann. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht wirklich darüber nachgedacht. Es wäre... es wäre mir auch lieber, wenn Merian uns nicht verraten hätte, denn er war mein Freund und ich habe ihm vertraut."
Bevor noch etwas anderes gesagt werden konnte öffnete sich die Tür zum Innenhof und Dirar kam heraus. Er verneigte sich vor Elphir und sagte: "Prinz Elphir, Hauptmann Hilgorn, Túrin... Mein Herr Qúsay wird heute Abend ein großes Fest anlässlich der Eroberung Linhirs und seiner Ausrufung zum Malik von Harad veranstalten. Ihr seid als Vertreter unserer Verbündeten aus Dol Amroth eingeladen, an diesem Fest teilzunehmen."
Elphir, der sich mittlerweile erhoben hatte, erwiderte: "Sagt Qúsay, dass uns diese Einladung ehrt, und dass wir uns dem Fest gerne anschließen werden."

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #14 am: 1. Aug 2015, 13:22 »
Das Banner war fertig als Qúsay am späten Nachmittag mit Dirar im Hausflur stand. Dirar trug das Banner, das an einen langen Speer befestigt und aufgerollt worden war.
„Die Männer haben sich auf dem Marktplatz versammelt, Qúsay“ berichtete Dirar.
„Gut, dann los“, sagte Qúsay und trat mit Dirar vor die Tür.

Qúsay und Dirar zum Marktplatz.
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Re: Marwans Residenz
« Antwort #15 am: 6. Aug 2015, 11:45 »
Elphir, Hilgorn, Qúsay, Thjodbjörg, Dirar und Marwan vom Marktplatz...


Am Morgen nach dem Fest erwachte Hilgorn einigermaßen frisch und ausgeruht - ganz im Gegensatz zu Elphir. Der Prinz hatte am gestrigen Abend aus der Freude über das gelungene Bündnis mit Qúsay und die Rückeroberung Linhirs dem Alkohol, der in rauen Mengen ausgeschenkt worden war, ein wenig zu sehr zugesprochen. Zwar nicht so sehr, dass er sich hoffnungslos betrunken hätte, aber doch genug um nun am nächsten Morgen empfindlich ins Licht zu blinzeln und über Kopfschmerzen zu klagen.
Während Elphir sich langsam aufrichtete und dabei den Kopf hielt, dachte Hilgorn über Qúsay nach. Der selbsternannte Malik von Harad, was eine Art Großkönig zu sein schien, hatte ihn mit seiner Rede überrascht. Er hatte eigentlich erwartet, dass Qúsay seinen Männern Hass gegenüber seinen Feinden einreden würde - so waren Reden solcherart schon immer gehalten worden, und auch Hilgorn selbst hatte schon selbst so gesprochen.
Aber Qúsay hatte etwas anderes getan: Er hatte seinen Männern klar gemacht, dass ihre Feinde keine gefühllosen, bösartigen Wesen waren, sondern Menschen wie sie, die nur auf der falschen Seite des Schlachtfelds standen.
Hilgorn stand auf und blickte aus dem Fenster hinaus auf den Platz vor dem Haus, wo sich bereits erste Vorbereitungen für ihren Ritt nach Dol Amroth getroffen wurde.
Die Gedanken, die Qúsay ausgesprochen hatte, waren neu für Hilgorn. Bislang war es einfach gewesen: Gondor und die freien Völker führten Krieg gegen die Streitkräfte der Finsternis. Gondor wurde angegriffen und musste sich verteidigen. Aber der Krieg der jetzt in Harad heraufzog war von gänzlich anderer Art. Wenn Qúsay Recht hatte, dann standen auf jeder Seite ebenso viele gute Männer wie auf der anderen. Wie sollte man einen solchen Krieg führen?

Als er hinter sich ein spritzendes Geräusch hörte, wandte Hilgorn sich um und sah, wie Elphir sich in einen Eimer übergab, denn offenbar ein Diener in weiser Voraussicht in die Nähe seines Bettes gestellt hatte. Als der Prinz sich wieder aufrichtete war er zwar blass, sah allerdings insgesamt besser aus.
"Nun, mein Prinz?", fragte Hilgorn spöttisch. "Geht es euch wieder besser, jetzt, wo ihr das gesamte köstliche Festmahl vergeudet habt?"
Elphir winkte ab, und erwiderte: "Fahr doch zur Hölle. Oder tu es nicht, aber hör auf jeden Fall auf, von Essen zu reden."
Hilgorn grinste breit und sagte: "Ich fand das Festmahl wirklich köstlich - auch wenn ich bei mindestens der Hälfte der Sachen die ich gegessen habe keine Ahnung habe, was es gewesen sein könnte."
"Hör auf der Stelle auf damit, oder ich schwöre dass ich dir sofort das Kommando entziehen werde.", drohte Elphir der aussah, als sei ihm bereits wieder schlecht.
Hilgorn verneigte sich ironisch und meinte: "Ganz wie mein Prinz befiehlt."
Elphir ging zur Tür und öffnete sie. "Los, komm. Von mir aus könnten wir sofort aufbrechen, ich glaube nicht, dass ich vorher noch etwas zu mir nehmen werde..."
« Letzte Änderung: 14. Sep 2016, 16:26 von Fine »

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #16 am: 13. Aug 2015, 11:37 »
Unten im Hauptraum des Hauses hatten Marwans Diener ein Frühstück bereitet bei dessen Anblick Elphir beinahe sofort rückwärts aus dem Raum gegangen wäre. Hilgorn schaffte es ihn zu überreden, wenigstens ein wenig trockenes Fladenbrot zu sich zu nehmen um sich für den Ritt nach Dol Amroth zu stärken. Er selbst hatte keine Probleme damit, sich an Joghurt, Buttermilch und Käse zu seinem Fladenbrot gütlich zu tun und stellte nach dem gestrigen Abend zum zweiten Mal fest, dass ihm das haradische Essen entgegen seiner Erwartungen sehr gut schmeckte.
Was wiederum ein Beweis dafür wäre, dass die Haradrim nicht wirklich böse sein können dachte er, und musste innerlich schmunzeln dass er diese Schlussfolgerung daraus zog, dass die Haradrim ihrem Essen ebenso viel Aufmerksamkeit schenkten wie die Menschen Gondors.
Schließlich beendete er sein Frühstück, Elphir war deutlich früher als er fertig gewesen, und sie verließen das Haus. Draußen trafen sie auf Qúsay, der sie mit einem Lächeln begrüßte, Marwan und Túrin. Elphir wandte sich an letztere und bat sie, in der Stadt eine Wahl zu organisieren, bei der ein Statthalter gewählt werden sollte. "Außerdem befördere ich euch zum Kommandanten der Garnison von Linhir.", sagte der Prinz an Túrin gewandt, und Hilgorn war von der plötzlichen Spontanität Elphirs überrascht. Zuvor war der Prinz bedacht und zögerlich gewesen, aber vielleicht hatten die Schlacht und seine Begegnung mit dem Nazgûl ihn entschlussfreudiger gemacht. Túrin wusste offensichtlich nichts zu sagen, und so fuhr Elphir fort, während er bereits sein Pferd bestieg: "Wenn wir beim Heerlager vorbeikommen wird Hilgorn die Befehle ausgeben, die wir gestern besprochen haben."
"Ich denke, ich werde etwa dreihundert Mann als Garnison zu euch entsenden können.", meinte Hilgorn an Túrin gewandt und bestieg dann ebenfalls sein Pferd. Qúsay und Dirar waren ebenfalls bereits aufgestiegen, und so verließen sie Linhir Richtung Westen.

Qùsay, Dirar, Hilgorn, Elune und Elphir nach Dol Amroth...
« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 22:09 von Fine »

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Re: Marwans Residenz
« Antwort #17 am: 26. Jan 2018, 18:29 »
Hilgorn von den Straßen der Stadt

Das alte Herrenhaus, das vor der Befreiung Linhirs Marwan als Sitz gedient hatte, war von Turin und Bürgermeisterin Ioreth zu ihrem Hauptquartier gemacht worden. Der ursprüngliche Besitzer war nicht aufzufinden gewesen, entweder war er längst tot oder nach Westen geflohen, erklärte Turin als er gemeinsam mit Hilgorn die Eingangshalle betrat. Hilgorn sah sich aufmerksam in der Halle um. Sämtliche Zeichen der Haradrim waren daraus verschwunden, und ohne sie wirkte das Haus ein wenig kahl und vernachlässigt.
An das Zimmer, dass Hilgorn zur Verfügung gestellt worden war, erinnerte er sich gut - es handelte sich dabei um den gleichen Raum, in dem er und Elphir nach der Befreiung Linhirs untergebracht worden waren. Er hatte jedoch nur wenig Zeit sich dort aufzuhalten, denn er hatte ein frühes Abendessen mit Turin und Ioreth geplant, vor Einbruch der Dunkelheit. Denn Hilgorn befürchtete einen Angriff Mordors, sobald die Sonne untergegangen war.

"Glaubt ihr, ihr werdet die Stadt halten können?", fragte Ioreth mit bemühter Ruhe, nachdem das Essen einige Zeit lang schweigend vonstatten gegangen war. Niemand zeigte angesichts der bevorstehenden Kämpfe viel Appetit, und so war Hilgorn erleichtert eine Ausrede zu finden, Messer und Gabel zur Seite zu legen, obwohl er sich vor dieser Art Fragen gefürchtet hatte.
"Ich kann nichts versprechen", antwortete er langsam. "Obwohl ich es gerne könnte, aber ich werde euch keine schönen Lügen erzählen und Hoffnungen machen, die dann umso bitterer enttäuscht werden könnten." Auch Ioreth hatte das Besteckt beiseite gelegt und die Stimme der alten Frau klang müde, als sie sagte: "Ich habe zwei Mal meine Heimat verloren, und ich dachte... vielleicht könnten wir uns ein drittes Mal halten."
"Vielleicht können wir das ja auch", erwiderte eine neue Stimme, bei deren Klang Hilgorn unwillkürlich lächelte. Von allen unbemerkt hatte sein Bruder Aldar den Raum betreten, und nickte Turin zu, bevor er eine Verbeugung in Richtung Ioreth andeutete. "Kommandant. Meine Verehrung, Frau Ioreth." Er ließ sich auf einem freien Stuhl nieder, zog ungeniert Hilgorns halb geleerten Teller zu sich heran und begann zu essen. "Wir werden sie spätestens am Hafen aufhalten, falls mein Bruder nicht das Wunder vollbringt, die Ostmauer zu halten."
"Du hast ein Händchen dafür, anderen Mut zu machen", meinte Hilgorn lächelnd. "Wenn es gut läuft, werden wir dich und die anderen Kapitäne gar nicht brauchen."
"Und das wäre eine verfluchte Schande", gab Aldar mit halb vollem Mund zurück. "Ich wäre empört, wenn ihr uns nicht den ein oder anderen Ork überlassen würdet - seit wir die Korsaren bei Dol Amroth geschlagen haben, hatten wir keine anständige Seeschlacht mehr, da wollen wir wenigstens ein paar von den Scheusalen vom Hafen aus abschießen."
"In diesem Fall werden wir uns am besten direkt hinter den Gilrain zurückziehen, damit ihr euren Spaß bekommt", erwiderte Hilgorn ironisch. Ioreth blickte mit unsicherem Lächeln zwischen den Brüdern hin und her, und Hilgorn wandte sich an sie, um sie zu beruhigen: "Es ist lediglich ein Scherz. Wir werden natürlich unser möglichstes geben, das Ostufer zu halten, und sollte uns das nicht möglich sein, werden Aldar und die übrigen Kapitäne sicherlich in der Lage sein, uns dabei zu helfen, sie am Fluss aufzuhalten."
"Wie wäre es, wenn ihr uns etwas über den Sieg in Morthond erzählt?", warf Turin ein, um das Gespräch in weniger bedrückende Gefilde zu lenken. "Wir haben hier nur Gerüchte und Erzählungen aus zweiter Hand gehört."
"Das würde mich auch interessieren", meinte Aldar, dessen Miene ernst geworden war, und warf Hilgorn einen scharfen Blick zu, doch dieser schüttelte den Kopf. "Nicht heute Abend. Bitte, würdet ihr uns einen Augenblick entschuldigen?" Die Frage war an Turin und Ioreth gerichtet, die beide verständnisvoll nickten - natürlich hatten sie davon gehört, dass Hilgorns Bruder in Morthond auf Seiten des Feindes gekämpft hatte und dort gefallen war. Aldar zog eine Augenbraue in die Höhe, erhob sich aber wortlos und folgte Hilgorn hinaus in den verlassenen Innenhof des Anwesens.
"Also", begann er nach einem Augenblick unangenehmer Stille. "Wie genau ist er gestorben? Man hört die wildesten Gerüchte, über einen Bruderkampf inmitten der Schlacht..."
"Unsinn", erwiderte Hilgorn nüchtern. "Es gab keinen Zweikampf oder ähnliches. Er wollte mir den Rest geben, nachdem ich zu Boden gegangen war. Nur ist ihm Valion glücklicherweise zuvor gekommen, ansonsten würden wir dieses Gespräch jetzt nicht führen."
"Valion vom Ethir?", fragte Aldar ungläubig. "Nach allem, was ich über ihn gehört habe, ist er er ein verwöhntes Fürstensöhnchen."
Hilgorn lächelte ein wenig verkrampft. "Deine Informationen sind ein wenig veraltet, Bruder. Valion mag unüberlegt und uneinsichtig sein, aber verwöhnt würde ich ihn nicht mehr nennen."
"Jedenfalls bin ich froh, dass er Imradon erledigt hat, und du es nicht selbst tun musstest. Ich meine... er war ein Verräter und ist schon immer ein Arschloch gewesen, aber..."
"Ich verstehe, was du meinst. Trotz allem war er noch immer unser Bruder, und ich weiß nicht, ob ich ihn selbst hätte töten können. Nur schade, dass er diese Skrupel nicht ebenfalls hatte", erwiderte Hilgorn, und Aldar lachte. "Ja, wirklich schade." Er legte Hilgorn eine Hand auf die Schulter, und fragte mit einem Augenzwinkern: "Und, wie geht es seiner armen Witwe, meiner schönen Bald-Wieder-Schwägerin? Und meinem Neffen und meiner Nichte?"
Hilgorn beschloss, die Anspielung zu ignorieren, und antwortete stattdessen: "Es geht ihnen allen gut - sie fühlen sich wohl in Dol Amroth, und Tírneth ist eine gute Freundin für Faniel geworden."
"Das freut mich zu hören." Aldars Miene wurde wieder ernst. "Ich hoffe wirklich, dass wir es hoffen, Mordor hier aufzuhalten. Ich weiß nicht, ob Dol Amroth einer weiteren Belagerung standhalten würde." Er wartete keine Reaktion von Hilgorn ab, sondern fuhr fort: "Und ich hoffe, dass es bald gute Neuigkeiten aus dem Süden gibt - es wäre wirklich wünschenswert, wenn dieser Qúsay seinen Krieg für sich entscheiden kann. Falls wir ihm wirklich trauen können, natürlich."
Hilgorn zögerte einen Augenblick, bevor er antwortet: "Ich glaube, das können wir. Immerhin fließt das Blut Númenors auch in seinen Adern."
"Ja, genauso wie in denen vieler von Saurons Kommandanten", entgegnete Aldar zweifelnd, und Hilgorn schüttelte den Kopf. "Das mag sein. Aber es war Qúsay, der Elphir von seiner Verletzung durch den schwarzen Atem geheilt hat - es war hier in diesem Haus, und ich war dabei."
Aldar hob überrascht eine Augenbraue. "Nun, das klingt tatsächlich nicht danach, als wäre er insgeheim ein Verräter. Dann verlasse ich mich auf dein Urteil, und auf das Imrahils natürlich. Er hätte schließlich kaum seine Tochter mit ihm verlobt, wenn er ihm misstrauen würde, oder?"
"Vermutlich nicht", stimmte Hilgorn ihm zu, und fragte dann: "Wo wir beim Thema Verlobung sind - wie kommt es eigentlich, dass du noch keine Frau gefunden hast?" Zu seiner Überraschung, wich Aldar, den man sonst mit nahezu nichts aus der Fassung bringen konnte, seinem Blick aus. "Das, äh... auf See hat man wenig Gelegenheit, Frauen kennen zu lernen. Außerdem besitze ich ohnehin nichts, was ich vererben könnte." Hilgorn hatte das Gefühl, dass sein Bruder einer ehrlichen Antwort ausgewichen war, doch bevor er Zeit hatte, weiter nachzuhaken, ertönte von Osten der helle Klang einer Signaltrompete.
Die Brüder sahen einander an, und Aldar wirkte geradezu erleichtert, als er sagte: "Nun, offenbar sollte ich zu den Schiffen zurück - und du zu den Mauern."
Bevor er sich davonmachen konnte, packte Hilgorn seine Hand. "Pass auf dich auf." Aldar erwiderte den Händedruck. "Und du auf dich, kleiner Bruder. Wir sehen uns wenn die Sonne aufgeht." Hilgorn nickte nur stumm, und sah Aldar hinterher, wie er durch die Tür zurück ins Haus trat, und von dort in Richtung Hafen davoneilte. Er selbst verharrte noch einen Augenblick, und blickte zum Himmel hinauf, an dem sich die ersten Sterne zu zeigen begannen. Ein Wind von Osten trieb Wolken heran, und schon bald würden die Sterne verhüllt sein. Schon bald würden die Heere Mordors gegen die östliche Mauer branden, und in diesem Augenblick fürchtete Hilgorn sich davor.
Dann rief Turin, der in der Tür erschienen war, seinen Namen, und Hilgorn straffte sich innerlich. Die Schlacht stand bevor, und jetzt war keine Zeit, sich von Furcht überwältigen zu lassen.

Hilgorn und Turin zu den Verteidigungsanlagen
« Letzte Änderung: 9. Jan 2019, 10:37 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Die Trauer eines Bruders
« Antwort #18 am: 21. Mai 2019, 12:20 »
Valion, Verdandi, Rinheryn, Lóminîth, Balvorn und Berion aus der Umgebung Linhirs


Linhir erinnerte Valion an die wenigen Stunden, die er in Minas Tirith verbracht hatte, bevor die Schlacht auf den Pelennor-Feldern ausgebrochen war. Eine bedrückte, angespannte Stimmung lag über der Stadt. Soldaten waren nahezu allgegenwärtig. Jene Stadtbewohner, die sich gegen eine Evakuierung nach Dol Amroth entschlossen hatten, verließen nur selten ihre Häuser und mieden zum Großteil den Kontakt mit der Garnisonsstreitmacht. Das Flussufer war zu jeder Tageszeit scharf bewacht; sogar eines der Kriegsschiffe war in ständiger Alarmbereitschaft im Hafen unterwegs. Es kam Valion so vor, als würden alle Menschen in Linhir geradezu darauf warten, dass ein weiterer Angriff der Horden Mordors erfolgte.
In der Residenz des Stadtherren angekommen stiegen die gondorischen Kommandanten aus ihren Sätteln und fanden sich in ihren Unterkünften ein. Der Gebäudekomplex, der zum Großteil aus einem alten gondorischen Herrenhaus mit einigen kleineren Nebengebäuden bestand, hatte in Friedenszeiten wohl einen gut gepflegten und beeindruckenden Anblick geboten. Doch nun waren die Gärten mit in den Boden gerammten Holzpfählen gesäumt und Kriegsbanner hingen von den schmutzigen Mauern. Es hatte zu regnen begonnen, nachdem die Sonne untergegangen war und die Soldaten, die die Residenz bewachten, fluchten leise vor sich hin. Der Regen war kalt, als würde der Himmel eimerweise Eiswasser auf Linhir herabschütten. Valion fragte sich, wieviel Grad kälter es wohl werden müssten, um die Regentropfen in Schneeflocken zu verwandeln.
Der Solar des Stadtherren war ein einziges Durcheinander von Berichten, Schriftrollen und Büchern, die sich auf einem gewaltigen Schreibtisch stapelten. Trotz der späten Stunde waren noch immer viele Bedienste unterwegs - zumeist waren es junge, unerfahrene Rekruten, die die Botengänge erledigten. Valion entging nicht, wie sich ihre Blicke auf ihn richteten. Man hatte in Linhir bereits gehört, wen der Fürst von Dol Amroth zum neuen Kommandanten der Ostgrenze ernannt hatte, und Valions Ruf war ihm vorausgeeilt. So war er nicht überrascht, in den Blicken der jungen Soldaten Hoffnung zu erkennen. Hoffnung, dass sich ihr Schicksal in diesem Krieg nun endlich wenden würde.
Valion selbst besaß diese Hoffnung nicht. Er hatte gesehen, welche Macht im Osten lauerte. Dennoch war er nicht bereit, einfach aufzugeben. Mordors Heere waren gewaltig, doch selbst die Orks des Schwarzen Landes waren nicht ohne Zahl. Viele tausende von ihnen hatte der Dunkle Herrscher bereits in den vier Jahren des Krieges mit dem Westen geopfert, und wenn die Berichte aus Rohan wahr waren, war Mordors Streitmacht derzeit an mehr Fronten als nur an den Ostgrenzen Rohans und Gondors verteilt. Späher berichteten, dass Sauron ein Heer gen Dol Guldur entsandt hatte, um jene Festung den Klauen der Weißen Hand Sarumans zu entreißen, und dass die Orks Mordors nun auch in Richtung Harad marschierten, um in den dort wütenden Bürgerkrieg einzugreifen. Und auch die geheimnisvolle Abwesenheit der Ostlinge in den Heeren der Bundgenossen Mordors ließ die Kriegslage etwas besser aussehen. Weshalb das Reich von Gortharia Sauron seit der Schlacht um Dol Guldur keine Truppen mehr zur Verfügung gestellt hatte, war allerdings nur eines der vielen Rätsel, die sich den Kommandanten der Freien Völker in jenen Tagen stellten.
Die Berichte von der eigenen Front am Gilrain waren nicht besonders gut, wie Valion fand. Überall mangelte es an Truppen und Versorgungsgütern. Und immer wieder gab es an den unterschiedlichsten Stellen entlang der Grenze kleinere Gefechte mit den Orks des Ostufers. Der Krieg war seit Hilgorns Fall nie mehr wirklich zur Ruhe gekommen.

Valion blieb an jenem Abend noch lange wach, um sich einen genauen Überblick zu beschaffen. Rinheryn stand ihm dabei zur Seite, während Lóminîth sich schon früh zurückzog. Valions Verlobte hatte das große Schlafgemach des Stadtherren in Beschlag genommen und ließ es von Bediensteten bewachen, die nur ihr selbst loyal waren.
"Wer bewacht den Flussübergang im Norden?" fragte er, die Hand gegen die Stirn gestützt. Das flackernde Licht mehrerer Kerzen erhellte den Schreibtisch nur notdürftig.
"Die Männer vom Ringló-Tal, angeführt vom Sohn ihres Fürsten, Herrn Dervorin," sagte Rinheryn. "Unterstützt werden sie vom Orden der Delferyn."
"Sieh an," murmelte Valion. Die Delferyn waren ein Orden von Kriegern, der einst ins Leben gerufen worden war, um gegen einen Ork-Befall im Weißen Gebirge vorzugehen. Die Krieger des Ordens verstanden sich besonders gut auf Kriegsführung im Gebirge und zählten zu den hartgesottensten Kämpfern Gondors. Ihr Hauptquartiert befand sich in der Stadt Ethring im Tal des Ringló, weshalb sie stets gute Beziehungen zu dem dort ansässigen Lehnsfürsten gepflegt hatten. "Dann brauchen wir uns um die Furten wohl vorerst keine Sorgen zu machen," meinte Valion.
"Dort wurde General Hilgorn zuletzt gesehen," wandte Duinhirs Tochter ein. "Wir dürfen nicht zulassen, dass der Feind den Flussübergang erneut für einen Angriff gebraucht."
"Dann werde ich eine Gruppe von Freiwilligen zur Unterstützung der Delferyn zu entsenden," beschloss Valion. Er gähnte. Den Großteil der Berichte hatte er inzwischen begutachtet, doch noch war seine Arbeit nicht abgeschlossen.
"Du solltest dir etwas Schlaf gönnen," sagte Rinheryn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Die Berührung fühlte sich merkwürdig an, wie Valion fand. "Für heute ist die Lage unter Kontrolle," fuhr Rinya fort.
Etwas unwillig entzog er sich ihrem Griff und murmelte: "Nein, noch nicht. Da sind noch mehr Berichte, die ich mir ansehen muss. Das kann nicht bis morgen warten."
"Überlass sie mir," schlug Rinheryn vor und umrundete den Schreibtisch, um nach dem unbearbeiteten Stapel zu greifen.
"Nicht dich hat Imrahil zum Verantwortlichen bestimmt," hielt Valion sie auf. "Diese Bürde ist mir auferlegt worden."
Rinheryn sah ihn an. Ihre rötlichen Haare wirkten im Licht der Kerzen, als stünden sie in Flammen. "Lass mich dir helfen, sie zu tragen," bat sie leise.
"Wieso?" fragte er in derselben Lautstärke. Schwere Tropfen schlugen gegen das Fenster und füllten die Stille mit immerwährendem Trommeln. Der Sitz schien ihm mit einem Mal zu eng zu werden. Er wollte aufspringen und im Raum auf und ab gehen, doch etwas hielt ihn davon ab.
Duinhirs Tochter zögerte. Sie starrte auf die Oberfläche des Tisches und mehrere lange Sekunden vergingen. Dann hörte Valion, wie sie tief seufzte. "Du verstehst es nicht," stieß sie hervor. "Aber das ist in Ordnung." Sie richtete sich auf und blickte an Valion vorbei durch das Fenster auf die schlafende Stadt hinaus, wo die Lichter von fackeltragenden Soldaten zu sehen waren, die trotz des Regens Wacht hielten. Doch dann wandte sie sich ab und eilte aus dem Solar.
Valion blieb mit dem Gefühl zurück, dass er aus dem Verhalten von Frauen wohl niemals wirklich schlau werden würde.

Am folgenden Morgen erwachte er davon, dass es an der Tür des Schlafgemaches pochte. Es war ein zögerliches Klopfen, doch es war genug, um Valions Schlaf zu stören. Er blickte zur Tür hinüber und erschrak, als er eine ihm unbekannte junge Frau erblickte, die mit einem gezogenen Dolch nahe der Tür stand und ihre Hand langsam in Richtung des Türgriffes ausstreckte.
"Idríchil, es ist gut," sagte Lóminîths Stimme neben Valion. Seine Verlobte, die Sekunden zuvor noch gewirkt hatte, als würde sie fest schlafen, saß nun aufrecht und vollständig wach im Bett, während Valion sich noch den Schlaf aus den Augen rieb. Auf das Wort ihrer Herrin senkte die junge Frau den Dolch und trat von der Tür fort.
"Mein Herr Valion?" erklang eine dumpfe, vorsichtige Stimme von jenseits der Tür. "H-Hauptmann Balvorn schickt mich, um Euch zu w-"
"Ich komme ja schon," brummte Valion und zog sich hastig an. Um seine volle Rüstung anzulegen war nicht genug Zeit, weshalb er mit einem ledernden Wappenrock mit dem Siegel des Ethirs auf der Brust vorlieb nahm. Während er noch Lóminîths Dienerin misstrauisch beäugte, gürtete er sich sein Schwert um und öffnete dann die Tür. Ein junger Soldat stand davor, welcher hastig zurückwich als Valion hindurchtrat und sie hinter sich schloss.
"Was gibt es?"
"Hauptmann Balvorn schickt nach Euch, Herr. I-Ihr habt einen Besucher in Eurem Solar," brachte der Rekrut mühsam hervor. Valion war sich einigermaßen sicher, dass der Junge vor wenigen Wochen noch Felder in Anfalas oder den Pinnath Gelin bestellt hatte, seiner Aussprache und seinem Aussehen nach. Er beschloss, darüber hinwegzusehen.
"Also gut, gehen wir es an," sagte Valion und streckte sich, um die Müdigkeit aus seinen Gliedern zu vertreiben. Dem Stand des Lichtes nach, der durch ein Fenster zu sehen war, konnte seit Sonnenaufgang kaum eine Stunde vergangen sein. "Vielen Dank, Soldat. Zurück auf deinen Posten mit dir." Mit einem dankbaren Nicken eilte der Rekrut davon.
Im Solar angekommen wurde Valion von Hauptmann Balvorn begrüßt, der aussah, als hätte er ebenso wenig Schlaf wie Valion selbst gefunden hätte. "Gut, Ihr seid wach," sagte Balvorn. "Es gibt da eine gewisse Situation, welche Eurer sofortigen Aufmerksamkeit bedarf."
"Worum geht es?" wollte Valion noch fragen, als aus dem Nebenraum eine tiefe, zornige und lautstarke Stimme ertönte.
"Wo ist er? Wo ist der verwöhnte Bursche, den Imrahil uns als Ersatz geschickt hat?"
Ein Mann kam in den Solar marschiert, die Hände zu Fäusten geballt. Er besaß einen beeindruckenden schwarzen Bart, doch abgesehen davon sah er Hilgorn sehr ähnlich.
"Wo ist der Kerl, der meinen älteren Bruder ermordet hat und der nun versucht, meinen jüngeren Bruder zu ersetzen?" wütete der Mann, bei dem es sich offensichtlich um Aldar Thoron, den Kommandant der Flotte Linhirs handeln musste - Hilgorns verbliebenen Bruder.
Valion musste zugeben, dass Kapitän Aldar nicht gut aussah. Seine Augen und Wangen waren eingefallen und seine Haut war bleich, als hätte er seit Tagen kein Sonnenlicht mehr gesehen. Die Augen waren rot unterlaufen und die Hände waren von Schrammen und Schürfwunden übersät. Ehe Aldar Valion erreicht hatte, stellte sich Balvorn ihm in den Weg.
"Ruhig Blut, Aldar. Niemand hier versucht, Hilgorn zu ersetzen," sagte der Hauptmann.
"Ich bin hier auf Imrahils Anordnung, nicht aus freien Stücken," fügte Valion hinzu.
Aldar schon Balvorn grob beiseite und baute sich vor Valion auf. "Ich wette du hast es genossen," sagte er leise und verbittert. "Als du Imradon getötet hast. Nicht wahr?"
"Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat," erwiderte Valion. "Doch wenn ich nichts unternommen hätte, wäre Hilgorn in jener Schlacht gefallen."
"Was macht das jetzt schon für einen Unterschied? Er ist tot."
"Das wissen wir nicht," hielt Valion dagegen und gab Balvorn ein Zeichen, sich nicht einzumischen. Er kannte die Meinung des Hauptmanns zum Thema Hilgorn bereits. "Er könnte ebensogut in Gefangenschaft geraten sein."
"Wenn die Gerüchte stimmen, die man sich über den feindlichen Kommandanten erzählt, wäre es besser, wenn er tot wäre," zischte Aldar. "Was hast du nun also vor, Valion vom Ethir? Willst du den Helden spielen? Ist es das, worum es dir geht? Den Ruhm meines Bruders, der diese Stadt rumhreich verteidigte, zu stehlen?"
"Es geht hierbei nicht um Ruhm, sondern um Sühne," sagte Valion grimmig. "Der Fürst hat mich hierher nicht zur Belohung entsandt. Dieses Amt ist meine Strafe."
"Imrahil muss wohl den Verstand verloren haben, wenn dies seine Art von Bestrafung geworden ist," brummte Aldar.
"Es herrscht Krieg, und wir sind Soldaten Gondors," stellte Valion klar. "Unser beider Befehl lautet, die Grenze um jeden Preis zu verteidigen. Und auch wenn diese ganze verdammte Situation nicht meinem Wunsch entspricht, habe ich vor, meine Aufgabe zu erfüllen. Und wenn Hilgorn noch lebt, dann werde ich alles daran setzen, ihn zu finden und wohlbehalten zu uns zurückzubringen."
Aldar starrte ihn an. Seine blutunterlaufenen Augen blinzelten nicht ein einziges Mal. "Schwöre es," wisperte er. "Schwöre es, dass du ihn nach Hause bringen wirst."
Valion zögerte. Er wusste nicht, wie Aldar auf eine Weigerung reagieren würde. Doch den Verlust eines weiteren Kommandanten konnte Gondor sich nicht leisten. Also nickte er. "Ich schwöre es bei dem Weißen Baum, der für das Südliche Königreich steht," sagte Valion leise.
Der Kapitän atmete tief durch. "Gut. Gut. Ja, das ist sehr gut. Dann besteht vielleicht doch noch Hoffnung."
"Mein Herr..." begann Balvorn, doch Valion brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen.
"Hoffnung gibt es immer," sagte er, noch während er sich über seine eigenen Worte wunderte. Eine seltsame Entschlossenheit war mit einem Mal über ihn gekommen. Er glaubte an sein eigenes Versprechen: Er würde alles daran setzen, Hilgorn zu finden. Sofern dieser noch am Leben war...
"Meine Herren," sagte Valion nach einer kurzen Pause. "Wir haben viel zu tun. Also schlage ich vor, wir gehen es an."
Wie aufs Stichwort kam Rinheryn in den Solar geeilt, einen neuen Bericht in der Hand.


Valion, Verdandi und Rinheryn zu den Verteidigungsanlagen
« Letzte Änderung: 4. Jul 2019, 14:41 von Fine »
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Eine einmalige Gelegenheit
« Antwort #19 am: 21. Jun 2019, 14:17 »
Valion und Rinheryn von den Verteidigungsanlagen


Es vergingen zwei Tage, ohne dass sich die Orks am jenseitigen Ufer des Gilrain erneut regten. Meldungen trafen in Valions Kommandoposten im alten Sitz des Stadtherren ein, doch eine von ihm erhoffte Spur auf den Verbleib Hilgorns war nicht darunter. Die Lage entlang der Grenze war ruhig - und diese Tatsache bereitete Valion Unbehagen. Zwar war jede ruhige Minute sehr kostbar, denn sie gab den Soldaten Gondors Zeit, ihre Verteidigungsanlagen auszubessern und zu erweitern, sowie hin und wieder etwas Frieden zu genießen, doch Valion hatte das Gefühl, dass die Kommandanten Mordors in der Zwischenzeit irgendein Übel ausheckten. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, herauszufinden, was da wirklich vor sich ging.
Ein Botenvogel von Ardóneth brachte die Nachricht, dass die Waldläufer Damrods den Fluss überschritten und Posten in einem verlassenen Kriegslager bezogen hatten. Valion ließ ein Antwortschreiben verfassen und richtete den Dúnedain aus, dass sie die Umgebung nach feindlichen Truppen und Lagern auskundschaften sollten, ohne jedoch zuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Sobald eine Schwachstelle in den Stellungen Mordors ausgemacht war, hatte Damrod den Befehl, nadelstichartige Überfälle zu führen, wie er es bereits in Ithilien getan hatte, um die Versorgungslinien des Feindes zu stören oder gar zu unterbrechen. All das würde dafür sorgen, den unvermeldichen Großangriff auf Linhirs Westhälfte zu verzögern und würde für Verwirrung in den Reihen der Orks sorgen. Am Ende der Botschaft bat Valion Ardóneth darüber hinaus, nach Gerüchten über Hilgorn die Ohren offen zu halten. Wenn es eine Chance gab, dass der General von Dol Amroth noch am Leben war, wäre selbst die kleinste Spur viel wert.

Valion fiel auf, dass Rinheryn ihm die meiste Zeit über kaum von der Seite zu weichen schien. Morgens erwartete sie ihn voller Tatendrang im Solar des Stadtherren und begleitete ihn bei seiner täglichen Inspektion der Verteidungsanlagen am Fluss. Obwohl Valion bei den kargen Mahlzeiten meist die Einsamkeit suchte oder mit den einfachen Soldaten speiste, war Duinhirs Tochter nie wirklich weit weg. Einzig nachts, wenn Valion zu seiner Verlobten im Anwesen des Stadtherren zurückkehrte hielt Rinya sich fern. Sie hatte wieder zu ihrer recht unbeschwerten, frechen Art zurückgefunden und seit Verdandis Abreise war alles Misstrauen Anderen gegenüber von Rinheryn abgefallen. Valion hatte beschlossen, sich über all dies nicht unnötig Gedanken zu machen. Er hatte eine Stadt zu verteidigen und seine Aufmerksamkeit wurde davon beinahe vollständig eingenommen.
Obwohl ihm als hochrangiger Kommandant des Heeres die bestmöglichste Verpflegung zustand, aß Valion zumeist das, was auch die einfachen Soldaten bekamen. Oft gab es Eintopf oder Suppe, sowie geschmackloses, aber halbwegs frisches Brot. Fleisch und Gemüse waren rar gesät. Lóminîth gab den Versuch, ihren Verlobten von diesen Gewohnheiten abzubringen schließlich auf. Ihre Aussage, dass er sich mehr wie ein Mann seines Standes verhalten sollte, trafen bei Valion auf taube Ohren.
In den wenigen freien Minuten, die ihm blieben, dachte Valion oft an seine Schwester, die auf Imrahils Befehl in Dol Amroth geblieben war. Valirë schien sich stets mit einer Aura der Leichtigkeit zu umgeben, die ansteckend auf Valion wirkte. In ihrer Nähe schienen Regeln und Einschränkungen kaum Macht zu besitzen und alles wirkte irgendwie... einfacher. Valion stellte fest, dass er Valirë wirklich vermisste.

Am dritten Tag geschah etwas, das den sich mit der Zeit einstellenden Alltag in Linhir durcheinander wirbelte. Es war am frühen Morgen, kaum eine Stunde nach Sonnenaufgang, als Valion den Solar des Stadtherren betrat und verwundert feststellen musste, dass Rinheryn nicht bereits dort war. Es vergingen allerdings kaum drei Minuten, bis die Morthonderin hereingestürmt kam. Ihre roten Haare waren wie ein einziges Durcheinander, doch das schien sie nicht zu stören.
"Was gibt es?" fragte Valion und sah von den Berichten aus, die er gerade gelesen hatte.
"Die morgendliche Patrouille hat zwei Personen aufgegriffen, die auf mich höchst verdächtig wirken," erklärte Rinheryn atemlos. "Ich habe sie gleich herbringen lassen. Einige der Männer sagen, es sind Spione des Feindes."
"Spione?" wiederholte Valion. "Das könnte interessant sein."
Die Soldaten, die vor der Türe Wacht hielten, brachten auf Rinheryns Wink hin die beiden Gefangenen in den Solar. Bei der kleineren der beiden Menschen handelte es sich um ein Mädchen, das kaum das Erwachsenenalter erreicht haben konnte. Ihre braunen Haare machten in ihrer Unordentlichkeit der Haarpracht Rinheryns klare Konkurrenz. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen und sie trug feste Kleidung nach Art der Waldläufer. Als Valion dem Mädchen ins Gesicht blickte, erkannte er eine gewisse Vertrautheit darin, die ihn sich fragen ließ, ob er sie schon einmal irgendwo gesehen hatte.
Die zweite Person kam ihm ebenfalls bekannt vor - sehr gut sogar. Die enge, schwarze Bekleidung in Kombination mit ebenso dunklem Kapuzenumhang und das - derzeit unter das Kinn herabgezogene Halstuch - ließen keine Zweifel über die Identität der Frau zu, deren dunkelbraue Haare Valion mit einem amüsierten Aufblitzen musterten. Er erwiderte das Lächeln und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Sieh mal einer an," sagte Valion. "Wenn das nicht Ta-er as-Safar ist."
"Du erinnerst dich also noch an mich," erwiderte Ta-er, die wie bei ihrer letzten Begegnung in Umbar eine Aura des Geheimnisvollen gehüllt war.
Valion grinste. "Du hast einen bleibenden Eindruck hinterlassen, daran besteht kein Zweifel."
"Wie, du kennst sie?" platzte Rinheryn heraus - mehr verärgert als überrascht klingend.
Das Mädchen neben Ta-er stieß ein resignierendes Seufzen aus. "Selbst in Ithilien habe ich schon gehört, dass es nur wenige Frauen in Gondor gibt, die der große Valion vom Ethir nicht... kennt." Sie verschränkte die Arme vor der Brust, doch in ihrem Blick war keine Feindseligkeit zu sehen. Stattdessen hielt sie den Augenkontakt aufrecht und zog frech die Augenbrauen hoch.
"Die Kleine gefällt mir," sagte Valion amüsiert. "Ihr könnt euch entspannen," wies er die Soldaten an. "Ich glaube nicht, dass wir es hier mit Spionen zu tun haben."
"Wie kannst du dir da so sicher sein? Das könnte ein listenreiches Täuschungsmanöver sein," hielt Rinheryn dagegen, die die beiden Neuankömmlinge keine Sekunden aus den Augen ließ.
Ta-er ignorierte die Bemerkung und stellte sich direkt vor Valions Kartentisch. "Ich hatte nicht erwartet, eine so wachsame Stadt inklusive einem fähigen Kommandanten vorzufinden," sagte sie.
"Ob er fähig ist, wird sich noch zeigen," warf das Mädchen ein.
"Genug jetzt, Serelloth. Vergiss nicht, weshalb wir hier sind." Ta-er schien ein Seufzen zu unterdrücken und suchte erneut Valions Blick.
Etwas machte in Valions Hinterkopf klick, und die Puzzleteile fügten sich ineinander. Er erinnerte sich an die Zeit, die er verletzt im verborgenen Unterschlupf der Waldläufer in Henneth Annûn verbracht hatte. Damals hatte der junge Waldläufer Glóradan jenen Namen erwähnt. Und in der Kneipe in Dol Amroth hatte Damrod selbst über seine Tochter gesprochen, auf deren Suche er war. "Du bist..." setzte Valion an.
"Damrods Tochter?" beendete Rinheryn den Satz. Sie schien den gleichen Gedanken wie Valion gehabt zu haben.
"Ihr kennt meinen Vater? Habt ihr ihn gesehen? Wie geht es ihm, ist er wohlauf?" bestürmte Serelloth sie sogleich mit Fragen.
"Immer mit der Ruhe, Kleine," sagte Valion und hob beschwichtigend die Hände. "Deinem Vater und seinen Leuten geht es gut, sie sind mit Rinheryn und mir aus Ithilien gekommen."
"Und wo sind sie jetzt?"
"Jenseits des Gilrain, in einem vorgeschobenen Kommandposten. Ungefähr einen Tagesmarsch von der Stadt entfernt."
Serelloth ballte die Hände zu fäusten und starrte Ta-er erwartungsvoll an. "Wir müssen..."
Die Bitte schien an der Assassinin abzuprallen wie an einer Wand aus Eis. "Du weißt, dass wir vorher noch etwas erledigen müssen, das wichtiger als dein Vater ist."
"Aber -"
"Er hat all die Jahre hinter feindlichen Linien in Ithilien überdauert, da werden einige zusätzliche Tage wohl kaum einen Unterschied machen," fuhr Ta-er mit fester Stimme fort. "Oder hast du bereits vergessen, worauf du dich "ganz besonders freust"?"
"Auf den Ausdruck auf dem Gesicht dieses schnöseligen Generals, wenn wir ihn aus der Gefangenschaft retten," antwortete Serelloth prompt. "Also gut, du hast ja Recht, Ta-er." Leise murmelnd fügte das Mädchen hinzu: "Wie immer."
"Augenblick mal," sagte Valion, dessen Interesse eindeutig geweckt worden war. "Mit diesem... "schnöseligen General" meint ihr doch nicht etwa Hilgorn Thoron?"
"Eben jenen", bestätigte Ta-er. "Wir wissen, wo er gefangen gehalten wird, und von wem."
"Wo?" fragten Valion und Rinheryn gleichzeitig.
"Im Tal des Celos, nordöstlich von hier," erklärte Serelloth stolz. "Die Orks lassen ihre Gefangenen dort in einem Steinbruch schuften."
"Dann sollten wir keine Zeit verlieren," sagte Valion. An einen seiner Boten gewandt befahl er: "Lasst sofort nach Admiral Aldar Thoron schicken und bringt auch die Hauptleute Berion und Balvorn her. Derweil soll der Quartiermeister Vorräte für zwei Dutzend Krieger für fünf Tage zusammenstellen lassen und es sollen ebensoviele Pferde bereit gemacht werden. Los!"
Während die Boten davon eilten, fuhr Valion an die drei Frauen gewandt fort: "Um die Waldläufer oder Verdandi zurückzurufen bleibt uns wahrscheinlich keine Zeit, das hat Ta-er bereits korrekt erkannt. Wenn wir Hilgorn retten wollen, zählt jede Sekunde. Ihr beiden werdet uns zu diesem Steinbruch bringen, so bald ich die Befehle für den Zeitraum meiner Abwesenheit erteilt habe."
"Du willst selbst mitkommen?" fragte Ta-er. "Das hatte ich nicht erwartet."
"Ich habe es Hilgorns Bruder geschworen," antwortete Valion. "Und ich habe nicht vor, diesen Schwur zu brechen. Das hier ist eine einmalige Gelegenheit. Wenn Hilgorn befreit werden kann, werde ich nicht hier in Linhir in Sicherheit sitzen und Däumchen drehen."
"Ich habe ja schon vieles über dich gehört, Valion vom Ethir," sagte Serelloth und legte den Kopf schief. "Aber noch nie, dass du ein Feigling bist. Wie schön, dass die Gerüchte in dieser Hinsicht wahr sind."
Trotz der Umstände lachte Valion.
« Letzte Änderung: 4. Jul 2019, 14:49 von Fine »
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