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Autor Thema: Amon Súl und die Wetterberge  (Gelesen 12610 mal)

Fine

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Amon Súl und die Wetterberge
« am: 16. Jul 2015, 22:00 »
Kerrys Start:
Kerry, Rilmir, Lónar und Magrochil von den Nordhöhen


Kerry fror. Der alte Pfad der über den hohen Kamm der Wetterberge führte war einst von Soldaten Arthedains erbaut worden, hatte ihr Rilmir erklärt. Hier hatten sie lange Jahre den Schatten aus dem dunklen Reich Angmar im Nordosten aufhalten können bis schließlich der große Turm von Amon Súl erobert und zerstört worden war. Ein kühler Wind strich nun über die Hänge und ließ die Gruppe beinahe vergessen, dass Sommer war. Die Sonne war bereits den ganzen Tag über hinter einer dicken Wolkendecke verborgen geblieben.

Rilmir war weiter vorne an einer Biegung des Pfads stehen geblieben. Zur Rechten konnte man zwischen zwei Bergspitzen hindurch weit über die Gebiete im Westen der Bergkette blicken. Dort lagen die Mückenwassermoore, ein übel riechender Sumpf um den sie zum Glück einen großen Bogen gemacht hatten.
Kerry stellte sich neben den Waldläufer, die Hände um ihre Oberarme geschlungen.
"Ziemlich kalt hier oben," sagte sie.
"Über den Wetterbergen liegt fast immer ein kühler Wind."
"Mhmm," machte Kerry. "Ich habe meinen Winterumhang nicht dabei."
"Wenn dir kalt ist, beweg' dich ein bisschen. Dann wird dir warm," antwortete Rilmir, der noch immer ins Tal hinunter blickte.
Kerry verdrehte die Augen und ließ ihn stehen. Idiot. Nie hört er richtig zu.

Die beiden übrigen Reisegefährten hatten ihre Rucksäcke abgesetzt und standen nun etwas abseits des Weges neben einer Felswand. Kerry kam herüber und lehnte sich gegen den senkrecht aufragenden Stein, der sie vor dem Wind schützte. Nachdenklich spielte sie mit ihrem Zopf der ihr über die rechte Schulter fiel.
Magrochil stupste sie an und grinste.
"Was ist denn so komisch?" fragte Kerry ärgerlich.
"Oh, mir ist sooo kalt..." flötete Magrochil übertrieben.
"Ach, sei still."
"Wovon redet ihr Mädchen eigentlich?" wollte Lónar wissen, der eine Augenbraue hochgezogen hatte.
"Kerra friert und möchte dass jemand sie wärmt," antwortete Magrochil lächelnd.
"Hier oben mache ich kein Feuer. Das sieht man ja meilenweit. Dann könnten wir genausogut "Wir sind hier" an den Hang dort schreiben, in Buchstaben die man von den Ered Luin bis Bruchtal lesen kann. Haben euch eure Eltern so etwas nicht beigebracht?"
"Meine Eltern haben noch nie selbst Feuer machen müssen. Die haben Bedienstete für solche Sachen," sagte das gondorische Mädchen achselzuckend. Stimmt ja, sie ist die Tochter irgend eines wichtigen Fürsten oder dergleichen, erinnerte sich Kerry. In Gondor hat wohl jeder Felsbrocken seinen eigenen Adelstitel.
"Und was ist mit dir?" wandte sich der Zwerg an Kerry. "Sind deine Eltern auch reich genug um solche Sachen nicht wissen zu müssen?"
Kerry baute sich vor ihm auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
"Meine Eltern starben heldenhaft bei der Verteidigung des Erebors, Herr Zwerg, in einem Krieg den sie sich nicht ausgesucht hatten, während die Zwerge sich in ihre Festung im Inneren flüchteten. Ihr Opfer hat dem König unter dem Berg genug Zeit erkauft damit er seinen Feinden entkommen konnte. Und mich wiesen die Zwerge wegen "ungehörigem Benehmen" aus dem Berg aus, schickten mich einfach durch einen ihrer vielen Geheimgänge nach draußen. Na vielen Dank auch, lieber König unter dem Berg!"
"Oh, das tut mir Leid! Das wusste ich nicht," gab Lónar entschuldigend zurück. "Das muss ja schrecklich für dich gewesen sein, Mädchen. Willst du darüber reden?"
Magrochil lachte. "Und das hast du ihr geglaubt? Das ist doch nur wieder eine von ihren Geschichten," sagte sie.
Kerry strich sich eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht. "Dein Misstrauen verletzt mich, Maggie," sagte sie ironisch.
"Ach komm schon. Du weißt doch nicht einmal wie der König unter dem Berg heißt."
"Weiß ich wohl. Sein Name ist... Durin...der Hundertste?"
Lónar winkte ab. Er steckte sich seine Pfeife an und verbrachte den Rest der kurzen Pause in nachdenklichem Schweigen. Kerry unterhielt sich leise mit Magrochil, bis Rilmir ihnen schließlich das Zeichen zum Aufbruch gab.

Sie folgten dem Pfad über den Kamm der Wetterberge weiter nach Süden, und langsam wurde es wärmer als die Mittagssonne hoch über ihre Köpfe zog. Kerry sah nur wenige Pflanzen und Tiere bis auf einige Vögel die nach Osten flogen. Kurze Zeit später hielten sie ein weiteres Mal an und verzehrten ihr Mittagessen, welches Kerry bereits am Morgen zubereitet hatte. Anschließend machten sie sich wieder an die Weiterreise.
Gegen Nachmittag begann sich vor ihnen die Wetterspitze zu erheben und wuchs mit jedem Schritt in die Höhe. Zwar befanden sie sich bereits recht hoch über den Landen rund um das Gebirge, doch der Amon Súl war schon immer die höchste Erhebung der Wetterberge gewesen und ragte nun vor ihnen auf. Abends erreichten sie die Stelle, an der der alte Pfad von Arnor begann, in Richtung der Spitze des Berges anzusteigen. Sie schlugen hier ihr Lager für die Nacht auf und aßen ihr Abendessen ohne ein Lagerfeuer zu entzünden.

Als es schon spät geworden war stand Rilmir noch einmal auf. "Ich bin bald wieder zurück. Ich treffe mich mit einigen meiner Brüder in der Nähe. Es wird nicht lange dauern."
"Kann ich mitkommen?" fragte Kerry hoffnungsvoll.
"Es geht um eine Angelegenheit der Dúnedain," antwortete der Waldläufer. "Das betrifft dich nicht, Kerry."
"Bitte, Dúnadan?" versuchte sie es erneut und schenkte Rilmir einen liebreizenden Augenaufschlag.
"Ich kann dich nicht mitnehmen. Das Treffen ist geheim."
Und dabei blieb er, und ging alleine. Kerry blieb neben Magrochil sitzen und fühlte sich seltsam. Trotz stieg in ihr auf. Ich will wissen, was er mit den Dúnedain zu besprechen hat. Ob es um den Brief geht, den er in seiner Tasche hatte? Planen sie eine Verschwörung? Wird Rilmir uns verlassen? Werde ich ihn dann nie wiedersehen?
 Ich hab' da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.


Eine Viertelstunde später hielt sie es nicht mehr aus und stand auf. Magrochil war bereits eingeschlafen und Lónar war in seine Karten vertieft. Keiner der beiden wird meine Abwesenheit bemerken, dachte sie. Sie wusste nur die ungefähre Richtung in die der Dúnadan gegangen war - den Weg zum Berggipfel hinauf. Und so folgte sie dem schmalen Pfad, bis ihre Beine vom stetigen Aufstieg zu schmerzen begannen.
An einer alten Säule blieb sie stehen um sich einen Moment lang auszruhen.
Was mache ich hier eigentlich, dachte sie. Es ist jetzt schon so dunkel dass ich noch stürzen und mir alle Knochen brechen werde. Das war so eine dumme Idee hier her zu kommen.

Als sie sich gerade auf den Rückweg machen wollte hörte sie mit einem Mal leise Stimmen die sich zu unterhalten schienen. Vorsichtig bewegte sie sich darauf zu, darauf bedacht ja kein Geräusch zu verursachen. Durch einen alten Torbogen hindurch konnte sie die Überreste des alten Wachtturms von Amon Súl sehen in dessen Mitte eine kleine Gruppe Gestalten stand, die von dunklen Mänteln mit Kapuzen verhüllt waren. Sie konnte nicht verstehen was gesprochen wurde, erkannte aber dass es Elbisch war.

Kerry wurde es unwohl zumute. Ein Gefühl des Verbotenen beschlich sie und mit einem Mal wünschte sie sich, sie wäre nie hergekommen. Gerade wollte sie sich leise wieder zurückziehen als sich eine Hand auf ihren Mund legte und sie kalten Stahl an ihrem Hals spürte.
"Sieh mal einer an," sagte eine grimmige Männerstimme. "Einige Späher des Feindes sind also ganz hübsch anzuschauen. Rühr' dich, und dein Leben ist vorbei."
Sie erstarrte, die Augen weit aufgerissen.
"Aí, gwedeir!" rief der Mann zu der Versammlung hinüber und schob Kerry auf die Gestalten zu. Angst stieg in ihr hoch. Was jetzt? Was mache ich jetzt nur?

Einer der Männer trat vor. Die Fackel die er trug spendete nur sehr wenig Licht, und unter seiner Kapuze war sein Gesicht nicht zu erkennen.
"Wer bist du und wem dienst du?"
Kerry machte den Mund auf, aber keine Worte wollten herauskommen. Das war's dann wohl.
"Bist du in Sarumans Auftrag hier? Hat er dich geschickt um uns zu belauschen?"
Der Mann kam einen Schritt näher, die Hand bedrohlich an den Griff seines Schwertes gelegt.
"Wieviel hast du gehört? Antworte mir, Mädchen!"
"Sie gehört zu mir, Belen. Sie ist keine Gefahr... nur leider ist sie neugieriger als gut für sie ist," erklang Rilmirs Stimme unvermittelt neben ihr. Der Waldläufer nahm die Kapuze ab und betrachtete sie. Kerry blickte in seine grauen Augen und sah Enttäuschung und Verärgerung.
"Kerry, hatte ich dich nicht gebeten, beim Lager zu bleiben?"
"Es tut mir Leid, Dúnadan," antwortete Kerry niedergeschlagen.
"Du wirst vergessen was du hier gehört hast," sagte der Mann namens Belen streng. "Niemand darf davon erfahren."
"Das wird sie. Nicht wahr, Kerry?"
"Ich verspreche es!" brachte Kerry eilig hervor. Das müssen die Dúnedain aus dem Brief sein! fiel es ihr ein. "Ich kann mich schon kaum noch an euch erinnern," fügte sie schnell hinzu.

Rilmir brachte sie kurz darauf zurück ins Lager. Die Waldläufer hatten ihr Treffen beendet und hatten sich schon bald in alle Richtungen zerstreut.
"Dúnadan...," begann Kerry als sie den Pfad vom Gipfel hinabstiegen
"Ich weiß, was du sagen willst," unterbrach Rilmir sie. "Und ich verzeihe dir. Denn du hast keine Gesichter gesehen und kennst nicht den Grund dieses Treffens, kannst sie also unseren Feinden nicht verraten wenn sie dich gefangen nehmen sollten."
"Ich... weiß nicht, wieso ich nicht auf dich gehört habe. Es war falsch von mir."
"Kerry... Du weißt nicht, in welche Gefahr du dich gebracht hast. Es sind keine einfachen Zeiten. Die Welt ist gefahrvoller als vormals. Es mag sein dass du dir noch wünschen wirst, niemals den Namen Belen gehört zu haben."
"Was hat all das mit Saruman zu tun?" fragte Kerry kurz darauf vorsichtig.
"Je weniger du weißt, desto besser. Frage nicht weiter, Kerry. Und nächstes Mal hörst du auf mich, wenn ich dich bitte bei den anderen zu bleiben."
Kerry blickte niedergeschlagen zu Boden. "Das werde ich."
Schweigend legten sie den Rest des Weges zum Nachtlager der Reisegruppe zurück.

In dieser Nacht schlief Kerry schlecht, unfähig das Erlebte zu verarbeiten.


Kerry, Rilmir, Lónar und Magrochil zur Großen Oststraße
« Letzte Änderung: 20. Feb 2016, 23:00 von Fine »
RPG:

Eandril

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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #1 am: 12. Okt 2016, 12:45 »
Oronêl und Gefährten von der Großen Oststraße...

Einige Tage nach der Überquerung des Mitheithel erreichte die Gemeinschaft einen kahlen, kegelförmigen Berg, von dem sich eine etwas niedrigere Bergkette nach Nordwesten zog.
"Die Wetterspitze", sagte Valandur, und hob die Hand vor die Augen um sie vor der Sonne zu schützen. "Hier verlassen wir die Straße, und ziehen zwischen den Bergen und den Mückenwassermooren im Westen entlang nach Norden."
"Mückenwassermoore?" Irwyne, die auf dem Rücken von Valandurs Packpferd saß, verzog das Gesicht. "Das klingt ja nicht sehr einladend."
"Sie tragen ihren Namen leider zu Recht", erwiderte der Waldläufer, und verzog das Gesicht zu etwas, das vermutlich ein Lächeln sein sollte. Oronêl war nicht zum ersten Mal darüber überrascht, dass Irwyne und ausgerechnet der grimmige, schweigsame Dúnadan Freundschaft geschlossen hatten. "Und jetzt im Sommer gibt es natürlich besonders viele Mücken, also schlage ich vor, dass wir nicht dem Pfad am Fuß der Berge, sondern dem oben auf dem Kamm folgen." Dabei warf Valandur Oronêl einen fragenden Blick zu, der zuerst mit den Schultern zuckte und dann nickte.
Auch wenn er sich eigentlich nicht als Anführer der Gruppe betrachtete, die anderen schienen das anders zu sehen und fragte ihn im Zweifelsfall nach seiner Meinung.

Faronwe, der gedankenverloren den Berg zur Ruine des Turms auf der abgeflachten Spitze hinaufgeblickt hatte, sagte: "Vielleicht sollten wir einen Blick von der Spitze des Berges riskieren. So wie ich mich erinnere, hat man von dort einen weiten Blick ins Land."
"Und kann von weitem gesehen werden", wandte Valandur ein. "Aber du hast Recht, nach dem Zwischenfall auf der Brücke wären wir gut beraten, nach weiteren Feinden Ausschau zu halten."
"Ich komme mit", sagte Oronêl, denn er wollte unbedingt einen Blick auf die Länder ringsum werfen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. "Wir anderen können nicht einfach auf der Straße verweilen", gab Cúruon zu bedenken, und der Rest der Gruppe nickte zustimmend.
"Das müsst ihr auch nicht." Valandur schien in dieser Gegend vollständig in seinem Element zu sein. Der Waldläufer deutete auf die Westseite des Berges. "Dort führt ein alter Pfad um den Berg herum, und in die Senke zwischen der Wetterspitze und dem Bergkamm im Norden. In dieser Senke kommen auf der Weg vom Berg und der Pfad über den Kamm der Wetterberge zusammen, und dort können wir uns treffen."

Einige Zeit später hatten Oronêl, Valandur und Faronwe den Gipfel des Berges erreicht, wo die Ruinen eines Turmes wie abgebrochene Zähne in den Himmel ragten. In der Mitte des Kreises lag ein Haufen aus Schottersteinen.
"Dies war der große Wachtturm von Amon Sûl", sagte Valandur leise vor sich hin. "Und von hier hielt Elendil in den Tagen des Letzten Bundes Ausschau nach Gil-Galad." Während er sprach, strich er gedankenvoll über Steine der eingestürzten Mauern.
"Und hier trafen Gil-Galad und sein Heer schließlich mit dem Heer Elendils zusammen." Faronwe blickte nach Westen, gen Lindon, und auch er schien in die Vergangenheit zu blicken. "Gelmir und ich waren dabei, und ich erinnere mich an das Leuchten des Turms in der Sonne, als wir aus dem Westen herankamen."
"Und ich erinnere mich an den Anblick Gil-Galads und Elendils in der Schlacht auf der Dagorlad", meinte Oronêl, auch wenn die Erinnerung an jene Schlacht bitter war. "Niemand konnte ihnen widerstehen."
"Tief ist der Fall von Arnor." Er konnte Valandurs Stimme anhören, dass der Waldläufer nicht nur vom Untergang des Königreiches sprach. "Aber vielleicht... vielleicht können wir es eines Tage wieder aufrichten."
"Die Zukunft ist nicht festgeschrieben", erwiderte Faronwe. "Und vielleicht wird der dunkelste Moment von Elendils Volk auch der Wendepunkt seines Schicksals sein."
"Ein Mann aus diesem Volk hat meinen Freund Rúmil getötet, in Lórien", sagte Oronêl langsam, und beide wandten sich ihm überrascht zu. "In diesem Moment habe ich die Dúnedain des Nordens gehasst", gab er zu, und fuhr fort: "Aber ich habe mit getäuscht. In Aldburg habe ich gelernt, dass nicht alle Dúnedain Saruman folgen, und von denen die ihm folgen nicht alle freiwillig. Und in Bruchtal habe ich erfahren, dass es unter ihnen ebenso gute Menschen gibt wie unter anderen Völkern, und dass jene die ich für böse gehalten habe, vielleicht einfach nur vom Weg abgekommen sind."
 
Er blickte Valandur direkt in die Augen. "Ich glaube fest daran, dass dein Volk seinen Weg wiederfinden wird. Ich weiß nicht, ob ihr eure alte Größe wiedererlangen werdet, aber zumindest ich werde mich eurer nicht als blinde Diener Sarumans erinnern." Valandur öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, wandte sich dann jedoch ab und blickte nach Westen. Um Faronwes Lippen spielte ein Lächeln, doch auch der Elb aus Lindon schwieg. Oronêl nutzte das Schweigen, um einen Blick auf die Lande ringsum zu werfen. Im Süden zog die die große Oststraße als graues Band von Westen nach Osten, und südlich davon erhoben sich weiter Höhenzüge. Nach Westen erstreckte sich die grün-braune Fläche der Mückenwassermoore, und dahinter ein grüner Wald in dem einzelne Lichter leuchteten. "Das ist der Chetwald, an dem die Stadt Bree liegt", erklärte Faronwe.
"Sie wird von Sarumans Dienern beherrscht, nicht wahr?", fragte Oronêl nach, und es war Valandur der antwortete. "Ja, nach allem was wir wissen wird Bree von einem Statthalter des Zauberers regiert. Das ist auch der Grund, warum wir über die Berge gehen, und nicht über die bequemere Straße."
Das ganze Land schien leer zu sein, und trotzdem hatte Oronêl das Gefühl, dass eine unsichtbare Spannung darüber lag - als ob es auf etwas wartete. Und als er nach Norden blickte, über die Kette der Wetterberge hinweg bis zu den Höhen jenseits davon, an deren Fuß ein weißer Punkt zu leuchten schien, hatte er das Gefühl zwei Mächte miteinander kämpfen zu sehen. Die eine hielt noch den Großteil des Landes unter seinem Griff, doch die andere kämpfte von Fornost aus dagegen an. Und dennoch waren nirgendwo Feinde zu sehen - außer vielleicht im Norden, wo er für einen winzigen Augenblick eine schwarze, sich bewegende Masse zu sehen glaubte, die allerdings sofort wieder verschwunden war.
"Lass uns hinuntergehen", sagte Valandur. "Hier oben ist nichts, und Feinde scheinen auch keine in der Umgebung zu sein."
« Letzte Änderung: 12. Okt 2016, 14:04 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #2 am: 13. Okt 2016, 16:41 »
Als sie die Senke am Fuß des Berges erreichten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel, doch von Norden zogen dunkle Wolken heran. Mírwen blickte zum Himmel auf, als Oronêl, Faronwe und Valandur zum Rest der Gruppe stießen, und sagte: "Sieht aus, als würden wir Regen bekommen."
Oronêl nickte nur stumm, denn die Spannung die er oben auf dem Gipfel gespürt hatte, drängte ihn zur Eile. "Wir können uns davon nicht aufhalten", sagte er dann. "Lasst uns aufbrechen."



Nur wenige Stunden später begann es zu regnen, und als sie nach Einbruch der Dunkelheit in einem kleinen Gehölz etwas unterhalb des Kammwegs ihr Lager aufschlugen, hatte selbst Cúruon Schwierigkeiten, im Schutz der Bäume ein Feuer anzufachen. Finelleth saß mit Irwyne etwas abseits auf einem Baumstamm und schärfte gedankenverloren eines ihrer Wurfmesser. Da der Wind den Regen von Norden herantrieb waren die beiden an ihrem Platz einigermaßen vor der Nässe geschützt, und Oronêl sah Irwyne trotz ihrer Erschöpfung lächeln und leise mit der Elbin sprechen. Obwohl das Mädchen von Grund auf zäh war, und durch ihre letzten Reisen gut in Form, konnte sie doch nicht dauerhaft mit der Geschwindigkeit, die die Elben vorlegten mithalten, und so hatte Valandur sie immer wieder auf seinem kleinen Pferd reiten lassen.
Oronêl setzte sich neben Irwyne auf den Baumstamm, und sagte: "Ich fürchte, dass wir Fornost nicht rechtzeitig erreichen werden." Finelleth unterbrach ihre Arbeit, und warf ihm einen Blick zu. "Nicht rechtzeitig?", fragte sie. "Rechtzeitig wovor?" Oronêl fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich weiß es nicht. Nur ein Gefühl... und ich hatte in Dunland einen Traum, dass sich Fornost irgendeine Dunkelheit nähert. In der gleichen Nacht habe ich auch von euch geträumt, wie ihr den Hohen Pass überquert habt." Er breitete hilflos die Hände aus. "Also glaube ich, dass der Traum die Wahrheit gezeigt haben könnte."
"Elrond erwähnte ebenfalls die Gefahr eines Angriffs auf die Stadt", gab Finelleth zu bedenken. "Und die Orks vor ein paar Tagen deuten ebenfalls darauf hin, dass Saruman etwas plant."
"Was er auch plant, wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung machen", warf Irwyne mit entschlossener Miene ein, und Oronêl musste unwillkürlich lächeln - ein Lächeln, dass allerdings schnell wieder verschwand. "Du hast gesehen, was in Lórien geschehen ist." Mehr sagte er nicht, doch für einen senkte sich Schweigen über sie hinab und nur das sanfte Geräusch des Regens und des Windes über den Wetterbergen waren zu hören.

"Nun...", sagte Irwyne schließlich, und warf einen zaghaften Blick von Finelleth zu Oronêl. "Ich glaube, ich sehe mal nach Valandur und lasse euch zwei alleine." Bei ihren letzten Worten zuckten Finelleths Mundwinkel, und Oronêl begriff endlich. Er ergriff den Arm des Mädchens, und hinderte sie so am Gehen. "Was hast du vor, Irwyne?"
Als Irwynes Wangen leicht rosa anliefen und Finelleth lachte, wusste er, dass er richtig gelegen hatte.
"Ich, äh... Wieso?"
Nun musst auch Oronêl sich das Lächeln verbeißen, doch er sagte in strengem Tonfall: "Irwyne." Unter seinem Blick lief das Mädchen noch röter an, und biss sich auf die Unterlippe, während der Regen aus ihren blonden Haaren tropfte.
"Naja... ihr seid doch beide allein, und ich dachte... ich dachte ihr würdet vielleicht... gut zusammen passen." Ihr Stimme wurde mit jedem Wort leiser, und sie mied sowohl den Blick der beiden Elben. Neben Oronêl lachte Finelleth leise in sich hinein, doch er seufzte nur und bedeutete Irwyne, sich wieder zwischen sie zu setzen.
"Du meinst es gut, Irwyne, und ich kann nicht für Finelleth sprechen", sagte er leise über das Rauschen des Regens. "Aber ich habe dir von Calenwen erzählt."
"Ja, aber... sie ist doch schon so lange fort", wandte das Mädchen zaghaft ein. Oronêl blickte in den Regen und die Dunkelheit, ohne wirklich etwas zu sehen, und sagte nach einem Moment des Schweigens: "Ja, sie ist lange fort." Inzwischen hatte Finelleth aufgehört zu lachen. "Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen... ändert nichts daran, dass ich sie noch immer liebe." Es fühlte sich gut an, das zu sagen, beinahe so gut, als würde er es Calenwen selbst sagen.
"Weißt du... als sie gegangen ist, war ich sehr wütend auf sie", fuhr Oronêl fort. Er legte die Hand auf das Medaillon, dass er noch immer um den Hals trug. "Aber inzwischen habe ich begriffen warum sie es getan hat, warum sie es tun musste. Und ich habe ihr verziehen."
"Aber...", setzte Irwyne an, doch Finelleth unterbrach sie sanft. "Du hast es gut gemeint. Aber du kannst dir nicht vorstellen wie es ist, jemanden so lange zu lieben - über Jahrtausende hinweg. Während die Liebe nicht verschwindet, sondern sich nur verändert, und vielleicht sogar stärker wird." Oronêl fragte nicht, ob Finelleth es konnte.
Irwyne schüttelte langsam den Kopf, jedoch nicht verneinend, sondern als ob sie allmählich verstand. "Nein, ich... wahrscheinlich kann ich das tatsächlich nicht. Für mich ist es ja sogar eine Ewigkeit her, dass ich dich in Dunharg getroffen habe", sagte sie an Oronêl gewandt. Für einen Moment hing Amrûns Name zwischen ihnen, und Oronêl sah wie Irwynes Augen bei dem Gedanken an den gefallenen Freund verdächtig zu glänzen begannen.
"Seid ihr wütend auf mich?" Der Moment war vergangen, und Oronêl musste lächeln. Das Gespräch erinnerte ihn nun an jenes, dass sie nur wenige Tage zuvor geführt hatten, nachdem sie Irwyne entdeckt hatten. "Nein, bin ich nicht." Er lachte leise, und fuhr dem Mädchen sacht durch den blonden Schopf. Irwyne wirkte erleichtert.
"Nun schlaf. Es ist spät, und wir haben morgen einen weiten Weg vor uns und müssen schnell sein - bevor es zu spät ist."

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #3 am: 14. Okt 2016, 18:10 »
Am Nordwestende der Wetterberge bog der Pfad, dem die Gemeinschaft folgte, zunächst nach Westen ab, denn der Nordhang des letzten Berges war eine steile Felswand, und tauchte in ein kleines Wäldchen zwischen den Bergen und den letzten Ausläufern der Mückenwassermoore ein. Finelleth und Orophin waren dorthin vorausgeeilt um den Weg auszuspähen, worüber Glorwen aus irgendeinem Grund unglücklich zu sein schien, und der Rest der Gruppe kam, wenn auch nicht langsam, doch in gemäßigterem Tempo nach.
"Kann nicht einfach mal die Sonne scheinen?", hörte Oronêl Irwyne hinter sich murren. Valandur, der neben ihr ging und sein Pferd am Zügel führte, lachte leise - ein ungewohnter Laut. "Wir sind hier nicht in so südlichen Gebieten wie Rohan oder Gondor. Hier kann auch im Sommer schlechtes Wetter sein, und das hier ist gar nicht so ungewöhnlich." Der Regen hatte aufgehört, und am Tag zuvor hatte es danach ausgesehen als wollten sich die Wolken verziehen und die Sonne wieder hervorkommen. Doch dann war am Morgen, gerade als sie aufbrechen wollten, von Norden ein zäher, weißer Nebel aufgekommen, in dem niemand viel weiter als 50 Fuß sehen konnte, und hatte ihr Marschtempo zu Oronêls Ärger deutlich verlangsamt.
"Mag sein", wandte nun Cúruon ein. "Aber ich habe in diesem Nebel ein ungutes Gefühl. Ich glaube nicht, dass er vollkommen natürlich ist, sondern ein Zeichen irgendeiner bösen Macht." In Gedanken hörte Oronêl die Stimme lachen, die er an der Furt des Nimrodel in seinem Kopf gehört hatte, doch er sagte nichts.

Sie erreichten gerade das Wäldchen am unteren Ende des Berghanges, als Finelleth vor ihnen aus dem Nebel auftauchte wie eine Geistererscheinung und warnend einen Finger auf die Lippen legte. Als sie heran waren, erzählte sie leise und rasch: "Wir haben Geräusche von der Ebene im Norden gehört. Waffenklirren, und Geräusche von Orks."
"Wie viele, schätzt ihr?", fragte Oronêl nach, und strich mit der linken Handen über den Stiel seiner Axt. Finelleth antwortete mit einem Kopfschütteln, bei dem Wasser aus ihren Haaren tropfte: "Zu viele. Orophin ist am Waldrand geblieben um vielleicht mehr zu sehen, aber wir glauben dass es eine ganze Armee sein könnte?"
"Eine Armee?" Mírwen klang ungläubig. "Was sollte eine ganze Armee hier..." Ihr Vater unterbrach sie. "Fornost. Diese Armee ist nach Fornost unterwegs, wie Herr Elrond es befürchtet hatte."
"Ich muss dieses Heer mit eigenen Augen sehen", meinte Oronêl. Er folgte Finelleth durch den kleinen Wald, wo sich der Nebel auf den Blättern der Bäume sammelte. Wenn sie und Orophin sich nicht getäuscht hatten, wurden seine schlimmsten Befürchtungen war, und diese Reise würde an ihrem Ende so gefährlich werden wie erwartet. Auch Valandur schloss sich den Elben an, das zerfurchte Gesicht tief besorgt.
Noch bevor sie Orophin am nördlichen Waldrand erreichten, hörte Oronêl die gedämpften Geräusche der feindlichen Armee: Waffenklirren, das Grunzen der Orks und schließlich schwere Schritte, die nur auf Trolle hindeuten konnte. Orophin stand trotz des Nebels dicht an einen Baum gepresst und blickte nach Norden. Auf der Ebene schien der Nebel weniger eine feste weiße Masse zu sein, sondern in Fetzen nach Westen zu treiben, als ob er der Armee folgte - oder ihr voranging.
Oronêl ging neben Orophin in Deckung, Valandur und Finelleth taten es ihm gleich, und sie blickten angespannt in den treibenden Nebel. Durch Löcher ihm Nebel tauchten immer wieder schemenhafte Orkgestalten auf, die gleich darauf geisterhaft wieder zu verschwinden schienen. "Es erinnert mich an den Aufmarsch der Orks vor der Schlacht der fünf Heere", hörte Oronêl Finelleth leise und abwesend vor sich hinsagen. Er konnte nicht viel sehen, doch es genügte, das zu erkennen was er gefürchtet hatte: Ein Banner mit der Weißen Hand Sarumans.
"Der Zauberer will seine Herrschaft über Arnor offenbar nicht kampflos aufgeben...", murmelte er leise, und Valandur blickte mit Feuer im Blick auf. Mit gedämpfter Stimme sagte er: "Er wird sie aber auch nicht kampflos zurückerlangen. Na los." Er stand aus der Hocke auf, und legte eine Hand auf den Griff seines Schwertgriffs sodass Oronêl für einen Moment erwartete er würde losstürmen und den Feind direkt angreifen.
"Wir müssen Fornost warnen." Und als sich keiner der Elben rührte, fügte er beinahe verzweifelt hinzu: "Dort in Fornost sind meine Freunde. Meine Familie! Wir können doch nicht einfach nichts tun!" So viel Emotion hatte Oronêl in der Stimme des meist ruhigen Waldläufers noch nie gehört, und er wollte gerade antworten, als von hinter ihnen Cúruons Stimme ertönte: "Doch, das müssen wir. Wir würden Fornost nicht rechtzeitig erreichen, denn was vor uns liegt scheint nur die Nachhut der Feinde zu sein - und die Vorhut ist schon weit voraus. Außerdem..." Von Westen erklang ein geisterhaftes Heulen durch den Nebel. "... haben sie Warge dabei", schloss der rothaarige Elb. "Zu Fuß werden wir sie niemals überholen."
"Und wir würden sowieso nicht rechtzeitig kommen, dass unsere Warnung noch einen Unterschied machen könnte", ergänzte Oronêl, und für einen Moment herrschte Schweigen, während Valandurs Blick die Elben mit zusammengebissenen Zähnen anblickte. Schließlich wandte der Waldläufer sich abrupt um, und wortlos mit langen Schritten durch den Wald davon, in Richtung der Stelle wo sie ihre Gefährten zurückgelassen hatten.

"Er hat nicht Unrecht", sagte Finelleth leise. Die Orks waren inzwischen vorbeigezogen, denn ihre Laute erklangen jetzt eher aus dem Nordwesten als vor ihnen. "Irgendetwas müssen wir tun, denn ich glaube nicht, dass die Verteidiger von Fornost - wie viele können es schon sein? - dieser Armee standhalten können."
"Und wenn die Stadt fällt, könnte unser Auftrag gescheitert sein, und dieser Ring wird nie vernichtet werden", stimmte Orophin ihm zu. Als er den Ring erwähnte hatte Oronêl das unwirkliche Gefühl, dass der Nebel sich enger um ihn zu schlingen schien.
"Ich sage nicht, dass wir nichts tun sollen. Aber wir sind zu wenige." Er fuhr sich durch die Haare, während er verzweifelt nachdachte. Dann erinnerte er sich an eine Geschichte, die sein Vater ihm einst erzählt hatte. Damals, als er und das zweite Zeitalter noch jung gewesen waren - eine Geschichte von Túrin, dem großen Krieger der Menschen, dem Ardir bei den Gaurwaith und in Nargothrond gefolgt war.
"Vielleicht... vielleicht ginge es so..."



Als die vier Elben zu ihren Gefährten auf der anderen Seite des Wäldchens zurückgekehrt waren hatte sich der Nebel schon beinahe wieder gelichtet, doch sie erwarteten schlechte Neuigkeiten.
"Valandur ist fort", sagte Glorwen, sobald Oronêl unter den Bäumen hervorgekommen war. "Er kam vor euch zurück, stieg ohne ein Wort auf sein Pferd und ritt nach Westen davon." Er konnte die Bestürzung und den Zweifel auf den Gesichtern der anderen lesen. "Wir hatten... eine Meinungsverschiedenheit", erklärte er. "Er will Fornost warnen, und wollte offenbar nicht einsehen, dass es sinnlos ist." Oronêl fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Noch bevor sie in die Schlacht gerieten, hatte er es geschafft dass ihre Gemeinschaft auseinander gebrochen war.
"Es ist nicht deine Schuld", sagte Finelleth sanft, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Sondern seine eigene Entscheidung. Erzähl den anderen lieber von deinem Plan..."

Oronêls Gemeinschaft nach Fornost
« Letzte Änderung: 7. Dez 2016, 15:00 von Eandril »

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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #4 am: 14. Jan 2017, 15:46 »
...von der Großen Oststraße
Freiheit und Gerechtigkeit nach Nebelwolfart
Im Schatten der Wetterberge, nördlich der Großen Oststraße, hatten es sich die Nebelwölfe mittlerweile gemütlich gemacht. Die Reise verlief ereignislos und das Sommerwetter animierte zum Wandern, auch wenn das Sonnenlicht für den einen oder anderen Wolf etwas ungewohnt war. Die Stimmung hellte sich immer weiter auf je weiter man kam. Der Proviant wurde untereinander geteilt, hatte man sich gut vorbereitet und genügend mitgenommen, musste man nun keine Hungersnot fürchten.
Gromnir beschloss die Gegend ein wenig zu erkunden, begleitet von Furin. "Wir haben schon guten Weg gemacht" brummelte der Zwerg zufrieden. Ausgelassen wie schon lange nicht mehr, plauderten die beiden mal wieder über alltägliche Dinge.

Das Gespräch wurde von einem weinerlichen Wimmern unterbrochen. So sperrten beide ihre Ohren auf und folgten dem Ursprung. Nach einigen Biegungen saß am Straßenrand ein junge Frau. Zusammengekauert und zitternt schluchzte sie vor sich hin. Ihr Haar war blond, dennoch recht schmuddelig ebenso ihre Kleidung. Vielleicht eine Bauersfrau? So sah es für Gromnir aus. Die junge Frau bemerkte die Schritte und blickte auf. Erst nahm sie den Zwerg in Augenschein worauf keine nennenswerte Reaktion erfolgte, doch bei Gromnirs Anblick zuckte sie merklich zusammen und wich sogar zurück. "Geh weg!" schrie sie. Furin furchte die Stirn und blickte zu Gromnir hoch "Wär wohl besser ich red mal mit ihr" meinte der Zwerg mit neckischen Unterton und watschelte langsam auf die Frau zu. Gromnir brummte missmutig, die Reaktion der Frau war dennoch verständlich aufgrund seiner wilden Erscheinung. Er hielt etwas Abstand und ließ den Zwerg reden. Dieser nickte während die Frau ausführte welches Problem sie plagte.
Kurz darauf kam er zu Gromnir zurück. "Ein paar Halunken haben ihren Mann und Sohn gefangen und alle Habseligkeiten eingesackt" berichtete er kurz und knapp. "Wieviele?" fragte er. "Drei Burschen" kam die rasche Antwort. Gromnir wandte seinen Blick zur Frau. "Wo sind sie hin?" wieder zuckte sie zusammen, der zitternde Finger deutete nach Westen die Straße entlang. "Etwa zwei Meilen.." fügte sie wimmernd an. Gromnir nickte: "Bleibt hier, bin bald wieder da". Furin versuchte gar nicht erst ihn aufzuhalten und so lief der junge Wolf los. Die Zeit im Gebirge machte sich nun bezahlt, der Spurt bereitete ihm keinerlei Probleme.

Am Horizont erblickte er schon bald drei Gestalten am Wegesrand. Einer von ihnen saße auf einem Pferd. Alle waren in Lederharnische gekleidert, bewaffnet mit Speer und Bogen, jedoch alles eher schlecht im Zustand. Gromnir verlangsamte das Tempo und ging gemütlich voran bis er die drei Gestalten erreichte. Zu seiner Überraschung waren sie noch recht jung, gerade mal dem Jungenalter entsprungen. "Halt!" rief einer von ihnen. Als Gromnir inne hielt, näherten sie sich allesamt. "Was wollt ihr?" fragte er. "Gold oder andere Wertsachen!" kam es fordernd. Gromnirs Mundwinkel zuckten "Ah, ihr seid jene die die Straße frei von Halunken und Dieben haltet?" kam es schnippisch. Der Mittlere auf dem Pferd furchte leicht seine Stirn. "Los, her mit dem Gold!" kam nochmals die harsche Forderung. Gromnir wich einige Schritte zurück und zog sein Schwert "Dann holt es euch doch". Mit der Speerspitze voran gingen die ersten beiden Wegelagerer auf Gromnir los. Den unbeholfenne Angriffsversuchen wich er ohne Mühen durch die Mitte aus. Noch ehe sich die beiden umwenden konnten, wurde der Erste von Gromnirs Schwert von hinten durchbohrt, dem Zweiten dagegen wurde direkt die Kehle aufgeschnitten. Ehe der Kampf begann, endete er. Der Dritte versuchte mit seinem Pferd zu türmen. Doch bevor dieser sich zu weit entfernen konnte, zückte Gromnir eine seiner Wurfäxte und traf zielgenau in den Rücken des Reiters. Dieser fiel krachend vom Ross, das Pferd hielt inne.
Langsam und schnauben stapfte der Wolf auf den Reiter zu. Dieser lag regungslos da. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen alle Leichen zu durchsuchen und so konnten einige kleine Goldbeutel erbeutet werden. Scheinbar haben sie hier eine gute Stelle gefunden um es sich gut gehen zu lassen.

Gromnir ging zu der Stelle wo sich die drei postierten. Hinter einem kleinen Hügel erblickte er ihr Lager, wo sich allerlei Kisten und sogar Käfige befanden. Scheinbar hatten die drei viel vor. Ihren Ambitionen wurden nun ein jehes Ende gesetzt. Dort am Feuer lagen auch zwei gefesselte wie geknebelte Gestalten. Ein Mann, welcher wohl um die dreißig Sommer zählte und ein Junge, kaum mehr als zehn. Auch sie zuckten bei Gromnirs Anblick zusammen, ließen es aber mit sich geschehen. Der Nebelwolf befreite die beiden ohne Umschweife. "Euer Weib schickt mich..." erklärt er dem Mann kurz und bündig. Kurz strahlte dieser und nickte. "Danke..." stammelte er. "Woher kommt ihr?" erkundigte er sich. "Wir sind Flüchtlinge aus Gondor, der Krieg wurde immer heftiger und wir sind nur Bauern" erklärte der Mann. Gromnir nickte verstehend. "Wohin wollt ihr nun?" fragte er weiter. "Ursprünglich wollten wir nach Bree, aber dort soll Saruman herrschen. Die drei Burschen gehörten zu ihm. Ich hörte wie sie sich unterhielten von wegen sie würden ihm Sklaven bringen und dergleichen Gewäsch". Gromnir brummte missmutig und holte das Pferd welches am Wegesrand stand. Die Zügel sowie das Gold der Wegelagerer drückte er dem Mann in die Hände. "Holt euer Zeug und dann verschwinden wir." Der Mann und sein Sohn sammelte einige Kleidungsstücke zusammen und schwangen sich auf das Pferd. Zusammen gingen die drei den Weg zurück wo der Zwerg wartete. Die kleine Familie fiel sich gegenseitig in die Arme. Eine Mischung aus Erleichterung, Freude und Schmerz lag in der Luft. Gromnir überließ den dreien ihr Glück und blickte Richtung Wetterberge. "Danke" kam es nochmal von dem Mann. Gromnir winkte peinlich berührt ab. "Ach, nicht der Rede wert. Nun geht schon!". Die Frau trat an Gromnir heran und hauchte ihm ein Küsschen auf die Wange. Der sonst so gefasste Wolf erschrak und wurde rot wie Glut. "Nun geht schon!" drängelte er die Drei. "Wir werden uns den Weg nach Norden durchschlagen, zu einem Ort namens Fornost. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder..." der Mann stoppte. "Wie lautet euer Name, Herr?". "Gromnir von den Nebelwölfen" antwortete dieser. "Nun denn, auf bald Gromnir" so trotteten die Drei auf einer Nebenstraße nach Norden.
Furin wandte sich an Gromnir "Warum hast du ihr geholfen, ging uns doch gar nichts an" erkundigte er sich mit gefurchter Stirn. Gromnir schürzt die Lippen "Ich mags nicht wenn Weiber heulen, da kann ich nicht "Nein" sagen" gab er sensibel wie eh und je zu und trat dabei einen Stein weg. Der Zwerg lachte vergnügt auf. "Lass uns zurück" und so stapften beide zurück.
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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #5 am: 15. Jan 2017, 16:11 »
Regen und Stein
Gromnir und Furin erreichten nach einer kurzen Strecke wieder ihr Rastlager. Die Menschen und Zwerge unterhielten sich mehr oder weniger ausgelassen über die verschiedensten Dinge. Hauptthema war wohl wann man denn endlich die neue Heimat erreichen würde. Gromnir begab sich zum alten Häuptling. "Úlfrik!" rief er um die Aufmerksamkeit von eben jenen zu erlangen. "Wir haben etwas erfahren wovon du wissen solltest", der Häuptling hob die Brauen leicht an gab Gromnir aber zu verstehen dass er sprechen soll. "Ich bin einigen Sklavenjägern begegnet die auch für diesen Saruman arbeiteten. Sie hatten Gefangene und diese haben berichtet dass der nächste Ort namens Bree unter seiner Herrschaft liegt." Úlfrik nickte, er zweifelte nicht am Wahrheitsgehalt von Gromnirs Worte. "Dann sollten wir einen anderen Weg einschlagen" überlegte er. "Etwa nordwestlich von hier soll es einen Ort namens Fornost geben. Die befreiten Gefangenen wollen ebenfalls dorthin" fügte Gromnir an seinem an. Der Häuptling nickte wieder. "Dann werden wir nach Norden weiter, entlang der Füße dieser Berge reisen" er deutete auf die Wetterberge. "Und dann nach Westen zu diesem Fornost" beschloss er. Gromnir nickte zufrieden, auch von den anderen kamen keine Einwände. Stets vertrauten alle auf das Urteilsvermögen von Úlfrik, in den meisten Fällen erwies es sich als richtig.
Die Nacht verlief ruhig, eine fast schon furchterregende Stille war über die Gegend kommen. Wie der Moment bevor der Hammer auf den Amboss trifft, die letzten Momente bevor eine Schlacht ausbricht. Gromnir lag wach auf seinem Schlafplatz, es fiel ihm schwer einzuschlafen. Die Stille behagte ihn gar nicht. Immer wieder huschte sein Auge Richtung Berghang hinauf. Doch war dort nichts zu sehen.
So beschloss er sich etwas die Beine zu vertreten. Sein Weg führte ihn zu den Hängen, gekonnt schwang er sich die Felsen hinauf bis er auf einen Trampelpfad gelangte. Überrascht stellte er fest dass es hier Spuren gibt, wenn auch nicht mehr sehr frisch aber scheinbar wurde dieser Weg schon öfters genutzt. Doch dann vernahm er einige leise Schritte im Dunkeln zwischen den Felsen. "Wer da?" seine Rechte fuhr zum Schwertgriff an der Seite. Eine Antwort blieb aus. Gromnir beschloss den Kamm noch etwas zu erkunden. Das Mondlicht welches durch die Wolken fiel, bot ihm genug Sicht.
Mit einem mal zug der Himmel seinen Vorhang zu und verwehrte dem Mond weiter Licht zu spenden. Darauf folgend donnerte es vom Himmel herab und ein Blitz erhellte das Dunkel. Gromnir spürte die ersten Regentropfen die auf sein Haar herabfielen, der seichte Niesel verwandelte sich rasch in einen flutartigen Regenguss.

Die anderen Nebelwölfe wachten nach und nach auf. Mit ihren Kapuzen bedeckten sie ihre Häupter. Úlfrik befahl den Weg fortzusetzen. An der östlichen Seite der Wetterberge ging es also weiter Richtung Norden.
Gromnir stieg den Kamm wieder herab und schloss sich der Meute an. Dennoch blickte er immer wieder misstrauisch nach oben. Er war sich sicher etwas gehört zu haben...
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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #6 am: 15. Jan 2017, 17:24 »
Blut und Donner
Eilig bahnten sich die Wölfe ihren Weg durch den weiche Matsch. Der Regen wurde immer heftiger und es schien so als wäre dies erst der Beginn eines Unterwetters. Man konnte sogar kaum noch die Wetterberge erkennen obwohl sie recht dicht dran waren. Der Himmelt tobte unaufhörlich. Irgendwann konnte man ein Wäldchen auf einem Hügel in der Ferne erblicken. Der Häuptling gab seine übliche Anweisung, man sollte dort Schutz suchen. So steuerten die Reisenden darauf zu. Doch soweit sollte es nicht kommen.
Nun grollte es von den Bergen herab. Die zuckenden Blitze boten nur spärlich Licht aber das immer lauter werdene Grollen nahm einen bekannten Klang an. "Steinschlag!" brüllte einige. Man konnte nur erahnen woher die Steine kommen, so verteilen sich alle. Etwa ein Drittel wich zurück während der Rest sich wahllos verteilte. Und so geschah es. Lose etwa faustgroße Steine rollten herab, ähnlich einer Lawine. Ein Gemisch aus Geröll, Wasser und Erde. Zum Entsetzen aller erwischte es zwei Männer, die darunter begraben wurden.
Doch sollte dies noch nicht das Ende sein. Gefolgt von der Lawine, konnte man nun ein bekannte Gackern und Brüllen hören. "Orks!" brüllte Gromnir seinen Leuten zu. Die finsteren Wesen waren auf dem Hang postiert von der aus die Lawine kam. Jubelnd und jauchzend brüllten sie beim Anblick der Getroffenen. Der Himmel hellte sich etwas auf, gerade so dass man die Gestalten sehen konnte aber von richtigen Sonnenlicht war man noch weit entfernt. Der Jubel des vordersten Ork währte nicht lange, denn eher er sich versah kam ein Speer geflogen und durchbohrte zielgenau seinen Hals. Polternd kullerte er den Hang herab. Es war Úlfrik, der diesen Angriff als Erster beantwortet. Mit gefurchter Stirn und Zornesröte im Gesicht blickte er den Bestien entgegen. "Sammeln!" befahl er allen. Neben dem Häuptling gesellten sich zehn weitere Krieger um einen provisorischen Schildwall zu bilden. Arni positionierte sich mit den restlichen Kriegern dahinter und griffen zu den Wurfspeeren. Noch bevor sich alle sammeln konnten, griffen die Orks an. Zwei Dutzend sollten es sein, sogar einige der Größeren waren dabei. Etwa Zehn Orks liefen auf Gromnir, begleitet von Furin und drei weiteren Wölfen. Auf der anderen Seite stand Kibli mit den restlichen Zwergen die bereits eine Reihe bildeten um Frauen und Kindern des Stammes Schutz zu bieten. Selbst die Frauen zogen ihre Bögen und nahmen die Angreifer unter Beschuss.

Gromnir war konzentriert und nahm seine Angreifer in Empfang. Die Wut stieg in ihm hinauf beim Gedanken wie hinterhältig diese Wesen vorgingen. Die Muskeln spannten sich an, der erste Ork kam von einem Felsen herabgesprungen dabei eine schartige Axt schwingend. Dieser wurde kurzerhand mit einem kraftvollen Schwerthieb in Zwei geteilt. Das Blut spritzte umher, nur noch letzte Zuckungen durchfuhren den Körper. Furin empfing zwei seiner Angreifer mit seiner wuchtigen Zweihandaxt, dieser parierte gekonnt die Angriffe und mit einem ausholdenen Hieb köpfte er beide Orks mit einem Schwung. Die erste Angriffswelle war schnell erledigt, es folgte eine Zweite. Wieder waren es kleinere wie größere Exemplare. Etwa die Hälfte griff den Häuptling an während sich der Rest wieder verteilt. Dieser Angriff erfolgte etwas gezielter, zwei Orks sprangen auf einemla Gromnir entgegen. Während der rechte Angreifer mit dem Schwert aufgespießt wurde, holte er mit seinem Schild aus und wuchtete den linken Ork auf der Luft und presste ihn gegen eine kleine Felswand. Um ganz sicher zu gehen dass der zweite Ork auf tot ist, schlitzte Gromnir ihn die Kehle auf.
Auf dem Hang erblickte der junge Wolf dann eine wuchtige Gestalt im schwarzen Leder gehüllt. Und wieder erblickte er die weiße Hand auf der Brust. Dieser große Ork spannte gerade einen Bogen und zielte auf Úlfrik. Der Häuptling war gerade von den Angriffen abgelenkt und im Nahkampf verwickelt. "Úlfrik!" brüllte Gromnir zu ihm rüber. Doch der Ork ließ den Pfeil sausen. Zu aller Überraschung warf sich einer der Krieger dazwischen und wurde stattdessen durchbohrt.
Gromnir stockte einen Moment, doch dann entschloss er sich dem großen Ork anzunehmen. Dieser war dabei einen neuen Pfeil aufzulegen. Währenddessen kam eine neue Orkwelle hervor. Die nördlichen Ausläufer der Wetterberge entwickelten sich allmählich zu einem kleinen Schlachtfeld. Während Gromnir sich den Weg zum Orkanführer bahnte, kamen ihn immer wieder die kleineren Kämpfer entgegen. Es schien so als wollten sie ihn schützen, sowie die Wölfe ihren Häuptling beschützten. Erneut flog ein orkischer Kopf entgegen. Furin und die anderen Krieger folgten Gromnir, mit Erfolg fingen sie auch die anderen Orks ab. Pfeilfe, Wurfäxte und Speere flogen umher. Gerüstete Orks stürzten sich auf Kiblis Zwerge.

Der Orkanführer ließ den Pfeil los und zum Entsetzen aller durchbohrt er diesmal sein erwähltes Ziel. Ehe Úlfrik reagieren konnte spürte er einen stechenden Schmerz in der rechten Brust Unfähig sein Schwert zu heben, sank er in die Knie, schwer keuchend. Gromnir riss die Augen, das Undenkbare war nun passiert. Mit großen Schritten näherte er sich dem Bogenschützen. Als dieser Gromnir bemerkte, brüllte er den anderen Orks etwas entgegen. Diese begannen damit sich plötzlich zurückzuziehen. Viele waren nicht mehr übrig, etwa ein Dutzend rannte davon, auch der Bogenschütze. Gromnir versuchte noch ihnen nachzusetzen, doch die finsteren Wesen hatten den Vorteil auf ihrer Seite.
Von seiner erhöhten Position aus überblickte er kurz das Schlachtfeld, dabei blickte er ungläubig drein.
Ein schwarzer Tag für die Nebelwölfe, fast die Hälfte des Stammes, vorwiegend die Krieger wurden ausgelöscht. Hastig hüpfte Gromnir den Hang hinab und eilte zu Úlfrik. "Úlfrik!" fast panisch rief er den Namen. Arni, der ebenfalls einige Blessuren an Armen und Gesicht erlitt, hielt den Häuptling in seinen Armen. Der alte Mann atmete nur schwer. "Gut gekämpft, meine Wölfe!". Um Úlfrik herum befanden sich zwölf tote Orks, welche er einhändig niederstreckte. Gromnir sank zu Boden. "Wird er wieder gesund?" fragte er. Mit einem mal spürte er den Griff Úlfriks um seinen rechten Unterarm. "Meine Zeit ist vorüber, junger Wolf. Die Altvorderen rufen mich bereits" sprach er mit einem zufriedenen grinsen. Tränen rannen bei so manchen herab, Gromnir wirkte dagegen gefasst. "Du hast gut gekämpft, Häuptling". Úlfrik lachte noch ein letztes mal "Lebe den Kampf, sterbe im Kampf" womit er seine Augen für immer schloss.

Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und die Wolkendecke brach auf, das Sonnenlicht strahle in Úlfriks Gesicht, der zufrieden lächelte.
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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #7 am: 16. Jan 2017, 23:58 »
Ehre wem Ehre gebührt
Der Hang und das angrenzende Feld war in unheilvolles Schwarz getränkt. Die Sonne versteckte sich mittlerweile wieder hinter einigen Wolken. Die Nebelwölfe wanderten auf das Schlachtfeld umher und begutachteten ihre Opfer. Einige Funken Hoffnung keimten auf als man feststellte dass nicht alle Krieger tot waren welche auf dem Feld lagen. Die Überlebenden schafften sie schnellstmöglich zu nahen Wäldchen um die Wunden zu sorgen, an die fünf Leben konnten gerettet werden. Kibli und seine Zwerge widmeten sich hingegen den Orks. Jene Wesen die noch keuchten oder zuckten, wurden nachhaltig mit dem Schwert durchbohrt oder gar geköpft. Auf jeden gefallenen Nebelwolf kamen drei oder vier orkische Angreifer.

Währenddessen bereitete Gromnir zusammen mit Arni und einigen Jünglingen die Feuerstellen für die Gefallenen vor. Eine Mischung aus Trauer, Zorn und Verzweilfung lag dabei in der Luft. Geredet wurde nicht, jeder wusste was zu tun ist. Gromnirs Miene war versteinert, seine Gedanken leer. Jedes mal wenn er die Opfer erblickte, begann das Blut zu pulsieren, so stark wie noch nie zuvor. Er wollte Rache, doch diese musste warten.

Nachdem man die Feuerstellen fertig hatte, war es bereits schon später Nachmittag. Nach und nach wurden die Erschlagenen auf ihr Grab gebettet. Mit seiner jeweiligen Lieblingswaffe, welche neben dem Krieger ruhte und der geballten Waffenhand auf der Brust, ruhten nun alle. Arni und Gromnir oblag es die Betten anzuzünden und so entstanden mehrere Feuerstellen die man in der Ferne erblicken kann. Die Anwesenden waren sich bewusst dass die Feuer unliebsame Besucher anlocken könnte aber hier ging die Tradition vor.
So bestand der Nebelwolfstamm seit jenem Tag neben Gromnir, Arni, Furin und Kibli aus acht Kriegern, zwanzig Bauern und zwölf Jünglingen sowie neun Zwergenfreunden.

Die Flammen loderten und man spürte wie die Geister der Wölfe sich ihren Ahnen anschlossen. Gromnir blinzelte, kurz glaubte er Úlfriks Gesicht am Himmel zu sehen, dieser lächtelte und blickte nach Westen.

So sehr sie sich stritten, hatten sie immer Respekt voreinander. Die Nebelwölfe waren nun ohne Führung, sicher würde man sich an Kibli oder Arni wenden. Aber der junge Wolf sah sich in der Pflicht einige Worte an seine Brüder und Schwestern zu richten. Gromnir säuberte ein wenig seinen Lederharnisch und klopfte sich etwas vom Schmutz ab. Kurz blickte er zu Arni rüber, der nur stumm nickte.
Mit bedächtigen Schritten trat Gromnir hervor, während die Feuer hinter ihm flackerte, breitete er seine Arme aus und erhob die Stimme. "Brüder und Schwester! Nebelwölfe! Heute ist ein trauriger Tag für uns" begann er. Leichter Regen setzte wieder ein. "Auch unsere Ahnen trauern um unsere gefallenen Krieger. Tapfer kämpften sie!" kurze holte er Luft und überblickte die Anwesenden "Ich sehe Trauer und Verzweilfung in euren Augen, auch mein Herz weint!" kurze wandte er sein Gesicht ab um die aufsteigenden Tränen wegzuwischen. "Doch sollten wir niemals vergessen wer wir sind! Alleine wie auch zusammen sind wir stark, stets gedachten wir unserer Ahnen und schöpften Kraft daraus!" er schloss seine Augen und führte fort: "Der Geist des Wolfes lebt in uns! Solange nur einer von uns atmet wird er weiterleben und solange dieser weiterlebt werden wir auch unsere Ahnen ehren! Blut und Ehre für unsere Ahnen!" einige Stammesmitglieder blickten zu ihm herauf, besonders die Jüngeren wurden wohl von diesen Worten ergriffen, insgesamt erhielt Gromnir schweigende Zustimmung. Einer der verletzten Krieger trat er hervor und riss seinen Speer in die Höhe. "Für Úlfrik! Für unsere Brüder und Schwester! Für unsere Ahnen!", gefolgt von einigen Jünglingen und den Kriegern, zuletzt die Bauern und Zwerge. Allesamt stimmten ein "Für unsere Ahnen! Haruuu, Haruuu, Haruuu!" donnerte es geschlossen, immer und immer bis hin zum Nebelgebirge im Osten und Fornost im Westen.
Bis in den Morgengrauern sollte die Feier weilen. Selbst aus tiefster Trauer vermochten es die Nebelwölfe Kraft zu schöpfen.
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Re: Amon Súl und die Wetterberge
« Antwort #8 am: 17. Jan 2017, 19:50 »
Blutschwur
Der Morgen war schon wieder hereingebrochen, die verbliebene Kohlereste glühten vor sich hin und wurden nach und nach von den kühlen Brisen weggeweht. Gromnir stand auf einem Felsen und blickte mit steierne Miene Richtung Norden. Alle anderen waren damit beschäftigt ihre Hab und Gut zusammenzuräumen.
Arni blickte zu Gromnir hinauf und runzelte die Stirn. "Gromnir, komm. Wir ziehen weiter. Kibli sagt es ist nicht mehr weit bis Fornost". Arnis Worte wurden mit Schweigen beantwortet. Er vermutete dass Gromnir auf seine Art trauern würde, Gefühle hatte er noch nie offen gezeigt. "Geht ihr, ich werde einen anderen Weg nehmen" sprach der junge Wolf, leise aber dennoch voller Entschlossenheit. Arni wandte sich ihm wieder zu. "Was meinst du damit?" worauf Gromnir sich langsam umwendete und man konnte sehen wie er in seiner Rechten das Messer hielt. "Hiermit leiste ich den Schwur Úlfriks Mörder zu bestrafen, mit Blut und Stahl! Ich werde nicht eher ruhen bis Saruman und seine Schergen restlos ausgelöscht wurden!" Arni hob eine Braue, gerade wollte er nochmal sein Wort erheben. Doch Gromnir schnitt sich die rechte Handläche auf und benetzt sein Gesicht mit Blut "Mit Blut und Stahl!". Der Stamm versammelte sich um ihn herum. Niemand versuchte ihn aufzuhalten, im Gegenteil ein jeder gab einen Teil vom eigenen Proviant und aufmunternde Worte mit. Einer der Krieger stieß wiederholt seinen Speer in den Boden "Blut-bart Blut-Bart! Blut-bart!"
Auch Kibli kam heran und legte dem jungen Wolf zehn Wurfäxte zwergischer Machart vor die Füße. "Úlfrik zählte zu meinen engsten Freunden, zeig diesem Orkabschaum wo der Hammer hängt!" Kibli der sonst immer der ruhig und gefasst war, mehr als jeder andere, war rot vor Wut und an seinen Augen erkannt man dass er nicht von Trauer befreit war. "Danke, Kibli" haucht Gromnir und nahm die Wurfgeschosse an sich und wandte sich nochmals an alle. "Wir sehen uns in Fornost!" mit diesen letzten Worten wandte er sich gen Norden, die Spuren waren noch recht frisch. So nahm er diese in Augenschein und wetzte los mit großen Schritten. Die Jagd hatte begonnen...

...weiter nach Arthedain
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Thorondor the Eagle

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Auf alten Pfaden
« Antwort #9 am: 17. Jan 2020, 23:30 »
...Elea, Finjas, Haleth und Aodlind von Fornost: In der Stadt

Gemeinsam hatten die Reisenden beschlossen zuerst Richtung Osten zu ziehen um dann entlang der Wetterberge nach Süden abzubiegen. Sie verständigten sich darauf, dass sie sich beim Amon Sul aufteilten. Aodlind und Haleth würden dann zurück nach Bree gehen und Elea und Finjas nach Bruchtal. Das kühle Wetter erschwerte den Reisenden ihren Weg, aber alle hatten sie ein Ziel vor Augen und obwohl diese unterschiedlich waren, konnte man ihnen die Entschlossenheit ansehen. Während des Tages sprachen sie kaum ein Wort miteinander, aufmerksam beobachteten sie die Umgebung. Sie waren zwar der Meinung, dass Saruman’s Schergen derzeit genug in Bree zu tun hatten, aber sicher konnten sie sich nicht sein.

Für die Nacht suchten sie Zuflucht in einer kleinen Höhle. Es waren noch Reste einer Feuerstelle zu sehen und einige verwitterte Essensrückstände. Vermutlich benutzten sie die Waldläufer früher für genau diesen Zweck.
Finjas und Aodlind hatten ein bisschen Holz zusammengetragen und ein Feuer gemacht. Es nutze zwar nur geringfügig gegen die Kälte die von draußen hereinkroch, aber es war besser als ohne.
Schweigsam kauten sie auf dem Brot und dem getrockneten Fleisch herum, dass sie im Reisegepäck mitgenommen hatten und starrten in die lodernden Flammen.

„Wieso hilfst du nun dem Sternenbund?“, begann Finjas den Handwerker aus Bree zu fragen.
„Wegen Gerwin“, antwortete er kurz.
Mit einem mürrischen „Mhhh“ gab Finjas zu verstehen die Antwort so zu akzeptieren.
„Ich war noch sehr jung als mein Vater starb und ich die Handwerkergilde übernahm. Gerwin war immer für mich da, er war beinahe wie mein Vater.“
„Aber er hat Hildur und somit Saruman gedient“, entgegnete Elea verständnislos.
„Er hat getan, was er für Bree als am besten empfand. Diese Streitereien unter den Bürgern bringen die Stadt noch um.“
„Also wählst du auch den Weg des geringsten Widerstandes?“, fragte Elea.
„Sie erzählten mir, dass Gerwin von einem Diener des Zauberers getötet wurde… auf heimtückische Weise… verraten von jemandem den er als Verbündeten betrachtet hat. War es denn nicht so?“
Elea versuchte sich vergebens zu erinnern, sagte dann aber schlaff zurück: „Ich weiß es nicht.“
„Doch Aodlind, es war so“, bestätigte Haleth „Ich weiß, als Mitglied des Sternenbundes ist das nicht aussagekräftiger als das was sie dir erzählt haben. Aber ich schwöre dir bei meinem Leben, beim Leben meines Mannes und aller unseres Volkes: Es war so.“
Obwohl es keine neue Information war, sah man ihm die erneute Traurigkeit an. Aodlind starrte wieder schweigend in die Flammen.
„Du bist die letzte Hoffnung die Bree geblieben ist“, sagte nun wieder Finjas „Der Stadtrat ist zerschlagen, keiner traut sich Hildur in den Weg zu stellen, aber, dieser Mann ist ein Feigling. Er stützt sich auf eine Macht die er nicht besitzt und auf eine Furcht die er nicht ausgelöst hat. Er kann sich nicht gegen alle Einwohner gleichzeitig stellen.“
„Und doch ist es komplizierter als in Fornost. Die wenigen die Saruman treu waren hatten wir in kürzester Zeit verscheucht und alle standen geschlossen hinter dem Sternenbund. In Bree aber gibt es viele, die die Ruhe mehr schätzen als die Gerechtigkeit – so wie Gerwin es gehandhabt hat“, fuhr Haleth fort „Wir sind was das betrifft aufgrund der letzten Ereignisse auf einem guten Weg, aber der ist längst nicht zu ende.“

Als das Feuer nur noch leicht vor sich hin glomm, legten sich Aodlind, Finjas und Elea zum schlafen nieder. Haleth übernahm die erste Wache. Es war ungemütlich und kalt auf dem Boden, sodass Elea zu zittern begann. Sie schaute in das schwache rot der Glut. Sie erinnerte daran als sie das letzte Mal in Bruchtal war. Damals hatte sie Helluin verabschiedet und war auf der Brücke zusammengebrochen. Als sie ihre Augen wieder öffnete schaute sie in die gütigen, kastanienbraunen Augen der jungen Brianna. Wie es ihr wohl gehen wird? Ich hoffe sie und ihr Kind und auch Araloth sind wohlbehalten in der Schwanenstadt. Sie haben ein kleines Haus an den Hängen zum Meer und ein gewaltfreies Leben. Immer wenn sie lächelte, formten sich ihre Augen zu kleinen Halbmonden. Ich vermisse sie.
Und obwohl ihr diese Gedanken eine innere Wärme schenkten, zitterte Elea doch am ganzen Körper. Sie zog den Umhang bis zum Kinn und kuschelte sich hinein. Plötzlich bemerkte sie eine Hand auf ihrer Hüfte die sich langsam um ihren Körper schlang. Finjas hatte sich an ihren Rücken gepresst um sie – und auch sich selbst - zu wärmen. Es gab ihr auch ein gewisses Gefühl der Geborgenheit. In dieser Position fand sie nun doch noch ein wenig Schlaf.

Am nächsten Tag waren sie im Morgengrauen aufgebrochen. Haleth hüpfte einige Meter vor ihnen gekonnt und federleicht von einer Felskante zur nächsten. Immer wieder spähte sie über die Bergflanke und versuchte in der Ferne etwas zu erkennen. Finjas dagegen bildete die Nachhut, er hatte Elea’s Gepäck geschultert.

„Was wirst du deinem Sohn überhaupt sagen, wenn du auf ihn triffst?“, fragte Aodlind aus heiterem Himmel.
„Ich, ich“, sie war wie vor den Kopf gestoßen „Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht? Ist es nicht dein Plan ihn von Sarumans Einfluss zu befreien?“
„Doch.“
„Und wie wirst du es sonst anstellen außer mit Überzeugungskraft?“
Elea dachte nach.
„Ich habe keine Ahnung. Damals als ich in Aldburg bereits auf ihn getroffen bin, haben mir die Worte gefehlt. Es war ein Schock, diesmal weiß ich was mich erwartet… aber wenn ich ihn mir vorstelle, wie er vor mir steht… ich weiß es nicht.“
„Hmm.“
„Irgendwo in meinem Inneren hoffe ich wohl einfach noch, dass die Liebe in der Familie, zwischen dem Sohn und seiner Mutter doch stark genug ist um zu ihm durchzudringen.“
Der junge Breeländer schwieg zunächst.
„Bei Hildamar hat es leider nicht gereicht“, antwortete Aodlind dann nüchtern.
„Zum Glück bin ich nicht in dieser Lage, sondern es ist genau anders herum. Ich werde mit allen Mitteln versuchen Helluin von Saruman zu befreien und wenn dies erfordert mein Leben zu geben, dann ist es eben so.“
„Ich habe dich immer als eher ängstliche Frau wahrgenommen in Bree, aber jetzt erkenne ich, dass du mutiger bist als man auf den ersten Blick sieht.“
Sie schmunzelte: „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern nur der Beweis, dass es etwas gibt das stärker ist als die Angst“. Als sie diese Worte sprach, erinnerte sich an Haldar und diesen wunderschönen Tag in ihrer Kindheit. Sie spielten damals Trolle jagen.

Noch an diesem Nachmittag erreichten sie die südlichen Ausläufer des Wettergebirges. Es schmerze Elea sich erneut von Haleth verabschieden zu müssen. Hoffentlich sehe ich dich eines Tages wieder und lernen deinen Mann und eure Kinder kennen – es soll nicht so sein wie mit Brianna.
Abseits des Weges folgten Finjas und Elea nun der großen Oststraße und näherten sich unentwegt den sich auftürmenden Hängen des Nebelgebirges. Bevor sie die letzte Brücke überquerten beobachteten sie sie bis der Tag zur Neige ging und überquerten sie in der Dunkelheit der Nacht. Auf der anderen Seite des Weißquell suchten sie sich ein Quartier für die Nacht. Schon am darauffolgenden Tag erreichten sie den geheimen Pfad nach Bruchtal.

Aodlind und Haleth nach Bree
Finjas und Elea nach Imladris
« Letzte Änderung: 20. Jan 2020, 19:15 von Thorondor the Eagle »
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor