Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor

Bree

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--Cirdan--:
Aus der Sicht Pallandos:

Pallando aus Bruchtal.

Der Schlamm der Straßen beschmutzte die Stiefel des blauen Zauberers. Es störte ihn jedoch wenig, da sie ohnehin schon die besten Jahre hinter sich hatten und er vielmehr an einem guten Abendmahl und einem weichen Bett, als an sauberen Stiefeln, interessiert war.
Ein leichter, kalter Regen ließ Pallando seine Kapuze weit über den Kopf ziehen, wodurch er nur spärlich etwas sehen konnte. So erkannte der Istar zwar das alte Schild, das auf das berühmteste Gasthaus in Bree verwies, jedoch nicht die zugehörigen Vermerke. Nicht entging ihm aber, dass das leise im Wind schwingende Schild seit Jahren nicht restauriert wurde und so einige der Buchstaben und der Kopf des Ponys fehlten. Auch fiel Pallando das fehlende Licht und die nicht vorhandenen Kneipengeräusche auf, die ansonsten durch die Fenster von Wirtshäusern drangen.

Mit einem unwohlen Gefühl klopfte Pallando an der verschlossenen Tür des tänzelnden Ponys. Nach Kurzem hörte er einen Schlüssel im Schloss drehen und sah, wie sich die schwere Holztür langsam vor ihm öffnete. Ein alter Mann mit kahlem Kopf und rundlichem, roten Gesicht trat heraus, ohne ein Wort zu sagen, und sah sich unsicher um. Er blickte ein paar Mal die Straße hinauf und hinter und winkte dann Pallando hastig ins Haus.
„Fremde sind hier selten gesehen. Ein Wunder, dass sie euch durch das Stadttor hineingelassen haben. Bei Nacht sind sie noch wachsamer. Aber schön, dass ihr hinein gekommen seid. Ich freue mich immer über Besucher. Ach, verzeiht. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Ich bin Barnabas Butterblume, aber alle sagen Gerstenmann Butterblume, was mir auch ganz recht ist“, erzählte der alte Gastwirt und führte Pallando, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, durch den verlassenen Schankraum, „ihr wollt wohl zu Nacht bleiben, nehme ich an.“ Da Pallando nicht widersprach, fuhr Herr Butterblume  fort: „Ach, wie schön. Ich hatte seit ewigen Zeiten keinen Besuch über Nacht mehr. Natürlich hat es auch seine Vorteile und meine Knochen sind sowieso nicht mehr die Jüngsten. Trotzdem eine Schande, dass sie mein Haus einfach geschlossen haben!“

Nun endlich sprach Pallando zu dem freundlichen Wirt und fragte warum das Pony geschlossen wurde und was im Breeland vor sich ging.
Butterblume nahm Pallando mit in seine Küche, in der das Chaos herrschte, setzte Kartoffeln auf und beantwortete die Fragen des Reisenden: „Ihr seid wohl wirklich nicht von hier: Wegen dem Krieg, wegen dem Krieg im Osten sind die Wirtshäuser im ganzen Breeland geschlossen. Es hieß, es sei falsch hier das Leben zu genießen, während nicht weit von hier gekämpft wird. Außerdem benötigen die Krieger, die uns schützen, unsere Vorräte.“
„Wegen dem Krieg?“, fragte Pallando erstaunt nach. Es überraschte ihn, dass die Menschen aus Bree anscheinend so gut informiert waren.  Aber er fragte sich, ob das Breeland tatsächlich Lebensmittel für die Krieger lieferte.

Pallando wusste nicht, was etwa zur gleichen Zeit in Aldburg bei der Ratsversammlung besprochen wurde. Hätte er es gewusst, wäre ihm einiges klarer geworden. In Aldburg wurde von Elrond und Celeborn schon lange vermutet, dass das Breeland und das Auenland die Krieger durch Lieferungen von Waren unterstützten, jedoch nicht den Soldaten der freien Völkern in Rohan oder Gondor, sondern den abscheulichen  Geschöpfen in Sarumans Armee.

Nach langen Gesprächen mit Gerstenmann, die tief in die Nacht hinein andauerten, konnte Pallando sich vieles zusammenreimen und ihm wurde bewusst, dass die Breeländer, sowie die Auenländer, Sarumans Heer versorgten und so einen Angriff auf Lorien und somit Loriens Zerstörung erst möglich gemacht hatten. Allerdings bemerkte er nicht zu Letzt, dass die Menschen und Hobbits getäuscht wurden. Saruman nahm ihnen viel ihrer Lebensmittel und ließ diese über den Grünweg nach Tharbad und dann weiter nach Osten transportieren. Er erzählte ihnen, dass es zu ihrem Schutz sei und durch ihre Opfer der Feind, Sauron, bekämpft werden könne und seine Armeen von ihrem Land abgehalten werden.

Butterblume erzählte von den Geschehnissen und Veränderungen in Bree auf seine Weise und Pallando entnahm, was er für mehr als den Klatsch eines alten Wirtes hielt.
Zuletzt, bevor sich Pallando in das frisch bezogene Bett in einem Zimmer im ersten Stock legte, berichtete der Wirt von Aufständen in Bree und von den Tuk im Auenland, die sich weigerten den Wagenfahrern ihre Vorräte zu übergeben, von den Fremden, die die Vorräte einkassierten und von den Flüchtlingen aus dem Krieg, die nicht in die Stadt hineingelassen und weggeschickt wurden.

Den nächsten Morgen nutze Pallando um sich weiter in Bree umzuschauen. Schnell bemerkte er eine hohe Anzahl von Stadtwachen und viele traurige Gesichter auf den Straßen der Stadt. Mit einigen der Bewohner sprach Pallando, wobei der schnell merkte, dass Keiner ansatzweise die Gastfreundschaft von dem alten Butterblume hatte und niemand lange mit ihm gesehen werden wollte.
An den Hauswänden größerer Straßen entdeckte Pallando Aushänge, die er am Abend zuvor übersehen hatte. In der Allgemeinsprache standen darauf Verhaltensregeln und Vorschriften für die Abgabe von Lebensmittelwaren an die Wagenfahrer.
Pallando bekam nicht wenig Lust die Aushänge herunterzureißen und den Menschen zu erzählen, wem sie hier wirklich dienten und unterstützten. Der Istar besann sich jedoch und entschied nicht überhastet vorzugehen. Immerhin wusste er nicht, wer in Bree vielleicht doch von Sarumans Verbrechen wusste und für ihn arbeitete.
Ohnehin war Pallando in Bree nur zur Durchreise, obwohl ihn diese neue Entdeckung nun viele Sorgen bereitete. 

Gegen Mittag kehrte Pallando zurück ins tänzelnde Pony und aß und redete mit Butterblume, der sich wirklich über den Besuch freute. Nachdem sein Gasthaus geschlossen wurde, hatte er niemanden mehr zum Reden und die meisten Stadtbewohner mieden ihn auf Grund von erfundenen Geschichten über sein Gasthaus.
Nach der stärkenden Mahlzeit verabschiedete sich der blaue Zauberer und traf vor den Toren der Stadt auf Radagast, der ihn mit Molli und Klockel schon erwartete.
Die beiden Istari hatten sich hinter den Mückenwassermooren getrennt, da Radagast unbedingt einen Umweg durch den Chetwald machen wollte um nach dem Rechten zu schauen und es Pallando eher in die Menschenstadt zog.
Nun folgten die Beiden der Straße von Bree Richtung Auenland um schon sehr bald das Ziel ihrer Reise zu erreichen.

Pallando und Radagast weiter auf der Straße nach Westen.

Fine:
Arwen, Lindir, Kerry, Magrochil, Rilmir, Lónar und die Elben von Imladris von der Großen Oststraße


In einem kleinen Wäldchen nahe der Straße machten sie Halt. Die Stadt Bree kam in der Ferne gerade in Sicht, doch anscheinend lag sie nicht auf ihrer Reiseroute. Kerry trat neben Lindir, der sein Pferd am Zügel führte und wollte wissen, was los war.
"Wir werden die Stadt nicht betreten," erklärte Lindir. "Zu viele unfreundliche Augen und Ohren."
"Ihr wollt den Umweg über die Felder nehmen?" wunderte sich Kerry.
"Oh, es wird kein Umweg sein. Wir kommen dort schneller voran als auf den engen und vollen Straßen von Bree. Wenn wir die Stadt umrundet haben werden wir an der Grünwegkreuzung wieder auf die Ostraße treffen. Ein Stück weiter werden wir ein Lager aufschlagen."
"Dann macht es euch sicher nichts aus, wenn ich nach Bree gehe und euch anschließend an der Kreuzung treffen?"
"Möglich ist es," sagte der Elb gleichmütig.
"Wenn du wirklich gehen willst dann sei bitte vorsichtig," sagte Rilmir, der hinzugetreten war. "Man hört seit einiger Zeit nichts Gutes mehr über den Umgang in Bree."
"Ich kann auf mich aufpassen," erwiderte Kerry.

Da sie niemand begleiten mochte ging sie alleine. Kurz darauf kam sie an das Südtor der Stadt, welches zwar offen stand aber von vier aufmerksamen Stadtwachen bewacht wurde. Kaum war sie heran hielten diese sie bereits mit finsteren Blicken auf.
"Wohin willst du, Mädchen?" wollte einer der Wächter wissen.
"Rein," gab sie die kurze Antwort.
"Das wollen heutzutage viele. Wir haben hier schon genug Gesindel und Rumtreiber," sagte er unfreundlich. "Verschwinde, wenn du keinen triftigen Grund hast dass wir dich einlassen sollten."
Kerry setzte ein schmollendes Gesicht auf. "Ihr seid aber nicht sehr freundlich. Brauche ich denn einen Grund, um mich in eurer schönen Stadt umzusehen?"
"Nun ja..." erwiderte der Mann der sie sich nun genauer ansah. Ihm schien zu gefallen was er sah denn schließlich machte er den Weg frei. "Wenn du in drei Stunden noch hier bist, schau' doch mal im Wachlokal vorbei. Hübsche Dinger wie du sind dort immer willkomen," fügte er anzüglich hinzu.
Kerry schenkte ihm ein Lächeln das fast echt war. Was für ein Haufen Idioten.
"Oh, was für eine schöne Idee!" säuselte sie. "Ich werde es mir merken." Und damit stolzierte sie an den Wächtern vorbei, wohl wissen dass deren Blicke sie bis zur Straßenecke verfolgen würden.

Auf den Straßen herrschte ein ziemliches Gedränge, doch Kerry fielen insbesondere mehrere Wägen und Karren auf, die anscheinend mit Vorräten für eine lange Reise beladen wurden. Neben den Menschen aus dem Breeland und dessen Umgebung sah Kerry auch viele Südländer; Gestalten die ihr gar nicht gefielen. Hobbits begegneten ihr nur wenige, obwohl in Bree und seiner Umgebung nach wie vor welche lebten. Sie bahnte sich ihren Weg zum Gasthaus um zu überprüfen, ob es weiterhin geschlossen war. Zu ihrer Enttäuschung musste sie feststellen, dass dem so war. Glücklicherweise war das Tänzelnde Pony nicht der einzige Ort in Bree, in dem sie Leute kannte. Sie ging die Straße zum Westtor hinab und bog kurz darauf nach links in eine Seitengasse ab. Schnell hatte sie die richtige Tür gefunden und klopfte an.

"Linchen! Das ist aber eine Überraschung," sagte Celia Orangenblüte erfreut, als sie die Tür öffnete. "Hast dich aber lange nicht mehr in Bree blicken lassen," fügte sie hinzu. Celia Orangenblüte war eine Frau mittleren Alters die in der Stadt lebte und mit Kerry befreundet war. In ihrem ersten Jahr im Norden war sie oft in Bree gewesen und hatte dabei die Bekanntschaft der Frau gemacht.
"Komm rein," sagte Celia, und Kerry folgte ihr ins Innere.
"Es gab viel zu tun in letzter Zeit", erklärte sie ihre lange Abwesenheit. "Außerdem ist mir Bree seitdem das Pony geschlossen wurde immer weniger einladend erschienen."
"Sie sagen, es ist wegen dem Krieg im Osten. Sie brauchen immer mehr und mehr Vorräte, und da bleibt nicht mehr viel übrig."
Kerry setzte sich an den Tisch in Celias Küche, an dem bereits eine junge Frau mit blonden Haaren saß.
"Hallo!" sagte sie als sie sich hinsetzten. "Ich bin Kerry."
Ihr Gegenüber blickte auf und Kerry sah, dass sie geweint hatte. Ihre Augen waren rot umrandet und blickten sie teilnahmslos an.
"Das ist Lily," erklärte Celia mitfühlend. "Sie ist auf der Suche nach ihrem Freund, der vor einiger Zeit von Archet kam um eine dieser Vorratslieferungen in den Süden zu begleiten."
"Er sagte, er wäre nur ein paar Tage weg," sagte Lily leise, "Ich befürchte, ihm ist etwas Furchtbares zugestoßen."
Kerry wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Also sagte sie lieber nichts und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Hier in der Stadt läuft wohl mehr schief als ich dachte, überlegte sie. Ich hab' ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
"Wie ist es dir ergangen seitdem du mich zuletzt besucht hast, Linchen?"
Deine Abkürzung für den Namen Kerevalline ist immer noch zum Schreien, dachte Kerry. "Ich kann nicht klagen," sagte sie dann laut. "Gerade bin ich auf dem Weg ins Auenland. Eine Gelegenheit hat sich ergeben."
"Versprich mir, dass du dieses Mal versuchen wirst, weniger Aufsehen zu erregen," bat Celia sie.
"He! Dass es Ärger gab war gewiss nicht meine Schuld! Es sind diese leidigen Regeln, die seit einiger Zeit überall aufgestellt werden. Man kann sie einfach nicht alle befolgen."

Nachdem sie sich einige Zeit über ihre Erlebnisse ausgetauscht hatten verabschiedete sich Kerry von Celia und Lily, denn es wurde Zeit, sich mit den Elben zu treffen. Da sie keine Lust hatte, sich erneut mit den Wachen am Südtor herumzuschlagen verließ sie die Stadt durch das Westtor. Auch hier musste sie sich einige anzügliche Kommentare gefallen lassen, was sie jedoch mit einem Schulterzucken abtat. Es ist echt überall dasselbe.

Kurz darauf erreichte sie die Grünwegkreuzung, an der Magrochil bereits auf sie wartete.
"Das Lager der Elben von Bruchtal ist nicht weit. Ich zeige es dir."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg dorthin.

Fine:
Kerry folgte Magrochil ein Stück die Straße in westlicher Richtung entlang. Bald schon bogen sie an einer großen Eiche rechts ab und kamen kurz darauf in eine kleine Schlucht, die von ungefähr sieben Meter hohen Felswänden an beiden Seiten eingerahmt wurde. Hier hatten die Elben das Lager für die Nacht aufgeschlagen. Magrochil zeigte ihr, wo ihre beiden Reisegefährten an einem der Feuer saßen, und die Mädchen setzten sich dazu.

"Wie war's in Bree?" wollte Lónar wissen.
"Noch schlimmer als letztes Mal," antwortete Kerry. "Das Pony ist immer noch zu. Es sind wieder mehr Wachen geworden, und fröhliche Gesichter sieht man nirgendwo mehr."
"Gut, dass ich mir den Abstecher in die Stadt erspart habe," sagte Magrochil. "Auf die Sprüche der Wachen kann ich gut verzichten."
"Ich frage mich, ob mit Absicht immer dieselbe Art von Menschen für diese Arbeit rekrutiert werden," überlegte Kerry. "Wie muss da nur die Anwerbung aussehen? 'Hallo, sind Sie geistig minderbemittelt und üben gerne sinnlose Gewalt aus? Lieben Sie es, anzügliche Kommentare fallen zu lassen und tagelang am selben Fleck Wache zu schieben? Dann sind Sie bei der Stadtwache von Bree genau richtig, denn hier werden sie dafür bezahlt, nicht mehr als ein nutzloser Idiot zu sein!'"
Magrochil und Lónar lachten, doch Rilmir behielt seinen düsteren Blick bei, den er seit einigen Tagen nicht mehr abzusetzen schien.

Später am Abend setzte sich Kerry neben den Waldläufer ans Feuer. Magrochil schlief bereits, und Lónar war in seine Karten vertieft. Zaghaft fragte sie: "Dúnadan... was ist eigentlich mit dir los? ... du bist in den letzten Tagen ziemlich düster gelaunt gewesen. War es ... hat's was mit mir zu tun? Wenn ja... dann tut's mir Leid!"
Rilmir schien aus seinen Gedanken aufzutauchen und wandte ihr das Gesicht zu. Einige Momente sagte er nichts und blickte sie an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Kerry spürte, wie sie errötete und strich sich nervös das Haar zur Seite.
Dann verging der Augenblick, und Rilmirs Augen nahmen einen warmen Glanz an.
"Oh meine liebe Kerry, bitte merke dir eins: Es dreht sich nicht immer alles um dich."
Ein kleines Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Waldläufers aus. "Meine Laune hat indirekt mit der Situation, die du in Bree gesehen hast zu tun. Es geht um das Land - du hast ja bereits gesehen, dass seit einiger Zeit viele zwielichtige Gestalten aufgetaucht sind und den größere Teil Eriadors unter ihre Kontrolle gebracht haben."
Kerry nickte und versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen. War das vielleicht peinlich! Ich hoffe, er versteht wenigstens, warum es mir wichtig ist was er von mir hält.

Rilmir schien es nicht zu bemerken. "Lass' mich dir von den Dúnedain erzählen. Vor einigen Jahren waren wir die Beschützer dieser Lande - des alten Reiches Arnor, welches vor langer Zeit unterging. Wir hielten Gefahren von den Bewohnern des Auenlandes und Brees ab, ohne dass sie etwas davon bemerkten. Sehr beliebt waren wir in Bree nicht - "Waldläufer" war noch eine der freundlichesten Bezeichnungen die man uns entgegenbrachte. Es war ein hartes Leben, aber dennoch ehrenhaft.
Nachdem unser Häuptling, Aragorn, in den Süden gezogen war um sein.... um in Gondor Krieg zu führen, änderte sich die Lage. Einige meiner Brüder waren mit ihm gezogen, und kehrten nun mit schlimmen Nachrichten zurück - der Krieg war verloren und Aragorn gefangen oder getötet worden. Da er keinen Sohn hatte suchten wir unter seinen nahen Verwandten nach einem Nachfolger, und der Rat der Dúnedain wählte schließlich Helluin, den Sohn von Aragorns Base Erelieva als Anführer aus.
Er war noch jung, schien aber die große Verantwortung ehrenvoll zu tragen. Bis vor einiger Zeit ein Diener des Zauberers Saruman zu ihm kam."

Saruman! schoss es Kerry durch den Kopf. Schon viel zu oft hatte sie Menschen diesen Namen furchterfüllt aussprechen hören.
Rilmir blickte ihr ins Gesicht und hielt einen Moment inne. "Du hast schon von ihm gehört, nicht wahr? Einst war er der Anführer des Ordens der Zauberer, doch er hat sich von seinem Auftrag abgewandt und strebt nun selbst nach Macht. Er überzog Rohan mit Krieg und kam nach seiner Flucht aus Isengard ins Nebelgebirge, wo er die dortigen Orkstämme unter seinem Banner vereinte. Doch damit nicht genug streckte er nun auch seine Finger nach Eriador aus. Vom neu erstrahlenden Glanz des Reiches Arnor sprach er und versprach uns Paläste und Reichtümer die wir uns kaum vorstellen konnten. Die Macht seiner Stimme blendete die Dúnedain, und so fielen sie. Viele sind mit ihm in den Osten gezogen um in seinen Kriegen zu kämpfen. Jene, die versuchen, sich ihm zu widersetzen, ließ er töten oder durch die Gefangennahme ihrer Familien ruhig halten."
Kerry blickte Rilmir mit großen Augen an, sie konnte kaum glauben was sie da hörte. Sollte Saruman tatsächlich die Kontrolle über Eriador erlangt haben? Es ergab Sinn, das musste sie zugeben. Und wenn es stimmte, dann waren seine Diener nun überall zu finden.

"Ich ... verstehe dich nun besser, Dúnadan," sagte sie leise, unsicher was sie auf Rilmirs Erzählung antworten sollte. "Gibt es denn nichts, was getan werden kann? Können wir Saruman finden und seine Machenschaften beenden?"
"Selbst wenn ich wüsste, wo sich der Zauberer gerade befindet ginge seine Macht dennoch deutlich über meine Fähigkeiten. Der Einzige, der ihm die Stirn bieten könnte wäre einer der Elbenfürsten oder ein anderer der Istari. Doch diese sind weit weg und haben andere Sorgen. Und von Mithrandir, jener den ich am meisten schätzte und vertraute habe ich schon sehr lange nichts mehr gehört, seitdem er nach Isengard ging um den Statthalter Mordors zu erschlagen."
"Mithrandir?"
"Du könntest ihn als Gandalf Graurock kennen. Er hat viele Namen bei vielen Völkern. Es heißt, Saruman habe ihn mit einem Zauber belegt, " fügte Rilmir niedergeschlagen hinzu.

Wie er so am Feuer saß, die Schultern tief hängend und den Blick ins Leere konnte Kerry nicht anders als ihre Arme um ihn zu schlingen und "Du darfst nicht aufgeben, Dúnadan," zu flüstern. "Solange wir am Leben sind gibt es noch Hoffnung."
Er antwortete zunächst nicht, dann ließ er einen tiefen Seufzer hören. "Vermutlich hast du Recht... Wir werden sehen, was der nächste Tag bringen wird..."
Schließlich legte er ihr den Arm um die Schulter und hob den Blick zu den Sternen, die hervorgekommen waren. Am Horizont war die Sichel der Valar zu erkennen.
"Onen í-estel dúnedain", murmelte er leise.
Doch Kerry hörte ihn schon kaum noch mehr, denn mit dem Kopf auf seiner Schulter war sie bereits dabei, einzuschlafen.

Am Morgen wachte sie eingehüllt in ihre Decke neben Magrochil auf. Hat der Dúnadan mich hierher gebracht? Das Feuer, an dem sie gesessen hatten war am anderen Ende des Lagers. Rilmir unterhielt sich mit Arwen und sie bekam keine Gelegenheit ihn danach zu fragen. Nach einem kurzen Frühstück kehrte die Reisegruppe zur Oststraße zurück und brach wieder auf.


Arwen, Lindir, Kerry, Magrochil, Rilmir, Lónar und die Elben von Imladris weiter nach Westen auf der Großen Oststraße...

Melkor.:
Ardóneths Start:

Ardóneth verließ seinen Unterschlupf als die Dämmerung hereinbrach. Die Tavernen waren schon seit Monaten geschlossen, doch an einigen versteckten Orten in Bree konnte man mit etwas Glück noch etwas Gutes zu Trinken bekommen. Eine solche Stelle gab es in einem unscheinbaren Haus nahe des Nordtores. Vier abgerissene Gestalten lehnten drinnen an eine hölzerne Theke und hatten bereits teilweise geleerte Krüge vor sich stehen."Das Übliche", sagte Ardóneth beim Hereinkommen und der Mann hinterm Tresen nickte ihm zu. Er setzte sich auf einen der Barhocker und begann, aus seinen Krug zu trinken.

"Hast du in letzter Zeit etwas Interessantes gehört?" fragte Ardóneth den Wirt, in der Hoffnung mehr über den Sternenbund zu erfahren. Dieser verneinte im ersten, schob jedoch heimlich einen Umschlag zu Ardóneth herüber. "Mehr weiß ich auch nicht, doch nun geht" flüsterte der Schankwirt nervös. Ardóneth schaute verwundert, ließ einige Münzen auf den Tresen fallen und verließ schleunigst die Schänke.

Er nahm den Umschlag, riss ihn auf und hielte ein großes Stück Pergament in der Hand. Jedoch waren nur noch wenige Wörter zu lesen, die meisten waren verschmiert. Schon wieder keine  genauen Informationen, dachte er. Schließlich fiel ihm sein alter Mentor, Elrond aus Bruchtal ein. Vielleicht kann er entschlüsseln, was hier geschrieben steht, überlegte Ardóneth.

Er fasste den Entschluss sein altes Anwesen zu verkaufen. Eine schwere Entscheidung, denn schließlich lebte er hier viele Jahre mit seiner Frau. Doch war die Neugierde zu groß und gegen einen großen prall gefüllten Geldbeutel ging sein Haus an einen anderen Besitzer über, jedoch holte er aus einem geheimen Keller vorher noch seine Ausrüstung. Schließlich machte er sich gen Osten auf, in der Hoffnung, dort mehr Informationen sammeln zu können.


Ardóneth nach Imladris

Verlinkung ergänzt

Fine:
Kerry, Haleth und Rilmir vom Grünweg


Am Nordtor Brees angekommen stellte Kerry fest, dass ihr Plan sich gerade in Luft aufgelöst hatte. Das Loch in der großen, dichten Hecke, die die Stadt wie eine Mauer umgab, war verschwunden. An seine Stelle war ein hölzerner Wachturm getreten, der die Lücke verschloss und von dessen Spitze ein schwarzes Banner im Wind flatterte. Darauf erkannte Kerry die Weiße Hand Sarumans. Zu dritt blieben sie im Schatten der Bäume verborgen, die einige Meter nördlich des Stadttores wuchsen und spähten zu den Wachen hinüber, die am Tor ihre Posten bezogen hatten.
Blóden hell! fluchte sie innerlich auf Rohirrisch. Ich hasse es, wenn ein Plan schief geht!

Rilmir blickte nachdenklich zur Stadt hinüber. "Inzwischen werden sie sich in Bree verteilt oder versteckt haben. Es wird schwierig werden, die aus Fornost entflohenden Diener Sarumans dort aufzuspüren."
"Vielleicht wäre es besser zu warten, bis sie die Stadt wieder verlassen," wandte Haleth ein. "Wir können die Ausgänge beobachten und außer Sicht bleiben."
Kerry zupfte an einer eigensinnigen Strähne, die ihr über das rechte Auge fiel. "Ich kann 'reinkommen. Letztes Mal hab' ich es auch geschafft. Aber euch beiden sieht man eure Herkunft zu deutlich an. Ihr seid Dúnedain des Nordens. Vielleicht solltet ihr wirklich hier bleiben und die Lage vor der Stadt beobachten."
"Bist du dir sicher, dass du unbeschadet an den Wachen vorbeikommst?" fragte Rilmir.
"Ich schaffe es. Du wirst es sehen!" gab Kerry zurück.
Haleth lächelte sie an. "Ich vertraue dir, Kerry. Geh in die Stadt und finde heraus, was es herauszufinden gibt. Wir werden die Tore beobachten. Wenn unsere Freunde weiterziehen wollen werden wir es bemerken."
"Sei vorsichtig," ermahnte Rilmir sie. "Traue niemandem. Wir wissen nicht, wer inzwischen in Bree das Sagen hat."
Kerry nickte. "Ich werde vorsichtig sein. Das bin ich doch immer!"

Rasch stand sie auf und trat aus dem Schatten der Bäume, ihren grauen Umhang eng um die Schultern gelegt. Die Kapuze setzte sie ab um nicht für eine Waldläuferin gehalten zu werden. Festen Schrittes ging sie auf das Tor zu, dessen Wachen sie bereits bemerkt hatten.
Einer der beiden hob die Hand. "Halt," sagte er mürrisch. "Wer bist du und was willst du hier?"
Kerry setzte ein strahlendes Lächeln auf. "Ich komme aus Archet und möchte meine Schwester besuchen!"
"Hab' dich noch nie hier geseh'n. Wie heißt du?" wollte der Wächter misstrauisch wissen.
"Dana Weizler. Vom Scheunenhof, hinter Archet." antwortete sie zuversichtlich.
"Wusste gar nicht dass der alte Weizler zwei Töchter hat," gab der Mann zurück. "Bera kenn' ich - aber von dir hab' ich noch nie 'was gehört."
Kerry unterdrückte ihre Aufregung. "Bera, meine Schwester, ist die Ältere von uns. Ich blieb auf dem Hof zurück als sie damals nach Bree ging."
Der Wächter blickte unschlüssig zwischen ihr und seinem Kollegen hin und her. Offenbar überlegte er, ob er Kerrys Geschichte glauben sollte.
"Ich werd' Bera einfach fragen," sagte er schließlich. "Du kannst 'rein, aber mach' keinen Ärger. Würde dir nicht gefallen was wir mit Unruhestiftern machen. Und wenn ich 'rausfinde dass du gar nicht Dana Weizler bist, steckst du in großen Schwierigkeiten!"
Das werden wir ja sehen, dachte Kerry als die Wachen den Weg freigaben. Bis du dieses Rätsel gelöst hast bin ich längst wieder aus Bree verschwunden.

Sie durchquerte die Straßen Brees, die vom Licht der Abendsonne einen rötlichen Ton angenommen hatten. Die Häuser warfen lange Schatten und die Stadt kam ihr noch unheimlicher als bei ihrem letzten Besuch vor. Kerry war froh, dass die Wachen ihr das Schwert nicht abgenommen hatten, das sie an ihrer Linken trug. Zwar habe ich damit geübt, und mir wurden einige Tricks gezeigt, aber auf einem richtigen Kampf kann ich mich bestimmt noch nicht einlassen. Nicht, dass sie das überhaupt wollte.
Sie machte sich auf den Weg zum Tänzelnden Pony. Dort angekommen fand sie das Gasthaus weiterhin verschlossen vor. Das Gebäude war in einem schlechten Zustand. Im Hof wucherten Gras und Unkraut zwischen den Pflastersteinen hervor und das Schild über dem Eingang hing schief herunter. Eine einzige starke Windbrise würde es herunterreißen. Kerry dachte an die fröhlichen Tage, die sie hier erlebt hatte, bevor Sarumans Einfluß bis nach Bree vorgedrungen war und sie spürte, wie sie wütend wurde. Sie ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich ab.

Ziellos streifte sie durch die Gassen von Bree. Sie suchte schon lange nicht mehr nach den Menschen, die sie mit Haleth und Rilmir aus Fornost verfolgt hatte. Kerry wusste selber nicht mehr, wonach sie suchte. Die Sonne war inzwischen untergegangen und es wurde kalt. Frustriert blieb sie stehen und blickte sich um. Zwar war sie schon oft in Bree gewesen, doch nun hatten ihre Beine sie in eine Straße getragen, die sie nicht kannte. Sie hatte sich verlaufen. Gespenstisch still hier, dachte sie als sie ihre Kapuze aufsetzte. Vorsichtig ging sie die Gasse, durch die sie gekommen war entlang. In den Häusern zu beiden Seiten brannten keine Lichter mehr, es wurde immer dunkler. Schließlich musste Kerry die Arme nach vorne strecken, um nicht gegen eine Wand zu laufen.

Als ihre Finger etwas Hartes berührten blieb sie stehen. Sie spürte einen Windhauch auf der Nase und blickte nach oben zum Himmel, der zwischen zwei Dächern sichtbar wurde. Die Wolken teilten sich und der Mond ließ einige helle Strahlen auf Kerrys Gesicht fallen. Sie erkannte, dass sie in einer Sackgasse stand und beinahe gegen die Wand des Hauses am Ende der Straße gestoßen wäre. Einige Meter über ihr befand sich ein offenes Fenster. Während sie noch überlegte, ob sie umkehren sollte hörte sie mit einem Mal leise Stimmen, die durch das Fenster drangen, und ein Lichtschein wie von einer Fackel fiel hindurch auf die Straße. Schnell huschte sie in die Schatten eines großen Busches, der neben ihr an der Wand wuchs und spitzte die Ohren.

"Morgen ist es so weit," sagte die erste Stimme.
"Ist der Statthalter schon eingetroffen?" wollte eine zweite Person wissen.
"Heute Mittag," antwortete der Erste. "Er sagt, im Süden ist alles in Ordnung."
"Das sind gute Neuigkeiten," mischte sich eine dritte Stimme ein. "Vom Norden kann man das nicht behaupten, will ich meinen."
"Nein, da hast du Recht. Diese Waldläufer machen nichts als Ärger in der Sternenstadt!" klagte der Erste.
"Mach' dir keine Sorgen. Der Meister hat für alles einen Plan," versicherte der Dritte. "Wirst es schon seh'n!"
"Das will ich hoffen," äußerte sich Nummer Zwei. "Wird Zeit dass man dieses Gesindel ein für alle Mal aus Eriador 'rauswirft."
"Ja," pflichtete der Erste bei. "Der Statthalter soll sich darum kümmern."
"Das macht er," sagte der Zweite. "Gedulde dich nur bis morgen."
Einer der Männer lehnte sich aus dem Fenster. Kerry schloss die Augen und wagte nicht einmal zu atmen. Doch der Mann seufzte nur leise und schloss dann das Fenster von innen.
Ihm ist wohl nur kalt geworden, dachte Kerry erleichtert.

Das Gespräch der Männer hatte sie nachdenklich gemacht. Was würde morgen geschehen? Wer war der Statthalter von dem gesprochen wurde? Was war sein Plan?
Sie beschloss, noch einen Tag länger in Bree zu bleiben. Was auch immer da morgen passieren wird, ich werd's mir ansehen, dachte sie während sie sich ihren Weg zum Pony zurück suchte. Eine der Hintertüren war nur mit einem einzigen Brett vernagelt, welches sie mit ihrem Schwert aufhebelte. Drinnen suchte sie sich eines der Zimmer im oberen Stockwerk aus und legte sich in eines der Betten. Zwar waren keine Decken mehr dort, doch ihr Umhang reichte ihr. Bald schon war sie eingeschlafen.

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