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Autor Thema: Aín Sefra - In der Stadt  (Gelesen 23891 mal)

Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #30 am: 4. Dez 2016, 18:14 »
Narissa hatte Qúsays Rede mit angehaltenem Atem gelauscht. Sklaven die Freiheit schenken, und offener Krieg gegen Suladân (sie weigerte sich, von dem Sultan als ihren Vater zu denken)... das war Zündstoff für ein großes Feuer, dass ganz Harad verschlingen mochte. Es war mehr als Narissa erwartet hätte, ein Aufruf zur Freiheit und Einigkeit im Kampf gegen Mordor, und dennoch war sie noch nicht vollends beruhigt. Ihr war nicht entgangen, dass Qúsay das Verhältnis seines Reiches zu Gondor mit keinem Wort direkt erwähnt hatte.
Kurz entschlossen drängte sie sich zwischen zwei vor ihr stehenden Männern hindurch, schob eine ältere Frau zur Seite und rief: "Malik Qúsay! Ich muss mit euch sprechen!" Narissa wusste nicht, was sie tat. Sie wusste nicht, was sie tun würde wenn sie vor Qúsay stand, und sie wusste nicht was sie tun würde, wenn er den Thron Gondors beanspruchte. Dennoch, es fühlte sich richtig an, zu handeln.
Sie erreichte den schützenden Kreis, den die Soldaten um die anwesenden Fürsten gebildet hatten, und zwei der Männer versperrten ihr den Weg mit gekreuzten Lanzen. "Zurück bleiben, Mädchen."
"Ich muss mit dem Malik sprechen", gab Narissa zurück, und blickte dem Wächter offen ins Gesicht, doch dieser schüttelte den Kopf. "Wir können niemanden einfach durchlassen." Narissas Hand verirrte sich an den Griff ihres Dolches, doch die riss sich zusammen und rief stattdessen wieder laut, die Blicke der umstehenden Leute nicht achtend: "Malik Qúsay!"
"Der Malik ist beschäftigt", sagte der zweite der Wächter. "Also zieh ab." Er wollte Narissa einen Stoß versetzen, doch die tauchte unter seiner Hand hindurch und rammte ihm das Knie in den Bauch. Trotz seines Kettenhemdes krümmte der Mann sich zusammen, doch im selben Moment wurden drei weitere Lanzen auf Narissa gerichtet.
"Was geht hier vor?", ertönte eine ernste Stimme hinter den Wachen. Es war Qúsay.
Der zusammenkrümmte Wächter richtete sich auf, nur um sich sofort tief vor Qúsay vermeiden. "Herr, diese Person hat versucht zu euch vorzudringen und uns dabei angegriffen. Sollen wir sie gefangen nehmen?"
Bevor Qúsay antworten konnte, protestierte Narissa: "Ihr habt mich angegriffen, nicht anders herum." Sie löste beide Dolchscheiden von ihrem Gürtel und ließ sie zu Boden fallen - die Lanzenspitzen näherten sich ihr ein weiteres Stück - und blickte Qúsay dann direkt ins Gesicht. Der frischgewählte Malik war ein Stück größer als sie und hatte trotz der Binde über seinem linken Auge ein edles, königliches Gesicht, ganz so, als wäre er für das Amt geboren worden dass ihm die Fürsten Harads gerade angetragen hatten. Narissa atmete tief durch, und sagte: "Ich muss unbedingt mit euch sprechen, Malik."
"Durchsucht sie nach Waffen und lasst sie dann vortreten", befahl schließlich Qúsay.
Einer der Wächter nahm die beiden auf dem Boden liegenden Dolche auf, während Narissa selbst die beiden Dolche, die sie noch versteckt unter ihrer Kleidung getragen hatte, hervorholte und sie den Wachen entgegenhielt, um zu zeigen dass sie tatsächlich keine Gefahr darstellte. Trotzdem tastete einer der Männer sie von Kopf bis Fuß ab - in manchen Regionen etwas ausführlicher als Narissa lieb war - nickte schließlich und sagte: "Keine weiteren Waffen."
Auf Qúsays knappes Nicken trat Narissa in den inneren Kreis, wo sie ein Stück entfernt einen großen, in einen prächtigen Leopardenpelz gehüllten Mann mit einem kurzen Vollbart dabei beobachtete, wie er beruhigend auf zwei aufgebrachte andere Fürsten einsprach. Sie erinnerte sich an ihn, es war der König gewesen der seinen Eid als letztes geleistet hatte, doch in ihrer Aufregung hatte sie den Namen vergessen. Allgemein schienen viele der anwesenden Fürsten wenig begeistert von ihrer Einmischung zu sein.
Narissa wandte sich wieder Qúsay zu, und sagte: "Mein Name ist Narissa bint'Herlenna aus dem Haus der Turmherren." Ihr war vollauf bewusst, dass viele Leute sie hören konnten, und dass sie vermutlich Suladâns Spionen gerade ihren Aufenthaltsort verriet, doch sie spürte, dass sie Qúsay gegenüber ehrlich sein sollte. Mit einer kurzen Bewegung streifte sie das Kopftuch, das ihr in diesem Moment auf merkwürdige Weise unangenehm wurde, ab, und ließ ihre Haare frei über ihre Schultern fallen.
"Ich weiß nicht, ob ihr jemals von uns gehört habt, aber wir sind - oder waren - immer Verbündete Gondors tief im Süden von Harad. Und deshalb muss ich euch fragen: Werdet ihr nach Suladâns Niederlage Krieg gegen Gondor führen? Und strebt ihr mit eurer Abstammung den Thron von Gondor an?"
Zu ihrer Überraschung ließ Qúsay ein Lachen hören. "Nein ich habe Imrahil einen Eid geleistet und ich stehe zu meinem Wort. Und wenn ihr von meiner Abstammung wisst, wisst ihr auch dass meine Vorfahren ihren Anspruch auf die Krone Gondors im Sippenkrieg verwirkt haben. Die Gondorer brauchen mich nicht zu fürchten. Wir haben einen gemeinsamen Feind und solange Gondor diesen Bund ehrt, werde auch ich ihn ehren", erwiderte er.

Narissa konnte sich gerade noch einen Seufzer der Erleichterung verkneifen. Qúsay hatte dem mächtigsten Fürsten von Gondor - der auch noch Edrahils Herr war - persönlich einen Bündniseid geschworen. Natürlich konnten Eide gebrochen werden, doch Qúsay wirkte nicht wie ein Eidbrecher, und er hatte selbst gesagt, dass bereits seine Vorfahren ihren Anspruch auf Gondor verwirkt hatten. Aus einer weiteren Eingebung heraus sank Narissa vor dem Malik auf ein Knie und sagte, während sie zu ihm aufblickte: "Mein Urahn Palandras und Isildur, der letzte Hochkönig von Gondor und Arnor schworen einen Eid, sich für alle Zeiten gegenseitig beizustehen. Dieser Eid geriet in Gondor in Vergessenheit, doch mein Haus hat ihn bewahrt. Ich bin die letzte Überlebende aus dem Haus der Turmherren, und ihr seit ein Nachfahre der Könige von Gondor. Erneuert diesen Eid mit mir, und ich werde euch in eurem Kampf gegen Suladân beistehen, bis der Sultan tot zu unseren Füßen liegt."
Erneut wusste Narissa nicht, was über sie gekommen war, und was sie überhaupt tat. Es fühlte sich einfach richtig an, und als ob sie damit das Erbe ihrer Vorfahren - ihres Großvaters - ehrte.
Qúsay sah sie einen Moment mit großem Auge an. "Ihr seid eine tapfere Frau, Narissa, Herlennas Tochter, mich um so etwas zu bitten, aber ich werde eurer eigentümlichen Bitte entsprechen."
Langsam und deutlich sprach Narissa die uralten Worte, die in ihrem Haus so lange überliefert wurden, und Qúsay tat es ihr nach: "Nai i vorondar endoron, hyarna yo formenya i utúlië númenórello, óven astaroya sé oht'ill ta nai hain númeheruvir ohilyar. Nai tiruvantes i hárar mahalmassen mi númen."
Dann erhob Narissa sich aus ihrer knienden Position, und sagte: "Ich bitte euch nur um eines für meine Hilfe, Malik Qúsay. Ich möchte diejenige sein, die Suladân tötet."
"Wieder eine ungewöhnliche Bitte, welch Groll hegt ihr gegen Suladân, von seiner Dienerschaft zu Sauron abgesehen?" hakte Qúsay verwundert nach.
Narissa zögerte, biss sich auf Unterlippe und erklärte dann: "Er hat meine Mutter und meinen Ziehvater töten lassen. Meinen Großvater und fast alle meine Freunde. Er hat meine Heimat zerstört." Der Anblick des brennenden Turmes stand ihr allzu lebhaft vor Augen, und eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. Sie wischte sie verärgert weg. "Und... er hat meine Mutter vergewaltigt..." Sie hob den Kopf und blickte Qúsay direkt in sein eines Auge. "Suladân ist mein Vater", sagte sie so leise, dass niemand außer Qúsay und ihr selbst es verstehen konnte.
Qúsay legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte in einem ruhigen Ton: "In Ordnung, so Manat will."
"Ich... danke euch", brachte Narissa heraus, wobei sie ihre Stimme zittern hörte. Sie warf einen Blick über die Menge, und sagte: "Ich... sollte jetzt gehen. Falls ihr meine Hilfe brauchen solltet, ich habe ein Zimmer im Gasthaus Zum Wüstenlöwen. Und falls nicht, werde ich zu euch kommen."
Sie knickste ungelenk und wandte sich ab. Die Wächter öffneten ihre Reihen für sie, gaben ihr ihre Waffen zurück, und Narissa tauchte wieder in die Menge auf dem Platz ein, obwohl ihr zunächst viele Augenpaare folgten. Sie fragte sich ob das Mädchen Aerien in der Nähe gestanden und sie beobachtet hatte...
« Letzte Änderung: 19. Mär 2017, 22:16 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Nachforschungen
« Antwort #31 am: 4. Dez 2016, 21:02 »
Nach dem Ende von Qúsays Rede begann die Menschenmenge sich relativ schnell zu zerstreuen, und der große Platz leerte sich. Músab verweilte noch einige Augenblicke, nachdenklich darüber, was das Ergebnis des Majles für Kerma zu bedeuten hatte. Es war schließlich Alára, der ihn aus seinen Gedanken riss.
"Bruder," sagte der Kommandant der Leibgarde. "Dort drüben an der Wand. Westlich von hier. Erkennst du das Gesicht?"
Músab folgte Aláras Hinweis. An einer Hauswand lehnte eine schlanke Gestalt: eine dunkelhaarige junge Frau, gehüllt in dunkle Lederbekleidung die teilweise von einfachem haradischen Stoff überdeckt wurde. Neben ihr hockte eine weitere zierlichePerson am Boden, deren Gesicht von einer grünen Kapuze verdeckt wurde. Alára hatte also offensichtlich die Frau gemeint, deren Gesicht erkennbar war. Músab schirmte seine Augen mit einer Hand von der Sonne ab und sah genauer hin. Er schätzte das Alter des Mädchens auf knapp zwanzig. Die feinen Gesichtszüge trugen einen etwas zweifelnden, sogar fast spöttischen Ausdruck. Die Augen waren grau, die Haare tiefschwarz. Etwas daran erinnerte Músab an seine Mutter, doch als er ein weiteres Mal hinsah fiel ihm auf, was Alára gemeint hatte.
"Der Attentäter auf der Harad-Straße," sagte er leise und mit unterdrücktem Zorn in der Stimme.
Alára nickte. "Die sieht ihm verdächtig ähnlich. Wir sollten uns mit ihr... unterhalten."
Músab stimmte seinem Bruder zu. "Also gut. Doch ich möchte kein Aufsehen erregen. Lass die Männer den Bereich abriegeln. Wir werden sehen, was sie zu sagen hat."

Auf Músabs Befehl hin entstandte Alára die vier Leibwächter, die den König von Kerma auf Schritt und Tritt begleiteten in Richtung des geheimnisvollen Mädchens. Gemeinsam gingen die Brüder auf die Stelle zu, an der ihr Ziel an der Hauswand lehnte. Als sie näher kamen sprang die zweite Gestalt, die die Kapuze trug, überraschend schnell auf und war in einer Seitengasse verschwunden ehe sie reagieren konnten.
Das Mädchen schien davon genauso überrascht zu sein wie Músab, denn für einen kurzen Augenblick sah sie ihrer Begleiterin verwirrt nach. Dieser Moment genügte Aláras Männern, und sie umstellten die junge Frau. Músab und Alára kamen heran und konfrontierten sie.
Die junge Frau trug ein Bastardschwert auf dem Rücken und ihre Hand lag schon am Griff, doch Alára ließ mit einem Wink seine Männer ihre Waffen auf sie richten.
"Keine gute Idee," sagte er. "Hände weg von der Klinge, Mädchen."
Als sie sah dass sie umstellt war ließ sie die Hand sinken und verschränkte die Hände vor der Brust. "Was soll das? Wer seid Ihr?" verlangte sie zu wissen.
"Dies ist Qore Músab bin Kernabes von Kerma! Zeig etwas mehr Respekt. Wir haben ein paar Fragen an dich, und es wäre gut für dich, wenn du sie uns wahrheitsgetreu beantwortest," knurrte Alára. "Wie lautet dein Name, und woher kommst du?"
"Ich wüsste nicht, was Euch das angeht," gab das Mädchen mit fester Stimme zurück. Ihre grauen Augen musterten die auf sie gerichteten Waffen einen Augenblick. "Mein Name ist Aerien Bereneth aus Gondor. Ich bin hier um Malik Qúsay eine Nachricht von Truchsess Imrahil zu überbringen."
Alára nickte zufrieden. "Also gut, Aerien Bereneth. Worum ging es in dieser Nachricht? Hast du sie dem Malik bereits überbracht?"
"Das habe ich," bestätigte Aerien. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Inhalt verraten darf. Es ging grob gesagt darum, dass Gondor die Nordgrenze Harondors für Qúsay bewachen wird."
"Gute Nachrichten für Qúsay," befand Alára. Dann wechselte er das Thema: "Auf dem Weg von Kerma hierher wurde unsere Reisegruppe überfallen. Einer der Angreifer sah dir verdächtig ähnlich: schwarze Haare, graue Augen, änhliche Aussprache - doch er war ein schwarzer Númenorer. Hast du irgendwelche Verwandten in Mordor, Mädchen?" fragte er bedrohlich.
Ihre Augen verengten sich und sie blieb einen winzigen Moment still. Dann sagte sie: "Ich komme aus Gondor. Die schwarzen Númenorer sind meine Feinde. Und ich habe nichts mit irgendwelchen Angriffen auf Euch zu tun. Bis heute wusste ich nicht einmal von der Existenz des Reiches von Kerma."
Nun ergriff Músab zum ersten Mal das Wort. "Wie kommt es, dass ein Mädchen wie du als Botin entsandt wurde? Was hat deine Familie dazu gesagt? Hat Gondor keine erfahreneren Meldereiter mehr übrig?"
Aerien warf ihm einen verärgerten Blick zu. "Ich kam nicht alleine her, auch wenn ich sehr gut auf mich selbst aufpassen kann. Ein erfahrener Meldereiter hat mich begleitet." Sie betonte die Worte und es wurde klar dass sie nicht allzu viel davon hielt.
"Und deine Familie? Wer ist dein Vater, und wo wohnen sie?" bohrte Músab weiter nach.
"Meine Familie lebt an der Grenze zu Ithilien," antwortete Aerien nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte. "Sie wissen nicht, dass ich hier bin. Mein Vater hätte es wahrscheinlich verboten."

Músab und Alára berieten sich flüsternd, sodass das Mädchen nicht hören konnte was sie sagten.
"Sie erzählt nicht die Wahrheit, zumindest nicht die ganze Wahrheit," stellte Músab klar. "Irgendetwas verschweigt sie,..."
"Bist du dir sicher?" fragte Alára leise. Als Músab bestätigend nickte drehte sich sein Bruder um und baute sich bedrohlich vor Aerien auf und befahl den Gardisten, den Kreis enger zu schließen.
"Du verheimlichst uns etwas. Wenn das so weitergeht, wird es übel für dich ausgehen, Mädchen..." drohte er.
"Ich habe Eure Fragen beantwortet." gab sie zurück, jedoch nun mit etwas Verunsicherung in der Stimme. "Was wollt Ihr denn noch? Lasst mich gehen!"
"Nicht ehe du uns alles gesagt hast was wir wissen wollen!" gab Alára zurück. "Der Mann, nach dem wir suchen, hat drei Leben auf dem Gewissen, und du bist unsere beste Spur nach ihm."
"Weil ich ihm zufällig ähnlich sehe?" wunderte sich Aerien misstrauisch. "Das hat doch nichts zu bedeuten. Ihr verschwendet nur eure Zeit mit mir."
Alára hatte offensichtlich genug davon. Sein Unterarm schoss hervor, legte sich an Aeriens Hals und presste das Mädchen fest gegen die Wand. "Das reicht jetzt. Sag' die Wahrheit, oder du bereust es," knurrte er.
Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie hatte Probleme, genug Luft zu bekommen. "Ich... habe nichts damit... zu tun..." presste sie angestrengt hervor und zerrte vergeblich an Aláras Arm.
"Genug!" rief Músab gebieterisch und Alára ließ das Mädchen los. "Also," fragte Músab ruhig. "Woher kommst du wirklich?"
"Ich sagte es euch doch bereits," gab Aerien zurück und rieb sich den Hals. "Aus Ithilien in Gondor. Von dort bin ich nach Ain Sefra gekommen."

Músab blickte der jungen Frau mit einem scharfen Blick in die Augen. Er war sich sicher, dass er sich die Ähnlichkeit zwischen ihr und dem mysteriösen Angreifer, der seine Mutter ermordet hatte, nicht einbildete, doch in den Worten des Mädchens lag keine Lüge. Zwar sagte sie ihnen bei Weitem nicht alles, und ließ vieles aus, doch er wusste, dass sie ihm hier und jetzt nicht mehr verraten würde.
"Also gut, Aerien," sagte er daher. "Du bist frei zu gehen. Doch ich möchte dich einladen, mich in meiner Residenz im östlichen Teil Ain Sefras aufzusuchen, wenn es deine Zeit erlaubt, als kleine Wiedergutmachung für die... grobe Behandlung gerade eben. Dabei warf er Alára einen strengen Blick zu. "Vielleicht könnten wir unter besseren Bedingungen dann noch einmal miteinander sprechen. Ich möchte den Mörder meiner Mutter finden, und wenn du mir dabei behilflich sein kannst, würde ich dich selbstverständlich reich belohnen."
"Nun, König Músab, ich werde sehen ob ich dafür Zeit habe. Doch zunächst sollte ich..." sie brach ab, denn etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. "Entschuldigt mich," fuhr Aerien hastig fort. Sie drängte sich an den Leibwächtern vorbei, die auf Aláras Geheiß den Weg freigaben, und eilte eine der Straßen entlang, die vom zentralen Platz weg führten. Kurz darauf schon war sie außer Sicht.
"Wir sollten zur Residenz zurückkehren," sagte Músab. "Machen wir uns auf den Weg." Gefolgt von Alára und seinen Männern schlugen sie den Weg dorthin ein.
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

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Eine neue Freundin
« Antwort #32 am: 4. Dez 2016, 22:48 »
Das Verhör durch die merkwürdigen Haradrim war Aeriens Laune nicht gerade zuträglich gewesen. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was König Músab und seine Leute von ihr gewollt hatten. Die vermummten Leibgardisten waren ihr sehr bedrohlich vorgekommen, und dass deren Anführer Aerien grob angegangen war nahm sie ihm übel. Ihr Hals schmerzte noch immer. Sie war sich sicher, dass sie nichts mit der Sache zu tun hatte, wegen der man sie befragt hatte. Doch als die Haradrim von Schwarzen Númenorern gesprochen hatten war Aerien klar geworden, dass sie unter keinen Umständen ihre wahre Herkunft erwähnen durfte, nun, da sich die Anführer in der Stadt mit Qúsay gegen Sauron verschworen hatten.

Sie sah das weißhaarige Mädchen am Ende der Gasse um die Ecke biegen und beschleunigte ihre Schritte. Als Músab sie in seine Residenz eingeladen hatte hatte sie "Herlenna" gerade vorbeimarschieren sehen und wollte die Gelegenheit nicht verpassen, mit ihr ein paar deutliche Worte zu wechseln. Sie sprintete um die Ecke und entdeckte ihr Ziel wenige Schritte vor sich. Aerien legte die kurze Distanz eilig hinter sich und ergriff den Arm der Weißhaarigen.
Ehe sie etwas sagen konnte wirbelte diese herum, riss sich los und hatte, schneller als man es sehen konnte, ein Messer gezogen und es Aerien an die Kehle gelegt. Einen kurzen Augenblick starrten sie sich feindselig an, bis Aerien das Schweigen schließlich brach.
"Hallo, Narissa. Das ist doch dein Name, oder?"

Narissa nahm den Dolch von Aeriens Kehle und atmete tief durch. Als sie eine Hand an ihrem Arm gespürt hatte, hatte sie damit gerechnet, sich einem von Suladâns Schergen gegenüber zu sehen.
"Ja, das ist mein Name." Offenbar hatte Aerien tatsächlich nahe genug gestanden um das zu hören, und Narissa fragte sich, was sie noch alles gehört hatte. Sie steckte den Dolch wieder weg, und sagte: "Hör mal, ich würde gerne so schnell wie möglich von der Straße runter." Dabei warf sie einen nervösen Blick über die Schulter, konnte jedoch nichts verdächtiges hinter sich entdecken. Ungebeten hörte sie wieder Elyanas warnende Worte, und auch wenn sie den Sieben Schwestern eigentlich kein Wort glauben wollte - es war dumm gewesen, ihre Identität so vor aller Augen zu offenbaren. "Komm meinetwegen mit mir, dann erkläre ich es dir", fuhr Narissa fort, und erst jetzt viel ihr auf, dass Aerien äußerst schlecht gelaunt wirkte.
"Ich habe ein Zimmer in einem Gasthaus in der Nähe, dort sollten wir ungestört reden können." Seit dem Moment in dem sie in den Kreis der Fürsten getreten war hatte Narissa das Gefühl, keine Ahnung mehr zu haben was sie eigentlich tat. Es gab keinen wirklichen Grund Aerien etwas über sich anzuvertrauen, doch irgendwie war das andere Mädchen ihr sympathisch, und es war einige Zeit her dass Narissa mit jemandem hatte sprechen können.

"Also gut," antwortete Aerien. "Geh voran." Ihre schlechte Laune blieb bestehen - jedoch nur bis sie gemeinsam mit Narissa im Schankraum des Gasthauses Zum Wüstenlöwen saß und ein alkoholisches Getränk vor sich stehen hatte, das der Wirt als "bester Tropfen in ganz Ain Séfra" bezeichnet hatte. Auf dem Weg zur Herberge hatten die beiden nur wenig gesprochen und waren die Straßen entlang geeilt, doch nun, da sie angekommen waren, schien Narissa sich etwas zu entspannen. Aerien blickte sich im Schankraum um, der mit feiernden Haradrim aller Art gefüllt war. Immer wieder hörte sie den Namen Qúsay und Hochrufe auf dessen heute begonnene Herrschaft als Malik von Harad. Die Menschen feierten den Bund, den der neue Herrscher geschlossen hatte und taten dies recht ausgelassen. Glücklicherweise gab es im Wüstenlöwen auch eine etwas ruhigere Ecke, in der Unterhaltungen möglich waren, ohne dass man schreien musste um sich zu verstehen.

Aerien nahm einen großen Schluck von dem Getränk und spürte, wie ihre Kehle zu brennen begann. Sie hustete und kämpfte gegen den Reflex an, alles wieder auszuspucken. Narissa hingegen trank nur in kleinen Schlucken - offenbar war sie bereits mit dem Trunk vertraut. Obwohl das andere Mädchen Aeriens Lage durchaus witzig zu finden schien wurde Aeriens Laune dadurch nicht schlechter, sondern besser. Sie konnte über sich selbst lachen und wischte sich den Mund ab.
"Nun denn, Narissa," sagte sie schließlich. "was hälst du nun von der ganzen Sache? Du hattest offenbar noch einige wichtige Dinge mit Qúsay zu besprechen. Ist das wirklich dein Auftrag? Und ist "Narissa" nun wirklich dein richtiger Name?"

"Ja, Narissa ist wirklich mein richtiger Name", erwiderte Narissa und fügte angesichts Aeriens misstrauischem Gesichtsausdruck mit einer gehobenen Augenbraue hinzu: "Ehrlich - würde ich bei so etwas lügen?" Der Alkohol hatte einen größeren Effekt auf sie als gedacht, und sie musste sich zusammenreißen um ernst zu bleiben.
"Also... Tatsächlich hat mich ein Mann namens Edrahil beauftragt, mehr über Qúsay und seine Absichten in Erfahrung zu bringen. Er kommt ebenfalls aus Gondor, vielleicht hast du schon von ihm gehört. Ist wohl irgendeine ganz wichtige Person dort", schloss sie in verschwörerischem Flüsterton.
"Und wie es scheint, sind Qúsays Absichten tatsächlich ehrlich, und er will nicht auf den Thron von Gondor klettern." Narissa nahm einen weiteren kleinen Schluck, und spürte wie nach und nach alle Anspannung von ihr abfiel. Warum sollte sie vor Aerien eigentlich geheimniskrämerisch tun? Schließlich kam sie aus Gondor, war also mit Sicherheit kein Feind.
"Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, aber ich konnte nicht riskieren dass Suladân erfährt, wo ich bin."

"Sûladan?" fragte Aerien verwundert und nahm einen weiteren, vorsichtigen Schluck. So langsam begann das Getränk, ihr tatsächlich zu schmecken. Und außerdem schien es ihre Zweifel Narissa gegenüber und ihre schlechte Laune wie auf wundersame Weise zu vertreiben.
"Also... von dem habe ich nur wenig Gutes gehört. Soll ein besonders grausamer und bösartiger Herrscher sein, unten im tiefen Süden. In Gondor sagen das die Leute zumindest. Von einem Edrahil habe ich aber noch nie gehört. Klingt für mich ganz so, als würde sich da jemand nur wichtig machen. Wichtig sind in Gondor die Namen Imrahil und Damrod und..." sie brach ab und ließ den Satz unbeendet. Ihr Kopf fühlte sich seltsam an.
"Sag mal, Narissa, du stammst doch nicht von den Haradrim ab, oder? Ich hatte vorhin ein ziemlich mieses Erlebnis mit denen. Dieser Músab, König von... Kerma, glaube ich, hat seine Schoßhunde auf mich losgelassen, die mich ziemlich in die Mangel genommen haben, ganz ohne Grund. Das sind echt gruselige Gestalten, das kannst du mir glauben. Sie haben gesagt, dass sie auf dem Weg nach Ain Séfra überfallen wurden und ich einem der Angreifer ähnlich sehe. So einen Unsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört. Meine Verwandtem sitzen alle noch in... in Gondor und faulenzen." Sie hatte sich gerade noch davon abhalten können, in Mordor zu sagen. Aerien wunderte sich über sich selbst - irgend etwas schien mir ihr geschehen zu sein, dass ihre Zunge gelöst und sie beinahe ganz frei mit Narissa reden ließ.
"Also, was ich sagen wollte... wenn Sûladan der Anführer der fiesen Haradrim ist, wundert es mich nicht, dass du nicht von ihm gefunden werden möchtest. Bist du ihm denn schon mal begegnet?"

"Von diesem König Músab habe ich heute zum ersten Mal gehört", sagte Narissa, und mit einem Mal erinnerte sie sich. Das war der Mann gewesen, der während ihrer Begegnung mit Qúsay bei einigen aufgebrachten Fürsten für Ruhe gesorgt hatte. "Aber ich habe ihn vorhin gesehen, und er schien gar kein so schlechter Kerl zu sein. Aber der Eindruck kann natürlich auch täuschen. Und ich bin nicht mit ihm verwandt, wenn du das meintest - meine Familie kam aus Númenor nach Harad, also sind wir also eher Gondorer als Haradrim. Obwohl, was meinen Vater angeht..."
Sie trank den Rest ihre Glases aus, und winkte dem Wirt, ihnen Nachschub zu bringen.
 Aeriens schwachen Protest übersah sie dabei einfach, und sagte: "Wenn ich über ihn reden soll, brauche ich mehr zu trinken."
Sie wartete, bis der Wirt ihre Gläser erneut gefüllt hatte und wieder gegangen war, und fuhr dann fort: "Mein Vater ist tatsächlich einer der fiesen Haradrim. Er ist... ach, verdammt." Sie leerte ihr Glas in einem einzigen Zug erneut, was große Augen bei Aerien, die ihr zweites Glas noch kein bisschen angerührt hatte, hervorrief.
"Mein Vater ist Suladân", sagte sie zum zweiten Mal an diesem Tag im Flüsterton, und ließ sich dann in ihrem Stuhl zurückfallen. "Nun schau nicht so schockiert, du hast doch bestimmt auch ein paar... nicht so nette Leute in der Verwandtschaft. Ich bin ihm nie wirklich begegnet, aber er weiß dass es mich gibt."

Aeriens Augen blieben weit aufgerissen und sie nahm erst einmal einen Schluck aus dem zweiten Glas, da sie das erste inzwischen geleert hatte. Sûladan ist ihr Vater? Das ist ja... mal was anderes. Sie brauchte einen Augenblick, um das Gehörte zu verarbeiten. Dann ist ihr Vater ja fast genauso schlimm wie meiner, dachte sie und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
"Ich habe auch viele schlimme Leute in der Verwandtschaft, da hast du recht. Und mein Vater... ist auch nicht gerade ein strahlender Held." Sie musste aufstoßen und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, was Narissa ein herzliches Gelächter entlockte. Aerien stimmte mit ein und kicherte so unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Wenn sie ehrlich war, war es sogar das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich so frei wie jetzt gefühlt hatte. Eine Verbundenheit war zwischen Narissa und ihr entstanden, die wohl jeder, der nicht in Mordor aufgewachen war, als tiefe Freundschaft bezeichnen würde. Doch Aerien kannte so etwas nicht und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Also nahm sie einen weiteren Schluck und erzählte Narissa, wie sie mit Beregond durch Harondor und Nah-Harad geritten war, wobei der Gondorer nicht allzu gut wegkam. "Er hat diese Eigenheit, sich immer gedankenverloren am Bart zu kratzen," sagte Aerien kichernd und ahmte die Bewegung nach. "Ich bin grüblerisch und ständig mies gelaunt!" machte sie und gab ihre beste Imitation von Beregonds tiefer Stimme zum Besten. "So ungefähr kannst du dir das abends in unserem gemeinsamen Zimmer in dem Gasthaus, in dem wir wohnen, vorstellen. Wirklich nicht sehr aufbauend." Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Im diesem Augenblick war alles geradezu perfekt. Sieh hatte eine neue Freundin gefunden und ein Getränk kennengelernt, das gute Laune verursachte. Aerien konnte sich nicht vorstellen, diesen Abend jemals in schlechter Erinnerung zu haben...
« Letzte Änderung: 13. Sep 2017, 16:44 von Fine »
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Eandril

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #33 am: 6. Dez 2016, 18:30 »
Narissa zog eine Augenbraue in die Höhe. "Du und dieser Beregond, ihr wohnt also... in einem Zimmer? Sehr interessant..." Aerien schien mit ihrer Anspielung nicht viel anfangen zu können, also fügte sie hinzu: "Gibt es in dem Zimmer vielleicht auch nur ein Bett... das ihr euch auch teilen müsst?" Sie zwinkerte Aerien zu, die empört die Augenbrauen zusammenzog.
"Es ist nicht das, was du denkst..." Narissa ließ sie nicht ausreden. "Nicht?" In gespielter Empörtheit hob sie den Zeigefinger. "Also ich würde mir eine solche Gelegenheit ja nicht entgehen lassen. Es ist schon lange her, dass ich..." Sie brach ab, und spürte ihr Gesicht rot anlaufen. Ihre erste Liebschaft hatte sie vor fünf Jahren gehabt, mit einem gleichaltrigen Jungen aus einem der Dörfer in der Nähe der Inseln, dessen Namen sie inzwischen vergessen hatte. Das ganze hatte nicht ganz drei Wochen gehalten, bevor ihr Großvater ihr auf die Schliche gekommen war und die Angelegenheit unterbunden hatte. In den Jahren danach hatte Narissa sich hin und wieder auf kurze Affären eingelassen, etwas dauerhaftes hatte sie bislang allerdings nie interessiert. Dennoch überraschte es sie selbst, mit welcher Offenheit sie beinahe mit Aerien darüber gesprochen hätte. Sie schob es auf den Alkohol.
"Also, ich meinte..." Narissa räusperte sich, und trank einen weiteren Schluck aus dem erneut aufgefüllten Glas. "Wenn es nicht dieser Beregond ist... gibt es sonst jemanden?"

Auch auf Aeriens Wangen war ein deutlicher Schimmer von Röte zu erkennen, doch es blieb offen, ob Alkohol oder Beschämung der Grund dafür waren.
"Das ist... etwas kompliziert," brachte sie schließlich hervor. Aerien atmete tief durch, nahm einen großen Schluck aus dem Krug und blickte Narissa prüfend an. "In meiner Familie werden Liebschaften nicht geduldet," erklärte sie und strich sich eine Haarsträhne von der Stirn. "Einer der Gründe, warum ich sie verlassen habe und mich dem Widerstand in Ithilien angeschlossen habe ist, dass meine Eltern eines Tages einen Mann für mich ausgesucht hätten und mir niemals die freie Wahl erlaubt hätten. So ist das nun einmal, wenn man aus angesehenem Hause stammt..." Sie brach ab und blieb einen Augenblick still.
Dann fuhr sie mit einem kleinen Lächeln fort: "Das heißt aber nicht, dass du eine unschuldige Jungfrau vor dir hast, liebe Narissa. Ich habe durchaus Gelegenheiten gehabt, etwas Spaß zu haben, und sie auch genutzt. Natürlich dürfen meine Eltern niemals etwas davon erfahren."
Erneut machte sie eine Pause und leerte ihren Becher. Mit einem Wink signalisierte sie der Bedienung, nachzuschenken.
"Du wärst überrascht, was eine Frau am Hofe mit dem richtigen Verhalten alles erreichen kann. Ein Lächeln hier, ein paar geheuchelte Worte dort... Intrigen und Täuschungsspielchen sind mir schon seit dem Tag leichtgefallen, als ich alt genug war um am Hofleben teilzunehmen." Aerien machte eine nachdenkliche Bewegung mit ihrer linken Hand und schien für einige Augenblicke tief in Gedanken an ihrer Vergangenheit zu sein. Schließlich jedoch blickte sie Narissa wieder an und sagte: "Beregond ist nicht mehr als ein Freund und Begleiter auf dieser Reise in den Süden. Nicht mehr und nicht weniger. Und wir teilen uns das Bett nicht."

"Hm...", machte Narissa, und hob dann ihr nur noch halbvolles Glas. "Dann lass uns auf deine neugewonnene Freiheit trinken." Sie trank den Rest in einem Zug aus, und Aerien tat es ihr nach einem Moment des Zögerns nach. Dann wandte Narissa sich um, und ließ den Blick durch den Schankraum schweifen. Die Geräusche der anderen Gäste kamen inzwischen merkwürdig gedämpft bei ihr an, und an den Rändern schien ihr Gesichtsfeld ein wenig zu verschwimmen. Dennoch erspähte sie schnell was sie gesucht hatte, und deutete in Richtung der Theke, an der zwei junge Männer in den Farben der Lahmiden saßen und sich offenbar leise unterhielten.
"Was hältst du von denen?", fragte sie Aerien, und zwinkerte erneut. "Nicht schlecht, oder?" Beide Männer waren ziemlich gut aussehend - oder zumindest glaubte Narissa das durch ihren merkwürdig benebelten Verstand zu sehen. "Vielleicht sollten wir sie an unseren Tisch einladen..."

"Der mit dem roten Halstuch ist süß," befand Aerien. "Aber es sind nur Haradrim. Sie sind es nicht wert, dass ich mich mit ihnen einlassen würde." Ihr Tonfall war nun von einer deutlich heraushörbaren Arroganz unterlegt und sie ließ ihren Blick abschätzend durch den Schankraum schweifen. "Wir sind Töchter Númenors, Narissa. Wir sind besser als dieser Haufen hier. Ich werde nicht so tief sinken und mich von einfachen Südländern betatschen lassen."
Der Alkohol schien eine ganz neue Seite ihrer Persönlichkeit hervorzubringen und war offensichtlich, dass dies nicht ihr normales Verhalten war.

"Pah, nur weil ihr oben in Gondor keinen Mangel an Dúnedain habt", gab Narissa zurück, und schob die Unterlippe vor. "Man muss sich mit dem begnügen, was man kriegen kann, und ich habe schon vielen sehr nette Haradrim... kennengelernt. Wenn ich mich auf Männer mit rein númenorischer Abstammung beschränken würde, wäre ich wahrscheinlich noch Jungfrau." Sie kicherte leise in sich hinein, und zwinkerte den Männern an der Theke, denen ihre offensichtliche Aufmerksamkeit nicht entgangen zu sein schien, zu. Bevor sie jedoch irgendwelche weiteren auffordernden Gesten machen, stand wie aus dem Boden gewachsen eine schmale Gestalt in einem dunklen Mantel neben ihrem Tisch. Sie blickte langsam an der Gestalt hoch, bis zu den braunen Haaren und dem mit feinen Sommersprossen übersähtem, jugendlichen Gesicht.
"Aerien!", sagte das Mädchen, das so plötzlich aufgetaucht war, dass Narissa sie nicht hatte kommen sehen. Sie schob auch das auf den Alkohol.
"Was treibst du denn hier? Betrunken?", fügte das Mädchen im Tonfall der Empörung hinzu.

"Serelloth?" wunderte sich Aerien. "Wo kommst du denn so plötzlich her? Ähm... kennst du schon meine neue Freundin Narissa? Narissa, das ist Serelloth... eine Waldläuferin von Ithilien."
"Ach, du bist Narissa?" sagte Serelloth mit erhobenen Augenbrauen. Ihre hellbraunen Haare waren etwas zerzaust, als wäre sie gerannt, doch sie schien nicht im geringsten außer Atem zu sein. "Nun, da draußen vor der Tür sind ein paar unfreundliche Gestalten, die dich näher kennenlernen möchten. Sie haben mir gesagt, ich soll dich raus schicken. Ha! Als ob ich auf solche Leute hören würde. Am besten, du verschwindest unauffällig durch die Hintertür. Es gibt eine, das habe ich schon überprüft. Da hinten, in der Ecke, ist eine Tür. Du kannst es gar nicht verfehlen."
"Warte, Serelloth. Narissa wird verfolgt?" fragte Aerien verwundert, die erst langsam zu begreifen schien, was los war."
"Ich vermute es. He, hast du nicht heute morgen irgendetwas von weißen Haaren geredet? So bist du also auf die Idee gekommen! Hm - Narissa steht das aber."

"Danke, ich..." Erst langsam drang die Bedeutung von Serelloths Worten an Narissas Verstand, und schlagartig schien sich der Nebel des Alkohols zu lichten. "Wie viele Männer?", fragte sie, und tastete dabei nach ihren Dolchen. Sie wusste, es war ein Fehler gewesen beim Majles so öffentlich aufzutreten.
"Vier, glaube ich", erwiderte Serelloth. "Aber ich glaube nicht, dass sie hier herein kommen werden, also..."
Narissa unterbrach sie kurzerhand: "Gut bewaffnet?"
"Hm... nicht wirklich." Die junge Waldläuferin wirkte verwundert, und auch Aerien schien allmählich zu bemerken, dass diese Fragen für Narissa eigentlich unbedeutend waren, wenn sie vorhatte heimlich zu fliehen. Narissa schob schwungvoll ihren Stuhl zurück, und musste sich sofort nach dem Aufstehen am Tisch festhalten, bis die Welt aufgehört hatte, sich zu drehen.
"He, was hast du vor?", fragte Aerien, und Narissa erwiderte: "Ich gehe das regeln. Bleibt hier, ich bin gleich zurück." Sie wusste, dass sie äußerst unvernünftig war, doch sie glaubte, es mit vier Schlägern aufnehmen zu können. Außerdem war dieses hier ihre Angelegenheit, und sie wollte niemanden dafür in Gefahr bringen - und erst recht niemanden, der sie gerade ihre Freundin genannt hatte.
Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und ging durch den Schankraum auf die Tür zu. In ihren Ohren pochte der Zorn auf diese Männer, die sie bis hierher verfolgt haben mussten. Sie wünschte, die Tochter eines anderen zu sein, und einfach in Ruhe gelassen zu werden.
Narissa stieß die Tür auf, und trat hinaus auf in das Abendlicht der Straße.

Sofort sah sie sich vier Männern gegenüber, die an den umliegenden Hauswänden lehnten. "Ihr wolltet mich sehen, habe ich gehört?"
Einer der Männer, der einen ungepflegten grauschwarzen Bart und einen Krummsäbel an der Seite trug, richtete sich auf, spuckte aus und erwiderte: "Sieh an, da ist ja unser kleines Vögelchen. Komm her und lass dich fesseln, dann tun wir dir auch nicht weh... nicht sehr." Er grinste schmierig, und seine Kameraden lachte bellend, während sie langsam näher kamen.
"Hätte echt nicht gedacht, dass die so dumm ist und tatsächlich kommt", sagte ein zweiter Kopfgeldjäger, der mit einer hölzernen Keule bewaffnet war und diese rhythmisch in seine andere Hand klatschen ließ. "Da schämt man sich ja fast, die ganze Summe für sie zu verlangen."
"Red keinen Scheiß, Mann", stieß der erste, der der Anführer zu sein schien, hervor. "Lasst sie uns einkassieren und dann raus aus dieser Stadt."
"Ihr überseht da etwas", sagte Narissa leise, und legte die Hände auf ihren Dolche. Inzwischen hatte zum Glück der Boden aufgehört, unter ihren Füßen zu schwanken. "Ich lasse mich nicht einfach... einkassieren." Beide Messer fuhren blitzschnell aus der Scheide, als sie vorsprang und angriff. Mit einer Rolle tauchte sie unter dem Schwerthieb des Anführers hindurch, schnitt ihm in der Bewegung die Sehnen hinter der rechten Kniekehle durch, und kam hinter ihm wieder auf die Füße. Ihr Angriff schien die Männer überrascht zu haben, denn sie reagierten nur langsam und sie hatte alle Zeit der Welt, dem auf ein Knie gefallenen Anführer von hinten den Dolch ihres Großvaters ins Herz zu stoßen. Narissa riss den Dolch wieder heraus und ließ die Leiche auf die Seite kippen. Dann parierte sie die niederfahrende Klinge des nächsten Mannes mit gekreuzten Dolchen, trat ihm kurzerhand zwischen die Beine und stieß ihm beide Messer in den Hals, während er sich krümmte.
Der dritte Kopfgeldjäger schien sein Heil in der Flucht suchen zu wollen, doch Narissa war nicht in der Stimmung, auch nur einen von ihnen entkommen zu lassen. Sie ließ ihren rechten Dolch fallen, zog eines ihrer Wurfmesser hervor, zielte und warf. Das Messer sirrte durch die Luft und traf den Fliehenden direkt in den Nacken. Der Mann taumelte noch ein, zwei Schritte vorwärts, und stürzte dann reglos zu Boden.
Wo ist jetzt der... konnte Narissa gerade noch denken, bevor sie der Keulenhieb des vierten Mannes in den Rücken traf und ihr die Luft aus der Lunge presste.
Narissa stolperte, ihr Dolch fiel ihr aus der Hand, und sie selbst stürzte zu Boden. Sie konnte sich gerade noch auf den Rücken drehen, und versuchte rückwärts zu kriechen - woran sie allerdings ein gnadenloser Schmerz in ihrer linken Schulter hinderte.
"Ha", keuchte ihr Gegner, und zeigte grinsend seine schiefen Zähne. "Dann muss ich die Belohnung wenigstens nicht..." Er konnte nicht ausreden, denn im selben Moment brach die Spitze eines Schwertes aus seiner Brust hervor. Einen Augenblick schielte er auf die Klinge herunter, dann verschwand sie wieder und er Kopfgeldjäger brach zusammen. Hinter ihm kam Aerien zum Vorschein, die ihr blutiges Bastardschwert in der Hand hielt.

"Nun, was ist aus "ich bin gleich wieder zurück" geworden?" fragte Aerien mit einem breiten Lächeln. "Wir hatten uns schon Sorgen um dich gemacht - zu Recht, wie man sieht." Sie streckte den Arm aus und half Nariasa auf die Beine. "Hier, das musst du fallen gelassen haben." In Aeriens offener Hand lag Narissas Medaillon, das im Mondlicht funkelte. "Hübsch," befand Serelloth. "Ich denke, ihr beiden solltet etwas Schlaf finden - und die Nachwirkungen eures Getränks loswerden," schlug die Waldläuferin vor. Aerien warf Narissa einen schnellen Blick zu und nickte. "Das ist eine gute Idee, Serelloth." Als sie wieder hinsahen war das Mädchen jedoch bereits in einer Seitengasse verschwunden. "Das macht sie ständig," erklärte Aerien amüsiert.

Narissa rieb sich ächzend die Schulter. "Die waren zwar eigentlich keine Herausforderung, aber betrunken zu kämpfen ist keine gute Idee." Sie erwiderte Aeriens Lächeln. "Danke, du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen." Während sie sich das alte Medaillon wieder um den Hals hängte, betrachtete sie den Kampfplatz und das Gasthaus. "Ich denke, ich sollte mir eine neue Unterkunft suchen - eine Schande, ich hatte bereits bezahlt. Aber vielleicht kannst du mir ja etwas gutes empfehlen?"
"In unserem Gasthaus findet sich bestimmt noch irgendwo ein Bett - und sei es im Stall", antwortete Aerien mit einem Augenzwinkern. "Also hol deine Sachen, falls du welche hast, uns lass uns hier verschwinden."
« Letzte Änderung: 10. Jan 2017, 16:51 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Der Morgen danach
« Antwort #34 am: 8. Dez 2016, 11:25 »
Aerien erwachte davon, dass ihr die Sonne ins Gesicht schien und eine ungewohnte Wärme auf ihrer Nase, Stirn und Wangen verbreitete. Sie blinzelte und setzte sich auf. Dabei stellte sie fest, dass sie auf dem harten Holzboden des Zimmers geschlafen hatte, das sie sich mit Beregond teilte. Wie sie dorthin gekommen war, wusste sie nicht - das letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie sich gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Narissa auf dem Weg zu dem Gasthaus gemacht hatte, das ihr Qúsays Gefolgsmann Dírar nach ihrer Ankunft in Ain Séfra gezeigt hatte. Aerien bewegte die Beine, und die Katze, die es sich in ihrem Schoß bequem gemacht hatte, sprang auf und sah sie vorwurfsvoll an.
"Guten Morgen, Sedh-helleth," murmelte sie. Ihr Kopf fühlte sich merkwürdig an. Die Geräusche der Straße, die durch das offen stehende Fenster herein drangen, kamen ihr unangenehm laut vor, und von ihren Schläfen ging ein pulsierender Schmerz aus. Sie rieb sich die Stirn und schwor sich, niemals mehr auch nur einen Tropfen Alkohol anzurühren. Sie hatte in voller Bekleidung geschlafen, als wäre sie beim Betreten des Zimmers ohnmächtig geworden. Aerien stand mühsam auf und sah sich im Zimmer um.
"Gut geschlafen?" fragte eine Stimme seitlich von ihr. Es war Beregond, der entspannt in dem großen Sessel saß, den er zum Schlafen benutzte. Bevor Aerien antworten konnte, sagte der Gondorer: "Ihr beiden habt gestern ein ziemlich interessantes Bild abgegeben, als ich gegen Mitternacht hier eintraf. Wen hast du da denn mitgebracht?"
"Mitgebracht?" wunderte sich Aerien, doch dann zeigte Beregond lächelnd auf das Bett, in dem Aerien normalerweise schlief. Sie ging hinüber und fand Narissa vor, die auf dem Rücken lag, einen Dolch in der linken Hand, und mit der rechten ihr Medaillon umklammerte. Sie schlief tief und fest.
"Das ist... Narissa," sagte Aerien zögerlich. "Wenn du gestern den Verlauf des Majles verfolgt hast, hast du sie vielleicht gesehen. Sie hat nach Qúsay Rede kurz mit dem Malik geredet."
"Oh, das habe ich mitbekommen," gab Beregond zurück. "Und ich habe mit Serelloth gesprochen, bevor sie wieder verschwunden ist, um dich zu suchen. Sie sagte, dass es gut war, dass jemand die Fragen gestellt hat, die Qúsay in seiner Rede unbeantwortet ließ."
Aerien wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Also fragte sie: "Was hältst du nun von dem Ganzen?"
"Nun, die Sache ist ungefähr so abgelaufen wie ich es erwartet hatte. Die freien Haradrim haben sich zur Rebellion gegen Sûladan und Sauron erhoben und Qúsay zu ihrem neuen Anführer gewählt. Jetzt wird sich zeigen, ob der Bund, der hier in Ain Séfra geschmiedet wurde, stark genug ist um die Prüfungen zu bestehen, die auf ihn warten. Sûladan wird dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Ich vermute, dass es schon bald Krieg geben wird, und ich denke dass Qúsay das auch weiß. Er wird nun Kriegspläne machen und Vorbereitungen treffen müssen."
"Das denke ich auch," stimmte Aerien zu. "Hoffen wir, dass Qúsay gewinnen kann."
Beregond nickte. "Für Gondors Sicherheit hoffe ich es ebenfalls."

Kurz darauf ging Beregond nach unten in die große Küche des Gasthauses, um für Frühstück zu sorgen, und Aerien nutze die Zeit, um sich umzuziehen. Sie hatte festgestellt, dass Sahír ihr mehr Kleidung gegeben hatte als sie sich in seinem Laden ausgesucht hatte. Darunter befand sich unter anderem ein feines, tiefschwarzes Kleid, das sie nun nachdenklich betrachtete. Doch dann entschied sie sich für leichte, luftige haradische Bekleidung. Eine weite Hose und ein Oberteil, das zwar einen recht tiefen Ausschnitt aufwies, sie aber in der Hitze des Hochsommers von Nah-Harad wenigstens nicht zum Schwitzen bringen würde. Den Sternenanhänger legte sie nicht ab und er funkelte nun gut sichtbar unterhalb ihres Halses. Auch die Stiefel, die sie aus Mordor bis tief in den Süden getragen hatten behielt sie an, denn sie besaß bislang kein anderes Schuhwerk.

Als Beregond zurückkehrte trug er zwei Tabletts mit frischem Gebäck, Früchten und sogar einer Kanne Milch herein. "Sieh zu, dass deine Freundin aufwacht, bevor wir ihr nichts übrig lassen," sagte er und stellte das Frühstück auf dein kleinen runden Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Aerien kletterte auf das Bett in dem Narissa lag und versuchte, das Mädchen wachzurütteln, was zunächst wenig Erfolg hatte. Narissa schien an diesem Morgen einen besonders tiefen Schlaf zu haben. Aerien seufzte und begann mit etwas heftigeren Weckversuchen. Doch die einzige Reaktion darauf war, dass Narissa sich verschlafen von ihr wegrollte und murmelte: "Lass mich in Ruhe, Großvater... die Übungen können warten..."
Aerien hatte schließlich genug davon und schüttete Narissa kurzerhand den Inhalt einer kleinen Tasse voll Wasser ins Gesicht. Das zeigte Wirkung. Narissa fuhr wie von einer Wespe gestochen auf und ließ dabei ihren Dolch fallen. Als ihr überraschter Blick auf Aerien fiel, die sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte, schien sie sehr schnell zu begreifen, was passiert war. "Das bekommst du zurück, Aerien," versprach Narissa. "Eines Tages, wenn du es nicht erwartest." Doch es gelang ihr nicht, die ernste Miene lange aufrecht zu erhalten. Einen Augenblick später lachten sie gemeinsam über die Sache und tauschten Erinnerungsfetzen aus, da keine der beiden erklären konnte, wie sie hergekommen waren.

Beim Frühstück stellte Aerien Narissa und Beregond einander vor, und Beregond erzählte, wie er die beiden Mädchen schlafend vorgefunden hatte und beschlossen hatte, sie nicht zu stören als er spät nachts das Zimmer betreten hatte.
"Es war, um ehrlich zu sein, ein ziemlich erheiternder Anblick," sagte er schmunzelnd.
"Wo sind meine Sachen?" fragte Narissa. "Du hast doch nichts davon angefasst, oder?"
"Neben dem Bett liegt ein großer Beutel, ich nehme an, das ist deiner," erklärte Beregond. "Ich habe ihn dort liegen gelassen, wo ich ihn fand."
Aerien erzählte Beregond von den Erlebnissen am Vortag und berichtete, dass König Músab von Kerma sie in seine Residenz eingeladen hatte. Als sie den König beschriebt, nickte Narissa und sagte: "Ich habe ihn gesehen, den Mann mit dem Leopardenfell. Er kam mir recht vernünftig vor."
"Mir auch, doch seine Leibwächter eher nicht," sagte Aerien und verzog das Gesicht. Dann erzählte sie, wie sie befragt und grob angefasst worden war.
"Nun, das spricht natürlich eher gegen einen Besuch bei diesem König Músab," befand Beregond.
"Er hatte seine Männer aber dann ja doch ganz gut im Griff," wandte Narissa ein. "Bist du nicht auch wenigstens ein bisschen neugierig, was er von dir will, Aerien?"
"Er denkt, ich habe etwas mit einem Überfall zu tun, in den er und seine Reisegruppe gerieten als sie auf dem Weg nach Ain Séfra waren," sagte Aerien. "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe jedenfalls nichts damit zu tun."
Beregond warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. "Vielleicht gibt es eine Verbindung, die wir noch nicht erkennen können," sagte er mit einem Unterton, der Aerien deutlich machte, dass er über ihre Herkunft aus Mordor sprach. "Ich denke, du solltest hingehen und mehr darüber herausfinden. Um deine Sicherheit musst du dir keine Sorgen machen; ich werde dich begleiten."
"Und ich komme ebenfalls mit," entschied Narissa. "Das Ganze ist zu aufregend, um es mir einfach entgehen zu lassen."
"Also gut," sagte Aerien langsam. "Dann werden wir gehen. Aber wann? Er hat mir keinen Zeitpunkt genannt."
"Am besten schicken wir einen Boten zu König Músab," sagte Beregond. "Wir lassen ihm von dir ausrichten, dass du heute Abend mit zwei Begleitern bei ihm vorstellig wirst. Bei Sonnenuntergang. Das gibt ihm genug Zeit, sich darauf vorzubereiten."

Die Entscheidung war getroffen. Ein Überbringer der Nachricht war schnell gefunden, denn Narissa riet ihnen, dafür eines der Straßenkinder zu verwenden, die in der Nähe des Gasthauses herumlungerten. Die Botschaft würde Músab am Vormittag erreichen und ihn wissen lassen, dass er bei Sonnenuntergang mit Besuch von drei Personen rechnen durfte. Aerien fragte sich, was sie am folgenden Abend wohl erwarten würde...
« Letzte Änderung: 10. Jan 2017, 16:56 von Fine »
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Der Bote
« Antwort #35 am: 9. Dez 2016, 14:45 »
Gemeinsam trafen Músab und Alára bei der Residenz ein, wo inzwischen auch Wa'aran Haywat angekommen war.
"Ah, Wa'aran, wie ich sehe, seid ihr auch wieder hier." Mit diesen Worten begrüßte Músab seinen Schwager und bedankte sich nochmals für dessen Bürgschaft bei Qúsay. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedete sich Wa'aran von ihnen und Músab und Alára gingen in den Innenhof der Residenz. Dort waren bereits Tamal und Gatisen aktiv und trainierten erneut ihre Waffenkünste. Músab, der wie Alára einen Augenblick zuschaute, unterbrach schließlich den Kampf und rief seinen Sohn zu sich. Alára, gönn dir etwas Ruhe, " befahl Músab um zu symbolisieren dass er mit dem zukünftigen König Kermas unter vier Augen sprechen wollte. Alára nickte zögerlich und folgte Wa'aran ins Innere des Gebäudes.
"Vater, was gibt es zu besprechen?" fragte Tamal, der den richtigen Moment abgewartet hatte.
"Schicke eine Botschaft nach Kerma. Aspelta möge die erste, dritte und siebte Bogenschützenkompanien von Kerma nach Napata beordern." Tamal nickte, konnte jedoch nicht verstehen, warum Músab seinen Onkel von seinen Pflichten befreite. Bevor Músab weiter sprach schaute er sich um, ob niemand ihnen zuhören hätte können. "Der eigentliche Grund warum ich mit dir sprechen möchte ist..." Músab schnaufte kurz durch und sprach dann eilig weiter.  "Wir haben vielleicht einen Hinweis auf den Mörder meiner Mutter gefunden. Eine schwarze Numenorerin - zumindest habe ich die starke Vermutung dass es sich dabei um eine handelt - die sich in Ain Sefra aufhält." Tamal nickte verstehend.. "Du musst heute Abend zu den Fürsten der Nachbarländer gehen und neue Verträge erhandeln. Nimm Alára und Silko als deine Leibwächter mit, verstanden?" befahl Músab seinem Sohn. Tamal nickte erneut und Músab schickte ihn wieder zurück zu seinem Neffen.

Als Músab gerade auch die Residenz betreten wollte, hörte er vom Tor kommend eine helle, junge Stimme die von einer dunkleren Stimme oftmals übertont wurde. Fragend was dort wohl sei, lief er zum Tor. Um so näher er kam umso mehr konnte er Worte heraus hören.  "Aber ich muss zum König..." bat die junge Stimme erneut die jedoch von dem Leibwächter abgewiesen wurde. "Kinder haben hier nichts verloren, zudem empfängt der König gerade niemanden. Geh jetzt!" sagte der Leibwächter im ernsten Tonfall.  Durch das Gespräch mit dem Jungen abgelenkt bemerkte er nicht, dass Músab bereits hinter ihm stand. "Wachmann, was ist hier los?" fragte Músab den Wächter. Genau wie seine Kameraden nahm dieser sofort Haltung an. "Dieser Junge erbittet eine Audienz bei euch, Herr." sagte die Wache. "Lasst ihn gewähren," befahl Músab und der Junge stahl sich seinen Weg an den Wachen vorbei. Stotternd überbrachte der in alten zerrissenen Lumpen umhüllte Junge die Botschaft die ihm Aerien gegeben hatte. Nachdem der Junge nach einigen Anläufen die exakte Botschaft überbringen konnte legte Músab zwei Silbermünzen in die Hand des Kindes. Mit einem Dank auf den Lippen verschwand der Junge schnell wieder in die Gassen der Stadt.
« Letzte Änderung: 9. Dez 2016, 15:37 von Melkor. »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

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Zu Gast bei einem König
« Antwort #36 am: 13. Dez 2016, 00:05 »
Als die Sonne bereits zu sinken begann machten sich Beregond, Narissa und Aerien auf den Weg zu König Músab. Von einem Einheimischen erfuhren sie schnell, wo sich die Residenz des Herrschers von Kerma befand. Auch am Tag nach dem Majles waren die Straßen Ain Séfras voller Menschen, die von einem Neuanfang für Harad sprachen, und Qúsays Name war in aller Munde. Auch wenn Aerien die meisten haradischen Sprachen und Dialekte nicht verstand konnte sie doch deutlich den Namen des frisch ernannten Maliks heraushören. Sie nickte zufrieden. Qúsay würde sich als ein guter und gerechter Herrscher erweisen, so viel hatte sie bei seiner Antrittsrede erkennen können.

Es dauerte gar nicht lange bis sie in einen Stadteil kamen, wo die Häuser größer und prächtiger und die Straßen breiter und weniger belebt wurden. Músabs Residenz ragte vor ihnen auf. Am Eingangstor, das den Weg zum Innenhof und zum Hauptgebäude dahinter versperrte, standen vier aufmerksame Wächter, die ihre Speere bereit hielten und auf die Neuankömmlinge zeigen ließen.
"Wer seid Ihr, die Ihr Einlass begehrt zur Wohnstatt Músabs bin Kernabes, des Königs von Kerma?" verlangte einer der Gardisten zu wissen.
Aerien trat einen Schritt vor, achtsam, nicht zu nahe an die Speerspitzen zu geraten. Sie zeigte den Wächtern ihre offene Hand, um ihre friedlichen Absichten zu verdeutlichen. "Ich bin Aerien Bereneth, und dies sind meine Begleiter Beregond und Narissa, aus Gondor. Euer König hat uns... zum Abendessen eingeladen."
Der Wächter nickte und musterte die Gruppe einen Augenblick zweifelnd. Dann jedoch trat er beiseite. Unter dem Torbogen hindurch gelangen sie in den Innenhof, der rings um das Residenzgebäude in einen weitläufigen Garten überging. Der Eingang des Gebäudes lag direkt gegenüber. Ein gepflasterte Weg führte dorthin, der nur einige Schritte lang war. Auch an diesem Tor standen Wachen, die sie jedoch durchließen. Die Türen öffneten sich, und Beregond und die beiden Mädchen kamen in eine große Eingangshalle. Der Gardist, der sie ins Innere begleitet hatte, bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Er führte sie durch einen angrenzenden Flur bis sie in einen Speisesaal kamen, in dem ein reich gedeckten Tisch stand. An dessen Kopfende saß Músab, der von einem Berater flankiert wurde.
"Euer Hoheit! Eure Gäste sind eingetroffen." Er verbeugte sich und eilte wieder hinaus.
"Willkommen," sagte Músab und erhob sich. Er flüsterte seinem Berater etwas zu, der sogleich davon ging, nachdem er eine Schriftrolle vom Tisch genommen hatte. "Wie schön, dass ihr es einrichten konntet. Aerien Bereneth, es ist gut, dich zu sehen. Und du musst Narissa sein, nicht wahr?" fragte er in Narissas Richtung. Sie nickte vorsichtig, sagte jedoch nichts.
"Ich bin Beregond, Baranors Sohn," stellte Beregond sich vor. "Ihr ehrt uns mit dieser Einladung, König Músab."
"Bitte, nehmt Platz, meine Gäste," sagte Músab und ließ sich ebenfalls wieder nieder. Er bedeutete ihnen, mit dem Essen zu beginnen.

Seit ihrer Flucht aus Mordor hatte Aerien kein so gutes Essen mehr gekostet. Es gab vieles, das ihr unbekannt war: Früchte aus dem tiefen Süden, Fleisch von kermischen Antilopen sowie Wein, den sie jedoch nicht anrührte. Sie spürte noch allzu deutlich die Nachwirkungen der letzten Nacht. Daher beschränkte sie sich darauf, Wasser zu trinken, von dem es reichlich gab. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass Narissa dasselbe tat. Sie aßen beinahe eine halbe Stunde, ohne dass viel gesprochen wurde, was Aerien relativ seltsam vorkam, doch sie wagte nicht, ungefragt ein Gespräch mit dem König zu beginnen, der auf sie einen strengen, aber dennoch auf eine Art und Weise gerechten Eindruck machte. Schließlich jedoch ertönte eine Glocke, und Diener begannen, den Tisch abzuräumen.

"Nun denn," ergriff Músab das Wort. "Zunächst, werte Aerien, möchte ich mich für die grobe Behandlung die du von meinem Bruder Alára erdulden musstest, entschuldigen. Er kann sehr impulsiv werden, wenn es um wichtige Angelegenheiten geht."
Aerien nickte langsam, doch Músab sprach weiter. "Die Umstände sind folgende: Mein Vetter, König Wa'aran Haywat von Da'amat, einem Reich südlich von Kerma, reiste mit mir und meinen Söhnen von Kerma in Richtung Ain Séfra, um den Majles beinzuwohnen und Malik Qúsay die Treue zu schwören. Auf der Harad-Straße im Einflussgebiet Sûladans wurden wir von feindlichen Haradrim-Kriegern überfallen. Unter ihnen war ein Mann aus Mordor: ein schwarzer Númenorer. Er tötete meine Mutter, Belazîl, und befreite einen meiner schlimmsten Feinde. Alára und ich suchen nun nach den Spuren des Mörders."
Aerien gelang es glücklicherweise, ihre Überraschung zu verbergen. Der Name Belazîl war ihr bekannt. Es war der Name der Schwester ihres Großvaters Belzagar, die in jungen Jahren aus Durthang geflohen war, ohne jemals wiederzukehren. Aerien fiel auf, dass sich das auf eine Art und Weise ganz nach ihrer eigenen Geschichte anhörte. Doch Belazîl war ein uneheliches Kind gewesen und hatte am Hofe einen schweren Stand gehabt. Aerien - Azruphel - hingegen hatte alles gehabt, was sie sich nur hätte wünschen können... außer der Freiheit, dorthin zu gehen wohin sie wollte. Sie konnte es zwar nicht zweifelsfrei nachweisen, aber sie vermutete, dass die Belazîl, von der Músab sprach, dieselbe Frau gewesen war, die Mordor damals für immer verlassen hatte. Doch wer sie umgebracht hatte wusste Aerien nicht. Sie kannte bei weitem nicht jeden schwarzen Númenorer, geschweigen denn deren Namen.
"Mein herzliches Beileid zu eurem Verlust," sagte Beregond. "Doch was hat all dies mit Aerien zu tun?" fragte der Gondorer.
Músab verzog die Mundwinkel ein wenig und sagte: "Um ehrlich zu sein vermutete ich, dass Aerien auch eine schwarze Númenorerin ist. Sie sieht meiner Mutter erstaunlich ähnlich. Daher hatte ich gehofft, dass sie Informationen für mich haben könnte."
"Ich muss Euch leider enttäuschen, König Músab," sagte Aerien vorsichtig. "Selbst wenn ich Bekanntschaft mit irgendwelchen Dienern Mordors geschlossen hätte - was für jemanden, der aus Gondor kommt, wohl sehr ungewöhnlich wäre - ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei genau um die Person handeln könnte, die Eure Mutter umgebracht hat."
"Das verstehe ich," sagte Músab. "Lasst mich den Mann beschreiben, nur für den Fall der Fälle: Er war ungefähr dreißig, hatte dunkles Haar und trug eine schwarze Rüstung sowie eine dunkle Kapuze. Die Gesichtszüge waren hart, auf eine Art und Weise vertraut, die ich nicht recht einordnen kann, aber dennoch..." er brach ab und sein Blick verweilte auf Aerien, die sich unbehaglich in ihrem Sitz wand. Sie wusste nicht, von wem Músab sprach, aber sie spürte, dass er dem Geheimnis ihrer Herkunft gefährlich nah kam. Sie wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Wahrheit tatsächlich als Licht kommen würde. Vielleicht würde Narissa sie auf der Stelle töten, wenn es Músab und seine Leibwächter nicht tun würden. Sie warf einen Blick auf das weißhaarige Mädchen, das dem Gespräch aufmerksam zugehört hatte, jedoch selbst noch kein einziges Wort gesagt hatte. Aerien fragte sich, was Narissa wohl von all dem hielt.
"Es tut mir Leid, Euer Hoheit. Ich kenne den Mann nicht, von dem Ihr sprecht," sagte sie und versuchte, Ruhe auszustrahlen.

Sie schaute wieder in Richtung Músab, der sie immer noch musterte. Gerade als sie dachte, sein Blick würde sie durchbohren, wandte der König sich jedoch Narissa zu.
"Nun, das ist schade. Doch was ist mir dir, Narissa? Du stammst von den Turmherren ab, wenn ich richtig gehört habe?" fragte er.
Narissa setzte eine misstrauische Miene auf. "Ja, das ist richtig," beantwortete sie die Frage kurzangebunden.
"Ein altes und ehrwürdiges Haus," kommentierte Músab. "Eins herrschten deine Vorfahren über ein Reich, das sogar bis an die Grenzen des Landes von Kush reichte - dem Vorgänger Kermas. Mich interessiert, was du von Malik Qúsay hältst, werte Narissa. Du hattest nach dem Ende des Majles einige Fragen an ihn. Bist du zufrieden mit seiner Wahl?"
"Fürs Erste schon," gab Narissa zurück, doch sie hielt sich weiterhin bedeckt. "Es wird sich zeigen ob die Wahl gerechtfertigt wird."
Músab nickte erneut, offenbar zufrieden mit dieser Antwort. "Qúsays Aufstieg bedeutet großen Umsturz und Veränderungen. Ein Krieg wird kommen. Und ich bin nun gezwungen, gegen meine eigenen Verwandten zu kämpfen. Dies sind wahrlich finstere Zeiten."
"Gegen Eure Verwandten? Wie das?" fragte Beregond.
"Meine Großmutter entstammt der Linie der Sûladaniden," erklärte Músab. "Der Sultan von Harad ist mein Vetter zweiten Grades."
Als Músab Sûladan erwähnte bemerkte Aerien, wie Narissa sich beinahe unmerklich anspannte. Und da fiel ihr wieder ein, was ihr das Mädchen am Abend zuvor im Geheimen anvertraut hatte: Sie war die Tochter Sûladans.
"Und dennoch steht Ihr nun auf Qúsays Seite," stellte Beregond fest. "Wie kommt es dazu?"
"Der Feind, der bei dem Überfall entkam, war der vorherige König Kermas - mein Bruder Kashta. Und er ist ein Diener Saurons. Durch seinen Sturz stellte sich Kerma offen gegen den Herrn von Mordor. In Qúsay haben wir den Verbündeten gefunden, den wir brauchen, um gegen unsere Feinde zu bestehen."
Beregond nickte verstehend. "Nun, das ergibt Sinn. Ich hoffe, Euer Land ist gut geschützt."
"Ich wäre ein schlechter König wenn ich nicht dafür gesorgt hätte," sagte Músab mit einem Lächeln.

Eine Pause entstand. Ehe sie das Gespräch fortsetzen können betraten zwei Männer den Raum. Einen der beiden hatte Aerien in nur allzu guter Erinnerung: es war jener, der sie am Vortag grob angegangen hatte. Neben ihm stand ein jüngerer Mann, der Músab so ähnlich sah, dass Aerien eine nahe Verwandschaft vermutete. Músab bestätigte dies als er sagte: "Dies ist mein Sohn und Erbe Tamal. Er kehrt von einem wichtigen Auftrag zurück. Wir werden später darüber sprechen, mein Sohn. Warte im Kartenraum auf mich."
Tamal nickte, deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum wieder, gefolgt von Alára. Músab erhob sich und sagte: "Ihr seid herzlich eingeladen, die Nacht unter meinem Dach zu verbringen."
Ehe Aerien sich überlegen konnte, wie sie möglichst höflich ablehnen könnte kam ihr Narissa bereits zuvor und sagte: "Vielen Dank, Euer Hoheit, doch dafür fehlt uns die Zeit. Wir haben noch einige Dinge zu erledigen, die nicht warten können."
"So ist es," bestätigte Beregond, dem nicht entgangen war, wie vorsichtig die beiden Mädchen Músab gegenüber waren.
"Ein andermal vielleicht," fügte Aerien höflich hinzu.
"Ein andermal," wiederholte Músab lächelnd und zog zwei Beutel hervor. "Dies sind meine Geschenke an die Damen." Er legte die Beutel auf den Tisch und schob sie ihnen zu. Dabei war zu hören, dass sie voller Münzen waren. Ein Diener trat heran und legte zwei Dolche dazu. "Feine kermische Arbeit," kommentierte Músab. "Mögen sie euch auf euren Reisen beschützen."
"Vielen Dank," sagte Narissa und ließ die Geschenke in ihrer Tasche verschwinden, nachdem sie Aerien ihren Beutel gereicht hatte. Er war schwerer, als sie vermutet hatte. Beregond erhielt ein Schwert, das den Dolchen glich und offenbar von der gleichen Machart war. Auch er bedankte sich bei Músab und machte eine Verbeugung.

Sie verabschiedeten sich von König Músab, der sie herzlich einlud, ihn in seinem Königreich Kerma zu besuchen. "Ich kehre bald in meine Heimat zurück, um Vorbereitungen für den Krieg zu treffen. Ihr werdet mir dort stets willkommen sein," sagte er. Sie bedankten sich für das Essen, die Geschenke und die Einladung und verließen die kermische Residenz auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und auf den Straßen kehrte etwas mehr Ruhe ein. Aerien atmete innerlich auf, da sie den Abend einigermaßen gut überstanden hatte. Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg zur Herberge.
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Verrat
« Antwort #37 am: 13. Dez 2016, 12:04 »
"Was haltet ihr von diesem König?", fragte Narissa, während sie langsam durch die nächtlichen Straßen zu ihrer Herberge zurückgingen. "Er schien mir ziemlich misstrauisch zu sein, was dich angeht, Aerien", fügte sie hinzu, während sie unbewusst einen Blick über die Schulter warf. Niemand schien ihnen zu folgen.
"Dabei sieht man euch beiden doch eindeutig an, dass ihr aus Gondor kommt - Jedenfalls seid ihr bestimmt keine schwarzen Númenorer." Sie lächelte, und ihr entging vollkommen der unbehagliche Blick, den Beregond und Aerien bei ihren letzten Worten tauschten.
"Qúsay sollte ihn auf jeden Fall im Auge behalten", erwiderte Beregond. "Selbst wenn König Músab es ernst meint, seine Verwandschaft mit Suladân machen ihn oder zumindest seine Familie zu einem Risiko."
Narissa zuckte innerlich zusammen, und protestierte: "Ich denke nicht, dass man jemanden nur wegen einer zufälligen Verwandschaft verdächtigen sollte." Neben ihr lächelte Aerien, die ja über ihre Beziehung zu Suladân im Gegensatz zu Beregond Bescheid wusste, in sich hinein. "Es ist nicht wichtig, mit wem man verwandt ist", warf sie schließlich langsam ein, und diesmal entging Narissa Aeriens nachdenklicher Blick nicht. "Es kommt nur darauf an, was man aus sich selbst macht." Vielleicht hatte Aerien ja in Gondor selbst Verwandte, auf die sie nicht allzu stolz war - und vielleicht war das der Grund, warum sie sich auf eine solche Mission begeben hatte. Ganz gleich was der Grund war, Narissa war froh, dass sie es getan hatte. Sie hatte sehr lange keine Freundin gehabt, mit der sie das Gefühl hatte über fast alles reden zu können - nicht seit Yana damals in Qafsah.
Für einen Augenblick schweiften Narissas Gedanken zu ihrer Kindheitsfreundin ab, und sie fragte sich, was wohl aus Yana geworden sein mochte. Ob sie immer noch in Qafsah lebte? Und ob ihr Vater noch immer seinen kleinen Laden hatte? Narissa zwang sich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren, denn Gedanken an Qafsah brachten auch schmerzhaftere Erinnerungen mit sich.
"König Músab sieht allerdings nicht schlecht aus", sagte sie um sich abzulenken. "Allerdings etwas zu alt für meinen Geschmack, ich würde da eher seinen Sohn vorziehen. Und wie es aussieht, hat er ja sogar númenorisches Blut." Narissa zwinkerte Aerien zu, die leicht errötete, und Beregond schmunzelte.
"Anscheinend habt ihr zwei gestern ein paar interessante Dinge besprochen", sagte er.
"Ziemlich interessante Dinge", gab Narissa zurück, und kicherte als sie hinzufügte: "Sogar ein paar über euch."
Aerien versetzte ihr einen spielerischen Schlag gegen den Arm, und Beregond zog eine Augenbraue in die Höhe. "Über mich? Das müsst ihr mir dringend erzählen." Er drückte die Tür der Herberge, die sie inzwischen erreicht hatten, auf, und gemeinsam betraten sie den schwach erleuchteten Schankraum.
"Ich glaube, darüber wäre Aerien nicht sonderlich erfreut, denn..." Sie wurde unterbrochen, als ein in einen schwarzen Mantel gekleideter Mann bei ihrem Anblick ruckartig vom seinem Tisch aufstand, und Aerien ansprach: "Azruphel Belkâli! Was tust du denn hier?"

Auf Aeriens Gesicht malten sich Schock und eine Spur Angst, sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Langsam sickerte in Narissas Verstand die Erkenntnis ein, dass der Mann Adûnaisch gesprochen hatte, Aerien zu kennen schien, und sie mit einem Namen angesprochen hatte, der irgendeine verborgene Erinnerung in Narissa berührte.
"Aglazôr... ich..." Aerien stockte, und warf Narissa einen besorgten Blick zu. "Habt ihr sie gerade... Azruphel genannt?", brachte Narissa hervor. Irgendwie schien ihr Verstand langsamer zu arbeiten als sonst. Ein Teil von ihr hatte längst begriffen, womit sie es zu tun hatte, doch ein anderer Teil weigerte sich standhaft, es zu verstehen.
"Natürlich, das ist doch ihr Name", erwiderte der Mann im Tonfall der Verwunderung, und Narissa warf Beregond einen Blick zu. Zu ihrer Verwirrung zeigten sich auf dem Gesicht des Gondorers weder Überraschung noch Schock.
Er hat es gewusst, schrie eine Stimme in ihrem Kopf, und aus einem Winkel ihrer Erinnerung fügte sich das letzte Teilchen in das Bild ein. Sie erinnerte sich, wie ihr Großvater ihr die Geschichte der Turmherren erzählt hatte, an Atanar den Schwarzen und seine Frau Azruphel - eine schwarze Númenorin aus Mordor.
"Du kommst nicht aus Gondor", sagte sie langsam, und der letzte Rest Farbe wich aus Aeriens Gesicht. Narissa wich einen Schritt zurück, dann noch einen, und legte die Hand auf den Griff ihre Dolches - Ciryatans Dolch, durch den der Legende zufolge mehr als ein schwarzer Númenorer sein Leben verloren hatte. "Du kommst aus Mordor." Inzwischen flüsterte sie beinahe. "Was hattest du vor, mich einwickeln und dann an Suladân ausliefern? Mich benutzen um Qúsay zu ermorden?"
Aerien machte eine Bewegung in ihre Richtung, und sofort wich Narissa einen weiteren Schritt zurück und zog ihren Dolch. "Lass mich in Ruhe!"
In ihrem Kopf flüsterte eine leise, hämische Stimme: Närrin, Närrin, Närrin.

Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, fuhr Narissa herum, stieß die Tür mit einem kräftigen Fußtritt auf und lief in die Nacht hinaus. Sie umrundete die Herberge, stürmte in den Stall und zog Grauwind am Halfter hinaus. Dann schwang sie sich auf den Rücken der Stute, beugte sich über ihren Hals und flüsterte ihr ins Ohr: "Bring mich weg aus dieser Stadt." Narissa stieß Grauwind die Hacken in die Flanken, das Pferd machte einen Satz nach vorne und galoppierte los, wobei Narissa keine Rücksicht auf die wenigen Leute nahm, die noch auf den Straßen unterwegs waren.
Als sie eines der Stadttore, sie wusste nicht, welches, durchquerte, spürte sie, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen - Tränen der Wut, Enttäuschung, und des Verrats. Kurz stand ihr Aeriens bleiches, schockiertes Gesicht vor Augen, doch sie vertrieb das Bild rasch wieder. Sie wollte nur so weit wie möglich fort von hier und Aerien - nein, Azruphel, ihre sogenannte Freundin - niemals wiedersehen.

Narissa fort aus Aín Sefra
« Letzte Änderung: 13. Dez 2016, 18:54 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Der Sandläufer
« Antwort #38 am: 13. Dez 2016, 14:37 »
"Narissa, warte!" rief Aerien, die endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte. Doch es war längst zu spät. Als sie die Tür durchquert und die Straße erreicht hatte konnte sie nur noch zusehen, wie Narissa auf dem Rücken ihres Pferdes davonpreschte.
"Ich wollte dich warnen," sagte Beregond behutsam und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich hatte schon geahnt, dass Narissa dein Geheimnis irgendwann herausfinden würde. Du hättest es niemals für immer verheimlichen können."
"Aber ich hätte es ihr selbst sagen sollen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben und sie mir mehr vertraut hätte," gab Aerien verbittert zurück. Obwohl sie Narissa nur zwei Tage gekannt hatte fühlte sich der Verlust überraschend schmerzhaft an. Ihre Gedanken fanden rasch den Schuldigen: den Mann, der sie verraten hatte als er Aerien mit ihrem wahren Namen angesprochen hatte.

Zornig kehrte sie ins Innere des Gasthauses zurück, wo Aglazôr noch immer bei dem Tisch stand, an dem er gesessen hatte als er Aerien entdeckt und enttarnt hatte.
"Azruphel, was ist denn los?" fragte er leise auf adûnâisch, als sie zurückkehrte.
"Du Narr hast meine Tarnung auffliegen lassen," warf sie ihm wütend vor. "Was bei allen Sternen tust du hier in Ain Séfra, Onkel?"
"Dasselbe könnte ich dich fragen, meine Liebe - um genau zu sein habe ich dir diese Frage sogar bereits gestellt."
"Zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt," zischte Aerien.
"Weiß dein Vater, dass du hier bist?" fragte Aglazôr wachsam. "Ich war einige Jahre nicht in Durthang, doch ich vermute nicht, dass sich mein Bruder in meiner Abwesenheit allzu sehr verändert hat." Er musterte Aerien nachdenklich und schien seine Schlüsse zu ziehen. "Du warst schon immer mehr als das brave Mädchen und die anmutige Hofdame, die du zu sein vorgabst, Belkâli(1). Der Name steht dir, wirklich. Du wirst eines Tages noch die Schönheit deiner Mutter übertreffen. Doch unter dieser Fassade lauert ein abenteuerlustiger Geist, wie ich jetzt erkenne. Du bist aus Mordor geflohen, nicht wahr?" Aerien gab keine Antwort, doch ihr Schweigen schien ihrem Onkel zu genügen. "Also ist es wahr. Das erklärt, weshalb vor wenigen Tagen ein Auftrag an mein Ohr drang, nach einer Verräterin in unseren Reihen Ausschau zu halten." Er warf einen raschen Blick auf Beregond, der sich wachsam bereit hielt und abzuwarten schien, wie sich das Gespräch zwischen Aerien und ihrem Onkel entwickeln würde. "Deiner Begleitung nach bist du nach Gondor gegangen. Stehst du jetzt im Dienst der Herren des Westens? Ich hoffe, sie bezahlen dich gut."

Aerien erinnerte sich, dass ihr Onkel in ihrer Familie keinen guten Ruf hatte. Er und sein Sohn Karnûzîr hielten sich nur selten in Mordor auf sondern durchstreiften die weiten Länder im Süden ohne jemals irgendwo einen festen Wohnsitz zu nehmen. Aglazôr hatte bei den Haradrim sogar eine Frau gefunden. Zwar stand er nominell noch immer in Saurons Diensten, doch damit hatte er es schon immer nicht allzu genau genommen. Aglazôr war ein Mann, dessen Loyalität stets käuflich gewesen war - und er verkaufte seine Informationen und seine Fähigkeiten stets an den Meistbietenden.
"Das geht dich nichts an," gab Aerien also zurück und zog den Geldbeutel hervor, den sie von König Músab erhalten hatte. "Hier. Das sollte genügen, um dein Stillschweigen über die Angelegenheit zu wahren. Du hast mich nicht gesehen und du weißt nicht, wo ich bin. Verstanden?"
Aglazôr wog den Beutel einen Augenblick in der Hand, dann öffnete er ihn und ließ einige der Münzen auf den Tisch fallen. Seine Augen weiteten sich ein wenig als er sie genauer untersuchte. "Beeindruckend. Das sind echte kermische Münzen. Du scheinst mächtige Freunde zu haben, Azruphel." Er nickte und steckte das Geld ein. "Also gut. Du hast mein Wort - ich beginne bereits zu vergessen, dich überhaupt getroffen zu haben."
Aerien wusste, dass ihr Onkel sein Wort halten würde. Wenn es eine Konstante in seinem Leben gab, dann war es hartes Geld. Einmal bezahlt galt ein Vertrag bis zu seiner Erfüllung.
"Wo hast du das her?" fragte er neugierig.
"Vom König von Kerma. Er ist auf der Suche nach Informationen darüber, wer seine Mutter ermordet hat. König Músab hat die schwarzen Númenorer im Verdacht. Weißt du etwa etwas darüber?"
Aglazôr deutete ein verschlagenes Lächeln an. "Möglich. Es ist gut zu wissen, dass Músab von Kerma bereit ist, für Informationen gut zu bezahlen. Vielleicht sollte ich ihm einen Besuch abstatten."
"Tu, was du nicht lassen kannst," sagte Aerien gleichgültig.
"Oh, das werde ich, meine Liebe. Ich hoffe, unser nächstes Wiedersehen erfolgt unter... besseren Umständen."
"Wir werden sehen," sagte Aerien. Aglazôr nickte ihr zu und eilte hinaus.

Beregond ließ sich ihr gegenüber am Tisch nieder und setzte eine mitfühlende Miene auf. "Das... hätte besser laufen können," kommentierte er und meinte offensichtlich die Art und Weise, wie Narissa von Aeriens wahrer Herkunft erfahren hatte. Aerien wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Ein Teil von ihr hatte sich immer gewünscht, Narissa die Wahrheit sagen zu können, doch ihre Befürchtungen über die Reaktion darauf hatten sich soeben bewahrheitet. Sie hatte den Verlust vermeiden wollen... doch er war durch Pech erzwungen worden."
"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Beregond," sagte sie und unterdrückte die Tränen, die in ihr aufstiegen. "Narissa ist fort... für immer."
"Du wirst bestimmt neue Freunde finden," versuchte der Gondorer sie zu trösten.
"Mein Geheimnis wird immer zwischen uns stehen," stellte Aerien traurig fest. "Der Schatten Mordors liegt auf mir. Es war dumm von mir, zu glauben, dass ich ihn abschütteln könnte. Es war dumm, hier her zu kommen. Ich sollte nach Hause zurückkehren... und mich dem Zorn des Gebieters stellen."
"Tu nichts unüberlegtes, Aerien," sagte Beregond mit Sorge in der Stimme. "Du kannst nicht mehr zurück nach Mordor. Man wird dich töten - wenn du überhaupt soweit kommst. Die Waldläufer Ithiliens bewachen die Furten des Poros, schon vergessen?"
"Und noch hast du meinen Vater nicht von deiner Aufrichtigkeit überzeugt," sagte Serelloth, die wie aus dem Boden gewachsen neben Aerien aufgetaucht war.
"Ich nehme an, du hast alles mitangesehen?" fragte Aerien nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte.
"Nein, nur das Ende. Wer ist der Mann, mit dem du gesprochen hast?" wollte Serelloth wissen und setzte ihre Kapuze ab. Verwuschelte Haarsträhnen quollen darunter hervor, und sie warf sie lässig über ihre Schultern.
"Das war mein Onkel, Aglazôr Sandläufer."
"Noch ein schwarzer Númenorer?"
"Nun... er selbst hat einmal gesagt, dass er sich eher als "grau" bezeichnen würde. Aber wenn er eine Farbe haben würde, wäre es eine Mischung aus Silber und Gold. Denn nur dafür lebt er: Geld und Reichtum," erklärte Aerien.
"Und deswegen konntest du sein Schweigen erkaufen," folgerte Serelloth. "Nun, dazu sage ich: Glück im Unglück. Sieh mal, Aerien, es hätte viel schlimmer kommen können. Immerhin weiß keiner in Mordor, dass du hier bist. Narissa war nett, aber auch irgendwie seltsam, findest du nicht? Du hast doch gesehen, was sie mit den Männern gemacht hat, die ihr gestern Abend aufgelauert hatten. Und da war sie sturzbetrunken! Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wozu sie im nüchternen Zustand fähig ist." Aerien wollte widersprechen, doch sie musste zugeben, dass Serelloth zumindest teilweise recht hatte.

Beregond, Aerien und Serelloth verbrachten den Rest des späten Abends damit, im Schankraum des Gasthauses am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Aerien war klar, dass die beiden versuchten, sie auf andere Gedanken zu bringen, doch sie ließ es geschehen. Teilweise funktionierte es sogar und sie hörte gespannt zu, wie die Gondorer ihr Geschichten vom verborgenen Widerstand in Ithilien und vom Aufstand in Minas Tirith erzählten. Doch wieder und wieder kam ihr das in den Sinn, was Narissa ihr wütend an den Kopf geworfen hatte: Lass mich in Ruhe. Du kommst aus Mordor. Lass mich in Ruhe.
Endlich wurde es Zeit, ins Bett zu gehen. Aerien konnte es kaum erwarten, durch Schlaf Ruhe in ihren Gedanken zu haben, was ihr glücklicherweise rasch gewährt wurde.



(1) adûnâisch "hübsche junge Frau"
« Letzte Änderung: 20. Jan 2017, 12:44 von Fine »
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Die Mission
« Antwort #39 am: 13. Dez 2016, 21:26 »
Mitten in der Nacht schreckte Aerien aus dem Schlaf auf. Sie setzte sich ruckartig im Bett auf, schwer atmend. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie einen schlechten Traum gehabt hatte, oder was sie geweckt hatte. Sie spitzte die Ohren und hielt den Atem an: doch da war nichts bis auf die leisen Geräusche der Stadt, die durch das offene Fenster drangen. Sie hörte den regelmäßigen Atem zweier Lebewesen: Beregond, der in dem großen Sessel eingenickt war, und Sedh-heleth - die Katze hatte sich auf einem großen Kissen bei Aeriens Füßen zusammengerollt. Doch irgendetwas stimmte nicht. Aerien konnte geradezu spüren, dass Gefahr in der Luft lag. Langsam und vorsichtig tastete sie nach dem kermischen Dolch, der unter ihrem Kopfkissen lag... doch da legte sich eine Klinge an ihren nackten Hals.
"Sehr gut, Mädchen. Du bist wachsamer, als ich es dir zugetraut habe."
Die Stimme kam Aerien nicht bekannt vor. Sie war weiblich, volltönend und von einer gewissen Tiefe. Aerien wagte nicht, sich zu bewegen, doch ihre Hand verharrte am Griff des Dolches.
"Hab' keine Angst. Ich bin nicht hier, um dir deine hübsche Kehle aufzuschlitzen. Wäre dein Tod mein Ziel gewesen wärst du gar nicht erst aufgewacht. Du entstammst zwar dem Land des großen Feindes meines Ordens... doch du bist kein Feind. Du hast dich abgewandt."
"Wer seid Ihr, und was wollt Ihr von mir?" verlangte Aerien leise zu wissen.
Anstatt einer Antwort nahm Aerien eine Bewegung am Rand ihres Sichtfeldes wahr. Eine hochgewachsene Frau erschien an ihrer Bettseite, ein langes gebogenes Schwert in der Hand, dessen Klinge keinen Millimeter von Aeriens Hals abwich. Die Frau trug weiße Gewänder und schien ungefähr im selben Alter wie Aeriens Mutter zu sein - genau konnte sie es jedoch nicht sagen.
"Ich bin Elyana. Narissa hat dir nichts von mir erzählt, nicht wahr?" Die Frau in Weiß wartete nicht auf eine Antwort Aeriens. Stattdessen fuhr sie fort: "Nein, das hat sie natürlich nicht. Dieses Kind ist unglaublich dickköpfig. Und das hat sie nun erneut in Gefahr gebracht. Sie sollte wirklich lernen, auf mich zu hören."
"Narissa?" wiederholte Aerien verwirrt. "Ich verstehe nicht..."
"Nein, du verstehst nicht, ich weiß. Lass es mich dir erklären, Belkâli. Nun schau mich nicht so überrascht an; ich weiß, wer du bist. Mein Orden wurde deiner gewahr, als du die Grenzen dieses Landes überschritten und Harad betreten hast. Und als du nach Ain Sefra kamst, erkannte ich die wichtige Verbindung, die du zum Kind der Zeit - zu Narissa - haben wirst."
Ehe Aerien eine Frage stellen konnte fuhr Elyana fort: "Belkâli! Bist du bereit, für deine Freundin dein Leben zu riskieren? Willst du ihr beweisen, dass du es ernst gemeint hast als du sagtest, dass euch etwas Besonderes verbindet?"
Aerien blinzelte überrascht. Diese Frau schien wirklich über alles Bescheid zu wissen. Doch sie schob ihre Zweifel für den Moment beiseite und traf ihre Entscheidung. "Ich habe es ernst gemeint, und ich vermute, das wisst Ihr bereits, sonst wärt Ihr nicht hier. Meine Antwort lautet Ja. Ich werde... mein Leben für Narissa riskieren, wenn es sein muss." Als sie die Worte ausgesprochen hatte, dachte sie einen Moment über die schwerwiegende Bedeutung nach, doch Elyana riss sie rasch wieder aus ihren Gedanken.
"Sehr gut - du überraschst mich erneut, Belkâli. Du bist tatsächlich nicht nur äußerlich strahlend, wie dein Name schon sagt. Aber genug davon. Da du entschlossen bist, Narissa zu helfen, werde ich dir erklären, weshalb ich hier bin. Narissa ist in Schwierigkeiten geraten - in große Schwierigkeiten. Sieben Leben gingen verloren um sie zu schützen - alle vergeblich. Sie ist in die Gewalt eines äußerst gefährlichen Mannes geraten. Und du bist die beste Chance, die sie noch hat."
"Was ist mit Euch?" wunderte sich Aerien. "Wenn Ihr wisst, wo Narissa ist, warum befreit Ihr sie nicht selbst?"
"Ich habe noch andere Pflichten, Belkâli. Und ich verbrauchte bereits viel von meiner Kraft bei dem Versuch, Narissa vor ihrem Häscher zu schützen. Ich muss mich wieder erholen, bevor ich ihr erneut zu Hilfe kommen kann. Deswegen brauche ich dich. Du musst sogleich nach Westen reiten, immer der Straße nach Umbar folgend, bis du zu einem Hof kommst, der von einem Zaun umgeben ist. Er besteht aus einem Haupthaus und einer Scheune. Dort musst du Narissas Spur aufnehmen. Ich werde dir alle Hilfe zuteil werden lassen, die ich kann... triff mich, sobald du bereit bist, unten an den Stallungen. In der Zwischenzeit werde ich dafür sorgen, dass dein Pferd die Strecke schnellstmöglichst zurücklegen kann."
Die Klinge verschwand von Aeriens Hals und mit einem Wirbeln ihres weißen Gewandes verschwand Elyana aus Aeriens Sichtfeld.

Aerien atmete tief durch und wog für einen Moment die Möglichkeit ab, dass all dies nur ein Traum sein könnte. Doch sie spürte noch immer eine Kälte an ihrer Kehle, wo Elyanas Klinge so lange geruht hatte. Sie zog sich rasch an und stupste Beregond vorsichtig an. Der Gondorer öffnete ein Auge und sah Aerien müde an. "Was ist los? Du solltest schlafen."
"Ich muss gehen, Beregond. Narissa ist in Gefahr." gab Aerien zurück.
"Du kannst nicht gehen. Was wird Damrod dazu sagen? Du würdest alles Vertrauen verlieren, das du bisher aufgebaut hast."
"Ich muss," beharrte Aerien. "Wenn ich Narissa retten kann ist es mir das Vertrauen der Waldläufer wert. Außerdem wird Serelloth für mich bürgen. Sie kann ihren Vater daovn überzeugen, dass ich keine Bedrohung darstelle."
Beregond blickte ihr zweifelnd in die Augen. "Ich verstehe nicht, warum du mitten in der Nacht aufbrechen musst. Das klingt, ehrlich gesagt, ziemlich nach einer dunklen Angelegenheit deiner Verwandten. Es klingt nach Mordor."
Aerien wand sich. "Es ist mir bewusst, wie sich das anhören muss, Beregond. Ich wünschte, die Umstände wären anders. Aber ich habe gerade erst erfahren, dass Narissa in Schwierigkeiten steckt, und habe keine Zeit mehr zu verlieren, wenn ich sie retten will. Ich werde.... ich werde dich irgendwie wiederfinden, wenn ich bei meiner Mission Erfolg hatte. Und dir dann alles erklären."
"Aerien. Ich vertraue dir. Aber ich kann nicht versprechen, dass Damrod das auch tun wird," sagte Beregond und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Wenn du gehen musst, dann geh mit meinen besten Wünschen. Ich hoffe, du weißt, was du tust, Aerien."
Sie nickte. Aerien konnte erkennen, dass sie Beregond in der kurzen Zeit, in der sie sich kannten, auf eine gewisse Art und Weise ans Herz gewachsen war; und sie stellte selbst ebenfalls fest, dass der Gondorer ein guter Freund für sie geworden war; ein Gefährte, den sie nur ungern zurückließ. Doch Beregond hatte Verpflichtungen, denen er nicht einfach entsagen konnte.
"Pass auf dich auf, Beregond," sagte sie.
"Und du auf dich, Aerien Bereneth."

Sie schulterte ihre Habseligkeiten und eilte zum Stall, wo Elyana bereits auf sie wartete.
"Da bist du ja, Belkâli. Ich sehe, dass du noch immer Fragen hast. Doch das wird warten müssen," sagte sie. "Wenn die Zeit reif ist, werde ich dir alles erklären, wenn es Narissa nicht selbst tun wird. Ich habe meinen Orden alarmiert, du wirst also nicht allein sein. Doch du bist jetzt die beste Hoffnung für das Kind der Zeit. Weiche nicht vom Weg ab und zögere nicht!"
Aerien saß auf und Elyana trat ein letztes Mal neben sie. "Der Segen der Schwestern begleitet dich, mutiges Mädchen. Geh nun, und ergreife dein Schicksal. Wir werden uns wiedersehen." Damit wandte die geheinmisvolle Frau in Weiß sich ab und verschwand.
"Jetzt sind nur noch wir beide übrig, nicht wahr?" sagte Aerien zu dem Pferd, das sie den ganzen Weg von Ithilien aus begleitet hatte. Sie verstand nicht genug von Pferden um zu wissen, ob es ein Hengst oder eine Stute war, also beschloss sie, das Tier Karab(1) zu taufen, was "Ross" in ihrer Muttersprache, dem Adûnâischen, bedeutete.
"Auf geht's!" flüsterte sie Karab zu, und preschte in westlicher Richtung davon.


Aerien von Ain Séfra aus nach Westen



(1) adûnâisch "Pferd, Ross, Reittier"
« Letzte Änderung: 14. Sep 2017, 07:18 von Fine »
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Ein Geheimnisvoller Besucher
« Antwort #40 am: 13. Dez 2016, 21:41 »
Nachdem Músab seine Gäste verabschiedet hatte, betrat er wieder seine Residenz. Mit einem einfachen "Hmm" sank er langsam auf dem Stuhl in seinem Arbeitszimmer. Dort hatte sein Berater bereits einige Papiere und Briefe abgelegt, die noch eine Unterschrift von ihm benötigten. Anträge über Steuersenkungen, Truppenverschiebungen und auch politische Aktivitäten wurde in den Briefen gestellt.  Nachdem er die ersten Unterschriften auf das Papier gesetzt hatte, wurde er von einen kurzen Klopfen an der Tür gestört.
"Herein" sagte Músab, der sich jedoch nicht von den Staatsangelegenheiten ablenken ließ.
"Wie war das Gespräch mit deinen Gästen?" fragte Alára, lehnte sich mit verschränkten Armen an die helle Wand und versuchte, einige Blicke über Músabs Kopf hinweg zu erhaschen.
Músab drehte sich zu seinem Bruder und sagte: "Leider konnte ich nicht mehr herausfinden. Trotzdem denke ich, das Mädchen, Aerien, verheimlicht uns noch etwas..." sagte er zu Alára.
"Meinst du?" überlegte dieser.
Músab zögerte und wandte sich wieder den Papieren zu. "Sie war vorhin öfters angespannt, das könnte aber auch an deinem grobes Verhalten liegen." sagte er mit einem Grinsen. Alára lachte eher weniger und berichtete davon, dass Tamal noch immer im Kartenraum auf ihn warten würde.
Músab nickte bekräftigend. "Der Mörder von Mutter wird mit Blut bezahlen, das schwöre ich!" sagte er zu Alára und reichte ihm die Hand. Dieser schlug sofort ein und gab zu verstehen dass er ebenso dachte.

Músab betrat den Kartenraum und fand dort Tamal, Gatisen und Silko bei einer Unterhaltung vor. Als Músab dazu trat, unterbrachen sie das Gespräch.
"Tut mir leid, mein Sohn. Ich habe dich ganz vergessen," entschuldigte Músab sich für seine Verspätung. Tamal nahm die Entschuldigung an und begann über das Treffen mit den verschiedenen Fürsten zu sprechen."Sa'amun von Ta-Mehu hat zugesagt, das alte Bündnis wieder zu schließen. Er bittet jedoch darum,  dass du persönlich zur Unterzeichnung kommst. Dihya war jedoch nicht anzutreffen ... " berichtete Tamal. "Gut - was ist mit den Reichen von Yamama und Najran? Werden sie uns im Kampf gegen die Ashaj unterstützen?" fragte Músab erwartungsvoll.
"Nein. Bislang haben sie kein Interesse an einem Bündnis - vielleicht solltest du selbst nochmal mit ihnen reden. "sagte Gatisen, der gerade einige alte Karten anschaute. Nachdem sie einige Augenblicke über die diplomatischen Angelegenheiten sich unterhielten platzte Alára in den Raum herein.
"Músab, ein Mann bittet um eine Audienz bei dir."
Músab schaute verwundert drein. "Jetzt noch? Sagt ihm, wir werden ihn morgen gerne empfangen." antwortete er und wandte sich wieder den Gespräch zu.
"Músab, er sagte er hätte eventuell wichtige Informationen über den Mörder von Mutter," erklärte Alára. Músab ,der nun hellhörig wurde, entschuldigte sich bei seinem Sohn und seinen Neffen und folgte Alára in den Audienzsaal.

Dort trafen sie einen Mann, der in einem schwarzen Umhang gehüllt war. Die vier Leibwächter Músabs hatten ihre Waffen bereits geschultert, sollte er auf dumme Gedanken kommen.
"Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragte Músab mit gewisser Vorsicht in der Stimme.
"Ich bin Aglazôr, ein Abenteurer, der von dem schändlichen Überfall auf Euch gehört hat. Vielleicht habe ich einige Informationen für Euch - gegen gute Bezahlung versteht sich." sagte der Fremde. Nachdem Alára den Sachverhalt erklärte begann Aglazôr wieder: "Nun, ich denke ich habe durchaus interessante Informationen für euch, jedoch muss die Bezahlung stimmen." sagte er mit einen zweifelhaften Lächeln.
"Also gut - welche Informationen habt Ihr über den Mörder unserer Mutter?" fragte Músab, der neben Alára stand und seine Arme verschränkt hatte. Músab warf einen kleinen Beutel Münzen zu Aglazôr hinüber, der ihn geschickt auffing. "Den Rest gibt es, wenn du uns mehr Details erzählt hast!"
Als der Fremde seinen Mantel öffnete um den neuen Beutel zu verstauen fiel Músab der Geldbeutel auf, den er erst vor kurzen Aerien Bereneth geschenkt hatte. Mit einem Wink zogen die Wachen ihre Waffen und umkreisten Aglazôr.
"Woher habt Ihr diese Münzen?" Aglazôr hob langsam seine Hände" Von meiner Nichte... Azruphel Belkâli von Haus Balákar."
« Letzte Änderung: 13. Dez 2016, 21:45 von Melkor. »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Melkor.

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Auf des Mörders Spur
« Antwort #41 am: 17. Dez 2016, 19:23 »
Beim Wort Balákar wurden Músab und Alára hellhörig.
"Ihr stammt aus dem Haus Balákar?" fragte Alára verwundert. "Dann seid Ihr... Ihr seid einer der schwarzen Numenorer!" Die Wachen traten einen Schritt näher an Aglazôr, die Waffen immer noch auf ihn gerichtet. Dieser schien jedoch nicht eingeschüchtert zu sein, sondern begann, nun ganz genau über seine Herkunf zu berichtent: über seinen Bruder Varakhôr, aber auch über seinen Vater und dessen Schwester.
"Meine Tante Belazîl verschwand eines Tages spurlos, seitdem habe ich sie zu meinem großen Bedauern nie mehr gesehen," sagte der Mann aus Mordor.
Mit einem Wink befahl Músab den Wachen, sich zurückzuziehen. Obwohl der König von Kerma sich unsicher war, ob es eine gute Entscheidung war, erklärte er Aglazôr, dass Belazîl die Mutter von ihm und Alára gewesen war.
"Dann ist sie...  also tot?" fragte Aglazôr ungläubig.
Músab nickte schwer betroffen. "Was wisst Ihr über den Mörder?" wollte der König wissen. "Jede Information könnte uns helfen, ihn aufzuspüren."
Nachdem Aglazôr über einen schwarzen Numenorer in Qafsah berichtete, der mit dem von Músab beschriebenen Täter fast identisch war, hatten sie nun einen neuen, wichtigen Anhaltspunkt gefunden.
"Eure Nichte Azruphel, von der ihr diesen Beutel habt; ist sie noch in der Stadt?" wollte Músab neugierig wissen.
"Ja, ich fand sie in ihrer Herberge vor, in Begleitung einer Frau und eines Mannes," bestätigte Aglazôr.
"Aerien Bereneth!" sagte Músab, der kurz in Gedanken versunken war. 
Aglazôr nickte bestätigend. "Zumindest hat der Mann sie so genannt."
Músab bedankte sich bei Aglazôr für die Informationen und warf ihm einen weiteren Beutel rüber. Aglazôr verstaute den Beutel neben dem anderen, bedankte sich und bot weitere Dienste an. Schließlich verließ er die Residenz.

Auf Befehl Músabs ging eine kleine Gruppe der Wache zur Herberge wo Aerien vermutet wurde. Alára selbst führte den Trupp an. Als sie die Herberge erreichten entdeckten sie den Gondorer namens Beregond, der alleine in der Schänke unter den Zimmern saß.
Alára und zwei Männer betraten die Schänke, der Rest verteilte sich um das Haus herum, falls jemand Versuch zu flüchten unternehmen sollte.
"Seid ihr Beregond von Gondor?" fragte Alára den Mann, der soeben seinen Becher anhob.
Beregond blickte ihn misstrauisch an. "Wer will das wissen?"
"König Músab von Kerma," erklärte Alára. "Er hat einige Fragen an Aerien - oder sollte ich lieber Azruphel sagen?"
Der Gondorer zog eine Augenbraue nach oben. "Aha. Ich verstehe. Aeriens Onkel hat eurem König offenbar einen Besuch abgestattet. Also gut. Es besteht kein Grund, grob zu werden. Am besten gehe ich zu König Músab und erkläre ihm alles. Aber wisst, dass Aerien jetzt ein Feind Mordors ist."

Als die Männer die Residenz erreichten hatten, erklärte Beregond Músab, dass Aerien die Stadt bereits verlassen hatte. "Euer Majestät, Ihr solltet eines über Aerien Bereneth wissen," setzte er an, doch Músab unterbrach ihn scharf.
"Ihr meint wohl Azruphel von den schwarzen Númenorern,[/i]."
Beregond verzog das Gesicht, doch er versuchte erneut, Músab zu beschwichtigen. "Sie hat mit Mordor und ihrer Vergangenheit gebrochen. Es besteht kein Grund..."
"Sie hat mich getäuscht, das ist Grund genug," beendete Músab die Diskussion. "Ich danke Euch für Eure Offenheit, Beregond, Baranors Sohn, doch für heute habt Ihr genug gesagt."
"Bevor ihr geht hätte ich noch eine Bitte an Euch," sagte Músab zu dem Gondorer. "Ihr könnt besser und schneller nach Gondor gelangen als meine Wenigkeit, darum bitte ich Euch um Folgendes: Gebt diesen Brief von mir eurem Vorgesetzten," bat Músab und erwartete eine Antwort von Beregond. Nach einem Augenblick des Nachdenkens nickte dieser zögerlich und nahm den Brief entgegen.
Nachdem Músab und Alára Beregond zum Tor der Residenz begleitet und dort dankbar verabschiedet hatten schickte Músab vier seiner loyalsten Männer auf die Suche nach Aerien.
"Findet sie und bringt sie zu mir, aber unversehrt!" schärfte er ihnen ein. Mit diesen Worten brach die Gruppe von vier Männern in die Nacht hinein auf.
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #42 am: 15. Jan 2017, 21:16 »
Nach dem Majles begab sich Qúsay wieder in Marwans Palas und empfing noch den restlichen Tag lang Einwohner und Gäste der Stadt, die dem neuen Großkönig huldigen wollten.

Am späten Abend des darauf folgenden Tages traf sich Qúsay mit Marwan und einigen seiner Hauptmänner, um über den bevorstehenden Krieg zu beraten. Sie standen in einem Kartenraum im Westflügel des Palas und eine kühle Prise zog durch den Raum, da alle Fenster und Türen offen standen.

„Nun, wie viele Männer werden wir in Ain Sefra mustern können ein schließlich der Sklaven, die sich freiwillig meldeten?“, fragte Qúsay.
„Fünfhundert Mann, vielleicht sogar Eintausend, Herr“, antwortete einer der Hauptmänner, je nachdem wie viele der hier gehaltenen Sklaven und der übrigen Einwohner bereit sind zu kämpfen.“
„Dann haben wir hier also knapp fünftausend Krieger hier versammelt“, fasste Qúsay zusammen. „Wie viele werden bis Ende der Woche hier sein?“

„Vielleicht etwa dreitausend weitere Krieger“, antwortete Marwan. „Hängt davon ab, wie schnell die Meldereiter unserer Fürsten sind.“
„Achttausend also“, erwiderte Qúsay nickend, „Gut. Wenn die Männer gemustert und ausgerüstet sind, werden wir das Heer teilen“, dann wandte er sich an Marwan, „Du wirst die eine Hälfte nehmen und nach Osten ziehen. Versammle die Heere der dortigen Stämme und sichere die Grenze nach Eryan und Khand. Ich werde die andere Hälfte nach Westen führen und versuchen Umbar von Quafsah abzutrennen, Mich dann im Süden mit den Heeren der Kinahhu, Ugaritern, Tamazikhen und den Königreichen im Süden zu vereinen und Umbar einzunehmen. Wenn uns die Götter hold sind, werden wir uns dann vor Quafsah wieder sehen.“

„Umbar wird schwer einzunehmen zu sein“, wandte Marwan nachdenklich ein, „und wenn der Hafen nicht ebenfalls blockiert wird, kann eine Belagerung Jahre dauern.“
„Das stimmt, wir müssen sichergehen, dass die Flotte der Kinahhu jener Umbars gewachsen ist.“ Bei diesen Worten kramte Qúsay eine Schriftrolle hervor und legte sie auf den vor Tisch. Der Text war in einer fremden Schrift und Sprache gehalten, doch die gezeichneten Miniaturen zeigten einer deutliche Sprache, wie Feuerstrahl von einem Schiff auf ein anderes überging.
„Diesen Text habe ich vor Jahren aus der fürstlichen Bibliothek von Umbar mitgehen lassen. Das ist die alte Schrift und Sprache der Númenorer, die ich leider nicht imstande bin zu lesen“, erklärte Qúsay, fügte aber bestimmt hinzu: „Aber, wenn ich die Bilder richtig deute, behandelt dieser Text die Herstellung und Verwendung von Seefeuer. Und außerdem, wie man Maschinen baut um es auf Schiffen und an Land zu benutzen. Mit diesem Wissen könnten wir die umbarische Flotte zerstören.“

„Nun gut Qúsay, selbst wenn es so ist, wie du sagst“, sprach Marwan zweifelnd, „dies bringt uns wenig, wenn wir nicht lesen können, was dort steht.“
„Dann brauchen wir einen Dunklen Númenorer, der uns dies übersetzt“, antwortete Qúsay.

Sie wurden durch einen Krieger unterbrochen, der an die offen stehende Tür klopfte. Qúsay winkte ihn herein und bat ihn zu sprechen. „Meine Herren“, sagte dieser mit einer leichten Verbeugung, „die ersten Berichte unserer Späher sind eingetroffen.“ Dabei reichte er Marwan einige Papyri, die dieser annahm und sofort eindringlich studierte. Kurz darauf ließ er ein verärgertes Seufzen hören. „Ein Söldnerheer der Toquz zieht einige Meilen südwestlich von hier in Richtung Quafsah.“
„Wie viele Krieger?“, fragte Qúsay besorgt. „Fünftausend, alle auf Pferden wie es scheint“, antwortete Marwan.
Qùsay ließ beunruhigt Luft aus seinem Mund entweichen. „Wenn dazu auch nur die Hälfte von Súladans Heer stößt, sind wir selbst mit Achttausend deutlich in der Unterzahl, und wenn sie alle beritten sind, werden wir sie nicht abfangen können, bevor sie Quafsah erreichen“, überlegte Qúsay laut, „gibt es auch gute Nachrichten?“ „Nur bedingt“, antwortete Marwan und laß von einem weiteren Papyrus. „Eine karlukische Sklavenkarawane aus Khand, wird wohl in zwei Tagen hier ankommen. Sie scheinen wohl einige hundert Sklaven aus dem Norden mit sich zu führen.“
„Gut, wenn sie ankommen, werden wir diese Sklaven alle aufkaufen. Das werden wir mit jedem Sklavenhändler, der hier in den kommenden Tagen einkehrt, machen. Dann rüsten wir diese Sklaven aus und setzten sie als Ghilmanen ein, falls sie nicht freiwillig kämpfen wollen. Besser als nichts“, schloss Qúsay und sah nach draußen. Es wurde merklich dunkler. „Nun denn, wir werden morgen mit den Fürsten im Thronsaal beraten. Für heute sei es genug.“

Mit diesen Worten verabschiedete Qúsay seine Hauptmänner und wünschte ihnen, „Gute Nacht“ und ging dann selbst schlafen.
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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #43 am: 22. Jan 2017, 17:39 »
Am nächsten Tag begab sich Qúsay zum Thronsaal, denn dort sollte der Kriegsrat abgehalten werden. Alle Fürsten des neuen Reiches waren dem Aufruf gefolgt und füllten langsam die Reihen an den Seiten des Thronsaals, während Qúsay selbst auf dem Thron Platz nahm. Als die Reihen gefüllt waren erhob sich Qúsay und begann zu sprechen: „Willkommen, werte Fürsten. Die Stunde des Kampfes rückt näher. Unsere Späher haben gestern ein Heer der Toquz gesichtet, das auf dem Weg nach Quafsah ist. Wie die meisten von euch wissen, bezahlt Súladan schon seit langer Zeit Söldner aus Khand um für ihn zu kämpfen und seine Armee zu vergrößern. Unsere Späher gehen, davon aus, dass sein Heer bereits in fünf Tagen Aín Sefra erreichen kann. Das heißt wir müssen dann bereit sein, sie gebürtig zu empfangen.“
„Suladans Hunde werde ich liebend gern mit meiner Klinge begrüßen“, kam es von Madher aus der Reihe der Fürsten zu Qúsays Linken, gefolgt von einem Lachen, das Reihum ging.
„Daran habe ich keinen Zweifel, Madher!“, erwiderte Marwan, der in den Reihen zu Qúsays Rechten saß, und mahnte dann: „Suladans Heer hat zwar in Gondor herbe Verluste hinnehmen müssen, dennoch sollten wir ihn nicht unterschätzen. Súladans Land um den Harduin kann eine große Bevölkerung und damit eine große Armee versorgen und er kann damit viele Söldner bezahlen.“
„Das sind keine guten Nachrichten“, sagte Músab bedacht. „Welche Pläne habt ihr bislang gemacht?“
„Nun, wir werden so viele Männer bewaffnen wir möglich, und die Verteidigungsanlagen der Stadt ausbessern und verstärken, das ist alles, was wir derzeit tun können. Wenn wir genaueres über die Zusammensetzung des feindlichen Heeres wissen, können wir erst konkrete Schritte einleiten“, antwortete Qúsay.

Gemurmel ging durch die Reihen. „Bleibt Ruhig!“, erbat Qúsay mit gebieterischer Stimme und sofort wurde es wieder still, „als wir uns vor dem Krieg trafen und diese Verschwörung, ja diese Rebellion beschlossen, wussten wir, dass es nicht einfach werden würde. Súladan und Hasael zusammen haben das größte Heer und die größte Flotte Harads. Die Zahlen sprechen gegen uns. Doch wann haben wir uns schon allein auf die Zahlen verlassen? Súladans Hauptleute haben den militärischen Verstand von Ziegen.  Sie können keinen Pfeil von einer Lanze unterscheiden. Ich sage euch dass unsere Feinde ungeachtet ihrer Zahl vor unseren Klingen sein werden wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt wurden. Wenn Súladans Heer hier ankommt werden wir sie schlagen.“

Ein Johlen und Applaudieren ging von den Reihen aus, während einige riefen „Gut gesprochen!“ Als sich die Fürsten wieder beruhigt hatten ergriff Ahaziah das Wort: „Nun, da ihr es selbst angesprochen habt, wie gedenkt ihr gegen die Flotte Umbars vorzugehen? Selbst wenn wir all unsere Handelsschiffe zu Kriegsschiffen umrüsten, könnten wir niemals die Schlagkraft aufbringen um die Flotte Umbars zu besiegen. Aber ihr habt einen Bund mit Gondor geschlossen, heißt es, und deren Schiffen wäre denen Umbars gewachsen. Werden wir von Gondor in dieser Hinsicht Hilfe erwarten können?“

„Unser Vertrag sieht gegenseitige Unterstützung vor, doch weiß ich nicht ob und wie viele Schiffe Gondor uns schicken kann“, erklärte Qúsay, „doch gibt es einen Weg, dass wir gegenüber den Umbarischen Schiffen einen Vorteil erhalten.“ Wieder zog Qúsay das Pergament, dass er bereits am Vortag seinen Hauptleuten und Marwan gezeigt hatte hervor. „Dieser Text ist in der alten Sprache der Númenorer geschrieben, einer Sprache, die heute nur noch von wenigen gesprochen wird, vor allem aber von denen, die als Dunkle Númenor bezeichnet werden. Die Miniaturen auf diesem Pergament zeigen eindeutig die Verwendung von Seefeuer. Wenn wir diese alte Technik meistern könnten, hat die Flotte Umbars keine Möglichkeit uns zu widerstehen. Wir brauchen nur jemanden, der uns den Text übersetzt.“
"Ich könnte dort Abhilfe schaffen" meldete sich Músab erneut zu Wort
Qúsay sah den Kermer verwundert an, „Wie das?“, fragte er schließlich.
Músab warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu. "Ich habe viele Fertigkeiten, von denen Ihr noch nichts wisst, Malik."
„In Ordnung“, sagte Qúsay, ging zu Músab und reichte ihm das Pergament, „übersetzt den Text und teilt eure Erkenntnisse den Kinahhu mit.“
Nachdem Músab das Pergament entgegengenommen hatte kehrte Qúsay zu seinem Thron zurück und erklärte den Kriegrat an diesem Tag für beendet.
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Re: Aín Sefra - In der Stadt
« Antwort #44 am: 28. Feb 2017, 15:47 »
Am nächsten Tag kam, wie von Marwan vorausgesagt, eine Sklavenkarawane in der Stadt an. Die etwa zweihundert Wachen und Krieger der Karluken führten und bewachten etwa eintausend Sklaven, Frauen und Männer, die meisten im Alter zwischen 16 und 30 Jahren und zumeist aus den Norden, Thal, Dorwinion und Rhûn mit sich.
Auf dem Marktplatz trat Qúsay, in Begleitung von Marwan und einigen Kriegern, dem Sklavenhändler entgegen. Dieser war etwas kleiner als Qúsay, seine Haut war von der Sonne braun gebrannt und faltig und die Augen wie bei den meisten Menschen Khands zu Schlitzen verengt. Sein Haar war schwarz, an einigen Stellen jedoch schon grau. Als er Qúsay erblickte verbeugte er sich und sprach: „Oh eure Hoheit, wie kann euch der ehrliche Berke zu diensten sein?“
„Nach königlichem Erlass habt ihr dem Malik Qúsay bin Nazir all eure Sklaven zu übereignen“, antwortete Marwan, woraufhin der Händler irritiert drein blickte. „Ihr werdet natürlich angemessen entschädigt: Zwanzig Schekel Silber für einen jeden eurer Sklaven.“
„Zwanzig Schekel?“, stieß Berke erschreckt hervor, „diese Sklaven sind erstklassige Ware. In Gortharia habe ich einhundert Schekel bezahlt, und die sind gut das fünffache Wert.“
„Ihr werdet die zwanzig Schekel akzeptieren“, sagte nun Qúsay, und fuhr mit drohender Stimme fort, „andernfalls werden wir eure Waren beschlagnahmen und ihr seht gar kein Geld.“
„Oh, na ja, wenn das so ist. Nun zwanzig Schekel sind ein doch ein billiger Preis, nicht wahr?“, lenkte Berke in einem entschuldigenden Ton ein, „ich akzeptiere euer Angebot.“

Marwan gab seinen Männern ein Zeichen und diese begannen die Sklaven zum Palas zu führen, während einige andere Truhen mit Silber herbeischafften, die zwanzigtausend Silbermünzen oder etwa fünf Talente an Silber insgesamt enthielten. Berke wog das Silber ab und bedankte sich bei Marwan mit einem Handschlag und einem falschen Lächeln.

Zurück im Palas ließ Qúsay die neuerworbenen männlichen Sklaven im Hof versammeln.
„Ich habe euch hier versammeln lassen“, begann Qúsay in der gemeinen Sprache, „weil ich euch vor die Wahl stellen will.“
„Was für eine Wahl sollen wir denn schon haben, Südländer“, erklang es zornig aus der Gruppe und ein rothaariger Mann, von etwa 30 Jahren trat vor, „wir sind eure Sklaven und dazu verdammt euch auf ewig zu dienen, zu eurer Freude und zu der Saurons.“
„Ihr verkennt da meine Absicht, Nordmann“, erwiderte Qúsay, „die Haradrim, die mir folgen sind nicht länger die Diener Saurons, sondern seine Feinde. Und für diesen Krieg, den wir gegen Sauron führen benötigen wir jeden Mann, der fähig ist zu kämpfen. Die Wahl vor die ich euch stelle ist die, ob ihr für mich als freie Mannen oder als Sklaven kämpfen werden.“
Ein Gemurmel ging durch die Reihen und die Sklaven fingen an untereinander zu diskutieren.
Der Rothaarige, schien jedoch wenig beeindruckt und rief erneut: „Dies ändert nichts, ich für meinen Teil sterbe lieber sofort als für einen Haradrim mein Blut zu geben.“

„Dann gebt euer Blut für mich“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme zu Qúsays Linken, und alle Anwesenden blickten dorthin. Thjodbjörg hatte den Hof betreten und die meisten der Sklaven sahen äußerst erstaunt darüber aus. „Thjodbjorg Thjodriks Tochter bin ich, König Brands Schwesterstochter, und Königin der Haradrim“, fuhr sie fort, „wenn ihr nicht einem Haradrim dienen wollt, dann dient stattdessen mir als Huskarl und Vaeringjar.“
Während sie sprach ging sie zu Qúsay herüber und nahm seine Hand. Der rothaarige Mann starrte sie noch für einen Moment verdutzt an, fiel dann auf die Knie, senkte sein Haupt und murmelte: „Meine Herrin.“
„Wie ist dein Name, Nordmann?“`, fragte Qúsay ihn.
„Sigurd Sigmundssohn“, antwortete dieser.
„Erhebe dich, Sigurd“, bat ihn Thjodbjörg, und sprach dann zur versammelten Menge: „Seit ihr bereit einen Eid zu leisten, mir – und meinem Mann – zu dienen, und uns mit eurem Leben zu verteidigen?“
Es dauerte einen Moment, bis sich der erste dazu durchrang, zu schwören, sobald aber der erste seinen Eid abgelegt hatte folgten ihm bald weitere und schließlich hatten alle Anwesenden sich als Gefolgsmänner vereidigt.

Qúsay wies Dirar an, die neuen Krieger mit Rüstung und Waffen auszurüsten und verließ mit Thjodbjörg den Hof.

„Danke“, sagte Qúsay als die beiden durch die Flure des Palas gingen, „aber, ein paar der Wörter die du benutzt hast sind mir nicht bekannt: Was sind Huskarle?“
„Huskarle, so bezeichnen wir in Thal die Leibwache des Königs, wenn du so willst, habe ich dir zu einer Leibwache verholfen“, erklärte Thjodbjörg mit einem Lächeln.

„Du hast mit nie gesagt, dass du mit dem König von Thal verwandt bist“, fragte er wieder, kurz bevor sie ihr Quartier erreichten.
„Du hast nie gefragt“, erwiderte Thjodbjörg neckisch, schritt durch die Tür und zog Qúsay hinter sich her.
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