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Schatten von Angmar

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Lord of Mordor:
Ein mysteriöser Fremder

Die Hobbits und das Elbenheer waren beileibe nicht die einzigen, die nach Fornost kamen, um zu kämpfen. Viele Krieger zogen allein nach Fornost, aus persönlichen Gründen, nicht, weil ihre Pflicht es ihnen gebot...

Iggle schrieb:

Der Fremde hatte die Nacht in einem Gasthaus ein paar Meilen vor Fornost verbracht. Er war zusammen mit den Besitzern des Gasthauses, die vor dem Krieg fliehen wollten, in Richtung Fornost gezogen und hatte hatte sich von ihnen getrennt, als die große Stadt des Nordens in Sichtweite kam.
Er wünschte dem Gastwirt und seiner Familie viel Glück auf der weiteren Reise, dann trat er seinem Pferd in die Flanken und preschte auf das Tor von Fornost zu.

Er erreichte das Tor am frühen Vormittag. Die Wachen musterten ihn misstrauisch, ließen ihn aber passieren. Wer wusste schon, vielleicht war er ja ein Spion des Königs und durfte deswegen sein Gesicht nicht zeigen? Er gab seinem Pferd einem Stalljungen und fragte ihn nach dem Weg zur Kaserne. Dort wollte er mit dem Hauptmann der Wache über den Kampf um Fornost sprechen.

„So, du willst also für uns kämpfen?“
Der Hauptmann musterte den Fremden finster. Er schätzte anhand der Silhouette, die der weite graue Umhang erahnen ließ, den Körperbau ab.
Hmmm, der Kerl wird niemals in einer Rüstung kämpfen können, dafür ist er zu dünn.
Aber gut, ein Bogenschütze mehr.
„Gute Entscheidung. Du meldest dich bei Korporal Faroth, er wird dir deine Rüstung und deine Uniform geben. Anschließend trittst du den Dienst bei den Bogenschützen unter...“
„Nein“, unterbrach ihn der Fremde mit ernster Stimme.
„Was willst du dann hier!?“, fragte der Hauptmann mürrisch.
„Ich werde weder euren Befehlen folgen, noch mich in eine Eisenpuppe in bunter Uniform verwandeln lassen. Ich werde gegen Angmar und sein Gezücht kämpfen und mir aus euren Truppen Freiwillige holen, die bereit sind, mich zu unterstützen, wenn es soweit ist. Aber ich werde kein Soldat Fornosts werden. Ich wollte euch nur von meinem Vorhaben in Kentnis setzen. Ich lasse mir von niemandem etwas befehlen!“
Die Stimme des Fremden wurde nach und nach so arrogant, dass dem Hauptmann das Blut zu kochen begann.
„Wenn du hier AUCH NUR EINEN EINZIGEN SOLDATEN DAZU BRINGST, SEINEN POSTEN ZU VERLASSEN, DANN SCHWÖRE ICH DIR, LASSE ICH DICH AM HÖCHSTEN AST DER STADT AUFHÄNGEN!!! ENTWEDER DU AKZEPTIERST DIE GESETZE FORNOSTS ODER DU VERSCHWINDEST!! .“
„Regt euch ab, Hauptmann, und fragt euch selbst: Könnt ihr auch nur einen Krieger erübrigen? Wenn ihr mich 'am höchsten Ast' aufhängen lassen wollt, werdet ihr nicht nur mich als Kämpfer verlieren, sondern auch die Männer, die bei meiner Gegenwehr sterben würden. Könnt ihr das verantworten?“
Der Hauptmann schnaubte.
„Nein, kann ich nicht. Aber ich kann verantworten, dich von wütenden Bürgern aus Fornost herausprügeln zu lassen, weil sich das Gerücht verbreitet hat, ihr wäret ein Spitzel des Feindes....
Zeigt euer Gesicht und nennt euren Namen, oder ich garantiere für nichts! Anschließend hast du die Wahl, entweder friedlich neben uns zu kämpfen, meinetwegen auch ohne dich dem Heer anzuschließen, oder zu verschwinden!“
Der Fremde blieb eine Weile lang stumm stehen, dann hob er langsam die Hand und warf die Kapuze in den Nacken.

Der Hauptmann sah auf das edle, ebenmäßige Gesicht eines Elben, umrahmt von schwarzen Haaren.
Grüne Augen, in denen ein Schimmer unterdrückter Wildheit zu schimmern schien, ein spitzes Kinn....und eine Narbe, die sich von der Stirn über das rechte Auge bis kurz vor den Mundwinkel zog.
„Mein Name ist Silirion. Silirion i Maethor Noloto, falls euch das mehr sagt. Richte das deinen Herren aus. Und richte ihnen auch aus, dass ich ihren Besprechungen beiwohnen werde, ob sie wollen oder nicht. Ich mag es nicht, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden wird.“

Dann zog er seine Kapuze wieder über den Kopf und ging in Richtung Tür.
Der Hauptmann schnappte nach Luft und lief zornesrot an.
„Wenn...“, begann er leise, mit einer Stimme, die vor mühsam unterdrückter Wut bebte.
„Wenn... ihr euch auch nur in der NÄHE des Besprechungsraums sehen lasst... LASSE ICH DIE HUNDE AUF EUCH HETZEN, VERDAMMTES SPITZOHR!! UND SEID EUCH GEWISS, DIE SIND GENAUSO TÖDLICH WIE DER STRANG, ABER IHR TOD WÄRE ZU VERSCHMERZEN!“

„Nun, dann muss ich es eben vermeiden, dort gesehen zu werden, nicht wahr? Lebt wohl!“

Lord of Mordor:
Schlachtgesänge und Kinderlieder

Adamin schrieb:

Die Armee Angmars marschierte unaufhaltsam vorwärts. Wie ein gewaltiger Affront gegen die Natur, zerstörten sie alles, was auch nur auf ihrem Weg lag. Bäume wurden entwurzelt, Felsen umgeworfen, verlassene Dörfer in Schutt und Asche gelegt. Keine Müdigkeit war in ihren unzähligen Augen zu erkennen. Die Kraft und der Hass von Urzeiten trieb sie nach vorne ohne Rücksicht auf Verluste.
Inmitten dieser unbarmherzigen und blutrünstigen Armee, ritt Gulzár mit einem kleinen blonden Kind im Arm. Und ihm dröhnte der Schädel.
Mittlerweile hatten sich die Soldaten um ihn herum etwas zurückgezogen, sodass der Hexer nun zu jeder Seite hin gut zwei Meter freien Platz hatte. Dieses Mal lag die Furcht der Soldaten jedoch nicht an der dunklen Aura des Hexers.
Gulzár hatte seine Hoffnungen auf ein wenig Ruhe inzwischen aufgegeben.
Tagelanges Schlachtgebrüll und das Geschrei von minderwertigen Akolythen hatte er zu ertragen gelernt, doch die Intensität dieser kleinen Stimmbänder erstaunte und entnervte ihn mehr, als alles andere, was er je gehört hatte.
Unglücklicherweise, wusste er sich allerdings auch keinen Rat mehr, was dem Kind denn nun fehlte. Fast den gesamten Morgen über hatte sie seelenruhig in seinen Armen geschlafen, nun ließ sie sich aber durch nichts mehr beruhigen. Schlafen konnte und sollte sie nicht mehr. Hungrig war sie nicht, denn gab er ihr etwas zu essen, warf sie es im hohen Bogen fort. Sie wand sich unaufhörlich und schien von dem Pferd herunter zu wollen.
Resignierend hob Gulzár langsam die knochige Hand. Der größte Hexer Angmars würde sich nicht von einem kleinen Gör an der Nase herumführen lassen...

„Ihr wollt das Mädchen doch nicht etwa verhexen, Gulzár? Kommt der größte Hexer Angmars nicht mit einem kleinen Kind zurecht?“ Calya ritt von hinten auf ihn zu und lächelte ihm kokett entgegen.
Ertappt ließ Gulzár seine Hand wieder sinken. Als die Hexe auf gleicher Höhe mit ihm ritt, blickte er sie leicht gereizt an: „Leider scheint ihr meine Macht nicht den Respekt einzuflößen, den sie dir einzuflößen vermag. Doch wenn du so genau weißt, was dem Kind fehlt, dann kannst du dein Glück gern versuchen.“
„Oh, ich denke was ihr fehlt, ist ihre Mutter. Lasst mich mal sehen.“, Mit geschickten, schlanken Fingern nahm Calya das Mädchen in ihre Arme. Sie schrie immer noch, doch die Hexe beruhigte sie mit sanften Berührungen und leisen Worten.
„Shhh, ganz ruhig, meine Kleine. Hat der große böse Gulzár dich wie einen dahergelaufenen Troll behandelt, hm?“ Langsam hörte das Kind auf zu wimmern und schmiegte sich sacht an Calyas Brust. Mit zarter und doch glockenheller Stimme, begann die Hexe zu singen:

„Wo früher Eis und Tod nur war,
Ein Volk schon lang im Sterben lag,
Der Hexenkönig kam und sah,
Und uns zurück in’s Leben barg.

Wo Schnee aus Hügeln Berge macht,
Den Menschen nur Winter bekannt,
Dort hat der Herr sein Reich gemacht.
Schon bald wurd’ es Angmar genannt.

Dort schützt er uns auf ewiglich.
Drum kommt von Arnor Hass und Hohn,
Sein Zorn wird wüten fürchterlich,
Und Tod wird ihr gerechter Lohn.“

Das Mädchen war doch wieder eingeschlafen. Als lausche sie auf Calyas Herzschlag, lag sie seelenruhig an die Hexe gelehnt.
Die Orks und Hügelmenschen ringsum waren wieder näher gekommen, schienen nun jedoch etwas verwirrt zu sein. Einigen Menschen waren Tränen in die Augen geschossen, da sie das Lied an ihre eigene Kindheit erinnerte.
Calya blickte zufrieden zu ihrem Meister. Gulzár erwiderte ihren Blick: „Mir scheint, dass ich auch noch etwas von dir lernen kann...“

Der Gewaltmarsch verlief weiterhin planmäßig. Die Truppen marschierten im Eiltempo vorwärts und die zurückfallenden Verluste waren gering.
Fimbul konnte seinen Warg kaum unter Kontrolle halten. Das wilde Tier wollte nach vorne preschen und den nächstbesten Ork zerfleischen, doch sein Reiter zwang es, sich der Schrittgeschwindigkeit der Fußsoldaten anzupassen und keine weiteren Mätzchen zu machen. Allerdings fühlte Fimbul ein ähnliches Verlangen. Seit zwei Tagen schon loderte in ihm eine fast unbändige Mordlust, die er nicht freilassen durfte und nur mit dem Gedanken zurückhielt, dass es schon bald genügend Menschenschädel zu spalten geben würde.

Wenn der Anführer der Orks vor einigen Tagen die Weisheit der Menschen in Frage gestellt hatte, so war er sich heute sicher, dass sie kein Quäntchen dieser Fähigkeit besaßen.
Gulzár, der mächtigste Hexenmeister Angmars, hatte sich mitten im Krieg ein kleines Gör zugelegt. Fimbul wusste nicht, woher er den kleinen Welpen auf einmal hatte, doch er wusste, dass man den Nachwuchs erst mit in die Schlacht nahm, wenn er von alleine laufen und töten kann.
Zu allem Überfluss hätschelten und tätschelten sie das kleine Menschlein, als würde es sonst zerbrechen. Als die rothaarige Hexe am vorigen Tag ihr ein Lied gesungen hatte, hätte sich der Orkherr beinahe Übergeben müssen.
Kein Wunder, dass die Menschen so weich und schwach waren. Selbst einige der älteren Soldaten hatten bei dem Wiegenlied zu schluchzen angefangen. Bei der bloßen Erinnerung daran, kratzte es Fimbul wieder im Hals. Im Augenwinkel bemerkte er, dass die umliegenden Orks etwas langsamer marschierten und untereinander zu stänkern begannen. Mit lautem Scheppern trat er dem am nächsten laufenden Ork in den Rücken.
„Hey, hier wird nicht genörgelt, sondern gesprintet, oder ich schneide jedem von euch die Bäuche einzeln auf!“
Allgemeines unzufriedenes Gemurmel ertönte. Anscheinend wurden die Orks ebenfalls langsam ungeduldig und wollten endlich mit dem Schlachten beginnen. Missmutig trotteten sie weiter, würden aber wahrscheinlich bald wieder mit den Streitereien anfangen.
Fimbul dachte nach. Irgendwie musste er seine Drecksbande wieder motivieren.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: „Nicht so lange Gesichter ihr Maden! Denkt nur daran, was uns bevorsteht. Schon bald können wir frische Menschen schlachten. Schon bald können wir ihr zartes Fleisch braten!“
Mit euphorischem Blick begann Fimbul zu johlen und sang ein altes orkisches Kriegslied:

„Schlitz ihm den Wanst!
Lass ihn nicht ganz!
Faust in’s Gesicht.
Mehr sieht er nicht!“

Zuerst waren die Orks etwas irritiert, doch mit einem Mal krächzten und grölten sie mit, schlugen ihre Waffen gegeneinander und stampften im Takt auf. Jede Strophe wurde mit vielstimmigem Gelächter quittiert. Selbst einige Hügelmenschen schnappten das Lied auf und sangen mit:

„Stech die Schwachen ab,
Und halt den Rest auf Trapp!
Lass sie nicht weglaufen,
Wir werden ihr Blut saufen!

Brich ihm die Nase.
Lauf nur, du Hase!
Dein Leben ist aus.
Quiek, kleine Maus!

Hau den Menschen platt!
Schlag seine Ärmchen ab!
Pack den Elben fest am Schopf.
Schwupps, schon ist er ab, der Kopf!

Sein Schädel ist weich.
Er bricht viel zu leicht!
Dein Knüppel ist hart.
Schlag zu, dass er knarrt!

Ramm den Dolch in die Brust!
Auf sein Blut hast du Lust!
Dann wird er schnell gepackt!
Und mit dem Schwert zerhackt!“

Soweit Fimbul blicken konnte, sah er überall schreiende und stampfende Orks. Durch ihre angefachte Kampfeslust, hatten sie unbemerkt an Geschwindigkeit zugelegt und schienen der restlichen Armee beinahe wegzumarschieren. Das Lied ging noch viele Strophen weiter, doch mit einem Mal übertönte ein gewaltiges Donnern den Gesang.
Ein grüner Lichtblitz schnellte auf einige Orks direkt neben Fimbul zu und erschlug sie. Augenblicklich verstummten die umstehenden Orks, marschierten wieder etwas langsamer, dafür jedoch in besser geordneten Reihen und lasen unauffällig ihre toten Kameraden auf, um sich eine kleine Zwischenmahlzeit zu sichern.
Ohne sich umzudrehen, ließ Gulzár seine rechte Hand sinken und kümmerte sich wieder um seinen Welpen. Sie spielte grade mit einer Kette, auf welcher unterschiedliche Perlen, Steine und Knochen aufgeschnürt waren. Fimbul war zuerst erbost über die unglaubliche Arroganz des Hexers, doch dann fletschte er belustigt die Zähne. Wenigstens war das Gör noch nicht ganz verweichlicht.
Er hörte, wie sie leise auf dem Sattelknauf den Takt des Liedes nachtrommelte.

Lord of Mordor:
Heerschau in Fornost

Auch Aiwendil war bereit, für Fornost zu kämpfen, im Gegensatz zu Silirion allerdings reihte er sich in das Heer ein, das zur Verteidigung des ersten Tores abgestellt werden sollte.

Thorongil schrieb:

Es war Mittag, die Sonne schien klar und hell auf Aiwendil herab. Er hatte die Nacht bei Vanimelda verbracht, und nun stand er mit all seiner Ausrüstung bei der Kaserne, wo alle waffenfähige Männer versammelt und ausgerüstet wurden. Rácaruro und Alagas begleiteten ihn. Seltsamerweise wurden die beiden kaum beachtet. Die Kaserne war ein riesiges Gebäude auf einem großen Platz, mit drei Stockwerken und großem Innenhof. Es gab drei Türme, die hoch in die Luft ragten. Es gab ein großes Vordach, das von Säulen gestützt wurde. Dahinter befand sich ein hoher Torbogen mit einem wuchtigen Eichentor. Es war geöffnet, und der Reihe nach wurden die Männer dort hineingeholt. Nach einigen Minuten kamen sie in voller Rüstung, mit Speeren, Schwertern und Schilden bewaffnet, wieder heraus. Als Aiwendil das Tor passierte, blickte er auf einen riesigen, gepflasterten Platz. Auf der anderen Seite gab es noch einmal ein hervorstehendes großes Waffenlager, an dem ein Hauptmann mit Papierrollen und Feder saß, um die neuen Männer zu zählen. Es ging rasch voran, schon nach kurzer Zeit betrat Aiwendil die Rüstkammer. Drei Männer in einfachem Gewand warteten an jeweils einem der drei ewig langen Regale, auf denen sich die Ausrüstung befand. Aiwendil wurde von einem weiteren Kerl in etwas prunkvoller Kleidung am Arm gepackt, kurz inspiziert und zum ersten der Regale geschubst. Er bekam einen Brustpanzer sowie Bein- und Armschienen und dazu einen Schild in die Hand gedrückt, dann schob der Austeiler ihn zur Seite und holte den nächsten zu sich. Aiwendil legte seinen Köcher ab, um sich den Panzer umzuschnallen, legte die Schienen an, packte seinen Köcher, befestigte den Schild an dessen Gurt, legte den Köcher wieder an und verließ durch einen weiteren Eingang zusammen mit drei weiteren gerüsteten Männern das Lager. Er passierte den Hauptmann, welcher eine kurze Bewegung mit der Schreibfeder machte. Aiwendil wurde von einem weiteren Hauptmann angesprochen: „Irgendeine militärische Erfahrung?“
„Ja.“
„Gut, draußen aufstellen. Und pass auf deine Tiere da auf. Von mir aus können sie bleiben, aber ich weiß nicht, was die anderen Männer dazu sagen. Und jetzt Bewegung!“
Dann wandte sich der Hauptmann ab und befragte den nächsten. Aiwendil überquerte den Platz und trat wieder auf den großen Platz hinaus. Die bereits gerüsteten Männer wurden in Zwanzigergruppen formiert und warteten auf weitere Befehle. Auch Aiwendil wurde kurzerhand von einem Mann gepackt und in die erste Reihe eines Battailons geschubst. Ein Mann in prächtiger Rüstung und einem geschmückten Helm schritt auf und ab, um sich die Neuankömmlinge genau anzusehen. Bei Aiwendil blieb er stehen. Mit neugieriger Stimme fragte er: „Wer seid Ihr? Wo kommt Ihr her?“
„Ich heiße Aiwendil. Wo ich herkomme, hat niemanden zu interessieren.“
„Oh doch, das hat es. Woher sollen wir wissen ob nicht schon die Spitzel des Feindes hier eingetroffen sind? Aber ich habe dich aus einem anderen Grund angesprochen. Ihr wart doch bei einem Posten an der Grenze? Einer, der von Hügelmenschen überfallen wurde.“
„Ja, aber woher wisst Ihr das? Wer seid IHR?“
„Ich bin Areon, Kommandant der Leibwache des Königs Arvedui, und mir obliegt im kommenden Krieg die Verteidigung des Haupttores. Ich kenne Euch. Ihr wart ein junger Krieger, und zusammen mit euren Eltern, mir und meiner Familie im Außenposten. Dein Vater war der Waffenschmied. Und deine Mutter die Weberin. Ihr wart meinem Vater zugeteilt worden. Eure Eltern und Eure Geliebte wurden getötet. Genauso wie mein Vater. Ich bin froh, Euch wieder zu sehen. Die meisten anderen, die den Überfall damals überlebt hatten, leben nicht mehr, wurden auf der Flucht eingeholt oder später bei einem anderen Überfall getötet. Ja, ich kenne das Schicksal jedes Einzelnen jenes unseligen Außenpostens.“
„Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Areon. Ja, ich erinnere mich wieder an Euch, der kleine Junge, der ständig gequengelt hat und mir auf die Nerven gegangen ist. Ihr seid ein großer Mann geworden, wie ich sehe. Ich bin hier, um mit euch zu kämpfen.“
„Gerne nehmen wir jede Hilfe an, die wir kriegen können.“
„Mich würde allerdings interessieren, weshalb Ihr für die Verteidigung des Tores zuständig seid.“
„Wenn wir Angmar trotzen wollen, müssen unsere Männer waffentechnisch wie moralisch bestens gerüstet sein. Wenn ich am Tor kämpfe, wissen die Männer, dass der König sie nicht im Stich lässt. Ich muss weiter. Wir werden uns wahrscheinlich am Tor wiedersehen.“
Damit wandte er sich um und marschierte davon.
Langsam versiegte der Strom der nachkommenden Kämpfer. Jene, die jetzt nicht kamen, waren noch in der Kaserne, um trainiert zu werden. Ein anderer Mann in ähnlicher Rüstung wie Areon kam angeschritten, stellte sich vor die gesammelten Truppen und sprach mit lauter Stimme:
„Seid willkommen in der Armee Fornosts. Ihr seid nicht hier, um diese Stadt zu beschützen, ihr seid nicht hier um dieses Land zu beschützen, ihr seid hier, um unser Volk zu beschützen! Ich kann keinem von euch versprechen, dass er den Schatten Angmars überdauern wird, doch eines kann ich euch sagen: Wir werden niemals aufgeben und uns bis zum Letzten verteidigen! Ja, der Preis kann hoch sein, doch wenn dadurch unser Volk überlebt, dann war es dieser Preis wert! Egal was der Hexenkönig schicken mag, wir werden es mit kaltem Stahl willkommen heißen!!!!!“
Die Männer brüllten und schwenkten ihre Waffen. Der Hauptmann nickte zufrieden und gab den Befehl zum Abmarsch.


Iggle schrieb:

Silirion hatte den Vormittag damit verbracht, durch die Gärten Fornosts zu streifen, um seine Seele im Hinblick auf das Gemetzel, das bald kommen würde, mit schönen Erinnerungen zu füllen. Auch wenn diese Gärten nichts waren im Vergleich mit den weiten Ebenen, den dichten Wäldern oder den hohen Gebirgen, in denen er dies sonst getan hatte, bevor er das Gezücht der Finsternis gejagt hatte, so hatten sie etwas an sich, dass es wert war, erhalten zu werden, auch wenn die Stadt fiel. Und sei es nur in seiner Erinnerung, wie so viele Dinge....
Dann war in ihm der Gedanke aufgekeimt: Das Tor... dort würden die meisten Feinde anbranden, wie eine abscheuliche Flut aus Fleisch... dort würde der Hexenkönig seine Kräfte konzentrieren, um den Schwachpunkt der Wälle zu knacken: das Tor.
Dort würde es am meisten zu töten geben.

Auf einmal eilte ein Trupp an Bogenschützen an ihm vorbei. Ein Mann ragte zwischen den gewöhnlichen Soldaten besonders hervor, sowohl an Leibesgröße als auch in der Erscheinung:
Er wurde von zwei Tieren begleitet, einem großen Wolf an seiner Seite und einem Sturmfalken auf der Schulter.
Als der Mann vorbeishritt, schrie der Falke geschrien, erhob sich und schoss auf Silirion zu, gleichzeitig setzte sich auch der Wolf in Bewegung und kam auf ihn zu. Der Mann schien offensichtlich erschrocken und verwundert, er rief etwas, um die Tiere zurückzurufen, was diese gewissenhaft ignorierten.
Silirion pfiff seinerseits einen hohen Ton, und nachdem der Falke ein paar mal um seinen Kopf geschwirrt war, setzte er sich auf seine Schulter und zwitscherte ihm ins Ohr. Der Elb hob eine Hand und strich sanft über das Gefieder, es war lange her, dass er einen so prächtigen Sturmfalken gesehen, geschweige denn auf der Schulter gehabt hatte, diese Tiere waren selten. Dann war auch der Wolf heran und tat etwas, das ganz und gar nicht in das Bild des kalten Jägers passte: Er versenkte seine Nase in Silirions anderer Hand, schnüffelte und wedelte mit dem Schwanz. Lächelnd beugte sich Silirion hinab und strich über das Fell des Tieres.
„Wer seid ihr?“, erklang über ihm die Stimme des hochgewachsenen Numenorers.
„Wer seid ihr, dass meine Gefährten euch begrüßen, als wäret ihr alte Freunde, obwohl sie sonst nur meine Gesellschaft suchen?“
„Ich bin Silirion, ein Noldo, der schon mit den Urvätern dieser Tiere gewandert ist... nun nennt euren Namen!“
„Ich bin Aiwendil, ein Mensch, der diese Tiere seine Gefährten nennt und mit ihnen gewandert ist, gekämpft und Siege gefeiert hat. Ich habe sie gegen Menschen verteidigt und sie mich gegen anderes! Ihr seid also ein Elb? Woher kommt ihr?“
„Aus einem Gasthaus etwa vier Meilen vor Fornost. Und davor aus einem Dorf einen Tagesritt von dem Gasthaus entfernt. Reicht euch die Antwort? Meine Wege sind meine Wege, und solange ich sie nicht selbst enthülle, solltet ihr nicht danach fragen, wenn ihr nicht riskieren wollt, dass es euch vergolten wird. Woher kommt ihr? Weshalb seid ihr nach Fornost gekommen?“
„Ich kann zwei Fragen mit einer Antwort erwidern, mein spitzzüngiges Spitzohr. Ich komme hier aus Fornost und deshalb bin ich hier: um meinen Geburtsort und meine Brüder zu verteidigen. Wenn man eure Frage jedoch wörtlich nimmt, komme ich aus einem Wald an der Grenze dieses Landes. Wenn mir eure Antwort reichen soll, nehmt auch diese an! Und um euch die andere Frage nicht unvergolten zu lassen: Wieso riskiert ihr hier euer ewiges Leben?“
„Ich bin hier, um zu kämpfen. Mein Leben währt ewig ja, doch werde ich dieses Leben nutzen, um Tod zu bringen. Tod den Dienern Melkors und seinen Gehilfen! Sie haben mir etwas genommen, das nur mit einem nie endenden Strom von Blut bezahlt werden kann!“
„Gut, gut, wenn ihr das in die Tat umsetzen könnt, wird es mich und die Stadt freuen. Wollt ihr euch meiner Schar anschließen? Oder darf sich meine Schar euch anschließen, wenn die Frage euch angenehmer ist? Wir könnten euch euren Kampf etwas erleichtern. Haltet euch nicht mit den unwichtigen Orks auf, die könnt ihr uns überlassen. Uns würde es ausreichen wenn ihr den Hexenkönig und seinen dunklen Rat auslöschen würdet. “ Der Numenorer grinste.
Mit todernstem Gesicht, doch einem amüsierten Unterton antwortete der Elb:
„Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich werde zufällig das selbe Ziel wie eure Schar haben. Ihr geht zum Tor?“
„Ja, wir werden dort Ausschau nach Spähern halten“
„Ich komme mit.“


Thorongil schrieb:

Eiskalter Wind fuhr durch die Zinnen der Mauer und trug ein weit entferntes Heulen mit sich. Aiwendil stand auf dem Wall neben dem Haupttor zusammen mit Silirion. Um sie herum standen die anderen Wachen, zitternd und zähneklappernd.

Aiwendil hatte viele Winter ohne warme Unterkunft verbracht, er konnte beinahe als einziger dem eisigen Wetter trotzen. Es begann zu schneien. Die Männer bibberten noch mehr und versammelten sich in den Türmen, wo es etwas wärmer war. Mit einem Mal standen nur noch Aiwendil und Silirion auf der Mauer, zwei kleine dunkle Punkte in einem weißen Chaos. Ràcàruro neben ihnen tappte unruhig hin und her, als spürte er den Schatten, der immer näher kam. Alagas hatte sich in Aiwendils Mantel verkrochen und ab und zu kam ein schwacher Piepser aus seiner Kehle. Die Menschen von Fornost hatten sich mittlerweile an die beiden Tiere gewöhnt. Dennoch flüsterten und tuschelten sie immer noch misstrauisch, wenn sie aus ihren beleuchteten Häusern die beiden stummen Gestalten auf den Zinnen stehen sahen. Langsam ließ der Schneesturm nach, aber die Kälte blieb. Silirion blickte plötzlich prüfend in die Ferne. Der Wind war immer noch stark und nun war das Heulen lauter geworden. Ràcàruro hob den Kopf und begann ebenfalls zu heulen. Plötzlich brach er abrupt ab und schnüffelte. Auch Aiwendil konzentrierte sich auf seinen Geruchssinn. Er fuhr kurz zusammen. Er hatte in feinen Spuren einen Geruch entdeckt, den er gut kannte. Es roch nach kaltem Schweiß, schmutzigem Fell und dreckigem Stoff. Orks. Aiwendil blickte alarmiert auf.
„Späher der Orks“, keuchte Silirion, „Sie reiten auf Wargen oder großen Wölfen voraus, um die Gegend zu erkunden. Anscheinend haben sie den Schneesturm genutzt, um unbemerkt näher an die Stadt zu kommen!“

Aiwendil erkannte in einiger Entfernung drei schwarze Punkte in der verschneiten Landschaft. Sie wurden immer größer. Da setzte erneut ein Schneegetümmel ein und die drei Silhouetten verschwammen. Aiwendil packte seinen Bogen, legte einen Pfeil an und beobachtete genau, was geschah. In einer blitzschnellen fließenden Bewegung zückte auch der Elb seinen Bogen und machte sich bereit für den Schuss. Ràcàruro lauschte aufmerksam und gab Aiwendil Zeichen, wie sich die Späher bewegten. Sie schienen bis zur Stadtmauer zu wollen.
„Entweder große Selbstüberschätzung, sinnlose Befehlsausführung oder pure Dummheit“, flüsterte der Mensch grimmig.
„Ich tippe mal auf Dummheit“, kam die schnippische Antwort des Elben.
Aiwendil spannte seinen Bogen. Die Späher waren mittlerweile wieder als Schatten zu erkennen, und nun auch in Reichweite der Bögen. Aiwendil konzentrierte sich und wartete ab. Plötzlich blieben die Schatten stehen. Da sirrten die Bogensehnen, und zwei Pfeile durchschnitten die Luft. Ein überraschtes Quieken sowie ein schmerzerfülltes Jaulen ertönte und eine der Silhouetten brach zusammen. Nur Augenblicke später ging noch eins der Biester zu Boden. Der dritte wollte kehrt machen und wandte sich um. Da ertönte erneut das peitschende Geräusch der Bögen und gleichzeitig erklang das Gekreisch des Orks sowie das Brüllen seines Reittieres. Gerade, als sich die von ihren Reittieren gestürzten Orks aufgerichtet hatten, sirrten zum dritten Mal die Sehnen und wenige Momente später brachen beide Späher quiekend zusammen.
Einige Männer waren aus dem nächstgelegenen Turm gekommen und fragten, auf wen die beiden da bitte geschossen hätten.
Der Elb antwortete: „Späher des Feindes. Sie hatten den Schneesturm genutzt, um näher an die Stadt zu kommen. Wir haben sie mitsamt ihren zugehörigen Mistviechern erledigt.“
„Angmar kommt. Es ist soweit. Wenn seine Späher schon so weit vorrücken, kann die Hauptstreitmacht keine zwei Tage entfernt sein“, sagte einer der Soldaten mutlos. Dann drehte er sich um und ging mit den anderen zurück in den Turm. Aiwendil und Silirion standen immer noch alleine auf der Mauer, immer noch zwei einsame Schemen in einem wirbelndem Weiß. Da gesellte sich eine dritte Gestalt zu ihnen, eingehüllt in einen dicken Mantel. Es war Areon.
„Warum sind du und der Elb nicht auch im Turm? Wollt ihr nichts mit den Männern zu tun haben, oder nur etwas angeben?“
Beide begannen zu grinsen. Areon fuhr fort: „Bald wird sie beginnen. Die größte Schlacht um diese Stadt. Hügelmenschen aus Rhudaur, verflucht mögen sie sein, Orks vom Gundabad, verräterische Numenor aus Carn Dûm, Trolle und andere Bestien aus den verschneiten Ebenen des Nordens. Gestern sind von den zehn losgeschickten Spähern drei zurückgekehrt, halb tot. Der Hexenkönig hat alles mobil gemacht, was in seiner Reichweite ist. Dieser gigantischen Armee haben wir wenig entgegenzusetzen. Wenn ich scheitere und das Haupttor fällt, ist Fornost verloren. Also müssen wir sie hier aufhalten, mit allem was wir haben. Sie sollen gegen unsere Mauern branden und zerschellen.“
Areon senkte den Kopf und sprach mit düsterer Stimme weiter: „Wehe, wehe, diese Lande waren an dem Tag verloren, an dem der Hexenkönig sie betrat. Wir stehen alleine, das letzte Bollwerk der Menschen des Nordens, und über uns braut sich der Sturm unseres Schicksals zusammen...“
Nun begann Aiwendil: „Wir bestimmen unser Schicksal selbst, keine Macht der Welt ist stark genug, das für uns zu übernehmen. Ich habe mich damit abgefunden, dass Arnor untergeht, aber wenn das geschieht, soll es ruhmvoll versinken und den Dienern des Bösen ein letztes Mal zeigen, dass das Volk der Menschen zu großen Taten imstande ist. Ziehe nicht deinen Kopf ein, Areon, Hauptmann Arthedains. Diese Stadt wird nicht fallen, solange noch ein atmender Mann sie verteidigt.“
Areon hob seinen Kopf wieder und blickte Aiwendil an. Einige der Wachen am Eingang zu einem der Türme hatten die Worte des eigentümlichen Mannes vernommen und Kampfesmut war in ihre Gesichter zurückgekehrt. Areon wandte sich nun an den Elben: „Weshalb seid Ihr in Fornost und nicht bei einer der Elbenarmeen?“
„Weil ich den Spaß von Anfang an miterleben will, ich kann ihn doch nicht euch alleine überlassen“, erwiderte Silirion.
„Ich erkenne keinen Sarkasmus oder Ironie in eurer Antwort. Seid ihr wirklich nur hier, weil ihr töten wollt?“
„Natürlich, warum denn sonst, hier gibt es am meisten Gegner für mich.“
„Für Euch mag das ein Spiel, bei dem ein großes Risiko besteht oder sonst was sein, werter Elb, doch für uns ist es ein Existenzkampf! Es ehrt mich, dass ein Elb uns bei der Verteidigung hilft, doch missfällt es mir, wenn das nur geschieht, um den eigenen Blutdurst zu stillen. Warum stellt Ihr Euch nicht direkt vor das Tor unten hin, dann habt ihr genug zu tun!“
Silirion antwortete: „Ihr habt Recht, das wäre eine gute Idee, ziehe ich in Erwägung.“                                     
Auf Areons Gesicht machte sich Verwirrung breit. Er wurde aus diesem Elben einfach nicht schlau.
„Lasst ihn Areon, seien wir froh, dass er da ist, ich glaube, er wird mehr als nützlich sein.“
„Wahrscheinlich sprecht Ihr die Wahrheit, Aiwendil. Nun denn, ich muss wieder hinauf in die Feste. Wir werden uns vermutlich bald wiedersehen.“
Mit diesen Worten wandte sich der Mensch um und marschierte mit wehendem Mantel davon. Aiwendil blickte ihm nach. Silirions Blick schweifte in die Ferne.

Lord of Mordor:
Kindergeschichten

Adamin schrieb:

Die Armee marschierte noch immer. Noch immer erkannte man keinerlei Anzeichen von Erschöpfung in den Gesichtern der Soldaten. Und doch konnten Magiekundige Wesen spüren, dass die überschüssige Energie allmählich abnahm.
Gulzár war beruhigt, als er etwas weniger als die Hälfte der ursprünglichen Kraft erspüren konnte.
Bis Fornost müsste der Zauber noch ausreichen. Danach erst würde wahrscheinlich eine Rast von Nöten sein.
Die Männer würden zwar im Endeffekt fast nichts von ihrer eigenen Kraft verloren haben, dennoch hatten sie seit fünf Tagen weder geschlafen noch geruht. Außerdem würde die Rast den feigen Bewohnern der Festung die Möglichkeit lassen, sich kampflos zu ergeben.

Das Mädchen fühlte sich langsam etwas wohler bei Gulzár. Calya hatte zwar eine bessere Verbindung zu ihr, aber um von den Wundern Angmars eingenommen zu werden, blieb sie bei Gulzár.
Der alte Hexer fühlte sich allmählich selbst wie ein Geschichten erzählender Großvater. Er ließ einen kleinen Stoffball schweben und die Kleine versuchte ihn zu fangen. Dies schien ihr liebster Zeitvertreib zu sein. Nebenbei lauschte sie den Erzählungen des Hexers über Angmar und seine Bewohner.
Er erzählte von den Trollen der Berge, die aus Felsgestein geboren wurden und denen der Hexenkönig half, auch tagsüber zu wandeln.
Dann erzählte er von den zänkischen Orks, mit ihrem Temperament und ihrer Wildheit und dass sie trotz allem meistens selbst Angst hatten vor vielerlei Dingen. Schließlich erzählte der Hexer von den Hügelmenschen, den Verstoßenen. Einfache Menschen, denen das Land von den ungerechten Bewohnern Arnors gestohlen worden war und welche durch den Hexenkönig wieder eine neue Heimat gefunden hatten.

Nach der Erzählstunde gab Gulzár sie meistens in die Obhut von Dûrmarth. Anfangs war das Mädchen dem Gardisten nicht geheuer, doch die beiden freundeten sich schließlich recht schnell an.
Er ritt mit ihr durch die Marschkolonnen und zeigte ihr all das, wovon sie eben gehört hatte und erzählte seinerseits noch einige kleine Geschichten.
Am meisten Freude bereitete es ihr, auf Ogol-Úan zu reiten, was jedoch wiederum Gulzár nicht grade gefiel.
Am Ende des Tages kam sie zu Calya, welche das Mädchen wieder im Nu beruhigte und sie zum Einschlafen brachte.

Bisher verlief Gulzárs Plan einwandfrei. Doch dem Hexer dämmerte allmählich, dass er auf diese Weise mehr Zeit brauchen würde, um seinen Plan zu vollenden. Deshalb entschied er sich, den Gang der Dinge etwas zu beschleunigen...

Lord of Mordor:
Pläne

Unterdessen ging in Fornost gerade die letzte taktische Besprechung der Generäle zu Ende…

Lord of Mordor schrieb:

König Arveleg sah von der taktischen Karte auf zu seinen Getreuen am anderen Ende des Tisches. „Damit wäre auch dies geklärt“, sagte er. „Die Stadt wird so gut verteidigt sein, wie es nur irgend möglich ist.“
Die Generäle nickten zustimmend, doch wie ein Schatten hing noch ein letztes Thema über ihnen, das Wichtigste von allen. Denn tief in ihnen wussten sie alle, dass sie die bevorstehende Schlacht kaum gewinnen konnten.
Arvelegs eigener Sohn, Aranarth, sprach das Thema schließlich an.
„Falls wir verlieren sollten… was geschieht dann mit den Zivilisten?“
Arveleg deutete auf die Miniaturdarstellung des Palastes. „Unterhalb der Festung liegen gewaltige Katakomben, die durch einen Gang im Thronsaal erreichbar sind. Dorthin sollen die Bürger sich während der Schlacht zurückziehen.“
„Was, wenn wir fallen?“, warf Eowdn ein. „Wohin sollen sie fliehen?“
„Die Katakomben haben zwei Ausgänge. Einen zum Thronsaal, der andere endet am Fuß des Berges. Von dort aus können sie nach Bruchtal, zu unseren Verbündeten, den Elben, ziehen. Währenddessen müssen wir den Thronsaal so lange verteidigen, wie wir können, um ihnen Zeit zu geben.“
„Der Marsch wird lang und gefährlich sein“, gab Aeron zu bedenken. „Wir sollten einige Soldaten mit ihnen schicken.“
„Wir können keinen Mann auf der Mauer entbehren!“, widersprach Eowdn.
„Wir müssen“, sagte Arveleg ruhig. „Die Bürger sind das wichtigste, nicht die Stadt.“
„Doch wer wird sie führen, wenn die Generäle tot sind?“, wollte Aeron wissen.
„Nun…“, wollte Arveleg anheben, doch sein Sohn unterbrach ihn.
„Ich denke, ihr solltet das tun, Vater.“
„Niemals!, fuhr Arveleg auf. Ich bin der König Arthedains! Ich darf mich nicht feige vor dem Feind vekriechen! Ich muss kämpfen, meinen Männern ein Beispiel sein!“
„Ein Beispiel kriegen sie auch von uns“, sagte Aeron. „Ein König muss tun, was das Beste für sein Volk ist… den Soldaten wird es genügen, wenn der Prinz an ihrer Seite kämpft.“
„Außerdem muss der Palantir in Sicherheit gebracht werden!“, fügte Eowdn hinzu. „Nur der König ist würdig genug, ihn mit sich zu führen.“
Arveleg atmete tief ein. Noch nie hatte er sich so alt gefühlt wie jetzt.
„Nun gut“, sagte er schließlich. Er blickte zu seinem Sohn. „So wirst denn du die Ehre des Königshauses in der Schlacht vertreten. Ich bin sicher, dass du deine Sache gut machen wirst.“
Aranarth lächelte. „Das werde ich, Vater. Ich verspreche es.“

„Die Besprechung ist beendet“, sagte Arveleg. „Geht und leitet unsere Beschlüsse an das Volk weiter.“
Die anderen Männer nickten und verließen wortlos den Saal. Arveleg blieb allein zurück, allein in dem hohen, kalten Raum aus grauem Stein, gesäumt von Wandteppichen seiner Vorfahren. Auf einmal wurde ihm kalt. Er fühlte sich allein, nutzlos. Fröstelnd schlang er seinen Umhang enger um sich.

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