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Autor Thema: Schatten von Angmar  (Gelesen 11234 mal)

Lord of Mordor

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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #15 am: 5. Okt 2015, 00:15 »
Ein mysteriöser Fremder

Die Hobbits und das Elbenheer waren beileibe nicht die einzigen, die nach Fornost kamen, um zu kämpfen. Viele Krieger zogen allein nach Fornost, aus persönlichen Gründen, nicht, weil ihre Pflicht es ihnen gebot...

Iggle schrieb:

Der Fremde hatte die Nacht in einem Gasthaus ein paar Meilen vor Fornost verbracht. Er war zusammen mit den Besitzern des Gasthauses, die vor dem Krieg fliehen wollten, in Richtung Fornost gezogen und hatte hatte sich von ihnen getrennt, als die große Stadt des Nordens in Sichtweite kam.
Er wünschte dem Gastwirt und seiner Familie viel Glück auf der weiteren Reise, dann trat er seinem Pferd in die Flanken und preschte auf das Tor von Fornost zu.

Er erreichte das Tor am frühen Vormittag. Die Wachen musterten ihn misstrauisch, ließen ihn aber passieren. Wer wusste schon, vielleicht war er ja ein Spion des Königs und durfte deswegen sein Gesicht nicht zeigen? Er gab seinem Pferd einem Stalljungen und fragte ihn nach dem Weg zur Kaserne. Dort wollte er mit dem Hauptmann der Wache über den Kampf um Fornost sprechen.

„So, du willst also für uns kämpfen?“
Der Hauptmann musterte den Fremden finster. Er schätzte anhand der Silhouette, die der weite graue Umhang erahnen ließ, den Körperbau ab.
Hmmm, der Kerl wird niemals in einer Rüstung kämpfen können, dafür ist er zu dünn.
Aber gut, ein Bogenschütze mehr.

„Gute Entscheidung. Du meldest dich bei Korporal Faroth, er wird dir deine Rüstung und deine Uniform geben. Anschließend trittst du den Dienst bei den Bogenschützen unter...“
„Nein“, unterbrach ihn der Fremde mit ernster Stimme.
„Was willst du dann hier!?“, fragte der Hauptmann mürrisch.
„Ich werde weder euren Befehlen folgen, noch mich in eine Eisenpuppe in bunter Uniform verwandeln lassen. Ich werde gegen Angmar und sein Gezücht kämpfen und mir aus euren Truppen Freiwillige holen, die bereit sind, mich zu unterstützen, wenn es soweit ist. Aber ich werde kein Soldat Fornosts werden. Ich wollte euch nur von meinem Vorhaben in Kentnis setzen. Ich lasse mir von niemandem etwas befehlen!“
Die Stimme des Fremden wurde nach und nach so arrogant, dass dem Hauptmann das Blut zu kochen begann.
„Wenn du hier AUCH NUR EINEN EINZIGEN SOLDATEN DAZU BRINGST, SEINEN POSTEN ZU VERLASSEN, DANN SCHWÖRE ICH DIR, LASSE ICH DICH AM HÖCHSTEN AST DER STADT AUFHÄNGEN!!! ENTWEDER DU AKZEPTIERST DIE GESETZE FORNOSTS ODER DU VERSCHWINDEST!! .“
„Regt euch ab, Hauptmann, und fragt euch selbst: Könnt ihr auch nur einen Krieger erübrigen? Wenn ihr mich 'am höchsten Ast' aufhängen lassen wollt, werdet ihr nicht nur mich als Kämpfer verlieren, sondern auch die Männer, die bei meiner Gegenwehr sterben würden. Könnt ihr das verantworten?“
Der Hauptmann schnaubte.
„Nein, kann ich nicht. Aber ich kann verantworten, dich von wütenden Bürgern aus Fornost herausprügeln zu lassen, weil sich das Gerücht verbreitet hat, ihr wäret ein Spitzel des Feindes....
Zeigt euer Gesicht und nennt euren Namen, oder ich garantiere für nichts! Anschließend hast du die Wahl, entweder friedlich neben uns zu kämpfen, meinetwegen auch ohne dich dem Heer anzuschließen, oder zu verschwinden!“
Der Fremde blieb eine Weile lang stumm stehen, dann hob er langsam die Hand und warf die Kapuze in den Nacken.

Der Hauptmann sah auf das edle, ebenmäßige Gesicht eines Elben, umrahmt von schwarzen Haaren.
Grüne Augen, in denen ein Schimmer unterdrückter Wildheit zu schimmern schien, ein spitzes Kinn....und eine Narbe, die sich von der Stirn über das rechte Auge bis kurz vor den Mundwinkel zog.
„Mein Name ist Silirion. Silirion i Maethor Noloto, falls euch das mehr sagt. Richte das deinen Herren aus. Und richte ihnen auch aus, dass ich ihren Besprechungen beiwohnen werde, ob sie wollen oder nicht. Ich mag es nicht, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden wird.“

Dann zog er seine Kapuze wieder über den Kopf und ging in Richtung Tür.
Der Hauptmann schnappte nach Luft und lief zornesrot an.
„Wenn...“, begann er leise, mit einer Stimme, die vor mühsam unterdrückter Wut bebte.
„Wenn... ihr euch auch nur in der NÄHE des Besprechungsraums sehen lasst... LASSE ICH DIE HUNDE AUF EUCH HETZEN, VERDAMMTES SPITZOHR!! UND SEID EUCH GEWISS, DIE SIND GENAUSO TÖDLICH WIE DER STRANG, ABER IHR TOD WÄRE ZU VERSCHMERZEN!“

„Nun, dann muss ich es eben vermeiden, dort gesehen zu werden, nicht wahr? Lebt wohl!“
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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #16 am: 5. Okt 2015, 00:15 »
Schlachtgesänge und Kinderlieder

Adamin schrieb:

Die Armee Angmars marschierte unaufhaltsam vorwärts. Wie ein gewaltiger Affront gegen die Natur, zerstörten sie alles, was auch nur auf ihrem Weg lag. Bäume wurden entwurzelt, Felsen umgeworfen, verlassene Dörfer in Schutt und Asche gelegt. Keine Müdigkeit war in ihren unzähligen Augen zu erkennen. Die Kraft und der Hass von Urzeiten trieb sie nach vorne ohne Rücksicht auf Verluste.
Inmitten dieser unbarmherzigen und blutrünstigen Armee, ritt Gulzár mit einem kleinen blonden Kind im Arm. Und ihm dröhnte der Schädel.
Mittlerweile hatten sich die Soldaten um ihn herum etwas zurückgezogen, sodass der Hexer nun zu jeder Seite hin gut zwei Meter freien Platz hatte. Dieses Mal lag die Furcht der Soldaten jedoch nicht an der dunklen Aura des Hexers.
Gulzár hatte seine Hoffnungen auf ein wenig Ruhe inzwischen aufgegeben.
Tagelanges Schlachtgebrüll und das Geschrei von minderwertigen Akolythen hatte er zu ertragen gelernt, doch die Intensität dieser kleinen Stimmbänder erstaunte und entnervte ihn mehr, als alles andere, was er je gehört hatte.
Unglücklicherweise, wusste er sich allerdings auch keinen Rat mehr, was dem Kind denn nun fehlte. Fast den gesamten Morgen über hatte sie seelenruhig in seinen Armen geschlafen, nun ließ sie sich aber durch nichts mehr beruhigen. Schlafen konnte und sollte sie nicht mehr. Hungrig war sie nicht, denn gab er ihr etwas zu essen, warf sie es im hohen Bogen fort. Sie wand sich unaufhörlich und schien von dem Pferd herunter zu wollen.
Resignierend hob Gulzár langsam die knochige Hand. Der größte Hexer Angmars würde sich nicht von einem kleinen Gör an der Nase herumführen lassen...

„Ihr wollt das Mädchen doch nicht etwa verhexen, Gulzár? Kommt der größte Hexer Angmars nicht mit einem kleinen Kind zurecht?“ Calya ritt von hinten auf ihn zu und lächelte ihm kokett entgegen.
Ertappt ließ Gulzár seine Hand wieder sinken. Als die Hexe auf gleicher Höhe mit ihm ritt, blickte er sie leicht gereizt an: „Leider scheint ihr meine Macht nicht den Respekt einzuflößen, den sie dir einzuflößen vermag. Doch wenn du so genau weißt, was dem Kind fehlt, dann kannst du dein Glück gern versuchen.“
„Oh, ich denke was ihr fehlt, ist ihre Mutter. Lasst mich mal sehen.“, Mit geschickten, schlanken Fingern nahm Calya das Mädchen in ihre Arme. Sie schrie immer noch, doch die Hexe beruhigte sie mit sanften Berührungen und leisen Worten.
„Shhh, ganz ruhig, meine Kleine. Hat der große böse Gulzár dich wie einen dahergelaufenen Troll behandelt, hm?“ Langsam hörte das Kind auf zu wimmern und schmiegte sich sacht an Calyas Brust. Mit zarter und doch glockenheller Stimme, begann die Hexe zu singen:

„Wo früher Eis und Tod nur war,
Ein Volk schon lang im Sterben lag,
Der Hexenkönig kam und sah,
Und uns zurück in’s Leben barg.

Wo Schnee aus Hügeln Berge macht,
Den Menschen nur Winter bekannt,
Dort hat der Herr sein Reich gemacht.
Schon bald wurd’ es Angmar genannt.

Dort schützt er uns auf ewiglich.
Drum kommt von Arnor Hass und Hohn,
Sein Zorn wird wüten fürchterlich,
Und Tod wird ihr gerechter Lohn.“

Das Mädchen war doch wieder eingeschlafen. Als lausche sie auf Calyas Herzschlag, lag sie seelenruhig an die Hexe gelehnt.
Die Orks und Hügelmenschen ringsum waren wieder näher gekommen, schienen nun jedoch etwas verwirrt zu sein. Einigen Menschen waren Tränen in die Augen geschossen, da sie das Lied an ihre eigene Kindheit erinnerte.
Calya blickte zufrieden zu ihrem Meister. Gulzár erwiderte ihren Blick: „Mir scheint, dass ich auch noch etwas von dir lernen kann...“

Der Gewaltmarsch verlief weiterhin planmäßig. Die Truppen marschierten im Eiltempo vorwärts und die zurückfallenden Verluste waren gering.
Fimbul konnte seinen Warg kaum unter Kontrolle halten. Das wilde Tier wollte nach vorne preschen und den nächstbesten Ork zerfleischen, doch sein Reiter zwang es, sich der Schrittgeschwindigkeit der Fußsoldaten anzupassen und keine weiteren Mätzchen zu machen. Allerdings fühlte Fimbul ein ähnliches Verlangen. Seit zwei Tagen schon loderte in ihm eine fast unbändige Mordlust, die er nicht freilassen durfte und nur mit dem Gedanken zurückhielt, dass es schon bald genügend Menschenschädel zu spalten geben würde.

Wenn der Anführer der Orks vor einigen Tagen die Weisheit der Menschen in Frage gestellt hatte, so war er sich heute sicher, dass sie kein Quäntchen dieser Fähigkeit besaßen.
Gulzár, der mächtigste Hexenmeister Angmars, hatte sich mitten im Krieg ein kleines Gör zugelegt. Fimbul wusste nicht, woher er den kleinen Welpen auf einmal hatte, doch er wusste, dass man den Nachwuchs erst mit in die Schlacht nahm, wenn er von alleine laufen und töten kann.
Zu allem Überfluss hätschelten und tätschelten sie das kleine Menschlein, als würde es sonst zerbrechen. Als die rothaarige Hexe am vorigen Tag ihr ein Lied gesungen hatte, hätte sich der Orkherr beinahe Übergeben müssen.
Kein Wunder, dass die Menschen so weich und schwach waren. Selbst einige der älteren Soldaten hatten bei dem Wiegenlied zu schluchzen angefangen. Bei der bloßen Erinnerung daran, kratzte es Fimbul wieder im Hals. Im Augenwinkel bemerkte er, dass die umliegenden Orks etwas langsamer marschierten und untereinander zu stänkern begannen. Mit lautem Scheppern trat er dem am nächsten laufenden Ork in den Rücken.
„Hey, hier wird nicht genörgelt, sondern gesprintet, oder ich schneide jedem von euch die Bäuche einzeln auf!“
Allgemeines unzufriedenes Gemurmel ertönte. Anscheinend wurden die Orks ebenfalls langsam ungeduldig und wollten endlich mit dem Schlachten beginnen. Missmutig trotteten sie weiter, würden aber wahrscheinlich bald wieder mit den Streitereien anfangen.
Fimbul dachte nach. Irgendwie musste er seine Drecksbande wieder motivieren.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: „Nicht so lange Gesichter ihr Maden! Denkt nur daran, was uns bevorsteht. Schon bald können wir frische Menschen schlachten. Schon bald können wir ihr zartes Fleisch braten!“
Mit euphorischem Blick begann Fimbul zu johlen und sang ein altes orkisches Kriegslied:

„Schlitz ihm den Wanst!
Lass ihn nicht ganz!
Faust in’s Gesicht.
Mehr sieht er nicht!“

Zuerst waren die Orks etwas irritiert, doch mit einem Mal krächzten und grölten sie mit, schlugen ihre Waffen gegeneinander und stampften im Takt auf. Jede Strophe wurde mit vielstimmigem Gelächter quittiert. Selbst einige Hügelmenschen schnappten das Lied auf und sangen mit:

„Stech die Schwachen ab,
Und halt den Rest auf Trapp!
Lass sie nicht weglaufen,
Wir werden ihr Blut saufen!

Brich ihm die Nase.
Lauf nur, du Hase!
Dein Leben ist aus.
Quiek, kleine Maus!

Hau den Menschen platt!
Schlag seine Ärmchen ab!
Pack den Elben fest am Schopf.
Schwupps, schon ist er ab, der Kopf!

Sein Schädel ist weich.
Er bricht viel zu leicht!
Dein Knüppel ist hart.
Schlag zu, dass er knarrt!

Ramm den Dolch in die Brust!
Auf sein Blut hast du Lust!
Dann wird er schnell gepackt!
Und mit dem Schwert zerhackt!“

Soweit Fimbul blicken konnte, sah er überall schreiende und stampfende Orks. Durch ihre angefachte Kampfeslust, hatten sie unbemerkt an Geschwindigkeit zugelegt und schienen der restlichen Armee beinahe wegzumarschieren. Das Lied ging noch viele Strophen weiter, doch mit einem Mal übertönte ein gewaltiges Donnern den Gesang.
Ein grüner Lichtblitz schnellte auf einige Orks direkt neben Fimbul zu und erschlug sie. Augenblicklich verstummten die umstehenden Orks, marschierten wieder etwas langsamer, dafür jedoch in besser geordneten Reihen und lasen unauffällig ihre toten Kameraden auf, um sich eine kleine Zwischenmahlzeit zu sichern.
Ohne sich umzudrehen, ließ Gulzár seine rechte Hand sinken und kümmerte sich wieder um seinen Welpen. Sie spielte grade mit einer Kette, auf welcher unterschiedliche Perlen, Steine und Knochen aufgeschnürt waren. Fimbul war zuerst erbost über die unglaubliche Arroganz des Hexers, doch dann fletschte er belustigt die Zähne. Wenigstens war das Gör noch nicht ganz verweichlicht.
Er hörte, wie sie leise auf dem Sattelknauf den Takt des Liedes nachtrommelte.
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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #17 am: 5. Okt 2015, 00:16 »
Heerschau in Fornost

Auch Aiwendil war bereit, für Fornost zu kämpfen, im Gegensatz zu Silirion allerdings reihte er sich in das Heer ein, das zur Verteidigung des ersten Tores abgestellt werden sollte.

Thorongil schrieb:

Es war Mittag, die Sonne schien klar und hell auf Aiwendil herab. Er hatte die Nacht bei Vanimelda verbracht, und nun stand er mit all seiner Ausrüstung bei der Kaserne, wo alle waffenfähige Männer versammelt und ausgerüstet wurden. Rácaruro und Alagas begleiteten ihn. Seltsamerweise wurden die beiden kaum beachtet. Die Kaserne war ein riesiges Gebäude auf einem großen Platz, mit drei Stockwerken und großem Innenhof. Es gab drei Türme, die hoch in die Luft ragten. Es gab ein großes Vordach, das von Säulen gestützt wurde. Dahinter befand sich ein hoher Torbogen mit einem wuchtigen Eichentor. Es war geöffnet, und der Reihe nach wurden die Männer dort hineingeholt. Nach einigen Minuten kamen sie in voller Rüstung, mit Speeren, Schwertern und Schilden bewaffnet, wieder heraus. Als Aiwendil das Tor passierte, blickte er auf einen riesigen, gepflasterten Platz. Auf der anderen Seite gab es noch einmal ein hervorstehendes großes Waffenlager, an dem ein Hauptmann mit Papierrollen und Feder saß, um die neuen Männer zu zählen. Es ging rasch voran, schon nach kurzer Zeit betrat Aiwendil die Rüstkammer. Drei Männer in einfachem Gewand warteten an jeweils einem der drei ewig langen Regale, auf denen sich die Ausrüstung befand. Aiwendil wurde von einem weiteren Kerl in etwas prunkvoller Kleidung am Arm gepackt, kurz inspiziert und zum ersten der Regale geschubst. Er bekam einen Brustpanzer sowie Bein- und Armschienen und dazu einen Schild in die Hand gedrückt, dann schob der Austeiler ihn zur Seite und holte den nächsten zu sich. Aiwendil legte seinen Köcher ab, um sich den Panzer umzuschnallen, legte die Schienen an, packte seinen Köcher, befestigte den Schild an dessen Gurt, legte den Köcher wieder an und verließ durch einen weiteren Eingang zusammen mit drei weiteren gerüsteten Männern das Lager. Er passierte den Hauptmann, welcher eine kurze Bewegung mit der Schreibfeder machte. Aiwendil wurde von einem weiteren Hauptmann angesprochen: „Irgendeine militärische Erfahrung?“
„Ja.“
„Gut, draußen aufstellen. Und pass auf deine Tiere da auf. Von mir aus können sie bleiben, aber ich weiß nicht, was die anderen Männer dazu sagen. Und jetzt Bewegung!“
Dann wandte sich der Hauptmann ab und befragte den nächsten. Aiwendil überquerte den Platz und trat wieder auf den großen Platz hinaus. Die bereits gerüsteten Männer wurden in Zwanzigergruppen formiert und warteten auf weitere Befehle. Auch Aiwendil wurde kurzerhand von einem Mann gepackt und in die erste Reihe eines Battailons geschubst. Ein Mann in prächtiger Rüstung und einem geschmückten Helm schritt auf und ab, um sich die Neuankömmlinge genau anzusehen. Bei Aiwendil blieb er stehen. Mit neugieriger Stimme fragte er: „Wer seid Ihr? Wo kommt Ihr her?“
„Ich heiße Aiwendil. Wo ich herkomme, hat niemanden zu interessieren.“
„Oh doch, das hat es. Woher sollen wir wissen ob nicht schon die Spitzel des Feindes hier eingetroffen sind? Aber ich habe dich aus einem anderen Grund angesprochen. Ihr wart doch bei einem Posten an der Grenze? Einer, der von Hügelmenschen überfallen wurde.“
„Ja, aber woher wisst Ihr das? Wer seid IHR?“
„Ich bin Areon, Kommandant der Leibwache des Königs Arvedui, und mir obliegt im kommenden Krieg die Verteidigung des Haupttores. Ich kenne Euch. Ihr wart ein junger Krieger, und zusammen mit euren Eltern, mir und meiner Familie im Außenposten. Dein Vater war der Waffenschmied. Und deine Mutter die Weberin. Ihr wart meinem Vater zugeteilt worden. Eure Eltern und Eure Geliebte wurden getötet. Genauso wie mein Vater. Ich bin froh, Euch wieder zu sehen. Die meisten anderen, die den Überfall damals überlebt hatten, leben nicht mehr, wurden auf der Flucht eingeholt oder später bei einem anderen Überfall getötet. Ja, ich kenne das Schicksal jedes Einzelnen jenes unseligen Außenpostens.“
„Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Areon. Ja, ich erinnere mich wieder an Euch, der kleine Junge, der ständig gequengelt hat und mir auf die Nerven gegangen ist. Ihr seid ein großer Mann geworden, wie ich sehe. Ich bin hier, um mit euch zu kämpfen.“
„Gerne nehmen wir jede Hilfe an, die wir kriegen können.“
„Mich würde allerdings interessieren, weshalb Ihr für die Verteidigung des Tores zuständig seid.“
„Wenn wir Angmar trotzen wollen, müssen unsere Männer waffentechnisch wie moralisch bestens gerüstet sein. Wenn ich am Tor kämpfe, wissen die Männer, dass der König sie nicht im Stich lässt. Ich muss weiter. Wir werden uns wahrscheinlich am Tor wiedersehen.“
Damit wandte er sich um und marschierte davon.
Langsam versiegte der Strom der nachkommenden Kämpfer. Jene, die jetzt nicht kamen, waren noch in der Kaserne, um trainiert zu werden. Ein anderer Mann in ähnlicher Rüstung wie Areon kam angeschritten, stellte sich vor die gesammelten Truppen und sprach mit lauter Stimme:
„Seid willkommen in der Armee Fornosts. Ihr seid nicht hier, um diese Stadt zu beschützen, ihr seid nicht hier um dieses Land zu beschützen, ihr seid hier, um unser Volk zu beschützen! Ich kann keinem von euch versprechen, dass er den Schatten Angmars überdauern wird, doch eines kann ich euch sagen: Wir werden niemals aufgeben und uns bis zum Letzten verteidigen! Ja, der Preis kann hoch sein, doch wenn dadurch unser Volk überlebt, dann war es dieser Preis wert! Egal was der Hexenkönig schicken mag, wir werden es mit kaltem Stahl willkommen heißen!!!!!“
Die Männer brüllten und schwenkten ihre Waffen. Der Hauptmann nickte zufrieden und gab den Befehl zum Abmarsch.


Iggle schrieb:

Silirion hatte den Vormittag damit verbracht, durch die Gärten Fornosts zu streifen, um seine Seele im Hinblick auf das Gemetzel, das bald kommen würde, mit schönen Erinnerungen zu füllen. Auch wenn diese Gärten nichts waren im Vergleich mit den weiten Ebenen, den dichten Wäldern oder den hohen Gebirgen, in denen er dies sonst getan hatte, bevor er das Gezücht der Finsternis gejagt hatte, so hatten sie etwas an sich, dass es wert war, erhalten zu werden, auch wenn die Stadt fiel. Und sei es nur in seiner Erinnerung, wie so viele Dinge....
Dann war in ihm der Gedanke aufgekeimt: Das Tor... dort würden die meisten Feinde anbranden, wie eine abscheuliche Flut aus Fleisch... dort würde der Hexenkönig seine Kräfte konzentrieren, um den Schwachpunkt der Wälle zu knacken: das Tor.
Dort würde es am meisten zu töten geben.


Auf einmal eilte ein Trupp an Bogenschützen an ihm vorbei. Ein Mann ragte zwischen den gewöhnlichen Soldaten besonders hervor, sowohl an Leibesgröße als auch in der Erscheinung:
Er wurde von zwei Tieren begleitet, einem großen Wolf an seiner Seite und einem Sturmfalken auf der Schulter.
Als der Mann vorbeishritt, schrie der Falke geschrien, erhob sich und schoss auf Silirion zu, gleichzeitig setzte sich auch der Wolf in Bewegung und kam auf ihn zu. Der Mann schien offensichtlich erschrocken und verwundert, er rief etwas, um die Tiere zurückzurufen, was diese gewissenhaft ignorierten.
Silirion pfiff seinerseits einen hohen Ton, und nachdem der Falke ein paar mal um seinen Kopf geschwirrt war, setzte er sich auf seine Schulter und zwitscherte ihm ins Ohr. Der Elb hob eine Hand und strich sanft über das Gefieder, es war lange her, dass er einen so prächtigen Sturmfalken gesehen, geschweige denn auf der Schulter gehabt hatte, diese Tiere waren selten. Dann war auch der Wolf heran und tat etwas, das ganz und gar nicht in das Bild des kalten Jägers passte: Er versenkte seine Nase in Silirions anderer Hand, schnüffelte und wedelte mit dem Schwanz. Lächelnd beugte sich Silirion hinab und strich über das Fell des Tieres.
„Wer seid ihr?“, erklang über ihm die Stimme des hochgewachsenen Numenorers.
„Wer seid ihr, dass meine Gefährten euch begrüßen, als wäret ihr alte Freunde, obwohl sie sonst nur meine Gesellschaft suchen?“
„Ich bin Silirion, ein Noldo, der schon mit den Urvätern dieser Tiere gewandert ist... nun nennt euren Namen!“
„Ich bin Aiwendil, ein Mensch, der diese Tiere seine Gefährten nennt und mit ihnen gewandert ist, gekämpft und Siege gefeiert hat. Ich habe sie gegen Menschen verteidigt und sie mich gegen anderes! Ihr seid also ein Elb? Woher kommt ihr?“
„Aus einem Gasthaus etwa vier Meilen vor Fornost. Und davor aus einem Dorf einen Tagesritt von dem Gasthaus entfernt. Reicht euch die Antwort? Meine Wege sind meine Wege, und solange ich sie nicht selbst enthülle, solltet ihr nicht danach fragen, wenn ihr nicht riskieren wollt, dass es euch vergolten wird. Woher kommt ihr? Weshalb seid ihr nach Fornost gekommen?“
„Ich kann zwei Fragen mit einer Antwort erwidern, mein spitzzüngiges Spitzohr. Ich komme hier aus Fornost und deshalb bin ich hier: um meinen Geburtsort und meine Brüder zu verteidigen. Wenn man eure Frage jedoch wörtlich nimmt, komme ich aus einem Wald an der Grenze dieses Landes. Wenn mir eure Antwort reichen soll, nehmt auch diese an! Und um euch die andere Frage nicht unvergolten zu lassen: Wieso riskiert ihr hier euer ewiges Leben?“
„Ich bin hier, um zu kämpfen. Mein Leben währt ewig ja, doch werde ich dieses Leben nutzen, um Tod zu bringen. Tod den Dienern Melkors und seinen Gehilfen! Sie haben mir etwas genommen, das nur mit einem nie endenden Strom von Blut bezahlt werden kann!“
„Gut, gut, wenn ihr das in die Tat umsetzen könnt, wird es mich und die Stadt freuen. Wollt ihr euch meiner Schar anschließen? Oder darf sich meine Schar euch anschließen, wenn die Frage euch angenehmer ist? Wir könnten euch euren Kampf etwas erleichtern. Haltet euch nicht mit den unwichtigen Orks auf, die könnt ihr uns überlassen. Uns würde es ausreichen wenn ihr den Hexenkönig und seinen dunklen Rat auslöschen würdet. “ Der Numenorer grinste.
Mit todernstem Gesicht, doch einem amüsierten Unterton antwortete der Elb:
„Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich werde zufällig das selbe Ziel wie eure Schar haben. Ihr geht zum Tor?“
„Ja, wir werden dort Ausschau nach Spähern halten“
„Ich komme mit.“


Thorongil schrieb:

Eiskalter Wind fuhr durch die Zinnen der Mauer und trug ein weit entferntes Heulen mit sich. Aiwendil stand auf dem Wall neben dem Haupttor zusammen mit Silirion. Um sie herum standen die anderen Wachen, zitternd und zähneklappernd.

Aiwendil hatte viele Winter ohne warme Unterkunft verbracht, er konnte beinahe als einziger dem eisigen Wetter trotzen. Es begann zu schneien. Die Männer bibberten noch mehr und versammelten sich in den Türmen, wo es etwas wärmer war. Mit einem Mal standen nur noch Aiwendil und Silirion auf der Mauer, zwei kleine dunkle Punkte in einem weißen Chaos. Ràcàruro neben ihnen tappte unruhig hin und her, als spürte er den Schatten, der immer näher kam. Alagas hatte sich in Aiwendils Mantel verkrochen und ab und zu kam ein schwacher Piepser aus seiner Kehle. Die Menschen von Fornost hatten sich mittlerweile an die beiden Tiere gewöhnt. Dennoch flüsterten und tuschelten sie immer noch misstrauisch, wenn sie aus ihren beleuchteten Häusern die beiden stummen Gestalten auf den Zinnen stehen sahen. Langsam ließ der Schneesturm nach, aber die Kälte blieb. Silirion blickte plötzlich prüfend in die Ferne. Der Wind war immer noch stark und nun war das Heulen lauter geworden. Ràcàruro hob den Kopf und begann ebenfalls zu heulen. Plötzlich brach er abrupt ab und schnüffelte. Auch Aiwendil konzentrierte sich auf seinen Geruchssinn. Er fuhr kurz zusammen. Er hatte in feinen Spuren einen Geruch entdeckt, den er gut kannte. Es roch nach kaltem Schweiß, schmutzigem Fell und dreckigem Stoff. Orks. Aiwendil blickte alarmiert auf.
„Späher der Orks“, keuchte Silirion, „Sie reiten auf Wargen oder großen Wölfen voraus, um die Gegend zu erkunden. Anscheinend haben sie den Schneesturm genutzt, um unbemerkt näher an die Stadt zu kommen!“

Aiwendil erkannte in einiger Entfernung drei schwarze Punkte in der verschneiten Landschaft. Sie wurden immer größer. Da setzte erneut ein Schneegetümmel ein und die drei Silhouetten verschwammen. Aiwendil packte seinen Bogen, legte einen Pfeil an und beobachtete genau, was geschah. In einer blitzschnellen fließenden Bewegung zückte auch der Elb seinen Bogen und machte sich bereit für den Schuss. Ràcàruro lauschte aufmerksam und gab Aiwendil Zeichen, wie sich die Späher bewegten. Sie schienen bis zur Stadtmauer zu wollen.
„Entweder große Selbstüberschätzung, sinnlose Befehlsausführung oder pure Dummheit“, flüsterte der Mensch grimmig.
„Ich tippe mal auf Dummheit“, kam die schnippische Antwort des Elben.
Aiwendil spannte seinen Bogen. Die Späher waren mittlerweile wieder als Schatten zu erkennen, und nun auch in Reichweite der Bögen. Aiwendil konzentrierte sich und wartete ab. Plötzlich blieben die Schatten stehen. Da sirrten die Bogensehnen, und zwei Pfeile durchschnitten die Luft. Ein überraschtes Quieken sowie ein schmerzerfülltes Jaulen ertönte und eine der Silhouetten brach zusammen. Nur Augenblicke später ging noch eins der Biester zu Boden. Der dritte wollte kehrt machen und wandte sich um. Da ertönte erneut das peitschende Geräusch der Bögen und gleichzeitig erklang das Gekreisch des Orks sowie das Brüllen seines Reittieres. Gerade, als sich die von ihren Reittieren gestürzten Orks aufgerichtet hatten, sirrten zum dritten Mal die Sehnen und wenige Momente später brachen beide Späher quiekend zusammen.
Einige Männer waren aus dem nächstgelegenen Turm gekommen und fragten, auf wen die beiden da bitte geschossen hätten.
Der Elb antwortete: „Späher des Feindes. Sie hatten den Schneesturm genutzt, um näher an die Stadt zu kommen. Wir haben sie mitsamt ihren zugehörigen Mistviechern erledigt.“
„Angmar kommt. Es ist soweit. Wenn seine Späher schon so weit vorrücken, kann die Hauptstreitmacht keine zwei Tage entfernt sein“, sagte einer der Soldaten mutlos. Dann drehte er sich um und ging mit den anderen zurück in den Turm. Aiwendil und Silirion standen immer noch alleine auf der Mauer, immer noch zwei einsame Schemen in einem wirbelndem Weiß. Da gesellte sich eine dritte Gestalt zu ihnen, eingehüllt in einen dicken Mantel. Es war Areon.
„Warum sind du und der Elb nicht auch im Turm? Wollt ihr nichts mit den Männern zu tun haben, oder nur etwas angeben?“
Beide begannen zu grinsen. Areon fuhr fort: „Bald wird sie beginnen. Die größte Schlacht um diese Stadt. Hügelmenschen aus Rhudaur, verflucht mögen sie sein, Orks vom Gundabad, verräterische Numenor aus Carn Dûm, Trolle und andere Bestien aus den verschneiten Ebenen des Nordens. Gestern sind von den zehn losgeschickten Spähern drei zurückgekehrt, halb tot. Der Hexenkönig hat alles mobil gemacht, was in seiner Reichweite ist. Dieser gigantischen Armee haben wir wenig entgegenzusetzen. Wenn ich scheitere und das Haupttor fällt, ist Fornost verloren. Also müssen wir sie hier aufhalten, mit allem was wir haben. Sie sollen gegen unsere Mauern branden und zerschellen.“
Areon senkte den Kopf und sprach mit düsterer Stimme weiter: „Wehe, wehe, diese Lande waren an dem Tag verloren, an dem der Hexenkönig sie betrat. Wir stehen alleine, das letzte Bollwerk der Menschen des Nordens, und über uns braut sich der Sturm unseres Schicksals zusammen...“
Nun begann Aiwendil: „Wir bestimmen unser Schicksal selbst, keine Macht der Welt ist stark genug, das für uns zu übernehmen. Ich habe mich damit abgefunden, dass Arnor untergeht, aber wenn das geschieht, soll es ruhmvoll versinken und den Dienern des Bösen ein letztes Mal zeigen, dass das Volk der Menschen zu großen Taten imstande ist. Ziehe nicht deinen Kopf ein, Areon, Hauptmann Arthedains. Diese Stadt wird nicht fallen, solange noch ein atmender Mann sie verteidigt.“
Areon hob seinen Kopf wieder und blickte Aiwendil an. Einige der Wachen am Eingang zu einem der Türme hatten die Worte des eigentümlichen Mannes vernommen und Kampfesmut war in ihre Gesichter zurückgekehrt. Areon wandte sich nun an den Elben: „Weshalb seid Ihr in Fornost und nicht bei einer der Elbenarmeen?“
„Weil ich den Spaß von Anfang an miterleben will, ich kann ihn doch nicht euch alleine überlassen“, erwiderte Silirion.
„Ich erkenne keinen Sarkasmus oder Ironie in eurer Antwort. Seid ihr wirklich nur hier, weil ihr töten wollt?“
„Natürlich, warum denn sonst, hier gibt es am meisten Gegner für mich.“
„Für Euch mag das ein Spiel, bei dem ein großes Risiko besteht oder sonst was sein, werter Elb, doch für uns ist es ein Existenzkampf! Es ehrt mich, dass ein Elb uns bei der Verteidigung hilft, doch missfällt es mir, wenn das nur geschieht, um den eigenen Blutdurst zu stillen. Warum stellt Ihr Euch nicht direkt vor das Tor unten hin, dann habt ihr genug zu tun!“
Silirion antwortete: „Ihr habt Recht, das wäre eine gute Idee, ziehe ich in Erwägung.“                                     
Auf Areons Gesicht machte sich Verwirrung breit. Er wurde aus diesem Elben einfach nicht schlau.
„Lasst ihn Areon, seien wir froh, dass er da ist, ich glaube, er wird mehr als nützlich sein.“
„Wahrscheinlich sprecht Ihr die Wahrheit, Aiwendil. Nun denn, ich muss wieder hinauf in die Feste. Wir werden uns vermutlich bald wiedersehen.“
Mit diesen Worten wandte sich der Mensch um und marschierte mit wehendem Mantel davon. Aiwendil blickte ihm nach. Silirions Blick schweifte in die Ferne.
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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #18 am: 5. Okt 2015, 00:16 »
Kindergeschichten

Adamin schrieb:

Die Armee marschierte noch immer. Noch immer erkannte man keinerlei Anzeichen von Erschöpfung in den Gesichtern der Soldaten. Und doch konnten Magiekundige Wesen spüren, dass die überschüssige Energie allmählich abnahm.
Gulzár war beruhigt, als er etwas weniger als die Hälfte der ursprünglichen Kraft erspüren konnte.
Bis Fornost müsste der Zauber noch ausreichen. Danach erst würde wahrscheinlich eine Rast von Nöten sein.
Die Männer würden zwar im Endeffekt fast nichts von ihrer eigenen Kraft verloren haben, dennoch hatten sie seit fünf Tagen weder geschlafen noch geruht. Außerdem würde die Rast den feigen Bewohnern der Festung die Möglichkeit lassen, sich kampflos zu ergeben.

Das Mädchen fühlte sich langsam etwas wohler bei Gulzár. Calya hatte zwar eine bessere Verbindung zu ihr, aber um von den Wundern Angmars eingenommen zu werden, blieb sie bei Gulzár.
Der alte Hexer fühlte sich allmählich selbst wie ein Geschichten erzählender Großvater. Er ließ einen kleinen Stoffball schweben und die Kleine versuchte ihn zu fangen. Dies schien ihr liebster Zeitvertreib zu sein. Nebenbei lauschte sie den Erzählungen des Hexers über Angmar und seine Bewohner.
Er erzählte von den Trollen der Berge, die aus Felsgestein geboren wurden und denen der Hexenkönig half, auch tagsüber zu wandeln.
Dann erzählte er von den zänkischen Orks, mit ihrem Temperament und ihrer Wildheit und dass sie trotz allem meistens selbst Angst hatten vor vielerlei Dingen. Schließlich erzählte der Hexer von den Hügelmenschen, den Verstoßenen. Einfache Menschen, denen das Land von den ungerechten Bewohnern Arnors gestohlen worden war und welche durch den Hexenkönig wieder eine neue Heimat gefunden hatten.

Nach der Erzählstunde gab Gulzár sie meistens in die Obhut von Dûrmarth. Anfangs war das Mädchen dem Gardisten nicht geheuer, doch die beiden freundeten sich schließlich recht schnell an.
Er ritt mit ihr durch die Marschkolonnen und zeigte ihr all das, wovon sie eben gehört hatte und erzählte seinerseits noch einige kleine Geschichten.
Am meisten Freude bereitete es ihr, auf Ogol-Úan zu reiten, was jedoch wiederum Gulzár nicht grade gefiel.
Am Ende des Tages kam sie zu Calya, welche das Mädchen wieder im Nu beruhigte und sie zum Einschlafen brachte.

Bisher verlief Gulzárs Plan einwandfrei. Doch dem Hexer dämmerte allmählich, dass er auf diese Weise mehr Zeit brauchen würde, um seinen Plan zu vollenden. Deshalb entschied er sich, den Gang der Dinge etwas zu beschleunigen...
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Lord of Mordor

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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #19 am: 5. Okt 2015, 00:17 »
Pläne

Unterdessen ging in Fornost gerade die letzte taktische Besprechung der Generäle zu Ende…

Lord of Mordor schrieb:

König Arveleg sah von der taktischen Karte auf zu seinen Getreuen am anderen Ende des Tisches. „Damit wäre auch dies geklärt“, sagte er. „Die Stadt wird so gut verteidigt sein, wie es nur irgend möglich ist.“
Die Generäle nickten zustimmend, doch wie ein Schatten hing noch ein letztes Thema über ihnen, das Wichtigste von allen. Denn tief in ihnen wussten sie alle, dass sie die bevorstehende Schlacht kaum gewinnen konnten.
Arvelegs eigener Sohn, Aranarth, sprach das Thema schließlich an.
„Falls wir verlieren sollten… was geschieht dann mit den Zivilisten?“
Arveleg deutete auf die Miniaturdarstellung des Palastes. „Unterhalb der Festung liegen gewaltige Katakomben, die durch einen Gang im Thronsaal erreichbar sind. Dorthin sollen die Bürger sich während der Schlacht zurückziehen.“
„Was, wenn wir fallen?“, warf Eowdn ein. „Wohin sollen sie fliehen?“
„Die Katakomben haben zwei Ausgänge. Einen zum Thronsaal, der andere endet am Fuß des Berges. Von dort aus können sie nach Bruchtal, zu unseren Verbündeten, den Elben, ziehen. Währenddessen müssen wir den Thronsaal so lange verteidigen, wie wir können, um ihnen Zeit zu geben.“
„Der Marsch wird lang und gefährlich sein“, gab Aeron zu bedenken. „Wir sollten einige Soldaten mit ihnen schicken.“
„Wir können keinen Mann auf der Mauer entbehren!“, widersprach Eowdn.
„Wir müssen“, sagte Arveleg ruhig. „Die Bürger sind das wichtigste, nicht die Stadt.“
„Doch wer wird sie führen, wenn die Generäle tot sind?“, wollte Aeron wissen.
„Nun…“, wollte Arveleg anheben, doch sein Sohn unterbrach ihn.
„Ich denke, ihr solltet das tun, Vater.“
Niemals!, fuhr Arveleg auf. Ich bin der König Arthedains! Ich darf mich nicht feige vor dem Feind vekriechen! Ich muss kämpfen, meinen Männern ein Beispiel sein!“
„Ein Beispiel kriegen sie auch von uns“, sagte Aeron. „Ein König muss tun, was das Beste für sein Volk ist… den Soldaten wird es genügen, wenn der Prinz an ihrer Seite kämpft.“
„Außerdem muss der Palantir in Sicherheit gebracht werden!“, fügte Eowdn hinzu. „Nur der König ist würdig genug, ihn mit sich zu führen.“
Arveleg atmete tief ein. Noch nie hatte er sich so alt gefühlt wie jetzt.
„Nun gut“, sagte er schließlich. Er blickte zu seinem Sohn. „So wirst denn du die Ehre des Königshauses in der Schlacht vertreten. Ich bin sicher, dass du deine Sache gut machen wirst.“
Aranarth lächelte. „Das werde ich, Vater. Ich verspreche es.“

„Die Besprechung ist beendet“, sagte Arveleg. „Geht und leitet unsere Beschlüsse an das Volk weiter.“
Die anderen Männer nickten und verließen wortlos den Saal. Arveleg blieb allein zurück, allein in dem hohen, kalten Raum aus grauem Stein, gesäumt von Wandteppichen seiner Vorfahren. Auf einmal wurde ihm kalt. Er fühlte sich allein, nutzlos. Fröstelnd schlang er seinen Umhang enger um sich.
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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #20 am: 5. Okt 2015, 00:17 »
Schicksale

Die Armee eilte weiterhin unaufhaltsam in Richtung Süden. Fornost rückte immer näher. Doch die zusätzlichen Energiereserven neigten sich ebenso unaufhaltsam ihrem Ende zu.
Die mentale Verfassung der Krieger beruhigte sich etwas. Sie dürsteten nicht mehr nach Blut, waren aber dennoch gespannt auf die bevorstehende Schlacht.


Adamin schrieb:

„Ich soll was!?!“, gellten Dûrmarths Worte durch die Schlachtreihen.
„Yakmilch besorgen.“, antwortete Gulzár ruhig, wenn auch etwas belustigt über Dûrmarths verblüfften Gesichtsausdruck, „Ich möchte dem Kind vor der Schlacht einen Stärkungstrank verabreichen. Aber dafür benötige ich die Milch eines Yaks aus Rhudaur.“
„Ihr wollt doch nicht allen Ernstes das Kind in die Schlacht mitnehmen, Meister!“
„Natürlich nicht, aber es soll dennoch bei Kräften sein, falls etwas Unvorhergesehenes geschieht.“
„Es würde Wochen dauern, bis nach Rhudaur zu reiten. Wie soll ich jetzt dorthin kommen?“
„Bis nach Rhudaur musst du nicht. Ich bin mir sicher, einer der Hügelmenschen von dort hat sich etwas dieser schmackhaften Milch als Proviant eingepackt. Frag einfach unter den Kriegern nach.“
„Und wieso muss grade ich diese Aufgabe erledigen? Dies könnte jeder andere genauso gut erledigen!“
„Weil ich mir nur bei dir sicher sein kann, dass du dieser Aufgabe gewachsen sein wirst.“
Mit offenem Mund und schüttelndem Kopf entfernte sich Dûrmarth, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Gulzár lächelte. Die Aufgabe mochte verrückt klingen, doch Dûrmarth sollte lernen, auf abstrakte Weise denken zu können. Wenn es einen nicht mehr überraschte, plötzlich Yakmilch besorgen zu müssen, konnte einen nichts mehr überrumpeln.

„Auf was für eine lächerliche Odyssee schickst du deinen Trolljungen da, Gulzár?“, ertönte Zaphragors bleierne Stimmte hinter ihm, „Und wieso verschwendest du weiterhin so viel Zeit und Mühe für dieses kleine Balg? Ich habe die letzten Tage nur über diese eine Frage nachgedacht, aber der Sinn der Sache erschließt sich mir immer noch nicht.“
Eine Handbewegung des Hexers genügte, um das Kind aus Gulzárs Sattel emporzuheben und vor sich zu halten. Gulzár ließ ihn gewähren.
Zaphragor musterte sie von oben bis unten:„Sie ist so schwach und zerbrechlich... Ein Wimpernschlag von mir würde genügen und sie würde wieder zurück in die Dunkelheit stürzen, aus der du sie errettet hast... Wie soll dieses kleine Geschöpf Angmar zum Siege verhelfen...?“
Mit großen Augen blickte das Mädchen starr in die kalten Pupillen des Hexers.

Dann fasste sie Zaphragor an die Nase.

„Was zum!?-“, schrie der Hexer auf. In ganz Angmar gab es nur eine unbedeutend kleine Anzahl an Personen, die sich nicht vor ihm fürchteten. Wie konnte ausgerechnet dieses Mädchen dazugehören? War sie wirklich so kühn, oder einfach nur naiv, wenn nicht sogar dumm? Energisch schüttelte er sie und zog sie von seinem Gesicht weg, doch das Kind lachte nur und ließ seine Nase nicht los.
Gulzár lächelte bei dem Anblick, den die beiden boten und hob langsam seine Hand. Als würde ein unsichtbarer Faden an ihr hängen, wurde das Mädchen durch die Luft zurück zu Gulzár gezogen.
„Ich freue mich über deine Beherrschung Zaphragor. Jedes andere Wesen hätte in dieser Situation schon längst seinen Kopf oder seinen Verstand verloren.“
Der am meisten gefürchtete Krieger Angmars fuhr sich mit der Hand über das Gesicht: „Ich will das Gör nie wieder zu Gesicht bekommen, andernfalls entscheide ich früher, wer dem Hexenkönig dienlicher ist!“
„Oh, das könnte sich leider als etwas schwierig erweisen, da ich für die Durchführung meines Plans nicht auf deine Fähigkeiten als Hexer verzichten kann.“
„Dein Plan?!“, Zaphragor blickte wutentbrannt auf, „Schluss mit den Spielchen Gulzár! Als rangnächster Hexer verlange ich, dass du mir auf der Stelle erklärst, was du vorhast!“
Als hätte er nichts anderes erwartet, erklärte Gulzár sich einverstanden, übergab das Kind an Calya und begann mit Zahpragor seinen Plan zu rezitieren.
Anfangs war der Hexer skeptisch, doch mit der Zeit fand er immer mehr Gefallen an dem Vorhaben. Nun stimmte er zu, dass dieses Kind mehr zum Untergang Arthedains beitragen würde, als so mancher General des Heeres.

Die Armee marschierte. Die letzte Energie des Zaubers verschwand in dem Moment, als Fornost aus den morgendlichen Nebelschleiern auftauchte.
Dennoch begannen die Streitkräfte schneller zu marschieren. Als wollten sie die Festung endlich erreichen, liefen sie nach vorn, fluchten und ließen die Kriegshörner erklingen.
Gulzár kümmerte es nicht, denn an ein unauffälliges Aufmarschieren war nie gedacht worden. Die Menschen sollten ruhig wissen, dass ihre Schlächter angekommen waren.

Schließlich ließen die Hauptmänner den Befehl zum Anhalten ausrufen und zum letzten Mal schlug die Armee ihr Lager auf. Nahe genug, damit die Menschen sie sehen konnten, aber dennoch nicht in der Reichweite ihrer Bögen.
Einige Zelte wurden aufgebaut, Gruben ausgehoben und das Aufbauen der Belagerungsgeräte vorbereitet.
Mit einer müden Armbewegung zog Dûrmarth den Vorhang zu Gulzárs Zelt zur Seite. Der Hexer stand bei einem niedrigen Tischlein, auf dem einige Kristallphiolen und andere Behälter lagen. Das Mädchen spielte auf der Schlafstatt mit dem Stoffball.
Der Gardist trat ein und händigte seinem Meister einen abgewetzten, ledernen Trinkschlauch aus.
„Hier, Meister. Es hat lange gedauert, bis ich endlich einen Hügelmenschen gefunden habe, der nicht schon längst seine persönlichen Vorräte aufgebraucht hat. Und dieser wollte sich dann nicht so einfach von seiner Milch trennen... Aber schließlich habe ich sie doch noch bekommen.“
Gulzár nahm den Schlauch freudig entgegen. „Ahh, genau zur rechten Zeit. Ich danke dir Dûrmarth. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“
Ohne weitere Verzögerung, wollte der Hexer sein Werk beginnen und griff nach einem silbernen Becher. 
Der Gardist wollte sich zum Gehen abwenden, zögerte allerdings plötzlich: „Meister... Was ist eigentlich meine Rolle in dieser Geschichte?“
Augenblicklich stellte Gulzár seine Arbeiten wieder ein und lauschte seinem früheren Schützling, ohne ihn zu unterbrechen.
„Ich meine... Was tue ich hier eigentlich? Momentan spiele ich nur das Kindermädchen, den Laufburschen für euch. Ich mag das Mädchen ja irgendwie, aber trotzdem denke ich nicht, dass das die Aufgabe eines schwarzen Gardisten sein sollte. Und Zaphragor... Ich weiß, dass er mich als Trolljungen bezeichnet. Ich habe Ogol-Úan vor einem unwürdigen Tod gerettet. Nun dient er mir. Was ist daran falsch? Wieso sieht er in mir nicht den loyalen Krieger von Angmar, der ich bin?!“
Dûrmarth hatte sich ein wenig in Rage geredet.
Langsam drehte sich Gulzár zu ihm um und sah ihn verständnisvoll an: „Das sind viele Fragen, die dich da quälen, mein junger Freund. Aber alles der Reihe nach... Was deine Rolle in dieser Geschichte ist, kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich kann dir das niemand auf ganz Mittelerde sagen. Aber von Laufbursche und Kindermädchen kann keine Rede sein. Du hilfst mir, dem Kind die Schönheit Angmars zu offenbaren, für welche die anderen Menschen Arnors zu verblendet sind. Und wenn sich die Hexer Angmars mit ihr ‚abgeben’, kann ein schwarzer Gardist wohl kaum zu hochgestellt für diese Aufgabe sein.“, er lächelte ihn an, „Und was den Troll angeht... Wenn du es für richtig gehalten hast, war dir und Ogol-Úan diese Fügung wohl vorbestimmt. Zaphragor kann seine Meinung darüber haben, was allerdings deine wahren Fähigkeiten nicht schmälert, oder? Du wirst sehen, sobald du ihm im Kampf beweisen kannst, was in dir steckt, wird er dein Potential akzeptieren.“
Dûrmarth schien etwas erleichtert, nachdem er sich seine Sorgen von der Seele geredet hatte: „Ich danke euch Meister.“
Mit einer fließenden Handbewegung straffte Gulzár seine Kutte und griff nach seinem Stab. Er räusperte sich: „Na gut, genug mit diesem ganzen verweichlichten Getue! Mal sehen, wie wir dir sonst noch helfen können. Zieh dein Schwert.“
Sofort hatte Dûrmarth Rûthreg aus seiner Scheide gezogen. Von außen hörte man das leise Wimmern eines Akolythen, als Gulzár begann, die Klinge zu verhexen. Langsam flößte er dem kalten Stahl die Kraft der gebrochenen Seele ein und versiegelte sie vorübergehend darin.
„Nun ist die Klinge scharf genug, um selbst andere Waffen damit zu spalten und sie wird nicht mehr schartig oder stumpf. Der Zauber wird sich höchstwahrscheinlich bis zum Ende der Belagerung halten. Hoffentlich genügend Zeit, um dich zu beweisen... Wenn du mich nun meiner wohl verdienten Ruhe überlassen würdest...“
Dûrmarth bestaunte sein Schwert, welches noch kurz in einem grünen Schleier glühte. Dann fing er sich wieder, verbeugte sich leicht und verließ das Zelt.

Gulzár seufzte und wand sich wieder dem silbernen Becher zu. Dafür, dass der Junge ein Krieger war, stellte er sich erstaunlich viele Fragen. Er entkorkte den Trinkschlauch und roch vorsichtig daran. Ein leicht säuerlicher Geruch stach ihm in die Nase. Resignierend entleerte er den Schlauch in den Becher und nahm ein kleines Fläschchen zur Hand.
Vorsichtig tropfte der Hexer etwas von der klaren Flüssigkeit daraus in den Becher, bis der säuerliche Geruch verschwand. Er mengte weitere Wässerchen und Pulver in den Becher, teils um die Milch schmackhafter zu machen, teils um einen magischen Trank darin zu brauen. Unterschiedlichste Kräuter, Wurzeln und andere Sekrete vermischte er und murmelte unentwegt dunkle magische Formeln. Mit einem Fingerschnippen ließ Gulzár eine kleine grüne Flamme unter dem Becher aufflammen und erhitzte so die Milch. Schließlich fehlte nur noch eine Zutat. Eine Ingredienz, die den reinen Willen dem Hexenkönig zu dienen beinhaltete. Langsam erhob der alte Hexer sein schärfstes Messer, schnitt sich in den Finger und ließ einen Tropfen seines Blutes in den Becher fallen. Sofort sprach er einen weiteren Zauberspruch, um den Trunk zu vollenden.
Jeder, der hiervon trank, würde seine Seele Angmar verschreiben und ohne zu zögern jeden Treueschwur auf die Eisenkrone leisten, sofern sein eigener Geist schwach genug sein würde.

Mit einem leisen Zischen verging die grüne Flamme - der Trank war nun fertig.
Gulzár hob den verzierten Becher auf und wandte sich zu dem Mädchen auf seinem Bett, welche anscheinend von der Prozedur nichts mitbekommen hatte. Einen Moment zauderte er. Wagte er es tatsächlich, den Frieden des Kindes zu brechen und ihre verspielte Unschuld in Gehorsam und Untertänigkeit zu verwandeln? Hatte sie dieses Schicksal verdient?
Doch dann dämmerte es ihm, dass ihr Schicksal, wie das seine sein würde.
Ihr Leben wäre dem Hexenkönig verschrieben und seine Herrschaft würde ihre Existenz in den Glanz des Triumphes tauchen. Mit diesen Anlagen könnte sie eines Tages zu der mächtigsten Hexe Angmars aufsteigen, nachdem Gulzárs Zeit schon lange abgelaufen war. 
Langsam setzte er sich zu ihr auf die Schlafstatt und hielt ihr den Becher mit der vermeintlichen Yakmilch hin. Ohne zu zögern nahm sie ihn und begann zu trinken.
Und der Zauber entfaltete seine Wirkung.

Er griff ihren Geist von innen an und verschleierte ihre Sinne.
Jeder Faser ihres Kopfes wurde die Schönheit Angmars vorgeführt und dass diese Schönheit sterben würde, wenn sie ihr nicht dienen würde. Sie sah die eiserne Maske des Hexenkönigs vor ihrem inneren Auge und allmählich nahm sie dieses Gesicht als ihren Erretter aus der Finsternis an.
Das Ritual wäre beinahe vollkommen gewesen, doch dann geschah etwas, dass Gulzár nicht erwartet hatte.
Die kindliche Seele des Mädchens gab sich nicht geschlagen. Ihre Unschuld und der Glaube an das vermeintlich Gute ließen sich nicht vernichten. Mit einem Mal wollte sie den Becher absetzen und fliehen. Dies konnte der Hexer nun jedoch nicht mehr zulassen.
Mit sanfter Gewalt drückte er ihr den Becher an den Mund und hielt mit seiner anderen Hand ihren kleinen Kopf umklammert. Wenn ihr Wille sich nicht unterdrücken ließ, gab es nur noch eine Möglichkeit.
Wieder sprach Gulzár einen Zauberspruch. Von draußen drang der spitze Aufschrei eines Akolythen in das Zelt. Zum ersten Mal seit langer Zeit verschwendete der Hexer die gesamte Opferseele für eine Hexerei, denn er wollte sichergehen, dass alles gelang. Mithilfe der dunklen Magie zog Gulzár jeden Aspekt ihres Geistes, der sich ihm verwehrte, aus dem Kopf des Mädchens heraus. Vor seinen Augen spielten sich plötzlich seltsame Szenarien ab.
Er sah eine Frau, die ihn mit gütigem Gesichtsausdruck ansah. Dann sah er einen Mann, der stolz dreinblickte. Und er sah weitere kleine Kinder, die alle zu ihm stürmten. Schließlich flogen Bilder von mannigfaltigen Landschaften an ihm vorbei. Schneebedeckte Berge, ruhige und unberührte Wälder, ein strahlend blauer Winterhimmel.

So schnell, wie sie gekommen war, ebbte die Bilderflut wieder ab. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel der leere Becher zu Boden. Erschöpft ließ Gulzár das kleine Mädchen los und stütze sich mit einer Hand ab. Er bemerkte, dass eine rabenschwarze Haarsträhne in den blonden Locken des Kindes erschienen war.
Calya öffnete hektisch den Zelteingang und stürmte hinein, dicht gefolgt von Zaphragor. „Was hast du getan Gulzár?!“, rief die Hexe aus. Mit einem Mal erhob sich das Mädchen und lief mit leeren Augen zielstrebig aus dem Zelt hinaus.
„Ich gab dem Kind die Loyalität und das Vertrauen zu Angmar, wie auch wir sie besitzen...“, Gulzár stand ebenfalls auf und die Hexer folgten dem Kind nach draußen.
Das Mädchen war auf direktestem Wege zum Hexenkönig gelaufen und stand nun allein vor ihm. Als wäre die Zeit stehen geblieben musterten sie sich mehrere quälend lange Sekunden, als wären sie Kontrahenten. Dann fiel das Mädchen auf die Knie und senkte ihren Kopf.
„Der Untergang von Fornost ist nun besiegelt...“, sagte Gulzár mit Grabesstimme.


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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #21 am: 5. Okt 2015, 00:18 »
Die Ruhe vor dem Sturm

In Fornost neigte sich langsam die letzte friedliche Nacht des Nordens dem Ende zu…

Rabi und Eru schrieben:

Das glitzernde, goldfarbene Licht der Morgensonne strahlte in all seiner Pracht in das teuer geschmückte Zimmer, durchbrach die weißen, wehenden Gardinen und ließ den Raum lichterloh aufflammen. Die fröhlichen Farben tanzten an der Wand und warfen ihre Schatten quer durch den Raum. Ein wunderschönes Lied in einer fremden Sprache, die so alt wie die Welt selbst zu sein schien, wurde von einer prachtvoll gekleideten Person am Fenster leise und überhörbar gesungen. Doch die spitzfindigen Ohren eines Hobbits überhörten nichts so schnell.
Die Wärme, die Sancho spürte und die ihn sanft einhüllte, war so angenehm und einzigartig, dass er niemals wieder aufstehen wollte. Das flauschige, schneeweiße, viel zu große Bett stand in einem der vielen wunderschön verzierten Räume in den Häusern der Heilung in Fornost. Ein Flötenspieler spielte eine harmonische, sehr melancholische Melodie, die genau in die Strophen des fremden Liedes überzulaufen schien. Diese Melodie, dieses blendende und doch so atemberaubende Licht, die singende Person vor dem Fenster und das einzigartige Gefühl von Geborgenheit ließen Sanchos Herz erwärmen und er fühlte sich besser als je zuvor.
Nach einer knappen Drehung über den wärmenden Bettbezug, erkannte der Hobbit einen golden verzierten Kessel, auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett stehen, aus dem ein wohlriechender Duft aufstieg, bis hoch zur Decke schwebte und sich dann in alle Richtungen verteilte, nur um sogleich wieder abzusinken und den ganzen Raum mit diesem Aroma zu beseelen.
Doch der Hobbit war sich bewusst, dass diese unbeschreiblichen Momente nicht ewig andauern konnten. Ein kurzes Murren ging ihm über die Lippen und er stieß sich mit den Armen vom weichen Bett ab, um sich aufzurichten. Ein kurzer, überschaulicher Blick vergewisserte ihm, dass alle anderen Betten im Raum auch noch bewohnt waren.
Sogleich verstummten sämtliche Klänge und ein paar Sekunden lang herrschte Stille, wunderbare Stille. Nur die Schatten im Raum blieben ständig weiter in Bewegung, der Wind wehte den aromatischen Duft der frischen Blüten durch die Zimmer und aus dem nächsten Fenster wieder heraus, um ihre Blütenpollen in der Luft herumzuwirbeln.
Eifrig warf Sancho die dünne Bettdecke von seinem Nachthemd, das er sich am vorigen Abend noch angelegt hatte, und sprang rasch auf. Dabei wandte sich die prachtvolle Person, an den müden Hobbit, der sich noch einmal kurz streckte und dabei gähnte, um sogleich wieder stramme Haltung anzunehmen. Er sah nämlich, dass er vor keiner geringen Persönlichkeit stand. Der Prinz Arnors selbst, stand hier direkt vor ihm. So viel hatte er nun schon von diesem hochgelobten Mann gehört, doch nie hatte er sich erträumt ihm gegenüber zustehen. Und so verhielt er sich jetzt auch.
Doch der Königssohn schmunzelte nur und kniete darnieder, um auf Sanchos Augenhöhe zu sein. Prinz Aranarth war nämlich selbst für Dunedáinmaße sehr groß. Sein prachtvolles, anmutendes Auftreten verunsicherte den Hobbit. Warum wurden sie von so einer hochrangigen Person "begrüßt", wenn man dies als Begrüßung werten konnte?
Der Prinz trug ein bläuliches Gewand, an den Rändern gold und silbern verziert und eine gräuliche Hose, aus unbezahlbar teurem Stoff. Seine blonden, schulterlangen Haare wehten im sausenden Wind und erschienen im Sonnenschein noch glänzender, als sie es ohnehin schon waren. Über der Stirn trug er eine Art Haube mit silberner Spitze mit kleinen, weißen Edelsteinen besetzt. Sein Blick war freundlich und gewissenhaft und seine tiefblauen Augen schienen Sancho wie das weite Meer.
„Ich begrüße euch in Fornost Erain, der nördlichen Stadt, junger Hobbit. Ihr hattet einen langen, wohlverdienten Schlaf nach der schweren Reise aus eurer Heimat hierher.“, wurde Sancho von ihm begrüßt, während er seine Hand auf Sanchos Schulter niederlegte, um ihm zu vergewissern, dass seine Beweggründe durchaus auch freundschaftlich waren. Diese Art Aranarths verschaffte ihm auch unter seinem eigenen Volk hohes Ansehen.
Sein Augenmerk ruhte tief in Sanchos unsicherer Mimik, als lese er aus ihr allein alles heraus. Nachdem Sancho jedoch in seiner Verschwiegenheit nicht in der Lage war zu antworten, ergriff der Prinz erneut das Wort.
„Nun, ihr fragt euch sicher, was meine Beweggründe für diese morgendliche Begrüßung sind, nicht wahr?", sprach er und wandte sich dann von dem Hobbit ab, um zurück ans Fenster zu gehen. Die Sonne schickte noch immer in all ihrer Pracht ihre Boten des Lichts durch das Fenster ins Zimmer und ließ das Gewand des Prinzen erstrahlen.
Sancho nickte nur und schlich dann mit müden Beinen hinter dem Prinzen her.
„Ich komme anstelle von Alámmakil, der für seinen Teil noch wichtige Gespräche mit den anderen Offizieren und Generälen führt, bei denen ich nicht zwangsmäßig anwesend sein muss.“
Mittlerweile hatten sich viele weitere der müden Hobbits im Raum versammelt und lauschten den Worten des Prinzen. Fosco begab sich direkt neben Sancho und lächelte ihm fasziniert über diesen Dunédain zu.
Der Prinz drehte sich erneut langsam vom Ausguck des Fensters weg und schaute den vor ihm versammelten Hobbits einzeln in die Augen. „Deshalb bin ich nun dafür zuständig“, begann er und holte eine große Rolle Pergament hervor, um diese sogleich auszurollen, und sie den Hobbits zu zeigen. „euch eure Posten für die bevorstehende Schlacht zuzuweisen. All dies ist auf diesem Stück Pergament verewigt.“


Auf dem sehr neu und bräunlich aussehenden Pergament konnte man dunklere braune, jedoch feine Striche erkennen. Bei genauerem hinsehen konnte man die Umrisse Fornosts erkennen. Und auch jede Menge anderer Striche und Streifen, das waren allem Anschein nach alle anderen Truppen. Der Prinz ging vom Fenster weg, plötzlich wurde der Raum ein wenig dunkler, da sein glänzendes Gewand nicht mehr den ganzen Raum in ein angenehm warmes Gold tauchten. Er ging zu einem Tisch und legte dort die Karte drauf, er glättete sie mit seiner Hand indem er ein paar Mal darüberstrich und begann gleich darauf zu sprechen.
"Kommt bitte her, setzt euch hier zu Tisch.", die Hobbits gingen auf den Prinzen zu und kletterten beide auf die Sessel hinauf, diese für die Hobbits schon sehr hoch waren. Sie setzten sich bequem hin und lehnten sich beide auf den Tisch, sie stützten sich dabei mit den Ellbogen ab. Der Prinz blickte beiden Hobbits einmal tief in die Augen und streckte dann seinen Zeigefinger aus, auf dem ein wunderschöner Ring in Gold auch mit Edelsteinen verziert zu erkennen war. Er zeigte auf die Karte und zwar auf die erste Mauer. Er fuhr mit seinem Finger über die gesamte Mauer rüber. Und begann mitten drinnen zu reden: "Eure Posten wären hier, die gesamte Mauer entlang. Da ihr im Nahkampf wahrscheinlich nicht so viel ausrichten könntet wie unsere Garde.", Sancho blickte den Prinzen nun zornig an und sprach zu ihm: "Ihr wollt damit doch nicht sagen, das wir Hobbits keine guten Krieger sind.", Sancho behielt aber trotzdem seinen guten Ton und seine Manieren. "Nein, nein, nein Herr Hobbit, was denkt ihr den über mich." Es kehrte kurz Stille ein, der Blick von Sancho wurde wieder etwas netter und er wartete bis der Prinz wieder sein Wort erhebte. "Also gut. Falls wir es nicht schaffen sollten die erste Mauer zu halten, flüchtet ihr mit euren Truppen auf schnellstem Wege über diese Mauer...", der Finger des Prinzen ging über die Mauer auf der rechten Flanke dahin, "... und stationiert euch hier in der Nähe der Wohngebiete.", der Prinz hielt seinen Finger auf sehr leicht gezeichneten, aber sehr vielen braunen Strichen seinen Finger an und tippte ein paar mal auf diese Stelle. "Sollten wir auch diesen Ring verlieren, gibt es zwei Möglichkeiten von diesem Ring zu flüchten.", der Finger des Prinzen glitt über die Karte etwas nach unten in Richtung des zweiten Tores. "Der erste Weg ist ein alter Geheimweg, doch dieser ist sehr schwer zu erreichen und ihr müsstet euch bis dorthin wieder zurückkämpfen.", er zeigte einer eingezeichneten Treppe bis zum dritten Ring hinauf. "Oder ihr geht so schnell wie möglich, wie es unsere Garde tun wird, in Richtung des dritten Tores und lauft schnell hinein.", der Prinz blickte nochmal beiden Hobbits in die Augen, er konnte erkennen das sie entschlossen waren diesen Kampf zu gewinnen. Ein leichtes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit, "Ist alles klar soweit?", beide Hobbits reagierten sehr langsam sie blickten noch einen Moment auf die Karte und dann mussten sie ihren Kopf ein wenig schütteln, als ob sie fast geschlafen hätten. Nachdem sie den Prinz angeschaut hatten wechselten sie ihren Blick schnell und sahen sich gegenseitig in die Augen. Fosco zeigte mit seinem Kopf das Sancho etwas sagen sollte: "Ja, bis jetzt ist alles klar, doch was machen wir falls wir auch den dritten Ring verlieren?".
Der Prinz hatte diese Frage erwartet und schluckte tief, das Grinsen in seinem Gesicht wurde wieder zu einer ernsten Mine. "Wenn der dritte Ring fällt, haben wir nur noch den Thonsaal und dort können uns dann nur noch die Valar helfen. Allerdings… es gibt aus dem Thronsaal einen Fluchtweg. Diesen werden die Zivilisten und mein Vater benutzen, und, falls es nötig werden sollte, auch die übrigen Sokdaten.", er nickte leicht und es schien fast so, als würde der Prinz glasige Augen bekommen. Er öffnete seine Hand und schlug mit der gesamten Schlagfläche auf den Tisch. "So, und nun werte Hobbits. Macht bitte eure Freunde bereit, bald wird die Armee Angmars hier ankommen. Und wir müssen sie empfangen wenn sie kommen.", er blickte nun zuerst Fosco tief in die Augen, dieser sah das es der Prinz todernst meinte. Er nickte ohne ein Wort zu sagen und dann sah er Sancho direkt in die Augen. "Alles klar“, sagte dieser. „Wir werden unsere 'Krieger' bereit machen."
Der Prinz erwiderte die Worte schmunzelnd: "Wunderbar, dann werde ich euch nicht weiter stören." Er rollte das Pergament wieder zusammen und klemmte es unter seinen Arm. Daraufhin öffnete er die Tür und drehte sich wieder zu den Hobbits um, die noch immer bei dem Tisch saßen, bevor er den Raum verließ.
Ein letztes, hoffnungsvolles Lächeln glitt noch einmal über seine Lippen, als er die Tür hinter sich schloss.

Sancho und Fosco sahen sich nun gegenseitig an. "Glaubst du, werden wir die Armee Angmars zurückschlagen?", fragte Fosco mit einem leichten Zweifel in der Stimme. Sancho sah in fast wieder böse an und antwortete hastig: "Was ist den das für eine Frage, Fosco? Ich kenne dich so nicht, ich kenne dich als mutigen Krieger und als Positivdenker? Warum sagst du sowas.", Fosco schmiss es fast vom Sessel, weil er sich bei den extrem lauten Worten von Sancho erschreckt hatte.
"Ja ich weiß, aber…"
Sancho unterbrach den Satz: "Nichts aber, wir werden gewinnen." Sancho ballte eine Faust vor seinem Gesicht und sprach weiter: "Wir sind Hobbits, wir werden sie besiegen!" Fosco ging vom Sessel herunter, um den Tisch herum zu Sancho. Er hielt ihm seine Hand hin: "Du hast vollkommen recht, wir sind HOBBITS, wir werden gewinnen!" Sancho gab Fosco die Hand, mit der er die Faust gemacht hatte und stieg auch vom Sessel herab. Sie gingen beide noch einmal zum Fenster. "Prägen wir uns diesen schönen Tag ein, wer weiß ob wir noch einmal in unserem Leben einen so schönen Sonnenaufgang sehen werden wie jetzt." sagte Fosco zu Sancho. Sancho antwortete nicht, er sah nur zum Fenster hinaus.
"So, nun machen wir uns bereit, ziehen wir unsere Kleidung an und holen unsere Freunde.", Fosco nickte und machte sich auf seine Kleidung anzuziehen, so wie Sancho.
Beide waren gleich schnell fertig und gingen zu ihren Schwertern, beide nahmen sie sich vom Boden und verankerten ihre Schwertscheiden in ihrem Gürtel. Sie gingen ohne etwas zu sagen bei der Tür hinaus in den Schlafsaal der übrigen Hobbits.
"HOBBITS, aufwachen. Wir müssen uns auf die Schlacht vorbereiten." Sancho hatte beide Hände in die Hüfte gestemmt und die Brust herausgestreckt. Er hatte die Aufgabe seine Hobbits zu motivieren, ihren Willen zu festigen. Alle Hobbits standen auf, sie waren noch immer in ihrem Gewand, das sie auf den Weg nach Fornost anhatten, an. Sie mussten nur alle ihre Waffe noch vom Boden aufheben, und am Gürtel befestigen oder den Bogen am Rücken. Dann mussten sie noch ihre Schlafmatten zusammenrollen und in ein Haus, manche sogar einfach neben die Wand legen.
Sie stellten sich in Reih und Glied, schön diszipliniert auf und warteten auf einige Befehle. Sancho drehte sich langsam um, so das er mit dem Rücken zu seinen Hobbits stand und zeigte mit ausgestreckter Hand auf die Mauer vor ihnen. "Wir ALLE müssen uns auf dieser Mauer stationieren, ich möchte es nicht sehen, das irgendjemand hier unten bleibt!" Sancho drehte sich wieder zu seiner Armee um, die ihm zustimmend zuriefen.

Auch der Prinz beobachtete in einem anderen Gebäude wie die Hobbits alle kampfgewillt waren, sie waren sehr diszipliniert und sehr stolz, das konnte man ihnen ansehen. Die Hobbits liefen die Treppe entlang und stationieren sich auf der Mauer. Sie hatten nun nur noch zu warten, bis die Armee Angmars eintreffen würde. Ganz an der Spitze und ganz vorne an der Mauer standen Sancho und Fosco, die den Befehl zum Angriff geben würden.

Noch ehe die Nacht einbrach setzte ein eisiger, starker Schneefall ein, der den Verteidigern Fornosts noch einmal schwer zu schaffen machte. Nur wenige Augenblicke später erschallten wallende Hornstöße, die von weit weg zu kommen schienen, und welche die Ankunft der fürchterlichen Armee des Hexenkönigs ankündigten. Erst zehn, hundert, tausende Fackeln lichteten sich am Horizont aus dem Dunkel, wie winzige Sterne am Nachthimmel. Doch diese Nacht war alles anders, und selbst der verschleierte Himmel, der seine weißen Boten gen Erdboden schickte, schien sich heute auf die Seite des Feindes gestellt zu haben...
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Lord of Mordor

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Re: Schatten von Angmar
« Antwort #22 am: 5. Okt 2015, 01:58 »
Hier endet die Schriftrolle. Ob die Gelehrten jener Zeit noch mehr über die Geschichte Angmars zu sagen vermochten, entzieht sich uns. Ihren Verlauf kennen wir freilich: Fornost fiel und Arnors Untergang konnten selbst die Heere Bruchtals und Gondor nicht mehr abwenden. Doch das Reich Angmar folgte seinen Feinden nach, heute zeugen nur noch Ruinen von der Herrschaft der Eisenkrone. Dem Hexenkönig war es gleich, er hatte seinen Auftrag im Norden erfüllt, den freien Völkern einen schweren Schlag versetzt.

Die Spur der Legenden Angmars, die Spur von Gulzar, Dûrmarth und Zaphragor, und die ihrer tapfersten Widersacher, verliert sich nach der Belagerung Fornosts. Fanden sie im kalten Norden ihr Ende, oder überlebten sie den Untergang Angmars? Wohin führte ihr Pfad nach diesem Wendepunkt der Geschichte? Hat es sie überhaupt je gegeben, jene Figuren, von denen allein diese Schriftrolle Zeugnis ablegt? Oder sind sie nichts als Ausgeburten der Schreckensgeschichten, die sich zu Zeiten Angmars im ganzen Land verbreiteten? Wir werden wohl nie Gewissheit haben...
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