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Autor Thema: Die östlichen Baracken  (Gelesen 7393 mal)

MCM aka k10071995

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Die östlichen Baracken
« am: 9. Mai 2009, 22:39 »
Arafaron vom Haupttor


Zerschunden von über einen Monat harter Arbeit an der Mauer lag Arafaron auf seiner Matratze. Er wäre wohl sofort eingeschlafen, aber das Schicksal meinte es anders mit ihm.
"Hier, zu deinen neuen Freunden. Vielleicht heckt ihr ja gleich den nächsten Plan aus, wie ihr euresgleichen vernichtet?" Ein zerschundener Ostländer wurde von dem Aufseher, der auch den Bau der Mauer beaufsichtigt hatte, mit hämischer Stimme in die Kammer geschubst. Der Fremde war offensichtlich müde, aber dennoch krächtze er leise:
"Hier ist kein Platz frei. Warum habt ihr mich hierher geführt?"
"Hier ist kein Platz frei? Wirklich?"
Der Ork zog seinen Dolch und ging auf Arafaron zu. "Gleich haben wir Platz," flüsterte er dabei. Arafaron wurde sich durch seinen schläfrigen Zustand der Lage erst wirklich bewusst, als die Klinge schon über seinem Haupt erhoben war. Der Waldläufer wich zurück, stieß aber gegen die Wand. Nun was der Tod vor und die Wand hinter ihm. Aber was war hinter dem Tod?
Ein Dunländer mit einem Hammer, wie sich herausstellte. Der Aufseher brach tot zusammen und begrub Arafaron unter sich.
Der Dunländer murmelte: "Tja, wer Leute auf dem Turm verhungern lässt, wird von Leuten mit einem hammer erschlagen." Er wandte sich zu dem Ostling, der die ganze Scene wortlos beobachtet hatte. "Jetzt ist wohl doch kein Platz für dich freigeworden. Du musst dich wohl für heute nacht hier irgendwo reinquetschen, morgen sehen wir weiter."
Arafaron hatte sich nun erholt und murmelte:" Wer seid ihr und warum habt ihr mein Leben gerettet?"
"Es war lediglich der richtige Moment, um dieses Schwein zu seinen Verwandten in den Schlamm zu schicken. Wenn ich ein Leben retten kann, für etwas, dass ich sowieso tun muss, dann mache ich das meistens auch."
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 10:15 von Fine »

Es kommt immer darauf an, etwas zu tun, was der Gegner nicht erwartet.


Tom Bombadil

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Re: Die östlichen Baracken
« Antwort #1 am: 11. Mai 2009, 21:53 »
Nerblog aus dem Orthanc


Müde blickte Nerblog hinab auf die Leiche des Orks, schob sie mit einem Fuß beiseite und legte sich auf den kahlen Fußboden. Für den heutigen Tag hatte er genug gebettelt und gefleht. Un der würde es nicht schon wieder tun. Auch nicht wegen eines Bettes.
Er war ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt, einen Schuldigen für das Massaker zu finden. Allein Saurons Mund, nicht zueltzt ein Scherge des Dunklen Herrschers, hatte dafür gesorgt, dass der Ostländer die Gefangenen massakriert hatte. Er allein trug für Nerblogs Taten die Verantwortung, Nerblog selbst hatte sich nichts vorzuwerfen- oder?
Er seufzte, wischte sich mit dem Handrücken die letzten Tränen weg und legte sich auf die andere Seite. Im Bett vor ihm lag ein nur wenig größerer Mann als der Ostling, dessen geschundene Arme mit mehreren Narben besetzt waren. Der Mann schien nicht besonders erpicht darauf, länger wach zu bleiben, doch Nerblog hatte das Gefühl, dass zwischen den Lidern immer wieder zwei braune, stechende Augen auf ihn hinabblickten.
Unruhig drehte der Ostling sich wieder herum.
 
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 10:54 von Fine »
manana

MCM aka k10071995

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Re: Die östlichen Baracken
« Antwort #2 am: 17. Mai 2009, 14:24 »
Wenn der Tag mit einer gebrüllten Warnung beginnt, dann ist man in Isengart. Die Leiche wurde von einem Orkboten gefunden, der nach dem Aufseher sehen sollte. Immerhin hatte der Aufschub für mehrere Stunden mehr Schlaf gesorgt und endlich fühlte sich Arafaron wieder relativ normal. Der Orkbote holte seine Peitsche heraus und wollte im "Dreckigen Maden-Saustall" für Ordnung sorgen, als er hinter Nerbolog die Leiche entdeckte. Daraufhin wurde der Ork wütend und schlug mit der stumpfen Seite seines Schwertes auf den Ostling ein. Offenbar waren die beiden Freunde gewesen, soweit das bei Orks möglich war.
Ein Fehler, wie der Ork sofort erfuhr. Arafaron hatte in der Nacht das Messer des Aufsehers genommen und rammte es nun dem Ork von hinten in die Brust. Ein leises Ächzen und der Ork brach zusammen. Arfaron riss der Leiche das Schwert aus der Hand und warf es dem Dunländer zu, der gestern sein Leben gerettet hatte. Den Ostling brachte er grob auf die Füße und brüllte dann:
"Die Orks haben uns schlecht behandelt und nun haben sie die Rache dafür erfahren. Hört ihr die Stahlstiefel der Brut Saurons? Lassen wir sie ihren eigenen Stahl schmecken. Sie werden diesen Raum Fuß um Fuß mit ihrem Blut bezahlen."
Die Dunländer brüllten zustimmend. Einige Steine aus den Ecken wurden schnell noch vor der Tür aufgebaut, als schon die ersten drei Orks über die Felsen in den Raum sprangen. Alle drei starben in weniger als einem Handstreich, einer durch das Messer des Waldläufers und zwei durch das Schwert des Dunländer. Arafaron warf das Messer Nerbolog zu und griff sich ein Scimtar von dem Ork, den er getötet hatte. Der Ostling jedoch gab das Messer wieder weiter und griff sich ein Speer vom zweiten toten Ork. Ein Dunländer nahm die komplette Ausrüstung des letzen Orksan sich, offenbar ein Uruk. So schnell der Dunländer konnte, warf er sich das Kettenhemd über, aber es dauerte gute drei Minuten, bis er fertig war. Bis dahin waren weitere sieben Orks gefallen und der Rest zog sich einige Meter zurück, offenbar um auf Verstärkung zu warten. Jeder Dunländer war inzwischen bewaffnet und langsam wurden auch die Hindernisse vor der Tür größer. Die Lage war aussichtslos, aber niemand dachte ans Aufgeben oder Jammern.
"Nun heißt es kämpfen. Ja, das Ende wird kommen. Aber lasst unsere Nachfahren von diesem Tag singen! Für alle freien Völker Mittelerdes! Gurth an Glamhoth!"

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Tom Bombadil

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Re: Die östlichen Baracken
« Antwort #3 am: 17. Mai 2009, 15:16 »
Unsicher blickte Nerblog sich in der Baracke um. Bis auf eine Ausnahme war er in einem Raum mit hühnenhaften, wilden Menschen, die sich mit grölenden Kriegsschreien auf ihren kommenden Untergang einstimmten. Der Ostling wusste, dass die Orks niemanden aus seiner Baracke am Leben lassen würden, auch nicht ihn, obgleich er nicht wirklich ein Ver- brechen begangen hatte.
Im Gedanken an eine Kammer oben im Turm beschlich ihn eine leise Furcht, die ihm einen eisigen Schauer über den Rücken jagte, doch er würde sich nicht erneut aus Feigheit gegen jene Leute stellen, die dasselbe Ziel wie er verfolgten.
Er würde sein Leben teuer an Saurons Mund verkaufen. Er war nicht in dem Willen, nicht einmal in einer Fußnote in den Annallen der Zeit erwähnt zu werden.
Nerblog drängte sich mit seinem in Asche geschwärzten Speer nach vorne, links neben ihm machte sich der Wilde bereit, der den Aufseher erschlagen hatte, zu seiner Rechten wartete der weniger gedrungen gebaute Mann, den Nerblog bereits am letzten Abend gesehen hatte.
Draußen wurde irgendwo eine Alarmglocke geleutet. Großes Durcheinander brach um den Turm herum aus, Schwerter wurden verteilt, Speere geschultert und Soldaten zu den Baracken entsandt.
Nerblog legte dne Kopf schief und fuhr sich mti einer Hand durchs schmutzige Haar.
"Sie denken, ein richtiger Aufstand sei ausgebrochen", murmelte er. "Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass es wirklich dazu kommt..."
Gerade, als er seinen Mund geschlossen hatte, stürmte etwa ein dutzend gut ausgerüs- teter Uruk-hai die Baracke. Nerblog packte seinen Speer fester. "Lassen wir sie ihre eige- nen Waffen spüren!"
Mit hoch erhobener Waffe rannte der erste Ork in seinen Speer, der jedoch am Ketten- hemd abglitt und unter dem Ansturm zerbarst. "Ork-Waffen!", fluchte er, doch ohne zu überlegen, holte der Ostling mit der stumpfen Hälfte des Speeres aus und hämmerte sie dem Gark'urk ins Gesicht, sodass dieser auf den Rücken stürzte. Schwarzes Blut quoll aus seiner Nase. Mit einem wuchtigen Aufstampfen seines Fußes zermalmte Nerblog den Schädel des Scheusals. Um ihn herum brach ebenfalls das Kampfgetümmel los.   
manana

MCM aka k10071995

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Re: Die östlichen Baracken
« Antwort #4 am: 11. Jun 2009, 19:34 »
"Dies hier ist eine Tat, die es wert ist, bsesungen zu werden. Schade, dass niemand jemals davon erfahren wird." Arafaron dachte über die Zeit nach, die er in Isengart verbracht hatte. Angenehme Erinnerungen waren es nicht. Ein Duell mit einem Berserker und ein Monat Fronarbeit und die ständigen Demütigungen der Aufseher. Und nun ein offener Kampf mit den Orks und Uruks Isengarts. Der Gedanke daran brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Es überraschte ihn, was er in der Zeit seiner geistigen Abwesenheit alles niedergemacht hatte. Er stand mit dem Dunländer, der ihn vorhin gerettet hatte, vor den Felsen und hielt die Orks auf. Inzwischen hielt er einen Uruk-Schild in der Hand.
Langsam ebbte der Strom der Feinde ab. Es wurden immer weniger, bis nach einigen Minuten keiner mehr kam. Jeder der Anwesenden hatte genug Erfahrung im Kampf, um zu wissen, dass das nicht der Sieg war. Unruhe machte sich breit. Nichtsdestotrotz wurde die Chance wahrgenommen und sich weiter ausgerüstet. Acht vollständig in Uruk-Ausrüstung gekleidete Dunländer standen für den Kampf bereit und jeder andere hatte zumindest ein Schild. Als alle fertig waren, warfen sie die Leichen auf einen Haufen vor den Eingang und warteten. Nichts rührte sich. Auf einmal explodierte der Eingang. Leichen und Waffen flogen durch den Raum und begruben Dunländer unter sich. In den Rauchschwaden zeigten sich Orkumrisse, begleitet von Kampfgeschrei.
"Dies ist das Ende. Es gibt kein Entkommen. Vor uns ist die Orkmeute und hinter uns die Wand. Uns bleibt nur noch die Flucht nach vorn," murmelte Arafaron vor sich hin.
Der Waldläufer riss sein Schwert hoch und schrie in die Orkhorde hinein:
"Aure entuluva-Es soll wieder Tag werden."
Die anderen stimmten in seinen Ruf ein, wenngleich sie nicht verstanden, was er bedeutete, und gemeinsam stürmten sie auf die Orkhorde zu. Verunsichert von dem Mut und den elbischen Lauten wichen die Orks zurück und den Männern gelang es unter dem Verlust von vier Männern, sich bis zum Eingang des Höhlensystems vorzukämpfen, dass die baracken darstellte. Einige Dunländer "rekrutierten" in anderen Teilen des Höhlensystems neue Kämpfer. Da Dunländer von Natur aus unbeugsam sind, gelang dies auch bei fast allen. Der Rest schloss sich in der Gewissheit an, sowieso hingerichtet zu werden. Alles in allem standen fast einhundert Soldaten bereit, um dem Mund zu zeigen, dass es noch immer Menschen mit Mut gibt, hier, an diesem dunklen Ort, wo selbst tagsüber die Sonne von dem Qualm der Schmiedefeuer verdunkelt wird.
Als Arafaron die schwache Sonne ins Gesicht schien, erblickte er den Mund, der auf dem Balkon des Orthancs stand und der Waldläufer brüllte ihm entgegen:
"Auta i lome-Die Nacht vergeht!"


Arafaron mit den Dunländern zum Fuß des Orthancs
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 10:17 von Fine »

Es kommt immer darauf an, etwas zu tun, was der Gegner nicht erwartet.


Tom Bombadil

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Re: Die östlichen Baracken
« Antwort #5 am: 13. Jun 2009, 12:48 »
Auch dem letzten der Orks, die die Höhle zu stürmen versucht hatten, wurde von einem Dunländer mit einem einfachen Handgriff das Genick gebrochen und von den an die Oberfläche strömenden Sklavenhorden niedergetrampelt. Selbst wenn Nerblog versucht hätte, hier unter der Erde zu verweilen, wäre es ihm nicht gelungen. Irgendwo im Getümmel brüllte jemand einen fremdartigen Kriegsschrei, der sofort aus den rauen Kehlen des Hühnenvolkes widergegeben wurde.
Zusammengequetscht zwischen dutzenden schweißnassen, schmutzigen Körpern wurde der vergeleichsweise kleine Ostling durch den steilen Höhlenausgang mitgerissen wie ein kleines Ruderboot von einer Flutwelle.
Mit Mühe versuchte er, sich auf den Beinen zu halten, während er unkontrolliert von der Masse fortgespült wurde, doch schließlich wurde er von einem grölenden Barbaren in eine dreckige Pfütze direkt neben dem Einstieg in die Höhle gestoßen. Hektisch rappelte er sich auf, um nicht genau wie die Orks eine Etage weiter unten in den Boden gestampft zu werden.
Nachdem er einige Schritte von der Angriffsflut zurückgestolpert war, blickte er sich um. Er befand sich etwa dreihundert Schritt entfernt von dem dunklen Turm, der die gesamte Umgebung bei Weitem überragte. Dunkle Rauchschwaden dämpften das Licht einer blassen Sonne, die gerade tief im Osten über den Horizont gestiegen war.
Als er da stand, inmitten einer schmutzigen, zerbrochenen und blutigen Welt, schweifte sein Geist an den Ort ab, zu dem er gehörte- Rhûn. Der schlammige Boden vor seinen Augen verschwamm. Vor sich sah er die sich im Wind wiegenden Weizenfelder unter den tiefgrauen Wolken auf der Farm seines Onkels, er sah die vergoldeten Dächer der himmlischen Stadt Gortharia, er sah den stinkenden Fischmarkt am Salzmeer, wo er immer mit seiner Mutter gestanden und mit den laut ihre Ware anpreisenden Händlern gefeilscht hatte, hörte das Rauschen der Brandung, die gegen den Kai anrollten und spürte die Hitze des würzig rauchenden Kaminfeuers in seinem Zuhause- und dann spürte er den Knüppelhieb eines Orks, der auf seinen Schädel eindrosch.


Nerblog zum Fuß des Orthancs
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 10:59 von Fine »
manana