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Schatten von Angmar

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Lord of Mordor:
Wir teilen die Nebel der Vergangenheit und blicken zurück auf eine andere Zeit: Auf Tage von Eisen und Winter, die Geschichten des Königreichs Angmar; unvollendet, lange vergessen geglaubt, geschrieben auf einer blutigen Schriftrolle...



Prolog: Die Belagerung von Bruchtal

Wir schreiben das Jahr 1422 des dritten Zeitalters von Mittelerde...
Das Heer Angmars hat das Königreich Cardolan bezwungen, und Orks und Hügelmenschen belagern nun die Elbenzuflucht Imladris...

El-Murazor schrieb:

Seit der gescheiterten ersten Angriffswelle hatte sich das Heer von Angmar etwas zurückgezogen, doch noch immer bildeten die feindlichen Reihen einen Riegel, der Bruchtal von allen anderen abschnitt. Für die Elben war die Lage aussichtslos, denn ohne Verstärkung würden sie nicht mehr lange standhalten können. Bedrückte Stimmung herrschte unter den sonst so fröhlichen Elben.
   
Elladan und Elrohir standen neben ihrem Vater und starrten mit düsteren Minen in den Nachthimmel. Keiner von ihnen sprach ein Wort, das war auch nicht nötig, denn die kommenden Stunden würden eine Entscheidung bringen. Leise, leichte Schritte kündigten zwei weitere Elben an. Elrond und seine Söhne drehten sich langsam um und in der Dunkelheit zeichneten sich langsam die Umrisse von zwei etwa gleich großen Männern ab.
Glorfindel ging voran, in seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, doch in seinen Augen begann sich Resignation abzuzeichnen. Die zweite Gestalt bleib zwei Schritte hinter Glorfindel stehen, das Gesicht blieb im Schatten, sodass niemand sehen konnte was sich in seinen Augen abspielte, und dennoch stand er völlig regungslos.

 „Warum gesellst du dich nicht ganz zu uns?“, fragte Elrond schließlich. Mauritius trat wortlos hervor und nun konnten die anderen erkennen, dass unter seiner Kapuze Blut herab sickerte. „Du bist verletzt“, bemerkte Elrond und deutete auf die Wunde. „ Das ist nichts“, antwortete Mauritius. „Glaub mir, ich sah schon schlimmer aus“. Dies ließ ein leises Lächeln auf Glorfindels Gesicht treten und auch Elrond fragte nicht weiter. „Wie ist unsere Lage?“, ließ sich Elladan vernehmen.

„Unverändert“, war die Antwort von Glorfindel. „Der Feind hat die Brücke besetzt, doch den Eingang des Tals halten wir. Der Feind hat einen General verloren, doch wir dabei Liutasil und all unsere Kavallerie. Vor etwa einer Stunde gab es einen weiteren Versuch, durch unsere Reihen zu brechen, doch Mauritius und Erestor ist es gelungen, sie zurückzuschlagen. Ohne weitere Verstärkung halten wir nicht mehr lange durch, so viel ist gewiss.“ Ein langes Schweigen war die Folge dieser Worte.

„Es gibt noch eine Möglichkeit“, ließ sich eine leise Stimme vernehmen. Die anderen wandten sich dem Sprecher zu und warteten auf eine weitere Erklärung. „Wir greifen sie im Norden an, denn dort haben sie weniger Deckung. Ich versuche derweil, mich im Süden durchzuschlagen und ins Gebirge zu kommen. Wenn es mir gelingt, reite ich nach Lorien und hole Hilfe. Mit Alagos werde ich schnell dort sein und Galadriel wird uns helfen, wenn sie nicht schon um unsere Lage weiß.“

„Wir haben nicht die Mittel für einen Angriff, außerdem brauchst du viel zu lange nach Lorien und wieder zurück, bis dahin sind wir überwältigt.“, warf Glorfindel ein. „Dann muss es auch ohne Ablenkung gehen“, kam die grimmige Antwort. „Ich werde es schaffen! Ich komme nach Lorien und rechtzeitig wieder zurück! Wir müssen es versuchen! Untätig bleiben bessert unsere Lage auch nicht!“ Eine grimmige Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht und seine Haltung wirkte angespannt, jede Müdigkeit war aus seinem Antlitz verschwunden.
 „Dann geh, geh mit den besten Wünschen aller Elben, doch gerne verliere ich dich nicht in diesem Kampf“, sprach Elrond. Ohne ein weiteres Wort, doch mit einer Geste der Entschlossenheit wandte Mauritius sich um und ging in Richtung Stall davon. Glorfindel folgte ihm, Elladan und Elrohir liefen leichtfüßig zur Front zurück.

Behänd schwang sich Mauritius in Alagos' Sattel und Glorfindel trat zu ihm heran. Er wollte schon sprechen, doch Mauritius kam ihm zuvor. „ So lange kennen wir uns jetzt schon, so oft haben wir zusammen gekämpft. Mein Herz sagt mir, dass wir uns schon sehr bald wiedersehen werden. Leb wohl, mein Freund, und haltet stand, bis ich zurück bin!“ Mit einer freundlichen Handbewegung verabschiedeten sie sich, und Mauritius machte sich auf den Weg.

Am Flussufer angekommen stieg er ab und führte sein Pferd zu Fuß weiter. Schon bald sah er die Wachposten aus Angmar. Es waren weiße Wölfe und ihr Fell schimmerte durch den Nebel hindurch. Ein Heulen zerriss die Stille und kurz darauf ertönten mehrere Schreie. Die Wachen hatten ihn bemerkt. Jetzt galt es keine Zeit zu verschwenden, der Halbelb saß auf und ritt direkt in den Fluss hinein. Kaltes Wasser umgab ihn und das Wasser schlug über seinem Kopf zusammen. Alagos schnaubte an seiner Seite und es gelang ihm, sich an dem Pferd festzuhalten. Der Fluss führte zu dieser Jahreszeit sehr viel Wasser und entsprechend schnell strömte er dahin. Die Wachen erkannten die tollkühne Tat zu spät und kein Pfeil der Soldaten erreichte sie. An einer Landzunge gelang es Mauritius, wieder an Land zu gehen und schnellstmöglich ritt er Richtung Süden.

Ein paar Stunden später, er hatte gerade beschlossen, seinem Tier eine Pause zu gönnen, gewahrte er plötzlich Gestalten vor sich. Er wollte schon umdrehen, als ihn eine Stimme auf elbisch anrief: „ Warte!“ Erstaunt hielt er an und ein Elb kam auf ihn zu. „Ich bin Gwoldor, ich komme im Auftrag meiner Herrin, sie kennt eure Lage und schickt euch diese zweihundert Soldaten zur Hilfe.“ Mauritius war zu erstaunt um zu antworten. „Ich habe dich schon erwartet, Menendor, der Adler, hat es mir verraten!“ „Unsere Lage ist schlimm und wir dürfen keine Zeit verlieren“,  sagte Mauritius immer noch verwundert und die graue Schar machte sich auf den Weg.

Am Vormittag erreichten sie die feindlichen Linien und erkannten, dass die Feinde einen großen Fehler gemacht hatten: Sie konzentrierten sich nur auf Bruchtal und hatten keine Wachposten in ihrem Rücken. „Das ist unsere Chance“, sagte Gwoldor und Mauritius nickte. Er zog sein Schwert und sofort stand die Schar in weißem Licht.
Das Licht machte es ihnen leicht ums Herz und ließ die Augen des Halbelben erstrahlen. „ Für unsere Freunde!“ rief er und lief auf den feindlichen Stützpunkt zu. Die Elben folgten ihm und gerade, als die Armeen Angmars einen weiteren Angriff auf Bruchtal landeten, fielen die Elben in das Lager ein. Menschen und Orks waren starr vor Schreck und das Licht von seinem Schwert blendete sie. Mit ungeheurer Schnelligkeit drangen die Elben auf die Feinde ein und erschlugen viele, der kleine Rest floh nach Norden. „Zum Eingang!“, rief Mauritius und die Elben drangen weiter vor.

Einen Moment sah es so aus, als würden die feindlichen Soldaten durch den Ring der Verteidiger brechen und ins Tal einmarschieren, doch in diesem Augenblick kamen die Galadhrim und fielen der Armee in den Rücken. Menschen und Orks gerieten zwischen Hammer und Amboss und nun folgte die bisher blutigste Schlacht um Bruchtal. In Panik versuchten die Feinde, sich zu befreien, und schließlich gelang es einer Gruppe, nach Norden zu entkommen.
 Mauritius Schwert' leuchtete durch das Getümmel, denn kein Blut blieb an ihm kleben. Er war ein guter Kämpfer, hatte Erfahrungen in unzähligen Schlachten gesammelt und seinem Umgang mit dem Schwert kam keiner gleich. Ein Ork nach dem anderen fiel durch sein Schwert, das die Rüstungen und Schilde wie Papier durchschnitt. Eine Stunde lang tobte die Schlacht, danach war im Umkreis von zehn Meilen kein Ork mehr am Leben. Allerdings hatte man mehrere Menschen aus Rhudaur gefangen nehmen können. Auf dem Schlachtfeld trafen Glorfindel und Mauritius wieder zusammen und reichten sich die Hand. Beide waren erschöpft und mit Blut bespritzt, doch nicht ernsthaft verletzt und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Elronds Haus.
Dort erwartete sie schlimme Kunde: Die Hälfte aller Soldaten aus Lorien war gefallen oder verwundet, und von der Armee aus Bruchtal war nur noch ein Drittel übrig.

Aus diesem Grund freute sich diese Nacht niemand über den Sieg. Doriel versorgte die Wunde ihres Mannes und auch seine Töchter leisteten ihm Gesellschaft. Über ihre Wangen liefen Tränen, denn sie hatten sich sehr um ihn gesorgt.

Am nächsten Tag schickte Elrond Späher aus, die einen Tag später berichten konnten, dass sich der Feind bis zur Wetterspitze zurückgezogen hatte. Mauritius nahm sich dies zum Anlass, seine Familie nach Lorien zu bringen und weilte dort mit ihnen eine lange Zeit. Die Galadhrim hatten sie begleitet und sicherten jetzt wieder die Grenzen Loriens, denn über Dol Guldur hatte sich ein Schatten gebildet.

Lord of Mordor:
Kapitel I

Die Invasion Angmars

Marsch der Armee

Fünfhundert Jahre lang rüstete der Hexenkönig nach der Niederlage bei Bruchtal für den entscheidenden Schlag. Und nun, nach Jahrhunderten des Wartens und des Planens, war es soweit...

Adamin schrieb:

Eiskalter Wind wehte von Norden her und trieb eine graue Wolkendecke voran. Trotz des weißen Schnees umhüllte die Festung des Hexenkönigs ein düsteres Zwielicht. Um die Feste scharten sich gewaltige Horden von Orks, Hügelmenschen und anderem Getier Angmars, welche auf den Ausmarsch gen Arnor warteten. Gulzár befand sich auf der höchsten Zinne des Bollwerkes und strich in melancholischer Abwesenheit über die reich verzierte Steinmauer. Carn Dûm, die ‚rote Senke’, hatte man die Bergfestung einst vor vielen Jahrhunderten getauft, doch selbst nach so langer Zeit hat sie nichts von ihrem bedrohlichem Glanz verloren. Sie diente dem Hexenkönig seit dem Anbeginn seines Reiches, so wie er selbst, und diese Tatsache faszinierte ihn. Viele Male stand Gulzár schon auf dieser Zinne und durfte die volle Größe der Armee Angmars bestaunen. Viele Male sah er sie siegreich zurückkehren, jedoch nicht selten wurden sie auch selbst vernichtet. Die gesamten Truppenverbände verloren ihren ehrfürchtigen Glanz mit der einfachen Einsicht, dass sie alle zu ersetzen waren. Doch Carn Dûm würde dem Hexenkönig weiterhin dienen, genau wie Gulzár.

Das Geräusch schwerer Schritte kam näher und schließlich betraten zwölf Hexer die Zinne, angeführt von Zaphragor. Gulzár drehte sich nicht zu ihnen um, doch trotzdem spürte er ihre suchenden Blicke und hörte ihre verwirrten Gedanken. „Wo ist der Hexenkönig? Warum ist er nicht hier?“, hörte er Zaphragor bellen. Mit einem hellen Klirren zückte er seine Klinge. „Er sichert den Auszug seiner Streitkräfte.“, antwortete Gulzár ruhig und drehte sich langsam um.
„Spürt ihr nicht die Magie, die den Wind nach Süden peitscht? Schmeckt ihr nicht ihren fahlen Geschmack auf der Zunge und bemerkt ihr kein Kribbeln in den Fingerspitzen? Dann habt ihr noch viel zu lernen...“
Er blickte in die verschlossenen Gesichter seiner zwölf Brüder. Selbst wenn sie nichts dergleichen spürten, waren sie nicht so töricht, es offen zu zeigen. Schließlich ließ Zaphragor sein Schwert sinken, trat neben Gulzár und blickte auf die Armee unter ihnen.
„Er verdunkelt den Himmel...“, zischte er kaum hörbar.
„Die Orks fürchten sich vor dem Sonnenlicht. Und wenn es vom Schnee reflektiert wird, werden diese Kreaturen höchstwahrscheinlich erblinden. Außerdem wird es dadurch erst weit im Süden zu schneien beginnen und so unseren Marsch vorerst nicht behindern.“, sprach Gulzár fast wie zu sich selbst und schaute nun ebenfalls auf die Truppen.

„Wie viele Krieger sind das, Gulzár?“ Er gehörte zu den wenigen, die Zaphragor mit Namen ansprach. Alle anderen nannte er einfach ‚Dreck’ oder ‚Fleisch’.
„8000 Orks vom Gundabad, 5000 Hügelmenschen aus Rhudaur und Umgebung, 2000 Wölfe und Warge, 1000 schwarze Gardisten und 500 Trolle.“
„Wahrhaftig eine große Streitmacht.“
„Die Größte, die der Meister jemals ausgehoben hat...“
„Und vor allem viel zu langsam!“, herrschte Zaphragor den alten Hexer an. „Damit werden wir Wochen brauchen, um Arthedain zu erreichen. Ich werde vorausreiten!“
Gulzár setzte tonlos dagegen. „Es ist der Wille des Hexenkönigs, dass seine gesammelte Armee ausrückt und Arnor angreift. Dazu gehören auch alle Befehlshaber, denn die Truppen müssen irgendwie angeführt werden...“
Zaphragor antwortete nicht. Er befolgte die Befehle seines Meisters, egal was sie verlangten.
„Wir werden zur rechten Zeit ankommen. Der Herr sorgt dafür, dass der Winter uns -“

Die Magie, die in der Luft lag, veränderte sich und ließ Gulzár innehalten. Sie wurde stärker und stärker, bis der Wind abrupt abflaute. Er wusste, dass dies nur eins bedeuten konnte.
Der Hexenkönig war bereit, um in die Schlacht reiten.
„Dûrmarth!“, hallte Gulzárs Stimme bis hinab in die Feste. Eilig kam ihm der junge Krieger entgegen, gekleidet in der Rüstung eines schwarzen Gardisten; unter der Armbeuge hielt er den Helm festgeklemmt. „Reite mit den anderen Gardisten hinaus und formiere die Armee. Wir werden bald aufbrechen.“ Dûrmarth nickte und machte sich auf den Weg hinab.

Zaphragor knurrte und begann anschließend wie ein Wahnsinniger zu lachen. Auch Gulzár bemerkte ein Gefühl der Unbesiegbarkeit und Euphorie. Mit einem Mal verdichtete sich die allgegenwärtige Zauberkraft in der Mitte der Festung und schien jegliche Helligkeit mit sich zu saugen. Mehrere Sekunden lang lag Carn Dûm in einem unnatürlich glimmenden Zwielicht, bis sich die Magie schließlich über dem Heiligtum des Hexenkönigs entlud und in einer gigantischen grünen Lichtsäule gegen den Himmel strebte. Dort, wo das Licht die Wolken traf, verdunkelten sie sich und schickten kleine Blitze zwischen sich hin und her.
Die Tür zum Heiligtum öffnete sich und der Hexenkönig kam aus der unendlichen Schwärze  heraus geritten. In der Rechten hielt er ein gewaltiges Schwert und in der Linken seinen Streitkolben.
Es dauerte einen Moment, bis sich Gulzár wieder gewahr wurde, dass er Beine besaß. Er wand sich zu seinen zwölf Mitstreitern. „Eilt euch, auf die Pferde! Wir reiten los, um Blut für die Eisenkrone zu vergießen.“

Am Haupttor der Festung trafen sie sich. Der Hexenkönig ritt hinaus, umringt von seinen dreizehn Hexern. Zaphragor und Gulzár ritten direkt neben ihm.
Auf der Ebene vor Carn Dûm bot sich ihnen ein imposanter Anblick. Das gesamte Heer stand in geordneten Reihen und Batallionen vor ihnen, schwenkten die Banner der Eisenkrone, spornten sich gegenseitig mit Kriegsrufen an und ließen ihre Kriegshörner erschallen.

Doch der Hexenkönig war nicht beeindruckt. Er legte den Kopf in den Nacken und ließ einen lang gezogenen Schrei erklingen. Einen Laut, der jegliche Menschlichkeit verloren hatte, einem das Leben aus dem Kopf trieb und die Armee augenblicklich verstummen ließ. Einen kurzen Augenblick musterte der Herrscher von Angmar seine Soldaten, dann sprach er und seine Stimme hallte in jedem einzelnen Schädel wider, der auf der Ebene um sein Leben bangte.

„Marschiert nach Arthedain...
Brandschatzt jedes Haus.
Schlachtet jeden Mann.
Zerreißt ihre Frauen.
Und quält ihre Kinder.
Denn jeder Mensch soll wissen,
dass der Hexenkönig von Angmar kommt
und Arnor den Tod bringt...“


Gnominator schrieb:

Nach der Ansprache des Hexenkönigs fing die gesamte Armee an zu jubeln. Tagelang konnte  Dûrmarth noch das ohrenbetäubende Gejohle der Orks und der wilden Menschen in seinen Ohren schallen hören. Er selbst blieb nach der Rede des Hexenkönigs still… Warum sollte er grölen und jubeln? In seinem Inneren brannte ein Feuer, das selbst durch einen lauten Kampfesruf nicht stärker brennen konnte. Auf diesen Moment hatte er so lange gewartet. Endlich konnte er Rache üben. Rache für etwas, woran er sich nicht mehr genau erinnern konnte, Rache für eine Tat, die jedenfalls so grausam gewesen sein musste, dass er, obwohl er alles vergessen hatte, immer noch Zorn gegen Arthedain spürte…

Noch während das Jubeln der Orks andauerte, setzte sich die Armee in Bewegung.
Die Kohorten der Orks und Hügelmenschen johlten den ganzen Tag durch und man sah ihnen den Kampfeifer an, wenn man nur in ihre Gesichter schaute. In den Augen der Menschen und Orks vom Gundabad brannte der Hass gegen die Menschen aus Numenor, und je weiter sie marschierten, desto stärker loderte er auf. Die Trolle trotteten mürrisch zwischen den Orks und Menschen, mit einer schweren Eisenkette zwischen ihren Händen, damit man sie unter Kontrolle halten konnte. Jeder wurde von ein paar Orks umgeben, die darauf aufpassen sollten.
An vorderster Stelle im Heereszug marschierten die Gardisten. Sie waren das komplette Gegenteil der übrigen Armee. Sie liefen alle in Reih und Glied und um sie herum war alles still. Bei ihnen loderte kein Feuer in den Augen, welches die Gier zeigte, Blut der Menschen von Arthedain zu vergießen, sondern nur kalter Hass. Sie alle wollten ihren alten feind Arthedain nun endgültig vernichtet sehen.

Dûrmarth lief in vorderster Reihe der Gardisten, direkt hinter den Hexern und dem Hexenkönig. Er marschierte zwar als Dunkler Numenor mit, war aber anders als die übrigen Gardisten. Während sie schon in die Herrschaft des Hexenkönigs hineingeboren waren, diente er erst seit kurzem dem Hexenkönig. Viele vertrauten ihm nicht und waren neidisch auf ihn, weil er unter den Hexern eine so gute Ausbildung genossen hatte. Doch er hatte sich gegen diese dunklen Numenorer durchgesetzt und gehörte nun der Leibgarde der Hexer an.

Sie marschierten ohne Pause den ganzen Tag durch.  Als es schließlich Abend wurde, brachte der Hexenkönig die gesamte Armee mit einem langen Schrei zum Stehen. Sofort wurden eilends Zelte aufgeschlagen und Holz gesammelt, um das Essen für die Armee zuzubereiten. Nachdem gegessen worden war und die Zelte standen, gingen die meisten Diener des Hexenkönigs schlafen.
Dûrmarth wanderte durch die Reihen der Zelte.  Er brauchte keine Ruhe, er hätte sowieso nicht schlafen können. Dies war nun die erste Nacht, in der sie auf dem Marsch nach Arthedain und in den Krieg waren.  Langsam wurde es ruhig zwischen den Zelten und die meisten Menschen und Orks waren eingeschlafen. Er setzte sich an ein Feuer und wollte eigentlich seine Beine ausruhen, doch auf einmal hörte er ein lautes Brüllen und ein paar entsetzte Quiekgeräusche hinter ihm und danach das Zerbersten von Holz. Blitzschnell sprang er auf die Beine und drehte sich um. Er sah sofort, was passiert war: Ein Troll war durchgedreht und hatte den Baum, an dem die Ketten ihn gefesselt hatten, gefällt. Die Orks, die um ihn herum Wache hielten, rannten vor Angst quiekend in alle Richtungen davon. Ein Ork war nicht schnell genug und der Troll schlug ihn mit seiner Faust. Noch ein letztes mal kreischend, flog der Ork gegen einen anderen Baum.  Mit dem Kopf voraus schlug er am Baum auf und rutschte danach leblos am Stamm herab und sein Blut färbte den Boden unter ihm schwarz. Bevor Dûrmarth wusste, was er tat rannte er schon auf den Troll zu. Dieserl, immer noch rasend vor Wut, erblickte ihn, und rannte ihm brüllend entgegen. Zwischen seinen Armen war immer noch eine schwere Eisenkette gespannt, doch Dûrmarth wusste, welche Kraft der Troll auch so, mit gefesselten Händen, hatte. Er hatte schließlich seinen Finger im Kampf mit einem Troll verloren und hatte auch schon oft gegen andere dieser Bestien gekämpft und sie gezähmt.

Dûrmarth und der Troll näherten sich immer schneller. Zehn Meter lagen noch zwischen ihnen… neun Meter…sieben Meter… vier Meter. Dann sprang Dûrmarth flach über den Boden. Der Troll schlug mit einer Wucht, die den Boden erzittern ließ, auf den Fleck, wo Dûrmarth vor wenigen Zehntelsekunden noch gestanden hatte, auf. Dûrmarth war in diesem Moment schon hinter dem Troll und wollte auf seinen Rücken springen, doch soweit kam es nicht. Der Troll hatte einen kleinen Schritt nach hinten gemacht und stand nun auf dem Kettenhemd, das Dûrmarths Arm schützte. Dûrmarth fluchte laut. Der Troll schaute verdutzt in alle Richtungen. Sein Gegner war auf einmal verschwunden; er sah ihn nicht mehr, aber er hörte ihn noch deutlich. Endlich drehte er sich um und machte einen Schritt zur Seite und Dûrmarth hatte die Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Doch nun hatte der Troll ihn auch wieder bemerkt und schlug auf ihn ein. Fluchend und mit vor Schmerz verzogenem Gesicht wich Dûrmarth dem Schlag aus.

Immer weiter musste Dûrmarth zurückweichen, während der Troll immer wütender wurde. Doch Dûrmarth wartete nur auf eine Möglichkeit, in der die Kreatur eine Schwachstelle zeigte. Und schließlich, nach zehn Minuten des Geplänkels, fand er sie. Als der Troll gerade mit beiden Fäusten auf Dûrmarth einschlagen wollte, sprang er wieder hoch. Er landete direkt auf den Armen des Trolls und kletterte blitzschnell hinter den dicken Trollkopf. Wütend schrie der Troll auf und riss seine Hände nach hinten. Dûrmarth nutzte diese Gelegenheit und packte die Kette, die zwischen den Fäusten des Trolls gespannt war, und zog sie hinter seinen Kopf. Der Troll wollte seine Arme wieder runterziehen und zog sich dadurch die Kette tief in den Nacken. Der Schmerzensschrei des Monsters schallte durch das ganze Lager; der Troll fing an sich zu drehen und mit den Armen wie wild um sich zu schlagen, um irgendwie aus dieser Position herauszukommen und seinen Gegner wieder vor sich zu haben. Doch Dûrmarth kannte diese Situation. Nun war er Herr der Lage und konnte den Troll dazu bringen, all seine Kraft in wilden Schläge und Bewegungen zu verpulvern. Es kam Dûrmarth wie eine Ewigkeit vor, in der er hinten auf dem Troll saß und die Kette immer hinter seinen Hals drückte, während dieser immer wieder ausschlug und versuchte, den Menschen abzuschütteln.
Doch schließlich gab der Troll auf. Seine angespannten Glieder erschlafften  und er sank langsam zu Boden. Dûrmarth stieg von dem Troll herab, hielt aber immer noch die Kette in den Händen. Er schaute den Troll an. Nichts war mehr von der wilden Bestie übrig,  gegen die er gerade gekämpft hatte. Vor ihm lag ein Troll, der am Ende seiner Kräfte war und wusste, dass man ihn nun wahrscheinlich töten würde. Dûrmarth schaute ihm noch einmal in die Augen und bemerkte, wie der Troll furchtsam an ihm vorbeischaute.
Dem Blick folgend, sah Dûrmarth den Grund: Ein Trupp Orks mit langen Speeren kam herbei und schaute zornig den Troll an. Der Trupp blieb vor Dûrmarth stehen. „Lass uns vorbei!“, krächzte der vorderste Ork. „Wir müssen diese Bestie töten, bevor sie noch mehr Schaden anrichtet. Dieser Troll ist eine Gefahr für uns alle!“ Die Orks fletschten lachend ihre Zähne und der erste ging schon mit der Lanze auf den Troll los. Doch Dûrmarth war schneller. Man sah ein kurzes Aufblitzen und danach fiel der Ork leblos zu Boden. Man hörte die anderen Orks verwirrt und ängstlich in ihrer krächzenden Sprache aufschreien.
„Dieser Troll bleibt am Leben!“, flüsterte der Numenor mit einem befehlenden Unterton den Orks zu. „ Er wird nie wieder Schwierigkeiten machen oder unserer eigenen Armee, der Armee des Hexenkönigs, schaden. Ich weiß, dass ihr jeden Troll, der durchdreht und sich gegen unsere eigene Armee wendet, töten sollt. Doch dieser Troll wird keinen Schaden mehr anrichten. Darauf gebe ich euch mein Wort und nun verschwindet, bevor ich noch mehr von euch töten muss!“
Langsam wichen die Orks zurück, bis sie schließlich zwischen den Zelten verschwunden waren.
Dûrmarth ließ das Schwert sinken und schaute den verdutzten Troll an. Er nahm dessen Kette wieder in die Hand und führte ihn wieder zu dem Platz, an dem er zuvor angebunden gewesen war. Der Troll machte keine Anstalten, sich gegen ihn zu wehren. Danach befahl Dûrmarth den Orks, ihn wieder an einen Baum zu binden, ihm aber genügend Freiraum zu lassen. Als die Orks zu ihm kamen, knurrte der Troll noch einmal laut, doch Dûrmarth schaute ihn scharf an und der Troll ließ sich von den Orks an den Baumstamm binden.

Dûrmarth ging danach zurück zu den anderen Gardisten, legte seinen Mantel auf einen Strohballen und legte sich darauf hin. All seine Glieder taten von dem Kampf mit dem Troll weh, vor allem der Arm, auf dem der Troll noch vor kurzem gestanden war.  Schließlich übermannte ihn die Müdigkeit und die Erschöpfung und er schlief ein.

Am nächsten Morgen würden sie weiterziehen, die Grenze Arthedains war nah...

Lord of Mordor:
Der Fall der Grenze

Der große Schlag Angmars gegen die Grenze Arthedains stand kurz bevor...

Logrím schrieb:

Nacht war über Arthedain hereingebrochen, doch diese Nacht war anders als die vorherigen. Ein bleicher Nebel verpestete den Boden und verbarg alles, was darunter lag, ein grausamer Wind peitschte den Schnee zu Boden. Es war noch deutlich kälter als sonst. Alles schien wie tot, weder das Heulen der Wölfe noch das Geräusch der Eulen in den Wäldern erklang. Etwas Unnatürliches war hier am Werk und legte seinen Schatten über Arthedain.

Obwohl es sehr bewölkt war, zog die Kälte immer mehr auf an den äußeren Gebieten Arthedains. Die Wachen Caragosts zitterten in ihren Rüstungen und versuchten, sich durch Gespräche und Bewegung munter zu halten, aber achteten so weniger auf alles andere. Die äußeren Gebiete waren auch schon einige Zeit nicht mehr angriffen worden, die Plünderer konnten immer von den Grenzwachen zurückgehalten werden, und so brauchten sie sich eigentlich weniger Gedanken machen.
Die Nacht war schon lange herein gebrochen, als plötzlich das Vieh in den Ställen unruhig wurde. Langsam bekamen auch die Wachen ein ungutes Gefühl… der Nebel schien ihnen dichter und düsterer als sonst. Einer versuchte, im Nebeldunst etwas zu erkennen, als ein Pfeilhagel aus dem nichts einschlug und ihm den Kopf durchbohrte. Ein weiterer traf den nächsten in den Brustkorb. Der letzte konnte sich mit letzter Kraft zur Alarmglocke schleifen und starb noch beim Läuten dieser, aber es hatte ausgereicht, um Alarm zu schlagen.
Es brach Panik aus, viele flüchteten aus ihren Häusern auf die Straße, um zu entkommen, aber dort waren sie ein leichtes Ziel für die Bogenschützen im Nebel. Langsam zog sich eine rote Blutlache über den sonst so reinen Schnee.  Überall rannten schreiend Bürger herum, während die Stadtwachen sich hastig rüsteten. Sie fürchteten um ihr Leben, die Angst lähmte sie förmlich, denn sie konnten ihren Feind nicht einmal erkennen. Doch es kehrte allmählich wieder Stille ein, dann hörte man das Stapfen im Schnee. Hügelmenschen und Orks kamen aus der Nebelwand gestürmt, mit finsteren und blutdurstigen Blicken sahen sie sich um und liefen brüllend in die Stadt.
Die Stadtwache hatte in der Zeit eine kleine Verteidigung aufgebaut. Die Hügelmenschen würden plündernd durch die Stadt marschieren und alles auf ihrem Weg verwüsten, dann aber geradewegs in Ihre Falle im Zentrum laufen, dachte ihr Hauptmann Thorond.
Inzwischen brannten schon die ersten Häuser, das einzige, was Licht in dieser Nacht brachte.
Der Plan von Thorond ging auf, die feindlichen Truppen liefen wutentbrannt auf sie zu, mit der Fahne der Eisenkrone voran. Thronod hatte aber Bogenschützen auf den Dächern postieren lassen und er und seine Männer hielten die Feinde auf, damit die Bürger fliehen konnten. So konnten sie mehrere Wellen aufhalten, doch der Feind war in Überzahl und sie schlugen, traten und bissen sich ihren Weg frei.
Nach kurzer Zeit war auch der letzte der Stadtwache von ihnen niedergestreckt worden, und ein schwarzer Teppich aus Blut und Leichen beschmutzte die Straße. Die halbe Stadt brannte bereits und man hörte nur noch Orkgebrüll und die Todesschreie der letzten Bewohner aus dem Zentrum, durch die steinernen Straßen marschierten nun Soldaten aus Rhudaur, Hügelmenschen, Orks und anderes Getier. Der Krieg der Menschen im Norden hatte nun begonnen und würde erst enden, wenn das letzte Geschlecht Elendils von dieser Welt gegangen war oder Angmar in Trümmern lag.

Angmars Hauptstreitmacht hatte Arthedains Grenzen also überwunden...

Lord of Mordor:
Dunkle Vorahnungen

Der Fall der Grenzwachposten war für Tirnions Dorf, so wie für ganz Arthedain, ein harter Schlag. Das Dorf Ragnas war nun ohne Schutz, jederzeit könnte der Angriff der Hügelmenschen statt finden.

Prinz Brand schrieb:

 "Tirnion! Tirnion!", rief eine bekannte Stimme. Ein mit einer schwer aussehenden Rüstung gepanzerter Krieger schrak auf. "Annaêl! Ich habe doch gesagt, du sollst alles zu deiner Abreise bereit machen! Bist du etwa schon fertig?", sagte Tirnion zu einer gut gekleideten Elbin. Das Dorf wurde evakuiert, die Bürger flohen nach Fornost, wie viele andere. Ragnas war nahe an der Grenze zu Rhudaur, erst gestern hatte sie ein verletzter Flüchtling erreicht und ihnen die Nachricht vom Fall Caragosts gebracht. Angmars Truppen konnten nun jederzeit in das kleine Dorf einfallen.
"Ja, ich bin fertig, genau wie all die anderen Frauen und Kinder. Wir können gehen." Ein leises Gemurmel ging durch die kleine Bevölkerung, viele hatten Angst, von Hügelmenschen attackiert zu werden.
 Die Tage waren für den Anfang Herbst schon sehr kalt. Viele Leute froren. "Es beginnt zu schneien!" riefen viele Kinder aufgeregt. Annaêl wurde auch von Tag zu Tag schwächer. Tirnion dachte schon lange nach, warum es so schnell anfing zu schneien. Die Tage wurden härter und die Schneedecke wuchs und wuchs. Ab und zu hörten hörte man Wölfe heulen. Wenn man sie hörte, geriet die ganze Gruppe in Panik, doch durch Tirnions kräftige Stimme beruhigte sie sich. Viele Männer mussten die kleineren Kinder schon tragen, doch auch diese Männer wurden schwächer. Nach vier Tagen Wanderung erreichten sie endlich Fornost, unter einigen Verlusten aufgrund des Schneesturms.

"Fornost, die Hauptstadt Arthedains. Welch ein herzerwärmender Anblick“, murmelte Tirnion, als er die Stadt sah. Langsam öffnete sich das große Stadttor. Die Bevölkerung des Dorfes wurde bereits erwartet. "Brôg, dritter Marschall von Fornost. Mein guter Freund.", sagte Tirnion. Vor ihm und Annaêl stand ein sogar für Dunedainmaße recht großer Mann mit einem wallendem Bart und braunen Augen. "Tirnion, was bringst du für Kunde?", fragte Brôg.
"Die Grenzwachposten sind gefallen und Arthedain hat keinen Schutz mehr. Hügelmenschen werden jetzt in Arthedain einfallen unter dem Wappen der silbernen Krone.", entgegnete ihm Tirnion.
"Das wissen wir bereits“, entgegnete Brôg. „Die ersten Flüchtigen haben uns bereits erreicht… hier ist jeder bestürzt. Angmar hat in den letzten 500 Jahren nur kleinere Überfälle durchgeführt, und den Hexenkönig auszuspionieren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir konnten nicht ahnen, dass er jetzt zuschlagen würde.“ Er seufzte. „Wir können nicht alle Dörfer Arthedains hier in Fornost beherbergen. Außerdem haben wir zu wenig Männer…“
"Der Angriff wird rasch heraufziehen. Wir werden viele Mannen verlieren, ich spüre es.", wisperte Annaêl den beiden Männern zu. Doch Tirnion fügte hinzu: "Dann kämpfen wir bis zum letzten Mann! Seite an Seite in den Tod!" Dann ließ er sich von Brôg ein Zimmer zuweisen. Auf dem Weg dorthin erkannte er hektische Betriebsamkeit in der Stadt. Überall wurden Steine umher geschleppt und Waffen geschmiedet… Fornosts Belagerungsvorbereitunge n hatten bereits begonnen.

 In dieser Nacht bekam Annaêl einen merkwürdigen, doch visionsartigen Traum. Sie sah Fornost in Flammen und ihren Mann Tirnion mit abgeschlagenem Kopf vor dem Königsthron. Brôg und viele Soldaten bildeten eine Art Weg aus Leichen. Am Ende dieses Wegs sah sie eine Gestalt in einer schwarzen Kutte, welche plötzlich mit einer bis ins Mark gehenden Stimme sprach: "Fürchte mich, Annaêl! Ich bin die Angri und der Gultaur!"
Schweißgebadet wachte Annaêl auf, sie verstand das Sindarin nicht gut, sie wusste nur, was Angri bedeutete: Eisenkrone!
 
Tirnion kam ins Zimmer gerannt und rief: "Annaêl, ich habe einen Schrei gehört! Geht es dir gut?" Annaêl beruhigte sich und erzählte Tirnion ihren Traum.
"Das lässt nichts Gutes hoffen“, sagte Tirnion, "doch ich werde versuchen, es zu verhindern! Verlass dich auf mein Wort!"

Lord of Mordor:
Wege nach Fornost

Seit dem Fall der Grenze war das Volk in Aufruhr. Alles floh nach Fornost, und die wenigen, die den Hügelmenschen, Orks oder Trollen bereits begegnet waren und es überlebt hatten, wurden nicht müde, davon zu erzählen...

Iggle schrieb:

„He Gudri, gib mir noch einen Krug!“, rief der stämmige Mann durch die verrauchte Taverne.
„Ich hatte heute nen anstrengenden Tag, da hab ich mir das verdient!“
„So lange du durch den anstrengenden Tag das GELD dazu verdient hast, ist es mir egal, wie viel du säufst, Boltar“, erwiderte die Kellnerin und gab ihm seinen Krug Bier.
„Jaja, Geld hab ich genug. Ich hab ja diesen Auftrag von dem königlichen Handelsposten bekommen, ich sollte mit ein paar Dutzend anderen Jungs einen Warentransport nach Fornost eskortieren.
Ich glaub, das waren Waffen und Nahrung, irgendwas mit Belagerungsvorbereitunge n hab ich aufgeschnappt, aber genaues weiß ich nicht. Aber was uns auf dieser Fahrt passiert ist, ihr werdets  nicht glauben...“
Jetzt schwieg die ganze Taverne, die Grünschnäbel setzten sich zu Boltars Füßen vor den Kamin, um besser hören zu können und sogar das Personal zog sich Stühle heran und lauschte gespannt. Boltar mochte vielleicht ein Säufer sein, aber er war immerhin der beste Kämpfer im Umkreis von vielen Meilen und ein weitgereister Söldner, wenn ihm etwas sonderbar vorkam, durfte es für die Bewohner der kleinen Handelssiedlung in den nördlichen Höhen geradezu schockierend interessant sein... außerdem konnte er wunderbar erzählen.

„Wir waren gerade auf halbem Weg nach Fornost und kamen gerade an den Höhlen vorbei, als wir angegriffen wurden. Ihr wisst ja, da oben gibt es einige wilde Menschen und Banditen, wir waren darauf vorbereitet, angegriffen zu werden...von MENSCHEN. Aber es waren nicht nur Menschen, das waren wilde Bestien in Menschengestalt – und sie wurden von Orks und sogar einem TROLL unterstützt!“
Ein Raunen ging durchs Gasthaus. Sicher, sie hatten alle schon mal Orks gesehen, auch gegen sie gekämpft, das ließ sich nicht vermeiden, wenn man so nah an den Hügeln lebte – aber dass sich die Hügelmenschen und die Orks verbündeten, war etwas ganz neues...und dazu noch ein Troll!
„Stimmt es was, man über sie erzählt?“, fragte einer der kleineren Jungen am Boden, er zählte vielleicht zwölf Winter, “Dass sie so groß sind wie drei Männer und vier Köpfe haben?“
„Was die Köpfe angeht muss ich dich enttäuschen, der, den ich gesehen habe, hatte nur einen. Aber das mit der Größe stimmt.“
Erneutes Raunen.
„Aber zurück zu dem Überfall, da waren also die Hügelmenschen, die Orks und der Troll. Wir haben gekämpft wie die Berserker, aber sie waren uns zwei zu eins überlegen und dazu noch der Troll, der wütete wie das Monster, das er war – wir waren verdammt.“
Alle hielten den Atem an, die Luft vibrierte vor Spannung. „Wie seid ihr da wieder raus gekommen?“, fragte eine heisere, atemlose Stimme.
„Wären wir nicht, nicht allein. Aber auf einmal war da dieser Kerl auf dem Hügel, mit diesem Bogen in der Hand – ein wundervolles Stück, es sah aus, als hätte man dieses weiße Holz mit Silber verstärkt – und zog in aller Ruhe die Sehne zurück, zielte – ich hab nur noch erkennen können, wie eine Pfeilspitze aufgeblitzt ist – dann hat der Troll auf einmal aufgehört. um sich zu schlagen, er ist einfach erstarrt und dann umgekippt und dann haben wir den Pfeil gesehen, er steckte genau im linken Auge! Der Kerl hat auf hundert Fuß ein Ziel getroffen, das gerade so groß ist wie eine  Walnuss!“
Und wieder ein Raunen, diesmal ein überraschtes.
„Nachdem der Troll tot war, war hatten wir wieder eine Chance zu überleben, vor allem, weil wir nach dem Tod dieses riesigen Viehs wieder neuen Mut fassten und die Orks durch den Fall ihres stinkenden Bruders eingeschüchtert waren. Aber es ging noch weiter, der Kerl lief los, im Laufen verstaute er seinen Bogen auf dem Rücken und zückte so ein seltsames Schwert, so eins wie die Elben benutzen, ihr wisst schon, diese komisch gebogenen Schwerter, fast wie Säbel.
Auf jeden Fall zückte er dieses Schwert im Laufen, holte aus -“
Das ganze Gasthaus hielt den Atem an.
„- und köpfte den Anführer der Hügelmenschen mit einem einzigen Hieb. Wir alle waren bis dahin noch total baff über das Erscheinen dieses Kerls, die Orks und die wilden Menschen eingeschlossen, aber das weckte uns wieder. Wir haben weitergekämpft, diesmal mit Unterstützung des Fremden und ich sage euch: so einen hab ich noch nie gesehen. Ihr wisst ja, hier in der Gegend bin ich der beste Kämpfer, aber der hätte mir noch einiges beibringen können.
In der Zeit, in der wir einen Ork töteten, schaffte er zwei, und ich glaube, er hat sich noch nicht mal richtig angestrengt. Wir haben den Angriff dann zurückgeschlagen und er hat uns noch begleitet, bis die Stadt in Sichtweite war, dann ist er einfach verschwunden. Als er so neben uns her gelaufen ist, hab ich ihn mir mal genauer angesehen:
Der trug einen Umhang aus richtig gutem Stoff, fast wie Seide und die Farbe kann ich euch nicht genau sagen....ich weiß, vorhin hab ich gesagt, er wär grau gewesen, s' kam mir aber später so vor, als ob es immer die Farbe der Umgebung hatte, das Teil...ziemlich seltsam, wenn ihr mich fragt. Er hatte die Kapuze weit ins Gesicht gezogen und ich glaube er trug ein Mundtuch, von dem kann ich zumindest genau sagen, dass es ein ziemlich dunkles Grün war. Die Hose, die er trug, war auch aus so feinem Stoff, schien ihn wärmer zu halten als mich meine Fellschichten hier, und die war einfach grau, grau wie der Nebel. Sein Schwert hab ich mir nicht mehr genau ansehen können, aber sein Bogen war noch seltsamer als seine Kleidung: der war tatsächlich mit irgendeinem Metall beschlagen. das blitzte und funkelte wie Silber, nur noch viel schöner und heller.“

Gudrun sagte in die Stille hinein, in der jeder versuchte, sich den fremden Kämpfer vorzustellen:
„Mein Vater hat immer gesagt: Schau dir an, wie ein Mann geht, und du kennst ihn zur Hälfte!
Wie ist der Kerl gelaufen? Und wie war sein Körperbau?“

„Tja, wie er gelaufen ist... wie ich ungefähr, aufrecht, mit weit ausholenden Schritten eben, wie ein Mensch, der reinen Gewissens durchs Leben geht. Aber irgendwas war doch anders... er lief irgendwie leichter als ich und die Jungs und hinterließ kaum Spuren im Schnee. Und wie der Kerl gebaut war....groß, schlank, nicht allzu kräftig aber kein Schwächling....ich glaube, du würdest dich Hals über Kopf in ihn verknallen, wenn er vor dir stünde und sein Gesicht nicht zu schlimm wär“, erzählte der Söldner feixend, wurde dann jedoch bald wieder ernst.

„Ihr alle habt ja von den Boten erfahren, dass es bald Krieg gibt und dass die waffenfähigen Männer morgen nach Fornost zur Heerschau müssen, während die anderen sich entweder in den größeren Dörfern verschanzen oder nach Westen fliehen sollen...“

„Wir werden gehen“, sagte der Dorfälteste ruhig. “Wenn es zum Krieg kommt, werden wir weit weg sein. Wir brechen so bald wie möglich auf.“
Erstaunt drehten sich alle um. Sicher, diese Entscheidung war zu erwarten gewesen, doch hatte man nicht erwartet, dass sie im Gasthaus am Feuer verkündet werden würde.
„Sagt es bitte allen anderen im Dorf, wenn ihr heimkehrt. Sie sollen sich bereit machen und ihr auch. Aber nun fahre fort Boltar.“
Der Söldner nickte und setzte wieder an:
„Also, wenn das eintrifft, hoffe ich, dass der Kerl nach Fornost geht und mithilft, die Stadt zu verteidigen. Wenn ich den Kerl in der Kompanie hätte. wäre mir vor nichts mehr bange.
'Türlich, auch die Elben kommen, es heißt ein Elbenfürst namens Glorfindel kommt höchstselbst nach Fornost...“

„Weißt du das sicher?“
Eine ruhige, ernste Stimme stellte diese Frage aus einer der nicht erleuchteten Ecken. Alle wandten den Kopf um. Ah ja, der Fremde ist ja auch noch da, schoss es jedem von ihnen durch den Kopf.   
Er war kurz vor der Dämmerung eingetroffen und hatte bis jetzt schweigend in der Ecke gesessen, sein Bier getrunken und gegessen.
Boltar antwortete:
„Nein sicher bin ich mir nicht. Ich habe es von einem der  Soldaten aus Fornost, die uns in Empfang genommen haben. Er gilt als vertrauenswürdig, aber wir hatten schon auf den glücklichen Verlauf des Kampfes angestoßen und das nicht zu knapp. Er faselte auch irgendetwas von Geheimhaltung und dass man den Männern keine allzu großen Hoffnungen machen darf...“
„Wirt, hier ist euer Geld!“, rief der Mann, sprang auf, warf dem Wirt einen kleinen Lederbeutel zu und eilte aus dem Gasthaus. Als er beim Feuer vorbeiging sahen die Dörfler einen mit silbrigem Metall beschlagenen Bogen und eine blitzblanke, leicht gebogene Klinge aufblitzen.
Dann war der Mann schon draußen, schwang sich auf eines der Pferde, drehte sich noch einmal in dem Sattel um und sagte:
„In dem Beutel ist auch das Geld für das Pferd. Fünf Goldpfennige sollten genügen oder?“
Dann sprengte er in die Nacht hinein.
„Hat er dir wirklich fünf Goldpfennige gegeben?!“, fragte jemand.
Der verdutze Wirt öffnete den Beutel, ließ das Geld herausfallen und nickte.
„Ja“, war das einzige das er herausbrachte.

Boltar rieb sich das Kinn während alle anderen dem fremden fassungslos hinter herschauten. Für fünf Goldpfennige konnte eine Familie ein ganzes Jahr leben!
„Sieht so aus, als ginge mein Wunsch in Erfüllung!“, murmelte er in seinen Bart hinein, dann bestellte er noch einen Met und trank ihn auf das Wohl des Dorfes und des Fremden.


Doch nicht nur Boltar und sein Dorf flohen nach Fornost...

Thorongil schrieb:

Die Vögel zwitscherten. Der Wind strich sanft durch die Baumkronen. Das Plätschern eines nahen Baches war zu hören. Ein paar Ziegen sprangen auf der Wiese herum. Aus dem Dickicht des Waldes trat eine Gestalt hervor und blickte auf die große Stadt am Horizont. Neben ihr huschte ein weiterer Schatten hervor, und über ihr kreist ein Falke. Aiwendil beobachtete noch kurz die Umgebung, dann marschierte er wieder los. Fornost war noch ungefähr eine Woche Fußmarsch entfernt. Drei Tage hatten Aiwendil und seine Begleiter schon hinter sich, denn bisher hatten sie die Straßen gemieden und waren durch die Wälder geeilt. Jetzt waren sie gewillt, auf direktem Weg nach Fornost zu ziehen, denn keiner konnte wissen, wie lange der Feind noch abwarten würde, ehe er zuschlug. Die Grenzen würden einfach überrannt werden, das war sicher. Fornost war der einzige Ort, der noch halbwegs sicher war und an dem Hoffnung bestand, den Krieg zu überleben.

Aiwendil durchquerte vorsichtig das Feld und kam schließlich auf die Straße. Leider war sie nicht so leer, wie der Wanderer es gehofft hatte, etliche Menschen zogen ebenfalls in Richtung Fornost. Anscheinend waren sie schon alarmiert. Als Rácaruro auf die Straße schlüpfte, wurden sofort etliche Waffen gezogen. Im letzten Moment sprang Aiwendil nach vorne und stellte sich den überraschten Männern entgegen. „Lasst ihn in Ruhe, er hat euch nie etwas getan, und er wird es auch nicht“, sprach er mit beschwörender Stimme.
„Wer seid ihr, Fremder, ihr kommt von keinem Hof oder einer anderen Straße, warum sollten wir euch und eurem Mistvieh trauen!?“, kam sofort eine unfreundliche Antwort.
 In diesem Moment flatterte Alagas herbei und setzte sich auf Aiwendil’s Schulter. „So, ihr habt noch einen Freund. Entweder ihr befehlt diesen Monstern sofort, dass sie wieder verschwinden sollen, oder ich hacke ihnen persönlich ihre dreckigen Köpfe ab!“, brummte ein besonders großer Kerl im Kettenhemd.
Aiwendil packte den Arm des Mannes, drehte ihn herum, stellte dem Mann ein Bein, warf ihn zu Boden und redete ruhig weiter: „Sie bleiben hier, egal was ihr sagt, verstanden? Gut. Wenn ein Lump wie ihr das Recht hat, hier zu sein, dann haben wir es auch.“
Damit wandte er sich um und trottete unbehelligt weiter. Der Mann hinter ihm fluchte leise vor sich hin und stand dann auf. Die Umstehenden blickten dem Wanderer und besonders seinen Begleitern misstrauisch hinterher.

Der Tag neigte sich dem Ende zu und es wurde dunkel. Doch keiner der Reisenden machte Anstalten zu rasten, sie wollten so schnell wie möglich nach Fornost kommen. Aiwendil hingegen beschloss, sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Er wanderte noch so lange, bis er einen großen Baum am Wegesrand fand, dann sprang er kurzerhand hinauf, legte sich in eine Astgabel und schloss die Augen. Alagas setzte sich kurzerhand auf einen hoch gelegenen Ast, und Rácaruro legte sich am Fuß des Baumes hin. Die Menschen, die das sahen, blickten ihn verwundert an und zogen weiter.

Als Aiwendil wieder erwachte, war es kurz vor Tagesanbruch. Geweckt worden war er von einer zornigen Stimme unter ihm. Er öffnete die Augen und blickte hinunter. Dort war wieder der Kerl, der schon am Vortag auf Rácaruro losgehen wollte. Er lag auf dem Boden und fluchte vor sich hin, auf ihm saß der Wolf und blickte beinahe hämisch auf den zusammengekauerten Kerl hinab.
Aiwendil lachte kurz auf, dann schwang er sich von seinem Ast hinunter und landete mit den Füßen knapp neben dem Gesicht des Mannes. „Was soll denn das, seit wann stört man jemanden, der schläft?“, fragte er belustigt.
Dann gab er Rácaruro ein Zeichen und das Tier ließ ab. „Ich sagte doch, er tut nichts. Es sei denn, ich will es!“
Der Mann sprang schnell auf die Beine und rannte fluchend davon. Aiwendil pfiff nach Alagas und machte sich wieder auf den Weg. In der Nacht hatte er gar nicht darauf geachtet, wie nahe er an der Stadt bereits war. Das große Tor lag nur noch ein paar Meilen entfernt, die Türme der Stadt ragte bereits in Sichtweite auf. Schnellen Schrittes brachte Aiwendil die Strecke hinter sich und betrat das Ziel seines Weges: Fornost, die Hauptstadt Arthedains, Sitz von König Arveleg.
Überall auf den Mauern wurde gearbeitet, und die Verteidigungsanlagen der Stadt wurden mit jedem Tag weiter ausgebaut. Überall auf den von Flüchtlingen überfüllten Straßen herrschte rege Betriebsamkeit, und eine gedrückte Stimmung lag in der Luft.

Der Dunedain machte sich auf den Weg ins Zentrum der Stadt. Dort in der Nähe des Rathauses stand noch immer ein großes Haus mit einer Schmiede davor. Dort stand ein alter Mann und legte gerade ein Schwert weg. Als Aiwendil näher kommt blickt er auf und fragte: „Wer seid ihr? Ihr kommt mir bekannt vor... hmm... kann das sein...?“
„Es kann schon sein, dass ihr mich kennt... vor sehr langer Zeit habe ich hier in diesem Haus gelebt.“
„Das kann doch nicht wahr sein, Aiwendil, bist du’s wirklich? Ich bin’s, Vanimelda! Ich war damals Lehrling bei deinem Vater, weißt du nicht mehr? Wo ist er denn, ich hab ihn seit ihr weggezogen seid nicht mehr gesehen!“
„Er wird nicht mehr kommen. Nie mehr.“
„Das tut mir leid. Aber was hast du eigentlich in der ganzen Zeit getrieben? Und warum wirst du von einem Wolf und einem Falken begleitet?“
„Das sind Rácaruro und Alagas. Sie sind meine Freunde. Ich habe nach der Ermordung meiner Eltern an einem geheimen Ort gelebt. Ich will eigentlich nicht darüber reden. Wichtig ist nur, dass ich wieder hier bin, um euch zu helfen.“
„Ach, sie wurden ermordet? Es war damals eine gewagte Entscheidung, an die Grenze zu ziehen, ich habe sie gewarnt. Oh, aber was mach ich denn, komm doch rein, ich hab ein ganz hervorragendes Bier da.“
Der Alte wandte sich um und humpelte ins Haus. Erst jetzt fiel Aiwendil auf, dass der Mann ein hölzernes Bein hatte. Schnell folgte er Vanimelda ins Haus und blickte sich um. Sofort entdeckte er die kleine Tür an der rechten Wand. Sie führte in sein Kinderzimmer. Aiwendil war an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt.

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