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Autor Thema: [SI] Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne  (Gelesen 7905 mal)

Sturmkronne

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  • Beiträge: 403
  • Jenny...
Name: Elune Nila
Geschlecht: weiblich
Rasse: Mensch des Westens mit dem Blut Númenors
Alter: 21
Geburtsort: Minas Tirith
Start: Linhir

Kälte. Trotz der Verbrennung an ihrer rechten Schulte fror Elune. Das Schiff schwankte wegen den Meereswellen und ein anderer Gefangener nicht weit von ihr zitterte wie Laub im Herbst. Sie sah ihre Schulter an, konnte jedoch wegen der tiefen Dunkelheit nur erahnen, welches Motiv man ihr eingebrannt hatte. Es war eine Schlange mit zwei Engelsflügeln. Voller Abscheu dachte sie an den Mann dem sie es zu verdanken hatte. Dann wurde sie wieder wehmütig und dachte an die vergangenen Tage in Minas Tirith. War es wirklich erst drei Tage her, dass ihr in der Stadt von ihren Eltern gesagt worden war, dass sie die Stadt verlassen sollte? Nur zwei Tage, dass sie unter verwunderten Blicken die Stadt verlassen hatte? Hatte sie wirklich gestern noch in einer Blumenwiese gelegen? All diese Dinge schienen so irreal zu sein, dass sie sie noch einmal in Gedanken durchleben wollte, anstatt der harten Realität ins Auge zu sehen.

Als sie vor achtzehn Jahren geboren wurde, gab es noch keine Bedrohung, zumindest keine Bedrohung die es nicht auch schon viele Jahre vor ihrer Geburt gegeben hatte. Ihre Eltern, reiche Kaufleute mit dem Blut der Menschen Numenors, waren sehr konservativ. Sie lehrten Elune keinerlei Dinge die man zum Überleben braucht, sondern lediglich die Tugenden einer reichen, edlen Dame. Außerdem lehrte ihr Vater ihr die grundsätzlichen Dinge des Handelswesen, aber ansonsten lernte sie (von ihrem jetzigen Standpunkt aus gesehen) nur unnützes Zeug, und dass machte sie in ihrer derzeitigen Lage sehr wütend.

Elune setzte sich ein wenig auf und versuchte sich ein wenig umzusehen. In dem großen Raum waren mindestens zwanzig Gefangene untergebracht, von denen die meisten Männer und gefesselt waren. Elune selber war nicht gefesselt, was zumindest ein kleiner Trost war. Neben ihr lag ein Mann, der mit Hanfseil an die Wand gefesselt worden war. Er hatte eine Platzwunde am Kopf, die zwar blutete, aber bei weitem nicht lebensgefährlich war. Elune lächelte traurig und dachte zurück an ihre einzige Fähigkeit, die ihr auch hier etwas nutzen konnte: Ihr wissen über Kräuterkunde.

Schon seit ihrer Kindheit hatte sie Blumen geliebt. Sie hatte oft mit ihrem Leibwächter die Stadtmauern verlassen und war in den Süden Gondors gereist. Dort, auf den Blumenwiesen, hatte sie dann an einer Blume gerochen, die giftige Pollen ausgestoßen hatte. Beinahe wäre sie damals gestorben, hätte sie der Leibwächter nicht auf dem Pferd zu Heilerin Ioreth gebracht, die sich hervorragend mit Kräutern und Giften auskannte. Nachdem Elune von dieser geheilt wurde, entschied sie sich bei dieser in die Lehre zu gehen. Sie lernte viel über die Arbeit der Heiler, und obwohl ihre Eltern ihr verboten hatten diesen Traum weiter zu verfolgen, ließ sie dennoch nicht davon ab.

Als wäre er von ihrem lächeln geweckt worden, öffnete der Mann mit der Platzwunde plötzlich die Augen und sah zu ihr auf. Elune blickte überrascht zurück, doch in seinen Augen sah sie keine Verzweiflung. Der Mann flüsterte ihr eindringlich zu:

“Mädchen, wenn du nicht als Sklavin der Korsaren enden willst, hörst du mir mal besser genau zu. Du bist ungefesselt, deswegen kannst du versuchen an die andere Seite des Raums zu kriechen und dem schlafendem Wächter sein Messer aus der Tasche zu ziehen.“

Elune schüttelte heftig den Kopf und rutschte zurück. Sie hatte keinerlei Ambitionen sich von diesem stinkenden Korsaren den Kopf vom Hals trennen zu lassen. Der Mann sah sie mit einem mörderischen Blick an der ihr zu sagen schien, dass er ihr den Kopf abreißen wollte wenn er könnte. Elune kroch noch etwas zurück und dachte lieber an eine andere Situation. Ihre Gedanken schweiften wieder ab, diesmal jedoch zu dem Tag an dem sie Minas Tirith verlassen hatte, also vor gerade einmal drei Tagen.

Elune schlenderte durch die Straßen auf dem Weg zu den Häusern, um wie immer zu dieser Zeit mit Ioreth zu reden. Diese hatte heute versprochen, ihr die Wirkung von Königskraut zu erläutern. Voll Vorfreude ging sie durch den sechsten Ring, und als sie gerade einen tiefen Zug Luft holte, hörte sie einen überraschten Schrei. Sie drehte sich um und sah die Straße hinab, wo ein Reiter über die Straße hetzte. Er ritt auf einem weißen, wunderschönen Pferd und trug außerdem ein weißes Gewand. Vor ihm auf dem Sattel saß eine kleine Gestalt, die anscheinend noch im Halbschlaf war. All dies sah Elune in wenigen Sekunden, da war der Reiter auch schon weg. Sie entschied sich im zu folgen, wurde jedoch nicht in den siebten Ring eingelassen, da sie die Lösungswörter nicht kannte. Enttäuscht wollte sie gerade wieder nach Hause laufen, als die Tore zum siebten Ring sich öffneten und plötzlich ihr Vater vor ihr stand. Dieser sah sie mit einem gehetzten Blick an, beruhigte sich jedoch und sah daraufhin Elune tief in die Augen:

„Elune, du weißt dass in den letzten Wochen die Signale immer deutlicher werden, dass der Krieg nicht mehr fern ist. Erst der Angriff auf Osgiliath, dann die rätselhafte Prophezeiung von der Herr Faramir träumte und nun das letzte Zeichen: Das Erscheinen von Mithrandir. All diese Zeichen zeigen, dass der dunkle Herrscher bald Angreifen wird. Ich habe vorher nicht daran geglaubt und deswegen deine Mutter und dich nicht nach Dol Amroth geschickt, aber nun, da Mithrandir hier ist, werdet ihr beiden diese Stadt verlassen! Und ich werde keine Widerworte dulden.“

Elune, die bereits den Mund geöffnet hatte um etwas zu erwidern, schloss ihn wieder und sah an ihrem Vater vorbei in Richtung Osgiliath. Tief in ihr wusste sie, dass ihr Vater Recht hatte, aber sie wollte einfach nicht glauben, dass in wenigen Tagen vielleicht ihre ganze Welt untergehen würde. Deswegen sah sie zurück zu ihrem Vater und sprach mit überzeugter Stimme:

„Ich glaube nicht, dass dieses Land, diese Stadt der Menschen Numenors einfach so untergehen wird. Deswegen lass mich hier bleiben und wenigstens den Heilerinnen helfen. Ich habe genug wissen erworben um nützlich zu sein.“

Doch ihr Vater sah sie nur wütend an und sagte:

„Selbst wenn wir diese Schlacht gewinnen, selbst dann wirst du nicht in dieser umkämpften Stadt Zeit verbringen. Du bist jung und schön, und ich würde dir niemals erlauben den Beruf einer einfachen Heilerin anzunehmen. Deswegen, schlag dir das aus dem Kopf, pack deine Sachen und reite nach Dol Amroth. Dort werden du und deine Mutter sicher sein, egal was hier passiert. Ich werde in der Zeit hier meine Pflicht als Mann Gondors tun.“

Elune sah, dass sie gegen ihren wütenden Vater keine Chance hatte, sah ihn finster an und begab sich auf den Heimweg. Während sie den sechsten  Ring verließ, sah sie um sich herum alle jungen und alten Männer, die sich auf eine Schlacht vorbereiteten, und deswegen fühlte sie das erste Mal in ihrem Leben Wut darüber, eine Frau zu sein. Sie hatte ihr Leben lang in der großen Macht und Schönheit der Stadt Numenors gelebt und durfte nun nicht einmal selbige verteidigen. Sie dachte an all die Männer in ihrem Alter, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen dürfen. Und sie durfte nicht einmal in dieser Stadt bleiben. Von Trauer erdrückt ging sie in ihr Haus, und begann sich auf die Reise vorzubereiten. Sie packte in eine Satteltasche Proviant für drei Tage Reise ein, nahm sich etwas Geld um auch in Dol Amroth zu überleben und zog sich Reisekleidung an. Als sie gerade in ihrem Zimmer saß und überlegte, was sie noch mitnehmen konnte trat ihre Mutter in ihr Zimmer. Diese sah Elune mit einem traurigen Blick an und setzte sich an ihr Bett. Elune fragte mit verwundertem Blick:

„Mutter was ist los? Warum packst du deine Sachen nicht? Vater sagte doch, dass wir sofort los müssen. Sag mir bitte nicht, dass du auch hier bleibst.“

Mit verzweifeltem Blick sah Elune zu ihrer Mutter, die sie traurig anlächelte und dann sagte:

„Doch Elune, genauso ist es. Ich werde in Minas Tirith bleiben und nicht fliehen. Ich bin nämlich weit älter als du und habe in meinem Leben bereits so viel geschafft. Du hingegen bist noch jung, und es darf nicht sein, dass du einfach so stirbst. Ich kann und werde das ebenso wenig wie dein Vater zulassen, und deswegen wist du sofort auf unserem Pferd nach Dol Amroth reiten.“

Elune war nun noch verzweifelter und wollte nicht weg, aber sie konnte sich nicht gegen ihre Eltern stellen. Voller Wut und Trauer verließ sie ihr Haus mit ihrer Satteltasche und ging zu den Ställen. Sie wollte die Stadt eigentlich gar nicht verlassen, aber wenn sie schon musste, dann wollte sie es so schnell wie möglich machen. Also ging sie zu den Ställen, betrat sie und fand dort neben dem einzigen Pferd was noch hier war, ein anderes Pferd. Es war schneeweiß, groß und wunderschön. Es trug kein Geschirr und sah sie an, als wollte es im nächsten Moment los reiten. Elune erkannte es als das Pferd, mit welchem Mithrandir die Stadt betreten hatte. Sie lächelte es an und erinnerte sich, dass Mithrandir und der seltsame kleine Junge in der Stadt waren. Und Mithrandir war immer noch ein Hoffnungsträger ihres Volkes. Mit diesem Gedanken im Herzen machte sie sich auf, um die Stadt zu verlassen. Sie sattelte das Pferd, setzte sich im Damensitz auf selbiges und wollte gerade los reiten, als sie vor dem Stall ihren Eltern begegnete. Ihr Vater, nun in einer Uniform der Wache des Turms, trat zu ihr und sagte:

„Elune, du magst uns vielleicht dafür verfluchen dass wir dich aus dieser Stadt schicken, aber wir tun das nur um dich zu beschützen vor den Wirren des Krieges. Wir wollten immer, dass du fernab von aller Gewalt aufwächst, aber nun, da Gondor in einer solchen Gefahr ist, wollen wir wenigstens dass du nicht an direkten Schlachten beteiligt bist. Deswegen und nur deswegen schicken wir dich weg. Denn wir lieben dich und wollen nur dein Bestes. Deswegen reite nun so schnell du kannst nach Dol Amroth und lasse dir gesagt sein: Wir werden die Weiße Stadt verteidigen. Und wenn der dunkle Herrscher geschlagen sein sollte, dann kehre zurück in diese Stadt.“

Diese Worte sollten Elune noch lange prägen. Jedoch dachte sie nicht lange nach, sonder sprang ungeschickt von ihrem Pferd und umarmte ihre Eltern, während ein paar Tränen aus ihren Augen flossen.

„Vater, Mutter, ich liebe euch. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“

Ihre Eltern nickten, und bedeuteten ihr dann sich auf das Pferd zu setzen. Elune lächelte, setzte sich auf das Pferd und ritt in Richtung Stadt Ausgang. Während sie dort ritt, beschlich sie das Gefühl, dass sie ihre Eltern nie wieder sehen würde. Und schon waren wieder Tränen in ihren Augen. So durchritt sie alle fünf übrigen Ringe und stand schließlich vor dem Ausgangs Tor. Sie hatte noch nie die Stadt ohne irgendeinen Begleiter verlassen und fühlte sich unendlich einsam als sie auf die riesigen Tore sah. Sie nahm einen tiefen Atemzug und gab dann den Wächtern das Signal die Tore zu öffnen. Sie spürte die Blicke der Kinder hinter ihr, die sich wunderten warum sie die Stadt verließ. Dann schwang das Tor auf, woraufhin Elune ihrem Pferd befahl los zureiten. Durch ihre Ausflüge mit Leibwächtern kannte sie die Gegend sehr gut und ritt somit ohne nachzudenken in Richtung Süden.

Plötzlich stieß ein anderer Gefangener Elune an. In seinem Blick sah sie dasselbe, wie in dem Blick des Gefangenes, der sie zuerst angestoßen hatte. Voller Widerwille sah sie zu dem Wächter, der betrunken und schlafend in der Ecke lag. Sie war wirklich die einzige in der Umgebung des Wächters, die ungefesselt war. Sie sah zu dem Mann mit der Platzwunde und flüsterte ihm zu:

„Wie heißt ihr?“ Dieser flüsterte zurück: „Mein Name ist Gondram, ich bin der Hauptmann der Stadtwache von Pelargir und ich werde meine Stadt aus den Händen dieser widerlichen Korsaren befreien. Deswegen bitte ich euch bei den Herren im Westen: Befreit uns und holt uns aus diesem Drecksloch heraus. Wir wollen für unsere Stadt kämpfen und nicht als Sklaven der Korsaren oder gar des Dunklen Herrschers enden.“ Elune atmete tief ein und begann leise los zu kriechen.

Sie war bereits einen Tag geritten und hatte den Pelenor bereits durchquert, als es schließlich Abend wurde und sie eine Herberge brauchte. Sie hatte ursprünglich geplant in Bauernhöfen zu übernachten, doch in einem belagerten Land stellte sich dies als schwierig dar. Denn die meisten männlichen Bauern waren in der Armee und die meisten weiblichen hatten sich in einer der Städte im Süden oder Westen verschanzt. Deswegen entschied sich Elune, zuerst an das Ufer des Anduins zu reiten und dort in Pealargir in Herbergen zu übernachten. Den Weg bis dahin würde sie unter freiem Himmel schlafen. Als sie am Mittag des zweiten Reisetages an einer Blumenwiese vorbei ritt, überkam sie das Verlangen einfach nur zu rasten, woraufhin sie von ihrem Pferd abstieg, dieses an eine Grasstelle brachte und sich daraufhin einfach nur in die Wiese legte. Sie vergaß ein wenig die Zeit, aber in den Blumen fand sie wieder ihren Frieden. Sie verspürte nun nicht einmal mehr ansatzweise den Groll gegen ihre Eltern, sie war nun nicht mehr wütend darüber, dass sie als Frau geboren worden war und sie dankte einfach nur den Göttern für diese wunderschöne Welt. Außerdem hoffte sie einfach nur noch, dass die Weiße Stadt den Angriff überstehen würde und ihre Eltern überleben würden. Als sie sich wieder erhob, bemerkte sie, dass die Sonne bereits im Begriff war unterzugehen. Sie entschied sich, das nicht mehr weit entfernte Pelargir zu betreten um dort sicher den Krieg zu überstehen, da Dol Amroth zu weit entfernt war um es noch zu erreichen.
Als Elune den schließlich, erschöpft von der Reise welche den ganzen Tag gedauert hatte, in der Ferne den Hafen von Pelargir erblickte, wunderte sie sich zuerst noch nicht, warum Schiffe mit fremden Flaggen in der Stadt ankerten. Denn sie war noch jung und unerfahren, und sie wusste auch noch nicht, wie weit die schwarze Flotte, die ja bisher noch kaum in Aktion getreten war, schon ihre Eroberungen durchgeführt hatte. Deswegen war sie bereits nur noch wenige hundert Meter vom Stadttor entfernt, als ihr schließlich ihre Unwissenheit zum Verhängnis wurde.
Elune ritt auf ihrem Pferd gemächlich auf das Stadttor zu, damit dieses sich auf den letzten Metern vor dem Ende des Tages noch erholen konnte. Außerdem war sie noch viel zu gebannt von dem Anblick der Stadt, die sie in dieser Form seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Schon damals hatte sie Gewässer aller Art geliebt und wollte ihren Vater überreden sie auf eine Schiffsreise mitzunehmen. Doch dieser fand, dass eine Seereise nichts für eine junge Frau war. Deswegen konnte sie sich diesen Traum noch nicht erfüllen. Mit diesen Gedanken im Kopf ritt sie weiter auf das Stadttor zu und erst als sie einhundert Meter von selbigem entfernt war, sah sie sich die Stadtwache auf dem Tor genauer an. Sie trug keine Rüstung, die ein Soldat Gondor tragen würde, sondern vielmehr eine, die Elune noch nie gesehen hatte. Sie war komplett schwarz und wahrscheinlich aus Leder. Der Mann, der sie trug, hatte langes schwarzes Haar, welches ihm bis über die Schultern ging und welches er offen trug. Außerdem trug er einen braunen Gürtel einen sehr seltsamen Ring, der von seinem rechten Nasenloch durch die Nase ging. Sein Bart war kurz und relativ ungepflegt. All dies lies Elune stutzig werden, und so blieb sie mit ihrem Pferd erst einmal stehen und beobachtete die Stadt. Als sie schließlich über die Mauer hinweg in Richtung Hafen sah, fielen ihr auch die Flaggen auf, die zu keiner der Lehen Gondors gehörten. Deswegen wollte sie sich gerade umdrehen um davon zureiten, als sie bemerkte, dass der Wachsoldat schrie, auf sie zeigte und seinen Bogen hervorholte. Elune bekam schreckliche Angst und ihr einziger Gedanke war: „LAUF“, aber da war es bereits zu spät. Der Pfeil, der sehr gut gezielt gewesen war, traf ihr Pferd in den Hals. Der Schrei des Pferdes war das schrecklichste, was Elune in ihrem ganzen Leben je gehört hatte. Das Pferd knickte ein und fiel zu Boden, woraufhin Elune ebenfalls zu Boden fiel. Sie blickte auf, drehte sich voller Angst um und wollte weglaufen, doch da öffnete sich das Stadttor und eine kleine Gruppe aus drei Reitern ritt auf sie zu. Elune versuchte noch zu entkommen, doch schon waren die Reiter bei ihr und umzingelten sie. Hilflos sah Elune zu den Reitern herauf und versuchte in ihren Gesichtern zu lesen, doch der Mann sah sie nur mit Verachtung an und befahl seinen Männern sie zu fesseln. Sie verstand seine Sprache nur zum Teil, da er einen sehr seltsamen Dialekt sprach.
Sie wurde an den Händen gefesselt und ins Stadtinnere geführt. Als Elune sich umsah, merkte sie, dass nur wenige Menschen, die eindeutig Gondorianischer Herkunft waren die Straßen bevölkerten. Die meisten Menschen die die Straßen der Stadt durchquerten, waren Korsaren aus Umbar. Lediglich alte Männer und Frauen sowie versehrte waren noch auf der Straße. Als sie schließlich am Hafen ankamen, wurde Elune auf ein Schiff geführt. Es war bereits Abend und Elune hatte furchtbare Angst vor diesen Männern. Der Mann, der befohlen hatte sie zu fesseln, sah sie an und sprach nun das erste Mal zu ihr.
„Wie ist dein Name, Mädchen?“ Elune erwiderte: „Wer seid ihr, dass ihr er wagen könnt, die Küste Gondors anzugreifen? Ihr seid nur Korsaren aus Umbar, also verräterischer Abschaum!“ Der Mann sah ihr in die Augen und gab ihr dann eine Ohrfeige. Elune wollte zurück taumeln, wurde jedoch von einem der Männer festgehalten. Daraufhin sprach der Anführer: „Mein Name ist Valacar, einer der mächtigsten Kapitäne der Korsarenflotte, ein Nachfahre des Ersten ruhmreichen Castamir und ich lasse nicht zu, dass eine einfache Sklavin mein Volk beleidigt. Du wirst noch lernen was es heißt, frech gegenüber seinem Meister zu sein, ist das klar?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Valacar um und nickte seinen Männern zu. Die beiden packten Elune, nahmen sie in ihre Mitte und brachten sie auf das Hauptdeck. Elune war immer noch schwindlig vom plötzlichen Schlag Valacars und realisierte zuerst gar nicht, was nun passieren würde. Die beiden Männer nahmen sie mit zu einem Mann, der an einem offenen Feuer saß. Im Feuer waren mehre Eisenstangen, die schon rot glühten. Einer der Männer ging zu dem Mann am Feuer und redete einige Minuten auf ihn ein. In dieser Zeit sah sich Elune auf dem Schiff um. Die Flagge des Schiffs war eine rote, geflügelte Schlange mit Engelsflügeln auf schwarzem Grund. Es war ein ziemlich großes Schiff, und Elune wusste, dass Valacar nicht gelogen hatte, als er meinte, er wäre einer der mächtigsten Kapitäne der Flotte. Plötzlich hörte sie einen Schrei und sie sah einen Mann, zweifellos ein Gondorer, der mit einem Schwert bewaffnet aufs Deck stürmte. Er trug lediglich eine aus groben Leinen gewobene Weste und eine ebenso billige Hose und außerdem war sein Gesicht blutüberströmt. Er schrie voller Inbrunst: „Für Pelargir und gegen den Dunklen Turm! Tod unseren Peinigern!“, doch trat ihm Valacar entgegen und sagte mit ruhiger Stimme: „Sklaven, die ungehorsam sind, müssen bestraft werden. Du hast diese Strafe mehr als verdient. Bei meinem Namen als Kapitän der roten Schlange, werde ich dich Furcht lehren.“ Der Gefangene stürmte auf ihn zu, nahm sein Schwert in beide Hände und ließ es auf den Kopf des Kapitäns niedersausen. Dieser machte lediglich einen schnellen Schritt zu Seite, woraufhin das Schwert des Mannes daneben ging. In derselben Bewegung schlug der unbewaffnete Valacar dem Mann drei Mal in den Bauch, woraufhin dieser wortlos zu Boden ging. Valacar sah ihn an und meinte: „Er ist kein ausgebildeter Soldat, sondern lediglich ein Bauer. Und Bauer sind mit weniger Gliedmaßen weniger wert. Deswegen schneide ich ihm nur die Zunge raus, damit seine ekelhafte Stimme mich nicht mehr stört. Männer, nehmt ihn mit.“
Elune hatte all dies mit Schrecken beobachtet, doch hatte sie nicht geglaubt dass die Korsaren so grausam und dennoch so mächtig waren. Deswegen war sie sehr verängstigt, als Valacar auf sie zutrat und sie eine Weile ansah. Schließlich sprach er mit ihr: 
„Mädchen, du hast nun die Macht der Korsaren gesehen und damit die Macht des dunklen Herrschers. Wir werden euer geliebtes Gondor in Stücke reißen und nicht zulassen, dass sich irgendeine Macht uns widersetzt. Ihr edlen, mächtigen Gondorer, ihr werdet als Sklaven auf unseren Feldern und unseren Schiffen dienen und euer Land wird uns gehören. Du Mädchen, wirst ebenso wie alle anderen Frauen nach Umbar verschifft werden, und zwar gleich übermorgen. Als Zeichen, dass du eine Sklavin von mir bist, nimm dieses Geschenk.“ Er drehte sich um und nahm sich eine der Eisenstangen, die im Feuer lagen. Nun erkannte Elune den Sinn und Zweck dieser Eisenstange, an deren Ende das Wappen die rote Schlange glühte. Es war also eine Art Brandmarkung. Elune schrie auf, wandte sich in ihren Fesseln, doch ihre Bewacher waren zu stark und zu zweit. Valacar lachte auf, trat näher an sie ran und flüsterte: „Ihr seid wunderschön, holde Dame, und ich möchte eure Schönheit nur ungern zerstören. Deswegen bekommt ihr das Siegel nicht ins Gesicht, sondern auf eure linke Schulter. Bin ich nicht gnädig?“ Elune sah ihm tief in die Augen und merkte, dass sie noch nie in ihrem kurzen Leben jemanden so gehasst hatte. Sie zeigte nun keine Schwäche mehr, sondern sprach nur noch mit fester Stimme: „Dafür werde ich euch töten!“, doch Valacar lacht nur, entblößte ihre Schulter und drückte ihr das Eisen direkt auf das Gelenk. Elune versuchte nicht aufzuschreien, doch der Schmerz war zu groß und zu plötzlich, als dass sie es aushalten konnte. Also schrie sie auf, woraufhin Valacar lachte und die Wunde betrachtete. Es war ein sauberer Abdruck geworden. Elune sank in sich zusammen und fiel in Ohmnacht. Das nächste woran sie sich erinnern konnte, war dass sie mit den anderen Gefangenen im Bauch des Schiffes lag.
Und nun kroch sie also auf den Wächter zu. Dieser lag völlig betrunken auf einem Stuhl und schnarchte beinahe im selben Takt, indem sich auch das Schiff hob und wieder senkte. Elune dachte, dass sie es schaffen müsste, um wenigstens hier an diesem Ort ein kleines bisschen Ehre zu behalten. Sie sah Gondram an, dieser hatte keinerlei Wut mehr in den Augen, sonder sah sie nur erwartungsvoll an. Er wollte, dass sie es nun tat. Nachdem sie einmal tief durchatmete, erhob sie sich und schritt langsam auf den Wächter zu. Ihr Gang war geduckt, doch nicht zu sehr, da sie immer noch Schmerzen in ihrer Schulter hatte. Sie schlich auf den Wächter zu, und als sie direkt vor ihm stand pochte ihr Herz so schnell dass sie glaubte jeder in diesem elenden Ort müsse es hören. Mit einer leisen und langsamen Bewegung griff sie in die Tasche des Mannes und hob das Messer hinaus. Der Mann hatte sie nicht einmal bemerkt. Sie schlich wieder zurück, das Messer in der rechten Hand, da sie die linke nicht belasten wollte. In ihren Gedanken war nur Freude darüber, dass sie nicht entdeckt worden war. Sie schritt zu Gondram und durchtrennte seine Fesseln. Dieser nickt ihr dankbar und anerkennend zu und machte sich auf mit dem Messer jemand anderen zu befreien. So kam es, dass innerhalb von wenigen Minuten jeder, der unter Deck der rote Schlange war nun befreit war, und Elune war mitten unter ihnen. Noch waren zwar alle ruhig, doch Elune spürte, dass sich jede Sekunde die Wut und die Frustration der Gondorer in Waffengewalt äußern würde. Gondram trat auf den Wächter zu und schnitt ihm mit voller Wucht die Kehle durch. Die Leiche des Wächters fiel zu Boden, doch sah Gondram sie schon gar nicht mehr an. Elune rannte zu ihm und fragte: „Seid ihr verrückt? Er war wehrlos und ihr schneidet ihm die Kehle durch! Wo ist die Ehre der Männer von Pelargir? Wir hätten ihn auch gefangen nehmen können!“ Doch Gondram sah sie nur mit eisigem Blick an und meinte: „Mädchen, um meine Stadt zu retten würde ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen, was interessiert mich da etwas wertloses wie meine Ehre?“ Dann drehte er sich um und bedeutete seinen Männern mit ihm aufs Deck zu schleichen. Elune schüttelte den Kopf und zwang sich den Mann anzusehen. Sie hatte ihm zwar nicht die Kehle durchgeschnitten, aber dennoch war sie genauso Schuld am Tod dieses Korsaren wie Gondram. Das Blut floss in Strömen aus seiner Kehle, und er hatte keine Zeit mehr gehabt zu schreien. Eher sie noch etwas sagen konnte, begannen die Gondorer bereits sich an Deck zu schleichen. Sie hatten dem toten Wärter sein Schwert abgenommen und verließen den unteren Teil des Schiffes. Sie schwieg eine Weile und dachte über die Tatsache nach, dass jede ihrer Handlungen Konsequenzen auf das Leben anderer Menschen hatte. Elune drehte sich um und dachte lediglich:

“Du oder ich.“

Gerade als sie an die Treppe nach oben berührte hörte sie oben einen Aufschrei und vielfaches Klirren. Sie rannte nach oben und fand einen weiteren toten Korsaren. Dieser hatte sein Schwert bereits gezogen gehabt und lag nun vor der Waffenkammer der Korsaren. In dieser sah es nun aus als wäre hätte ein Drache darin gewütet. Es lagen keinerlei Waffen mehr da, die Gondorer hatten sich alles genommen und waren dann, den Kampfgeräuschen nach zu urteilen, aufs Hauptdeck gestürmt. Elune rannte so schnell sie konnte nach oben und sah den Kampf. Die dreißig Gondorer hatten es mit einer Übermacht von fünfzig Korsaren zu tun. Immer wenn ein Korsar fiel, traten zwei Korsaren an seine Stelle. Schnell fielen auch die ersten Gondorer, sodass die Schlacht zu einem Gemetzel wurde. Direkt am Steuerbord kämpfte Gondram gegen Valacar. Beide waren ausgezeichnete Schwertkämpfer, doch Valacar war stärker und ausgeruhter und konnte somit Gondram immer weiter zurückdrängen. Elune war hin und her gerissen. Sollte sie fliehen und sich alleine aus der Stadt schleichen oder auf die Stärke Gondors in Form von Gondram vertrauen? Dann fiel ihr ein, dass wenn sie nicht auf Gondors Stärke vertraute, sie nirgendwo sicher war. Deswegen blieb sie und betete zu den Herren des Westens, dass sie Gondrams Schwert Kraft verleihen mögen.
Währenddessen waren ein großer Teil der Gondorer, die auf dem Deck gekämpft hatten, gefallen und Korsaren waren von anderen Schiffen über den Hafen an Deck gekommen. Als schließlich nur noch Gondram stand, fiel Elune auf die Knie und weinte bitterlich. Die Dunkelheit war über diese Welt gekommen, und die Macht der Menschen Numenors war vergangen. Hier waren sie gescheitert und auch in der Weißen Stadt würden die Menschen versagen. Indes trat Valacar auf den mittlerweile schwer atmenden Gondram zu und hielt sein Schwert genau vor sein Gesicht. Gondram versuchte mit hektischen Bewegungen selbiges zur Seite zu stoßen, doch Valacar lächelte nur und sah Gondram in die Augen. Dann sprach er mit tiefer Stimme:

„Die Tage der Menschen des Westens sind nun vorüber. Weder im direkten Zweikampf noch im heimlichen Kampf sind sie uns überlegen. Sie sind einfach nur wie wir, lediglich arroganter und seniler. Deswegen werden wir uns ihre Städte nehmen, ihre Frauen und ganz am Ende-“

Valacar drückte plötzlich mit seiner gesamten Kraft sein Schwert nach vorne, woraufhin es sich durch den Kopf von Gondram bohrte:

„ihre Leben.“

Elune schrie laut „NEIN“, doch es war zu spät. Gondram war tot und Gondor verloren. Daraufhin verlor Elune ihr Bewusstsein aufgrund des ganzen Schreckens. Sie träumte von einer riesigen schwarzen Hand, die eine weiße Lichtkugel umschloss. An sich leuchtete diese Lichtkugel nicht sonderlich hell, doch je mehr Stellen die Hand verdeckte, desto heller Leuchteten die anderen Stellen. Als schließlich nur noch eine Stelle unbedeckt blieb, war das Licht so hell, dass Elunes Augen selbst im Schlaf schmerzten. Als dann die Hand versuchte auch diese zu bedecken, bohrte sich das Licht durch die Hand und die komplette Hand verschwand. Nun jedoch leuchtete die gesamte Kugel im gleichen Licht wie die eine Stelle. Dieses Licht vertrieb jede Dunkelheit und brachte Elune dazu aufzuwachen.
Sie lag in einem edlen Gemach. Um sie herum waren Möbel aufgestellt, die auch im Arbeitszimmer ihres Vaters hätten stehen können. Auf dem Boden war ein Teppich ausgebreitet, der als Muster den Weißen Baum trug. Sie konnte durch ein Fenster nach draußen sehen und den Hafen von Pelargir erblicken, der in seiner Schönheit zwar immer noch bestand hatte, der jedoch auch von den Schiffen der Korsaren misshandelt wurde. Sie lag in einem großen Bett und war in freizügigen Kleidern eingekleidet, die sie jedoch nicht entblößten. Panisch blickte sie umher und bemerkte auch erst jetzt die Wandbehänge in Form einer roten Schlange. Als sie gerade aufstehen wollte, öffnete sich die Tür und Valacar trat ein. Er lächelte und sagte zu ihr:

„Sobald die Sonne aufgeht, werden meine Verbündete und ich diese Stadt mit Schiffen verlassen und Minas Tirith dem Erdboden gleich machen. Ich werde deine Eltern und deine Freunde und deinen Herrscher töten und du kannst nichts dagegen tun, junge Gondorerin. Hast du Familie in der Stadt? Ich nehme an du stammst von dort?“

Elune blickte ihm trotzig in die Augen und sagte dann inbrünstig:
„Als du gestern Nacht Gondram getötet hast, da entschied ich mich trotz allem auf die Kraft und Macht Numenors zu vertrauen. Gondram hat zwar verloren, doch dennoch wirst du nicht über Gondor triumphieren. NIEMALS!“

Valacar lächelte, ging langsam auf sie zu und sagte dann mit ruhiger Stimme:

„Ich werde dir hier und jetzt zeigen was ich von der „Macht“ Gondors halte. Du wirst wohl erst noch lernen müssen, was es heißt, wenn ein Sklave seinem Herrn nicht gehorcht.“

Elune blickte ihn entsetzt an, da er begann an seiner Hose rumzunesteln. Sie wich zurück und betete mit aller Kraft an alle Götter, und gerade, als Valacar fertig war und auf sie zuging, da erhörten sie endlich die Herren des Westens. Denn plötzlich hörte sie ein Horn, welches aus einem anderen Zeitalter stammte. Valacar blieb verwirrt und nackt stehen, drehte sich um und sah aus dem Fenster. Den Blick, den Valacar hatte, würde sie ihr Leben lang nicht vergessen. Er riss die Augen auf und sah aus als wäre ihm ein toter über den Weg gelaufen. Und damit sollte er nicht weit von der Wahrheit entfernt sein. Denn, wie Elune später erfahren sollte, war der rechtmäßige König von Gondor mit der Armee der Eidbrecher Pelargir angegriffen und befreit hatte.

„Selbst heute kann ich mich nicht an alles erinnern was an diesem Tag geschah. Ich weiß noch genau, dass ich als ich ihn sah plötzlich wieder Glauben an einen Sieg Gondors hatte. Ich weiß nicht wieso, aber dieser Mann ist zum König geboren. Er strahlte selbst in seiner Waldläufer Kleidung eine solche Autorität aus, dass sich ihm niemand widersetzen konnte. Ich werde niemals vergessen,  wie schrecklich die Armee der Toten war. Sie waren wie ein Strom aus schwarz-grünen Leibern, der über die Stadt herfiel. Einige der Korsaren Häuptlinge versuchten sich über den Hafen aus Gondor auszuschiffen, während sich andere im Kampf gestellt haben. Alles war vergeblich gegen diese Gewalt, die der König herbeigerufen hat. Ich weiß genau, dieser Mann ist Gondors König und ich würde alles dafür tun um ihn zurück nach Gondor zu bringen. Genau dafür bin ich die drei Jahre hier geblieben: Nur um meine Ausbildung abzuschließen.“

Khanjar nickte und schloss die Augen. Er wartete, wie es für ihn üblich war, mehrere Minuten mit seiner Antwort und sah ihr dann wieder in die Augen:

„Seit ich vor dreißig Jahren Harad verlassen habe, suche ich nach einem Schüler, dem ich meine Kunst weitergeben kann, doch ich hätte nie gedacht, dass eine Frau perfekt geeignet wäre. Elune, du bist wirklich die beste Schülerin die ich je hatte und deswegen würdig als Meisterin der Silberdolch Schule anerkannt zu werden. Doch sei gewarnt, diese Kunst macht dich mächtig doch nicht unbesiegbar. Viele Silberdolch Meister sind schon wegen ihrem Übermut gestorben. Deswegen: Bleib demütig und du wirst lange leben. Außerdem hast du dem lebendigen Tod bereits in die Augen gesehen und auch das ließ dich reifen. All dies spricht für dich. Deswegen musst du nun das letzte Ritual durchleben.“

Elune verneigte sich vor Khanjar und gemeinsam verließen sie die Eingangs- und Trainingshalle des Gebäudes und gingen in den Keller. Niemals war es Elune erlaubt gewesen diesen Bereich des Hauses betreten, in dem sie seit drei Jahren fast jeden Tag verbracht hatte. Überall an den Wänden des Kellers hingen Waffen, die man nur den Haradrim zuordnen konnte, und auf der Treppe selber lag ein wahrscheinlich sehr wertvoller violetter Teppich. Alle sieben Stufen war eine Kerzenhalterung befestigt, in der eine Kerze für schummriges Licht sorgte. Als sie schließlich nach 35 Stufen unten angekommen waren, standen sie vor einer verschlossenen Tür. Elunes Herz begann schneller zu schlagen, da ihr Meister sie seit mehren Monaten auf die Wichtigkeit dieser Zeremonie vorbereitet hatte. Sie würde hier endlich von ihrem Meister die Erlaubnis erhalten diesen Ort zu verlassen. Sie sah zu ihm hinüber. Er hatte wie so oft die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Zeremonie. Sein weites, für diese Gegend unübliches Gewand ließ den muskulösen Körper darunter nicht erahnen. Man konnte ihn durchaus für einen schwachen alten Mann halten, doch wusste Elune durch ihre vielen Trainingsstunden, dass er den meisten Männern im Zweikampf überlegen war. Ihr war es nur zwei Mal gelungen ihn zu besiegen, und an beiden Tagen hatte sie am Abend eine lange Predigt über Demut hören müssen. Es war ihrem Meister sehr wichtig, dass sie lange lebte, das wusste sie, dennoch fand sie dass er übertrieb. Plötzlich holte Khanjar aus seinem Gewand einen Schlüssel hervor, der perfekt ins Schloss der Tür passte, und öffnete sie. Dann drehte er sich um und sprach zu Elune:

„Nun, Elune, ist der letzte Moment gekommen an dem du dich entscheiden könntest dein Leben nicht den Silberdolchen zu widmen. Wenn du mir nicht folgst, dann wirst du von mir nicht behelligt werden. Solltest du dich jedoch entscheiden mir zu folgen, dann nimmst du auch eine Reihe von Pflichten an. Möchtest du das? Wenn ja, dann folge mir nun.“

Elune blieb einen Moment stehen und dachte an ihr Leben. An ihre Ziele, an ihre Hoffnungen und an ihre Vergangenheit. An ihren König, an ihre Familie und an ihre Freunde aus Dol Amroth. An die beiden großen Belagerungen, an den ersten Mann den sie getötet hatte und an Valacar. Zuletzt warf sie einen Blick auf ihre linke Schulter, die zwar von ihrem Gewand bedeckt war, durch die sie dennoch beinnahe durchsehen konnte. Heute würde sich ihre Bürde in ein Ehrenzeichen verwandeln. Sie holte tief Luft und betrat den Raum.
Da sie keine Ahnung von der Zeremonie hatte, war sie ein wenig überrascht. In der Mitte des Raums war tatsächlich eine Feuerstelle aufgebaut, in der eine Nadel lag. Diese war bereits extrem erhitzt. Elune wich einen Schritt zurück und dachte panisch an Valacar Brandmarkung, doch Khanjar trat von der Seite an sie heran und sagte mit mitfühlender Stimme:

„Elune, ich weiß du hast Angst vor erhitztem Metall, doch du musst dich dieser Angst nun stellen. Wenn du das nicht tust wirst du immer in Panik ausbrechen wenn du bei einem Schmied bist. Deswegen, bleibe hier. Es wäre besser wenn du nun die Haare von deinem rechten Ohr entfernen würdest.“

Elune zitterte zwar immer noch, doch wollte sie nicht so viel Schwäche vor ihrem Meister zeigen und zwang sich ruhig zu bleiben. Dann entfernte sie die blonden Strähnen von ihrem Ohr und sah ihren Meister an. Dieser lächelte sie an und hob dann die Stimme in der Sprache Harads an als würde er etwas lang Vorbereitetes vortragen:

„Elune aus Minas Tirith, du hast dich vor drei Jahren, als du nicht mehr als die Kleidung an deinem Leib hattest, dazu entschieden den Weg der Silberdolche zu gehen. Du bist diesem Weg treu geblieben und hast bereits die drei Prüfungen absolviert. Du hast einen Mann in einer Schlacht getötet beim großen Kampf um Dol Amroth, hast die drei verschieden Sprachen der Länder Harad, Gondor und Rhun gelernt und hast deinen Meister im Zweikampf besiegt. Außerdem hast du einem lebenden Toten ins Antlitz geblickt, hast bewiesen, dass du Demütig genug bist um vorsichtig zu bleiben und hast die Disziplinen des Schattenkampfes gelernt. Du bist in jeder Hinsicht eine perfekte Nachfolgerin. Du hast dich außerdem bereit erklärt eines Tages einen Nachfolger auszubilden, auf die gleiche Art und Weise wie du ausgebildet wurdest. Zu diesem Zweck überreiche ich dir hiermit das Buch der Silberdolche. Es ist zweihundert Jahre alt und wird immer von Meister zu Schüler weitergegeben. In ihm stehen alle Rituale die man erfüllen muss.“

Er trat auf sie zu und gab ihr das Buch in die Hand. Es war tatsächlich uralt und trug den Titel „Der Weg der Silberdolche“ in der Sprache der Haradrim. Auf dem Buchdeckel war ein großer Mann abgebildet, der edle Kleidung trug, in dessen Rücken jedoch ein silberner Dolch steckte.
Elune behielt das Buch in der Hand während ihr Meister zur Feuerstelle ging. Er nahm mit einer Zange die Nadel aus dem Feuer und ging dann langsam auf sie zu. Dann sprach er mit tiefer Stimme:

„Elune, es ist Teil des Rituals dass ich nun diese Nadel in meine bloße Hand nehmen werde und dir ein Loch in dein rechtes Ohrläppchen steche. In diesem Loch wird dann dein Meisterring befestigt. Dies wird uns beiden sehr wehtun, doch es ist kaum schlimm. Schau dir mein rechtes Ohr an. Ich habe dies auch hinter mir, es schmerzt wirklich kaum. Vertrau mir noch einmal Elune.“

Elune schluckte tief runter und nickte dann. Blitzschnell nahm ihr Meister die Nadel in die bloße Hand, woraufhin ein Ekel erregendes Zischen entstand. Khanjar verzog die Augen und stach dann ein Loch in ihr Ohr. Es war zwar nur extrem klein, dennoch war der Schmerz schwer auszuhalten. Mit aller Kraft versuchte Elune die Schreie zurückzuhalten, während ihr Meister die Nadel in ein Wasserbecken warf und seine Hand in einen Wassereimer steckte. All dies geschah in völliger Stille. Nach einigen Minuten erhob sich ihr Meister und schritt langsam auf sie zu. Er blieb vor ihr stehen und griff erneut in seine Tasche. Diesmal zog er einen Ring aus der Tasche, den er ihr in das frisch gestochene Ohrloch steckte. Daraufhin verneigte er sich vor ihr und sprach mit stolzer Stimme:

“Elune Nila bis du kamst dachte ich dass ich niemals einen würdigen Schüler finden würde. Doch du bist ehrenhaft, sehr gut im Kampf und hast ein Lebensziel welches du erfüllen kannst. Ich bin so stolz und kann nun endlich meinen Meister verstehen der zu mir nach der Zeremonie ähnliche Wort richtete. Du bist mein ein und alles und ich wünsche dir im Leben alle Segen der Götter und hoffe dass du dem Weg der Silberdolche treu bleibst. Deswegen habe ich nun ein letztes Geschenk für dich.“

Er trat zurück und griff zum letzten Mal in seine Robe und holte eine kleine Schachtel hervor. Auf der silbernen Schachtel war ein silberner Dolch eingraviert. Sie spürte ihre Augen tränen und umarmte in einem Ausbruch der Gefühle ihren Meister. Voller Inbrunst sprach sie zu ihm:

„Danke Meister dass ihr mich vor drei Jahren angenommen habt als mich niemand verstehen wollte. Ihr habt mir gezeigt wie ich leben kann ohne mich einzuschränken. Ihr habt mir alles gegeben was ich besitze. Ich werde dem Weg der Silberdolche treu bleiben, dass verspreche ich!“

Ihr Meister lächelte und strich ihr durch die Haare, und sie sah auch seine Augen glitzern. Elune griff nun nach der Schachtel und öffnete sie. In ihr lagen ein Paar Zwillingsdolche, welche aus purem Stahl und mit Silber verziert waren. Elune nahm beide heraus und ging in ihre Kampfhaltung. Ihr Meister lächelte und drehte sich dann um. Er sprach nun mit deutlich schwerer Stimme folgende Worte aus:

„Nun Elune, ist die Zeit des Abschieds gekommen. Ich habe dich in den drei Jahren lieben gelernt, und wünsche dir ein gutes Leben. Nutze die Gaben die dir geschenkt wurden und schenke sie in vielen Jahren jemandem, der sich genauso würdig erweist. Nun gehe und lebe dein Leben.“

Elune verneigte sich und ging die Treppe wieder nach oben. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und sie fühlte einen Schmerz, den sie zuletzt vor zwei Jahren im Thronsaal von Dol Amroth hatte. Damals, als ihr der Botschafter aus Minas Tirith vom Tod ihres Vaters berichtet hatte. Ihre Mutter war zwar immer noch in Minas Tirith doch wagte Elune sich nicht dorthin wegen dem Versprechen das sie ihrem Vater gegeben hatte. Als sie das Haus verließ, spürte sie den Schmerz in ihrem Ohr schon kaum noch, deswegen vermutete sie, dass ihr Meister irgendetwas getan hatte. Er war wirklich einer der besten Menschen die sie je kennen gelernt hatte.

Sie ging auf direktem Weg die Hauptstraße entlang Richtung Fürstenpalast. Trotz aller Abschiedstrauer war sie dennoch froh nun endlich diese Stadt verlassen zu können. Schon seit der zweiten Belagerung von Dol Amroth fühlte sie sich bereit, doch ihr Meister hatte ein sehr eigenes Verständnis für das Wort „bereit“. Er hatte ihr in den letzten zwei Monaten viele psychologische Dinge erklärt und sie noch mal in den Sprachen getestet. Erst dann war sie von ihm für bereit erklärt worden. Eher sie sich versah war sie plötzlich vor dem Palast, und musste unwillkürlich lächeln. Sie hatte, als sie die ersten zwei Wochen in Dol Amroth verbracht hatte, extreme Schwierigkeiten gehabt sich zu orientieren und auch heute fiel es ihr manchmal schwer sich zurechtzufinden. Gut dass sie bisher fast nur Aufträge in der Stadt zu erledigen hatte. Sie erinnerte sich leidlich an den einen Auftrag außerhalb der Stadt, zu dem ihr Meister sie vor einem Jahr geschickt hatte. Dort hatte sie zwar das erste Mal einen Menschen getötet, doch war es unglaublich schwer an ihn heranzukommen, vor allem da sie fremd in dieser Stadt gewesen war. Doch da sie nicht weiter daran denken wollte, betrat sie durch das Haupttor den Palast und sagte einer Wache das Lösungswort. Diese lächelte Elune zu und sagte mit freundlicher Stimme:

„Ah Lady Eune, schön euch zurück zuhause zu sehen. Die Lady Lóthiriel möchte euch dringend sprechen.“

Elune nickte, sie war nicht überrascht. Sie hatte bereits Andeutungen von Lóthiriel gehört, jedoch war ihre Freundin nicht konkret geworden. Deswegen ging Elune so schnell sie konnte zu ihren Gemächern und legte dort ihre Dolche, ihr Buch und ihre Novizenrobe ab. Sie hielt diese nämlich für zu zeremoniell und nicht für ein Gespräch in Lóthiriels Gemächern geeignet. Deswegen legte sie zuerst einen Beingurt an jedes Bein an, in denen sie ihre Dolche verstaute und zog darüber ein violettes langes Kleid, welches die Dolche sehr gut verbarg. Dann ging sie zur Tür und schloss selbige hinter sich.

Sie ging die langen Korridore der Festung entlang und war ein wenig in Eile, da Lóthiriel schnell ungehalten wurde wenn sie ihren Willen nicht sofort bekam. Dies war eine ihrer typischen Eigenschaften, die sie zu einer starken Frau machte, die dem Herrschen würdig wäre, wäre sie ein Mann und Erstgeboren. Sie schüttelte den Kopf vor dieser Ungerechtigkeit und freute sich in ihrem inneren, dass sie durch ihre Ausbildung diesem Rollenbild entgangen war. Dann kehrten ihre Gedanken wie so oft zurück zu dem verlorenen König der mehr als alle anderen zum Herrschen geboren war. Doch sie verjagte diesen Gedanken schnell und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu, vor der drei Wächter standen. Seitdem der Attentäter Lóthiriel angegriffen hatte, waren die Leibwächter der so mutigen Frau nie fern. Elune trat vor sie und räusperte sich einmal, woraufhin der Soldat, der direkt vor der Tür stand mit lauter Stimme rief:

„Lady Lóthiriel, die Dame Elune Nila ist hier und möchte euch sprechen.“

Elune lächelte sofort, denn die sanfte Stimme ihrer Freundin wies die Wächter an sofort die Tür zu öffnen. Elune nickte den Wächtern zu und öffnete die Tür zu dem großen Raum, der einer Tochter des Fürsten angemessen war. Der Raum war ganz in blau gehallten, einem himmelblauen Ton der einem das Gefühl gab, unter freiem Himmel zu sein. In einer Ecke des Raums war ein gigantisches Bücherregal aufgebaut, in dem zwar zum einen Titel wie das große Narn i Hín Húrin, aber auch Kriegstaktiken und Bücher über Rhetorik zu finden waren. Elune kannte ihre Freundin gut genug um zu wissen, dass sie alle diese Bücher gelesen hatte. Hinter einem Vorhang war Lóthiriels Schlafzimmer, aus dem nun ihre Stimme freundlich rief:

„Elune, ich komme gleich zu dir, muss hier nur noch was erledigen. Setz dich ruhig.“

Elune lachte leise in sich herein, und ging zum großen Balkon mit Meeresblick, der für sie dieses Zimmer so reizvoll machte. Sie trat hinaus und atmete einmal tief durch. Das Meer war zwar immer noch entfernt, doch sie roch es bereits so gut wie wenn sie direkt am Strand stand. Diesen unvergleichlichen Geruch hatte sie zu lieben gelernt. Diese frische, die fernab von allem menschlichen Gestank existierte machte sie einfach nur glücklich. Sie wusste, sie würde eines Tages, wenn sie diesen schrecklichen Krieg überlebt hatte, entweder hier in Dol Amroth oder auf einer Insel ihre Ruhe finden. Sie sah zu dem Hafen, in dem die immer noch große Flotte von Dol Amroth angelegt hatte und bemerkte einen großen Menschenauflauf. Sie wunderte sich kurz, bis ihr einfiel, dass Erechiriron heute eine Rede über die Zunkunft und über Linhir hielt. Schade, eigentlich wäre sie gerne da gewesen, doch leider hatte sie wegen der Zeremonie keine Zeit gehabt. Plötzlich hörte sie die Schritte, die sich so leise wie nur möglich sich ihr näherten. Elune lächelte und drehte sich zu ihrer Freundin um, die mitten in der Bewegung erstarrte und missmutig dreinblickte.

„Elune, ich habe kein Geräusch gemacht, wieso hörst du mich trotzdem. Nie schaffe ich es dich zu erschrecken.“

Elune lachte, ging zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm. Dann musterte sie sie. Lóthiriel trug ein langes blaues Kleid, eine Kette mit dem Wappen von Dol Amroth, sehr edle Schuhe und zudem noch Ohrringe die vermutlich aufgrund des Gewichts nur aus Blattgold waren. Dennoch tat dies ihrer Schönheit keinen Abbruch. Ihre langen blonden Haare trug sie wie so oft offen so dass sie ihr über die Schulter fielen, und in ihrem Gesicht war Schminke. Dies war ungewöhnlich, erklärte jedoch ihre lange Zeit im Bad. Mit einem lächeln im Gesicht antwortet Elune freundlich:

„Lóthiriel, meine Sinne sind in den letzten Jahren geschärft worden und deswegen höre ich fast alles. Außerdem ist dein Kleid nicht gerade zum Schleichen geeignet. Nun sag mir, weswegen ich hierher kommen sollte.“

Da passierte es. Gerade als Lóthiriel etwas erwidern wollte, schwang sich vom Balkon, der mehrere Meter über dem normalen Boden war ein komplett in schwarz gekleideter Mann über die Brüstung, schubste Elune beiseite und hielt Lóthiriel ein Messer an die Kehle. Dann sprach er mit einer kratzigen Stimme und einem östlichen Akzent:

„Du meine liebe Fürstin kommst jetzt mit mir. Wenn eine von euch beiden auch nur einen Laut abgibt, werde ich Lóthiriel die Kehle durchschneiden, da könnt ihr euch sicher sein. Ich werde mit Lóthiriel diesen Raum verlassen und ihr werdet beide nichts tun, sonst wird hier alles sehr blutig enden.“

Dann drehte er Elune den Rücken zu und holte mehrere Seile hervor. Er wollte Lóthiriel ganz offensichtlich fesseln, doch hatte er keine Ahnung wer dort hinter ihm lag und wen er gerade zur Seite geschubst hatte. Elune wartete mehrere Sekunden, in denen sie so konzentriert war, dass sie sogar einzelne Worte der Rede Erchirions mitbekam, obwohl diese so weit entfernt war. Langsam griff sie in eine ihrer Kleiderfalten und zog einen Silberdolch hervor. Dann wartete sie bis der Entführer sein Messer in den Mund nahm um Lóthiriel zu fesseln. In dem Moment als das Messer seinen Mund berührte stand Elune auf und machte einen langen Schritt, den der Haradrim nicht mal zu hören schien und schlug ihm mit aller Kraft den Dolchknauf auf den Kopf. Dieser brach sofort wie vom Blitz getroffen zusammen und bewegte sich nicht mehr. Lóthiriel sah verängstigt zu Elune auf, da in ihrem Gesicht eine unglaubliche Wut entstanden war. Dann beruhigte Elune sich wieder und rief die Wachen zusammen, damit dieser Mann in Gewahrsam genommen werden konnte. Lóthiriel rannte zu Elune, umarmte sie und dankte ihr von ganzem Herzen. Doch Elune hatte gerade als die Wächter den Entführer in die Zelle bringen wollten, in seiner Tasche einen Brief entdeckt. Sie zog ihn schnell hervor und las ihn sich durch. Lóthiriel wollte auch lesen doch leider war der Brief in der Sprache Harads verfasst. Nach einiger Zeit drehte Elune angewidert den Kopf weg und las mit wütender Stimme den Brief vor:

Zitat
„An alle meine Auftragsmörder, Entführer und sonstiger wertloser Halsabschneider,
ich, Suladan, König von ganz Harad biete euch eine einzigartige Gelegenheit euer wertloses und gefährliches Leben einzutauschen gegen die Macht und den Reichtum eines Fürstens. Alles was ich haben möchte ist eines der Kinder des Fürsten Imrahil von Dol Amroth. Lebendig. Wer mir also eines der Kinder bringt, der wird einer der Fürsten des neuen mächtigen Harads werden.
Suladan, König Harads

Dieser Brief macht für mich deutlich, was mein nächster Schritt sein muss. Lóthiriel ich werde nach Linhir reisen und deinen Bruder Elphir beschützen. Er ist mitten im Kriegsgeschehen und hat keine Leibwächter die auf einzelne Entführer vorbereitet sind, vor allem da auch Gondorer sich von so einem Angebot wahrscheinlich locken lassen. Deswegen muss ich gehen und deinen Bruder beschützen.“

Lóthiriel rollte wegen dem Schock immer noch eine Träne runter, doch wischte sie sich diese selbst ab. Dann sah sie Elune in die Augen und sprach mit fester Stimme:

„Elune, du bist meine beste Freundin und ich verdanke dir nun auch noch mein Leben. Deswegen kann ich dich sowie so nur bitten meinen Bruder zu beschützen. Ich werde mich währenddessen an deinen Meister wenden und ihm einen Job als Leibwächter anbieten. Du vertraust ihm so sehr und verdankst ihm, da möchte ich ihm gerne eine Beschäftigung anbieten. Aber ganz ursprünglich hatte ich dich ja aus einem ganz anderen Grund hierher gebeten. Ich wollte dir ein Geschenk überreichen. Hier:“

Sie ging zu einer Truhe, die einige Meter entfernt in der Ecke stand und öffnete sie. In ihr war eine Lederrüstung aus weißem Leder, dieses Leder war sehr geschmeidig und auch wunderschön, jedoch war auf dem Brustpanzer eine blaue Schlange drauf. Elune zitterte ein wenig und sie dachte an jene Nacht und an Valacar zurück, doch sie musste jetzt stark sein. Deswegen nickte sie und nahm die Rüstung. Dann umarmte sie noch einmal Lóthiriel und sprach mit fester Stimme:

„Herrin, ich danke euch für euer Geschenk. Es ist wunderschön und wird mir helfen euren Bruder zu verteidigen und zu schützen. Deswegen werde ich in mit Stolz bei offiziellen Missionen tragen. Und dir als Mensch Lóthiriel möchte ich danken für deine ganze Art, die mir in den letzten drei Jahren mein Leben versüßt hat. Ich werde dies niemals vergessen und dem Haus Dol Amroth immer treu bleiben. Danke!“

Beide umarmten sich, und dann drehte sich Elune um und ging den langen Gang in ihr Zimmer zurück. Sie hatte nun endlich eine Mission und einen Grund die schöne Stadt zu verlassen. Endlich konnte sie ihr Ziel, ihren König zu befreien, selbst nachhelfen. Voll Freude summte sie eine Melodie während sie durch die Gänge spazierte und betrat ihr Zimmer. Dort lag nun plötzlich eine Nachricht. Verwundert ging Elune zu ihrem Tisch und öffnete sie. Sie war von Erchirion handschriftlich verfasst worden und lautete:

Zitat
Liebe Elune,
tief in meinem Herzen weiß ich, dass du nun unsere Stadt verlassen wirst, und ich möchte dir Glück wünschen bei deiner Mission. Bitte komme heil nach Dol Amroth zurück, wir brauchen dich hier.
Dein Erchirion

Elune sah die Mitteilung einige Minuten an und dachte über ihn nach. Seit ihrer Ankunft hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, doch war sie sich nie sicher gewesen und zudem noch zu abgelenkt durch ihre Ausbildung, so dass sie sich nie auf seine Annäherungsversuche eingelassen hatte. Doch nun, wo sie ihre Mission auf der einen Seite und diesen Brief auf der anderen Seite, da geriet ihr Entschluss ins Wanken. Sie konnte auch einfach zu Erchirion gehen und nicht den Krieg selbst miterleben. Doch dann schüttelte sie den Kopf und verbrannte den Brief. Das Ziel war wichtiger, einzelne Schicksale nicht so wichtig.
Sie zog sich aus, betrachtete die Narbe auf ihrer Schulter voller Abscheu und zog Lóthiriels Geschenk an. Es passte ihr perfekt und ließ genug Freiraum für Bewegungen zu. Es wäre wirklich schön, wenn nur diese Schlange nicht wäre. Naja, damit musste sie jetzt leben. Man lehnte ein Geschenk der Tochter des Fürstens von Dol Amroth nicht ab. Sie zog über dieses Gewand ein Reisekleid, welches ihr neues Gewand ganz natürlich verdeckte und band ihre langen, offenen Haare zu einem Haarknoten zusammen. Dann erhob sie sich, nahm sich eine Satteltasche und tat eine ganz in schwarz gehaltene Lederrüstung hinein. Außerdem noch eine Maske, in der nur zwei Seeschlitze gelassen worden waren und ein einige Wechselkleider sowie ein schönes Kleid. In die andere Tasche nahm sie Proviant sowie den Brief des Attentäters mit. Dann ging sie zu den Ställen und sagte dem Stallmeister, dass sie im Auftrag des Fürsten nach Linhir reiten würde und deswegen ein schnelles und ausdauerndes Pferd brauchen würde. Dieser nickte und gab ihr eins, an dem sie ihre Satteltaschen anbrachte und auf das sie sich dann im Damensitz setzte. Eigentlich hasste sie diese Art des Reitens, doch innerhalb der Stadt musste sie noch den Schein eine normale Frau zu sein wahren. Nur die wenigsten Menschen wussten von ihrer Ausbildung, deswegen musste sie sich wie eine Dame verhalten.
Nachdem sie die Stadttore passiert hatte, drehte sie sich noch einmal um und sah die Stadt des Weißen Schwans an. Sie war wunderschön in der Abenddämmerung, doch sie musste ihre Heimat der letzten drei Jahre jetzt verlassen und in die große Welt gehen. Sie atmete dem Geruch Dol Amroths ein, und dann den Geruch der Gondorianischen Steppe. Vertrautes gegen Neues, Ausbildung gegen Berufung, Schönheit gegen Tod. Elune lächelte und ritt mit Anmut Richtung Linhir davon.


Aussehen
Blonde Frau, ungefähr 1.70 Meter groß, blaue Augen, blaues Schlangentattoo auf der linken Schulter, aufrechte Körperhaltung, helle Haut.

Eigenschaften/Fähigkeiten
+ Sehr gut gebildet, beherrscht die Sprachen Gondors, Harads und Rhuns.
+ Meisterin im Kampf mit zwei Dolchen
+ Geschulte Sinne
+ Ist eine perfekt ausgebildete Attentäterin
+ Kann sehr gut Situationen einschätzen und Risiken abwägen
o Opfert ihr persönliches Glück dem Glück Gondors
o Würde niemals ihren Körper einsetzten um an ihr Ziel zu kommen
o Hat keine Skrupel Menschen das Leben zu nehmen
- Hat mehrere Traumata wegen ihrer kurzen Gefangenschaft bei den Korsaren (heißes Metall, Schlangen)
- Hat einen schlechten Orientierungssinn
- Ist schlecht im Kampf mit einem Gegner, der seine Waffe sein ganzes Leben zu nutzen gelernt hat
- Kann Menschen nur vertrauen wenn sie auch von ihrer Sache überzeugt sind

Ausrüstung
-Zwei Messer der Silberdolche
-Assainengewand Dol Amroths
-Schwarzes Assainengewand mit Maske
-Proviant
-Wechselkleidung

Einstieg in Linhir

So Cirdan, ich hoffe du bist jetzt mal zufrieden. Ich möchte nicht zählen wie viele PMs ich wegen Elune von dir bekommen habe ( :P ), und gerade deswegen hoffe ich dass du den Charakter nicht zerreißen musst.
LG Sturmkronne


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« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 22:05 von Fine »
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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #1 am: 27. Nov 2014, 16:22 »
Erstmal im falschen Board posten  :D
Kann ein Mod den in das übergreifende Board Charaktere tun, ist ja anmassend den direkt bei den Angenommen zu platzieren  [ugly]
Und danach bitte den Post hier löschen
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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #3 am: 3. Jan 2015, 15:25 »
Danke für die VErbesserungsvorschläge, hab mal alles ergänzt und verbessert  ;)
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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #4 am: 3. Jan 2015, 15:25 »
Krass bist du schnell xD
Also nach den Verbesserungen steht der Annahme deines Charakters Elune nichts mehr im Wege :)

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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #5 am: 12. Jan 2015, 18:19 »
Hat jemand Lust auf eine Feedbackschreibung?
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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #6 am: 13. Jan 2015, 17:49 »
Ich hab grade was ganz dummes gemacht^^

Ich habe den Thread hierher verschoben (dachte echt, da kommt eine Meldung, dass ich dazu keine Berechtigung habe). Auf jeden Fall habe ich keine Berechtigung den Thread hier wieder hinaus zu verschieben [ugly]

Kann bitte jemand diesen Theard zurück ins RPG-Board schieben ;) ;) [ugly]
« Letzte Änderung: 13. Jan 2015, 18:02 von --Cirdan-- »

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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #7 am: 13. Jan 2015, 17:55 »
Schon geschehen :D

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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #8 am: 13. Jan 2015, 17:59 »
Danke :D

Und ich verschiebe dann auch gleich nochmal weiter in die Angenommenen Charaktere, denn Sturmkronne; deine Elune ist, auch im Namen von Thorondor the Eagle, angenommen! :)

Freue mich schon sie in Linhir zu sehen xD

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Re:Elune Nila, zweiter Charakter von Sturmkronne
« Antwort #9 am: 14. Jan 2015, 15:05 »
Danke, freut mich. Wird bestimmt witzig  :D
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