Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Thal

Vor der Stadtmauer

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The Chaosnight:
Salia, von: Thal - In der Stadt


Zügig ging Salia die Stadtmauer entlang und ließ die Sorgen der bevorstehenden Schlacht hinter sich, mit jedem Schritt verschwand etwas aus ihren Gedanken.
Die Fassungslosigkeit über die Feigheit der Bevölkerung - verschwunden
Der Zorn über den Wächter am Tor - verschwunden
Ihre eigene Angst gegen den Erzfeind zu verlieren - verschwunden.
Nach und nach verließ sie alles, was sie vor kurzem noch beschäftigte, bis sie wie in Trance nur noch geradeaus ging, ohne mitzubekommen, was um sie herum passierte.
Vor einem kleinen Erdhügel, um den mehrere Schwerter lagen, blieb sie stehen und fiel auf die Kniee. Sie lehnte sich über den Hügel und vergoss ihre Tränen über diesen. Langsam legte sie ihre Hand in die Mitte und sagte leise: "Jetzt ist es wohl wieder so weit, diese...diese verfluchten Ostlinge sind auf dem Weg hierher...Ich hatte damals geschworen dich, Mutter und Vater zu rächen und ich bleibe dabei: Ich werde nicht ruhen, bis mein Schwert im Herzen ihres Königs steckt und ihre Armeen auf dem Schlachtfeld verrotten. Das bin ich dir und unserer gesamten Familie schuldig!"
Sie stand wieder auf und lehnte sich an die Stadtmauer  mit direktem Blick auf das Grab. Immer wieder zogen ihr die Gedanken an die letzte Schlacht vor das Auge, das Blut, die Schreie, der verzweifelte, selbstmörderische letzte Ansturm der Ostlinge und ihre verzweifelte Suche nach ihrer Schwester, immer wieder sah sie sich auf dem einsamen Weg über das Schlachtfeld, über die verstümmelten Leichen, die um Hife oder Erlösung bettelnden Verwundeten und in Begleitung der Schreie der Leidenden gehend, doch der Weg schien endlos und die Köpfe tapferer Männer, die in der folgenden Schlacht fehlen würden und sie sehr an viele ihrer jetzigen Bekannten erinnerten. Nachdem sie einen der schmierigeren Ostlinge, die röchelnd am Boden lagen mit einem aufgelesenen Schwert erstochen hatte und sich von diesem Anblick abwendete sah sie sie, wie sie in einer ähnlichen Lage da lag und keuchte: "Schön dich wieder zu sehen, du hast dich wohl kein bisschen verändert..." 
Doch es war nicht die Stimme Livianas, sondern eine unbekannte, kalte, in der sie doch einen Funken vertrautes hörte. Einer der sterbenden Ostlinge neben ihr sagte mit fester Stimme: "Nein...Alles wie es sein sollte?"
Salia schüttelte sich die Szene aus dem Kopf, sie wusste, dass es sich nicht so zugetragen hatte, doch trotzdem wirkte ihr die ganze Szene so vertraut, als ob sie es doch wäre. Als das Bild verschwand, blickte sie traurig in den Himmel, sie konnte sich nicht erklären, wie sie schon selbst das Andenken an ihre Schwester so verändern konnte, doch als die Stimme des Ostlings weiter ertönte verstand sie: Die Stimmen kamen aus der echten Welt!
"Ich hoffe doch ja, schon schlimm genug, dass jetzt schon die Panik über die Stadt herrscht, wenn jetzt auch noch die Größe durchsickert, geht ja jede Überraschung weg und ich will keine Risiken eingehen, mein Kontaktmann verlässt sich auf mich", sagte die Stimme kalt.
"Alles wie es sein sollte", antwortete die zweite Stimme mit steigendem Zorn, "Keiner kommt hier mehr rein oder raus, was hier nicht gesehen wird, wird nicht gewusst! Selbst dieses verfluchte Gör wird nichts machen können, kommt sie mir in die Quere lass ich sie wegen Hochverrats verhaften!"
Die andere Stimme lachte laut auf: "Du willst jemanden wegen Hochverrats verhaften", etwas ernsthafter fügte er hinzu: "Die Vögel übernehmen meine Söhne und Untertanen, kümmere dich nicht um sie, doch bleib beim Plan!"
Salia schlug mit ihrem Hinterkopf gegen die Wand.
Verflucht nochmal, was hab ich mir da nur eingebrockt? Und egal was er plant, es ist nichts gutes für die Stadt. Er kann hoffen sie nicht mehr alleine zu verlassen.

Wenig später brach die Nacht an und es fröstelte leicht, doch Salia machte der Temperaturumschwung nichts, wie ein Eisblock blieb sie mit festem Blick auf das Grab sitzen und murmelte: "Verlass dich auf mich, Schwester, ich werde dafür sorgen, dass niemand uns vor der Schlacht einsperrt!"

The Chaosnight:
Sie wusste nicht, wie lange sie an die Mauer gelehnt sitzen blieb, zu aufgewühlt und in Bezug auf das belauschte Gespräch auch unruhig war sie.
Erst als sie eine der beiden Stimmen wieder wahrnahm schaute sie auf und begann wieder bewusst die Umgebung wahrzunehmen: Die Sonne war schon aufgegangen und der Himmel war strahlend blau, wahrlich einer der schönsten und doch zugleich trügerischsten Augenblicke dieser Tage, denn die Gefahr rückte unaufhaltsam näher. Die meisten Vögel waren schon vor Tagen aus ihren Nestern geflohen und seitdem nicht wieder gekommen, scheinbar hatten sie die Gefahr schon gesehen oder gespürt und so war dieser schöne Morgen unheimlisch still, ein Umstand, der das Schicksal Salias und vieler Bewohner Thals erstaunlich verändern sollte: Durch die Stille konnte Salia verstehen wie eine der Stimmen, die sie am vorherigen Tag schon gehört hatte, sich lautstark mit einer Gruppe Menschen stritt: "Verschwindet, die Stadt ist gesperrt, außer Soldaten kommt niemand mehr raus oder rein! Der Feind ist auf den Weg und Flüchtlinge halten nur unsere Verteidigung auf!"

Salia beugte sich vor, um das Geschehen verfolgen zu können. Sie erkannte, wie die Wache, die sie nicht raus lassen wollte eine Gruppe Flüchtiger mit erhobenem Schwert zurückwies und auf Nachfragen nur wütend sein Schwert schwang. Wutentbrannt wollte sie sich gerade aufrichten und mit dem Mann für sein Verhalten ein paar ernste Worte reden, als sie schon fast direkt vor sich ein kleines Mädchen sah, welches sie mit fragendem Blick ansah. "Wer bist du denn", fragte sie, "Warum sitzt du hier draußen?"
Salia schaute ihr ins Gesicht und antwortete: "Wohl aus dem selben Grund wie du, weil diese Wache ein Idiot ist, der...."
Sie überlegte kurz, wie sie ihre Beobachtung in der letzten Nacht ausdrücken konnte, doch dann kam ihr eine riskante Idee: "Was meinst du, willst du in die Stadt?" Das Mädchen nickte. "Dann geh bitte zurück zu der Wache und sage ihm folgendes: [...]" Salia zählte eine Reihe unflätiger Ausdrücke in der Ostsprache auf und ergänzte: "Er müsste es verstehen, ich weiß, dass er privat gerne in erfundenen Sprachen spricht und vielleicht reagiert er darauf empfindlich und lässt uns als Schweigegeld passieren."
Das Mädchen nickte erneut und ging zu ihrer Gruppe zurück und tatsächlich: Wenig später hörte man nur noch die Wache brüllen, wie man so etwas nur zu ihm sagen könne. Salia stand auf und ging wieder in die Richtung des Tores, nun war sie sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde. Noch während seines Gebrülls ging eine zweite Wache aus dem Tor und fuhr seinen Amtskollegen scharf an: "Was ist los mit dir? Was soll das Gebrüll?"
Die erste Wache erwiderte zornig: "Dieses Miststück hat [...] gesagt", er zählte die Worte erneut auf, "Im Westron bedeutet das soviel wie [...]", er sagte eine Reihe der abscheulichsten Worte Mittelerdes, bei denen sich die Flüchtlinge und die andere Wache die Ohren zuhielten.
"Unerhört", brüllte nun der andere Wächter, "Woher kannst du überhaupt diese Sprache?"
Der Mann verblasste und stammelte vor sich hin, bevor er plötzlich sein Schwert herumriss, doch obwohl der Angriff unerwartet und scheinbar grundlos fiel konnte die Wache ausweichen und seinem Kollegen entwaffnen. Dieser schaute ihn nur entgeistert an und rannte gen Osten und ward nie mehr von den Völkern des Westens gesehen.

"Tretet ein", murmelte die Wache, "Ich übernehme hier."


Salia, nach: Kämpfe am Stadttor

Tauriel?:
Eryniel, Oronêl, Thranduil, Saruman, Glorfindel, Celebithiel und Finelleth mit dem Rest des Heeres der Weißen Hand von den Ebenen vor Thal

Es ist soweit. Eryniel war dem Befehl Thranduils gefolgt und hatte sämtliche Bogenschützen und Kundschafter um sich gescharrt. Sie hatten sich der Garde Thranduils angeschlossen, welche im Westen, zum Fuße des Rabenbergs, Stellung bezogen. Sie standen auf einem erhoben Punkt, von dem aus sie einen guten Blick auf Thal hatten. Die Stadt sah bereits mitgenommen aus. Mauerteile waren nur provisorisch erneuert worden und die Trümmer ehemaliger Gebäude waren zu Straßenwällen aufgetürmt worden, Brücken, die einst über die vielen Wasserstraßen geführt hatten, lagen zusammengebrochen in ihren Kanälen. Diese Stadt hatte bereits Krieg gesehen, dachte Eryniel im Stillen, als sie an der Spitze der Truppen neben Thranduil hielt und auf die roten Dachschindeln der Stadt hinunterblickte.
Im Süden konnte sie die heranstürmenden Horden Sarumans erkennen, welche auf das Haupttor zuhielten, im Osten Bard mit der anderen Hälfte des Elbenheeres – auch sie hatten sich bereits in Bewegung gesetzt. Nur sie waren noch übrig. An ihrer Spitze Thranduil, König des Düsterwaldes, Eryniel selbst zu seiner Linken. Beklommen stellte sie erneut fest, in welche Position man sie gesetzt hatte. Niemals hatte sie zuvor das Kommando gegeben oder einen Führungsposten eingenommen, doch hier stand sie nun und hinter sich die Pfeile und Bögen ihres Volkes, unter ihnen die Streitmacht des Feindes, welche sich wie Armeisen in die Straßen der Stadt tummelte, und seinerseits Stellung bezog.
Nun wand Thranduil sich ihr zu. Der König ließ keine Regung in seinem Gesicht erkennen. Andächtig neigte er den Kopf.
Eryniel atmete tief durch und schlug die Augen nieder. Der Nachtwind strich über ihre Wangen, aus denen längst jegliche Wärme entwichen war. Auch ihre Gesicht wurde hart. Sie zog die Gesichtsmuskeln an, öffnete die Augen wieder und hob den Arm. Hinter ihr hörte man, wie die Bogenschützen raschelnd ihre Pfeile aus dem Köcher zogen und das sanfte Knarren unzähliger Bögen, dessen Sehnen gespannt wurden. Als sie den Arm fallen ließ schnellten die Sehnen peitschenartig zurück und surrend flog eine Wand aus Pfeilen über sie hinweg. Der Krieg ist gekommen.
Unter tosenden Gebrüll und Schreien ging der Schauer auf die Stadt nieder.

Die Schlacht war bereits im vollen Gange. Die Uruk-Hai des Zauberers fochten einen erbitterten Kampf um das Tor. Die beiden Orkheere brachen wie auftürmende Wellen aneinander. Eine Masse aus grobschlächtigen Orks, die sich gegenseitig abschlachteten.
Auch Bard hatte Thal erreicht und kämpfte an dessen Ostmauern gegen die Ostlinge des Feindes, welche gerade in ihre großen Kampfhörner bliesen, um den nächsten Ausfall zu unternehmen. Die Ostfront hatte hart mit ihnen zu kämpfen.
“Es wird zu gefährlich weiter auf die Stadt zu schießen – Wir könnten unsere eigenen Männer treffen. Lasst sie vorrücken.“ Thranduil machte einen Handwink.
“Wie ihr wünscht, mein König.“ Eryniel löste ein knorriges Horn, welches ihr an der Hüfte hing. Sie holte tief Luft und ließ das schallende Dröhnen erklingen. Thranduil ging voraus und klirrend folgte das gesamte Herr ihm an die Westmauer.
Die Ebene vor der Stadt war bereits mit Pfeilen und schlaffen Leibern gespickt. Immer wieder hatten Orks versucht den westlichen Hang zu erklimmen, waren jedoch durch die Pfeile der Bogenschützen gefallen. Eryniel beugte sich zu einem der am Boden liegenden grauen Bündel. Die gelben Augen waren immer noch weit aufgerissen und das schwarze Blut triefte aus dem geöffneten Mund, der vergebens nach Luft zu ringen versucht haben musste. Sie packte ihren Pfeil, welcher aus dem Hals des Orks ragte, und zog ihn ruckartig heraus. Sie würde jeden Pfeil gebrauchen können.
Als sie sich den Mauern der Stadt näherten, hörten sie entferntes Surren. Eryniel schaute in den Nachthimmel hinauf. Der wolkenverhangene Himmel schien auf sie hinunterzustürzen.“Pfeile! In Deckung!“ Schon gingen die Geschosse auf sie nieder. Ein Lufthauch streifte Ihr Gesicht. Nur um eine Haaresbreite verfehlte ein schwarz-gefiederter Pfeil Eryniels rechtes Ohr. Andere hatten nicht soviel Glück. Manche schrien auf, als ihnen Pfeile aus der Schulter ragten andere sackten leblos zusammen. Erneut flogen Pfeile über sie hinweg.
Wir müssen was tun. Sie biss sich auf die Unterlippe. Irgendetwas! Sonst liegen hier bald mehr Elben. Sie suchte die Stadtmauer mit ihren Blicken ab und hielt Ausschau nach einen geeigneten Punkt, um in die Stadt einzufallen. Die Mauer hatte an vielen Stellen Risse , welche lediglich mit Holzbrettern geflickt worden waren. Sie würden es jedoch nicht riskieren können näher an die Mauer zu gehen, ohne sich dem direkten Beschuss auszuliefern. Was sie brauchten, war eine Ablenkung innerhalb der Stadt, damit sie die Mauer angreifen konnten.
Wieder sackten Soldaten getroffen in sich zusammen.
“Lasst sie wissen, dass wir noch da sind!“ Zur Antwort schicken auch sie ihre Pfeile los. So würde es jedoch nicht weitergehen können. Eryniel drehte sich suchend um. Ihr Blick traf den Limhirs. Sie bahnte sich den weg über die Gefallenen und an den Soldaten vorbei zu ihm. “Es bleibt keine Zeit für große Erklärungen, doch könntest du die Führung übernehmen? Wartet auf das Hornsignal und dann stürmt auf die Scharten im Mauerwall!“
Der Elb stellte keine weiteren Fragen und nickte. Sogleich begann er sich an die Einheiten zu wenden und brüllte lauthals Befehle. Jetzt bin ich dran. Eryniel wandte sich an ein Abteil direkt neben ihr: “Ihr kommt mit mir. Verschaffen wir unseren Kameraden etwas Zeit.“ Jetzt bin ich dran!

Eryniel mit einer Schar Elben weiter nach Thal

Eandril:
"Und so beginnt eine Schlacht, an der weder Elben noch Menschen Anteil haben sollten", sagte Oronêl leise vor sich hin, als Sarumans Uruk-hai am Tor auf Saurons Orks prallten. Er hatte erwartet, dass Finelleth ihn über das Getöse der sich entfaltenden Schlacht nicht hören würde, doch sie antwortete: "Und dennoch stehen wir hier, und werden kämpfen." Oronêl prüfte Hatholdôrs Schneide mit dem Daumen, während weiter westlich ein erster Pfeilhagel von Thranduils Bogenschützen auf die Verteidiger niederging.
"Das hier kann unmöglich der richtige Weg sein", meinte er. "Saruman ist nicht vertrauenswürdig, und nicht weniger machthungrig als Sauron - ich glaube nicht, dass er das kleiner Übel ist."
"Er ist sicher kein kleines Übel. Wir haben nur die Wahl zwischen diesem Übel und dem etwas größeren", erwiderte Finelleth mit einem schiefen Lächeln.
Oronêl seufzte, befestigte die Axt wieder am Gürtel, und löste den Bogen seiner Mutter vom Rücken um dessen Sehne zu überprüfen. "Wenn ich zwischen zwei Übeln wählen soll, wähle ich lieber gar nicht."
"Doch du hast gewählt." Durch das östliche Tor von Thal war eine große Truppe Ostlinge heranmarschiert, die sich nun auf König Bards wenige Männer warf und sie hart bedrängte. In Finelleths Augen zeigte sich eiserne Entschlossenheit, als sie sich Oronêl zuwandte. "So gerne du auch zweifeln magst - jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Jetzt ist Zeit zu kämpfen." Oronêl erwiderte ihren Blick, dann den von Mírwen, die bislang geschwiegen hatte, und nickte.

Finelleth führte ihre Krieger geradewegs ins Getümmel, dorthin, wo die Ostlinge Bard und seine Leute stark bedrängten und die rechte Flanke des Heeres zu brechen drohte.  Es war anders als in den letzten Schlachten, die Oronêl ausgefochten hatte - anders als in Dol Amroth oder Lórien, wo sie sich verzweifelt verteidigt hatten, und mit Sicherheit anders als in Fornost, wo sie mit ihrer Gemeinschaft den Feinden in den Rücken gefallen waren. Dieses Mal jedoch standen sie den Feinden frontal gegenüber, und mussten nicht nur verhindern, dass der Feind vorrückte, sondern selbst versuchen, die feindlichen Linien zu durchbrechen.
Die Ostlinge, gegen die sie kämpften, waren mit kurzen Lanzen, die an der Vorderseite eine geschwungene Schneide besaßen und damit ein wenig an Äxte erinnerten, und viereckigen Schilden bewaffnet.
Sie sind gut ausgebildet, schoss es Oronêl durch den Kopf, während er einem rasch und tückisch geführten Stoß eines der Ostlinge auswich, und mit Hatholdôr auf die Schwachstelle zwischen Schulter und Hals seines Gegners zielte. Die Schneide der Axt traf zielsicher den Punkt, an dem der Schulterpanzer endete, und die Halsberge begann - offenbar hatten diese Männer aufgrund höherer Beweglichkeit auf einen Panzer verzichtet, der Hals und Schultern in eins bedeckte. Ein Mensch mochte auch tatsächlich Schwierigkeiten haben, eine solche Schwachstelle zu treffen wenn der Gegner um sie wusste, doch nur wenige Menschen waren so schnell wie Elben.
Trotzdem, auch wenn einer nach dem anderen unter den Klingen der Elben fiel, wichen die Ostlinge keinen Schritt zurück und hielten ihre Stellung, immer wieder angetrieben vom drönenden Klang ihrer großen Hörner. Sie kämpften Seite an Seite, deckten sich so gut wie möglich gegenseitig, und hielten stand.
"Wir müssen irgendwie durch diese Reihen brechen", schrie Oronêl Finelleth, die direkt neben ihm kämpfte, über den Schlachtenlärm hinweg zu. Gerade hatte er einen weitern Gegner zu Boden geschickt, doch die Lücke war sofort wieder geschlossen worden. "Ansonsten werden wir langsam aufgerieben." Mochten die Elben den Ostlingen was das Kampfgeschick anging überlegen sein, waren sie dennoch in der Unterzahl - und sie waren keineswegs unbesiegbar. Hin und wieder ging einer ihrer Krieger zu Boden, tot oder schwer verwundet, und mit der Zeit würde die Übermacht der Ostlinge erdrückend werden. Natürlich banden sie so eine große Anzahl Gegner an der östlichen Flanke, was Saruman dabei helfen würde, im Osten durchzubrechen, doch Oronêl hatte nicht vor, für diesen Zweck auch nur einen Elbenkrieger mehr als unbedingt nötig zu opfern.
Finelleth hob das blutbeschmierte Kurzschwert zu Zeichen, dass sie verstanden hatte, und und löste sich gemeinsam mit ihm ein wenig aus dem Getümmel. "Wir müssen irgendwie hinter sie kommen", sagte Oronêl. Noch atmete er trotz der Anstrengung ruhig und gleichmäßig, doch er wusste, dass seine Atemzüge schon bald schneller und irgendwann zu einem Keuchen werden würden, wenn die Erschöpfung einsetzte.
"Siehst du diesen großen Felsen dort?", fragte Finelleth, und deutete mit dem Schwert darauf. Oronêl folgte ihrem Blick, und schüttelte dann den Kopf. Tatsächlich sah er die Stelle, die sie meinte - einen großen Stein, etwas mehr als mannshoch, der kurz hinter der Frontlinie aufragte. Doch er ahnte auch, was sie damit vorhatte. "Ich hoffe, du denkst nicht was ich denke, dass du es denkst."
Ein flüchtiges Grinsen erschien auf Finelleths Gesicht. "Doch, ich denke, genau das tue ich." Sie eilte in Richtung des Felsens davon, und kletterte mit einigen raschen Bewegungen hinauf. Oronêl folgte ihr gezwungenermaßen, und als er die oben auf dem Felsen angelangt war, stellte er fest, dass Mírwen ihnen gefolgt war.
"Ihr müsst verrückt sein", stellte die junge Elbin fest, und Oronêl war geneigt, ihr Recht zu geben. Von hier hatten sie einen guten Überblick über das Schlachtfeld. In der Mitte schlachteten sich noch immer die Orks gegenseitig im Kampf um das Haupttor der Stadt ab - ein Anblick, der Oronêl grimmige Genugtuung verspüren ließ - während im Westen Thranduils Krieger bis zu den Mauern vorgerückt waren, dort jedoch von Pfeilen der Verteidiger überschüttet wurden. Oronêl hoffte, dass es ihnen schnell genug gelingen würde, die Mauern zu überwinden.
Ein von den Mauern geschossener Pfeil flog pfeifend zwischen ihm und Finelleth hindurch, und verfehlte Mírwens Kopf nur um Haaresbreite, Mírwen zuckte jedoch kaum. "Offenbar haben sie uns bemerkt. Wenn ihr springen wollt, solltet ihr das schnell tun." Sie stieß ihr Schwert zurück in die Scheide, und nahm ihre zwergische Armbrust vom Rücken. "Ich gebe euch von hier oben Deckung", sagte sie. "Nun macht schon."
"Und wenn die Bogenschützen weiter auf die schießen?", fragte Oronêl leise, doch Mírwen winkte ab. "Es ist trotzdem nicht gefährlicher, als euer Vorhaben." Finelleth tauschte einen Blick mit Oronêl, und zuckte dann mit den Schultern. Sie machte einen Schritt nach hinten, und warf sich dann mit einem einzigen Schritt Anlauf in einem mächtigen Sprung nach vorne.
Oronêl suchte Mírwens Blick, doch sie wich ihm aus, und lud ihre Armbrust. "Lasst euch nicht umbringen."
Auch Oronêl machte einen Schritt nach hinten. Er schüttelte den Kopf, zögerte aber nicht. Ein langer Schritt nach vorne, bis zur vorderen Kante des Felsens, weich auf dem rechten Fuß aufkommen, und mit aller Kraft abstoßen. Während des einen Herzschlags, den er durch die Luft flog, fixierte er den Punkt an dem Finelleth vor ihm gelandet war, und wo sie bereits angefangen hatte, unter den vollkommen überraschten Ostlingen zu wüten. Oronêl landete mit den Füßen zuerst auf einem Ostling, dessen dunkle Augen vor Schreckt geweitet waren, und stieß ihn zu Boden. Er rammte seinem Opfer mit einer fließenden Bewegung das Messer direkt in den zum Schrei geöffneten Mund, und kam dann in einer Drehung auf die Füße. Während er einem weiteren Menschen die Axt in die ungedeckte Seite hieb, hörte er hinter sich den dumpfen Einschlag eines von Mírwens Bolzen. Im Augenblick hatten er und Finelleth die Überraschung auf ihrer Seite, und ihre Gegner wussten sich kaum zu verteidigen. Doch es würde nicht lange dauern, bis sie sich von ihrem Schock erholten...

Eandril:
Die Ostlinge erholten sich recht bald von ihrem Schock, und begannen sich gegen die Elben, die so plötzlich in ihrer Mitte erschienen waren, zu wehren. Oronêls und Finelleths Lage wurde von Augenblick zu Augenblick bedrohlicher, doch bevor sie in ernsthafte Gefahr gerieten überwältigt zu werden, ließ der Druck ihrer Gegner plötzlich nach. Oronêl streckte seinen letzten Gegner mit einem mächtigen Hieb direkt ins Gesicht, der dem Mann den Schädel beinahe vollständig spaltete, nieder, und hob den Kopf. Der Rest ihrer Truppen, die Elben und Menschen unter König Bards Befehl, hatten die Verwirrung, die Oronêl und Finelleth unter den Ostlingen gestiftet hatten, genutzt, und die Linie der Feinde durchbrochen.
"Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn wir euch zur Hilfe kommen?", rief der König von Thal ihnen gut gelaunt zu, und hob zum Gruß das Schwert. Finelleth wechselte einen Blick mit Oronêl, wischte sich mit dem Daumen Blut, das aus einem tiefen Schnitt direkt über ihrem Wangenknochen lief, aus dem Gesicht, und grinste. "Ganz und gar nicht. Es wurde ein wenig eng hier."
Um sie herum stürmten Elben und Menschen gemeinsam den flüchtenden Ostlingen hinterher auf das Osttor der Stadt zu, doch Bard blieb bei Oronêl und Finelleth stehen. Auch Mírwen, die von ihrem Felsen heruntergekommen war und offenbar fast alle ihre Bolzen verschossen hatte, gesellte sich zu ihnen, hielt sich aber im Hintergrund. "Ich habe Nachricht erhalten, dass Khâmul Verstärkung aus dem Berg nach Thal entsandt hat", erklärte Bard. "Aber so wie die Schlacht läuft, wird uns das nicht auf Dauer aufhalten können." Von Westen wehte der Klang großer Glocken herüber, die geläutet wurden. "Offenbar haben unsere Leute einige der Wachtürme eingenommen. Wir sollten uns hier ein wenig beeilen, sonst heimsen Thranduil und Saruman den ganzen Ruhm ein." Bard wirkte überaus gut gelaunt, und Oronêl konnte es ihm nicht verdenken. Wenn diese Schlacht gut ausging - und es sah alles danach aus - wäre seine Heimat frei. Oder zumindest so frei, wie es unter der Herrschaft Sarumans möglich war...
"Dann sollten wir nicht hier herumstehen", erwiderte er, und nickte mit dem Kopf in Richtung des Tores. "Lasst uns noch ein paar Orks töten gehen."

Es war trotz allem noch ein hartes Stück Arbeit, das östliche Tor zu durchbrechen, doch schließlich gelang es ihnen. Vom Haupttor der Stadt stiegen Rauchfahnen auf, offenbar waren dort die Häuser im Chaos der Schlacht in Flammen aufgegangen oder von Khâmuls Truppen in einem verzweifelten Versuch, Sarumans Orks aus der Stadt zu halten, in Brand gesteckt worden. Doch was auch der Grund für die Brände war, sie hinderten die Uruk-hai offenbar nicht daran, weiter vorzurücken. Oronêl bekämpfte gerade mit einem Trupp Elbenkrieger eine Gruppe Ostlinge, die sich auf einem kleinen Platz ein Stück hinter der Mauer verschanzt hatten, als eine große Truppe Orks mit dem Zeichen der Weißen Hand aus den Straßen auf der anderen Seite des Platzes hervorbrach, und die Ostlinge von hinten niedermachte. Als der letzte Feind gefallen war, starrten Orks und Elben einander mit kaum verborgener Abscheu an und Oronêl, der sich als die Orks aufgetaucht waren, aus dem Kampf zurückgezogen hatte, ertappte sich dabei, dass seine Hand zum Griff seiner Axt wanderte.
Bevor jedoch irgendjemand etwas tun konnte, ertönte ein hoher, kalter Schrei, der langgezogen zwischen den Straßen von Thal wiederhallte, und jeglichen Schlachtenlärm übertönte. Es war der Schrei eines Nazgûl, der Orks und Elben gleichermaßen durch Mark und Bein fuhr. Viele der Uruk-hai fielen auf der Stelle auf die Knie und pressten die Hände gegen den Kopf. Die Elben hielten sich ein wenig besser, auch wenn die meisten von ihnen bleich waren und einige sich die Ohren zu hielten. Als der Schrei verklungen war sagte Oronêl: "Kommt. Wir müssen herausfinden, was er befohlen hat." Es stand für ihn außer Frage, dass dies ein Befehl Khâmuls an seine Truppen gewesen war.
Am Osttor traf er auf Finelleth, die mit ihrer Truppe auf einem anderen Weg weiter in die Stadt vorgedrungen war. Auch sie war blass, und humpelte ein wenig aufgrund einer frischen Wunde am rechten Oberschenkel, doch ihr Gesicht zeigte verhaltenen Triumph. "Sie ziehen sich zurück", sagte sie. "Wir hatten mit einer wirklich hartnäckigen Gruppe Orks zu tun, doch kaum war dieser Schrei zu hören, drehten sie sich um und marschierten in Richtung des Berges davon. Ich würde sagen, Thal ist unser."
"Sarumans, meinst du", meinte Oronêl leise. Das Hochgefühl, dass er normalerweise nach einer gewonnenen Schlacht verspürte, wollte sich nicht einstellen - nicht einmal Erleichterung über den Sieg. Er seufzte. "Nun, es lässt sich nicht ändern. Wir sollten sehen, ob die übrigen die Schlacht heil überstanden haben." Jetzt, wo die Schlacht vorüber war, spürte er auf einmal die Wunden, die er im Kampf davongetragen hatte. Es war nichts von Bedeutung, doch die Lanze eines Ostlings hatte ihm die Haut an der Seite aufgerissen, er hatte vom Zusammenprall mit einem Schild eine geprellte Schulter davongetragen, und am rechten Unterarm spürte er einen langen und tiefen Schnitt, von dem er keine Ahnung hatte, wie genau er ihn bekommen hatte.
Auch Finelleth hatte mehrere kleinere Wunden davongetragen, doch keine davon so schwer, dass sie sie am Weiterkämpfen hindern würde - und die nächste Schlacht würde kommen, denn auch wenn sie in Thal gewonnen hatten, so saß Khâmul doch noch immer im Einsamen Berg und war noch lange nicht vollends geschlagen.

Oronêlund Finelleth mit dem Heer weiter zum Tor des Erebors

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