Jajajaja, Doppelpost ich weiß. Ich hätte den Kram aber sowieso geschrieben, und ein ewiglanger Post ist noch weniger übersichtlich....
Was mich persönlich jedoch stört ist, dass hier ganz offensichtlich ein Name zum Vertrieb benutzt wurde. Mir kann niemand erzählen, dass man das Spiel mit Mordor und Mittelerde konzipiert hat, weil man die tolkiensche Welt unbedingt bereichern wollte.
Hierzu erstmal zum Ersten: Wie ich eben mal wieder viel zu lange ausgeführt habe, ist der Inhalt das Spieles garnicht so "ganz offensichtlich" flach. Ich finde es fast schon erschreckend wie du zuerst sagst dass du es nicht gespielt hast und es nicht bewerten willst, aber danach doch eine ziemlich fette Bewertung vornimmst. Du schließt doch auch nicht allein vom Klappentext auf den gesamten Inhalt eines Buches. Wie kannst du es dann hier als offensichtlich bezeichnen, wenn du dich garnicht weiter als oberflächlich mit dem Thema beschäftigst hast?
Ich kann die Position ja nachvollziehen, da ich ganz am Anfang als noch überhaupt keine weiteren Infos bereitstanden genauso reagiert habe.
Meh...
Aber jetzt kann ich diese unfundierte "Standard-Kritik" Aussage absolut nicht mehr nachvollziehen.
Dann zum zweiten Satz:
Ja, hast Recht.
Dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen. So war es höchstwahrschenlich. Erst das Konzept, dann die Story.
So werden Spiele nämlich gemacht.
Ein Spiel muss in erster Linie "Spaß machen", so simpel es auch klingt. Dafür muss am Anfang der Entwicklung ein bestimmtes Spielprinzip stehen. Eine Kernmechanik, auf die das gesamte Spiel aufbaut. In SoM ist das eindeutig das Nemesis-System. Es gibt auch Artikel zur Entwicklung in denen klar gesagt wird, dass die Idee dazu zuerst kam und erst später der Gedanke dies in ein HdR Spiel einzubauen.
Der wichtige Unterschied dabei ist aber, mit wie viel Aufwand dieses Prinzip in das Quellmaterial eingebaut wurde.
Man kann die aktuelle Reihe als Beispiel durchgehen.
ConquestIdee: Battlefront ist beliebt. Wie wäre es mit einem teambasierten Schlachtfeld Shooter mit Nahkampf-Fokus?
Implementierung: Die Optik stimmt, aber eine Story oder genauere Zusammenhänge oder logische Verbindungen werden nicht geknüpft. Was cool aussieht, wird zusammengefügt (Mumaks bei der Wetterspitze).
War in the NorthIdee: Wir wollen Splitscreen-Coop in ein Action-Rollenspiel zurückbringen, und über's Internet erweitern.
Implementierung: Es wird versucht möglichst nah an der Story zu bleiben und eine Grundlage zu bieten, hält die vorhandene Geschichte aber möglichst flach damit der Spieler sein eigenes Abenteuer erleben und seinen eigenen mystischen Gegner besiegen kann.
Und hier bringt Shadow of Mordor eben in meinen Augen den entscheidenden Unterschied. Es versucht nämlich am Mittelerde-Legendarium anzuknüpfen und gibt sich dazu im Spiel und in allem Werbematerial überdeutlich Mühe und geht viele Umwege. Es benutzt das
Franchise nicht nur als Dekoration, sondern arbeitet mit ihm, recherchiert es, und nutzt vorhandene Infos geschickt.
Im Verhältnis zu den inhaltlichen Freiheiten, die man sich jedoch genommen hat, erscheint mir das dann doch ein bisschen zu wenig, um eine derart inhaltlich ausgeklügelte Welt für sich in Anspruch zu nehmen.
Es
ist nämlich inhaltlich bis in jedes notwendige Detail ausgeklügelt.
Ich weiß um Talions Vergangenheit, warum er und seine Familie am Schwarzen Tor dienen, und diese Schuld wird durch das ganze Spiel getragen. Ich weiß wie die Hierarchie in Mordor funktioniert, wie die einzelnen Festungen heißen und was in ihnen vor sich geht. Ich weiß wer meine Gegenspieler sind und woher sie ihre Kräfte beziehen.
Aber allem voran: Ich weiß warum Celebrimbor das tut, was er tut. Und es passt so gut wie nahtlos in eine Lücke des Quellmaterials.
Dieses Lückenfüllen ist glaube ich der wirkliche Grund warum so viele sich allein von dem Gedanken des Spieles abgestoßen fühlen...
Wie schon gesagt spielt die Story nunmal nicht im Ringkrieg. Wir spielen nicht "Der Herr der Ringe: Mordors Schatten", sondern "Mittelerde: Mordors Schatten", und das ist in meinen Augen eine sehr bewusste Titelwahl, die über die zeitliche Einordnung des Spieles hinausgeht.
Alle bisherigen großen Spiele hatten eine Verbindung zu den Filmen, oder haben damit geworben dass sie den Spieler zurück in die Geschehenisse bringen. In SoM wird eine alleinstehende Geschichte erzählt. Es gibt natürlich Berührungspunkte im Großen und Ganzen, aber die Dramatik und die Konflikte in SoM bestehen für sich.
Mich hat dabei grade fasziniert, dass die Entwickler es geschafft haben, eine Geschichte zu zeigen die in so gut wie keinem Widerspruch mit den Quelltexten steht und sich dabei in den Zwischenräumen, den unerforschten Gebieten der Hauptgeschichte bewegt. Das Spiel ist keines Falls perfekt, es gibt hier und da Ungereimtheiten die mir auch nicht gefallen, aber es ist in vielen Punkten schon auf einem viel besseren Kurs als bisherige HdR-Spiele, oder andere aktuelle Videospiele.
Und darum kann ich nicht still bleiben, wenn es hier ohne Hintergedanken verdammt wird.
Wer bis zum Ende gekommen ist: Danke für's lesen.