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Autor Thema: Die Straßen von Minas Tirith  (Gelesen 28532 mal)

Thorondor the Eagle

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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #45 am: 3. Feb 2013, 22:11 »
…ungebremst donnerte die Spitze eines Stiefels in ihren Unterleib. Sie empfand höllische Qualen…

…mit einem lauten Knall kippte sie samt dem Stuhl nach hinten. Ihre linke und rechte Wange brannten von den unzähligen Schlägen ins Gesicht. Für einige Sekunden bekam sie keine Luft. Ihr Rücken schmerzte…

…vor lauter Aufregung und Angst stieß die Luft aus ihr heraus und bildete zahllose Blubberblasen. Als ihr Kopf aus dem Wasser gezogen wurde, hatte sie einen Hustenanfall. Sie musste einen Teil des eiskalten Wassers in ihre Lungen gesogen haben…

…langsam bohrte sich die stumpfe Klinge in ihren Handrücken. Es brannte, doch ihre Kehle war staubtrocken und ihr entfuhr nur ein leises quieken…

Es waren nur Bruchstücke die Elea wahr nahm und das Meiste erschien ihr eher wie ein schlimmer Traum. Es waren die Gedanken an ihren Sohn Helluin und ihren verstorbenen Mann Haldar die sie am Leben hielten.

„Unmöglich“; „War es die Wahrheit?“; „Lasst uns keine Zeit verlieren“…

Ein sanfter Schein erhellte die Dunkelheit. Elea spürte einen Hauch von Wärme auf ihrer linken Wange. Sie wagte es kaum die Augen zu öffnen, doch sehnte sie sich danach die wärmendne Strahlen der Sonne zu spüren.

Ihre Ohren waren gespitzt und sie lauschte, ob sie auch wirklich alleine war. Da war nichts; nicht einmal eine Ratte tapste über den kalten Steinboden. Sie öffnete ihre Augen ein wenig, doch schon bald stieß das Lid auf Widerstand. Ihr Gesicht war überwiegend grün und blau gefärbt, das Augenlid angeschwollen. Augenblicklich verkleinerte sich die Pupille auf ein Minimum und es brannte in ihren Augen, doch das störte Elea nicht. Zum ersten Mal seit Tagen im Gefängnis bzw. seit Monaten in der Stadt erstrahlte wieder die Sonne am Firmament.

Plötzlich hörte sie eilige Schritte vor der Tür. Vor Schreck ließ Elea alle Glieder schlaff nach unten fallen und schloss die Augen. Ein Mann näherte sich ihr. Seine Schritte waren schwer. Die Dunedain fürchtete sich.
„Herrin!“, flüsterte jemand „Herrin, wacht auf.“
Elea spürte eine Hand auf ihrer Wange und zuckte zurück. Ihr furchterfüllter Blick traf auf entsetzte Augen.
„Zum Henker, was ist passiert. Was hat man euch angetan?“, fragte der Mann.
Elea blieb stumm.
„Kommt, ich helfe euch. Wir haben wenig Zeit“, sagte er und begann die Fesseln durchzuschneiden.
„D… D…“, stotterte Elea und ihr Hals brannte vor Trockenheit.
„Wartet, da habt ihr etwas Wasser“, er führte einen Lederbeutel zu ihrem Mund. Gierig trank sie, sodass sie sich verschluckte und heftig zu husten begann.
„D… D… Doreal“, stöhnte sie und Erleichterung überkam sie. Mit ihren Händen stützte sie sich an den Lehnen des Stuhls ab, knickte aber gleich wieder zusammen.
„Kommt, ich helfe euch“, bot er an, ging etwas in die Knie, legte vorsichtig ihren Arm über sein Genick und zog sie nach oben. Ihr geprelltes Schienbein gab ihr einen schmerzenden Stich.
„Schafft ihr es?“, fragte er fürsorglich.
„Ich muss.“
„Das Heer ist noch einen Tagesmarsch von der Stadt entfernt. Wir können euch hier wegbringen.“
„Die anderen?“
„Viele sind geflohen, doch noch viel mehr sind hier. Sie sind stur, sie glauben an das was sie erreicht haben.“
„Sie werden alle sterben. Sauron wird nun keine Gnade mehr zeigen. Zu groß ist seine Angst vor dem Volk Gondors.“
„Ich weiß. Wir haben getan was wir konnten.“
Mit dem Fuß stieß der Soldat die Türe auf und die ersten Frühlingssonnenstrahlen bedeckten Eleas Körper. Sie spürte die Wärme, sie fühlte die Freiheit.
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Thorondor the Eagle

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Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #46 am: 6. Feb 2013, 22:10 »
Es fiel ihr schwer so viele Schritte zu gehen um endlich aus der Stadt zu entkommen, die nun vollkommen wüst war. Zahlreiche Fenster waren verstellt oder mit Holzlatten vernagelt; die Türen geschlossen.
Selbst ein Mensch der blind und taub war, hätte bemerkt, dass die Stadt vor dem Untergang stand – so düster war die Stimmung. Doreal gab der Dunedain einen leichten Umhang, den er ihr über die Schultern legte und mit dessen Kapuze sie ihr Gesicht verbarg.
Es war kurz vor dem Tor zum nächsten Ring, als sie an einer Gruppe von Soldaten vorbeikamen, die in ihrer Mitte etwas begutachteten und diskutierten. Ein kurzer Blick durch den Augenwinkel verrieten Elea und Doreal sofort.

„Na guter Doreal! Geleitest du ein altes, humpelndes Weib über die Straßen?“, spottete einer.
„Hört gar nicht hin“, flüsterte er leise zu Elea und wandte sich dann zu ihnen „Behalte deinen Spott für dich, vielleicht finden die Orks ja Gefallen daran.“
„Machst du dich darüber lustig, dass ich hier bleibe um Minas Tirith zu verteidigen?“, herrschte der Soldat ihn an.
„Shhhht!“, zischte einer aus der Partie „Hört jetzt auf.“
Unverkennbar war die Stimme des Hauptmannes für Elea und suchte sogleich die Truppe nach Beregond’s Gesicht ab. Er löste sich von den anderen und ging eilig zu den beiden.
„Hast du sie gefunden?“, fragte der Hauptmann.
Eleas Begleiter nickte: „Aber sie haben ihr furchtbares angetan.“
Sanft strich Beregond ihr die Kapuze aus dem Gesicht und sah die zahlreichen Wunden und Blutergüsse: „Elea, ihr könnt von Glück reden… Hätten wir den Brief nicht erhalten…“
„Welchen Brief?“, presste sie mühsam heraus.
„Eure feigen Peiniger hinterliesen einen Brief bei den Quartieren und verrieten uns euer Gefängnis. Vermutlich sind sie selbst geflohen.“
„Dann waren sie schlau“, entgegnete sie kühl „Am besten folgen wir ihrem Beispiel und gehen solange der Weg frei ist. Kommt, helft mir.“
Sie versuchte sich mit ihrem Arm bei dem Soldaten einzuhängen, doch er zuckte zurück: „Tut mir Leid Herrin.“
„Was?“, frage sie entsetzt „Ihr seid so närrisch und wollt hier bleiben.“
„Ja. Narren sind wir tatsächlich, aber mehr als dies hier hat Gondor nicht mehr zu bieten. Wir können es nur retten, indem wir diese Stadt beschützen oder zumindest allen zeigen, dass sie es Wert ist gerettet zu werden.“
„Nein, Beregond!“, krächzte Elea „Nein. Komm mit.“
„Mein Entschluss steht fest. Ich bin der letzte Hauptmann der Feste und der Kapitän geht nunmal als letzter vom sinkenden Schiff. Darum hab ich euch Doreal an die Seite geschickt. Er wird euch in Sicherheit bringen.“
„Dann möchte ich auch bleiben“, antwortete sie provokant.
„Nein. Ihr hab eine Aufgabe zu erfüllen, wie jeder von uns.“
„Und welche hast du mir zugedacht?“
„Ich keine, aber er“, sagte er und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Hinter Beregond trat nun der Türwächter von der Stillen Straße hervor.

„Ihr habt ein bischen an Farbe gewonnen, seit ich euch das letzte Mal sah“, schmähte er.
„Ich hatte gehofft, dass es beim letzten Mal bliebe“, konterte sie etwas trotzig.
Seine Miene verzog sich augenblicklich und die leicht nach oben gezogenen Mundwinkel wurden ernst. Mit seiner zittrigen Hand ergriff er das Handgelenk Eleas und sang leise:
„Die langen Jahre nur Unheil behaft‘ - die Linie der Herren dahingerafft.
Hoch oben im Licht ein Antlitz in Ehr‘ - Wartet der Thron auf die Wiederkehr.“


In seiner anderen Hand hielt er einen schmutzigen Leinensack durch dessen Öffnung Elea etwas Silbernes aufblitzen sah: „Es wird hier bald niemanden mehr geben, der dieses Artefakt so ehrenhaft schätzt wie wir es tun. Nein, im Gegenteil sogar, sie werden es besudeln und vernichten.“
„Das kann ich nicht…“, stotterte sie so gut es ging.
„Rettet die Krone und bring sie dem, dem sie gebührt. Ihr seid die Einzige der ich sie anvertrauen möchte.“
Er drückte ihr den Leinensack in die Hand und schloss ihre Finger. Aus seinem Mund zischten die leisen Worte: „Ein Dunkel umhüllt die Stadt der Wacht, bis ein König Ehrfurcht und Liebe gebracht. Lebt wohl, Erelieva.“

Mit diesen Worten verließen Doreal und Elea Minas Tirith. Sie mussten auf niemanden mehr warten. Brianna, Paola und die Waldläufer waren sicherlich schon vor Tagen aufgebrochen.


Elea und Doréal zum Versteck unter den Emyn Arnen
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 13:48 von Fine »
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kolibri8

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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #47 am: 7. Mär 2013, 13:43 »
Qúsay und seine Reiter vom Kasernenhof im Dritten Ring.

Eine große Menge hatte sich vor der Kaserne versammelt und vorderten den Abzug der Südländer and Schwärzlinge.
Qúsay preschte, sich mit seinem Schild gegen fliegende Steine und faules Obst schützend und mit einem Holzknüppel bewaffnet, und mit seinem Pferd aus der Kaserne hinaus gerade Wegs in die wütende Menge hinein. Die meisten sprangen auch zur Seite, wollten sie nicht unter die Hufe der Pferde kommen. Doch hier und da wurde tatsächlich einer der Aufrührer niedergeritten.

Kaum hatte Qúsay den Mob hinter sich gebracht raste er die Hauptstraße hinunter und ließ bald auch den dritten Ring und zweiten Ring hinter sich.

Am Haupttor schließlich bremste Qúsay sein Pferd und wartete auf die anderen. Nur zwei seiner Reiter waren direkt nach ihm durchgebrochen und stießen direkt zu ihm.

Als nach einer halben Stunde schließlich Dirar am Tor ankam hatten sich alle Haradrim am Tor eingefunden. Auch wenn einige von ihnen einige Verletzungen durch den Mob davon getragen hatten.

Qúsay deutete zweien seiner Männer an das Tor zu öffnen. Sobald die Torflügel zu seite geschoben waren und die beiden Reiter wieder auf ihren Pferden, verließen die die weiße Stadt.

Qúsay und seine Reiter nach Linhir.
« Letzte Änderung: 8. Mär 2013, 13:47 von kolibri8 »
RPG:
1. Char Alfward bei Dol Guldur.
2. Char Qúsay in Aín Sefra.

Das Wiki zum RPG. Schaut mal ruhig vorbei ;).

Neu im RPG und Probleme mit dem Namen? Schickt mir einfach 'ne PM ;).

Geschichtsfragen? Hier gibt's Antworten.

Fine

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Auf der Suche nach dem Schlüssel
« Antwort #48 am: 3. Aug 2018, 11:26 »
Valion, Ardóneth, Rinheryn und Areneth aus Anórien


Valion lehnte sich erschöpft gegen die eiserne Türe, die er gerade hinter sich geschlossen hatte. Mit Mühe und Not war es ihnen gelungen, in das verlassene Haus im fünften Ring von Minas Tirith zu gelangen. Er atmete tief durch und war froh, dass sich die Dúnedain-Geschwister so gut in der Weißen Stadt und insbesondere im Untergrund von Minas Tirith auskannten.
Zu viert hätten sie sich der einstigen Hauptstadt Gondors im Morgengrauen genähert, als die Sonne gerade über den Bergen Mordors aufgegangen war und mit ihren tief liegenden Stahlen die Wachen auf den Mauern geblendet hatte. Sie hatten die äußere Mauer mit einem Seil an der Stelle erklettert, wo sie im Norden auf die Felswände des Mindolluin-Berges stieß. So waren sie einer nach dem anderen in den ersten Ring von Minas Tirith gelangt.
Die Stadt hatten sie größtenteils verlassen vorgefunden. Nur noch wenige Menschen schienen sich dort aufzuhalten, die meisten von ihnen waren Zwangsarbeiter, die an der Instandsetzung der Rammas Echor-Mauer arbeiteten. Abgesehen davon gab es einige durch die Straßen patrouillierende Orks, doch der Großteil der Besatzungsstreitmacht musste entweder nach Anórien oder in Richtung Linhir abkommandiert worden sein. So war es den vier Gefährten gelungen, sich bis in den vierten Ring zu schleichen. Dort angekommen war es Areneth gewesen, die ihnen den in einer engen Gasse verborgenen Eingang zur Kanalisation gezeigt hatte. Beinahe eine halbe Stunde waren sie der jungen Frau durch übel riechende, viel zu niedrige Gänge gefolgt, bis sie durch eine mit einem eisernen Schloss verriegelte Falltür in einen verlassenen, ummauerten Hof gekommen waren. Und dort fanden sie das Haus, in dem sie sich nun ausruhten.

„Dies ist das Haus meines Vaters,“ erklärte Areneth. Sie spähte vorsichtig aus einem der Fenster hinaus und duckte sich rasch, als eine Horde Orks auf der dahinter liegenden Straße vorbeimarschierte. „Mein Bruder durchsucht es bereits nach dem Gegenstand, wegen dem wir hierher gekommen sind. Ich bin mir sicher, er wird ihn schon bald gefunden haben.“
Valion nahm diese Information recht gleichgültig hin. Er war froh darüber, die Dúnedain-Geschwister getroffen zu haben, denn ohne ihre Hilfe wäre es ihm und Rinya vermutlich deutlich schwerer gefallen, in die Weiße Stadt zu gelangen. Doch weshalb sie in ihrem ehemaligen Haus nach einem alten Erbstück oder etwas in der Art suchten, interessierte Valion nicht wirklich. Ihm ging es um Gilvorn, der sich irgendwo in Minas Tirith herumtreiben musste.
Areneth verließ ihren Posten am Fenster, um ihrem Bruder bei der Suche zu helfen. Gleichzeitig betrat Rinheryn das Eingangszimmer, in dem Valion saß und versuchte, einen Plan zu schmieden.
„Ich bin mir sicher, der Verräter ist oben in der Zitadelle,“ sagte Duinhirs Tochter, als hätte sie Valions Gedanken gelesen. „Der Rest der Stadt scheint leer zu sein, bis auf ein paar Orks und die armen Gefangenen, die Frondienst leisten müssen. Vom Weißen Turm hängt das Banner des Roten Auges, aber darunter habe ich noch ein zweites Abzeichen im Wind flattern gesehen. Es war keine mir bekannte Flagge, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, sie gehört dem Kommandanten, der hier den Befehl führt.“
„Dann wird Gilvorn ihm bestimmt Bericht erstatten,“ führte Valion den Gedankengang weiter. „Also ist die Zitadelle unser Ziel.“
In diesem Moment kehrte Areneth zurück. Offenbar hatte sie den letzten Satz mit angehört, denn sie machte ein besorgtes Gesicht. „Ich glaube nicht, dass ihr ungesehen in die Zitadelle gelangen werdet,“ sagte sie.
„Ich hätte da vielleicht eine Idee, wenn es darum geht, Gilvorn hervorzulocken,“ sagte eine neue Stimme. Es war Ardóneth, der im Türrahmen des Treppenhauses lehnte. „Doch zunächst benötige ich eure Hilfe. Acht Augen sehen mehr als nur zwei, und dieses Haus hat viele Verstecke, in denen sich das, wonach ich suche, verbergen könnte. Sobald wir es gefunden haben, sorge ich dafür, dass Gilvorn hierher kommt - dann können wir ihm eine Falle stellen.“

„Wonach genau suchen wir eigentlich?“ wollte Rinheryn wissen, ehe sie damit begannen, das Haus auf dem Kopf zu stellen.
Areneth zog einen großen Schlüssel hervor. „Dies ist einer von vier Schlüsseln, die Zugang zu einem geheimen Ort im Norden bieten. Hier im Haus ist ein weiterer davon versteckt. Seht ihn euch genau an und prägt euch sein Aussehen ein.“
Der Schlüssel wirkte auf Valion etwas größer als ein gewöhnliches Exemplar, ansonsten war nichts ungewöhnliches daran zu entdecken. Der Griff war mit einem eingravierten Symbol des Weißen Baumes von Gondor verziert und er bestand aus dunklem Metall. Nachdem sie sich den Schlüssel gründlich angesehen hatten, begannen sie mit der Suche.
Es dauerte geschlagene drei Stunden, bis sie die Suche beendeten. Es war Areneth, die am Ende Erfolg hatte und unter einer losen Fliese im Keller des Hauses den gesuchten Schüssel entdeckte.
„Jetzt sind wir Gilgroth endlich einen Schritt näher gekommen,“ wisperte sie, was ihr einen warnenden Blick von ihrem Bruder einbrachte. Ardóneth nahm den Schlüssel entgegen und nickte zufrieden, ehe er sagte: „Wartet hier auf mich. Wenn ich Erfolg habe, kehre ich in ungefähr einer Stunde zurück und Gilvorn wird mir dicht auf den Fersen sein. Seht zu, dass ihr einen Hinterhalt legt, aus dem er nicht entkommen kann, und dass ihr euch bis zu meiner Rückkehr nicht entdecken lasst!“

Die Stunde des Wartens verging quälend langsam. Sie bewaffneten sich und hielten sich bereit, doch Ardóneths Rückkehr dauerte an. Areneth, die ihren Bogen und einen vollen Köcher griffbereit hielt, konnte man ansehen, dass sie sich große Sorgen um ihren Bruder machte. Umso erleichterter war sie, als es endlich an der eisernen Türe klopfte, die zur Straße führte.
Vorsichtig öffnete Valion die Türe - und fand sich Auge in Auge mit einem Anblick wieder, das ihn jegliche Zurückhaltung vergessen ließ. Dort stand ein Mensch in schwarzer Rüstung nach Art der Diener Saurons. Ein Helm schützte seinen Kopf, doch die Augen, die Valion durch das Visier hindurch anstarrten, waren nicht zu verwechseln. Ein Feuer brannte in ihnen, das Valions Zorn noch verstärkte. Es bestand kein Zweifel. Vor ihm stand der Mann, der bei der Eroberung Pelargirs Amlan, den Vater von Valion und seiner Schwester getötet hatte. Offenbar handelte es sich bei ihm um einen der Kommandaten der Garnison von Minas Tirith.
Valion handelte, ohne nachzudenken. Er sprang vorwärts, beide Schwerter ziehend. Hinter ihm regte sich Rinheryn, die die Türe offen hielt. Ein Pfeil von Areneth zischte daraus hervor und sauste knapp an Valions Gesicht vorbei. Dieser stürzte sich auf seinen Feind, erfüllt von Rachsucht und Zorn. Zwei Klingen sausten auf den ungeschützten Hals des Mannes zu. Dieser gab ein verächtliches Schnauben von sich und parierte den Angriff mit seiner eigenen Waffe, einem Langschwert, das mit Runen in der Sprache Mordors beschriftet war. Dann versetzte er Valion mit dem gepanzerten Handschuh einen Schlag gegen die Brust, welcher den Gondorer zurücktaumeln ließ. Ein rascher Blick zeigte ihm die Lage, in die er da geraten war. Sie standen wenige Schritte außerhalb des Hauses, in dem sie sich versteckt gehalten hatten, umgeben von einem guten Dutzend Orks. Areneth hatte bereits zwei davon gefällt, doch der Rest drang nun gegen die beiden Frauen vor und Rinheryn hatte einige Schwierigkeiten, sie abzuwehren.
„Mein Herr Balkazîr!“ rief jemand. Es war Gilvorn, der zwischen den Orks aufgetaucht war. Er zerrte Ardóneth mit sich, der gefesselt war, doch in jenem Moment der Unachtsamkeit, als Gilvorn Valion entdeckte und sich ein grausames Lächeln die Lippen des Verräters stahl, lösten sich die Fesseln des Waldläufers, die er mit einer versteckten Klinge zerschnitten hatte. Ardóneth entriss Gilvorn sein Schwert und ging auf die Orks los, die seine Schwester bedrohten. Chaos breitete sich aus, denn um die Ecke der Straße war gerade eine weitere Gruppe von Orks gebogen, die einige der Zwangsarbeiter eskortierten. Als die gefangenen Gondorer das Gefecht sahen, nutzten sie die Gelegenheit und gingen auf ihre Unterdrücker los, sich mit Händen und Füßen wehrend.
Valion hatte nur noch Augen für Balkazîr, den Mörder seines Vaters. Er schwor sich, Amlans Tod zu rächen und seinen Feind hier und jetzt zu erschlagen. Alles andere war in jenem Moment unwichtig. Ein rascher Blick nach hinten zeigte ihm, dass Rinheryn und die Dúnedain-Geschwister zwar von Orks umringt waren, ihre Stellung jedoch behaupten konnten. Sie würden zurecht kommen, da war Valion sich sicher. Er packte seine Schwerter mit finsterer Entschlossenheit und ging erneut zum Angriff über.
« Letzte Änderung: 8. Okt 2018, 14:30 von Fine »
RPG:

Melkor.

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  • Gib mir eine Armee die Mordors würdig ist
Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #49 am: 22. Aug 2018, 10:07 »
Ardóneth parierte einen gegen seinen Oberkörper geführten Angriff und ließ der Parade einen schnellen Gegenschlag folgen, der den Ork, der gegen ihn kämpfte, tot zu Boden stürzen ließ. Auch Rinheryn, die junge Gondorerin, die neben Ardóneth kämpfte, erschlug eine der Kreaturen, und sorgte dafür, dass die restlichen Orks ein Stück auf die Straße zurückwichen. Die Situation war dennoch ungünstig, wie der Waldläufer mit einem schnellen Blick erkannte. Obwohl sich die gondorischen Zwangsarbeiter befreit hatten, besaßen die wenigsten von ihnen richtige Waffen, und viele der Männer wirkten erschöpft von der harten Arbeit, die sie Tag für Tag für ihre dunklen Sklaventreiber verrichten mussten. Anfänglich hatte ihnen die Überraschung der orkischen Wachen geholfen, doch obwohl nun schon viele der Kreaturen Mordors tot auf dem weißen Stein der Straßen Minas Tiriths lagen, schien sich das Blatt langsam zu wenden. Drei der Gondorer waren bereits gefallen und vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis auch der Rest der Männer ihr Schicksal teilen würde.
Ardóneth erkannte, dass die Zeit zur Flucht gekommen war. Seine Schwester und er hatten ihr Ziel in der weißen Stadt erreicht - der Schlüssel zur verborgenen Grotte von Gilgroth war gefunden und gesichert worden. Sie könnten nun nach Arnor zurückkehren und ihrem Vater, der nach Annúminas gegangen war, Bericht erstatten. Doch dazu mussten sie erst einmal aus Minas Tirith entkommen. Je länger sie warteten, desto schwerer würde es ihnen fallen, sich den Orks zu entziehen, denn der Waldläufer wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis Verstärkung für die Krieger Mordors an Ort und Stelle eintraf.
Er wehrte einen weiteren Feind ab, der es gewagt hatte, sich zu nähern. Ein gut gezielter Pfeil aus Areneths Richtung beendete das Leben des Orks. Ardóneths Schwester hatte den Eingang ihres Hauses verlassen und kniete nun dicht hinter Rinheryn, die ihr jegliche Orks vom Leibe hielt. Den beiden Frauen ging es gut, stellte Ardóneth erleichtert fest. Doch wo war Valion?
Inmitten des Getümmels auf der Straße entdeckte Ardóneth den stürmischen Gondorer schließlich. Noch immer kämpfte Valion wie besessen gegen den Anführer der Orks, bei dem es sich zweifelsfrei um einen der schwarzen Númenorer handeln musste. Mit Schrecken musste Ardóneth mitansehen, wie sich der Verräter Gilvorn von hinten an Valion heranschlich und diesem einen langen Dolch in den Rücken stieß. Die beiden Schwerter fielen dem Gondorer aus den Händen und er tastete verwirrt nach der Klinge, die ihn schwer verwundet hatte. Was Gilvorn Valion nun ins Ohr flüsterte, konnte Ardóneth aus der Entfernung nicht verstehen, doch es musste sich dabei um Worte gehandelt haben, die Valion wütend genug machten, um die Wunde in seinem Rücken für einen Moment zu vergessen und dem Verräter mit aller Kraft den linken Ellenbogen ins Gesicht zu rammen. Aufschreiend ging Gilvorn zu Boden.
Ardóneth sah, wie Valion, der sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte, angestrengt nach einem seiner Schwerter griff, doch der schwarze Númenorer trat die Waffe lässig beiseite. Dann hob der dunkle Kommandant seine eigene Klinge, um dem Gondorer den Todesstoß zu versetzen.
Ardóneth überlegte nicht länger und setzte sich instinktiv in Bewegung. Er stieß mehrere Orks achtlos beiseite, um den Hieb mit seinem Schwert abzufangen, doch er war einfach zu weit weg um Valion rechtzeitig zu erreichen. Schon senkte sich die mit finsteren Zeichen beschriftete Klinge auf den Hals des jungen Gondorers hinab. 
Etwas rauschte unangenehm nah an Ardóneths Gesicht vorbei und er sah, wie der Todesstoß des schwarzen Númenorers ins Leere ging. Ein Pfeil hatte sein linkes Knie durchbohrt und hatte ihn im letzten Moment aus dem Gleichgewicht gebracht. Ardóneth blickte erstaunt zu seiner Schwester hinüber, doch diese hielt ihren Bogen gar nicht mehr in den Händen, sondern kämpfte inzwischen mit einem langen Messer, da ihr offenbar die Pfeile mittlerweile ausgegangen waren. Ardóneth blickte die Straße hinunter und entdeckte den Schützen schließlich. Es handelte sich um einen in grün und braun gekleideten Mensch, dessen Gesicht unter einer Maske, die Nase und Mund bedeckte, kaum zu erkennen war. Hinter dem Neuankömmling tauchten weitere, ähnlich gekleidete Menschen auf, die mit einem raschen Pfeilhagel den Großteil der Orks niederstreckten. Doch ihr Erfolg war nur von kurzer Dauer, denn wenige Sekunden später tauchte bereits orkische Verstärkung am anderen Ende der Straße auf.
Der Mensch, der den ersten Pfeil geschossen hatte, winkte den Überlebenden Gondorer zu und machte ihnen damit unmissverständlich klar: Flieht mit uns, jetzt oder nie. Ardóneth gab seiner Schwester ein rasches Zeichen, und sie verstand. Beide Frauen rannten die Straße hinunter, während Ardóneth den auf die Knie gesunkenen Valion packte und ihn so schnell es ging mit sich zerrte.
Der Gondorer streckte dabei die Hände in Richtung des feindlichen Kommandanten aus, der sich gerade wieder aufrichtete und den Pfeil, der in seinem Knie steckte, am Schaft abbrach. „Nein, wir dürfen nicht gehen,“ murmelte Valion, dem der Blutverlust offenbar bereits zu schaffen machte. „Ich muss meinen Vater rächen... und Gilvorn endlich dingfest machen...“
„Deine Rache wird warten müssen,“ erwiderte Ardóneth, während der zu den Gondorer aufschloss, die sich hastig durch die Straßen Minas Tiriths zurückzogen. Dabei fiel ihm auf, dass sie immer wieder Hindernisse für ihre Verfolger legten, wie eine alte Säule, die rasch zum Einsturz gebracht wurde. Ardóneth erkannte, dass er mitten in eine Befreiungsaktion der Zwangsarbeiter geraten war, die offenbar von langer Hand geplant gewesen war.
Sie verließen die Stadt auf ähnlichem Wege, wie sie gekommen waren: die äußere Mauer war von den Befreiern an ihrem nördlichsten Punkt mit Seilen erklettert worden. Als Ardóneth an die Reihe kam, hielt ihn der Anführer der in grün und braun gekleideten gestalten zunächst auf, bis er offenbar Valion erkannte, den Ardóneth noch immer mit sich schleppte. Der Gondorer war bei Bewusstsein, schien jedoch nicht alles genau mitzubekommen, was rings um ihn herum geschah. Mit einiger Vorsicht schafften sie ihn über die Mauer und auf die Pelennor-Felder hinaus, wo sich die Gruppe sammelte und sich nach einer kurzen Erklärung vonseiten Rinheryns, die bekräftigte, dass Ardóneth und seine Schwester vertrauenswürdig waren, in nordwestlicher Richtung rasch von der weißen Stadt entfernte.

Ardóneth, Valion, Rinheryn und Areneth mit den Partisanen nach Henneth Annûn
« Letzte Änderung: 23. Aug 2018, 14:59 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-