Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rhovanion

Ebene von Celebrant

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Thorondor the Eagle:
Faendir vom Lager Faramirs und Éowyns und dem großen Heer in der Wold


Seit Faendir den Auftrag von Gandalf erhalten hatte, war ein halber Tag vergangen. Hinter dem Elben begann es bereits stark zu Dämmern. Die Landschaft vor ihm, kurz zuvor noch in strahlend hellen Pastellfarben, verschmolz bereits zu einem tristen Bild aus Grautönen. Faendir konnte nicht mehr erkennen, wie weit die Grenzen des goldenen Waldes entfernt waren. Selbst sein scharfes Elbenauge kann der kommenden Dunkelheit nicht trotzen.

Es fiel ihm immer schwieriger die kleine Nachtigall in der Ferne zu erkennen und so beschloss er halt zu machen. Er spielte ein paar kurze Töne auf seiner Flöte, damit die kleine Botschafterin bescheid wusste, dass sie halt machten. Hier auf dem Feld des Celebrant gab es kaum Bäume. Die weite, frischgrüne Hügellandschaft verlor sich an den Grenzen Lothloriens und am Nebelgebirge. Faendir und die kleine Nachtigall zogen sich unter ein paar kleinen, hüfthohen Sträuchern zurück.

Aus einem kleinen Beutel nahm er etwas Wegbrot, welches er von den Männern Rohans bekommen hatte. Er biss davon ab und kaute es eine Zeit lang. Es schmeckte grauenhaft im Vergleich zum köstlichen Lembas Brot der Galadhrim.

Das Vögelchen saß auf einem feinen Ast und sah Faendir zu. Sie zwitscherte laut los, um auf sich aufmerksam zu machen.

"Oh", schrak der Elb auf "Tut mir leid meine kleine Sängerin, du hast mir heute den Weg gezeigt, das Futter hast du dir verdient."
Er nahm aus einem kleinen weißen Seidenbeutel seines Gürtels, der ganz und gar nicht zu seiner übrigen Kleidung passte, einige Körner heraus und hielt sie dem Vogel hin. Die Nachtigall setzte sich auf Faendirs Handgelenk und pickte sie rasch aber genüsslich auf.

Ob ich es wagen kann hier einige Lieder zu spielen? Ich mag es mit der Nachtigall zu spielen. Sie macht all die Töne aus der Flöte noch fröhlicher und stimmungsvoller.

Noch ehe er zu seiner Flöte greifen konnte, begann der kleine Vogel zu singen. Faendir spielte leise seine mythischen Lieder der altvorderen Zeit und merkwürdigerweise kannte sie sie alle. In dieser stillen, dunklen Nacht war es sehr ruhig, so als gäbe es keinen Krieg und kein Übel auf diesen Gefilden. Das  Zirpen der Grillen um sie herum bildete einen beruhigenden Gesang. Faendir schlief friedlich ein und die Nachtigall hielt die nächtliche Wache.

Als er wieder erwachte saß die Nachtigall auf einem hohen Baum neben ihm. Er nahm wieder seine Flöte zur Hand und spielte darauf. Der Klang war noch schöner als sonst. Faendir war es nicht aufgefallen, doch er befand sich bereits mitten in einem grünen, wunderschön-blühenden Wald. Zwischen den Stämmen erkannte er eine spärlich bewachsene Felswand.
Die Nachtigall stimmte in seine Melodie ein. Ihre Stimme war lauter und klangvoller als am Abend davor. Faendir stockte der Atem, diese Stimme umschmeichelte ihm gerade zu seine Ohren. Er konnte nicht weiterspielen, denn der normalerweise harmonische Klang der Flöte, störte nun das einzigartige Lied des Vogels. Die Stimme, die sich nun ganz und gar nicht mehr wie Gezwitscher anhörte, wehte mit dem Wind. Die Töne glitten zwischen den Bäumen hindurch und die Blätter erfüllten die Pausen des Liedes mit klingendem Rauschen. Die Musik prallte an der Felswand ab und durch die davorliegende Schlucht in der die Töne tausendmal widerhallten erreichte das Lied seinen klangvollen Höhepunkt.
Faendir schloss seine Augen. In diesem Moment fühlte er sich im Einklang mit allem Guten dieser Welt. Sein Leben schien eine unerreichbare Harmonie zu sein.

Plötzlich war die Musik weg. Er öffnete seine Augen und ihm gewährte sich ein vertrauter Anblick; die Nachtigall auf dem kleinen Busch. Es war nur ein Traum gewesen. Der Horizont erstrahlte in einem silberweiß mit goldenen Sonnenstrahlen durchdrängt.
...so bitter kalt diese Nacht auch war, dieses Lied in meinen Träumen hat mein Herz erwärmt. Und dieser wunderschöne Sonnenaufgang... heute war wohl eine der wenigen Nächte in der kein Blut geflossen ist. Diese Tage sind sehr selten geworden...

Er erhob sich langsam und schaute über die Wiesen. Kein Feind war in Sichtweite seines Elbenauges und kein Schatten lag über ihnen oder dem goldenen Wald. Er erkannte, dass der Weg nicht mehr weit war.
Mit frischen Kräften gingen sie los. Er marschierte in flottem Laufschritt und die kleine Nachtigall flog voraus. Es waren kaum zwei Stunden vergangen, als sie die ersten Bäume Lothloriens erreichten. Die Nachtigall setzte sich auf einen Ast und blickte zurück. Der Wald war von frühlingshaften Grün überwuchert und durchdrängt von hunderten Stimmen verschiedener Vögel. Es war wieder Frieden in Lorien eingekehrt und wie einst schien es so als ob die Zeit still stand.

Der Elb hatte das Vögelchen schon fast erreicht, als es laut kreischend aus der Krone fiel. Faendir schrak auf und lief schneller als er jemals gelaufen war. Er fand die kleine Nachtigall am Boden liegend. Ihr Flügel war durchbohrt von einem wohlgeformten Pfeil; einem Silberdornpfeil.

"Was hab ihr getan...", brüllte Faendir.
Und noch ehe er begriff was los war, umschlossen ihn einige Grenzwächter Lothloriens und bedrohten ihn mit Pfeil und Bogen.
"Wer bist du?" fragte einer forsch und unfreundlich.

"Ich bin Faendir, Kundschafter des Düsterwalds und ich bringe eine Botschaft von Gandalf dem Weißen für die Herren des Waldes und an Thranduil meinen König."

"Wie lautet diese Botschaft?"

"Nur die kleine Nachtigall der Tochter des Mondes kennt die Antwort auf eure Frage!", sagte Faendir mit weinerlicher Stimme. Ihm kullerten Tränen über die Wangen als er fordernd auf die Soldaten blickte.
 
Der Wächter sah Faendir entsetzt an: "Schnell, bringt die beiden nach Caras Galadhon. Ehe die Nachricht in der Düsternis des Todes verloren geht!"


Faendir in die Wälder Lothlóriens

Curanthor:
Mathan, Halarîn, Balendin, Antien und Oronêl von der Südgrenze Lothlóriens
Celebithiel, Galadriel, Irwyne und Mithrellas mit den Flüchtlingen aus Caras Galadhon


Halarîn spürte ihre Füße mehr als deutlich, die Nacht war so anstrengend wie keine ihrer Reisen zuvor. Fast im Laufschritt waren so gen Süden gezogen und standen nun, kurz bevor die Sonne aufging, vor der Ebene von Celebrant. Der Flüchtlingszug hatte sich zu einer Igelförmigen Formation formiert und wartete auf die Rückkehr ihrer Späher. Die Elbe rieb sich die Augen und seufzte ergeben bei dem Gedanken, dass sie den restlichen Tag ebenfalls sehr schnell weiterziehen mussten. Sie strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und schlenderte an den Rand des Lagers. Vor einem flachen Felsbrocken stand die Heilerin, die sie versorgt hatte, die hellbraunen Haare hatte sie zu einem langen Zopf gebunden, der ihr bis zur Hüfte reichte. Die braunen Augen der Elbe richteten sich auf Halarîn, als sie sich ihr näherte, diese erwiderte den Blick mit einem Lächeln.
„ Nicht mehr lange und wir sind in Sicherheit.“, begann die Heilerin das Gespräch und blickte nach Süden, dort wo Aldburg liegen musste. Halarîn wollte ihr nicht die Stimmung verderben und hielt lieber den Mund, schweigend standen sie da und beobachteten das Lager der Elben. Die Heilerin drehte ihr den Kopf zu und sah ihr ernst in die Augen:
„ Und euer Kind wird dort in Sicherheit sein.“, setzte sie nach und wich nicht ihren ungläubigen Blick aus.
Die Nachricht schlug wie ein Hammer auf Glas in ihrem Kopf ein, jeglicher Gedanke zersprang und die Sorge um Mathan wuchs bis ins unermessliche.
„ Wie…?“, sie brach ab und schüttelte den Kopf: „ Das ist absurd. Es ist schon zu lange her, als wir das letzte Mal-“, die Heilerin  hob eine Augenbraue: „ Seid ihr euch da auch sicher?“, unterbrach sie sie unhöflicherweise. Halarîn drehte sich etwas ungehalten um und die Heilerin erwiderte ihren erzürnten Blick mit Mühe:“ Wieso sollte es nicht so sein? Ich weiß es wohl besser als ihr.“
„ Ich glaube nicht. Wie es das Schicksal so wollte, ging ich am selben Tag zu euren Haus um meine Nichte zu besuchen. Da aber keiner öffnete und mir ein Zwerg erzählte was er gehört hatte, bin ich wieder gegangen, da ihr wohl länger nicht zu sprechen gewesen währet.“, erklärte die Elbe ohne mit einer Wimper zu zucken und reichte ihr die Hand: „Ich bin Sûnarîa und wünsche eurem Kind alles Gute und den Segen der Sterne.“, Halarîn sah musterte die Elbe von Kopf bis Fuß, ergriff ihre Hand und drückte sie kurz. Sie hatte kaum Ähnlichkeit mit ihrer Mutter und doch war sie sich sicher, dass die Heilerin nicht log.
Halarîn räusperte sich, als Sûnarîa ihre Hand nicht losließ, sondern ihr tief in die Augen starrte und nachdenklich sprach: „ Es tut mir Leid, dass ich bei eurer Hochzeit nicht anwesend sein konnte. Ich hatte schon öfters versucht mit euch zu sprechen, leider wart ihr nicht daheim oder ich war auf Reisen. Den Grund werde ich euch dann in Aldburg sagen, wenn dein Mann ebenfalls da ist.“, als sie endete, umarmte sie ihre Tante und fragte verwundert, warum sie denn nicht mit Scalyna übers Meer gefahren sei. Die Antwort überraschte sie umso mehr: „ Nun, es gibt weit mehr Avari als man denken mag und nicht alle sind mit deiner Tochter gezogen.“, plötzlich blickte Sûnarîa erschrocken auf und begann in ihren Beutel zu suchen, schließlich zog mit sichtlicher Erleichterung ein versiegeltes Kästchen aus. Halarîn kannte das Siegel nicht und nahm es langsam entgegen, während sich auf das Gesicht ihrer Tante ein Lächeln geschlichen hat. 
Sie brach das Siegel,  klappte den Deckel auf und mehrere kleine Rollen Pergament fielen fast heraus. Mit Mühe konnte sie das verhindert und schließlich erkannte sie die Schrift, es war von Scalyna.  Ohne Worte umarmte sie ihre Tante, die überrascht die Gefühlsregung erwiderte. Im selben Augenblick ertönte dumpfes Hufgetrappel und Halarîn erblickte, über die Schulter ihre Tante hinweg, einen größeren Trupp Reiter, der auf sie zu hielt. Ihr Herz machte einen freudigen Satz.

„Wir haben sie eingeholt.“,  rief Arafin und deutete auf die Hügel, die vor ihnen lagen. Mathan schauderte, dort standen zwei Elben in einer Umarmung, eine von ihnen hatte lange, rote Haare. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte an allen Reitern vorbei, Oronêl warf ihm einen verwunderten Blick zu, als er ihn überholte. Mathan hatte das Gefühl, dass sein Herz flüssiges Feuer in die Adern pumpte und dem Elb traten die Tränen in die Augen. Die beiden Elben drehten sich zu ihnen um.
„Halarîn!“, seine Stimme war so laut wie ein Fanfarenstoß.
„Mathan!“, rief sie und lief ihm entgegen. Er parierte sein Pferd und sprang aus dem Sattel, der trockene Boden schien Rauchwolken zu husten, als er die letzten Schritte zu Fuß lief. Überglücklich schloss er seine Frau in die Arme, in ihren wunderschönen Augen glitzerten  Tränen und ihre Lippen bebten. Sie wollte etwas sagen doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen und sprach:
„Schhh, kein Wort.“, dann hob er sie überschwänglich hoch, wirbelte sie herum und gab ihr einen langen Kuss. Als sie sich voneinander lösten kamen auch die anderen Reitern heran, sie blickten das Paar erstaunt an, ritten aber weiter den Hügel hinauf.

Arafin lächelte und bemerkte, dass den meisten Reiter ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen geschlichen war.
„Ziemlich große Gesten nicht wahr?“, wandte er sich an Oronêl, dieser blickte ihn ausdruckslos an, in seinen Augen lag Tadel.
„ Verdienen große Gefühle nicht große Gesten?“, erwiderte er schlicht und ließ sein Pferd über den Kamm des Hügels trotten, Arafin folgte ihm und konnte grade noch einen erstaunten Ausruf unterdrücken.
„Das Heer ist angekommen.“, sagte der Elb mit der Narbe, in seiner Stimme schwang Erleichterung. Eine breite Schlachtreihe hatte sich auf den gegenüberliegenden Hügeln formiert, sie marschierten geradewegs auf die Flüchtlinge zu, die ihre Igelformation aufgaben und sich beeilten in die schützenden Reihen der Menschen und Elben zu gelangen.
Oronêl gab den Befehl zum Heer aufzuschließen und die Reiter preschten den sanften Hang hinab. Insgeheim freute er sich für den Hauptmann und gab den Befehl nur, damit sie ihre Ruhe hatten.

Die weite Ebene war bald erfüllte von Rufen, Klirren und vereinzelten Jubel. Mathan ging Hand in Hand mit Halarîn durch das große Knäul von Soldaten. Sûnarîa folgte ihnen wie ein Schatten, sie hatte bis jetzt kein einziges Wort gesprochen und blockte auch jeden Versuch eines Gesprächs ab.
„Später, in Aldburg.“, war immer ihre Antwort und versank dann wieder in Schweigen. Halarîn blickte fast unentwegt in die Augen ihres Mannes, dort fand sie unbändige Freude, unausgesprochene Liebesschwüre und Entschlossenheit.
„Du hast mir gefehlt, so sehr.“, flüsterte er in ihr Ohr und strich ihr sanft über den Kopf, Halarîn erwiderte die Zärtlichkeit mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. Schließlich kamen sie an den Wagen an, auf dem ihre wenigen Habseligkeiten lagen. Mathan runzelte die Stirn und sah sich um.
„Deine Rüstung ist dort.“, sagte Halarîn schmunzelnd, packte ihn sanft bei den Schultern und führte ihn zu den Karren, auf dem sämtliche Waffen und Rüstungen lagen. Zwei gerüstete Elben traten zu ihnen und räusperten sich:
„Halarîn und Mathan Nénharma, würdet ihr uns bitte zu den anderen Anführern folgen?“, die beiden Angesprochenen sahen sich kurz an und nickten, woraufhin die beiden Elben sie durch die Menge führten zu einem freien, kreisrunden Platz an dem mehrere Elben und Menschen standen. Zu ihrer Überraschung waren unteranderem auch Elrond, Glorfindel und Celeborn anwesend, sie standen mit den Rücken zu ihnen und sprachen mit Oronêl. Er berichtete von dem Verlauf der Schlacht und als er sie erblickte, hielt er kurz inne und sprach dann:
„Die beiden hier, können den folgenden Teil genauer erläutern: Hauptmann Mathan Nénharma und seine Frau, Unteroffizier Halarîn Nénharma, sie hielten den südlichen Saum des Goldenen Waldes.“, mit den Worten traten sie an die Seite Oronêls und wollten sich verbeugen, doch Elrond hob eine Hand und sprach freundlich: „Lassen wir die Förmlichkeiten, berichtet wie es euch ergangen ist.“,  Mathan sah kurz zu Halarîn, sie nickte und er begann von den mörderischen Gefechten zu berichten und ließ keine Einzelheiten aus. Die drei Elben hörten ihnen Aufmerksam zu, selten unterbrachen sie sie, meist waren es Celeborn oder Glorfindel, die sich ein genaueres Bild von der Truppenstärke des Feindes machen wollten. Gegen Ende des Berichts wurden die Mienen ernster, Celeborn ballte gar die Fäuste in seinen langen Ärmeln des Gewands, unauffällig. Als Mathan schließlich endete, wandte sich Glorfindel an Halarîn: „Ihr habt euch bis jetzt dazu noch nicht geäußert, darf man Fragen was eure Aufgaben waren?“, es lag kein Vorwurf in der Frage, er war wohl schlicht neugierig. Die Elbe trat verlegen von einen Fuß auf den anderen als sie antwortete: „Ich habe meinen Mann unterstützt und ihnen den Rücken gedeckt, ich war auch die Späherin die die letzten Flüchtlinge aus dem Wald geleitete, Mathan deckte uns dabei. Zum Schluss wurden wir jedoch getrennt und ich musste wegen den Flammen  über die Bäume zurückfinden… Dabei habe ich irgendwie das Bewusstsein verloren und wurde schließlich aus dem Anduin gerettet.“, als sie endete senkte sie scheu den Blick, doch Elrond sagte schließlich: „Ihr habt großen Mut bewiesen und vielen Elben das Leben gerettet, jene die Gefallen sind werden in Aman auf uns warten, bis irgendwann unsere Zeit gekommen ist. Wir danken euch für euren Bericht und auch euch, Oronêl. Nun bereitet euch für den Aufbruch vor, wir wollen so schnell es geht wieder gen Süden ziehen.“, Halarîn fasste Mathans Hand, als sie wieder zurückgingen und er blickte ihr in die Augen: „Ich weiß, dass du mich nicht aufgegeben hattest.“, sagte sie schließlich nach einer langen Pause und ging zu Oronêl, während Mathan sich auf die Suche nach etwas zu essen machte.

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Eandril:
Oronêl stand etwas abseits des Lagers. Es herrschte Aufbruchsstimmung und es war schwer gewesen einige Ponys zu bekommen, die er mit zwei Elben den Zwergen entgegen geschickt hatte.
Er war zutiefst erleichtert, dass sie das schützende Heer erreicht hatten, nun konnte er einen Großteil der Verantwortung abgeben. In dem Gewimmel umhereilender Elben fiel ihm eine zierliche Frau mit roten Haar auf, sie hielt an und rief seinen Namen, er hob die Hand, als Zeichen dafür, dass er sie gehört hatte. Er wusste wer sie war, und jetzt erinnerte er sich auch wieder woher er sie kannte. Vorhin, als sie und Mathan sich wiedergefunden hatten... Oronêl hatte nicht gewusst, was er empfinden sollte. Einerseits freute er sich für die beiden, aber andererseits hatten ihn Neid und Trauer wie ein Stachel getroffen. Nie wieder, bis er nach Westen ging, würde er selbst ein solches Wiedersehen erleben, und auch dann war es nicht sicher. Hatte Calenwen ihm verziehen? Und beinahe ebenso wichtig, konnte er ihr verzeihen, dass sie ihn verlassen hatte?
 
Schließlich stand Halarîn ihm gegenüber und musterte ihn abschätzend, dann strahlten ihre braunen Augen dankbar als sie sprach: "Nur durch eure gute Reaktion stehe ich jetzt hier. Ich weiß nicht wie ich diese Schuld begleichen kann, auch mein Mann ist unendlich dankbar, auch wenn er es nicht so zeigt. Seid versichert, wenn ihr einen Wunsch habt, wir versuchen ihn zu erfüllen.", als sie endete hatte sie seine Hand genommen und drückte sie sanft. Oronêl lächelte und erwiderte freundlich: "Ihr schmeichelt mir, jeder hätte so gehandelt. Doch auf euer Angebot komme ich vielleicht später zurück, aber das hat noch Zeit." Sie nickte nur und ging wieder zurück zu Mathan, der mit einer Hand voll getrockneter Beeren etwas weiter hinten wartete. Der Hauptmann nickte ihn stumm zum Gruß, den der Oronêl erwiderte.
Nachdenklich strich er sich über die Narbe, die ihn für immer an Amdír erinnerte - und an Calenwen. Langsam ging zu seinem Pferd, und dachte über Mathan und Halarîn nach. Er wusste jetzt, woher sie ihm bekannt vorkamen. Er hatte war ihnen schon früher in Lórien begegnet, unter Amdírs Herrschaft. Damals war Mathan ein Schmied gewesen, der jahrelang an einer einzigen Rüstung geschmiedet hatte. Damals hatte Amdír und er sich heimlich über ihn lustig gemacht, weil er ein ganzes Jahrzehnt seines Lebens auf dieses unpraktische Ding verschwendet hatte. Heute war Oronêl sich seiner Sache nicht mehr so sicher. Hätte Amdír auf der Dagorlad eine solche Rüstung getragen, würde er dann noch leben?

Rings herum setzten sich die Kolonnen in Bewegung,  Arafin ritt ihm entgegen und führte sein Pferd am Zügel. "Danke", sagte er nur und saß auf.
„Und, hat sie mit euch gesprochen?“, fragte der Späher etwas neugierig. Er nickte nur und ließ sein Pferd antraben.
„Sie hat fast im halben Lager herumgefragt, zuletzt war ich es, der sie zu euch schickte.“, der Elb zwinkerte ihm zu und gab seiner Stute die Sporen. Oronêl hing noch einer ganzen Weile seinen Gedanken nach, während sie nach Aldburg zogen.

Mathan spürte die Unruhe der Flüchtlinge, einige versuchten sie zu überspielen, andere lenkten sich ab und sprachen mit den Soldaten, die sie begleiteten. Er lauschte nur halbherzig den Gesprächen und sah zu Halarîn, die auf einem Wagen lag, sie schlief und umklammerte ein kleines, hölzernes Kästchen. Sûnarîa trat lautlos neben ihm und sprach leise: „Macht euch keine Sorgen, es ist nichts schlimmes. In Aldburg werdet ihr mehr erfahren.“, sie lächelte freundlich. Er erinnerte sich noch an die Schrecksekunde, in der Halarîn plötzlich zu schwanken begann und schließlich der Länge nach hinfiel. Zum Glück war ihre Tante da gewesen, sie war Heilerin und sorgte dafür, dass seine Frau einen der wenigen Plätze auf einem Wagen bekam. Er schreckte aus den Gedanken als rings um ihn herum alle Gespräche verstummten. Er hob den Blick und in der Ferne zeichnete sich die alte Königsstadt Rohans am Horizont ab.

Die Flüchtlinge weiter nach Aldburg.

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Fine:
Glorfindel, Thranduil, Erkenbrand, Elfhelm, Antien, Helluin, Cyneric und Irwyne mit dem großen Heer aus Aldburg und dem Elbenlager


Fünf Tage war das große Heer nun mit größter Vorsicht durch die Ost-Emnet gezogen und erreichte am Vormittag den Übergang des Limklar-Flusses und somit die Nordgrenze der Riddermark. An der alten gondorischen Brücke, die in den Tagen als das Land noch Calenardhon geheißen hatte erbaut worden war, staunten die rohirrischen Wachposten nicht schlecht, als die vorausgeeilten Reiter sie über die Ankunft des Heeres informierten. Bald darauf überquerte der lang gezogene Tross die Brücke und betrat die Ebene von Celebrant. Sie zogen nun auf Glorfindels Anweisungen hin noch zwei Stunden weiter in nordwestlicher Richtung, bis dieser gegen Mittag den Befehl zum Halten gab und sie anschließend begannen, ein großes Lager aufzuschlagen.

Cyneric hatte die Reise nach Norden zumeist auf Rynescéads Rücken verbracht. Er war relativ froh darüber gewesen, nicht zu Fuß gehen zu müssen, und darüber dass ihm sein Reittier einen Teil seiner Ausrüstung abnehmen konnte. Dies würde sich nun ändern, da die meisten Rohirrim ihre Pferde nicht mit über den Großen Strom nehmen würden. Der Weg durch die Ost-Emnet war ereignislos verlaufen. Bisher scheint unser Aufbruch unbemerkt geblieben zu sein, dachte Cyneric.

Nachdem er mit seiner Kompanie das gemeinsame Zelt aufgebaut hatte machte er sich auf die Suche nach Irwyne. Ihm blieben noch mehrere Stunden bis zur Dämmerung, zu der er sich am Zelt der rohirrischen Kommandanten einzufinden hatte um den Wachdienst anzutreten. Während er das sich im Aufbau befindende Lager durchquerte fiel ihm auf, dass sich die vor dem Aufbruch aus Aldburg geprobte Aufstellung ziemlich gut bei den Soldaten eingeprägt hatte und diese nun das Lager gemäß der Einteilung durch Glorfindel errichteten. Im Zentrum hatten sich die Schmiede, Heiler und Köche einquartiert, was den Vorteil hatte dass sie für jeden leicht erreichbar waren. Cyneric fand nach kurzer Suche schließlich den Wagen, auf dem Irwyne die meiste Zeit mitgefahren war, und entdeckte das blonde Mädchen ganz in der Nähe. Sie trug wie so oft elbische Tracht und verstaute gerade einige Vorräte der Heiler in einem der Zelte.
"Hallo, Cyneric," begrüßte sie ihn fröhlich. "Hast du die alte Ruine am Nordufer gesehen? Ich würde sie mir gerne mal ansehen, wenn du mitkommen möchtest. Zuerst muss ich aber die Vorräte vom Wagen abladen."
"Ich helfe dir, dann geht es schneller," schlug Cyneric vor.
 
Kurze Zeit später war der Wagen vollständig entladen. Nach einem Abstecher zu den provisorischen Stallungen verließen sie das Heerlager in südlicher Richtung. Rynescéad trug sie beide mühelos über die Ebene, und schon bald tauchte vor ihnen die Ruine auf, von der Irwyne gesprochen hatte. Es handelte sich um eine verlassenes gondorisches Fort, das einst in den Tagen von Gondors Macht den Übergang über den Limklar bewacht hatte. Seit der Schlacht auf der Ebene von Celebrant und der Ankunft der Rohirrim war es verfallen und sich selbst überlassen worden. Mehr wusste Cyneric nicht darüber.

Sie ließen Rynescéad am Tor zurück und betraten die Ruine. Die noch erhaltenen Mauern fassten einen ungefähr zehn Meter breiten Hof ein und wurden von einem einzelnden Turm gekrönt, dessen Eingang Irwyne hinter einem Vorhang aus Efeu entdeckte. Zu Cynerics Überraschung war die Wendeltreppe im Inneren vollständig intakt, sodass sie kurze Zeit später die Platform an der Turmspitze betreten konnten. Dreißig Meter über der Ebene bot sich ihnen ein ansehnlicher Ausblick. Im Süden breiteten sich die Felder und Steppen Rohans aus, während fern im Westen der Saum des Fangorn-Waldes sowie die hohen Gipfel des Nebelgebirges zu erkennen waren. Nach Norden schauend konnten sie nun die ganzen Ausmaße des Heerlagers überblicken, welches inzwischen vollständig errichtet worden war. Im Osten zogen langsam bereits die Schatten der Dämmerung heran, und der Große Strom zog sich wie ein Band durch das dunkler werdenden Land an beiden Ufern.

Irwyne war einige Zeit still geblieben und hatte sich aufmerksam umgesehen. Schließlich kam sie herüber und hielt sich an Cynerics Arm fest.
"Dorthin ziehen wir, oder?" fragte sie leise und lenkte seinen Blick nach Nordosten.
Am Horizont jenseits des Anduin erstreckte sich der Südrand des Düsterwaldes, und über den fernen Baumspitzen ballte sich eine unnatürliche Dunkelheit zusammen.
Dol Guldur. Dort muss sie liegen, die Festung unserer Feinde, dachte Cyneric, und das Herz wurde ihm schwer.
"Ja," antwortete er, "dort liegt unser Ziel." Ich hoffe, dass die Reise dort nicht auch enden wird...

Bald darauf machten sie sich auf den Rückweg. Irwyne ließ den Moment des Schwermuts schnell hinter sich und erzählte fröhlich von den Dingen, die sie auf dem Weg nach Norden erlebt und gesehen hatte, doch Cyneric fiel es schwer, ihr aufmerksam zuzuhören. Zu tief war der Abdruck, den der Anblick Dol Guldurs in der Ferne bei ihm hinterlassen hatte.
Nachdem sie ins Heerlager zurückgekehrt waren verabschiedete er sich von Irwyne und machte sich auf den Weg zum Zelt der Kommandanten, um seinen Wachdienst anzutreten.

Fine:
Galanthir, Angvagor und Finelleth vom Saum des Düsterwalds


Die Sonne war bereits untergegangen, als Cyneric seinen Posten am Eingang von Erkenbrands großem Zelt erreichte. Die Fackel, die er bei sich trug um den Kommandanten Licht zu spenden löschte er rasch als er sah, dass das Innere des Zelts bereits von Elbenlampen erleuchtet wurde. Glorfindel war mit seinen Hauptleuten von Imladris bereits anwesend und Elfhelm war ebenfalls eingetroffen. Ein schneller Blick in die Runde zeigte Cyneric, dass Thranduil noch fehlte. Er postierte sich am Eingang und verfiel in einen Zustand aufmerksamer Wachsamkeit.

Kurze Zeit später traf der Waldelbenkönig schließlich in Begleitung dreier in Grün- und Brauntöne gekleideter Elben ein, die ihre Kapuzen beim Eintreten absetzten. Es schienen die Kundschafter zu sein, bei deren Entsendung aus dem Lager der Elben bei Aldburg Cyneric als Begleiter Faramirs anwesend gewesen war.
"Le abdollen," empfing Glorfindel Thranduil.
"Wichtige Angelegenheiten hielten mich auf," gab dieser entschuldigend zurück. Dann wandte er sich an die übrigen Anwesenden und sagte: "Hier sind Galanthir, Angvagor und Finelleth, die ich von Aldburg aus gen Dol Guldur entsandte. Sie mögen nun von ihrer Reise und ihren Entdeckungen berichten."
Die drei Kundschafter traten vor und verbeugten sich respektvoll vor den Heerführern. Derjeniger, der direkt nach Thranduil das Zelt betreten hatte nahm das Wort.

"Mögen die Sterne Euch leiten, hohe Herren. Aran nín entsandte Angvagor, Finelleth und mich selbst mit dem Ziel, die Bereitschaft unseres Feindes zu prüfen und wenn möglich, seine Absichten herauszufinden. Wir brachen von Aldburg in östlicher Richtung auf und kamen zum Amon Hen, wo wir den Anduin mit einem Boot überquerten. Am Ostufer sahen wir, dass die Säulen der Könige Gondors zerstört worden waren. Wir eilten weiter in nordöstlicher Richtung und erreichten schließlich den Südrand von Taur-nu-Fuin, wo wir schon bald auf Orks stießen, vor deren Augen wir uns verborgen hielten. Sie waren in großer Zahl zum Fluss unterwegs, um diesen gegen Saruman zu befestigen, wie wir aus ihrem Gerede erfuhren. Später konnten wir ihren Kommandanten beobachten: ein Mensch, der sich 'Varakhôr' nannte."
"Der Name hat einen üblen Klang. Das Adûnâisch lässt darauf schließen, dass es sich um einen Mornadan handelt," warf Glorfindel ein.
"Was meint Ihr damit, Herr?" erkundigte sich Erkenbrand.
"Die Mornedain wie wir sie nennen, oder auch Schwarze Númenorer, sind nur wenige, dennoch zählen sie zu den gefährlichsten Dienern des Feindes. Ihren Fürsten, den ihr als 'Saurons Mund' kanntet, hatten Gandalf und Celebithiel in Angrenost erschlagen. Womöglich haben wir es hier mit seinem Nachfolger zu tun."
"Das sind schlimme Neuigkeiten," sagte Elfhelm. "Die Schwarzen Númenorer sind tödlich. So zumindest hörten wir es aus Gondor."

Thranduil winkte ab. "Wie gut kann er schon sein? Meine Kundschafter hat er nicht entdeckt. Gemeinsam mit Saruman wird er uns nicht aufhalten können." Er bedeutete Galanthir, den Bericht der Kundschafter fortzusetzen.
"Wir hielten uns versteckt, konnten aber hören, was der Kommandant des Feindes seinen Dienern befahl: das Ostufer des Großen Stroms sollte befestigt und gegen Angriffe aus dem Westen, insbesondere aus Lothlórien, gesichert werden. Auch die Untiefen hier im Süden plante er zu sperren. Ich fürchte, der Übergang über den Fluss wird sich als schwieriger als erhofft erweisen."
"Das bleibt abzuwarten," warf Thranduil ein.
"Iston, aran nín," erwiderte Galanthir mit einer respektvollen Geste. Dann fuhr er fort: "Wir überquerten den Fluss, bevor die Orks mit der Befestigung begannen, haben jedoch in den folgenden Tagen während wir auf die Ankunft des Heeres warteten weiter beobachtet, wie sie voranschritten. Sie haben Palisaden am Ostufer errichtet und die Furt mit angespitzten, in den Boden gerammten Pfählen versperrt. Reiter werden sie nicht passieren können. In unregelmäßigen Abständen haben sie Wachtürme errichtet, die zwar hastig erbaut und nicht sehr stabil aussehen, ihnen jedoch einen guten Überblick über den Fluss bieten. Ork-Späher streifen am Ufer auf und ab, vor allem nachts sind sie wachsam. Wir sind ihnen mehrfach nur um ein Haar entgangen."

"Unser Feind hat sich auf uns vorbereitet," kommentierte Erkenbrand.
"Danke für deinen Bericht, Galanthir," sagte Glorfindel. Dieser neigte respektvoll das Haupt und trat zurück neben seine beiden Gefährten.
"Wir werden den Flussübergang mit Waffengewalt erzwingen müssen," fuhr der Noldo fort. "So kommt es nun also früher als gedacht zu Kampfhandlungen."
"Wir sind bereit, Herr," sagte Elfhelm. "Lasst uns die Orks in voller Stärke angreifen und durch ihre Reihen brechen, auf dass sie schreiend die Flucht ergreifen."
Glorfindel blickte nachdenklich drein. "Der Feind weiß, dass ein Angriff kommen wird. Ich glaube aber, er erwartet ihn aus Lothlórien und hat nur aus Vorsicht seine Verteidigung bis hierhin in den Süden ausgedehnt. Ich denke nicht, dass sie die Furt gegen uns halten können, aber ich fürchte, das wollen sie auch gar nicht. Sie wollen uns den Übergang so teuer wie möglich machen, um uns für einen möglichen Angriff auf Dol Guldur zu schwächen. Wahrscheinlich werden sie keinen Kampf suchen sondern uns mit Pfeilen beschießen während sie sich hinter ihren Palisaden und Wachtürmen in Deckung bringen."
"Ihr meint also, dass wir nichts überstürzen sollten," folgerte Erkenbrand.
"Korrekt. Wir müssen größte Vorsicht walten lassen um unserem Feind nicht in die Falle zu gehen. Der Übergang über den Fluss darf uns keine hohen Verluste kosten."

"Oh, ich denke, dabei könnte ich euch behilflich sein," erklang eine neue Stimme, und alle Augen wandten sich dem Eingang des Zeltes zu.
Saruman war eingetroffen.

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