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Autor Thema: Minas Morgul und das Morgultal  (Gelesen 5842 mal)

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Minas Morgul und das Morgultal
« am: 16. Feb 2016, 19:28 »
Azruphel von Durthang


Azruphels Füße schmerzten bereits von der Reise als sie endlich den östlichen Eingang des Morgul-Passes erreichte. Um den Turm von Cirith Ungol hatte sie einen Bogen gemacht, da sie keine große Lust auf eine Begegnung mit den Uruk-hai von Mordor verspürte. Diese großgewachsenen Orks sahen sich allen anderen als überlegen an und stellten zuweilen auch die Autorität der Gesandten Saurons in Frage. Nur die Nazgûl konnten sie bei Gehorsam halten. Da Azruphel keinen der Ringgeister in ihrem Gefolge hatte, welches inzwischen wieder nur aus Orks bestand ließ sie den Turm stehen und machte sich auf ins Morgultal.

In Nilûkadar(1) würde sie sich ein Pferd beschaffen wenn sie könnte. Sie war lange Wanderungen wahrlich nicht gewohnt. Doch auch das Reiten hatte sie nur grundlegend erlernt. Es ist trotzdem besser, als weiter zu Fuß zu gehen, dachte sie.
Nilûkadar, die Mondstadt, lag am westlichen Ende des Passes. Von den Menschen Gondors erbaut war die Festung vor langer Zeit in die Hände der Nazgûl gefallen. Azruphel würde nicht lange dort bleiben, denn sie glaubte nicht, dort allzu viele Dúnedain des Westens anzutreffen. Falls überhaupt welche dort sind, sind es Gefangene, die mir auch nicht mehr sagen können als es Aragorn konnte.

Der Morgul-Pass war von einer gut ausgebauten Straße durchzogen und zog sich in gerader Linie durch das Schattengebirge ohne dabei groß anzusteigen oder abzufallen. Azruphel konnte sich nicht vorstellen, warum jemand die Alternativroute wählen würde: den direkt nördlich liegende Pass von Cirith Ungol, der einen üblen Ruf hatte. Zu beiden Seiten des Morgul-Passes stiegen hohe Bergflanken empor und hüllten die Straße in einen immerwährenden Schatten, was den Orks von Mordor zugute kam wenn sie am Tag über den Pass marschierten. Azruphel war es gleich. Sie konnte es kaum erwarten, Mordor endlich hinter sich zu lassen.

Sie erreichten das westliche Ende des Passes und kamen nach Minas Morgul über die große Brücke, die den Fluss Morgulduin überquerte. Die Mauern mochten früher weiß wie jene ihrer Schwesterstadt Minas Tirith gewesen sein, doch nun gaben sie ein fahles Leuchten ab, das wie eine Erkrankung wirkte. Die Stadt war nur von wenigen Orks besetzt und fest in der Hand des letzten verbliebenen Ringgeists. Einst war es die Heimat aller der Neun gewesen, doch Azruphel wusste, dass die Nazgûl nun über die vielen eroberten Gebiete unter Mordors Kontrolle verstreut waren. Sie hatte nicht vor, sich dem Ringgeist zu stellen. Also entließ sie ihre Orks und zeigte am Tor einfach ihren Befehl aus Barad-dûr vor.
"Ich brauche ein Pferd," verlangte sie. Und tatsächlich gab man ihr eines der schwarzen Pferde, die von den obersten Würdenträgern Mordors verwendet wurden. Offenbar hatten die Nazgûl momentan keine Verwendung für andere Reittiere als ihre geflügelten Schatten, die sie mit großer Geschwindigkeit über das Land tragen konnten. Azruphel ließ das Pferd mit einem einfachen Sattel versehen und ließ jegliche sonstige Ausrüstung entfernen, damit das Tier keinen unnötigen Ballast herumschleppen musste. Doch an diesem Tag würde sie noch nicht weiterziehen, denn sie war müde von der Reise von Durthang.

Am folgenden Morgen stellte sie fest, dass ihre Täuschung über Nacht nicht aufgeflogen war. Es war ein gewisses Risiko gewesen, die Nacht in der Stadt der Ringgeister zu verbringen, aber zu ihrem Glück hatte man ihren Auftrag nicht angezweifelt. So weit, so gut, dachte sie und machte ihr Pferd bereit. Sei auf alles vorbereitet. Sie überquerte die Brücke über den Morgulduin und nahm die Straße nach Westen, wobei sie einige Schwierigkeiten beim Reiten hatte. Damit ihre neue Ork-Eskorte aufschließen konnte, ließ sie das Pferd im Schritt gehen und konzentrierte sich darauf, nicht herunterzufallen. Sie wusste nicht, wie die Orks auf einen Sturz reagieren würden.
Kurz vor Osgiliath hielt sie an. Die hinterste Orks waren stehen geblieben und sie hörte leise Geräusche eines Tumults in der Ferne. Halte die Augen stets offen.
"Was ist los?" verlangte sie zu wissen.
"Die Nachhut ist zurückgefallen, Herrin," antworte der Anführer der Orks.
"Seht nach, was passiert ist!" befahl sie. Der Ork eilte davon. Doch als auch er nicht zurückkehre verlor sie die Geduld und wendete das Pferd, gefolgt vom Rest der Orks. Als sie um die Biegung der Straße kamen, die die Nachhut vor ihnen verborgen hatte, sahen sie was passiert war: viele der Orks lagen erschlagen oder von Pfeilen durchbohrt am Boden. Feinde in der Nähe! dachte sie ohne jedoch in große Aufregung zu geraten. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
Überlebe. "Weiter! Weiter nach Osgiliath!" rief sie mit fester Stimme und gab ihrem Pferd die Sporen. Sollten die versteckten Angreifer die Orks doch erwischen. Ihr Schicksal war Azruphel gleich.

Ohne weitere Ereignisse erreichte sie die zerstörte Stadt am Anduin und überquerte den Fluss über die große Brücke, die man notdürftig repariert hatte. Ob Sauron die Menschen Gondors dazu gezwungen hat? fragte sie sich. Es schmerzte sie, die große Stadt in Ruinen zu sehen, die noch immer von der Baukunst der Dúnedain des Südens zeugte. Die zerbrochene Kuppel des Sternendoms zog an ihr vorbei. Aragorn hatte eher beiläufig von den Palantíri(2), den Sehenden Steinen Elendils gesprochen, doch Azruphel erinnerte sich, dass der Stein von Osgiliath einst der Meisterstein der Sieben gewesen war, bevor er in den Fluten des Großen Stroms versunken war als der Sippenstreit Gondors ausbrach.
Wo er jetzt wohl liegen mag? fragte sie sich.
Eilig ließ sie Osgiliath hinter sich und kam auf die große Ebene, die sie anhand ihrer Karte als Pelennor-Felder erkannte. In der Ferne konnte sie bereits die Mauern der Weißen Stadt erkennen. Sie trieb ihr Pferd zum Galopp an.


Azruphel nach Minas Tirith: Pelennor-Felder


(1) adûnâisch "Mondstadt"
(2) sindarin "Die Weit-sehenden"
« Letzte Änderung: 26. Aug 2017, 08:29 von Fine »
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