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Autor Thema: Orthanc  (Gelesen 30029 mal)

MCM aka k10071995

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Re: Orthanc
« Antwort #15 am: 28. Dez 2009, 20:16 »
Arafaron lehnte reglos an der Wand. Langsam und bedächtig öffnete er seine Augen und hob seinen Kopf, sodass er dem Elben in die Augen sehen konnte. Sie waren schön, genauso wie seine Stimme. Es tat gut, einmal etwas schönes und lichtes zu sehen. Er hatte zu viel Dunkelheit, ob körperlicher oder seelischer Natur, erlebt.
"Mein Name..."
Seine Stimme war selbst für ihn kaum zu hören, sie war nur ein leises Keuchen, doch offenbar hatte der Elb sie gehört.
"Ja, euer Name lautet..."
Arafaron blickte seinen Gegenüber stumm an.
"Mein Name. Mein Name. Ich bin mir nichteinmal sicher, ob er inzwischen noch stimmt. Ja, ob ich inzwischen überhaupt noch einen Namen habe."
Stumm um Kraft ringend, starrte der Waldläufer wieder auf den Boden. Dann fuhr er fort.
"Aber der Name, den mir mein Vater gegeben hat, ist..."
Glühende Kraft breitete sich von seiner Brust in seine Gliedmaßen aus. Auf einmal war alle Müdigkeit gewichen. Mit einem Ruck stand er auf und stellte sich auf seine wackeligen Knie. Plötzlich standen auch sie wieder felsenfest auf dem Boden. Parallel dazu schien es ihm, als würde er in eine Traumwelt abgleiten. Sein Verstand wich und machte einem anderen Platz. Sein Körper war nunmehr unter dem Befehl eines anderen.
"..ist nunmehr nicht von Bedeutung," schloss er seinen angefangen Satz ab. Seine Stimme kam ihm merkwürdig kalt vor. Er starrte dem Elben in die leicht geweiteten Augen. Und er begriff.

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #16 am: 29. Dez 2009, 14:33 »
Erschrocken von dem spontanen Handeln des Fremden wich Amrûn einen großen Schritt zurück: „Egal ob von Bedeutung oder nicht, nennt mir euren Namen, jenen den eure Eltern euch gegeben haben!“
Seine Hand glitt auf das Heft seines Schwertes, dazu bereit seine Klinge zu ziehen.

Der Fremde stockte einen Moment. Verwirrt blickte er nach links und nach rechts, so als ob er nicht wüsste wo er gerade war und wie er hierher gekommen war, doch dann fixierte sich sein Blick. Er wurde kalt und ruchlos.
Amrûn schaute ihm tief in seine Augen, sogar ihre Farbe schien sich verändert zu haben, zuerst noch Kastanienbraun und dann beinahe schwarz. Der Elb erstarrte bei diesem feindseligen Blick.

„Wer seid ihr?“ frage er noch mal.
„Mein Name, dieser Name hat keine Bedeutung mehr für diese Welt. Einfältiger Elb, erkennst du nicht wen du vor dir hast? Hast du nie gelernt dich vor höheren Herren zu verneigen?“, sagte sein Gegenüber.

Ein kalter Schauer lief dem Elben über den Rücken. Hinter dieser Stimme verbarg sich kein Gewissen. Amrûn zog sein Schwert: „Wer versteckt sich hinter dieser Maske? Zeig dich!“
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MCM aka k10071995

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Re: Orthanc
« Antwort #17 am: 29. Dez 2009, 15:39 »
Die Worte, die er aussprechen sollte, kamen tief aus seinen inneren. Arafaron versuchte, sich den Befehlen zu wiedersetzten, doch es war aussichtslos. Er war zu schwach. Eine der ersten Lektionen, die Waldläufer lernten, war, sich auf keinen nicht zu gewinnenden Kampf einzulassen, und so gab er auf.
"Hinter dieser Maske? Ich dachte, ihr Elben seid so gutmütig und liebt alles Leben? Aber offensichtlich seid ihr mir doch ähnlicher, als ihr immer glaubt."
Der Waldläufer spürte, wie sich der Druck auf sein Bewusstsein minderte. Für einen kurzen Moment war er es, der die Kontrolle über seinen Körper hatte. Doch so plötzlich, wie der Moment gekommen war, so verschwand er wieder.
"Seht ihr seine Augen? Ihr sprecht hier von einem Menschen. Er ist für euch also nur eine Maske? Ein Stück Stoff? Ohne Gefühle, ohne Denken? Bedeutungslos und auswechselbar?"
Die Stimme des Elben klang leicht beunruhigt, als er antwortete:
"Wer bist du, der sich hinter einem anderen versteckt? Nenne deinen Namen!"
"Wie ich heiße, als was ich geboren wurde, ist bedeutungslos. Wichtig ist nur, was ich bin: Der Mund des großen Gebieters."

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #18 am: 29. Dez 2009, 16:15 »
Als Amrûn diese Worte aus dem Mund des Fremden hörte wollte er am liebsten zusammenbrechen. Seine Gefühle nahmen Überhand, in seinen Kopf begann sich alles zu drehen. Vor seinem Auge sah er Gandalf, schlafend und geschwächt und er sah Celebithiel wie sie lautlos an die Decke starrte.

„Wie... Wie ist so was nur möglich? Welch schwarze Magie ist dazu im Stande?“, fragte der Elb. Die Hand die das Schwert hielt zitterte.
„Sauron ist mächtiger als du geglaubt hast. Ihr hab ihn alle unterschätzt und ehe ihr auch nur zum Streich ausholen könnt, wird er euch überrollen. Er ist der Herr über alles und am Ende aller Tage ist er derjenige der über alles Leben verfügt.“
Die Szenen die der Fremde geschildert hatte, sah Amrûn nun vor sich. Er wurde blass und schwach. „Ihr werdet niemanden retten können nicht mal eure kleine Elbenfreundin, niemand wird dies können! Ich habe ihr die Chance an meiner Seite angeboten...“, fügte er noch hinzu.
„Und was war euer Begehr an ihr? Was hat es euch gebracht eine solch schöne Elbe an eurer Seite zu haben?“, frage Amrûn.
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MCM aka k10071995

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Re: Orthanc
« Antwort #19 am: 29. Dez 2009, 18:47 »
"Rache. Sie war es, die meine sterbliche Hülle getötet hat. Es war offensichtlich, was passieren würde. Ich habe es gesehen. Der Herr der Erde hat mir Macht verliehen, von denen du mit einen jämmerlichen Göttern nur träumen kannst Auch wenn sie diesmal nicht gereicht hat. Lauf. Lauf zu deinen Freunden und erzähle ihnen, dass der Anspruch des Herrn vom Orthanc noch nicht verflossen ist."
Arafaron spürte ein Knie an seine Brust schlagen und kalten Stahl an seinem Hals. Der Elb bedrohte ihn mit dem Schwert.
"Du... du verdrehst die Positionen. Ich... ich habe das Heft in der Hand."
"Nur zu. Töte mich. Kannst du einen unschuldigen töten? Kannst du?"
"Ich töte dich. Dich, der du ein Land verbrannt und tausend Kinder auf dem gewissen hast."
"Und ihr nehmt einem Menschen das Leben. Ist es euch das Wert? Könnt ihr einen Feind vernichten, indem ihr einen Verbündeten, einen Unschuldigen, tötet? Könnt ihr?"

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #20 am: 29. Dez 2009, 20:26 »
Die Worte des Mundes schwirrten ihm durch den Kopf. Er fasste einen Gedanken, er wollte ihn töten. Doch dann entschwand ihm der Gedanke und das Gegenargument festigte sich.
Amrûn drückte die Klinge fester gegen den Hals, so dass sie einen feinen Schnitt bildete, aus dem nur ein Tropfen Blut herausquoll, der sofort vom Stoff des Soldaten aufgesaugt wurde.

Der Elb schaute ihm noch einmal tief in die schwarzen Augen und für nur einen kleinen Moment sah er, was hinter dem allen steckte. Die Augen leuchteten kurz in dem natürlichen Braunton auf.
"Nein, Nein ich töte dich nicht" sagte Amrûn zähneknirschen "Dies Schicksal ist dir wohl vorbestimmt und es ist grausam. Du bist die Geschichte des Mundes, ein schwacher Abschlag eines herzlosen, aber großen Herrn. Dein Geist soll dahinfristen in diesem Körper, immer unterdrückt von der stärkeren Seele. Bis er stirbt und dann wird deine Seele aus dieser Welt verbannt und du erhälts das, was du verdienst."

Er lies die Klinge von seinem Hals weichen und trat einen Schritt zurück: "Geh mir aus den Augen."
"Und was ist mit dem Kind?" bekam er zur Antwort und ehe er sich umdrehen konnte, rannte der Waldläufer schon die gewundene Treppe hinauf.
Amrûn folgte ihm. Er fragte sich was dies für eine Andeutung war.
« Letzte Änderung: 29. Dez 2009, 20:28 von Thorondor the Eagle »
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Re: Orthanc
« Antwort #21 am: 30. Dez 2009, 14:55 »
Arafaron stand auf der Spitze des Orthanc und blickte dem Boden entgegen. Aus den Erinnerungen des Mundes wusste er, wie es einst ausgesehen hatte. Inzwischen war das Land ebenso trostlos, nur noch unordentlicher. Säulen und Statuen waren umgekippt, Heuwägen und Holzbretter als Barrikaden über den Straßen aufgestellt worden. Die Fahnen des schwarzen Turms waren in den Schlamm gestoßen worden. Stattdessen beherrschte das weiße Pferd Rohans den Anblick. Die farbenfrohen Banner boten einen seltsamen Kontrast zur schwarzgrauen Einöde Isengarts.
Weit hinten konnte er den Fangorn sehen. Er war noch weiter geschrumpft, seid er ihn das letzte mal gesehen hatte. Der Anblick erfüllte ihn mit Trauer. Der Wald erinnerte ihn an seine Heimat. Und so wie er war seine Heimat am Rande der Vernichtung. Hier hatten sie gesiegt. War es ein letztes Aufbäumen, bevor der Ozean der Dunkelheit Saurons sie alle verschlang? Er wusste es nicht.
Als der Waldläufer Schritte hinter sich hörte, verlor er plötzlich die Kontrolle seines Körpers, sie er zuvor ohne es zu merken zurückbekommen hatte. Mit wehendem Umhang drehte sich um. Es hätte sicherlich majestätisch gewirkt, wenn er in besserem Zustand gewesen wäre.
"Ah, das Elblein. Ich hatte dich erwartet."
Arafaron kam seine Stimme noch unheimlicher, boshafter un gefährlicher vor als es gerade eben noch der Fall gewesen war.
"Welches Kind?"
Die Frage war beinahe nur ein Flüstern, die er wegen dem vom Boden hallendem Lärm und dem heulenden Wind eigentlich hätte überhören müssen, aber er verstand sie so deutlich, als hätte der Elb geschrien.
"Welches Kind? Hat dir das Elbenweib nicht erzählt, was ... zwischen uns ... vorgefallen ist?"
"Nein. Nein, das ..."
"Oh doch."
Obwohl es aussichtslos war, versuchte der Waldläufer, die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen. Die Gehässigkeit in seiner eigenen Stimme ekelte ihn an.
"Warum fliehst du hierhoch? Du hättest hinfort laufen können und ich hätte dich niemals eingeholt."
Der Mund lächelte gehässig.
"Einmal noch meine Feinde erblicken und mich an ihrer Unwissenheit laben. Daran, dass mein Herr sie alle bald töten wird. Dass sie sich der Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens nicht bewusst sind.
Ja, selbst Elblein haben manchmal recht. Ich bin nur ein jämmerlicher Abklatsch meines selbst. Mein Ende ist unabwendbar. Der Herr der Erde duldet keine Schwäche in seinem Gefolge."
"Aber warum, warum hast du versucht, Celebithel zu schwängern?"
Der Mund lachte diabolisch. Arafarn verdoppelte seine Anstrengungen.
"Könntet ihr euer eigenes Kind töten, auch wenn ihr wisst, dass es zum anderen Teil von mir stammt? Könntet ihr? Nein. Das könntet ihr nicht. Ihr habt eure Schwäche heute bewiesen."
Der Hass blitzte in den Augen des Elben auf. Arafaron erhöhte seine Anstreungungen erneut.
"Ich nehme an, du stellst dir noch eine Frage: Warum bin ich zeitweise in diesen Körper geflohen? Nun, alles was ich bin ist in ihm hier."
Der Mund schlug sich gegen die Brust.
"Nur mein Körper, meine niederen menschlichen Triebe, die ich unterdrückt und die ihr auslebt, um eure Schwäche zu zeigen, blieben zurück. Wie hätte ich mich auch darauf einlassen können, mit einem aus eurer minderweritgen Rasse ein Kind zu zeugen? Noch dazu mit dieser Elbenschlampe?"
Mit einem Aufschrei griff der Elb an.

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #22 am: 30. Dez 2009, 16:54 »
Amrûn war nicht mehr Herr seines Tuns, nur noch Zorn beherrschte ihn, als er auf den Menschen zulief. Der Waldläufer wich zurück, um der Klinge auszuweichen und fiel stürzte dabei. Seine Kraft schien zu Ende zu sein, nicht weil er so viel gekämpft hatte, sondern weil sein Inneres enzweit war.

Der Elb lies sich daraufhin mit all seinem Gewicht auf den Fremden fallen und rammte ihm so seinen Ellenbogen auf die Rippen über seinem Herzen. "Ahhh", entfuhr dem Feind ein Schmerzschrei und ein lautes Knacken war zu vernehmen.
Der Schweiß stand auf Amrûns Stirn und die Wut kochte in ihm. Er fühlte sich nun ganz alleine auf der Spitze des Orthancs, umgeben von gar nichts. Der Himmel verschwamm und alles um ihn wurde dunkel.
Dem Elben wurde bewusst, was er getan hatte. Er erhob sich schnell aus dieser Position und kniete sich neben den Waldläufer. Seine Augen waren nun wieder so braun wie zu anfang.

"Nein, das wollte ich nicht", sagte der Elb. Der Waldläufer lag vor ihm, seine Augen starrten in die Luft und bei jedem Atemzug röchelte er. Man konnte sogar seinen Atem in jener kalten September Nacht sehen. Amrûn packte die Hand des Fremden: "Nicht einmal euren Namen kannte ich!"
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MCM aka k10071995

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Re: Orthanc
« Antwort #23 am: 30. Dez 2009, 17:10 »
"Dann werde ich ihn dir jetzt nennen: Arafaron. Wie du vielleicht weißt werden..." Arafaron röchelte und hohlte tief Luft, ehe er fortfuhr:
"...haben alle Mitglieder der Königsfamilie Arnors ähnliche Namen. Ich gehöre zu ihnen: Ich stamme aus einer Seitenlinie. Und im Gegensatz zu...zu vielen weiteren Seitenlinien haben wir nie vergessen, wer unsere Vorfahren sind. Und so hat mich meine Mutter in der alten Tradition benannt."
Der Waldläufer rang nach Luft. Amrûn stützte ihn und half ihm, sich an eine der vier Turmspitzen zu setzen. Mit verklärtem Blick sah Arafaron nach Nordwesten, Richtung Heimat, die er nun nie wieder erblicken würde.
Seufzend wandte er sich wieder dem Elben zu.
"Mach dir keine Vorwürfe, dass du mich getötet hast. Ich hätte ohnehin nicht weiterleben können. Mit einem Mann in mir, den ich gehasst habe wie keinen zweiten auf dieser Welt. Du hast es nur beschleunigt. Sieh es nicht als Mord. Sieh es als Befreiung einer gequälten und versklavten Seele, auf dass sie ihre ewige Ruhe finden kann."
Erneut musste Arafaron keuchen, ehe er fortfahren konnte.
"Wie ich sehe, habe ich keine äußeren Verletzungen, auch wenn meine Lunge durchbohrt ist. Sagt ... Freund ... , habt ihr einen Dolch?"

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #24 am: 30. Dez 2009, 17:24 »
Amrûn war betrübt darüber einen Dunedain königlicher Abstammung vor sich sterbend zu sehen, ja sogar den Ausschlag für seinen Tod gegeben zu haben.
Ohne darüber nachzudenken gab er der Bitte seines nunmehr Freundes nach und reichte ihm einen Dolch aus. Wortlos nahm er ihn entgegen, sein Blick war auf den Norden fixiert.

"Woran denkt ihr?", fragte ihn der Elb.
"An eine alte Geschichte...", der Waldläufer musste husten "Es ist glaube ich noch nicht sehr lange her, dass sie passierte. Doch meine Erinnerung scheint schon zu schwinden. Vielleicht liegt das an der Unwichtigkeit der Geschehnisse in Anbetracht auf mein nahes Ende." Er atmete ein paar mal tief ein und aus "Trotzdem sagt mir mein Verstand, dass es etwas ist, dass ich noch erledigen muss."
"Was ist es? Braucht ihr dafür den Dolch?"
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MCM aka k10071995

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Re: Orthanc
« Antwort #25 am: 30. Dez 2009, 17:40 »
"Ja. Ja, jetzt erinnere ich mich. Ein Ork unten in den Tunneln. Er hat mir und Nerblog..." Arafaron stockte bei der Erinnerung an ihn.
"Sag ihm ... sag ihm, dass ich leider nicht mit ihm fortziehen werde. Und sag ihm, dass ich mich für all meine Ruppigkeit entschuldige."
Der Elb nickte Stumm. Der Waldläufer fuhrt fort.
"Wo waren wir... Ah ja. Er hat uns," erneut musste Arafaron husten "einen Weg in den Orthanc gezeigt. Er hat mit mir einen Pakt geschlossen und ihn mit ... mit seinem Blut besiegelt. Wenn ich im Orthanc bin, soll ich ihn von diesem Turm loslösen, indem ich mein ... mein Blut auf diesen Boden tropfe. Saruman hat ihn einst mit einem Zauber gefesselt."
Nach Luft ringend blickte Arafaron erneut nach Nordwesten. Immer leiser werdend fuhr er fort:
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich tun soll. Er ist klug. Außerordentlich klug. Meine Tat kann Hunderte das Leben kosten. Und ... und er würde es sicher nicht für sich tun, wenn er keinen Vorteil davon hat."
Amrûn ging in die Hocke, sodass er mit dem Sterbenden auf Augenhöhe war. Dann antwortete er leise:
"Nein. Nein, er würde es sicher nicht für euch tun. Er ist ein Ork."
Auch der Elb ließ nun seinen Blick über den Horizont schweifen. Dann blickte er Arafaron wieder in die Augen.
"Nein. Ich kenne dich nicht wirklich, aber dieses Gespräch hat mir eines gezeigt: Das ist es, was euch unterscheidet."
« Letzte Änderung: 30. Dez 2009, 17:43 von MCM aka k10071995 »

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Thorondor the Eagle

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Re: Orthanc
« Antwort #26 am: 30. Dez 2009, 18:09 »
Er sah zu, wie sich Arafaron mit dem Dolch leicht in die Hand ritzte. Es begann leicht zu bluten und schon verlies ihn die Kraft und der Dolch viel auf den schwarzen Stein.

"Kannst", der Waldläufer stockte "kannst du es zu Ende führen?"
Ohne eine antwort zu geben, nahm der Elb die Hand.
"Königlicher Jäger, ein großmütiges Herz beweist du kurz vor deinem Ende. An keiner deiner Taten zweifle ich, denn sie waren im Sinne des Guten und wenn du dem Herrn der letzten Halle gegenüberstehst wird er es erkennen", sagte Amrûn und presste die Hand fest gegen den Boden des unter ihren Füßen.

Arafaron versuchte zu lächeln, denn schloss er seine Augen.
"Arafaron, den Weg in den Westen einzuschlagen ist keinesfalls schlimm. Die Landschaft um euch, zunächst noch düster und grau vergeht in gleißend hellem Licht. Sie erstrahlt in silber und gold. Er werdet euch geborgen fühlen und euer Körper wird erwärmen, viel mehr noch als es die letzten Sonnenstrahlen an einem Sommertag können. Lasst los... lass einfach nur los.

In dieser Nacht noch stand Amrûn vor den Mauern Isengarts, er keuchte. Spatenstich für Spatenstich bereute er sein Handeln mehr und als er endlich fertig war, plagte ihn ein Schatten aus Trauer und Reue.
Sanft bettete er den Waldläufer in dies schmucklose Grab.

"Namarie, Arafaron", sagte er leise zu sich selbst. Er lies sich auf seine Knie fallen und grübelte über das Schicksal des Toten.


Amrûn zu den Zelten außerhalb der Mauer
« Letzte Änderung: 1. Mär 2016, 14:18 von Fine »
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Die Finsternis im Turm
« Antwort #27 am: 13. Aug 2019, 16:23 »
Rilmir, Gwŷra und Kerry vom Fuße des Orthancs


Im Inneren des Turmes herrschte Dunkelheit. Nur langsam gewöhnten sich Kerrys Augen an die Umgebung. Schließlich konnte sie erkennen, dass sie in einer kleinen, kreisrunden Eingangshalle standen, von deren hoher Decke ein warmes, fremdartiges Funkeln ausging, als befände sich über ihren Köpfen ein dunkler Sternenhimmel. Das schwache Funkeln spendete ihnen genug Licht, um sich frei zu bewegen, doch die Luft war schwer und ein seltsamer Geruch war wahrzunehmen. Aus einem der Seitengänge drangen von fern die Schritte von Forgams Orks, und so leise wie es ging machten sich die drei Menschen an die Verfolgung. Rilmir und Gwŷra bewegten sich nahezu lautlos fort; eine Fähigkeit, um die Kerry die beiden beneidete. Sie war froh, dass sie nun auf eine steile Treppe kamen, deren schwarze Stufen mittig von einem dicken, teppichartigen Tuch belegt waren, das Kerrys Schritte dämpfte.
Auf die Treppe folgte eine weitere kleine Halle, deren Größe Kerry vermuten ließ, dass sie direkt über der Eingangshalle gelegen war. Dieser Raum war voller Bücherregale. Rilmir hob lautlos eine Hand, als der Waldläufer zwei Orks erspähte, die die Borde nicht gerade sorgsam durchwühlten - viele Bücher lagen bereits achtlos auf den glatten Boden gefallen.
Rilmir legte Gwŷra eine Hand auf die Schulter und deutete auf einen der beiden Feinde, der sich gerade nach einem gefallenen Gegensstand bückte. Kerry sah noch, wie ein Messer in Gwŷras Hand aufblitzte, während Rilmir mit Oronêls Axt Hatholdôr ausholte. Die Wurfwaffe fand ihr Ziel, gerade als Gwŷra hinter dem zweiten Feind auftauchte und dem Ork mit einer flüssigen Bewegung die Kehle durchschnitt. Beide Orks sanken tot zu Boden.
Trotz aller Vorsicht war diese Aktion nicht lautlos vonstatten gegangen. Der Ork, den Rilmir mit Hatholôr erwischt hatte, hatte beim Aufprall ein überraschtes Grunzen von sich gegeben und hatte bei seinem Sturz beinahe ein Bücherregal umgerissen. Und während der Dúnadan noch seine Waffe einsammelte, hörte Kerry bereits Forgams laute Stimme, die aus einem der oberen Stockwerke herabschallte.
"Was ist da unten denn los? Los, geht nachsehen! Und findet endlich dieses verdammte Buch, das der Meister benötigt!"
Sie hatten kaum Zeit, zu reagieren. Rilmir sprintete zu der Tür, durch die die Treppe weiter hinauf führte und kniete sich in wartender Haltung daneben, während Kerry sich hastig nach irgend etwas umsah, was sie als Waffe verwenden konnte. Gwŷra war zwischen den Bücherregalen verschwunden. Kerry packte schließlich einen schweren Kerzenständer, der auf einem kleinen Tisch gestanden hatte, gerade als eine große Gruppe von Orks die Treppe hinab gepoltert kam.
Der vorderste Ork stolperte über Rilmirs ausgestrecktes Bein und schlug der Länge nach hin. Sofort war der Waldläufer über ihm und ein rascher Hieb mit Hatholdôr setzte der Kreatur ein Ende. Die übrigen Orks - beinahe ein Dutzend - brüllten überrascht und wütend auf. Dann zogen sie ihre Waffen und stürzten sich auf den Dúnadan.

In diesem Augenblick strömte blendend helles Tageslicht in den Raum. Kerry fuhr herum und schirmte ihre Augen mit der freien Hand ab. Eine schemenhafte Gestalt war inmitten der Helligkeit zu sehen, die Kerry schließlich als Gwŷra erkannte. Das Mädchen hatte es geschafft, die breiten Türen im hinteren Teil des Raumes aufzustoßen, die auf einen großen Balkon hinaus führten. Kerry erschrak als sie sah, wie hoch sie sich bereits über dem felsigen Boden im Inneren Isengards befanden - so lange war ihr der Aufstieg über die Treppe im Inneren des Orthanc gar nicht vorgekommen.
Die Orks jaulten schmerzhaft auf und gaben leichte Beute für Rilmir ab, der mit dem Rücken zu dem einfallenden Licht gestanden hatte. Kerry wusste nicht, ob er Gwŷra dazu angewiesen hatte, die Türen zu öffnen, oder ob das merkwürdige Mädchen diesen Einfall selbst gehabt hatte. Kerry blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Als Rilmir in rascher Folge drei Orks getötet hatte, erholten sich die übrigen Feinde von ihrem Schock und begannen, wie wild mit ihren Waffen um sich zu schlagen. Dabei erwischte einer der Orks, der mit einem Speer bewaffnet war, Hatholdôrs Klinge und die Axt wurde zu Kerrys Schrecken aus der Hand Rilmirs geprellt und rutschte auf dem glasigen Boden weit fort zwischen die Bücherregale. Als sich der erste Ork auf Rilmir zubewegte, zögerte Kerry nicht länger und schleuderte den schweren Kerzenständer in Richtung des Feindes. Doch ihr Wurf ging fehl - viel zu früh schon schlug der Kerzenständer auf dem Boden auf und sorgte mit lautem Krachen dafür, dass sich nun viele der gelben Augen der Orks auf Kerry richteten. Zwei Feinde sprangen auf sie los und Kerry kreischte auf, als sie angstvoll vor ihnen zurückwich. Sie tauchte zwischen den Bücherregalen ab und enting zwei wild geführten Hieben, doch dann gelang es einem der Orks, sie am Bein zu packen. Der Länge nach stürzte Kerry hin. Da sah sie in einiger Entfernung etwas auf dem Boden nahe des Treppenaufgangs aufblitzen. Hatholdôr! dachte sie, als sie die elbische Axt erkannte. Sie hoffte, dass es Rilmir und Gwŷra schaffen würden, die Orks abzuhalten und versetzte der Kreatur, die sie gepackt hatte, einen saftigen Tritt ins Gesicht. Kerry gelang es, bis beinahe in Reichweite des Griffes der Axt zu hechten, als sich scharfe Krallen in ihren Unterschenkel gruben und sie brutal zurück zerrten. Kerry streckte den Arm aus so weit sie konnte, doch Hatholdôr war zu weit weg. Zu allem Überfluss sah sie nun auch noch, wie jemand die Axt aufhob.
"Sieh mal einer an," sagte eine neue Stimme. "Ich denke, das gehört mir."
Kerry blickte wie vom Donner gerührt auf. Im Durchgang, keine drei Schritte von ihr entfernt, war eine schlanke Gestalt aufgetaucht. In der Hand trug sie ein Schwert nach Elbenart, während die zweite Hand nun Hatholdôr empor hob. Als der Neuankömmling etwas näher kam, fiel das Tageslicht auf sein Gesicht.
"Das ist nicht möglich," stammelte Kerry.
"Jetzt sag' nur nicht, du hättest mich nicht vermisst," entgegnete Oronêl mit einem kleinen Lächeln. Er wirkte völlig verändert seit seinem nächtlichen Verschwinden, damals im Hargtal: Gelassen, zuversichtlich - gut gelaunt. Mit einem schnellen Sprung war er bei Kerry und streckte die beiden Orks, die kaum Zeit für eine Reaktion gehabt hatten, rasch nieder. Dann schob er sein Schwert in die Scheide und bot Kerry die freie Hand an, um ihr auf die Beine zu helfen.

Kerry wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war von Oronêls Auftauchen vollständig überrascht worden. Hastig blickte sie sich nach Rilmir und Gwŷra um. Der Dúnadan hatte einem der toten Orks seine Waffe abgenommen und damit bereits den Großteil der übrigen Kreaturen besiegt oder in die Flucht geschlagen. Kerry sah, wie fünf Orks die Treppe hinauf verschwanden, von der sie gekommen waren. Gwŷra hingegen war auf den großen Balkon getreten, als ginge sie das Gefecht in der Halle nichts mehr an, und ließ ihren Blick hinab auf die Ebene schweifen.
"Sie werden Forgam alarmieren," sagte Rilmir, der ein wenig außer Atem war. "Nanu? Ist das nicht Oronêl?" fügte der Waldläufer hinzu, als er näher gekommen war.
Oronêl führte Kerry sanft zu Gwŷra auf den Balkon hinaus, dann reichte er Rilmir den Arm zum Gruß. "Gut getroffen, mein Freund. Ich bin froh, euch alle wohlbehalten vorzufinden. Doch sagt, wo ist Aéd?"
"Sie haben ihn nach Dunland gebracht," murmelte Kerry, die noch immer ziemlich durcheinander war.
"Wen meinst du mit Sie?" wollte Oronêl weiter wissen.
"Ein Häuptling namens Yven, vom Stamm des Messers," erklärte Rilmir.
"Beim Blutigen Mond, sie wollen ihn im Ritual der Inneren Wahrheit das Herz herausschneiden. Deshalb haben sie ihn zum Juwel der Kette gebracht, Môrysbryd," sagte Gwŷra leise und unheilvoll.
"Juwel der Kette... damit ist wohl der Wohnsitz des Stammes der Kette gemeint," überlegte Oronêl. "Wie hast du mich gerade genannt?"
"Môrysbryd. Geist des Meeres. So ist deine Art bei meinem Volk bekannt," antwortete das dunkelhaarige Mädchen. "Ich habe nicht geglaubt, jemals einen wie dich mit eigenen Augen zu sehen." Sie kam näher und streckte Oronêl eine Hand entgegen, ohne ihn jedoch zu berühren.
Oronêl war eindeutig von ihrem Verhalten verwundert, sagte jedoch nur: "Man kennt mich als Oronêl Galion. Wie lautet dein Name?"
Gwŷras Blick leuchtete auf und Kerry verdrehte trotz der Umstände die Augen, denn sie wusste schon, was jetzt kommen würde. "Du wünschst, meinen Namen zu erfahren! Beim Blutmond, welch Torheit! Wisse, dass du im Begriff bist, eine Macht heraufzubeschwören, die..."
"Sie heißt Gwŷra," sagte Rilmir trocken. "Sie... nun ja... kommt nicht von hier."
"Das sehe ich," erwiderte Oronêl. "Vielleicht bleibt später mehr Zeit, um uns einander angemessen vorzustellen. Doch ich fürchte, dass unser Feind noch nicht besiegt ist."

Während Kerry Oronêl noch etwas widerwillig dafür bewunderte, dass er Gwŷras Merkwürdigkeiten zum Trotze so höflich blieb, ließen schwere Schritte hinter ihnen die Gruppe herumfahren.
"Ich hätte wissen müssen, dass hinter all diesem Ärger nur ein Verräter stecken kann," sagte Forgam grimmig, als er sich ihnen in Begleitung der verbliebenen drei Orks näherte.  Selbst mit Oronêls Unterstützung sah die Lage schlimm aus, denn Forgam hielt in jeder Hand eine der schwarzen Kugeln, die das Feuer vom Orthanc enthielten. Dessen zerstörerische Macht hatte Kerry in der Schlacht am Erebor bereits mit eigenen Augen gesehen.
Der feindliche Anführer blieb stehen. Sein Blick kreuzte sich mit Rilmirs. "Du hättest im Norden bleiben und den Mund halten sollen, Junge."
"Und du hättest bei deiner Tochter bleiben sollen, Forgam," erwiderte Rilmir.
"Revanel hat mit all dem nichts zu tun," antwortete der grauhaarige Waldläufer.
"Du hast es also noch nicht gehört," fuhr Rilmir ruhig fort.
Forgams grimmiges Antlitz gefror, als er stehenblieb. "Wovon sprichst du? Raus mit der Sprache, Junge."
"Du hast dein Kind zu den Anfurten entsandt, ehe du dich Saruman unterwarfst, damit sie nicht erfährt, zu welchen Grausamkeiten ihr Vater imstande ist, nicht wahr? Ich kenne Revanel und sie war schon immer gehorsam und still, doch die See hat ihre Neugierde geweckt. Die Elben ließen sie eines ihrer Schiffe besichtigen, als ein Sturm heraufzog."
Der alte Dúnadan wurde blass. "Nein, das kann nicht stimmen.... Saruman versicherte mir, dass es ihr gut ginge... Du lügst!"
Rilmir schüttelte den Kopf. Die Orks blieben im Hintergrund, doch in ihren Augen las Kerry Hass und Mordlust. Sie wusste nicht, was Rilmir vorhatte, doch offenbar schien sein Plan aufzugehen. "Das Schiff riss sich los und verschwand jenseits des Golfes des Lhûn. Bislang weiß niemand, was aus der Besatzung geworden ist. Was aus Revanel geworden ist."
Forgam ballte die Hände zu Fäusten. "Verdammt sollst du sein, du Wurm! Ich... Graahh!" Forgam schleuderte ihnen eine der Feuerkugeln vor die Füße. Doch ob aus Absicht oder fehlgeleiter Wut ging sein Wurf zu kurz und das Geschoss explodierte einige Schritte entfernt, im Durchgang zum Balkon. Der Druck und die Hitze warfen Kerry und Gwŷra gegen das stählerne Geländer, während Oronêl und Rilmir rechtzeitig beiseite gesprungen waren. Als der dichte Rauch langsam begann, sich zu lichten, sahen sie, dass Forgam verschwunden war.

Nachdem sie sich rasch um die verbliebenen Orks gekümmert hatten, führte Rilmir die Gruppe hinauf in das nächste Stockwerk. Dort standen die hohen Fenster ebenfalls offen und saubere Luft strömte hinein. Diese Halle wies vier große Türen auf und am hinteren Ende stand ein erhöhter Sitz, zu dem einige Stufen hinauf führten. Im Zentrum des Raumes war ein schwarzer Sockel zu sehen, dessen flache Oberfläche leer war.
"Was haben sie hier wohl gesucht?" fragte der Waldläufer laut.
Kerry, die bislang geschwiegen hatte, hielt es nicht länger aus. "Oronêl," begann sie. "Was, beim Barte meiner Großmutter, tust du hier?"

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"Nun ich... wusste nicht, dass deine Großmutter dem Volk der Zwerge angehörte", erwiderte Oronêl, bevor er angesichts Kerrys drohend zusammengezogener Augenbrauen begütigend die Hände hob. "Schon gut, schon gut. Kein guter Moment für Scherze."
"Nein... doch... du..." Oronêl konnte sein Lächeln nicht unterdrücken, und Kerry stemmte empört die Fäuste in die Seiten. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schien sich jedoch zu besinnen und fiel Oronêl im nächsten Augenblick um den Hals. Sie drückte ihn kurz und fester, als er erwartet hatte, bevor sie ihn losließ und einen Finger gegen seine Brust drückte - einen sehr spitzen Finger. "Das heißt nicht, dass du dich nicht wie ein Idiot benommen hast. Und ich wäre dankbar, wenn du meine Frage beantworten würdest. Jetzt."
Oronêl hatte nicht die Absicht ihr zu widersprechen, erwiderte jedoch: "Zu meiner Verteidigung, ich hatte meine Gründe. Aber die Antwort auf deine Frage muss warten -  ich denke nicht, dass dieser Ort zum Plaudern geeignet ist."
Seit er den Orthanc betreten hatte, nein, seit er den Fuß durch das Tor Isengards gesetzt hatte, spürte er die Kraft, die noch immer über diesem Ort lag. Der Orthanc war das Zentrum des Ganzen. Mächtige Zauber waren hier gewirkt worden, und unfassbar finstere Taten begangen worden. Auch nachdem der Turm einige Zeit leer gestanden hatte wohnte seinen Mauern noch immer Macht inne.
"Ich stimme zu", meldete sich Rilmir zu Wort. "Die Sonne ist zwar inzwischen untergegangen, doch ich würde lieber eine Nacht unter freiem Himmel verbringen als hier. Außerdem habe ich den Himmel in letzter Zeit ohnehin viel zu wenig gesehen."


Oronêl, Kerry, Rilmir und Gwŷra zum Fuß des Orthanc


Oronêl-Part by Eandril
« Letzte Änderung: 12. Sep 2019, 14:10 von Fine »
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