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Autor Thema: Die Wold  (Gelesen 11057 mal)

Vexor

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Die Wold
« am: 10. Mai 2009, 13:15 »
Antien, Celebithiel und Gandalf von der östlichen Mauer Isengarts


„ Gandalf auch wenn ich gelernt habe geduldig zu sein, so würde es mich nun doch interessieren, wohin uns unsere Pferde tragen. Die Orientierung in Rohan habe ich schon seit gestern verloren.
Ich bin mir einzig sicher, dass wir gestern um die Mittagstunde den Onodló überquert haben müssen, denn sein Wasser ist noch immer schwarz verfärbt und trägt das Leid der Onodrim“, besprach Celebithiel mit Gandalf, der auf seinem edlen Ross Schattenfell neben ihr ritt.
„ Celebithiel bitte verzeih mir; in den letzten Tagen war ich derart in Gedanken, dass ich ganz vergaß euch unser Ziel mittzuteilen.
Ich habe im Fangorn Nachricht von Faramir und Éowyn erhalten.
Jene wollen uns in der Wold treffen, um den nächsten Schritt in der Befreiung Rohans einzuläuten“, entgegnete ihr der weise alte Mann. „ Nun Celebithiel lange war ich in Schweigen gehüllt; ich bitte dich mich ein wenig an einem deiner Lieder zu erfreuen.“
Kleine Fältchen legten sich um den Mund des Zauberers, als jener lächelte und Celebithiel auffordernd ansah.

Faramir und Éowyn...ich kenne die beiden so scheint es mir. In Lorien habe ich die beiden Menschen gesehen.


„ Nun Mithrandir, welches der zahlreichen Lieder wünscht ihr euch.
 Sie reichen von den traurigen der Altvorderen Zeit bis zu den jüngsten unserer Geschichte“, antwortet sie während sie leicht überheblich, aber auf liebevolle Weise, die Nase rümpfte.

„ Werte Herrin des Mondes, schon lange habe ich nicht mehr das Lied des Abschiedes vernommen, die Ballade über Lúthien Tinúviel. So singe bitte diese Strophen für mich.“
Gandalf verstumme, schloss die Augen und lauschte der Melodie, welche Celebithiel anstimmte.

„Lebwohl, lieb Land, Nordhimmelstag,
von Glück beglänzt, seit sie hier lag
und hier mit leichten Gliedern lief
im Sonnenlicht, durch Mondflut tief,
Lúthien Tinúviel
- kein Wort strahlt je wie sie so hell.
Mag auch zerfallen einst die Welt,
Zurückgeschleudert und zerschellt
Im uralt finstren Unheilsschlund,
gut wär das Werk, der Schöpfung Grund
- Dämmerung, Frühe, Meer und Land -,
weil Lúthien hier erschien und schwand. „


Celebithiel sang die Strophen immer fort, ohne zu stoppen.
Während dessen ritten die drei weiter durch die karge Landschaft der Wold, dem nördlichsten Gebiet Rohans.
Vereinzelt gab es hier Bäume, jedoch war der Großteil dieser Steppenartigen Gegend mit Gras versehen, dessen Farbe von strohigem Gelb bis zu satten Grün variierte.

Der Duft von Blüten und milden Blätter fehlte Celebithiel, denn in ihrer Zeit in Lorien und dem Fangorn Wald hatte sie sich sehr an den Duft des Waldes gewöhnt und wollte seine Anwesenheit auch nicht mehr missen.

Schon lange bin ich unterwegs...die Monate sind ins Land gezogen seitdem ich aus Imladris aufgebrochen bin. Damals voller Hass auf Lórien, Galadriel und jegliches Lebewesen. Die Zeit hat mich verändert und obwohl ich soviel in den Büchen studiert habe, so glaube ich, dass ich erst in den letzten Monaten etwas gelernt habe. Sie öffneten mir die Augen und mein Herz.


Plötzlich juckte es sie am rechten Knöchel und sie fasste in den Stiefel hinein und zog den kleinen Dolch hinaus. Einen ihrer Schwarzblattdolche.

Den anderen habe ich in der Schlacht um Lorien verloren. Ich rammte ihn in den Leib einer der schwarzen Spinnen Dol Guldurs. Das Gift jener Spinne verätzte die Klinge so stark, dass ich ihn liegen ließ.


Sie betrachtete die schwarzverfärbte Klinge und erinnerte sich an die tausende Orks, welchen sie mit jener Klinge den Tod gebracht hatte. Sie erinnerte sich, wie die Klinge angefangen hatte schwarz zu werden und wie sie ihnen ihren Namen gab...die Schwarzblattdolche.

„ Euch brauche ich nicht mehr...ihr gehört zu meinen alten Leben; ihr seid wie die Narben geschlagener Schlachten; wie Wolken, die die Sonne verdunkeln; wie Wachstropfen auf einen frischen Pergament; ihr befleckt mein neues Ich, deshalb brauch ich auch nicht mehr“, flüsterte Celebithiel zu ihrem Dolch.

So glitt, der schwarze Dolch aus ihrer Hand und fiel auf den Boden, wo sich seine schwarze Klinge in den Boden bohrte.
Antien hatte Celebithiel gehört und gesehen, wie sie den Dolch fallen ließ, doch ging er nicht darauf ein und zog sich seine Kapuze über den Kopf, denn ein Gewitter setzte ein und der Regen prasselte auf sie herab.

Sie machten keinen Halt, denn Gandalf wollte noch heute sein Ziel erreichen.

Das Gewitter war vorbeigezogen und Celebithiels Kleid war nun durchtränkt vom kalten Regen. Ihr Blick richtete sich nach vorn, wo ihr scharfes Elbenauge den Anduin vernahm; den großen Strom, welcher seit Ewigkeiten zwischen Sauron und den freien Völkern umkämpft ist.

Sie schlugen eine nördlichere Route ein und schon bald offenbarte sich Celebithiel die Mündung des Limklars in den Anduin und ein großes Zeltlager.
Gandalf spornte Schattenfell zur Eile an und Antiens und Celebithiels Pferde hatten Müh und Not mit dem Ross der Rösser mitzuhalten.

Das Lager war in einer kleinen Senke gelegen. Tausende von Soldaten hatten sich dort versammelt, Menschen, wie Elben.
Banner Rohans, der Elben Loriens, Düsterwalds und Imladris†˜ waren gehisst.
Sie drei wurden jubelnd empfangen, wobei der Jubel weniger Celebithiel und Antien galt, sondern Gandalf dem Anführer der Widerstandsbewegung und der Hoffnung aller freien Völker.
Ihre Pferde wurden ihnen abgenommen und weggeführt, während Gandalf zu einem großen Zelt eilte.
Die anderen beiden blieben stehen, denn sie waren sich unsicher was sie tun sollten und ob sie Gandalf folgen durften..
Als sich Gandalf umdrehte und ihnen mit einem Kopfnicken klar machte, dass sie ihm folgen sollten, liefen sie sofort los.

Am Zelt angekommen ließen sie Gandalf als ersten eintreten und blieben einen Moment draußen stehen.
Celebithiel drehte sich zu Antien und sagte: „ Nun Antien der angenehme Teil unserer Reise ist jetzt vorbei. Jetzt beginnt es also.“

Daraufhin wurden sie hineingebeten.
« Letzte Änderung: 11. Aug 2016, 14:17 von Fine »


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Faendirs Start:

Faendir war nach wochenlangen Reisen endlich im Lager von Faramir und Éowyn angekommen. Selbst er, ein Elb der weite Wanderungen und Reisen gewohnt war, spürte die Müdigkeit und Erschöpfung in sich. Seine Glieder schmerzten und er freute sich schon auf ein gutes Essen.
Das Lembas-Brot aus Lothlorien war zwar gut, doch wenn man sich längere Zeit davon ernährt, sehnt man sich schnell nach etwas Abwechslung. Mit ihm reiste ein kleiner Trupp von Düsterwald-Soldaten. Er bestand aus 25 Bogenschützen und 34 Schwertkämpfern.

Als sie die Zelte erreichten, bot sich Faendir ein unerwarteter Anblick. Er hatte mit einem großen Heer von Elben und Menschen gerechnet, das war es jedoch ganz und gar nicht. Einen offenen Kampf würden diese Menschen, und seien sie noch so geschickt, nicht überleben.
Und die stark schwindende Zahl der Elben in Mittelerde lies es auch nicht zu, dass sich wieder ein Heer formierte, das so groß war wie in vergangenen Tagen.

Als er über die schulterhohen, weißen Zelte hinwegsah, erblickte er die starken Pferde Rohans, doch selbst diese waren nicht sehr zahlreich.

Mit welchem Heer wollen Faramir und Éowyn dies Land zurück erobern? Ich erkenne keine Stärke bei all den Eldar und Atani?

Er entfernte sich von seinen Reisebegleitern und schritt langsam durch die Reihen. Faendir erregte kaum aufsehen, die meisten registrierten ihn gar nicht. Das war kein Wunder, denn mit seiner geringen Körpergröße und seinem verschmutzten braun-grünen Umhang fiel er kaum auf. Er setzte sich zum Lagerfeuer, wo sich einige Menschen versammelt hatten. In der Mitte hing ein mit Ruß bedeckter Kochtopf über der Flamme. Er schloss für einen Moment die Augen und all die Schmerzen flossen aus seinem Körper. Er merkte wie es an der Fußsohle leicht kribbelte.

"Nimm dir etwas Suppe!", sagte einer der Männer.

Faendir schaute in die Runde und blickte seinem Gegenüber tief in die Augen. Er sah ihn an und nickte ihm leicht zu. Dies war Faendirs Art sich zu bedanken bei Leuten, die er nicht kannte.
Er nahm sich eine von den Holzschüsseln die neben dem Feuer lagen und schöpfte mit der Kelle etwas Suppe heraus. Sie war nicht besonders gut, für den Geschmack des Elben etwas zu stark gewürzt, doch das war in dem Moment egal. Die Hauptsache war, dass er wieder etwas anderes zu essen bekam als das Wegbrot. Er verschlang die Suppe regelrecht, als es plötzlich Laut um ihn wurde.

"Seht, der weiße Reiter; er kehrt zurück zu uns", hörte man eine Stimme schreien. Aus einem großen Zelt in der Mitte des Lagers kam ein großer Mann mit braunen Haaren, gleich gefolgt von einer wunderschönen, weiß gekleideten Frau. Ihr Teint war blass und ihr Gesicht so schön wie das einer Elbin.
Faendir stand auf und blickte zu den Reitern hinüber. Es waren drei an der Zahl. Einer war Gandalf der Weiße, gefolgt von einem Elben mit braunen Haaren. Er wirkte etwas zurückhaltend und ruhig. Als Faendir die Dritte erspähte, stockte ihm beinnahe der Atem. Es war eine wunderschöne Elbenfrau. Ihr rötlich-blondes Haar wehte spielend im Wind und ihre tiefblauen Augen glänzten betörend schön im Sonnenlicht.

Faendir ging näher hin zu den Reitern, doch viele drängten sich vor ihn und so sah er kaum etwas von den Ankommenden.
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Vexor

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Der Felsen auf dem Celebithiel lag fühlte sich sonderbar warm an und war gleichzeitig so ungemütlich, dass sie am liebsten aufgesprungen wäre.
Seit zwei Wochen schon wartete sie Tag für Tag auf die Rückkehr Gandalfs, denn sie hielt es im Lager Faramirs nicht mehr aus.
Auch, wenn sie die Gesellschaft der Menschen schätze, so waren ihr manche ihrer Sitten rätselhaft und die Not und Angst des Krieges, die in jedem ihrer Herzen nistete, verstärkte dieses Gefühl noch und machte sie griesgrämiger und veränderte ihren Charakter.
Auch die wenigen Frauen, die im Lager Faramirs kampierten mied Celebithiel mittlerweile. Ihre müden Augen und ausgemergelten Gesichter musterten sie jedes Mal mit einer Mischung aus Bewunderung, Neid und Angst.
Einzig die weiße Dame Éowyn spendete Celebithiel Trost und gemeinsam ritten sie aus und erkundigten sich bei den umherliegenden Bauern nach Neuigkeiten aus Edoras oder Isengart.
Jedoch fühlte sich Celebithiel hier am wohlsten, allein auf dem kantigen Felsen, der das wärmende Frühjahrs licht in sich speicherte.
So saß sie nun hier, dachte an Gandalfs Reisen und an all die Orte, die er besuchte ohne sie mitgenommen zu haben.
Vor neun Tagen war er verschwunden und hatte Antien und ihr eine kurze Botschaft hinterlassen:
Lieber Antien, Liebe Celebithiel,
entschuldigt meine spontane Abreise, aber ich muss etwas Wichtiges überprüfen. Ich werde bald zurück sein
Mithrandir
Vor ihren Augen erstreckte sich die grüne Steppe, die so weitläufig war, dass Celebithiel Tage damit verbracht hatte jeden einzelnen Flecken Erde mit ihren Augen abzutasten und in sich aufzunehmen.
Bevor Mithrandir aufgebrochen warten tobten heftige Unwetter in der Wold. Es war erbittert kalt gewesen und das Lager stand mehrmals unter Wasser.
Die Sonne hatte sich jedoch nichts von ihrer Stärke nehmen lassen und  schien nun auf die Wold hinab und die sonst so trockene Steppe zierte eine Decke von sattem Grün, hauptsächlich aus wildem Klee.
Es war windstill und mit geschlossenen Augen und ausgetreckten Gliedern hatte es sich Celebithiel auf den Felsen gemütlich gemacht.
Das Treiben und Werken im Lager war weit entfernt, aber sie hörte es trotzdem wie sanftes Rauschen eines Flusses. Wenn sie sich anstrengte konnte sie sogar die Lieder der Bäume des alten Fangorns hören, die immer noch wehklagend vom Ältesten ihrer Hirten sangen.
Unter das sanfte Rauschen und die Lieder der Bäume legte sich ein anderes Geräusch, welches vertraut und doch fremd erschien. Es näherte sich schnell und unaufhaltsam kam das unverwechselbare Klang der Hufe Schattenfells entgegen.
„Gandalf!!“, schrie Celebithiel und schreckte hoch.
Sie lag in einem dunklen Zelt neben Antien, der friedlich schlief.
Celebithiel zog sich einen dünnen braunen Mantel über und stieg aus dem Zelt. Draußen flackerte ein Feuer an dem Truppen Faramirs Wache hielten. Jene grüßten sie und Celebithiel erwiderte es mit einem kurzen, aber freundlichen Lächeln.

Die Nächte waren sichtlich kühler als die Tage und Celebithiel bereute es sich nicht ihren dickeren Mantel angezogen zu haben. Sie stapfte weiter durch das feuchte Gras und kam zu einem weiteren Lagerfeuer an dem erneut Soldaten saßen, oder viel mehr lagen. Manche grölten andere schnarchten. Der beißende Geruch von Rum und Bier stieß Celebithiel in die Nase und sie sah die vielen Flaschen und Krüge, die wie ein Scherbenhaufen über den gesamten Boden verteilt waren.

Von Tag zu Tag wird es schlimmer...nach der Niederlage in Lorien greift der Mund härter durch. Um die Pläne seines Meisters zu erfüllen plündert er immer mehr Dörfer...tötet Frauen und Kinder. Tag für Tag erhalten wir durch unsere Spione Namen von neuen Kindern und Frauen, die getötet wurden. Die Männer verlieren den Mut und sie suchen Trost im Alkohol...

Zügig ging sie weiter zu den provisorischen Ställen, die die Männer Faramirs aufgestellt hatten. Dies war immer ihr erstes Ziel gewesen, nachdem sie aus ihren Träumen mitten in der Nacht gerissen wurde, um zu sehen ob Gandalf bereits eingetroffen war.
Wie sonst auch war dieser Gang vergeblich gewesen. Sie lehnte sich gegen die hölzerne Wand, schloss die Augen und atmete tief ein.

„ Welch ungewöhnliche Zeit...für eine junge Elbendame...herumzutreib en“, hickste eine unbekannte Stimme. Celebithiel riss die Augen auf, vor ihr hatte sich ein Schrank von einem Mann aufgebaut, der sie finster ansah. „ Man könnte einen falschen Eindruck von euch erhalten, wenn ihr versteht was ich meine“, fuhr der Mann fort.
Der Geruch von Alkohol strömte aus jeder seiner Poren, jedoch war sie wie gelähmt von der Gestalt der Person, die sich vor ihr aufgebaut hatte.
Es war stockfinster, da es Neumond war und die fernen Lichter des Lagers erschienen ihr so weit entfernt, wie die Sterne am Nachthimmel.
„ Stellt euch nur vor, was alles hätte passieren können, wenn ihr hier so allein umher wandelt? Wer euch alles hätte begegnen können?!“
Celebithiel traute sich nicht zu blinzeln, nicht zu atmen noch sich zu bewegen. Es herrschte Schweigen und es kam ihr vor als würden Stunden vorbeiziehen, denn ihr Puls raste und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie hörte das Schnauben der Pferde, oder war es das Schnauben des Mannes? Sie konnte nichts mehr einordnen die Gedanken und Eindrücke rasten durch ihren Kopf. Da schon wieder, oder kam das Geräusch vom Lager?

Mit belegter Stimme konnte sie sich endlich durchringen etwas zu sagen, „ Mein Herr...wür...würdet...ih r mich..ähm..vorbeilassen. ..i-i-ich..müsste zurück ins Lager...Herr Faramir hat nach mir beste..ellt.“ So schwierig die Worte waren, so einfach war es auf einmal einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie umging den Mann, als wäre er ein Felsen, als wäre er der Felsen aus ihren Traum so warm und kantig.
„ WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“, schrie der Felsen auf einmal. Celebithiel zuckte zusammen, all die Leichtigkeit war verflogen und verwurzelt mit dem nassen Gras stand sie da keinen Meter von ihm entfernt. Plötzlich spürte sie die raue Hand an ihrem Handgelenk, die Wurzeln wurden aus dem Boden gerissen und sie flog durch die Luft und ihr Rücken prallte gegen das harte Holz des Stalles.
Der Felsen drückte ihre Hände gegen die Wand und presste sich gegen ihren Körper.
Sie bekam keine Luft, sein Knie rammte er in ihren Magen.
„ Na wie fühlt ihr euch Fräulein Unsterblich?“, sagte der Felsen in ungewöhnlich ruhigen, schon fast bemitleidenswerten, Tonfall. „ Meine Frau und meine zwei Töchter waren nicht unsterblich. Sie wurden von den Dunländern überfallen, vergewaltigt und aufgeschlitzt“, fuhr er fort als würde er nicht mir ihr, sondern mit jemand anderen reden.
Celebithiel wurde schlecht, sie drehte ihren Kopf zu Seite. Der Felsen schlug sie zweimal ins Gesicht, während er sie anschrie. „ SIEH MICH GEFÄLLIGST AN, WENN ICH MIT DIR REDE DRECKSWEIB!“.
Sie bewegte sich nicht, er schlug sie wieder und ließ ihre linke Hand los und griff sie am Kiefer, um ihren Kopf zu seinem zu drehen. Sie hatte die Augen geschlossen und erwartete weitere Schläge, doch es folgte nichts. Anstatt dessen hörte sie ein leises Wimmern und sie spürte, wie sich der Griff an ihrem Kiefer und um ihr Handgelenk lockerte. Dennoch traute sie sich nicht die Augen zu öffnen, aus Angst davor, was noch geschehen würde.
„ Es tut mir so leid Mara, Melena und Nin. Wie konnte ich euch nur in Stich lassen?“.

Der Felsen lag nun weinend und schluchzend in Celebithiels Schoss. Immer wieder hörte sie ihn die Namen seiner Frau und Kinder in die finstere Nacht hinein rufen.
Nach einer Stunde nahm Celebithiel behutsam den Kopf des Felsen und bettete ihn auf einem Nest aus Stroh, welches sie aus dem Stall geholt hatte. Dann legte sie ihren Mantel über seinen kantigen Körper und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht.

Sie spurtete zum Lager zurück und teilte den Soldaten mit, dass sie bei den Ställen einen schlafenden Mann gefunden habe und Angst habe, dass er erfrieren würde in der Nacht. Jene eilten sofort los und holten den Felsen zum Lagerfeuer.
„ Gnädige Frau vielen Dank für eure Nachricht, das ist Jéol. Er trinkt zurzeit ein wenig über den Durst, nachdem er erfahren hat, dass seine Frau und Kinder ermordet wurden. Dabei war er früher so ein fröhlicher und ausgewogener Mensch“, sagte einer der Wachen.
„ Der Krieg verändert jeden von uns, die wenigsten zum positiven“, murmelte Celebithiel und entfernte sich von der Gruppe Soldaten, die am Feuer standen.
Sie sprach kein Wort mehr als sie zu ihrem Zelt zurückkehrte. Leise, um Antien nicht zu wecken, kletterte sie ins Innere und holte vier Kerzen aus einer Tasche, die ihr Gandalf gegeben hatte. Behutsam zündete sie die Kerzen an und steckte sie in den Boden, vor dem Felsen auf den sie die letzten neun Tage gelegen hatte.

Für Jéol, Mara, Melena und Nin, damit ihr Frieden findet.

Sie saß im nassen Gras vor den Kerzen, die sie aufgestellt hatte und blickte starr und teilnahmslos auf den monotonen Tanz ihrer Flammen im Nachthimmel.
Die erste Kerze hatte sie Jeól gewidmet, oder den Felsen, wie sie ihn nannte, obwohl sie nun seinen eigentlichen Namen kannte. Vor ihrem inneren Auge erschienen seine beiden Gesichter. Das erste vor Wut schnaubende und verzerrte Gesicht, welches von einem dunklen Schatten verdeckt wurde. Dann erschien das andere warm, traurig mit Augen, wie Kastanien, die sie so flehen angesehen hatten, dass es ihrem Herz Stiche versetze. Als sie die anderen Kerzen ansah sah sie keine Schatten, keine Gesichter, keine Kastanien.
Dort fühlte sie Mitleid, Verständnis und Verbundenheit. Hatte jemand für ihre Eltern Kerzen aufgestellt. Für ihre Mutter, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte und wollte. Für ihren Vater, dem Helden ihrer Kindheit, den Drachentöter.
Dann blickte sie gen Westen, wo sich Isengart befand und sie spürte die Quetschungen an den Handgelenken, den Schmerz im Magen und die Handabdrücke im Gesicht und sie empfand Hass.
Nicht Hass gegenüber dem Felsen, sondern Hass den Schergen des Schwarzen Landes, seinen Dienern und seinem Herrn gegenüber.

Der Himmel begann sich nun rot zu verfärben und Celebithiel erhob sich und blickte in den Osten. Als sie den Schatten erkannte, der sich dort näherte war sie sich sicher, dass es Gandalf war.
Jedoch rannte sie nicht sofort zu ihm, Celebithiel begab sich zurück in ihr Zelt und legte sich nieder.
Sie schlief nicht mehr ein, sondern wartete ab bis Gandalf sie und Antien aus dem Zelt holte.





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„ Können wir uns auf ihn verlassen?“
„ Er ist ein Bote und ich ihn vertraue ihn, was in den heutigen Tagen selten vorkommt, denn überall lauern nun die Spione des Feindes. Sauron droht uns mit all seiner Macht zu vernichten. Sein Siegeswille ist trotz der Niederlage in Lorien ungetrübt. Die Belagerung um den Erebor ist in vollem Gange, Rohan gefallen, Gondor unterjocht. Bald wird eine neue Streitwelle anrollen, geformt aus den Heerscharen der Herren der zwei Türme, um das Waldreich Lothlórien und die tausend Jahre alten Mellyrn nieder zu brennen.“
Celebithiel stockte und vor sich sah sie die Wiesen brennen und, wie die Orks die tausend kleinen Teiche anfingen zu schänden. Sie sah den Teich, an dem sie Nîdanadh zum ersten Mal gesehen hatte.
Plötzlich fühlte sie die warme Hand auf ihrer Schulter, die Hand Mithrandirs.
„ Ich wollte dich nicht missmutig Stimmen Celebithiel, aber lass uns nicht länger darüber diskutieren, ob Faendir die richtige Wahl war oder nicht. Lass mir nur noch ein wenig Zeit bis ich die Botschaft für Galadriel ausformuliert habe, einverstanden?“
Sie nickte kurz und trat aus dem einfachen Stoffzelt, in dem Gandalf seine kurzen Aufenthalte in der Wold verbrachte.

Es war ein kühler Tag und obwohl sie keine einzige Wolke am Himmel sah und die Sonne mit so reiner Wärme das Land streichelte, musste sich Celebithiel eine Jacke über das Blütenweiße Kleid ziehen, welches sie angezogen hatte als sie Gandalf am Morgen abgeholt hatte. Dies war natürlich nicht der einzige Grund, warum sie das tat; auf diese Weise musste sie nicht erklären, woher die Quetschungen an ihren Handgelenken ruhten. Die Rötungen aus ihrem Gesicht waren abgeklungen und das Schmerzen des Magens, war ein inneres Leiden.
Wo Antien wohl steckt? Er ist zur Besprechung über die Botschaft nicht geblieben
Doch sie suchte nicht lange an ihm, wie all die letzen Tage saß er mit anderen Menschen und Elben auf einer Bank und sang Lieder, über alles was ihm durch den Kopf wanderte.
Ich lasse ihn lieber in Ruhe. Er findet langsam andere Freunde, und ich möchte mir lieber eine andere Möglichkeit zur Nachrichtenüberbringung überlegen, als diesen Elben, namens Faendir.

Deshalb begab sie sich an den warmen Stein, der ihr mittlerweile vertrauter war als ihr Zelt, in dem sie Tag für Tag nächtigte.

Ob Galadriel die Botschaft Mithrandirs mit Wohlbehagen empfangen würde? Ich spiele auch mit dem Gedanken Galadriel selbst etwas mit auf den Weg zu geben, aber was sollte ich ihr schon sagen. Der Abschied ist immer noch ein schmerzhaftes Erlebnis für mich und meine Liebe zu den beiden mir immer noch zu präsent, als ob ich schon wieder in Kontakt mit ihnen treten könnte.
Andererseits würde ich ihr so viel sagen und berichten wollen: von Antien, ihren neuen besten Freund und Begleiter, von Baumbarts Tod und dem Aufenthalt bei den Ents, von der weißen Dame Èowyn und dem Ereignis mit dem Felsen...Ja es gibt so viel von dem ich ihr erzählen möchte, aber erst nachdem ich wieder zurück in Lorien bin.


Celebithiel schritt über das struppige Gras, der Steppe Rohans, und bewunderte die wenigen Blumen, die hier blühten. Angefangen von häufigen Gänseblümchen bis hin zu seltenen Osterglocken. Plötzlich vernahm sie den seltsamen Ton eines Musikinstrumentes, zunächst hielt sie es für eine Harfe, aber beim nächsten Ton wurde ihre Vermutung enttäuscht. Sie sah einen Elben ein für Elben ungewöhnliches Instrument spielen, eine Flöte. Er spielte sie mit solcher Feinheit und Eleganz, dass es ihr Gänsehaut versetzte.
So stand Celebithiel, die Herrin des Mondes, mit einer Osterglocke in der Hand da und beobachtete den Elben Faendir, wie er ein Stück auf seiner Flöte spielte und dabei fröhlich und jung, wie ein Kitz wirkte.  Doch so gleich musste Celebithiel stutzen als sie eine zweite Melodie vernahm, eine Melodie die ihr sehr vertraut war. Es war die Singstimme ihrer Nachtigall.
Sie beobachtete den Tanz der Nachtigall mit dem jungen Kitz und so wurde ihr die Lösung auf Gandalfs Frage klar.
Die Nachtigall in Begleitung von Faendir!

Sie hüpfte, beflügelt und inspiriert von der Musik Faendirs, zurück zum Lager und stürzte in das Feldlager Mithrandirs, welcher Pfeife rauchend auf einem Schemel saß.
„Ich habe die Lösung!“, entfuhr es Celebithiel.

Nur wenige Minuten später wurde Faendir zu Gandalf gerufen.


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Re: Das Lager Faramirs, Éowyns und dem großen Heer in der Wold
« Antwort #4 am: 13. Sep 2009, 20:07 »
Faendir saß ein letztes Mal am Feuer bei den anderen Männern. Er hatte sie in den letzten Wochen etwas kennen gelernt. Allerdings musste er sich sehr zurück halten.

In Kriegszeiten ist es nie gut enge Freundschaften zu schließen. Der Verlust man erleidet, wäre viel zu groß. Hoffentlich ist diese Ära  bald vorbei, denn jeder von ihnen ist eine einzigartige Persönlichkeit, die es wert ist kennen gelernt zu werden.

Er nahm sich ein Stück von dem köstlichen Hasenbraten, der sich langsam über dem Feuer drehte. Der Elb genoss es regelrecht, vor allem weil er wusste, dass er sich die nächsten Wochen wieder nur von einfachem Wegbrot ernähren musste. Die kleinen Vorratsbeutel an seinem Gürtel waren bereits damit befüllt.
Als er fertig war, stand er auf und ging wortlos. Sein Auftrag war geheim und keiner durfte davon erfahren.

Faendir ging langsam aus dem Lager hinaus in Richtung Fluss. Sein Blick blieb im Gewässer des Limklar hängen. Er beobachtete wie das glasklare Wasser fröhlich dahinplätscherte, als ob es nicht wüsste, welch dunkle Zeiten auf es warten.

Oh du wunderschöner Limklar. Seit den frühen Tagen dieser Welt fließt du fröhlich und unbeschwert in den großen Strom und verlierst dich schließlich in den unendlichen Tiefen des Meeres. Die Tage werden dunkler, doch das hält dich nicht auf.
Wie sehr wünsche ich mir, dass auch mein Leben so wäre. Wie gerne würde ich mit den Vögeln singen und auf die wunderschöne Schöpfung Yavanna’s herabblicken, ein Lied spielen, dass so kindlich und lebhaft klingt, wie deine spielerischen Wogen.


Ehe sich Faendir in seinen endlosen Gedanken verlor, nahm er seinen Wasserbeutel und füllte ihn mit dem frischen Wasser, welches direkt aus dem Nebelgebirge kam. Während sich das Gefäß langsam füllte, sah der Elb auf das andere Flussufer. Auf einem grasgrünen, unscheinbar-kleinen Baum saß die Nachtigall und beobachtete ihn lautlos. Er erinnerte sich nochmals an alles was Gandalf und Celebithiel ihm aufgetragen hatte:


Ihm war sehr unwohl, als der Elb hörte, dass Gandalf nach ihm verlangte und als er das Zelt betrat wurde es noch heftiger.

„Faendir, Kundschafter des Düsterwaldes, sei mir willkommen“, sagte der weiße Zauberer und machte mit der Hand eine eindeutige Bewegung, die ihm anbot sich hinzusetzten.
„Ich habe einen Auftrag für euch, junger Elb.“
Etwas misstrauisch blickte er auf Gandalf und nickte ihm kurz zu, um ihm klar zu machen, dass er bereit dafür war.
„Ihr müsst der Herrin Lothlóriens und eurem König so schnell wie möglich eine Nachricht überbringen. Es ist sehr wichtig und sehr gefährlich. Die nördlichen Lande sind zwar gereinigt, doch es wurden wieder zahlreiche Spähtrupps aus Mordor und Rhûn gesichtet. Sauron weiß, dass sich die Menschen und Elben irgendwo sammeln um weiter vorzudringen, doch bis jetzt hatten wir großes Glück.“

Der Zauberer versank für einen Moment in seinen Gedanken. Er wirkte wie ein alter Mann, auf dessen Schultern sich die Last all seiner Lebensjahre bemerkbar machte und doch vermittelten seine Worte und sein verständnisvoller Blick einen Funken Hoffnung.
„Es ist wichtig, dass Galadriel und Thranduil über unser weiteres vorgehen bescheid wissen. Deshalb wirst du ihnen die Nachrichten übermitteln“, sagte Gandalf „um genauer zu sein, wirst du die Nachricht nur dorthin geleiten.“

„Wie meint ihr das, Mithrandir?“, entgegnete der Elb.

Plötzlich nahm er die wunderschöne Elbenmaid wahr, die sich in einem abgeschiedenen Winkel des Zeltes verbarg. Auf ihrem Unterarm saß die kleine Nachtigall, die ihn vorhin fröhlich mit ihrer hellen Singstimme begleitete.

„Es war meine Idee“, sagte sie.
„Wer seit ihr?“ fragte er ganz schüchtern.
„Mein Name ist Celebithiel und ich bin eine Weggefährtin des Weißen Reiters. Wie ich vorhin gesehen habe, habt ihr bereits Bekanntschaft mit meiner kleinen Freundin gemacht.“

Im selben Augenblick erhob sich die Nachtigall von Celebithiels Hand und setzte sich auf Faendirs linke Schulter.

„Die Nachtigall kennt die Botschaft. Schon früher hat sie mir gute Dienste geleistet, doch ich spüre die wachsende Dunkelheit und ich wage es nicht mehr sie alleine zu schicken. Saurons vernichtender Arm wird immer länger und schon bald wird er Lothlórien wieder erreichen.“, sagte Celebithiel.

Faendir sah in ihren Augen die tiefe Angst vor Sauron und ihre enge Verbundenheit zu dem kleinen Vogel. Ihre tiefblauen Augen waren glasig, so als hätte sie während sie sprach den Tod der Nachtigall gesehen. Ihr Gesicht war kreidebleich und im Schatten des Zeltes wirkte ihr sonst so elegantes Auftreten, einsam und trostlos.

„Sorgt euch nicht um eure Weggefährtin. Ich werde sie wohlbehalten nach Lothlorien bringen, wo wir sicher sind vor der langen Hand Saurons“, antwortete ihr Faendir.

Er sah wieder zu Gandalf hinüber, welcher sich gerade etwas Pfeifenkraut in seine gebogene Holzpfeife hineinpresste. Mithrandir hob seinen Blick und verharrte einen Moment schweigend. Schließlich sagte er zum Abschied: „Galu… Boe i ledhil, mellon.“


Der Lederbeutel war mittlerweile voll mit Wasser. Er verschloss den Trinkbeutel und hängte ihn über die Schulter.
„Komm, meine kleine Nachtigall! Unser Weg ist weit und die Zeit sehr knapp.“


Faendir zur Ebene von Celebrant
« Letzte Änderung: 11. Aug 2016, 12:17 von Fine »
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Re: Das Lager Faramirs, Éowyns und dem großen Heer in der Wold
« Antwort #5 am: 21. Sep 2009, 20:52 »
Immer wieder legte sie Scheite um Scheite behutsam nach, damit das Lagerfeuer nicht erlöschen würde.
Die letzten Tage hatte es immer mal wieder kurze Frühlingsgewitter gegeben und das Holz war feucht, so hatte Celebithiel ein besonderes wachsames Auge auf das Feuer, welches ihr Wärme spendete und sie vor wilden Tieren schützte.
Sie saß allein an den knisternden Flammen und beobachtete, wie die Flammenhälse sich das frische Holz entlang züngelten, bevor sie sich es ganz einverleibten.
Die Decke aus Wolle hatte sie sich fest umgeschlungen und die Knie angezogen. Ihr rot-blondes Haar hatte sie zu einem festen Knoten gebunden und nach hinten gesteckt. Es schien als ob das Haar das intensive Rot in sich aufnehmen würde, denn im faden Schein des Feuers wirkte ihr Haar als wäre es die glühende Lava des Schicksalsbergs selbst.
Keine Nachricht von Faendir, ob ihm und der Nachtigall etwas zugestoßen ist? Ich denke nicht, er wird noch nicht in Lorien angekommen sein. Die üblichen Wege zu den Grenzen des Waldlandreiches sind in den Tagen des Krieges versperrt, und die Umwege schlecht zu begehen.
Sie versank erneut in das Schauspiel, welches sich vor ihr offenbarte. Die Jagd der Flammen und des Holzes faszinierte sie und immer wenn die Funken in die Luft schossen riss sie die Augen weit auf.
Die rubinroten Funken im pechschwarzen Nachthimmel sehen aus wie die erzürnten Sterne Vardas.
Celebithiel legte sich auf den Rücken und begann die Sterne zu beobachten. Das Himmelszelt, welches über ihr lag, versuchte sie in sich aufzunehmen, aber jedes Mal wenn sie ihren Kopf bewegte sah sie neue Formationen von strahlenden silbernen Punkten und ihr Auge konnte sich nicht satt sehen an der geballten Schönheit des Firmaments.
Zufrieden mit sich und begeistert von der Eleganz und Vollkommenheit der Eindrücke, die sie heute Abend erblickt hatte, begann sie zu summen. Zunächst eine Melodie aus einfachen Tönen und Musikstücken, welche sie kannte. Doch mit der Zeit variierte sie die Strophen und komponierte selbst.

Einmal wissen, dieses bleibt für immer,
ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt,
ist nicht Farbenschmelz, noch Kerzenschimmer,
von dem Grau des Morgen längst verjagt,
Einmal fassen, tief im Blute fühlen,
dies ist mein und es ist nur für Dich,
nicht die Stirne mehr am Strome kühlen,
dran ein Nebel schwer vorüber strich,
Einmal fassen, tief im Blute fühlen,
dies ist mein und es ist nur für Dich,
klagt ein Vogel ach auch mein Gefieder,
näßt der Regen flieg es durch die Welt,
der goldene Schimmer des Abendrots verglüht,
eröffnet sich die schwarze Nacht und silbern Schein des Firmaments,
beide verbunden durch der Sterne Schein und Mondes Leuchten,
suche ich weder nach Aufgaben, noch nach Antworten,
lebe durch den Leib des Seins und den Duft der Blumen,
jene für immer hier im Angesicht der silberkrönten Maid,
klagt der Vogel nimmermehr, sondern singt auf der Weide Krone,
lebt in Zweisamkeit und fliegt durch die Welt.

Plötzlich wurde es dunkel und Celebithiel erschrak. Das knistern des Feuers war verschwunden und die erzürnten Sterne Vardas ebenfalls. Die glühende Lava wich aus Celebithiels Haar und zurück blieb sie, sie allein.
Sie wandte ihr Gesicht zur Feuerstelle und richtete sich auf. Vereinzelt sah sie die heiße Glut, umrandet von grauer Asche. Celebithiels Lungen füllten sich mit kalter Nachtluft, sie blies und die Glut loderte auf.
Nach kurzer Zeit loderte das Feuer erneut neben ihr und ihre Ohren vernahmen das vertraute Knistern des Holzes und ihre Augen sahen die Flammenhälse sich erneut an den kleinen Ästen hinauf schlängeln, um sie in sich aufzunehmen.
Jedoch war etwas anders, denn auch ihre Nase vernahm etwas; den Geruch eines Mannes.
Sie ließ sich zurückfallen und spürte den Körper eines anderen, sie lehnte nun an seiner Brust.
Celebithiel schloss die Augen und schnupperte an dem bernsteinfarbenen Haar, welches ihre Schulter streifte. Es hatte den Geruch des Alten Waldes immer noch nicht abgelegt, und als sie den Geruch in sich einsog, um ihn nie wieder loszulassen, fielen ihr die vielen Geschichten seiner Jugend und Kindheit ein, die ihr Antien erzählt hatte. Innerlich spielten sie vor sich ab und sie begann zu lächeln.
„ Ein wunderschönes Lied Celebithiel. Trägt es denn auch einen Namen?“
Sie wollte ihre Augen nicht öffnen und die Bilder, die sie so amüsierten, nicht verlieren, aber als sie seine Frage hörte zwang sie sich dazu. Celebithiel blickte hinauf und ihre ozeanblauen Augen trafen seine dunkel grünen Augen. Ihr Blick verlor sich in dem seinem und lange ließ sie ihn auf ihre Antwort warten.
„ Nein, es besitzt keinen Namen, es entstammte meiner Phantasie“.
Antien musste lächeln, “ Dann ist es die Ballade der silbernen Maid; deine Ballade!“
Celebithiel wand sich aus ihrer Position und setzte sich ihm nun gegenüber.
„ Mein lieber Antien, die letzten Monate waren hart und mühsam für mich. Ich habe einen weiten Weg gemacht, emotional, aber auch physisch gesehen und die ganze Zeit über warst du mein Wegbegleiter, Freund und mein Vorbild.
Ich erinnere mich noch genau an den Tag als wir uns zum ersten Male trafen. Es war in Lorien in den Gemächern der Herren des Lichts. Tief saßen die Trauer und die Wehmut in meinem Herzen und hausten dort, wie einst der dunkle Schatten im Düsterwald. Sie benebelten meine Sinne und erstickten jedes Glücksgefühl und jede Freude im Keim. Doch als ich dich zum ersten Mal sah, sah ich Licht am Ende des Tunnels. Ein Sonnenstrahl durchdrang die düsteren Netze, und als ich in das Licht sah, erblickte ich dein strahlendes Lächeln.
Ich habe dir nie gedankt, aber du hast mir durch so vieles geholfen. Nur deinem Frohmut und deiner Freundschaft verdanke ich es, dass ich jetzt so, wie ich bin, durchs Leben gehen kann, ohne Angst, ohne Verbitterung. Danke!“
Als Antien etwas erwidern wollte, legte sie behutsam ihre Finger auf seine weichen Lippen. „ Ruhig, du musst darauf nicht antworten“. Und mit diesem Worten schloss sie die Augen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

---
„ Wiedersehen Faramir und Eowyn wir werden uns bald siegreich in Edoras wiedersehen“, hörte Celebithiel Gandalfs Stimme.
„ Mithrandir das werden wir, siegreich und unbeschadet. Wir wünschen euch viel Glück bei eurer Reise“, ertönte die Stimme der weißen Dame, Eowyn.
Antien und Celebithiel saßen bereits gesattelt auf ihren beiden Pferden. Die weiße Stute Celebithiels türmte sich schon unruhig auf, sie spürte die wachsende Ungeduld ihrer Reiterin.
An Gepäck hatte sie nicht viel mitgenommen, nur ihr Schwert und ihre Rüstung führte sie mit sich, da Gandalf ihr mitgeteilt hatte, dass sie nicht mehr die Möglichkeit haben werde, die beiden Dinge aus dem Lager abzuholen. Jedoch hatte er ihr nicht mitgeteilt, wohin sie nun aufbrechen würden.
Stolz galoppierten die drei Gefährten aus dem Lager in der Westfold. An der Spitze der weiße Reiter mit seinem edlen Ross Schattenfell, gefolgt von Antien, dem Wanderer aus dem Alten Wald. Als letztes ritt Celebithiel, die silbergekrönte Tochter des Mondes. Ihr rauchblaues Kleid flatterte im Wind und die silbernen Stickereien glühten bedrohlich im blutroten Morgenrot.
Nach einiger Zeit drehte sich Celebithiel um und blickte zurück. Das Lager erschien ihr nun klein und irreal, aber sie kam nicht darum den Felsen einen Abschiedsgruß zu hinterlassen.


.Celebithiel, Antien und Gandalf nach Firnharg im Weißen Gebirge
« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 00:41 von Fine »


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Eine unerwartete Begegnung
« Antwort #6 am: 11. Dez 2018, 15:55 »
Cyneric und Zarifa von der Ebene von Celebrant


Wider Erwarten hatte Cyneric die Brücke über den Limklar unbewacht vorgefunden. Das beunruhigte ihn und lenkte ihn für einen Augenblick von der Sorge um Zarifa ab.
Rohans Grenzen sind ungeschützt, dachte er. Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich frage mich, was in meiner Abwesenheit nur geschehen ist...
Vor ihm breiteten sich die trostlosen Wiesen der Wold aus. Der Schnee, der auf der Ebene von Celebrant niedergegangen war, hatte das nördlichste Teilgebiet Rohans noch nicht erreicht. Das bräunliche Gras, das hier vorherrschte, liess das Land noch verlassener wirken, als es in Wahrheit war. Der kalte Wind, der über die Wold fegte, sorgte dafür, dass Mensch und Pferd froren und sich nur durch Bewegung warm genug halten konnten. Cyneric hatte seinen dicken Umhang abgelegt und ihn um Zarifa gewickelt, deren Zustand sich kaum verändert hatte. Obwohl inzwischen zwei lange Stunden seit dem Vorfall vergangen waren, war die junge Südländerin noch immer nicht ansprechbar. Hin und wieder gab sie undeutliche Worte in einer Sprache von sich, die Cyneric nicht verstand. Seine Besorgnis verminderte sich dadurch nicht.

Sie ritten in großer Eile weiter. Im Osten bahnte sich als fernes, blaues Band am Horizont der Anduin seinen geschlängelten Weg nach Süden. Rechter Hand, im Westen, war ein undeutlicher, dunkler Streifen jenseits der grasbedeckten Landschaft der Wold zu erkennen. Dort ragte der Wald von Fangorn auf, von dem Cyneric sich stets fern gehalten hatte. Er hatte nicht vor, seine Meinung darüber heute zu ändern.
Bald schon kamen sie in die südlicheren Gebiete der Wold. Hier begann das Gelände, sanft in Richtung des großen Flusses Entwasser abzufallen. Bis zur Ost-Emnet war es nun nicht mehr weit. Vor ihnen ragte ein flacher Hügel aus dem Grasland auf, der mit kleineren Felsen übersät war. Cyneric lenkte sein Ross darauf zu, in der Absicht, von der Kuppe des Hügels einen Blick auf die umliegenden Lande zu werfen. Bislang hatte er nur ein einziges Dorf gesichtet, das sich als verlassen heraus gestellt hatte. Die Hoffnung, einen Heiler für Zarifa zu finden, war bislang unerfüllt geblieben.
Oben angekommen musste Cyneric feststellen, dass er nicht der Einzige war, der den Hügel als Aussichtspunkt zu benutzen. Von der gegenüberliegenden Seite kam ihnen am höchsten Punkt ein Reiter entgegen. Cynerics Hand wanderte wie automatisch zum Griff seines Schwertes, das an seinem Sattel hing, doch als der Reiter näher kam, entspannte der Gardist sich wieder. Es war ein alter Mann, gehüllt in einen schmutzigen, grauen Reisemantel, dessen Haar und Bart von der Last der Jahre bereits weiß geworden waren.
Cyneric hielt die Pferde an, als der alte Reiter nur noch wenige Meter entfernt war. "Ich grüße Euch, guter Mann!" sagte er freundlich. "Wohin reitet Ihr dieser Tage?"
"Nach Aldburg!" antwortete der Alte. "Doch sagt, wie kommt es, dass ein Mann wie du sich ein Pferd mit dem Mädchen dort teilt, wenn ich hier doch zwei Rösser sehe, die zur Verfügung stehen?" Er fixierte Zarifa. "Es sieht ganz aus, als ginge es ihr nicht sonderlich gut."
"Eure Augen sind wohl noch so scharf wie zu Eurer Jugend," rief Cyneric. "Ich bin auf der Suche nach einem Heiler, der sich die junge Zarifa einmal ansieht, denn ich weiß nicht, wie ihr zu helfen ist. Kennt Ihr vielleicht ein Dorf hier in der Gegend, zu dem ich sie bringen könnte?"
Der Alte stieg mit erstaunlicher Beweglichkeit von seinem silbergrauen Pferd. "Lasst mich sie einmal ansehen," sagte er. "Leg' sie hier auf den weichen Grasboden, mein Junge." Cyneric tat wie ihm geheißen worden und sah zu, wie sich der Fremde über Zarifa beugte.
"Zarifa heißt sie also? Das ist kein Name aus Rohan, wie es mir scheint. Ihrem Aussehen nach kommt sie eher aus dem Süden... Harondor, oder vielleicht Umbar, wenn ich schätzen müsste." Der Alte schien keine wirkliche Antwort von Cyneric zu erhalten, während er sich die junge Südländerin genau ansah. Nach wenigen Augenblicken legte er ihr seine große Hand auf die Stirn und murmelte etwas, das Cyneric nicht hören konnte. Dann atmete der Alte tief aus und strich mit der Hand über Zarifas Wange.
Ihr Atem beschleunigte sich, dann riss sie die Augen auf. Ehe sie schreien konnte, hatte ihr der Alte Mann schon die Hand auf den Mund gelegt. "Du bist in Sicherheit," sagte er beruhigend. "Dir wird nichts zustoßen. Du hast dich in deinen Gedanken verloren, Mädchen. Hast mit Entscheidungen gehadert, die du nicht mehr ändern kannst. Doch jetzt bist du hier. Im Hier und Jetzt. Frage dich nicht, was du hättest tun können... sondern frage dich, was du als Nächstes tun kannst. Es liegt nicht in unserer Macht, die Vergangenheit zu ändern. Sondern stattdessen liegt es an uns, zu entscheiden, was wir mit der Zukunft anfangen, die noch vor uns liegt."
Cyneric fiel auf, dass sein Mund offen gestanden hatte. Dem Fremden schien es nicht aufgefallen zu sein. Schnell schloss Cyneric seinen Mund und sah zu, wie der Alte Zarifa auf die Beine half. Sie stand zwar noch etwas unsicher auf ihren Füßen und blickte sich scheu um, doch sie schien wieder sie selbst zu sein.
"Also," sagte der alte Mann. "Das wäre geschafft. Ihr habt Glück, dass wir uns begegnet sind. Eigentlich wäre ich direkt nach Aldburg gegangen, doch als ich an die Isenfurten kam, hörte ich, dass mein Freund hier," er klopfte dem Pferd, auf dem er gessessen hatte, auf die Flanke, "in der Wold herumstreifte. Also habe ich einen kleinen Umweg in Kauf genommen, um mich mit ihm zu treffen. Ich habe ihn einige Jahre nicht mehr gesehen."
Cyneric musterte den Hengst, den der Fremde als seinen Freund bezeichnet hatte. Er hatte das Gefühl, das Pferd zu kennen, konnte es jedoch nicht genau sagen. Rasch wandte er sich dem alten Mann zu. "Ich danke Euch, Meister," sagte er und verbeugte sich. "Ihr habt Zarifa gerettet."
"Nichts zu danken," erwiderte sein Gegenüber. "Doch jetzt sollte ich weiterreiten. Ich werde in Aldburg bereits erwartet." Er stieg zurück in auf den Rücken seines Rosses und nickte ihnen ein letztes Mal freundlich zu. "Bis zu unserem nächsten Treffen," sagte er noch, ehe er nach Südosten davon preschte.

"Ein seltsamer alter Kerl," sagte Zarifa trocken, als der Fremde verschwunden war.
"Ein klein wenig Dankbarkeit stünde dir gut, Zarifa," meinte Cyneric. "Was war denn nur los mit dir?"
"Ich... weiß es nicht," antwortete sie und wich seinem Blick aus. "Ich will nicht drüber reden. Lass uns einfach weiterreiten."
Cyneric seufzte leise, dann nickte er. "Weiterreiten. Ja, das sollten wir. Also gut. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir vielleicht noch heute die Entfurt. Direkt südlich davon liegt ein Dorf. Mit etwas Glück könnten wir heute in Betten übernachten..."


Cyneric und Zarifa ins Hargtal
« Letzte Änderung: 23. Dez 2018, 16:01 von Fine »
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Die Durchquerung der Wold
« Antwort #7 am: 30. Sep 2019, 15:42 »
Cyneric und Ryltha aus Aldburg


Das Wetter hatte umgeschlagen, seitdem Cyneric und Ryltha Aldburg verlassen und sich zur Entwasser aufgemacht hatten. Noch bevor sie den großen Fluss erreicht hatten, war aus dem Schneefall ein matschiger Regen geworden, der sie beide schon bald bis auf die Haut durchnässt hatte. Frierend und tropfend hatten sie den Fluss an einer geeigneten Stelle überquert und in einem der kleinen, verstreuten Dörfer am Ostufer Zuflucht gesucht. Doch auch am folgenden Tag war das Wetter nicht besser geworden. Da Ryltha es eilig zu haben schien, waren sie dem Regen zum Trotz erneut aufgebrochen, auch wenn sie bald beide niesten und schnieften. Vor einer Erkältung waren offenbar nicht einmal die Schattenläufer sicher.

Erst als sie das steppenartige Flachland der Wold erreicht hatten, ließ der Regen etwas nach und verwandelte sich in ein unterkühltes Nieseln. Die Steppe war von den Wassermassen überschwemmt worden und sie mussten langsam und vorsichtig reiten, um die vielen sumpfartigen, teilweise sogar vereisten Pfützen zu umgehen, die sich überall gebildet hatten. Cyneric hatte oft genug von Reitern gehört, deren Pferde in einer solchen tückischen Sumpflandschaft in einer scheinbar niedrigen Pfütze stecken geblieben waren oder sich ein Bein gebrochen hatten.
Rylthas Laune waren diese Verzögerungen nicht gerade zuträglich. Sie wurde ganz entgegen ihrer eigentlichen Art immer schweigsamer und ihr Blick zeugte von reinem Eis, wenn sie sich nach Cyneric umsah oder in die Landschaft hinein spähte. Doch jedes Mal, wenn sie anderen Reitern begegneten oder ein Dorf durchquerten, schlüpfte die Schattenläuferin mühelos in die Rolle der Schildmaid Firalda, deren strahlendes Lächeln jeglichen Verdacht von ihr abperlen ließ. Cyneric schien der Einzige zu sein, der "Firaldas" Herzlichkeit als meisterhafte Täuschung durchschaute.
Während des Rittes fragte er sich oft, was die Schattenläufer nur für ein Leben führen mussten, so voller ständiger Hinterlist und Intrigen. Er hatte vermutlich nur einen Bruchteil des ganzen Ausmaßes miterlebt, doch es hatte mehr als nur ausgereicht, um seine Sorge um Salia immer präsenter und stärker werden zu lassen. Ich hoffe, sie hat gefunden, was auch immer sie in Thal gesucht hat, und ist jetzt weit, weit fort von Gortharia, dachte er.

Am Abend des zweiten Tages seit ihrem Aufbruch von Aldburg erreichten sie das Ufer des Anduins. Ein Stückchen weiter südlich den Fluss hinab lagen die Stromschnellen von Sarn Gebir, doch stromaufwärts davon gab es zu beiden Seiten des Flusses einen Streifen mit kiesigem, flachem Ufer. Hier hatten die Grenzreiter der Rohirrim ihr Lager in einem verlassenen Fischerdorf aufgeschlagen und eine improvisierte Fähre errichtet, mit deren Hilfe sie immer wieder Streifzüge in die Braunen Lande auf dem Ostufer unternahmen.
Da die Sonne bereits untergegangen war, beschlossen sie, die Nacht im Lager der Grenzreiter zu verbringen. Schweigend nahmen Cyneric und Ryltha ein einfaches Abendessen zu sich und wärmten sich an einem der Lagerfeuer, die überall in dem Fischerdorf entzündet worden waren, um Regen und Kälte fern zu halten. Knisternd und dampfend vergingen die Regentropfen in den Flammen. Hier und da waren einige der Reiter zu sehen, die ihren Aufgaben im Dorf nachgingen. Die Häuser wirkten, als seien ihre ursprünglichen Bewohner gerade erst verschwunden und verliehen dem Fischerdorf ein wehmütiges Aussehen.
"Wieso hast du es so eilig, zurück nach Rhûn zu kommen?" fragte Cyneric schließlich.
Ryltha blickte langsam auf und sah ihn über das Feuer hinweg an. "Das würdest du nicht verstehen," sagte sie kurz.
"Ich glaube schon," hielt er dagegen. "Du hast vor irgend etwas Angst. Ich sehe es dir an, auch wenn du glaubst, du könntest allen weismachen, deine Fassade sein undurchdringlich. Irgendetwas ist dort im Gange, in Gortharia, oder etwa nicht?"
Ryltha musterte Cyneric einen Augenblick lange. Dann stand sie auf und begann langsam, das Lagerfeuer zu umrunden. "So willst du dieses kleine Spiel also spielen, Cyneric? Ist es das, was du denkst? Dass ich Angst habe? Pah!"
Cyneric beschloss, nicht auf ihre Spielchen einzugehen und hielt seinen Blick geradeaus gerichtet, als Ryltha langsam weiterging. "Ich habe gelernt, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen. Es hat mich zurück zu meiner Tochter geführt und mir geholfen, Zarifa zu retten. Und bei dir sagt es mir deutlich, dass du Angst hast und am liebsten weit, weit weglaufen würdest. Aber du kannst nicht."
Ryltha war stehen geblieben, kaum einen halben Schritt von Cyneric entfernt. "Dein Bauchgefühl, sagst du?" höhnte sie. "Bist du sicher dass es nicht eher das Met von gestern Abend ist, das du da sprechen hörst?" Sie lachte leise. "Du hast keine Ahnung, Cyneric, keine verdammte Ahnung worum es hier wirklich geht." Sie atmete aus und ihre Stimme veränderte sich. "Aber das macht nichts. Du musst nicht verstehen, was los ist. Du musst einfach nur tun, worum man dich bittet."
"Warum sollte ich?" fragte Cyneric. In diesem Augenblick legte sich eine schlanke Hand auf seine Schulter.
"Ich erkläre es dir gerne in aller Ruhe," fuhr Ryltha fort. Zu ihrer Hand gesellte sich eine zweite und zehn Finger begannen, über Cynerics Schulter und Rücken zu wandern. Sofort bereute er es, den nassen Umhang und die feuchte Rüstung bereits abgelegt zu haben.
"Was tust du?" wollte er barsch wissen.
"Sieh doch nur, Cyneric," säuselte Ryltha. "Du bist ganz verspannt. Spürst du es? Lass mich dir helfen." Ungefragt begann sie, die Rückenmuskeln sanft zu massieren.
Cyneric wollte sich wehren und ihr widersprechen, doch er stellte fest, dass er es nicht konnte. Ryltha Berührungen fühlten sich zu gut an. Geschickt löste sie Verspannungen und Knoten, die Cyneric schon allzu oft am Einschlafen gehindert hatten. Er musste kämpfen, um die Augen offen zu halten, als er das Gefühl hatte, in warmes, wohliges Wasser einzutauchen.
"Erinnerst du dich an den Tag, an dem die Rache des Meeres ihren Höhepunkt erreicht hatte?" hauchte Ryltha ihm zu. "Weißt du noch, was du damals gesagt hast?"
"Ich..." war alles, was er hervorbrachte.
"Du hast gesagt, es gibt nichts, was dich davon abhalten sollte, neue Freundschaften zu schließen, wenn du deine Tochter gefunden hast," fuhr Ryltha leise fort. Noch immer setzte sie die sanfte Massage fort und ihre Berührungen waren wie wohlige Wellen, die durch Cynerics Rücken drangen.
Ihm fiel auf, dass inzwischen schon länger keiner der anderen Rohirrim mehr in die Nähe ihres Lagerfeuers gekommen war. Rylthas Finger ertasteten nun Cynerics Hals und fuhren geradezu zärtlich über jeden kleinen Wirbel. An seinem Haaransatz angekommen kehrten die Finger langsam um und glitten zurück nach unten. Doch da war noch etwas anderes... eine weitere Berührung, warm und weich, als Ryltha näher an Cyneric heran rückte und ihr Oberkörper seinem Rücken begegnete.
Cyneric kniff fest die Augen zusammen und blinzelte mehrmals, als er sie wieder öffnete. Noch immer hatte er Schwierigkeiten, sich zu bewegen. "Was... soll denn das... werden..." brachte er mühsam hervor.
Die Flammen des Feuers erstarben langsam und die Dunkelheit nahm zu, wie auch die Wärme an Cynerics Rücken. Rylthas Kinn legte sich auf seine linke Schulter und ihre Stimme ertönte kaum hörbar direkt neben seinem Ohr, als sie wisperte: "Das ist meine Art und Weise, Freundschaft zu schließen..."
"W-warte," wehrte er sich schwach. "Das... geht nicht, wir..."
"Schhhhh..." machte sie und ihr Finger legte sich auf Cynerics Lippen. "Lass es... einfach geschehen, Cyneric."
Während Cyneric noch nach Worten rang, schlüpfte Ryltha unter seinem Arm hindurch und saß plötzlich auf seinem Schoß. Sein schwerer Umhang der Königsgarde mit dem bestickten Goldrand lag um ihre nackten Schultern und bedeckte die beiden Menschen, als Rylthas Gesicht sich Cynerics näherte. Sie nahm seine Hände und legte sie um ihre Hüften. Da schloss er die Augen und dachte an gar nichts mehr.

Am Tag darauf deckten sie sich bei den Rohirrim mit frischen Vorräten ein. Cynerics Status als königlicher Gardist sorgte dafür, dass keine Fragen gestellt wurden, als er mit einer echten Schildmaid an seiner Seite eine Überfahrt per Fähre erbat. Sie mussten zweimal fahren, denn das wackelige Floß, das die Grenzreiter erbaut hatten, konnte nur das Gewicht eines einzigen Pferdes gleichzeitig tragen. Als sie beide wohlbehalten am Ostufer angekommen waren, nickte Ryltha ihm zufrieden zu, ehe sie sich in den Sattel schwang. Sie hatten bisher kein Wort darüber verloren, was in der vergangenen Nacht geschehen war und Cyneric war es ganz recht, wenn es dabei blieb.
Der Regen hatte inzwischen gnädigerweise nachgelassen. Als sie die kiesige Böschung überwunden hatten, breitete sich vor ihnen die schier endlose Ödnis der Braunen Lande aus.


Cyneric und Ryltha in die Braunen Lande
« Letzte Änderung: 21. Nov 2019, 14:58 von Fine »
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