Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Die Straßen von Minas Tirith

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Thorondor the Eagle:
Elea aus ihrer Unterkunft im vierten Ring


Eilig hastete Elea die engen Treppen hinab. Links und rechts türmten sich hoch die weißen Häuser der Stadt auf. Vor sich und immer mit ihren Augen fixiert, sah sie die Rauchfahne. Mit ihren Händen hob sie das Kleid nach oben um nicht darüber zu stolpern.
Manche Männer überholten sie beim Laufen und manche Verzweifelten liefen einfach nur davon. Die Menschen halfen sich gegenseitig. Kübel für Kübel voll Wasser wurden in die Flammen geworfen. Am Rande des Geschehens standen Zwei, ein Mann und eine Frau. Ihre Haut war voller Ruß und ihre Kleider zerfetzt. Beide weinten und warfen Hilfe suchende und verzweifelte Blicke auf das Haus.
Elea näherte sich ihnen langsam und hörte dem Wimmern der Frau zu: „Unser Kind. Unser Sohn… Alles nur wegen dir!“ Sie schluchzte laut und kniff dabei fest in seine Oberarme. „Warum musste er nur im Haus sein.“
„Ich weiß. Ich bin Schuld an allem“, warf er sich vor. „Was hab ich nur getan.“
Die Frau ließ sich auf den Boden fallen. Vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte aus vollem Herzen. Der Mann ging herum, Elea beobachtete ihn wie er umher schrie, doch die Stimme verschwand im tosenden Lärm der Helfer, Soldaten und dem lauten Knistern von brennendem Holz.

Elea setzte sich neben die Frau. Sie legte sanft ihre Hand um ihre Schulter und spendete Trost. Sie kannten einander nicht, aber das war egal. Etwas verband die beiden, das spürte Elea. „Schhhhht“, beruhigte sie die Mutter. Lange verblieben sie so. Aufmerksam verfolgte die Dunedain das Getümmel vor sich. Sie sah wie sich der weiße Stein schwarz färbte und wie sich die Türe, die Fenster und die Möbel langsam in Asche verwandelten. Die Männer schwitzten im Angesicht des umherschlagenden Feuers, aber sie bekamen es in den Griff und schließlich löschten sie auch die letzte Glut.
Dampf vermischte sich nun mit dem stinkenden, grauen Rauch. Die Menschenmenge löste sich auf und unruhig kam der Mann zurück. „Es ist vorbei; er ist…“, sagte er, begann laut zu weinen und warf sich neben seine Frau.

„Was machst du hier herunten?“, fragte eine Stimme Elea.
Sie sah den Bund eines schwarzen Mantels vor sich, den sie in den letzten Tagen sehr häufig gesehen hatte.
„Ich wollte helfen“, antwortete sie Herumor.
„Sie haben es überstanden, das Feuer ist gelöscht“, sagte er.
Erelieva erhob sich vom Boden und wischte sich den Staub von der Kleidung: „Nein, sie haben gar nichts mehr.“
Sie sah in fordernd an. Er griff nach etwas an seinem Gürtel und lies ein paar Münzen auf den Boden fallen.
Neugierig sah der Mann am Boden auf. Er wirkte erschüttert: „Euer Geld wollen wir nicht!“
„Dann lasst es eben liegen“, entgegnete Herumor gefühlskalt „Gehen wir, Elea. Lassen wir diese Starrköpfe alleine.“
Sie folgte den Anweisungen und ging die ersten Treppen hinauf. Ein letztes Mal drehte sie sich um. Weinend saßen die beiden dort. Ihre Arme waren ineinander verschlungen. Der kalte Dunst verschlang sie.


Elea und Herumor zum Haus im vierten Ring

Vexor:
Brianna aus Aldburg


Brianna drückte den Korb fester an sich, um sich durch die Massen von Menschen zu drücken.

So, was brauchte ich nochmal? Ach ja genau ich wollte frisches Obst und Gemüse kaufen und natürlich nach ein paar Kräutern Ausschau halten

Sie hatte ihr braunes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und trug ein schlichtes zitronengelbes Kleid, welches vor allem wenn die Sonne darauf fiel, fast blendend strahlte.
„ Guten Tag Brianna!“ Sie fuhr herum und entdeckte das Gesicht eines kleinen Jungen. Er war der Sohn einer Frau, mit der sie in den Heilhäusern arbeitete.
„ Sei gegrüßt Fero“, lächelte Brianna, um mit den Jungen auf Augenhöhe zu sein, „ was machst du denn hier allein?“
„ Ich soll für Mama ein paar Sachen einkaufen. Sie will heute groß für uns Kochen!“. Der Junge strahlte und zeigte dabei ein paar Zahnlücken.
„ Na dann solltest du dich lieber beeilen, sonst wird sie noch sauer. Richte ihr liebe Grüße aus!“, sagte Brianna und wuschelte Fero einmal durchs rötliche Haar, bevor er schon wieder in der Menschenmenge verschwunden war. Brianna lächelte herzlich. Sie hatte sich gut in Minas Tirith eingelebt und hatte die weiße Stadt schon bald in ihr Herz geschlossen.
Ihre Augen fuhren über die Stände des kleinen Marktes im dritten Ring, und sie musste feststellen, dass mit jeden Tag das Angebot dürftiger würde. Die Händler erklärten dies mit der Besetzung durch Mordor, der ihnen den Handel erschwerte.
Mit einem Korb voll frischer Tomaten, Auberginen und Petersilie machte sie sich auf den Weg.

Sie nahm den üblichen Weg durch die kleine Gasse, wo es eine kleine Kaffeestube gab und wo es immer so herrlich duftete, dass es ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ihre kleine Wohnung war in der äußersten Hälfte des dritten Ringes, in der Spielmanngasse. Sie hatte lachen müssen, als der gondorianische Beamte gesagt hätte, dass man dort für sie eine Wohnung gefunden hatte. Seit sie in Gondor angekommen war, trug sie das Emblem der Spielleute täglich und dachte auch wieder öfter an ihre Eltern.

Brianna kramte gedankenverloren in ihrem Korb nach dem Schlüssel, als sie den Kopf hob erschrack sie so heftig, dass sie das Gemüse fallen ließ und die Auberginen, wie Murmeln über den weißen Steinboden kullerten.

Thorondor the Eagle:
Elea vom Haus im vierten Ring


Es war noch immer kühl in der Stadt und es gab kaum Grünflächen darin. Elea konnte nicht sagen, ob es schon Sommer war oder noch Frühling, denn die Sonne sah man nur sehr selten durch die dichte Wolkendecke hindurch.
Eifrig suchte sie den Weg nach unten in die tieferen Ringe der Stadt. Am Markt erkundigte sie sich nach den Händlern, die bald wieder aufbrechen würden in Richtung Norden und sie fand tatsächlich einen.
„Werter Herr“, rief sie. Ein Mann mit struppigem, grauem Haar und einer dicken Knollnase drehte sich um. Seine Augenbrauen waren buschig und sein Blick wirkte streng und alt.
„Gnädige Frau?“, begrüßte er sie förmlich.
„Ihr seid fahrender Händler habe ich gehört und eure Reise führ euch in den hohen Norden.“
„Wer will den das wissen?“
„Ich möchte es wissen. Wo geht es denn hin?“
„Warum sollte ich euch das sagen?“
„Weil ich euch ein Geschäft anbieten möchte.“
„Dann lasst einmal hören.“
„Ich habe hier einen Brief, dessen Siegel ganz ist und das auch noch ganz sein soll wenn es in Eriador ankommt.“
„So, so… Eriador. Ich denke, das ließe sich einrichten für einen guten Lohn. Ihr habt Glück, denn ich fahre über die große Nord-Süd-Straße nach Tharbad und schließlich auch nach Bree. Heutzutage muss man aufpassen wo man sich aufhält, es gibt nur noch wenige Handelsstädte die nicht von Spionen und Folterknechten überfüllt sind. Um Aldburg zum Beispiel wurde mir geraten einen großen Bogen zu machen. Aber Bree, da komm ich hin.“
„Hier, ich gebe euch die paar Goldmünzen, mehr habe ich leider nicht.“
„In Ordnung. Euer Brief hat ohnehin nicht viel Gewicht“, antwortete er und nahm das Geld und das Papier entgegen.
„Wenn ihr wieder zurück kommt, verlangt nach Elea. Die Soldaten wissen wer ich bin und sie werden es mir ausrichten. Vielleicht habt ihr das ein oder andere wofür ich mich interessiere“, sagte sie lächelnd und verabschiedete sich mit den besten Wünschen für die Reise.

Elea war froh dies alles alleine und ohne Hilfe Herumors geregelt zu haben. Sie wollte ohnehin nicht, dass er von Helluin weiß und von ihrem Leben am Abendrotsee. Der Tag war noch jung und die Frau beschloss die Heilhäuser zu besuchen. Sie hatte noch gar nicht gesehen wo Brianna arbeitete und was dort vor sich ging. Vielleicht hatte sogar Haldar eine Zeit lang dort gelegen um sich von den schweren Wunden zu erholen. Sie marschierte zahlreiche Stufen hinauf in den vorletzten der Ringe. Vor sich sah sie die weiße Fassade des Hauses und nebenbei, wie eine kleine Insel inmitten der ruhigen See, einen kleinen Kräutergarten. Die Blumen blühten schon zahlreich und die Bienen und Schmetterlinge flogen emsig von Blüte zu Blüte. Sie holte tief Luft um den herrlichen Geruch einzufangen und in ihrem Gedächtnis zu speichern. So wurde ihr bewusst wie sehr sie den Abendrotsee und die wunderschöne Natur im hohen Norden vermisste.


Bald schon ging sie durch die Türe und stand in der großen Halle der Heilhäuser. Einfache Betten standen darin und hin und wieder lag ein Verletzter oder Kranker darin. An den Wänden waren hohe Kästen mit verglasten Türen hinter denen hunderte von Büchern standen und kleine Glasphiolen gefüllt mit den merkwürdigsten Tränken. Sie sah die alte Ioreth wie sie sich nach einem dieser Fläschchen streckte, doch sie erreichte es nicht. „Wartet“, rief Elea und lief zu ihr „Ich helfe euch.“
„Das ist sehr nett von euch, Elea.“
„Bitteschön“, sagte sie und reichte ihr das Gefäß mit einer zähen gelben Flüssigkeit darin.
„Das ist nur Honig“, sagte Ioreth „Er reinigt die Wunden und beugt gegen Narbenbildung vor. Man muss nur ein klein wenig davon auf die offene Wunde geben. Wie ich sehe habt ihr euch schon gut eingelebt bei uns und schon zahlreiche Bekannte hier in der weißen Stadt.“
Elea nickte.
„Und wie ich auch sehe hat das schlechte Benehmen eures Gefährten noch nicht auf euch abgefärbt.“
„Wie bitte?“, fragte Elea verwirrt.
„Ja. Ich habe euch gesehen, mit Herumor, letztens auf dem Marktplatz. Die ganze Stadt spricht schon darüber, über die geheimnisvolle Dunedain aus dem Norden. Alle möglichen Gerüchte, ja manche sogar sagen ihr seid eine Prinzessin.“
„Ich bin keine Prinzessin“, sagte die Frau in einem törichten Tonfall.
„Nun denn, muss Herumor tatsächlich etwas an euch finden. Hübsch seid ihr ja. Selten habe ich eine solch anmutige Frau wie euch gesehen. Aber ich komme ja aus dem Süden, aus Lossarnach. Dort sind alle klein und dunkelhäutig. Menschen wie euch gibt es dort nicht.“
„Ich bin nicht die Gefährtin von Herumor. Nein keines Wegs. Ich bin… war glücklich verheiratet.“
„Oh nein, wie tragisch. Was ist denn passiert mein Liebes?“, fragte die Alte neugierig.
„Das was mit allen passiert in diesen schrecklichen Zeiten. Er ist im Krieg gefallen, mit dem König an seiner Seite.“
„Euer Mann gehörte zur grauen Schar?“
Elea nickte.
„Ein paar von denen hatte ich hier. Die Elbenzwillinge haben mir geholfen die Verwundeten auf die Betten zu legen. Ich bin einfach zu alt für solch schwere Lasten. Was hätte ich nur ohne sie getan? Und jetzt wo ich so nachdenke, kommt mir auch dein Name sehr bekannt vor. Ich habe die beiden reden gehört. Den König und diesen Waldläufer und sie haben ganz deutlich euren Namen genannt. Ich glaube der König wollte ihn nachhause schicken zu Elea und du…“, plötzlich stockte sie und sagte nur noch „Ich verstehe. Du warst sein Frau.“
„Habt ihr Haldar gekannt?“
„Nur vom sehen. Er war nicht verletzt und so hatte ich nicht die Gelegenheit ihn kennen zu lernen. Aber er sah sehr nett aus, soweit man das von einem griesgrämigen Waldläufer sagen kann. Ich muss mich jetzt um meine Verletzten kümmern. Ihr könnt mir gerne helfen oder auch nicht. Auf jeden Fall könnt ihr gerne ein bisschen hier bleiben.“
„Ich warte eigentlich auf Brianna, sie ist eine Freundin von mir.“
„Sie war heute noch nicht da. Ist gestern am frühen Nachmittag auf den Markt gegangen und nicht mehr wieder gekommen. Aber sie müsste heute noch hier erscheinen.“
„Dann warte ich.“

Vexor:
Ok reiß dich zusammen Brianna. Du gehst jetzt einfach in die Heilhäuser und wenn du zurückkommst ist er schon wieder weg.

Möglichst leise trat sie in den Flur. Behutsam schloss sie die einfache Holztür hinter sich, um Araloth nicht zu wecken. Durch einen kleinen Spalt blickte sie kurz in ihr Schlafzimmer und sah den nackten Körper Araloths auf ihrem Bett liegen. Sein schulterlanges schwarzes Haar hing ihn übers Gesicht, während er auf dem Bauch schlief und leise schnarchte.
Auf Zehenspitzen ging sie den Flur entlang und blieb bei einer Kommode neben der Haustüre stehen. Sie war einen flüchtigen Blick in den Spiegel und zog sich eine einzelne haselnussbraune Strähne hinter die Ohren und betrachtete ihren Hals. Der kleine Bluterguss prangte an ihrem Hals, wie um alle Welt da draußen über die gestrige Nacht in Kenntnis zu setzen.

Mit einen leichten Seufzer nahm Brianna den dünnen, seidenen Schal aus smaragdgrüner Seide und legte ihn sich um den Hals, um den Fleck zu bedecken. Danach schlüpfte sie in ihre weichen Stiefel und vergewisserte sich noch einmal, dass Araloth schlief.
Sie hatte die Tür fast ganz hinter sich geschlossen, als sie noch einmal zurückging und Araloth eine Nachricht hinterließ, dass sie in die Heilhäuser gegangen war. Sie wusste selbst nicht, warum sie das gemacht hatte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl es Araloth schuldig zu sein.

Als Brianna in die Spielmannsgasse trat, war sie geblendet und musste einen Moment inne halten, denn ein paar Sonnenstrahlen waren durch den sonst, mit schwarzen Wolken bedeckten, Himmel gebrochen und die weiße Stadt erstrahlte, wie ein Palast aus glitzernden Schnee. Zielsicher war ihr Schritt durch Minas Tirith, auch wenn ihre Gedanken sofort wieder abschweiften; hin zu Araloth, Elea und manchmal auch an Rhia.
Sie plagten manchmal Alpträume in denen sie die letzten Stunden Rhias leben nochmal durchleben musste.
Der Angriff der Ostlinge auf ihren Hof schien dann wieder so real, dass es Brianna schien als würde sie den Geruch des verbrannten Fleisches wieder in der Nase spüren. Als würde sie die wimmernden und von Schmerz verzerrten Schreie der Ostlinge vernehmen, die schlussendlich vor ihrer Haustüre verendet waren.
Brianna musste dann mit ansehen, wie Rhias Atem schwächer wurde und sie schlussendlich in das Totenreich entglitt, wo sie für sie unerreichbar war.
Nach diesen Abenden wachte Brianna schweißgebadet auf und konnte nicht mehr einschlafen. Sie setzte sich meistens in ihr kleines Arbeitszimmer und studierte die uralten Bücher über Heilkunst, die sie aus der Bibliothek der Heilhäuser ausgeliehen hatte.
Jedoch wurden die Träume seltener und die Erinnerungen fingen immer mehr an zu verschwimmen und nur noch blass konnte sie sich an das Gesicht ihrer geliebten Freundin erinnern.

„ Passen Sie halt auf!“, brüllte sie die Stimme eines schmächtigen Mannes an, den sie offenbar gerade angerempelt hatte. Irritiert blickte Brianna den Mann an und ging weiter, ohne sich zu entschuldigen.
Auf den Straßen hinauf zu den Heilhäusern nahmen die Menschenmassen immer weiter ab, bis sie ab einen gewissen Punkt nur noch die Frauen traf, die ebenfalls in den Heilhäusern arbeiteten. Allgemein traf man in der weißen Stadt hauptsächlich auf Frauen, denn die meisten Männer waren mit ihrem König am Schwarzen Tore gefallen, hatte ihr Ioreth erzählt, als sie mit ihr zusammen die Kranken pflegte.

„ Nun leben in der Stadt nur noch wenige Männer – Kranke, Invalide oder – das schlimmste- Günstlinge Herumors und des Packs aus Mordor. Pass auf Brianna, Minas Tirith ist ein Nest voller Frauen und diese Männer sehen das als eine Art Freibrief. Gerade das Gesindel des Feindes ist gefährlich! Trage am besten immer ein Messer bei dir, vor allem in den Stunden der Dämmerung.“
Gerade, als sie sich Ioreths Worte ins Gedächtnis rief, traf es sie wie ein Blitz.
Verdammt ich habe mein Messer auf dem Küchentisch liegen lassen…nun ja mir wird heute schon nichts passieren. Bis jetzt habe ich es eh nicht brauchen können.

Sie bog in eine kleine Gasse ein, wo der kleine Junge lebte, den sie gestern auf dem Markt getroffen hatte. Als sie seine Haustür passierte sah sie, dass sie verschlossen war. Als war seine Mutter ebenfalls bereits in den Heilhäusern.
Nach wenigen Minuten betrat sie die Heilhäuser und legte ihren Mantel ab, um sich eine der Schürzen umzubinden und sich die Haare zu flechten. Sie sah durch ein Fenster in den Kräutergarten, wo sie Ioreth erblickte, die dabei war ein paar der Kräuter zu flücken.
Gedankenverloren betrat sie den Raum, wo die Kranken aufgebahrt waren und wollte sich ans Tagewerk machen, als sie ihre Freundin erblickte.
Strahlend schlich sie sich von hinten an Elea und hielt ihr die Augen zu.
„Na wer bin ich“, sagte sie mit einen neckischen Ton.

Thorondor the Eagle:
Ein wenig erschrocken von den warmen, vertrauten Händen aus dem Hinterhalt, drehte sich Elea jedoch schnurstracks um und umarmte ihre Freundin. Getrost konnte sie Brianna schon Freundin nenne, denn immerhin war sie in ihrer schwersten Zeit bei ihr. Sie begleiteten einander durch Freud und Leid, durch gefährliche und durch ruhige Zeiten, simpel gesagt durch dick und dünn.
„Hallo!“, sagte Elea herzlich.
„Endlich besuchst du mich einmal, hier in den Heilhäusern“, erwiderte Brianna.
„Ja, es war wirklich schon Zeit. Viel zu lange habe ich mich vor der Welt versteckt.“
„Dazu hattest du auch allen Grund.“
Elea nickte kurz: „Aber nun habe ich all dies überwunden. Ich habe Helluin einen Brief geschrieben.“
„Gut so. Er wird dich sicherlich sehr vermissen.“
„Ja“, stotterte Elea und ihre Augen waren wässrig „Aber nicht mehr lange. Ich werde bald wieder zu ihm heimkehren. Er braucht eine Mutter, eine die er verdient hat.“
„Lass es mich rechtzeitig wissen, bevor du dich aufmachst.“
„Ja“, antwortete Elea und schweifte dann mit ihrem Blick durch den Raum „Sag, Brianna, was hältst du denn von dieser Ioreth?“
„Ioreth? Du kennst sie bereits?“
„Ja. Am Löwenbrunnen sah ich sie zum ersten Mal und dort sprach sie auch mit mir. Hier nun sah ich sie zum zweiten Mal. Sie wirkt verwirrt und schweift oft in Erinnerungen.“
„Wirr ist sie nicht im Kopf, die alte Ioreth. Sie ist viel gewiefter, als so mancher ihr noch zutrauen würde und sie weiß das auch. Sie spielt eine Rolle, denke ich und sie spielt sie sehr gut. Und die Erinnerungen in denen sie umherschweift halten sie jung und lebendig.“
„Jung und lebendig? So wirkt sie auf mich absolut nicht.“
„Ihr Körper mag alt sein, aber nicht ihr Geist. Unterschätze sie bloß nicht, mit so mancher Kunst hat sie mich überrascht. Alte Tinkturen die dieser Tage keiner mehr kennt, kann sie dir in- und auswendig aufzählen. Sie vergisst keine Gesichter und keine Namen“, sagte Brianna leise.
„Sie kennt Aragorn und kannte Haldar. Einst heilte sie die Verletzten, die hier in der Stadt gegen die Truppen Mordors kämpften.“
Brianna nickte: „Sie ist eine Anhängerin des Königs, meistens zumindest. Immer wieder höre ich sie etwas murmeln ‚Die Hände des Königs sind die Hände eines Heilers‘.“
Neugierig sah sie zu der alten Frau hinüber, die ihr nur einen kurzen, flüchtigen Blick zuwarf und sich dann um einen Mann kümmerte dessen Arm straff in Verbände gewickelt war. Sie sagte nichts mehr über Ioreth, nur in ihren Gedanken stellte sie sich immerzu Fragen über Fragen.
„Und meine Liebe, was gibt es bei dir neues? Wie geht es dir und was hat sich getan seit du das letzte Mal bei mir im Haus warst?“, fragte Elea aufrichtig.

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