Elea und Finjas aus dem Versteck des Sternenbundes.Als Elea von Finjas auf die Straße hinausgeführt wurde, fühlte sie eine gewisse Erleichterung. Sie war frei, frei von den Fesseln der anderen, aber nicht den Fesseln die sie sich selbst auferlegt hatte.
Finjas ging schweigend vor Elea her, sie wusste, dass er über das Ergebnis des Rates froh war. Er würde ihr gegenüber aber nie zugeben, dass sie Recht hatte und schon gar nicht ihren Mut bewundern.
Schon von Weitem konnte Elea Madal und Aldred auf der Straße spielen sehen. Sie waren immer sehr unbeschwert gewesen, selbst in dieser verzweifelten Lage in Bree. Kaum sahen sie Finjas und Elea auf sie zukommen, stürmten sie auf die beiden zu.
„Mama Elea“, brüllten sie dabei, sie ging in die Knie und umarmte die beiden Buben. Als nächstes kam Rabea durch die Tür des kleinen Hauses, ein Lächeln lag auf ihren Lippen als sie ebenfalls zu Elea hinlief.
„Hallo mein mutiges Kind“, begrüßte sie die Dúnadan.
„Endlich bist du wieder da“, antwortete sie nur kurz.
„Ich habe euch sehr vermisst.“
„Kommt rein, kommt rein“, sagte Rabea ganz aufgeregt und zerrte Elea am Arm. Sie folgte ihr und stolperte beinahe wegen der Eile. Als sie bereits an der Haustüre waren kam plötzlich Fiona aus dem Haus. Sie sah traurig aus, wie sie es seit ihrem ersten Treffen auch tat „Hallo“, begrüßte das Kind sie schüchtern.
Am liebsten hätte die Dúnadan sie in den Arm genommen, aber sie zögerte: „Ich bin so froh, dass es dir gut geht“
„Das habe ich nur euch zu verdanken. Was auch immer dort geschehen ist, ihr habt uns gerettet.“
„Du bist hier, frei. Alles andere spielt keine Rolle mehr“, entgegnete Elea und strich ihr dabei über die Wange.
„Schau her Mama Elea“, rief nun Rabea bereits aus der Stube des Hauses. Ohne Umschweife bekam sie eine Führung durch das kleine Haus, dass Finjas für die Kinder organisiert hatte. Die Rohirrim die sich anfänglich um die Kinder kümmerten, wohnten ein paar Häuser weiter. Fiona versicherte, dass sei immer wieder vorbeischauten, um zu sehen ob es ihnen gut ging.
„Und hier, ist euer Schlafzimmer“, sagte Rabea abschließend und zeigte in einen Raum mit einem einfachen Bett.
„Unser Schlafzimmer?“, fragte Elea irritiert, durchschaute den Plan aber gleich. Offensichtlich hatten die Kinder sich fest vorgenommen, Finjas und sie zu ihrem Vormund zu machen.
„Es war“, preschten die Worte aus ihr heraus, dann aber unterbrach sie und flüsterte weiter „Es war Fiona’s Idee.“ Dann wieder lauter: „Ich habe ihr gesagt, dass es eine blöde Idee ist.“
„Nein, nein, schon gut“, beschwichtigte Elea sie, was Rabea ein breites Lächeln auf die Lippen zauberte.
Als sie die Treppe wieder hinunterstiegen, plapperte Rabea in einer Tour. Elea hatte sie noch nie so aufgeregt erlebt. Ständig wiederholte sie wie ihr Leben hier nun werden würde, was sie alles machen wollte und wo sie helfen konnte.
Plötzlich stoppte Elea abrupt auf der letzten Stufe: „Haleth?!“
„Hallo Elea.“
Anspannung lag in der Luft.
Kann ich ihr denn überhaupt böse sein? Sie hat mich angelogen, sie sagte Helluin sei gefallen. Niemals zuvor hat mich ein Mensch so verletzt wie sie. Es war unerträglich, aber es hat uns gerettet. Irgendwie hat es uns gerettet. Wie kann ich ihr da böse sein? Hin- und hergerissen von ihren Gedanken, tat sie das was ihre Bauchgefühl ihr sagte. Wortlos ging sie auf Haleth zu und schloss sie in die Arme. Ihr Gegenüber war zunächst überrascht, erwiderte die Umarmung schließlich.
„Bitte verzeih mir“, flüsterte ihr Haleth ins Ohr.
„Das werde ich“, antwortete Elea „Ich kann nicht mehr wütend sein.“
Zunächst waren alle Anwesenden überrascht, aber dann beruhigten sie sich und verließen den Raum um ihrem Alltagsgeschäft nachzugehen und so hatten Haleth und Elea ein paar ruhige Minuten.
„Ich bin froh, dass Belen und der Rat so entschieden haben. Zugegeben, ich hatte auch oft Zweifel auf welcher Seite du stehst, bis ich erkannte, dass es weder die eine noch die andere ist.“
„Ich wusste es selbst oft nicht“, entgegnete sie kurz.
„Du dürftest bei Cánotar einen guten Eindruck hinterlassen haben. Vermutlich wird er oft auf dich zukommen um Rat zu suchen.“
„Da findet er sicherlich bessere Möglichkeiten.“
„Du wirst also nicht hierbleiben“, sprach Haleth sie nun direkt darauf an.
Elea schüttelte den Kopf: „Ich weiß nur nicht wie ich es den Kindern sagen soll. Wenn ich dieses Haus hier sehe, ihre lachenden Gesichter… sie verlassen sich auf mich.“
„Und auch auf Finjas“, fügte Haleth hinzu.
Elea war bereits etwas genervt von diesen Anspielungen: „Bin ich hier die einzige die nicht Bescheid weiß?“
„Wissen… das tue ich auch nicht, aber ich habe zwei Augen im Kopf und obwohl Finjas ein ausgeprägtes Talent hat alles Emotionale zu verstecken, ist es mittlerweile offensichtlich.“
Elea seufzte.
„Andere in deiner Situation würden sich sicherlich glücklich schätzen. Ich tat es zumindest mit meinem Rilmir.“
„Du warst auch nicht dabei aufzubrechen um deinen abtrünnigen Sohn zu suchen.“
„Das stimmt, wir waren gemeinsam in der Schlacht“, legte sie nach.
Elea zog die Augenbrauen nach oben: „Das tut mir leid.“
„Das muss es doch nicht. Wir sind glücklich, auch wenn er zurzeit nicht in der Stadt ist.“
Das Gespräch versiegte.
„Alles was ich dir anbieten kann ist, dass ich hier auf deine Kinder schaue solange ihr weg seid“, sagte nun Haleth „das wäre das mindeste nach allem was du für mich getan hast.“
„Du bist mir doch nichts schuldig, Haleth.“
„Du hast mir mein Leben gerettet.“
„Wegen mir wurdest du aber gefangen genommen und zu unserer Befreiung haben wir beide beigetragen.“
Die Dúnadan überlegte kurz: „Dann will ich einer guten Freundin helfen.“
Elea lächelte: „Danke.“
Nur drei Tage später hatten sich Elea, Finjas und die Kinder am südlichen Tor versammelt.
Die Dúnadan und ihr Begleiter hatten Reisegepäck geschultert. Die beiden liefen umher, Rabea hatte ganz wässrige Augen und Fiona stand regungslos daneben.
„Aldred, Madal, kommt jetzt her“, presste das blonde Mädchen heraus.
„Lass sie doch“, entgegnete Elea „Schön, dass wenigstens zwei von uns ihren Spaß haben.“
„Wer weiß ob wir uns wiedersehen“, presste sie weiter heraus und dabei kullerten ihr schon die Tränen aus den Augen.
„Nicht ob, sondern wann“, antwortete Elea, dann schaute sie zu Finjas „Nicht wahr?“ Er nickte.
„Wir kommen wieder, versprecht mir aber, dass ihr in der Zwischenzeit nicht zu schnell wachst und zu schnell erwachsen werdet“, sagte die Dúnadan noch immer lächelnd „Kommt her!“
Sowohl Rabea als auch Fiona fielen ihr in den Arm. Rabea schluchzte während Fiona leise wimmerte. Auch Elea liefen die Tränen über das Gesicht.
„Hier werdet ihr es schön haben und ganz neu beginnen können. Und wenn es euch hier zu bunt wird, dann geht nach Bruchtal oder nach Mithlond. Überall haben wir Freunde die euch zur Seite stehen. Habt ihr mich verstanden?“ Sie erwiderten mit einem Nicken.
In diesem Moment kamen einige Soldaten und der Rat zum Tor, Belen war nicht bei ihnen.
„Seid gegrüßt“, begann Cánotar.
„Der Rat hat beschlossen eurem Vorschlag zu folgen“, sagte er förmlich „Unsere treue Gefährtin Haleth und Aodlind der Handwerker werden euch auf eurer Reise gen Süden begleiten. Haleth wird unseren Gefangenen zu unseren Vertrauten des Südens geleiten ehe sie zurückkommt, um ihren Aufgaben in Fornost nachzukommen.“ Bei diesen Worten lächelte er Elea wissend zu.
„Möge euch die Gunst der Valar auf Schritt und Tritt begleiten und all euren Aufgaben Flügel verleihen.“
Elea, Finjas, Aodlind und Haleth ins Wettergebirge