Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Die Straßen von Minas Tirith

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PumaYIY:
Karthull hatte gerade ein Gespräch mit Krohlon anfangen wollen, als die Tür aufgezogen wurde. Schnell half Karthull der Frau und zog die schwere Tür hinter ihr wieder zu.
"Es ist spät geworden." , sagte sie während sie den Staub, von dem in dem Raum offensichtlich viel aufgewirbelt worden war von ihrem Kleid rieb.
"Ich möchte nach Hause." , sagte sie und gab Krohlon die Fackel in die Hand. Aus ihrem vorher schnellen und zielgerichteten Schritt war nun ein eher spazierendes Gehen geworden. Sie scheint über irgendetwas zu grübeln, aber was? In dem Raum war doch nichts außer einer Wand voll Buchstaben? Vielleicht war ja doch jemand im Raum... Karthull schielte über die Schulter zur Tür zurück. Er sah etwas huschendes, doch als er sich ganz umdrehte und rufen wollte war da doch nichts mehr. "Trödel nicht herum Karthull du hast sie gehört wir sollen sie nach Hause bringen."
"Hast recht Krohlon, ich hätte nur schwören können, dass da gerade jemand war."
Den Weg fanden Karthull und Krohlon relativ gut, bis auf ein oder zwei Mal wo sie nachfragen mussten, Elea blickte dann etwas verwirrt auf, sagte dann aber wolang es ging.
Als sie die Gasse im vierten Ring erreicht hatten sahen sie schon von weitem drei weitere Männer vor der Tür. Karthull und Krohlon sollten nach den Stunden der Bewachung abgelöst werden und wurden darauf von dem dritten Mann zu weggeführt. Zuerst dachte Karthull es ging zu ihren Unterkünften, doch als sie in die immer höher gelegenen Ringe kamen fand er es selbst fragwürdig. Es ging schließlich in einen engem Raum mit einem Tisch und ein paar Stühlen in dem sie warten sollte bis "er" kommen würde.
"Wer ist er?" , fragte Karthull noch, doch die Tür wurde schon zugeknallt. Krohlon und er mussten eine gute Weile warten, bis Herumor in eiligem Schritt den weißen Raum betrat.
"Was gibts ich hab nicht so viel Zeit?!" , polterte er los.
"Ähm... Verzeihung Herr aber wir wurden direkt von der Frau Elea hierher gefüh..."
"Achso genau." , schnitt ihm Herumor das Wort ab: "Wo war sie und was hat sie gemacht?"
"Die ganze Zeit seit wir bei ihr waren?" , fragte Krohlon.
"Nein, nur den Anfang!" , spottete der sichtlich gehetzte Herumor: "Natürlich die ganze Zeit, aber fass dich kurz!"
Sie schilderten wo sie gewesen waren und wielange. Herumor ging nach Ende der Erzählung raus und kam kurze Zeit später wieder herein. "Es scheint als seid ihr recht zuverlässig, mein Spitzel der euch heute beobachtet hat sagt, dass ihr die Wahrheit sprecht."
Wir wurden beobachtet? Den ganzen Tag über, der Mann muss ja unglaublich misstrauisch sein, wenn er seine eigenen Wächter beobachten lässt.
"Ok und jetzt geht raus, der Soldat zeigt euch eure Gemächer. Ha Ha, vergesst nicht, das er euch in den Wachplan für die nächsten Wochen auch einträgt."
Die beiden gingen hinaus und taten, was Herumor ihnen befohlen hatte. Das viele gelaufe wird mir langsam lästig und immer auf und ab. Im dritten Ring stand ihre Barracke, ein heruntergekommener Gebäudekomplex, der wohl bei der Belagerung durch die Heerscharen des Hexenkönigs mehreren Katapulten zum Opfer gefallen war und nur notdürftig repariert wurde. "Eine Schande ist es, als Aragorn zum schwarzen Tor zog sollte dies Gebäude wiederaufgebaut werden, doch nichts ist passiert seit die Stadt unter Saurons Banner weht." , erklärte der sie führende Soldat ihnen, als sie über eine Leiter den Rundgang des ersten Obergeschosses erklommen.
"Hier stand die Treppe." Der Soldat deutete auf den breiten Spalt, durch den sie mit der Leiter hochgeklettert waren. Der gesamte Rundgang war durch ihn gespalten und um auf die andere Seite zu kommen musste man entweder weit springen können oder den ganzen Umweg des Kreises gehen.
Die Zimmer waren eigentlich geräumig und schöner als die, die Karthull zuvor bewohnen durfte, doch waren sie zu sechst in einem Zimmer, das eher für vier Personen vorgesehen war. Die beiden schliefen hier mit den andern Männern die auch Elea bewachten, diese jedoch sollten Nachts vor ihrem Haus stehen und tagsüber hier in den Betten schlafen, die Nachts für Karthull und Krohlon herhalten mussten.


Karthull zur Kaserne im dritten Ring
 Elea in ihr Haus im vierten Ring

PumaYIY:
Karthull kommend von der Kaserne im dritten Ring


Die Häuser zogen sich entlang den Straßen und mehrere Male lief Karthull den gesamten dritten Ring von einem Fels bis zu dem auf der andern Seite der Stadt. Er war tief beeindruckt von der ernormen Größe dieser vielerorts leerstehenden Gebäude und ihren aufwendigen Verzierungen und Türen und Fenstern, die Fassaden strahlten in der winterlichen Mittagssonne und reflektierten das wärmende Licht.
Die Gegend südlich des Berges war nicht die schönste und nur ärmlicher gekleidete Leute sah er hier auf den Straßen, doch waren die Gebäude nur heruntergekommen und nicht von sich aus marode oder gar hässlich wie Karthull empfand. Der Fels der den Ring im Westen begrenzte war glatt und die Mauer des vierten Rings ragte in atemberaubende Höhe. Karthull hatte seine ganze Erkundungstour über nichts gesagt und nur still staunend die Architektur der Stadt bewundert, jetzt kam er zu dem Schluss, dass er Elisabeth Lûdhra von dieser wunderschönen Stadt mit den vielen Häusern berichten musste. Wenn ich einmal reich wäre würde ich mir hier einen großen Hof kaufen, den ganzen Dreck wegmachen und ihn in neuem Glanz erscheinen lassen. Die Leute müssen das doch loswerden wollen und froh sein wenn jemand die alten Gebäude hier  pflegt.
Ein wenig sponn Karthull den Gedanken noch weiter, bis er zu dem Schluss kam der Ort müsse in einem Gedicht angepriesen werden, doch verstand sich er sich nicht so auf das Reimen und Dichten. Bis ich bei den Lûdhras bin, muss ich mir was ausgedacht haben oder ich lass es sein mit dem Dichten.
Es wurde später und so warm die Sonne auch gewesen war, sie verschwand recht schnell und es wurde früh am Nachmittag schon dunkel, was auch durch die heraufziehenden Wolken verursacht wurde. Die Straßen waren wenig beleuchtet und nur ab und zu sah Karthull eine Laterne vor einem Haus, die ihm etwas Licht spendete. Er war noch nicht weit vom Berg entfernt als er auf ein paar komische Menschen traf, sie schienen vornehm gekleidet und doch trieben sie sich im Dunkeln herum und wichen Karthull seiner Ansicht nach in übertriebenem Maße aus, denn die Straße war leer und so breit, dass zwei Wagen ohne Probleme aneinander hätten vorbeifahren können. Diese Herren wie Karthull vermutete wichen trotzdem auf die andere Straßenseite aus.
Er schaute ihnen kurz nach bis ihre Umrisse mit dem Schatten verschwommen und er weiterging. Das alles hätte nicht im geringsten Karthulls Aufmerksamkeit erregt, doch als in den folgenden Minuten immer mehr Herren und auch Frauen auf diese Weise in die Richtung der beiden ersten geschlendert kamen fragte er sich was da wohl lossein könnte. Gut zwei Dutzend dieser Gestalten beobachtete er bis zum Tor in den vierten Ring, dannach traf auf keine dieser Leute mehr oder nahm sie nicht mehr so wahr, da auf den Straßen wieder mehr andere Menschen waren.
Als er die Kaserne erreichte erblickte er erstaunt den Hilfsanführer der Korsaren mit denen er gekommen war. Dieser unterhielt sich energisch mit einem prunkvoll gekleideten Hauptmann der Wache, Karthull blieb erst stehen und schlich sich dann im Schutz der Häuserfassade nun unendeckt an die beiden heran, um sie zu belauschen.
"Es kommt nicht in Frage! Befehl ist Befehl, das gilt auch für Ostlinge und Korsarenpack. Wenn Herumor jemanden aus ihrer Abteilung für Sonderzwecke einsetzt steht ihm das zu und sie haben ohne Widerrede folge zu leisten ist das verstanden?!" , wies der Hauptmann den großen Kosar zurecht.
"Ich kann Abhilfe schaffen, die zwei Taugenichtse würde ich für meine besten zwei Männer eintauschen, die sind diszipliniert und gehormsam glaube mir! Ich kann es nur nicht haben wenn diese Idioten mit einer besseren Unterkunft belohnt werden, obwohl sie es nicht verdienen. Als meine Jungs das erfahren haben waren sie stocksauer und die Moral der Truppe ist nun im Keller, also würde ich vorschlagen, dass..."
"Nichts da!" , unterbrach der Hauptmann die mit Gesten unterstrichenen Schilderungen des Korsaren: "Befehl ist Befehl und jetzt verschwindet."
"Ihr werdet ja schon noch sehen, wenn ich die beiden zu packen kriege werden sie nicht mehr so prahlen und strahlen, darauf könnt ihr euch verlassen." , der Kosar ging und der Hauptmann rief ihm nach: "Dann pass auf, dass dir das nicht in ihrer Dienstzeit passiert, denn dann hast du wohl oder übel dein Leben verwirkt." Leiser fügte er noch mehr zu sich selbst gewandt hinzu: "Obwohl es schon einen gewissen Reiz hat die Feinde sich gegenseitig bekämpfen zu sehen."
Karthull setzte sich geschockt und erschreckt auf eine Bank in der Nähe des Tors der Kaserne: Anscheinend hatte Krohlon doch nicht so ganz unrecht mit den missmutigen Absichten der anderen Wachen. Ich muss ihm von dem Vorfall erzählen, aber nein dann würde er wieder so hysterisch werden... Was mach ich nur? Ich wünschte ich würde diesen Beregond endlich treffen, damit ich mich wenigstens einem offenbaren kann.
Nach einiger Zeit des Grübelns ging Karthull nun doch in die Kaserne und er hatte Glück, denn er kam noch rechtzeitig zum Abendessen.


Karthull in die Kaserne im dritten Ring

PumaYIY:
Karthull und Krohlon von der Kaserne im dritten Ring
Elea und Herumor vom Haus des Truchsess


Als Karthull und Krohlon mit einer Vielzahl von Leuten auf den Platz nahe dem Stadttor strömten trafen sie auf einige Wachen die sie von der Kaserne aus kannten. Nach Krohlons Begrüßung erklärten sie freundlich was sie hier taten: "Wir sollen hier auf die Sicherheit der Versammlung achten, denn bei solch einem Volksauflauf muss auch ein entsprechendes Aufgebot an Wachen anwesend sein. Passt außerdem auf Taschendiebe auf, in so einer Masse wittern sie gute Beute."
"Danke für den Ratschlag, dann will ich hoffen, dass es für euch nicht zu viel zu tun geben wird." , bedankte sich Karthull bei den Wachen und sie gingen weiter in die nun schon schnell angewachsene Menschenmasse. Doch es wurden bald so viele Menschen auf dem Platz, dass die Wachen einige weitere Schaulustige zurückweisen und wegschicken mussten, allerdings konnte Karthull erkennen, dass manche auch von der Mauer des zweiten Rings hinabblickten.
Für Karthull und Krohlon war es ganz offensichtlich: Seit langem hatte es in Minas Tirith kein solches Spektakel mehr gegeben. Sie suchten sich eine geeignete Stelle von der aus sie das Podest, dass am Rand der Straße direkt vor der Mauer des zweiten Rings errichtet worden war und den Galgen, der unmittelbar davor stand gut im Blick hatten. Sie hatten sich auf der gegenüberliegenden Seite also kurz vor der äußersten Mauer auf einige Bänke gestellt um über die Menschenmasse vor ihnen schauen zu können.

Dann begann es.
In den letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzerten die Fanfaren die hochoben von der nun anscheinend doch geleerten Mauern des zweiten Rings das Signal zum Beginn des Spektakels bliesen.
Keine Frage ein Fest, dass dem König zu Ehren stattfinden würde hätte ich mir nicht feierlicher vorstellen können. Was für ein Hohn! , Karthull schaute ein wenig verbittert um sich und erblickte die in weiter Ferne das Dunkel des Grenzgebirges von Mordor. Irgendwo dort ist vielleicht der wahre König dieser Stadt. Er wendete sein Blick wieder ab. Krohlon stubste ihn an und sagte: "Du bist wirklich ein komischer Kauz. Alle Tage hast du Zeit die Landschaft und den Ausblick von der Stadt aus zu sehen, aber ausgerechnet bei einer Hinrichtung drehst du dich um."
"Ich weiß", Karthull wusste nicht wie im zumute war. Er wollte noch etwas sagen wie: "Wir sind doch noch gar nicht so lange hier.", doch Krohlon schaute schon wieder wie gebannt nach vorne. Nahezu gierig schien er die Hinrichtung zu erwarten.
"Da." Krohlon deutete auf ein paar Wachen die einen Weg bahnten.
"Ich wusste doch das er das ganze angeleitet hat."
"Wer?" Karthull reckte sich und da erkannte er sie. Arm in Arm schritten Herumor und Elea auf das Podest auf dem auch einige Stühle wie eine Art Tribühne aufgebaut waren.
Elea hätte ich nicht zugetraut, dass sie Herumor auf die Hinrichtung begleitet. Karthull erinnerte sich an ihr ungewöhnliches Verhalten bei dem Raum vor dem Krohlon und er hatten warten sollen. Karthull war sich noch nicht im klaren was er von ihr halten sollte, genauso wenig wie er nicht wusste was ihn bei der Hinrichtung erwarten sollte, denn innerlich hatte er alle die fröhlich aufgeregten Menschen noch nicht mit der Tötung eines anderen Menschen verbunden.
Weitere gut gekleidete Personen trafen ein und setzen sich zu Elea auf die Stühle des tribühnenartige Podests Herumor blieb stehen.

Thorondor the Eagle:
Schweigend saß Elea auf ihrem Stuhl. Es kostete sie viel Kraft erhobenen Hauptes in die Menge zu schauen und den teilweise vorwurfsvollen Blicken standzuhalten. Aber schlimmer war noch, die Genugtuung, die sie aus vielen Gesichtern lesen konnte.

…Da steht ihr alle und schaut. Seit gekommen, wie die Geier zum Aas… Sicherlich ist es die erste öffentliche Hinrichtung seit Monaten, aber ihr wisst nicht wieviele getötet wurden ohne eure lechzenden Blicke… Ist das nun der Auftakt zu einer noch dunkleren und noch grausameren Zeit… einer Zeit in der es mehr Hinrichtungen geben wird als Kinder das Licht der Welt erblicken… in der Unrecht zu Recht wird? Was wird er nur verkünden vor all den Menschen? Was will er nur erreichen und wen will er hängen?...

Herumor erhob die Hand und nach und nach breitete sich Stille über den ganzen Platz aus. Die Schlinge war noch leer, doch der Henker stand bereits unterhalb davon.
„Erben Numenors, Menschen von Gondor! Endlich, nach so langer Zeit und zahllosen Kämpfen und Kriegen haben wir endlich das Gesicht unseres Feindes gesehen und es hat mich erschüttert. Wenige Tage ist es nur her, dass wir hier, innerhalb unserer wohlbehüteten Mauern - in unserer Stadt - den Feind ertappten, als sie Pläne verwirklichen wollten die unsere Vernichtung bedeuten würden. Ich war bestürzt und zutiefst enttäuscht als ich an jenem Abend einem nur scheinbar treuen Kollegen und auch Freund Auge in Auge gegenüber stand. Er hat mich schamlos belogen und euch alle verraten und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!
Ja, ein hoher Gesandter Dol Amroths ist er und zweifelsohne vertritt er die wahren Einstellungen dieser Stadt, die sie schon viel zu lange vor uns verborgen halten. Der Fürst und sein Gefolge können nicht weiter verleugnen, wer sie sind und was sie versuchen zu erreichen. Aber heute wird er hängen um unseren Feinden zu präsentieren, dass ihre Intrigen und Lügen aufgeflogen sind und dass sie einen Riesen geweckt haben, den sie nicht mehr bändigen können.“

Elea wurde ganz mulmig im Bauch. Sie hatte Angst, dass Herumor Araloth hängen lassen würde. Aufgeregt versuchte sie den Verurteilten zu erspähen. Die Trompeten stießen laute Töne aus, als der Henker den Gefangenen zum Galgen führte. Es war das Mitglied des Stadtrates, das an der Versammlung in den Heilhäusern teilgenommen hatte. Er war sehr groß und etwas dick. Er schloss die Augen und Elea glaubte Tränen neben der Nase aufblitzen zu sehen.

„Möge ihm der Weg in die Hallen unserer Väter verwehrt bleiben und dort landen wo Verräter ihr restliches Schicksal abbüßen müssen“, gab Herumor den versteckten Befehl.
Der Henker führte den Verurteilten und stülpte ihm schließlich einen blauen Sack mit dem silbernen Schwan über den Kopf. Er legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie bis zum Anschlag zusammen. Mit einem kräftigen Stoß fiel er über den Rand des Galgens und augenblicklich schnürte ihm der Strick die Luft ab.

Elea sprang auf und schaute erschrocken zu, wie die Beine des Verurteilten wild umher schlugen. Sie schlug ihre Hände zusammen und zog sie schockiert vor ihren Mund. Verwundert richtete sich der Blick Herumors auf sie. Auch die Bevölkerung fixierte die Dunedain, denn ihr Klatscher war wohl lauter als sie es wahrgenommen hatte. Die Frau musterte den überraschten Anblick ihres Verlobten und begann in ihrer Verzweiflung laut zu applaudieren. Ihre Beobachter stimmten ein.

In sich gekehrt und voller Scham über ihre Reaktion flüsterte sie sich selbst zu: „Gnade brauchen dir die Herren des Westens nicht gewähren, denn du hast nichts unrechtes getan... Leb wohl.“
Ein letztes Zucken war zu sehen, ehe seine Beine regungslos zu Boden hingen und jeglicher Hauch von Leben aus ihm entwich.

Der Applaus verging langsam als Herumor mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu sprechen begann: „Ohne Zweifel haben die Bewohner der Schwanenstadt noch nicht erkannt, dass Freiheit nicht immer gleichzusetzten ist mit Freiheit. Gondor ist anmutig und stolz, doch niemals zu stolz um Hilfe anzunehmen, wenn wir sie dringend brauchen. Ich denke es ist Zeit die Tore zu öffnen, für all jene die auf unserer Seite stehen und die fähig sind unseren Feind an der Küste zu Fall zu bringen. Der Verrat an Minas Tirith und an Gondor, war das letzte was Fürst Imrahil zustande gebracht hat.“

Das Volk wurde unruhig bei den abschließenden Worten Herumors. Sie begannen laut zu diskutieren und zu schreien. Manche starrten noch wortlos auf den regungslosen Körper. Weit hinten an der Mauer sah Elea, ein beginnendes Gerangel und hörte wüste Beschimpfungen. Die Rede hatte manche wohl ganz schön mitgenommen.

Vexor:
Brianna und Paola von Briannas Haus in der Spielmannsgasse


„ Nicht so schnell Paola“, keuchte Brianna, die ihr waldgrünes Kleid angehoben hatte, um mit der leichtfüßigen Kurtisane Schritt zu halten.
Der Pferdeschwanz der Kräuterfrau zuckte hinter ihr her, wie der Schwanz eines Löwen, der hinter einer Gazelle her stürmt.
„ Es ist nicht mehr weit“, rief Paola, die bereits um die zwanzig Meter zwischen sich und Paola gebracht hatte.
Die eisige Luft schnitt Brianna in die Lunge und sie hatte das aufkeimende Bedürfnis stehen zu bleiben und sich an die Mauer zu stützen. Doch lief sie weiter hinter Paola her, die auf einmal in eine kleine Seitengasse eingebogen war.
Der Aufprall mit der Menschenmenge hatte weh getan und Brianna landete auf ihrem Hinterteil.

„ Tut mir leid Brianna, alles in Ordnung?“, sagte Brianna lächelnd und reichte ihr die Hand.
Die braunhaarige Frau nickte nur, bevor sie lauthals zu Lachen anfing. Sie wusste gar nicht genau über was sie lachte, über ihre eigene Torheit, den Sturz oder die Ereignisse der letzten Zeit. Sie wischte sich ein paar kleine Freudentränen aus den Augenwinkeln, bevor ein eisiger Blick einer Frau vor ihr das Lachen im Hals erstickte.
Erst jetzt realisierte Brianna die Maßen von Menschen, die sich in der kleinen Gasse und den Platz zu dem sie führte, versammelt hatte. Ihre Augen erspähten alle möglichen Leute. Von vornehmen Damen, die auch in den Zeiten der bitteren Not die feinsten Kleider trugen, über die mittelständigen Marktleute und Handwerkerfamilien, bis hin zu den Bettlern der Stadt, die sich vor allem in den Seitenflügeln des ersten Ringes, in den Armengassen, tummelten.

Gerade heute wurde ihr erschreckend bewusst, dass Minas Tirith eine Stadt der verwitweten Frauen war. Die wenigen Männer, die sie erblickte, waren entweder Teils der Soldaten Herumors, reiche Adlige, die sich von der Teilnahme an den Kriegen stets frei gekauft hatten, oder Kinder, die gerade erst am Anfang des Mannesalters standen.

“… und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!“
Die gröllende Stimme des Mannes und der Aufschrei, der auf seine Worte durch die Menge gingen rissen Brianna aus ihrer Musterung und sofort fixierte sie den Mann, der da in Mitten der Blicke der Menschen Minas Tiriths, auf dem Podium stand.
Alles was Brianna darauf noch vernehmen konnte waren Worte, wie Dol Amroth, hängen, Intrigen und Lügen
Araloth schoss es Brianna durch den Kopf und sofort versuchte sie sich durch die Menschenmenge nach vorne zu kämpfen; doch sie machten keinen Platz, verzweifelt versuchte sich Brianna Platz zu schaffen, aber die Bevölkerung der weißen Stadt blickte wie versteinert auf Herumor und die Hinrichtung des Mannes aus Dol Amroth. Wie Stein waren auch ihre Körper und Brianna zerschellte an ihnen wie die Wellen an einer Steinfelsküste.

Als ihre Ohren das laute Knacken vernahm, das ihr klar machte, dass der feste Strick das Genick ihres Mannes gebrochen hatte, fing sie verzweifelt an zu schreien.
„ NEEEEEEEEEEIN!!“, schrie sie und packte die Menschen vor sich und riss sie gewaltvoll nach hinten. „ NEIN, NEIN, NEIN“, brüllte sie und ihre Lunge schmerzte vor Leid. Das Herz zerbarst ihr in diesen Moment, „ Araloth!“.
Sie zwängte sich durch die letzte Reihe von Menschen und stolperte auf den Platz, wo sie auf die Knie sank, wo sie den reglosen Körper baumeln sah. Es versetzte ihr einen Stich in der Magengegend, als wüsste ihr Kind, dass ihr Vater dort oben baumelte und sie traute sich nicht die maronenbraunen Augen zu heben. Sie traute sich nicht zu Atmen. Stattdessen wollte sie auf den kalten Steinboden sitzen bleiben, selbst zu Stein erstarren und nichts mehr empfinden.

Es schien als wäre ein Ballon in ihrem Kopf aufgeblasen worden, denn sie vernahm das groteske Klatschen nicht mehr wirklich, sondern spürte nur noch, wie eine Hand sie hoch zog und zu einer der Bänke zog.

„ Brianna beruhige dich. Es war nicht Araloth, der gehängt wurde. Es war einer der Stadträte“, redete Paola dringlich auf sie ein, die ihre Hände auf Briannas Wangen gelegt hatte und ihr tief in die Augen schaute.
„ Was“, wisperte Brianna und sie richtete ihren Blick auf das Podest und erkannte die Konturen des dicklichen Mannes, der keineswegs Araloth sein konnte. Des Weiteren erkannte sie auch eine weitere Person. Es war Elea, die Seite an Seite mit Herumor die Tribüne verließ.
„ Paola, ich möchte noch nicht heim“, sagte Brianna, die sich langsam wieder fasste, „ Ich möchte noch nicht in die leere Wohnung.“
Die Kurtisane lächelte und stand auf. „ Komm wir gehen in die kleine Taverne um die Ecke und trinken etwas. So wie es sich für Spielleute gehört“. Brianna musste lächeln und folgte der Kurtisane in die Taverne.


Brianna und Paola in die Taverne zum schwarzen Bären

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