Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor
Bree
Thorondor the Eagle:
„Was sagst du Rabea, können wir Haleth vertrauen?“, fragte Elea nun als sie alleine waren und hoffte auf die stets aufrichtige Antwort eines Kindes.
„Sie war immer sehr nett zu mir, lange schon bevor ich dich und Finjas oder sonst jemanden hier kannte“, gab sie zur Antwort.
Haleth scheint es also ehrlich zu meinen oder sie hatte nur Mitgefühl. Aber das ist ja auch ein gutes Zeichen. Verräter wie Hildur hätten kein Mitgefühl für Menschen die ihnen nicht in irgendeiner Form von Nutzen sind. Kann ich ihr vertrauen? Ja, ich vertraue ihr… und hoffe, dass ich mich nicht täusche
Gemeinsam verließen sie das Haus wieder über das Fenster und gingen nach einem kurzen Abstecher zum Markt gleich wieder zurück in das Gasthaus.
An diesem Nachmittag kehrte Finjas zurück. Er hatte einen mittelgroßen, braunhaarigen Mann im Gepäck. Er hatte krauses Haar und Elea schätzte ihn auf 40 bis 45 Jahre, was einem guten Alter in Bree entsprach.
„Hier kannst du heute schlafen“, sagte Finjas als sie hereinkamen „Sie wird dir ein Bett zurecht machen.“
„Zeig ihm sein Zimmer!“, befahl er Elea „Arik soll sich noch sein Gesicht waschen ehe Herr Hildur kommt.“
Elea musste sich bemühen ihre Aufregung versteckt zu halten. Sie konnte kaum glauben, dass Hildur hierher kam um seine Angelegenheiten zu besprechen. Es konnte kaum eine bessere Möglichkeit geben das Gespräch zu belauschen.
„Natürlich“, sagte sie unterwürfig und ging sofort die Treppe hoch. Arik folgte ihr. Als sie das Zimmer betraten legte er einen großen Lederbeutel mit dem Reisegepäck auf das Bett. Elea holte vom Flur noch einen Eimer mit frischem Wasser und stellte ihn neben den Waschtisch.
„Ich werde später dein Bett zurecht machen“, sagte sie „Zuerst bekommst du etwas zu essen. Nach diesem langen Marsch musst du sehr hungrig sein.“
Arik bedankte sich als sie das Zimmer verließ und sich auf den Weg in die Küche machte.
So langsam sie konnte bereitete sie das Essen in der Küche zu. Von hier aus würde sie das Gespräch gut belauschen können, aber Hildur kam und kam nicht. Bevor es absurd erschien, dass sie so lange mit der Essenszubereitung brauchte, stellte sie ihnen das Essen auf den Tisch.
Als sie zurück in die Küche gehen wollte, bemerkte sie Rabea auf einem Tisch in der Ecke. Sie blätterte in einem Buch und als Elea sich zu ihr setzte, klopfte es plötzlich an der Tür und sie öffnete sich von außen. Erwartungsgemäß trat Hildur herein und setzte sich an den Tisch der Männer. Er begrüßte Elea und Rabea freundlich, dabei drehte sich Finjas zu ihnen um und warf den beiden einen misstrauischen Blick zu.
„Sollen wir gehen?“, frage Elea so unschuldig sie konnte und hoffte inständig, dass Hildur’s übertriebene Höflichkeit ihr Gegenüber ein Nein auf seine Lippen zauberte.
„Ihr könnt gerne bleiben“, gab er zur Antwort. Glück gehabt
Elea tat so als ob sie sich in das Buch mit Rabea vertiefte: „Wir müssen so tun, als ob wir das Buch anschauen und lesen“, flüsterte sie zu dem Mädchen die nur ganz vorsichtig nickte.
„Arik mein Freund. Wie geht es dir denn und deiner wunderhübschen Frau? Es ist lange her, dass ich sie gesehen habe.“
„Das ist es in der Tat und ich wünsche auch, dass es so bleibt“, antwortete Arik aufrecht.
„Ach, nach Archet verschlägt mich nichts so schnell“, entgegnete Hildur mit einem Grinsen im Gesicht.
„Arik, wir brauchen deine Hilfe“, begann nun Hildur „Leider sind wir in eine Situation geraten um die wir nicht gebeten haben. Was ich dir sage, bleibt unter uns, verstanden?“
Arik wirkte nun eingeschüchtert, allerdings lag auch ein Hauch von Neugier in seinem Blick. Er bestätigte mit einem Nicken.
„Wir wissen, dass es von Archet durch den Chetwald alte Pfade gibt um in den Norden zu gelangen. Welcher davon kann mit Wägen befahren werden?“
„Mit Wägen?“, fragte er überrascht „Keinen. Keiner dieser Trampelpfade ist befahrbar.“
„Es ist aber absolut notwendig!“
„Nein, das ist absolut absurd. Keiner dieser Wege ist breit genug noch eben genug. Ihr müsst den Grünweg nach Norden gehen.“
„Du weißt genau, dass das nicht geht. Gerade du weißt was im Breeland und Umgebung los ist.“
„Dann schicke genug Männer mit. Der Grünweg oder östlich der Stadt, das sind die einzigen Wege die dich nach Norden führen. Ich schwöre es dir.“
Hildur starrte ihm in die Augen, dachte dann einen Augenblick nach.
„Nun, dann. Finjas, was meinst du, sollen wir uns die Sache einmal persönlich anschauen?“, fragte nun Hildur übertrieben laut „Ich muss wohl meine Aussage von vorhin revidieren, da ich offensichtlich doch nach Archet reisen muss. Und deine Frau hat sicher das ein oder andere Bett für uns zur Verfügung.“
Augenblicklich war Arik die Angst ins Gesicht geschrieben. Es dauerte nur einen Bruchteil von Sekunden bis er all seinen Mut und seine Integrität verloren hatte.
„Keiner der Pfade ist derzeit befahrbar, aber es gibt manche, die könnten wir in kürzerer Zeit so verbreitern, dass schmale Wägen durchpassen.“
„Ausgezeichnet“, lobte Hildur ihn höhnisch „Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Man muss nur lange und intensiv genug danach suchen. Ich bin überglücklich, dass ich mir die Reise in dieses Drecksloch erspare.“
„Es ist gut“, beruhigte Finjas die Unterhaltung „Alle sind glücklich. Arik, bis wann werdet ihr damit fertig sein?“
„Wir sind nicht allzu viele Leute in Archet. Die meisten sind alt und können nicht mehr soviel arbeiten. Aodlind und seine Handwerker sind jung und kräftig. Ihm können wir vertrauen und seine Männer sind ihm gehorsam. Schicke ihn nach Archet und wir werden in vier Wochen soweit sein.“
„Vier Wochen?“, fragte Hildur, der bereits aufgestanden war „Vier Wochen? Ich schicke dir Aodlind gleich morgen, aber ihr seid in zwei Wochen fertig!“
Arik schaute ungläubig, nickte aber stumm. Widerspruch würde nur den Zorn Hildur`s befeuern.
„Und Arik“, sagte er abschließend „Du kannst dich schon auf eine längere Reise in den Norden vorbereiten!“
Mit diesen Worten verließ Hildur das Gasthaus.
Bedrückende Stille legte sich in den Raum. Verzweiflung lag in der Luft.
„Aodlind ist jung und kräftig und die Männer der Handwerksgilde auch“, sprach Finjas ihm nun Mut zu „Ihr schafft das schon. Wenn ich hier nicht gebraucht werde, komme ich ebenfalls.“
Arik setzte sein Nicken fort: „Ich werde mich nun waschen und hinlegen. Für die kommenden Wochen brauche ich alle Kraft die ich aufbringen kann.“
Die Stille kam wieder. Elea begann gedankenlos ein paar Wörter aus dem Buch zu nuscheln um zu verdecken, dass sie die ganze Zeit zugehört hatten.
„Geht es ihr gut?“, fragte Arik nun mit gebrochener Stimme.
Im Augenwinkel sah Elea wie Finjas den Kopf schüttelte und dabei seinem Blick auswich indem er auf den Tisch starrte.
Thorondor the Eagle:
Elea hatte diese Angst die Arik ins Gesicht geschrieben war sofort erkannt. Es war nicht anders als damals in Minas Tirith unter Herumor. Alleine der Gedanken daran lies Elea zusammenzucken. Aber erstmals sah sie auch Finjas sehr geknickt. Erst jetzt fiel ihr dieser starke Kontrast in seinem Verhalten auf zwischen damals, als sie in Moria waren und jetzt. Irgendetwas musste geschehen sein in dieser Zeit.
Fieberhaft versuchte sie sich an alles zu erinnern was ihr über Finjas und seine Familie erzählt wurde. Elea liebte in ihrer Vergangenheit zwar Geschichten von früher, aber nicht jene bei denen sich Menschen mit ruhmreichen Taten und Siegen schmückten und krampfhaft versuchten ihrem Namen eine nennenswerte Geschichte zu geben und so war die Liste an Erinnerungen über Finjas leider relativ kurz.
In der Zwischenzeit waren Rabea und Elea längst alleine im Gasthaus. Das Mädchen hatte bemerkt, dass Elea konzentriert war und so vertiefte sie sich wirklich in das Buch.
„Sieh mal, Mama Elea!“, sagte sie plötzlich und zeigte Elea ein paar Karten aus dem Buch. Darauf war die Insel Numenor abgebildet.
„Worum geht es darin?“, fragte nun die Frau.
„Ich habe es vom Handelshaus mitgenommen. Es ist nicht so spannend wie die Bücher oben, es geht nur um die Gründung dieser Bach… Bachor…“
„Der Bachor Erthad Andúnië?“
„Ja genau. Was ist das, Mama Elea?“
„Ich weiß nicht sehr viel darüber, es ist oder war eine Handelsgilde aus Numenor. Fünf Familien haben sie damals gegründet. Kurz bevor Numenor unterging, retteten die Handelsgilde viele Getreue und brachten sie nach Mittelerde wo sie hier oder in Gondor lebten. Dank ihnen haben zahlreiche Menschen überlebt.“
„Getreue? Was sind das: ‚Getreue‘ und warum ist Numenor gesunken?“, fragte Rabea beiläufig und blätterte im Buch weiter.
„Hmm, das sind alte Geschichten. Weißt du, der Legende nach schenkten die Götter den Menschen, die Seite an Seite mit den Elben den dunklen Herrscher aus alter Zeit bekämpften, eine Insel im Meer und viele tausend Jahre lebten sie dort unbekümmert ihr Leben. Aber Sauron konnte die Menschen verführen und gegen die Götter aufbringen, aber nicht alle, manche von ihnen blieben treu. Diese Getreuen wurden vom Schicksal verschont und kamen nach Mittelerde und gründeten hier die Exilreiche Arnor und Gondor.“
„Sieh nur, hier sind die Wappen dieser fünf Familien“, sagte Rabea und freute sich offensichtlich über ihren Fund.
Elea warf einen kurzen Blick auf die Seite, schenkte ihr aber kaum Aufmerksamkeit.
„Komm, hilf mir oben das Bett für Arik zu beziehen“, sagte sie und so widmeten sie sich wieder ihrem Alltag. Elea hatte sich fest vorgenommen Hildur in den kommenden Tagen zu besuchen. Vielleicht würde sie noch das ein oder andere herausfinden ehe sie sich wieder mit Haleth treffen würde. Sie hatten ja jetzt immerhin ein wenig Zeit.
An jenem Nachmittag nahm sie all ihren Mut zusammen und klopfte an die Tür bei Hildur. Es öffnete niemand. Sie klopfte erneut und wartete noch kurz ehe sie die Klinke nach unten drückte und die Tür aufging.
„Hallo?“, sagte sie laut in den Raum.
Sie ging ein paar Schritte das Vorzimmer entlang, warf einen Blick in das leere Zimmer zu ihrer Rechten. Sie ging die Treppen hoch, aber niemand war zu sehen.
„Hallo?“, fragte sie erneut in den leeren Raum.
„Was macht ihr da?“, überfiel sie plötzlich eine tiefe, bedrohliche Stimme die einem Mann gehörte der sie aus einem Nebenzimmer anstarrte.
„Oh verzeiht“, sagte sie erschrocken „Ich wollte zu Hildur. Er meinte, ich solle einmal hierher kommen, dann trinken wir gemeinsam einen Becher Tee.“
„Herr Hildur ist nicht da!“, entgegnete er knapp.
„Und wann kommt er wieder?“, frage Elea.
„Das weiß ich nicht“, gab er zur Antwort und sein Blick wanderte unübersehbar auf das Schmuckstück um Elea’s Hals.
„Ich habe ein wenig Zeit, ist es in Ordnung, wenn ich hier eine Weile auf ihn warte? Oder kannst du ihm ausrichten, dass Erelieva hier war?“
„Ihr könnt euch dorthin setzen“, sagte er und deutete auf eine gepolsterte Bank in der Mitte des Raumes.
Er verschwand wieder in dem Raum. Elea vernahm das Klirren von Schlüsseln auf einem Bund. Dann kam Fiona aus dem Zimmer heraus.
„Darf ich euch in der Zwischenzeit etwas zu trinken anbieten?“, frage sie und setzte dabei ein trauriges Lächeln auf.
„Tee bitte“, sagte sie höflich und nur einen kurzen Moment später kam das Mädchen mit einem Krug voll heißem Wasser, getrockneten Teeblättern und zwei Bechern.
Elea bedankte sich.
„Geht…“, die Kleine stotterte ein wenig „Geht es Finjas gut?“
„Ja“, entgegnete Elea kurz und überlegte, wie sie an weitere Informationen kam beziehungsweise was sie überhaupt mit Hildur sprechen sollte.
Moment! Wieso erkundigt sich dieses Mädchen ständig nach Finjas. Sie konnte wohl kaum seine Geliebte sein in diesem zarten Alter. Und Rabea hat erzählt, dass Hildur sie eingesperrt hält. Was will sie dann aber von Finjas?
„Fiona?“, das Mädchen wollte bereits den Raum wieder verlassen, drehte sich aber leicht verängstigt wieder um. Elea fiel der Schatten des Wächters am Boden des Nebenraumes auf.
„Danke der Nachfrage, Finjas geht es ganz gut. Ich kümmere mich sehr gut um ihn.“
Das Lächeln auf Fiona’s Gesicht wandelte sich unverkennbar in ein echtes.
Sie verschwand wieder in dem Nebenzimmer. Sie trank den Tee langsam aus und schaute sich in dem Raum um. Immer wieder fragte sie sich in welcher Verbindung Finjas und Fiona standen und warum sie sich so aufrichtig um ihn sorgte. Konnte sie Finjas fragen? Aber er würde ihr wohl keine Antwort darauf geben.
Hildur kam jedenfalls in der gesamten Zeit nicht nachhause und so beschloss Elea wieder zu gehen als die Dämmerung einsetzte. Als sie das letzte Mal da war, mit Finjas war sicherlich kein Wächter in diesem Haus. Vielleicht kam er immer nur dann als Aufpasser, wenn Hildur nicht da war. Es war ihr aber klar, dass sie mit Fiona reden musste.
Als sie das Haus verließ kam Elea eine weitere Idee, wie sie vielleicht bereits früher zu dieser Information kam. Und so ging sie zielstrebig über einige Seitengassen zum Nordtor. Sie stieg über das Fenster in das Handelshaus und schlich sich in den ersten Stock. Trotz des Zwielichts in den Räumen fand sie den Weg problemlos und ohne stolpern hinauf.
Es war ihr ein Rätsel wie Haleth das machte, aber wie gewöhnlich betrat sie ein paar Minuten nach Elea den Raum.
„Ein ruhiger Abend heute“, begrüßte Elea die andere Dunedain, diese nickte ihr nur zu.
„Ich habe Neuigkeiten für dich, aber zuerst möchte ich etwas von dir wissen.“
„Natürlich, wenn ich es denn überhaupt weiß“, entgegnete Haleth.
„Dieses Mädchen im Haus von Hildur, wer ist sie?“, fragte Elea geradeheraus.
„Hast du sie eben getroffen?! Hildamar erzählte mir, dass sie Fiona heißt und dass sie die Tochter des vorhergehenden Hausbesitzers ist. Das war ein gewisser Raimond. Seine Familie lebt schon seit Jahrhunderten in Bree und seit vielen Generationen stellt seine Familie den Obersten des Ältestenrates. Ich habe dir bereits erzählt, dass Hildur diese Familie in die Kerker werfen ließ und ihr Haus für sich einnahm. Die Tochter hielt er als Gefangene um die Familie gefügig zu machen, aber schon seit langem wurde keiner von ihnen wiedergesehen. Entweder sind sie dort verendet oder Hildur hat sie nach Moria oder einen noch schlimmeren Ort geschickt. Aber das Schicksal der Kleinen ist noch weit schlimmer, denn seit Monaten hat sie kein Tageslicht gesehen und das nur, weil sie die Tochter eines Ältestenrates war.“
„Wer ist dieser Ältestenrat?“
„Fünf Einwohner aus Bree. Raimond ist verschollen, Gerwin ist der Erste der Stadtwache, Aodlind ist Herr der Handwerker, Arik der Vertreter des Breelandes und der Bauern und Ulrich ein Hobbit.“
„Arik kenne ich bereits, er hat unbeschreiblich große Angst vor Hildur.“
„Wie so viele die Hildur wirklich kennen! Gerwin ist Hildur vermutlich treu, so wie die Stadtwache agiert. Aodlind – er ist noch sehr jung - und seine Handwerkergilde folgen den Anweisungen des Rates und somit dem Befehl von Hildur. Ich denke ihm liegt das Wohl der Stadt am Herzen. Arik hat wie du sagst große Angst und handelt entsprechend und Ulrich wird im Rat kaum noch wahrgenommen.“
„Aodlind und seine Männer wurden bereits nach Archet geschickt“, gab nun Elea ihre Informationen preis „Sie haben den Auftrag in 14 Tagen einen Waldpfad zu verbreitern damit ein Wagen ihn passieren kann. Das war vor 3 Tagen.“
„Diese Neuigkeiten sind Gold wert“, freute sich Haleth „Wir müssen diese Lieferung abfangen. Wir müssen unbedingt verhindern, dass der Feind wieder zu Waffen kommt, ansonsten ist Fornost dem Untergang geweiht.“
Als der Name Fornost fiel, dachte Elea sofort an die ruhige und feurigrote Oberfläche des Abendrotsees. Sie erinnerte sich an die glücklichen Tage der Vergangenheit, an denen sie ihr Glück nicht wirklich erkannte.
Auf dem Weg zurück zum Gasthaus musste sie auch an die eingeschlossene Fiona denken. Finjas war vermutlich der einzige der sich um sie sorgte und ihr einziger Kontakt nach Außen. Als sie die Gaststube betrat ging sie ohne große Worte zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand sogleich in der Küche um ein Abendessen vorzubereiten.
Thorondor the Eagle:
Elea musste also zum letzten Plan greifen den sie hatte. Sie machte sich kaum Hoffnung, da diese letzte Möglichkeit war, Finjas selbst damit zu konfrontieren. Es kostete sie viel Mut, daher bereitete sie während der Essenszubereitung schon einige Worte in ihrem Kopf vor und spielte die Unterhaltung in ihrem Kopf durch. Arik war bereits zu Bett gegangen da er morgen sehr früh wieder abreisen musste.
Sie begann zögerlich zu sprechen als sie ihm den Teller auf den Tisch stellte: „Ich war heute bei Hildur und ich traf auf Fiona.“ Sorgfältig beobachtete sie die Regungen oder den Gesichtsausdruck von Finjas, aber sie erkannte keine Veränderung.
„Sie hat sich nach dir erkundigt“, legte sie nach, wieder ohne jegliche Reaktion.
„Das Mädchen erkundigt sich immer nach dir wenn ich sie sehe. Sie dürfte dich sehr gerne haben.“
„Wieso interessiert dich das?“ pfauchte er plötzlich zurück und Elea zuckte innerlich zusammen „Willst du sie auch hier unter deine Fittiche nehmen? Ein weiters Maul zu stopfen?“
„Wenn du es wünscht, kann sie gerne zu uns kommen“, erwiderte Elea, die scheinbar einen Nerv getroffen hatte.
„Das wird Hildur wohl kaum zulassen“, antwortete er und vertiefte sich wieder in sein Essen.
„Ich werde ihn einfach darum bitten. Zum Glück schlägt er mir meine Wünsche selten aus“, sagte sie in einem beinahe zu naiven Tonfall.
„Nichts wirst du sagen! Verstehst du mich!“ befahl er und warf ihr einen strengen Blick zu.
„Hier geht es ihr aber sicher besser als bei Hildur und davonlaufen wird sie weder da noch dort. Dafür hat sie viel zu viel Angst vor ihm und dir.“
„Hör auf, lass sie gehen. Jeder hat sein Schicksal zu tragen und das ist eben unseres.“
„Eures?“
Finjas biss sich auf die Lippen.
„Also willst du sie dort lassen, eingesperrt und abgeschottete von der Welt!“
„Ja! Denn ob du es glauben willst oder nicht, dort wo sie jetzt ist, ist sie wenigstens sicher und ich weiß, dass er ihr nichts antun wird.“
Die Dunadan war überrascht von seiner emotionalen Reaktion: „Du liebst sie. Ist sie nicht ein bisschen zu jung für dich?“
„Halt jetzt dein Maul!“
Erbost ließ er den Löffel in den Teller fallen und verließ den Raum. Elea war nach all der Zeit die sie Finajs kannte, erstaunt über dieses Verhalten. Es dürfte ihn mehr treffen als man ihm anmerkte, vielleicht weil Arik bereits das selbe Thema ansprach.
Eine Weile blieb sie noch sitzen und dachte über seine Worte nach. Teils hatte sie Mitleid mit ihm und teils konnte sie es nicht nachvollziehen. Sie brachte den Teller wieder zurück in die Küche und erledigte die restliche Arbeit ehe sie ins Bett ging.
Als sie die Stufen hinaufging, schlich sie sich lautlos zu Finjas Zimmertür. Sie hielt ihr Ohr gegen das Holz und lauschte aufmerksam. Sie hörte Geräusche als würde er die Schranktür schließen. Sie klopfte zaghaft und drückte die Klinke nach unten. Sie neigte nur den Kopf durch den Türschlitz. Er hatte gerade sein Hemd ausgezogen und war dabei die Hose aufzuschnüren. Verlegen schaute die Dúnadan weg.
„Geht es dir gut?“
„Natürlich!“, sagte er emotionslos „Kommst du um dein Gewissen zu besänftigen?“
„Verzeih mir bitte meine Neugier. Es war unangebracht. Fiona tut mir einfach sehr leid.“
Finjas hatte die Hose ausgezogen und sich auf das Bett gesetzt. Er versteckte einen Dolch zwischen Matratze und Bettrahmen ehe er ihr einen bösartigen Blick zuwarf.
„Komm her oder geh!“ herrschte er sie an.
Von ihrem schlechten Gewissen geplagt betrat sie den Raum und stellte sich vor sein Bett. Sie fühlte seinen festen Griff an ihrer Hüfte. Ihr Körper verkrampfte sich leicht. Plötzlich legte er seine Stirn auf ihren Bauch und sein Gesicht presste er an ihren Körper. Er zitterte am ganzen Leib.
Sanft legte Elea ihre Hände auf seinen Hinterkopf und Nacken und streichelte ihn. Mit vielem hatte Elea gerechnet, aber keinesfalls damit.
Nach einer Zeit legte sie sich neben ihn in das Bett und so verweilten sie die ganze Nacht. Elea noch in ihrer Tageskleidung umschloss mit ihren Armen seinen nackten Körper. Erst nach einer langen Zeit in der sie behutsam seine Schläfe, seinen Hinterkopf und seinen Rücken streichelte schlief sie ein.
Am darauffolgenden Morgen wurde Elea von schwachen Sonnenstrahlen geweckt. Sie lag allein in Finjas Bett. Nachdem sie ihre Glieder gestreckt hatte, stand sie auf und ging in ihr Zimmer um sich das Gesicht zu waschen und die Haare zu frisieren. Sie legte auch ein anderes Kleid an. Mit der Ungewissheit was als nächstes kam ging sie die Stiegen hinunter in die Gaststube. Finjas saß an einem Tisch und blätterte in dem Buch das Rabea aus dem Handelshaus mitgenommen hatte.
„Guten Morgen“, begrüßte sie ihn „Möchtest du ein Frühstück?“
„Ich habe bereits etwas gegessen bevor Arik gegangen ist“, sagte er und schob das Buch geöffnet zur Seite: „Ich wünsche nicht, dass sich trotz gestern etwas verändert. Du sprichst nicht mit Hildur und mit niemanden und lässt Fiona da wo sie jetzt ist.“ In seiner Stimme war Bedrückung zu hören: „Bitte.“
Dieses Wort hatte Finjas noch nie zu Elea gesagt. „Natürlich“, antwortete sie.
Finjas, bereits mit dickem Umhang bekleidet, stand auf und ging wortlos zur Tür hinaus um seinem Tagesgeschäft nachzugehen. Ratlos schaute sie ihm hinterher. Sie ging zurück zu dem Tisch. Das Buch war auf der Seite aufgeschlagen wo die Wappen der Familie abgebildet waren die Rabea ihr am Vortag gezeigt hatte. Sie klappte das Buch zu und sah dabei, dass Finja’s Schwert noch auf der Bank lag. Er hatte es in seiner Verzweiflung vergessen.. Elea griff nach dem Heft und es fühlte sich sonderbar vertraut an.
Doreal, mein lieber Doreal. Es ist lange her, dass du mir das Schwert gereicht hast um das Kämpfen zu lernen. Ich hoffte stets und ich hoffe noch immer, dass ich es nie einsetzen muss. Diese Zeit, diese furchtbar dunkle Zeit. Diese Wahnsinnigen die mich gefoltert haben
Mit dem Daumen strich sie sich über den verstümmelten Finger.
Damals habe ich mir geschworen, dass ich niemals mehr so hilflos sein werde, niemals. Und jetzt, ich bin es schon wieder. Wie konnte nur wieder so etwas aus mir werden. Nein, niemals mehr so hilflos
Sie lehnte das Schwert neben die Tür und nahm den schweren Winterumhang von dem Haken. Nachdem sie ihn übergeworfen hatte ging sie in die morgendliche Oktoberkälte hinaus. Sie hatte keine Ahnung wo Finjas war, aber sie wusste wo sie zu Suchen beginnen würde.
Thorondor the Eagle:
Elea eilte so schnell sie konnte zu Hildur’s Haus. Sie klopfte leise an die Tür, wartete einen Moment und öffnete sie dann. Die Türe zu dem Arbeitszimmer war geschlossen und Elea hörte die Stimmen von Hildur und von einem anderen Mann. Sie erkannte, dass es nicht Finjas war konnte sie aber auch keinem anderen Bekannten zuordnen.
Wenn Hildur da ist, vielleicht ist dann Fiona alleine oben im Stock. Soll ich es wagen? Ich kann noch immer sagen, dass ich auf Hildur warte oder Finjas suche. Ja, ich werde mein Glück probieren. Aufrecht Elea, gehe aufrecht
Sie ging zielbewusst die Treppen hinauf, versuchte dabei aber so gut wie keinen Lärm zu machen. Der obere Stock war wie leergefegt. „Hallo?“, sagte sie laut genug damit es alle oben hören konnten aber leise genug, dass es nicht nach unten drang.
Sie bekam keine Antwort. Auf Zehenspitzen schlich sie sich zu dem Zimmer wo sie Fiona vermutete. Sie klopfte sachte an die Tür vernahm aber keinerlei Geräusch auf der anderen Seite.
„Fiona?“, flüsterte sie. Es kam keine Antwort.
„Bist du da drin? Ich bin es, Elea.“ Wieder keine Antwort.
„Ich habe hier Finjas Schwert…“
„Ist ihm etwas passiert?“, fiel ihr plötzlich das Mädchen hinter der verschlossenen Tür ins Wort.
„Nein, nein. Er hat es nur vergessen. Ich wollte es ihm bringen und dachte er ist hier, aber scheinbar habe ich mich getäuscht.“
„Er ist bereits auf dem Weg nach Archet. Er kam vorhin vorbei um sich zu verabschieden.“
„Du hast ihn sehr gerne nicht wahr?“, fragte Elea direkt heraus.
Die Dunadan glaubte ein Seufzen zu hören.
„Du kannst es mir ruhig sagen. Ich mag ihn mittlerweile auch sehr gerne und ich könnte ihm nie etwas antun was ihn verletzt oder ihm schadet“, versuchte sie das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen.
„Ich habe niemanden mehr außer ihm“, antwortete Fiona „Er ist der einzige der sich für mich einsetzt und der sich um mich kümmert. Von meinen Eltern habe ich schon seit Monaten nichts mehr gehört. Ich glaube, dass sie gar nicht mehr am Leben sind.“
„Ich habe vom Verschwinden deiner Familie gehört“, antwortete Elea und legte ihre flache Hand auf das Holz zwischen ihnen „Und ich kann es dir sehr gut nachempfinden.“
Die Dúnadan dachte dabei an ihren verstorbenen Mann und an Helluin, den sie vor Jahren zurückgelassen hatte. Schwermut überkam sie in diesem Augenblick.
„Hast du auch niemanden mehr?“, fragte Fiona in der Hoffnung eine Gleichgesinnte gefunden zu haben.
„Nur noch mein Sohn ist am Leben, aber ihn habe ich vor Jahren zurückgelassen. Es gibt nichts was ich mehr bereue und es gibt keine Entschuldigung dafür. Vielleicht hätte ich viel schlimmes verhindern können was passiert ist.“
„Eltern lassen ihre Kinder nicht zurück. Das tun sie einfach nicht, außer sie sind tot.“
„Mein Mann war es und glaube mir, auch wenn ich nicht stolz darauf bin, ich war es auch.“ So gut sie konnte, unterdrückte Elea das schlechte Gefühl das sie überkam. Schnell wechselte sie da Thema.
„Fiona, wie können wir dir da raushelfen aus diesem Verlies?“
Elea hörte wie etwas die Tür hinunterglitt: „Gar nicht“ folgten enttäuschte Worte.
„Ich kann dich da rausholen und dann bringen wir dich in Sicherheit.“
„Nein, tu das ja nicht. Wenn ich weg bin, wird er ihn umbringen. Und dann habe ich keine Familie mehr.“
„Finjas? Er wird Finjas töten?“, fragte Elea überrascht.
„Ja. Finjas ist der letzte von meiner Familie der übrig ist.“
„Ist er dein Vater?“, fragte Elea aufgeregt und verdutzt.
„Seine Schwester ist… war meine Mutter“, kam zur Antwort.
Wie konnte Elea nur so blind sein. Eine Liebschaft hatte sie Finjas angedichtet mit diesem jungen Mädchen, aber dass sie seine Nichte ist auf diese Idee wäre sie in ihren entferntesten Träumen nicht gekommen.
„Ich kann hier nicht raus. Finjas darf nichts passieren“, sagte Fiona nochmal als sie keine Antwort mehr bekam.
„Fiona, ich werde auch nicht zulassen, dass euch etwas geschieht. Eines Tages wird eine günstige Situation kommen und dann befreien wir dich und schicken euch ganz weit weg. Ihr werdet an einem Ort sein, wo euch Hildur oder Saruman nicht erreichen können.“
„Pass auf meinen Onkel auf bitte. Ich weiß, er ist kein sehr einfacher Mensch, aber ich glaube er hat dich gern.“
Auch von dieser Antwort war die Dúnadan überrascht worden.
„Ich werde stets mein Bestes geben. Wie ich schon sagte, ich habe ihn gerne“, entgegnete Elea und war selbst überrascht, dass es sich nicht wie eine Lüge anfühlte.
„Bis bald meine Kleine“, verabschiedete sich Elea. Sie schlich sich wieder die Stiegen hinunter als plötzlich Finjas im Gang vor ihr stand.
„Was machst du hier?“, attackierte er sie im Flüsterton.
„Ich habe dich gesucht um dir das zu bringen“, antwortet sie spontan und streckte ihm das Schwert entgegen.
„Oben? Komm mit!“, herrschte er sie an, packte sie am Oberarm und zog sie bei der Tür hinaus. Just in diesem Moment schaute Hildur aus seinem Arbeitszimmer heraus.
„Finjas? Elea? Was macht ihr hier?”, fragte er misstrauisch.
„Ich.. ähm ich war auf der Suche nach Finjas. Er hat das hier heute Morgen liegen lassen“, drückte Elea die Worte heraus.
„Wir sind uns zufällig hier über den Weg gelaufen“, legte Finjas in ruhiger, tiefer Stimmlage nach.
Hildur schien die Geschichte nicht zu glauben. Er drehte seinen Kopf und warf einen Blick zu den Stiegen: „Gerwin, wirf kurz einen Blick auf die beiden Turteltauben.“
Aus dem Zimmer trat ein großer Mann heraus. Seine Augen strahlten eine stille Autorität aus und er war schwer bewaffnet. Finjas beugte zum Gruß seinen Kopf. Hildur eilte die Treppe hinauf um sich zu vergewissern, dass seine Gefangene nicht geflohen ist. Als er herunterkam wünschte er Finjas in einem befehlshaberischen Tonfall eine gute Reise. Elea verabschiedete er kühl. Diesmal hatten sie wirklich Glück gehabt, aber es war offenkundig, dass sie Misstrauen in Hildur erzeugt haben und dies zurecht. Elea beschloss daher Fiona nicht mehr aufzusuchen bis zu dem Tag ihrer Befreiung.
Finjas bestieg vor dem Haus sein Pferd und ritt Richtung Archet davon. Kein Ton kam mehr über seine Lippen. Sicherlich befürchtete er, dass Hildur Fiona jetzt etwas antun würde, falls er nicht sofort seinen Befehl ausführen würde.
In dieser Nacht aber plagte Elea aus anderen Gründen ein schlechtes Gewissen und ein schlechtes Gefühl:
Ich habe mein eigenes Kind zurückgelassen; in den Händen anderer, ja wenn nicht sogar Fremder. Was habe ich Helluin nur angetan und den Dunedain. Hätte ich es verhindern können, dass Saruman solchen Einfluss auf Helluin hat? Hätte ich all das Leid verhindern können? Es ist das Schlimmste was Eltern tun können… ihre Kinder zurücklassen
Lange hallten diese Worte in Elea’s Kopf nach und ließen sie kaum schlafen.
Thorondor the Eagle:
Eine Düsternis legte sich über Elea’s Gemüt, die sie nur noch halbherzig durch den Tag gehen ließ. Ihre Situation und die der kleinen Fiona fühlte sich dadurch auswegloser an als sie ohnehin schon war. All dies spürte natürlich auch Rabea die ständig um die Dúnadan herum war. Sie erkundigte sich regelmäßig was los sei, aber Elea wollte ihr dies nicht anlasten und so suchte sie bei der einzigen Freundin Rat die sie hier in Bree hatte.
„Man muss dich nicht gut kennen um dir deine Trübseligkeit anzusehen“, begrüßte sie Haleth im oberen Geschoss des Handelshauses.
Elea fühlte sich gezwungen ein schwaches Lächeln aufzusetzen.
„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Haleth besorgt und nahm ihre Hände, dabei fiel Elea erstmal der Ring an ihrem Finger auf. Eine Blume war darin eingraviert.
„Fiona! Ich hatte Gelegenheit kurz mit ihr zu sprechen, alleine. Ich wollte ihr Vertrauen gewinnen und habe ihr von Helluin erzählt. Es erfüllte seinen Zweck, aber…“ Elea blieben die Worte im Hals stecken. Sie sammelte sich kurz: „Haleth? Denkst du, dass all dies nicht passiert wäre mit den Dúnedain, wenn ich Helluin nicht schutzlos zurückgelassen hätte?“
Bei dieser Frage musste ihr Gegenüber einen Augenblick nachdenken, danach strich sie ihr über den Kopf, weiter zur Wange und unter das Kinn um ihr Gesicht sanft anzuheben. Sie blickte ihr in die grauen, glasigen Augen: „Nein“, antwortete sie leise aber bestimmt „Vielleicht wäre es für den Zauberer einen Hauch schwieriger gewesen sich Helluin’s zu bemächtigen, aber sicherlich nicht unmöglich. Er ist mächtig und listenreich. Viel zu spät haben wir erkannt, dass keiner von uns alleine die Macht hat sich Saruman zu widersetzen, unsere einzige Chance ist es zusammen zu halten und keine Zweifel zwischen uns kommen zu lassen. Niemals!“
Elea nickte und war dankbar für diese klaren Worte. Sie wusste aber auch, dass der Zweifel über diese Entscheidung immer in ihrem Herzen sein würde.
„Und Elea, leider haben wir nicht die Gabe unsere Entscheidungen rückgängig zu machen. Aber wir haben immer die Möglichkeit unsere Zukunft zu verändern. Diese Welt wird wieder ein besserer Ort werden, dafür müssen wir uns entscheiden, jeden Tag aufs Neue. Es wird die Zeit kommen, wo du deinen Sohn wieder in den Armen halten wirst und all das was uns jetzt als Fehler erscheint, nicht mehr wichtig ist.“
„Ich hoffe, dass es auch die anderen unseres Volkes so sehen. Eines Tages wird Belen Recht über mich und Helluin sprechen. Dies wird härter werden als jeder Kampf gegen unseren Feind.“
„Belen ist unser Anführer und unser König, mit keiner seiner Entscheidungen hat er uns bisher enttäuscht. Auch nicht als er über seinen eigenen Verwandten richtete. Die Weisheit war es, die Könige am Thron hielt, nicht die Grausamkeit.“
Bei diesen Worten fühlte Elea, dass ein Teil der Last von ihr abfiel. Sie begann wieder zu hoffen.
„Fiona, das Mädchen bei Hildur“, wechselte Elea nun wieder zu den Neuigkeiten zurück „Sie ist die Nichte von Finjas.“
„Dies ist also die Verbindung die wir alle nicht kannten“, antwortete Haleth „und deshalb hält Hildur das Mädchen gefangen. Dies ist sehr interessant.“
„Sie tut mir wahnsinnig leid. Gefangen zu sein ist bereits furchtbar, aber dann auch noch bei so einem grausamen Mann.“
„Können wir sie befreien?“
„Nein, ich glaube nicht solange Finjas Hildur dient. Er hat ihr gedroht Finjas töten zu lassen, sollte sie verschwinden.“
„Und vermutlich hat er es auch umgekehrt angedroht. Hildur ist ebenfalls sehr listenreich“, dachte Haleth laut „Es ist an der Zeit, dass ich gehe Elea.“
„Triffst du dich mit anderen von euch? Ist dein Mann auch hier in Bree?“
Ertappt schaute Haleth noch zu Elea zurück: „Ich denke nicht, dass es gut ist dir das zu sagen. Weder für dich noch für mich.“
„Vermutlich hast du Recht“, antwortete Elea einsichtig.
Haleth verschwand aus dem Zimmer nachdem sie sich verabschiedet hatte. Die Dúnadan ließ die Worte noch auf sich wirken. Als die Dämmerung bereits weit fortgeschritten war, beschloss auch Elea endlich nachhause zu gehen. Sie folgte den Stiegen ins Erdgeschoss des Handelshauses. Sie wollte gerade aus dem Fenster klettern das zu Seitengasse führte, da glaubte sie in dem kleinen Nebenzimmer mit dem Bett etwas gesehen zu haben. Auf Zehenspitzen und voller Furcht entdeckt worden zu sein, schlich sie zu dem Durchgang. Vom Boden hob sie ein abgebrochenes Stuhlbein auf um es als Waffe zu benutzen.
In dem kleinen Nebenraum roch es vermodert und feucht. Das Bett war zwar noch intakt, aber an den Rändern der Matratze hatte sich bereits der Schimmel angesetzt. Links neben der Tür war hinter einem Mauervorsprung ein Schrank, ansonsten war der Raum leer. Niemand war zu sehen. Sie schlich weiter zu dem Schrank. Vor Aufregung drehte sich ihr fast der Magen um und als sie mit der linken Hand langsam die Tür öffnete wurde es noch schlimmer. In der Rechten hielt sie schlagbereit den Holzprügel. Kein Atemzug kam mehr über ihre Lippen, aber sie erkannte nichts in der Dunkelheit.
Erst als sich ihre Augen gewöhnt hatten, bemerkte sie den schwarzen Fleck an der Rückwand des Schrankes. Es war ein Loch.
Sie streckte den Kopf leicht nach vorne in den Korpus des Möbelstückes. Sie nahm einen kaum hörbaren, flachen Atem wahr. Dort hinter dem Schrank musste ein Raum sein oder ein schmaler Gang.
Soll ich mich ein Stück weiter wagen? Wer ist dort? Ist es einer von Haleth‘ Verbündeten? Oder gar ein Diener Saruman’s? Aber warum sollte er sich verstecken, außer er will uns auflauern um alle zu erwischen… Nein, ich bin alleine hier und niemand weiß, dass ich hier bin. Es ist zu gefährlich; Rabea, Madal, Aldred, Finjas, ich kann nicht riskieren sie hier alleine zurückzulassen. Nicht schon wieder.
So beschloss Elea so zu tun, als hätte sie nichts bemerkt. Das nächste Mal müsste sie aber vorsichtiger und aufmerksamer sein, wenn sie hierherkam. Sachte schloss sie die Tür des Schrankes, legte das Stuhlbein neben das Fenster damit es bei ihrem nächsten Besuch griffbereit war. Im dunkel der jungen Nacht ließ sie das Handelshaus hinter sich.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln