Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rohan
Die Wold
Vexor:
Antien, Celebithiel und Gandalf von der östlichen Mauer Isengarts
„ Gandalf auch wenn ich gelernt habe geduldig zu sein, so würde es mich nun doch interessieren, wohin uns unsere Pferde tragen. Die Orientierung in Rohan habe ich schon seit gestern verloren.
Ich bin mir einzig sicher, dass wir gestern um die Mittagstunde den Onodló überquert haben müssen, denn sein Wasser ist noch immer schwarz verfärbt und trägt das Leid der Onodrim“, besprach Celebithiel mit Gandalf, der auf seinem edlen Ross Schattenfell neben ihr ritt.
„ Celebithiel bitte verzeih mir; in den letzten Tagen war ich derart in Gedanken, dass ich ganz vergaß euch unser Ziel mittzuteilen.
Ich habe im Fangorn Nachricht von Faramir und Éowyn erhalten.
Jene wollen uns in der Wold treffen, um den nächsten Schritt in der Befreiung Rohans einzuläuten“, entgegnete ihr der weise alte Mann. „ Nun Celebithiel lange war ich in Schweigen gehüllt; ich bitte dich mich ein wenig an einem deiner Lieder zu erfreuen.“
Kleine Fältchen legten sich um den Mund des Zauberers, als jener lächelte und Celebithiel auffordernd ansah.
Faramir und Éowyn...ich kenne die beiden so scheint es mir. In Lorien habe ich die beiden Menschen gesehen.
„ Nun Mithrandir, welches der zahlreichen Lieder wünscht ihr euch.
Sie reichen von den traurigen der Altvorderen Zeit bis zu den jüngsten unserer Geschichte“, antwortet sie während sie leicht überheblich, aber auf liebevolle Weise, die Nase rümpfte.
„ Werte Herrin des Mondes, schon lange habe ich nicht mehr das Lied des Abschiedes vernommen, die Ballade über Lúthien Tinúviel. So singe bitte diese Strophen für mich.“
Gandalf verstumme, schloss die Augen und lauschte der Melodie, welche Celebithiel anstimmte.
„Lebwohl, lieb Land, Nordhimmelstag,
von Glück beglänzt, seit sie hier lag
und hier mit leichten Gliedern lief
im Sonnenlicht, durch Mondflut tief,
Lúthien Tinúviel
- kein Wort strahlt je wie sie so hell.
Mag auch zerfallen einst die Welt,
Zurückgeschleudert und zerschellt
Im uralt finstren Unheilsschlund,
gut wär das Werk, der Schöpfung Grund
- Dämmerung, Frühe, Meer und Land -,
weil Lúthien hier erschien und schwand. „
Celebithiel sang die Strophen immer fort, ohne zu stoppen.
Während dessen ritten die drei weiter durch die karge Landschaft der Wold, dem nördlichsten Gebiet Rohans.
Vereinzelt gab es hier Bäume, jedoch war der Großteil dieser Steppenartigen Gegend mit Gras versehen, dessen Farbe von strohigem Gelb bis zu satten Grün variierte.
Der Duft von Blüten und milden Blätter fehlte Celebithiel, denn in ihrer Zeit in Lorien und dem Fangorn Wald hatte sie sich sehr an den Duft des Waldes gewöhnt und wollte seine Anwesenheit auch nicht mehr missen.
Schon lange bin ich unterwegs...die Monate sind ins Land gezogen seitdem ich aus Imladris aufgebrochen bin. Damals voller Hass auf Lórien, Galadriel und jegliches Lebewesen. Die Zeit hat mich verändert und obwohl ich soviel in den Büchen studiert habe, so glaube ich, dass ich erst in den letzten Monaten etwas gelernt habe. Sie öffneten mir die Augen und mein Herz.
Plötzlich juckte es sie am rechten Knöchel und sie fasste in den Stiefel hinein und zog den kleinen Dolch hinaus. Einen ihrer Schwarzblattdolche.
Den anderen habe ich in der Schlacht um Lorien verloren. Ich rammte ihn in den Leib einer der schwarzen Spinnen Dol Guldurs. Das Gift jener Spinne verätzte die Klinge so stark, dass ich ihn liegen ließ.
Sie betrachtete die schwarzverfärbte Klinge und erinnerte sich an die tausende Orks, welchen sie mit jener Klinge den Tod gebracht hatte. Sie erinnerte sich, wie die Klinge angefangen hatte schwarz zu werden und wie sie ihnen ihren Namen gab...die Schwarzblattdolche.
„ Euch brauche ich nicht mehr...ihr gehört zu meinen alten Leben; ihr seid wie die Narben geschlagener Schlachten; wie Wolken, die die Sonne verdunkeln; wie Wachstropfen auf einen frischen Pergament; ihr befleckt mein neues Ich, deshalb brauch ich auch nicht mehr“, flüsterte Celebithiel zu ihrem Dolch.
So glitt, der schwarze Dolch aus ihrer Hand und fiel auf den Boden, wo sich seine schwarze Klinge in den Boden bohrte.
Antien hatte Celebithiel gehört und gesehen, wie sie den Dolch fallen ließ, doch ging er nicht darauf ein und zog sich seine Kapuze über den Kopf, denn ein Gewitter setzte ein und der Regen prasselte auf sie herab.
Sie machten keinen Halt, denn Gandalf wollte noch heute sein Ziel erreichen.
Das Gewitter war vorbeigezogen und Celebithiels Kleid war nun durchtränkt vom kalten Regen. Ihr Blick richtete sich nach vorn, wo ihr scharfes Elbenauge den Anduin vernahm; den großen Strom, welcher seit Ewigkeiten zwischen Sauron und den freien Völkern umkämpft ist.
Sie schlugen eine nördlichere Route ein und schon bald offenbarte sich Celebithiel die Mündung des Limklars in den Anduin und ein großes Zeltlager.
Gandalf spornte Schattenfell zur Eile an und Antiens und Celebithiels Pferde hatten Müh und Not mit dem Ross der Rösser mitzuhalten.
Das Lager war in einer kleinen Senke gelegen. Tausende von Soldaten hatten sich dort versammelt, Menschen, wie Elben.
Banner Rohans, der Elben Loriens, Düsterwalds und Imladris†˜ waren gehisst.
Sie drei wurden jubelnd empfangen, wobei der Jubel weniger Celebithiel und Antien galt, sondern Gandalf dem Anführer der Widerstandsbewegung und der Hoffnung aller freien Völker.
Ihre Pferde wurden ihnen abgenommen und weggeführt, während Gandalf zu einem großen Zelt eilte.
Die anderen beiden blieben stehen, denn sie waren sich unsicher was sie tun sollten und ob sie Gandalf folgen durften..
Als sich Gandalf umdrehte und ihnen mit einem Kopfnicken klar machte, dass sie ihm folgen sollten, liefen sie sofort los.
Am Zelt angekommen ließen sie Gandalf als ersten eintreten und blieben einen Moment draußen stehen.
Celebithiel drehte sich zu Antien und sagte: „ Nun Antien der angenehme Teil unserer Reise ist jetzt vorbei. Jetzt beginnt es also.“
Daraufhin wurden sie hineingebeten.
Thorondor the Eagle:
Faendirs Start:
Faendir war nach wochenlangen Reisen endlich im Lager von Faramir und Éowyn angekommen. Selbst er, ein Elb der weite Wanderungen und Reisen gewohnt war, spürte die Müdigkeit und Erschöpfung in sich. Seine Glieder schmerzten und er freute sich schon auf ein gutes Essen.
Das Lembas-Brot aus Lothlorien war zwar gut, doch wenn man sich längere Zeit davon ernährt, sehnt man sich schnell nach etwas Abwechslung. Mit ihm reiste ein kleiner Trupp von Düsterwald-Soldaten. Er bestand aus 25 Bogenschützen und 34 Schwertkämpfern.
Als sie die Zelte erreichten, bot sich Faendir ein unerwarteter Anblick. Er hatte mit einem großen Heer von Elben und Menschen gerechnet, das war es jedoch ganz und gar nicht. Einen offenen Kampf würden diese Menschen, und seien sie noch so geschickt, nicht überleben.
Und die stark schwindende Zahl der Elben in Mittelerde lies es auch nicht zu, dass sich wieder ein Heer formierte, das so groß war wie in vergangenen Tagen.
Als er über die schulterhohen, weißen Zelte hinwegsah, erblickte er die starken Pferde Rohans, doch selbst diese waren nicht sehr zahlreich.
Mit welchem Heer wollen Faramir und Éowyn dies Land zurück erobern? Ich erkenne keine Stärke bei all den Eldar und Atani?
Er entfernte sich von seinen Reisebegleitern und schritt langsam durch die Reihen. Faendir erregte kaum aufsehen, die meisten registrierten ihn gar nicht. Das war kein Wunder, denn mit seiner geringen Körpergröße und seinem verschmutzten braun-grünen Umhang fiel er kaum auf. Er setzte sich zum Lagerfeuer, wo sich einige Menschen versammelt hatten. In der Mitte hing ein mit Ruß bedeckter Kochtopf über der Flamme. Er schloss für einen Moment die Augen und all die Schmerzen flossen aus seinem Körper. Er merkte wie es an der Fußsohle leicht kribbelte.
"Nimm dir etwas Suppe!", sagte einer der Männer.
Faendir schaute in die Runde und blickte seinem Gegenüber tief in die Augen. Er sah ihn an und nickte ihm leicht zu. Dies war Faendirs Art sich zu bedanken bei Leuten, die er nicht kannte.
Er nahm sich eine von den Holzschüsseln die neben dem Feuer lagen und schöpfte mit der Kelle etwas Suppe heraus. Sie war nicht besonders gut, für den Geschmack des Elben etwas zu stark gewürzt, doch das war in dem Moment egal. Die Hauptsache war, dass er wieder etwas anderes zu essen bekam als das Wegbrot. Er verschlang die Suppe regelrecht, als es plötzlich Laut um ihn wurde.
"Seht, der weiße Reiter; er kehrt zurück zu uns", hörte man eine Stimme schreien. Aus einem großen Zelt in der Mitte des Lagers kam ein großer Mann mit braunen Haaren, gleich gefolgt von einer wunderschönen, weiß gekleideten Frau. Ihr Teint war blass und ihr Gesicht so schön wie das einer Elbin.
Faendir stand auf und blickte zu den Reitern hinüber. Es waren drei an der Zahl. Einer war Gandalf der Weiße, gefolgt von einem Elben mit braunen Haaren. Er wirkte etwas zurückhaltend und ruhig. Als Faendir die Dritte erspähte, stockte ihm beinnahe der Atem. Es war eine wunderschöne Elbenfrau. Ihr rötlich-blondes Haar wehte spielend im Wind und ihre tiefblauen Augen glänzten betörend schön im Sonnenlicht.
Faendir ging näher hin zu den Reitern, doch viele drängten sich vor ihn und so sah er kaum etwas von den Ankommenden.
Vexor:
Der Felsen auf dem Celebithiel lag fühlte sich sonderbar warm an und war gleichzeitig so ungemütlich, dass sie am liebsten aufgesprungen wäre.
Seit zwei Wochen schon wartete sie Tag für Tag auf die Rückkehr Gandalfs, denn sie hielt es im Lager Faramirs nicht mehr aus.
Auch, wenn sie die Gesellschaft der Menschen schätze, so waren ihr manche ihrer Sitten rätselhaft und die Not und Angst des Krieges, die in jedem ihrer Herzen nistete, verstärkte dieses Gefühl noch und machte sie griesgrämiger und veränderte ihren Charakter.
Auch die wenigen Frauen, die im Lager Faramirs kampierten mied Celebithiel mittlerweile. Ihre müden Augen und ausgemergelten Gesichter musterten sie jedes Mal mit einer Mischung aus Bewunderung, Neid und Angst.
Einzig die weiße Dame Éowyn spendete Celebithiel Trost und gemeinsam ritten sie aus und erkundigten sich bei den umherliegenden Bauern nach Neuigkeiten aus Edoras oder Isengart.
Jedoch fühlte sich Celebithiel hier am wohlsten, allein auf dem kantigen Felsen, der das wärmende Frühjahrs licht in sich speicherte.
So saß sie nun hier, dachte an Gandalfs Reisen und an all die Orte, die er besuchte ohne sie mitgenommen zu haben.
Vor neun Tagen war er verschwunden und hatte Antien und ihr eine kurze Botschaft hinterlassen:
Lieber Antien, Liebe Celebithiel,
entschuldigt meine spontane Abreise, aber ich muss etwas Wichtiges überprüfen. Ich werde bald zurück sein
MithrandirVor ihren Augen erstreckte sich die grüne Steppe, die so weitläufig war, dass Celebithiel Tage damit verbracht hatte jeden einzelnen Flecken Erde mit ihren Augen abzutasten und in sich aufzunehmen.
Bevor Mithrandir aufgebrochen warten tobten heftige Unwetter in der Wold. Es war erbittert kalt gewesen und das Lager stand mehrmals unter Wasser.
Die Sonne hatte sich jedoch nichts von ihrer Stärke nehmen lassen und schien nun auf die Wold hinab und die sonst so trockene Steppe zierte eine Decke von sattem Grün, hauptsächlich aus wildem Klee.
Es war windstill und mit geschlossenen Augen und ausgetreckten Gliedern hatte es sich Celebithiel auf den Felsen gemütlich gemacht.
Das Treiben und Werken im Lager war weit entfernt, aber sie hörte es trotzdem wie sanftes Rauschen eines Flusses. Wenn sie sich anstrengte konnte sie sogar die Lieder der Bäume des alten Fangorns hören, die immer noch wehklagend vom Ältesten ihrer Hirten sangen.
Unter das sanfte Rauschen und die Lieder der Bäume legte sich ein anderes Geräusch, welches vertraut und doch fremd erschien. Es näherte sich schnell und unaufhaltsam kam das unverwechselbare Klang der Hufe Schattenfells entgegen.
„Gandalf!!“, schrie Celebithiel und schreckte hoch.
Sie lag in einem dunklen Zelt neben Antien, der friedlich schlief.
Celebithiel zog sich einen dünnen braunen Mantel über und stieg aus dem Zelt. Draußen flackerte ein Feuer an dem Truppen Faramirs Wache hielten. Jene grüßten sie und Celebithiel erwiderte es mit einem kurzen, aber freundlichen Lächeln.
Die Nächte waren sichtlich kühler als die Tage und Celebithiel bereute es sich nicht ihren dickeren Mantel angezogen zu haben. Sie stapfte weiter durch das feuchte Gras und kam zu einem weiteren Lagerfeuer an dem erneut Soldaten saßen, oder viel mehr lagen. Manche grölten andere schnarchten. Der beißende Geruch von Rum und Bier stieß Celebithiel in die Nase und sie sah die vielen Flaschen und Krüge, die wie ein Scherbenhaufen über den gesamten Boden verteilt waren.
Von Tag zu Tag wird es schlimmer...nach der Niederlage in Lorien greift der Mund härter durch. Um die Pläne seines Meisters zu erfüllen plündert er immer mehr Dörfer...tötet Frauen und Kinder. Tag für Tag erhalten wir durch unsere Spione Namen von neuen Kindern und Frauen, die getötet wurden. Die Männer verlieren den Mut und sie suchen Trost im Alkohol...
Zügig ging sie weiter zu den provisorischen Ställen, die die Männer Faramirs aufgestellt hatten. Dies war immer ihr erstes Ziel gewesen, nachdem sie aus ihren Träumen mitten in der Nacht gerissen wurde, um zu sehen ob Gandalf bereits eingetroffen war.
Wie sonst auch war dieser Gang vergeblich gewesen. Sie lehnte sich gegen die hölzerne Wand, schloss die Augen und atmete tief ein.
„ Welch ungewöhnliche Zeit...für eine junge Elbendame...herumzutreib en“, hickste eine unbekannte Stimme. Celebithiel riss die Augen auf, vor ihr hatte sich ein Schrank von einem Mann aufgebaut, der sie finster ansah. „ Man könnte einen falschen Eindruck von euch erhalten, wenn ihr versteht was ich meine“, fuhr der Mann fort.
Der Geruch von Alkohol strömte aus jeder seiner Poren, jedoch war sie wie gelähmt von der Gestalt der Person, die sich vor ihr aufgebaut hatte.
Es war stockfinster, da es Neumond war und die fernen Lichter des Lagers erschienen ihr so weit entfernt, wie die Sterne am Nachthimmel.
„ Stellt euch nur vor, was alles hätte passieren können, wenn ihr hier so allein umher wandelt? Wer euch alles hätte begegnen können?!“
Celebithiel traute sich nicht zu blinzeln, nicht zu atmen noch sich zu bewegen. Es herrschte Schweigen und es kam ihr vor als würden Stunden vorbeiziehen, denn ihr Puls raste und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie hörte das Schnauben der Pferde, oder war es das Schnauben des Mannes? Sie konnte nichts mehr einordnen die Gedanken und Eindrücke rasten durch ihren Kopf. Da schon wieder, oder kam das Geräusch vom Lager?
Mit belegter Stimme konnte sie sich endlich durchringen etwas zu sagen, „ Mein Herr...wür...würdet...ih r mich..ähm..vorbeilassen. ..i-i-ich..müsste zurück ins Lager...Herr Faramir hat nach mir beste..ellt.“ So schwierig die Worte waren, so einfach war es auf einmal einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie umging den Mann, als wäre er ein Felsen, als wäre er der Felsen aus ihren Traum so warm und kantig.
„ WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“, schrie der Felsen auf einmal. Celebithiel zuckte zusammen, all die Leichtigkeit war verflogen und verwurzelt mit dem nassen Gras stand sie da keinen Meter von ihm entfernt. Plötzlich spürte sie die raue Hand an ihrem Handgelenk, die Wurzeln wurden aus dem Boden gerissen und sie flog durch die Luft und ihr Rücken prallte gegen das harte Holz des Stalles.
Der Felsen drückte ihre Hände gegen die Wand und presste sich gegen ihren Körper.
Sie bekam keine Luft, sein Knie rammte er in ihren Magen.
„ Na wie fühlt ihr euch Fräulein Unsterblich?“, sagte der Felsen in ungewöhnlich ruhigen, schon fast bemitleidenswerten, Tonfall. „ Meine Frau und meine zwei Töchter waren nicht unsterblich. Sie wurden von den Dunländern überfallen, vergewaltigt und aufgeschlitzt“, fuhr er fort als würde er nicht mir ihr, sondern mit jemand anderen reden.
Celebithiel wurde schlecht, sie drehte ihren Kopf zu Seite. Der Felsen schlug sie zweimal ins Gesicht, während er sie anschrie. „ SIEH MICH GEFÄLLIGST AN, WENN ICH MIT DIR REDE DRECKSWEIB!“.
Sie bewegte sich nicht, er schlug sie wieder und ließ ihre linke Hand los und griff sie am Kiefer, um ihren Kopf zu seinem zu drehen. Sie hatte die Augen geschlossen und erwartete weitere Schläge, doch es folgte nichts. Anstatt dessen hörte sie ein leises Wimmern und sie spürte, wie sich der Griff an ihrem Kiefer und um ihr Handgelenk lockerte. Dennoch traute sie sich nicht die Augen zu öffnen, aus Angst davor, was noch geschehen würde.
„ Es tut mir so leid Mara, Melena und Nin. Wie konnte ich euch nur in Stich lassen?“.
Der Felsen lag nun weinend und schluchzend in Celebithiels Schoss. Immer wieder hörte sie ihn die Namen seiner Frau und Kinder in die finstere Nacht hinein rufen.
Nach einer Stunde nahm Celebithiel behutsam den Kopf des Felsen und bettete ihn auf einem Nest aus Stroh, welches sie aus dem Stall geholt hatte. Dann legte sie ihren Mantel über seinen kantigen Körper und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht.
Sie spurtete zum Lager zurück und teilte den Soldaten mit, dass sie bei den Ställen einen schlafenden Mann gefunden habe und Angst habe, dass er erfrieren würde in der Nacht. Jene eilten sofort los und holten den Felsen zum Lagerfeuer.
„ Gnädige Frau vielen Dank für eure Nachricht, das ist Jéol. Er trinkt zurzeit ein wenig über den Durst, nachdem er erfahren hat, dass seine Frau und Kinder ermordet wurden. Dabei war er früher so ein fröhlicher und ausgewogener Mensch“, sagte einer der Wachen.
„ Der Krieg verändert jeden von uns, die wenigsten zum positiven“, murmelte Celebithiel und entfernte sich von der Gruppe Soldaten, die am Feuer standen.
Sie sprach kein Wort mehr als sie zu ihrem Zelt zurückkehrte. Leise, um Antien nicht zu wecken, kletterte sie ins Innere und holte vier Kerzen aus einer Tasche, die ihr Gandalf gegeben hatte. Behutsam zündete sie die Kerzen an und steckte sie in den Boden, vor dem Felsen auf den sie die letzten neun Tage gelegen hatte.
Für Jéol, Mara, Melena und Nin, damit ihr Frieden findet.
Sie saß im nassen Gras vor den Kerzen, die sie aufgestellt hatte und blickte starr und teilnahmslos auf den monotonen Tanz ihrer Flammen im Nachthimmel.
Die erste Kerze hatte sie Jeól gewidmet, oder den Felsen, wie sie ihn nannte, obwohl sie nun seinen eigentlichen Namen kannte. Vor ihrem inneren Auge erschienen seine beiden Gesichter. Das erste vor Wut schnaubende und verzerrte Gesicht, welches von einem dunklen Schatten verdeckt wurde. Dann erschien das andere warm, traurig mit Augen, wie Kastanien, die sie so flehen angesehen hatten, dass es ihrem Herz Stiche versetze. Als sie die anderen Kerzen ansah sah sie keine Schatten, keine Gesichter, keine Kastanien.
Dort fühlte sie Mitleid, Verständnis und Verbundenheit. Hatte jemand für ihre Eltern Kerzen aufgestellt. Für ihre Mutter, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte und wollte. Für ihren Vater, dem Helden ihrer Kindheit, den Drachentöter.
Dann blickte sie gen Westen, wo sich Isengart befand und sie spürte die Quetschungen an den Handgelenken, den Schmerz im Magen und die Handabdrücke im Gesicht und sie empfand Hass.
Nicht Hass gegenüber dem Felsen, sondern Hass den Schergen des Schwarzen Landes, seinen Dienern und seinem Herrn gegenüber.
Der Himmel begann sich nun rot zu verfärben und Celebithiel erhob sich und blickte in den Osten. Als sie den Schatten erkannte, der sich dort näherte war sie sich sicher, dass es Gandalf war.
Jedoch rannte sie nicht sofort zu ihm, Celebithiel begab sich zurück in ihr Zelt und legte sich nieder.
Sie schlief nicht mehr ein, sondern wartete ab bis Gandalf sie und Antien aus dem Zelt holte.
Vexor:
„ Können wir uns auf ihn verlassen?“
„ Er ist ein Bote und ich ihn vertraue ihn, was in den heutigen Tagen selten vorkommt, denn überall lauern nun die Spione des Feindes. Sauron droht uns mit all seiner Macht zu vernichten. Sein Siegeswille ist trotz der Niederlage in Lorien ungetrübt. Die Belagerung um den Erebor ist in vollem Gange, Rohan gefallen, Gondor unterjocht. Bald wird eine neue Streitwelle anrollen, geformt aus den Heerscharen der Herren der zwei Türme, um das Waldreich Lothlórien und die tausend Jahre alten Mellyrn nieder zu brennen.“
Celebithiel stockte und vor sich sah sie die Wiesen brennen und, wie die Orks die tausend kleinen Teiche anfingen zu schänden. Sie sah den Teich, an dem sie Nîdanadh zum ersten Mal gesehen hatte.
Plötzlich fühlte sie die warme Hand auf ihrer Schulter, die Hand Mithrandirs.
„ Ich wollte dich nicht missmutig Stimmen Celebithiel, aber lass uns nicht länger darüber diskutieren, ob Faendir die richtige Wahl war oder nicht. Lass mir nur noch ein wenig Zeit bis ich die Botschaft für Galadriel ausformuliert habe, einverstanden?“
Sie nickte kurz und trat aus dem einfachen Stoffzelt, in dem Gandalf seine kurzen Aufenthalte in der Wold verbrachte.
Es war ein kühler Tag und obwohl sie keine einzige Wolke am Himmel sah und die Sonne mit so reiner Wärme das Land streichelte, musste sich Celebithiel eine Jacke über das Blütenweiße Kleid ziehen, welches sie angezogen hatte als sie Gandalf am Morgen abgeholt hatte. Dies war natürlich nicht der einzige Grund, warum sie das tat; auf diese Weise musste sie nicht erklären, woher die Quetschungen an ihren Handgelenken ruhten. Die Rötungen aus ihrem Gesicht waren abgeklungen und das Schmerzen des Magens, war ein inneres Leiden.
Wo Antien wohl steckt? Er ist zur Besprechung über die Botschaft nicht geblieben
Doch sie suchte nicht lange an ihm, wie all die letzen Tage saß er mit anderen Menschen und Elben auf einer Bank und sang Lieder, über alles was ihm durch den Kopf wanderte.
Ich lasse ihn lieber in Ruhe. Er findet langsam andere Freunde, und ich möchte mir lieber eine andere Möglichkeit zur Nachrichtenüberbringung überlegen, als diesen Elben, namens Faendir.
Deshalb begab sie sich an den warmen Stein, der ihr mittlerweile vertrauter war als ihr Zelt, in dem sie Tag für Tag nächtigte.
Ob Galadriel die Botschaft Mithrandirs mit Wohlbehagen empfangen würde? Ich spiele auch mit dem Gedanken Galadriel selbst etwas mit auf den Weg zu geben, aber was sollte ich ihr schon sagen. Der Abschied ist immer noch ein schmerzhaftes Erlebnis für mich und meine Liebe zu den beiden mir immer noch zu präsent, als ob ich schon wieder in Kontakt mit ihnen treten könnte.
Andererseits würde ich ihr so viel sagen und berichten wollen: von Antien, ihren neuen besten Freund und Begleiter, von Baumbarts Tod und dem Aufenthalt bei den Ents, von der weißen Dame Èowyn und dem Ereignis mit dem Felsen...Ja es gibt so viel von dem ich ihr erzählen möchte, aber erst nachdem ich wieder zurück in Lorien bin.
Celebithiel schritt über das struppige Gras, der Steppe Rohans, und bewunderte die wenigen Blumen, die hier blühten. Angefangen von häufigen Gänseblümchen bis hin zu seltenen Osterglocken. Plötzlich vernahm sie den seltsamen Ton eines Musikinstrumentes, zunächst hielt sie es für eine Harfe, aber beim nächsten Ton wurde ihre Vermutung enttäuscht. Sie sah einen Elben ein für Elben ungewöhnliches Instrument spielen, eine Flöte. Er spielte sie mit solcher Feinheit und Eleganz, dass es ihr Gänsehaut versetzte.
So stand Celebithiel, die Herrin des Mondes, mit einer Osterglocke in der Hand da und beobachtete den Elben Faendir, wie er ein Stück auf seiner Flöte spielte und dabei fröhlich und jung, wie ein Kitz wirkte. Doch so gleich musste Celebithiel stutzen als sie eine zweite Melodie vernahm, eine Melodie die ihr sehr vertraut war. Es war die Singstimme ihrer Nachtigall.
Sie beobachtete den Tanz der Nachtigall mit dem jungen Kitz und so wurde ihr die Lösung auf Gandalfs Frage klar.
Die Nachtigall in Begleitung von Faendir!
Sie hüpfte, beflügelt und inspiriert von der Musik Faendirs, zurück zum Lager und stürzte in das Feldlager Mithrandirs, welcher Pfeife rauchend auf einem Schemel saß.
„Ich habe die Lösung!“, entfuhr es Celebithiel.
Nur wenige Minuten später wurde Faendir zu Gandalf gerufen.
Thorondor the Eagle:
Faendir saß ein letztes Mal am Feuer bei den anderen Männern. Er hatte sie in den letzten Wochen etwas kennen gelernt. Allerdings musste er sich sehr zurück halten.
In Kriegszeiten ist es nie gut enge Freundschaften zu schließen. Der Verlust man erleidet, wäre viel zu groß. Hoffentlich ist diese Ära bald vorbei, denn jeder von ihnen ist eine einzigartige Persönlichkeit, die es wert ist kennen gelernt zu werden.
Er nahm sich ein Stück von dem köstlichen Hasenbraten, der sich langsam über dem Feuer drehte. Der Elb genoss es regelrecht, vor allem weil er wusste, dass er sich die nächsten Wochen wieder nur von einfachem Wegbrot ernähren musste. Die kleinen Vorratsbeutel an seinem Gürtel waren bereits damit befüllt.
Als er fertig war, stand er auf und ging wortlos. Sein Auftrag war geheim und keiner durfte davon erfahren.
Faendir ging langsam aus dem Lager hinaus in Richtung Fluss. Sein Blick blieb im Gewässer des Limklar hängen. Er beobachtete wie das glasklare Wasser fröhlich dahinplätscherte, als ob es nicht wüsste, welch dunkle Zeiten auf es warten.
Oh du wunderschöner Limklar. Seit den frühen Tagen dieser Welt fließt du fröhlich und unbeschwert in den großen Strom und verlierst dich schließlich in den unendlichen Tiefen des Meeres. Die Tage werden dunkler, doch das hält dich nicht auf.
Wie sehr wünsche ich mir, dass auch mein Leben so wäre. Wie gerne würde ich mit den Vögeln singen und auf die wunderschöne Schöpfung Yavanna’s herabblicken, ein Lied spielen, dass so kindlich und lebhaft klingt, wie deine spielerischen Wogen.
Ehe sich Faendir in seinen endlosen Gedanken verlor, nahm er seinen Wasserbeutel und füllte ihn mit dem frischen Wasser, welches direkt aus dem Nebelgebirge kam. Während sich das Gefäß langsam füllte, sah der Elb auf das andere Flussufer. Auf einem grasgrünen, unscheinbar-kleinen Baum saß die Nachtigall und beobachtete ihn lautlos. Er erinnerte sich nochmals an alles was Gandalf und Celebithiel ihm aufgetragen hatte:
…
Ihm war sehr unwohl, als der Elb hörte, dass Gandalf nach ihm verlangte und als er das Zelt betrat wurde es noch heftiger.
„Faendir, Kundschafter des Düsterwaldes, sei mir willkommen“, sagte der weiße Zauberer und machte mit der Hand eine eindeutige Bewegung, die ihm anbot sich hinzusetzten.
„Ich habe einen Auftrag für euch, junger Elb.“
Etwas misstrauisch blickte er auf Gandalf und nickte ihm kurz zu, um ihm klar zu machen, dass er bereit dafür war.
„Ihr müsst der Herrin Lothlóriens und eurem König so schnell wie möglich eine Nachricht überbringen. Es ist sehr wichtig und sehr gefährlich. Die nördlichen Lande sind zwar gereinigt, doch es wurden wieder zahlreiche Spähtrupps aus Mordor und Rhûn gesichtet. Sauron weiß, dass sich die Menschen und Elben irgendwo sammeln um weiter vorzudringen, doch bis jetzt hatten wir großes Glück.“
Der Zauberer versank für einen Moment in seinen Gedanken. Er wirkte wie ein alter Mann, auf dessen Schultern sich die Last all seiner Lebensjahre bemerkbar machte und doch vermittelten seine Worte und sein verständnisvoller Blick einen Funken Hoffnung.
„Es ist wichtig, dass Galadriel und Thranduil über unser weiteres vorgehen bescheid wissen. Deshalb wirst du ihnen die Nachrichten übermitteln“, sagte Gandalf „um genauer zu sein, wirst du die Nachricht nur dorthin geleiten.“
„Wie meint ihr das, Mithrandir?“, entgegnete der Elb.
Plötzlich nahm er die wunderschöne Elbenmaid wahr, die sich in einem abgeschiedenen Winkel des Zeltes verbarg. Auf ihrem Unterarm saß die kleine Nachtigall, die ihn vorhin fröhlich mit ihrer hellen Singstimme begleitete.
„Es war meine Idee“, sagte sie.
„Wer seit ihr?“ fragte er ganz schüchtern.
„Mein Name ist Celebithiel und ich bin eine Weggefährtin des Weißen Reiters. Wie ich vorhin gesehen habe, habt ihr bereits Bekanntschaft mit meiner kleinen Freundin gemacht.“
Im selben Augenblick erhob sich die Nachtigall von Celebithiels Hand und setzte sich auf Faendirs linke Schulter.
„Die Nachtigall kennt die Botschaft. Schon früher hat sie mir gute Dienste geleistet, doch ich spüre die wachsende Dunkelheit und ich wage es nicht mehr sie alleine zu schicken. Saurons vernichtender Arm wird immer länger und schon bald wird er Lothlórien wieder erreichen.“, sagte Celebithiel.
Faendir sah in ihren Augen die tiefe Angst vor Sauron und ihre enge Verbundenheit zu dem kleinen Vogel. Ihre tiefblauen Augen waren glasig, so als hätte sie während sie sprach den Tod der Nachtigall gesehen. Ihr Gesicht war kreidebleich und im Schatten des Zeltes wirkte ihr sonst so elegantes Auftreten, einsam und trostlos.
„Sorgt euch nicht um eure Weggefährtin. Ich werde sie wohlbehalten nach Lothlorien bringen, wo wir sicher sind vor der langen Hand Saurons“, antwortete ihr Faendir.
Er sah wieder zu Gandalf hinüber, welcher sich gerade etwas Pfeifenkraut in seine gebogene Holzpfeife hineinpresste. Mithrandir hob seinen Blick und verharrte einen Moment schweigend. Schließlich sagte er zum Abschied: „Galu… Boe i ledhil, mellon.“
…
Der Lederbeutel war mittlerweile voll mit Wasser. Er verschloss den Trinkbeutel und hängte ihn über die Schulter.
„Komm, meine kleine Nachtigall! Unser Weg ist weit und die Zeit sehr knapp.“
Faendir zur Ebene von Celebrant
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