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Autor Thema: Aín Sefra - In der Stadt  (Gelesen 23904 mal)

Fine

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Der Herr von Harondor
« Antwort #15 am: 22. Sep 2016, 15:30 »
"Die Audienz war nicht meine erste oder einzige Begegnung mit ihm," sagte Aerien. "Vielleicht sollte ich ganz von vorne anfangen, wenn dir das nichts ausmacht. Ich schätze, uns bleibt noch etwas Zeit, bis der Maljes beginnt."
Sie warf einen Blick auf die Straße, auf der keine zusätzlichen Menschenmassen als zuvor zu sehen waren. Aerien war sich sicher, dass bei einer öffentlichen Verkündigung deutlich mehr Leute über die Hauptstraße in Richtung des zentralen Platzes strömen würden. Solange dies nicht geschehen war gab es keinen Grund zur Eile.
Sie strich sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und fuhr fort. "Damrod von Ithilien ist ein sehr misstrauischer Mann. Der Auftrag, den er mir gab, soll ihm beweisen, dass ich die Lage des Verstecks in Ithilien nicht verraten werde. Und er selbst erhielt den Auftrag von Fürst Imrahil, Qúsay zu unterstützen. Allerdings will er dies erst tun, wenn Qúsay sich als vertrauenswürdig erwiesen hat. Das soll ich herausfinden."

Aerien machte eine kurze Pause und ordnete ihre Gedanken. Es fühlte sich seltsam befreiend an, Herlenna all dies anzuvertrauen.
"An den Furten des Harnen-Flusses trafen wir - ob durch Zufall oder Schicksal - auf Qúsay und seine Reiter, doch er gab sich uns nicht zu erkennen. Er erwies sich als ein Mann, dem dieses Land am Herzen liegt und es endlich vom Würgegriff Saurons befreien will. Er machte einige Behauptungen, die ich seltsam finde - dass Ithilien einst von Haradrim bewohnt gewesen sei - aber im Großen und Ganzen wirkte er vernünftig, ehrlich und wie ein guter Anführer. Als wir dann heute morgen in der Audienz vor ihn traten zeigte er sich erfreut darüber, dass Gondor ihm weitere Unterstützung zusicherte. Was mich jedoch noch wundert, ist seine Abstammung, von der Linie der Quasatamiden habe ich bis vorhin noch nie gehört. Er versteht ebenfalls die Elbensprache, glaube ich."

Sie ertappte sich dabei, wie sie mit Herlenna nun kaum anders als mit Beregond sprach: wie mit einer Verbündeten, der sie restlos vertrauen konnte. Sie unterdrückte den Impuls, sich selbst zu ohrfeigen. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch ihre wahre Herkunft verraten und alles verderben. Sie musste vorsichtig und aufmerksam bleiben, durfte sich nicht von der Sympathie blenden lassen.
"Was hälst du davon?" fragte sie das andere Mädchen.
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Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #16 am: 23. Sep 2016, 11:11 »
Narissa zog überrascht eine Augenbraue hoch, denn dass jemand aus Gondor noch nie vom Haus der Qasatamiden gehört hatte. Andererseits...
"Die Qasatamiden sind eine Linie der Nachfahren von Castamir, der im fünfzehnten Jahrhundert König Eldacar von Gondor stürzte und dessen Söhne nach seiner Niederlage nach Umbar flohen und dort die Herrschaft übernahmen."
Ohne dass Narissa wirklich nachdenken musste, kam alles Wissen über die Adelshäuser Gondors und Harads wieder. Sie hatte es gehasst, diesen trockenen Stoff auswendig zu lernen, und sich bei ihrem Großvater beklagt dass sie es niemals brauchen würde, und nun war sie dankbar dass er darauf bestanden hatte.
"Ein Bastardsohn eines der Fürsten von Umbar wurde schließlich Scheich der Quahtan und einer seiner Nachfahren wiederum heiratete die Tochter des letzten Fürsten von Umbar aus dem Haus Castamirs, und ihre Nachkommen sind die Qasatamiden."
Narissa kratzte sich an der Schläfe, wodurch von ihr unbemerkt das Kopftuch verrutschte und eine weiße Strähne zum Vorschein kam, und versuchte sich zu erinnern wie Qúsay in diese Linie passte.
"Wenn ich mich richtig erinnere ist Qúsay der illegitime Sohn von Nazir bin Qasim, der vor ein paar Jahren plötzlich gestorben ist. Und da Qúsay eben illegitim ist, hat sein Onkel Hasaël den Titel Scheich der Quahtan geerbt, der durch seine Frau auch noch Fürst von Umbar geworden ist. Soweit ich weiß hat mein Großvater auch vermutet, dass Nazir von Hasaël ermordet worden ist, aber genaues wussten wir nicht." Sie verstummte, denn mit einem Mal wurde ihr bewusst dass sie mehr Wissen preisgegeben hatte als sie eigentlich gewollt hatte. Außerdem hatte sie zum ersten Mal seit langem ihren Großvater Hador erwähnt, und der Gedanke an seinen Tod ließ sie verstummen. Was hätte er dazu gesagt dass sie gegenüber einer Fremden einfach alles mögliche Wissen offenbarte?

« Letzte Änderung: 28. Jan 2017, 20:59 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Fine

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Eine alte Feindschaft
« Antwort #17 am: 23. Sep 2016, 11:38 »
Ein Erbe Castamírs des Thronräubers?
Aerien spürte einen kalten Schauer ihren Rücken hinunterlaufen. Als Nachfahre der vertriebenen Gondorer des Sippenstreits war es gut möglich, dass Qúsays Kenntnis der Elbensprache von seinen Vorfahren stammte. Doch für das Bündnis mit Gondor war dies kein gutes Zeichen. Castamirs Söhne waren Todfeinde der Könige und Truchsessen des Reiches gewesen und man hatte aufgeatmet, als die feindselige Linie endlich ihr Ende gefunden zu haben schien. Aerien hoffte inständig, dass Qúsay nicht wie sein Vorfahr dachte und handelte.
"Das... sind keine guten Neuigkeiten," sagte sie betroffen. "Ein Erbe des Thronräubers schwingt sich zum Herrscher über den Süden auf? Ich fürchte, wenn das in Gondor bekannt wird stehen uns große Schwierigkeiten bevor. Weiß dein Auftraggeber davon?"

Angestrengt dachte sie nach. Die Sache würde geheim bleiben müssen. Die Linie Anárions war mit Earnur erloschen und das Land würde keinen zweiten Bürgerkrieg überstehen. Nun, da der rechtmäßige König in Mordor gefangen gehalten wurde war ein Machtvakuum entstanden, dass Imrahil bisher gut gefüllt hatte, doch wie lange würde das gut gehen wenn nun einer Anspruch auf die Krone Gondors erheben würde? Und wenn Qúsay seine Abstammung von Castamir belegen könnte, wäre sein Anspruch sogar größer als der von Aragorn, stellte sie erschrocken fest. Nein, davon darf in Gondor niemand etwas wissen, entschied sie. Doch wie sollte sie das Herlenna beibringen? Sie blickte dem Mädchen ins Gesicht und dabei fielen ihr die weißen Haare auf, die unter dem Kopftuch hervorlugten.

"Hör zu, Herlenna..." setzte sie an, doch weiter wusste sie nicht. Die Ruhe, die sie vorhin verspürt hatte, war Anspannung gewichen. Irgendwie musste sie dieses Mädchen dazu bringen, dieses Wissen für sich zu behalten.
"Also... wer weiß noch davon? Dein Großvater scheint ein gebildeter und belesener Mann zu sein, aber gewiß ist Qúsays Abstammung kein Allgemeinwissen in Harad, nicht wahr? Du musst wissen dass Aragorn.... ich meine, Elessar, der König Gondors, von Gothmog in Barad-dûr gefangen gehalten wird. Das Reich kann es sich nicht leisten, in Erbfolgestreitigkeiten verwickelt zu werden, verstehst du? Wir müssen das Ganze irgendwie geheim halten."
Das Anliegen war heraus. Sie warf einen besorgten Blick über ihre Schultern. Wenn jemand diese Unterhaltung belauscht hat... Sie konnte sich die Folgen kaum ausmalen.
« Letzte Änderung: 4. Nov 2016, 10:08 von Fine »
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Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #18 am: 23. Sep 2016, 12:17 »
Narissa schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Was sie erzählt hatte war für sie in diesem Moment nur alte Geschichte gewesen, ohne große Bedeutung für die Gegenwart. Doch Aerien hatte Recht, durch seine Abstammung von Castamir hatte Qúsay einen gewissen Anspruch auf den Thron Gondors. Und wenn Qúsay ebenfalls davon wusste - war es möglich dass er über sein Bündnis mit Gondor letzten Endes dessen Thron erlangen wollte? Das wäre das Ende des Königreichs, denn Narissa konnte sich nicht vorstellen dass viele in Gondor einen Haradrim, noch dazu einen Abkömmling Castamirs auf dem Thron dulden würden. Sie hatte in Edrahils Augen gesehen wie sehr dieser sich zur Zusammenarbeit mit Menschen des Südens zwingen musste, und wahrscheinlich dachten viele in Gondor ebenso.
"Ich weiß nicht, wie bekannt das alles ist.", antwortete Narissa leise. Ihr Blick wanderte nervös hin und her, nach möglichen Lauschern Ausschau haltend. "Von denen die von meinem Volk übrig sind wissen es vermutlich einige, und Qúsay weiß es vermutlich ebenfalls. Wenn er sich entschließt seinen Anspruch durchzusetzen..."
Sie sprang von ihrem Sitz auf dem leeren Faß auf. "Ich muss mit Qúsay sprechen. Weißt du, wo er ist?"

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Zweifel
« Antwort #19 am: 23. Sep 2016, 12:34 »
"Nun... er muss wohl noch immer im der Residenz des Fürsten Marwan sein, dort hinten." Aerien zeigte in Richtung der Residenz, deren Türme jenseits des großen Zentralplatzes sichtbar waren. "Ich weiß nicht, ob du da so einfach hineinkommst ohne eine Audienz zu haben. Die Wachen dort sind sehr aufmerksam."
Sie überlegte, was sie nun tun könnte. Der Maljes würde im Laufe des Tages stattfinden und sie glaubte nicht, dass Qúsay Zeit haben würde, mit dem seltsamen Mädchen zu sprechen.
"Als ich den Fürstenhof verließ empfing er gerade Würdenträger von verbündeteten Stämmen. Vielleicht leiht er danach einige Zeit lang dem einfachen Volk sein Ohr?"
Doch dann wurde ihr klar, dass Herlenna offensichtlich über die Angelegenheit von Qúsays Abstammung mit dem Herrscher Harondors und Ain Sefras reden wollte, was nun wirklich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Sie war ratlos. Wie wollte sie das bewerkstelligen?
"Tu' nichts unüberlegtes," sagte sie vorsichtig. "Du siehst aus wie jemand, der auf sich aufpassen kann, aber jetzt Hals über Kopf in Qúsays Palast zu stürzen schätze ich nicht gerade als weise ein."
 
Aerien wunderte sich über sich selbst. Wieso war es ihr nicht egal, was mit Herlenna passierte? War es das númenorische Blut, dass die beiden Mädchen teilten und sie nun verband? Sie erkannte sich selbst kaum mehr. War dies etwa... normal im Westen, dass man sich um Mitmenschen sorgte, die man kaum kannte? Sie, die sie nichts als die Intrigen und Brutalität Mordors kannte, hatte nie dergleichen erlebt und zweifelte einen langen Augenblick an ihrer gesamten Entscheidung, ihrer Heimat und ihrer Familien den Rücken zu kehren. Einen Augenblick hing alles in der Schwebe.
Doch der Moment verging und sie war wieder sie selbst.
"Ich habe meine Audienz gehabt, mich wird man wohl kaum erneut hineinlassen," sagte sie. "Das bedeutet dann wohl, dass sich unsere Wege fürs Erste trennen werden. Ich wünsche dir viel Glück mit deinem Auftrag. Mögen die Valar dir gesonnen sein, Herlenna. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder."
Sie nahm die Hand des Mädchens und drückte sie, da ihr die Worte für diesen sonderbaren Abschied fehlten. Als sie losließ blieb ihr jeder weitere Satz im Hals stecken.
« Letzte Änderung: 13. Sep 2017, 16:02 von Fine »
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Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #20 am: 23. Sep 2016, 12:53 »
Als Aerien ihre Hand ergriff wäre Narissa beinahe zurückgezuckt, und sie konnte sich nur gerade so noch zurückhalten. Dennoch erwiderte sie den sanften Händedruck, und sagte: "Ich danke dir. Und... falls du mich suchst, du kannst mich im Gasthaus Zum Wüstenlöwen finden." Warum genau sie das sagte wusste sie nicht, aber Aeriens offenkundige Besorgnis ließ sie ihre übliche Vorsicht vergessen und erweckte das Bedürfnis sich weiter mit dem Mädchen zu unterhalten. Dennoch, dazu war jetzt keine Zeit, und mit einem letzten Kopfnicken wandte sie sich ab.
Anstatt jedoch der Hauptstraße weiter ins Zentrum zu folgen führte ihr Weg sie nun in die Seitengasse, aus der Aerien zuvor gekommen war. Abseits der Hauptstraßen waren deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs, und so kam Narissa viel schneller voran als zuvor. Außerdem hoffte sie, dass sie auf diese Weise auf die Rückseite der Fürstenresidenz gelangen würde, denn trotz Aeriens Warnung wollte sie Qúsay nun mit eigenen Augen sehen und am besten unter vier Augen mit ihm sprechen.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Der Platz der Lahmiden
« Antwort #21 am: 23. Sep 2016, 15:56 »
Aerien blickte Herlenna nach, bis diese am Ende der Gasse um die Ecke herum verschwand. Sie setzte sich auf das Fass, auf dem das Mädchen gesessen hatte und ordnete ihre Gedanken.
Habe ich sie gerade in den Tod geschickt? überlegte sie fieberhaft. Was, wenn sie versucht, in die Residenz einzubrechen, und dabei auf frischer Tat erwischt wird? Gibt es in Ain Sefra öffentliche Hinrichtungen?
In Mordor war so etwas hin und wieder vorgekommen. Es gab keine Gnade für jene, die den Dunklen Herrscher enttäuschten. In Durthang selbst geschah das nur selten, doch sie erinnerte sich noch gut an einen kalten Dezembermorgen, an dem sie als fünfjähriges Mädchen an der Hand ihrer Mutter gestanden hatte und dabei zusehen musste, wie ein hochrangiger númenorischer Kommandant langsam an dem Strick um seinen Hals erstickte. Man hatte ihr damit den absoluten Gehorsam Befehlen gegenüber einbläuen wollen. Je mehr sie von der Welt außerhalb des Schwarzen Landes erfuhr desto mehr stellte sie fest, an was für einem grausamen und schrecklichen Ort sie aufgewachsen war. Als Privilegierte waren ihr zwar die meisten Schrecken erspart geblieben, doch hatte sie selbst als Kind schon sehr deutlich gespürt und mitbekommen, dass der Dunkle Herrscher Sauron kein gütiger alter König oder Fürst war. Er verlangte absoluten Gehorsam und perfekte Ergebnisse.

Ihre Gedanken kehrte zu dem geheimnisvollen Mädchen zurück. Noch immer war sie unsicher, ob der Zusammenstoß der das Gespräch der beiden jungen Frauen eingeleitet hatte, wirklich ein Zufall gewesen war, fand jedoch keine Antwort auf diese Frage. Die Dúnedain von Harad ließen ihren Wissensdurst erneut erwachen und sie fragte sie, wieso sie bisher nicht einen einzigen Hinweis auf Getreue südlich von Pelargir gefunden hatte. Dass Herlennas Verwandte so lange im Verborgenen Gondor unterstützt hatten leuchtete ihr ein - wie sonst hätte das schwindende Reich in den Tagen der Truchsessen gegen die wachsende Macht Mordors und gleichzeitig gegen das deutlich größere und stärkere Harad bestehen können? Aber sie erinnerte sich an die Vergangenheitsform von Herlennas Geschichte und das Aufleuchten von Schmerz und Trauer in ihren Augen und Aerien kam zu dem Schluss, dass diese Untergrundnetzwerk entweder zerstört oder zumindest einen schweren Schlag erlitten haben musste. Sonst wäre sie wohl kaum ganz alleine hier, dachte sie. Wahrscheinlich hätte ich dann ganz schnell ein Messer an der Kehle gehabt.

Sie stand auf und trottete langsam die Straße in Richtung des großen Platzes entlang. Noch immer sah es nicht danach aus, als ob der Maljes bald beginnen würde. Der Vormittag neigte sich dem Ende zu und Aerien spürte, wie sich ein Anflug von Hunger in ihr regte. Sie blieb an einem der vielen Stände stehen und kaufte einen großen, runden Laib von hellem Brot, das dort am Straßenrand in offenen Öfen gebacken wurde. Frisch schmeckt es am Besten dachte sie kauend.
"Hast du 'was für mich übrig?" sagte eine helle Stimme an ihrem rechten Ohr. Sie fuhr herum.
"Serelloth!" atmete sie auf, doch ihre Worte klangen verärgert. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt!" sagte sie vorwurfsvoll auf Sindarin.
"Oh, Aerien, du musst Augen und Ohren offen halten in einer Stadt wie dieser," lachte Serelloth. "Du hast es offenbar geschafft, den guten Beregond zu verlieren und hast dich von diesem Brot ablenken lassen, sodass ich mich kaum anschleichen musste."
Aerien beschloss, das Ganze als Lektion zu mehr Vorsicht zu verstehen. Sie brach ein großes Stück von ihrem Brot ab und reichte es der Waldläuferin.
"Ich wusste nicht, dass du Damrods Tochter bist," sagte sie.
"Das ist ja auch nicht der Rede wert," gab Serelloth achselzuckend zurück. "Glóradan ist bereits auf dem Rückweg nach Ithilien. Wenn mein Vater von der Audienz erfährt wird er dir bestimmt vertrauen."
Sie schenkte Aerien einen fröhlichen Blick. Die gute Laune Serelloths war ansteckend und schon bald redeten sie wie alte Freundinnen über dies und das, lachten über Beregonds einzelgängerische Art und aßen das Brot gemeinsam leer während sie der Straße in Richtung Stadtmitte folgten.

Als sie zum großen Platz kamen staunte Aerien nicht schlecht: In der Mitte stand eine beeindruckende Statue eines haradischen Reiterkriegers, der offenbar den Stammvater der Lahmiden darstellte. Die Residenz des Fürsten lag nicht weit entfernt, und die Straße die vom Platz dorthin führte war von Wachposten versperrt. Sicherlich würden aus dieser Richtung die Anführer des Malikats kommen wenn der Maljes begann. Aerien und Serelloth suchten sich ein schattiges Plätzchen an der Südseite des Platzes und hielten Ausschau nach Beregond, von dem jedoch jede Spur fehlte.
"Er kommt bestimmt bald," sagte Serelloth. "Spätestens wenn das Spektakel beginnt."
"Ich hoffe es," antwortete Aerien. "Wenn ihm etwas zugestoßen ist..."
"Unsinn," meinte die Waldläuferin. "Er kann schon auf sich aufpassen."
Aerien erwog, Serelloth von Herlenna zu erzählen, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen fragte sie: "Hast du schon einmal etwas von einem Mädchen mit weißen Haaren gehört?"
Serelloth blickte ihr ins Gesicht und blieb einen Moment still. Dann sagte sie: "N-nein, Aerien, bitte nicht. Das würde dir nicht stehen."
Erst einen langen Augenblick später verstand Aerien und lachte leise. "Oh, na gut. Dann färbe ich sie mir nicht."

Sie lehnten sich mit den Rücken gegen die nahe Hauswand und schauten dem Treiben auf dem Platz zu, warteten geduldig auf den Beginn des Maljes.
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Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #22 am: 3. Okt 2016, 23:03 »
Nach kurzer Zeit, in der sie sich allerdings in mehrere Sackgassen verirrt hatte, erreichte Narissa die Rückseite des Palastes. Sie lehnte sich gegen die Wand eines auf der der Palastmauer gegenüberliegenden Straßenseite, das rechte Bein angezogen und gegen die Wand gestellt, und suchte unauffällig den Palast nach Wegen ab, auf denen sie heimlich in das Gebäude eindringen könnte.
Sie hatte bereits einen Weg ausgemacht, ein Haus neben dem Palast, dessen Dach gerade weit genug über die Gasse hing um mit einem Sprung auf die Mauer überzusetzen, als sich eine weißgekleidete Frau, deren Gesicht unter einer Kapuze verborgen war, an ihr vorbeiging und sich dann ein Stück entfernt von ihr an die Hauswand lehnte. Eigentlich war Narissa voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentriert, doch als die Frau das rechte Bein in die Höhe zog, den Fuß gegen die Wand stellte und damit Narissas Haltung eindeutig nachahmte, blickte sie unwillkürlich zu Seite. In diesem Moment warf die Frau die Kapuze ab.
"Gut getroffen, Narissa. Kind der Zeit."

Auch wenn Narissa sie seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte, erkannte sie Elyana doch sofort. "Was tut ihr hier?", zischte sie. Der Anblick der Frau brachte Erinnerungen in hier hervor, an eine Nacht in der Wüste. Eine Nacht voller Geschichte, Verrat und Gewalt.
"Ich bin hier um dich zu warnen, Narissa", erwiderte Elyana, und Narissa musterte sie etwas genauer. Die Frau aus dem Bund der Sieben Schwestern hatte sich in den letzten zwölf Jahren kein bisschen verändert, es hatten sich höchstens ein paar zusätzliche feine Falten um ihre Augen gebildet.
"Mich warnen?" Narissa spuckte die Worte geradezu aus. "Als ihr das letzte Mal gekommen seid um mich vor etwas zu warnen, habt ihr versucht meine Freunde zu töten und mich zu entführen!"
"Unser Handeln damals war ein Fehler, das gebe ich zu." In Elyanas Gesicht rührte sich kein Muskel, sie wirkte wie aus Stein. "Es war gut dass du deinen Großvater erreicht und die für deine Aufgabe nötigen Fähigkeiten erhalten hast. Aber es war nicht gut, dass du nach seinem Tod nicht zu uns gekommen bist."
Narissa atmete einmal tief durch, und ihr Blick schweifte unruhig über die Straße. Nur wenige Menschen kamen hier vorbei, offenbar hatte sich beinahe die gesamte Bevölkerung von Aín Sefra am zentralen Platz zum Maljes versammelt.
"Ich hatte andere Pläne", gab sie kühl zurück. "Und außerdem hätte ich nicht gewusst, wo ich euch gefunden hätte."
"Hättest du nach uns gesucht, dann hättest du uns auch gefunden." Erstmals klang in Elyanas Stimme ein leichter Vorwurf mit. Narissa zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Na und? Ich wollte eben nicht. Außerdem bin ich jetzt in meinem eigenen Auftrag hier."
"Bist du sicher?" Die Augen der Frau waren wie zwei schwarze Spiegel, in denen Narissa keinen Funken Emotion lesen konnte. "Ich denke, sie hat dich hierher gelenkt. Die Schlange."
"Welche Schlange? Ich kenne keine..." Narissa stockte, denn ihr wurde klar, wen Elyana meinte. Ihr war hingegen überhaupt nicht klar, wie die Sieben Schwester von ihrem Treffen mit der Frau namens Saleme und dem Gondorer Edrahil wissen konnten. Und darüberhinaus war Edrahil es gewesen, der sie nach Aín Sefra geschickt hatte. Und überhaupt... "Ich hatte selbst geplant, hierher zu kommen!", platzte sie heraus, und Elyana zog eine Augenbraue in die Höhe. Das war die erste Regung die sie seit Beginn des Gesprächs erkennen ließ.
"Das mag sein", sagte sie, und wechselte das Thema: "Wie auch immer es gekommen sein mag, du bist von deinem dir bestimmten Weg abgekommen. In Aín Sefra gibt es nichts für dich."
"Ich glaube nicht an euren Kult.", gab Narissa kühl zurück, und richtete die Augen stur geradeaus auf den Palast, ohne Elyana anzusehen. "Und ich tue was ich selbst für richtig halte."
"Aín Sefra bedeutet für dich Blut. Schmerzen. Und Tod." Elyanas Stimme war noch immer vollkommen ausdruckslos. "Der Knochenmann ist dir auf den Fersen, und wenn du hier verweilst wird er dich auch bekommen. Und dann war all unsere Arbeit umsonst, und die Welt wird der Finsternis anheimfallen."
Narissa stieß sich von der Mauer ab, und machte lachend einen Schritt auf die Straße, wobei sie beinahe mit einem vorbeieilenden Mann zusammenstieß.
"Blut, Schmerzen, Tod und der Knochenmann?" Trotz des Lachens war ihre Stimme bitter. "Ihr wisst was ich erlebt habe, und denkt ihr könntet mir damit einen Schrecken einjagen? Damit ich ängstlich wimmernd euren Befehlen folge?"
"Es gibt mehr Grauen auf dieser Welt als du dir vorstellen kannst.", gab Elyana zurück, und in ihrer Stimme war wiederum eine Spur Verärgerung zu hören. Doch Narissa war bereits herumgewirbelt und eilte mit schnellen Schritten die Straße den gleichen Weg den sie gekommen war entlang. Elyana rief ihr noch etwas hinterher, doch sie hörte nicht mehr zu. Sie hatte ihre Entscheidung schon lange getroffen. Sie würde den Sieben Schwestern niemals folgen, also hatte sie es auch nicht nötig, ihnen zuzuhören. Sie folgte dem Gewirr der schmalen Gassen bis zur Hauptstraße zurück, ihr Vorhaben in den Palast einzudringen fürs erst Vergessen, und tauchte in die Menge ein. Hier würde Elyana sie nicht finden - und wenn sie sowieso hier war, konnte sie sich auch gleich das Ergebnis des Maljes ansehen und später versuchen, mit Qúsay zu sprechen.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

kolibri8

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #23 am: 6. Okt 2016, 12:10 »
Kaum waren die Gondorer durch die Tür verschwunden, wurde diese von Azruba’al ungefragt durchschritten. Begleitet wurde er von einigen anderen Kinahhu, die ihrer Kleidung nach Händler waren. Azruba’al selbst war ein hager Mann, mit einer, für die Kinahhu üblichen, olivfarbenen Haut, lockigem, kurz geschnittenen Haar und einem Bart, der Oberlippe und Kinn bedeckte. Sein Amt als Supet verdankte er nur der Tatsache, dass er einer einflussreichen Kaufmannsfamilie aus Hadasht entstammte, die die Stimmen für seine Wahl gekauft hatte. Mit eiligen Schritten durchquerte Azruba’al den Saal und blieb einige Schritte vor Qúsays Thron stehen.
„Qúsay“, sagte er sichtlich aufgeregt, „was hat all dies zu bedeuten? Ich lasse mich nicht…“, setzte er an, doch Qúsay unterbrach ihn mit lauter und drohender Stimme: „Supet Azruba’al! Dies ist das Heim des Herrn Marwan und das unsrige, und es ist allein unsere Entscheidung, wann wer zur Audienz bei unserer Person eingelassen wird. Eine Entscheidung über die ihr euch nicht hinwegzusetzen habt“, Qúsay stand auf und ging ein paar Schritte auf Azruba’al zu und blieb am oberen Rand der Stufen, die das Thronpodest vom Boden des restlichen Saals trennten stehen, sodass er nun auf Azruba’al herabsah und fuhr fort: „Vielleicht solltet ihr euch ein Beispiel an Supet Ahaziah nehmen, er weiß was Geduld ist.“
Die Erwähnung seines Mitregenten ließ Azruba’al, der gerade zum Widerwort ansetzte verstummen. Ahaziah, war wie Azruba’al ins Amt des Supets gewählt worden. Doch war Ahaziah kein Mitglied einer Kaufmannfamilie, wie Azruba’al, sondern entstammte dem Adel von Shekhem, einer weniger bedeutenden Stadt in der Kinahhu-Konföderation, und war bei Gemeinen wie Edlen gleichermaßen beliebt.
Qúsay fuhr ungehindert fort und sprach weiter, „Nun wenn ihr euch nun beruhigen und uns euer anliegen vortragen möget“, dann drehte er sich um und nahm wieder auf seinem Thron platz.
Azruba’al atmete tief durch und sprach schließlich: „Mein Herr Qúsay, wieso wird Fremden aus Gondor, augenscheinlich nicht einmal Füsten, der Vortritt noch vor Fürsten Harads gewährt. Der Herr Harith ist in tiefer Sorge und verdient es vorgelassen zu werden.“
„Wenn ihr euch so sehr um das Recht Hariths sorgt, bei uns vorsprechen zu können, warum habt ihr ihm dann nicht den Vortritt gelassen?“ konterte Qúsay und wieder verstummte Azruba’al deutlich verlegen, „wie wir bereits gesagt haben, obliegt es allein unserer Entscheidung wen wir wann vorlassen. So kommt endlich zu euren wahren Anliegen, oder der Herr Harith wird heute wirklich keine Möglichkeit mehr haben bei uns vorzusprechen.“
„In Ordnung“, grummelte Azruba’al und fragte: „Werdet ihr das Privileg der Kinahhu den westlichen Seehandel der Ghanúbiyya zu kontrollieren, bestätigen?“
„Wir haben euch und dem Herrn Ahaziah bereits unsere Zusage gegeben und wir werden unser Wort halten – oder zweifelt ihr daran?“
„Nein, mein Herr“, antwortete Azruba’al und verbeugte sich leicht.
„Ihr seid nun entlassen“, sagte Qúsay und rief den Wachen zu Harith einzulassen.
RPG:
1. Char Alfward bei Dol Guldur.
2. Char Qúsay in Aín Sefra.

Das Wiki zum RPG. Schaut mal ruhig vorbei ;).

Neu im RPG und Probleme mit dem Namen? Schickt mir einfach 'ne PM ;).

Geschichtsfragen? Hier gibt's Antworten.

Melkor.

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #24 am: 17. Okt 2016, 23:32 »
Músab, Alára, Wa'aran Haywat und ihr Gefolge von der Harad-Straße


Als nach einer langen, beschwerlichen Reise durch von Suladan kontrollierte Gebiete endlich Aín Sefra in Sicht kam seufzte Músab erleichtert. Nun erst würde er sich ein wenig entspannen können und würde nicht länger besorgt Blicke in alle Richtungen werfen. Sie waren von einem zweiten Überfall verschont geblieben und hatten die Wüstenstadt der Lahmiden im Eiltempo erreicht um noch rechtzeitig zum Beginn des Majles dort anzukommen. Músabs Familie besaß ein Anwesen in Ain Sefra, und er bot seinem Freund Wa'aran an, für die Dauer ihres Aufenthalts als Gast mit ihnen dort zu wohnen.

Am Tor der Stadt wurden sie erkannt und freudig begrüßt. Sie passierten den Eingang Ain Sefras und bahnten sich ihren Weg zu Músabs Anwesend. "Macht Platz! Platz für den König von Kerma und den König von Da'amat!" So kamen sie angenehm schnell durch die Menschenmenge und erreichten schließlich das Haus. Beim Anwesen angekommen sattelten sie von ihren Rössern ab und einige Bedienstete brachten die Pferde in den Stall. Das Anwesen war keineswegs mit dem Königspalast von Kerma zu vergleichen, dennoch war die Residenz groß genug um für die Könige und ihr Gefolge einen Platz zum ausruhen nach der langen Reise zu bieten.

Nach einer kurzen Erholungspause wollten sich Músab und Alára im Speisesaal wieder treffen. Dort wurden bereits einige Vorbereitungen für das kommende Mahl getroffen.  Músab wartete bereits im Saal als Alára, verspätet, den Saal betrat.
"Verzeih' mir meine Verspätung, ich wurde aufgehalten." begrüßte Alára seinen Bruder und setzte sich neben ihn.
"So, Bruder, was möchtest du nun besprechen?" fragte er.
Músab grinste einen Augenblick lang, wurde jedoch gleich wieder ernst. "In wenigen Stunden beginnt der Majles. Dort werden sich alle Anführer und Könige die gegen Sauron kämpfen treffen. Wir sollten uns dort auch blicken lassen," sagte er.
"Was werden wir tun? "fragte Alára.
Doch anstatt zu antworten stand Músab auf und begrüßte Wa'aran Haywat, der in der Tür stand und lud ihn zum baldigen Mahl ein. Dieser bedankte sich, betrat den Saal und setzte direkt neben Músab. Noch bevor das Mahl angerichtet wurde, nutzen sie die Chance, sich zu dritt über den Majles zu unterhalten.
"Eine schöne Residenz besitzst du hier," sagte Haywat während er die Gemälde an den Wänden betrachtete.
Músab versuchte jedoch, ihn wieder auf das eigentliche Thema zurück zu führen und fragte: "Was habt Ihr vor, Wa'aran? Wird sich Da'amat Qusay anschließen?"
Wa'aran nickte. "Du weißt ebenso wie ich, dass wir alleine nicht den Hauch einer Chance gegen Suladan und Mordor haben."
Alára und Músab tauschte einen Blick und dieser reichte aus, dass sie einander verstanden. Alára versuchte eine passende Antwort auf diesen Satz zu finden, doch nach einen Augenblick des Stotterns meldete sich Músab zu Wort.
"Was mein Bruder sagen wollte ist, dass wir uns noch uneins sind. Alleine sind unsere Chancen gering, dennoch können wir uns, aus verschiedenen Gründen, noch nicht genau entscheiden." Er stoppte einen kurzen Augenblick, dann fuhr er fort: "Zudem fällt uns die Entscheidung durch den Tod unserer Mutter nicht gerade leichter..."

Das Gespräch wurde unterbrochen als die Dienerschaft die ersten Speisen in den Saal bringen wollte. "Oh, vergebt mir mein Herr, ich wusste nicht das Ihr hier seid!" sagte eine jüngere Dienerin die bereits im halben Raum stand. Músab nickte und nahm die Entschuldigung mit einen Lächeln im Gesicht an.
"Lasst euch von uns nicht stören," sagte er und unterhielt sich weiter mit Alára und Haywat. Doch als nun auch ein Teil des Gefolge gefolgt von Tamal, Gatisen und Pada'am, Haywats ältesten Sohn, den Saal betreten unterbrachen sie das Gespräch. "Wir müssen das auf später verschieben," flüsterte er zu Haywat herüber. Dieser stimmte dem Vorschlag verständnisvoll zu.
Nachdem alle Speisen aufgetragen waren erhob sich Músab und eröffnete das Mahl mit den traditionellen kermischen Segensworten. Während er sich dem Abendessen widmete fragte sich Músab, was ihn wohl beim Majles erwarten würde....
« Letzte Änderung: 17. Okt 2016, 23:39 von Fine »
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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #25 am: 18. Nov 2016, 20:19 »
Das Gespräch mit Harith war zügig beendet: Qúsay drückte Harith sein Bedauern für den Tod von Hariths Sohn Piruz in Linhir, aus, während Harith bekräftigte Qúsay in den bevorstehenden Konflikten beizustehen. Nachdem Harith gegangen war zog sich Qúsay wieder zurück und wurde erst gegen Mittag von Marwan wieder aufgesucht: Die Zeit für den Majles, die Versammlung der Fürsten war gekommen.

Qúsay verließ, begleitet von Marwan, Dirar und einigen Kriegern, den Palast und begab sich zum nahen Marktplatz, der sich bereits mit Menschen füllte. Im Zentrum des Marktes war ein steinernes Podest von etwa zwölf mal zwölf rangar: die Grundmauern eines alten Tempels vom dem ansonsten nur noch ein großer schwarzer Stein im Zentrum übrig geblieben war. Aufgrund der Hitze und der hoch stehenden Mittagssonne waren bereits große Sonnensegel über dem Platz ausgebreitet, die den Menschen etwas Schatten spendeten. Die Tempelruinen  hingegen wurden durch ein purpurnes Zeltdach beschattet. Die Fürsten Harads die bereits auf dem Platz waren, bildeten einen Kreis um die Ruinen. Dort blieb Qúsay mit Dirar im Kreis der Fürsten stehen, während über ihm das grüne Banner der Quahtan, sowie die ihm von Imrahil verliehenen Banner von Harondor und Tolfalas, wehten. Das dreifarbige Königsbanner folgte Marwan, der auf das Podest stieg und von dort seine Augen über die Menge schweifen ließ und scheinbar die anwesenden Fürsten zählte.
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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #26 am: 21. Nov 2016, 22:14 »
Nach einem langen Abend und einer erholsamen Nacht herrschte bereits großes Treiben in Músabs Residenz in Aín Séfra. Die Köche waren schon mit dem Mittagsessen beschäftigt, und die Dienerschaft kümmerte sich um die Zimmer ihrer Herren. Das Könighaus jedoch hatte die Residenz verlassen und hielt sich im Hof auf. Von dort hallte das laute metallische Klirren von Waffen zum großen Gebäude hinüber. "Beweg deine Füße," sagte Músab zu seinem ältesten Sohn, der gerade mit seinem Vetter Silko gegen Alára kämpfte.
"Wa,aran möchtest du auch mal dein Glück versuchen?" keuchte Alára, der den kurzen Kampf nur knapp verloren hatte. Dankend lehnte dieser jedoch ab.
"Músab würde aber sicher sein Glück versuchen," schlug der König von Da'amat mit einem breiten Lächeln auf den Lippen vor.  Dieser war über den Vorschlag überrascht und konnte kaum zu Worte kommen als Alára Gatisen bereits herbeigerufen hatte.  Gatisen forderte nun seinen Onkel, den König vom Kerma, zu einen Zweitkampf heraus. Músab zögerte einen Augenblick, denn ihm war es bewusst dass sein Neffe einer der besten Kämpfer Kermas war, doch dann zog er seine beiden Schwerter und stellte sich mittig in den Turnierplatz. Gatisen nahm seine Waffe und stellte sich Músab gegenüber. Dieser ging in die Kampfstellung über und ließ seine Schwerter kunstvoll kreisen bevor er zu den ersten Angriffen überging. Jene waren koordiniert und drängten seinen Neffen einige Schritte zurück. Gatisen jedoch gelang es sehr schnell weitere Angriffe abzublocken und selbst mit ersten Hieben zu antworten. Diese waren deutlich wuchtiger, jedoch langsamer als Músabs Angriffe.
"So, und jetzt ernst? " fragte Músab, der erneut in Kampfstellung stand. Gatisen nickte und ging sofort zum Angriff über. Der König von Kerma konnte einige Hiebe parieren und mit einem doppelten Schlag seinen Neffen zurückdrängen. Dutzende Schläge prasselten nun auf Gatisens Waffe ein. Dieser nutzte jedoch eine günstige Gelegenheit und rang Músab fast zu Boden.
"Wenn wir noch älter werden, können wir einpacken, Alára." sagte Músab der stolz auf die Kampfkünste seiner Familie war.
"Wenn wir gemeinsam gegen die drei kämpfen haben sie aber keine Chance mehr." stellte Alára fest und forderte Gatisen, Tamal und Silko zu einem Gruppekampf auf.  Músab, der eine kleine Schramme am Bein verarztete, nickte und wollte sich auf einen weiteren Kampf vorbereiten, doch wurde er von einem Diener gestört, der ihnen mitteilte, dass Qúsay demnächst mit dem Majles anfangen wollte. Dankend über die Nachricht schickte er seinen Diener in die Residenz zuück. Nachdem Músab seine Kleidung gewechselt hatte ging er in Begleitung von Alára, Wa'aran, Tamal und seinen beiden Neffen in Begleitung einer kleinen Gruppe Leibgardisten zum zentralen Marktplatz der Stadt. Dort waren bereits einige Fürsten und Anführer verschiedener Stämme versammelt. "Scheinbar geht es gleich los." bemerkte Alára der sich nebenbei nach möglichen Gefahren für Músab umschaute. Músab hingegen war bereits gespannt auf den Majles und dessen Ausgang.
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Der Majles beginnt...
« Antwort #27 am: 3. Dez 2016, 13:43 »
Nachdem alle Fürsten so versammelt waren, erhob Marwan seine Stimme:
„Werte Erdle, Fürsten und Herren, ich freue mich euch so zahlreich in meiner Stadt begrüßen zu dürfen. Wir wissen alle, weshalb wir hier sind: Die Stunde ist gekommen um uns zu verschwören und unserer Heimat und unseren Kindern die Freiheit zukommen lassen die sie verdienen. Zu diesem Zweck werde ich nun jeden von euch bitten auf diesem Heiligen Boden einen Eid abzuleisten.“
Nach diesen Worten zog Marwan eine Textrolle aus dem Gürten, entrollte diese und begann den ersten Namen vorzulesen: Abdallat ibn Abdal'uzza. Sogleich trat der Genannte, der Häuptling des 'Anizza-Stammes vor. Das dreifarbige Banner wurde über den schwarzen Stein gelegt und Marwan wies Abdallat an seine Schwurhand auf Banner und Stein zu legen und ihm nachzusprechen: „Ich, Abdallat, Sohn von Abdal'uzza, Herr der 'Anizza schwöre feierlich, den Kampf gegen Sauron aufzunehmen, jeden Tag und jede Stunde meines Lebens bis zur Stunde meines Todes. Ich schwöre ferner meinen Mitverschwöreren ohne Zagen beizustehen und dass ich bereit bin. mein Leben für sie und unsere gerechte Sache zu geben. Zuletzt schwöre ich die Macht dieses Rates anzuerkennen und denjenigen, den der Rat als unser aller Herr bestimmt, zu folgen und beizustehen, bis er mich freigibt oder der Tod mich nimmt. Die Götter mögen meine Zeugen sein und mich mit dem Tod strafen, wenn ich meinen Schwur breche.“

Nach diesem Schwur begab sich Abdallat wieder in den Kreis der Fürsten und Marwan rief den nächsten Fürsten, Abd-Manat von den Banu Bakr auf. Auch dieser leistete den Eid und so ging es immer weiter. Auf Abd-Manat folgten in dieser Reihenfolge: Dihya, Tochter von Misibsa, Herrin der Tamazikhen;
Damiqilíshu, Sohn von Sînmágir, von den Ungsangiga-Stadtstaaten im Osten Harads;
Hawsa, Sohn von Qásit, Herr der Abd al-Qay;
Ahaziah und Azruba’al von den Kinahhu;
Hozah, Sohn von Ali, Herr von Yamama;
Hayyan, Sohn von Harith, Herr von Najran;
Hinas, Sohn von Takhmy, von den Lihyaniten;
Hasan, Sohn von Bahdal, Herr der Banu Kalb;
Harith von den Banu Ghassan;
Hárún, Sohn von Nawtali, Herr der Banu Quraíza;
Wa'aran Haywat, der König von Da’amat;
Yazid, Sohn von Hasan, Herr der Qarwaliden;
Kulayb, Sohn von Rabi’a, Herr der Banu Taghlib;
Amkhel, Sohn von Yohanan, Herr der Qainuqa;
Muthanna, Sohn von Mansur, Herr der Banu Shayban;
Madher, Sohn von Nazer, Herr der Banu Hothail;
Masnsen, Sohn von Yugerten, Herr der Imragen;
Marwan selbst;
Niqmaddu, Sohn von Ammittamru, Stadtherr von 'Ugart;
Sakhr, Sohn von Harb, Herr der Banu 'n-Nadír und
Sa'amun, König von Ta-Mehu.
Zuletzt wurde Qúsay aufgerufen, also trat er ebenfalls vor und leistete den Eid.

Dann rollte Marwan die Schriftrolle wieder zusammen und steckte sie zurück in seinen Gürtel. Die Liste war komplett, dennoch war einer der Fürsten noch nicht vorgetreten. „Músab von Kerma“, sprach Marwan den Fürsten an, „ihr seid erst kürzlich zu dieser Verschwörung gestoßen und der Herr Wa'aran Haywat hat für euch gebürgt. Seid ihr bereit diesen Eid zu leisten?“
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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #28 am: 3. Dez 2016, 14:16 »
Músab trat nun zögerlich hervor und legte seine rechte Hand auf Banner und Stein. "Ich, Músab bin Kernabes, König von Kerma, schwöre feierlich, den Kampf gegen Sauron aufzunehmen, jeden Tag und jede Stunde meines Lebens bis zur Stunde meines Todes. Ich schwöre ferner meinen Mitverschwöreren ohne Zagen beizustehen und dass ich bereit bin. mein Leben für sie und unsere gerechte Sache zu geben. Zuletzt schwöre ich die Macht dieses Rates anzuerkennen und denjenigen, den der Rat als unser aller Herr bestimmt, zu folgen und beizustehen, bis er mich freigibt oder der Tod mich nimmt. Die Götter mögen meine Zeugen sein und mich mit dem Tod strafen, wenn ich meinen Schwur breche,“ sagte er, jedoch mit etwas Widerwillen in der Stimme..
Nachdem er den Schwur abgeleistet hatte stellte er sich wieder zu Alára und Wa'aran.
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Die Krönung des Maliks
« Antwort #29 am: 3. Dez 2016, 19:43 »
Nachdem nun auch Músab wieder im Kreise der Fürsten stand, wandte sich Marwan wieder an den gesamten Fürstenrat: „Nun da wir uns verschworen haben, ist die Zeit gekommen uns einen Anführer zu wählen. Es wäre nur gerecht, wenn wir den Mann auswählen, der diese Verschwörung überhaupt erst in die Wege geleitet hat. Ich schlage daher vor, Qúsay, den Sohn von Nazir, zu unserem Malik zu wählen.“
Mit einer Handbewegung bat er Qúsay vorzutreten. Als Qúsay neben Marwan stand, ergriff Wa'aran Haywat das Wort und sprach: „Ich sage nicht, dass Qúsay nicht Malik sein sollte, doch ist es unüblich, dass ein Malik über einem anderen steht.“
„Dann sollte der Titel unseres Herren nicht Malik, sondern Malik al-Mulúki‎ lauten“, wandte Harith ein, woraufhin Wa'aran Haywat zustimmend nickte und sein Einverständnis gab: „Dies wäre akzeptabel.“

Wieder ergriff Marwan das Wort und fuhr fort: „Wüsste einer der anwesenden einen Grund, dass Qúsay nicht Malik al-Mulúki werden sollte?“
Marwan wartete einen Moment, doch niemand schien einen Grund vorzubringen zu können.
„Schlägt jemand einen anderen Kandidaten vor?“
Wieder wartete Marwan, doch wurde kein anderer Kandidat vorgeschlagen.
„Dann erwarte ich nun eure Stimmen, wer stimmt dafür, Qúsay zum Malik al-Mulúki zu erheben?“

Reih um hoben die Fürsten die Hand und bald schon war klar, dass die Fürsten einstimmig für Qúsay stimmten. Dann fragte Marwan Qúsay: „Nehmt ihr Qúsay, Sohn von Nazir, von den Quahtan die Wahl zum Malik al-Mulúki an?“
„Ich nehme die Wahl an“, antwortete Qúsay.
Dann fragte Marwan weiter: „Wollt ihr die Tempel und Kulte achten und beschützen?“
„Ich will“
„Wollt ihr die Gerechtigkeit bewahren und das Unrecht bekämpfen?“
„Ich will.“
„Wollt ihr den (inneren) Frieden bewahren?“
„Ich will.“
„Wollt ihr das Malikat erhalten und mehren?“
„Ich will“
Nachdem Qúsay die letzte Frage beantwortet hatte nahm Marwan geweihtes Olivenöl, salbte Qúsay und krönte ihn mit einem goldenen Stirnreif.

So als König gezeichnet erhob sich Qúsay und wandte sich an die versammelte Menge:
„Eine neue Zeit bricht an für Harad. Sehr bald wird die Kunde von den Kämpfen in Linhir und auch von diesem Rat Suladân und Hasaël zu Ohren kommen. Krieg steht uns bevor. Nicht gegen fremde wie seit Alters her, sondern gegen unsere Brüder, die, ob durch Zwang oder aus freiem Willen, weiterhin Saurons Banner folgen. Auch wenn mich der Gedanke schmerzt, ist dies doch ein Opfer, das wir bringen müssen um die Freiheit unseres Volkes und unserer Heimat zu garantieren. In diesem Krieg werden vor allem unsere Familien gefährdet sein, daher rate ich allen die dort leben die ungeschützten Oasen der Wüste zu verlassen und in Harondor Zuflucht zu suchen. Ferner brauchen wir für diesen Krieg Krieger und Waffen“, bei diesen Worten sah er die Fürsten genau an, „entsendet Boten in eure Reiche, dass Truppen ausgehoben und bewaffnet werden sollen. Jeder Mann ob Freier, Leibeigener oder Sklave, der Willens ist für unser Banner zu kämpfen, soll die Möglichkeit erhalten und eine Waffe erhalten“, bevor er fort fuhr überlegte er einen Moment und sprach dann: „Betrachtet dies als unsere erste Amtshandlung als König: Hiermit erlassen wir, Qúsay, König der Könige und König der Haradrim, dass jedem Sklaven, der unter meinem Banner kämpft, die Freiheit zu gewähren ist. Denn wie können wir behaupten für unsere Freiheit zu kämpfen, wenn wir selbst andere unterdrücken?“

Als Qúsay geendet hatte ging ein Raunen durch die Menge und die Leute begannen wild miteinander zu diskutieren.
« Letzte Änderung: 4. Dez 2016, 18:12 von kolibri8 »
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