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Autor Thema: Am Fuß des Orthancs  (Gelesen 17975 mal)

MCM aka k10071995

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Am Fuß des Orthancs
« am: 19. Jun 2009, 15:51 »
Arafaron mit den Dunländern von den östlichen Baracken


Ein Schädel hier, ein Arm dort, der Kampf nahm seinen Lauf. Was Arafaron nervös machte, war die Tatsache, dass alles zu gut lief. Zwar war praktisch niemand außer Arafaron noch unverletzt, aber die Verluste hielten sich sehr in Grenzen. Außerdem kamen ihnen entschieden zu wenige Gegner entgegen. Entweder war die gesamte Macht des Mundes auf einer Lüge aufgebaut gewesen oder er führte etwas im Schilde.
Arafaron zerschlug einem entgegenkommenden Speerträger die Waffe und schlitzte ihm anschließend den Bauch auf. Er wandte sich nach oben und blickte dem Mund ins Gesicht. Keine Regung war zu erkennen.
Auf einmal ertönte ein Hornstoß und der Orkstrom versiegte. Dafür wurden die Mauern bemannt. Diese waren jedoch außer Schussweite, so dass die Dunländer keine Gefahr fürchten mussten. Arafaron brüllte: "Bildet einen Verteidigungsring!" und die Dunländer bildeten einen Kreis. Der Waldläufer machte erst eine Aufstellung einer Truppenbestände, siebenundvierzig unverletzte, dreiundsiebzig leicht verletzte und sieben schwerverletzte. Undgefähr fünfzig Dunländer waren auf dem Weg hierher umgekommen. Für ein Himmelfahrtskommando viel zu viele.
Der Mund blickte immer noch regunglos auf das Geschehen herab, als ein Ork hinter ihn trat und leise etwas Unvertständliches sagte.
Dann öffnete sich de rKreis und Arafaron lief auf das Tor des Orthanc zu. Er schlug mit seinem Schwert dagegen. Nur eine winzige Delle war zu sehen.
'Das werden wir niemals schaffen. Wir müssen einen anderen Weg finden.' Er dachte an die Minen. Die waren doch mit dem Orthanc verbunden, oder etwa nicht? Ein Versuch war es jedenfalls wert. Er blickte auf die Mauern und dann auf seine Soldaten und verstand den Plan des Mundes. Er war nichteinmal hinterhältig-Selbst wenn die Dunländer begriffen, auf was er hinauswollte, würden sie trotzdem in seine Falle laufen. Schweren Herzens ging er zu seinen Männern zurück.
"Er will, dass wir uns in den Minen verschanzen, um uns einzuschließen. "
"Dann werden wir gegen die Mauern anrennen. Lieber im Kampf sterben als verhungern," knurrte ein Dunländer.
"Das denke ich nicht. Er kann weder auf unsere Arbeitskraft verzichten, noch die Minen die Wochen ruhen lassen, die es bis zu unserer Wehrlosigkeit braucht. Er wird uns einschließen und uns irgendwie zur Arbeit zwingen. Vermutlich, indem er uns nur für Erz Lebensmittel herausgibt."
"Aber das ist nicht sicher."
"Willst du lieber in einem von fünf Fällen sterben oder in fünf?"
"In einem," knirschte der Dunländer leise. Dann erhob Arafaron das Wort:
"Wir gehen in die Minen."
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 10:18 von Fine »

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Tom Bombadil

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #1 am: 19. Jun 2009, 20:27 »
Nerblog von den Baracken


Ächzend kam Nerblog wieder zu Bewusstsein. Sein Schädel wurde von einem pulsierenden Schmerz heimgesucht. Vorsichtig hob er die Hand an die Stirn. Ein schmerzhaftes Brennen auf der Haut ließ ihn zurückfahren. Geronnenes Blut klebte an seinen Fingern. Langsam setzte er sich auf. Es war kein besonders langer Kampf für ihn gewesen. Um ihn herum war es seltsam still geworden. War der Kampf etwa schon vorüber?
"Wir gehen in die Minen!", rief jemand aus der Richtung des Turmes, den der Ostling jedoch nicht sehen konnte, zwischen ihm und dem Turm lagen mehrere Holzgerüste, Zeltplanen und Gerbegestelle. Allerdings meinte er die Stimme zu kennen. Da sie nicht so tief und roh, sondern eher klar und fein klang, ordnete er sie dem Schwarzharigen Arbeiter aus den Baracken zu.
Um ihn herum lagen dutzende von erschlagenen Orks und ein paar gefallene Barbaren. Nerblog zog einen einigermaßen stabil wirkenden Speer schmatzend aus dem Leib eines kleinen Orks und wischte das Blut an einem nahen Zelt ab.
Dann tauchte ein langer, schweigsamer Zug der behaarten Hühnen zwischen den hölzernen Gerüsten auf und marschierte in einer ungeordneten Formation zurück in die Gänge. Nerblog war verwirrt. Aufstände im Osten sahen anders aus. Wenigstens von diesen Wilden hatte er ein wenig mehr Herzblut erwartet.
"Vielleicht gründen sie ja eine Gewerkschaft", murmelte Nerblog und konnte sich bei dem Gedanken ein Grinsen nicht verkneifen.  Am Ende des Zuges unterhielten sich einer der Barbaren und der Schwarzhaarige grimmig miteinander. Der Ostländer stellte sich ihnen entschlossen in den Weg; allerdings kam er sich gegenüber dem musuklösen Riesen und soagr bei dem recht schlacksigen Fremden ob seiner Größe lächerlich vor. Er räusperte sich.
"Wer hat euch eigentlich hier zum Anführer ernannt?", fragte er den Kleineren in herausforderndem Ton. Das dies allein ihm im Angesicht der Lage absurd vorkam, fügte er ein "Und warum zieht ihr euch in die Minen zurück?" hinzu. 
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 10:59 von Fine »
manana

MCM aka k10071995

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #2 am: 22. Jun 2009, 16:20 »
"Ich habe ihm den Befehl übertragen, " knurrte der Dunländer aggressiv. Offensichtlich stieß ihn die Frage sauer an. Arafaron schmunzelte nur.
"Und wer hat euch das recht übertragen, den Anführer zu bestimmen?"
"Ich." Arafarons Lächeln wurde breiter, und verschwand dann, als er auf die nächste Frage antwortete:
"Wir gehen in die Minen, weil wir sonst hier sterben werden. Der Mund kann nicht auf unsere Arbeitskraft verzichten. Er treibt uns in die Katakomben, damit wir dort für ihn arbeiten."
"Aber das ist für ihn doch eine Zeitbombe. Wir können jederzeit ausbrechen."
Der Waldläufer blickte den Ostling an.
"Oh, verstehe," murmelte der Ostling, als er an die Explosion dachte.
"Wenn wir in den Minen sind, werde ich eure Wunde versorgen."
Plötzlich wurde Arafaron bewusst, dass der Mund ihnen noch immer zuhörte. Abrubt drehte er sich von Nerbolog weg und richtete seinen Blick nach oben. Der Mund lächelte ihn grausam an.
"Nun, wie ich sehe ist einer von euch klug genug zu begreifen, was hier passiert."
Der Mund rehte sich zu einem Uruk um, der hinter ihm stand und flüsterte ihm etwas zu. Dann verschwand er im Turm.
Als die Kolonne sich wieder in Bewegung setzte, hörten die Männer eine Stimme über ihren Köpfen:
"Pfeile los."
Eine Pfeilsalve schlug hinter Arafaron ein. Die Dunländer beschleunigten ihren Schritt. Als der Waldläufer den Eingang zum Höhlensystem passierte, bemerkte er vier Orkträger mit zwei Uruk-Minen. Einer lächelte ihn gehässig an, bis sie sich nicht mehr sehen konnten. Nach einigen Minuten explodierte hinter ihnen der Höhleneingang. Unangenehme Hitze wehte dem Waldläufer entgegen.
"Willkommen in den Höhlen von Isengart."
Alle Dunländer drehten sich zu der Stimme um. Sie gehörte einem kleinen Ork mit einem boshaften Grinsen auf den Lippen.
Einige wollten dem Ork den Schädel einschlagen, aber Arafaron rief sie zurück:
"Lasst ihn. Er wird einen Grund haben, warum wir ihn nicht töten können.


Nerblog zum Unteren Lagerraum
Arafaron zu den Minen unter dem Orthanc
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 11:03 von Fine »

Es kommt immer darauf an, etwas zu tun, was der Gegner nicht erwartet.


MCM aka k10071995

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #3 am: 24. Nov 2009, 18:52 »
Arafaron vom oberen Tunnelsystem
Nerblog aus dem unteren Lagerraum



Arafaron blickte auf die unruhigen Dunländer, die um ihn herum standen. Es war erstaunlich, wie aller Streit auf einmal verschwunden war. Aber ein gemeinsamer Feind eint oft besser als alles andere.
Er drehte sich um. Nerblog marschierte ungefähr fünf Meter hinter, Snaga drei Meter vor ihm. Keiner schien ihm nahe kommen zu wollen. Wobei ihn diesmal wenigstens niemand lynchen wollte. Er blieb stehen.
"Nerblog, wir müssen unser Vorgehen besprechen. Wir können nicht alle in den Orthanc marschieren."
"Ja, du hast recht. Was schlägst du vor?"
"Ich denke, dass mir keiner hier in Schleichen und Verstecken das Wasser reichen kann. Ich werde in den Orthanc kommen und mich nach oben durchkämpfen. Und dann..."
Er strich über den Knauf seines Schwertes.
"Gut. Aber was machen wir derweil?"
"Ihr geht zum Fuß des Orthanc und blockiert die Tür, sodass keine Verstärkung nachkommen kann, und lockt die Wachen nach unten."
"Klingt einfach."
"Ist es auch. Also, seid ihr dabei?"
"Ja."
"Gut."

Schließlich hielt der Zug an. Snaga deutete auf einen Felsen in der Wand.
"Schiebt den weg, und ihr werdet in den Weinkeller kommen."
Zwei kräftige Dunländer packten den Felsen und wuchteten ihn weg. Dahinter kam ein kleines Loch in der Wand zum vorscheinen.
Arafaron lehnte sich daneben gegen die Wand, bis der Zug weiterzog. Am Ende blieb er mit Nerblog etwas zurück.
"Viel Glück, mein Freund. Mögen die Valar deine Schritte segnen und deinem Speer Kraft geben."
"Und mögen die Valar deine Stiefel segnen, sodass kein Laut an irgendjemandes Ohren dringt, und deinen Mantel dich vor allen Feinden verstecken lassen."
"Danke, mein Freund."
Er blickte den Ostling an. Sie kamen aus völlig unterschiedlichen Gebieten der bekannten Welt. Und doch verband sie viel.
"Wir sehen uns nach der Schlacht."
Ohne ein weiteres Wort kroch der Waldläufer durch das Loch in Freiheit.


Arafaron zum Weinkeller
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 10:35 von Fine »

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Tom Bombadil

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #4 am: 24. Nov 2009, 19:31 »
Die Schlacht um Isengart


Arafarons Anblick verschwand schnell hinter den Körpern dutzender grölender Dunländer, die mit animalischem Freiheitswillen an die Oberfläche strömten. Kurz erfüllte Nerblog der Abschied von Arafaron mit Wehmut. Er wusste, die Chancen standen schlecht für seinen Freund, wenn er sich mit Saurons Mund höchstpersönlich messen wollte. Doch Nerblog hatte die unerschütterliche Entschlossenheit des Nordländers erkannt und akzeptiert.

Grimmig umfasste er seinen Speer und durchquerte im Laufschirtt den Weinkeller. Nur wenige Eichenfässer lagerten noch hier und keines von ihnen befand sich im Weg des Gefangenenstroms. Den hätte ohnehin niemand aufhalten können. Wie ein Mahlstrom aus Fleisch walzten die wilden Horden die breite Treppe hinauf.
Die Treppe machte einen leichten Bogen nach rechts und war nicht besonders lang. Schon nach wenigen weit greifenden Schritten fiel Licht auf Nerblogs Gesicht. Echtes Sonnenlicht. Obgleich es seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen zunächst blendete, war es ein ungeheuer erleichterndes Gefühl, die Höhlen hinter sich zu lassen.
"Für die Freiheit!", brüllte er aus voller Kehle und setzte den ersten Fuß ins Freie. Die Treppe endete unmittelbar in der Nähe des Turmeinganges, und das dutzend Uruk-Berserker, die dort Stellung bezogen hatten, wurdne überrascht von dreihundert gewaltigen Kriegern hinweggefegt. Die bärtigen Männer verteilten sich schnell in kleinere Scharmützel, sodass Nerblog sich bald etwas freihe Sicht verschaffen konnte.
Eine gewaltige Schlacht tobte im Inneren des Mauerrings. Kriegs- und Todesschreie, das metallene Aufprallen zweier Klingen, das ekelhafte Geräusch von Stahl, der Haut, Fleishc und Knochen durchdrang, erfüllte die Luft und ein widerwärtiger Geruch von Blut und Qualm stieg Nebrlog in die Nase. Er winkte einige Dunländer zu sich und stürmte in den Orthanc. Nur drei Uruk-hai befanden sich auf der untersten Ebene des gewaltigen Bauwerks. Unsicher und dicht aneinander gerückt standen blockierten sie die kreisrunde Treppe, die hinauf zu den Gemächern des Mundes führten. Als die drei sie erblickten, leutete einer von ihnen eine Glocke und sogleich war ein lautes Scheppern von oben zu hören.
In diesem Augenblick hätte Nerblog schwören können, einen dunklen Schatten hinter einigen Jutesäcken erkannt zu haben und ein letztes Mal wünschte er Arafaron Glück bei seinem Vorhaben. Die drei Uruks waren sich ihrer Unterlegenheit offenbar bewusst und wollten sich gerade die Treppe hinauf zurückziehen, als ihnen von oben zwie wikrlich gewaltige Dunländer entgegenkamen. Nerblog erinnerte sich. Es handelte sich um die Diener und Leibwachen des Mundes, mit denen Nerblog am Tag siener Ankunft in Isengart schmerzhafte Bekanntschaft gemacht hatte.
Als die beiden Riesen jedoch ihre Brüder erblickten,erschien ein seltsames Glänzen auf ihren Augen. Ehe die drei Gark'urks sich versahen, hatte der größere der beidne Leibsklaven einen gepackt und mit etwas Mühe fünf Meter weit die Treppe herunter-geworfen. Die Fratze eines weiteren war von einer gewaltigen Faust zerschmettert worden und der Dritte ergriff haltlos die Flucht.
Nerblog warf einen hastigen Blick auf die gut vier Jutesäcke am Fusse ienes schweren tisches. Der Schatten war verschwunden. Nerblog lächelte kurz in sich hinein, dann sah er über die Schulter aus dem Eingang und seine Freude erlosch. Ein großer Orkverband hatte sich gebildet, um die Lücke in der Verteidigung des Turmes zu schließen. An ihrer Spitze befand sich ein blasser Mensch, offenbar irgendein Vertrauter des Mundes.
Dies war offensichtlich der Grund dafür, dass das Tor noch offen geblieben war.
"Raus hier!", brüllte der Ostling. "Wir kriegen Gesellschaft!"
Ohne zu Zögern rannte Nerblog durch das Tor und wich der Orkformation nach rechts aus, mitten in das Gefecht dreier Rohirrim und einer großen Zahl Orkarbeiter. 
manana

Tom Bombadil

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #5 am: 25. Nov 2009, 16:12 »
Schwarzes Blut spritzte wie eine Fontäne aus der Wunde des Orks und befleckte Nerblogs verschwitztes Wams- mit einem Rock zog er seinen Speer aus der Brust der Kreatur, wirbelte die Waffe herum und zerschmetterte den Kiefer eines heranstürmenden Arbeiters mit dem Schaft der Waffe, der ein bedenkliches Knacken vernehmen ließ.
Die Arbeiter Isengards waren schwach: klein und buckelig und meistens schlecht ausgerüstet, mit stumpfen, rostigen Äxten oder stumpfen Knüppel, bestenfalls einmal einer Nagelkeule. Beachtlich war nur ihre ungeheure Zahl.
Der Ostling und die drei anderen Kämpfer mussten nunmehr dutzende von ihnen erschlagen haben, doch der Strom wollte einfach nicht enden. Die Erschöpfung stand schon jetzt allen ins Gesicht geschrieben und ein Ende war nicht abzusehen.
Kraftlos trat der Ostling einem kreischenden Holzfäller in die Magegrube, sodass dieser glucksend zusammenklappte. Einer der drei Krieger erledigte den rest mit seiner Bartaxt.
"Wir brauchen Verstärkung", keuchte er erschöpft und blickte sich hektisch um. Nebrlog folgte sienem Beispiel.
Fünf Meter hinter ihnen erhob sich der Dunkle Turm gegen den Morgenhimmel, der von grauen Wolken und Rauchschwaden bedeckt war. Um sie herum tobte das Gemetzel und es war ein hoffnungsloses Unterfangen, den Überblick gewinnen zu wollen.
Plötzlich ertönte ein merkwürdig dumpfer laut. Irritiert wandte sich Nerblog herum, um nach der Quelle des Geräusches zu suchen, und sog erschrocken die Luft ein: der Kerl mit der Bartaxt war in den Schlamm gesunken. Von seinem Schädel war nicht viel übrig geblieben, eigentlich nicht mehr als eine ekelhafte, rotweiße...
Der Ostling konnte den Brechreiz nicht mehr unterdrücken und erbrach sich in eine sich mit Blut füllende Pfütze. Während er sich mit dem Ärmel den Mund abwischte, stolperte er näher heran an die glatte Mauer des Turmes. Was zur Hölle war das gewesen?
Sein Herz hämmerte und er presste sich so fest gegen den kalten Stein, dass es wehtat.  Die übrigen bedien Männer waren verschwunden.
Da war es wieder: ein kurzes Pfeifen und dann...
Mit einem gewaltigen Klatschen schlug etwas in der Pfütze Erbrochenen ein und verspritzte ihren Inhalt in der Umgebung, auch auf Nerblog, der schützend einen Arm in die Höhe riss. Nebrlog erblickte einen schweren Holzklotz und augenblicklich schoss sein Blick in die Höhe. Tatsächlich: die Verteidiger des Turmes warfen von einem der Balkone allen möglichen Inventar herunter in die Schlacht.
Langsam setzte sich Nebrlog wieder in Bewegung, stolpernd, ziellos. Immer noch befand sich eine große Menge Auswurf in seinem Mund, mit einigen durchweichten Brotstückchen, die Nebrlog einen nach dem anderen ausspieh. So absurd es auch klang- er brauchte etwas zu trinken. Bestimmt hatten die Orks irgendwo innerhalb des Mauerringes einige Vorratslager. Wahrscheinlich direkt an den Wall gebaut.
Vor Nerblog taten sich zwei recht tiefe Gruben auf, in denen die Orks womöglich Warge und andere Scheusale züchteten. Dazwischen gab es nur einen schmalen Durchgang, der nur durch einen klapprigen Zaun geschützt war.
Gerade wurde er von einigen Uruks überquert und Nerblog hielt es für keine sehr gute Idee, sich mit ihnen anzulegen. Da seine Feinde noch höchstens vierzig Schritt von ihm enfernt waren, ließ er sich hinter einem führerlosen Karren in den Dreck fallen und spähte unter der Achse hindurch. Das Klappern der Stiefelschnallen verklang allmählich.
Los!     
manana

Tom Bombadil

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #6 am: 8. Dez 2009, 21:19 »
Unten bleiben. Unten bleiben. Nerblogs Brustkorb hob und senkte sich in raschem Takt. Vorwärts! Etwas widerstrebend setzte sich sein Körper in Bewegung. Seine steifen Arme griffen nach vorne, die Beine folgten. Ihm war so entsetzlich kalt. Und er war so entsetzlich nass.
Seine Zähne klapperten unaufhörlich.
Weiter jetzt!
Wo war sein Speer? Hatte er ihn verloren, als...
Nicht dran denken!
Nerblog stöhnte schmerzerfüllt, dann kroch er weiter. Nur bis zum Ende... nur bis zum Ende des Kanals. Und von dort waren es nur noch wenige Meter zur sicheren Zeltplane. Irgendetwas Metallisches rasselte in der Nähe und der Ostling hielt inne.
Nichts geschah. Zitternd setzte er seinen Weg fort.
"Dr... dr... dreckiger Hurensohn!", wimmerte er.
Nach allem, was er für sie geleistet hatte... Sie waren keine Menschen. Sie waren gierige Hunde. Los doch. Eine Welle Blut floss den geplfasterten Kanal entlang und schwemmte über siene Handflächen. Kleine Rinnsale setzte sich darauf ab.
Nerblog hob den Kopf. Wie weit?
Etwas Erleichterung erfasste ihn. Nur noch wenige Meter und er wäre an der Biegung des Kanals. Hoffentlich hatten ihn nicht die Uruks, oder schlimmer, die... Hunde entdeckt. Als er den steten Blutstrom, der unter ihm hinwegglitt, nicht mehr ertragen konnte, sprang er auf, brüllte seinen Schmerz heiser heraus und stürmte auf das mit Lederhäuten verhangene Zelt zu, schlug den Verhang des Eingangs beiseite und ließ sich fallen.
Mühsam wälzte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Dieser schweinische Dunländer hatte ihn sienes Talismans beraubt. Wahrscheinlich war er plündernd umhergezogen und hatte sich genommen, was er kriegen konnte, und dann hatte er ihn abgesucht. Und ihm den Talisman genommen. Sein einziges Andenken an siene Familie. Wie lang hatte er ihn nicht mehr betrachtet, und an den Moment zurückgedacht, als er ihn hatte geschenkt bekommen.
Verbittert presste der Ostling die Lider zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Die Uruks hatten ihm seine Rache genommen, hatten den Hund abgeschlachtet. Doch Nerblog war zu schnell gewesen: Mit einem Sprung hatte er sich in einen der in den Boden gemauerten Kanäle geworfen, über die die Wasserversorgung Isengarts funktionierte. Die Gark'urks hatten ihn nicht gesehen.
Seltsam, dachte Nerblog. Gerade, als er seinen Glücksbringer verloren hatte, war das Pech ferngeblieben. Der Ostling seufzte. Darüber konnte er auch noch später philosophieren. Er schüttelte heftig den Kopf, um seine Gedanken abzuschütteln und setzte sich auf. Um ihn herum standen eine Menge Tongefäße, Krüge und Amphoren. Von der Decke baumelten Traumfänger oder ähnlicher Plunder. Er selbst lag auf einem dicken Leinenteppich, der seinen Sturz abgefangen hatte. Er erhob sich, ging zur größten Amphore, warf den Deckel beiseite und blcikte hinein.
Korn.
Er seufzte und wandte sich zum gehen. Die Schlacht schien ohnehin gewonnen.  Jetzt hieß es nur noch, Profit daraus zu schlagen!   
manana

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #7 am: 13. Dez 2009, 21:16 »
Nerblog ging geduckt zum gegenüberliedenden Zelt, wobei er einen geschickten Bogen um eine Gruppe hysterischer Ork-Arbeiter schlug, die offenbar kurz davor waren, sich gegenseitig umzubringen.
Das schwere Bärenfell, das den Eingang versperrte, war schnell beiseite geschlagen und gab den Blick frei auf einen kühlen Raum, der bis auf zwei schwere, eisenbeschlagene Holztruhen komplett leer war. Nachdenklich ging er zur erstbesten und versuchte, sie zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Ebenso die andere.
Ein erster Hauch von Frustration schlug in ihm hoch, doch er schluckte ihn herunter und verließ das unbedeutende Zelt.
Draußen war es unverhältnismäßig voller geworden. Offensichtlich hatte eine ganze Kompanie Uruk-hai den Rückzug aus der Gegend um das Haupttor angetreten und wurde nun von einer wütenden Meute berittener Rohirrim den Wall entlanggetrieben. Nerblog nutzte die Deckung eines führerlosen Tieres, um sich an eine kraterartige Senke heranzuschleichen, in der sich eine Art Unterstand befand und aus der aufgeregte Stimmen erklangen. 
manana

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #8 am: 17. Dez 2009, 20:10 »
Durch eine halbrunde Öffnug in der Decke des Verhangs, der die Sicht in die kleine runde Grube behinderte, gelangte man mit einer an die Wand gelehnten Leiter hinunter. Nerblog wollte jedoch vermeiden, sich unbewaffnet mehreren Orks zu stellen, also hockte er sich in den Schlamm und lauschte ihrem wüsten Streit.
"Gib es mir! Ich bin der bessere Kämpfer von uns beiden. Vielleicht schaffen wir es in die Minen!"
"Schwachkopf!", fauchte eine höhere Stimme."Wenn du dich für einen guten Kämpfer hälst, dann..."
Ein boshaft klingender Ork unterbrach die beiden. "Wisst ihr, ich denke, ich behalte das gute Stück einfach. Es euch Trotteln zu überlassen wäre Selbstmord!"
Die Geräusche eine schnellen Handgemenges drangen an Nerblogs Ohr, das Zischen einer Klinge, die durch die Luft, und danach durch Fleisch schnitt, und ein leises Seufzen, dann war wieder Ruhe.
Nerblog setzte eine Fuß auf die erste Sprosse, als wieder Stimmen erklangen.
"Willst du, dass es dir genauso ergeht, wie..."
Offensichtlich kam es erneut zu einem Kampf, sodass Nerblog seine Chanche ergriff, sich mit einem Satz auf denBoden der Grube fallen ließ und herumwirbelte.
Zwei Orks rangen in absurder Haltung auf dem Boden, überall lagen mehr oder weniger nützliche Waffen herum: abgewetzte Schwerter, gesplitterte Speere, rostige Äxte... Nur selten entdeckte der Ostling eine funktionstüchtige Waffe.
Die beiden Orks wälzten sich auf einem Haufen zusammengerollte Metallketten herum, offensichtlich waren beide in etwa gleichstark und zu sehr in ihr Duell vertieft, um ihren Zuschauer zu bemerken. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Nerblog eine lange, geschwungene Klinge in der  Hand des kleineren, der sie allerdings nicht einsetzen konnte, da sein Widersacher seine Handgelenke eisern umklammerte.
Nerblog näherte sich ihnen bis auf ein paar Schritte und beobachtete das Schauspiel, während er sich das Hirn ob dieser eigenartigen Situation: Wie konnte er diesen Kampf am günstigsten beeinflussen? Das Schwert war auf jeden Fall wertvoll, wenn er es ergattern könnte, würde er aus seinem Aufenthalt in Isengard doch noch Gewinn schlagen können, doch wie war das zu bewerkstelligen? Nerblog schnappte sich eine halbwegs stabil aussehende Lanze und näherte sich den Kämpfern bis auf zwei Schritte. Genau in dem Moment, als der Kleine mit dem Schwert wieder die OBerhand gewann, riss Nerblog die Lanze empor und rammte sie dem Ork-Dieb mit aller Kraft in den Rücken. Die Spitze der Waffe drang in den Körper des Orks ein, arbeitete sich durch Muskeln, Knochen und Innereien, lugte wieder aus dem Bauch heraus und wiederholte das auch bei dem größeren Ork, der unter dem Schwertträger lag.
Die beiden Kreaturen kreischten kurz entgeistert, dann entwich ihnen alles Leben, und der improvisierte Schaschlick-Spieß kippte zur Seite, wobei das Ende der Lanze Nerblog nur knapp verfehlte.
Dieser sprang vor und schnappte sich die Klinge, die sich soeben aus den Griffeln des Orks gelöst hatte. Beinahe ehrfürchtig betrachtete er die Waffe einen Moment, ließ sie einige Male um sich herum kreisen und staunte. Der Ostling war zwar kein Schwertkämpfer, doch diese Waffe war wirklich eine Verlängerung seines Armes, wie man immer sagte. Widerstandslos schoss das seltsam leuchtende Schwert durch die dicke Luft, bis Nerblog es senkte und hinüber zur Leiter ging. Er war müde und hungrig und er hatte einen verdammt langen Tag hinter sich. Es wäre wohl besser, den Anführer der Rohirrim aufzusuchen  und ihn um eine Mahlzeit und einen Platz zum Schlafen zu bitten. Bevor er jedoch ging, ließ er seine neue Waffe, wahrscheinlich eines jener Elbenschwerter, die er vor langer Zeit während seines kurzen Aufenthalts im Goldenen Wald, in eine zerfranste Scheide gleiten, die neben einer Gruppe abgetrennter Schwertgriffe lag. Niemand sollte seine Beute mit neidvollen Blicken begaffen. Er nickte bekräftigend, stieg die Leiter empor und machte sich auf die Suche nach den Anführern der, wie Nerblog nun erkannte, siegreichen Rohirrim.


Nerblog zu den Zelten außerhalb der Mauern
« Letzte Änderung: 1. Mär 2016, 14:00 von Fine »
manana

Thorondor the Eagle

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #9 am: 10. Jan 2010, 11:58 »
Galadriel, Radagast, Celebithiel, Amrûn, Nerblog und Antien von den Zelten außerhalb der Mauern


Am Fuße des Orthancs stand Galadriel. Das geheimnisvolle Licht das von ihr ausging, spendete diesem trostlosen Ort ein wenig Lebensfreude. Amrûn war froh sie zu sehen, in ihrer Anwesenheit vergaß er all seine Schmerzen.
„Wie ein Fluch lasten die vergangenen Tage der Dunkelheit auf Isengart. Die Erde ist dunkel geworden und der Himmel grau. Jegliches Vogelgezwitscher aus dem Tal entschwunden und all die alten Bäume verblichen“, sagte er zu ihr.
„Ja. Saruman und der Mund Saurons haben das blühende Tal verdorben, aber so trostlos dieser Ort auch scheint; er ist nicht verloren“, antwortete sie „Die Bäume werden zurück kehren, der Fluss wird das Land wieder durchfluten und all das Leben wird hier wieder Einzug finden, im Tal Nírnaeth.“ Mit diesen Worten strich sie Celebithiel durch ihr blondes Haar.

Der Elb war beruhigt dies zu hören, denn jedes ihrer Worte verdrängte den Schatten der auf seinem Herzen ruhte. Sie sah nun über die Schultern Armûns hinweg in Richtung des Mauertors. Neugierig drehte sich auch der Elb um.

Durch das Tor kamen viele Galadhrim. Sie hatten ihre Rüstungen angelegt und hielten Laternen in ihren Händen. In der Mitte des Zuges trugen sechs Elben eine Bahre. Darauf gebettet lag Gandalf auf seidenen Kissen und hunderten weißen Blüten.
Vereinzelt segelten die schönen Niphredil auf den dunklen Boden und sahen dort aus wie silberne Sterne auf dem schwarzen Nachthimmel.

Bei diesem Anblick kamen in Amrûn wieder die Erinnerungen an Gandalfs Ankunft zum Vorschein:


Ein Monat war nun vergangen seit Mithrandir den ersten Schritt auf Mittelerde gesetzt hatte und noch immer verweilte er in Mithlond.
„Amrûn, Herr Cirdan verlangt nach euch“, sagte ein Bote zum Elben.
Ohne zu zögern machte er sich auf den Weg zum großen Haus auf den höchst gelegen Platz der Anfurten.
Und am oberen Treppenansatz vor dem Eingangsportal stand bereits der Herr der Anfurten. Sein silbernes Haar glänzte in der Nachmittagssonne und seine Miene hatte diesen gutmütigen entspannten Ausdruck, wie er sie immer hatte.
„Mein Herr!“, sagte Amrûn.
„Gut, du bist gleich hierher gekommen. Ich habe eine Bitte die ich an dich richten möchte. Elrond von Bruchtal ist auf dem Weg zu uns. Reite ihnen entgegen und heiße sie Willkommen. Elrond wird sich freuen ein vertrautes Gesicht zu sehen.“
Auf Amrûns Mund zeichnete sich ein deutliches Lächeln ab: „Nicht nur er wird sich freuen ein vertrautes Gesicht zu sehen!“
Mit diesen Worten setzte er sich auf das bereits gesattelte Pferd und ritt schnell durch die grünen Wälder um den Hafen in Richtung der Turmberge. Auf halbem Weg traf er Elrond und sein Gefolge. Unter raschem Trapp ritten sie den Weg entlang.
„Amrûn Gilweion, dich hier anzutreffen freut mich sehr. Viel zu lange hast du Imladris keinen Besuch mehr abgestatten.“
„Willkommen Herr Elrond, willkommen Celebrian. Ich freue mich auch euch zu sehen.“
„Wie geht es dir?“
„Hier in meiner Heimat kann es mir nur gut gehen. An den Ufern des Meeres vergesse ich all die Sorgen und all das Leid.“
„Das freut mich.“
„Heute Abend gibt Cirdan das wohl größte Fest seit Beginn des Zeitalters.“
„Dazu hat er auch allen Grund.“
„Herr Elrond“, sagte Amrûn nun mit ernster Miene „Wisst ihr wer der Fremde ist?“
Der weise Elb hüllte sich in Schweigen, vermutlich war er sich selbst noch nicht ganz sicher.

Die Gäste ritten zum Palast, wo sie bereits erwartet wurden, von Cirdan, Galdor und Mithrandir.
„Willkommen in Mithlond“, begrüßte er Elrond und schloss ihn dabei in die Arme.
„Dies ist er also, der Freund aller Widersacher. Ich bin erfreut euch kennen zu lernen, ich bin Elrond, Herr von Imladris und dies ist Celebrian meine Gemahlin und Tochter von Celeborn und Galdriel.“
Erstaunt blickte der Fremde auf Celebrian, als er den Namen ihrer Mutter erfuhr.
„Folgt mir, es gibt vieles zu besprechen“, forderte Cirdan die Gäste auf.

Amrûn machte sich auf den Weg nachhause, er hatte seine Aufgabe erfüllt.
„Amrûn!“ ertönte Cirdans tiefe Stimme „Willst du uns nicht begleiten?“
Dies brauchte er nicht zweimal zu hören, da eilte er schon die Treppen zum Portal hinauf und schloss sich ihnen an.

Gemeinsam setzten sie sich an eine große Tafel und unüblicherweise ergriff nicht Elrond das Wort, sondern Celebrian.
„Wenige Wochen ist es her, dass ich im goldenen Wald war und von dort bringe ich Kundschaft von Celeborn und von Galadriel. Ein Name Mithrandir, der euch wohl bekannt sein müsste.“
Der Fremde nickte zusagend.
„Lange vor eurer Ankunft hat sie in ihrem Spiegel gesehen, dass uns ein Freund zu Hilfe eilt der unsere Geschicke zum Guten wenden wird. Zu jederzeit seid ihr ein willkommener Gast im Lande Lothlorien im Hause meiner Eltern und auch in Imladris. Sie mögen euch genauso ein Zuhause sein wie Mithlond.“
„Ich danke euch, Celebrian“, sagte Mithrandir. Es vergingen einige Minuten ehe Elrond das Wort ergriff:„Lange schon weilt der Frieden auf diesen Gefilden, doch fürchte ich eine Rückkehr des dunklen Herrschers und sie wird eher kommen als wir uns alle wünschen. Ich bin froh, dass uns ein solch mächtiger Freund zur Seite gestellt wurde, doch glaube ich, dass auch ihr mutig sein müsst. Mut den ihr nicht alleine aufbringen könnt, deshalb werden wir euch zu Seite stehen und wenn immer ihr Hilfe braucht, so werdet ihr sie erhalten. Das Volk der Elben könnt ihr getrost zu euren Freunden zählen, Mithrandir.“
Nach diesen beeindruckenden Worten wurde ein Mahl gedeckt und die edelsten Weine ausgeschenkt. Der Abend verwandelte sich in ein prunkvolles Fest, bis sich die Gesellschaft schließlich auflöste und jeder seine Unterkunft suchte. Nur noch Cirdan, Mithrandir, Elrond und Celebrian waren in der Halle. Amrûn hatte gerade den Raum verlassen, da hörte er Cirdan sprechen.
„Mithrandir, Celebrians und Elronds Worte haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Alles was sie gesagt haben wird früher oder später eintreffen, auch wenn es nicht in unserem Sinne liegt. Unsere gute Freundin Galadriel legt große Hoffnung in euch und sie hat vertrauen. So fühle auch ich und ihr müsst wissen, dass mich mein Gefühl niemals fehlgeleitet hat, deshalb habe ich ein besonderes Geschenk für euch.
Dies ist Narya, einer der drei Elbenringe, gefertigt in der Schmiede von Eregion. Ihm wird unter anderem die Macht zugeschrieben Mut in die Herzen der Elben und Menschen zu bringen. Eine Eigenschaft die euch sehr zu Gute kommen wird. Möge er euch den Weg erleichtern den ihr vor euch habt.“
Amrûn stockte momentan der Atem. Cirdan gab einen der mächtigsten Zauberringe an einen Fremden, sie mussten wirklich große Hoffnung auf ihn setzten.


Die Rohirrim sammelten sich im Mauerring um sich von Mithrandir, ihrem Retter zu verabschieden, sie verneigten sich hochachtungsvoll vor dem schlafenden Zauberer.

„Nun bleibt nur noch eines zu tun bevor wir in den Goldenen Wald zurückkehren“ sagte Galadriel.
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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #10 am: 10. Jan 2010, 20:43 »
Mit den Worten Galadriels trat Celebithiel intuitiv zurück und stellte sich nahezu Amrûn und den anderen Galadhrim, die beobachteten, wie Radagast, der braue Zauberer, auf seinen Stab gestützt zu Galadriel schritt. Jene wandte sich aber zu Galadriel und ihre gütigen blauen Augen fixierten die junge Elbe.
„ Mein liebes Kind“, sagt sie mit erheiterter Stimme, während sie ihre linke Hand zu ihr ausstreckte, „ wir brauchen hierfür deine Hilfe. Zu Dritt werden wir den Orthanc, seine endgültige Ruhe schenken. Nie mehr wird er Schauplatz des Bösen und des Kriegs werden.“ Celebithiel zögerte und es kam ihr vor als würde Narya um ein vielfaches schwerer werden und ihr fast von der Hand gleiten.
Unsicherheit überkam sie und zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie Scheu vor einer Aufgabe und sie fühlte die Angst dem Erbe Gandalfs nicht gerecht  zu werden.
Das Herz schlug ihr bis zur Brust und das Atmen fiel ihr schwer.
Wozu brauchen sie meine Hilfe? Ich..ich...bin nicht in der Lage ihnen zu helfen. Ich bin schwach und erbärmlich. Gebro..gebrochen wurde ich von einem Scheusal und auch die Macht Naryas kann mit glühender Hitze meine gebrochene Seele wieder zusammenschweißen.
Ihre Augen blickten auf und wie eine Flutwelle durchströmten die tiefblauen Augen Galadriels ihre Seele und sie vernahm ihre Stimme in ihren Geiste.

„ Celebithiel, mein geliebtes Kind. Ich habe damals gesehen, was Gandalf zustoßen würde und ebenfalls habe ich gesehen, dass du seine Aufgabe fortsetzen wirst. Es war der Tag vor deiner Abreise aus dem Goldenen Wald.
Dies war der Grund, warum ich dich auserkoren habe mit Antien Gandalf zu suchen. Dies war der Grund warum Gandalf dir einen neuen gab und dich von deiner alten Seele reinwusch.
Du bist auferstanden aus dem Schatten deines alten Lebens und bist zu einer Frau herangereift der es niemanden an Würde und Reife nachsteht. Als Tyrannenmörderin feiern sie dich, auch wenn sie nicht mal ahnen können, was dir in den schwarzen Zimmern des Orthanc zugestoßen ist.
Auch, wenn du es nicht erzählst, ich weiß es. Ich kann es in deinen Augen lesen. Aber glaube mir eins, du bist nicht gebrochen. Das du hier stehst, frei von Wut und Zorn, deine Freundschaft zu Gandalf, Antien und Amrûn, all dies sind Zeichen dafür, dass du nicht gebrochen werden kannst.
Gandalf wusste nichts von meiner Vision. Er vertraute dir diese Aufgabe an, weil er deinen wahren Charakter erkannt hat und nicht aus einer Laune heraus. Weise endlich den Gedanken zurück, der dich davon abhält Narya zu akzeptieren. Es ist dein Schicksal, so wie es das deine war den Mund zu töten und deine Geschwister zu rächen.
Celebithiel, ich liebe dich, du bist eine edle Maid und trete mit Würde zu mir, um deinen Schreckensort für immer zu versiegeln.“


Erleichterung machte sich breit und eine Woge selten empfunden Glücks machte sich in Celebithiel breit. Der Schatten, der seit dem Tod des Mundes, auf ihr gelegen hatte, war gewichen. Sie erkannte die Worte Galadriels und verstand, was sie ausdrückten. Die Freundschaft und Liebe, die sie in dem letzten Jahr erfahren hatte, waren ein Schild, härter als Mithril, welches niemand zerstören könnte. Der Mund hatte auf dem Schild nicht einmal Kratzer hinterlassen und so schritt sie nach vorn als Celebithiel, die silbergekrönte Elbenmaid und Tyrannenmörderin.
Sie umschloss die Hand Galadriels und mit der anderen nahm sie die Radagasts, der ihr ein Lächeln schenkte. Er und Galadriel legten ihre freien Hände auf die Türflügel des Orthancs.
Fasziniert sahen alle Beteiligten, die sich um Gandalf postiert hatten, das Schauspiel an.
„ Möge dieser Turm versiegelt werden“, durchdrang die Stimme Radagast, welche erstaunlich kräftig und laut erklang, die Reihen der Zuschauer, „ Auf dass er niemals wieder von einer Seele bevölkert werde. Verschlossen soll er werden und alle Erinnerungen an seine ehemaligen Bewohner für sich behalten, auf dass sie sie nicht mehr wiederholen. Versiegelt soll er werden, damit dass Nan Nírnaeth Frieden erfahre und bald wieder in alter Blüte erstrahle. Möge dieser Siegelspruch, beim Willen der Valar, erst gebrochen werden, durch einen dessen Macht stärker ist, als die unsrige“.

Mit diesen Worten löste Celebithiel den Halbkreis mit Galadriel und Radagast und umarmte die Herrscherin des Goldenen Waldes und flüsterte ihr einDanke ins Ohr, bevor sie sich wieder von ihr löste und zu Amrûn schritt, der bei Nerblog stand. Ebenfalls Radagast gesellte sich zu Gandalf und nun Stand die Herrin des Goldenen Waldes allein auf den pechschwarzen Stufen des Orthancs, die ihr weißes Gewand und ihre goldenen Haare kontrastierten.
„ Hört Rohirrim und all die anderen die geholfen haben jenen Ort und viele andere Städte und Burgen in Rohan zu befreien. Auch gehört der Segen der Valar und der Schutz der Elben Loriens, Lindons, Düsterwalds und Imladris sei euch gewiss bis die Gefahr, die im Osten lauert endgültig zu Ende ist.
Nun verlangt es mich aber Eowyn und Faramir, aus Gondor, zu sehen!“, sagte sie mit bedrückter Stimme und aus der Reihe der Rohirrim lösten sich Eowyn und Faramir, die vor Galadriel auf die Knie gehen.

„ Es ziemt sich nicht für das Königspaar von Rohan sich vor der Herrin des Goldenen Waldes zu verneigen. Steht bitte auf! Nun leider habe ich keine frohe Botschaft für euch und mein Herz betrübt es sehr euch dies mittzuteilen. Ein Bote aus Aldburg entsandte mir Nachricht von eurem Gefolgsmann Erkenbrand.
Im Zuge der Aufstände in Lorien lies der verfluchte Herrscher des dunklen Landes euren Bruder, Eomer, den rechtmäßigen Herrscher Rohans exekutieren und entsandte den Kopf nach Aldburg. Seid euch gewiss, dass ihr mein tiefstes Beileid habt.
Lasst uns alle eine Schweigeminute für den ehemaligen König Rohans einlegen!“.
Als Galadriel geendet hatten, senkten alle den Kopf und für eine Minute herrschte Totenstille im Nan Nírnaeth. Nicht einmal ein Vögelzwitschern war zu vernehmen und die Ruhe wurde nun wieder von den Worten Galadriels durchschnitten.
„ Obwohl der Tod eures geliebten Bruders noch so frisch ist, braucht Rohan in dieser Stunde in einen Herrscher, damit es geeint bleibt, um der Faust Saurons zu trotzen. Wollt ihr Eowyn, zusammen mit euren Gemahl, Faramir die Herrschaft über Rohan antreten und dem Reich eine Königin sein, die gütig und gerecht regiert“, fragte Galadriel Eowyn.
Einen Moment verharrte sie in Stille und niemand wagte etwas zu sagen. Plötzlich antwortete sie mit belegter Stimme und Celebithiel merkte, wie sehr sie gegen die Tränen kämpfte.
„ Bei aller Ehre das kann ich nicht!“ Ein ungläubiges Raunen ging durch die Mengen der Rohirrim, aber Galadriel bot der Menge stillte, um zu lauschen was Eowyn hinzuzusetzen hatte.
„ Ich kann es nicht, beziehungsweise noch nicht. Ich werde mit der Armee weiterkämpfen bis Sauron vernichtet worden ist. Zuvor kann ich nicht die Königin sein, die ich sein muss, um Rohan wieder aufzubauen. Bis ich auf den Thron zurückkehre wird Erkenbrand als Stellvertreter die Regierungsgeschäfte übernehmen. Ebenso verkünde ich hiermit, dass nach dem Fall Edoras, Aldburg die neue Hauptstadt unseres Reiches wird.
Jeder Mann und jede Frau, die in der Lage ist mit meinem Gemahl und mir nach Aldburg zu reisen, kann sich unserem Heereszug anschließen. Jedem dem die Aussicht auf weitern Krieg an den Grenzen Gondor und darüber hinaus scheut, dem sei gesagt, dass er freigestellt sei, ob er mitkämpfen wolle oder nicht. Unser Volk hat in den letzten Monaten zu viel Krieg erlebt und deswegen werde ich niemanden zwingen sich mir anzuschließen [...]“.
Eowyn sprach noch lange zu den Rohirrim und während sie sprach erkannte Celebithiel, dass Eowyn ebenfalls eine schwere Bürde zu tragen hatte für die sie offensichtlich noch nicht gewappnet war. Jedoch nahm auch sie diese Aufgabe an und während sie sprach wuchs sie über sich hinaus.

Die Ankündigung Galadriels, dass sie schon heute Abend wieder nach Lorien zurückkehren würden, um Gandalf dorthin über zuführen traf Celebithiel unerwartet und sah machte sie sich auf ihre Sachen zu packen, da sie , Antien und Amrûn entschieden hatten Gandalf nach Lorien zu begleiten.


Galadriel, Celebithiel, Amrûn, Antien und Nerblog zu den Zelten außerhalb der Mauer
« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 10:33 von Fine »


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Eine Geschichte aus dem Norden
« Antwort #11 am: 8. Aug 2019, 15:20 »
Kerry, Gwŷra und Rilmir aus den Tunneln von Isengard


Verdrossen starrte Kerry in den mit dichten Wolken verhangenen Winterhimmel über dem Tal des Zauberers. Die Lage war nicht gut. Sie waren seit ihrer Flucht aus den Verliesen unterhalb des Ringes von Isengard der Befreiung Aéds kein Stück näher gekommen, obwohl inzwischen ein halber Tag verstrichen war. Ursprünglich hatten Rilmir und Kerry gehofft, irgendwo an der Oberfläche Reittiere aufzutreiben, um die Verfolgung Yvens aufzunehmen, der Aéd verschleppt hatte. Doch sie fanden in der kreisrunden Festung keinerlei Pferde - die Stallungen standen allesamt leer.
Kerry war frustriert. Ihnen lief die Zeit davon. Zwar wussten sie, wohin die verräterischen Dunländer Aéd brachten, doch bis zum Zusammenfluss des Isens mit dem von Westen kommenden Fluss Adorn war der Weg noch weit. Rilmir hatte sich an eine alte Karte erinnert, die offenbar einst von Ardóneth angefertigt worden war und in Bruchtal verwahrt wurde. Darauf war zu sehen, dass der Fluss Adorn im Weißen Gebirge auf der Rückseite der Gipfel nahe der Festung Helms Klamm entsprang und in nordwestlicher Richtung dem Isen entgegen nach Dunland floss. Doch der Ort des Zusammenflusses mit dem Isen lag viel weiter westlich, im äußersten Zipfel des wilden Landes. Ohne Pferde würden sie Yven niemals einholen können. Zu Fuß würde es sich als außerordentlich schwierig herausstellen, sich durch die unwegsamen Grenzgebiete Dunlands zu schlagen, wo die Schergen des Messerstammes umherstreiften. Und da Kerry nun wusste, welch grausames Schicksal Aéd erwartete, machte sich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit in ihr breit.

Sie nahmen in der Nähe des Orthanc-Turmes ein karges Abendessen zu sich, das aus dem Wenigen bestand, das die drei Menschen bei ihrer Suche in Isengard hatten auftreiben können. Obwohl sie glaubten, dass nahezu alle Dunländer das Tal verlassen hatten, wagten sie dennoch nicht, ein Feuer zu entzünden. Missmutig kaute Kerry auf einem Stück trockenem Brot herum und wünschte sich weit weg von diesem trostlosen Ort. Gwŷra saß mit geschlossenen Augen in etwas Entfernung auf einem großen Felsen, der von den teilweise zerstörten Mauern der Festung herausgebrochen war und murmelte unverständliche Worte in einer fremden Sprache, während Rilmir die Schneide Hathôldors mit einem kleinen Wetzstein schärfte, den er irgendwo in einer Pfütze gefunden hatte. Die Sonne stand bereits tief und begann bereits, langsam hinter den westlichen Ausläufern des Methedras versinken.
"Lass' dich nicht unterkriegen, Kerry," sagte der Waldläufer nach einiger Zeit. "Gib die Hoffnung nicht auf."
"Wieso?" wollte Kerry wissen. "Während wir hier herumsitzen, schwebt Aéd mit jeder vergangenen Minute in größerer Gefahr!"
"Es ist wichtig, selbst jetzt, wo es scheint dass sich alles gegen uns gewandt hat, die Ruhe zu bewahren," erwiderte Rilmir. "Wir alle sind erschöpft von der Befreiungsaktion und der mühseligen Suche in den Ruinen. Heute noch aufzubrechen und blindlings ins Ungewisse zu marschieren wird Aéd nicht helfen. Du wirst sehen: Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus."
Kerry stieß einen frustrierten Seufzer aus. "Ich hasse es, nichts tun zu können," presste sie hervor.
"Doch, du kannst etwas tun, nämlich deinen Körper wieder zu Kräften kommen zu lassen, und deinen Geist zu beruhigen," sagte der Dúnadan sanft.
"Meinem Körper wird es bald wieder gut gehen, aber wie soll ich meine Gedanken zur Ruhe bringen, wenn ich weiß, dass Aéd jeden Augenblick von diesen Wilden aufgeschlitzt werden könnte?" fragte Kerry aufgebracht.
Rilmir legte den Wetzstein beiseite und lehnte Oronêls Axt an den Felsen, auf dem Gwŷra kauerte. Der Waldläufer ließ sich Kerry gegenüber nieder und zauberte eine kleine Holzpfeife hervor. Und noch während er sich in aller Ruhe die Pfeife mit etwas gefundenem Kraut stopfte, begann Rilmir, eine Geschichte zu erzählen.

"Wir sind nicht die Ersten, die sich in einer solchen ungemütlichen Lage befinden. Einst, als das böse Reich von Angmar noch keine hundert Jahre lang zerstört war, lebten unter den verstreuten Dúnedain des Nordens zwei Brüder. Ihre Namen waren Iârion, der ältere Bruder, und Amarthiúl, der jüngere Bruder. Sie entstammten einer alten Familie, die einst aus Rhûdaur geflohen war, als jenes Land dem Schatten des Hexenkönigs anheim fiel. Iârion war ein Gelehrter, der darüber hinaus großes Geschick im Umgang mit dem Schwert besaß, während Amarthiúl ein begabter Spurenleser und Bogenschütze war. Die beiden Brüder waren unzertrennlich und durchstreiften lange Jahre die Wildnis des Nordreiches. Sie bekämpften den Schatten, wo auch immer er ihnen begegnete und taten viel Gutes für das Volk der Dúnedain."
Rilmir machte eine Pause und nahm einen tiefen Zug aus der Pfeife, die er sich mittlerweile angesteckt hatte. Ein großer Rauchring stieg in die kühle Abendluft, als der Waldläufer ausatmete. Während er weitersprach, schwand das letzte Tageslicht mit jeder Minute, die verstrich.
"Eines Tages hörten Iârion und Amarthiúl von einem neuen Übel, das in den Ruinen von Rhûdaur umging. Gerüchte sprachen von schattenhaften Gestalten, die Reisende des Nachts überfielen und von Banden von Orks, die aus den Bergen im Osten herabgekommen waren. Die Brüder brachen von ihrem Lager am Abendrotsee auf, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen und kamen so nach Rhûdaur in das Gebiet der Trollhöhen. Sie fanden Spuren der Orks, die nach Norden zum Berg Gram führten und beschlossen, ihnen zu folgen. Doch in der Nähe der alten Bergfestung, die seit dem Fall Angmars verlassen gewesen war, gerieten Iârion und Amarthiúl in einen Hinterhalt und wurden von den Orks, die sie jagten, gefangen genommen. In den Verliesen des Gramberges wurden sie voneinander getrennt und mussten Folter und Leid erdulden, bis Amarthíul durch einen glücklichen Zufall die Flucht gelang. Er schlich sich durch die finsteren Gänge des Verlieses auf der Suche nach seinem Bruder, doch als er Iârion endlich gefunden hatte, war es zu spät: Amarthiúl konnte aus einem Versteck nur machtlos zusehen, wie die Orks Iârion an eine düstere, verhüllte Gestalt übergaben, dessen Schergen den gefangenen Waldläufer vom Gramberg fort nach Norden brachten. Dabei schnappte der jüngere Bruder den Namen der Gestalt auf: Daechanar, die Schattenhand. Schwer verletzt und von Feinden verfolgt entkam Amarthiúl aus der Orkfestung und stand nun vor einer schweren Entscheidung: Sollte er die erkaltende Spur der Schattenhand verfolgen, oder würde er damit nur seinen eigenen Tod riskieren?"
"Was hat er gewählt?" fragte Kerry atemlos, während Rilmir einen weiteren Zug aus seiner Pfeife nahm. Die Geschichte hatte Kerry längst in ihren Bann gezogen und sie von Aéds Schicksal abgelenkt.
Der Dúnadan ließ einen weiteren Ring aus Rauch aufsteigen und fuhr fort. "Schweren Herzens wandte Amarthiúl sich nach Südosten und schleppte sich bis nach Bruchtal, wo die Elben seine Wunden heilten und er bald wieder zu Kräften kam. Er hatte erkannt, dass er in seinem Zustand nach der Flucht aus dem Gramberg kaum eine Chance gehabt hätte, Iârions Häscher einzuholen oder gar zu überwältigen. Von Elrond erfuhr er darüber hinaus, dass der Name Daechanar in Imladris nicht unbekannt war. Einer der Adligen des Reiches von Rhûdaur hatte einst diesen Namen getragen, ehe er seine Heimat im Namen des Hexenkönigs verraten hatte und zu einem der mächtigsten Diener Angmars geworden war. Zu Amarthiúls Schrecken eröffnete Elrond ihm weiter, dass jener Daechanar kein Geringerer als Iârions und Amarthiúls eigener Vorfahr war, dessen Familie sich von ihm abgewandt und nach Arthedain geflohen war."
Kerry gab ein überraschtes Geräusch von sich, wagte aber nicht, die Geschichte mit einer Frage zu unterbrechen.
"Amarthiúl wusste nun, dass es kein Zufall gewesen war, dass die Orks ihn und seinen Bruder in der Gefangenschaft nicht getötet hatten. Daechanar musste Iârion aus einem finsteren Zweck vom Gramberg nach Norden gebracht haben, wo die Lande noch immer von den Schatten des gefallenen Hexenreiches gezeichnet waren. Als seine Wunden verheilt waren, brach der junge Waldläufer mit einigen tapferen Gefährten nach Angmar auf, um Daechanar aufzuhalten und Iârion zu retten. Die Reise war beschwerlich und von allerlei Gefahren gezeichnet, doch im Herzen des alten Reiches des Hexenkönigs fanden sie schließlich die Spuren der Schattenhand."
Rilmir schwieg und widmetete sich wieder seiner Pfeife. Kerry fiel auf, dass Gwŷra inzwischen längst aufgehört hatte, fremdartige Worte zu murmeln und der Geschichte des Waldläufers aufmerksam gelauscht hatte. Als der Dúnadan keine Anstalten machte, weiterzusprechen, hielt Kerry es nicht länger aus und sagte: "Und wie ging es weiter? Haben sie den gefangenen Bruder retten können?"
"Das haben sie," antwortete Rilmir ruhig. "Doch was damals dort in Angmar geschah ist nichts, was man erzählen sollte, wenn die Sonne nicht scheint. Ein großes Übel wurde damals abgewendet und das Hexenreich blieb hernach bis heute verlassen. Ich habe die Geschichte erzählt, weil ich denke, dass wir es wie Amarthiúl halten sollten, und die Hoffnung auf eine Rettung nicht aufgeben dürfen, selbst wenn wir diesen Häuptling Yven erst morgen und nur zu Fuß verfolgen können."

Kerry schwieg. Rilmirs Geschichte hatte ihr zu Denken gegeben. Sie hatte die trostlose Wildnis Angmars gesehen und konnte sich gut vorstellen, wie es dort zu Amarthíuls Zeiten ausgesehen haben mochte. Und obwohl sie einen gewissen Trost in Rilmirs Worten gefunden hatte, konnte sie die Sorge um Aéd dennoch nicht ganz ruhen lassen.
Gwŷra blickte den Waldläufer wie gebannt an und schien gerade etwas sagen zu wollen, als ihr Kopf urplötzlich herum ruckte und das Mädchen sich auf dem Felsen, auf dem es hockte, zusammenkauerte. Sie starrte angestrengt in die Dunkelheit hinein, bis sie kurz darauf wisperte: "Es nähert sich jemand, der böse Absichten hegt."
Rilmir verbarg sich rasch in den Schatten des aufrechten Felsbrockens und winkte Kerry zu sich hinüber. Vorsichtig spähten sie in die Richtung, in die Gwŷra gedeutet hatte. Trotz der Dämmerung war der Turm von Orthanc noch immer als schwarzer, gewaltiger Pfeiler inmitten der Festung gut zu sehen. Und noch während Kerry hinsah, hörte sie das Geräusch mehrerer Schritte ganz in der Nähe. Das flackernde Licht von Fackeln in kurzer Entfernung war zu sehen, die sich von Süden her dem Orthancturm näherten.
"Das sind keine Dunländer," wisperte Rilmir in Kerrys Ohr. Als sie einen weiteren Blick aus der Deckung heraus riskierte, sah sie, dass der Waldläufer recht hatte. Zwischen ihrem Versteck und der Treppe, die zum Turmeingang hinauf führte, stand eine Gruppe von Orks, die das gut erkennbare Zeichen der Weißen Hand Sarumans trugen. Angeführt wurden sie von einem hochgewachsenen Menschen in einem grauen Umhang. Als der Mann seinen Blick zum Turm wandte, konnte Kerry sein Gesicht im Licht der Fackeln erkennen.
"Mistkerl," murmelte sie, als sie sich an Forgam erinnerte, der einst Helluins rechte Hand gewesen war. Der grauhaarige Waldläufer zog eine Schriftrolle hervor und entrollte sie, um den Inhalt zu studieren.
"Dies sollte ausreichen, um den Schutzzauber zu brechen, mit dem die Tür versiegelt wurde," drang Forgams grimmige Stimme zu ihnen herüber. Er schien nicht auf eine Antwort seiner Orks zu warten sondern marschierte los, geradewegs auf den Turm zu.
"Schutzzauber?" wiederholte Kerry so leise sie konnte.
"Ich habe in Bruchtal davon gehört," antwortete Rilmir, dem die Besorgnis ins Gesicht geschrieben stand. "Als das Heer Rohans Isengard von Saurons Mund befreite, versiegelten die Herren des Goldenen Waldes den Turm, denn viel Übel war noch immer darin. Wenn die Diener Sarumans nun hier sind, um dieses Siegel zu brechen..."
"Wir müssen sie aufhalten," stellte Gwŷra entschlossen klar. "Ich spüre das Böse, das von diesem Turm ausgeht. Beim Blutmond. Niemand sollte ihn betreten dürfen."

Forgam und seine Orks hatten den Turm erreicht. Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt, sodass Kerry nicht verstehen konnte, was am Fuße des Orthanc gesprochen wurde. Noch während sie sich vorsichtig in Bewegung setzten, um näher heran zu schleichen, flammte vor der Türe ein heller Blitz auf, der mehrere Orks zuckend zu Boden stürzen ließ. Forgam stieß die schweren Türen des Turmes mit einiger Anstregnung auf und verschwand im Inneren, gefolgt von seinen überlebenden Schergen. Der Rest wurde achtlos liegen gelassen.
"Uns bleibt keine Wahl. Wir müssen ihnen ins Innere folgen," sagte Rilmir und begann, die Treppe zum Turm hinauf zu steigen. Mit klopfendem Herzen folgte Kerry dem Waldläufer.


Kerry, Rilmir und Gwŷra ins Innere des Orthanc
« Letzte Änderung: 13. Sep 2019, 22:27 von Fine »
RPG:

Eandril

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #12 am: 13. Aug 2019, 12:45 »
Oronêl aus Aldburg

Der Himmel über dem Tal von Isengard war von Wolken verhangen, obwohl auf den Ebenen Rohans die sinkende Sonne schien. Der Schnee knirschte unter den Hufen des Pferdes - ein einsamer Laut in der Stille, die über der verlassenen Festung hing.
"Irgendetwas ist hier nicht wie es sein sollte", murmelte Oronêl. Er glitt vom Rücken des Pferdes, und band das Tier an einem einsam aufragenden, geborstenen Pfahl an. Er hatte von der wiederholten Zerstörung Isengards gehört, doch der Turm Orthanc selbst schien vollkommen unbeschädigt zu sein - und das Zentrum der merkwürdigen Kraft, die über dem Tal lag.
Langsam ging er die breite Straße, die vom Haupttor direkt zur Pforte am Fuß des Turmes führte, entlang. Er hatte die Hand auf dem Knauf seines Schwertes, zog die Waffe allerdings nicht. Dieses Schwert war bereits hier gewesen, kam ihm in den Sinn. Amrûn hatte hier gekämpft, gemeinsam mit Celebithiel, als das Wesen, dass als Saurons Mund bezeichnet wurde, von hier über Rohan geherrscht hatte. Oronêl hoffte, dass das Schwert nicht erneut an diesem Ort gezogen werden musste.

Direkt am Fuße des Orthanc lagen mehrere Orkleichen verstreut auf dem Rücken. Auf Brust und Gesicht hatten sie merkwürdige Brandwunden, doch Oronêl konnte keine Hieb- oder Stichwunden entdecken. Ihrem Zustand zufolge lagen sie noch nicht allzu lange dort, doch das Interessanteste an ihnen war das Zeichen der Weißen Hand, dass auf ihren Rüstungen prangte. Hatte Saruman beschlossen, seine alte Festung wieder in Besitz zu nehmen? Doch wer hatte dann diese Orks getötet? Und noch viel wichtiger, wie?
Die Pforte des Orthanc am oberen Ende der schwarzen Treppe stand noch immer offen. Oronêl zog das Schwert. Er wusste, dass Amrûn und Celebithiel hart gekämpft und viel geopfert hatten, um diesen Ort vom Bösen zu reinigen und für immer zu verschließen. Was immer hier vor sich ging, es war seine Pflicht, es herauszufinden und ihm, wenn möglich, ein Ende zu bereiten.
Langsam stieg er die schwarzen Stufen hinauf und trat in die Dunkelheit im Inneren des Turmes ein.

Oronêl in den Orthanc
« Letzte Änderung: 13. Aug 2019, 20:57 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Re: Am Fuß des Orthancs
« Antwort #13 am: 4. Sep 2019, 09:59 »
Oronêl, Kerry, Rilmir und Gwŷra aus dem Orthanc

Draußen hatten sie rasch einen einigermaßen gemütlichen Ort gefunden, in einer halb eingestürzten Mauerecke die früher zu einem Lagerhaus gehört haben mochte, jetzt aber einsam emporragte. Die Mauer schützte sie vor dem schneidenden Wind, der aus dem Nordosten vom Gebirge her wehte und feinen Schnee mit sich brachte, und Rilmir hatte schon bald ein Feuer nach Waldläuferart in Gang gebracht, das Licht und ein wenig Wärme spendete, aber niedrig brannte und so ihre Position nicht auf weite Entfernung hin verraten würde.
"Also?", fragte Kerry, die sich nah am Feuer in eine mäßig saubere Decke, die sie einem der toten Orks abgenommen hatte, eingewickelt hatte und trotzdem geradezu verfroren wirkte. "Bekomme ich jetzt meine Antwort?"
Oronêl stocherte mit einem dünnen Stock im Feuer und wirbelte ein wenig Glut auf. Das heiße Holz zischte, als es auf den kalten Boden traf. "Nun, eigentlich bin ich nur zu der gleichen Erkenntnis gelangt wie du, könnte man sagen: Dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe", begann er, und blickte Kerry fest in die Augen. "Die ganze Wahrheit ist ein wenig komplizierter. Nach den Ereignissen im Düsterwald... Nun, ich schäme mich meiner Gefühle nicht. Doch ich habe zugelassen, dass Verzweiflung und Resignation mich überwältigen. Und ich fürchtete mich davor, erneut um jemanden trauern zu müssen, den ich liebe, und deshalb wollte ich davon laufen. Es hat der Hilfe vieler Freunde bedurft, um mich erkennen zu lassen, dass die Flucht mir nicht geholfen hätte. Amrothos hat geholfen, Irwyne und Mithrellas natürlich... jemand, den ich nicht erwartet hatte, hat mir den letzten Schubs gegeben... und natürlich hast du mir geholfen, Déorwyn, Cynerics Tochter, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage war, die Hilfe zu erkennen und anzunehmen."
Als er verstummte, senkte sich Stille über das kleine Lager. Nur das leise Geräusch des Windes und das sanfte Knistern des Feuers waren zu hören. Rilmir hatte sich mit dem Rücken an die Mauer gelehnt, die langen Beine ausgestreckt, und blickte scheinbar gedankenverloren in die Nacht, während Gwŷra im Schneidersitz da saß und konzentriert ins Feuer blickte. Schließlich räusperte sich Kerry. "Rück näher", forderte sie Oronêl auf. "Die Nacht ist kalt, dann haben wir es wärmer. Und dann erzähl weiter."
Oronêl tat wie geheißen, legte trotz der schmutzigen Decke einen Arm um sie und ließ zu, dass sie den Kopf auf seine Schulter legte. Er war froh, dass sie ihm offenbar weit genug dafür verziehen hatte, und wunderte sich gleichermaßen, dass die Nähe ihm nicht unangenehmer war. Vielleicht war das die Folge davon, dass er so viel Zeit unter Menschen, die so oft die körperliche Nähe suchten, verbrachte.
Leise erzählte er, wie er nach Dol Amroth gekommen war, von seiner Begegnung mit Aratinnuíre, und seinem Entschluss, nach Norden aufzubrechen. Er erzählte, wie er in Aldburg Zarifa und Cyneric begegnet war, und von der Audienz bei Königin Éowyn und Faramir.
"In dieser Nach hatte ich einen Traum... einen besorgniserregenden Traum. Ich wusste schon beim Erwachen nicht mehr klar, was ich gesehen hatte, doch ich hatte gespürt, dass du in Gefahr bist... du und Aéd."

Beim zweiten Namen spürte er, wie Kerry sich anspannte, und Rilmir hob den Kopf. Schlagartig hatte sich eine Atmosphäre der Anspannung über das Lager gelegt. "Was ist geschehen, Kerry?", fragte er sanft.
"Sie haben ihn entführt!", platzte Kerry heraus. "Dieser Yven, und seine Handlanger. Sie haben uns an den Furten überfallen, hierher verschleppt, und gerade als ich mich befreit hatte und ihn retten wollte, haben sie Aéd weggebracht. Und jetzt sitzen wir hier und tun nichts um ihn zu retten!" Sie klang als würde sie die Tränen mit Mühe zurückhalten, und Oronêl drückte sanft ihre Schulter. "Es ist nicht deine Schuld, dass du entkommen bist und er nicht, Kerry", sagte er. "Es ist beeindruckend genug, dass du dich selbst befreien konntest."
"Und nebenbei noch mir das Leben gerettet hast", ergänzte Rilmir unvermittelt. "Und dafür bedanke ich mich herzlichst, denn ich hänge sehr an meinem Leben." Kerry gab einen Laut von sich, der eine Mischung aus Lachen und Weinen war, und wischte sich ungehalten mit der Faust eine einsame Träne von der Wange. "Gwŷra hat geholfen", murmelte sie unwillig.
"Fürwahr, beim Blutmond", meinte das merkwürdige Mädchen dramatisch, und hob den Blick von den Flammen. "Ohne die Macht, die in meinem Inneren brennt, hätte sie die Finsternis unter diesem Ort niemals lebendig verlassen!"
"Jaaa...", erwiderte Oronêl gedehnt. "Nun, es bleibt uns nur eins zu tun."
"Und das wäre?"
"Aéd retten", stellte Oronêl wie selbstverständlich fest. Kerry hob den Kopf von seiner Schulter und blickte ihm ins Gesicht. "Und wie willst du das anstellen? Morgen früh werden Yven und seine Leute einen ganzen Tag Vorsprung haben. Und wir wissen nicht einmal, wo sie hinwollen!"
"Törichtes Mädchen, hört nicht auf die Weisheit, die Gwŷra besitzt!", mischte sich Gwŷra erneut ein. "Zum Juwel der Kette, um ihm das Herz beim Ritual der Innereren Reinheit herauszuschneiden, bringen sie den Wolf." Sie erhob sich abrupt. "Beim Blutmond. Ich muss spüren, was die Nachtwinde sagen." Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um, und verschwand in der Dunkelheit. Kerry wechselte zunächst einen Blick mit Rilmir, dann mit Oronêl. "Ihr glaubt doch nicht etwa, was sie sagt?", fragte sie leise.
Rilmir zuckte mit den Schultern, und schüttelte sich ein wenig Schnee aus den Haaren. "Sie ist offensichtlich viel länger eingesperrt gewesen als du, also hat sie vielleicht etwas von Yvens Plänen aufgeschnappt." "Und selbst wenn nicht", fügte Oronêl hinzu. "Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sie Recht hat. Yven will Aéd nicht einfach nur töten, sonst hätte er es hier getan, oder schon als er euch gefangen genommen hat. Nein, er will eine Demonstration daraus machen, um an Aéds Stelle die Macht über Dunland zu gewinnen - für Saruman."
"Das klingt logisch", meinte Kerry schließlich. "Und gleichzeitig möchte ich es nicht wahrhaben. Außerdem, weiß einer von euch, wo sich dieser Ort befindet?"
Rilmir schüttelte den Kopf. "Nein", antwortete Oronêl. "Aber jemand unter uns weiß es."

"Dieses Wissen ist gefährlich für euch", antwortete Gwŷra theatralisch auf Oronêls Frage. "Selbst für dich, Môrysbryd, bedeutet dieser Ort nur Gefahr und Tod." Oronêl lächelte. "Ich habe eine Menge Gefahr und Tod überlebt, Gwŷra. Diese Dunländer machen mir keine Angst."
"Mir auch nicht", stimmte Rilmir zu, und lächelte etwas verlegen, als alle Blicke sich auf ihn richteten. "Nun ja, ich brenne nicht gerade auf eine erneute Begegnung mit ihnen, nach meinen letzten Erfahrungen... doch was ist das Leben ohne Risiko?"
Kerry warf einen entschlossenen Blick in die Runde. "Denkt gar nicht daran, mich zurückzulassen. Irgendetwas wird sich finden, das ich tun kann, und ich werde ganz sicher nicht untätig herumsitzen während ihr euer Leben riskiert um meinen..." Sie stockte, und errötete. "Um Aéd zu retten, meinte ich."
Oronêl blickte Gwŷra an, die die Hände in die Luft warf. "Beim blutigen Mond, ihr alle seid törichte Narren! Doch da ihr meinen Namen kennt liegt der Fluch ohnehin auf euch, und vermutlich wird euer Schicksal euch bald ereilen. Ich werde euch an jenen Ort führen, wenn ihr es so wünscht."
"Dann wäre das ja geklärt", meinte Oronêl trocken. Er blickte Kerry ins Gesicht, erleichtert, Trotz in ihren Augen zu sehen, und keine Verzweiflung mehr. "Wir holen ihn zurück, Kerry. In einem Stück. Ich verspreche es dir."
Kerry lächelte unsicher. "Woher nimmst du diese Zuversicht, Oronêl? Nach allem, was geschehen ist?"
"Ganz einfach", erwiderte Oronêl, und war sich der Tatsache, dass Gwŷra aufmerksam lauschte, durchaus bewusst. Rilmir fachte abwesend die erlöschende Glut noch einmal an - er schien die Antwort bereits zu wissen. "Gerade nach allem was geschehen ist, bleibt mir keine andere Wahl", fuhr Oronêl fort. "Ich kann nur hoffen, oder verzweifeln. Und wenn wir verzweifeln, ist diese Welt bereits verloren und Saurons Sieg unabwendbar. Hoffnung... Hoffnung ist in diesen Tagen unsere wirksamste Waffe gegen den Schatten."

Oronêl, Kerry, Rilmir und Gwŷra nach Dunland
« Letzte Änderung: 12. Sep 2019, 15:43 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva