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Schatten von Angmar

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Lord of Mordor:
Die Kriegsvorbereitungen Bruchtals

Nicht nur Fornost rüstete sich für den bevorstehenden Krieg. Auch in Bruchtal wurden die Truppen zusammengezogen...

El-Murazor schrieb:

Sobald er von den Kriegsvorbereitungen Bruchtals hörte, eilte auch Mauritius mit einem Bataillon Galadhrim zurück nach Bruchtal, um sich für den Marsch nach Fornost zu rüsten. Dort vermutete Elrond dort den Hauptangriff der Feinde.

In Bruchtal angekommen bemerkte Mauritius sogleich, dass Vorbereitungen für den Krieg getroffen wurden.
Elrond kam ihm entgegen: "Willkommen zurück, mein alter Freund. Ich brauche dich für einen wichtigen Auftrag. Ich möchte, dass du dich mit den Kriegern sobald wie möglich auf den Weg nach Fornost begibst, noch bevor die Hauptstreitmacht aufbricht." Mauritius war sehr erstaunt: "Warum sollen wir denn so schnell aufbrechen? Wieso gehen wir nicht mit dem Heer? Galadriels Verstärkung besteht nur aus wenigen Soldaten, alleine können wir in der Schlacht auch nichts tun."

Elrond nickte wissend: "Genau das ist der Grund. Du gehst mit ihnen als Späher voraus. Riskiere nichts, du bist nur die Vorhut und sollst dafür sorgen, dass meine Armee nicht in einen Hinterhalt geraten kann. Ich kenne dich schon sehr lange und du bist einer der besten Krieger, die ich kenne, doch auch du wirst noch gebraucht."
"In Ordnung, wir werden sofort aufbrechen, denn wir sind heute noch nicht allzu weit marschiert. Wie viele Soldaten werden uns denn folgen?", fragte Mauritius, doch er erkannte an Elronds Mimik und vor allem an den tiefen Falten auf seiner Stirn, dass diese Frage ihn bekümmerte.

"Wir können nicht viele schicken, denn auch Bruchtal ist in Gefahr. Unser Volk wird immer kleiner, unsere Zeit neigt sich dem Ende. Glorfindel wird unsere Streitmacht anführen und es werden sie auch noch einige fähige Soldaten begleiten." Sein Blick schweifte dabei wie abwesend über das Tal.
"Egal, wer nach uns herrschen wird, ich werde hier so lange bleiben, bis das Böse endgültig ausgelöscht ist. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Einen Tagesmarsch von hier werde ich auf das Heer warten und Bericht erstatten", sagte Mauritius und seine Entschlossenheit war ihm mit jedem Wort anzumerken.
"Geh, mein Freund, möge Sternenstein deinen Pfad erleuchten", war die Antwort und Mauritius ging mit den Galadhrim zu einem kleinem Gebäude in der Nähe der Schmiede und ließ sich mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgen. Dann zog die kleine Gruppe los, einem ungewissen Schicksal entgegen...

Lord of Mordor:
Der Weg nach Bree

Nicht nur Bruchtal schickte Truppen nach Fornost. Selbst die friedliebenden Hobbits hatten alle Männer, die sie entbehren konnten, unter der Anleitung zweier Ritter Arthedains zu Kriegern ausbilden lassen, die nun den Menschen beistehen sollten...

Eru schrieb:

Nacht war über das Auenland hereingebrochen, als die große Schar zur Brandyweinbrücke vorstieß.
Morgens waren sie von Weißfurchen aufgebrochen, wo sie am Abend zuvor von Froschmoorstetten her angekommen waren.
Ein schönes, großes, belebtes Gasthaus hatten sie sich zum Übernachten ausgesucht.
Sancho erinnerte sich, wie immer mehr und mehr Hobbits durch die breite, zweiflügelige Eingangstür kamen und sich leise auf den Weg zu ihren Quartieren machten, bis dann endlich, nachdem ganze 50 Hobbits und 2 hochgewachsene Menschen das Gasthaus betreten hatten, ein Kleinknecht des Gastwirts die Tür schließen konnte, und die eisige Kälte, die sich überall im Auenland breit gemacht hatte, aus dem warmen, kaminerhitzten Gasthaus verbannen konnte.
Keiner der Reisenden war an diesem Abend noch ein Bierchen in der Schankstube trinken gegangen. Obwohl die Wegstrecke von Froschmoorstetten bis Weißfurchen nicht besonders weit war, war die große Oststraße, auf der sie gegangen waren, von einer weißen Schneedecke umgeben und überdacht gewesen. Und auch die Schneestürme ließen kein Ende mehr, selbst im weiten Westen Mittelerdes, wo es noch nie solch einen Winter gegeben hatte. Jeden Tag gab es mannshohen Neuschnee in dieser Woche, zumindest in den Augen eines Hobbits. Aus diesen Gründen waren sie nur sehr langsam vorangekommen.
Das warme Bett im Gasthaus in seinem Zimmer wollte Sancho am liebsten gar nicht mehr verlassen. Bis tief in die Nacht hatte er mit Fosco, dem anderen Anführer der Hobbits, über Kampftaktiken und allerlei wirres Zeugs geredet, bis er schließlich in dieser wolkenreichen Nacht zu Schlaf gekommen war.
Am nächsten Tag ging alles relativ schnell von Statten. Alles wurde gepackt, die Zimmer und das Gasthaus verlassen und die Ponys und Pferde beladen, die die Nacht über in warmen Ställen des Gasthauses übernachtet hatten.
Sancho erinnerte sich, dass sie, nachdem sie das Gasthaus verlassen hatten, eine verschneite Welt vor sich sahen. Die ganze Nacht hatte es geschneit. Nur die Schneestürme waren vergangen und es sah auch nicht nach Neuschnee aus.
Die Hobbits und ihre Begleiter hatten ihre Mäntel und Umhänge fest um sich geschlungen und waren den ganzen Tag gegen den Schnee anmarschiert, mit nur wenigen Pausen, bis sie nun endlich am Abend an der Brandyweinbrücke ankamen.

Zu vorderst ging Alammákil, der auch ihr Ausbilder in Froschmoorstetten gewesen war, und in einen dicken, braunen Lederpanzer gekleidet war. Er war groß und stämmig und schaffte es mit einem Schritt soviel Wegstrecke hinter sich zu lassen, wie die Hobbits bei zweien oder dreien. Trotz der Kälte und dem beißendem, eisigkalten Wind, ging er aufrecht und stolz, wie immer.
Hinter Alammákil gingen die 50 Landbüttel, unformiert und auseinander gesprengt durch die Kälte, und doch eine Einheit. Sancho und Fosco gingen ganz vorne, genau hinter Alammákil. Zwischen den 50 Landbütteln liefen noch vereinzelt die 15 schwer beladenen Ponys und die 2 Pferde, während sie am Zaumzeug von einem oder mehreren Hobbits geführt wurden.
Zuletzt ging der zweite menschliche Begleiter. Auf der ganzen Reise hatte keiner der Hobbits bisher ein Wort von ihm vernommen, geschweige denn erfahren wie sein Name lautet. Er war nur schweigend und in seinen pechschwarzen Mantel gehüllt, hinter den Hobbits und Alammákil her getrottet, die Kapuze des ebenso pechschwarzen Umhangs weit ins Gesicht gezogen.
Sancho war begeistert von Alammákil. Seine Haltung, sein Blick, seine Redeart; eben eines Ritters von Arnor würdig.
Eulengeräusche waren zu hören, und von weit entfernt hörte man das Jaulen von Wolfsrudeln auf der Jagd.

Plötzlich wurde Sancho von einer dunklen, kraftvollen Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Es war Alammákil, der sprach.
"Und das hier vor uns ist also die legendäre Brandyweinbrücke. Eins der vielen Kunstwerke der Númenorer, gehalten von starken Seilen. In diesen Zeiten jedoch nutzlos. Wir könnten genauso gut über das zugefrorene Wasser gehen."
Die ganze Schar blieb mit einem Ruck vor der großen Steinbrücke stehen. Vier große, säulenartige Steinständer, um deren obere Enden etliche Seile gebunden waren, die mit Halterungen an den Seiten der Brücke verbunden waren, hielten die große Steinbrücke über dem gefrorenen Wasser. Zwei dieser riesigen Steinständer waren jeweils an den Ecken der Brücke auf beiden Seiten des Flusses angebracht. Zusätzlich verschafften der Brücke breite Holzbarren unter ihr, einen sicheren Stand.
An beiden Seiten der Brücke standen kleine, zugeschneite Holzhütten.

Die knorrige, alte Tür der einen Hütte, die auf der Flussseite lag auf der sich auch die Gruppe befand, öffnete sich nachdem Alammákil geendet hatte und 5 Hobbits kamen schnellen Schrittes und mit langen, hart geschnitzten Stöcken in den Händen aus ihr heraus.
Sie hatten jeweils eine dunkelgrüne Mütze auf dem Kopf und 4 von ihnen jeweils eine gelbe Felder an die Mütze gesteckt, während der Vorderste eine rote Feder an der Mütze befestigt hatte.
Sancho und Fosco erkannten die 5 sofort. Es waren 5 Grenzlandbüttel, die bisher gute Arbeit geleistet hatten, vor allem an einem strategisch so wichtigen Punkt wie der Brandyweinbrücke. Ihr Anführer, der Vorderste mit der roten Feder an der Mütze, hieß Tolman Weißfuß.
"Das übernehmt ihr lieber", sagte Alammákil an Sancho und Fosco gewandt. "Immerhin sehen die aus wie eure Landsleute. Denkt aber daran, dass wir einen Schlafplatz für die bevorstehende Nacht brauchen!" Die beiden nickten ihm zu und wandten sich wieder der Richtung zu, aus der die Grenzlandbüttel kamen.
"Guten Abend, Tom!", sagte Sancho freudig, als sich die fünf Hobbits vor der großen Schar positioniert hatten und Alammákil misstrauisch musterten.
"Guten Abend", erwiderte der Anführer der Grenzlandbüttel, hielt seinen prüfenden Blick allerdings weiterhin auf Alammákil.
Dann wanderte sein Blick über die vielen neugierigen Hobbitgesichter, die sich um die Stelle des Geschehens versammelt hatten und blieb wieder ruckartig an dem zweiten menschlichen Begleiter der Hobbits hängen, der langsam auch neugierig wurde. Diesen betrachtete er noch misstrauischer als Alammákil zuvor und kratzte sich das Kinn.
"Ne' ganz schön chaotische Schar haste' hier um dich herum, Sancho Tuk. Und ne' ganze Menge Lasttiere", sagte er dann und blickte Sancho an.
"Wir sind unterwegs nach Bree und würden diese Nacht gern hier im Schutze des Sees und der Brücke verbringen, wenn das in Ordnung geht.", erwiderte Sancho ohne auf Toms Bemerkung einzugehen. Und Fosco fügte noch hinzu: "Wir haben auch eigene Zelte zum Übernachten."
Tom schaute sich die ganze Bande nochmal flüchtig an und drehte sich dann zu seinen Landbüttelkollegen um.
"Was meint ihr?", fragte er knapp.
"Ich glaube nicht das es eine gute Idee ist mit so vielen Leuten hier an der Grenze des Auenlands zu übernachten. Weckt zu viel Aufmerksamkeit!", antwortete einer von Toms Grenzlandbütteln.
"Bei wem soll das denn Aufmerksamkeit wecken?", sagte ein anderer seiner Landbüttel. "Hier ist doch weit und breit kein Lebewesen außer uns. Und Feinde werden bis hier wohl kaum vordringen. Außerdem liegt das Breeland noch immer zwischen uns und dem Feind."
Tom nickte seinen Leuten zu und drehte sich dann wieder zu der Gruppe von Reisenden um.
"Ihr dürft auf dieser Seite des Flusses übernachten. Denkt aber auch an die beißende Kälte. Es ist sicher nicht gesund bei diesem Wetter draußen in Zelten zu schlafen."
"Wir danken dir Tom, du hast wohl doch nichts von deiner Gutmütigkeit verloren.", erwiderte Fosco. "Leider bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als hier in der Kälte zu übernachten. Das Häuschen da ist zu klein für 57 Personen und 17 Lasttiere. Außerdem haben wir ja trockenes Holz und unsere warme Kleidung. Ein Feuer wird uns in der Nacht wärmen, auch wenn ich es mir schwer vorstelle in diesem Schnee ein Feuer zu entzünden."

Alles geschah wie geplant. Zelte wurden errichtet, ein kleines Lager wurde aufgebaut, ein Lagerfeuer wurde entzündet und die Lasttiere wurden mit warmen, dicken Decken für die Nacht ausgestattet. Da die Gruppe nur 11 Zelte im Gepäck hatte, mussten sich jeweils 5 Hobbits in ein Zelt quetschen, während Alammákil ein eigenes hatte und der Namenlose, wie er nun von den Hobbits genannt wurde, direkt neben dem Lagerfeuer saß und die ganze Nacht Wache hielt. Er schien keinen Schlaf zu brauchen.

Als die Nacht hereingebrochen war, wurde es kälter als erwartet und es fing wieder an zu schneien. Trotzdem versuchte man so viel wie möglich zu schlafen, um am nächsten Morgen aufbrechen zu können.
Der Nachthimmel war stark bewölkt und kein Stern war vom Lager aus zu sehen. Nur der runde Vollmond stach aus dem tiefgrauen Firmament hervor und erhellte die Welt.

Sancho lag noch lange hellwach in dem eisigkalten Zelt und fror. Die beißende Kälte übertraf seine Müdigkeit und verweigerte ihm den Schlaf.
Nach vielen schlaflosen Stunden hörte er von draußen plötzlich eine schöne, klangvolle Stimme, die doch recht dunkel und männlich war.
Sie sang ein Lied in einer Sancho unbekannten Sprache, und trotzdem kam es ihm vor, als ob er jedes Wort verstehe und das Lied fast mitsingen könne.
Dieses Lied in den Ohren betrat Sancho langsam die ruhige Traumwelt und sollte sie erst am Morgen wieder verlassen.


Eine Stunde vor Sonnenaufgang wurden die Hobbits von Alammákil schon wieder geweckt. Sie hatten noch einen weiten Weg auf der Oststraße vor sich, bis sie nach Bree kommen würden.
Die Zelte wurden wieder abgebaut und das Lagerfeuer gelöscht dann waren alle bereit um weiter zu gehen.
Zur Erfrischung suchte sich Sancho eine Stelle, an der der Schnee sauber war und warf sich eine Handvoll davon ins Gesicht. Wasser in flüssigem Zustand gab es nirgends, und die Vorräte, die sie hatten, waren zum Trinken da.
Dann wickelten sie sich in ihre Mäntel und Umhänge, warfen ihre Kapuzen auf, verabschiedeten sich von Tolman Weißfuß und den anderen 4 Grenzlandbütteln und überquerten die große Brandyweinbrücke.
Auf der anderen Seite des Flusses, auf der die andere Holzhütte stand, erwarteten 5 weitere Hobbits die Reisenden schon.
Als sie an ihnen vorbeigingen, verbeugten sie sich ehrwürdig und der Vorderste begann zu sprechen.
"Auf das ihr siegreich aus der Schlacht zurückkehrt, meine Landsbrüder."
Die Reisenden nickten ihm nur zu und betraten nun fremdes Land. Die Grenze des Auenlandes war überschritten. Jetzt begann die eigentliche Reise erst.
"Jetzt beginnt der gefährlichste Teil unserer Reise", rief Alammákil zu der großen Schar die sich hinter ihm aufgestellt hatte. "Im Auenland ist es noch sicher, doch auch bis dorthin wird sich das Böse ausbreiten, wenn wir zu spät in Fornost, der Hauptstadt des Nördlichen Königreichs, ankommen. Also lasst uns diesen Weg gemeinsam bestreiten. Auf nach Bree!"
"Auf nach Bree!", wiederholten die Hobbits und marschierten motiviert die große Oststraße entlang in Richtung Bree.

Dieser Teil der Reise war hart und es wurde immer härter, je weiter die Reisenden ins Breeland vorstießen.
Schneestürme fegten über die Gemeinschaft hinweg, und es hörte nicht auf zu schneien. Noch nie hatte man zu dieser Jahreszeit und zu sonst einer Jahreszeit so viel Neuschnee fallen gesehen.
Viele Stunden marschierten sie durch die todbringende Kälte. Selbst die Eulen und Wölfe und alle anderen Tiere in der Wildnis hatten ihre Rufe aufgegeben und suchten Schutz in den Wäldern.
Vor sich konnte die Gruppe nur noch ein immer weiter ansteigendes, weißes Land erkennen.
Die Kälte ließ jegliche Gerüche aus der Nase verbannen und das einzigste was noch zu fühlen war, war der kalte Schmerz auf den Gliedern.
Trotzdem marschierten die Hobbits und ihre Begleiter tapfer weiter, und strebten alle danach, dass Bree bald am Horizont zu erkennen sei.

Nach einigen weiteren, fast unerträglichen Stunden auf der Oststraße, war es soweit: Der völlig schneebedeckte Breeberg war am Horizont zu erkennen, und vor ihm lag die große Stadt Bree, die Stadt in der Menschen und Hobbits unter einem Dach lebten. Mittlerweile war die Abenddämmerung eingetreten, doch nur ein winziger Teil der untergehenden Sonne schaffte es durch die weiße Wolkendecke zu brechen.
Auch die Stadt versank langsam in den Schneemassen die vom Himmel kamen.
Das einzige, was zu hören war, war das Pfeifen des eisigen Windes in den Ohren.
Noch einige weitere vierhundert Schritte und die Gruppe kam am verschneiten Stadttor Brees an. Die Stadt lag zum Teil auf den Ausläufern des Breebergs, wo die meisten Hobbitbewohner der Stadt wohnten. Als kleines Kind war Sancho einmal hier gewesen, doch er hatte bereits wieder vergessen, wie schön die Stadt eigentlich war.
Nun also klopfte Alammákil am großen Holztor an, und er versuchte laut zu klopfen, denn der pfeifende Wind war hier, so nah an der Stadt, noch viel lauter.
Ein kleines, rechteckiges Holzfenster öffnete sich knapp unter Alammákils Gesicht nach innen und zwei große Augen starrten den Hünen vor dem Tor an.
"Wer seid ihr? Was wollt ihr?", drang eine krächzende Stimme eines alten Herrn durch das offene Holzfenster.
"Wir kommen im Namen des Königs von Arnor und wir würden sehr gerne den Rest des Tages und die Nacht im Schutze der Stadtmauern verbringen.", erwiderte Alammákil.
"Meint ihr wir lassen in diesen Zeiten einfach jeden hier ein- und ausgehen? Zwielichtige Gestalten sind auf den Straßen unterwegs. Es ist nirgends mehr sicher und wenn ich euch einen Rat geben darf: Verweilt hier, so nah an den Grenzen des feindlichen Gebietes, lieber nicht zu lange. Ich weiß nicht wie lange die Stadt einer Belagerung standhalten würde, aber wenn ihr mich fragt dann..."
"Wir wissen sehr gut über die aktuelle Lage bescheid!", unterbrach Alammákil den Torwächter wütend. "Also lasst uns nun eintreten oder wir gehen wieder, doch dann sei euch gesagt das ihr die Gunst des Königs damit verworfen hättet und er euch keine Hilfstruppen im Falle einer Belagerung schicken würde!"
"Ist ja gut, mein Herr.", erwiderte der Torwächter, schloss das Holzfenster und sprach dann weiter über das Tor hinweg. "Ich wollte nicht aufdringlich erscheinen, aber in diesen Zeiten ist man besser ZU misstrauisch." Er öffnete das große, einflügelige, alte Holztor mit einem knarrenden Geräusch und sah vor sich die große Schar von Hobbits. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an und brachte kein Wort heraus.
"Ich danke euch.", sprach Alammákil schnell und betrat die Stadt gefolgt von den 50 Hobbits, den 17 Lasttieren und dem Namenlosen, bevor sich der Torwächter um entscheiden konnte.

Alle Menschen oder Hobbits an denen sie vorbeikamen, starrten sie fassungslos an. Schon lange hatte man solch eine große Gruppe nicht mehr in der Stadt gesehen. Viel eher hatte man solch große Gruppen aus der Stadt ausziehen sehen, nach Westen fliehend.
Nun aber musste sich die Gemeinschaft aus dem Auenland ein gutes Gasthaus suchen, das eine so große Schar überhaupt aufnehmen konnte.
Ein großes, weit und breit bekanntes Gasthaus stand nach hundert Schritten auf der rechten Seite einer großen Straße. Auf einem Schild das vor der großen Eingangstür hing, stand der Name des Hauses: Gasthaus - Zum feurigen Kessel.
Es war ein großes, prachtvolles Haus, das fast die ganze rechte Straßenseite ausfüllte.
"Das sieht doch gut aus", sagte Alammákil und wies mit dem Zeigefinger auf das Gasthaus. "Lasst uns hier fragen."
Zuerst betraten nur Alammákil, Sancho und Fosco das Gasthaus, um den Wirt nicht gleich zu verschrecken.
Als sie die große Eingangstür hinter sich gelassen hatten, stieg ihnen sofort der Geruch von Bier in die Nase und großer Lärm kam aus einem Raum der offen neben dem Eingangsraum lag, wahrscheinlich die Schankstube.
Direkt vor ihnen befand sich das Tresen des Gastwirts.
"Wir hätten gerne Zimmer für 52 Personen und einen Stall für 17 Lasttiere - eine Übernachtung", sprach Alammákil sofort, als er den Gastwirt hinter dem Tresen erkannte und seine laute Stimme übertraf sämtlichen Lärm aus der Schankstube.
Der Geräuschpegel wanderte direkt auf null, als man Alammákils Bitte hörte. Alle Menschen und Hobbits die in der Schankstube saßen, schauten entweder verdutzt in den Eingangsbereich, oder waren sogar aufgestanden, um ja nichts zu verpassen.
"Das hier dürfte reichen.", fuhr Alammákil fort und legte dem Gastwirt einen großen Sack voll Gold auf den Tresen.
Mit dieser Aktion verlängerte Alammákil das Schweigen in dem Gasthaus um weitere Sekunden. Nur einzelne Personen tuschelten bereits in den Ecken, während andere mit weit aufgerissenem Mund in den Eingangsbereich starrten.
"Ich... Ich danke euch, ja das reicht alle Mal.", begann der Gastwirt stotternd. "In letzter Zeit ist in Bree sowieso nicht mehr so viel los wie vor vielen Jahren. Das Dreifache von den jetzigen Besuchern kam damals zu diesem Gasthaus. Deshalb sind viele Zimmer frei geworden, in Hobbit- und Menschengröße. Aber ich verstehe nicht wie sie auf 52 Personen und 17 Lasttiere kommen. Ich sehe nur sie und ihre zwei Begleiter in Hobbitgröße."
"Der Rest wartet draußen", antwortete Fosco grinsend, bevor Alammákil antworten konnte.
"Verstehe", erwiderte der Wirt. "26 Zimmer mit jeweils 2 Betten dürften reichen oder? Für einen großen Stall für die Lasttiere wird auch gesorgt werden und entladen werden sie auch. Das Gepäck wird auf die Zimmer verteilt und Vorräte kommen in ein Lager neben dem Stall."
"Ich danke ihnen.", sagte Alammákil und drehte sich wieder zur Eingangstür. Er verließ das Gasthaus und kam nach wenigen Sekunden gefolgt von 48 weiteren Hobbits und dem Namenlosen in den Eingangsraum.
"Ihre Zimmer stehen bereits bereit. Folgen sie mir einfach", erwiderte der Gastwirt, nahm den großen Sack voll Gold vom Tisch und verstaute ihn sicher irgendwo hinter dem Thresen. Dann rief er gleich mehrere seiner Knechte herbei, die dafür zuständig waren die Lasttiere zu entladen und in die Ställe zu bringen.
Nachdem die Knechte, das Gasthaus verlassen hatten, begann er eine Treppe zu ersteigen, die ins obere Stockwerk führte, wo die Quartiere lagen.
Während die Reisenden ihm langsam die Treppe hinauf folgten und in ihre Zimmer eintraten, begann der Lärm in der Schankstube wieder. Dieses Ereignis sollte noch lange Gesprächsstoff für die Einwohner in Bree sein...

Lord of Mordor:
Ein mysteriöser Hügelmensch

Silthalion, ein weiterer Feind Angmars, hatte sich derweil an seinem alten, nun zerstörten Heimatort eingefunden, einem Wald nahe der Grenze Rhudaurs, um einem Verbrechen Angmars aus seiner Kindheit zu gedenken: Die Auslöschung seines Dorfes, die Entführung seiner elbischen Freundin und der Mord an deren Vater.

TheChaosnight schrieb:

Ein dunkler Schatten zog auf und kam über Silthalion. Wie in Zeitlupe sah er erneut, wie Angmars Armee über seine Heimat kam und den flüchtenden Dorfbewohnern ein qualvolles Ende bereitete. Erneut zogen die Bilder auf, in denen sich ein Hügelmensch ihm in den Weg stellte und an der Flucht hinderte; erneut sah er, wie sein Onkel starb und ihm der Dolch über die Brust glitt. Alle Erinnerungen an diese Tage zogen in ihm wieder auf, doch gerade als er am Grab des Elben stand, sah er etwas, das ihm unbekannt war: Eine kleine Gruppe unter Angmars Banner marschierte mit der schlaffen Gestalt eines Lebewesens Richtung Norden, doch bevor Silthalion die Gestalt näher erkennen konnte, wurde das Bild unklarer und er spürte ein großes Gewicht in der Bauchgegend. Er versuchte sich aufzurichten, doch sein Brustkorb hob sich nicht vom Boden ab. „Ach Estella, musst du dich beim Aufwachen immer so herumwälzen?“, sprach er zu der Bärin, die eingerollt auf seiner Brust lag. Sie schaute ihn kurz fragend an, dann stand sie jedoch auf und setzte sich neben Silthalion. Dieser setze sich nun auch auf klopfte den Dreck von seinem Umhang, die die feuchte Erde hinterließ. Lachend sagte er: „Die Wälder waren noch nie exzellente Schlafplätze, doch zumindest ist man hier gut geschützt“, als er sich umschaute, verging sein Lachen allerdings und er fragte ernst: „Wo ist Mornar hin?“
Estella knurrte grinsend: „Er war sich ziemlich sicher, dass du Schlafmütze wieder Ewigkeiten brauchen würdest, um wach zu werden, weshalb er sich entschlossen hat, sich die Umgebung anzuschauen. Hoffentlich schaut er sich diesmal nur die nähere Umgebung an und macht keine Abstecher zu all seinen Bekannten, denn sonst könnten wir lange hier warten.“ Die Beiden erinnerten sich zu gut an Mornars letzte Erkundungsreise, wo er tatsächlich bis zum Düsterwald geflogen war und von da den Umweg über die Braunen Landen zurück genommen hatte. Die Orte, die er hatte ausspionieren sollen, hatten sich in der Zeit natürlich wieder verändert. Gerade, als sie sich weiter über die Erkundungsreisen des Raben lustig machen wollten, flatterte er über die Baumdächer und setzte sich seelenruhig auf Silthalions Schulter. „Was gibt es neues von außerhalb dieses Waldes?“, fragte Silthalion den Raben.

„Ziemlich viel, die dunklen Streitmächte scheinen anscheinend mobil zu machen, überall im Land wimmelt es von ihnen. Ihrer Marschrichtung nach müssten sie Richtung Fornost gehen, doch bei diesen Leuten kann man nie wissen. Außerdem ziehen viele kleine Gruppen einzeln durch das Land, um Zufluchtsstätten der Edain und ihrer Verbündeten zu finden. Eine Gruppe von ihnen könnte hierher kommen, wenn sie bei ihrem Kurs bleiben. Ich fliege noch einmal kurz weg, um mir ihrer Marschrichtung ganz sicher zu sein, doch der Anführer der Gruppe scheint sehr klug zu sein. Als er mich entdeckte, täuschte er eine Kursänderung vor, doch beim Zurückfliegen sah ich deutlich, wie sie wieder die alte Richtung aufnahmen.“ Silthalion war unsicher, sollte er Mornar wieder kurzzeitig fortschicken oder Fallen aufstellen, sodass die Gruppe gefangen wäre, falls sie den Wald erreichte? Letztendlich sprach er: „Gut Mornar, schau nach der Gruppe und gib mir bitte viele Informationen über den Hauptmann.“ Mit einem zustimmenden Krächzen flog Mornar weg. Einige Zeit später kam er wieder und berichtete: „Die Gruppe ist eindeutig hierher unterwegs, die Richtung ist zu eindeutig. Was den Hauptmann angeht: Er ist enorm groß und kräftig, scheint aber trotzdem beweglich zu sein. Seine Gefolgsleute sind mit einfachen Schwertern ausgestattet, während er selbst neben einem Langschwert noch einen Speer hält, an dem eine Flagge mit dem Wappen Angmars weht.“

Silthalion schien einen Augenblick nachzudenken, doch dann lachte er: „Das sind zu gute Nachrichten. Wenn ich auf dem größten Weg in den Wald eine Falle anlege, werden bestimmt genug Soldaten davon aufgehalten, sodass ich die Verbleibenden einzeln abwehren kann und vielleicht sogar dazu “überreden“ kann, mir ein paar Geheimnisse über die Angriffspläne des Hexenkönigs zu verraten. Sofort machte er sich an die Arbeit: Mithilfe seiner beiden Elbenseile baute er auf die schnelle eine Schlingenfalle, die Mornar dann aktivierte. Estella sollte die Feinde dann in den Wald locken, wo sie dann in die zugedeckte Kuhle fallen sollten. Gerade hatte er die Kuhle mit Blättern fertig zugedeckt, da hörte er auch schon den lauten Ruf eines Mannes: „Männer des Hügels, hier ist, was wir finden sollten! Ihr kennt euer Ziel, ihr kennt den Befehl, worauf warten wir dann noch? FÜR ANGMAR!“
Die Gruppe antwortete einstimmig: „FÜR ANGMAR!“
„Also, vorwärts!“
„Na das kann ja heiter werden, eine Gruppe hochmotivierter Hügelmenschen mit einem guten Anführer“, dachte Silthalion. „Aber mal sehen, was die im Kopf haben“. Die Hügelmenschen marschierten vor. Während ihr Anführer die Fallen leichtfüßig übersprang, als ob er ihre Position kennen würde, wurden zwei seiner Männer Opfer der Falle. Der Anführer stoppte und wollte das Seil lockern, doch es gab nicht nach. Wütend darüber hob er sein Schwert zum Schlag, doch es federte nur vom Seil ab und fiel ihm aus der Hand „Verfluchtes Elbenhandwerk, das krieg ich so schnell nicht klein.“, tobte er. Zu den hängenden Soldaten sagte er: „Wenn der Auftrag erfüllt ist, komme ich zurück und versuche es auf andere Weise, im Moment sollte ich meine Kräfte noch nicht verschwenden.“ Zu den übrigen beiden sagte er: „Folgt mir, der Hexer zaubert uns die Pest an den Hals, falls wir versagen!“ So gingen die Hügelmenschen die Straße weiter abwärts, bis sie Estella sahen. „Wartet, versucht euch durch den Wald an dem Bären vorbei zu schleichen, falls er uns angreift, könnte alles in die Hose gehen!“ Gerade als die Gruppe den Waldweg betreten wollte, rannte Estella auf sie zu. In Panik rannten die beiden Soldaten vor ihr weg, doch der Hauptmann blieb wie angewurzelt stehen. Die Soldaten vor sich hertreibend, rannte sie den Waldweg hinab, bis sie in der Nähe der Grube stand. Eine schnelle Bewegung zur Seite machend, schob sie die Soldaten tiefer in den Wald, bis der eine in die Grube fiel und liegen blieb. Zu seinem Kameraden rief er keuchend: „Lauf solange du kannst, ich glaube, dass mein Bein gebrochen ist! Lass mich einfach hier liegen und hoffe, dass zumindest du entkommst!“ Gerade wollte der Hügelmensch der Aufforderung nachkommen, da stürzte sich Estella auf ihn und hielt ihn am Boden fest.

Zur selben Zeit trat Silthalion aus dem Wald hervor und trat direkt vor den Anführer der Gruppe. Dieser sprach zornig: „Was lässt du deine blutrünstige Bestie auf meine Männer los? Hättest du ihnen nicht einen ehrenvolleren Tod gönnen können?“
Silthalion erwiderte: „Keine Angst, Estella tötet nicht, außer wenn ich es ihr befehle. Sie soll die Soldaten nur solange ablenken, wie ich mit dir beschäftigt bin.“
„Dann beschäftigen wir uns doch miteinander“, brüllte der Hügelmensch, während er die Fahne von seinem Speer riss und sein Schwert aus der Scheide zog. Der Wilde wartete keine Antwort ab, sondern schlug sein Schwert gegen Silthalion. Dieser konnte erst im allerletzten Moment sein eigenes zur Parade heben, doch der Wilde stieß seinen Stab vorwärts. Mit einer Seitwärtsrolle wich Silthalion dem Stoß aus und setzte zum Gegenangriff an, doch der Hügelmensch parierte ohne größere Probleme. Silthalion sprang ein Stück zurück und brachte einen Hieb mit aller Kraft an und der Wilde schlug seinerseits mit all seinen Kräften zu. Der Aufprall der Klingen war stark, zu stark für beide, denn sie fielen beide zu Boden. Als der Wilde sich aufrichtete sagte er mit dunkel klingender Stimme: „Mal schauen, wie dir das gefällt!“ Daraufhin stellte er sich kerzengerade hin und murmelte böse Worte. Einen Moment strahlte er grünes Licht aus, doch es ging komplett auf seine Waffen über. Silthalion war darüber verdutzt: „Ein Kampfmagier, das ist schlimmer, als ich dachte!“
Den Augenblick der Verwirrung nutzend, hieb der Wilde mit seinem Schwert in die Richtung von Silthalions Kopf. Dieser konnte den Schlag zwar parieren, spürte aber, wie die Klinge seine Kraft aufzehrte und immer näher an seinen Kopf kam. Mit letzter Energie riss Silthalion die Klinge herum und wich einen rasch folgenden Speerhieb aus. „Ein sehr starker Zauber, fast hätte er mich in die Abgründe geschickt“, lobte Silthalion die Aktion seines Gegners. Dieser ließ sich auf die Kampfunterbrechung ein und wartete. Silthalion fuhr fort: „Schade, dass du ein Diener Angmars bist, aus dir hätte was großes werden können, doch so bist du nur einer von vielen, die Ehre durch Schandtaten verdienen wollen.“ Das Giftschimmern an den Waffen des Wilden verblassten und er antwortete: „Ich will keine Ehre durch die Pläne Angmars, durch dieses Land wurden alle meine Bekannten getötet. Ich selbst führte den letzten Widerstand gegen den Hexenkönig an, doch die Übermacht war zu stark, nachdem ich zahllose Orks und sogar den Troll, der die Armee anführte, bezwang, wurde ich durch Hexenkünste gezwungen, dem Bösen zu dienen. Doch vor einigen Jahren gelang mir unerklärlicherweise die Befreiung meines Geistes. Seitdem diene ich niemanden, auch wenn ich den Dunedain immer indirekt helfe, indem ich ihnen Hinweise über die Pläne Angmars hinterlasse. Die Angmar-Rufe sind nur zur besseren Tarnung. Die Hexer ahnen nichts davon, da Teile von mir ihnen immer noch blind gehorchen und diese die einzigen sind, die sie von mir spüren können. Doch bitte behalte dieses Gespräch für dich, denn wenn es die Öffentlichkeit erfährt, bin ich des Todes.“
Silthalion wusste nicht, ob er diese Geschichte glauben sollte oder er den Wilden für verrückt halten sollte, doch klugerweise tat er ersteres: „Doch warum bist du weiterhin unter Angmars Banner? Bei den Dunedain könntest du mehr nützen.“
„Du verstehst nicht. Mein Waffenzauber ist an den Hexenkönig gebunden, solange er denkt, dass ich unter seinem Befehl stehe, werde ich weiterhin meine Waffen verstärken können. Wenn ich Angmar jetzt verrate, werden sie mich aufspüren und vernichten.
Doch jetzt befrei bitte meine Männer, sie folgen mir und dienen Angmar nur, weil ihnen und ihrer Familie grauenvolle Schicksale angedroht wurden, falls sie nicht dienen.“ Silthalion war sich nicht sicher, wären die Hügelmenschen noch immer in der Lage, ihn heimtückisch anzugreifen, falls er sie freilassen sollte? Mit prüfenden Blicken zu den Pflanzen im Wald sagte er: „Ich werde sie freilassen, aber nur unter der Bedingung, dass ich sie mit Kräutern betäube und am Waldrand wieder aufwachen lasse, keiner von ihnen soll sich daran erinnern, wie er in die Fallen kam.“
Nachdem er dies gesagt hatte, griff er einen abgestorbenen Pilz und schabte etwas von ihm ab, so dass feines Pulver entstand. Mit diesem ging er einzeln zu den vier Hügelmenschen und blies es ihnen ins Gesicht. Keiner von ihnen blieb länger als ein paar Sekunden bei Bewusstsein, als das Pulver ihr Gesicht berührte. Als er bei dem Menschen in der Grube war, merkte er sofort, dass sein Bein eine böse Verletzung erlitten hatte. Mit Stöcken und Faden bekam er eine leichte Schiene hin, die das Bein stützten, doch der weitere Verlauf war unklar: „Was aus dem Bein wird, kann ich nicht vorhersagen, doch falls es nicht verheilen sollte, muss es wohl oder übel abgeschnitten werden, sonst wächst es schief und verursacht unnütze Schmerzen; doch die Schiene sollte zumindest seine Qualen lindern.“
Der Wilde schaute Silthalion ins Gesicht, als ob er ihn prüfen wollte und sagte: „Viele Verstärkungstruppen Angmars werden durch diesen Wald marschieren, sobald die Hauptarmee in Reichweite der Dunedain-Festung ist. An diesem Ort kannst du also nicht bleiben, doch falls du den Rat eines alten Mannes annehmen willst, geh in Richtung des Wettergebirges. Wenn du von hier auf direktem Wege gehst, wirst du an einen Stein kommen, an dem das Wappen der Eiseknkrone eingraviert ist. Das ist ein Spähersammelpunkt, weit genug weg vom eigentlichen Geschehen aber doch nahe genug, dass du alles beobachten kannst.“
„Was sollte denn in den Wetterbergen geschehen?“, wollte Silthalion wissen.
„Eine Schlacht“, erwiderte der Hügelmensch. „Der Hexenkönig erwartet Truppen der Elben aus dieser Richtung und hat eine eigene Streitmacht gesandt, um sie aufzuhalten. Wenn du rechtzeitig dort ankommst, könntest du die Elben warnen und danach mit ihnen nach Fornost ziehen. Ich gehe derweil zurück und „suche“ weiter nach der „Gestalt, die allen Feinden der Eisenkrone hilft“.“

„Was? Die Eisenkrone sucht mich, weshalb denn das?“
„Das ist einfach zu erklären: Überleg doch mal, wie oft du Menschen oder Elben geholfen hast, Rohstoffe zu retten, Flüchtlinge an sichere Orte zu bringen oder Waffen von A nach B zu bringen und das, ohne die Aufmerksamkeit von Angmars Heer zu erregen. Kein Wunder, dass Fimbul, der Heerführer der Orks, dich tot sehen will. Ich war erst der Erste, der nach dir suchen sollte… sobald die schwarze Garde oder die Hexer kommen, würde ich an deiner Stelle weglaufen, denn ihre Macht ist zu hoch für Normalsterbliche. Das stammt von einer Berührung!“ Nachdem er den letzten Satz ausgesprochen hatte, zog er seinen Mantel von seiner Schulter weg und Silthalion sah deutlich, dass die gesamte Schulter verkohlt war.
„Ich muss gleich weiter, meine Männer sollen ja einen glaubwürdigen Grund erfahren, warum sie verletzt und schlafend an einem fremden Ort aufwachen. Ich bin mir sicher, dass wir uns noch öfters über den Weg laufen werden, denn schließlich werde ich bei jeder noch so kleinen Information über dich auf dich gehetzt.“ Mit diesen Worten nahm er den Letzten seiner Soldaten und brachte ihn zu den übrigen an der Grenze des Waldes.
Nachdem er außer Reichweite war, kamen Mornar und Estella.
„Komische Leute“, knurrte Estella.
„Das kannst du laut sagen“, stimmte Mornar zu.
„Mag schon sein, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass der Anführer nicht gelogen hatte“, sagte Silthalion. „Ich fürchte, wir müssen uns einen anderen Ort suchen.“ Die beiden Tiere erwiderten zeitgleich: „Wieso das denn?“
„Die Ergänzungstruppen Angmars werden durch diesen Wald zu den Dunedain gelangen, wenn sie uns sehen, kann es böse ausgehen. Ich schlage vor, wir gehen in Richtung Wetterberge, dort soll ein Ort sein, wo Orkspäher nach Verstärkung für die Dunedain sehen wollen. Wenn wir sie davon abhalten, könnte die Armee Angmars geschwächt werden.“
Estella fragte darauf: „Seit wann interessierst du dich für die Not anderer Völker, ich dachte es gibt nur dich und die Natur?“
„So war es und so ist es auch, doch wenn wir jetzt nicht helfen, gibt es hier bald nur noch Angmar und dann können wir so ziemlich alles vergessen: Wälder werden abgerissen, die Südlande werden bedrängt, die Elben werden endgültig aus Mittelerde vertrieben oder noch ganz andere Sachen könnten dann passieren.“
Mornar krächzte: „Auch wieder war, doch was ist mit deinem eigentlichen Ziel?“ Silthalion schien einen Moment neben sich zu stehen, eine einzelne Träne tropfte sein Gesicht runter und er antwortete niedergeschlagen: „Das ist noch unklar, da es keine einzige Spur gibt, doch falls meine Vermutung richtig ist, werden wir am Stein einen wichtigen Hinweis finden, doch bis dahin können wir nichts weiter tun.“

Damit machte sich Silthalion zum Aufbruch bereit: Er verwischte seine Fußspuren, packte seine Sachen zusammen und schüttete die große Fallgrube zu, mit der er den einen Soldaten außer Gefecht gesetzt hatte. Dann brach er auf.

Lord of Mordor:
Die Schlacht im Wettergebirge

Die Worte des Hügelmenschen sollten sich als wahr erweisen. Der Hexenkönig hatte tatsächlich ein Heer gegen die Elben geschickt, wie Mauritius und seine Elben bald herausfinden sollten...

El-Murazor schrieb:

Die kleine Schar war mehrere Stunden lang der großen Oststraße gefolgt und in einiger Entfernung begannen sich schon die Wetterberge gegen den grauen Horizont abzuzeichnen.
Unter den Soldaten herrschte ein bedrücktes Schweigen, niemand sprach ein Wort. Jeder marschierte in düsteren Gedanken versunken vor sich hin. Auch Mauritius hatte sein ohnehin schon ernstes Gesicht verzogen und einen unzufriedenen Gesichtsausdruck aufgesetzt.

Weitere zwei Stunden später waren die Wetterberge in greifbare Nähe gerückt und Mauritius ließ halten. „Warum halten wir schon? Es ist doch noch lange nicht dunkel?“, fragte Gwoldor und brach damit das Schweigen. Mauritius wartete einen Augenblick mit seiner Antwort, doch dann sagte er: „Wenn wir weitergehen, können sie uns von den Bergen aus sehen. Wir warten bis zum Einbruch der Dunkelheit“. Die Soldaten errichteten ein kleines Lager am Rande der Straße und stellten Posten auf.

Nebel zog auf und es wurde unheimlich still, kein Vogel sang, sogar der Wind war eingeschlafen. Man hörte nicht einmal mehr, wenn ein Soldat gegen einen Stein stieß, denn der Nebel verschluckte jeden Laut.
Mauritius stand auf und zog den Mantel fester um sich. Landor, ein anderer Hauptmann und erfahrener Krieger kam zu ihm. Die beiden konnten einander kaum erkennen, obwohl sie nur drei Fuß auseinander standen.

„Mir gefällt das hier nicht, das ist eine Falle, ein Werk des Feindes. Wir können hier nicht bleiben, wir müssen weiter oder zurück. Im Falle eines Angriffs haben wir hier am Straßenrand keine Deckung.“ Der Halbelb nickte und so leise, dass es durch den Nebel kaum zu vernehmen war, sprach er: „Wir kommen bereits zu spät.“

Gwoldor hörte dies und kam noch näher zu Landor und Mauritius heran. „Wir kommen zu spät? Woher weißt du das?“ „Das Land hier ist verlassen, wir hätten längst auf Widerstand treffen müssen. Auch wenn sie unser Hauptheer vernichten wollen, können sie keinen Hinterhalt aufbauen, ohne uns vorher zu vernichten. Ab hier haben sie keine Chance mehr. uns ohne eine große Schlacht zu vernichten. Ich glaube die Adler haben Recht, Angmars Heer zieht bereits gegen Fornost, wir kommen zu spät.“

„Wenn wir der Oststraße folgen, kommen wir an den Mooren vorbei, da haben sie doch den perfekten Hinterhalt, oder nicht? Wir können uns dort nicht flexibel verteidigen. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass sie dort zuschlagen?“, ließ sich Landor vernehmen.

Gwoldor wollte ihm schon zustimmen, doch Mauritius kam ihm zuvor. „Sie wissen genauso gut wie wir, dass in den Mooren für uns kein Durchkommen ist und wir den Weg nicht gehen können. Der direkte Weg nach Fornost führt über die Wetterberge nach Norden. Wir hätten gar nicht bis hier kommen dürfen, der Feind hätte uns an der Brücke bereits aufhalten müssen, daraus kann ich nur eins schließen:

Alle Soldaten sind in die Schlacht gegen Fornost gezogen. Ich vermute allerdings, dass sie die Wetterberge noch besetzt halten, um Armeen aus Bruchtal oder Gondor zurückzuhalten. An der Brücke hätten sie zwar uns aufhalten können, doch dann wäre der Weg für eine Armee aus Gondor frei gewesen, deshalb warten sie darauf, dass wir das Gebirge betreten. Wir können uns den Umweg durch Bree nicht leisten, wir müssen durchs Gebirge gehen. Und mir wird klar, dass wir uns beeilen müssen. Deshalb gehst du, Landor, die Straße zurück, unserem Heer entgegen, und nimmst zehn Soldaten mit. Wir werden bei Nacht weiter vordringen und die Lage auskundschaften. Sag den anderen, dass sie sich beeilen sollen und mit einer Schlacht in den Bergen rechnen sollen.“

Landor brach mit den Soldaten auf und Mauritius wartete auf den Anbruch der Dunkelheit. Ein eisiger Wind kam auf und die Nebelschwaden lichteten sich. Die Elben brachen auf und marschierten vorsichtig weiter hinter ihrem Anführer her. Am Fuße des Gebirges machten sie wieder halt.
Mauritius war vor vielen Jahren schon einmal in Fornost gewesen und kannte auch das Wettergebirge.
Er gab den Befehl zum Weitergehen und in einem kleinen Bogen um einen Felsvorsprung herum begannen sie mit dem Aufstieg.

Kurz vor Erreichen der ersten Anhöhe erschienen wie aus dem nichts zwei Menschen aus Rhudaur, ein kurzes Surren war zu hören, dann ein doppelter Aufschlag und dann war es wieder still. Die beiden Menschen lagen von Pfeilen durchbohrt am Boden.

Die Elben erreichten die Anhöhe und blickten in ein kleines Tal. Im Tal wimmelte es von Orks und Menschen. Gwoldor kroch zu seinem Hauptmann heran: „Wie gut, dass wir den Bogen gemacht haben, auf dem Südhang wimmelt es nur so von Spähern.“ „Ja, sie erwarten uns von Süden aus, deshalb haben wir hier im östlichen Teil leichtes Spiel. Im Westen wird es nicht anders als im Süden sein, doch mir wird klar, was wir tun müssen:
Dort im Norden ist eine Felswand, die man vom Tal aus nicht erklimmen kann. Wenn wir bis dorthin kommen, können wir sie mit unseren Pfeilen erreichen und haben selbst aber Deckung. Sie werden überrascht sein und ihre Kräfte nach Norden hin bündeln….“ „und unsere Armee fällt ihnen in den Rücken“ beendete Gwoldor den Satz. Ein Leuchten war in seine Augen getreten und gemeinsam kletterten sie weiter nach Norden.

Es dauerte bis zum Morgengrauen, da sie mit äußerster Vorsicht vorgehen mussten, bis sie die Felswand erreicht hatten. Mauritius war nicht mit ihnen gekommen, er hatte sich ins Tal hinein geschlichen und stand unten an der knapp zehn Meter hohen Felswand, während die Elben über ihm Position bezogen.

Die Soldaten spannten die Bögen und die Pfeile schnellten von den Sehnen. Die Feinde waren zuerst starr vor Schreck, doch nach der zweiten Salve wurden Befehle gebrüllt und Soldaten Angmars rannten zur Felswand. Zahlenmäßig waren sie zehnfach überlegen.

Mauritius sah die Feinde auf sich zukommen. Orks und wilde Menschen, Schwerter und andere Waffen gezückt. Mitten unter ihnen marschierte ein großer Mann, der ein Banner trug, auf dem eine eiserne Krone abgebildet war.
Jetzt waren sie nur noch zehn Meter entfernt, doch die erste Reihe der Feinde stürzte, wie durch ein unsichtbares Seil aufgehalten, zu Boden. Die Pfeile der Elben taten ihre Wirkung.

Mauritius zog sein Schwert und weißes Licht erhellte das Tal. Geblendet kamen die Feinde zum Stehen und ein weiterer Pfeilhagel erreichte sein Ziel. Ein großer schwarzer Ork jedoch rannte auf Mauritius zu und zückte ein mit Zacken versehenes Breitschwert.
Er war knapp zwei Meter groß und damit größer als der Elb. Mit einem tierischen Krächzen drang er auf den Elben ein. Mauritius parierte den Hieb unter Aufwand aller seiner Kräfte, das Schwert seines Feindes zersplitterte, doch der Zusammenprall der beiden Körper schlug beide zu Boden. Der Elb erhob sich benommen, doch der Orkhauptmann war schneller. Er griff mit seinen eisernen Händen zur Kehle des Elben, Mauritius drückte es die Luft ab und verzweifelt versuchte er, sich zu befreien, doch das war aussichtslos. Schon begann das Tal, vor seinen Augen zu flimmern, als er plötzlich wieder einen Luftzug nehmen konnte. Ein Pfeil von Gwoldor hatte die rechte Schulter des Feindes durchbohrt.
Mauritius gelang es, den Moment auszunutzen, und er konnte sich befreien. Er versetzte seinem Feind einen Fußtritt, der ihn in die Knie zwang, dann holte er mit dem leuchtenden Schwert aus. Funkensprühend zerbarst der Helm und mit gespaltenem Schädel sank der Hauptmann zu Boden. Doch die Übermacht der Feinde war trotz allem erdrückend...


Rabi schrieb:

Das Hauptheer ging auf seinem Weg nach Fornost, angeführt von Glorfindel, als ihnen plötzlich wie aus dem nichts ein Elb entgegenkam. Glorfindel streckte einen Arm in die Luft und mit einem mächtigen Wort, das durch die gesamte Ebene hallte, blieb das Heer stehen. Marauder versuchte etwas zu sehen, denn er stand mitten im Heer und konnte über die anderen, etwas größeren, elbischen Krieger nichts erkennen. Deshalb versuchte er, irgendwie zwischen den Kriegern hindurch etwas zu erblicken und er konnte Glorfindels goldenes Haar erkennen, und wie er mit jemand anderem redete. Dann drehte sich Glorfindel um, und der andere Elb ging in die Reihen, um mit in die Schlacht zu ziehen. Marauder brachte sich schnell wieder in Position, damit sein Heerführer nicht sehen würde, dass er nicht diszipliniert dastand. Dieses Mal war Glorfindels Stimme nicht so laut, aber doch so durchdringend, dass sie jeder hören konnte. "Hinter diesem Hügel befinden sich einige Orks. Das... ist ein Außenposten Angmars. Zwar bin ich mir nicht sicher, was sich alles hinter diesem Hügel befindet. Vielleicht auch Trolle....Hügelmenschen. .. oder Grabunholde. Doch WIR müssen auf alles gefasst sein. ALSO... seid ihr bereit, in den Krieg zu ziehen?"
 Statt mit einem lauten, einklängigen Wort zu antworten, bereiteten die Krieger ihre Waffen vor und stellten ihre Füße nahe nebeneinander. Das bedeutete, dass sie bereit waren, in diese Schlacht zu ziehen und Orks zu töten. Glorfindel ging die ersten paar Schritte, und gleich darauf reagierten die Elben und folgten ihm. Mit ihren guten Augen konnten sie schon ziemlich weit weg die Späher auf dem Hügel entdecken, die jedoch keine große Gefahr darstellten. Mit gezielten Schüssen der Bogenschützen wurden sie gleich ausgeschaltet. Und dann gingen sie weiter. Es war morgen und es war ein leicht durchsichtiger Nebel über das Land gezogen. Die ersten paar Elben gingen auf den Hügel und waren oben angekommen. Die hinteren Reihen bliesen in ihre Hörner.

Sobald die vorderen zehn Reihen den Hügel hinunter stürmten, verschwanden sie aus dem Sichtfeld von Marauder, denn er stand irgendwo in der zwanzigsten Reihe. Hinten im Gebirge fing das Licht plötzlich an, durch den Nebel zu stechen. Während er den Hügel erklomm, blendete nun das Licht seine Verbündeten und er konnte nur noch leichte Umrisse von ihnen wahrnehmen. Sein Puls stieg, sein Herz fing immer schneller an zu schlagen. Er sah zwar noch nicht einmal einen Ork oder irgendeine andere Kreatur, doch er wusste... dies wäre seine erste Schlacht. Es wäre das erste mal, dass er Orks töten würde. Bestien aus purer Bosheit. Feige, kleine Kreaturen. Abschaum, wie sie auch genannt wurden. Marauder hatte sein Schwert schon aus der Scheide gezogen und sein Schild vor sich gerissen und fing langsam an zu zittern. Er war nervös. Nie zuvor hatte sein Herz so stark und schnell geschlagen. Es kam ihm vor, als würde es jeden Augenblick aus seinem Brustkorb herausgesprengt werden. Doch dann, auf der Spitze des Hügels, war es fast so, als würden sein Puls und sein Herz aufhören, zu schlagen. Es war so still, er hörte nichts und es war wunderschön, das Gebirge im Morgengrauen zu erblicken. So hell, glänzend... einfach überragend. Doch dann senkte er seinen Blick, nachdem er von seinem Hintermann einen Stoß bekommen hatte, zum Tal hinunter.

Und das war das Grauen. Sein Herz begann wieder, schnell und stark zu schlagen, und er konnte schon sehen, wie das schwarze Blut des Abschaums spritzte und den Boden bedeckte. Er hörte das Gekreische und Gequietsche der sterbenden Orks. Es schmerzte ihn in seinem Kopf, doch er fand Gefallen daran, wie diese Kreaturen starben. Es geschah ihnen recht. Doch nun war keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Er musste nun zeigen, was er bei den Elben gelernt hatte, er konnte hinunter in die Schlacht ziehen. Vielleicht würde er als Held gefeiert werden, doch vielleicht würde er auch die Nerven verlieren und zu fliehen versuchen. Und als Feigling beschimpft werden, oder vielleicht sogar des Hochverrates angeklagt werden und zum Tode verurteilt? Doch daran wollte Marauder schon gar nicht denken. Und dann hatte er auch keine Zeit mehr dafür. Denn er ging ja die ganze Zeit, als er über die Folgen dieser Entscheidung, in die Schlacht zu ziehen, nachdachte, den Hügel hinab, und war in das dunkle, stinkende Tal hinab gefallen. Er warf noch einen Blick nach oben, zu dem wunderbaren Gebirge und schaute dann vor sich, wo schon ein Ork krächzend auf ihn zusprang und ihm mit seinem Schwert den Schädel zertrümmern wollte. Marauder konnte gerade noch seinen Schild hochreißen, und mit einem wuchtigen Hieb durchstach er dem Ork seinen Bauch. Das schwarze Blut spritze heraus und ihm genau ins Gesicht. Doch zum Wegwischen war keine Zeit, schon sprangen von der rechten Seite zwei weitere Orks auf ihn zu. Er fuhr herum und schlitzte beiden die Kehle durch. Was für ein Gefühl, diese widerlichen Gestalten zu zerstückeln. Wie wunderbar. Ich kann nun guten Gewissens sagen, ich habe Orks getötet, schwelgte Marauder während des Kampfs in seinen Gedanken.

Es waren zahlreiche Orks. Marauder metzelte sie nun schon ohne große Schwierigkeiten und mit einem nicht mehr ganz so hohen Puls wie am Anfang nieder. Seine Rüstung war voller Blut und auch sein Gesicht voller Spritzer. Den Gestank der toten Orks verbannte er einfach aus seinem Kopf, er ignorierte ihn. Es war zwar widerlich, aber daran denken durfte er schon gar nicht.

Er bemerkte gar nicht, wo er hinging, er kämpfte sich einfach durch die Massen und plötzlich kam ein Mensch auf ihn zu. Marauder rief: "Ihr, schnell... Kommt zu mir herüber! Die Orks werden euch sonst zerfetzen!”
Doch plötzlich holte der Mensch, anstatt zu ihm zu laufen, zum Schlag aus, den Marauder gerade noch mit seinem Schwert parieren konnte. Er stieß ihm sein Schild in den Magen und schlitze ihm anschließend die Beine auf, so dass er zu Boden ging.
"Was macht ihr, ich wollte euch helfen? Warum attackiert ihr mich?"
Der Mensch antwortete nicht und versuchte wiederum, mit seiner Holzkeule auf Marauder einzuschlagen. Doch diesmal verschonte ihn der Krieger nicht, er stach ihm mit seinem Schwert mitten durch den Hals. Das Geschrei des Menschen verstummte langsam. Nachdem er ihn getötet hatte, fielen ihm auch wieder die Worte von Glorfindel ein.
"Was auch immer sich hinter diesem Hügel befinden mag. Orks, Hügelmenschen, Trolle." Dies waren sicher diese Hügelmenschen, gedanklich zurückgebliebene Menschen.

Marauder kämpfte sich weiter durch, als er plötzlich einen Krieger nur noch wenige Meter von ihm weg fand. Der Krieger stach durch sein weiß schimmerndes Schwert sehr hervor und er trug auch kein elbisches Gewand. Marauder hatte so eine Kleidung noch nie gesehen. Deshalb wusste er jetzt auch nicht, ob er ihn angreifen sollte oder nicht, obwohl er sich schon wunderte, dass dieser Krieger die Orks tötete, und zwar gekonnt und schnell. Doch es wunderte ihn, dass der Krieger die Hügelmenschen nur zurückstieß und nicht tötete, warum sollte er das tun, welchen guten Grund hatte er dazu?
Trotzdem entschied sich Marauder, auch unter Einsatz seines Lebens, ihm zu helfen. Denn der unbekannte Krieger war alleine an eine Wand gedrängt worden von dutzenden von Orks. Obwohl er geschickt mit seinen Waffen umging, konnte ihn Marauder nicht alleine dort weiterkämpfen lassen, jeder Mann war sein Leben wert. Marauder kämpfte sich durch. Der Unbekannte hatte einmal einen unachtsamen Moment und schon war hinter ihm ein Ork, der ihm sein Schwert in den Rücken stechen wollte. Doch Marauder warf seinen Schild zu Boden und machte einen kleinen Sprung hinüber, schlug auf das Schwert des Orks, gab ihm einen Kinnhaken und drehte sich anschließend einmal herum und hackte dem Ork den Kopf ab. Ohne sich zu kennen, drehte sich die beiden mit den Rücken zueinander und stützten sich aneinander ab. Kurz versuchte Marauder, ein Wort mit dem Unbekannten zu wechseln, doch das gelang ihm nicht, da er und der andere Krieger sich zu viel mit den heranstürmenden Orks befassen mussten.

Nach etlichen Stunden hatten sich die beiden von der Wand entfernen können. Marauder hatte seinen Schild wieder vom Boden aufgenommen. Und dann war die Schlacht kurz vor ihrem Ende. Die beiden waren zwar noch immer alleine in den Orkmassen, doch nur noch vielleicht knappe zehn Meter weit waren Orks zu sehen. Der Rest waren Elben, die die Orks von der anderen Seite attackierten, und es dauerte noch einige Zeit, bis der restliche Abschaum besiegt war. Nun hatten sie Ruhe. Auch nun sprachen die beiden kein Wort miteinander, sie waren zu erschöpft und mussten sich zuerst einmal das Blut von der Rüstung und der Haut waschen.


Nachdem Marauder zu seinem Zelt zurückgekehrt war, ruhte er sich erstmal eine Weile von der Schlacht aus, wie die anderen Krieger auch. Als er wieder aufwachte, war es auch schon Abend, und die Sonne tauchte das Land in ein weiches, schimmerndes Rot. Marauder bereitete sich an einem etwas abgelegenen Fleckchen ein Lagerfeuer vor. Er holte Holz, das er auf einen Haufen zusammenwarf, erlegte einen Eber, welchen er dann selbst häutete und auf einen Spieß spießte. Dann stellte er sich zwei Stützen auf, wo er den Eber dann mit einem Stock über dem Feuer braten konnte. Und er freute sich schon auf sein Mahl. Er rollte sich noch einen Steinbrocken her, auf dem er schön sitzen konnte wie auf einem Stuhl und drehte den Eber noch ein paar Mal über dem Feuer. Einige Minuten später nahm er seinen kleinen Dolch aus seinem Stiefel und schnitt sich ein Stück Fleisch aus dem Eber heraus. Den Dolch steckte er wieder weg, hielt das Stück Fleisch mit beiden Händen und nahm einen mächtigen Bissen vom Fleisch. Es war unglaublich lecker, nach einer erfolgreichen Schlacht war frisch gebratenes Fleisch doch das Beste. In dem Moment, als Marauder schluckte, klopfte ihm plötzlich jemand auf die Schulter, hektisch rollte sich Marauder zu Boden und zückte seinen Dolch. Mit vollem Mund hörte sich seine Stimme nicht sehr bedrohlich an, doch er schrie: "Haut ab, oder ich töte euch!".

Marauder konnte ein leichtes Grunzen wahrnehmen, das von der Person, die ihm gerade auf die Schulter geklopft hatte, kam. Anscheinend fand er es recht amüsant, wie Marauder versuchte, ihm mit vollem Mund zu drohen. Und er sagte zu ihm: "Spart euch die Drohungen, wäre ich ein Feind, wärt ihr schon tot." Marauder konnte nun erkennen, wer es war, er hatte zwar noch nie seine Stimme gehört, doch vom Aussehen her erkannte er, dass es der Krieger war, mit dem er an der Felswand gegen die zahlreichen Orks gekämpft hatte.

"Da habt ihr Recht." Marauder setzte sich wieder auf und schluckte sein Stück Fleisch, das er noch immer im Mund hatte, hinunter. "Nehmt euch doch etwas.", bot ihm Marauder an und fragte gleich darauf, ohne dass der Krieger antworten konnte: "Oder seid ihr nicht hungrig, nach dieser Schlacht?". Der noch immer unbekannte Krieger setzte sich neben Marauder auf den Boden und starrte einen Augenblick lang in das Feuer, das sich in seinen leicht glasigen Augen widerspiegelte.
Die Augen, das war das erste, was Marauder auffiel. Sie erinnerten ihn sofort an einen Brunnen, einen Quell uralter Erinnerung. Die Sterne spiegelten sich in den Augen und in ihnen schien ein weiches Licht zu leuchten.
"Gerne nehme ich mir ein Stück vom Fleisch, könntet ihr mir eine Klinge leihen?" Marauder zog sich seine Fetzen ein wenig vom Bein bis zum Knie hinauf und zog sich aus seinem Stiefel wieder sein kleines Messer. Er schmiss es mit einer geschickten Bewegung seines Handgelenks in die Luft, wo sich das Messer einmal drehte und fing es bei der Klinge wieder auf. "Nehmt. Lasst es euch schmecken." Der Krieger schnitt sich ein Stück aus dem Rücken des Ebers und hielt es mit einer Hand fest, mit der Anderen wischte er das Messer an einem weißen Tuch ab und gab es Marauder zurück, der es wieder in seinen Stiefel steckte. Beide machten nun eine kurze Redepause und bissen ein paar Mal von ihrem Stück Fleisch ab. Es war sehr saftig und man konnte sie schmatzen hören. Der Krieger nahm das letzte Stück Fleisch in den Mund und schluckte es hinunter, während sich Marauder wieder etwas vom Eber herunter schnitt.
"Ihr seid ein guter Krieger, doch... würdet ihr mir euren Namen nennen?", fragte der Krieger Marauder mit leiser Stimme. Marauder schmatzte noch ein paar Mal kräftig und antwortete dann mit halb vollem Mund: "Ich bin Marauder, ein Krieger Bruchtals, und wer seid ihr?".
Ein bisschen dachte der andere Krieger darüber nach. Ein Krieger Bruchtals, er sah aber nicht aus wie ein Elb, und verhielt sich auch gar nicht so. Doch zuerst würde er die Gegenfrage beantworten: "Ihr könnt mich Mauritius nennen."
Wieder setzte eine kleine Pause ein. Mauritius wollte anscheinend mit seiner Frage wegen Bruchtal noch ein wenig warten. Doch nicht nur er wartete darauf, dass der andere wieder etwas fragen würde. Denn auch Marauder war sehr interessiert an etwas, und zwar an der Klinge Mauritius', warum leuchtete sie so grell weiß? Noch nie hatte er so eine Klinge gesehen.

Mauritius jedoch stellte zuerst eine andere Frage: "So, Marauder, ihr habt gut gekämpft, war es eure erste Schlacht?“ Der Mensch war von dieser Frage überrascht, woher wusste der Elb davon? Es ärgerte ihn, war das so deutlich aufgefallen? Langsam antwortete er:  „Woher wisst ihr das?“
Ein Lächeln spielte um die Lippen des Elben. „ Ich habe meine Erfahrungen in unzähligen Schlachten gesammelt. Ihr kämpft wie ein erfahrener Krieger, doch die Anspannung ist noch nicht von euch gewichen, ansonsten hätte ich euch vorhin nicht so erschreckt.“ Daraufhin schwiegen beide eine Weile, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
Das Schweigen der beiden wurde von einem anderem Krieger, einem Elb, unterbrochen:  „Wir haben nicht sehr viel Zeit, uns auszuruhen, wir müssen weiter nach Arthedain. Die Numenorer haben uns um Hilfe gerufen, da Angmars Truppen Fornost schon gefährlich nahe sind. Also, macht euch bereit, morgen früh aufzustehen. Wir reisen bei Sonnenaufgang. Wer nicht bereit ist, auf den wird nicht gewartet. Doch wir brauchen jeden Krieger. Also versucht, bereit für die Reise zu sein."

Marauder antwortete mit einem kurzen „Ja“ und wandte seinen Blick dann wieder schnell zu Mauritius, und da sie nun ein wenig von ihrem Gespräch abgekommen waren, dachte sich Marauder, dass er einfach mal drauflos fragen würde: "Mauritius, ich habe eine Frage."
Mauritius war anscheinend ein wenig erleichtert, er atmete einmal tief durch. Und lauschte dann den Worten von Marauder: „Was hat eure Klinge zu bedeuten? Warum leuchtet sie so grell... weiß? Was ist das für ein Material, oder hat es andere Gründe?“
Mauritius senkte seinen Kopf ein wenig, und strich mit seinem Fuß ein wenig am Boden herum. Das Licht in seinen Augen schien für einen Augenblick zu verblassen, doch nach kurzer Zeit ging sein ernster Gesichtsausdruck in ein leichtes Grinsen über, und dann hob er seinen Kopf wieder und blickte Marauder in die Augen. "Das waren aber viele Fragen auf einmal. Viele wollten schon wissen, warum meine Klinge leuchtet. Doch dieses möchte ich nicht gerne verraten." Marauder ließ es sich nicht anmerken, dass er leicht enttäuscht über diese Aussage war, er wollte so gerne wissen, warum diese Klinge leuchtete, sie war ein wunderbarer Anblick. Mauritius wartete auf eine Reaktion von Marauder, die auch prompt kam. Er schloss seine Augen und nickte ein paar Mal mit verständnisvoller Mine. "Und nun hätte ich auch eine Frage an euch, Marauder. Ich hoffe ihr könnt sie mir beantworten. Doch ich würde auch verstehen wenn nicht."
Nun war Marauder sehr interessiert was er zu sagen hatte, und hörte ganz genau zu.
"Ihr hattet doch vorhin erwähnt, als ihr mir euren Namen sagtet, dass ihr ein Krieger Bruchtals wärt? Doch ihr seid kein Elb, oder irre ich mich?" Auch aus einem guten Grund, denn mit einem Elb hatte Marauder so gut wie keine Ähnlichkeit und das konnte man ihm auch gut ansehen.
"Nun, ich kann euch diese Frage beantworten, aber ich möchte nicht.", antwortete ihm Marauder mit einem leicht lächerlichen Unterton. Beide fingen dann leicht zu lachen an. Bis Mauritius sich nicht mehr richtig halten konnte. Er verstand die Anspielung und musste laut lachen.
"Mir gefällt euer Humor. Und vor allem, dass ihr nach einer Schlacht wie dieser einen habt. Doch übertreibt es nicht, manche verstehen keinen Spaß und könnten euch dann mit einer Klinge bedrohen." Marauder schmiss den Knochen, den er gerade abgenagt hatte in das Feuer und antwortete ihm dann rasch: "Keine Angst, ich weiß mich schon zu wehren. Und nun kommen wir zu eurer Frage zurück. Nein, ich bin kein Elb, das habt ihr gut erkannt. Ich bin ein Mensch, doch ich weiß nichts von meiner Herkunft. Außer das, was mir Herr Elrond mitgeteilt hat. Doch dies ist wirklich nichts, was euch interessieren könnte. Ich bin eben ein guter Krieger, mit enormer Kraft." Mauritius schnaubte ein paar Mal, er fand es recht komisch, wie sich Marauder selbst als unglaublich starken Menschen darstellte. Doch er würde ihm dieses Selbstvertrauen nicht wegnehmen wollen, immerhin hatte er gut gekämpft.

Es wurde immer dunkler. Das Feuer erlosch schon langsam und das Flackern des Lichts der Flammen in den Gesichtern von Mauritius und Marauder wurde immer stärker, da langsam Wind aufzog. Marauder erhob sich von seinem Stein und blickte zu Mauritius hinunter. "Ich werde mich nun in mein Zelt schlafen legen. Habt ihr eine Unterkunft?", fragte ihn Marauder auch noch mit einer ziemlich vertrauten Stimme. Mauritus nickte nur leicht und erhob sich ebenfalls, er streckte Marauder die Hand hin. Worauf er auch gleich reagierte und ihm die Hand gab. "Ich hoffe, wir werden in Arthedain auch zusammen kämpfen. Erholt euch gut."
Mauritius ließ die Hand von Marauder los und ging auf geradem Weg auf den Berg zu, nicht zu den Zelten.
Marauder blieb noch eine Weilte stehen und trat sein Feuer aus. Es war nur noch eine leichte Glut übrig, die er von selbst ausgehen ließ. Dann machte auch er sich auf zu seinem Zelt, wo er sich seine Stiefel auszog und sich dann hineinbegab. Er dachte noch einmal über den heutigen Tag nach. Die Schlacht, die er hinter sich gebracht hatte. Seine erste Schlacht. Und er hatte nicht das geringste schlechte Gewissen, dass er so viele Menschen und Orks getötet hatte. Denn sie hatten es verdient. Denn wer konnte sagen, wie viele Leben sie schon ausgelöscht hatten. Und während Marauder über diese Sachen nachdachte, schlief er auch langsam ein.


El-Murazor schrieb:

Nach der Unterhaltung, als sich Marauder schlafen gelegt hatte, ging Mauritius gedankenverloren den nördlichsten Hügel hinauf. Am höchsten Punkt angekommen warf er einen langen Blick nach Norden, jenen Norden, in dem er schon so oft gekämpft hatte.

Ein kaltes Schaudern lief über seinen Rücken, als er an all die Schlachten dachte, in denen er schon gekämpft hatte.
Sein Leben zog vor seinen Augen vorüber und er dachte an seine Eltern, deren Tod schon so lange zurücklag. Er dachte an seinen Schwur, sah sich in Gedanken vor sich und zog sein Schwert. Dieses Schwert war das Ergebnis des Schwurs, das weiße Licht leuchtete ihm entgegen und schnell steckte er es zurück, um keinen Feind aufmerksam zu machen.

Wie viele Orks und andere Kreaturen waren schon durch dieses Schwert gefallen? Wie viele von seiner Hand? Und vor allem wofür? Er hatte seine Rache nie ausüben können, alles was er getan hatte, war, die Handlanger des Bösen zu bekämpfen und zu vernichten. Doch was hatte es gebracht? Morgoth war verbannt und nicht endgültig bezwungen, Sauron nur verschwunden. Im Norden war ein neuer Schatten gewachsen, der jetzt die freien Völker bedrohte.
Der Schatten schien sich immer zu erholen, immer neu zu erstehen und die Welt zu quälen, in manchen Jahren mehr, in manchen weniger stark.
Er sah in die Nacht hinaus, kein Stern war am Himmel zu sehen. Er dachte an die Worte seiner Frau: „Licht gibt es ohne Schatten, Schatten aber nicht.“
Was bedeutete dies? War der Schatten notwendig? Vielleicht unbesiegbar? Würde es jemals einen Tag geben, an dem das Licht ewig leuchten würde?
„Der Schatten begleitet dich, wo auch immer du dich aufhältst“ hatte Galadriel ihm einmal gesagt. „Tritt mit deinem Fuß auf den Boden und unter der Sohle ist es dunkel….“

Er dachte wieder an seine Familie, die in Lorien weilte, und Sehnsucht stieg in ihm auf. Wie wenig Zeit hatte er bisher mit ihnen verbracht und wie viele Jahre hatte er im Krieg verbracht? Wie viel wertvolle Zeit hatte er verschwendet, indem er das Böse jagte und in der Welt umherzog?
So lange lebte er jetzt schon, so lange führte er diesen Krieg, nicht mehr aus Rache, so viel wurde ihm klar. Er hatte seine Bestimmung gefunden, er musste einfach kämpfen, für alle, die es nicht mehr konnten und um allen zu helfen, die seine Hilfe so dringend benötigten, wie die Menschen in Arthedain.
Und dennoch, er konnte das in ihm aufkeimende Gefühl nicht unterdrücken. Auch seine Familie brauchte ihn, ohne Marauder und Gwoldor wäre er vielleicht jetzt schon tot, würde sie vielleicht nie wieder sehen.
Unruhe ergriff ihn, er wusste, dass er sich diesen Gedanken nicht widmen sollte, dass er selber Ruhe brauchte, doch er fand sie nicht. Er würde nie Ruhe finden, nicht solange er seine Bestimmung nicht erfüllt hatte. Er musste sie erfüllen, er musste einfach. Ruckartig machte er kehrt und wollte schon zurückgehen, als er eine Gestalt gewahrte, die auf ihn zukam.

Es war Glorfindel, er hatte ihn hinaufsteigen sehen und war ihm langsam nachgegangen. Neben ihm blieb er stehen und sprach in unvermittelt an: „Warum bist du hier oben, Mauritius? Wieso kommst du nicht zu den Anderen?“ Unschlüssig was er sagen sollte verharrte Mauritius in Schweigen.
„Du hast das Richtige getan, glaub mir“, hörte er Glorfindel sagen und merkte jetzt erst, dass der Elb ihn aufmerksam ansah. „Inwiefern?“, war seine Antwort, doch er erkannte, dass der Andere seine Gedanken durchschaut hatte und wusste was ihn beschäftigte. „Du hast gut gekämpft, ohne dich hätten wir hier nicht so einfach den Sieg davon getragen. Die Niederlage hier ist ein harter Schlag für Angmar, denn nun sind sie aus dem Süden nicht mehr sicher. Wenn es Angmar nicht gelingt, Fornost einzunehmen, haben sie den Krieg verloren, denn Gondor wird kommen.“
„Ihre Niederlage hier zeigt, dass der richtige Schlag nur umso heftiger werden wird. Fornost wird fallen, wir können sie nicht retten, unser Heer wird das gleiche Schicksal erleiden wie Fornost. Und was ist dann mit Lorien und Bruchtal? Wie lange wird es dauern, bis die Armeen Angmars dort einfallen?“ Glorfindel trat jetzt direkt an ihn heran und sah ihm in die Augen.
„Du willst doch nicht etwa aufgeben, oder?“
In Mauritius Augen blitzte es zornig auf: „Ich gebe nicht auf, das weißt du. Ich werde nach Fornost gehen, so hoffnungslos es auch ist, und solange ich lebe, verteidige ich es. Aber am liebsten würde ich alle verfügbaren Soldaten zusammenziehen und nach Carn Dûm marschieren, sie direkt in ihrem Herzen angreifen.“
„Wir haben weder die Stärke noch die Zeit, einen solchen Angriff zu führen, und ohne uns ist Fornost verloren. Und du hast heute wirklich gut gekämpft, denn mit deiner Ablenkung hast du es geschafft, einen Zweiflankenangriff herbeizuführen und ihnen gleichzeitig den einzigen Rückzugsweg verbaut. Aber es sind leider sind einige entkommen. Du hast zusammen mit Marauder gekämpft?“
Ein Lächeln spielte um Mauritius‘ Lippen: „Ja, er erinnert mich sehr an mich selbst. Ich war damals genauso jung und unerfahren. Aber er hat eine gute Ausbildung genossen“, warf er mit einem Seitenblick auf Glorfindel ein. „Ich habe Ausschnitte aus deinem Kampfstil bemerkt, trotzdem muss man auf ihn aufpassen, denn es besteht für alle, die nach Fornost gehen, wenig Hoffnung auf Rückkehr.“ Falten traten auf das Gesicht des Elben: „Ja, wir haben seinen Eltern versprochen, auf ihn aufzupassen. Doch zuallererst müssen wir nach Fornost gelangen, dann sehen wir weiter.“
Zusammen machten sich die beiden auf den Rückweg ins Lager und für den Rest des Weges sprach keiner der beiden ein Wort.

Lord of Mordor:
Strafe

Angmar hatte in Arthedain, auf direktem Weg nach Fornost, ein Heerlager aufgeschlagen. Ein verletzter General schleppte sich mit letzter Kraft in das Lager, um von seiner Niederlage in den Wetterbergen zu berichten...

Lord of Mordor schrieb:

Zitternd warf sich der Hügelmensch vor Zaphragor auf den Boden. “Vergebt mir!”, rief er mit sich überschlagender Stimme. “Sie haben uns völlig überrascht, wir haben getan, was wir konnten, doch sie waren überall und...
   “Sie haben euch überrascht?”, wiederholte Zaphragor leise. Er starrte den General aus kalten, verachtenden Augen an. “ Der Hexenkönig gab euch den Befehl, die Wetterberge zu verteidigen ... die feindliche Verstärkung abzupassen ... IHR hättet SIE überraschen sollen!!!” Er versetzte dem General einen brutalen Tritt gegen die Brust, der ihn zurückschleuderte und seine Knochen mit einem knackenden Geräusch brechen ließ. Zuckend und wimmernd blieb der Hügelmensch liegen. Zaphragor schritt auf ihn zu.
   “Aber nicht genug mit eurer Inkompetenz ...”, fuhr er mit hasserfüllter, flüsternder Stimme fort.  “Nein, ihr hattet nicht einmal den Mut, für den Hexenkönig zu sterben, wie eure Männer es getan haben ... ihr habt es vorgezogen, zu FLIEHEN und zu LEBEN...”
   Er spie die Worte förmlich aus. Der General versuchte wimmernd, sich aufzurappeln, als Zaphragor näherkam, doch in seinem Körper war kein einziger Knochen mehr heil und er sackte zurück. “Ich wollte euch Bericht erstatten, Herr!”, stieß er hervor. Hustend spuckte er Blut. “Ich wollte...” Zaphragor beugte sich über ihn.
   “Ihr hättet sterben sollen, General ... sterben wie eure Männer...”
   “Nein!”, schrie der General und versuchte hysterisch, vor der grausamen Gestalt davonzukriechen. Zaphragor packte ihn am Hals und zog ihn zu sich hoch. Der Hexer zog sein Gesicht auf Augenhöhe zu sich heran, der Hügelmensch strampelte in der Luft. Ihre Gesichter  berührten sich beinahe.
   “Gnade!!!”, kreischte der General verzweifelt, und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Griff des Hünen. Panisch rang er nach Luft, als der Hexer fester zudrückte. 
   Zaphragor starrte ihn völlig unbewegt an, hielt ihn ohne Anstrengung mit einer Hand in der Luft. Mit der Anderen zog er sein Schwert. 
   “Sterbt mit Würde, General...”, flüsterte er mit grausamer Gelassenheit.
    Damit rammte er ihm sein Schwert in die Brust. Der General schrie gellend auf, als Zaphragor den Zweihänder nach oben riss. Der Hexer grinste diabolisch, in seinen Augen flackerte es. Langsam schnitt sich seine Klinge nach oben, zerriss Knochen und Fleisch, bis zum Hals.  Dort verharrte sie.
   Zaphragors wahnsinniges Grinsen wurde breiter, ein rotes Leuchten füllte seine Augen zur Gänze aus.  Mit einem plötzlichen Ruck riss er sein Schwert weiter nach oben und ließ den Kopf des Generals zerplatzen. Fontänen von Blut und Hirnmasse spritzten aus dem leblosen Körper, besudelten seine Rüstung und färbten den Schnee rot. Angewidert warf Zaphragor den General in den Staub.  Dann fuhr er herum, und marschierte mit weit ausgreifenden Schritten durch das Lager.
   
Die Orks und Hügelmenschen wichen links und rechts vor ihm zurück, und starrten ihn angsterfüllt an. Keiner wollte der nächste sein, an dem sich sein Zorn entlud.
   Mit kaltem Blick musterte Zaphragor die angsterfüllten Gestalten, die sich  um die Lagerfeuer drängten, um die beißende Kälte zu vertreiben. Zaphragor hingegen spürte den Frost nicht einmal. Obwohl es Abend war, und jeder Atemzug sofort zu kaltem Dampf in der Nachtluft wurde, spürte er nichts, außer dem brennenden Verlangen, die Numenorer endlich zahlen zu lassen. Genau wie diesen jämmerlichen General und die schwächlichen Elben, die seine Truppen vernichtet hatten.
   Sie sind alle erbärmlich, dachte er, als er weiter durch das Lager marschierte. Seine schweren Schritte wirbelten den Schnee unter ihm auf, sein prunkvoller Umhang wallte im Wind. Wo immer er auch hinsah, überall um sich herum spürte er Angst.   
   
Genau diese Angst ist es, die sie dem Hexenkönig gegenüber loyal macht. Nach außen hin heucheln sie Eifer und Pflichtbewusstsein, doch sie würden jederzeit fliehen, wenn sie vor IHM nicht noch mehr Angst hätten als vor dem Feind... und jederzeit würden sie ihn verdrängen, wenn sich die Gelegenheit dazu böte. Jeder Einzelne von ihnen würde jederzeit nach der Eisenkrone greifen, wenn er nur könnte, selbst die Obersten der dreizehn Hexer... Doch mit einem dieser Narren an der Spitze ... würde Angmar untergehen...
   
Seine Schritte hatten ihn an den Rand des Lagers geführt. Etwas außerhalb, auf einem Hügel, zeichnete sich die Silhouette des Hexenkönigs gegen den Nachthimmel ab. Unbewegt blickte der Herrscher Angmars in Richtung Fornost. Deutlich spürte Zaphragor die gewaltige Aura der Macht, die den Hexenkönig umgab. Über ihm ballten sich dunkle Wolken zusammen  und verdeckten den Mond und die Sterne. Schneestürme tobten in der Ferne. Der eisige Winter würde Fornost schon schleifen, lange bevor Angmars Heer die Stadt erreicht hätte...
   Langsam schritt Zaphragor den Hügel hinauf. Mit jedem Schritt nahm das intensive Gefühl der Macht zu, das der Hexenkönig ausstrahlte. Schließlich erreichte Zaphragor die Spitze des Hügels und sank hinter seinem Meister auf die Knie. Der Hexenkönig drehte sich nicht zu ihm um.
   “Sprich”, befahl er mit schneidender Stimme.
   “Die Truppen bei den Wetterbergen, Herr... sie sind gefallen. Der General wurde für sein Versagen bestraft.” 
   “Elben?”, fragte der Hexenkönig. Das Wort klang wie eine Morddrohung, seine Stimme war erfüllt von tiefem, brennendem Hass.
   “Ja, Meister”, erwiderte Zaphragor. “Wie ihr vorausgesehen habt, marschieren sie gen Fornost, um die nichtswürdigen Numenorer zu unterstützen.”
   Der Hexenkönig erwiderte nichts und blickte weiter in die Ferne.
   “Schickt ein zweites Heer, Meister!”, rief Zaphragor. “Schickt einen fähigeren General, und vernichtet die Elben, bevor sie Fornost erreichen! Schickt mich mit den Truppen, und ich garantiere euch, dass sie nicht versagen werden!”
   Der Hexenkönig blieb regungslos stehen. Eisiger Wind umpeitschte ihn. Nach einer Weile drehte er sich schließlich zu Zaphragor um.
   “Nein”, sagte er. “Letzten Endes ist es unerheblich... sie sind wie Fliegen, die einen Schneesturm zu bezwingen trachten ... früher oder später wird jeder von ihnen sterben ... keiner kann der Macht Angmars lange standhalten.”
   Wie um diese Worte zu unterstreichen zogen in diesem Moment weitere Wolken auf, ein Blitz erhellte den Nachthimmel. Donner grollte, und ein schneidender Wind zog auf, trieb die schwarzen Wolken Angmars in Richtung Fornost.
   “Das Schicksal Arthedains war von dem Moment an besiegelt, in dem sie beschlossen, mir Widerstand zu leisten... kein Mensch, Elb oder Zwerg wird  seinen Untergang verhindern können. Nicht mehr. Sie haben diesen Moment lange hinausgezögert, getrieben vom Mut der Verzweiflung Angmar getrotzt... doch nun ist es soweit. Die Schlinge zieht sich zu ... das Ende Arthedains ist gekommen.”
   Er wandte sich wieder von Zaphragor ab, blickte wieder gen Fornost, dem Ort der Entscheidungsschlacht. Der letzten Schlacht um Arthedain...
 
“Ja, Meister”, sagte Zaphragor, pure Mordlust in den Augen.

Am nächsten Tag marschierte das Heer weiter, weiter nach Fornost...

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